Vera Lamia von CichAn ================================================================================ Kapitel 1: Veränderung (inkl. Prolog) ------------------------------------- Prolog Zu Beginn meiner Geschichte sollte ich den Lesern vermutlich ein paar Dinge erklären. Denn das was nun folgt ist keine einfache Vampir-Geschichte. Es handelt sich hierbei eher um ein Tagebuch, dass ich selbst verfasst habe. Wer ich bin und… nun ja… was ich bin, werdet ihr im Folgenden erfahren… Jeder hat sicher schon von Vampiren gehört oder von ihnen gelesen. Es gibt viele Varianten von Vampirmythen. Auch wenn einige dieser Geschichten ein Körnchen Wahrheit enthalten, ist das meiste reine Fantasie. Zusammengereimte Halbwahrheiten, die aus der Angst der Menschen vor diesen Wesen entstanden. Welche ich nun zu berichtigen versuche. Es gibt zwei Arten von “Vampiren” in dieser Welt. Zum einen die echten Vampire, sie sind und waren nie Menschen. Echte Vampire werden geboren, nicht erschaffen. Durch ihre Adern fließt kein einziger Tropfen menschlichen Blutes. Menschen neigen dazu Dingen vor denen sie sich fürchten, Schwächen anzudichten. Vermutlich glauben sie ihre Angst dadurch abschwächen zu können. Kreuze, Weihwasser, Sonnenlicht, all diese Dinge sollen Vampiren schaden… doch das tun sie nicht, nicht den echten Vampiren… Auch verliehen die Autoren ihnen in jeder Geschichte ewiges Leben. Was nun wirklich nicht der Wahrheit entspricht. Echte Vampire leben gewiss um einiges länger als Menschen, aber sicher nicht ewig. Nun… eine Sache gibt es jedoch, die ihnen schadet. Und das ist Silber. Wenn ein Vampir verletzt wird, heilt diese Wunde sehr schnell, wodurch es schwierig wird sie zu töten. Aber… wenn man sie mit silbernen Waffen verletzt, heilen ihre Wunden genauso langsam wie die der Menschen und sie hinterlassen Narben. Woran das liegt kann selbst ich euch nicht sagen… Blut. Nun ja, Blut ist etwas das Vampire tatsächlich benötigen. Echte Vampire benötigen jedoch nicht sonderlich viel. Nur etwa einen Liter im Monat und auch wenn sie diese Menge nicht erhalten, zufallen sie nicht gleich zu Staub, sie büßen nur ein paar… wie soll ich es nennen… “Sonderfähigkeiten“ ein. Menschliche Nahrung zu essen, ist für sie kein Problem, es kann sogar eine Zeit lang als Blutersatz dienen. Nun zum letzten und vielleicht entscheidenden Punkt für meine Geschichte. Echte Vampire sind Einzelgänger, es geschieht selten dass sie sich mit Ihresgleichen umgeben, Blutsbande ausgeschlossen. Die Weltaufteilung wie ihr sie kennt, gibt es für sie nicht. Jeder Vampir hat sein eigenes Revier das er in der Not auch bis zum Tod verteidigt. Die Größe dieser Gebiete hängt von der Stärke des jeweiligen Vampirs ab. Wenn zwei echte Vampire aufeinander treffen, gibt es nur zwei Möglichkeiten wie eine solche Begegnung enden kann. Zum einen ein Kampf. Derjenige der überlebt erhält das umkämpfte Gebiet. Nun, ich persönlich halte von dieser Art Machtdemonstration nicht viel. Kämpfe sind meiner Meinung nach, in unserer heutigen Gesellschaft nicht mehr angebracht… Aber alte Gewohnheiten wird man wohl nur schwer los. Die zweite Möglichkeit… nun ja… irgendwie muss die nachfolgende Generation ja entstehen. Auch habe ich schon von Verbindungen gehört die eher freundschaftlicher oder geschwisterlicher Natur waren, aber erst seit kurzem… Wohl auch bedingt durch die moderne Zeit. Sicherlich habt ihr euch bereits gewundert warum immer nur von “echten Vampiren” die Rede ist. Damit komme ich nun zum wohl dunkelsten Kapitel der Vampirgeschichte. Vor sehr langer Zeit stellten die geborenen Vampire fest das ihr Blut aus gewöhnlichen Menschen blutsaugende Bestien machte… Anstatt dafür zu sorgen das dies verhindert wurde, erschufen sie mehr von ihnen und machten sie zu ihren Sklaven. Erst seit kurzen scheinen sie ihren eigenen Willen zu entwickeln. “Vermehren” sich sogar selbst… Diese Monster, die sich Vampire nennen, leben zwar auch um einiges länger als Menschen, aber der Preis dafür ist sehr hoch. Da ihre Körper tot sind, benötigen sie erheblich mehr Blut um ihn erhalten zu können und ihre Gier danach ist wesendlich gefährlicher. Essen und Sonne treiben den Zerfall ihres Körpers voran, daher meiden sie es, auch wenn es sie nicht sofort töten würde. Durch die Geschichten über Vampire geblendet, streben einige Menschen heutzutage sogar freiwillig nach so einem Leben. Ich bin mir sicher, dass das anders wäre wenn sie begreifen würden, was dann aus ihnen wird. Das menschliche Gehirn ist nicht dafür gemacht über jahrhunderte Daten zu sammeln. Mit der Zeit versagt es zunehmend. Sie vergessen ihr Leben als Mensch, diejenigen die sie kannten und liebten… Bis sie schließlich auch vergessen was sie nun sind und was sie zum überleben brauchen. Sie gehen elendig zu Grunde, ihr Körper zerfällt langsam bevor sie letztendlich “verhungern“. Diese widerlichen Wesen mit uns zu vergleichen! Nun, anhand meiner Ausführungen dürfte klar sein was ich bin… Also werde euch nun meine Geschichte erzählen. -- Kapitel 1: Veränderung Ich möchte mit meiner Geschichte an dem Tag beginnen, an dem ich beschloss mein Leben zu ändern. Bis zu diesem Tag, im Sommer 1896 lebte ich, mit meiner Schwester zusammen, im Schloss meines Vaters. Es war ein prächtiges Anwesen im Süden Frankreichs. Lediglich ein paar Weinberge trennten uns vom Mittelmeer. Trotzdem unser Vater sehr streng und unsere Mutter schon geraume Zeit nicht mehr am Leben war, verlebten wir dort friedliche Kindertage. Den Namen und den genauen Standort des Schlosses zu verraten, würde euch nicht viel nutzen, da es heute nicht mehr existiert… An diesem Morgen war ich bereits früh wach, um meinem Vater in seinem Arbeitszimmer einen Besuch abzustatten. Wie nicht anders zu erwarten, war er längst dort. Manchmal bezweifelte ich dass er überhaupt schlief. Ich stand vor dem riesigen Gemälde, das die Komplette Westwand des Raumes einnahm. Die Morgensonne warf ein warmes Licht durch die Fensterfront gegenüber. Ich liebte dieses Gemälde… Ich verbrachte teilweise Stunden damit, in den vielen Details immer wieder Neues zu entdecken. Ich würde sagen das Interesse, mein bisheriges Leben zu ändern, kam bei der Betrachtung dieses Bildes. Denn es war bei weitem nicht gewöhnlich… Es hatte den Maler viele Jahre seines Lebens gekostet… Es zeigte die Welt, mit all ihren Kontinenten, Meeren, Flüssen, Seen und Inseln. Und es zeigte die Aufteilung der Vampir Welt. Länder der Menschen spielten keine Rolle. Der Künstler aktualisierte es gelegentlich. Soweit es mir bekannt ist, war dies die einzige Karte dieser Art. Verzeiht das ich mich so lange damit aufgehalten habe, aber zu wissen das heute nicht einmal mehr Asche davon übrig ist, stimmt mich traurig. Etwas Vergleichbares ist mir bis heute nie wieder begegnet. “Was willst du so früh schon bei mir, William?” Die Stimme meines Vaters war tief und voller Ruhe. Ich drehte mich um, in der Hoffnung ihm ins Gesicht sehen zu können aber ein großer Stapel Bücher, der sich auf dem Schreibtisch befand, versperrte mit die Sicht. Ich beschloss näher an seinen Schreibtisch heran zu gehen. Und tatsächlich, da saß er, auf seinem grünen Thron. Ohne zu mir aufzusehen hatte er seine Frage hervorgebracht. “Was hast du? Du wolltest dir doch sicher nicht nur das Gemälde ansehen?” Ich schüttelte leicht den Kopf. Da er mich immer noch nicht ansah, ergänzte ich ein “Nein, …natürlich nicht.” Er nahm begleitet von einem tiefen Seufzer seine Brille ab. “Nun sprich schon. Ich habe noch zu tun.” Ich wandte mich wieder dem Bild zu. “Ich will die Welt sehen, alle Kulturen der Menschen erforschen, überall hin reisen.”, “Die ganze Welt? Dir ist hoffentlich klar, dass es gefährlich werden kann anderen Vampiren zu begegnen. Dank unserem Bündnis mit den Vampirfürsten Europas ist es möglich gefahrlos durch Europa zu reisen. Wie wäre es damit?”, er setzte seine Brille wieder auf und richtete seinen Blick wieder auf die vor ihm liegenden Papiere. “Ich bin mir sicher das Reisen wird dir mit der Zeit ohnehin langweilig. So bist du wenigstens schneller wieder zu hause.” “Das glaube ich zwar nicht. Aber bitte wenn du es wünschst, bereise ich vorerst nur Europa…”, “Gut. Sag mir bescheid wohin du fährst. Ich werde mich darum kümmern, dass du standesgemäß empfangen und behandelt wirst.” Nun gut… Es war eigentlich eher meine Absicht ihm Bescheid zu sagen, als ihn um Erlaubnis zu fragen. Aber auch wenn er es wünscht, werde ich mich nicht allzu lange in Europa aufhalten. Man könnte sagen dass ich fühlte, dass da draußen etwas auf mich wartet… Etwas das ausschließlich von mir gefunden werden wollte… Etwas… “Werde bloß nicht wie deine Tante.”, bekam ich noch zu hören bevor ich die Tür hinter mir schloss. Wieso eigentlich nicht? Soweit ich mich erinnerte war meine Tante schon seit Jahrzehnten auf Weltreise. Ich bin ihr höchstens ein paar mal im Leben begegnet… Aber sie schien so glücklich zu sein… Und sie erzählte uns jedes mal abenteuerliche Geschichten, von den Dingen die sie erlebt hatte. Ich hätte nichts dagegen so zu sein. Die genauen Ereignisse auf meiner Europareise spielen keine große Rolle, daher “überfliege” ich diesen Teil im folgenden nur kurz. Das wirklich Entscheidende geschah erst als ich Europa verließ… Ich wollte unbedingt nach Griechenland. Die Geschichte und Kultur der Menschen dort zog mich einfach magisch an. Ich habe einmal gehört, dass man am meisten über die Menschen lernt, wenn man sich unter sie mischt. Nun, das war dort nicht sonderlich leicht, weil meine Haut sehr hell, meine Haare blond und meine Augen blau sind. In Frankreich ist das nicht unüblich… Aber das sind nicht gerade Tarnfarben in südlicheren Ländern. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich noch der Meinung, echte Vampire hätten von Natur aus eine helle Haut. Aber der dort herrschende Vampirfürst war von menschlichen Griechen nicht zu unterscheiden. Also waren auch wir in der Lage uns an äußere Begebenheiten anzupassen. Meine Unterkunft hatte einen wunderbaren Blick auf das Wasser des Mittelmeeres. Irgendwo dahinter war Afrika. Afrika an sich faszinierte mich weniger. Mein einziges Ziel dort war Ägypten… Ich hatte in ein paar Büchern meines Vaters gelesen, dass einige Pharaonen Vampire gewesen waren… Sie ließen unglaubliche Bauten von Menschen erschaffen. Grabmähler dessen Gänge unzählige Fallen aufwiesen und angeblich falsche Sarkophage. Was meiner Meinung nach daran lag, dass sie nicht wirklich starben und niemand erfahren durfte, dass ihre Gräber leer waren. Dennoch stand Ägypten nicht sonderlich weit oben auf meiner “Zu besuchen”-Liste. Wo mich in Griechenland noch die Vergangenheit in ihren Bann zog, war es in Italien die Gegenwart. Ich liebte die Feste der Italiener und ihr Essen. Besonders Venedig hatte es mir angetan mit seinem Karneval. Die Menschen hier waren so ausgelassen. Alle Schichten feierten gemeinsam, sie verbargen ihre Herkunft einfach hinter Masken. Aller Stress und alles Schlechte schien für diese Zeit wie ausgelöscht… So etwas kannte ich bis dahin nicht. Von der Stiefelspitze Italiens aus nahm ich dann ein Schiff, das mich bis nach Spanien brachte. Auch hier fand ich vor Lebensfreude scheinbar übersprudelnde Feste… Ob nun ein Stierkampf oder andere Anlässe, jede Veranstaltung zog mich magisch an. Trotzdem der dortige Fürst das nun schon Jahrhunderte lang erlebte, wurde er es nicht leid. Und mir ging es genauso. Vermutlich wundert ihr euch schon, dass es keinerlei Verständigungsschwierigkeiten gibt. Dass liegt daran, dass Vampire neben ihrer Landessprache auch noch so eine Art “Muttersprache” untereinander verwenden, die auf der ganzen Welt gleich ist. Auch wenn das Verständnis durch örtliche Akzente erschwert wird, reicht es aus um zu kommunizieren. Der eigentliche Grund für mich nach Spanien zu gehen, war die Möglichkeit von dort aus mit Hilfe eines Schiffes nach Amerika zu gelangen. Ich verabschiedete mich also von dem dortigen Fürsten und reiste anstatt nach Frankreich über den Pazifik. In dem Moment als ich den ersten Schritt auf die Planken des Schiffes setzte, wusste ich, dass ich frei war. Vater hatte nicht den Mut mir zu folgen, er würde warten bis ich zurückkehrte. Trotzdem ich nun scheinbar frei war, schien immer noch etwas zu fehlen… Dieses Gefühl auf der Suche nach etwas zu sein, wurde mit jedem Schritt den ich tat größer. Und ich schien dem Ziel immer näher zu kommen… Meine Reise führte mich nördlich durch das heutige Kanada. Zurück auf den Eurasischen Kontinent. Denn ein weiteres meiner Hauptziele war Japan… Ich muss gestehen, dass das Versteckspiel anstrengend war… Ein zusammentreffen mit den hiesigen Vampiren hätte höchstwahrscheinlich meinen Tod zur Folge gehabt. Denn ihr solltet wissen, dass ich zwar für eure Begriffe sehr alt aber mein Körper biologisch gesehen, der eines Anfang 20-Jährigen war. Kräfte mäßig war ich den alten Vampiren unterlegen. Und ich weiß nicht ob ich mit ein bisschen Magie meinen Kopf aus der Schlinge hätte ziehen können. Nun gut. Mein Ziel war also Japan, im besonderen Tokyo. Japan befand sich zu dieser Zeit im Wandel, Tokyo wurde zum Regierungssitz des amtierenden Monarchen, der Japan in ein neues Zeitalter führen wollte. Meiji folgte dabei dem Vorbild der USA und den Europäischen Ländern. Trotz dieser doch sehr stark von ihren Ursprüngen abweichenden Einflüsse, schaffte es Japan seine Kultur und Vergangenheit zu pflegen und zu bewahren. Was nur wenigen Ländern im Laufe der Zeit gelang. Diese absoluten Gegensätze faszinierten mich. Aber das war für mich nicht der einzige Grund, hierher zu reisen. Denn von keiner anderen Stadt hatte meine Tante mehr geschwärmt, als von Tokyo. Es waren nun schon 7 Jahre vergangen seit meinem Aufbruch. Wie ich es auch in Europa getan hatte schickte ich immer wieder Briefe nach hause, um meiner Schwester alles zu berichten und meinen Vater zu beruhigen. Im Postamt begegnete ich einem Mädchen, zweifelsohne ein Mensch, dass genau wie ich nicht von hier war. Es kam ursprünglich aus England und da meine Mutter von dort stammte, beherrschte ich auch diese Sprache sehr gut. Ihr Name war Sophie. Sie zeigte mir die Stadt mit all ihren kleinen Wundern, denn sie war glücklich jemanden zu haben der wie sie hier noch fremd war. Eines Abends lud sie mich zu einer Art Bankett ein. Da meine Faszination für Feste immer noch nicht verebbt war, willigte ich mit Freuden ein. Nicht ahnend was dort auf mich zu kommen würde… Ich hoffte auf ein Japanisches Fest, immerhin war ich wegen der Japanischen Kultur hier. Stattdessen fand ich mich auf einem typisch westlichen Bankett wieder… Weder Kleidung, Essen noch Dekoration war japanisch. Ich überlegte kurz, ob es nicht vielleicht doch besser war, auf dem Absatz kehrt zu machen. Als hätte Sophie meine Gedanken gelesen, hakte sie sich bei mir ein und zog mich in den großen Saal. Es wäre wohl auch unhöflich gewesen, sie hier allein zu lassen. Anscheinend sehnte sie sich ein wenig nach ihrer Heimat und ging deshalb gelegentlich auf solche Feste. Ich bot mich an, an der Bar etwas zu trinken zu holen. Als ich mich durch die Menge der Menschen drängte, hatte ich kurz das Gefühl beobachtet zu werden. Ich konnte allerdings nicht sagen von wo und von wem. Als ich auf meine Bestellung wartete, zog etwas am Zipfel meines Jacketts. Neben mir stand ein kleines Mädchen mit langen, blondgelockten Haaren. “Ma.. Majestät… Schnell! Ihr dürft nicht hier sein!”, sie nahm nun meine Hand und zog daran, “Beeilt euch bevor er euch sieht!” Für einen kurzen Moment war ich wie versteinert. Als ich mich wieder gefasst hatte, entzog ich ihr meine Hand schnellstmöglich. “A..aber Majestät…” Ein Vampir! Ein Verwandelter! Was für ein Monster hatte es fertig gebracht ein Kind zu verwandeln?! Es musste aus Frankreich stammen, denn es hatte Französisch gesprochen und hätte mich andernfalls nicht erkannt. Bevor ich das kleine Vampirmädchen fragen konnte, wer mich nicht sehen durfte, tauchte aus der Masse hinter ihr eine Frau auf und zog sie davon. Vermutlich dessen Mutter, auch sie war ein Verwandelter Vampir. Also hatte mich eben tatsächlich jemand beobachtet. Während ich mich umsah, stellte der Barkeaper laut krachend zwei Gläser auf den Tresen, sodass ich zusammenzuckte… -- Am anderen Ende des Saals, eilte ein schlaksig wirkender Mann, in leicht geduckter Haltung, durch die Menschenmengen. Als er fand wen er suchte, rief er aufgeregt: “Meister, Meister! Er ist hier!” Der so betitelte Mann drehte sich zu seinem Diener um. “Das war nicht anders zu erwarten. Aber dass wir uns nun schon so schnell begegnen…”, ein Lächeln umspielte nun seine Mundwinkel. “Wie gedenkt ihr vorzugehen?”, fragte sein Diener aufgeregt. “Ist er in Begleitung?” Ein kurzes Nicken folgte als Antwort, “Ein Menschenmädchen ist bei ihm, mein Herr.”, “Gut. Sie wird nächste Woche unser ‘Ehrengast‘. Ich denke du weißt was das heißt. Um ihn kümmere ich mich persönlich…”, “Sehr wohl, mein Herr.”, antwortete der Diener mit einer leichten Verbeugung und verschwand darauf hin wieder in der Menge. -- Ich für meinen Teil hatte genug von dieser Veranstaltung. Ohne Getränke kehrte ich zu Sophie zurück. “Lass uns gehen. Ich fühle mich hier nicht besonders wohl…”, “Jetzt schon? Aber wir haben doch noch nicht einmal getanzt! Einen Tanz werdet ihr mir doch wenigstens zugestehen?” Sie lächelte und nahm wieder meinen Arm. Meinetwegen. Sollte sie ihren Willen bekommen. “Nur ein Lied. Dann gehen wir.” Sie lächelte wieder. Ich führte sie zur Tanzfläche. Da geschah es. Stärker als zuvor hatte ich das Gefühl beobachtet zu werden. Es fühlte sich an als würde mein Herz einen Schlag aussetzen. Als ich die Tanzfläche betrat und mein Blick nach links fiel, sah ich ihm direkt in die Augen. Es kam mir plötzlich eiskalt im Raum vor. Als sich unsere Blicke trafen, veränderte sich die Farbe seiner Augen. Sie strahlten für den Bruchteil einer Sekunde wie reines Gold. Das Zeichen eines Geborenen… Er musste sehr wütend sein, mir auf diese Weise seine Identität preiszugeben… Natürlich, ich war schließlich in sein Revier eingedrungen. Ich blieb stehen, nicht in der Lage meinen Blick abzuwenden. So fühlte es sich also an. Angst. “William? Was hast du?”, fragte Sophie besorgt, aber ich konnte nicht reagieren. Er kam nun auf mich zu. “Guten Abend. Was verschafft mir die Ehre eines so hohen Besuches?” Er brachte seine Frage ganz ruhig, in ausgezeichnetem Englisch und mit einem eiskalten Lächeln hervor. “Und dann noch in Begleitung einer so schönen Dame!” Er nahm Sophies Hand und gab ihr einen Kuss, ohne dabei den Blick von mir abzuwenden. Sie war sichtlich geschmeichelt. “Mein schönes Kind, dürfte ich mir euren Begleiter einen Moment ausleihen? Mein Freund Kazuki wird sich derweilen um euch kümmern.” Ein Mann schräg hinter ihm verbeugte sich leicht und reichte Sophie die Hand. Sie löste sich von mir und ging mit ihm auf die Tanzfläche. Der Vampir mit dem eiskalten Lächeln, wies mir nun den Weg. “Wir sollten nach Draußen gehen.” Ohne mich weiter zu wehren folgte ich ihm. Er war gut einen halben Kopf größer als ich, vermutlich auch älter. Vom Aussehen her, schien er nur halb Japaner zu sein. Ich starrte auf seinen Rücken. Er schien zwar schlank, aber dennoch stark zu sein. Hatte ich gegen ihn eine Chance? Wie war es eigentlich dazu gekommen? Es war mir bis jetzt doch auch gelungen allem Ärger aus dem Weg zu gehen. Wieso musste das ausgerechnet jetzt passieren?! Ich wollte doch triumphierend zu meinem Vater zurückkehren… Vom Balkon aus gelangte man über eine Treppe in den Garten des Anwesens. Ich folgte ihm noch ein Stück, bis zu einem Pavillon. Dort blieb er stehen. Ohne sich umzudrehen fing er an zu sprechen: “Und, was hast du jetzt vor?”, “Ich…”, ich versuchte meine Stimme wieder in den Griff zu bekommen. “Es tut mir Leid. Ich wollte mir lediglich Japan ansehen. Ich hatte nicht die Absicht zu stören. Wenn sie es wünschen reise ich sofort wieder ab.” Er drehte seinen Kopf leicht, sah mich allerdings immer noch nicht an. “Du willst also nicht kämpfen..?” Also wollte er das tatsächlich! Ich versuchte ruhig zu bleiben. Aber mein Herz schien immer heftiger zu schlagen. Ich musste einen Kampf um jeden Preis vermeiden. “Nein. Ich halte nichts von diesen Machtkämpfen. Das habe ich noch nie.”, “So..?” Ohne sichtliche Anstrengung, wirbelte er herum und stieß mich mit dem Rücken gegen einen der Pavillonbalken. Es kam so plötzlich, dass ich die Wucht des Aufpralls nicht mehr richtig abfangen konnte. Ein stechender Schmerz kroch meine Wirbelsäule hoch bis zu meiner Schädeldecke. Der Balken ächzte und der Rosenstrauch, der am Pavillon wuchs verlor ein paar Blätter. “Das freut mich.”, “W..wie..?”, “Dann muss ich dich nicht töten.” Wenn er das gar nicht vor hatte, könnte er mich doch loslassen! Stattdessen hielt er mich mit seiner linken Hand weiterhin fest. Seine andere Hand ergriff meine Linke und brachte sie über meinen Kopf mit dem Handrücken an den Balken. Seine goldenen Augen funkelten mich an. “Dennoch sollte ich dir eine kleine Lektion erteilen. Mein kleiner Prinz.” Noch während er sprach schien die Luft um uns herum regelrecht vor Elektrizität zu knistern. Ich sah nach oben. Um unsere aufeinandergelegten Handflächen, zuckten kleine blaue Blitze. Meine Handfläche fing an zu glühen, zu brennen. Es war als würde man etwas mit einem Messer ganz langsam in die Haut schneiden. Ich konnte einen Schrei nicht unterdrücken. Der Schmerz breitete sich nun in meinem ganzen Körper aus. Weißer Nebel machte sich in meinen Gedanken breit. Das lächelnde Gesicht des Vampirs verschwamm vor meinen Augen… Ich wurde Ohnmächtig. Kapitel 2: Gefährten -------------------- … Was war das? Musik? Mein Kopf dröhnte. Genau genommen war es mein ganzer Körper, der schmerzte. Die Musik schien von ganz weit her zu kommen. Je klarer mein Geist wurde, desto näher kam auch sie. Ich konnte mich nicht bewegen, nicht einmal die Augen öffnen. Ich versuchte mich daran zu erinnern was passiert war. Ich war mit Sophie auf dieser… Veranstaltung… Ja, da war dieser Vampir… War das die Lektion die er mir erteilen wollte? Mein schmerzender Körper schrie geradezu: “Steck deine Nase nicht in fremde Angelegenheiten!” ? Was war das? Schritte? Es schien jemand auf mich zuzukommen. Die Musik war auch verstummt. Diese Person hatte scheinbar am Klavier gespielt. Konnte man mir ansehen, dass ich langsam zu mir kam? Alles um mich herum war weich und warm. Ich schien in einem Bett zu liegen. Es umhüllte mich ein leichter, angenehmer Zitronenduft. War das der Vampir? Jemand legte mir die Hand auf die Stirn. Sie war angenehm warm. Seltsam… Die Schmerzen schienen von der Hand ausgehend zu verschwinden. Warum hatte diese Person das nicht schon eher gemacht? Ich öffnete langsam meine Augen. Tatsächlich… Etwas über mir schwebte das Gesicht des Vampirs… “Wie geht es dir? Tut es noch weh?” Er saß seitlich auf dem Bett, in dem ich lag. Seine rechte Hand strich ein paar Haarstränen aus meinem Gesicht. Meine Lippen versuchten ein “Was..?” zu formen, es kam aber kein Ton heraus. Mir fiel wieder meine Hand ein. Ich hob meinen linken Arm und sah mir meine Handfläche an… Dort befand sich jetzt ein roter Kreis mit seltsamen Symbolen darin. Es erinnerte entfernt an ein Hexergram das ich in irgendeinem von Vaters Büchern gesehen hatte. Ich sah wieder zu dem Vampir der nun seine Hand von meiner Stirn nahm. Da. An seiner Handfläche war auch so ein Zeichen… Was hatte er mit mir gemacht? Er stand auf und ging zu einer Kommode. Um ihn sehen zu können musste ich mich hinsetzen. Was natürlich nur in Zeitlupe möglich war. Der Raum war in einem Japanischen Haus, also mit Tatami Matten und diesen vergitterten Papier Wänden… wie nannten die sich doch gleich..? Egal… Die Möbel die sich hier befanden waren jedoch im westlichen Stil gehalten. Irgendwie wollte das nicht ganz zueinander passen. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen das Kopfende des Bettes. Der Vampir kam nun mit einem Glas Wasser zurück. “Schaffst du das allein, oder muss ich es dir einflößen?” Seine Worte wurden von einem seltsamen Lächeln begleitet… “Nein… danke…”, brachte ich fast tonlos hervor. Ich nahm ihm das Glas aus der Hand. Während ich einen Schluck nahm, setzte er sich wieder auf die Bettkante. “Was ist das?”, fragte ich während ich ihm meine Hand entgegen hielt. Sein Lächeln verschwand. Er schien überrascht zu sein. “Du… weißt es nicht?” Woher auch?! Irgendwie fühlte ich mich komisch… Was war das nur? Lag es an dem was er mir angetan hatte..? “Aber du hast doch Eltern, deine Mutter ist zwar schon tot aber…” Was hatte das denn bitte damit zu tun?! Moment… “Woher?”, “Woher ich das weiß? Ich weiß noch so einiges. Dein Name ist William Alexandre Chevallier. Alexandre von deinem Vater, William von deiner englischen Mutter. Du bist der einzige Sohn des in Europa herrschenden Vampir-Königs und lebst eigentlich in Frankreich. Außerdem hast du noch eine Schwester, Luisian und eine Tante, Michelle.”, nachdem er meine gesamte Verwandtschaft aufgezählt hatte, lächelte er mich triumphierend an. Woher wusste er so viel über mich?! Meine Ratlosigkeit musste sich in meinem Gesicht widerspiegeln, denn er fing an zu erklären: “Nun schau doch nicht so!”, sein Grinsen wurde immer breiter, “Ich kenne deine Tante. Sie hat mir schon eine Menge über ihren hübschen Neffen erzählt. Außerdem hat sie mir letzte Woche eine Nachricht über dein Verschwinden zukommen lassen.”, “Sie… sind also mit meiner Tante befreundet..?”, “Nun, ‘befreundet’ ist vielleicht zu viel gesagt… Aber unsere Beziehung ist schon irgendwie… besonders.”, wieder lächelte er. Sag bloß die beiden hatten so was wie ein Verhältnis und er war der Grund für ihre Japan-Besessenheit..? Ich sah auf das Glas in meiner Hand. Auf der Oberfläche breiteten sich kleine kreisförmige Wellen aus. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich zitterte. Ich stellte es vorsichtig auf ein kleines Tischchen neben dem Bett. Irgendwie fühlte ich mich seltsam… Was war nur los? “Nun gut, es ist nur fair dir auch etwas über mich zu erzählen. Immerhin sind wir jetzt Gefährten. Mein Name ist Satoru Oiwa.” Ein japanischer Name… Ich hatte mit etwas Anderem gerechnet, da er doch nur Halbjapaner war… Moment… “Was bitte sollen wir sein?! Gefährten?” Er hob seine Hand. “Mit diesem Zeichen habe ich dich zu meinem Gefährten gemacht. Tut mir Leid das es weh getan hat… Ich denke das lag daran, dass ich dich nicht um Erlaubnis gefragt hatte…” Schon wieder… mir wurde so komisch… Ich ballte meine Hände auf meinem Schoß zu Fäusten. “Was bedeutet das?” Sein Lächeln verschwand. “Deine Eltern müssten auch Gefährten gewesen sein… es wundert mich wirklich, dass du darüber nicht Bescheid weißt. Dieses Symbol bindet uns aneinander. Nur echte Vampire, die sich sympathisch sind, können diesen Packt schließen.”, “Sie sind mir aber nicht sympathisch.”, unterbrach ich ihn. Er kam näher. “Was ist?”, er fing wieder an zu lächeln, “Bist du wütend?”, “Unmöglich.” ‘wütend’… Ich sollte vielleicht erklären dass Vampire so eine Art Gen-Defekt besitzen… Also aus menschlicher Sicht. Wir haben keine Gefühle, oder zumindest nicht in dem Maße wie ihr. Setzt man die Stärke eurer Gefühle gleich Hundert, wäre es bei uns gerade einmal eine Fünf. So etwas wie ‘Wut’ oder ’Trauer’ kennen wir nicht wirklich. Scheinbar hat die Natur das so eingerichtet… Immerhin leben wir länger als die meisten Wesen um uns herum und ernähren wir uns von Blut. Würden wir jedes Mal trauern, wenn jemand stirbt, oder Gewissensbisse haben, würden wir wohl nicht lange am Leben bleiben wollen… Der Grund warum wir euch dennoch so menschlich vorkommen, ist der dass wir gute Schauspieler sind. Wenn wir in eine neue Situation kommen. Sehen wir wie andere darauf reagieren und übernehmen dieses Verhalten. Tritt die selbe Situation wieder ein, wissen wir, wie wir zu reagieren haben. Das macht den Eindruck von Gefühlen. “Oh, doch das bist du. Ich weiß, das ist noch neu für dich aber du wirst dich daran gewöhnen.” Heißt das… Dieses ‘Gefühl’ das ich die ganze Zeit über hatte ist… Wut?! “Wie ist das möglich..?”, “Das liegt an dem Symbol. Scheinbar setzt es unsere ‘Gefühllosigkeit’ außer Kraft.” Das ist definitiv nicht gut… Was nun..? “Warum haben sie mir das angetan?” Er blickte aus dem Fenster. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass es draußen schon langsam wieder Nacht wurde. Ich musste also ziemlich lange bewusstlos gewesen sein. “Ich habe genug davon.”, antwortete er nach einem kurzen Zögern. “Ich bin von so vielen Menschen und falschen Vampiren umgeben und habe trotzdem das Gefühl allein zu sein. Ich schätze ich brauche einfach die Gesellschaft von Meinesgleichen.” Allein. Ich war mein ganzes Leben lang bei meiner Familie gewesen, auch wenn ich jetzt nicht bei ihnen war, wusste ich doch, dass sie dort irgendwo auf mich warteten. Allein sein. So etwas kannte ich nicht. Er sah mich wieder an. “Gib mir deine Hand.”, “Wie..?” Anstatt darauf zu warten dass ich reagierte, nahm er einfach meine linke Hand. Die beiden Symbole lagen nun aufeinander. ! Was war das? Es kam mir vor, als wäre ein Teil von mir in ihn übergegangen. “Gut! Du hast jetzt Mitleid mit mir!”, schon wieder dieses Lächeln! “W.. wie bitte?!”, “Oh. Jetzt bist du wieder wütend. Für einen Anfänger wechselst du aber schnell.” Ich entzog ihm meine Hand schnellstmöglich. Wie hatte er das gemacht?! Wieso wusste er was ich fühlte und wieso konnte ich bei ihm nichts fühlen? “Wenn die Zeichen einander berühren, können wir Gefühle austauschen. Das ist ziemlich praktisch.”, “Wieso konnte ich das dann bei Ihnen nicht?”, “Weil ich dir keine Gefühle zukommen lassen wollte. Ich schätze mal, dass du mit deinen eigenen momentan schon ziemlich überfordert bist, also wollte ich es nicht riskieren.” Ich betrachtete das Zeichen auf meiner Hand nachdenklich. “Wenn erst das Symbol unsere Gefühle freisetzt… Wieso wissen Sie dann so viel darüber?” Als ich wieder zu ihm aufsah, schienen seine Augen ein wenig von ihrem Glanz eingebüßt zu haben. “Weil ich dazu schon mein ganzes Leben lang in der Lage war. Das ist also für mich nicht neu.” Er lächelte bitter. Ich wollte nicht weiter nachhaken. Es interessierte mich auch nicht sonderlich, wie es dazu kam. Also wechselte ich das Thema. “Gibt es noch etwas dass ich wissen sollte..?”, “Du solltest versuchen in nächster Zeit keine Magie einzusetzen. Denn du benutzt ab jetzt meine mit. Es könnte sein dass du es noch nicht kontrollieren kannst und irgendetwas kaputt geht.” Mir wurde schwindelig… Warum konnte ich nicht einfach mit dem zufrieden sein, was ich hatte? Warum musste ich unbedingt die Welt sehen? Hier saß ich nun. Mit einem Zeichen auf der Hand. Gebunden an einen seltsamen Vampir namens Satoru. Mir war sicher für eine ganze Weile nicht mehr nach Reisen zumute… “Gibt es eine Möglichkeit Sie und das Zeichen wieder los zu werden?”, “Vielleicht ist es ein Fehler dir das zu sagen aber… ja, die gibt es.”, er schloss die Augen und atmete laut aus. “Wenn einer von uns beiden stirbt, verschwindet das Zeichen…” Selbst wenn ich eine Chance gegen ihn gehabt hätte… Töten, lag nicht unbedingt in meinem Naturell… Auch wenn das von einem Vampir eher seltsam klingt… Da echte Vampire nur wenig Blut benötigen, ist es nicht nötig unsere Opfer zu töten. Außerdem war es Teil des Europäischen Bündnisses, weder Menschen noch andere Vampire zu töten. Ich befand mich zwar momentan nicht in Europa, dennoch wollte ich mich daran halten. Trotzdem er jetzt so harmlos wirkte, war es wohl nicht ratsam einen Fluchtversuch zu starten. Es sah ganz danach aus, als müsste ich mich momentan in mein Schicksal fügen. Ich sank wieder zurück in die weichen Kissen des Bettes. Mehr als alles andere war ich müde… Ich konnte kaum noch meine Augen offen halten. “Dann scheine ich wohl irgendwie mit Ihnen klarkommen zu müssen.”, “Du kannst mich ruhig Satoru nennen.” Mich zu wehren hatte zwar keinen Sinn mehr, aber dennoch wollte ich ihm den Sieg nicht ganz so leicht machen. “Na gut. Satoru. Dafür das ich dir Gesellschaft leiste und glaub ja nicht dass das für immer ist, verlange ich eine Gegenleistung. Ich will dass du mir Japan zeigst, mir Japanisch beibringst und mir hilfst mit diesen… Gefühlen klarzukommen.” Er tätschelte mir den Kopf. “Das ist alles? Es wird mir ein Vergnügen sein, mein kleiner Prinz.”, “Und bitte nenn mich nicht ‘kleiner Prinz’…” “Dann eben Willliam. Wie du willst.” Schon wieder… Wut kannte ich nun… Genauso wie Mitleid… Aber… was war das? Ich schloss die Augen. Er legte sich neben mir auf das Bett, seinen Kopf auf seine Hand gestützt. “Schlaf noch ein Bisschen.” Während er mir immer wieder über mein Haar strich, war ich wenig später wieder eingeschlafen. Ich weiß nicht warum es mir so leicht viel. War es einfach nur Erschöpfung? Es war vielleicht leichtsinnig vor einem fremden Vampir einzuschlafen. Aber aus irgendeinem Grund spürte ich, dass von ihm keine Gefahr ausging. Jedenfalls nicht für mich. ______________________________ Dieses Kap is nich grad gut... Ich weiß. ^^ Das nächste wird besser! Kapitel 3: Alte und Neue Bekannte --------------------------------- Als ich am nächsten Morgen langsam aufwachte, ging es mir zwar um einiges besser als am Tag zuvor. Dennoch fühlte sich mein ganzer Körper so schwer an… Besonders mein… Moment… Ich war schlagartig hellwach. Nicht mein Körper war es der sich schwer anfühlte, sondern das was da zur Hälfte auf mir lag! Dieser Vampir… wie hieß er doch gleich? Satoru? Er hatte sich mir, anscheinend irgendwann in der Nacht, buchstäblich an den Hals geworfen! Mag ja sein, dass er einsam war und auf irgendeine Weise Nähe brauchte, das hier ging mir allerdings entschieden zu weit! Ich schob seinen Arm beiseite, der schwer auf meinem Oberkörper lag. Dann schlüpfte ich aus dem Bett. Für einen kurzen Moment blieb ich stehen und betrachtete den Schlafenden… Er sah so friedlich… ja fast harmlos aus. Er trug immer noch das Selbe wie auf der Veranstaltung. War er etwa seit dem die ganze Zeit hier gewesen? Auch lag er auf der Bettdecke… Er schien kurz nach mir eingeschlafen zu sein. Wo war ich hier eigentlich? Immer noch in Tokyo? Ich ging zu einer Tür die nach draußen zu führen schien… Das heißt ich wollte zu dieser Tür gehen, als ich bemerkte dass ich lediglich das Hemd von der Veranstaltung trug… Es war ohne Hose zwar lang genug um das Wesentliche zu verdecken, dennoch wollte ich so nicht raus. Am unteren Ende meines Hemdes ziehend, suchte ich im Raum nach meiner Hose und meinem Jackett. Aber meine übrigen Kleider waren nicht aufzufinden… “Eigentlich wollte ich dir deine Unterwäsche lassen, aber du hattest keine an.” Ich wirbelte herum. Der Vampir der eben noch tief zu schlafen schien, stützte sich nun breit grinsend auf seinen Arm. “Ich hatte das eigentlich für ein Gerücht gehalten, dass Franzosen gerne mal auf Unterwäsche verzichten.” Diesen Kommentar ignorierend, setzte ich mich auf einen der Stühle, die an der Wand standen. “Wo sind meine Sachen?” “Die brauchst du nicht mehr. Ich habe neue Kleidung für dich bereitlegen lassen.”, “Dann… Wie die brauche ich nicht mehr?! Was soll das heißen?!” Ich sprang auf, er erwiderte mir jedoch nur mit einem Lächeln: “Du bist jetzt mein Gefährte. Es ist nicht nötig, dass du Dinge aus deinem alten Leben behältst.” Ich wollte gerade etwas erwidern, als hinter der Tür eine leise Frauenstimme erklang. Da sie Japanisch sprach, konnte ich sie nicht verstehen. Satoru atmete geräuschvoll aus, stand auf und antwortete dann. Auf seinem Weg zur Tür blieb er vor mir stehen. “Raja hat dir ein Bad eingelassen. Wenn du fertig bist bringt sie dich zu mir zum Frühstück. Da werde ich dir dann alles weitere erklären.” Er öffnete die Tür und ein junges Mädchen mit langen pechschwarzen Haaren, verbeugte sich kurz vor mir. “Bitte folgen mir.” Brachte sie in gebrochenem Englisch hervor. Ein Vampir war sie nicht… -- Ich wurde einen langen Gang entlang geführt. Rechts von mir befanden sich wieder diese Papierwände mit Holzgitter. Ab und an gab es eine Schiebetür. Auf der linken Seite befanden sich ungefähr bis zur halben Höhe verzierte Holzvertäfelungen. Die obere Hälfte bestand wieder aus einem Holzgitter, dass hier allerdings mit Glas ausgefüllt war. Das erlaubte mir einen Blick in den scheinbar quadratischen Innenhof zu werfen. Dort gab es einen kleinen Teich und einen großen Baum. Momentan ließ ich mich zwar einfach so treiben, aber auch meine Geduld hatte mal ein Ende! Wie konnte er es wagen mein vorheriges Leben auslöschen zu wollen! Und überhaupt mich so herum zu kommandieren! Ich blieb stehen. Warum… machte ich das alles eigentlich mit..? Wieso hatte ich ihm das durchgehen lassen..? “Mein Herr..?” Das Mädchen im rosa Kimono hatte ein paar Schritte vor mir eine Tür geöffnet. Ach ja. Ich sollte Baden. Mit ihm werde ich mich dann wohl erst beim Frühstück befassen können. Trotz allem tat mir das Bad gut. Ich blieb länger als eigentlich nötig. Das Wasser roch nach Nelken und kleine Blüten schwammen auf der Oberfläche. Während ich mir Argumente zurecht legte, für das mir bevorstehende Gespräch, erklang wieder die Stimme des Mädchens vor der Tür. “Mein Herr, es wird Zeit.” Ich zuckte zusammen. Ich befürchtete erst sie würde gleich herein kommen. Aber wie vorhin, wartete sie scheinbar lediglich auf eine Antwort. Vielleicht durfte sie die Tür auch nicht selbst öffnen..? “Ja, noch einen Moment.” Ich stieg vorsichtig aus und nahm mir eines der bereitgelegten Tücher. Daneben lagen anscheinend meine neuen Sachen. Widerwillig zog ich sie an. Als ich nach einigen Minuten schließlich die Tür öffnete, saß das Mädchen mit gesenktem Kopf davor. Sie stand auf und bedeutete mir ihr zu folgen. Nicht das wir zuhause keine Bediensteten gehabt hätten. Doch an diese Art Unterwürfigkeit musste ich mich erst gewöhnen. Sie führte mich zu einem Gewächshaus. Genau im Zentrum stand ein Tisch und ein paar Stühle. Auf einem davon saß der Vampir. Es machte den Eindruck, als wenn alle Pflanzen Abstand zu ihm halten würden. Als würden sie Angst oder Respekt vor ihm haben. Er sah mit seinen grünen Augen zu mir auf. Erst jetzt merkte ich, dass das Mädchen längst wieder verschwunden war. “Was ist? Setz dich.” Er lächelte und deutete auf einen der Stühle. Der Tisch war gedeckt mit japanischem Essen. Um ehrlich zu sein freute es mich. Bis jetzt war ich nicht dazu gekommen ein traditionelles japanisches Frühstück zu probieren. Ich setzte mich und betrachtete den Inhalt der kleinen Schalen und Teller. Es waren viele verschiedene Dinge aber nur in kleinen Mengen. Satoru nahm einen Schluck aus der Teetasse die vor ihm stand. Auch vor mir stand eine. Zu meinem Bedauern schien diese ein Import aus England zu sein, genau wie der Inhalt. Er schien meine Enttäuschung zu bemerken. “Glaub mir, echter japanischer Tee ist nichts für dich.”, “Wäre schön wenn ich das selbst entscheiden könnte. Genau wie manch andere Sachen.” Ich nahm die Stäbchen die neben der Reisschüssel lagen und versuchte zu essen. Alle Speisen waren herzhaft. Zuhause gab es zum Frühstück immer Milchkaffe und Croissants. Also war das für mich recht gewöhnungsbedürftig, genau wie das essen mit Stäbchen. Satoru beobachtete mich lächelnd. “Isst du nichts?”, fragte ich schließlich, um von mir abzulenken. “Nein. Ich kenne das Essen hier lang genug, mit der Zeit wird es langweilig.” Ich sah ihm dabei zu wie er einen weiteren Schluck aus seiner Tasse nahm. “War das vorhin dein Ernst? Ich meine das mit meinen Sachen?” Er antwortete ohne mich anzusehen: “Natürlich. Ich schicke nachher ein paar meiner Leute die dein Hotelzimmer leer räumen.” Das war ja wohl das letzte! Ich sprang auf und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, sodass das Geschirr klapperte. “Was fällt dir ein! Mal von den Sachen abgesehen, sind da ein paar Dinge dabei die ich noch gebrauchen kann! Auch Geschenke für meine Familie!” Er sah zu mir auf und fing wieder an zu lächeln. “Etwa aus den Ländern in denen du warst?” Hatte ich jetzt etwa sein Interesse geweckt? “Meinetwegen. Gehen wir eben gemeinsam da hin und holen ein paar Dinge. Du solltest sie dann aber bald zu deiner Familie schicken.”, “Wieso hast du eigentlich so viel Interesse daran, alles was mir gehört loszuwerden?!” Einen kurzen Moment sahen wir uns einfach nur an. Er schien zu überlegen. Suchte er nach einer Ausrede oder überlegte er ob er mir die Wahrheit sagen konnte..? “Einfach weil ich es so will.” Wie ein trotziges Kind, drehte er seinen Kopf zur Seite. Ich ließ mich wieder auf meinen Stuhl fallen und schloss die Augen. Mir war der Appetit vergangen. “Wie… fühlst du dich?”, begann er schließlich nach einer längeren Pause. Ich sah wieder hoch. Das Mädchen im Kimono räumte gerade das Geschirr ab. “Den Umständen entsprechend, schätze ich… Wieso?”, “Heute Nachmittag findet hier im Haus eine Art… Feier statt. Ich will wissen ob du dafür fit genug bist.” Wie konnte ich auch annehmen, dass das eine Entschuldigung für das werden sollte..?! Dummer William. Mittlerweile war mir ziemlich egal was er mit mir vorhatte, also nickte ich kurz. Obwohl ein Teil meines Verstandes immer wieder rief: “Wieso lässt du dich auf das ganze hier ein?!” Meine Antwort darauf brauchte anscheinend noch ein wenig mehr Bedenkzeit… -- Den Rest des Vormittages verbrachte ich damit mir das Haus anzusehen. Alles befand sich auf einer Etage. Überall hatte man eine schöne Aussicht auf Gärten mit kleinen Teichen und Steinen. Alle Angestellten, denen ich begegnete waren Menschen, die mich nur wenig oder gar nicht verstanden. Eigentlich wollte ich herausfinden wo sich mein neues Zimmer befand, was so natürlich nicht möglich war. Also endete meine Erkundungstour am frühen Nachmittag wieder im Zimmer des Hausherren. Er hatte sich umgezogen und schien schon auf mich zu warten. “Das wird auch Zeit. Man lässt seine Gäste nicht warten.” Ich sah ihn verdutzt an. Was hatte ich denn mit seinen Gästen zu tun? Und überhaupt, er hatte nicht gesagt, dass mein Ausflug zeitlich begrenzt war… So kam es dass ich zum wiederholten Male an diesem Tag, wie ein Hund hinter jemandem herlief. Er blieb vor einer Tür stehen, die mir bis dahin nicht aufgefallen war. Sie schien größer als die übrigen Türen und bestand aus zwei Flügeln, wenn man das bei Schiebetüren so nennen kann… Er sah mich an und hielt mir seine Hand entgegen. “Was soll das?” fragte ich während ich das Zeichen darauf ansah. Ohne mich anzusehen, antwortete er nur: “Du sollst wissen auf was du dich einlässt.” Was sollte das jetzt wieder heißen..? Ich atmete aus und nahm widerwillig seine Hand. Wieder protestierte die Stimme in meinem Kopf… Die Tür wurde nun von innen von zwei Bediensteten geöffnet. Den einen zu meiner rechten erkannte ich als Kazuki, von der Veranstaltung. “Geht es Sophie gut?”, fragte ich ohne auch nur eine Sekunde zu verschwenden. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir nicht bewusst geworden, dass sich ein Teil von mir um sie sorgte. Er sah mich verwirrt an und warf dann einen fragenden Blick zu seinem Herren. “Au!” Satoru verstärkte seinen Griff, sodass ich zu ihm sehen musste. Der Blick den er mir und Kazuki zuwarf war eiskalt. Gut. Dachte ich. Dieses Thema schien ihm nicht zu gefallen. Die beiden Bediensteten schlossen die Tür von Außen. Mitten im Raum befand sich ein großer Tisch mit knapp ein dutzend Stühlen. Die Wände waren komplett aus Holz. Bis auf die Tür hinter uns und eine Weitere am anderen Ende des Raumes, gab es keine Ausgänge, nicht einmal Fenster. Der Raum wurde von ein paar Kerzen erhellt, die sich ringsum in kleinen Schalen an der Wand befanden. Der ganze Raum roch nach Blut. Altem Blut, für einen Menschen wahrscheinlich unmöglich wahrzunehmen. Er zog mich an das Kopfende des Tisches. Im selben Augenblick wurde die hintere Tür geöffnet und sechs Männer und eine Frau nahmen jeweils ihren Platz hinter den Stühlen ein. Hinter drei der Männer stellten sich Frauen, die ihren Blick gesenkt hielten. Zu meinem Erstaunen waren alle Anwesenden geborene Vampire. Jetzt verstand ich auch warum Satoru meine Hand hielt. Durch die aufeinander liegenden Zeichen, gab er mir zu verstehen welche der Vampire seiner Ansicht nach harmlos und welche gefährlich waren. Als er einmal reihum war, ließ er meine Hand los und gab den anderen ein Zeichen sich zu setzen. Alle am Tisch leisteten dem Folge. Die drei Frauen die etwas Abstand hielten, machten ein paar Schritte rückwärts und setzten sich jeweils auf ein Kissen an der Wand. Da sie auch geborene Vampire waren, ging ich davon aus, dass sie die Gefährtinnen derjenigen waren die vor ihnen saßen. Scheinbar saßen nur diejenigen am Tisch, die die Kontrolle über ein Gebiet hatten. Hieß das ich sollte es diesen Frauen gleich tun..? Immerhin befand ich mich auf fremden Boden. Ich warf einen kurzen Blick über die Schulter, aber hinter mir an der Wand war kein Kissen. “Was machst du denn da? Setz dich.” Satoru riss mich aus meinen Gedanken. Ich nahm neben ihm Platz. Der Vampir der rechts neben mir saß, gab ein kurzes, glucksendes Kichern von sich. Satorus Einschätzung zu ihm: Harmlos. Hatte er nicht etwas von einer Feier gesagt..? Der Tisch war komplett leer und alle Anwesenden schwiegen. Gut. Es wäre kein Problem gewesen, wenn sie nur das getan hätten… Aber… sie starrten mich an. Ich fühlte mich ganz und gar nicht wohl. Einer der Männer, der in Begleitung einer Frau war, hatte ein ähnliches Zeichen am Hals, wie ich auf der Handfläche. Die Zeichen waren anders und es war nicht rot sondern schwarz, aber es bestätigte mich in meiner Gefährten-Theorie. Aber wieso durfte ich mit den anderen am Tisch sitzen? Während ich noch sein Zeichen anstarrte, fing er an zu reden: “Das ist er also..? Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten.” Er verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. Langsam drang auch zu mir durch das ich hier gerade ausgestellt wurde… Die einzige Frau am Tisch, strich sich schwungvoll eine Strähne ihrer langen schwarzen Haare aus dem Gesicht. “Also ich finde ihn süß.” Sie lächelte mir aufmunternd zu. Aber mir war nicht grad nach lachen zu mute… Besonders da Satorus Einschätzung zu ihr “gefährlich” war… Ein anderer sprang auf. “Ist doch egal! Wir haben was zu feiern! Also wo bleibt das Essen?!” Der mit dem Zeichen auf dem Hals verzog wieder das Gesicht. “Es ist eben nicht egal. Er hat ein Prinzchen aus Europa zu seinem Gefährten gemacht. Das kann nur Ärger bedeuten.” Der dicke Vampir neben mir fing wieder an zu lachen. Ich sah hilfesuchend zu meinem Gefährten, doch der hatte die Augen geschlossen und die Arme vor der Brust verschränkt. Er wollte dazu also nichts sagen und mir wurde das ganze hier langsam zu bunt. Ich spürte wie Wut in mir aufstieg. Diesmal jedoch anders als am Abend zuvor. Viel extremer. Ich biss die Zähne zusammen und blieb ruhig. Ich musste mir etwas einfallen lassen um hier raus zu kommen. “Kazuki!” Ich zuckte zusammen. Satoru hatte die Augen geöffnet und nach seinem Diener gerufen. Als dieser von draußen antwortete, gab er ihm einen Befehl auf Japanisch. Alle Anwesenden fingen daraufhin an zu grinsen. Es machte mich nur noch wütender, dass ich ihn nicht verstand. Dann wurde die Tür am anderen Ende des Raumes geöffnet. Ich konnte fühlen wie jegliche Farbe aus meinem Gesicht verschwand. Wie erstarrt verfolgte ich das Geschehen vor mir. Zwei Männer trugen ein Mädchen in einem zerrissenen Kleid hinein und legten sie auf den Tisch. Die Anwesenden fingen an zu jubeln. “Essen“ hatte der eine gesagt… SIE war das Essen. Man hatte sie mit dem Kopf zu mir und dem Gesicht nach unten gelegt. Obwohl sie nicht gefesselt war, bewegte sie sich nicht. Sie atmete nur leicht. Ich fing an zu zittern. War das ihr ernst? Wollten sie dieses Mädchen etwa… Erst jetzt viel mir auf dass das blau ihres Kleides mir bekannt vor kam… ! Vor mir auf dem Tisch lag Sophie! Sie trug noch das Kleid von der Veranstaltung. Ich sprang auf und drehte sie um. “Sophie!” Der Mann mit dem Zeichen lächelte nun. “Ich wusste er würde uns Ärger machen. Sein Vater hat doch dieses idiotische Gesetz erlassen. - Wir töten nicht!-” Er verstellte die Stimme bei seinem letzten Satz. Die Frau mit den schwarzen Haaren lächelte nur. “Er ist jetzt aber nicht mehr in Europa. Ihre Gesetze interessieren uns hier nicht.” Satoru beobachtete und schwieg. “Sophie..? Kannst du mich hören? Sophie!” Ich redete weiter auf sie ein. Sie sah mich an und ich hatte den Eindruck für den Bruchteil einer Sekunde ein Lächeln wahrzunehmen. Dennoch reagierte sie nicht weiter. Was hatten sie ihr nur angetan? All meine Bemühungen waren umsonst. Was sollte ich nur tun? Ich konnte das hier doch nicht einfach geschehen lassen. Mein Problem war weitaus komplizierter als es für euch vielleicht den Anschein hat. Ich hatte schon eine Weile nichts mehr gegessen. Deshalb war ich mir nicht sicher wie ich bei dem Anblick von Blut reagieren würde. Was wäre wenn meine Instinkte zu stark wären und ich mich auch noch an diesem Mord beteiligen würde..? Der dicke Vampir schob mich letztendlich ohne Mühe zur Seite. Hilfe suchend sah ich wieder zu Satoru. Doch der erwiderte meinen Blick mit einem eiskalten Ausdruck. Er würde sie nicht stoppen und ich konnte es nicht. Aber ich durfte es auf keinen Fall riskieren mir das anzusehen. Ich wollte mich gerade zu Tür drehen, als Satoru meinen Arm schmerzhaft festhielt und mich mit erschreckender Leichtigkeit wieder auf meinen Platz zwang. Sophies Augen schienen in meine Richtung zu sehen, auch wenn sie mich nicht wahr nahm. Als die andern Vampire sich auf sie zu bewegten, kniff ich die Augen zusammen. Als wenn das auch meine übrigen Sinne ausschalten würde… “Es reicht.”, plötzlich war Ruhe. Ich öffnete die Augen ganz langsam wieder. Die Vampire bewegten sich nicht mehr. Mein Arm wurde immer noch brutal festgehalten. “Mein Gefährte fühlt sich nicht wohl. Wir werden uns zurückziehen. Aber lasst euch davon nicht den Appetit verderben! Greift ruhig zu.” Er lächelte und zog mich nach draußen. Sobald die Tür hinter uns verschlossen war, drückte er mich gegen die Wand. Ich befreite mich aus seinem Griff. “Was sollte das?!! Erst stellst du mich wie eine Trophäe zur Schau und dann… War das von Anfang an dein Plan?! Sophie dieser Meute zum Fraß vorzuwerfen?! Deine Leute müssen sie doch gleich nach der Feier entführt haben! Wieso tust du so was?! Sie hat doch nichts damit zu tun!” Ich hatte ihn die ganze Zeit ins Gesicht geschrien, jetzt schnappte ich nach Luft. “Sie… hat eine Schwäche für dich…”, “Was..?” Es gelang mir nicht den Ausdruck in seinen Augen einzuordnen. “Ich lasse nicht zu, dass jemand dich mir wegnimmt.” Ich starrte ihn an, ohne zu wissen was ich sagen sollte. Er drückte mich nun wieder mit dem Rücken gegen die Wand. Seine goldenen Augen funkelten mich bedrohlich an. “Das ist eine Warnung. Solltest du versuchen mit jemanden davon zulaufen… Ich verspreche dir: Ich werde dich finden!” Ich hielt die Luft an. “Ich werde diese Person töten, ob Mensch oder Vampir.” “Und mich..?”, brachte ich erstaunlich ruhig hervor, “Wirst du mich auch töten..?” Er lächelte und ließ den Kopf hängen. “Nein. So leicht werde ich es dir nicht machen. Was hätte ich denn davon?! Ich werde dich zurückholen, dich einsperren und glaub mir, dann werde ich nicht mehr darauf warten, dass du…” Er drückte mir seine flache Hand auf die Brust. Einige Sekunden verstrichen ohne dass wir uns bewegten, dann stieß er sich von mir ab. “Und lass dir nicht noch einmal einfallen ohne meine Erlaubnis zu handeln!” Er ging wieder in den Saal und schmiss die Türen laut krachend hinter sich zu. Ich rutschte an der Wand herunter und blieb auf dem Boden sitzen. Es gab kein Entkommen. Kapitel 4: Sophie ----------------- Ich weiß nicht mehr wie lange ich vor dieser Tür saß, es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Hinter ihr war kein Laut zu hören. Erst nach einer Weile drang der starke Geruch von Blut zu mir. Allein dadurch verschärften sich meine Sinne. Mir wurde schwindelig und ein Schauer nach dem anderen jagte mir über den Rücken. Ich musste dort weg. So weit weg wie nur möglich. Sonst hätte ich für nichts mehr garantieren können. Ich stand langsam auf und folgte dem Gang auf der linken Seite. Erst nach einer weiteren Abbiegung befanden sich rechts von mir wieder Fenster. Frische Luft war das was ich jetzt brauchte. Ein paar Schritte weiter war eine Tür, die ich hastig auf und hinter mir wieder zu schob. Immer noch hatte ich diesen Geruch in der Nase, er vermischte sich langsam mit dem Wind und verschwand kurz danach fast vollständig. Ich ging drei Stufen hinunter, die sich am Ende der kurzen Veranda befanden. Mit geschlossenen Augen atmete ich noch einmal tief ein. Vieles von dem was er mir gesagt hatte konnte ich nicht verstehen. Das was er mit Sophie gemacht hatte, war lediglich eine Warnung? Aber ich hatte an ihr weder Interesse, noch waren wir uns in irgendeiner Weise näher gekommen. Wann genau ging für ihn eine Beziehung zu weit? Er konnte doch nicht jeden töten mit dem ich mich unterhalte… Oder..? Der klare Klang eines Glöckchens holte mich aus meinen Gedanken. Als ich meine Augen öffnete, saß direkt vor mir am Teich ein kleines Mädchen. Sie sah mich an und kämmte eine alte Puppe. Ihre braunen Haare hatte sie an der linken Seite zu einem Zopf gebunden. Sie trug ein dunkelblaues Kleid, dass sich wie ein Teppich um sie herum ausbreitete. Als sie ihren Kopf leicht zur Seite legte, erklang wieder das Glöckchen. Es befand sich an ihrem Haarband. Ich war nicht in der Lage mich zu bewegen. Sie stand auf und kam auf mich zu. Eines ihrer Augen war blau, das andere golden. Ich konnte nicht sagen was sie war. Sie schien kein Mensch zu sein, aber ein Vampir..? Als sie mich erreicht hatte, machte sie einen kleinen Knicks. Dann hob sie eine Hand und Strich mir über die Wange. Sie war gut einen Kopf kleiner als ich. Ich wusste nicht recht wie ich sie anreden sollte, als sie auf Französisch begann: “Ihr müsst Prinz William sein. Es freut mich euch kennen zu lernen.” Ich wich einen Schritt zurück. “Wer… oder… was bist du..?” Erst als ich die Frage hervorgebracht hatte, wurde mir klar wie unhöflich sie war. Aber das Mädchen lächelte. “Ich habe meinen Vater hierher begleitet. Meiner Schwester seid ihr ja schon begegnet. Aber sie konnte nicht mit, genau wie unsere Mutter.” Ich versuchte mich zu erinnern, aber es gelang mir einfach nicht. “Beide sind verwandelte Vampire.”, ergänzte sie. Mir viel wieder das französische Mädchen von der Veranstaltung ein. War es möglich das dieses Mädchen, dass nun zurück zum Teich ging, zur hälfte Vampir und zur anderen ein Mensch war? “Wie ist das möglich..?” Ich stellte diese Frage mehr zu mir selbst, als ich ihr folgte. Sie setzte sich wieder. “Ich weiß es nicht. Als meine Mutter mich bekam war sie noch ein Mensch, genau wie meine Schwester. Mein Vater verwandelte sie erst später.” Kein Wunder dass ich sie nicht einordnen konnte. Ich starrte nun auf das Spiegelbild im Wasser. “Deine Schwester hatte mich gewarnt.”, “Ja. Obwohl ich ihr gesagt habe, dass das nichts bringt.” Ich sah ihr wieder ins Gesicht. Sie lächelte und legte wieder ihren Kopf schräg. “Das Wasser hat es mir verraten. Es sagte, dass du ihm nicht entkommen kannst…” Mit ihren Fingerspitzen strich sie über die Wasseroberfläche. Ohne auch nur eine einzige Welle auszulösen. “Oder willst.”, fuhr sie fort “Er hat die Macht dafür zu sorgen, dass du jeden seiner Befehle ausführst.”, “Was..?” Sie stand wieder auf. Wieder erklang das Glückchen. “Kam es dir nicht komisch vor? Hast du bis jetzt nicht immer das getan, was er wollte? Das ist eine seiner Fähigkeiten. Du kannst nicht anders als zu folgen.” Darauf konnte ich nicht antworten. Sie hatte Recht… Hieß das, jedes Mal wenn ich ihm gefolgt war und in meinem Hinterkopf etwas rebellierte, hatte er seinen kleinen Zaubertrick angewandt?! “Hier hast du dich also versteckt.” Ich zuckte zusammen als Satorus Stimme hinter mir auf der Veranda erklang. Das Mädchen ging hastig ein paar Schritte zurück und versteckte sich halb hinter dem großen Baum, der neben dem Teich wuchs. Ich drehte mich um. Er schien zwar wütend aber ich bezweifelte, dass er etwas von unserem Gespräch mitbekommen hatte. Wahrscheinlich konnte er kein Französisch. Er verschränkte die Arme vor der Brust. “Na los. Komm her.” Als ich diese Worte hörte, hatte ich das Gefühl zu ihm gehen zu wollen. Und wieder hörte ich die Stimme, die versuchte mich davon abzuhalten. “Was ist? Komm schon her.” Wieder. Ich hatte einen Entschluss gefasst. So konnte es doch unmöglich weitergehen, wenn wir miteinander auskommen wollten. Ich sah im direkt in die Augen und ging dann auf ihn zu. Er lächelte siegessicher. Das klatschende Geräusch, das meine flache Hand auf seiner Wange verursachte, hallte von den Wänden des Innenhofes wider. Ich hörte wie die Puppe des kleinen Mädchens auf den Boden fiel. Sein Gesicht verharrte in der Position in die ich es befördert hatte. “Was du mit den Kerlen da drinnen und was du mit deinen Untergebenen machst, ist mir eigentlich ziemlich egal. Aber lass dir nicht noch einmal einfallen, deine Fähigkeit bei mir anwenden zu wollen. Das wird nicht mehr funktionieren und dir nur eine menge Ärger einbringen. Hast du das verstanden?” Auf seiner Wange wurde nun langsam ein roter Abdruck sichtbar. Auch als ich an ihm vorbei ins Haus ging, bewegte er sich nicht. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Ich muss zugeben, dass es mich ein bisschen stolz machte. Diese Ohrfeige hatte schon die ganze Zeit darauf gewartet in seinem Gesicht zu landen. Ich beschloss das Anwesen zu verlassen und in mein Hotelzimmer zu gehen. Ich wollte ihm heute wenn möglich nicht mehr begegnen. Ich befand mich am Stadtrand und mein Hotel war im Zentrum Tokyos. Das würde wohl ein längerer Spatziergang werden. Aber ich hatte Zeit und ich konnte währenddessen über alles nachdenken. -- Wie nicht anders zu erwarten, wurde es schon dunkel als ich die kleine Pension erreichte. Die Besitzerin kam sofort auf mich zugestürmt. “Junger Herr! Da seid ihr ja! Wir haben uns schon Sorgen gemacht!”, plapperte sie mir entgegen. Ich lächelte nur gezwungen. Als sie mir auch noch etwas zu Essen anbieten wollte, lehnte ich mit der Ausrede müde zu sein ab. Die Stufen hinauf zu den Zimmern knarrten bei jedem Schritt. Es war keine teure oder luxuriöse Pension. Ich wollte nicht viel Aufmerksamkeit erregen, deshalb hatte ich mich bei der Ankunft in Tokyo für diese entschieden. Als ich die oberste Stufe nahm, zögerte ich kurz. War das nur Einbildung..? Ich ging noch ein paar Schritte weiter. Mein Zimmer befand sich am Ende des Ganges. Je näher ich meinem Zimmer kam desto deutlicher wurde er… Der Geruch von Blut… Menschenblut. Stark genug um auch die Bewohner des Hauses zu alarmieren. Aber die restlichen Zimmer schienen leer zu sein. Ich stand nun direkt vor meiner Tür, den Griff schon in der Hand. Ich sah wie sehr diese zitterte. Wieder wurde mir schwindelig. Dann öffnete ich. Ein wenig zu schwungvoll. Die Tür krachte an eine Kommode, die sich neben ihr an der Wand befand. Das Fenster stand offen und der Futon lag in der Mitte des Zimmers. Auf ihm lag wie Schneewittchen in ihrem Sarg, Sophie. Ich musste mich am Türrahmen festhalten. Man hatte ihr ein weißes Kleid angezogen. Die Ränder des Kleides färbten sich immer mehr rot. Man musste sie gerade erst dorthin gelegt haben. Um sie herum und fast den gesamten Boden bedeckend, breitete sich eine Blutlache aus. Ich schloss die Augen und hielt mir mit beiden Händen das Gesicht. Ich konnte sie nicht hören. Weder ihr Herzschlag noch ihre Atmung war noch wahrzunehmen. Ich bezweifelte, dass so viel Blut von einem Menschen allein kommen konnte. Irgendwer hatte sich da richtig Mühe gegeben. Ich taumelte ein paar Schritte rückwärts. Als ich die Augen einen Spalt öffnete sah ich, dass das Blut immer mehr in Richtung Flur floss. Und ich rote Fußspuren hinterließ. Ich drehte mich um, um zu verschwinden, als ich gegen Satoru stieß. Ich sank in seine Arme. “Du scheinst sie ja ganz schön verärgert zu haben.” Ich brachte nur ein fast tonloses “Wie..?” hervor. Ich bekam gerade noch so mit, wie ein paar Männer an uns vorbei in den Raum stürzten. Satorus Aufräumkommando..? “Gut. Ich nehme an du hast nur drei von ihnen Verärgert. Die Anderen haben sicher nur aus lange Weile mitgemacht.” Ich hörte ihn kichern. “Das kommt dabei raus wenn man Vampire beleidigt.” Ich löste mich ein wenig von ihm. “Nur, nur weil ich sie beleidigt habe..?” Seine Miene verfinsterte sich. “Tja. Getötet wurde sie um dich zu ärgern. Und wieder zum Leben erweckt wurde sie, um mich zu ärgern.” Wieder..? Ich wirbelte herum. Tatsächlich… Inmitten der Männer, die das Blut beseitigten, stand sie. Im mittlerweile fast vollständig roten Kleid, dass schwer an ihrem Körper klebte. Ihre roten Augen funkelten mich an und ihr Mund formte ein Lächeln. Einer der Männer ergriff ihren Arm und führte sie an uns vorbei. Die Schleppe ihres Kleides schleifte über den nassen Boden. Ihre nackten Füße platschten durch die Pfützen. “William..!” Hilfesuchend streckte sie einen Arm in meine Richtung. Ich vergrub mein Gesicht wieder in Satorus Hemd. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Diese Vampire hatten sie in die für mich widerwärtigste Kreatur verwandelt… Satoru verstärkte seine Umarmung. “Keine Sorge. Das werden sie büßen.” “Wo bringen sie sie hin?”, “Wohin wohl. Wenn wir sie hier einfach allein lassen, bringt uns das nur Probleme.” Er packte meinen Arm und zog mich in Richtung Treppe. In der unteren Etage kümmerte sich einer seiner Leute um die Besitzerin. Er schien sie zu hypnotisieren. Als wir die Pension verlassen hatten, zog er mich noch ein Stück weiter in einen kleinen Park. Erst hier blieb er stehen. “Und? Geht es dir jetzt besser?” Er schien wütend zu sein. Ich konnte allerdings nicht sagen weswegen. Er drehte sich zu mir um. “Das du keinen Menschen töten willst oder darfst, damit kann ich mich ja noch abfinden! Aber könntest du dann wenigsten regelmäßig etwas essen?! Sonst bist du genau so eine Gefahr wie deine kleine Freundin!” Für ein paar Sekunden herrschte Stille. “Tut mir leid… Ich kam in letzter Zeit nicht dazu.”, “Dann hättest du wenigstens etwas sagen können.” Ich wusste zwar, dass mein Verhalten gefährlich war, aber ich verstand immer noch nicht, warum ihn das SO aufregte. “Tut… mir leid.” Er atmete geräuschvoll aus und schloss die Augen. “Na los. Worauf wartest du noch?” War das sein Ernst? Ich sollte mir jetzt ein Opfer suchen? Ich konnte mir ein Augenrollen nicht verkneifen, als ich mich umdrehte und los ging. Eigentlich wollte ich jetzt lieber mit Sophie reden. Obwohl das wohl keine sonderlich gute Idee war, solange sie nicht… sauber… war. Wie soll ich es nennen? Zu… ‘jagen’ war nicht unbedingt eine meiner Lieblings Beschäftigungen. Ich versuchte es immer so lange wie möglich hinauszuzögern. Das war auch kein Problem, solange man mir kein Blut vor die Nase hielt… Als ich merkte, dass Satoru mir folgte, blieb ich stehen. “Was soll das?”, “Ich will sehn wie du es machst.” Ich drehte mich um. “Wie bitte?”, “Wie du es machst, dass du ihr Blut bekommst, ohne sie zu töten und ohne dass sie danach mit Heugabeln hinter dir her sind.” Er grinste breit. “Solltest du dich nicht lieber um deine Leute kümmern?”, “Die wissen schon was zu tun ist.” Machen die das etwa öfter? Ich ging weiter. “Das ist wirklich nichts Besonderes. Ich frage einfach danach.” Er holte zu mir auf. “Wie einfach fragen?”, “Das wirst du schon sehen.”, versicherte ich ihm. Es ist einfacher als man denkt, wenn man ein paar Regeln beachtet. Da ich bei jüngeren Frauen am meisten Aufsehen errege, frage ich eine mir passende Kandidatin, ob sie mich ein Stück begleitet. Wenn wir dann allein sind, wende ich eine einfache Art der Hypnose an. Damit sie nichts mitbekommt. Anstatt sie zu beißen, schneide ich ihr mit einem Messer oder ähnlichem in die Hand. Es ist schließlich einfacher eine Schnittwunde zu erklären, als eine Bisswunde… Danach erzähle ich ihr eine Geschichte, wie sie sich verletzt hat. An diesem Abend war es jedoch ein wenig schwieriger. Immerhin hatte ich einen unerwünschten Zuschauer… -- Es war sicher weit nach Mitternacht, als wir wieder bei ihm zu hause waren. Das gesamte Anwesen schien noch ruhiger als am Tag. “Wo ist sie jetzt?”, fragte ich ihn, auf unserem Weg durch die zahlreichen Flure. “Sie hat ein Zimmer hier im Haus bekommen. Du kannst morgen zu ihr.” Da fiel mir wieder ein, dass ich immer noch nicht wusste wo mein Zimmer war. “Wo wir gerade bei Zimmern sind. Ich bin müde und würde mich gern hinlegen. Wo schlafe ich?” Er fing an zu lächeln. “Folge mir einfach.” Nach kurzer Zeit schob er die Tür zu einem Raum am ende des Ganges auf. “Aber… Das ist doch dein Zimmer…”, “Unser Zimmer.”, berichtigte er mich. Ich blieb in der Tür stehen. Satoru ließ sich auf das große Bett fallen. Sogar Schlafsachen waren für mich bereitgelegt. “Was ist? Hast du etwa gedacht ich lasse dich hier im Haus allein? Glaube mir, nachts bist du hier bei mir am sichersten. Das Bett ist groß genug für zwei und ich habe festgestellt das ich mit dir besser einschlafen kann.” Besser einschlafen? Was hatte ich bitte davon? Außerdem war mir bis jetzt nichts gefährliches an diesem Haus aufgefallen. Bis auf den Hausherren. Kapitel 5: Betrug ----------------- Erst jetzt fiel mir auf, dass es im Raum noch eine weitere Tür gab. Es war eine Schiebetür die geschlossen nur schwer von der Wand zu unterscheiden war. Da sie einen Spalt offen stand, konnte ich darin eine große Regalwand und den Teil eines Pianos sehen. Daran hatte Satoru also gespielt, als ich hier zum ersten Mal aufwachte. Er saß immer noch auf dem Bett und wartete. Da ich keinerlei Anstalten machte mich vom Türrahmen zu lösen, stand er auf, zog mich ins Zimmer und verschloss hinter mir die Tür. "Das ist also tatsächlich dein Ernst..?", wollte ich mich vergewissern. Aber er lächelte mich nur an und begann damit mein Hemd aufzuknöpfen. Ich stieß ihn ein wenig zu grob von mir, als mir das klar wurde. "Was sollte das jetzt wieder?!", er zuckte nur mit den Schultern: "Ich wollte dir nur helfen." Ich drehte mich um und ging ein paar Schritte in Richtung Bett. Ich nahm mir das Schlafanzugoberteil das auf der Kommode lag und hielt es hoch. Es war mir viel zu groß. Satoru kicherte leise und kam meiner scheinbar offensichtlichen Frage zuvor: "Tut mir Lied. Ich hatte noch nicht an Schlafsachen gedacht. Die müssen wir noch in deiner Größe besorgen.", "Also ist das deines..?" Meine Frage war eher als Feststellung gedacht. Ich atmete geräuschvoll aus und zog mich um. Als wir dann im Bett lagen und er das Licht ausschaltete, versuchte ich mich so weit es ging an den Rand zu legen. Mit dem Rücken zu ihm. Ich hatte ihm gesagt, dass er auf seiner Seite bleiben sollte und hoffte, dass er sich daran hielt... Nach einer Weile hörte ich das rascheln der Bettdecke hinter mir. "Ich frage mich schon die ganze Zeit, warum du das alles mit dir machen lässt..." Es dauerte eine Weile bis ich antworten konnte. Diese Frage hatte ich mir auch schon einige Male in den letzten Tagen gestellt. Und auch wenn die Antwort scheinbar so simpel war, hatte es Zeit gekostet sie zu finden. "Ich weiß nicht... wie ich mich verhalten soll.", wieder machte ich eine Pause "Das ist das erste Mal, dass ich irgendwo festgehalten werde... und dass jemand so frech zu mir ist..." Ich drehte mich zu ihm um. Sein Gesicht war nun näher an meinem, als ich erwartet hatte. Da ich allerdings schon an der Bettkante lag, konnte ich nicht mehr zurückweichen. "Wie... sollte ich mich in so einem Fall denn verhalten..? Sollte ich wütend sein? Versuchen davon zulaufen? Was soll ich deiner Meinung nach tun?" Er sah mich eine ganze Weile ohne zu blinzeln an, dann wich er zurück, legte sich auf den Rücken und starrte zur Decke. Er schien eine andere Antwort erwartet zu haben. Leider hatte ich keine Ahnung welche das hätte sein können. Ich wusste nur, dass ich nicht weit genug war, um in meiner jetzigen Situation irgendetwas zu fühlen oder zu unternehmen. Genauso wenig hatte es wohl auch Sinn, auf Hilfe von Außen zu hoffen. Meine Familie war weit weg und wer sollte mir sonst helfen und wie? Ich wusste nicht was ich außer Abwarten tun konnte. Ich schloss die Augen. Ich erwartete keine Antwort auf meine Fragen, da ich wusste das er sie nicht hatte. Ich fühlte wie Erschöpfung immer mehr Besitz von mir ergriff. Das letzte was ich vor dem Einschlafen hörte war: "Tut mir Leid..." -- Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war er längst fort. Zu meinem Erstaunen, hatte er tatsächlich nicht versucht sich mir in der Nacht zu nähern. Langsam richtete ich mich auf und rutschte aus dem Bett. In meinem Kopf war noch alles nebelig. Auch wenn es wahrscheinlich schon mitten am Tag war, hatte ich das Gefühl zu wenig Schlaf bekommen zu haben. Nachdem ich im Bad gewesen war, ging ich in das Gewächshaus wie am Tag zuvor. Mir war immer noch niemand vom Personal begegnet, deshalb hoffte ich, dass er dort war. Zu meiner Überraschung fand ich dort jedoch nicht Satoru sondern Sophie, die bei meinem Anblick sofort vom Tisch aufsprang. Bis auf ihr Gesicht, war sie komplett in schwarzen Stoff gehüllt. Und selbst das lag durch einen großen Hut im Schatten. Natürlich. Sonne war nun für sie gefährlich. Sie musterte mich von Kopf bis Fuß. "Macht dir die Sonne gar nichts aus..?" Ich merkte wie meine Miene sich verfinsterte. Ich ging zu ihrem Tisch und setzte mich. "Nein.", antwortete ich nur kurz. Das gequälte Lächeln, das sie bis jetzt noch gezeigt hatte verschwand. Mit einem "Oh..." setzte sie sich zu mir. Ich wusste nicht wo sie herkam, aber das Mädchen mit dem Kimono tauchte auf und stellte mir eine Tasse Tee vor die Nase. Ich nahm einen Schluck. Da Sophie auch diese Handlung verfolgte, schloss ich meine Augen. "Ich muss mit dir reden, deshalb hatte ich ihn darum gebeten, mit dir allein sein zu dürfen.", wieder lächelte sie. Es viel mir schwer mit ihr zu reden, immerhin war sie jetzt ein Verwandelter... War es angebracht sich zu entschuldigen? Denn ich konnte nicht leugnen, dass ich zum Teil an ihrer Lage Schuld war. Es jagte mir einen Schauer über den Rücken, dass sie mir gegenüber saß und mit mir sprach, ohne dass ich einen Herzschlag von ihr wahrnahm. Sie atmete zwar aber nur um Sprechen zu können, nicht weil sie es musste. "Ich schätze ich sollte dir das ganze hier erklären...", sie sah auf ihre Hände die auf ihrem Schoß lagen. Ich wusste weder worüber sie mit mir sprechen, noch was sie mir erklären wollte. Ich wunderte mich nur, dass sie so gelassen war. Machte es ihr etwa nichts aus, dass man ihr Leben beendet hatte? "Ich möchte damit anfangen mich zu entschuldigen.", sie machte eine leichte Verbeugung, wie sie mir in Japan schon öfters untergekommen war. "Es tut mir Leid, dass ich dich benutzt habe." Ich wollte meine Tasse gerade abstellen, erstarrte jedoch in meinen Bewegungen. "Du hast was..?" Sie wurde zunehmend nervöser. "Nun ja... Schon als wir uns im Postamt zum ersten Mal begegneten, wusste ich was du bist... Also stellte ich mich vor, in der Hoffnung dass du mich irgendwann verwandeln würdest... Aber du machtest keine Anstalten, also musste ich mir etwas anderes einfallen lassen.", sie sah zu mir auf, vermutlich um meine Reaktion zu sehen, "Deshalb habe ich dich mit auf diese Veranstaltung genommen, weil ich wusste dass der Gastgeber, genauso wie einige Gäste Vampire waren. Als du dann mit Satoru weggegangen warst, habe ich Kazuki darum gebeten..." Ich spürte wie in mir die mittlerweile so vertraute Wut aufstieg. Ich stellte die Tasse laut klirrend zurück auf die Untertasse, sodass Tee überschwappte. Sophie zuckte zusammen. "Ich... Ich hatte nicht die Absicht... Ich wusste nicht was für Folgen das für dich haben würde.", ihre Stimme fing an zu zittern, aber ich achtete nicht weiter darauf. "Du WOLLTEST zu dem werden was du jetzt bist?!" Nicht ICH war Schuld daran, dass sie verwandelt worden war. SIE war Schuld daran, dass ich hier festsaß! Ich sprang auf und wollte aus dem Raum stürmen, aber sie hielt mich fest. "Warte doch! Ich sagte doch es tut mir Leid! Ich werde..." Ich befreite mich aus ihrem Griff. "Fass mich nicht! Jemand wie du hat nicht das Recht auch nur in meiner Nähe zu sein!" Ich konnte es einfach nicht verstehen. Warum gab es immer wieder Menschen, die sich nach so einem Leben sehnten? "Ich... Ich wollte doch nur so sein wie ihr...", "Du wolltest sein wie wir?!! Du bist nicht wie wir und das wirst du auch nie sein!" Sie wich ein paar Schritte zurück. Aber ich ergriff ihre Hand und legte sie mir auf die Brust, danach legte ich ihre andere Hand auf ihre Brust. "Sag es mir. Nenn mir den Unterschied!" Sie zitterte: "I...ich...", "Sag es!" Meine Stimme hallte von den Wänden des Gewächshauses wider. An ihren Wangen liefen Tränen herunter. "E...es schlägt nicht... mein Herz...", "Und?! Weißt du auch warum?" Sie sah zu mir auf. Ich ließ ihre Hände los, die danach leblos nach unten fielen. "Ich wurde als Vampir geboren. Ich bin ein lebendiges Wesen. Du bist jetzt nicht viel mehr, als eine Leiche die in der Lage ist sich zu bewegen. Auf Kosten Unschuldiger. Und ich hatte auch noch Mitleid mit dir! Du hast ja keine Ahnung was nun mit dir passiert..." Ich näherte mich ihr sodass ich ihr das nächste ins Ohr flüstern konnte: "Du spürst es doch oder..? Jetzt noch mehr als vorher... Wie dein Körper zerfällt. Bist du stolz auf dich? Freust du dich über das bisschen mehr 'Leben' das dir geschenkt wurde..? Ich hoffe du wirst jetzt glücklich. Aber bitte woanders." Ich drehte mich um und ging. Aber ich kam nicht bis zur Tür, denn diese wurde bereits vom Hausherren versperrt. Ich blieb ein wenig vor ihm stehen. Er schwieg. "Wusstest du davon..?", "Kazuki hat es mir gesagt." Er tätschelte mir den Kopf, als wäre ich ein kleiner Hund. "Wollen wir einen kleinen Ausflug machen? Ich nehme an dass du in nächster Zeit lieber nicht in ihrer Nähe sein willst..." Ich drehte meinen Kopf sodass ich sie aus dem Augenwinkel sehen konnte. Sie saß auf dem Boden. Durch den großen Hut konnte ich ihr Gesicht nicht sehen. "Du willst dass sie hier bleibt..?", "Ja. Vorerst. Wenn wir sie auf die Menschheit loslassen, ohne sie darauf vorzubereiten, würde das uns nur Ärger bereiten.", "Meinetwegen... Dann lass uns eine Weile wegfahren." Er nahm meine linke Hand. Ich dachte er würde wieder in meinen Gedanken lesen wollen, doch stattdessen drehte er die Handfläche nach oben und setzte langsam und ganz sachte einen Kuss auf das Zeichen. Ein seltsames Kribbeln wurde von dieser Berührung ausgelöst, das dann langsam meinen Arm bis zu Schulter hinauf kroch. Sonst benahm er sich immer so kindisch... Ihn so zu sehen, machte es mir unmöglich mich zu wehren... "Es tut mir Leid...", flüsterte er noch bevor er mich wieder losließ und ging. Ich stand noch eine Weile da und betrachtete mein Zeichen. Wofür hatte er sich entschuldigt? Es war doch nicht seine Schuld... Oder..? --- Wollt noch mal darauf hinweisen, dass ich ein paar Szenen auch als Doji veröffentlicht hab. ^_^ Und falls ihr mal sehen wollt wie die Charas aussehen, findet ihr in meinen FA auch die Bilder zu ihnen. Danke für's lesen! ^.^ Kapitel 6: Schwager in Spe -------------------------- Die Sachen für unseren Ausflug wurden von den Bediensteten gepackt. Also gab es für mich nicht viel zu tun. Satoru hatte beschlossen noch am selben Tag abzureisen. Da er noch geschäftlich in Tokio zu tun hatte, ging das allerdings erst abends. Also nahm ich mir ein Buch aus dem Nebenzimmer seines... ach nein unseres Schlafzimmers und setzte mich in den Hof. Die Sonne schien und es war windstill. Trotzdem war deutlich zu spüren, dass der Winter vor der Tür stand. Es war hier um einiges kälter als bei uns in Frankreich. Aber der Innenhof war der einzige Ort an dem genug Sonne schien, um Verwandelte fern zuhalten. Also nahm ich das in Kauf. Mehr als in das Buch, sah ich auf die Oberfläche des kleinen Teiches. Das Mädchen das mir hier begegnet war, hatte das Wasser berühren können, ohne Wellen zu verursachen. Ich fragte mich ob es an ihr oder an dem Teich lag... Nach einer Weile legte ich das Buch beiseite und näherte meine Hand dem Wasser. Mit dem Zeigefinger berührte ich die Oberfläche nur ganz leicht. Sofort breiteten sich kleine kreisförmige Wellen aus. Also war es doch das Mädchen gewesen... Ich seufzte enttäuscht und wollte mich schon wieder meinem Buch zuwenden, als ich in den Wellen eine Gestallt hinter mir sah. Ich wirbelte herum, verlor dabei das Gleichgewicht und fiel mit dem Rücken voran ins Wasser. Der Teich war nicht tief aber bei diesen Temperaturen war ein Bad draußen nicht gerade angenehm. Da wo sich die Person im Wasser gespiegelt hatte, war niemand zu sehen. Hatte ich mir das nur eingebildet? ! Plötzlich ergriff jemand meinen Arm und zog mich mit einem Ruck aus dem Wasser. "Was machst du denn da? Da lässt man dich einmal kurz allein...", "Satoru..." Mein 'Retter' warf mir einen genervten Blick zu und zog dann sein Jackett aus. "Hier." Er warf es mir über den Kopf. "Was machst du denn schon hier..?", "Die Besprechung war eher zu Ende als gedacht, also können wir eher los. Das heißt, wenn du fertig bist mit Baden." Ich wickelte mich in das Jackett. "Ich bin nur ausgerutscht..." Er grinste breit und schob mich in Richtung Tür. Aber... Diese Gestalt die ich gesehen hatte, ließ mich noch eine ganze Weile nicht los... Es war mit Sicherheit nicht Satorus Spiegelbild gewesen. Die Kleidung erinnerte mich an einen Priester... Was hatte das nur zu bedeuten? -- Es gab noch eine Sache die mich beschäftigte. Und zwar mein Zeichen. Es war das Aushängeschild dafür, dass ich jemandes Eigentum war. Ich hatte nicht sonderlich viel Interesse daran es so offensichtlich zur Schau zu stellen wie Satoru. Also hatte ich mir vor unserer Abreise noch Handschuhe besorgt. Als er mich nach ihnen fragte, sagte ich nur dass mir kalt sei. Ich wollte nicht dass er wieder wütend wird. Warum musste es auch ausgerechnet an der Hand sein? Dieser eine Vampir hatte es am Hals, also war ich mir ziemlich sicher das andere Stellen auch möglich waren. Warum nicht irgendwo, wo es nicht so auffällt, wie zum Beispiel... Na ja... Wenn ich so darüber nachdenke, wäre es mir wohl an keiner Stelle Recht gewesen... "Wo fahren wir eigentlich hin?", fragte ich meinen Gefährten, als wir schon eine Weile unterwegs waren. Japans Straßen... nein eher Trampelpfade waren nicht gerade für Autos gemacht, daher wurden wir Stellenweise ziemlich durchgeschüttelt. "Ich dachte mir wir besuchen einen Freund. Er kam zu unserer kleinen Feier leider zu spät, daher hat er dich nicht mehr gesehen. Er hatte sich am meisten darauf gefreut und war deshalb ganz enttäuscht." Er lächelte und sah aus dem Fenster. Mir wurde flau im Magen, als ich an sein kleines 'Festessen' zurückdachte. Ich wollte nicht noch mehr zwielichtigen Vampiren begegnen und mir noch mehr Ärger einhandeln... Ich verschränkte die Arme vor der Brust und starrte auf den Boden. Ich überlegte ob es viel Sinn hatte sich zu widersetzen. Es handelte sich anscheinend nur um einen Vampir, damit würde ich vielleicht noch klar kommen. Außerdem hatte er ihn als Freund bezeichnet. Davon abgesehen... was war die Alternative..? Zurück zu Sophie? Nein. Dann doch lieber das hier. Ich konnte und wollte ihr noch nicht verzeihen. Satoru rutschte plötzlich näher. Er nahm meine linke Hand und zog mir den Handschuh aus. Er hatte mich damit so überrumpelt, dass ich nicht rechtzeitig reagieren und ihn davon abhalten konnte... "Bist du auf mich wütend?", fragte er nur während er meine Hand hielt. Für einen Moment war ich mir nicht sicher ob ich erst antworten oder meine Hand wegziehen sollte. "Nein..", brachte ich schließlich hervor. Ich war wütend auf Sophie, auf mich und meine Unfähigkeit im richtigen Moment zu handeln. Ich hatte das Gefühl mein bisheriges Leben mit unwichtigen Dingen verschwendet zu haben. Ich geriet in letzter Zeit in so viele Situationen in denen ich einfach nicht wusste was zu tun war. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, dass versuchte in der Welt der Erwachsenen ohne Hilfe klarzukommen. "Was machst du da?" Satoru hatte seinen Kopf an meine Schulter gelegt, meine Hand hielt er immer noch fest umschlossen. "Ich bin müde. Bitte. Nur ein Bisschen..." Er hatte mich völlig aus dem Konzept gebracht. Was mich am Meisten daran ärgerte war, dass er es zu spüren schien. Denn er lächelte zufrieden als er einschlief. Das war das erste Mal, dass ich ein 'Bitte' von ihm gehört hatte... Langsam kam ich mir vor wie ein Kindermädchen, dass mit den Launen seines Schützlings zu kämpfen hatte. Aber... Je mehr Zeit ich mit ihm verbrachte und je mehr Eigenarten ich von ihm kennen lernte, desto weniger bedrohlich erschien er mir. Von mir aus... Sollte er doch gelegentlich seinen Kopf durchsetzen... Das 'kleine Kind' war mir lieber als der gefährliche Vampir, der alles daran setzen würde mich bei einem Verrat zu Grunde zu richten... Die Fahrt erschien mir ewig. Ich wusste weder wo wir waren, noch wie weit wir noch fahren mussten. Ich hatte zwar versucht mit dem Fahrer Kontakt aufzunehmen, aber wie nicht anders zu erwarten verstand er kein Wort von dem was ich sagte... Es wurde wirklich Zeit dass er mir Japanisch beibrachte... Satoru schlief während der ganzen Zeit friedlich auf meiner Schulter. Er wurde immer schwerer. Als ich schließlich versuchte ihn vorsichtig auf die andere Seite zu schubsen, wachte er auf. Er sah aus dem Fenster und sprach ein paar Worte mit dem Fahrer. Dann lächelte er mir zu. “Wir sind fast da.” Ich atmete erleichtert auf. Ich konnte nun wirklich nicht mehr lange sitzen. Bald darauf passierten wir ein großes Tor. Danach dauerte es noch gut zehn Minuten, bis wir vor einem Haus im westlichen Stil hielten. Der Fahrer stieg aus, öffnete uns die Tür und machte sich dann daran unser Gepäck abzuladen. Ich streckte mich und sah mich um. Nicht nur das Grundstück sondern auch das Haus war riesig… Es war überwiegend aus Holz, hatte eine Große Veranda und angrenzende Stallungen. Es dauerte nicht lange bis sich die große Flügeltür öffnete und ein blonder Mann auf uns zu eilte. Als er mich sah, fing er an über das ganze Gesicht zu grinsen, stürmte an Satoru vorbei und ergriff meine Hand, um sie kräftig zu schütteln. “Es freut mich dich kennen zulernen! Ich bin James Langdon, der Eigentümer dieses bescheidenen Anwesens.” Noch bevor ich antworten konnte, ließ er meine Hand wieder los und packte mich stattdessen an den Wangen. “Und wie süß er ist… Das hättest du mir ruhig sagen können mein lieber Bruder.” “Ja. Es ist auch schön dich wieder zu sehen.”, schnaufte Satoru, während er das Gesicht verzog und die Arme vor der Brust verschränkte. Während ich für meinen Teil mal wieder mit der Situation überfordert war, ließ unser Gastgeber von mir ab und fing an zu lachen. “Nun sei doch nicht so! Wir haben uns doch neulich erst gesehen. Außerdem hast du noch was gut bei mir, denn ich habe alles besorgt worum du mich gebeten hast.” Verständlicher Weise verstand ich nur Bahnhof… Satoru hatte einen Bruder? Aber die beiden sahen sich weder ähnlich, noch hatten sie den gleichen Nachnamen. Und was sollte er Satoru denn besorgen..? James hielt seinem Bruder nun mit einem Lächeln seine rechte Hand entgegen. Satoru schien kurz zu überlegen. Doch als er auf den Handschlag eingehen wollte, reagierte James blitzschnell und ergriff stattdessen sein Handgelenk. Er drehte seine Hand so, dass er das rote Zeichen sehen konnte. Wieder verzog Satoru sein Gesicht: “Was soll das?!” James sah ihm direkt in die Augen. Sein Lächeln hatte nun etwas boshaftes an sich. “Ich denke das weißt du.”, antwortete er kurz, einem Flüstern gleich. Ich malte mir währenddessen aus, wie die beiden auf mich losgehen würden, wenn ich mich einmischte. Sollte der Blonde vom Charakter her auch nur ein kleines Bisschen so sein wie sein Bruder… Keine schöne Vorstellung. Satoru befreite sich und die beiden funkelten sich an. Die Atmosphäre hier gefiel mir ganz und gar nicht. Besonders da es den Anschein hatte, als sei ich der Grund… James warf einen kurzen Blick auf meine Handschuhe, dann sah er wieder zu Satoru. “Ich hoffe für dich, dass er sein Zeichen auch an der Hand hat.”, “Bitte?!” Wie war das denn gemeint?! Als ich merkte, dass ich mich nun doch eingemischt hatte, schlug ich mir eine Hand vor den Mund. Aber es war schon zu spät. Beide Brüder starrten nun mich an. Dann fiel mir unser Gastgeber um den Hals: “Guck doch nicht so ängstlich! Ich bin doch nur um die Sicherheit und Unschuld meines kleinen Schwagers besorgt!” Ah! Langsam hatte ich davon wirklich genug! Aber bevor ich mich wehren konnte, zog Satoru seinen Bruder von mir weg. “Lass den Unsinn und zeig uns endlich unser Zimmer!” Ich musste mich korrigieren. Ich hielt bis jetzt Satoru schon für kindisch und ansträngend. Aber das… Mit einem enttäuschten Seufzer, wandte unser Gastgeber sich dem Haus zu. “Meinetwegen. Aber ihr bekommt getrennte Zimmer, damit das klar ist.” Eigentlich wollte ich gar nicht wissen, was er über unser Verhältnis zueinander dachte… Die Vorstellung endlich wieder eine Nacht allein verbringen zu können, ließ mich jedoch unbewusst schmunzeln. Jedoch kamen wir nicht weit. Schon in der Eingangshalle wurden wir von zwei weiteren Bewohnern aufgehalten, die mir alles andere als Fremd waren… Das blond gelockte französische Mädchen, dass versucht hatte mich vor Satoru zu warnen und ihre Schwester, die mit dem Wasser sprechen konnte, standen nun vor uns. James stellte sie uns vor: “Das sind meine Tochter Lorelei und meine Stieftochter Leah. Aber ihr kennt euch ja bereits.”, “Nur flüchtig…”, erwiderte ich. Ich erinnerte mich wieder daran, dass Lorelei gesagt hatte sie begleite ihren Vater… Sie kam auch gleich auf mich zu, “Bonjour. Vater, darf ich William sein Zimmer zeigen.” Dieser stutzte kurz, stimmte dann jedoch zu. Wir ließen die drei am Eingang stehen und sie führte mich eine breite Treppe hoch in den ersten Stock. Als sie sicher war, dass die anderen sie nicht mehr hören konnten, begann sie auf Französisch: “Und? Hat es etwas gebracht?”, “Was meinst du..?” Sie lächelte und blieb vor einer der Türen stehen. Das schien dann wohl mein Zimmer zu sein. “Ich hab ihm gesagt, dass er lieb zu dir sein soll.”, sie lächelte. “Das Wasser hat mir verraten, dass er oft gemein und egoistisch war. Also habe ich ihm gesagt, dass du ihn nie mögen würdest, wenn er nicht auch mal nett ist.” Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er nur weil ihm jemand das sagt, sich gleich daran hält. Aber… Es war mir ja auch aufgefallen… “Mag… sein….”, antwortete ich schleppend. Ich öffnete die Tür die mir zugewiesen wurde. Dahinter befand sich ein großes helles Zimmer. Die Wände leuchteten pastellgrün und die Möbel waren aus dunklem Holz. Gegenüber der Tür befand sich ein großer Balkon. Ich zog die leichten Gardinen beiseite und öffnete mit Schwung die gläserne Flügeltür. Sofort kam mir ein frischer, angenehmer Wind entgegen. Ich machte ein paar Schritte bis zur Brüstung und atmete tief ein. Von hier konnte man auf den Platz vor dem Eingang sehen. Der Fahrer unseres Autos war gerade dabei es wegzufahren. Abgesehen davon hörte man nur das plätschern des Springbrunnens, der mitten auf dem kreisrunden Vorplatz stand. Ich drehte mich wieder zu Lorelei und lächelte. “Es ist wirklich schön hier.” Doch sie stand nur mitten im Zimmer, ihr Gesicht noch blasser als sonst. Sie starrte mich an, ohne mich wahrzunehmen. “Lorelei? Alles in Ordnung?” Sie zuckte zusammen, als sie ihren Namen hörte. “Entschuldige mich bitte… Ich muss…” Ohne diesen Satz zu beenden ging sie ein paar Schritte rückwärts, bevor sie sich umdrehte und davonlief. Was war das denn? Hatte ich irgend etwas Falsches gesagt? Hinter mir waren nun die Motorengeräusche verstummt. Nur das Plätschern des Brunnens blieb. -- Nach dem Abendessen bat mich James um ein Gespräch unter vier Augen. Auch wenn Satoru bei seiner Bitte das Gesicht verzog, willigte ich ein. Er brachte mich in ein Büro im Erdgeschoss. Die Hauptfarbe hier war Smaragdgrün. “Ist grün ihre Lieblingsfarbe?”, fragte ich während ich in einem Sessel vor dem massiven Eichentisch Platz nahm. Er lächelte nur: “Es ist die meiner Frau.” Er hatte eine Frau? Ach ja… Ich erinnerte mich an die Person die Leah von mir weggezogen hatte. Das musste sie gewesen sein. “Sie war gar nicht beim Abendessen. Ist sie verreist?” Er senkte seinen Blick. “Nein… Sie… fühlt sich nur nicht gut…” Ein bitteres Lächeln umspielte seine Lippen, als er wieder zu mir sah. Dieses Thema schien ihm nicht sonderlich zu gefallen, also fragte ich nicht weiter nach. Auch wenn es mich sehr interessierte, was mit ihr war. “Sie wollten mich sprechen.”, wechselte ich das Thema. Er nickte leicht. “Ja. Ich mache mir zur Zeit ziemliche Sorgen um meinen Bruder. Er hat es sich in letzter Zeit mit einigen gefährlichen Vampiren verscherzt.” Das zu hören war für mich nun wirklich keine Überraschung. “Die Sache ist die…” Er stützte seine Ellenbogen auf den Schreibtisch. “Bis jetzt haben sie sich nicht getraut, etwas gegen ihn zu unternehmen. Er ist stark genug um sie mit Leichtigkeit zu vernichten. Deshalb hatte ich mir bis jetzt auch nicht allzu große Sorgen um ihn gemacht.” “Bis jetzt..?” Er nickte. “Ja, denn jetzt bist du bei ihm.” Was hatte ich denn mit seinen Streitereien zu tun? “Dadurch, dass er dich zu seinem Gefährten gemacht hat, wurdest du auch zu seinem Schwachpunkt. Die Vampire von denen ich rede, trauen sich vielleicht nicht ihn direkt anzugreifen, aber du bist für sie zur Zeit leichte Beute.” Ich runzelte die Stirn. “Ich verstehe nicht ganz…” “Dir ist scheinbar noch nicht klar was du für ihn bist. Und was er bereit wäre für dich zu tun.” Ich fühlte regelrecht wie jegliche Farbe aus meinem Gesicht verschwand. “Was..?” James stand auf und ging langsam um den Tisch. Er blieb dicht neben mir stehen und tippte mit seinem Zeigefinger auf die Handschuhe die ich immer noch trug. “Du trägst sie, um das Zeichen zu verstecken, richtig?” Ich konnte ihn nur weiterhin sprachlos anstarren. “Ich weiß nichts über die näheren Umstände, aber… ich nehme an du bist nicht ganz freiwillig sein Gefährte geworden.” Er zog mir den linken Handschuh aus und drehte meine Hand um. Ich war nicht in der Lage mich zu widersetzen. “Ich frage mich, was du dann von ihm willst? Euer Zeichen ist doch noch rot. Wieso bist du nicht einfach verschwunden?” Das klang alles, als wenn ich Satoru nur Kummer bereiten würde. Aber das hier war doch nicht meine Idee gewesen… Wäre es alles so einfach, wäre ich schon längst nicht mehr hier. Und was hatte dieses ‘noch rot’ zu bedeuten? Heißt das es sollte eine andere Farbe haben? Ich dachte dass der einzige Weg ihm zu entkommen darin bestand, dass einer von uns beiden stirbt. Gab es noch einen anderen Weg? “Versteh mich bitte nicht falsch. Es ist nicht nur mein Bruder, um den ich mir Sorgen mache.” Ich ergriff seine Hand. “Dann sagen sie mir bitte was sie damit meinen. Was spielt die Farbe meines Zeichens für eine Rolle?” Noch ehe er antworten konnte, wurde die Tür aufgerissen und Lorelei stürmte ins Zimmer. “Vater! Ich muss…” Als sie bemerkte dass ich im Raum war, blieb sie abrupt stehen und verstummte. “Ist nicht schlimm. Komm rein. William wollte gerade gehen.” Er wollte sich aus meinem Griff befreien, doch ich hielt ihn fest. “Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet.” Es dauerte einen Moment bis er antwortete. “Ich glaube nicht, dass ich das Recht habe dir das zu sagen. Hätte ich geahnt dass du davon nichts weißt, ich hätte…” Er verstummte und senkte wieder seinen Blick. Also war Satoru derjenige mit dem ich reden musste. Natürlich. Er war derjenige der mich angelogen hatte. Schon wieder. Hatte er nicht auch behauptet einsam zu sein? Hatte er mich da nicht auch angelogen? Er hat doch eine Familie die sich um ihn sorgt, wieso braucht er dann mich?! Ich ließ seine Hand los, stand auf und stürmte an Lorelei vorbei. Er hatte mir gefälligst Rede und Antwort zu stehen. Was genau war ich für Satoru Oiwa? ---- Hallo! ^.^ Nur ganz kurz: Ich hab beim Doji eine bebilderte Laberecke eingerichtet. Also wer Fragen hat oder wissen will, wie’s in meinem meist kranken Kopf aussieht, kann mal vorbeischaun. Ich hoffe ihr seid net allzu schockiert… ^_^* Kapitel 7: Satorus Verbrechen Teil I ------------------------------------ Erst als Lorelei sich sicher sein konnte von William nicht mehr gehört zu werden begann sie: “Mutter… sie… sie wird heute…” James atmete geräuschvoll aus. “Das hatte ich befürchtet… Ihr Zustand verschlechterte sich in den letzten Tagen erheblich…” Er sackte auf seinem Stuhl zusammen. “Heute Nacht… Ich hatte auf ein bisschen mehr Zeit gehofft… Ich muss zu ihr… aber ich… weiß nicht…”, er brach mitten im Satz ab und schloss die Augen, um seine Tränen zurück zu halten. Lorelei sah zu Boden. “Das ist nicht alles… Das Wasser… Es hat mir noch etwas gesagt…” Auch wenn er den Tränen nahe war, das zwang ihn wieder aufzusehen. “Was noch..?” -- Wütend stapfte ich den Flur entlang. Es gab Einiges was ich ihm vorzuwerfen und Einiges was ich ihn zu fragen hatte. Aber eine Frage drängte sich immer wieder in den Vordergrund… Warum ich? Er hatte eine Familie, die sich um ihn sorgte, wieso hat er behauptet er sei einsam? Das war doch der Grund den er mir genannt hatte. Wenn das eine Lüge gewesen war, was war der eigentliche Grund, aus dem ich hier an seiner Seite sein musste? Ich blieb ein paar Schritte vor seiner Tür stehen. Hat er das vielleicht nur gesagt um meine Reaktion darauf zu testen..? Wollte er nur sehen, ob ich Mitleid mit ihm hatte? Ich biss mir auf die Unterlippe. Allein darüber nachzudenken machte mich noch wütender. Bevor ich die Klinke seiner Zimmertür auch nur berühren konnte, wurde sie von Innen geöffnet. Er bleib direkt vor mir stehen. “William…” “Ich muss mit dir reden.”, sagte ich nur, bemüht ihn nicht anzuschreien. “Das hatte ich mir schon gedacht… Das konnte ja nicht gut gehen, dich mit ihm allein zu lassen.” Ich ballte meine Hände zu Fäusten, aber ich hatte nicht vor mich ablenken zu lassen und fuhr fort: “Wieso bin ich hier..?” Er lächelte nur: “Das weiß ich doch nicht. Du wolltest doch mit mir reden.”, “Du weißt genau was ich meine. Wieso wolltest du mich unbedingt zu deinem Gefährten machen?! Du hast doch einen Bruder, du bist nicht allein.” Er schloss die Augen und schüttelte leicht den Kopf. “Er ist nicht mein Bruder…”, “Aber er sorgt sich um dich! Und ihr scheint euch lange genug zu kennen, dass er dich als seinen Bruder bezeichnet! Also… Wozu brauchst du mich?!” Er musterte mich von Kopf bis Fuß. Als sich unsere Blicke dann trafen, sah er weg. “Das… weißt du wirklich nicht..?” “Nein.“ Woher auch?! Bis vor kurzem hatte ich noch nicht einmal etwas von so einer Verbindung, die jetzt zwischen uns bestand, gehört. “Und… du denkst immer noch, dass das alles anders sein sollte…” Das war keine Frage sondern eine Feststellung. Aber damit brachte er es auf den Punkt. Wenn es scheinbar keinen anderen Grund für meine Anwesenheit hier gab, hatte ich hier ganz offensichtlich nichts verloren. Plötzlich fing er wieder an, siegessicher zu grinsen. “Dann… testen wir es doch einfach…” Ich konnte nicht fassen was ich da hörte. Ich war eindeutig viel zu wütend, um mich auf irgendwelche Spielchen einzulassen! Er begann nun langsam um mich herum zu schleichen und sah dabei aus wie eine Katze die ihre Beute umzingelte. Ich ließ ihn dabei nicht aus den Augen. Erst jetzt wurde mir bewusst wie sehr mein Herz vor Wut schlug. “Als du mich das erste Mal gesehen hast… was hast du da ‘gefühlt’?” Mein Herz schien bei diesen Worten einen Schlag auszusetzen. “Was..?” Als ich das erste Mal vor ihm stand..? Richtig… ich hatte in diesem Moment zum ersten Mal etwas gefühlt. Es war zu viel passiert, sodass ich nicht weiter darüber nachdenken konnte… aber ich hatte im ersten Moment einfach nur Angst… Wie konnte er davon wissen..? Er blieb direkt vor mir stehen und kam mit seinem Gesicht so nah an meines, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spürte. “Hast du… überhaupt etwas gefühlt..?” Sein siegessicheres Auftreten wurde jetzt von etwas anderem, einem seltsamen Klang in seiner Stimme übertönt. Und dann wurde es mir klar… Er versuchte es erneut! Schon wieder wollte er mir eine bestimmte Reaktion entlocken! Aber diesmal nicht! Diese Genugtuung würde ich ihm nicht gönnen! “Nein. Da war gar nichts! Wie auch? Du hast doch erst dafür gesorgt, dass ich etwas auf diese Art fühle!”, ich streckte ihm meine linke Hand entgegen. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich den Handschuh in James’ Arbeitszimmer vergessen hatte. “Und… und außerdem, was spielt das bitte für eine Rolle?!” Er entfernte sich wieder von mir, drehte mir sogar den Rücken zu. “Also ist es tatsächlich so…” In seiner Stimme war nun ein leichtes Zittern wahrzunehmen. Wieder schien mein Herz gegen meinen Willen einen Schlag auszusetzen, aber ich war immer noch davon überzeugt, dass genau das sein Ziel war, also ließ ich mir nichts anmerken. Oder besser… ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, denn ich hatte keine Ahnung ob es mir gelang. “Weißt du…”, begann er wieder, “Man sagt, wenn sich Gefährten das erste Mal sehen, sie auch zum ersten Mal, wenn auch nur für einen kurzen Moment, in der Lage sind etwas zu fühlen… Egal welches Gefühl… Es soll ihnen nur zeigen, dass sie zusammen gehören…” Er drehte sich nun wieder um und zeigte mir ein trauriges Lächeln. “Da ich von Natur aus dazu in der Lage bin zu Fühlen, kann ich nicht sagen ob es stimmt. Deshalb bist du der Einzige, der weiß ob wir zusammen gehören.” Er ließ den Kopf hängen. “Und das scheint wirklich nicht der Fall zu sein… Du gehörst jemand anderem…” Ich wusste wirklich nicht was ich sagen sollte… Meinte er das ernst..? Dann… war es gar nicht anders möglich gewesen? Vom ersten Moment soll festgestanden haben, dass wir zusammen gehören? Nein! Das war wieder nur eines seiner Spielchen! Woher auch immer er wusste, dass ich Angst hatte, ich wollte, nein ich durfte ihm einfach nicht zeigen, dass ich gelogen hatte. “Wenn sich Gefährten das erste Mal begegnen…“, wiederholte ich leise während ich auf den Boden sah. Ohne Vorwarnung ergriff er meinen Arm und drückte schmerzhaft zu. Er zog mich zu sich heran und sah mir direkt in die Augen, wieder färbten sie sich golden. “Bist du deinem richtigen Gefährten etwa schon begegnet?! Wer ist es? Etwa einer dieser Fürsten aus Europa?!”, fauchte er mich an. Ich verzog nur das Gesicht, zum einen fing mein Arm langsam an richtig weh zu tun, zum anderen verstand ich nicht worauf er hinaus wollte… Wie kam er so plötzlich auf so etwas? Meine Wut war mittlerweile vollständig, Verwirrung und einer Spur von Angst gewichen… “Satoru! Bitte…”, ich konnte meinen Satz nicht beenden, denn vom anderen Ende des Flurs hörte man nun Geschrei. “Raus hier! Verschwindet!!”, erklang die Stimme von James. Daraufhin kamen ein paar Dienstmädchen ängstlich und jammernd in unsere Richtung gerannt. Satoru ließ meinen Arm wieder los. Ich rieb mit der Hand über die schmerzende Stelle. Wäre ich ein Mensch gewesen, hätte das am nächsten Morgen einen gewaltigen blauen Fleck gegeben. “Also ist es schon soweit…”, sagte er nur und setzte sich langsam in Bewegung. “D… du willst doch da jetzt nicht etwa hin, oder?” Immerhin war ich noch nicht fertig mit ihm… Obwohl… das Ganze war eigentlich überhaupt nicht so gelaufen, wie ich es geplant hatte… Er drehte sich weder um, noch wurde er langsamer. “Natürlich. Und du kommst mit.” Ich zögerte kurz. Er schien wütend zu sein, es war wohl wirklich nicht ratsam ihm zu widersprechen… Trotzdem ärgerte es mich, dass er wieder versucht hatte seine Fähigkeit bei mir anzuwenden. Ich atmete einmal tief durch und als ich sicher war, dass das auch mein Wille war, folgte ich ihm. Die Tür von der wir jetzt nur noch wenige Meter entfernt waren, war die größte auf dieser Etage. Dahinter schien sich das Schlafzimmer des Hausherren zu befinden. Eine der beiden Flügeltüren stand offen. Satoru lehnte sich an den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich blieb etwas Seitlich hinter ihm stehen. Das Bild was sich uns bot ließ mich erschaudern. In dem großen Himmelbett, dass an der Wand gegenüber der Tür stand, lag die Frau die damals Loreleis Schwester von mir weggezogen hatte. Um sie herum, das weiße Kissen, ihr Nachthemd und ihr Gesicht. Alles war voller Blut. James saß neben ihr auf dem Boden, sein Gesicht, verdeckt von seinen Armen, auf der Bettdecke. Ich zuckte zusammen als er aufsprang und seinen Ärmel, der von Blut durchtränkt war hoch schob. An der Innenseite seines Unterarmes klafft eine große Schnittwunde. Er nahm mit dem Mund etwas von seinem Blut auf und versuchte es ihr einzuflößen. Es schien nicht richtig zu klappen, denn das meiste floss an den Seiten ihrer Mundwinkel wieder heraus und landete auf dem Kissen. Er entfernte sich ein Stück von ihr. “Warum nimmst du es denn nicht..?! Bitte du musst es nehmen…“, flehte er mit zittriger Stimme. Da sie nicht regierte, versuchte er es erneut. Er hatte anscheinend schon ziemlich viel Blut verloren. Ich wollte zu ihm und ihn aufhalten, doch Satoru versperrte mir den Weg mit seinem Arm. “Lass ihn.”, “Aber…” Ich sah wieder zu den beiden. Auch dieser Versuch, ihr sein Blut zu geben, brachte keinen Erfolg. Als er das erkannte, wischte er ihr mit Tränen in den Augen, das was davon übrig war aus dem Gesicht und ließ sich neben ihr aufs Bett fallen. “Wieso tust du mir das an..?” Mein Magen krampfte sich zusammen… Wie erstarrt blieb ich in der Tür stehen und betrachtete die beiden. Satoru drehte sich um und lehnte sich außerhalb des Zimmers gegen die Wand. Dann begann er mit leiser Stimme: “Weißt du… Es ist jetzt schon eine ziemlich lange Zeit her, dass er ihr begegnet ist.”, begann er, “Er hatte damals gerade erst jemanden verloren, der ihm sehr wichtig war. Er wollte einfach nur seine Ruhe haben und verkroch sich monatelang im Wald. Auch wenn ihm alle Gesellschaft zuwider war, brauchte er Blut und sie sollte sein Opfer sein, aber er konnte es nicht.” Er lachte. “Ich weiß bis heute nicht wieso, aber er schien in ihr etwas zu sehen, das mir bis heute noch entgeht. Sie verliebten sich ineinander. Auch als sie seine wahre Natur erkannte, wich sie ihm nicht von der Seite. Wie du ja weißt hatte sie eine Tochter und wie auch immer das möglich war, wenig später brachte sie dann Lorelei zur Welt. Dabei verlor sie aber zu viel Blut. Sie wäre gestorben wenn er…”, “Wenn er sie nicht verwandelt hätte…”, beendete ich seinen Satz. “Ja. Sie bat ihn dann auch ihre kleine Tochter zu verwandeln, da sie die Ewigkeit nicht ohne sie verbringen wollte.“, “Also hat er ihr nicht gesagt, dass das nicht für ewig war..? Was aus ihr und ihrer Tochter früher oder später werden würde..?”, “Nein. Bis zum Schluss nicht. Dadurch, dass sie ausschließlich sein Blut trank, wurde der Verfall ihres Körpers verlangsamt. Aber… sie fing an Dinge zu vergessen…” Ich nickte nur kurz, als Zeichen dass ich verstanden hatte. Auch wenn es bei ihrem Körper funktioniert hatte, ihren Verstand konnte er nicht retten… Er konnte nur zusehen, wie die Person die ihm wichtig war, Stück für Stück verschwand. Ich spürte wie mein Blick verschwamm und mir eine Träne über die Wange lief. “Wieso zeigst du mir das..?” Mir war längst klar, dass dieses Ereignis ein Grund dafür war, das wir hier waren. “Ganz einfach: ‘Trauer’ und ‘Mitgefühl’, das sind die Gründe aus denen du nicht töten solltest. Nicht weil irgendjemand dir das verbietet.” Ich sah ihn an, doch sein Gesicht zeigte kein Bisschen Regung. Er schloss die Augen. “Ich versteh nicht wie er sich überhaupt darauf einlassen konnte. Es war doch klar, dass das ganze zum Scheitern verurteilt war.” Ich schüttelte nur leicht meinen Kopf. “Du bist doch nicht viel besser als er. Es war mir erst nicht bewusst… Und ich weiß auch nicht wieso, aber… ich weiß einfach, dass du um ein Vielfaches älter bist als ich…” Sein Körper verkrampfte sich. “Und du wirst sicher auch noch um ein Vielfaches älter werden… Wenn du also so anhänglich bleibst… Sicher es wird eine ganze Weile dauern, aber irgendwann werden wir das da sein…” Ich hatte diese Worte noch nicht richtig ausgesprochen, da umarmte er mich schon. “Nein. Es wird anders sein, auch wenn ich weiter bei dir bleibe.” Ich runzelte die Stirn, erstaunt darüber, dass ich scheinbar Recht gehabt hatte. “Wieso sollte es..?” Das was er dann in mein Ohr flüsterte, jagte mir einen Schauer über den Rücken… “Ich werde… dich nicht… überleben.” Ich befreite mich aus seiner Umarmung, da mir jetzt erst richtig bewusst wurde was er da sagte. “Du… wirst mich also nicht gehen lassen..? Obwohl ich…” Ich zögerte kurz. “…nicht zu dir gehöre..?” Mit einem Grinsen und einer Überzeugung die ich nicht nachvollziehen konnte, antwortete er: “Momentan gehörst du zu mir und zwar so lange bis du deinen richtigen Gefährten gefunden hast.”, “Und dann übergibst du mich einfach..?” Er fing laut an zu lachen und kam dann näher. “Natürlich nicht! Dann… werde ich ihn aus dem Weg räumen!” Auch wenn ich mittlerweile nicht mehr davon ausging, dass so etwas passieren könnte… Wie konnte er erst von ‘Trauer’ und ‘Mitgefühl’ reden und dann wie selbstverständlich den Mord meines Gefährten planen?! “Du… du Heuchler!”, zischte ich und stürmte an ihm vorbei. Ich wollte ihn definitiv heute nicht mehr sehen! Er machte auch keine Anstallten mir zu folgen. Er stand nur weiterhin wie versteinert da und sah in eine andere Richtung. Da ich mir allerdings Sorgen um James machte, bat ich ein paar Dienstmädchen darum, nach ihm zu sehen. Erst dann ging ich in mein Zimmer und schloss ab. Wie es Lorelei und ihrer Schwester wohl ging..? Das kleine Mädchen dürfte wohl, auch wenn der Zeitpunkt der Verwandlung fast der selbe war, ein bisschen länger durchhalten, da der Geist von Kindern noch ‘frischer’ ist… Aber ob das besser war? Immerhin bekam sie ja dadurch alles mit was mit ihrer Mutter geschah. Ich öffnete die Balkontür und lauschte ein wenig dem Plätschern des Springbrunnens. Es war sicher ganz angenehm dabei einzuschlafen. Also beschloss ich, die Tür offen zu lassen. Als ich dabei war mich umzudrehen, klopfte es an der Zimmertür. Ich befürchtete schon es sei Satoru, aber kurz darauf ertönte ein leise Frauenstimme: “William? Ich bin es Lorelei. Lässt du mich rein?” Ich schloss natürlich sofort auf. “Was machst du denn hier? Willst du dich gar nicht von deiner Mutter verabschieden..?” Doch sie lächelte nur und legte ihren Kopf leicht schräg. “Ich denke Vater will lieber mit ihr allein sein. Außerdem… wusste ich es schon seit heute morgen. Ich hatte etwas mehr Zeit mich darauf einzustellen.”, “Du scheinst nicht sonderlich traurig…”, stellte ich fest. Wieder schenkte sie mir ein Lächeln. “Machst du dir etwa Sorgen um mich? Kein Angst, in dieser Hinsicht bin ich wie jeder normale geborene Vampir. Du hast doch sicher auch nicht um deine Mutter getrauert, oder?” Richtig… Gefühllos wie jeder andere Vampir… Aber davon konnte ich schließlich nicht ausgehen, da sie im Grunde genommen, alles andere als ‘normal’ war… Sie ließ ihren Blick durch das Zimmer wandern. “Ist Satoru gar nicht hier..?” Ich verzog mein Gesicht. “Nein. Wir hatten eine kleine… Meinungsverschiedenheit… Außerdem will ich die Gelegenheit nutzen und mal wieder allein in einem Bett schlafen.” Sie sah zu Boden. “Oh. Das wird dir wohl nicht gelingen…”, “Was?” Sie legte erneut ihren Kopf schräg und sah mir direkt in die Augen. “Du wirst ohne ihn nicht schlafen können.” Was war das denn..? Das ich diese Nacht nach all dem, nicht sonderlich gut schlafen würde, war mir ja klar… aber… Wieso werde ich ‘ohne ihn’ nicht schlafen können? “Hat dir das dein Wasser gesagt..?” Sie antwortete mit einem schlichten “Nein.” und drehte sich in Richtung Tür. Als sie dabei war, die Tür hinter sich zu schließen, flüsterte sie noch ein: “Pass auf dich auf.” Und schon war sie fort. ‘Pass auf dich auf.’ Diese Worte hatten aus ihrem Mund irgendwie einen bitteren Nachgeschmack. Und so sehr ich mir gewünscht hatte es würde nicht dazu kommen: Ich konnte einfach nicht einschlafen… Gut. Es war eine Menge passiert und das zu verdauen würde sicher eine Weile dauern, aber… Ich war doch so müde… Wieso konnte ich nicht schlafen..? Was ich auch tat, es brachte nichts. Deshalb grübelte ich eine Weile darüber nach, was sie mir damit hatte sagen wollen. Wieso wusste sie, dass ich nicht schlafen können würde, wenn das Wasser ihr das nicht gesagt hatte? Aber mir fehlte in dieser, wie in so manch anderer Situation mal wieder das Hintergrundwissen… Vielleicht hielt mich ja das Springbrunnengeplätscher davon ab..? Mit einem schweren Seufzer stand ich auf und ging zur Balkontür. Ich musste den leichten Vorhang beiseite ziehen um an die Tür heranzukommen. Da geschah es… In diesem Augenblick wurde mir klar warum ihre letzten Worte nicht ‘Gute Nacht’ sondern ‘Pass auf dich auf’ waren… ---- Anm. Den Zustand der Mutter könnt ihr vergleichen mit einem Koma, aus dem sie nicht mehr erwachen kann. Ihr Körper ist zwar vollkommen gesund, aber ihr Verstand macht nicht mehr mit. Also kann sie ohne fremde Hilfe nichts mehr. Und was passiert wenn sie nicht mehr in der Lage ist Nahrung aufzunehmen, dürfte klar sein… Das ist der erste Teil dieses Kapitels, ich hab’s gesplittert da es mir sonst zu lang geworden wär‘… Also zu viele Infos auf einmal. Ja ja, ich weiß was kommt… böser Satoru… Wie soll ich seinen Ruf nur retten..? =_= Iwie mag ich ihn böse… hoho… Na egal… Wie’s weiter geht werdet ihr (hoffentlich) bald erfahren. Bin auch schon ganz gespannt! XD Hab am Herrentag um 23 Uhr plötzlich Bock gehabt und angefangen zu schreiben… Ehe ich mich versehen hatte war’s halb vier! O.o Und leider gehörte ich zu den armen Würstchen die Freitag arbeiten mussten… T_____T Gut dass mein Chef Freitags net da is! XD Kapitel 8: Satorus Verbrechen Teil II ------------------------------------- ‘Pass auf dich auf.’ Mitten auf dem Balkon stand eine Person. Ein groß gewachsener Mann, der nun seinen Arm nach oben riss. Im selben Moment gingen die beiden Vorhänge, die ich in der Hand hielt in Flammen auf. Ich sprang reflexartig zurück, konnte eine Verbrennungen jedoch nicht verhindern. Es tat weh, aber es würde nicht lange dauern bis das wieder verheilt war. Mehr ärgerte mich, dass der weiße Kimono den mir Lorelei geschenkt hatte beschädigt wurde. Ich stolperte rückwärts über einen Hocker am Fußende des Bettes und konnte nur gerade so verhindern hinzufallen. Der Mann kam nun langsam näher. Erst als die Flammen sein Gesicht erhellten, konnte ich ihn erkennen. Es war der Vampir von Satorus ‘Dinner-Party’ mit dem Zeichen am Hals. Mit seinem ersten Schritt ins Zimmer, erloschen auch die Flammen. Ein bösartiges Grinsen verzerrte sein Gesicht. “Ganz allein..?”, fragte er mit einem seltsamen Klang in der Stimme. Ich wusste nicht woran es lag aber seine Ausstrahlung, sein Verhalten, ja sein ‘Wesen’ war anders. Es war nicht so, dass er beim letzten Mal nicht bedrohlich gewesen wäre, aber jetzt hatte er so etwas… wahnsinniges, unberechenbares an sich. Ich runzelte die Stirn und warf nur für einen kurzen Moment einen Blick zur Tür. Er nutzte die Gelegenheit und verschwand aus meinem Blickfeld. Nur Sekundenbruchteile später hielt er mir von hinten ein Messer an die Kehle. “Du darfst jetzt ruhig um Hilfe schreien… Es wäre doch schade, wenn dein Geliebter das verpassen würde…” “Mein was?!!”, empört versuchte ich mich aus seinem Griff zu befreien. Was allerdings nur dafür sorgte, dass ich mich an der Klinge des Messers verletzte. Er nahm es daraufhin wieder weg, ergriff meinen linken Arm und drehte mich so um. Für einen kurzen Moment standen wir uns gegenüber und starrten uns an. Die kleine Schnittwunde an meinem Hals fing an zu brennen. Ich berührte sie mit meiner freien Hand. “S..silber…” Er verfiel in schallendes Gelächter, hielt meinen Arm aber immer noch fest wie ein Schraubstock. “Was hast du denn erwartet?! Das ich dich mit einem einfachen Küchenmesser bedrohe?!”, “Wieso..?” Seine Augen färbten sich golden und sein Gesicht wurde rot vor Zorn. Er ließ meinen Arm wieder los, ergriff stattdessen meine Haare am Hinterkopf und zog mein Gesicht auf wenige Zentimeter an seines heran. Ich spürte wie das Messer den Stoff des Kimonos zerschnitt und eine rote Spur über meinen Rücken zog. Ich kniff die Augen zusammen und fing an zu zittern. Er fügte mir keine tiefe oder lebensbedrohliche Verletzung zu. Es war eher so als würde er absichtlich nur meine Haut verletzen, um Narben zu hinterlassen. Als ich die Augen wieder öffnete, zischte er: “Das weißt du doch ganz genau…”, dann brüllte er mir ins Gesicht: “Nun ruf endlich nach ihm!!” Erst jetzt wurde es mir klar… ‘Dadurch, dass er dich zu seinem Gefährten gemacht hat, wurdest du auch zu seinem Schwachpunkt. Die Vampire von denen ich rede, trauen sich vielleicht nicht ihn direkt anzugreifen, aber du bist für sie zur Zeit leichte Beute.‘ James hatte mich gewarnt… Aber leichte Beute war ich sicher nicht! Und ich würde auch ganz sicher nicht nach ihm rufen! Satoru hatte mir zwar verboten Magie einzusetzen, aber eine andere Waffe hatte ich zur Zeit leider nicht zur Hand… Also versuchte ich mich so gut es ging zu konzentrieren. Das einzige was mir einfiel, war Elektrizität… Es musste doch möglich sein, genug Strom zu erzeugen um ihn von mir weg zu bekommen… Leider stellte ich fest, das mein Problem nicht darin bestand genug Strom zu erzeugen, sondern darin uns beide damit nicht gleich umzubringen… Mir wurde schwarz vor Augen und ich spürte förmlich wie der Strom auch bei mir, bis in die Knochen ging. Kleine blaue Blitze zuckten durch die Luft. Der Vampir stieß mich von sich, woraufhin ich rücklings zu Boden fiel. Ich musste erst ein paar mal tief durchatmen, bis ich mich wieder unter Kontrolle hatte. Um mich herum war der Teppich versengt. Mein Gegenüber stützte sich schwer atmend an einer Kommode ab. “Das… war ein Fehler..!” Da er keine Anstalten machte sich zu bewegen, versuchte ich mehr herauszufinden. “Was soll das? Wieso machst du das hier..?” Er lachte wieder, ein Lachen das mir eiskalte Schauer über den Rücken jagte. “Willst du mir etwa erzählen, dass du wirklich keine Ahnung hast?!” Ich sah ihn nur verwirrt an und schüttelte leicht meinen Kopf. “Das ist dumm… Ich wollte es ihm mit gleicher Münze heimzahlen… ihm den gleichen Schmerz zufügen, den er mir zugefügt hat… Aber wenn du wirklich unschuldig bist, sollte ich es wohl so schnell und schmerzlos wie möglich machen… Was nun..?” Er schien sich von dem Stromschlag schon wieder erholt zu haben, im Gegensatz zu mir. Das was er sagte trug eher dazu bei mich weiter zu verwirren, als mich aufzuklären. Er näherte sich wieder ein paar Schritte und vollführte eine leichte Handbewegung, die den Boden kreisrund um uns herum in brand setzte. Dann kniete er sich vor mir nieder, und hob mit der Messerspitze mein Kinn an, um mir direkt ins Gesicht sehen zu können. “Aber… wenn ich es mir recht überlege, war sie auch unschuldig.” Sie..? Mein Herzschlag dröhnte mir in den Ohren. Wen meinte er damit..? “U..unterschätze mich nicht..! Nur weil ich nicht töten darf, heißt es nicht, dass ich es nicht kann…” Das was ich eigentlich als Drohung hervorbringen wollte, klang durch das Zittern in meiner Stimme, wie ein letzter verzweifelter Versuch. Er sah mich einen Moment lang einfach nur an, dann begann er wieder zu lachen. “Ich war eine Zeit lang in Europa, ich kenne eure Gesetze ganz gut. Ich weiß auch, dass es eine Ausnahme zu dieser Regel gibt.”, wieder lachte er, “Aber wenn das der Fall sein sollte, tust du mir einfach nur Leid!” Ich sparte es mir, dazu etwas zu sagen. Es gab eine Situation, in der es mir erlaubt war zu töten. Ich durfte töten um meine Familie zu schützen, aber sie war nicht hier und er würde auch keine Gefahr für sie darstellen. Wenn ich… Satoru und die anderen als Familie bezeichnen würde… dann könnte ich ihn beseitigen. Das hatte er wohl gemeint. Ich tue ihm Leid wenn ich diese Leute hier als Familie ansehe… Wäre das denn wirklich so schrecklich..? Er packte mein Handgelenk und sah sich mein Zeichen an. “Ihr seid nicht einmal richtige Gefährten. Würdest du wirklich für ihn so weit gehen? Ich könnte mit Leichtigkeit hier und jetzt euer Band zerstören. Was er wohl für ein Gesicht machen würde, wenn das Zeichen von seiner Hand verschwindet..?”, er lächelte, “Das würde ich zu gern sehen…” Das Gedankenchaos in meinem Kopf, wich nun weißem Nebel. Es war also möglich..! “Wie..?” “Das weißt du nicht..? Es gibt sogar zwei Möglichkeiten…”, “W..welche..?” Er schien das hier als Spiel anzusehen, denn er fuhr breit grinsend fort: “Es reicht schon wenn dir jemand körperlich näher kommt, als es dein Gefährte offensichtlich ist. Aber keine Sorge, ich würde lieber sterben, als etwas anzufassen was in seiner Nähe war.” Er ließ mich wieder los. Meine Hand fiel ohne Widerstand zu Boden. Sollte es das heißen was ich dachte..? Das Zeichen verschwindet wenn ich mit jemandem… schlafe..? Meine Wangen fingen an zu glühen. “Und die andere Möglichkeit..?” Er stand wieder auf. “Was interessiert dich das überhaupt?! Du kommst hier sowieso nicht mehr lebend raus!” Er schien von dem Spiel genug zu haben… Aber wieso gerade jetzt..? Der Boden unter mir fing an zu knarren und zu knacken und es wurde immer heißer. Wie lange der Holzboden wohl noch halten würde..? “Vielleicht sollte ich dich ganz langsam verbrennen lassen..?”, sagte er während er wieder diese Handbewegung ausführte. Der Ring aus Feuer wurde nun kleiner. Mit einem leisen Knarren, wurde plötzlich die Tür hinter ihm geöffnet. Aber nicht der, den ich erwartet hätte, lehnte sich gegen den Rahmen. Es war James, der immer noch das weiße Hemd trug, auf dem die roten Blutflecken schon teilweise getrocknet waren. “Darius… Wie kommen wir denn zu der Ehre eines so hohen Besuches..?” Darius hieß er also… James machte zu meinem Bedauern nicht den Eindruck als wäre er ihm gewachsen. Er war blasser als sonst und lehnte sich scheinbar nur gegen den Rahmen, um nicht umzufallen. Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf. “Nun stecke ich ziemlich in der Zwickmühle… Wenn ich das hier zulasse, wäre das wohl für Satoru das Beste… ohne William keine Schwäche…” Darius fing an zu grinsen. Ich schluckte schwer. War das sein ernst..? “Allerdings… würde er mir das wohl nie verzeihen…” Er sah mir in die Augen. “Und ich mir auch nicht…” In der Hand die er bis eben noch hinter der Wand verborgen hatte, hielt er einen Eimer dessen Inhalt er nun mit Schwung über den Boden goss. Das Wasser löschte den Ring aus Feuer mit einem zischen und viel Rauch. Ich wollte die Gelegenheit nutzen um ein wenig Abstand von Darius zu bekommen, aber er war schneller. Er benutze mich nun als Schild und hielt mir erneut das Messer an den Hals. “Du wirst doch nicht wirklich so dumm sein und dich weiter einmischen, oder James?” Dieser lächelte nur: “Nein. Ich nicht.” Ein dumpfer Schlag und das Geräusch von splitterndem Holz war zu hören. Darius ließ das Messer fallen und brach zusammen. Diesmal schaffte ich es, ich flüchtete zu James. Als ich mich umdrehte, stand Satoru mit einem Stuhlbein in der Hand, in der Balkontür. Langsam richtete sich der Zusammengebrochene wieder auf. “James.“ Satoru bewegte sich nicht, er sah mich nur an. James packte mich daraufhin, schleppte mich nach draußen und schloss die Tür. Es dauerte einen Moment bis ich begriff, dass er mich so eben in Sicherheit gebracht hatte. Im Zimmer hörte man es nun krachen und poltern. Unter der Tür konnte man immer wieder blaues und rotes Licht aufflackern sehen. Ich wollte wieder zurück, doch James hielt mich fest. Ich wusste nicht ob er stärker war, als er im Moment aussah oder ich einfach nur zu geschwächt, aber ich konnte ihm nicht viel entgegen setzen. “Was ist denn hier überhaupt los..? Wieso ist er so wütend..?”, fragte ich ihn mit zitternder Stimme. Er senkte seinen Blick. “Ich habe dir doch gesagt, dass du keine Ahnung hast, was Satoru alles für dich tun würde…” Für mich..? Was hatte er denn für mich getan..? Und was war er im Begriff zu tun?! Ich konnte nicht anders, mit letzter Kraft befreite ich mich aus seinem Griff und stolperte zur Tür. James machte keine Anstalten mir zu folgen. “Das wird dir sicher nicht gefallen, was du da drinnen erfährst…” Und wenn schon. Ich öffnete die Tür. Überall war Rauch, vereinzelt brannte es. Ich konnte nicht viel erkennen, bis kleine blaue Blitze vor mir den Rauch durchzogen. Das musste Satoru sein. Ich ging auf das blaue leuchten zu, aber kam nicht weit. Vor mir lag nun mit zerrissener und leicht verkohlter Kleidung Darius. Es roch nach verbrannter Haut. Der Rauch verzog sich langsam über den Balkon. Mein Blick viel auf sein Zeichen, nein auf die Stelle am Hals wo es war, wo es hätte sein müssen. Ich stutzte. Da war nichts mehr. Es war mir vorher nicht aufgefallen, aber sein Zeichen war verschwunden! Das war es… Jetzt wusste ich es. Meine Knie wurden weich und ich ließ mich auf den Boden neben ihm fallen. ‘Das Zeichen verschwindet erst, wenn einer der Gefährten stirbt.’ ‘Aber… wenn ich es mir recht überlege, war sie auch unschuldig.’ ‘…ihm den gleichen Schmerz zufügen, den er mir zugefügt hat…’ Satoru kam langsam auf uns zu. Ich war nicht in der Lage ihm ins Gesicht zu sehen… “Du hast sie getötet… Du hast seine Gefährtin getötet…” Meine Stimme war nur noch ein leises Flüstern. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, so das meine Verbrennungen schmerzten. Der knarrende Holzboden verschwamm vor meinen Augen. “Wieso hast du das getan..?” “Um ihm und allen anderen klar zumachen, was passiert wenn man dir Schaden zufügt.”, “Was..?” Ich sah wieder zu ihm auf. “Er war derjenige der Sophie verwandelt hat! Er hat sie in dein Bett gelegt und alle anderen Bewohner getötet, nur um sein Werk zu dekorieren!” Er wurde laut und wütend, aber ich konnte darauf nicht reagieren. “Das gibt dir doch noch lange nicht das Recht so etwas zu tun… Erzählst mir Märchen von ‘Trauer’ und ‘Mitgefühl’ und dann …” “Trauer und Mitgefühl?!” Er fiel neben mir auf die Knie. “Das was mich antreibt, ist viel stärker als diese Gefühle zusammen…”, “Was..?” Er zog mich zu sich heran. “Nein! Fass mich nicht an! Lass mich in Ruhe!” Trotzdem ich mich wehrte, hatte ich keine Chance. Er hielt mich mit der Linken fest, sodass er mit der Rechten meine Hand ergreifen konnte. “Nein…”, wimmerte ich noch, doch durch die aufeinander liegenden Zeichen übermannte mich der Schlaf. Das letzte was ich hörte war: “Es tut mir Leid…”, das letzte was ich sah, war sein Gesicht… Das letzte was ich fühlte, war eine Träne die über meine Wange lief. ---- Yo… Da war ja jetzt mal was los… Blickt noch jemand durch?? Nö? Ich auch net… XD Wer fragen hat raus damit, ich werde sie (ohne spoilen) im Doji beantworten! Jetzt verstehen einige von euch vielleicht auch warum ich gesagt habe, dass ich die Zeichnungen weicher machen will, weil die Story so hart ist! Bis jetzt war ja eigentlich nich so richtig was passiert… Ein bisschen Geplänkel, Gezanke und so… Naja… das wird sich jetzt ändern!! (Nee, nee… keine Panik so schlimm wird’s nich…) ^.^ Bei diesem Kap hab ich mir mal wieder die Frage gestellt, wann eine Story als adult markiert werden muss… Wird bei mir (hoffentlich) nich nötig! XD Sirhc hat gesagt dass da mal wieder (???) meine sadistische Seite durchkam… Sowas… Dabei bin ich doch immer sooo lieb… @_@ Dieses Kap (7+8) hat ganz schöne Ausmaße angenommen… Dabei stand auf meiner ‘roter Faden’-Liste nur das Wort ‘Mutter’, Darius der Schlawiner hat sich einfach so eingeschlichen! Hach… Iwie mag ich es wenn sich eine Geschichte und die Charas darin verselbstständigen und dadurch immer wieder neue Wege einschlagen… Ach ja… Morgen stell ich die nächste Seite vom Doji rein. Das ist das erste Mal dass Leute die auch den Doji lesen im Vorteil sind… Wieso werdet ihr dann sehn. Ich sag nur so viel: Es ist manchmal ganz gut das ganze nicht nur aus Will-chans Perspektive zu sehn! XD Kapitel 9: Legenden ------------------- Als ich wieder zu mir kam, lag ich in Satorus Bett, in seinen Armen. Mein Kopf war vollkommen leer, ich betrachte ihn während er schlief. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich wieder an alles erinnern konnte. Man hatte mich gebadet und mir neue Sachen angezogen. Weder mein Hals noch mein Rücken taten weh. Ich fühlte mich nur schlapp und irgendwie… komisch… Erst dachte ich mein Herz hatte aufgehört zu schlagen, weil ich nur seines hörte. Ich musste mich erst einen Moment lang darauf konzentrieren, um festzustellen das unsere Herzen im gleichen Takt schlugen und deshalb nur ein Puls wahrzunehmen war. Wie lange das wohl schon so war..? Auch nur so eine Nebenerscheinung vom ‘Gefährten sein’? Bis jetzt war ich nicht so nah an ihn herangekommen um es zu bemerken. Ich wollte mich bewegen, von ihm loskommen… aber… es ging nicht. Als ich versuchte meinen Arm zu bewegen, breitete sich in meinem gesamten Körper ein seltsames Brennen aus. Es fühlte sich an als würde das Blut in meinen Adern kochen. Ein erneuter Versuch brachte das selbe Ergebnis und zwang mich zu einem leisen Wimmern. Fast im selben Moment schlug Satoru die Augen auf. Einen Moment lang sahen wir uns einfach nur an. Bevor ich über meine Worte nachdenken, geschweige denn sie verhindern konnte, brachte ich sie leise hervor. “Ich hasse dich…” Er blinzelte daraufhin verwirrt und rutschte mit dem Kopf ein paar Zentimeter von mir weg. Dann runzelte er die Stirn “Tust du nicht.” Wieder antwortete ich ohne über die Konsequenzen nachzudenken: “Doch. Ich hasse dich…”, “Nein.” Ich senkte den Blick, da ich meinen Kopf nicht wegdrehen konnte. “Ich hasse das was du tust.” Er verstärkte seine Umarmung. Wieder dieses Brennen… Ich musste mir auf die Unterlippe beißen, um ein erneutes Wimmern zu verhindern. “Tut mir Leid.” Als der Schmerz nachließ erwiderte ich: “Hör auf damit.”, “Womit? Mit der Umarmung oder mit dem Entschuldigen?”, “Damit Dinge zu tun für die du dich entschuldigen musst…” Er lachte leise: “Also ist die Umarmung in Ordnung..?”, “Satoru!” Nachdem ich seinen Namen gezischt hatte, seufzte er und ließ mich los. “Ist ja schon gut. Ich weiß ich tue Dinge die dir nicht gefallen, aber das ist nicht zu ändern. ICH kann mich nicht ändern und egal wie du das findest, ich werde auch weiterhin das tun, was ich für richtig halte.” “Du hältst das was du getan hast für richtig..? Du hältst es für richtig, mir zu sagen, dass du noch etwas geschäftliches erledigen musst bevor wir losfahren und dann die Gefährtin von jemanden umzubringen?”, “Du weißt doch was er getan hat…”, “Das mit Sophie? Mag sein das er ein wenig zu weit gegangen ist, aber das hat er nicht ver…” Ich kam nicht dazu meinen Satz zu beenden. Satoru sprang auf und fuhr mich an: “Du kennst ihn doch gar nicht! Das war nur der Anfang! Meinst du es wäre damit beendet gewesen?! Ich wollte dich nur beschützen!” “Toll hast du das gemacht…”, murmelte ich vor mich hin, während ich versuchte so flach wie möglich zu atmen, um weitere Bewegungen und damit auch Schmerzen zu vermeiden. Im Gegensatz dazu stand Satoru schwer atmend vor mir, als hätte ihn das zu sagen einiges an Kraft gekostet. Dann runzelte er die Stirn. “Ist alles in Ordnung..? Warum bewegst du dich nicht? Vorhin schon… Du hast dich gar nicht gewehrt…”, “Weil ich nicht kann…” Er kletterte zurück auf das Bett und hob meinen Arm. Diesmal konnte ich ein stöhnen nicht vermeiden. Ich kniff die Augen zusammen, als er meinen Arm wieder auf das Bett fallen ließ. “Hat das wehgetan?” Er sprang wieder vom Bett auf. Scheinbar geriet er nun in Panik. “Warum hast du das nicht gleich gesagt?! Ich hol Hilfe! Warte hier!” ‘Warte hier’?? Was sollte ich denn sonst tun? -- Kurze Zeit später kam er mit ein paar Zofen und Lorelei wieder. Sie stellte ein Tablett mit Gläsern und einer Karaffe auf das kleine Schränkchen neben dem Bett, dann setzte sie sich. Sie hob die Hand und das Wasser aus der Karaffe bildete eine Schicht, ähnlich wie ein Handschuh, um diese. Dann hielt sie sie über meine Stirn. Ein paar Augenblicke vergingen, dann ließ sie das Wasser wieder verschwinden und sagte: “Fremdes Blut fließt durch seine Adern. Blut das er nicht verträgt. Sein Körper versucht es wieder abzustoßen.” Fremdes Blut? Ich wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. Vielleicht war das Messer, das dieser Mann gestern benutzt hatte ja vergiftet gewesen..? Eigentlich kann uns Gift ja nichts anhaben aber in Kombination mit Silber..? “Also… ist es meine Schuld..?”, flüsterte Satoru und ging ein paar Schritte zurück. Lorelei drehte sich zu ihm um. “Das kommt darauf an, was du gemacht hast.” Er starrte mich an, oder vielmehr durch mich hindurch. “Er… Er war verletzt… Ich wollte nicht, dass er Narben zurück behält… Also…”, “Also hast du ihm dein Blut gegeben.”, ergänzte Lorelei. Mein Herz schien einen Schlag auszusetzen, denn ich musste plötzlich wieder daran denken WIE James seiner Frau versucht hatte Blut zu geben… Als mein Blick sich mit dem von Satoru traf, musste ich wegsehen. Hatte er das etwa auch so gemacht..? Das würde ja bedeuten er hätte mich… “Da ist noch etwas…”, begann Lorelei und zwang mich somit wieder zur Aufmerksamkeit, “Das Wasser sagt, dass es so etwas noch nie vorher gesehen hat.”, “Was..?”, brachte ich fast tonlos hervor. “Die… Struktur deines Körpers wurde verändert…” Satoru runzelte die Stirn. Das hätte ich auch gern aber… nun ja… “Seht her, ich zeige es euch.” Sie nahm zwei Gläser vom Tablett und stellte sie auf den Tisch. Dann nahm sie die Karaffe und füllte eines der Gläser fast bis zum Rand. “Das ist Satoru.” Nun füllte sie auch das andere, allerdings nicht einmal bis zu hälfte. “Das Glas ist William. Und das habt ihr gemacht.” Sie schüttete nun ‘Satoru’ in ‘William’ bis in beiden Gläsern ungefähr gleich viel Wasser war. Satoru sprach aus, was ich dachte: “Für was steht das Wasser?” “Für eure verbleibende Lebensdauer.”, “Moment. Du willst sagen, dass ich mit meinem Blut auch meine Lebenszeit mit ihm geteilt habe?” Sie nickte. Die Zofen, die immer noch am Eingang warteten, fingen an zu tuscheln. Kein Wunder, denn auch wenn es dafür keine Regel gab, galt es doch als Verbrechen das Blut eines anderen Vampirs zu trinken… “Kann das noch mal passieren?”, fragte ich schließlich, um das Getuschel zu stoppen oder wenigstens zu übertönen. Sie schüttelte den Kopf, “Ich weiß es nicht.”, “Wenn William wieder gesund wird, ist das doch in Ordnung… Eigentlich noch besser als erwartet… Er kommt doch wieder in Ordnung, oder?” Sie nickte. “Ja. Es wird nur ein bisschen dauern.” Satoru atmete auf und fing an zu lächeln. “Gut. Danke für deine Hilfe.” Lorelei stand auf und ging zu den Zofen. “Falls ihr noch etwas braucht, lasse ich eine meiner Dienstmädchen vor der Tür.” Dann sah sie zu Satoru. “Du solltest in Zukunft vorsichtiger sein.” Dann war sie auch schon wieder verschwunden. Satoru stieg wieder zu mir ins Bett. Ganz langsam legte er sich neben mich, immer darauf achtend mich nicht zu berühren. Sein Gesicht war nun wieder direkt vor mir. “Es ist wohl besser wenn du noch ein bisschen schläfst.” Ohne Widerworte schloss ich meine Augen, auch um seinem Blick auszuweichen. -- Ich wurde erst wieder wach, als die Tür zum Zimmer ganz leise und vorsichtig geöffnet wurde. Draußen war es schon dunkel. Vor mir war immer noch das Gesicht meines Gefährten, der tief und fest schlief. Ich versuchte meine Hand zu bewegen. Es funktionierte, ohne Schmerzen. Ich richtete mich langsam auf, um unseren Besucher sehen zu können. Mir wurde schwindelig und ich brauchte einen Moment um mein Gleichgewicht wiederzufinden. Lorelei hatte sich ins Zimmer geschlichen. Sie deutete mir mit dem Zeigefinger vor dem Mund an, leise zu sein. Ich nickte und sie winkte mich zu sich. “Ich möchte dir etwas zeigen.” Ich fühlte mich schlapp und war nicht sicher ob ich es schaffen würde zu stehen, geschweige denn zu gehen. Langsam rutschte ich zur Bettkante. Ich behielt Satoru im Auge und versuchte leise zu sein. Wie erwartet hatte ich so meine Probleme mit dem stehen, aber Lorelei huschte schnell an meine Seite und hielt mich fest. Sie zog mich den Flur entlang bis zur Treppe die ins Erdgeschoss führte. Da sie nicht sprach und mir diese Stille unangenehm war, fing ich an: “Was willst du mir denn so wichtiges zeigen, dass das nicht bis morgen warten kann?” Sie fing an zu kichern. “Ich will dir eine Gutenachtgeschichte erzählen.” Dieses Thema jagte mir einen Schauer über den Rücken, denn ich bezweifelte, dass das eine GUTEnachtgeschichte werden würde… Daher versuchte ich das Thema zu wechseln: “I..ich hätte nicht gedacht das Vampirblut Silberverletzungen heilt.”, “Tut es auch nicht.” Ich stutzte. “Aber Satoru…” Sie hielt an und drehte sich zu mir um. Ich tastete mit den Fingerspitzen meiner freien Hand nach der Schnittverletzung an meinem Hals. Wie zu erwarten, war sie verschwunden. “Sein Blut wirkt bei dir. Dein Blut bei ihm. Jemand anderes hätte die Wunden nicht heilen können.” Also wieder so eine Gefährten Sache… Langsam sollte ich mir Notizen machen… Als sie weiter die Treppen hinunterlief, fing sie an mit ihrer kleinen Geschichte. “Kennst du die Legende über die Entstehung der Vampire? Sicher nicht.”, Ich schüttelte den Kopf. Bis jetzt hatte ich auch noch nicht darüber nachgedacht. Mittlerweile hatten wir das Haus mit einer Laterne, als einzigen Lichtschein verlassen. Der Mond schien hell über unseren Köpfen und gab schemenhaft unsere Umgebung zu erkennen. Ich hatte Mühe Lorelei zu folgen. Als sie es bemerkte wurde sie langsamer. “Man erzählt sich, dass alles mit drei Wesen begann, die den heutigen Vampiren sehr ähnlich waren. Sie waren viel stärker, unsterblich und unzertrennlich. Als die Jahrhunderte vergingen, merkten sie wie einsam es war allein auf dieser Welt zu sein und sie beschlossen mehr von ihrer Art zu erschaffen. Also schufen sie die ersten Vampire. Auch nach dem Abbild der Menschen, so dass diese nicht unsterblich waren. Sie hatten durch ihr bisheriges Leben erfahren müssen wie viel Leid es bereitete die Menschen um sich herum, die ihnen lieb und teuer waren, sterben zu sehen. Also erschufen sie die Vampire auch ohne Gefühle.” Ich versuchte immer noch herauszubekommen warum sie mir das erzählte und wo sie mich hinbrachte. Die Lichter des Anwesens waren nun kaum noch zu sehen. “Doch diese erschaffenen Vampire begannen die drei zu fürchten. Sie fühlten sich unterlegen und es entstand das Gerücht, dass die drei, da sie die Macht besaßen Vampire zu erschaffen, auch in der Lage waren sie alle wieder auf einen Schlag zu vernichten. So waren die drei gezwungen sich zurückzuziehen und wieder nur unter sich zu bleiben.” “Das ist traurig… Aber wieso erzählst du mir das?”, “Als ich klein war, war ich der festen Überzeugung, dass mein Vater und Satoru zwei dieser drei Vampire wären.” Ich schluckte schwer. Ich hatte selbst schon erkannt, dass beide sehr alt waren und noch viel älter würden. Auch wunderte ich mich wieso alle anderen Vampire, trotzdem es hier keine entsprechenden Regeln gab, Respekt vor ihnen zu haben schienen. “Aber… selbst wenn… dann fehlt doch noch einer… Sagtest du nicht die drei wären unzertrennlich..?” Sie fing wieder an zu kichern. “Ich sagte doch, es ist nur eine Legende. Das war auch mein Hauptgrund die Sache nicht zu glauben. Und dann fand ich vor ein paar Monaten ein Bild. Darauf waren Satoru, mein Vater und eine Frau abgebildet.” Wieder jagte ein Schauer über meinen Rücken. Aber nicht wegen der Geschichte. Sondern wegen dem Ort an dem wir uns nun befanden. “I..ich hab das Gefühl schon einmal hier gewesen zu sein…” Vor uns war nun eine riesige Grasfläche umgeben von kleineren Bäumen und Sträuchern. Im Zentrum dieser fast kreisrunden Fläche stand ein schneeweißer Pavellion, mit bunten Bruchglasfenstern. “Das wundert mich nicht. Ich wusste erst nicht wer die Frau auf dem Bild war. Bis ich dir begegnete.” Ich verstand nicht recht. Sie zog mich jedoch weiter bis zur Tür des Pavellions. Als wir ihn betraten, zündete sie mit der Laterne die Lampen an, die ringsum aufgestellt waren. Es gab nur wenige Möbel, die mit weißen Laken bedeckt waren. Mein Herz fing an zu rasen. Das alles hier kam mir so vertraut vor… Aber ich hatte Frankreich doch noch nie verlassen, oder? Meine Beine gaben nun, da ich nicht mehr gezogen wurde nach und ich ließ mich auf die Knie fallen. Lorelei hielt kurz inne. “Alles in Ordnung?”, “Ja. Das war nur ein bisschen viel. Ich brauche nur eine kleine Verschnaufpause.” Ich zwang mich zu einem Lächeln, was sie veranlasste eines der Laken zu nehmen und es mit Schwung beiseite zu ziehen. Darunter stand ein ganzer Stapel Bilder. Das erste schien das älteste zu sein. Der Holzschnitt war schon ziemlich ausgeblichen. Darauf waren drei Gestalten zu sehen. Ich erkannte Satoru links, rechts war James und in der Mitte… “Das… ist nicht möglich…” Lorelei setzte sich neben den Stapel auf den Boden. “Das ist deine Mutter nicht wahr? Du bist ihr wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten.” Tatsächlich lächelte mir meine Mutter vom Zentrum des Bildes aus zu. Also kannten Satoru und James meine Mutter… “Aber sie ist tot.”, flüsterte ich mehr zu mir als zu Lorelei. Diese legte den Kopf schräg. Natürlich wusste sie nicht worauf ich hinauswollte. “Ich meine… Wenn das was du mir erzählt hattest wahr wäre… Dann wären die drei unsterblich. Wieso ist sie dann tot und wie sollte Satoru dann seine verbleibende Zeit mit mir teilen können?” “Ich hatte dir doch schon gesagt, dass das nur eine Legende ist. Aber ein seltsamer Zufall ist das schon, oder?” Ich nickte. “Siehst du das neben der Unterschrift des Malers? Da steht auch das Entstehungsjahr. ‘900 n. Chr.’ Das ist ganz schön lange her, nicht wahr?” Wieder lächelte sie. Dann nahm sie das vorderste Bild weg, um mir das nächste zu zeigen. Es zeigte das selbe Motiv. Sie trugen andere Kleidung, es war besser erhalten und gerahmt aber es waren immer noch die drei. “1000 n. Chr.” Auf jedem Bild das sie beiseite legte waren die drei zu sehen und immer wieder, waren sie hundert Jahre nach dem Vorherigen entstanden. Als Lorelei bei 1500 nach Christus angelangt war, hielt sie inne. “Sie waren die ganze Zeit zusammen. Bis hier.” Das nächste Bild das sie mir zeigte, war auch auf das nachfolgende Jahrhundert datiert, doch hier waren nur noch James und meine Mutter zu sehen. “Siehst du? Satoru fehlt. Auf den nachfolgenden auch. Satoru traut niemandem und tut nur das was er für richtig hält. Meinst du nicht auch das hier, zwischen dem 14. Und 15. Jahrhundert etwas passiert sein muss, das ihn so werden lies?” Gut möglich… Aber hieß das… dass sich hier ihre Wege trennten und Satoru danach allein war? Ich spürte einen Stich in meinem Herzen. Das war nicht nur einfach Mitleid. Ich fühlte mich schuldig. Denn unser Streit neulich baute darauf auf, dass ich ihn für einen Lügner hielt. Aber scheinbar war er wirklich einsam gewesen… “Das war noch nicht alles.” Sie nahm auch dieses Bild beiseite. ‘1600’ Das war das Jahrhundert in dem ich und meine Schwester zur Welt kamen. Und tatsächlich… Auf dem nächsten Bild waren nicht nur James und meine Mutter… da waren auch, meine Schwester und ich zu sehen. Wir saßen auf einer Wiese, im Hintergrund der Pavellion in dem wir nun saßen. “Also war ich wirklich schon einmal hier gewesen…”, “Du wurdest in Frankreich geboren nicht wahr? Ich nehme an das sie auch wenn sie getrennte Wege gingen, sich doch jedes Jahrhundert wieder trafen, um ein Portrait von sich machen zu lassen. Ich frage mich nur warum Satoru dann nicht mehr dabei war.” “Sie sieht so glücklich aus…” Ich zeichnete die Konturen ihres lächelnden Gesichts nach. Es gab auch zu hause in Frankreich Bilder von unserer Mutter. Aber sie lächelte auf keinem. Es war noch ein Bild übrig und ich ahnte was darauf zu sehen war. Lorelei nahm das Bild mit uns beiseite. Wie ich vermutet hatte, war nun nur noch James übrig. Denn meine Mutter hatte das Jahr 1700 nicht mehr erlebt. “Das war das letzte.” Der Ausdruck von seinem Gesicht war so unendlich traurig… “Warum hat keiner der beiden gesagt, das sie meine Mutter kannten..?”, “Spielt das denn eine Rolle?”, “Ich weiß nicht…” Mir war nun klar warum James Satoru als einen Bruder ansah… Vielleicht war ja meine Mutter mit der Person gemeint, die er damals verloren hatte. Und mir dämmerte nun auch langsam, warum Satoru nicht als ‘Bruder‘ bezeichnet werden wollte. Ich musste ihn unbedingt fragen was genau damals passiert war. Plötzlich sprang Lorelei auf und fixierte die Tür. Ich folgte ihrem Blick und wenig später hörte ich auch ein rascheln, gefolgt von Schritten auf der Veranda des Pavellions. Dann wurde die Tür aufgerissen. Schwer keuchend viel Satoru vor mir auf die Knie, stützte seinen Oberkörper mit den Armen ab und ließ den Kopf hängen. Er war scheinbar hierher gerannt. Weder ich noch Lorelei trauten uns zu bewegen oder zu atmen. Sie schien wie ich ein gewaltiges Donnerwetter zu erwarten. Immerhin hatten wir uns davongeschlichen. Er hob seine Hand in meine Richtung. Ich zuckte zusammen und schloss die Augen. Aber alles was er tat, war seine zitternde Hand an meine Wange zu legen. Ich öffnete meine Augen langsam wieder. Auch Lorelei war ein paar Schritte zurückgewichen. “Ich dachte schon du wärst weggelaufen…”, brachte er hervor, während er mich ansah. Ich schüttelte leicht meinen Kopf. “Geht es dir gut?”, fragte er erleichtert. Da ich noch unter Schock stand und nicht in der Lage war zu sprechen, nickte ich kurz. Er lächelte daraufhin. “Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mir das nächste Mal Bescheid sagst, bevor du einen Ausflug machst.” Lorelei verbeugte sich tief. “Bitte verzeih. Es war meine Schuld.” Er sah erst zu ihr, dann zu den Bildern neben denen sie stand. “Du hast ihm die Bilder gezeigt?”, “Ja.” Satoru der seine Atmung wieder im Griff hatte, seufzte laut und stand dann wieder auf. Ich wollte es ihm gleich tun, meine Knie fingen jedoch an zu zittern und Satoru konnte gerade noch so verhindern das ich fiel. Er griff kurzerhand nach meinen Beinen und nahm mich auf den Arm. “W..was soll das?! Lass mich runter!” Alles schimpfen und zappeln hatte natürlich keinen Sinn, er hielt mich weiterhin fest. “Du kannst ja nicht einmal stehen. Wie willst du es zurück zum Haus schaffen? Auf allen vieren? Ich frage mich wirklich wie ihr es bis hier her geschafft habt…” Ich gab mit einem Seufzer nach und ließ mich tragen. Kurz vor der Tür, drehte sich Satoru noch einmal um. “Deck die Bilder wieder zu und lösch das Licht bevor du gehst.” Lorelei nickte und wir verließen den Pavellion. Ich sah über Satorus Schulter zurück. Die bunten Fenster erleuchteten die gesamte Rasenfläche. Dann erlosch ein Licht nach dem anderen und es wurde wieder dunkel um uns herum. “Ich dachte wirklich, du würdest die erst beste Gelegenheit nutzen, um von mir weg zukommen. Heißt das du hast mir verziehen?” Ich legte meinen Kopf an seine Schulter. “Nein. Aber vielleicht verstehe ich dich jetzt ein wenig besser. Du hast mir nicht gesagt das du meine Mutter kanntest… Erzählst du mir warum du nicht mehr bei ihr und James warst?” Es dauerte einen Moment bis er antwortete. “Wenn wir wieder im Haus sind.”, “Wenn du… nicht weggegangen wärst, hätte ich dich schon eher kennengelernt.” Ich musste lachen. “Als meinen Onkel.”, “Siehst du! Deshalb habe ich nichts gesagt! Lass dir ja nicht einfallen mich als deinen Onkel zu sehen!” Ich verkniff mir ein weiteres kichern und schüttelte den Kopf. “Schon gut.” Der Weg zurück zum Anwesen kam mir viel länger vor, als der zum Pavellion. Vermutlich auch weil es mir peinlich war von ihm getragen zu werden wie ein kleines Kind oder noch schlimmer… wie ein Mädchen… Im Haus sahen ein paar Dienstmädchen uns verwundert hinterher. Wieder begannen sie zu tuscheln. Wir gingen vorbei an meinem Zimmer… oder besser an dem was davon übrig war. Die Tür stand einen Spalt weit offen. Darin waren ein paar Leute damit beschäftigt aufzuräumen und sauber zu machen. Ohne eine komplette Renovierung war da allerdings wenig zu retten. “Was habt ihr mit Darius gemacht?”, “Willst du das wirklich wissen?”, fragte er nur kurz. Ich seufzte. “Wahrscheinlich nicht…” Im Zimmer angekommen, legte er mich nicht wie erwartet ins Bett, sondern setzte mich in einen Sessel an der gegenüberliegenden Wand. Ich sah ihm hinterher, als er zum Schrank ging. Als er sich umdrehte und meine Verwunderung sah, zeigte er nur mit dem Finger in meine Richtung. “Willst du etwa so ins Bett gehen?” Ich sah an mir herunter und stellte fest, das das Nachthemd das ich trug voller Staub und Schmutz war. Auch meine nackten Füße waren voller Erde. “Oh…” Satoru kam mit einer Schüssel voll Wasser und ein paar Tüchern wieder. Er kniete sich vor mir hin und nahm mein linkes Bein. Da ich die ganze Zeit ohne Schuhe draußen war, waren meine Beine dementsprechend kalt. Ganz anders als seine Hände. Verglichen mit meiner Haut schienen sie vor Hitze zu glühen. Als er eines der Tücher nass machen wollte, hielt ich ihn auf. “Warte… Das werde ich schon allein hinbekommen.” Er wartete noch einen Moment, sah mich an und ließ dann los. Ich betrachtete das Wasser. Es roch nach Jasmin. Die Schüssel schien groß genug zu sein, also stellte ich kurzerhand beide Füße hinein. “Du wolltest mir sagen, warum du damals weggegangen bist.”, beendete ich schließlich die Stille. Satoru, der gerade dabei war neue Sachen für mich zu suchen, seufzte schwer. Scheinbar war das keines seiner Lieblingsthemen. “Ich bin nicht gegangen. Ich wurde weggeschickt. Es war vor dem ersten Aufenthalt deiner Mutter in Frankreich. Da wurde ihr gesagt, das sie sterben würde.” Ich horchte auf. “Sie wusste es?” Er legte mir die eben geholten Sachen auf den kleinen Tisch der zwischen den Sesseln stand. Dann setzte er sich in den übrig gebliebenen. Ich betrachtete weiter wie das Wasser in der Schüssel kleine Wellen schlug. “Ja. Sie machte jedoch keine Anstalten dieses Wissen zu nutzen, um zu überleben. Sie traf stattdessen Vorkehrungen für die Zeit danach. Unter anderem sorgte sie dafür, dass ihr bei eurem Vater sicher aufwachsen konntet.”, “Durch das Bündnis und die Gesetze in Europa?” Er nickte. “Ja. Sie half deinem Vater dabei. Im Gegensatz zu James versuchte ich immer wieder, sie davon zu überzeugen, etwas zu unternehmen um ihren Tod zu verhindern. Aber sie hörte nicht auf mich und bald darauf schickten sie mich beide weg, da sie befürchteten, dass ich versuchen würde etwas dagegen zu unternehmen.” Also hatten sie ihn tatsächlich im Stich gelassen. Dann lag ich wahrscheinlich auch mit meiner Vermutung richtig, dass er danach allein war und sich nach und nach veränderte. “Tut mir leid.”, flüsterte ich. Er lächelte. “Was tut dir leid?” Ich sah zu ihm auf. “Du musst sehr einsam gewesen sein…” Für eine Weile sah er mich an, dann wandte er seine Blick ab und deutete auf den Tisch. “Soll ich dir dabei helfen.” Ich überlegte kurz und nickte dann. Auch wenn ich seine Hilfe dabei wahrscheinlich nicht gebraucht hätte, kam es mir im Moment unpassend vor ihm eine Abfuhr zu erteilen. “Wie kamst du eigentlich darauf dass ich weggelaufen sein könnte?”, begann ich, als er mir aus meinem Nachthemd half und mir die Stille zu unangenehm wurde. “Ich meine, du hattest mir doch gesagt, dass das keinen Sinn hätte.” Er hielt kurz still, griff dann jedoch zu dem Schlafanzugoberteil auf dem Tisch. “Darius… hat dir doch gesagt wie du mich los wirst.” Der kalte Stoff des Hemdes sorgte für Gänsehaut an meinen Armen. Im Gegensatz dazu fingen meine Wangen nun an zu glühen. “Das hast du gehört..?” Er nickte. Ich setzte mich in den Sessel, während er mein Hemd zuknöpfte. Als er bei dem letzten Knopf angekommen war, sah er mir wieder in die Augen. “Und? Hast du vor diese Chance zu nutzen?” Ich schüttelte den Kopf und sah zu meinen Füßen. “Nicht bevor ich nicht auch den anderen Weg kenne.” Er fing an zu lachen, was nur dafür sorgte, dass meine Wangen noch mehr glühten. Er nahm nun die Hose und hielt sie mir so vor die Füße, dass ich nur noch hineinzuschlüpfen brauchte. “Er hat auch gesagt, dass wir noch keine richtigen Gefährten sind.”, “Das stimmt…” Ich runzelte die Stirn. “Wieso hast du es nicht gleich richtig gemacht?”, “Das hättest du mir wohl nicht verziehen…” Ein trauriges Lächeln umspielte seine Mundwinkel. “Ich habe nie gesagt, dass ich dir das verziehen habe.” Nun lachte er wieder. “Stimmt.” Da gab es noch eine Sache der ich mich vergewissern wollte. Ich wollte die Gelegenheit nutzen, es kam schließlich nicht häufig vor das er so redselig war. “Also… Wenn ich dir so entkommen kann… Was musst du dann tun um…” Sein erneutes Lachen sorgte dafür das ich mitten im Satz abbrach. “Sag bloß du willst wissen ob wir miteinander schlafen müssen, um richtige Gefährten zu werden?” Er machte eine kurze Pause, holte einmal tief Luft und fuhr dann fort: “Und wenn? Hast du dann Angst vor mir?” Ich wollte schon zu einer Antwort ansetzen, als er mir zuvor kam. “Keine Sorge, das ist nicht nötig…”, “Aber warum wird dann die Verbindung gelöst, wenn ich das mit jemand anderem mache?”, “Weil es dabei nicht um die Sache an sich geht, sondern um das was sie bedeutet. Wenn du das tust würdest du mich damit betrügen.” “Und das spielt keine Rolle mehr, wenn wir richtige Gefährten sind?” Er zuckte mit den Schultern und zog mir die Hose hoch. “Wer weiß?” Dann half er mir auf die Beine. Ich konnte gerade so verhindern, dass mir die Hose gleich wieder herunter rutschte. Satoru lächelte daraufhin amüsiert. “Tut mir Leid deine Sachen sind alle so gut wie verbrannt und meine scheinen dir eindeutig zu groß zu sein.”, “Ja… sind sie…” Diesmal stützte er nur meinen Arm, als er mich zum Bett brachte. “Können wir morgen nach hause fahren?” Satoru sah mich ein wenig verwirrt an. Ich legte mich hin und zog mir die Decke bis zum Hals. “Ich meine nach Tokio, zu Sophie.” Er lächelte darauf hin etwas erleichtert. “Wenn du das möchtest.” --- Hoho… Schönes ‘Friede, Freude, Eierkuchen’ - Kap! XD Also wieder so eine Gefährten Sache… Langsam sollte ich mir Notizen machen… Das hab ich mir auch so gedacht, also gibt es ab sofort auch ein Übersichtskapitel zu den ganzen Regeln im Doji. ^.^ Damit man besser durchsieht. Ich hab mir die Regeln zum ‘Menschsein’ gespart XD die dürften jedem klar sein! Wird auch immer mal aktualisiert, wenn neues dazu kommt. Na denne! Noch mal danke an alle Favos und Kommi Schreiber… Ich freu mich über jeden einzelnen auch wenn ich nicht immer antworte… Kapitel 10: Ausweg? ------------------- Was ich auch versuchte, es hatte keinen Sinn. Satoru blieb stur und trug mich am nächsten Tag sogar bis zum Auto. Obwohl ich wieder absolut fit war. Egal was ich ihm sagte, er lächelte nur fröhlich vor sich hin. Also gab ich irgendwann auf. Erst kurz vor dem Auto ließ er mich vorsichtig runter. Mein Blick viel sofort auf das Gepäck davor. “Ich kann mich irren, aber sagtest du nicht meine Sachen wären so gut wie alle verbrannt? Warum haben wir dann mehr als bei der Anreise?”, “Das wüsste ich auch gern.” Er verschränkte die Arme vor der Brust. “Bitte entschuldigt. Das ist mein Gepäck.” Wir drehten uns fast gleichzeitig um und standen nun Lorelei gegenüber. “Ich werde euch begleiten.” Sie lächelte. Satoru schüttelte kaum merklich den Kopf. “Und wieso wenn ich fragen darf?”, “Natürlich weil Vater es so will. Er hat gesagt, dass er mich momentan nicht um sich haben kann.” Trotz der harten Bedeutung ihrer Worte, lächelte sie uns weiterhin an. Sie raffte den mit Rüschen versehenen Saum ihres roten Kleides zusammen und brachte das (hoffentlich) letzte Gepäckstück zu dem bereits vorhandenen Stapel. Es schien schwer zu sein einen Vampir großzuziehen. Denn dank dieser Gefährten-Sache konnten die Eltern fühlen, aber ihre Kinder nicht. Jemanden zu lieben und genau zu wissen, dass diese Liebe nicht erwidert wird, muss schwer sein. Nicht dass ich viel Erfahrung in solchen Sachen hatte… “Ich nehme nicht an, dass er uns verabschieden wird?” Sie schüttelte den Kopf. Satoru atmete geräuschvoll aus und ging zum Fahrer. Als er weit genug weg war, um uns nicht mehr hören zu können, kam Lorelei näher und flüsterte mir auf Französisch zu: “Es gibt da noch etwas, dass ich dir gestern sagen wollte, aber ich kam wegen Satoru nicht mehr dazu.”, “Und was?” Sie kam noch näher. “Es könnte dir helfen ihn besser zu verstehen. Das Ritual der Gefährten gibt es schon sehr lange und damals als es entstand bedeutete ‘Gefährten sein’ nichts anderes als…” Sie warf Satoru, der dem Fahrer beim verstauen der Gepäckstücke half, einen kurzen Blick zu, dann zog sie mich, auf ihre Höhe herunter und flüsterte mir das nächste direkt in mein Ohr: “Es bedeutete nichts anderes als ‘Ehe’…” Ich schluckte schwer. War das ein Scherz? Bei Lorelei konnte ich mir das allerdings nur schwer vorstellen. Wir waren keine richtigen Gefährten, also hieß das jetzt soviel wie ‘wir sind verlobt‘..? Während ich noch versuchte diese Information zu verarbeiten, legte mir Satoru seine Hand auf die Schulter. “Was gibt es denn hier zu tuscheln?” Ich zuckte zusammen. Wie sollte mir das denn helfen ihn besser zu verstehen? Das bescherte mir nur noch ein paar Fragen mehr… Während ich wie angewurzelt dastand und Satoru anstarrte, stieg Lorelei fröhlich kichernd in das nun mit Gepäck beladene Auto. Satoru runzelte die Stirn. “Alles in Ordnung mit dir? Du siehst blass aus? Vielleicht hätten wir uns doch noch ein bisschen hier ausruhen sollen.” Er strich mir über die Wange. Ich fühlte wie mein Gesicht anfing zu glühen und machte einen Schritt rückwärts, um seiner Hand zu entkommen. “Nein, nein, alles bestens, lass uns einfach nur fahren!” Dann huschte ich so schnell wie möglich an ihm vorbei und setzte mich neben Lorelei ins Auto. -- Während der Fahrt warf mir Satoru immer wieder besorgte Blicke zu. Ich fragte mich ob es wirklich nötig gewesen war, mir das zu sagen… Wir waren ‘verlobt’, also hieß das, dass Satoru mich auf diese Weise haben wollte. Dann war es auch nur verständlich, dass ich ihn nicht als Onkel sehen sollte… Mal ganz davon abgesehen, dass eine Ehe zwischen zwei Männern im allgemeinen schon ungewöhnlich und vor allem unüblich war. Aber aus welchen Gründen heiraten die Menschen? Ich versuchte mich wenigstens an ein paar der Romane meiner Mutter zu erinnern und kam so zu folgendem Schluss: Es gab zwar viele verschiedene Gründe, aber man konnte sie wohl in zwei Kategorien unterteilen. Zum einen Macht. Menschen heiraten, um auf irgendeine Weise Macht zu erlangen. In unserem Fall würde dafür sprechen, dass wir unsere magischen Kräfte teilen und damit stärker werden. Außerdem könnte es auch sein, dass er aus irgendeinem Grund Interesse an Europa hat. Da ich der Sohn des europäischen Vampirkönigs bin, könnte er sich dadurch erhoffen dort Fuß zu fassen. Geld würde in diesem Fall vielleicht auch eine Rolle spielen. Dagegen spricht allerdings, dass er mich nicht gleich zu seinem richtigen Gefährten gemacht hat. Das würde die ganze Sache, mit diesem Hintergrund, nur unnötig in die Länge ziehen. Außerdem scheint er kein Interesse daran zu haben nach Europa zu kommen und Geld hat er wohl auch genug. Ich wusste nicht, welche der beiden Varianten mir mehr Angst machte. Denn der zweite Grund war Liebe… Das würde zu dem passen, was er mir am Abend sagte, als Darius mich angegriffen hatte. Etwas das stärker ist als Trauer und Mitgefühl. Es würde auch erklären warum er mich um jeden Preis bei sich haben wollte, sogar nachts. Dagegen spricht wiederum, dass er ständig Dinge tut, die mir nicht gefallen, dass er scheinbar ohne Grund auf mich wütend wird, mich anschreit und mir wehtut. Außerdem… Ich warf ihm einen kurzen Blick zu. Er saß ganz ruhig da und starrte aus dem Fenster. Ich seufzte leise. Außerdem… wenn er mich wirklich lieben würde… und dieses Gefühl wirklich so toll und erfüllend wäre, wie in den Büchern meiner Mutter beschrieben… wieso sah er dann immer so unglücklich aus..? Müsste er nicht zufrieden sein, bei der geliebten Person sein zu dürfen? Aber selbst wenn er lacht, scheint es, als würde er jeden Moment anfangen zu weinen… Vielleicht hatte ich auch ein paar Dinge diesbezüglich falsch verstanden. Immerhin kannte ich so etwas wie Liebe nicht und bezog mich nur auf Romane, die sicher einige Übertreibungen beinhalteten. In diesem Moment trafen sich unsere Blicke. Ich wollte wegsehen, konnte es aber nicht. Er sah zu Lorelei, dann wieder zu mir. Sie schien eingeschlafen zu sein. Er rückte ein wenig näher und begann dann im Flüsterton: “Ich will nur, dass du weißt, dass alles was ich mache, wenn wir wieder zu hause sind, nichts damit zu tun hat, dass ich ein schlechtes Gewissen habe und versuche mich so zu entschuldigen. Ich halte es immer noch für richtig, was ich getan habe.” Ich runzelte die Stirn. “Alles was ich jetzt tun werde, hatte ich schon vorher geplant und vorbereitet. Ich will nur dass du das nicht missverstehst.” “Momentan verstehe ich es überhaupt nicht…”, erwiderte ich kopfschüttelnd. Er lächelte nur, tätschelte mir den Kopf und ließ seine Hand dann an meiner Wange hinab gleiten. Sein Gesicht wurde wieder ernst. Als er seine Hand wieder wegnahm, streifte er wie zufällig mit seinem Zeigefinger meine Unterlippe. In diesem Moment wurde es mir zum ersten Mal bewusst. Ich hob meine Hand und tippte mit meinem Finger gegen seine Wange. Er sah mich verdutzt an. “Spürst du das auch?” Doch er antwortete nur mit einem “Was?” Ich nahm meine Hand wieder herunter. “Wenn wir uns berühren fühlt sich diese Stelle komisch an…”, “Wie meinst du das ‘komisch’?” Ich wusste nicht recht wie ich es sagen sollte. “Es… knistert…” Spannung, Elektrizität schien von jeder Berührung auszugehen. “Ach das… Vielleicht weil wir beide sehr gut mit Elektrizität umgehen können. Ich hab gehört, dass Gefährten meistens die selben Stärken in der Magie haben.” Richtig er hat Blitze gegen Darius eingesetzt. Heißt das Vampire deren Stärke Feuer ist, fühlen dann Hitze? “Es gibt nicht viele Vampire deren Stärke Elektrizität ist. Bis auf uns beide kenne ich nur noch einen Vampir, der damit gut umgehen kann.” Während ich das sagte, nahm sein Gesicht einen seltsamen Ausdruck an. Dann drehte er sich wieder zum Fenster. “Das dachte ich mir schon.” Und das war auch das Letzte, was er zu mir sagte. Ich schien ihn wütend gemacht zu haben, aber ich konnte mir nicht erklären wieso. “Onii-chan…” Lorelei hatte sich an meinen Arm geklammert und murmelte seltsame Worte. Ich nahm an, dass es sich um Japanisch handelte. Genau konnte ich es allerdings nicht sagen. So schlief sie friedlich bis zu unserem Ziel. -- Als wir ankamen war es bereits dunkel. Auf einem Hof des Hauptgebäudes flackerten seltsame Lichter. Während ich noch versuchte sie zu deuten, waren Satoru und Lorelei sofort allarmiert. Sie stürmten zum Eingang und ich folgte kurzerhand. Kaum hatten wir das Haus betreten, kamen uns Kazuki und ein paar andere Bedienstete entgegen. Satoru schrie sie sofort auf Japanisch an, während Kazuki scheinbar versuchte die Situation zu erklären. Dann lief er weiter, zu dem Hof, von dem die Lichter kamen, Lorelei und ich folgten. Schon nach wenigen Schritten stieg mir beißender Rauch in die Nase. Es brannte, die flackernden Lichter waren Flammen. Satoru blieb hinter der nächsten Abbiegung stehen und hielt uns mit seinem Arm zurück. Aber ich konnte sehen und hören, was vor sich ging. Mitten auf dem Hof mit dem Teich und dem großen Baum, wirbelte eine Gestalt herum. Sie warf mit so etwas wie Feuerkugeln um sich und schrie: “Komm raus! Zeig dich endlich!!” Es war niemand zu sehen, alles was sie traf, gehörte zum Haus und stand nun zum größten Teil in Flammen. “War ja klar, dass sie uns Ärger machen wird!”, wetterte Satoru. Ich schlüpfte unter seinem Arm hindurch und lief hinaus auf den Hof. “Sophie! Hör sofort damit auf!” Sie zuckte zusammen und drehte sich um. “W…William… Ihr seid schon zurück..?”, “Kannst du mir mal erklären, was du hier machst?!” Erst jetzt schien sie wieder vollkommen da zu sein. Sie sah sich um, betrachtete ihr Werk. “Oh… Das habe ich nicht gewollt… Ich wollte nur etwas trinken und bin noch einmal raus, da hat mich so ein Kerl angegriffen! Er hatte komische Kleider an, wie ein Mönch oder ein Priester.” “Ich hatte dir doch gesagt, du sollst dein Zimmer nicht verlassen, wenn es dunkel wird!”, schrie Satoru, der gerade über einen verkohlten Balken stieg, um zu uns zu kommen. “Wer kann denn so etwas ahnen!” Während die beiden sich anfunkelten, ging Lorelei seelenruhig an uns vorbei und löschte die Flammen mit dem Teichwasser. Die Bewegungen die sie dabei vollführte, erinnerten an einen Tanz. Ich stellte mich zwischen die beiden Streithähne. “Könnte mir vielleicht jemand mal erklären was hier los ist?” Satoru seufzte. “Als mich deine Mutter und James damals wegschickten, wusste ich nicht wohin und wanderte ziellos durch die Gegend. Irgendwann kam ich bei diesem Haus an. Es war damals noch ein Tempel, indem ein Mönch lebte. Da er sehr freundlich und hilfsbereit war, nahm er mich bei sich auf.” Lorelei hatte nun alles gelöscht und kam in unsere Runde. Da alles verbrannt roch und es schon ziemlich dunkel war, erinnerte das Ganze an ein Beisammensein am Lagerfeuer, mit entsprechenden Gruselgeschichten. “Sag jetzt nicht du hast ihn getötet, um sein Haus zu bekommen.”, warf Sophie ein. “Natürlich nicht. Ich falle hilfsbereiten Leuten nicht einfach so in den Rücken.“ Während er das sagte, betonte er das ‘ich’ ganz besonders, sodass Sophie verstummte. “Leider war er ein bisschen zu gutgläubig und geriet bald darauf an die falschen Leute. Er gewährte ein paar Männern Unterschlupf, die nur auf die Reichtümer des Tempels aus waren. Leider war ich nicht rechzeitig zur Stelle.”, “Er wurde von ihnen getötet und geistert nun hier durch die Gänge.”, ergänzte Lorelei mit einem Lächeln. “Er greift nachts alles an, was menschlich ist oder war. So was wie ein persönlicher Rachfeldzug. Die Türen und Fenster von einigen Räumen hat er vor seinem Tod mit Schriftzeichen versehen, um böse Geister abzuwehren. Jetzt wären sie ihn ab. Deshalb schicke ich nachts das Personal nach hause und Gäste auf ihre Zimmer. Mich lässt er in ruhe, deshalb macht es mir nicht viel aus, dass er hier ist. Aber momentan scheint das immer mehr zu einem Problem zu werden.” Dann hatte ich wohl ihn im Teich gesehen, bevor wir losgefahren sind. Will Satoru vielleicht deshalb auch, dass ich bei ihm schlafe? Damit mir nichts passiert? Er sagte, dass ein paar Räume geschützt waren, das traf sicher auch auf sein Schlafzimmer zu. Irgendwie… sorgte diese Erkenntnis für ein komisches Gefühl. Es verwirrte mich… “Soll ich ihn austreiben?”, fragte Lorelei mit einem unschuldigen Lächeln. Wir drei starrten sie verwirrt an. “S…so etwas kannst du..?”, fragte ich. “Ich könnte es ja mal versuchen. Ich müsste ihn dafür aber wenigstens sehen.”, “Ah! Ich habe ihn das letzte Mal im Teich gesehen.”, plapperte ich los, ohne vorher darüber nachgedacht zu haben. Satoru packte mich daraufhin fast schmerzhaft fest am Arm. “Du hast ihn gesehen und mir nichts davon gesagt?! Hat er dir etwas getan?” Ich schüttelte den Kopf. Satoru schien zwar weiterhin angespannt, aber zumindest etwas erleichterter. Lorelei drehte sich um und ging zum Teich. Wir wollten ihr folgen, sie hielt uns aber durch ein Handzeichen davon ab. Sie schaute auf die Wasseroberfläche und fing an Japanisch zu reden. Es hatte für mich den Anschein, als versuchte sie ihn hervorzulocken. “Tatsächlich… Sieht aus als würde er sich im Wasser hinter mir spiegeln…”, sagte sie scheinbar begeistert. Satoru zog mich ein Stück weiter vom Teich weg. Lorelei bewegte ihre Hand einen Meter über der Wasseroberfläche so, als wenn sie darüber strich und das Wasser gefror augenblicklich. Dann sorgte sie dafür, dass die gefrorene Oberfläche sich aufrichtete und wie ein Spiegel aus Eis in der Luft schwebte. In ihm spiegelte sich das Haus und der Mönch. Nur von uns und den verbrannten Stellen war nichts zu sehen. Es sah aus, als würde man in die Vergangenheit blicken. Lorelei sprach wieder ein paar Worte, dieses Mal allerdings in einem seltsamen Singsang und in einer Sprache, die ich noch nie zuvor gehört hatte. Der Eisspiegel bekam Risse und zersprang in tausende kleine Scherben, die noch bevor sie zu Boden fielen zu kleinen Regentropfen wurden. “H..hast du ihn vernichtet..?” Lorelei schüttelte den Kopf. “Eine Seele zu vernichten, sodass sie nicht wiedergeboren werden kann, ist ein viel zu großes Verbrechen. Viel schlimmer als jemanden zu töten. Ich habe seine Seele nur dahin geschickt, wo sie schon vor einer ganzen Weile hingehen sollte.” “Gut. Da das jetzt geklärt wäre…” Satoru wandte sich an Sophie. “Dir ist hoffentlich klar, dass du für den Schaden hier aufkommen wirst.” Sie verzog ihr Gesicht und stapfte zurück ins Haus, dabei stolperte sie über einen verkohlten Balken und fiel fast hin. Satoru gab den Bediensteten, die drinnen in sicherer Entfernung gewartet hatten, noch ein paar Anweisungen auf Japanisch und zog mich dann am Arm hinter sich her. Ich war gar nicht erst dazu gekommen Sophie zu sagen, dass ich ihr verziehen hatte. Das musste ich dann wohl oder übel am nächsten Tag nachholen. “Wenigstens habe ich jetzt den Beweis, dass ich Richtig lag mit meiner Vermutung.”, “Mit welcher Vermutung?” Ich versuchte mit ihm Schritt zu halten, aber das fiel schwer bei seinem Tempo. Als ich fast hinfiel, wurde er langsamer. “Sophie hat Feuer als Waffe benutzt. Verwandelte Vampire erhalten immer die Magie als Waffe, die derjenige der sie verwandelt hat, am besten beherrschte. Das beweist das Darius sie getötet hat.” Ich riss mich los und blieb stehen. “Das heißt du wusstest nicht einmal, ob du den Richtigen bestrafst??” Ich konnte es nicht fassen. Er hätte sich also bei einem Irrtum, durch alle Anwesenden seines kleinen Dinners gemetzelt, BIS er den Richtigen letztendlich gefunden hätte. Er wollte noch etwas erwidern, ich hielt ihn jedoch davon ab. “Nicht. Ich glaube alles was du jetzt sagen kannst, würde das Ganze nur noch verschlimmern.” Ich wollte mich nicht noch mehr über seine Art und Weise Dinge zu regeln aufregen. Ich ging an ihm vorbei, den Gang hinunter bis zu unserem Zimmer. Er blieb die ganze Zeit still und immer ein Stück hinter mir. Als ich die Tür aufschob, fielen mir die Japanischen Schriftzeichen ins Auge, die innerhalb des Rahmens angebracht waren. Ich drehte mich wieder zu Satoru um. “Wenn… dieser Mönch der einzige Grund gewesen ist, aus dem ich bei dir schlafen musste, könnte ich doch jetzt mein eigenes Zimmer bekommen, oder?” Satoru machte daraufhin ein Gesicht, als wäre ich ihm auf den Fuß getreten. “Was?”, “Du denkst das war der einzige Grund?” Ich runzelte die Stirn. “War es nicht?” Er kam ein paar Schritte auf mich zu. Irgendwas an seinem Blick, sorgte dafür, dass ich automatisch nach hinten auswich. Dann schloss er die Tür und lehnte sich dagegen. “Sag bloß du konntest gut schlafen, bevor Darius durch dein Fenster kam.” Sein Lächeln hatte etwas boshaftes. “Ich konnte es jedenfalls nicht.” Ich wich noch ein paar Schritte zurück, bis ich mit einem Bein an das Bett stieß. “Du kannst gerne ein eigenes Zimmer haben, aber dann finden wir wohl beide keinen Schlaf mehr.” Es dauerte ein Bisschen, doch dann hatte ich verstanden. “Wieder so eine Gefährten-Sache.” Er nickte. Ich seufzte und drehte mich um. Wie erwartet fand ich auf dem Bett vorbereitet Schlafzeug. Bevor ich jedoch danach greifen konnte, umarmte Satoru mich von hinten. Das kam so plötzlich, dass ich zusammenzuckte und mir ein Schauer über den Rücken lief. “Es gibt noch einen weiteren Grund…”, flüsterte er. Die Antwort auf meine Frage machte mir Angst. Aber ich konnte nicht anders. Ich versuchte mich trotz seiner Umarmung umzudrehen. “W..welchen..?” Er lächelte. Doch bevor er antworten konnte, wurde die Zimmertür aufgeschoben. Lorelei stapfte nun im Nachthemd und mit Teddybär bewaffnet an uns vorbei und schlüpfte ins Bett. Satoru ließ mich los, was mich wieder aufatmen ließ. “Was soll das werden, wenn ich fragen darf?” Sie antwortete nur trotzig: “Mir gefällt mein Zimmer nicht. Außerdem will ich bei William schlafen.” und kuschelte sich noch tiefer in die Kissen. Diese Situation brachte mich zum schmunzeln, außerdem war ich froh fürs erste nicht mehr mit Satoru allein sein zu müssen. Ich zog mich schnell um und kroch zu Lorelei ins Bett. Glücklicherweise lag sie auch noch zwischen uns, so hatte ich auch in der Nacht nichts zu befürchten. “Als meine Schwester klein war, ist sie auch immer zu mir ins Bett gekommen. Wir haben uns dann Geistergeschichten erzählt oder ich habe ihr etwas vorgesungen.”, “Was hast du ihr denn vorgesungen?” Ich musste schmunzeln. Satoru schien von der jetzigen Schlafsituation überhaupt nicht begeistert und schmollte am anderen Ende des Bettes vor sich hin. Mit leiser Stimme fing ich an das Schlaflied zu singen, dass meine Schwester so mochte. Denn auf eine seltsame Art und Weise erinnerte mich Lorelei vom Charakter her an sie. Ich hatte meine Augen eine Weile geschlossen, um mich besser an den Text erinnern zu können. Als ich sie wieder öffnete, starrten mich die beiden an. “Was ist? Hat sich das jetzt so schrecklich angehört?” Lorelei schüttelte heftig den Kopf. “Nein, überhaupt nicht! Aber… woher kennst du dieses Lied?” Ich musste einen Moment überlegen. “Ich weiß nicht so genau… Vielleicht hat uns das unsere Mutter vorgesungen, als wir noch klein waren…” Satoru musste sich das Lachen verkneifen. “Glaub mir. Wenn Ann dir das vorgesungen hätte, würdest du dich daran erinnern. Dass konnte sie wirklich überhaupt nicht.” Er kicherte weiter vor sich hin, aber Lorelei achtete nicht darauf: “Unser Vater hat uns dieses Lied oft vorgesungen.”, “Dann hat er es uns sicher beigebracht, als wir hier waren.” Trotzdem war es seltsam. Auch wenn James so etwas wie mein Onkel war. War es nicht eigentlich so, dass die Eltern ihren Kindern etwas vorsingen? Lorelei kuschelte sich näher an mich heran. “Solange wie ich hier bin, kann ich ja deine Schwester sein. Also schau nicht so traurig und sing noch ein wenig weiter.” Hatte ich denn traurig geguckt? Da ich nicht mehr wusste, wo ich stehen geblieben war, fing ich von vorne an. Woran das wohl lag..? Trotz der beiden, kam ich mir plötzlich so allein vor. Dieses Lied zu singen, machte mich im Gegensatz zu früher, traurig und irgendwie ein wenig einsam… -- Als ich aufwachte war Satoru längst fort, aber das kannte ich ja bereits. Lorelei schlief immer noch friedlich an meiner Seite. Ich schlüpfte vorsichtig aus dem Bett, um sie nicht zu wecken und ging ins Bad. Alles war wie vor unserer Abreise. Meine Sachen lagen bereit und irgendwie wusste ich, dass Satoru im Gewächshaus mit dem Frühstück auf mich warten würde. Und genau so war es. Er saß mit einer Tasse Tee und einer Zeitung an dem kleinen Tisch. “Guten Morgen.” Er sah zu mir hoch. “Guten Morgen.” Ich hatte mich gerade hingesetzt, als auch schon das erste Dienstmädchen eine Teetasse für mich hinstellte. Zwei weitere brachten dann ein paar Teller und eine weitere Tasse. Ich staunte nicht schlecht, als ich anstatt eines japanischen Frühstücks, zwei Croissants und einen Milchkaffee serviert bekam. “Dir schien das japanische Frühstück nicht so zu gefallen, also habe ich einen französischen Bäcker, der bei James arbeitet, darum gebeten unserem Küchenpersonal beizubringen wie man die herstellt.” Er zeigte auf die Croissants. Er stützte nun seinen Kopf auf die Hand. “Außerdem habe ich dir einen Lehrer besorgt, der dir ab heute Japanisch-Unterricht geben wird.” Ich starrte ihn immer noch sprachlos an. “Was ist? Ich dachte, das würde dir gefallen.” Dann las er wieder, ein wenig verlegen, in seiner Zeitung. Das meinte er also während der Fahrt. Er wollte dafür sorgen, dass ich mich hier ein wenig mehr zuhause fühlte und sein Versprechen einlösen. Ohne weiter darüber nachzudenken, stand ich auf, beugte mich zu ihm hinüber und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann strahlte ich ihn an. “Danke.” Noch während ich das sagte, wurde mir klar, was ich da gerade getan hatte. So hatte ich mich zu hause immer bei meiner Schwester bedankt, wenn sie mir etwas geschenkt hatte. Das war so zur Routine geworden, dass ich das bei ihm auch getan hatte. Ich lief rot an, als ich sein schockiertes Gesicht sah. “T..tut mir leid! Das war ein Versehen! L..lass mich das erklären!”, stammelte ich, während ich mich wieder auf meinen Platz fallen ließ. Er hingegen tastete seine Wange ab, stand dann auf und kam näher. “So habe ich mich immer bei meiner Schwester bedankt! Wirklich, das war ein Versehen, ich…” Ich verstummte, als er direkt vor mir stand und sich mit dem rechten Arm am Tisch abstützte. So schwebte sein Gesicht etwas über meinem und machte mich noch nervöser. “Bei deiner Schwester, ja?” Ich nickte leicht. Daraufhin hob er seine linke Hand. Ich kniff die Augen zusammen, weil ich nicht wusste, was er vorhatte. “Wenn du dich bei MIR bedanken willst, dann so…”, “Huh..?” Er hatte mein Gesicht am Kinn weiter zu sich gezogen und gab mir nun tatsächlich einen richtigen Kuss. Es dauerte nur ein paar Sekunden, eine leichte, ganz sachte Berührung. Ich war wie erstarrt. Er setzte sich daraufhin wieder auf seinen Platz und nahm einen Schluck aus seiner Tasse. Es dauerte noch ein paar Sekunden, bis ich ganz vorsichtig meine Finger auf meine Lippen legte, da ich sie nicht mehr zu spüren schien. Mein Herz raste, aber er machte den Anschein, als sei eben gar nichts passiert… Ein Kuss. Nein. Nicht einfach irgend ein Kuss. Diese Art von Kuss war für einen geliebten Menschen bestimmt. Also war es wirklich so? Wollte er mich bei sich haben, weil er mich liebte..? Aber was sollte ich dann tun..? Ich wusste nicht einmal wie sich ‘Liebe’ anfühlt. Ich konnte dieses Gefühl unmöglich erwidern. “William?” Ich zuckte zusammen. Neben mir stand nun Sophie. Ich hatte nicht bemerkt, dass sie das Gewächshaus betreten hatte. Hatte sie das ganze etwa mitbekommen..? Sie strich mir mit ihrer kalten Hand über die Stirn. “Ist alles in Ordnung? Du siehst blass aus…”, “Ja… Alles in Ordnung.” Satoru legte seine Zeitung beiseite und stand auf. “Ich gehe dann Lorelei wecken. Wenn du hier fertig bist, komm bitte in die Bibliothek neben dem Schlafzimmer.” Was sollte ich denn in der Bibliothek? Bevor ich ihn jedoch fragen konnte, war er verschwunden. Es war bewölkt und dunkel. Scheinbar stand uns ein enormes Unwetter bevor. Deshalb war wohl auch Sophie, nicht wie vor unserer Abreise, komplett vermummt. Sie setzte sich auf den Platz, an dem eben noch Satoru gesessen hatte. “Da ihr… jetzt schon zurück seid, kann ich davon ausgehen, dass du mir verziehen hast..?” Ich seufzte. “Es ist wohl eher so, dass es nichts zu verzeihen gab. Die letzten paar Tage haben mir klar gemacht, dass mein Zusammentreffen mit Satoru unvermeidbar war. Du hast es nur beschleunigt.” Ich lächelte und nahm eines der Croissants. Sie sah seitlich zu Boden. “Ich verstehe immer noch nicht ganz… was genau euch eigentlich verbindet… Erst dachte ich er würde dich genauso hier gefangen halten wie mich, aber…”, “Er hält dich nicht gefangen. Er will dich nur nicht unvorbereitet auf die Außenwelt loslassen.” Ihre Finger begannen mit der Zeitung auf dem Tisch zu spielen. “Ja. Ich weiß… Aber… E..es ist vielleicht vermessen, dass gerade ich das sage. Und da kannst du behaupten was du willst, ich bin Schuld daran das du hier festsitzt. Aber…”, “Nun sag es endlich.” Sie erstarrte in ihren Bewegungen und hob den Kopf, sodass sie mir direkt in die Augen sehen konnte. “Du solltest ihm gegenüber nicht so nachlässig sein.” Hatte sie es etwa doch gesehen? “Es gefällt mir nicht, dass du dich scheinbar in dein Schicksal gefügt hast. Hast du denn gar keinen Stolz mehr? Willst du hier gar nicht mehr weg? Wenn du ihn weiterhin mit dir tun und lassen lässt was er will, wird er irgendwann zu weit gehen und du wirst ihm dann nichts mehr entgegen zusetzten haben.” Ein seltsames Gefühl breitete sich in mir aus. “Aber… Ich weiß nicht was ich will…”, “Dann solltest du das lieber schnell herausfinden.” Natürlich wollte ich zurück nach hause… Aber mittlerweile gab es auch hier Personen und Dinge die nicht einfach so zurücklassen konnte. Mittlerweile war mir klar geworden, dass unser Vater uns zwar beschütz hat und wir ein friedliches Leben geführt haben. Aber er hat uns dadurch auch viele Dinge vorenthalten. Dinge die ich erst durch Satoru und all die anderen hier gelernt habe. Wollte ich denn wirklich an einen Ort zurück, der mir wieder alles, ob gut oder schlecht, vorenthalten würde? Es gab sicher noch mehr zu entdecken und sicher musste ich herausfinden was ich will, meine Grenzen festlegen. Aber was war dafür der richtige Weg? Wirklich der in Richtung Heimat? Ich musste mir allerdings auch endlich mal die Gefahr, die von Satoru ausging klar machen, ganz besonders wenn er mich wirklich lieben sollte. Denn ich wusste nicht wozu er noch fähig war. Und das bezog sich sowohl auf mich selbst, sowie auf mein Umfeld. “Ich sollte jetzt besser zu ihm gehen.”, “Pass auf dich auf.” Ich musste schmunzeln. Das war jetzt schon das zweite mal in den letzten Tagen, dass mir das jemand sagte. Hoffentlich sind dieses Mal die Folgen nicht ganz so gravierend. -- Als ich die Bibliothek betrat, spielte Satoru am Klavier. Ich erinnerte mich an die Melodie. Es war das selbe Stück, dass er an meinem ersten Tag hier gespielt hatte. Ich blieb eine Weile in der Tür stehen. Er hatte kein Notenheft vor sich. Seine Augen waren geschlossen und ich bezweifelte, dass er mich bemerkt hatte. “Das ist das erste Mal, dass ich dich spielen sehe. Ich meine beim ersten Mal, habe ich dich ja nur gehört.”, sagte ich mit einem Lächeln, als etwas Zeit vergangen war. Er öffnete seine Augen nur leicht und spielte weiter. “Wenn es dir gefällt, kann ich das ja jetzt öfter machen.”, “Das wäre schön.” Es vergingen einige Minuten, bis ich weiter sprach. “Sollte ich deshalb hier her kommen?” Er hörte abrupt auf, stand auf und ging hinter eines der Regale. Zurück kam er mit einer Kiste. “Was soll das werden?” Er öffnete die Kiste und holte eine Glühbirne hervor. Da ich nicht weiter reagierte, fing er an zu erklären: “Ich will, dass du dich in Zukunft verteidigen kannst, ohne dich gleich mit umzubringen.”, “Ich verstehe nicht ganz…” Er drückte mir eine Glühbirne in die Hand. “Versuch sie zum leuchten zu bringen.“ Eine Glühbirne zum leuchten bringen, war nicht gerade eine Herausforderung. Aber ich tat was er sagte, ich versuchte ein bisschen Strom zu bündeln und durch die Glühbirne fließen zu lassen. Sie fing an zu leuchten, wurde heller und heller und zersprang mit einem gewaltigen Knall. Eigentlich war das keine schwere Aufgabe… Aber da ich jetzt stärker war, konnte ich meine Kraft wohl noch nicht richtig bündeln. “Wenn du es schaffst eine Glühbirne zum leuchten zu bringen, ohne sie kaputt zu machen, kannst du, glaube ich, mit deinen Kräften umgehen.”, “Aber jetzt ist sie doch schon kaputt… Was mache ich denn jetzt?” Er ging zur Kiste und entfernte den Deckel vollständig. Sie war bis zum Rand mir Glühbirnen gefüllt. “Es war harte Arbeit so viele davon zu beschaffen, also streng dich an.” Ich musste schmunzeln. “Ja, keine Sorge... Danke.” Er schien für einen kurzen Moment zu überlegen, dann drehte er sich weg. “Ich habe dir doch gesagt, wie du dich bei mir bedanken sollst.” Mein Lächeln verschwand. Es schien ihm tatsächlich ernst damit zu sein. Mir fielen Sophies Worte wieder ein: Ich sollte ihn nicht zu weit gehen lassen. Aber diese Sache sollte von mir ausgehen. Für mich war ein Kuss eine Berührung wie jede andere auch. Wie ein Handschlag. Ich verband damit keine besonderen Gefühle. Natürlich nicht, da ich mir bis vor kurzen sowieso noch nicht viele Gedanken um so etwas wie Gefühle machen musste. Also war es aus meiner Sicht keine große Sache und vielleicht würde er sich ja darüber freuen. Also, ich meine richtig darüber freuen. Mir ein richtiges, echtes Lächeln schenken… Ich zog ihm am Ärmel, weil ich nicht wusste wie ich ihn sonst dazu bewegen sollte, wieder zu mir zu sehen. “Satoru..?” Als er sich zu mir drehte und sein Gesicht so nah an meinem war, fing mein Herz wieder an schneller zu schlagen, auch wenn ich mir immer wieder sagte, dass das für mich keine Rolle zu spielen brauchte. Aber in dem Moment, wo ich meine Chance ergreifen wollte, platzte Lorelei in den Raum. “Ich bin fertig im Bad. Was machen wir heute?” Ich war noch nicht weit genug gekommen, sodass man hätte erkennen können, was ich vor gehabt hatte. Also legte sie nur leicht ihren Kopf schräg, als Satoru sich etwas zu schnell von mir entfernte. Er schien es also gewusst zu haben. -- Die nächsten Wochen verstrichen ohne besondere Ereignisse. Lorelei schlief weiterhin bei Satoru und mir im Bett. Jeden Tag wenn Satoru nicht da war, bekam ich Unterricht in Japanisch und erprobte danach meine Fähigkeiten an den Glühbirnen. Die Tage waren so friedlich und angenehm, dass ich alles hier langsam als meinen ganz normalen Alltag ansah. Ich schickte ab und zu Briefe nach hause, in denen ich beschrieb wie mein momentanes Leben aussah. Das Satoru mein Gefährte geworden war verschwieg ich allerdings… Es hatte sicher einen Grund gehabt, dass Vater uns darüber nichts gesagt hatte, also wollte ich das nicht unbedingt an die große Glocke hängen. Alles blieb friedlich, bis zu jenem Morgen. Lorelei hatte sich mit der Zeit daran gewöhnt zu normalen Tageszeiten aufzustehen und Frühstückte nun jeden Morgen mit Satoru und mir. Genau wie an diesem Morgen, als Sophie wutentbrannt in das Gewächshaus stürmte und schrie: “Nun reicht es mir aber langsam! Wie lange willst du mich hier noch festhalten?! Es sind jetzt schon über zwei Monate!” Satoru nahm in aller Ruhe einen Schluck aus seiner Tasse und antwortete dann: “Ich halte dich immer noch nicht für bereit.” “Was du denkst spielt keine Rolle! Was meinst du denn warum ich das hier alles auf mich genommen habe?! Denkst du ich will den Rest meines Lebens euch dreien beim Vater-Mutter-Kind-Spiel zusehen?!” Vater-Mutter-Kind? Dieser Vergleich gefiel mir nicht unbedingt, da ich mir schon denken konnte welche Rolle dabei meine war… Aber erst jetzt wurde ich dazu gebracht, über ihren Grund nachzudenken. Sicher hatte jeder der sich für so ein Leben entschied einen bestimmten Grund. Die Frau von James zum Beispiel wollte mehr Zeit mit ihm. Was es wohl bei Sophie war? “Was war denn dein Grund?”, fragte ich schließlich. Ich schien sie für einen kurzen Moment von ihrer eigentlichen Mission abgebracht zu haben. “Ich hatte keine andere Wahl…”, antwortete sie und drehte ihren Kopf ein wenig von mir weg. “Ich habe etwas zu erledigen, das ich als Mensch nicht überlebt hätte. Und das kann nicht länger warten!” Sie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und sprach nun wieder zu Satoru: “Lass mich gehen…”, “Nicht ohne Aufsicht.” “Ich kann doch mit ihr gehen.”, meldete sich Lorelei zu Wort. Satoru überlegte kurz. “Wenn du willst.”, “Du willst mir allen ernstes dieses Kind andrehen?” Lorelei verzog das Gesicht. “Sei nicht so unhöflich! Ich bin mindestens vier Mal so alt wie du!” Sophie schien kurz zu überlegen. “Du willst mir diese Oma mitschicken?” Ich musste mir ein Lachen verkneifen: “Hast du vergessen mit wem du hier redest? Wenn Lorelei vier mal so alt ist, bin ich mindestens acht Mal so alt wie du.” Danach starrte sie mich an, als würde sie erst einmal nachrechnen. Wieder viel es mir schwer, ernst zu bleiben. Lorelei stand auf. “Ich nehme an du willst gleich heute nach England?” Sophie nickte. “So plötzlich?”, fragte ich ein wenig überrascht. “Keine Sorge, je eher wir gehen desto eher sind wir auch wieder hier. Außerdem sehe ich keinerlei Schwierigkeiten. Alles wird so geschehen wie Sophie es will. Ich werde nur beobachten.” Satoru saß während der ganzen Zeit still schweigend da und hörte zu, jetzt stand er auf. “Ich werde alles vorbereiten lassen. Geht schon Mal eure Sachen packen.” -- Alles ging plötzlich so schnell. Am Morgen hatten wir noch alle zusammen am Frühstückstisch gesessen und am Abend waren es nur noch Satoru und ich. Wie zu beginn. Alles war so still, als wir uns abends für das Bett fertig machten. “Ich gehe noch kurz ins Bad.”, brach Satoru nach einer ganzen Weile das Schweigen. Ich nickte und er verschwand kurz darauf. Diese Stille war für mich kaum zu ertragen. Weil sie für mich gleichbedeutend mit Einsamkeit war. ! Plötzlich hörte ich ein dumpfes Poltern aus der Bibliothek. Ich öffnete die Schiebetür und machte das Licht an. Nichts. Aber es schien auch nicht direkt von hier zu kommen, sondern von weiter hinten. Ich ging also am Klavier vorbei, zu dem kleinen Gang der zu weiteren Regalreihen führte. Hier hinten war es um einiges dunkler, als vorne am Eingang. Weiter hinten schien etwas blau zu schimmern. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass es das Mondlicht war, das durch ein Fenster zu scheinen schien. In diesem Schein bewegte sich plötzlich ein Schatten. Ich blieb stehen und hielt für einen Moment die Luft an, um besser hören zu können. Hatte sich etwa jemand hier unerlaubt Zugang verschafft? Nur ein paar Augenblicke später, wurde mir von hinten der Mund zugehalten und ein Mann kam vor mir aus den Schatten. Er fing an Französisch zu flüstern: “Euer Majestät! Bitte bleibt ruhig… Wir sind aus der Armee eures Vaters...” Tatsächlich, sie trugen die Uniformen der Leibgarde meines Vaters. Ich bedeutete dem Mann hinter mir, mich loszulassen, was er auch sofort tat. “Bitte verzeiht Majestät!”, “W..was wollt ihr hier..?”, fragte ich fast tonlos. Wie selbstverständlich bekam ich folgende Antwort: “Aber Majestät, wir sind hier um euch zu retten! Wir wollen euch nach Hause holen!” --- Er ging mit und sah Satoru nie wieder. Ende. Nee... war'n Scherz... Boha… Für mich total untypisch so ein langes Kap… Aber… geschafft! XD Jetzt habe ich (laut ursprünglichem Plan) die Hälfte geschafft! XD~ Freu mich! Hoffe euch gefällt’s noch und ihr bleibt weiter am Ball, war ja jetzt nich allzu viel los, aber das wichtigste (und hoffentlich spannendste) kommt ja jetzt erst alles… hihi… Hier das franz. Wiegenlied, dass Will-chan singt: (aus dem 18. Jahrhundert) À la claire fontaine A la claire fontaine, m'en allant promener J'ai trouvé l'eau si belle, que je m'y suis baigné Il y a longtemps que je t'aime Jamais je ne t'oublierai Sous les feuilles d'un chêne, je me suis fait sécher Sur la plus haute branche, un rossignol chantait Chante rossignol, chante, toi qui as le cœur gai Tu as le cœur à rire, moi je l'ai à pleurer J'ai perdu mon amie, sans l'avoir mérité Pour un bouquet de roses, que je lui refusais Je voudrais que la rose, fût encore au rosier Et que ma douce amie fût encore à m'aimer Kapitel 11: Zurück nach… ------------------------ Alexandre saß wie jeden Abend an seinem Schreibtisch und ging die letzten Verträge durch, die er abgeschlossen hatte. Es wurde draußen schon langsam dunkel, doch er war so vertieft in seine Arbeit, dass er trotzdem das Licht nicht eingeschaltet hatte. Es klopfte an der Tür. Doch erst beim dritten versuch, reagierte er mit einem brummigen “Herein…” Die Tür öffnete sich und eine große Dame in einem smaragdgrünen langen Kleid trat an den Schreibtisch. “Wieso ist es hier so dunkel? Du verdirbst dir noch auf deine alten Tage die Augen, mein lieber Bruder.” Alexandre funkelte sie kurz an, dann schaltete er das Licht, an seinem Schreibtisch ein. “Du hast dir ziemlich Zeit gelassen Michelle. Ich hatte dich schon vor über einer Stunde rufen lassen.”, “Tut mir ja Leid, aber ich habe auch noch andere Dinge zu tun, als dir wie ein kleines Hündchen hinterher zu laufen.” Mit einem Knurren widmete er sich wieder seinen Unterlagen. Michelle strich sich eine Strähne ihrer rot gelockten Haare aus dem Gesicht und lehnte sich seitlich an den Tisch, um einen Blick auf seine ach so wichtigen Unterlagen zu werfen. “Und? Hattest du nur Sehnsucht, oder wolltest du irgendetwas bestimmtes von mir?” Ohne aufzusehen oder sich weiter zu bewegen, fing er an: “Du hast zwei meiner Männer nach Japan geschickt?” Sie zuckte mit den Schultern. “Ja, und? Sie sollen unseren kleinen William zurückholen.” Nun sah er auf. “Davon mal abgesehen, dass das Männer aus MEINER Armee waren. Die Briefe von William hatten keinen Absender. Sollen meine Männer etwa ganz Japan nach ihm absuchen?!” Doch seine Schwester fing nur an zu grinsen. “Ach sei nicht albern! Natürlich weiß ich, wo mein kleiner Neffe sich aufhält! Sonst hätte ich doch nicht nur zwei deiner Männer nach Japan geschickt.”, “Und woher weißt du das so genau, wenn ich fragen darf?” Ihr Lächeln verschwand. “Alexandre… Denk doch mal nach… Er hat sich seit seiner Abreise regelmäßig bei dir gemeldet und immer war er an einem anderen Ort. Aber seit fast drei Monaten, meldet es sich immer nur aus Japan. Er erzählt das er viele interessante Leute getroffen und eine gute Unterkunft hat. Aber nichts genaueres. Findest du das nicht komisch?” Alexandre seufzte und legte den Rest der Unterlagen beiseite. Ihm war klar geworden, dass es keinen Sinn machte in Gegenwart seiner Schwester zu arbeiten. “Ja. Schon aber ich verstehe immer noch ni…”, “Dazu komme ich doch jetzt!”, unterbrach sie ihn. “Ich befürchte… ER hat ihn gefunden…” Er erstarrte in seinen Bewegungen. “Du meinst…”, “Ja. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Satoru ihn entdeckt hat.” Er stand auf, ging an seiner Schwester vorbei und blieb vor dem großen Gemälde, das seine Wand schmückte stehen. “Das könnte alles gefährden… Außerdem ist das genau der Fall den Ann verhindern wollte.”, “Du machst dir Sorgen um Ann..? Ich bitte dich, sie ist tot und hat damit nichts mehr zu tun! Dieses Problem hat sie ja fein zu unserem gemacht!” Alexandre tippte mit dem Finger auf eine grüne Fläche rund um Tokyo. “William können wir dann wohl als Köder, um ihn hierher zu locken vergessen. Schlimmer noch. Was ist wenn die beiden, wie Ann es gesagt hat… Gefährten geworden sind?” Bei dem Wort Gefährten erschauderte er. “Satoru hat viele Feinde. Er kann ihn nicht immer beschützen, selbst wenn, William lebt nicht ewig.”, “Ja.” Michelle war hinter ihn getreten und lehnte sich nun gegen seinen Rücken, dann fuhr sie flüsternd fort: “Wenn William stirbt und besonders wenn er durch die Hand eines Vampirs stirbt, hat Satoru keinen Grund mehr, uns nicht alle zu vernichten… Deshalb habe ich deine Männer geschickt. Sie sollen ihn nach Italien zu einem Bekannten bringen.” Alexandre stutzte: “Wieso nach Italien?”, “Denk doch mal nach! Satoru wird ihn natürlich hier am ehesten suchen! Wenn wir ihn erst nach Italien bringen, ist er aus der Schusslinie und wir können uns in Ruhe um Satoru kümmern. Wir müssen auch an unsere nachfolgenden Generationen denken! Die drei…” Sie lachte. “Nein. Die zwei stellen eine Gefahr für unsere gesamte Art dar. Sie müssen verschwinden.” Alexandre seufzte. “Du hast natürlich echt. Aber keine Sorge… Durch Ann wusste ich ja, dass das passieren konnte. Ich hatte genug Zeit mich vorzubereiten und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.” -- Die beiden Soldaten zogen mich in einen kleinen Seitengang. Ich wurde tatsächlich gerettet..? Aber wie hatten sie mich gefunden? Und warum gerade jetzt..? Moment… Was dachte ich denn da… Ich wollte doch von Anfang an nach hause. “Euer Majestät, es tut mir ja Leid, aber ich muss darauf bestehen, dass ihr uns euer Zeichen zeigt.” Ich stutze kurz. Aber ja, sie konnten ja nicht wissen, dass sich meines nur an der Hand befand. “Glück für euch…”, flüsterte ich und streckte ihnen meine Hand entgegen. Sichtlich erleichtert sahen die beiden erst das Zeichen, dann sich gegenseitig an. “Und was habt ihr jetzt davon?”, fragte ich etwas verwirt. “Eure Tante, Madam Michelle hat uns gesagt, was wir zu tun haben, wenn euer Zeichen, noch rot ist. Sie sagte, dass wir euch dann ohne Problem mitnehmen könnten.” Ach so… weil unser Band dann noch nicht so stark ist. “Und wenn es nicht rot gewesen wäre?” Die Männer sahen sich an. “Nun Majestät… In diesem Fall, hatten wir den Befehl, euch notfalls auch mit Gewalt zurückzuholen.” Ich schluckte schwer. “Wie hat sie denn eigentlich vor, das Zeichen… zu entfernen..?” Der eine Soldat fing an zu lächeln. “Das ist kein Problem euer Majestät! Es reicht wenn wir genug Abstand zwischen euch und eurem Gefährten bringen, dann verschwindet es von ganz allein.” Ich war wie versteinert. Das war es! Das war die zweite Möglichkeit! Ich konnte von ihm weg! Mein Herz schlug so laut, dass ich schon befürchtete, sie könnten es hören. Es schlug so stark das es… ja, das es fast schmerzte. Aber… Satoru… Wenn ich genug Abstand zwischen uns bringe… “D..das geht nicht…”, “Wie meinen..?”, “Ihr könnt mich heute Abend nicht mitnehmen! Er kann nicht schlafen, wenn ich nicht bei ihm bin! Er würde es sofort bemerken und uns folgen… Wir könnten nie genug Abstand zwischen uns bringen.” Außerdem würde er in diesem Fall sicher seine Drohung wahr machen und diese Männer töten. Und was würde er wohl mit mir machen..? Ich schüttelte den Kopf. Ich brauchte mehr Zeit um nachzudenken. “Bitte! Kommt morgen früh wieder, wenn er das Haus verlässt.”, “Aber Majestät, wir haben den Befehl euch schn..”, “Ja ja, geht jetzt!” Ich schob sie mehr oder weniger gewaltsam in Richtung Fester. Als beide draußen waren, drehte sich einer der beiden noch einmal um. “Wir werden Morgen auf jeden Fall wieder hier sein! Wir lassen euch nicht im stich!” Wenige Augenblicke später war er auch schon verschwunden. ‘Wir lassen euch nicht im stich.’ Ich stand noch eine Weile regungslos da. Ich war nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Nur noch eine Nacht. Ich stand zu sehr unter Schock um das ganze gleich zu begreifen oder zu verarbeiten. Dann wurde mir jedoch klar, dass Satoru vielleicht Verdacht schöpfen würde, wenn ich nicht im Bett lag, wenn er zurück kommt. Ich lief also, so schnell es ging, wieder nach vorne in den Hauptraum. Dabei stieß ich jedoch an einen Bilderrahmen, der aus einem Gang hervorguckte. Er fiel krachend zu Boden und wirbelte einiges an Staub auf. Auf der Rückseite des Gemäldes stand etwas… Ich konnte es jedoch nicht erkennen. Es war hier viel zu dunkel. Ich lief weiter und sah nach, ob Satoru bereits zurück war. Da das Schlafzimmer immer noch leer war, ging ich zurück in die Bibliothek. Neben dem Klavier stand noch die Kiste mit den Glühbirnen. Ich nahm mir eine und versuchte sie zum leuchten zu bringen. Sie leuchtete kurz auf und zersprang dann. Ich zuckte zusammen und warf einen Blick über meine Schulter. Stille. “Ok William, reiß dich zusammen!”, flüsterte ich mir selbst zu. Ich hatte es schon ein paar Mal geschafft, die Glühbirne nicht gleich zu zerstören, aber im Moment war ich wohl einfach zu aufgeregt. Ich nahm eine neue, atmete tief durch und versuchte es erneut. Diesmal klappte es. Ich lief zurück zu dem Bild, das ich umgestoßen hatte. Nun konnte ich die Schrift lesen. ‘Damit du siehst, was du nie bekommen wirst.’ Was sollte das denn..? Ich drehte das Bild um und mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Auf dem Gemälde waren meine Schwester und ich zu sehen. Am Regal an dem das Bild gestanden hatte, waren noch zwei weitere. Auf dem einen waren Vater, Mutter, meine Schwester und ich, auf dem letzten war nur ich zu sehen. Auf jeder Rückseite stand der selbe Satz. “Was machst du denn da?” Ich wirbelte herum und die Glühbirne in meiner Hand zersprang. “S..Satoru… Ich… Eines der Bilder war umgefallen, ich hab mich erschrocken und bin nachsehen gegangen…” Bravo. Das ging ja besser als gedacht… Er runzelte die Stirn und sah zu den Bildern. “Wer hat dir denn diese Bilder gegeben..?”, fragte ich um die Stille zu vertreiben. Er atmete geräuschvoll aus. Scheinbar war das keine angenehme Erinnerung. “Das war deine Tante, Michelle.” “Meine Tante..? Aber… dieser Satz… das klingt, als ob sie dich nicht leiden könnte, dabei dachte ich, ihr wärt so etwas wie ein Paar gewesen…” Ich sah von den Bildern wieder zu ihm auf. Er starrte mich entsetzt an. Da die Glühbirne nun kaputt war, war es zu dunkel um es mit Sicherheit sagen zu können, aber es sah bald so aus, als wenn er ein wenig rot geworden wäre, als er seinen Kopf von mir wegdrehte. “Natürlich nicht! Wie kommst du denn auf so etwas?! Uha… Wenn ich nur daran denke…” Er erschauderte. “Entschuldige…” Er sah wieder zu mir und schüttelte leicht den Kopf. “Als wenn ich so etwas tun würde, wo ich doch…” Er brach ab und sah wieder weg. “Was meinte sie denn mit dem Satz ‘etwas, dass du nie bekommen wirst’..?” Es vergingen ein paar Momente, bevor er antwortete und selbst diese Antwort flüsterte er so leise, dass ich es beinahe nicht verstand. “Das ist doch wohl offensichtlich… Dich…” “Ah… Also war unsere erste Begegnung nicht das erste Mal, dass du mich gesehen hast…” Erst jetzt bemerkte ich, dass mein Herz wieder zu laut schlug. “Wolltest du… mich schon damals zu deinem Gefährten machen?” Er nickte. “Weil meine Tante dich mit diesem Text provoziert hatte?” Er zog mich plötzlich zu sich heran und nahm mich in den Arm. “Wie kannst du so etwas nur denken, natürlich nicht. Weißt du immer noch nicht, wieso ich das gemacht habe?“ So konnte ich sein Gesicht nicht mehr sehen. Aber ich hörte seinen Herzschlag. Ich schloss für einen Moment die Augen. Es war diesmal ein anderer Takt, als bei mir. Also lag das damals vielleicht auch nur daran, dass er mir sein Blut gegeben hatte. Das es ein anderer Takt war, änderte nichts an der Tatsache, dass es schnell schlug. Sehr schnell… Ich löste mich von ihm. An dieser Frage hatte ich schon eine Weile zu knabbern und da das vielleicht das letzte Mal war, dass ich… Wieder schlug mein Herz so heftig, dass es fast schmerzte. Was war nur los mit mir..? Ich musste mich beruhigen. Es wäre schlecht, wenn er jetzt etwas bemerken würde. “S..Satoru… kann es sein… Liebst du mich..?” Im ersten Augenblick schien er ein wenig schockiert, doch dann fing er an zu lächeln. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und kam näher. “Das hatte ich jetzt nicht erwartet…”, “Und..? Ist es so..?” Er kam noch näher. Nur noch wenige Zentimeter trennten uns voneinander. “Natürlich liebe ich dich… Was hast du denn gedacht, warum ich das alles mache?” Mein Herz setzte einen Schlag aus. Er verringerte den Abstand zwischen uns noch weiter und schien mich küssen zu wollen… Ich stand jedoch zu sehr unter Schock, um mich wehren zu können. Also berührten sich unsere Lippen nun schon zum zweiten Mal… Doch dieses Mal, erschien mir diese Berührung viel länger. Als ich meinen Mund nur einen Spalt weit öffnete, um Luft zu holen, drang seine Zunge ein. Ich erschrak so, das ich aus meiner Starre erwachte und einen Schritt nach hinten machte, um von ihm loszukommen. Dabei trat ich in eine der Glühbirnensplitter. Ich hob meinen Fuß reflexartig wieder an und verlor so beinahe mein Gleichgewicht. Satoru fing mich auf. “Alles in Ordnung..?”, “N..nein…” In vielerlei Hinsicht nicht. Er hatte mich geküsst. Satoru liebt mich und ich war dabei… ! Er nahm mich hoch und trug mich nach vorne zum Klavier. Dort setzte er mich auf den geschlossenen Flügel, kniete sich vor mich und hob meinen Fuß. “Nur ein kleiner Schnitt. Der Splitter steckt auch nicht. Tut es weh?” Mir fiel auf, dass ich ihn anstarrte und sah weg. “Nein schon in Ordnung…” Er brachte meinen Fuß näher zu seinem Gesicht. Wollte er etwa..? Ich zog ihn ruckartig weg. “N..nicht!”, “Aber du blutest… Wäre doch Verschwendung, wenn…” Ich schüttelte heftig den Kopf. “Denk nicht mal daran!” Er zuckte mit den Schultern und stand auf. “Dann eben nicht… Ich sehe mal nach ob ich etwas zum verbinden finde. Warte hier.” Als er sich ein wenig von mir entfernt hatte, atmete ich auf. Das war alles so merkwürdig… Er brachte mich durcheinander. Mein ganzer Körper fühlte sich seltsam an und ich zitterte. Was war nur mit mir los..? Konnte es sein? Hatte ich etwa ein schlechtes Gewissen..? Immerhin war ich dabei, hinter seinem Rücken zu verschwinden… Ich war nicht in der Lage, das Chaos in meinem Kopf zu ordnen, ganz zu schweigen von dem in meinem Herzen… Dann war er auch schon zurück und verband mir den Fuß. Er berührte mich dabei ganz sachte, als wäre ich etwas kostbares, zerbrechliches und mir kamen die Tränen. “Was hast du denn..?” Ich kniff die Augen zusammen, um ihn nicht mehr ansehen zu müssen und damit ich nicht auch noch anfing zu weinen. Diese blöden Gefühle… Die brachten einem nichts als Ärger..! Wie hätte ich ihm das in meinem Zustand antun sollen..? Das was ich fühlte war so verwirrend, dass ich nicht mehr wusste, was ich wollte. Natürlich vermisste ich meine Familie und mein Zuhause, aber würde ich das hier nicht vermissen..? “William..?” Ah! Hör auf meinen Namen so lieb, so besorgt zu sagen! Das macht es doch nur noch schlimmer! “William…” Ich schlug mir die Hände vors Gesicht und schüttelte den Kopf. Dann spürte ich seine Lippen nur ein paar Zentimeter unter meinem Knie. Das sorgte für eine Gänsehaut. Er nahm meine Hände herunter. “William…“ Das war so nah. Ich öffnete wieder meine Augen und fand ihn erneut direkt vor meinem Gesicht. Er wollte mich wieder küssen. Aber bevor es dazu kam, kniff ich die Augen zusammen und... “Zwei Soldaten meines Vaters waren hier und wollten mich mitnehmen!”, gestand… Stille… Er schien sich auch nicht mehr zu bewegen. Ganz langsam und vorsichtig öffnete ich meine Augen wieder. An dem Abstand zwischen uns hatte sich nichts verändert, aber an seinem Gesichtsausdruck… Er machte mir Angst… Satoru hielt mich immer noch an den Handgelenken fest. Nun verstärkte er seinen Griff und drückte mich mit dem Rücken auf den Flügel. Sein Gesicht schwebte ein wenig über mir. “Und? Warum bist du nicht mit ihnen mit..?” Sein Blick, war genauso eisig, wie seine Stimme. Die Wahrheit war, dass ich viel zu viel Angst davor hatte, dabei erwischt zu werden. Aber was hätte er wohl mit mir gemacht, wenn ich das geantwortet hätte..? Ich erschauderte und stellte eine Gegenfrage: “Willst du denn, dass ich mitgehe..?”, “Was glaubst du denn?! Natürlich nicht!” Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien. “Und warum bist du dann so gemein zu mir, wenn ich doch hier geblieben bin?!” Er ließ mich schlagartig los und brachte ein paar Schritte Abstand zwischen uns. Ich richtete mich langsam wieder auf und rieb mir die Handgelenke. In seinem Gesicht spiegelten sich gleichermaßen, Verwirrung, Wut und Trauer. “Bitte verzeih… aber… allein schon der Gedanke, dass du mich verlassen könntest… macht mich so..! Es tut mir Leid…”, “Nein, mir tut es Leid… Denn ich verstehe nicht, warum du so verzweifelt an mir hängst. Ich glaube nicht, dass ich das sein kann, was du in mir sehen willst. Ich habe keine Ahnung von Liebe und von vielen anderen Dingen und ich scheine dich damit nur zu verletzten…” Ich rutschte vom Klavier und ging langsam auf ihn zu. Er schien im Moment ungefährlich zu sein, also: “Ich brauchte Zeit darüber nachzudenken. Deshalb habe ich sie weggeschickt. Sie kommen morgen früh wieder und ich weiß immer noch nicht, ob ich überhaupt mitgehen will.” Er sah mich wieder an. “Ich… ich meine, ich vermisse meine Familie, aber wenn ich mitgehen würde… Würde ich dich dann genauso vermissen. Ich weiß nicht was ich tun soll.” Er kam einen Schritt näher. “Du würdest mich vermissen..?”, “Ja… Dich… und Lorelei… Sophie und alles andere hier in Japan.” Er fing wieder an zu lächeln. “Ich habe nie gesagt, dass ich dich nie wieder zu deiner Familie lasse… Wenn du solche Sehnsucht hast, solltest du mitgehen…”, “Hu..? Aber wenn ich mitgehe verschwindet doch…” Er sah mich daraufhin etwas überrascht an, dann lächelte er wieder und nahm mich auf den Arm. “Also weißt du das jetzt auch.” Ich nickte. “Gut. Aber ich hatte nicht vor dich allein gehen zu lassen.” Er trug mich zum Bett und während er mich hinlegte, gab er mir einen weiteren Kuss. “A..aber wie willst..?” “Lass das mal meine Sorge sein.”, antwortete er mit einem breiten Grinsen. --- hrr hrr… mehr hab ich dazu heut nich zu sagen… XD ach ja… da fällt mir ein… is hier wer noch net 18?? (hat jetzt logischerweise nix mit diesem kap zu tun…) falls ich später mal in der stimmung bin etwas ‘mehr’ zu schreiben, in welche richtung auch immer… wie viele von euch weinen dann?? XD Kapitel 12: Italien Teil I -------------------------- Um ihn herum war alles dunkel, kalt und leer. Wie oft war er schon hier gewesen an diesem trostlosen Ort? An diesem Ort, an dem Zeit keine Rolle spielte. An dem nichts eine Rolle spielte. Dann, wie in Zeitlupe, kam ein Licht von oben und traf direkt vor ihm auf eine sitzende Frau. Sie hielt etwas im Arm, hütete es wie einen Schatz. “Ann…” Langsam drehte sie ihren Kopf in seine Richtung, lächelte und weinte: “Dieses Kind… Mein Kind wird einmal ihm gehören. Aber er ist gefährlich, unberechenbar und unkontrollierbar.” Sie umarmte das Bündel fester. “Deshalb darf nichts dieses Kind beschmutzen. Seine Seele muss rein und vollkommen bleiben. Absolut weiß. Damit dieses Kind in der Lage ist ihn zu kontrollieren. Damit er das richtige tut.” Er versuchte zu ihr zu gelangen, bewegte sich jedoch nicht von der Stelle. “Ann… lass uns eine andere Lösung finden.”, “Nein. Es gibt keine andere Lösung. Ich werde einen Ort erschaffen, an dem es nichts schwarzes gibt. Einen Ort genauso weiß und rein wie seine Seele. Auch wenn ich ihn dafür verlassen muss… und dich.” Sie berührte sachte ihre Brust, an der Stelle wo sich ihr Herz befand und das Zeichen ihrer Liebe. Dieser so dunkle, triste Ort wurde augenblicklich durch ihr Licht erhellt. Immer heller und heller. Bis nichts mehr übrig war. Kein Schatten, nicht einmal sie selbst. Wie auch schon die Nächte zuvor, wachte James schweißgebadet auf. Und fand sich in völliger Dunkelheit wieder. Es war nun schon über eine Woche vergangen, seit er alles Personal weggeschickt hatte. Seitdem alle Springbrunnen abgestellt waren und alle Vorhänge zugezogen. Nur das Licht das durch einen kleinen Spalt zischen den Vorhängen schien, sagte ihm das es Tag war. Wieder einmal war ihm nichts geblieben. Und wieder hatte er nichts dagegen tun können. Er stand auf und lief durch die leeren Flure. Kein Laut war zu hören. Er blieb noch ein paar Minuten vor der geschlossenen Eingangstür stehen. Sog Dunkelheit, Ruhe und Einsamkeit in sich auf. Dann öffnete er sie und die große Halle wurde augenblicklich mit Licht geflutet. Er lief durch den Park, zu der Stelle die er viele Jahrzehnte gemieden hatte. Er blieb erst stehen, als der kleine weiße Pavellion zu sehen war, den er extra für Ann hatte bauen lassen. Er erinnerte sich an die vielen Stunden die sie hier verbracht hatten. Er musste noch ein paar Mal tief durchatmen, bevor er in der Lage war, weiter zu gehen, diesen Ort ganz allein zu betreten. Er öffnete die weiße Pavelliontür. Der gesamte Raum war von buntem Licht durchflutet. Alles war so wie er es in Erinnerung hatte. Er zog eines der weißen Laken, die die Möbel vor Staub schützen sollten, beiseite und öffnete die dadurch zum Vorschein gekommene Truhe. Denn in ihr befand sich das wertvollste was er besaß. Ein Brief. Ein Brief von Ann, den er erst öffnen sollte, wenn William und Satoru sich begegnet waren. Sie hatte schon damals alles geplant, alles gewusst. Auch das die Tochter der Wahrsagerin, die damals ihr den Tod vorausgesagt hatte, seine neue Hoffnung werden würde. Nie hatte er geglaubt, dass er noch einmal lieben könnte, doch Ann hatte es gewusst. Aber jetzt war auch Marie und auch ihre Kinder nicht mehr da. Alles was ihm geblieben war, war dieser Brief. Mit zitternden Händen zerbrach er das Siegel aus Wachs. Und las… ‘Nimm dich in Acht. Meine weiße Welt ist nicht perfekt. Zu dem Zeitpunkt, da Satoru und mein kleiner William nun zueinander gefunden haben, kehrt SIE zurück und verbreitet wieder Dunkelheit! Ich hatte gehofft, dass es soweit nicht kommt, doch jetzt gibt es kein Zurück mehr! Du musst die beiden warnen. Davon hängt alles ab. Du musst jetzt stark sein, denk immer daran, egal was wir tun oder wo wir sind: Du wirst immer meine einzig wahre Liebe, der einzige in meinem Herzen sein. Ann’ Eine Träne fiel auf das Papier und ließ die Tinte verwischen. Wenn das Anns letzter Wille sein sollte, so würde er ihn erfüllen. Er würde Anns Kinder nicht im Stich lassen, er würde sie warnen sie beschützen. So wie es immer hätte sein sollen. -- Etwas ungläubig starrte ich den schlafenden Satoru an. Es war selten, dass er da war, wenn ich aufwachte. Meistens sah ich ihn morgens erst am Frühstückstisch. Er kuschelte sich mit einem brummenden Geräusch weiter in die Laken, bevor er vorsichtig ein Auge öffnete. Als er merkte, dass ich ihn anstarrte, richtete er sich auf und kam näher. “Guten Morgen.” Dann wollte er mich wieder küssen, doch ich wich nach hinten aus. “Was ist..?”, “I..ich hab mich nur gefragt, wieso du das seit gestern ständig tust…” Er lächelte. “Zum einen weil du jetzt weißt, was ich in dir sehe und zum anderen will ich dich daran gewöhnen.” Ich versteckte mein Gesicht halb unter der Decke, um einen weiteren Übergriff zu verhindern. “Und warum willst du mich daran gewöhnen..?”, “Wenn du das als normal empfindest ist es dir vielleicht nicht mehr so peinlich.”, “Es ist mir nicht peinlich! Ich empfinde gar nichts dabei.”, “Dann sollte es doch erst recht kein Problem für dich sein.” Ich verkroch mich ganz unter der Decke. “Aber ist das dann nicht… so etwas wie Betrug, wenn ich dabei nichts empfinde und es trotzdem mache..?”, “Solange du es überhaupt machst stört es mich nicht.” Als ich wieder unter der Decke hervorsah, grinste er mich breit an. Dann war da wieder dieses Poltern, aus der hintersten Ecke der Bibliothek. Ich sprang auf. “D..da sind sie wieder..!” Satorus Gesicht wurde plötzlich ernst. “Worauf wartest du..? Geh zu ihnen.” Was dachte er sich bloß dabei..? Ich stand auf und ging zur Bibliothek. In der Tür drehte ich mich noch einmal um. “Du… hast aber nicht vor sie zu töten, oder?” Er lachte. “Noch sehe ich dafür keinen Grund.” Also später vielleicht, oder was? Ich biss mir auf die Unterlippe und lief nach hinten in den Gang. Satoru schien mir nicht zu folgen. Wie erwartet, kamen die beiden Soldaten aus einem der Gänge. “Beeilt euch Majestät. Es ist alles vorbereitet, das Auto wartet draußen und unser Schiff legt heute Nachmittag ab.” Ich nickte nach einem kurzen Zögern. Satoru wusste jetzt zwar Bescheid, aber er hatte nicht gesagt wie ich mich verhalten sollte. Wie aus dem Nichts legte sich plötzlich eine Hand von hinten auf meine Schulter. Ich zuckte zusammen und die Soldaten sprangen ein Stück zurück, mit den Händen an ihren Waffen. “Na na, meine Herren. Das wird wohl nicht nötig sein.” Satorus tiefe Stimme ließ mich für einen kurzen Moment die Luft anhalten. “Von diesem Moment an werden sie mich weder sehen, noch Gespräche von, mit und über mich hören. Bis auf weiteres bin ich für sie nicht existent.” Mir lief ein Schauer über den Rücken. Er hatte diesen Leuten einen Befehl gegeben. Die Soldaten sahen sich kurz an, ließen dann von ihren Waffen ab und wandten sich wieder an mich: “Ist alles in Ordnung euer Majestät?”, “Ja… ja! Alles bestens. Ich ziehe mir schnell etwas an, dann komme ich. Wartet so lange am Auto.” Sie taten was ich ihnen sagte und kletterten wieder durch das schmale Fenster. Satoru folgte ihnen. “Wo willst du denn hin..?”, fragte ich erstaunt. Er lächelte verlegen und kletterte weiter. “Nun ja… Leider funktioniert dieser kleine Zaubertrick nur solange, wie ich mich in ihrer Sichtweite befinde.” Als das Fenster von außen geschlossen wurde lief ich zurück ins Schlafzimmer und nahm mir ein paar Sachen. Erst jetzt fiel mir erst auf, dass Satoru bereits angezogen gewesen war. Wie hatte er das nur so schnell geschafft? Als ich das Haus verließ, warteten die beiden Soldaten im Auto. Satoru stand davor. Ich sah ihn fragend an, woraufhin er nur mit den Schultern zuckte. “Wenn sich die Tür von allein öffnen würde, wäre das doch komisch, oder?” Ich seufzte. Einer der Soldaten stieg aus und öffnete mir die Tür. Ich ließ Satoru den Vortritt, und rutschte dann zu ihm auf den Rücksitz. Wie versprochen wartete im Hafen von Tokyo ein Schiff auf uns. Ich, oder besser gesagt wir bezogen eine kleines Zimmer mit nur einem Bett. Die Soldaten wichen mir nie von der Seite. Sie hielten die ganze Zeit an der Tür wache und schienen ziemlich nervös. Erst als das Schiff abgelegt hatte, entspannten sie sich ein wenig. Vermutlich hatten sie mit Satorus Auftauchen gerechnet. Sie konnten ja nicht ahnen, dass er längst an Bord war. Die Fahrt dauerte ewig, heute setzt man sich in ein Flugzeug und ist innerhalb eines Tages am gewünschten Ort, damals ging das noch nicht. Wir mussten auch zwei mal an Land gehen, um die Vorräte aufzufüllen. Unter anderem machten wir in Indien halt. Und auch wenn die beiden Soldaten mich davon abbringen wollten, ließ ich es mir nicht nehmen, mich ein wenig umzusehen und ein paar Souvenirs zu kaufen. Das war eine willkommene Abwechslung, wenn man bereits viele Tage auf See verbracht hatte. Satoru machte dieser kleine Ausflug offensichtlich auch Spaß. Während der gesamten Reise grinste er fröhlich vor sich hin. Ab und an machte er sich offensichtlich über die ahnungslosen Soldaten lustig. Außerdem schien es ihm zu gefallen, dass wir uns ein schmales Bett teilen mussten. Diese Erkenntnis kam mir allerdings nicht von selbst, er sagte es mir gleich am ersten Abend. Generell schien er sehr viel gesprächiger, seitdem er mir gesagt hatte, dass er mich liebt. Besonders bei solchen Kleinigkeiten, die eindeutig dazu bestimmt waren mir eine Reaktion zu entlocken. Trotzdem konnte ich nicht anders, als mich von seiner guten Laune anstecken zu lassen. Über das rote Meer ging es dann weiter ins Mittelmeer. Doch ab hier wurde unsere Reise kürzer als ich es erwartet hatte… “Euer Majestät. Packt bitte eure Sachen, wir legen in wenigen Stunden an.”, teilte mir einer der Soldaten beim Frühstück mit, nachdem er ein paar Worte mit einem Schiffsoffizier gewechselt hatte. “Was? Jetzt schon? Aber wir sind doch noch lange nicht in Frankreich.” Satoru und ich sahen erst einander, dann wieder unsere Begleiter fragend an. Nun meldete sich auch der andere Soldat zu Wort: “Das liegt daran, dass Frankreich nicht unser Ziel ist. Wir bringen euch nach Agrigento, Sizilien.” Ich schluckte schwer. Irgendwas gefiel mir daran gar nicht. “Sizilien..? Aber was soll ich denn da?”, “Das war ein Befehl von Madame Michelle. Uns wurde nur gesagt, dass wir euch zu Fürst Frederico Geras bringen sollen, nicht aus welchem Grund.”, “Was hat Michelle nur wieder vor?”, grummelte Satoru neben mir. Ich für meinen Teil war noch dabei, die eben erhaltene Information zu verarbeiten. Sizilien. Ich war bis jetzt noch nicht dort gewesen. In Italien kannte ich bis jetzt nur Venedig und Rom. Aber der Name Frederico Geras kam mir bekannt vor. Es wurde schon dunkel, als wir das Schiff verließen. Wir wurden mit einem Wagen weiter ins Landesinnere gebracht. Es dauerte gut eine halbe Stunde, bis vor uns auf einem kleinen Berg ein riesiges Landhaus zusehen war. Satoru war mittlerweile komplett verstummt und schaute mit dem mir schon vertrauten eiskalten Blick aus dem Fenster. Es war nicht schwer zu erkennen, dass ihm das ganze hier gar nicht gefiel. Aber ich konnte es nicht ändern . Wir hielten vor einem wunderschönen schneeweißen Gebäude mit flachem Dach. Überall standen große terrakotta Kübel mit kleinen Bäumchen oder Pflanzen. Da es bereits dunkel war, leuchteten überall Lampen und tauchten den Hof in ein warmes gelb oranges Licht. Kurz nachdem das Auto angehalten hatte, kamen aus einem Seiteneingang ein halbes dutzend Bedienstete, die sich um Gepäck, Wagen und unsere Begleiter kümmerten. Ich blieb vor den Marmorstufen die zum Eingang führten stehen. Satoru stellte sich neben mich und verschränkte die Arme. “Warst du schon mal hier?” Ich schüttelte den Kopf. Die Eingangstür wurde geöffnet und zum Vorschein kam der Hausherr. Er machte freudestrahlend ein paar Schritte auf uns zu. “William! Schön das du es geschafft…”, dann sah er Satoru und seine Miene verfinsterte sich. Ich für meinen Teil brauchte noch einen Augenblick bis ich den, aus menschlicher Sicht, recht jungen Hausherren erkannte. Es war der Vampirfürst, bei dem ich in Venedig untergekommen war. Er kam nun betont langsam, Stufe für Stufe auf uns zu. Als er direkt vor mir stand, warf er Satoru ein ziemlich arrogantes Lächeln zu, nahm meine Hand und setzte, scheinbar um ihn zu provozieren, einen Kuss darauf. “Ich freue mich, dass du hier bist, William. Möchtest du mir deinen Begleiter nicht vorstellen?” Wie soll ich sagen. Scheinbar stand ich unter Schock. Ich hatte nicht damit gerechnet hier jemand bekanntes zu treffen, auch wenn ich ihn mit ziemlicher Sicherheit bald vollends vergessen hätte. Erst als ich merkte, wie Satorus eisiger Blick nun auf mir ruhte, fiel mir auf das dieser Frederico immer noch meine Hand hielt. Ich entzog sie ihm zwar schnellstmöglich, aber das Unheil war wohl schon angerichtet. Mir schwante nichts gutes für den heutigen Abend. “D..das ist…” Satoru unterbrach mich und machte einen Schritt nach vorn, um sich zwischen Frederico und mich zu stellen. Dann streckte er ihm seine rechte Hand entgegen und ich war mir ziemlich sicher, dass er das nur tat, um ihm sein Zeichen zu zeigen. “Mein Name ist Satoru Oiwa. Ich bin Williams Gefährte und hier um sicher zu gehen, dass er heil nach Frankreich kommt.” Das Wort Frankreich betonte er besonders. Fredericos Gesicht zeigte überdeutlich, dass dieser Name ihm nicht unbekannt war. Er brauchte noch einen Moment bis er kurz blinzelte, ein gespieltes Lächeln aufsetzte und dann Satorus Hand nahm. “Ich bin Frederico Geras, Vampirfürst unter König Alexandre, der Besitzer dieses bescheidenen Anwesens und drei weiterer in Italien.”, “Und woher kennen sie William?” Beide schienen die Hand des anderen nicht loslassen zu wollen und lächelten sich weiter auf Angst einflößende Weise an. Aus meiner Sicht hatte das ganze etwas von einem Hahnenkampf. Ich überlegte einen Schritt zurück zugehen, um aus der Schussbahn zu sein, wenn sie aufeinander losgingen, aber entschied mich dagegen, da ich die Konsequenzen fürchtete. “William hat eine ganze Weile bei mir in Venedig gewohnt. Hat er ihnen das gar nicht erzählt?”, “Das wird wohl nicht sonderlich erwähnenswert gewesen sein.” Ok. Das reichte dann auch mir: “Entschuldigung aber könntet ihr das auf später verschieben..? Es war eine lange Reise und ich bin müde.” Beide schienen augenblicklich wieder auf der Erde gelandet zu sein und ließen sich los. Frederico machte wieder ein paar Schritte in Richtung Tür. “Bitte verzeih mir. Ich war wohl… etwas abgelenkt.”, dann drehte er sich zu einem der Bediensteten: “Es sieht ganz danach aus, als müsste ein weiteres Zimmer hergerichtet werden.” Das Mädchen nickte und verschwand mit ein paar anderen im Haus. “Ich habe noch etwas zu Essen vorbereiten lassen, um euch willkommen zu heißen. Natürlich nur wenn ihr nicht allzu müde seid.” Ich warf noch einen kurzen Blick zu Satoru bevor ich ihm folgte. Bei den ersten Schritten die ich machte, hielt ich die Luft an um zu hören, ob auch er hinterher kam. Aber stattdessen: “Ich komme gleich nach.” Nicht das was ich hören wollte. Wenig später betrat ich also allein mit dem Hausherren einen Saal der offensichtlich für Veranstaltungen und ähnliches genutzt wurde. Sobald er die Tür hinter mir geschlossen hatte, packte er mich an den Schultern. “Was ist passiert?! Sah der Plan nicht anders aus? Hat er euch ertappt?” Er ließ mich wieder los und drehte mir den Rücken zu. “Ich wusste es! Die Soldaten deines Vaters sind zu nichts zu gebrauchen! Ich hätte meine schicken sollen, um dich zu befreien!”, “B..befreien..? Wieso…” Ich war nun vollends verwirrt. Gut es war klar, das es nicht einfach werden würde von Satoru wegzukommen, aber es war ja nun auch nicht so, dass er mich eingesperrt im Keller gehalten hatte… Frederico schien gerade in seiner eigenen Welt zu sein. “Wir müssen etwas unternehmen! Gleich morgen früh werden dich meine Männer…”, “Frederico!” Ich unterbrach ihn: “Jetzt reicht es! Er ist hier weil ich wollte, dass er hier ist! Alles ist in Ordnung!” Er sah mich daraufhin verwirrt an und fing an vor mir herum zu laufen. “Es ist eben nicht alles in Ordnung… Was wird Michelle nur dazu sagen! Was…” Er runzelte die Stirn. “Moment… Soll das heißen, dass du freiwillig sein Gefährte bist..?” “Uh… Nun ja…” Bevor ich noch etwas sagen konnte, betrat Satoru den Raum und packte mich am Arm. “Wir verzichten auf das Abendessen und würden jetzt gerne auf unser Zimmer gehen.” ‘unser Zimmer’? War das Absicht? Frederico verzog das Gesicht. “Meinetwegen. Klara!” Eines der Mädchen die schon am Eingang waren, eilte durch eine kleine Tür am Ende des Raumes auf uns zu. “Zeig den beiden bitte ihre Zimmer.”, “Jawohl. Wenn die Herren mir bitte folgen würden.” Wir liefen ein Stück hinter Klara. Mir fielen sofort ihre langen blonden Haare auf. Das hatte ich nun schon eine Weile nicht mehr gesehen. In Japan hatten alle schwarze Haare, bis auf ein paar Ausländer. Auch Sophie und Lorelei hatten keine blonden Haare. Das war das erste Mal seit einer ganzen Weile, dass Satoru aus dem Rahmen fiel und nicht ich. Meine Freude darüber wurde allerdings durch Satorus Gesichtsausdruck schlagartig wieder getrübt. Er schien fast zu platzen vor Wut. Ich wunderte mich aber, dass er es nicht wie immer, an Ort und Stelle rausgelassen hat. Als erstes zeigte sie mir mein Zimmer. Ich warf aber nur einen kurzen Blick hinein. “Was ist in dem Zimmer daneben?”, fragte ich als mir die reich verzierte Tür neben meiner ins Auge fiel. “Das ist das Schlafzimmer des Hausherren.”, bekam ich als Antwort von dem Mädchen. Von Satoru gab es dafür mal wieder einen eiskalten Blick, außerdem verstärkte er seinen Griff um meinen Arm. Gut. Er wollte offensichtlich, dass wir in seinem Zimmer übernachten. Also lief ich den beiden weiterhin hinterher. Um ehrlich zu sein war mir das auch lieber, denn mir war der Hausherr absolut nicht geheuer. Außerdem musste ich zugeben, dass ich mich nicht sonderlich an ihn erinnern konnte. Ich wusste noch alles von den Festen, über das Essen und meine Unterkunft… Aber über ihn..? Satorus Zimmer lag am Ende des Ganges. Sobald wir es betreten hatten, scheuchte er das Mädchen nach draußen: “So. Vielen Dank, doch wir wären nun lieber allein.” Sie hatte den Raum kaum verlassen, da knallte er auch schon die Tür zu und lehnte sich dagegen. Dann war für eine Weile Ruhe. Das Zimmer hatte große Fenster und war sehr schön eingerichtet. Ich ließ mich seitlich auf das Bett fallen. Satoru kam auf mich zu, zog seine Jacke aus und lehnte sich am Fußende, gegen einen der Bettpfosten. Ich sah ihn an, um irgendetwas zumindest aus seinem Gesicht lesen zu können. Ich verstand absolut nicht warum er so ruhig war. Dann wanderte mein Blick etwas tiefer, zu seinem Hemd und ich sprang auf. Satoru sah mich erschrocken an, als ich auf allen vieren zu ihm über das Bett kroch. Als ich ihn am Kragen packte, lächelte er kurz auf. “Ist das Blut?!”, fragte ich fast tonlos. Satoru machte ein paar Schritte zurück um von mir loszukommen. “Das ist es, oder? Was hast du wieder getan?” Er sah verlegen zur Seite und versuchte den Fleck zu verstecken. “Die beiden Soldaten…”, “Hast du sie umgebracht?”, “Nein! Ich habe ihnen nur klar gemacht, was ihnen droht, wenn sie Michelle verraten, dass ich hier bin!” Wenn dabei Blut geflossen ist war das wohl auch nicht viel besser. Ich atmete geräuschvoll aus, ließ mich aufs Bett fallen und schlug mir die Hände vors Gesicht. Andererseits war es wohl wirklich besser dieses kleine Detail vorerst geheim zu halten. Ich spürte wie sich das Bett senkte. Er kam näher und beugte sich über mich. “Bei diesem… Frederico wird das allerdings nicht reichen, um ihn zum schweigen zu bringen.” Ich nahm die Hände vom Gesicht, doch ehe ich etwas sagen konnte, küsste er mich. Ich versuchte ihn wegzudrücken, doch es gelang mir erst, als er es zuließ. Das hatte er seit wir Japan verlassen hatten nicht mehr gemacht und hatte mich damit ziemlich überrumpelt. “A..also willst du Frederico…” Er lächelte. “Ja. Sieht ganz so aus und wenn ich es mir recht überlege, sollte ich das wohl heute Abend schon machen. Wenn ich nur daran denke, ihm morgen Früh wieder zu begegnen, wird mir schlecht.” Er wollte aufstehen, doch ich zog ihn wieder aufs Bett. “Nein! Das wirst du jetzt nicht machen, ich meine du wirst das gar nicht machen!”, fuhr ich ihn an. Aber ich wusste nicht recht wie ich ihn davon abhalten sollte. Dann fing er an zu lachen. Ich zuckte zusammen, denn das klang alles andere als nett. “Also ist es wirklich so…” Er drückte mich zurück aufs Bett und hielt meine Hände über meinem Kopf fest. Um mich so zu fixieren benötigte er lediglich eine Hand. So hatte er die andere um sich abzustützen und mich von oben herab anzufunkeln. “Ich hatte ja schon vermutet, dass du deinem Gefährten schon begegnet bist… Aber das Michelle ihn mir freundlicher Weise auf dem Silbertablett serviert…”, “Wovon redest du..?” “Ich bitte dich! Das ist doch wohl offensichtlich, dass er was von dir will! Sonst hätte er sich sicher nicht dazu bereit erklärt, dich hier aufzunehmen! Und dann gibt er dir auch noch das Zimmer gleich neben seinem. Das ist doch kein Zufall. Und du…” Langsam wurde ich wirklich wütend. “Lass mich los!“ Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien. Was konnte ich denn für seine Hirngespinste?! Und selbst wenn es so gewesen sein sollte wie er sagt, hatte ich doch daran auch keine Schuld! “Und du… mein lieber William…” Er kam näher und flüsterte mir direkt ins Ohr: “Du willst nicht das er stirbt. Denn als ich dir gesagt habe, wie man seinen Gefährten erkennt…” Er wurde lauter. “Du hast mir selbst gesagt, dass du bei mir nichts gefühlt hast und dabei hast du ausgesehen, als wüsstest du trotzdem genau, wovon ich rede! Weil du diese Situation schon erlebt hattest! Und zwar mit ihm!” Ich hörte auf mich zu wehren. Das war es..? Wegen dieser dummen Sache..? Natürlich habe ich diese Situation schon einmal erlebt und zwar mit dir, du Idiot! Das hieße dann doch, dass ich dieses Missverständnis nur aufklären musste, um ihn zu beruhigen. “Glaubst du das wirklich..?”, brachte ich ganz leise hervor. Wir sahen uns eine Weile nur an. Dann sah er zur Seite. “Verdammt…“ Unter seine Wut schien sich noch etwas anderes gemischt zu haben, aber das konnte ich nicht recht einordnen. “Ich… W..was machst du denn da?!” Satoru hatte angefangen mit seiner freien Hand mein Hemd aufzuknöpfen. Dabei küsste er mich am Hals. Ich war wie versteinert, als mir langsam dämmerte was er vorhatte. “Ich werde dich ihm bestimmt nicht so einfach überlassen.”, murmelte er während er weiter machte. “S..satoru bitte warte! Ich muss dir noch… au!” Für einen kurzen Moment dachte ich er hätte mich gebissen, aber er hatte nur dafür gesorgt, dass einer seiner Küsse ein kleines rotes Mal hinterließ. Er strich mit dem Zeigefinger darüber. “Schade das das morgen wieder verschwunden sein wird.” Dann riss er den Rest meines Hemdes mit Gewalt auf. Zwei oder drei Knöpfe sprangen ab und rollten über das Bett. Dann machte er sich daran meinen Gürtel zu öffnen. Langsam bekam ich wirklich Angst, denn wenn er das wirklich bis zum Schluss… Er war doch so wütend… Ich war mir sicher, dass er mir in seinem Zustand verdammt wehtun konnte. “Satoru, bitte! Hör mir doch zu, er ist nicht mein Gefährte!” Wieder dieser eiskalte Blick… Ich musste hier weg… “Warum willst du dann nicht, dass er stirbt..?” “Mir ist wirklich scheiß egal was mit ihm passiert! Ich wollte nur nicht, dass DU ihn tötest!!” Er hielt Inne, ich bemerkte wie sich sein Griff ein wenig löste und nutzte meine Chance von ihm loszukommen. “Will warte!” Ich hörte nicht auf ihn und rannte zur Tür. Ich zog den Schlüssel ab der innen steckte und schloss von außen zu. Dann machte ich einen Schritt rückwärts. Drinnen polterte Satoru gegen die Tür. Ich zuckte zusammen und ließ den Schlüssel fallen. Die Klinke ging ein paar mal. “Will… Willliam schließ wieder auf! William… Es tut mir Leid… Bitte, komm wieder rein… William..?” Ich machte noch ein paar Schritte rückwärts und stieß mit dem Rücken an die gegenüberliegende Wand. Als mir auffiel das ich zitterte, schlang ich meine Arme um meinen Körper, auch um mein kaputtes Hemd zuzuhalten und rutschte an der Wand herunter. War es wirklich nur soweit gekommen, weil ich ihn angelogen hatte..? Natürlich war es unverzeihlich was er gerade getan, versucht hatte. Er wollte mich scheinbar wirklich vergewaltigen… Aber wenn ich ihm damals die Wahrheit gesagt hätte… In meinem Kopf drehte sich alles. Es war von innen nur noch kurz ein leises dumpfes Geräusch zu hören. Dann war alles still. Da ich an dieser Situation nicht ganz unschuldig war, konnte ich nicht einmal richtig wütend auf ihn sein. Ich biss mir auf die Unterlippe. Aber das durfte ich ihm unter keinen Umständen durchgehen lassen! Ich beschloss ihn heute Nacht eingesperrt zu lassen und auf mein Zimmer zu gehen. Als ich aufstand, schwankte ich kurz und musste mich an der Wand festhalten. Meine Knie waren immer noch weich. Ich atmete noch einmal tief durch und machte mich dann auf den Weg. Glücklicher Weise war niemand sonst auf den Fluren. Als ich mein Zimmer erreicht hatte und meine Tür gerade von innen schließen wollte, ging die Tür zu Fredericos Zimmer auf. Das blonde Mädchen kam heraus und man hörte ihn sagen: “Und pass auf dass dich niemand sieht!” Sie schloss die Tür und verschwand in die Richtung, aus der ich gerade gekommen war. Irgendwie hatte ich kein gutes Gefühl dabei… Ich überlegte kurz und folgte ihr dann. Natürlich so, dass sie mich nicht bemerkte. Wollte sie etwa zu Satoru? Aber was wollte sie von ihm? Dann fiel mir wieder ein, dass ich ihn eingesperrt hatte und der Schlüssel noch vor der Tür lag… Was wenn sie ihn freilässt..? Und er noch wütender ist als vorhin..? Da die Flure sehr lang waren, musste ich einiges an Abstand waren, um nicht gesehen zu werden. Außerdem näherte sie sich tatsächlich immer mehr seinem Zimmer. Als ich um die nächste Ecke bog, schlug mir mein Herz bis zum Hals. Satorus Tür stand offen… Ich fing an zu rennen und malte mir dabei aus, wie schnell und auf welche Weise er sie wohl töten würde, wenn er immer noch wütend war. Stattdessen saß Satoru in einer Ecke des Zimmers und das blonde Mädchen davor. Er sah sie nicht einmal an. Aber es blieb mir keine Zeit zum verschnaufen. Die Blonde holte mit etwas silbernem in der Hand aus. Ein Messer… ein silbernes Messer! Und er machte keinerlei Anstalten sich zu wehren. Ich spürte wie alle Muskeln in meinem Körper sich spannten, wie ich meinen Instinkten nachgab… Bevor sie ihn verletzen konnte, war ich neben ihr und zog sie von ihm weg. Sie versuchte sich zu wehren und verletzte mich am Oberschenkel. Ich versetzte ihr einen Schlag der sie quer durchs Zimmer beförderte. Mit einem dumpfen Geräusch fiel sie zu Boden, das Messer rutschte von ihr weg. Ich atmete erst auf, als sie sich langsam aufrappelte und das Zimmer an der Wand entlang rutschend verließ. Dabei ließ sie mich keinen Moment aus den Augen. Sie zitterte vor Angst. Ein bisschen mehr Kraft im letzten Schlag und ich hätte ihr sämtliche Knochen gebrochen, immerhin war sie nur ein Mensch. Als sie weg war, ließ ich mich, schwer atmend, auf meine Knie fallen und stützte mich mit den Armen ab. Mein Herz raste immer noch. “Würdest du mir vielleicht mal verraten, wieso du dich nicht wehrst wenn jemand mit einem Messer auf dich einsticht?!”, fuhr ich ihn an, ohne mich umzudrehen. Das war schon ein Weilchen her, das ich meine ‘Vampirkräfte’ so nutzen musste. Bei der ‘Jagd’ komme ich immerhin ohne aus. Wie soll ich sagen ich war wohl aus der Übung. Ich stand auf und ließ mich vornüber auf das Bett fallen und drehte mich so, dass ich ihn sehen konnte. Ich spürte wie meine Muskeln zuckten, wie sehr mein Körper genau dafür gemacht war und sich danach sehnte… Nach Gewalt, nach der Jagd, nach… Blut… Mein Körper machte mir wieder einmal deutlich, dass meine letzte ‘Mahlzeit’ zu lange her war. Satoru erinnerte mich ein wenig an einen Welpen, der von seinem Herrchen verlassen wurde. Er saß da wie ein Häufchen Elend und sah mich an. “Tut mir Leid. Ich dachte du hättest sie geschickt.” Er lächelte traurig. “Wieso sollte ich so etwas tun..? Und überhaupt ist das kein Grund, sich das gefallen zu lassen.”, “Ich dachte das wäre meine Strafe… meine gerechte Strafe wohlgemerkt…” Ich kauerte mich weiter zusammen. Ich musste ihm die Wahrheit sagen, aber wie sollte ich das am besten anstellen? “A..also weißt du… Als wir hier angekommen sind… Also ich wusste nicht einmal, dass ich ihm schon einmal begegnet war… Ich kannte zwar seinen Namen, konnte mich aber an nichts von ihm erinnern… Und erst recht nicht an unsere erste Begegnung.” Satoru runzelte die Stirn. “Worauf willst du hinaus?” Ich drehte ihm den Rücken zu, weil ich hoffte es würde mir so leichter fallen. “Du… hast einen schwarzen Anzug getragen, genauso schwarz wie dein Haar und du… nur für einen kurzen Moment hast du mir deine goldenen Augen gezeigt… und…” Ich wurde immer leiser. “Und ich hatte Angst… genauso wie vorhin als du über mich hergefallen bist…” “Du hast mich angelogen..?” Seine Stimme war so nah. Er musste direkt hinter mir am Bett stehen. “Bist du jetzt… wütend..?” Er kam zu mir und nahm mich von hinten in den Arm. “Ich glaube das sollte ich wohl, immerhin hat mich das einiges an Nerven gekostet. Aber… im Moment bin ich dafür viel zu glücklich.” Er flüsterte mir ins Ohr: “Das heißt du gehörst mir.” Sein Atem streifte meinen Nacken und Hals und sorgte für eine Gänsehaut. “Tut mir Leid, dass ich dir vorhin Angst gemacht habe.” Er verstärkte seine Umarmung. “Mache ich dir jetzt auch Angst..?” Ich versuchte mich trotz seiner Umarmung zu drehen. Nun war sein Gesicht direkt vor meinem. “Nein. Angst macht mir, dass die Tür offen steht und die kleine Attentäterin noch frei herum läuft…” Er fing an zu lachen. “Nun. Das lässt sich ändern.” Er ließ mich los, zog den Schlüssel ab und schloss die Tür von innen zu. Ich hatte mich in der Zwischenzeit an den Rand des Bettes gesetzt. “Du weißt, dass Frederico sie geschickt hat..?” Satoru nickte. “Da du es nicht warst, konnte ich mir das schon denken.” Er kniete sich vor mir auf den Boden. “Könntest du mir einen Gefallen tun?” Nach kurzem Zögern nickte ich schließlich. “Küss mich.”, “Huh?” Ich sollte ihn küssen? Das war tatsächlich eine Bitte. Er befahl es mir nicht und zwang mich auch nicht dazu. Ich musste schmunzeln. Wenn das doch nur immer so einfach wäre. Ich beugte mich nach vorn und tat ihm diesen Gefallen. Das war das erste mal, dass es von mir ausging. Noch während unsere Lippen aufeinander lagen, stand er langsam auf und drückte mich aufs Bett. Er löste sich nur ein paar Millimeter von mir: “Mach deinen Mund auf.” In dem Moment in dem meine Lippen sich nur einen Spalt weit öffneten, setzte er den Kuss fort. Mir lief ein Schauer über den Rücken, als seine Zunge ganz sachte meine berührte. Das fühlte sich viel zu gut an… Ich hielt mich an seinem Rücken fest und brachte ihn so näher zu mir. “Au… Verdammt…”, ich stöhnte auf. Satoru war mit seinem Bein an die Schnittwunde gekommen, die mir das Mädchen zugefügt hatte. Er sprang sofort auf. “Was ist? Hab ich dir wehgetan?”, “Nein… Nicht du…” Er sah zu meinem Bein und rutschte vom Bett. Der Schmerz hatte mich wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt. Ich konnte nicht glauben, was da gerade passiert war… Ein Teil von mir, der größere Teil von mir, war sich sicher, dass das nicht richtig war. Auch wenn er mein Gefährte war und er mich leibte, durfte ich mich doch nicht so gehen lassen. Schon gar nicht jetzt und hier. Bevor ich überhaupt wusste, was ich für ihn empfand. Mit einem Ruck zog Satoru mir die Hose aus. Ich erschrak so sehr, dass ich beinahe mit vom Bett gefallen wäre. “W..was tust du denn da?!”, “Du bist verletzt. Ich will mir das ansehen.” Der Schnitt befand sich außen am rechten Oberschenkel, er war gut zehn Zentimeter lang und scheinbar tiefer als ich gedacht hatte. “I..ich glaube nicht, dass das nötig…” Er zog an meinem Bein so, dass ich mich auf die Seite legen musste und er die Verletzung besser sehen konnte. Meine Wangen fingen an zu glühen. “Und was bringt dir das jetzt..?”, protestierte ich in der Hoffnung, dass er mich loslassen würde. Er grinste. “Na ja. Erstmal einen interessanten Ausblick.” Ich spürte wie meine Wangen noch heftiger zu glühen begannen und schloss meine Augen. “Blödmann…” Ich hörte ihn leise vor sich hin lachen und dann war Ruhe. Plötzlich spürte ich etwas warmes, feuchtes ganz in der Nähe der Verletzung. Satoru war dabei ganz genüsslich mein vergossenes Blut aufzunehmen. Er hatte die Augen geschlossen und fuhr immer wieder mit der Spitze seiner Zunge um den Schnitt. Mein gesamter Körper schien auf diese Berührung zu reagieren. Mein Herz schlug viel zu schnell und zu laut. Ich musste mich wohl damit abfinden. Ich ahnte worauf das alles hier hinauslief und erschreckender Weise schien mein Körper damit absolut einverstanden zu sein. Aber mein Verstand war es eindeutig nicht. Er rebellierte, protestierte und schrie immer wieder auf. Dann ließ Satoru von mir ab. Als ich meine Augen öffnete, sah er mich grinsend an. “Komm hoch.” Er brachte mich wieder in eine sitzende Position, indem er an meinem Arm zog. Dann biss er sich in den Zeigefinger. “W..was machst du denn da..?” Er hielt ihn mir vor die Nase. Ein roter Tropfen fiel auf mein Hemd. Sämtliche Instinkte und Sinne fixierten sich auf diese kleine Wunde. Mein eigenes Blut hatte keinerlei Wirkung auf mich, aber das hier… “Das ist nicht fair…”, “Was ist nicht fair? Nimm schon. Ich will dass der Schnitt heilt.” Ich schüttelte den Kopf und hielt die Luft an, um wenigstens einen meiner Sinne auszuschalten, damit ich mich nicht vollends vergas. “Was ist wenn wieder das selbe wie beim letzten Mal passiert, wenn ich dir wieder Lebenszeit abnehme..?”, “Das passiert nicht, nun nimm schon.” Ich schüttelte wieder den Kopf und er seufzte. Dann drückte er mit dem Daumen gegen seinen Zeigefinger, sodass ein weiterer Tropfen auf mein Hemd fiel. So sehr sich mein Verstand auch sträubte… Es ging nicht mehr… Ich nahm seinen Finger in den Mund, um zu verhindern, dass weitere Tropfen verloren gingen. Satoru machte es sichtlich Spaß, mich so zu sehen. Ich hielt seinen Arm mit beiden Händen fest. Wie eine Beute die nicht entkommen durfte. Er zog mich näher zu sich, küsste und streichelte mein Gesicht. Flüsterte mir in mein Ohr: “Goldene Augen stehen dir unheimlich gut…” Mein gesamter Körper fing an zu glühen. Sein Blut schmeckte viel süßer, als jeder andere Tropfen zuvor. Mein Verstand war kurz davor sich abzuschalten, als er mir seine Hand entzog und sich stattdessen unsere Lippen erneut trafen. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und zog ihn mit mir zurück aufs Bett. Ich trug immer noch das kaputte Hemd, was Satoru schamlos ausnutzte, um mir immer wieder mit den Händen über meinen Rücken und Oberkörper zu fahren. Dann strich er über die Stelle, an der vor kurzem noch die Schnittwunde war. Er fing an während des Kusses zu grinsen und ließ seine Hand über die Innenseite zwischen meine Beine gleiten. Ich zuckte zusammen und hielt ihn auf. “Nicht…”, “Wieso? Es gefällt dir doch offensichtlich.” Wieder grinste er breit. “Oder mache ich dir Angst?”, “Nein e..es ist mir nur… irgendwie… peinlich.” “Mir geht es doch genauso.” Er nahm meine Hand und brachte sie zu seinem Schritt. Tatsächlich war es bei ihm nicht viel anders. Wieder erschauderte ich. Er ließ meine Hand wieder los, doch sie blieb noch für einen Moment. Ich konnte selbst kaum glauben, was ich dann tat. Satoru sah mich erstaunt an, als ich unseren Kuss fortsetzte, während ich mit den Händen seine Hose öffnete und ein Stück hinunter zog. Ich strich mit den Fingerspitzen über seinen Bauch, fühlte wie sich fein definierte Muskeln unter der Haut abzeichneten. Sein Hemd störte mich, doch als ich es ihm aufknöpfen wollte, stand er auf. “Ok. Stopp.” Ich sah ihm ein wenig verwirrt und enttäuscht hinterher. Er blieb vor mir stehen, atmete einmal tief durch und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. “Weißt du was du da tust..? Ich meine bist du dir darüber im klaren? Willst du das wirklich?” Da ich nicht recht wusste worauf er hinaus wollte, antwortete ich offen und ehrlich: “Ich habe keine Ahnung was ich hier tue. Und ich weiß auch nicht recht wie wir du und ich… na ja… ES tun sollen… Aber ich würde es gerne versuchen…”, “Also wirst du es morgen nicht bereuen oder auf mich wütend sein?” Ich schüttelte den Kopf. “Ich weiß nicht… Aber… ich komme mir langsam etwas blöd vor, also komm bitte wieder her.” Ich lächelte gequält. Wenn er mir noch mehr Zeit zum nachdenken gegeben hätte, hätte ich das Ganze wohl abgebrochen. Er atmete geräuschvoll aus, zog sich dann sein Hemd über den Kopf und seine Hose richtig aus. Als er wieder zu mir kam, legte er sich ganz vorsichtig auf mich. “Geht es?”, “Du bist schwerer als ich erwartet hatte…” Ich legte meine Arme um seinen Hals und lächelte ihn an. Das was wir hier taten, diese Gefühle… Das war alles rein körperlich und mir dadurch nicht unbekannt. Aber es war das erste Mal, dass mich jemand anderes an diesen Stellen berührte. Ich war wie elektrisiert. Wieder bahnte sich seine Hand einen Weg zwischen meine Beine, doch diesmal hielt ich ihn nicht davon ab. Während wir uns erneut küssten, stich er mit seinen Fingerspitzen sanft um die Stelle herum, bevor er ihn in die Hand nahm. Mein ganzer Körper fing an immer heftiger zu glühen, jede seiner Bewegungen, löste bei mir Schauer aus, die sich bis in meine Zehen und Fingerspitzen ausbreiteten. Aber es war mir unangenehm, dass nur ich auf meine Kosten kam, also ließ ich meine Hand in seine Unterhose gleiten und tat es ihm gleich. Sein Stöhnen, seine Küsse, seine Berührungen, das alles war zu viel. Als sich unsere Lippen nur für einen Moment lösten, kam ich mit einem kurzen Aufschrei in seiner Hand. Auch Satoru schien es nicht viel länger auszuhalten und ließ sich nur wenig später schwer auf mich fallen. Weißer Nebel breitete sich in meinen Gedanken aus. Das tat so gut. Alles war so ruhig und friedlich… Ich hätte auf der Stelle so mit ihm einschlafen können, aber Satoru brachte seine Hand zwischen unsere aufeinander liegenden Oberkörper und holte mich so wieder aus meiner schönen friedlichen Welt zurück. “Was machst du da..?” Er richtete sich auf, sah seine Hand und mich an und verzog dann das Gesicht. “Na ja… Das ist schon ein bisschen…” Ich stützte mich auf meine Ellenbogen, um zu sehen was er meinte. “Oh…“ Es war wohl wirklich nicht ratsam so einzuschlafen. Er stand auf und holte ein feuchtes Tuch aus der Wasserschale, die in jedem Raum stand. Ich setzte mich wieder an den Rand des Bettes. Er kniete sich vor mir auf den Boden und wischte vorsichtig, das was von unser Leidenschaft übrig geblieben war, weg. “Tut mir Leid…”, “Hör auf dich ständig zu entschuldigen!” Ich streichelte ihm über sein Haar, küsste ihn auf Stirn und Wange und brachte ihn so dazu, das Tuch fallen zu lassen und wieder aufs Bett zu kommen. -- Der nächste Morgen war… nun ja sagen wir mal seltsam… Ich wurde als erstes wach und sah ihm noch eine ganze weile beim schlafen zu. Es war nicht so, dass ich bereute was wir am Abend zuvor getan hatten. Immerhin hatte es sich gut angefühlt… Sehr gut… Aber ein Teil von mir hatte dabei ein ungutes Gefühl. Ich musste mir schnell darüber klar werden, was ich von ihm wollte und was ich für ihn empfand. Ich wollte ihm nicht unnötig weiter wehtun… War es denn möglich dass ich seine Gefühle erwiderte? Immerhin wollte ich unbedingt, dass er mit hierher kommt… Ich wollte nicht, dass unsere Verbindung gelöst wird, auch wenn es mir immer noch schwer fiel, es mir einzugestehen. Auch wenn er ab und an gemein zu mir war, ich kam nicht von ihm los… ich wollte nicht von ihm loskommen. Ich freue mich wenn er glücklich ist und bin traurig wenn er es nicht ist. Auch wenn ich nicht wusste, ob es das selbe war, wie das was er für mich empfand, er war mein Gefährte, er war nun meine Familie… Und diese Familie wurde von Frederico in Gefahr gebracht… Ich stand auf und ging zu der Schale, am anderen Ende des Zimmers. Ich berührte die Wasseroberfläche ganz leicht. Dann fiel mein Blick auf etwas glänzendes am Boden. Das silberne Messer, dass von dem blonden Mädchen zurückgelassen wurde. ---- *hust* Keine ‘schmutzigen’ Worte! Nur ‘schmutzige’ Taten! Trotzdem Adult..? Ö.Ö *hoffe-nicht* Und nein, sie hatten keinen ‘richtigen’ *** (wolln ja auf den letzten Metern net damit anfangen) Das ist… jetzt doch ein bisschen lang geworden… O.o Eigentlich wollte ich das Thema Italien im 12. Kap komplett abschließen… aber nun gut… Ich hoffe die letzten paar Sätze von Will kamen so rüber, wie sie gedacht waren… ?_? Könnt ja mal spekulieren… XD *hust* 3. September 2009 - Jubiläum 111 Favs! XD SO viel hatt ich noch nie bei einer FF Q.Q (Gut. Hab jetzt auch erst zwei…) Hiermit möchte ich mich besonders auch bei den Kommi-Schreibern bedanken, bei denen ich das noch nicht getan habe… *zu-vergesslich-ist-und-schnell-den-überblick-verliert* Und ganz besonders bei denen die immer wieder schreiben… Es bereitet mir immer ganz ganz ganz viel Freude wenn ich lese, dass sich jemand richtig reinsteigert und mitfiebert! XD Da macht mir das ganze schreiben gleich doppelt Spaß! LG CichAn Kapitel 13: Italien Teil II --------------------------- “Kazuki! Wo ist mein Bruder? Ich muss dringend mit ihm sprechen!” James der gerade in Tokyo angekommen war, stapfte mitten durch ein Beet und über den ordentlich gepflegten Rasen, um zu dem eben angesprochenen zu gelangen. Kazuki, der gerade dabei war dem Personal Anweisungen zur Pflege des Gartens zu geben, hob beschwichtigend die Hände, um ihn an weiteren Verwüstungen zu hindern. “Bitte entschuldigen Sie, aber Ihr Bruder ist mit William-sama vor ein paar Tagen nach Frankreich aufgebrochen.” Das schien James einen Moment lang aus dem Konzept gebracht zu haben. “Nach Frankreich..?” Also war er zu spät gekommen. “Und meine Tochter? Ist sie hier?” Lorelei konnte die Zukunft vorhersagen. Wenn einer ihm sagen konnte, was in Frankreich passieren würde, dann sie. Doch Kazuki schüttelte nur entschuldigend den Kopf. “Die junge Dame ist mit Sophie-san einen Tag vor der Abreise der Herren nach England aufgebrochen.” Was nun? Was sollte er tun..? Er hatte doch Ann und sich selbst geschworen William und Satoru zu beschützen. Und jetzt waren beide auf dem Weg zu dem Ort, von dem er sie unbedingt fern zuhalten hatte. “Kazuki… Bitte tu mir den Gefallen und organisiere ein Schiff, dass mich und ein paar von Satorus Männern nach Frankreich bringt.”, “Jawohl. Ich werde mich sofort darum kümmern und selbstverständlich mit Euch reisen.” Daraufhin lief Kazuki zurück ins Haus. James musste etwas unternehmen. Das war von hier aus nicht möglich, also blieb ihm nichts anderes übrig, als selbst nach Frankreich zu gehen. Er musste unbedingt Schlimmeres verhindern. -- An dem silbernen Messer, dass das Mädchen zurück gelassen hatte, waren noch ein paar Tropfen von meinem Blut. Ich tauchte die Klinge vorsichtig in die Schale mit Wasser. Meine Hand zitterte. Das war das erste Mal, dass ich auch nur in Erwägung zog, jemanden etwas anzutun. Aber unsere Gesetze erlaubten es. Nein. Es war sogar meine Pflicht etwas zu unternehmen. Ich sah an mir herunter und verzog das Gesicht. Ich musste mich vorher noch umziehen. Im Moment trug ich nur das kaputte Hemd. Auf dem Boden neben dem Bett lagen noch Satorus Sachen verstreut. Ich überlegte nicht lang und zog mir sein Hemd und seine Hose über. Ich musste die Ärmel umkrempeln. Seine Sachen waren mir einfach zu groß. Er war ja auch älter… um einiges älter. Ich hatte mir bis jetzt nicht allzu viele Gedanken darüber gemacht, aber wenn diese Legende, von den drei ‘Ur-Vampiren’ nicht nur eine Legende und er einer von ihnen war, hatte ich mir einen ziemlich gefährlichen Verbündeten angelacht. Solange er auf meiner Seite stand, hatte ich wohl auch nichts zu befürchten, aber sollte das irgendwann nicht mehr der Fall sein… Ich schüttelte den Kopf, um diese Gedanken loszuwerden. Ich musste mich jetzt auf Frederico konzentrieren. Ich schloss die Tür auf und hielt kurz inne. Ich konnte nicht riskieren, dass Satoru mir folgte, außerdem bestand die Möglichkeit, dass das Mädchen einen weiteren Versuch unternahm, ihn zu töten. Ich zog kurz entschlossen den Schlüssel ab und verschloss die Tür von außen. Aber dieses Mal steckte ich den Schlüssel in meine Tasche. Dann schlich ich über die Flure zu Fredericos Zimmer. Wie einen Abend zuvor, war niemand in diesem Bereich des Hauses zu sehen. Offenbar wollte das der Hausherr nicht. Vor der Tür überlegte ich kurz, ob ich klopfen sollte. Verwarf diesen Gedanken dann aber wieder. Wenn er noch schlafen würde, wäre das die perfekte Gelegenheit und die durfte ich mir durch ein Klopfen nicht nehmen. Ich öffnete vorsichtig die Tür. Trotzdem es draußen schon dämmerte, war es in seinem Schlafzimmer sehr dunkel. Dicke Vorhänge sorgten dafür, dass kaum Licht durch die Fenster drang. Ich konnte zwar sein Bett erkennen, allerdings nicht, ob er auch darin lag. Ich machte ein paar Schritte darauf zu und lauschte angestrengt in die Dunkelheit. Absolute Stille. War er überhaupt hier..? Ein patschendes Geräusch ließ mich zusammenzucken. Ich war in etwas Feuchtes getreten, ich konnte nicht erkennen was es war, aber es roch in diesem Raum zu sehr nach Blut. Obwohl mir Satoru gestern nur ein paar Tropfen von seinem gegeben hatte, löste dieser Geruch nicht das Selbe wie sonst in mir aus, wenn meine letzt Mahlzeit zu lange her gewesen war. Plötzlich wurde das Licht einer kleinen Lampe am anderen Ende des Zimmers eingeschalten. Ich versteckte reflexartig das silberne Messer hinter meinem Rücken. In einem Sessel and der Wand, saß Frederico und starrte mich finster an. “Guten Morgen. Ich hoffe du hattest eine angenehme Nacht.”, “Sie hätte besser sein können.”, antwortete ich kühl. “Wirklich..? Nun, für mich war sie auch nicht gerade erfreulich.” Er sah zu meinen Füßen und ich folgte seinem Blick. Mein Verdacht wurde bestätigt. Ich stand in einer Lache aus Blut. Die Spur endete bei dem Mädchen, dass uns gestern angegriffen hatte. Sie lag mit dem Rücken nach oben neben dem Bett. Ich konnte nicht sehen wo sie verletzt war, aber die Wunde musste sehr groß sein, sonst wäre hier nicht so viel Blut. Ich bezweifelte auch, dass sie noch am Leben war. “Hast du sie getötet?” Diese Frage war eigentlich überflüssig, aber ich konnte nicht anders, als sie fast tonlos hervorzubringen. “Sie hat ihre Aufgabe nicht erfüllt.”, “Damit hast du eines unserer Gesetze…” Bevor ich diesen Satz beenden konnte, sprang er auf und fuhr mir ins Wort: “Und wenn schon?! Diese dummen Gesetze, nicht einmal dein Vater hält sich an sie!” Er kam näher und hob seine Hand, um mich zu berühren. Ich wich aus, war in nur wenigen Augenblicken hinter ihm und hielt ihm das Messer an den Hals. Frederico war nur ein wenig größer als ich. Bei Satoru wäre die Sache nicht so einfach gewesen. “Ich bin nicht hier um mir irgendwelche Märchen über meinen Vater anzuhören!” “Weshalb bist du dann hier? Willst du selbst ein paar Gesetze brechen?”, “Keineswegs.” Er hielt still, fing nun aber an zu lachen. Sämtliche Muskeln in meinem Körper waren gespannt, ich rechnete jeden Moment damit, dass er sich wehrte. Aber ich konnte mich einfach noch nicht dazu durchringen die Sache zu beenden. “Heißt das ich stelle eine Gefahr für deine Familie dar?” Ich schwieg. “Das kann nicht dein Ernst sein?! Du wirst IHN doch wohl nicht als deine Familie ansehen?!” “Es geht dich gar nichts an, wen ich als meine Familie betrachte.”, “Und ob mich das etwas angeht, immerhin hältst du mir deswegen ein Messer an die Kehle.” Wieder lachte er. “Zu komisch. Dabei solltest du wohl eher am anderen Ende der Klinge sein, als ich.” Ich stutzte. “W..was soll das heißen..?”, “Was glaubst du denn, warum dein Vater und deine Tante dich unbedingt zurückholen wollten? Es war ihnen klar, dass Satoru dir folgt. Du bist für sie nichts weiter als ein Köder, der dazu da ist, ihn in eine Falle zu locken. Deshalb bist du für ihn eine viel größere Gefahr, als ich es je sein könnte. Dank dir wird die Falle zuschnappen.” “Unmöglich…“ Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Genau das hatte James mir prophezeit und zu allem Überfluss sollte es auch noch meine eigene Familie sein, die mich als Trumpf gegen ihn ausspielte..? Frederico nutzte meine Verwirrung, um von mir loszukommen. Bevor ich reagieren konnte, griff er nach einer Pistole die auf einer Kommode, gegenüber dem Bett, lag und drückte ab. Der Knall war so laut und nah, dass ich nur noch ein klingeln in meinem rechten Ohr wahrnahm. Das silberne Messer fiel klirrend zu Boden. Die Kugel hatte meine rechte Schulter durchschlagen und war hinter mir in der Wand verschwunden. Ich stand im ersten Moment zu sehr unter Schock, um den Schmerz wahrzunehmen. Ich fühlte wie mein Blut mehr und mehr Satorus Hemd durchtränkte und mir warm an Arm und Oberkörper hinunter lief. Ich machte ein paar Schritte zurück und sank auf den Boden, als langsam der Schmerz einsetzte und mit jedem Herzschlag stärker zu werden schien. Mein Kopf war völlig leer, ich starrte Frederico nur an, während er wieder anfing zu lächeln. “Es hätte alles so einfach sein können. Hättest du ihn bloß nicht mit hierher gebracht! Dein Vater hätte ihn aus dem Weg geräumt und ich hätte dich wieder mit nach Venedig genommen. Zu den Festen die du so liebst. Alles hätte so schön sein können. Wieso hast du das nur getan..?” Ich hielt mir den Arm, in der Hoffnung, das würde den Schmerz lindern. “So… schön..? Vielleicht für dich und meinen Vater, aber sicher nicht für mich. Ich werde es nicht zulassen, dass er stirbt und schon gar nicht wegen mir!” “Wenn das so ist… bleibt mir wohl nichts anderes übrig.” Er hielt immer noch seine Waffe auf mich gerichtet, machte ein paar Schritte nach hinten und klopfte gegen die Tür. Herein kamen daraufhin zwei Männer die mich packten und wieder auf die Beine zogen. Ich konnte mir ein kurzes Wimmern nicht verkneifen, als der eine mich am rechten Arm packte. Er gab den Männern einen Befehl auf Italienisch. Die beiden nickten und brachten mich zur Tür. Ich nahm mir fest vor mich zu wehren, sobald ich aus Fredericos Schussbahn war, doch dazu kam es nicht. Als wir gerade einen Schritt aus dem Zimmer gemacht hatten, tauchte Satoru auf und riss einen der Männer von mir weg. Mit einer kurzen Bewegung und einem fürchterlichen Geräusch, brach er ihm das Genick. Der leblose Körper des Mannes sank neben mir zu Boden. Der andere stieß mich zu Satoru und griff zu seiner Waffe. Aber er kam nicht mehr dazu sie zu benutzten. Auch ihn schaltete Satoru innerhalb von Sekundenbruchteilen aus. Ich schwankte kurz und wurde dann von Satoru aufgefangen. Im Zimmer hörte man Frederico auf Italienisch schimpfen. “W..wie bist du..?”, “Glaubst du wirklich, mich könnte eine abgeschlossene Tür davon abhalten, zu dir zu kommen?” Er hatte seine Frage mit einem Lächeln hervorgebracht, dann fiel sein Blick auf meine Schulter und seine Miene verfinsterte sich. Seine Augen wurden golden, er ließ mich wieder los und ging ins Schlafzimmer des Hausherren. “Warte! Er hat eine Waffe!”, “Die wird er nicht mehr benutzen.” Da ich ihn nicht aufhalten konnte, folgte ich ihm kurzerhand. Frederico stand mitten im Zimmer. Er starrte uns an, doch sein Gesicht zeigte keinerlei Regung. “Und? Bin ich jetzt an der Reihe?”, “Das hätte ich schon viel früher machen sollen…” Frederico warf seine Waffe in eine Ecke des Zimmers. Sie war nur mit gewöhnlichen Kugeln geladen und damit nicht in der Lage uns tödliche Verletzungen zuzufügen. Trotzdem taten sie verdammt weh! Ich lehnte mich mit meiner gesunden Schulter an den Türrahmen. Es war für mich das erste mal, dass ich zwei kämpfende Vampire vor mir hatte. In diesem Moment hatte keiner von beiden noch viel menschliches an sich. Sie belauerten sich wie hungrige Bestien, darauf wartend, dass der andere den nächsten Schritt oder einen Fehler machte. Immer wieder gab einer von beiden ein tiefes knurrendes Geräusch von sich. Mein gesamter Körper gab mir ein dutzend Signale, mich von diesen Beiden fern zu halten. Die Luft schien zu knistern. Ich zuckte zusammen, als die Glühbirne, die einzige Lichtquelle im Raum zersprang und die beiden schließlich aufeinander prallten. Es erinnerte sehr stark an zwei kämpfende Wölfe. Nur das sie Magie benutzten anstatt Krallen und Zähne. Beide benutzten Elektrizität, Frederico weiße, Satoru blaue Blitze, die das Zimmer in helles Licht tauchten. Aber es gab einen entscheidenden Unterschied… Das ganze schien für Frederico extrem anstrengend zu sein, aber Satoru brauchte nicht viel Kraft, um ihm Stand zu halten. Dadurch das Satoru sich weniger auf seine Magie konzentrieren musste, hatte er mehr Bewegungsfreiheit und es dauerte nicht lange, bis er Frederico einen heftigen Schlag gegen die Brust versetzte und dieser gegen die hinter ihm liegende Wand prallte. Er fiel zu Boden, rappelte sich aber gleich wieder keuchend auf. Ich blieb nur so ruhig, weil es mir von Anfang an klar war, dass er gegen Satoru keine Chance haben würde. Er war um einiges Älter, erfahrener und er benutzte meine Magie mit. Gegen mich hätte er sicher einiges mehr ausrichten können, da ich zwar genauso stark wie Satoru war, aber diese Stärke nicht richtig nutzen konnte. Frederico kam gar nicht erst dazu richtig aufzustehen, Satoru fing ihn ab und zog ihn am Kragen ein Stück an der Wand hoch. Er versuchte noch einmal sich mit Magie zu wehren, ließ es dann aber kurz darauf und fing wieder an zu lachen. “Eigentlich müsste ich dir sogar dankbar sein…”, keuchte er schließlich. “Jetzt muss sich William wenigstens nicht die Hände schmutzig machen.” Ich spürte förmlich wie das Blut aus meinem Gesicht wich. Eigentlich sollte Satoru nicht wissen, was ich vor gehabt hatte. “Was redest du denn da?!”, zischte Satoru und zog ihn noch ein Stück höher so das Frederico Schwierigkeiten hatte, noch den Boden unter seinen Füßen zu berühren. Er verzog kurz das Gesicht und lächelte dann wieder. “Sag bloß du weißt nicht, wieso dein Gefährte hier her gekommen ist..?” Satoru warf mir einen eisigen Blick über seine Schulter zu. Ich löste mich vom Türrahmen und machte ein paar Schritte auf die beiden zu. “Na los. Bring es zu Ende. Das ist es doch was William will. Oder was meinst du, warum er sich hier nicht einmischt..?” Satoru schien kurz zu zögern. Dann ließ er los, wich ein Stück zur Seite und sah mich an. Ich wusste nicht recht was los war. Wollte er ihn gehen lassen..? Frederico schien genauso verwirrt wie ich. Er brauchte einen Moment, rieb sich dann den Hals und kam auf mich zu. Als er genau zwischen uns stand, flüsterte Satoru mit einem Lächeln: “Deine Entscheidung. Soll ich ihn töten..?” Frederico erstarrte in seinen Bewegungen und starrte mich an. Mir dämmerte langsam was Satoru vorhatte. Mag ja sein, dass er mich liebte, aber es machte ihm scheinbar immer noch unheimlichen Spaß mich zu ärgern. Wenn ich jetzt ja sage, wäre ich genauso verantwortlich für seinen Tod, auch wenn Satoru ihn herbeiführte. “Das… kann jetzt doch nicht euer Ernst sein?” Frederico kam näher zur Tür, doch ich versperrte ihm den Weg. “William. Du hast es doch gesehen! Ich bin keine Gefahr für ihn!” So sicher war ich mir da nicht. Wenn er meiner Tante berichten würde, dass Satoru hier war, wäre das definitiv nicht gut. Und ich war mir ziemlich sicher, dass das seine nächste Aktion sein würde. “Ja oder nein?”, hörte ich Satoru ganz ruhig sagen. Verdammt… Ich schloss die Augen, atmete noch einmal tief durch und antwortete: “Ja…” Nur wenige Sekunden später hörte ich ein ähnliches Geräusch wie vorhin, als er dem einen Mann das Genick gebrochen hatte. Aber ich wusste, dass das allein nicht reichen würde, um einen echten Vampir zu töten. Deshalb ließ ich meine Augen geschlossen. Danach folgte ein dumpfer Aufprall auf den Boden und dann noch ein etwas leiserer. Satoru griff nach meinem Arm und zog mich aus dem Zimmer. “Komm wir verschwinden.” Ich war absolut damit einverstanden, dem Folge zu leisten. Denn mir war klar, dass Frederico gerade wortwörtlich den Kopf verloren hatte… -- “Ich dachte wir wollten verschwinden..?”, “Aber doch nicht so wie wir aussehen! Geh schon mal rein, ich hole uns neue Sachen.” Und schon war Satoru wieder verschwunden. Anstatt aus dem Haus, hatte er mich in ein Bad geführt, das ähnlich angelegt war wie die alten Bäder in Rom. Rings um das große Becken, hatte man Pflanzen verteilt, in Kübeln und extra dafür angelegten Beeten. Ich zog mir vorsichtig meine verschmutzten Sachen aus und stieg ins Becken. Das Wasser war angenehm warm und ging mir gerade bis zur Hüfte. Ich wusch mir vorsichtig das Blut von der Schulter um die Wunde genauer betrachten zu können. Wie erwartet hatte es bereits fast vollständig zu bluten aufgehört. Da die Kugel durchgegangen war und nicht steckte, würde es sicher noch schneller heilen. Ich betrachtete mein Spiegelbild im Wasser. Mein ausdrucksloses Gesicht… Ich hatte in letzter Zeit einiges erlebt und getan was ich lieber vergessen würde, aber das eben war mit Abstand das schlimmste. Wie konnte ich über ein Leben so einfach entscheiden? Und dann ist da auch noch das was er sagte…. Was sollte ich nur tun..? Meine Familie benutzt mich nur als Köder? Wollte ich dann überhaupt noch nach Frankreich zurück? Und vor allen Dingen, sollte ich mit IHM nach Frankreich gehen? Die Falle ‘zuschnappen’ lassen? Satoru war zurück, hatte die neuen Sachen in die Nähe des Becken gelegt und stieg langsam ins Wasser. “Schau nicht so traurig. Ich bin mir sicher, dass sie hier erst einmal nicht nach den Tätern suchen. Wenn überhaupt jemand in nächster Zeit diesen Bereich des Hauses betritt.” Ich schüttelte den Kopf. “Das ist es nicht…”, “Ist es wegen dem, was gerade passiert ist? Ich weiß du wolltest nicht, dass ich jemanden töte, aber ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich mich daran nicht halten kann.” Er hatte mich mittlerweile erreicht. “Tut deine Schulter noch sehr weh?” Ich schüttelte wieder den Kopf. Er küsste mir den Nacken und ließ immer wieder Wasser über meinen Rücken laufen. “Wolltest du ihn wirklich töten? Ich dachte das sei euch verboten.”, “Wir dürfen töten. Wenn unsere Familie in Gefahr ist.” Satoru hielt kurz in seinen Bewegungen inne. “Er hatte doch gesagt, dass er keine Gefahr für mich darstellt. Heißt das, du siehst mich als deine Familie? Jetzt sag bitte nicht, weil ich für deine Mutter wie ein Bruder war…” “Nein!“ Ich drehte mich etwas zu schnell um und zuckte zusammen, als sich meine Schulter wieder meldete. Ich wartete bis der Schmerz nachließ. “Nein… deshalb nicht.” Er küsste mir die Stirn und zog mich ein wenig näher zu sich. “Danke… Aber was ist wenn ein Familienmitglied ein anderes angreift? Sagen deine Regeln auch wen du dann zu beschützen hast?” Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, deshalb löste ich mich wieder ein wenig von ihm. “Ja. Dann hat das Familienmitglied mit dem höheren Rang und Wert für die Familie den Vorrang.”, “Auch wenn dieses den Streit angefangen hat?” Ich runzelte die Stirn. “Ja… Ich denke schon.”, “Dann wird mir jetzt so einiges klar. Ich glaube nicht, dass sich Ann diese Ausnahme hat einfallen lassen. Ich denke eher, dass dein Vater sie im nachhinein ergänzt hat.”, “Wozu sollte er das tun?” “Ganz einfach. Dein Vater ist euer Familienoberhaupt und der Vampirkönig Europas. Mit dieser Regelung hat er dafür gesorgt, dass er unantastbar ist. Egal ob er jemanden angreift oder angegriffen wird, seine Familie stünde ihm zur Seite. Um genau zu sein du und deine Schwester.” Er streichelte mir über die Wange. “Ich bin mir ziemlich sicher er hat euch von allem fern gehalten um zu verhindern, dass ihr euren Gefährten findet.” “Was hat das damit zu tun..?”, “Zum einen kann er dadurch sicher gehen, dass ihr bei ihm bleibt. Außerdem könnt ihr diese Regel nur befolgen, wenn ihr ausschließlich auf euren Verstand hört und nicht auf euer Herz.” Ich sah auf die Wasseroberfläche. Er hatte Recht. Ich kann jetzt, da ich einen Gefährten habe fühlen und entscheide Dinge nicht mehr nur allein mit dem Kopf. Wenn mein Vater jemanden angreift, würde ich ihn nicht mehr nur blind zur Seite stehen. Besonders nicht wenn er im Unrecht wäre. Ein bitteres Lächeln umspielte meine Lippen. “Und da ich jetzt in dieser Hinsicht nicht mehr für ihn von Nutzen bin, benutzt er mich einfach als Köder, um dich nach Frankreich zu holen…” Er nahm mich in den Arm, immer darauf achtend, meiner Verletzung fern zu bleiben. “Ich verstehe das einfach nicht. Du hast doch gesagt, dass meine Eltern Gefährten gewesen sein müssten. Wie kann er das dann so einfach tun..?”, “Ich war bereits weg, als Ann nach Frankreich ging. Ich habe keine Ahnung, ob sie es waren. Ich bin einfach davon ausgegangen.” Es verging eine ganze Weile, bis er wieder anfing zu sprechen: “Sie wissen noch nicht, dass ich hier bin und erst Recht nicht, dass ich dich auf meiner Seite habe.”, “Du hast doch nicht etwa vor, weiter nach Frankreich zu reisen..?” Er lachte. “Wieso nicht? Könnte doch lustig werden. Außerdem wolltest du doch unbedingt deine Familie wiedersehen.” Ich schüttelte heftig den Kopf und befreite mich aus seinem Griff. “Das kann doch nicht dein Ernst sein? Du willst absichtlich in ihre Falle gehen? Bitte lass uns zusammen zurück nach Japan fahren!” “Ich bin froh, dass du dir Sorgen um mich machst und ich danke dir auch für dieses Angebot, aber wir werden nach Frankreich gehen. Ich will mit deinem Wichtigtuer von Vater ein paar Worte wechseln.” ---- dumdidum… der zweite teil vom italien kap. nich so lang aber na ja. hoffe es hat gefallen, auch wenn es jetzt nich ganz so blutig war… XD hab jetzt die ganze zeit immer wieder ein und das selbe lied von muse gehört… so schön… hach… Ö__Ö ab jetzt kanns vielleicht mal länger dauern mit hochladen… *hust* ich weiß zwar ein paar grundsätzliche sachen für den weiteren verlauf, aber na ja... auch das ende ist noch offen… ^.^’ bis zum nächsten und würde mich sehr über Kommis freuen. Kapitel 14: Von Italien nach Frankreich --------------------------------------- Es fiel Lorelei schwer mit Sophie mitzuhalten, als sie durch die verwinkelten Gassen von London liefen. Es hatte die beiden ein paar Tage gekostet, denjenigen zu finden den sie suchten. Seitdem war Sophie kaum zu bremsen. Ohne auch nur einen Moment zu vergeuden, hatten sie sich auf den Weg gemacht. Auch wenn es mittlerweile Nacht und stockfinster war. “Willst du eigentlich gar nicht wissen was ich vorhabe?”, fragte Sophie ihre stumme Begleiterin. “Das ist nicht nötig. Ich weiß warum wir hier sind und selbst wenn ich es nicht wüsste, ich bin nur hier um auf dich aufzupassen, nicht um mich einzumischen.” Sophie warf ihr einen Blick über die Schulter zu. Dieses Kind wurde ihr von Tag zu Tag unheimlicher. Es war jetzt genau ein Jahr her, seit sie das letzte Mal hier war. Damals hatte sich ihr Vater durch Glücksspiele hoch verschuldet. Als schließlich die Geldeintreiber vor der Tür standen, konnte er nicht zahlen und sie wollten ihm auch keine weitere Frist geben. Sophie, ihre Schwester und Mutter sollten verkauft werden, um die Schulden zu begleichen. Doch als ihr Vater versuchte das zu verhindern, wurde er von einem der Männer niedergeschossen. Sophie wurde an einen reichen Unternehmer in Japan verkauft. Doch dort angekommen gelang ihr die Flucht und sie tauchte vorerst unter. Was aus ihrer Familie wurde hatte sie bis heute nicht erfahren, aber es bestand die Möglichkeit, dass dieser Mann zu dem sie nun unterwegs waren, wusste wohin die beiden damals gebracht wurden. Als Mensch hätte sie nicht genug Kraft gehabt sich zu rechen, aber nun stand dem nichts mehr im Wege. Die beiden hörten Musik, die mit jedem Schritt lauter wurde und schon hinter der nächsten Abbiegung fanden sie wonach sie suchten. In diesem heruntergekommenem Pub sollte er sich aufhalten. “Es ist vielleicht besser wenn du hier draußen wartest.”, versuchte Sophie Lorelei am weitergehen zu hindern. “Wieso?” Sophie seufzte. “Weil Kinder in einem Pub nichts zu suchen haben.”, “Du weißt doch, das ich älter bin als ich aussehe.”, “Ja. Aber die da drinnen wissen das nicht! Also warte hier.” Ohne eine Spur von Ärger zu zeigen, blieb Lorelei mit etwas Abstand vor dem Eingang stehen. Sophie erschauderte kurz, bei dem Anblick ihres ausdruckslosen Gesichts. “Keine Sorge. Mir passiert schon nichts.” Lorelei legte ihren Kopf leicht schräg. “Ich weiß.” Sophie war sich nicht sicher was schlimmer war, umgeben von einem Haufen betrunkener widerlicher Männer, oder allein hier draußen mit diesem seltsamen Kind. Schon beim öffnen der Tür kam ihr der beißende Geruch von Rauch, Schweiß und Alkohol entgegen. Es war sehr laut und auch dunkel. Trotzdem gelang es ihr den Mann ausfindig zu machen. Er saß ganz hinten an der Wand und starrte in sein Whisky Glas. Alle ihre Muskeln spannten sich. Sie musste sich zusammen reißen, um ihn nicht an Ort und Stelle den Hals umzudrehen. Denn dieser Mann, war einer derjenigen die ihre Familie betrogen und verkauft hatten. Als sie sich ihm näherte blieben viele Augen an ihr haften. Es geschah selten, dass sich eine Frau in diese Gegend, in diesen Pub verirrte. Aber Sophie bemerkte es nicht, sie war viel zu sehr auf ihn konzentriert. “Lange nicht gesehen.”, flüsterte sie in einem eiskalten Ton. Lorelei war durchaus klar was gleich geschehen würde, aber es kümmerte sie nicht weiter. Sie entfernte sich noch ein Stück von der Tür und dem Pub. Ein grollen kam vom Himmel herab. Sie sah nach oben. Der Himmel war grau-schwarz und es durchzuckten ihn immer wieder Blitze. Es war nur eine Frage der Zeit bis es anfangen würde zu regnen. Als die ersten Tropfen auf ihr Gesicht fielen, gab es einen gewaltigen Knall im Pub und die Türen flogen aus den Angeln. Rauch stieg aus dem Inneren hinauf in den Himmel und ein paar Männer flohen in die Nacht. Die Fenster des Pubs waren nun von gelb-orangem Licht erhellt. Flammen loderten durch den dicken Qualm der aus der Tür kam. Wenig später öffnete sich die Flammenwand fast wie eine Tür, um Sophie Platz zu machen und sich gleich hinter ihr wieder zu schließen. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt und ihr Gesicht war von Ärger verzerrt. “Lass uns gehen. Ich weiß jetzt wo sie sind.” Sie stapfte Wut entbrannt in Loreleis Richtung, wurde denn aber mit jedem Schritt langsamer, um schließlich mit etwas Abstand vor ihr stehen zu bleiben. Ihre Begleiterin stand regungslos da und starrte in den Himmel. Der Regen wurde immer heftiger und die Blitze ließen ihr Gesicht fast entsetzt aussehen. “Lorelei… Ist alles in Ordnung?” Ohne zu ihr zu sehen flüsterte Lorelei: “Wir… müssen zu ihnen…” Sophie runzelte die Stirn. “Was? Zu wem?” Sie machte ein paar Schritte auf Lorelei zu und packte sie am Arm. Es dauerte jedoch noch einen Moment, bis sie mit leuchtend goldenen Augen angesehen wurde. “Der Regen hat es mir gesagt… Satoru und William… Wir müssen sofort zu ihnen nach Frankreich…”, “Der Regen? Was redest du denn da? Und was soll das heißen sofort?! Jetzt wo ich so kurz davor bin meine Familie zu finden, mich zu rächen! Ich kann jetzt nicht weg! Was ist denn so schlimmes passiert, dass wir es nicht noch ein paar Tage aufschieben können?” Lorelei schüttelte den Kopf. “Es ist nicht passiert, es wird noch passieren.” Sophie runzelte die Stirn. “Was?”, “Wenn wir nichts tun… Werden sie sich gegenseitig umbringen!” -- Noch bevor die Sonne richtig aufgegangen war, hatten wir uns auf den Weg zum Festland bemacht. Unser größtes Problem war Geld. Denn das brauchten wir um weiter nach Frankreich zu kommen, wenn wir nicht zu Fuß gehen wollten. Satoru hatte mir erzählt, dass ein Bekannter von ihm Japan verlassen hatte, um in Italien sein Geschäft weiter zu betreiben. Er war davon überzeugt, dass er uns dabei helfen konnte so schnell wie möglich nach Frankreich zu kommen. Ich war immer noch absolut dagegen, dass wir gemeinsam nach Frankreich gingen. Da Satoru nicht mal darüber nachdachte umzukehren, hatten wir das letzte mal in Fredericos Villa miteinander gesprochen. Dieses Schweigen sorgte nicht gerade dafür, dass ich mich besser fühlte. Es sorgte nur dafür, dass ich mir noch mehr Gedanken über das machte, was war und was hoffentlich nicht passieren würde. Trotzdem verging noch eine ganze Weile, bis ich es absolut nicht mehr aushielt und endlich wieder mit ihm sprach: “Was hast du denn eigentlich vor, wenn wir in Frankreich sind? Was versprichst du dir davon?” Satoru sah mich ein wenig verwirrt an, er schien noch nicht damit gerechnet zu haben, meine Stimme zu hören. Kurz darauf lächelte er jedoch wieder. “Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich ein paar Worte mit deinem Vater wechseln will.”, “Aber wieso?” Er sah zu Boden. Wir standen etwas abseits einer kleinen Menschenmenge, die auf die Fähre zum Festland wartete. Alle Leute hier am Hafen waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als das sie Notiz von uns genommen hätten. Obwohl wir hier vom Aussehen her doch ziemlich vom Durchschnitt abwichen. “Er will mich töten… und auch wenn ich das durchaus verstehen kann, will ich das doch nicht einfach so hinnehmen. Besonders nicht weil er Anns Gefährte und dein Vater ist.”, “Was soll das heißen du kannst es verstehen?” Obwohl ich weiterhin seinen Blick suchte und mich mittlerweile direkt vor ihn gestellt hatte, sah er mich nicht an. Es dauerte noch einen Augenblick, bis er antwortete: “Kennst du die Legende vom Ursprung der Vampire..?” Ich spürte wie mein Herz lauter anfing zu schlagen, biss mir auf die Unterlippe und antwortete mit einem Nicken. “Lorelei hat mir davon erzählt.” Er wollte mir doch jetzt nicht allen Ernstes sagen, dass er einer von diesen Dreien war..? Er nahm meine Hand und zog mich in eine nahe gelegene Gasse. Da unsere Zeichen aufeinander lagen, versuchte ich etwas aus seinen Gefühlen abzuleiten, doch es gelang mir nicht. “Was genau hat sie dir erzählt?” Ich schluckte schwer und versuchte mir genau zu überlegen, was ich antwortete. “N..na ja… Sie sagte, dass es Ursprünglich drei Vampire waren, unsterblich und unbesiegbar, die dann weitere erschaffen hatten… und… sie glaubt das James, meine Mutter und du… das ihr…” Normaler Weise grinste er immer breit, wenn er es geschafft hatte, mich zu verunsichern. Dieses Mal blieb sein Gesicht jedoch wie versteinert. Ich schwieg und wartete auf eine Reaktion von ihm. “Das war zu erwarten.” Ich stutzte. “Was..?”, “Ich dachte mir schon, dass du diese Version der Geschichte kennst. Obwohl ich eigentlich der Meinung war, dass gerade Lorelei es besser wissen müsste.” Ich verstand gar nichts mehr. Was sollte das denn nun wieder bedeuten? Er fing wieder an zu grinsen. “Entschuldige. Ich weiß das ist verwirrend.” Ich blinzelte ihn an und spürte wie meine Wangen rot wurden. Ich hatte für einen Moment vergessen, dass unsere Zeichen aufeinander lagen. “Es waren ursprünglich vier Urvampire.” Ich runzelte die Stirn. “Vier Vampire, die von den Menschen gefürchtet wurden. Die sich trotzdem sie zusammen waren einsam fühlten. Jeder von ihnen mit einer besonderen Fähigkeit ausgestattet, die einmal angewendet ihre gesamte Energie aufbraucht. Leben erschaffen. Leben auslöschen. Licht verbreiten. Dunkelheit verbreiten.” Langsam machte das ganze Sinn. ‘Leben erschaffen’ bedeutete wohl Vampire erschaffen… “Da sie die Einsamkeit nicht mehr aushielten, setzte eine der vier ihre gesamte Energie dafür ein, den ersten Vampiren Leben zu geben. Sie sollten verwundbar, gefühllos und nicht unsterblich sein, um es ihnen einfacher zu machen.” Ich spürte, wie Trauer über seine Handfläche immer wieder, wie kleine Wellen meinen Arm, bis zu meinem Herzen hinauf krochen. “Deshalb haben geborene Vampire keine Ahnung davon, dass es ursprünglich vier waren. Sie können es nicht wissen, denn in dem Moment wo die ersten Vampire Leben erhielten, verlor sie ihres.” Ich musste zu Boden sehen. Denn ich konnte mir schon denken, was jetzt kommen würde. Und genau so war es: “Wie deine Mutter. Sie wollte einen absolut reinen Ort erschaffen, an dem nichts Böses eine Chance hatte und sorgte für Licht in den Herzen der Menschen. Hier in Frankreich. Auch wenn sie wusste, dass dieses Licht mit der Zeit wieder schwächer werden würde, ermöglichte sie euch so zumindest eine friedliche Kindheit.” Er legte seine Stirn auf meine Schulter. “D..du bist der, der den Tod bringt, über alle Vampire… Deshalb will er dich töten…” “Hast du jetzt Angst?” Ich drückte seine Hand fester. “Das müsstest du doch am besten wissen.” Er schüttelte den Kopf. “Ich weiß es nicht. Ich fühle nichts…”, “Dann… ist es wohl nicht schlimmer als vorher…”, stellte ich mit einem bitteren Lächeln fest. “Jetzt wo du das weißt, wie wirst du dich entscheiden? Wenn dein Vater nicht von seinem Vorhaben abweicht? Für welche Seite entscheidest du dich?” Ich sah nach oben in den strahlend blauen Himmel. “Ich weiß es nicht… Muss ich denn..?” Gab es keinen Weg dazwischen..? -- Wieder stand Schweigen zwischen uns. Auch wenn ich durch Lorelei schon vorher darüber nachgedacht hatte, was es für mich bedeutet, wenn er einer der drei… nein vier Urvampire war, ist es immer noch etwas völlig anderes Gewissheit zu haben. Ich dachte über seine Fähigkeiten nach. Da er seine verbleibende Lebenszeit mit mir geteilt hatte, war er wohl nicht unsterblich… und unverwundbar..? Ich konnte mich nicht erinnern, das er schon einmal ernsthaft verletzt wurde. Eigentlich bekam ich immer alles ab, wenn es ernst wurde… Ich schüttelte den Kopf um diese Gedanken wieder los zu werden. Ich sollte mir viel eher Gedanken darüber machen, wie ich meinen Vater davon abbringen konnte, Satoru etwas anzutun. Wir wurden von einem Händler weiter ins Landesinnere gebracht. Als wir eine etwas größere Stadt erreichten, verabschiedeten wir uns von dem freundlichen Mann. Satoru setzte mich in ein Cafe und bestand darauf, dass ich dort auf ihn wartete. Das gefiel mir zwar überhaupt nicht, aber ich hatte ihm nicht viel entgegenzusetzen. Als ich ‘in Sicherheit’ war, verschwand er in einer kleinen Seitengasse. Was das wohl für ein ‘Bekannter’ war, den er hier hatte..? Nur ein paar Augenblicke später, bemerkte ich wie sich jemand neben mich stellte. Da ich saß, musste ich aufsehen und ich staunte nicht schlecht. Neben mir stand ein japanisches Mädchen im Kimono. Sie legte ihren Kopf leicht schräg und sah gedankenverloren in die Richtung, in der Satoru verschwunden war. Erst ein paar Augenblicke später schien sie von mir Notiz zu nehmen und begann auf japanisch zu sprechen. Ich verstand nicht alles, aber sie schien sich zu entschuldigen. Dann lächelte sie freundlich: “Entschuldige. Du verstehst sicher kein Japanisch. Englisch?” Ich stutzte kurz, bevor ich antwortete: “J..ja, Englisch ist in Ordnung.” Wieder ein Lächeln. Sie deutete auf den freien Stuhl am Tisch. “Darf ich?” Ich nickte. Sie musterte mich nachdenklich, als sie sich setzte. “Dieser Mann der eben bei dir war… Er kam mir bekannt vor… Kann es sein das dein Begleiter Satoru heißt?” Ich überlegte kurz, ob es gut war auf diese Frage zu antworten. “Oh! Entschuldige, das war unhöflich! Man nennt mich Kira. Ich arbeite in einem Geschäft hier in der nähe. Wir sind erst vor kurzem von Japan hierher gekommen. Der Satoru den ich meine, war ein Bekannter meines Chefs und kam oft vorbei.” Ich staunte nicht schlecht, konnte es sein, dass es sich bei diesem Mädchen um eine Angestellte des Ladens handelte, zu dem Satoru gerade unterwegs war? So viele Zufälle kann es doch gar nicht geben. Es interessierte mich schon, wo er hingegangen war. Und es konnte sicher nicht schaden, wenn ich ihn abholen und einen kleinen Blick riskieren würde, oder? Ich erwiderte ihr Lächeln: “Mein Name ist William und ich glaube sie liegen mit ihrer Vermutung richtig. Mein Begleiter heißt tatsächlich Satoru.” Sie strahlte. “Wusste ich es doch! Willst du mitkommen? Ich bin gerade auf dem Weg zu meinem Chef.” Sie stand auf und hielt mir ihre Hand entgegen. Ich nickte und ergriff sie. In dem Moment, als sich unsere Hände berührten, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken und mein Lächeln verschwand für einen Augenblick. Ich konnte es spüren, sie war ein verwandelter Vampir. Ich wollte mir aber nichts anmerken lassen und strahlte sie gleich wieder an. Sie kicherte: “Du musst dich nicht dazu zwingen. Viele Geborene können uns nicht leiden. Ich bin daran gewöhnt.” Bevor ich richtig darauf reagieren konnte, zog sie mich in die kleine Seitengasse. “Wieso sind sie denn am Tage hier draußen?” Wieder kicherte sie und antwortete ohne stehen zu bleiben oder sich umzudrehen: “Ich liebe nun mal die Sonne. Mein Chef ist auch immer böse, wenn ich bei Tag das Haus verlasse, aber ab und zu kann ich einfach nicht anders.” Als sie mich um die nächste Ecke führte, standen wir vor einem eigentlich unscheinbarem Haus. Es sah eher nach einem Hotel, als nach einem Geschäft aus. Vor dem Eingang stand ein weiteres wunderschönes Mädchen, dass auf uns zu kam sobald sie uns sah. “Kira! Da bist du ja endlich! Weißt du eigentlich wer gerade im Büro des Chefs sitzt? Satoru ist tatsächlich hier in Italien!” Ich war wie versteinert… denn trotz des hübschen Gesichts und der Kleidung die sie trug, war ihre Stimme alles andere als weiblich… Als sie mich sah, strahlte sie über das ganze Gesicht und fing mit einer verstellt weiblichen Stimme an zu reden: “Ist das ein neuer? Der ist ja süß! Er wird sicher viele Kunden anlocken!”, “Finger weg! Er gehört zu Satoru! Du sagst er ist im Büro des Chefs?“ Langsam dämmerte mir, wo ich hier gelandet war und warum mich Satoru hier nicht haben wollte. Ich musterte Kira für eine Moment und tatsächlich… Kira hatte zwar lange Haare, ein hübsches Gesicht, aber ihr Körperbau hatte nichts weibliches. Auch ihre Stimme hatte einen seltsamen Klang. Als sie oder besser er bemerkte, dass ich ihn anstarrte, musste er wieder lachen. “Sieh nur was du angerichtet hast! Jetzt ist er ganz verschreckt. Komm mit rein, ich spendier dir was zu trinken!” Kichernd zog er mich durch die kleine Eingangstür. Ich stand noch zu sehr unter Schock, um mich zu wehren. Im ersten Raum, gab es eine Bar eine Bühne und überall Tische und Stühle. Es erinnerte sehr an eine Kneipe. Bis auf einen Barkeeper, der ein paar Gläser polierte und ein paar weiteren Mädchen, die vermutlich auch keine waren, war der Raum menschenleer. Kira verfrachtete mich auf einen der Barhocker und bestellte etwas zu trinken. “Tagsüber ist hier nicht viel los, aber Nachts wird es hier ziemlich voll und auch die Zimmer sind immer gut ausgebucht.” Nach allem was ich jetzt gehört hatte, handelte es sich hier wohl tatsächlich um ein Bordell. Und nicht nur das, alle ‘Angestellten’ waren ganz offensichtlich männlich. “Und… Satoru war oft zu Gast bei euch in Japan..?” Kira legte wieder den Kopf schräg, scheinbar versuchte er herauszufinden, worauf ich hinaus wollte… “Sag bloß du bist sein… Wie nennt man das auf Englisch..? ‘boyfriend‘? Du hast ja so ein Glück! Alle Mädchen hier sind ganz verrückt nach ihm!” ‘Mädchen‘? Ich hob beschwichtigend die Hände, auch um ihn davon abzuhalten weiter zu reden. “S..so kann man das glaube ich nicht…” Bevor ich meinen Satz beenden konnte, ergriff Kira meine linke Hand und starrte auf mein Zeichen. “Oh… Du lieber Himmel, ihr seid Gefährten! Tut mir leid, das wusste ich nicht. Er war kein Kunde bei uns sondern eher ein Freund. Er war nur hier um den Chef zu besuchen und Geschäftliches mit ihm abzuwickeln. Kein Grund zur Eifersucht.” Eifersucht..? War ich das, eifersüchtig? “A..also ich würde doch jetzt wirklich gerne zu ihm…”, stammelte ich. Meine Bitte scheinbar ignorierend, zog er mich zu einem kleinen Tisch in einer Ecker. “Erst wenn du mir ein paar Fragen beantwortet hast!” Er strahlte und ich ahnte Übles. “Wie ist er so?”, “W..wie meinst du das..?” Er rutschte ein Stück näher. “Im Bett natürlich! Keines der Mädchen hatte eine Chance bei ihm. Aber da du sein Gefährte bist… und so süß obendrein…” ‘süß’? Meine Wangen fingen an zu glühen. Er konnte doch nicht ernsthaft erwarten, dass ich so ein Frage beantworte… Wieder ein Kichern. “Dein Gesicht spricht Bände. So gut?” Ich stand auf und wurde laut, zu laut... “Wir haben nicht..!” Ich brach ab, als mir die Sache vom Vorabend wieder einfiel. Zählte das..? Ich schüttelte den Kopf. Selbst wenn, ging ihn das nichts an! Die anderen Anwesenden starrten mich an, also setzte ich mich wieder. Kira sah mich enttäuscht an. “Wieso nicht..? Eigentlich war ich mir ziemlich sicher…” Ja. Wieso eigentlich nicht..? Genau genommen wäre das gestern die Gelegenheit für ihn gewesen. Mir war absolut klar, dass das was wir getan hatten, nicht alles war was wir tun konnten. Aber er hatte es gar nicht erst versucht. Das war nicht das erste mal, dass er auf halbem Wege gestoppt hatte. Er hat mich auch nicht gleich zu seinem richtigen Gefährten gemacht… Wieso eigentlich nicht? Ich hatte rein gar nichts über das alles gewusst. Also hätte ich es ihm auch nicht übler genommen, als sowieso schon… Konnte es sein, dass er… -- Seit gut einer halben Stunde, war es nun ruhig im Büro. “Was ist? Hilfst du mir nun?”, Satoru hatte seine Frage schon leicht genervt hervor gebracht. Sein Gegenüber, Herr Agatsuma und Besitzer des Bordells, schüttelte jedoch nur leicht den Kopf. “Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist. Willst du wirklich weiter nach Frankreich? Ich meine… ich bin kein geborener und hier noch neu, aber selbst ich habe schon einiges mitbekommen. Du solltest dem König wirklich fernbleiben.” “Ich hab dich nicht nach deiner Meinung gefragt.”, “Hast du denn deinen kleinen Prinzen schon nach seiner Meinung gefragt?” Satoru verschränkte die Arme vor der Brust und starrte weiter auf die kleine Globusbar neben dem Schreibtisch. “Verstehe. Er ist wohl auch nicht sonderlich davon angetan. Aber… mal abgesehen von dieser Frankreich Sache. Wieso seid ihr noch keine richtigen Gefährten?” “Ich glaube nicht das dich das etwas angeht. Kümmere dich lieber um deine eigenen Angelegenheiten.”, “Was soll das denn jetzt?” Satoru fing an zu grinsen und sah seinen alten Freund wieder direkt in die Augen. “Hast du Kira schon gesagt warum du ihn verwandelt hast?”, “Das ist etwas anderes und das weißt du auch, also lenk nicht ab. Wenn ihr getrennt werdet, verschwindet das Zeichen und du weißt ganz genau was das bedeutet!” Schnaufend stand Satoru auf und ging zur Tür. “Satoru! Du weißt es doch! Wenn das Zeichen verschwindet verliert er seine Fähigkeit zu fühlen und die Erinnerung daran, dass er es jemals konnte! Er hat dann keinen Grund wieder eine Verbindung mit dir einzugehen!” “Aber ich werde mich erinnern.” Agatsuma stand auf und hielt ihn am Arm fest. “Du weißt genau das es nicht mehr das selbe sein wird, wenn du ihn dazu zwingst wieder eine Verbindung einzugehen. Er wird seine Gefühle die er vielleicht jetzt für dich hat, so nicht wieder bekommen.” Satoru riss sich los. “Lass das mal meine Sorge sein.”, “Meinetwegen. Ich helfe euch. Aber ihr solltet noch eine Nacht darüber schlafen.” Satoru nickte, obwohl ihm der Gedanke, William hier her zu holen, überhaupt nicht gefiel. -- Konnte es sein, dass er es von mir hören wollte..? Hat er nur immer den ersten Schritt gemacht, weil er wollte dass ich es ihm sage? Ich denke mittlerweile schon, dass es gut ist, so wie es jetzt ist. Wenn ich mich treiben lasse und an seiner Seite bleibe. Deshalb… Ich sprang auf, als Satoru plötzlich durch eine Tür neben der Bühne trat. Er blieb kurz stehen als er mich sah und kam dann wütend auf uns zugestürmt. “Was machst du denn hier? Bist du mir etwa gefolgt?” Ich schüttelte den Kopf und wollte gerade antworten als Kira aufstand. “Na na. Du solltest nicht so gemein zu ihm sein. Ich habe ihn ganz allein in dem Cafe gefunden, wo du ihn zurückgelassen hast. Und ich habe ihn mit hier her gebracht.” Satoru funkelte ihn kurz an, dann zog er mich vom Tisch weg. “Es ist wohl besser wenn wir uns woanders ein Zimmer suchen.”, “Aber Satoru! Als dein Freund, kann ich dich doch nicht so einfach ziehen lassen! Nimm meine Gastfreundschaft schon an!” Das musste dann wohl der ‘Chef’ sein. Er lächelte mich an und stellte sich vor: “Guten Abend. Wir hatten noch nicht das Vergnügen. Ich bin Chiro Agatsuma.” Er nahm meine Hand und schüttelte sie kräftig. Als er losließ, hatte ich einen kleinen Schlüssel in der Hand. Er wandte sich wieder Satoru zu. Der seufzte und lenkte dann ein. “Gut meinetwegen. Bleiben wir eben hier. Wo lang?”, “Kira zeigt euch den Weg.” Sobald Kira das Zimmer verlassen hatte, schlug Satoru die Tür zu und schloss ab. “Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst in diesem Cafe auf mich warten?!” Er war wütend. Natürlich. “Tut mir Leid… Hätte ich gewusst wo du hingehst, wäre ich dir sicher nicht gefolgt.” Er ging an mir vorbei und ließ sich auf das große Bett gegenüber der Tür fallen. “Ist ja jetzt auch egal. Lass uns schlafen gehen. Wir haben morgen noch einen langen Weg vor uns. Ach ja… und egal was du tust, schließ die Tür Nachts nicht auf.” Ich setzte mich auf die andere Seite des Bettes. “E..eigentlich wollte ich noch etwas mit dir bereden.” Er drehte sich zu mir. “Und was?”, “W..was musst du tun, um uns zu richtigen Gefährten zu machen?” Satoru setzte sich auf und kam ein Stück näher gerutscht. “Wieso willst du das denn wissen?”, “Weil ich denke, dass es besser wäre, wenn wir als richtige Gefährten nach Frankreich gehen.” Ich zuckte zusammen, als er mich von hinten umarmte. “Ist das dein Ernst?” Sein flüstern so nah an meinem Ohr sorgte für eine Gänsehaut. Ich nickte. “Gut… und was muss ich tun..?” Satoru grinste und legte mich mit dem Rücken auf das Bett. “Einfach still halten.”, “Wie..? Das ist alles?”, “Na ja. Nicht ganz, aber das ist eigentlich alles was du tun musst. Ich kümmere mich um den Rest.” Langsam wurde ich nervös. Er kletterte halbwegs auf mich und drückte meine Hand neben meinem Kopf in die Laken, so dass unsere Zeichen einander berührten. “D..du hast gesagt, dass wir dafür nicht miteinander…” Er zog eine Augenbraue hoch. “Müssen wir auch nicht. Wir brauchen nur eine Verbindung, die ein wenig tiefer geht, als ein Händedruck. Ein Kuss zum Beispiel.” “Ein Kuss..?”, “Ja. Gut, mit dem anderen würde es schneller und einfacher gehen. Aber ein Kuss reicht vollkommen, wir dürfen ihn nur nicht unterbrechen.” Ich nickte und er kam näher, so dass sich unsere Lippen berühren konnten. Ich hielt meine Augen im ersten Moment geschlossen, ein knistern zwang mich jedoch wieder dazu auf unsere Hände zu sehen, natürlich ohne unsere Verbindung abbrechen zu lassen. Es war wie beim ersten Mal. Kleine blaue Blitze tanzten um unsere Hände. Ich überlegte, ob es nicht vielleicht gefährlich war, das auf dem Bett zu tun. Nicht dass es am Ende noch in Flammen aufgeht. Als Satoru bemerkte, dass ich nicht recht bei der Sache war, sorgte er mit seiner linken Hand dafür, dass ich meinen Mund öffnen musste und nahm mich so mit einem intensiveren Kuss wieder gefangen. Leider konnte mich das auch nicht lange ablenken, denn kurz darauf fing meine Handfläche an zu glühen. Ein bekanntes Gefühl. Der gleiche Schmerz der mich beim ersten mal übermannte. Er breitete sich immer weiter in meinem Körper aus. Ich versuchte Satoru von mir wegzudrücken, spürte jedoch nur wie zusätzlicher Schmerz, von meiner verletzten Schulter dazu kam. Irgendwie schaffte ich es dann doch von ihm loszukommen, fiel dabei aber fast vom Bett. Um meine Hand zuckten noch vereinzelt Blitze, mein Zeichen glühte, aber auch das ließ langsam nach, genau wie der Schmerz. “D..das hat verdammt wehgetan!”, schimpfte ich. Satoru hatte sich hingesetzt und schüttelte seine Hand. “Ist mir nicht entgangen. Trotzdem. Wir waren noch nicht fertig.”, “Ich dachte es tut nicht weh, wenn wir es beide wollen?!” Er zuckte mit den Schultern. “Ich habe dir auch gesagt, dass es schneller und einfacher geht, wenn wir miteinander schlafen.” “Dann eben so.”, hörte ich mich sagen. Satoru stutzte. “Wie?”, “Wenn das einfacher ist, dann lass es uns so machen.”, “Spinnst du?! Sex als Mittel zum Zweck?! Vergiss es.”, “Was hast du? Kein Interesse?” Satoru schüttelte den Kopf und stand auf. “Was ist denn bitte in dich gefahren?! Es freut mich ja, dass du mein Gefährte werden willst, aber wieso…” Er trat gegen das Bett. “Weißt du eigentlich worauf du dich da einlässt?!” Langsam wurde ich wirklich wütend. “Natürlich weiß ich worauf ich mich einlasse, so ahnungslos bin ich dann auch wieder nicht! Was ist eigentlich los mit dir, gestern schienst du auch nicht gerade abgeneigt zu sein!”, “Was mit mir los ist?! Natürlich will ich mit dir schlafen, aber wegen der Sache selbst und nicht, weil du keinen anderen Weg siehst!” Ach verdammt. Er hatte das völlig falsch verstanden. Ich sah das nicht nur als Mittel zum Zweck, er hätte es auch gerne schon am Abend zuvor machen können. Aber… “Ich habe Angst davor so nach Frankreich zu gehen. Was ist wenn sie es schaffen uns zu trennen?” Er setzte sich wieder zu mir und nahm mich in den Arm. “Das bekommen wir schon hin. Ich lasse nicht zu das sie uns trennen.” Ich war mir da jedoch nicht so sicher… ---- yo alle miteinander! XD ganz stolz und glücklich kann ich verkünden, dass ich jetzt über 150 favos hab! danke, danke, danke! *durchs-zimmer-tanz* und jetzt auch auf die 100 kommis zugeh! gut. für den ein oder anderen is das nich viel, aber ich freu mich riesiglich! XD das mit dem szenenwechsel ist ja jetzt schon fast zur gewohnheit geworden… O.o also ich mein, das am anfang… na ja… eigentlich wollte ich das mit Lorelei und Sophie auch gar nicht schreiben. ich wollte sie nur zu einer bestimmen zeit loswerden und fertig! XD aber es hatten dann ein paar gefragt, was denn nun mit den beiden ist… also musste ich doch ran… eeegal… büs denne! wie gesagt, kann jetzt immer mal länger dauern. aber wir nähern uns einem kleinen höhepunkt, auf den ich schon von anfang an scharf war… *hächel* nein. nich was ihr jetzt denkt… ts… >.> ach ja beim doji gibts jetzt ne bonus story in farbe, wers noch nich mitbekommen hat... Kapitel 15: Familie ------------------- Es hatte schon fast vollständig aufgehört zu regnen, als Sophie die große Lagerhalle am Hafen wieder verließ. Lorelei verharrte nun schon eine Stunde auf einer Kiste am Pier. Wie auch am Pub hatte ihr Sophie nicht erlaubt mitzukommen. Vereinzelt schaffte es die bereits aufgegangene Sonne, durch die dichte Wolkendecke. Über der Lagerhalle erschien bei jedem Sonnenstrahl ein Regenbogen. Ein immer stärker werdender Geruch von Blut brachte Lorelei dazu vom Himmel zu Sophie zu sehen. Ihr schwarzer Mantel glitzerte in der Morgensonne, trotz des Regens war ihr klar, dass es sich dabei nicht um Wasser handelte. Den eisigen Temperaturen zum trotz, knöpfte Sophie im gehen ihren Mantel auf, zog ihn aus und warf ihn ins Wasser. Sie wischte sich eine nasse Strähne aus dem Gesicht und lief ohne anzuhalten an Lorelei vorbei. “Willst du diese Männer einfach so da lassen?” Sophie blieb stehen. “Was sollte mich das kümmern? Oder überhaupt irgendjemanden, wenn dieser Abschaum in irgendeiner Lagerhalle vor sich hin schimmelt?” Für ein paar Sekunden herrschte Schweigen. Lorelei drehte sich um und musterte das ausdruckslose Gesicht vor ihr. Blut, Tränen und Regen, hatten ihr Make-up verlaufen lassen und ihre Haare klebten nass am Kopf. “Können wir jetzt gehen? Du wolltest doch nach Frankreich.” Lorelei sprang von ihrer Kiste. “Was ist mit deiner Familie?”, “Ich dachte du weißt alles?” Lorelei legte wie so oft ihren Kopf schräg. “Nicht alles.” Sophie lächelte bitter und wandte sich der Lagerhalle zu. “Ich kann sie nicht mehr retten, also können wir gehen.” Ihre Stimme zitterte vor Trauer und Zorn. “Ich habe… Ich habe so gehofft etwas für sie tun zu können. Ich dachte wenn ich nur stark genug wäre, um ihnen zu helfen. Sogar zum Vampir bin ich geworden, nur für sie. Und jetzt, wo ich bereit bin. Wo ich endlich stark genug bin, um mich zu rächen… da…” Sie schloss ihre Augen, um weitere Tränen aufzuhalten, drehte sich um und lief weiter. Lorelei war in wenigen Sekunden bei ihr und ergriff ihren Arm. “Lass sie nicht so zurück.”, “Wieso..?” Lorelei deutete mit ihrem Blick ein paar Lagerhäuser weiter. Dort in einer kleinen Ecke spielten ein paar Kinder mit einem Ball. “Stell dir vor sie gehen da hinein. Außerdem… wäre es ungünstig, wenn du Beweise für unsere Existenz zurück gelassen hättest. Wir sind hier in Europa. Hier gelten gewisse Regeln für Vampire.” Sophie biss sich auf die Unterlippe, ihre Augen erstrahlten in leuchtendem Rot und das Lagerhaus hinter ihnen ging augenblicklich in Flammen auf. “Du kannst wirklich gut mit deinen Fähigkeiten umgehen.” “Lass uns endlich gehen.” -- Im Gegensatz zu Satoru bekam ich in dieser Nacht nicht allzu viel Schlaf. Als die Sonne aufging war ich immer noch hellwach und starrte an die Decke. Es war nicht nur ein Gefühl, viel eher eine böse Vorahnung die mich wach hielt. Ich wusste in meinem tiefsten Inneren, dass etwas schlimmes passieren würde, wenn wir Frankreich erreichten. Und ich konnte nichts tun, um das zu verhindern. Dann klopfte es. Ich kroch unter Satorus Arm hervor und tapste barfuss zur Tür. Er sagte ja nurm dass ich sie nachts nicht öffnen sollte, also schloss ich auf. Vor der Tür stand Kira und schenkte mir ein Lächeln. “Guten Morgen! Ich sehe ihr habt die Sachen gefunden, die wir bereitgelegt hatten.” Ich sah an mir herunter und bestätigte: “Äh... Ja. Wusstet ihr etwa das wir hierher kommen?” Er kicherte. “Was redest du denn da? Natürlich nicht! Aber als Satoru beim Chef auftauchte, hat er sofort alles vorbereiten lassen.” “Es wurde Frühstück für euch bereit gestellt. Geld, ein Auto und ein Fahrer sind auch schon organisiert worden. Alles ist bereit.”, “D..danke.” Ohne dass ich es bemerkt hatte, war Satoru aufgestanden, hatte sich hinter mich gestellt und nahm mir die Tür aus der Hand. Kiras Augen fingen an zu leuchten und ich wollte eigentlich gar nicht wissen warum. “War das alles?”, grummelte die tiefe Stimme hinter mir. Kira nickte verlegen und schon wurde ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen. “Das war ziemlich unhöflich…”, stellte ich fest. Satoru zuckte mit den Schultern und ging wieder zum Bett. “Mir doch egal.” Ich sah ihm dabei zu, wie er sich wieder aufs Bett fallen ließ, eines der Kissen schnappte und anscheinend weiter schlafen wollte. “Was sollte das eben?”, versuchte ich es erneut. Ohne mich anzusehen, oder sich zu bewegen, gab er mir grummelnd seine Antwort: “Ich habe nicht sonderlich viel geschlafen. Außerdem mag ich ihn nicht.” Toller Grund. Ich atmete geräuschvoll aus und kletterte zu ihm auf das Bett. Er reagierte immer noch nicht. Ich musste mich neben ihn legen, um sein Gesicht sehen zu können. “Ich dachte eigentlich, dass du ziemlich gut geschlafen hättest.” Er öffnete ein Auge. “Wie sollte ich, bei dem was vor uns liegt? Du hast auch nicht unbedingt viel geschlafen, oder?” Ich schüttelte leicht den Kopf und lächelte. Dann gab ich ihm einen Kuss. Da er wieder nicht reagierte, gab ich ihm noch einen. Erst dann stieg er darauf ein. Er wollte zwar nicht mit mir schlafen, wenn es darum ging, dass wir Gefährten wurden, aber wenn es einfach so passierte, konnte er doch nichts dagegen haben, oder? Er zog mich zu sich und intensivierte den Kuss. Ich machte mich daran sein Hemd zu öffnen, als er mich auf den Rücken drehte. Doch als ich glaubte schon gewonnen zu haben, löste er sich von mir und fing an zu grinsen. “Vergiss es.” Dann stand er auf und ging zu seinen Sachen. “Du solltest dir was anziehen, wir werden unten erwartet.” Das… war wirklich fies… Ich versuchte ihm einen bösen Blick zuzuwerfen, aber er schien es gar nicht erst zu bemerken. Ich hatte noch eine andere Idee, wie ich ihn dazu bringen könnte, aber ich wusste nicht ob ich dazu wirklich in der Lage war. Während ich ihm beim umziehen zusah, ließ ich meine Hand langsam in meine Hose gleiten. Jetzt brauchte ich nur noch seine Aufmerksamkeit. “Dann mach ich es eben selbst.” Während ich das sagte, fühlte ich geradezu wie meine Wangen zu glühen begannen. Argh! Das war einfach zu peinlich! Aber es zeigte scheinbar die gewünschte Wirkung. Er kam nun wieder zu mir, stellte sich neben das Bett und starrte mich an. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung, was mich doch etwas verunsicherte, denn ich kannte diesen Blick nur zu gut. Ohne ein Wort zu sagen kniete er sich neben mir aufs Bett und zog meine Hand aus der Hose. Nur um sie wenig später durch seine eigene zu ersetzen. Ich schloss die Augen, als er mich berührte und versuchte ihn mit meinen Armen und einem Kuss zu mir zu ziehen. Doch bevor sich unsere Lippen berühren konnten, packte er mich mit seiner freien Hand am Genick und hielt mich schmerzhaft fest. “Du willst es also so unbedingt, ja?” Ich sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. “Was machst du denn..?”, brachte ich hervor. Anstatt zu antworten, ließ er seine andere Hand tiefer in meine Hose gleiten und benutze ohne Vorwarnung oder Hilfsmittel seinen Finger. Ich konnte mir einen leisen Aufschrei nicht verkneifen, als sich der Schmerz einen Weg entlang meiner Wirbelsäule bahnte. “Was ist los? Ich dachte das ist was du wolltest.” Ich biss mir auf die Unterlippe und schüttelte, so weit es mir möglich war, den Kopf. “Nicht so…”, “Und das ist nur ein Finger. Ich hoffe du hast jetzt endlich begriffen, worauf du dich da einlässt.” Er ließ mich los und verließ das Zimmer. Ich zuckte zusammen, als er die Tür hinter sich zuschlug. Ich war wie versteinert. Es tat immer noch weh und ich brauchte noch einen Moment, bevor ich mich wieder bewegte und auf dem Bett zusammen rollte. Er hatte mir eindeutig wehgetan, weil er mir wehtun wollte. Wie konnte er nur immer so sein..? Und warum ließ ich es immer wieder zu? Ich kam erst gute zwanzig Minuten später an der Bar im Erdgeschoss an. Satoru, der auf einem der Barhocker Platz genommen hatte, warf mir einen Blick über die Schulter zu. Ich blieb stehen und wandte mich an Kira, der zwei Plätze von ihm entfernt saß. Sicherheitsabstand? Er lächelte. “Setz dich! Willst du etwas essen?” Ich sah zu Satoru, der mich immer noch musterte. “Mir ist der Appetit vergangen.” Kira hatte die schlechte Stimmung ganz offensichtlich bemerkt und sprang von seinem Sitz. Er stellte sich zwischen uns und hob beschwichtigend die Hände. “Also wollt ihr gleich los?” Bevor ich antworten konnte, stand Satoru auf und ging zur Tür. “Eh… Ich sage dem Boss schnell bescheid, wartet noch einen Augenblick.” Mit diesen Worten war Kira auch schon durch eine Tür, hinter dem Tresen verschwunden. Wieder allein. Schweigen. Satoru lehnte sich an den Türrahmen und schloss die Augen. Er schien zu bemerken, dass ich ihn anstarrte und atmete geräuschvoll aus. “Du erwartest doch nicht etwa eine Entschuldigung?” Ich schüttelte den Kopf und lächelte bitter, auch wenn er es nicht sehen konnte. “Selbst wenn. Ich würde sie nicht annehmen.” Er öffnete seine Augen wieder. Es vergingen ein paar Minuten in denen wir uns nur schweigend anstarrten. Erst als Kira zurückkam, bewegte ich mich wieder. Er hatte seinen Boss im Schlepptau, der breit grinsend an uns vorbei zur Tür ging. “Na dann kommt ihr beiden. Ich bringe euch zum Auto.” Satoru folgte ihm sofort nach draußen. Als ich mich mit einem seufzen auch in Bewegung setzte, wurde ich von Kira zurückgehalten. Mit einem besorgen Gesicht nahm er meine linke Hand. “Euer Zeichen. Es zeigt jedem, dass ihr zusammen gehört… Du solltest gut darauf aufpassen. Nicht jeder hat das Glück so etwas zu besitzen… So jemanden zu besitzen.” Sollte das ein Versuch sein uns zu versöhnen? Er lächelte wieder gezwungen und tätschelte mir den Kopf. “Ich wünsche euch viel Glück auf eurer Reise.”, dann ließ er mich los. -- Auch unterwegs, änderte sich nichts an der Stimmung und an dem Schweigen zwischen uns. Natürlich war ich wütend. Mehr als das was er getan hatte, ärgerte es mich allerdings, dass er nicht einmal vor hatte sich zu entschuldigen. Wie kann man nur so stur sein? Das war eindeutig seine schlimmste Eigenschaft. Da half als Entschuldigung auch nicht, dass er eine ‘schwere Vergangenheit’ hatte. Ich war mir nicht sicher, ob sich das durch meinen Einfluss je ändern würde. Ich zuckte zusammen, als er mir ein Paar Handschuhe auf den Schoß warf. “Zieh die an. Ab jetzt ist es besser, wenn niemand das Zeichen sieht.” Ich nahm die Handschuhe und starrte sie an. Vor einer Weile hatte ich sie noch tragen wollen, weil es mir peinlich war und jetzt schmerzte mich der Gedanke. Mit einem seufzen zog ich sie an. Das kam sicher von dem, was mir Kira gesagt hatte. Wir machten auf halbem Wege Rast in einer Pension. Nur wenn es unbedingt nötig war, wechselten wir ein paar Worte. Kaum im Zimmer angekommen legte ich mich ins Bett und drehte ihm den Rücken zu. Ich bemerkte wie sich das Bett hinter mir senkte. Er hatte sich scheinbar gesetzt. “Hast du wirklich vor, erst wieder mit mir zu reden, wenn ich mich entschuldigt habe?”, “Du kannst es ja mal versuchen.”, gab ich ihm zur Antwort. Das konnte er auslegen wie er wollte. “Du scheinst ja nicht einmal zu verstehen, warum ich wütend bin.” Ich drehte mich auf den Rücken und sah ihn an. Warum ER wütend war? “Mmh… Lass mich überlegen…”, sagte ich sarkastisch, “Derjenige den du ‘angeblich’ liebst will dein Gefährte werden und mit dir schlafen. Klar. Wer wäre da nicht sauer?!” Er drehte sich daraufhin um und sah mir in die Augen. “Und wieso willst du das?” Wieso? Ich hatte natürlich eine mögliche Erklärung für das ‘Wieso?’ Aber sollte ich wirklich..? “I..ist es… das was du hören willst..?”, “Ich will es nicht nur hören. Ich will das du es meinst.” Ich hielt ihm meine Hand entgegen. “Du könntest doch einfach…”, “Will ich aber nicht.” “I..ich weiß nicht, ob ich dich liebe… vielleicht… A..auf jeden Fall will ich dich nicht verlieren…” Er lächelte. “Das wirst du auch nicht. Ich verspreche es. Sobald wir wieder in Japan sind, mache ich dich zu meinem Gefährten.” Ich schnaufte und runzelte die Stirn. “Und warum nicht jetzt schon?”, “Weil ich dir beweisen will, dass ich auf dich aufpassen kann und ich will nicht, dass du es nur wegen dem tust was vor uns liegt.”, “Ein dummer Grund…“ Ich drehte mich von ihm weg, was er zum Anlass nahm, sich hinter mich zu legen. “…und leichtsinnig.” Er lachte und nahm mich in den Arm. “Kann sein.” -- Auf dem Rest unseres Weges herrschte weiter Schweigen. Aber eher aus dem Grund, dass wir am Abend unser Ziel erreichen würden. Vor einer Weile dachte ich noch, es würde mich glücklich machen, die großen Tore unseres Anwesens wieder zu passieren. Stattdessen drehte sich mir der Magen um. “Bis auf deine Tante weiß niemand wie ich aussehe, also gebe ich mich vorerst als dein Begleiter aus.” Als ob das viel bringen würde, ich war mir sicher, dass sie längst hier war. Wir wurden von ein paar Bediensteten in Empfang genommen. Ich wurde natürlich sofort erkannt. Als sie mich begrüßten, fing Satoru hinter mir an zu kichern. Beim Betreten der Eingangshalle, flüsterte er mir dann zu: “Alle Bediensteten sind Menschen?”, “Ja. Sie wissen Bescheid und dienen unserer Familie schon seit Generationen.” Er lächelte. “Interessant.” Ich blieb mitten in der Eingangshalle stehen und atmete einmal tief durch. Es hatte sich hier nichts geändert. “Soll ich den Herrschhaften bescheid geben?”, fragte mich der einzige Butler der mit uns das Gebäude betreten hatte. “Nein. Das… ist so eine Art Überraschung. Ich gehe gleich selbst zu meinem Vater.”, “Dann ziehe ich mich vorerst zurück.” Er verbeugte sich und verließ rückwärts den Raum. Satoru kam auf mich zu, stellte sich neben mich und verschränkte die Arme vor der Brust. “Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals hier stehen würde.” Was sollte das denn bedeuten..? Er wollte doch unbedingt hier her… “William..? Bist du es?”, erklang plötzlich eine Stimme von der ersten Etage. Als ich mich umdrehte, kam auch schon meine Schwester Luisian die Treppe herunter gerannt und fiel mir um den Hals. Sie löste sich ein Stück von mir und sah mich mit einem schmollenden Gesichtsausdruck an. Das und ihre blonden Korkenzieherlocken, ließen sie wie eine Puppe aussehen. Ich musste grinsen. Sie ließ mich daraufhin los und baute sich, mit den Händen an der Hüfte, vor mir auf. “Das ist nicht komisch! Ich hab mir wirklich Sorgen gemacht! Wir haben gestern Nachricht aus Italien bekommen, dass Frederico ermordet wurde und von dir keine Spur!” Ich blinzelte kurz. Das klang nicht so, als ob sie auch nur entfernt daran dachte, dass ich damit zu tun hatte. Aber wie sah das mein Vater? “W..wirklich?”, stammelte ich, “Als wir uns verabschiedet hatten, war er noch putzmunter…” “Also du hättest…” Sie verstummte, als sie einen Blick zu Satoru warf und runzelte die Stirn. “Wo sind die beiden Soldaten, die dich herbringen sollten..?” Ich sah kurz zu Satoru, der nur schweigend da stand und Luisian musterte. Erst jetzt fiel mir auf, dass wir Französisch gesprochen hatten und er sicher keine Ahnung hatte, was los war. “Wer ist das überhaupt?”, “Das… eh… Er hat mich nur her gebracht.”, ich wechselte wieder zur Vampir-Sprache, was Luisian noch mehr zu verwirren schien, da wir sie im Haus nur benutzten, wenn die Bediensteten etwas nicht hören sollten. “Luisian! Wie oft soll ich dich noch rufen?!” Ich erstarrte förmlich, als ich meinen Vater aus dem Salon, in die Eingangshalle kommen sah. Er war nicht weniger erstaunt. Was mehr an Satoru lag, als an mir. “Was zum…” Er schien mit der Situation ein wenig überfordert. “Michelle!”, schrie er und stürmte zurück in den Salon, nur um kurz danach mit meiner Tante zurück zu kommen. Auch sie schien keineswegs begeistert. “S..satoru…”, “Was?! Das ist dieser Satoru?!”, schimpfte nun auch meine Schwester. Während ich immer noch wie versteinert dastand, fing Satoru an zu grinsen und stellte sich zwischen mich und meine Familie. “Satoru Oiwa mein voller Name. Es freut mich sie endlich einmal kennen zu lernen.” Er vollführte eine elegante Verbeugung und sah dann zu Michelle, die kaum merkbar zurückschreckte. “Michelle.” Vater fuhr mich daraufhin an: “Was soll das?! Wieso ist er bei dir?!” Ich erwachte wieder aus meiner Starre, brauchte aber trotzdem noch einen Augenblick, um antworten zu können: “W..weil ich wollte, dass…”, “Es tut mir leid, dass mein Auftauchen hier, für Unannehmlichleiten sorgt. Aber wenn ich schon einmal hier bin, würde ich gerne mit ihnen sprechen. Werter ‘König‘.”, fiel er mir ins Wort und klang dabei viel zu provozierend. Mit einem leisen, knurrenden Geräusch, schloss mein Vater für einen Moment die Augen und drehte sich dann um. “Meinetwegen.” Damit war er auch schon wieder auf dem Weg in den Salon. Satoru folgte ihm, bis er neben Michelle stehen blieb. “Wenn ich bitten darf.” Auch sie verzog leicht ihr Gesicht und folgte den beiden. Als sich die Tür hinter ihnen schloss und ich allein mit Luisian war, ergriff sie meinen Arm. “Du bist doch nicht etwa freiwillig sein Gefährte geworden..? Weißt du denn nicht, wer er ist und was es bedeutet, dass er hier ist?” Sie klang besorgt, was ich durchaus nachvollziehen konnte. Schließlich wusste ich wozu er in der Lage war und… … Moment. Sie schien besorgt..? Das war doch nicht nur meine Einbildung, oder? Sie war besorgt. Aber das hieße ja… Ich runzelte die Stirn und ergriff ihre Hand. “Sag mal. Kann es sein, dass du einen Gefährten hast?” Sie wurde rot und versuchte sich aus meinem Griff zu befreien. “Was redest du denn da..?”, “Du hast dir wirklich Sorgen um mich gemacht und eben wieder… Du kannst…” Sie hielt mir den Mund zu und verhinderte so, dass ich weiter sprechen konnte. “Bitte sei still! Wenn Vater es erfährt… das wäre…”, zischte sie. Ich schüttelte leicht den Kopf, woraufhin sie mich wieder losließ. Ich konnte nicht anders als sie anzulächeln. “Das freut mich…” Sie stutzte kurz und erwiderte mein Lächeln dann zaghaft. “Bitte sag es niemandem.” Ich schüttelte wieder nur leicht meinen Kopf. “Dann verstehst du doch sicher, warum er hier ist.”, flüsterte ich ihr kaum hörbar zu. Ich zog meine Handschuhe aus, da ich sie nun für ziemlich überflüssig hielt. Sie sah auf mein Zeichen und senkte dann den Kopf. “Also bist du tatsächlich freiwillig…” Ich strich ihr über die Wange, bis sie wieder zu mir aufsah. “Du solltest vielleicht ein Weilchen zu deinem Gefährten gehen. Hier könnte es in nächster Zeit gefährlich werden.” Wie aufs Stichwort, hörte man nun aus dem Salon meinen Vater laut schimpfen und dann einen lauten Knall. Ich drehte mich um und lief zur Tür. So leise, dass ich es beinahe nicht mitbekommen hätte, antwortete Luisian mir noch: “Genau deshalb kann ich nicht weg.” Als ich gerade die Klinke in die Hand nehmen wollte, wurde die Tür von innen aufgerissen und Satoru stürmte an mir vorbei. Vater stand mitten im Raum und schnaufte bedrohlich, während Michelle ihre Hand vor den Mund legte und sich auf ein Sofa fallen ließ. Irrte ich mich oder lag ein leichter Geruch von Blut in der Luft? Das was mich wirklich wütend machte und gleichermaßen irritierte, war das es ganz offensichtlich Satorus Blut war. Ich ließ die Handschuhe fallen. “W..was ist passiert..?”, fragte ich entsetzt, doch bekam keine Antwort. Ich drehte mich um und folgte Satoru. Luisian stand immer noch in der Eingangshalle und starrte zur Terrassentür. “Was ist denn los?” Ich lief zu ihr. “Ist er nach draußen?!” Sie nickte nur leicht verwirrt. Ich brauchte einen Moment, um den Garten zu überblicken und ihn unter einem Baum sitzend zu entdecken. Ich lief langsam auf ihn zu und versuchte auszumachen wo und wie er verletzt war. Ich stellte mich vor ihn. Er sah zu Boden und schien ziemlich verärgert. Seine rechte Wange war rot und ein langer Kratzer zog sich quer darüber. Ich hockte mich hin, sodass ich ihm direkt ins Gesicht sehen konnte. Ich hob meine Hand um seine Wange zu berühren, aber er drehte wütend den Kopf zur Seite. “Hat er dich geschlagen? Das ist doch sicher von seinem Ring, oder?” Keine Antwort. “Warum hast du dich nicht gewehrt..?” Er schnaufte und seine Augen leuchteten golden auf. “Hätte ich es getan, wärst du jetzt Vollweise.” Ich zuckte zusammen und sah zu Boden. Wegen mir..? “Du… hättest wenigstens ausweichen können. Sein Ring ist aus Silber, weißt du..?” Wieder ein verächtliches Schnaufen. Ich hatte mich wieder beruhigt, kroch ein Stückchen näher und setzte mich mit dem Rücken an seine Brust. “Soll ich es wegmachen..?”, flüsterte ich ihm leise zu. “Nicht nötig.” Er war wohl noch zu wütend. Ich überlegte wie ich ihn dazu bringen konnte. Der Gedanke, dass er wegen mir eine Narbe im Gesicht zurück behalten würde, gefiel mir gar nicht. Ich drehte mich ein wenig zur Seite und nahm mit dem Finger etwas von seinem Blut auf. Satoru sah mich verdutzt an. Als ich es ableckte, schnitt ich mir ohne das er es merkte in die Zunge. Er legte seine Arme um meine Hüfte und küsste mich. Als sich seine Zunge einen Weg in meinen Mund bahnte, konnte er nicht anders, als ein paar Tropfen von meinem Blut aufzunehmen. Ich begann während des Kusses zu lächeln und wischte mit dem Daumen das restliche Blut von seiner Wange. Wie nicht anders zu erwarten, war der Kratzer verschwunden. “Du hast mich reingelegt…”, flüsterte er, als sich unsere Lippen für einen Moment lösten. -- Alexandre schlug mit der flachen Hand auf den kleinen Tisch, der vor dem Fenster stand. Michelle stellte sich neben ihn. “Ob er uns provozieren will? William müsste eigentlich klar sein, dass wir sie von hier aus sehen können.” Sie verschränkte die Arme vor der Brust und musterte ihren Bruder. “Du hast Glück, dass du noch am Leben bist. Wie kannst du ihn so unüberlegt angreifen..?”, “Sollte ich mir das etwa gefallen lassen?!”, fuhr er sie an. Michelle fing an zu grinsen. “Na sag mal! Du benimmst dich fast so, als würde dir das wirklich nahe gehen!” Alexandre schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Michelle sah wieder nach draußen zu ihrem Neffen. “Scheinbar hatte er Recht mit dem was er sagte… Sie sind freiwillig Gefährten geworden und vielleicht haben wir es wirklich schwer sie zu trennen.”, “Keine Sorge. Ich habe noch einen Ausweichplan.” Michelle verging ihr Lächeln. Sie starrte ihren Bruder wieder an. “Was redest du denn da? Weißt du nicht was das bedeutet? Wir wollten die beiden trennen, weil wir davon ausgegangen waren, dass William wegen deiner Erziehung nicht mit dieser Verbindung einverstanden und somit auf unserer Seite sein würde. Aber so…” Alexandre fuhr ihr ins Wort: “Aber so… ist er für mich als ‘Sohn’ nicht mehr von nutzen. Aber als Köder sehr wohl. Das macht ihn sogar, zu einer noch größeren Schwäche für Satoru.” Er drehte sich zu ihr. “Was denkst du was er macht, wenn William stirbt..?”, “Hast du völlig den Verstand verloren?! Wenn Satoru erfährt, dass wir William getötet haben, setzt er seine Fähigkeit ein und vernichtet sich und uns mit!” Alexandre fing an zu lachen. “William wird sowieso nicht so lange leben wie er. Was denkst du was er dann macht..? Außerdem glaube ich mittlerweile nicht mehr, dass wir etwas gegen ihn ausrichten können. Besonders nicht ohne William.” Michelle runzelte die Stirn. “Du willst das er sich selbst umbringt, nicht wahr..? Wie willst du..?” “Lass das mal meine Sorge sein.” -- Lorelei war nun diejenige, die bestimmte wo es hin ging. Auch wenn sie wusste, dass es etwas schlimmes war, seine Familie zu verlieren, konnte sie die Gefühle ihrer Begleiterin nicht wirklich nachvollziehen. Aber ihr war klar, dass sie Sophie ohne Verständnis nicht helfen konnte, schwieg deshalb weitestgehend und konzentrierte sich auf den Weg. Sie wusste, dass sie in Paris auf ihren Vater treffen würden und so war das ihr erstes Ziel in Frankreich. Kaum hatten sie die große Bahnhofshalle betreten, entdeckte ihn Lorelei auch schon. Mit einem Lächeln eilte sie auf ihn zu. “Vater!” Er drehte sich um und nahm sie in den Arm. “Gott sei dank! Ich hatte schon befürchtet, ich müsste den Weg dahin allein finden.”, antwortete er mit einem Lächeln. Sophie kam etwas später bei den beiden an. “Haben sie sich etwa hier verabredet?” Lorelei löste sich aus James Umarmung und strahlte Sophie an: “Das war nicht nötig. Ich wusste das er hier sein würde.” James lachte und hielt Sophie seine Hand entgegen. “Ich glaube wir kennen uns noch nicht. Mein Name ist James Langdon, ich bin Loreleis Vater. Sie sind Sophie, nehme ich an?” Sophie nahm seine Hand, starrte ihn aber weiterhin fassungslos an. “Ich sage schnell Bescheid, dass ihr da seit, dann können wir los.”, und mit diesen Worten verschwand er auch schon wieder in der Menschenmenge. Sophie stand immer noch wie versteinert da und sah ihm nach. Lorelei stellte sich vor sie um ihren Blick einzufangen. “Stimmt etwas nicht?”, “I..ich dachte nur: ‘Wie ähnlich er William sieht’…” Lorelei zuckte daraufhin mit den Schultern, drehte sich um und folgte James. “Natürlich sieht er ihm ähnlich. Er ist sein Vater.” ---- *gruselig-schnauf* Will. Ich bin dein Vater… XDD *hust* konnt ich mir jetzt nicht verkneifen… ich hatte es jetzt zwar schon ein paar mal angedeutet, aber es scheint noch niemand drauf gekommen zu sein… (bis auf akisha! na ja, so halb! XD ) *mit-den-schultern-zuck* was solls… XD ich hab jetzt mit entsetzen festgestellt, wie schnell es doch aufs ende zugeht… O.o die ganze geschichte hab ich am anfang ja auf so ca 20 kaps geschätzt… ich scheins einzuhalten und das sind wirklich net mehr viele… oj… Kapitel 16: Verrat ------------------ Die Sonne war längst untergegangen, doch ich konnte mich einfach nicht von ihm lösen. Natürlich wusste ich das man uns, wenn auch schlecht, vom Fenster des Salons aus sehen konnte. Aber… es ging einfach nicht. Es wurde auch langsam ziemlich kalt. Nur in seinen Armen war es angenehm warm. Er strich mir kaum merkbar über den Arm. Ich musste schmunzeln. “Alles in Ordnung?”, flüsterte er. “Scheinbar nicht…”, gab ich ihm kopfschüttelnd zur Antwort. “Es wird immer schlimmer. Ich weiß nicht was mit mir los ist…” Ich spürte wie er sich verkrampfte und sah auf. Er sah besorgt aus. “Was… genau meinst du..?” Ich überlegte kurz wie ich es beschreiben sollte. Dann löste ich mich aus seiner Umarmung. “Seit einer Weile schon dreht sich in meinem Kopf alles nur noch um dich. Wenn du mich berührst, verschwindet alles andere um mich herum. Zeitweise sogar schon, wenn du nur in meiner Nähe bist und… es scheint immer schlimmer zu werden.” Er runzelte die Stirn und sah neben mir auf den Boden. Sein Blick hatte etwas leidendes, etwas das mir gar nicht gefiel. “Seit wann..?”, brachte er nach einem kurzen Moment des Schweigens hervor. Ich überlegte kurz. “Seit wir Italien verlassen haben. Davor habe ich es kaum bemerkt aber seitdem…” Er strich mir über die Wange und gab mir einen leichten Kuss. “…tut mir Leid…”, flüsterte er kaum hörbar. So eine Reaktion hatte ich wirklich nicht erwartet. Er stand auf und hielt mir seine Hand entgegen. “Komm. Wir sollten besser in einer Pension in der nähe übernachten. Auf dem Weg hierher habe ich eine schöne gesehen.” Ich ergriff sie und wurde mit einem sanften Ruck nach oben gezogen. “Das ist nicht nötig.” Ich zuckte zusammen. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass sich jemand genähert hatte. Meine Schwester stand ganz in unserer Nähe und sah verlegen zu Boden. “Vater hat für Satoru ein Gästezimmer zurechtmachen lassen.”, “Kann ich mit ihm reden?”, fragte ich etwas irritiert. Wollte er wirklich das wir hierblieben..? Luisian schüttelte langsam den Kopf. “Er will dich heute nicht mehr sehen. Du solltest es morgen versuchen… und hoffen dass er dann bessere Laune hat.” Ich ließ den Kopf hängen und seufzte. Hinter ihr tauchte nun der Butler auf und machte eine leichte Verbeugung. Luisian sah zu Satoru auf: “Er bringt dich auf dein Zimmer.” Er wechselte einen kurzen Blick mit mir, dann folgte er dem Butler. Es tat mir fast körperlich weh, als seine Hand dabei aus meiner glitt und er verschwand. Ich sah ihm noch einen Moment hinterher und bekam gar nicht wirklich mit, wie Luisian sich mir weiter näherte. “Willst du eine Antwort?”, flüsterte sie mir zu. “Auf was..?”, “Warum es wehtut.” Ich versuchte ihr in die Augen zu sehen, was etwas schwer war, da ihr Blick immer noch am Boden haftete. “Hast du… uns gehört..?” Sie wurde rot und nickte leicht, dann kam sie noch näher und flüsterte mir direkt ins Ohr: “Es ist seine Schuld.” Ich runzelte die Stirn. Sie nahm meine linke Hand und strich mit dem Zeigefinger über das Zeichen. “Je länger er dich in diesem Zustand lässt, desto wahrscheinlicher ist es, dass dir etwas zustößt. Es ist nicht vorgesehen das Gefährten lange in diesem Stadium bleiben. Maksim…”, “Dein Gefährte?”, warf ich ein. Das war ein russischer Name, oder? Sie schnaufte und nickte, dann fuhr sie fort: “Maksim hat mir erzählt dass das gesamte Ritual früher innerhalb von vierundzwanzig Stunden durchgeführt wurde.” „Aber was..?“ Sie hob ihre Hand um mich vom weitersprechen abzuhalten. „Ich verstehe nicht wie du es so lange ausgehalten hast. Ich war schon nach ein paar Tagen kaum noch ansprechbar. Alle meine Gedanken, alles was ich tat zielte nur noch darauf ab, uns endlich zu richtigen Gefährten zu machen.“ Sie machte eine Pause, aber ich wartete diesmal geduldig. „Ich mache mir wirklich sorgen um dich! Es scheint noch nicht so weit zu sein, aber wenn er das einzige ist an das du denkst und du alles um dich herum vergisst, bist du leichte Beute für alles was dir gefährlich werden könnte und da ich das jetzt gesehen habe, bin ich mir sicher, dass er das ganz genau weiß.“ Den ganzen Umständen unserer Begegnung hatte ich es wohl zu verdanken, dass es erst seit kurzem zum Problem wurde. “Geht es ihm nicht so..?” Sie drehte ihren Kopf in Richtung Tür, als ob er noch da stehen würde und runzelte die Stirn. “Ich weiß es nicht. Vielleicht kann er es auch nur ganz gut verbergen. Lass uns jetzt lieber wieder hinein gehen.” Sie nahm meine Hand und wollte mich mit sich ziehen, doch ich blieb stehen. “Wird das so bleiben..?” Sie schüttelte leicht den Kopf: “Nein. Nachdem ihr richtige Gefährten geworden seit, wird alles wieder normal.” Mit einem Stirnrunzeln ließ ich mich nun mit ihr mitziehen. Im ersten Stock verabschiedeten wir uns voneinander und ich machte mich auf den Weg zu meinem Zimmer. ‘normal’ Was bedeutete es in meinem Fall wieder normal zu werden? So wie ich vor unserem ersten Zusammentreffen war? Ich betrachtete das Zeichen auf meiner Hand. Wenn ich in diesem Moment einzig und allein davon geleitet wurde, was blieb danach übrig..? Ich erschauderte bei diesem Gedanken und ballte die Hand zur Faust. Ich schreckte zurück, als meine Zimmertür sich öffnete, bevor ich auch nur in die nähe der Klinke kam. Satoru steckte vorsichtig den Kopf heraus und lächelte dann. “Gut. Ich dachte schon ich hätte mich in das falsche Zimmer geschlichen.“ Er schein wieder völlig normal. Wenn er es weiß… heißt das er hat Angst davor, das danach von dem was ich jetzt für ihn empfinde nichts übrig bleibt..? Ich betrat langsam mein Zimmer. Er schloss hinter mir die Tür. Wenn er es deshalb hinauszögern wollte… War er vielleicht deswegen immer wieder gemein zu mir. Damit ich nicht endgültig den Verstand verlor. Aber seit Italien... Ich hatte nicht das Gefühl, als könnte er jetzt noch viel dagegen tun. Außer mich zu seinem Gefährten zu machen. Er ging an mir vorbei, streifte dabei meinen Arm und ließ seine Hand über meine streichen. Er versuchte meinen Blick einzufangen. “Ist alles in Ordnung?”, “Sag du es mir…” Er machte vor mir ein paar Schritte rückwärts und lehnte sich dann gegen den Bettpfosten. Ich war nicht in der Lage ihm in die Augen zu sehen. “Willst du das ich allein zurück nach Japan gehe..?” Mein Herz schien einen Schlag auszusetzen. “W..wie kommst du darauf..?” Sagte ich fast tonlos. Ich versuchte gegen die Panik anzukämpfen die sich in mir breit machte. “Es wird schlimmer werden. Ich… bin nicht gut für dich. Wenn ich jetzt gehe wird alles wieder wie vorher. Du wirst dich nicht einmal mehr daran erinnern Gefühle gehabt zu haben.” Ich war wie betäubt. Das hörte ich zum ersten mal. “Und für dich?” Er sah mich einen Moment lang nur an. Dann lächelte er. “Für mich ändert sich nichts. Aber auch das wird dir dann egal sein.” Ich ging zu ihm und legte meine Stirn an seine Schulter. “Das will ich aber nicht.”, “Das willst du jetzt nicht.”, versuchte er mich zu verbessern. Ich schlang meine Arme um ihn. “Das werde ich nie wollen. Versprich mir das du nicht gehst!” Er lachte und erwiderte dann meine Umarmung. “Schon gut. Ich gehe erst wenn du es willst.” Er drückte mich fester an sich und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. “Was war der Auslöser..?”, flüsterte er mir ins Ohr und sorgte für Gänsehaut. Ich war schon fast völlig versunken in dieser kleinen Welt, in der es nur uns beide gab. “Auslöser..?”, “Wurde es schlimmer nachdem ich dir etwas von meinem Blut gegeben hatte, oder… war es das danach..?” Auch wenn alles in mir versuchte sich zu wehren, löste ich mich ein Stück von ihm, um sein Gesicht zu sehen. Es war dadurch nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt und ich musste mich zusammenreißen, um noch meine Antwort zu bekommen: “Was spielt das für eine Rolle..?”, “Nur um zu verhindern, dass wir es noch schlimmer machen…” Alles in mir schien zu jubeln, da es ihm genauso schwer fiel, Abstand zu halten wie mir. Ich schluckte: “Dann war es das Blut.” Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht, bevor sich seine weichen Lippen auf meine legten. Er strich mit seinen Händen über meinen Rücken, zog mich so näher zu sich. Alle Befürchtungen, alles was um uns passierte, war vergessen. Die Leichtigkeit mit der ich in diese Stimmung kommen konnte machte mir fast Angst. Ohne unseren Kuss zu unterbrechen rutschte Satoru zur Seite, um sich auf mein Bett zu setzen. Ich folgte ihm ohne Widerstand, musste mich aber mit dem Knie auf der Bettkante zwischen seinen Beinen abstützen. Er packte das untere Ende meines Pullovers und zog es ein Stück hoch. Er versuchte sich von mir zu lösen, schaffte es aber nur für einen kurzen Moment, da ich mich an seinem Hals festhielt. “Arme hoch.” Nur widerwillig ließ ich ihn los. Er zog mir den Pullover samt Hemd über den Kopf und ließ ihn auf den Boden fallen, dann zog er mich an der Hüfte wieder zu sich. Er presste seine Lippen mitten auf meinen Oberkörper. Nur ein kleines Stück öffnete er seine Lippen und berührte mich ganz leicht mit seiner Zungenspitze. Mein ganzer Körper schien auf diese kleine Berührung zu reagieren. Ich schloss die Augen und legte meinen Kopf in den Nacken. Schon jetzt war ich kaum noch in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Er bahnte sich einen Weg zu meinem Schlüsselbein und hinterließ seine Spuren an meinem Hals. Als ich meine Augen langsam wieder öffnete viel mir der Spiegel an der gegenüberliegenden Wand auf und was ich da sah, ließ mich wieder ein wenig aus meiner Trance erwachen. Wer war dieser blonde Vampir da im Siegel..? Hände die sich krampfhaft an Satorus Rücken und Haaren festhielten. Ein Oberkörper der sich viel zu schnell hob und senkte. Augen glasig und golden leuchtend. Das sollte ich sein..? Die Augenfarbe des Vampirs flackerte kurz auf und wurde dann zu einem hellen blau. Ich nahm Satorus Gesicht in meine Hände und brachte so ein wenig Abstand zwischen uns. Schwer atmend sah ich ihn an. Seine Augen hatten die selbe Farbe und den selben Ausdruck, wie eben noch die des Vampirs im Spiegel. Wie ein Raubtier auf der Jagd. Ganz behutsam gab ich ihm einen Kuss erst auf sein rechtes, dann auf sein linkes Auge. Daraufhin legte er mich mit dem Rücken auf mein Bett. Ich ließ die Arme, über meinen Kopf, auf das Kissen fallen. Ich sah ihm dabei zu wie er seine Hände von meinem Hals, über meinen Oberkörper gleiten ließ. Sie strichen sanft über meinen Bauch bis zum Ansatz meiner Hose. Mein Körper reagierte so heftig, dass ich die Augen schließen musste und meine Hände am Kissen Halt suchten… Mit einer kurzen Bewegung öffnete er den Verschluss und zog sie über meine Hüften. Seine Finger strichen dabei wie zufällig meine Beine hinunter bis zu den Knöcheln. Nachdem auch meine Hose bei den anderen Sachen auf den Boden gelandet war, bahnte er sich wieder küssend und streicheln einen Weg meine Beine hinauf zu meinen Hüften. Allein die Vorstellung von dem was er gleich tun würde, ließ mich vor Aufregung erschaudern. Trotzdem hielt ich ihn mit den Händen auf. “B..bleibt es dabei..?”, flüsterte ich heiser. Er sah mich fragend an und küsste die Innenseite meines Oberschenkels. “Wobei..?”, “Dabei dass wir erst in Japan…” Er schien etwas überrascht: “Ja… Wieso?” Ich schüttelte leicht den Kopf. “Dann solltest du das lieber nicht tun.” Er lächelte daraufhin so süß, dass ich kurz davor war ihm alles zu geben, was er wollte. Er kam weiter nach oben, wobei er den Stoff seines Hemdes absichtlich über meine empfindlichsten Stellen gleiten ließ. Endlich bei meinem Gesicht angekommen, erfreute er sich an meiner Reaktion und gab mir einen unschuldigen kurzen Kuss. Dann ließ er seine rechte Hand die noch immer an meinem Oberschenkel verweilte, zwischen meine Beine gleiten und tippte ganz leicht mit dem Zeigefinger gegen meine Spitze. Mein Körper wand sich. Mit einem unterdrückten seufzen, biss ich mir auf die Unterlippe und drehte den Kopf zur Seite. Er gab mir mit einem hämischen Grinsen einen Kuss auf den Hals. “So kurz davor..?” Ich war wirklich nur ganz kurz davor, mich an dieses Gefühl zu verlieren. Und so rutschte mir etwas über die Lippen, dass ich eigentlich nicht mehr sagen wollte. “Bitte… Kannst du das Gefährten-Ding nicht vergessen und einfach mit mir schlafen..?“ Sein Gesicht wurde plötzlich ernst. Er fuhr mit seiner Hand ein wenig tiefer. Obwohl er mich nur ganz leicht berührte zuckte ich zusammen und versuchte instinktiv zurückzuweichen. “Nicht..!“ Die Erinnerung an das letzte Mal wurden in mir wachgerufen und mein Verstand war mit einem Schlag wieder voll da. Er ließ mich los und setzte sich mit einem Seufzer etwas von mir weg. Eine Mischung aus Mitleid und Reue spiegelte sich in seinem Gesicht wider. “War das wirklich so schlimm gewesen..?” Es dauerte noch einen Moment bis ich begriff, dass er gar nicht vorhatte mir erneut wehzutun. “Es war nicht gerade angenehm.”, gab ich ihm mit einem gequälten Lächeln zur Antwort. Er atmete geräuschvoll aus. “Es tut mir leid. Ich werde dir sicher nicht noch einmal so wehtun.”, “Also bist du diesmal nicht wütend und willst wirklich mit mir schlafen..?” Ich konnte es kaum glauben. Ich krabbelte zu ihm und gab ihm einen Kuss. “Wirklich..?” Dann gab ich ihm noch einen und noch einen, bis er endlich antwortete: “Ja! Mehr als alles andere.” Während wir uns erneut küssten, half ich ihm aus seinem Hemd und seiner Hose. Als er mich so in den Arm nahm, atmete ich erleichtert auf. “Was ist?”, fragte er amüsiert. “Das fühlt sich viel besser an…” Ich hatte diesen Satz noch gar nicht richtig ausgesprochen, da hatte er mich schon wieder mit dem Rücken auf mein Bett gelegt. Ohne weiter Zeit zu verschwenden brachte er meine Beine auseinander und gab mir erneut einen Kuss auf die Innenseite. Mit einem breiten Grinsen fragte er mich: “Jetzt darf ich doch sicher, oder?” Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm er meinen in die Hand und schließlich in den Mund. Ich konnte mir einen Aufschrei nicht verkneifen und schlug sofort danach meine Hand vor den Mund. Während die andere versuchte seinen Kopf wegzudrücken. Aber schon nach kurzer Zeit musste ich meinen Widerstand aufgeben. Das war einfach viel zu gut. Ich fing an zu zittern und bei jeder Bewegung tanzten mehr weiße Punkte vor meinem Inneren Auge. Erneut war mein Verstand kurz davor sich abzuschalten, als er aufhörte, sich über mich beugte und nach etwas auf dem Nachtisch griff. Ich war zu benommen um zu erkennen oder zu begreifen was es war. “Keine Sorge. Halt einfach still.” Ich kniff die Augen zusammen, als er eine kalte Flüssigkeit zwischen meinen Beinen verteilte. “Was ist das..? Hast du das mitgebracht?” Er lächelte nur. “Dann hattest du das von Anfang an vor?!” Also war ich wieder einmal auf ihn reingefallen. Wieso musste immer alles nach seiner Pfeife tanzen?! Das wäre der richtige Zeitpunkt gewesen wütend zu werden. Da ich das hier jedoch auch um jeden Preis wollte, beschloss ich es ihm später heimzuzahlen. Da immer noch die Gedanken an das letzte Mal in meinem Kopf kreisten, schaffte ich es nicht mich zu entspannen. Er strich weiter über meinen Eingang, während er nun versuchte meinen Körper mit Küssen und Streicheleinheiten zu besänftigen. Als sich endlich unsere Lippen trafen, war er in der Lage einen Finger zu benutzen. Ich hielt mich an seinem Rücken fest, es war nicht gerade angenehm aber der befürchtete Schmerz blieb weitestgehend aus. Er ließ mir ein wenig Zeit mich daran zu gewöhnen, dann ließ er einen zweiten Finger folgen. “W..was..?”, stammelte ich, als er begann mit seinen Fingern die Innenseiten suchend abzutasten. Schon nach wenigen Augenblicken traf er eine Stelle, die meinen ganzen Körper scheinbar unter Strom setzte. Ich stöhnte auf und umarmte Satoru fester. Nun waren es nicht mehr nur weiße Punkte die vor meinen Augen tanzten, sondern gleich ein ganzes Feuerwerk. Ich wusste nicht mehr ob ich nur kurz davor oder bereits gekommen war, mein Körper verselbstständigte sich und mein Geist wurde erst wieder etwas klarer, als er seine Finger wieder herauszog, nur um sie wenig später mit etwas anderem zu ersetzen. -- Es war noch dunkel als ich aufwachte, sodass ich erst nach einigen Augenblicken begriff wo ich war. Satorus Gesicht lag nur wenige Zentimeter von mir entfernt und er hielt mich fest im Arm. Ich rutschte ein Stück näher und schloss meine Augen. Das Zeichen an meiner Hand brannte, als wollte es mich tadeln. Meine Besessenheit schien nicht schlimmer geworden zu sein, auch wenn es in meinem Kopf alles andere als normal zuging. Momentan schien Frieden zu herrschen. Ein angenehmes Gefühl, das dafür sorgte, dass ich schnell wieder einschlief. Das nächste Mal wurde ich von Vogelgezwitscher geweckt. Es war kalt. Ich runzelte die Stirn, öffnete langsam die Augen und schreckte sofort hoch. Was dafür sorgte, dass sich meine Hüfte mit einem leichten dumpfen Schmerz meldete. Mit einem zusammengekniffenen Auge stellte ich fest, dass er nicht neben mir lag. Der Frieden in mir wich sofort wieder der Panik. Er war doch nicht etwa dabei etwas dummes zu tun..? Ich sprang mehr oder weniger aus dem Bett, verlor dabei fast das Gleichgewicht und stolperte zu meinem Schrank. Ich zog mir hastig etwas über und lief aus dem Zimmer. Ich musste mich unbedingt vergewissern, dass er nicht bei meinem Vater war. Schon nach wenigen Metern versperrte mir Luisian mit einem leidenden Gesichtsausdruck den Weg. “Ich… soll dir ausrichten, dass er dich in der Kanalisation erwartet.” Ich starrte sie ungläubig an. “Was..?” Das nächste was ich spürte, war ein dumpfer Schlag auf meinen Hinterkopf. Die Welt um mich herum wurde fast augenblicklich schwarz. -- Dunkelheit und ein muffiger Geruch waren die Dinge die mich umgaben, als ich aufwachte. Ich hörte Wasser rauschen. Als ich mich langsam aufrichtete und der Schmerz an meinem Hinterkopf einsetzte, fiel mir wieder ein was passiert war. Auch wenn ich es immer noch nicht verstand. Ich war niedergeschlagen und ganz offensichtlich verschleppt worden. Das Wort Kanalisation huschte durch meine Gedanken. Es dauerte ein paar Augenblicke mich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Ich lehnte an einer nassen modrigen Wand. Vor mir floss ein Strom aus dunklem Wasser und ich hoffte, dass er nur so dunkel wegen des mangels an Licht war. Ich sah mich um. Ich befand mich mitten in einem Tunnel der zu beiden Seiten kein Ende zu haben schien. Was ging hier nur vor..? Warum hatte meine Schwester mir das angetan..? Moment. Eigentlich hat nicht sie, sondern jemand den ich nicht sehen konnte, mich niedergeschlagen. Ich seufzte. Hatte mein Vater damit zu tun oder Satoru? Sie sagte das ER hier auf mich wartet. Sie hätte sich ruhig genauer ausdrücken können. Momentan sorgte weiteres Nachdenken nur für Kopfschmerzen also beschloss ich einen Ausgang zu suchen. Trotzdem mich der Gestank in meinen Fähigkeiten einschränkte, würde ich das schon hinbekommen. Ich konzentrierte mich und versuchte alle Sinne zu aktivieren. Es gelang mir ein leichtes Lüftchen von rechts auszumachen. Ein relativ frisches Lüftchen. Ich beschloss kurzerhand mich in diese Richtung zu wenden. Ich kam nur langsam voran, nicht nur mein Hinterkopf machte mir zu schaffen. Auch die letzte Nacht hatte ein paar Spuren hinterlassen, die sich nicht leugnen ließen. Ich seufzte und hielt kurz an, um zu verschnaufen. Sie hatten sich wirklich Mühe gegeben, nach ein paar Abzweigungen hatte ich den Ausgang immer noch nicht erreicht. Aber ich war mir sicher ihnen war klar, dass ich hier, anders als ein Mensch, nie verloren gehen würde. Was mich wieder zu der Frage brachte, was sie damit bezwecken wollten und wer SIE überhaupt waren. Eigentlich hatte ich gedacht Luisian war auf meiner Seite. Wie konnte ich mich nur so irren? Ihr leidender Gesichtsausdruck konnte ihr da auch nicht weiter helfen. Leise fluchend machte ich mich wieder auf den Weg. Gut eine halbe Stunde später, wurde es heller und die Luft besser. Ich hatte den Ausgang endlich erreicht. Ich ließ mich draußen auf die Wiese neben dem kleinen Rinnsal fallen. Ich musste lachen, da die Luft genau betrachtet immer noch nicht rein war. Die Sonne stand hoch am Himmel. Ich schien also nicht allzu lang bewusstlos gewesen zu sein. Ich überlegte wieder nach hause zu gehen. Aber was genau wollte ich eigentlich da? Es war offensichtlich, dass das jetzt nicht in Frage kam. Aber mir fiel auch nichts besseres ein. Wo war nur Satoru? Warum hat er mich allein gelassen. Ich hob meine Hand und starrte mein Zeichen an. Er war also weder tot, noch wirklich verschwunden. Aber wo war er? Ich setzte mich auf und sah in das Dunkel des Tunnels. Wenn… Luisian damit gemeint hat, dass sie ihn auch irgendwo da hinein gebracht hatten..? Ich zog die Beine an und schlang meine Arme um sie. Die Sonne war angenehm warm, der Boden und die Luft trotzdem eiskalt. Natürlich hätte ich selbst etwas unternehmen können. Ich hätte ihn da drinnen suchen können. Ich hätte nach hause gehen und meiner Schwester den Kopf waschen können. Aber ich blieb sitzen. Auch wenn ich wusste, dass das nicht die beste Lösung war, so wollte doch ein Teil von mir das er kommt, um mich zu retten. Er würde sicher kommen… Die Sonne ging schon fast unter, als ich immer noch da saß und auf den Eingang starrte. Ich hatte schon fast aufgegeben, als ich von drinnen ein Geräusch wahrnahm. Ich sprang auf und ging ein paar Schritte in das Dunkel. Als sich meine Augen an die Lichtveränderung gewöhnt hatten, konnte ich eine Gestalt ausmachen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich erkannte das es sich um Satoru handelte. Ich lief auf ihn zu, wurde auf halben Wege aber langsamer. Er war an der Schulter verletzt und hatte einen seltsamen Ausdruck auf dem Gesicht. Als wir uns fast gegenüberstanden, blieb ich stehen und flüsterte leise seinen Namen. Ich wartete auf eine Reaktion. Er bleib direkt vor mir stehen und strich mir mit seinen blutverschmierten Fingern von der Wange bis zum Kinn. Dann zog er mich in seine Arme. Alles um mich herum verschwand für einen Moment in einem hellen Lichtblitz. Dann flüsterte er mir kaum hörbar ins Ohr: “Also stehst nur noch du zwischen mir und der Freiheit..?” Ich machte ein paar Schritte zurück. Er stand vor mir mit einem blutverschmierten silbernen Dolch in der Hand und runzelte die Stirn. “Wieso verschwindest du nicht..?” Ich sah an mir herunter. Das Blut an dem Dolch war meines. Mir wurde schwindelig, als ich die Wunde auf Höhe meines Herzens sah. Das war definitiv nicht gut. Immer mehr Blut kam heraus und meine Beine gaben nach. Die Welt um mich herum verschwand als ich fiel. Schon den Aufschlag spürte ich nicht mehr. Alles um mich herum war wieder Friedlich und warm. Fühlte es sich so an wenn man starb? ---- ich weiß was ihr jetzt denkt… zum einen: warum zum henker hat das so lang gedauert… und dann noch zweimal: warum zum henker hört sie hier auf??? gaaaanz einfach: weil ich es kann! muhahahahahaha *hust* nein mal im ernst… es hat so lang gedauert, weil ich erst nich dazu kam und als ich dann wieder zeit hatte *peng* war mein pc im ar*** und ich musste warten bis er von der rep zurück war… und dieses kap in der uni-bibo im pc-pool schreiben? haha… nein. wirklich nicht. >.> so. dann wollte ich mit dem ersten abbrechen verhindern, das es ein ü18 kap wird. (hoffe das is mir gelungen) und das ende… nun… cliffhanger baby! XD (hat mir Kchan beigebracht bedankt euch bei ihr!) bis zum nächsten! dauert auch sicher nich so lang! ach ja... macht bitte bei meiner umfrage mit! XD wenn jemand bestimmtes gewinnt gibts nen tollen bonus! Kapitel 17: Tot geglaubt ------------------------ Stimmen… So weit weg… Wollte wissen was sie sagen… Aber wie konnte ich sie näher holen? Laufen? Ich konnte mich nicht einmal bewegen. Nicht sprechen. Nicht sehen. Mein Bewusstsein war zu weit von meinem Körper entfernt. Also war es wirklich passiert? War ich tot? Nein. Ich durfte nicht sterben. Nur mit ihm. Er hatte es versprochen. Er würde mich nicht überleben. Ich konnte nicht tot sein. Ich musste mich konzentrieren, aufwachen! Ich musste einfach näher zu den Stimmen! Sie wurden lauter. Ich spürte wieder die schwere meines Körpers, Erschöpfung, Schmerz. Gut so. Noch ein Bisschen. “…alles gut! Er hat doch überlebt.” Tante Michelle… “Ja. Aber nur um haaresbreite! Wie konntet ihr das nur zulassen?!”, und meine Schwester Luisian. Plötzlich herrschte Schweigen. Ich versuchte die Augen zu öffnen. Aber es war so schwer… Nur langsam setzten sich die verschwommenen Gestalten vor mir zu einem klaren Bild zusammen. Michelle beugte sich ein wenig über mich. “William..? Wie fühlst du dich?” Ich überlegte kurz, versuchte wieder ein Gefühl für meinen Körper zu bekommen. Ich hob, mehr als Test, meinen Arm und brachte ihn zu meinem Kopf. Dann antwortete ich fast tonlos: “Schwach… und mein Herz tut weh…” Michelle setzte sich wieder aufrecht hin. Ich musste meinen Kopf leicht drehen, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. “Kein Wunder. Dieses Monster hätte dich fast umgebracht.”, sagte sie trocken. Ich versuchte mich daran zu erinnern was passiert war, sah Satoru vor mir… mit einem Messer… Ich schreckte hoch, ließ mich dann aber gleich wieder fallen. Ein seltsamer Schmerz breitete sich vom Herzen, bis in meine Fingerspitzen aus. Ich hielt mir die Brust, als könnte ich ihn dadurch vertreiben. “Du solltest dich noch nicht so schnell bewegen. Es ist äußerlich nur eine Narbe zu sehen, aber dein Körper kämpft noch immer.” Michelle seufzte. “Du hattest wirklich Glück, dass deine Schwester in der Nähe war. Sie hat Satoru aufgehalten und dich hier her zurückgebracht.” Als der Schmerz langsam nachließ tastete ich nach meiner Verletzung. Ich konnte eine leichte, längliche Erhebung ausmachen. Eine Narbe… Ich hatte einen Stich ins Herz überlebt..? Ich runzelte die Stirn. “Wie lange war ich bewusstlos?” Ich hatte schon davon gehört, aber es nie vorher gesehen, geschweige denn erlebt. Wenn Vampire lebensbedrohlich verletzt werden, reduzieren sie sämtliche Körperfunktionen auf ein Minimum und fallen in eine Art Koma. Bei Menschen ist es ähnlich. Doch wir können unseren Körper in einen Todesähnlichen Zustand versetzen. Damit sich jede einzelne Zelle ausschließlich um die Verletzung kümmern kann. Ein Mensch würde das nicht überleben. Luisian wechselte mit Michelle einen kurzen Blick, dann antwortete sie zögernd: “S..seit fast einer Woche…” Nur eine Woche..? Ich war kein Experte aber, selbst wenn meine Verletzung nicht tödlich gewesen wäre, hätte es länger gedauert sie zu heilen. Was war hier nur los? Noch bevor ich nachfragen konnte, sprang Michelle auf und ging zur Tür. “Ich sage deinem Vater, dass du aufgewacht bist.”, und schon war sie verschwunden. Es herrschte eine Weile Schweigen. “Wie… fühlst du dich..?”, fragte Luisian schließlich. “Ich dachte das hätte ich schon gesagt?” Sie schüttelte den Kopf. “Nein. Ich meine was fühlst du? Bist du nicht wütend? Auf Satoru?” Ich zog eine Augenbraue hoch. “Wovon redest du da eigentlich? Ich und wütend?” Ich lachte kurz auf, ließ es aber schnell wieder bleiben, da sich erneut eine Welle aus Schmerz in meinem Körper ausbreitete. Als ich wieder zu ihr sah, konnte ich fast zusehen wie jegliche Farbe aus ihrem Gesicht wich. Sie sprang auf, ergriff meine linke Hand und drehte sie fast schmerzhaft mit der Innenseite zu sich. Sie starrte erst meine Hand, dann mein Gesicht an. “Was ist denn los mit dir?” Anstatt zu antworten ließ sie mich los und machte ein paar Schritte zurück. “E..es ist weg…” -- Als Michelle die Tür des Arbeitszimmers öffnete, fand sie ihren Bruder wider erwarten nicht an seinem Schreibtisch, sondern am Wandgemälde vor. Sie zögerte kurz, schloss dann hinter sich die Tür und stellte sich neben ihn. “Was machst du da?”, “Ich betrachte die Welt der Vampire.” Er breitete die Arme aus. “Die dank uns jetzt vor ihm sicher ist.”, “Du scheinst dir ja ziemlich sicher zu sein, dass Satoru tot ist.” Alexandre schenkte ihr ein zufriedenes Lächeln. “Er hat seinen Gefährten fast umgebracht. Wenn das für ihn kein Grund ist seine jämmerliche Existenz zu beenden, was dann?” Er drehte sich um und ging zur Bar. Er nahm sich zwei Gläser und eine Kristallkaraffe mit einer braunen Flüssigkeit, dann gab er Michelle eines der Gläser und füllte es zur Hälfte. “Genau genommen ist es besser gelaufen als gedacht. Satoru ist tot und wir haben, sozusagen als Bonus, unseren alten William wieder. Wenn das kein Grund zum Feiern ist.” Er hob sein Glas kurz in die Luft und trank es dann in einem Zug aus. Michelle ließ die bernsteinfarbene Flüssigkeit in ihrem Glas kreisen. “Er ist übrigens zu sich gekommen.”, “Hervorragend!” Alexandre füllte sein Glas erneut. “Willst du dich nicht von seinem Tod überzeugen?” Er zuckte mit den Schultern. “Wer weiß in welches Loch er sich verkrochen hat.” Michelle ließ fast ihr Glas fallen, als die Tür von außen aufgerissen wurde und laut krachend gegen die Wand schlug. “Es ist weg!”, rief Luisian, halb aufgebracht, halb überrascht. “Um Himmels Willen, was ist weg?”, kam es ihr von Michelle entgegen. “Das Zeichen auf seiner Hand! Heißt das Satoru ist tot?”, “Natürlich ist er tot.” Alexandre nahm wieder breit grinsend einen großen Schluck aus seinem Glas, woraufhin Michelle nur schnippisch lachte: “Oder zurück nach Japan. Aber wieso deshalb so ein Aufstand? Er hatte das Zeichen doch schon nicht mehr, als du ihn hierhergebracht hattest.” Sie schien für einen Moment nachzudenken. “Oh… Aber dann fällt die Möglichkeit, dass er nach Japan zurück ist doch weg, oder..?” Michelle nippte an ihrem Glas. “Trotzdem habe ich so ein komisches Gefühl… Das war viel zu einfach…” Ihr Bruder stellte sein Glas laut klirrend auf ein mit Kupfer beschlagenes Tischchen. “Meinetwegen. Wenn es dich beruhigt, lass doch ein paar meiner Männer nach ihm suchen.”, “Sei nicht albern, der einzige der ihn jetzt finden könnte ist William.” Luisian zuckte bei diesen Worten zusammen und sprang zwischen die beiden: “Nein! Ihr habt mir versprochen, dass ihr ihn da raus haltet! Er wäre fast gestorben! Ich habe euch nur geholfen um ihn wieder zurückzuholen! Ich lasse nicht zu, dass er sich noch einmal in solche Gefahr begibt!” Alexandre lachte kurz auf. “Beruhige dich! Sollte er wirklich noch hier sein, ist er mit Sicherheit in einem schlechten Zustand. Du selbst hast uns doch gesagt, dass Satoru ihm sein Blut gegeben hat und du ihn angreifen musstest, um an William heranzukommen.”, “Mag sein aber…” Michelle umarmte ihre Nichte sanft. “Williams Verletzung war alles andere als ein Kratzer. Um so eine lebensgefährliche Wunde zu schließen, bedarf es einer enormen Menge Blut. Selbst nach einer Woche wird er sich von diesem Blutverlust noch nicht erholt haben. Erst recht nicht wenn er verletzt ist.” Luisian seufzte. “Ich will trotzdem nicht, dass er zu ihm geht. Satoru ist gefährlich…” “William hat seinen eigenen Kopf. Ich nehme an, dass er selbst nach ihm suchen wird, auch ohne das wir es ihm sagen. Wie willst du ihn davon abhalten?” Darauf fiel Luisian nichts mehr ein und sie ließ ihren Kopf hängen. Es war nicht das erste Mal, dass William etwas unternommen hatte, das sie zu gerne verhindert hätte. Nicht zuletzt seine Weltreise, die ihn überhaupt erst in diese Lage gebracht hatte. “Außerdem…”, flüsterte ihr Michelle ins Ohr, “…würde ich ihn nie unbewaffnet ziehen lassen.” -- Mir war langweilig. Laut meiner Tante lag ich jetzt schon fast eine Woche in diesem Bett. Ich fühlte mich gut, warum sollte ich nicht aufstehen? Nur wegen einem Zwicken in der Brust? Ich atmete laut aus und drehte mich auf die Seite. Mir war selbst klar, dass das alles andere als nur ein Zwicken gewesen war. Aber ich mochte es nicht im Bett bleiben zu müssen. Ich kam mir so nutzlos vor. Und mir war langweilig! Immer wieder versuchte ich mich an die letzten paar Monate zu erinnern, aber es war als läge dicker Nebel über diesen Erinnerungen. Im Groben konnte ich mir die Ereignisse zusammenreimen, aber es fehlten zu viele Details um ein klares Bild zu bekommen. Ich wusste, dass ich auf meiner Reise in Japan halt gemacht hatte. Ich begegnete Satoru und dieser hielt mich gefangen. Zu Anfang. Aber dann fühlte ich mich keineswegs eingesperrt. Also wieso blieb ich bei ihm? Nur weil er stärker war als ich? Das was mich jedoch am meisten wunderte, war dass ich Satoru mit hierher genommen hatte… Wieso? Wieso hatte ich die Chance zur Flucht nicht genutzt? Wieso hatte ich es nur soweit kommen lassen, dass er mich hier fast umbrachte? Sinnlos weiter darüber nachzudenken. Es war fast so, als wollte sich mein Geist nicht daran erinnern. Ich erhob mich langsam. Der erwartete Schmerz blieb aus. Ich rutschte zum Rand meines Bettes und stellte die Füße auf den kleinen Teppich davor. Nichts tat weh. Ich runzelte die Stirn und stand auf. Ich taumelte ein wenig, konnte mich jedoch fangen und ging zum großen Schrank. Déjà-vu. War ich vor kurzem nicht schon einmal zum Schrank getaumelt? Und überhaupt… Ich hatte so ein Gefühl, als hätte ich etwas sehr wichtiges vergessen. Etwas das mein Zimmer betraf. Ich öffnete den Schrank und nahm mir Hemd und Hose. Mir war nach schwarz zumute. Schwarze Weste, schwarze Jacke, einfach alles in schwarz. Ob mein Unterbewusstsein mir irgendetwas sagen wollte? Ich musste schmunzeln und kam mir langsam vor, als hätte ich den Verstand verloren. Es stimmte einfach alles nicht, Körper, Geist, alles war anders als es sein sollte. Ich wusste es. Wer oder was ich in den letzten Monaten gewesen war, war verschwunden. Tot. Schwarz war absolut angemessen. Als ich fertig war, einen Blick in den Spiegel warf und zufrieden mein Werk betrachtete, fiel mir die Narbe ein. Ich knöpfte mein Hemd wieder etwas auf und betrachtete sie. Eine rosa Erhebung, nicht viel mehr als drei Zentimeter lang und exakt senkrecht verlaufend. Sie sah fast unecht aus. Ich strich mit dem Finger darüber, um sicher zu gehen, dass sie wirklich da war. Fast zeitgleich spürte ich ihn wieder, diesen dumpfen Schmerz. Bei weitem nicht so heftig wie nach dem Aufwachen, aber er war da. Er fühlte sich genauso unecht an, wie diese Narbe und schien nicht von meinem Körper auszugehen. Mein Blick fiel wieder auf das Bett. Etwas an das ich mich nicht erinnerte, mich vielleicht nicht erinnern wollte? Ich stellte mich direkt davor, betrachtete es. Legte den Kopf schräg, in der Hoffnung die Erleuchtung würde aus irgendeiner Ecke meines Kopfes rollen und für mich greifbar werden. Das ‘Leuchten’ das ich stattdessen sah, kam von etwas Metallischem darunter. Ich kniete mich hin und zog es hervor. Es war eine kleine Kiste. Auch wenn mir so einiges in letzter Zeit entfallen war, war ich mir sicher, dass sie nicht mir gehörte. Ich öffnete sie und fand darin eine Pistole, silbern, reichlich verziert. Mit Silberkugeln geladen. Ich musste schmunzeln. Wie praktisch. Geradezu dafür gemacht sich bei Satoru für die nette Zeit und das hübsche Andenken zu bedanken. Ich nahm sie in die Hand. Sie war wie für mich gemacht. Das war sie wohl auch. Mit Sicherheit ein Geschenk von Tante Michelle. Ich seufzte. Er war irgendwo in der Nähe. Eine offensichtliche Gefahr für mich und meine Familie. Aber wie sollte ich ihn finden? Wie durch einen kalten Hauch angeregt, stellten sich die Härchen in meinem Nacken auf. Ein Gefühl als würde ich beobachtet. Ich drehte mich um, meine Zimmertür war immer noch verschlossen. Das Fenster? Mein Zimmer befand sich im ersten Stock, es konnte mich niemand von dort beobachten. Trotzdem stand ich auf und ging vorsichtig darauf zu. Ein Kind, ein Mädchen um genau zu sein, stand mitten in unserem Garten und starrte zu meinem Fenster hinauf. Als sie mich sah legte sie ihren Kopf leicht schräg. Ein Glöckchen erklang. Ein Glöckchen? Das kam mir bekannt vor. Ich versuchte mich zu erinnern und es gelang mir tatsächlich. “Lorelei…”, flüsterte ich und als hätte sie es gehört, schenkte sie mir ein gespieltes Lächeln. Ich musste zu ihr. Ich drehte mich um und lief los. Wieder ein Stechen in meiner Brust. Aber es ging nicht anders. Was auch immer sie hier machte, sie konnte mich zu ihm bringen, das war sicher. “Verdammt..!”, schnaufte ich außer Atem. Als ich den Graten betrat, konnte ich sie nirgends entdecken. Ich hatte sie mir doch nicht nur eingebildet..? “Hallo William.”, erklang ihre glockenklare Stimme plötzlich hinter mir. Ich fuhr herum und stand ihr so direkt gegenüber. Ein kurzes Lächeln huschte über mein Gesicht. Sie erwiderte es und sah dann zu der Waffe, die ich immer noch in der Hand hielt. “Nette Begrüßung.” Ein weiterer Geistesblitz ließ mich schwer schlucken. Sie konnte die Zukunft sehen. Also wusste sie was ich vorhatte? Ihr Lächeln wurde breiter. “Keine Angst. Ich habe nicht vor dich aufzuhalten. Ich will dich zu ihm bringen.” Ich stutzte. “So einfach..?”, “Natürlich. Ich habe dir sogar ein Geschenk mitgebracht.” Sie streckte mir ihre Hand entgegen. Ich hielt meine darunter und sie ließ etwas kaltes hinein fallen. Stirn runzelnd betrachtete ich ihr Geschenk. “Du nimmst es doch an, oder?” Ich nickte und steckte es zusammen mit der Waffe in die Innentasche meiner Jacke. Mit einem erneuten Lächeln ergriff sie meinen Ärmel und zog mich mit sich. Wir schlichen uns vom Grundstück und folgten der kleinen Straße die ins nächste Dorf führte. Ich erinnerte mich das kurz vor den ersten Häusern eine kleine Pension war. Das war nicht gerade ein gutes Versteck, aber vielleicht gerade deshalb effektiv? Wer würde schon annehmen, dass er so nahe war. Entgegen meiner Erwartungen, führte sie mich kurz vor der Pension nach rechts, einen versteckten Feldweg entlang. Hinein in ein kleines Waldstück. Nach einer Weile passierten wir ein verwildertes Tor. Kaum sichtbar und schon fast vom Wald übernommen, erschien ein Landhaus vor uns. Ich hatte nicht gewusst, dass es hier so etwas gab, nicht weit von unserem Haus entfernt. Wie hatten sie es nur gefunden? Lorelei blieb stehen und ließ mich los. Bevor ich jedoch die erste Stufe der Veranda betreten konnte, schnitt mir eine Wand aus Feuer den Weg ab. Ich stolperte ein paar Schritte zurück und erkannte hinter den Flammen eine Frau, sitzend in einem Schaukelstuhl. “Keinen Schritt weiter.” Sie stand auf und das Feuer breitete sich kreisförmig um mich herum aus. Noch kein Grund in Panik zu geraten. Ich lächelte. Ein weiteres bekanntes Gesicht. “Sophie. Schön dich zu sehen.” Ihre roten Augen funkelten mich an. “Tut mir Leid, ich kann dich hier nicht durchlassen.” Ich musste lachen. “Seit wann sorgst du dich denn so um Satoru?”, “Oh, das tue ich keineswegs. Ich sorge mich um dich.” Wieder dieser dumpfe Schmerz. Langsam fing das ganze an mich zu nerven. Das Feuer war heiß und ich hatte keine Lust meine Zeit mit ihr zu vergeuden. Ich warf einen kurzen Blick über die Schulter. Lorelei legte den Kopf in den Nacken und hob beide Arme über den Kopf. Fast augenblicklich ergoss sich ein heftiger Regenschauer über uns und das Haus. Zischend und qualmend erloschen die Flammen. Sophie erstarrte förmlich. Ich konnte ohne weiteres an ihr vorbei, ins Haus gehen. Ich staunte nicht schlecht, als ich die schwere alte Tür öffnete. Im Gegensatz zur Fassade, war das Innere vollkommen in Takt. Scheinbar diente das verwilderte Äußere wirklich nur der Tarnung. Ich zog die silberne Pistole. Es war nicht schwer zu erraten wo er sein musste. Denn es roch, nein es stank nach altem Blut. Er war eindeutig im ersten Stock. -- “W..warum hast du mich aufgehalten?!”, fauchte Sophie Lorelei an. Diese schien jedoch völlig unbeeindruckt. “Warum hast du dich ihm in den Weg gestellt?”, “Warum?! Kannst du dir das nicht denken? Er ist gekommen um Satoru umzubringen, so wie du es vorhergesehen hast, warum lässt du das zu?!” Lorelei zuckte mit den Achseln. “Man kann das was mir das Wasser gesagt hat nicht ändern. Ich habe auch gesehen wie Satoru ihm ein Messer ins Herz gestoßen hat und er hat es wider erwarten überlebt. Du musst ein bisschen Vertrauen haben.” Sophie schnaufte und ließ sich wieder in den Schaukelstuhl fallen. “Man kann es nicht verhindern..?” Lorelei schüttelte den Kopf. Das kleine Glöckchen an ihrem Haarband erklang. “Nicht verhindern. Aber zu unseren Gunsten verändern.” Sie lächelte und verwirrte Sophie damit nur noch mehr. -- Im Flur der oberen Etage gab es keine Fenster. Das einzige Licht kam von einer Lampe an der Decke. Es gab also Strom. Zu beiden Seiten befanden sich Türen, aber ich wusste, dass er im Raum ganz am Ende des Ganges sein musste. Dieser Gestank. Normalerweise rief Blut mein Verlangen wach, doch dieser Geruch… Es war mein Blut, für mich unerträglich. Wohl eine Art Schutzmechanismus. Ich hatte gerade die Hälfte des Weges hinter mir gelassen, als ein Schatten vor seiner Tür scheinbar zum Leben erwachte und sich mir in den Weg stellte. Es war Kazuki. Er blickte zu Boden, schien jedoch bereit seinen Herren zu verteidigen. Ich legte den Kopf leicht schräg und schenkte ihm ein Lächeln. “Geh beiseite.”, bat ich ihn höflich. Er schüttelte leicht den Kopf und zog zwei Japanische Schwerter. Ich atmete geräuschvoll aus. “Warum müsst ihr es mir alle so schwer machen?” Ich hatte nicht vor meine Waffe gegen ihn einzusetzen, also bat ich ihn abermals: “Kazuki. Lass mich zu ihm.” Er begab sich in Angriffsposition, ich konzentrierte mich. Fühlte das Knistern. Als er auf mich zustürmte, reichte eine einzige Bewegung, um die gesamte Luft mit Strom zu erfüllen. Ich brauchte ihn nicht einmal zu berühren, um ihn außer Gefecht zu setzten. Er fiel kurz vor mir zu Boden und die einzige Glühbirne im Gang zersprang. Kleine, fast silberne Blitze züngelten über den am Boden liegenden Körper und erhellten einen Teil des Ganges. Ich stieg über ihn hinweg und erreichte die Tür die ihn verbarg. Einen Moment dachte ich über einen dramatischen Auftritt nach, so etwas wie Tür eintreten, ließ es jedoch bleiben. Ich drückte die Klinke herunter und stieß die Tür vorsichtig mit dem Fuß auf. Mit der Waffe voran betrat ich den Raum. Alle Lichter waren aus und alle Vorhänge zugezogen. Dennoch erkannte ich eine zusammengekauerte Gestalt an der gegenüberliegenden Wand. Kein Zweifel. Es war Satoru. Mit dem Ellenbogen schaltete ich das Licht ein. Keine Reaktion, er starrte bewegungslos auf den Boden vor mir. Sein weißes Hemd und seine Hose waren über und über mit Blut beschmutzt. Das Blut das ich vergossen hatte, längst zu rostbraunen harten Flecken getrocknet. Der Gestank war kaum auszuhalten. Ich näherte mich langsam. Als meine Beine in seinen Focus gerieten, sah er auf. Sein sowieso schon fahles Gesicht schien noch einmal an Farbe zu verlieren. “Unmöglich…”, stammelte er, “…du bist tot.” Ich runzelte die Stirn. Von ihm schien keinerlei Gefahr auszugehen. Ich näherte mich weiter, bis die Mündung meiner Waffe seine Stirn berührte. “Wie du siehst, bin ich es nicht.” Er lächelte und fast gleichzeitig durchfuhr meinen Körper wieder dieser dumpfe Schmerz. Mir wurde schwindelig. Aber ich konnte jetzt nicht zusammenbrechen, ich hatte eine Aufgabe. Seine Gestalt verschwamm vor meinen Augen. “Du… hast mir verdammt… wehgetan…”, flüsterte ich fast tonlos. Meine linke Handfläche mit der ich meine Waffe stützte, fing an zu brennen. “Es tut mir Leid.“, erwiderte er und schloss die Augen. Der Schleier vor meinen Augen lüftete sich kurz. Erst jetzt begriff ich, dass das nichts mit dem Schmerz in meiner Brust zu tun hatte. Heiße Tränen liefen mir die Wangen hinunter und ich wusste nicht einmal warum. “Es tut mir so Leid…“ Er wiederholte es immer wieder. “Sei still..!”, befahl ich ihm mit gebrochener Stimme, schloss die Augen… …und drückte ab… Ein lauter Knall, hallte durch den Raum und sicher auch durch alle Gänge. Ich verharrte eine Weile, Augen geschlossen und wartete. Darauf dass das Pfeifen in meine Ohren nachließ, dass jemand zu uns kam, oder er sich meldete. Aber es blieb still. Als das einzige verbleibende Geräusch mein Herzschlag zu sein schien, öffnete ich wieder die Augen und hielt den Atem an. Da saß er, an der Wand gelehnt. Seine Augen geschlossen, zu keinerlei Regung fähig. Meine Beine gaben nach und ich ließ mich auf die Knie fallen. Ich warf die Waffe kurz über den Boden in eine Ecke des Zimmers und betrachtete ihn. Die Kugel hatte ihn genau in der Mitte der Stirn getroffen und war durch die kurze Distanz hinter ihm in der Wand verschwunden. Für meinen ersten ‘Mord’ wirklich beeindruckend. Aber er hatte sich auch nicht gewehrt. Hatte darauf gewartet. Ich wischte mir die Tränen, wie ein kleines Kind, mit den Ärmeln weg. Das hatte er schon einmal getan. Darauf gewartet, dass ich es beende. In Italien. Ich erinnerte mich wieder. Mein Herz tat weh. Ich betrachtete das Blut, das an der Wand hinab lief. Es war sein Glück das ich mich erinnerte… “Täte ich es nicht, hättest du jetzt eine Silberkugel im Kopf…”, erklärte ich, auch wenn ich wusste, dass er es gerade nicht hören konnte. Ich setzte mich neben ihn und mit dem Rücken zur Wand. Ich strich über mein schmerzendes Herz, über die Narbe die ich ihm zu verdanken hatte. Er hatte wirklich Glück. Glück, dass ich noch wusste, dass das einzige was eine solche Verletzung heilen konnte, sein Blut war. Er hatte mich angegriffen, er hatte mich fast getötet. Ich musste schmunzeln. Wahrscheinlich hatte er es für einen Moment sogar geschafft. Aber dann hatte er versucht mich zu retten. Hatte mir sein Blut gegeben. Ich wusste nicht warum, aber er wollte nicht das ich sterbe. Ich konnte ihn doch nicht töten, ohne den Grund dafür zu erfahren. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und wartete, wartete darauf das er wieder aufwachte. Er war doch so mächtig und unbesiegbar. Es konnte doch nicht allzu lange dauern, oder..? Ich hatte extra Loreleis kleines glänzendes Geschenk benutzt. Eine gewöhnliche Kugel, die ihn zwar verletzte aber nie töten konnte. Ich folgte dem kleinen Blutstropfen, der sich aus seiner Wunde an der Stirn, einen Weg über sein Gesicht bahnte. Der süßliche Geruch von seinem Blut mischte sich unter den Gestank von meinem. “Verschwendung…” Ich beugte mich nach vorn um sein Gesicht näher zu betrachten. Meine Augen blieben an seinen Lippen hängen und mich durchlief ein kalter Schauer. Aus irgendeinem Grund verspürte ich den Drang sie zu berühren. Wieso..? Der Schmerz in meiner Brust war fast vollständig verschwunden. Aber meine linke Handfläche fühlte sich seltsam an. Ich lehnte mich zurück an die Wand und zog meine Beine so dicht wie möglich an meinen Körper. Da war etwas… etwas an das ich mich erinnern sollte. Wieder fiel mein Blick auf seinen Mund. Wieso hatte ich dieses Bedürfnis..? Wieso wollte ich sie so unbedingt berühren… küssen..? Ich erschauderte und sah zu Boden. Hatte ich es schon getan..? Wieso konnte ich mich nur nicht daran erinnern? Vielleicht… konnte ich es wieder wenn ich… In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Alles was ich hörte war mein Herzschlag, als ich mich zu ihm beugte und sich unsere Lippen ganz sachte berührten. Nur ein kurzer Moment und ich wich zurück. Meine Handfläche fing an zu brennen. Ein Gefühl als würde etwas mit einer Klinge in die Haut geschnitten. So… vertraut… Ich riss die Hand hoch und sah versteinert dabei zu, wie sich ein roter Kreis mit Symbolen immer mehr darauf abzeichnete. Kaum war er vollständig, stürzten alle Erinnerungen, alle Ereignisse der letzten paar Monate innerhalb von Sekundenbruchteilen auf mich ein. Ich hatte das Gefühl, mein Kopf würde durch den Druck explodieren. Mir wurde schwarz vor Augen und ich verlor das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, lag ich in seinem Schoß. Das getrocknete Blut an seiner Hose kratzte an meiner Haut. Ich richtete mich auf und sah ihn an. Er war immer noch bewusstlos, aber die Wunde an der Stirn hatte sich bereits geschlossen. Ich lächelte kurz. Was war nur passiert? Das Zeichen auf meiner Hand leuchtete wie immer rot. Aber ich hatte es verloren. Nachdem mich Satoru angegriffen hatte, war es samt meiner Erinnerungen verschwunden. Wie war das möglich? Ich betrachtete die Gestalt vor mir mitleidig. Ich strich ihm mit den Fingerspitzen ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Was hatte ich ihm nur angetan? Was hatte er sich angetan? Er schien die gesamte letzte Woche hier verbracht zu haben. In einem kalten, dunklen Raum. Nicht einmal umgezogen hatte er sich. Dachte er wirklich ich wäre tot? War mein Blut alles was ihm geblieben war? Den Gestank ignorierend, lehnte ich mich an ihn. Wäre er wach gewesen hätte er in diesem Moment sicher seine Arme um mich gelegt. Ich schloss die Augen und wartete. “Bitte… Wach schnell auf…” ---- joa ne… das wars dann auch schon wieder… ಠ_ಠ für die die sich über das ‘rote’ zeichen wundern: sie haben im letzten kap NUR miteinander geschlafen, nix weiter… CichAns größtes prob zur zeit: ich weiß net wie ich das ganze enden lassen soll… Q.Q noch geht’s weiter kein thema, aber das richtig echte ende… was is damit..? uh… T_T ich spiel mal Lorelei und sage lange wartezeiten voraus… =.= asche über mein haupt… die dies noch net mitbekommen haben: macht bei meiner umfrage in der beschreibung mit! wie gesagt, wenn wer bestimmtes gewinnt gibt’s zur belohnung was (hoffentlich) tolles! XD püss denne… Kapitel 18: Wahrheit -------------------- Ich legte mein Ohr an seine Brust um jede Veränderung an seinem Herzschlag hören zu können. Dennoch dauerte es scheinbar Stunden, bis es lauter schlug und er sich wieder bewegte. Mit einem Lächeln richtete ich mich auf und sah dabei zu wie er die Augen öffnete. Seine erste Amtshandlung war jedoch weniger erfreulich. Innerhalb weniger Augenblicke ergriff er meine Handgelenke und warf mich unsanft mit dem Gesicht zu Boden. Auch wenn er mich nur mit einer Hand festhalten konnte, schien es ihn eine Menge Kraft zu kosten. Er atmete schwer und seine Hand war eiskalt. “Wo ist die Waffe..?”, knurrte er. Ich fragte mich, warum er sich die Mühe machte, ich hatte nicht vor mich zu wehren. “…Sie liegt da hinten…” Ich schloss die Augen. “Wenn du es beenden willst, bitte. Sie ist nur noch mit silbernen Kugeln geladen.” Er hielt für einen Augenblick die Luft an, dann ließ er mich los. Ich drehte mich langsam auf den Rücken, machte aber keinerlei Anstalten aufzustehen. “Das… war also keine..?” Er sah verwirrt und scheinbar erleichtert zur Waffe neben dem Bett. Ich runzelte die Stirn. “Natürlich nicht. Sonst wärst du wohl nicht mehr am Leben.” Sein Blick wanderte wieder zu mir. “Ich weiß nicht… wozu dieser Körper im Stande ist, wenn…” Er brach ab und schloss die Augen. Da er sich auch nach einer ganzen Weile nicht rührte, begann ich: “Du hast mich getötet… und du hast mich gerettet. Beides zusammen ergibt keinen Sinn. Also… was von beiden war deine Absicht..?”, “Sie haben mich reingelegt.”, antwortete er schließlich. “Ich bin mitten in der Nacht aufgewacht, weil ich Schritte vor der Tür hörte. Es ging nicht einfach nur jemand vorbei, jemand lief vor deiner Zimmertür auf und ab. Ich wollte dich nicht wecken, zog mich deshalb leise an und sah nach.” Er machte eine kurze Pause. “Ich dachte, deine Schwester wäre auf unserer Seite.”, “Meine Schwester..?” Er nickte. “Sie stand vor der Tür. Erzählte mir, dass James hier wäre und in der Nähe des Anwesens auf mich warten würde… Sie wollte mich zu ihm bringen und führte mich in die Kanalisation…” “Sie führte mich ziemlich weit hinein und als ich sie darauf ansprach… Verzog sich ihr Gesicht zu einer grinsenden Fratze und sie verschwand.” Ich runzelte die Stirn. “Was..? Warum sollte sie..?” Er schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. “Kennst du die Fähigkeit deiner Tante?” Ich dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf. “Ihre Fähigkeit wird als ‘Legion’ bezeichnet. Das bedeutet, dass sie beliebig viele Illusionen erschaffen kann, die von normalen Menschen, oder Vampiren nicht zu unterscheiden sind. Als mir klar wurde, dass sie dafür verantwortlich war, fiel mir nur ein logischer Grund dafür ein. Sie wollte mich von dir fernhalten, also versuchte ich so schnell wie möglich zurück, raus aus diesem Labyrinth zu finden.” Immer noch lag ich vor ihm auf dem Boden, bewegte mich nicht und hing an seinen Lippen. Hatte ich dann vielleicht auch nur eine Illusion gesehen, als ich niedergeschlagen wurde..? “Nach… nach ein paar Abbiegungen…”, er zögerte, scheinbar kam die Erinnerung wieder. “Nach ein paar Abbiegungen, standest du plötzlich vor mir… Du schienst überrascht mich zu sehen, kamst auf mich zu und fielst mir um den Hals. Ich dachte erst man hatte dich auch dorthin gelockt, warum auch immer… Aber dann… hast du mich angegriffen…”, “Eine Illusion..?”, “Ja… Trotzdem zögerte ich noch etwas…” Ich erinnerte mich, dass er an der Schulter verletzt war. Das stammte sicher davon. “Erinnerst du dich an den Dolch, mit dem du Frederico in Italien angreifen wolltest? Ich hatte ihn mitgenommen und trug ihn auch da bei mir. Ich musste eine Weile mit mir ringen, doch dann stach ich zu und ‘dein’ Körper löste sich fast augenblicklich auf…” Also war das dieser Dolch mit dem er mich angegriffen hatte? Wieso hatte er ihn überhaupt mitgenommen? Er ließ mir keine Zeit weiter darüber nachzudenken: “Es wurden dann immer mehr. Hinter fast jeder Abbiegung hast ‘du’ schon auf mich gewartet. Ich habe sie alle vernichtet… jeden einzelnen… und dann war da endlich der Ausgang und… Ich dachte du wärst noch eine dieser Illusionen, aber du hast dich nicht aufgelöst.” Er lächelte bitter. “Du hast… soviel Blut verloren…” Er hob seine Hände und sah sie an, als wären sie immer noch blutverschmiert. “…und bist in meinen Armen zusammengebrochen… Ich hörte wie sich dein Herzschlag immer mehr verlangsamte… Ich begriff, dass du echt warst und geriet in Panik… Ich versuchte dir so viel Blut wie möglich zu geben… Aber dann tauchte deine Schwester auf und nahm dich mit sich…” Er kroch auf allen vieren zu mir und öffnete mit seiner zitternden Hand mein Hemd. Als er die Narbe sah, nahm sein Gesicht einen noch verzweifelteren Ausdruck an. “Das Zeichen war verschwunden… Du warst verschwunden… Ich dachte du wärst tot…” Er nahm meine linke Hand und küsste die Innenseite. Ich ließ alles mit mir geschehen. Glücklich darüber, dass er mich lebendig wollte. Ich zog ihn samt meiner Hand näher heran. “Ich dachte du wolltest mich nicht überleben..?” Sein Gesicht wurde wieder ernst. “James hat mich gefunden, mir den Dolch weggenommen… und mich hier eingesperrt…” Ich lächelte ihn an. “Dann muss ich mich später noch bei ihm bedanken.” Er erwiderte mein lächeln zaghaft und wollte mich küssen. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und hielt ihn so, dicht vor mir, davon ab. “Du hast mir wirklich wehgetan…”, wiederholte ich. Etwas von seinem vergossenen Blut tropfte auf meine Wange. Er lächelte mich an. “Dann sind wir jetzt wohl quitt…”, “Sind wir das..?” Ich wehrte einen erneuten Versuch ab. Er schnaufte beleidigt: “Was soll das..? Ich musste so lange darauf verzichten…” Ich versuchte von ihm wegzukommen. “Es war nur eine Woche! Außerdem…”, “Ich dachte ich könnte das nie wieder tun…”, unterbrach er mich und ich hielt Inne. “Ich glaube nicht das du begreifst, was du mir angetan hast…”, brachte ich fast tonlos hervor, “Alle Erinnerungen, jeder einzelne Moment in dem ich etwas gefühlt hatte, so vieles das ich erfahren habe, war mit einem Schlag weg.” Er ließ den Kopf hängen. “Heißt das du kannst mir nicht verzeihen..?” Ich schüttelte langsam den Kopf. “Ich will nicht das das noch einmal passiert. Nur du kannst dafür sorgen und das du es bis jetzt nicht getan hast… dafür hast du nichts anderes verdient.” Ich schnippte ihm mit dem Finger gegen die Stirn. “Dann habe ich meine Strafe schon erhalten..?” In seinem Gesicht schien ‘Warum dann noch böse?’ geschrieben zu stehen. Ich schnaufte: “Kommt darauf an was du jetzt vor hast.” Sein Gesicht wurde wieder ernst. Er berührte ganz sanft meine Wange und strich mit den Zeigefinger über meine Lippen. “Also warten wir nicht mehr, bis wir zurück in Japan sind?” Das schien für ihn mehr eine Feststellung, als eine Frage, denn er wartete nicht auf eine Antwort und küsste mich. Ein intensiver Kuss, der mich beinahe vergessen ließ wo wir uns befanden. Schweren Herzens schob ich ihn ein wenig von mir weg. “Dafür dass du eben noch halb tot warst, hast du dich ziemlich schnell erholt.” Er fing an zu lachen und mein Herz schien einen Schlag auszusetzen. “Verschieben wir das auf später?”, “Wieso?” Ich seufzte. “Um ehrlich zu sein wäre es mir lieber wenn du vorher badest… Du bist schmutzig und den Gestank von meinem Blut kann ich auch nicht viel länger ertragen…” Er zog die Augenbrauen hoch und lächelte dann wieder. “Nur wenn du mitkommst.” -- Das Badezimmer war direkt nebenan, trotzdem es klein war hatte es alles was man brauchte. “Dieses Haus ist von Innen wirklich in einem guten Zustand…”, stellte ich fest, als ich den Wasserhahn der Wanne aufdrehte. “Dieses Haus gehört James. Ich hatte dir doch erzählt, dass er sich nach Anns Tod verkrochen hat.”, “Er war damals hier?” Ich sah ihm dabei zu wie er sich auszog und versuchte mir zusammenzureimen, was das genau für mich bedeutete. Also war James bis zu letzt ganz in ihrer, in unserer Nähe gewesen… Irgendetwas schien ganz tief in meinen Erinnerungen langsam in Bewegung zu geraten. Da war etwas an das ich mich erinnern sollte… Aber was? Er warf seine Sachen auf den Boden und ich rümpfte die Nase. Ich hob sein Hemd auf und warf es zurück ins Zimmer. “Das sollten wir am besten verbrennen…” Er hatte sich währenddessen in die Wanne gesetzt und spülte das Blut aus seinen Haaren. Ich erstarrte bei diesem Anblick. Das Wasser verfärbte sich tief rot und floss in Strömen seinen Rücken hinunter. Ich konnte nicht anders als meinen Blick abzuwenden und mich an der anderen Seite der Wanne, auf den Rand zu setzen. Ihn schien meine Reaktion zu amüsieren. Er grinste breit: “Du hast ganze Arbeit geleistet.”, “Selbst Schuld…”, murmelte ich und er lachte wieder. “Stimmt.” Als er damit fertig war, ließ ich ihm Badewasser ein. “Willst du dich nicht ausziehen?”, kam es mir daraufhin entgegen. “Aber ich hab nicht vor…” Er schenkte mir ein Lächeln, dass es mir fast unmöglich machte nein zu sagen. “Aber die Wanne ist viel zu klein für zwei und…” Während ich noch versuchte mich herauszureden, hatte er meine linke Hand ergriffen und strich mit seinem Daumen über mein Zeichen. Ich biss mir auf die Unterlippe und zog dann widerwillig meine Sachen aus. Kaum hatte ich einen Fuß in die Wanne gesetzt, zog er mich zu sich, ich verlor mein Gleichgewicht und fiel auf ihn. Das Wasser schwappte über den Rand. Ich versuchte mich wieder aufzurichten, doch er hielt mich fest. Seine Hand wanderte meinen Rücken hinunter und seine Finger zeichneten kleine Kreise entlang meiner Hüfte. “Ich hatte das letzte Mal gar keine Gelegenheit zu fragen, wie es dir dabei ging.” Ich erschauderte. “Du scheinst jetzt nicht unbedingt begeistert zu sein, von dem Gedanken mit mir…”, “E..es ist nur..!”, unterbrach ich ihn. “Es ist anders… Ich war so fixiert auf dich und war kurz davor den Verstand zu verlieren, aber jetzt…”, “Jetzt ist dein Kopf klar und dir wird klar, dass du das gar nicht willst?” Ich schüttelte den Kopf. “Veilmehr ist es so, dass ich das letzte Mal keine Wahl hatte. Und mich jetzt bewusst dafür entscheide…” “Das ist doch gut, oder?”, “Ich denke schon…” -- Die Sonne war längst untergegangen, als sich alle übrigen im Salon versammelt hatten. James saß in einem Sessel und starrte gedankenverloren in das Feuer des Kamins. Er sah erst wieder auf, als Kazuki Tee servierte. Als er Sophie, die auf einem etwas größeren Sofa neben Lorelei Platz genommen hatte, ihre Tasse gab, durchbrach diese das Schweigen: “Macht ihr euch gar keine Sorgen? Es ist schon seit Stunden nichts mehr zu hören. Das letzte… war dieser Schuss…” beim letzten Wort verzog sie angewidert ihr Gesicht. Auch Kazuki schien von der momentanen Situation nicht unbedingt begeistert. “Es tut mir Leid. Ich hätte ihn aufhalten müssen…” James seufzte: “Ich bitte euch. Es ist alles so wie es sein sollte.”, “Aber sollte nicht vielleicht doch jemand nach ihnen sehen?”, Sie wollte sich nicht einfach so geschlagen geben. “Sophie…”, “Aber ihr riecht es doch auch, oder? Satorus Blut. Das sind definitiv nicht nur ein paar Tropfen…” Wieder herrschte Schweigen. Lorelei stand auf, ging zum Kamin und warf ihre Tasse mit voller Wucht ins Feuer, so dass sie in hunderte kleine Splitter zerbrach. Sophie sprang vor Schreck auf. “Immer noch nichts?”, fragte James, ohne jegliche Regung in der Stimme. Lorelei ballte die Hände zu Fäusten. “Nichts. Es will einfach nicht mehr mit mir sprechen..!”, zischte sie. “Es ist wütend. Weil ich das was es mir gezeigt hat, verändert habe…” James nahm lächelnd einen Schluck aus seiner Tasse. “Das ist doch ein gutes Zeichen.” Sophie seufzte und ließ sich wieder auf das Sofa fallen. “Wovon redet ihr eigentlich..?” -- Mit einem Stirnrunzeln betrachtete ich das Häufchen, das vor einer Weile noch meine Sachen waren. Ich hatte nicht mit Satorus plötzlichem Übergriff gerechnet, sie auf den Boden gelegt und nun waren sie komplett nass. Wie alles andere was in reichweite der Wanne war. Ich seufzte, hob mit zwei Fingern mein Hemd an und sah dabei zu wie immer wieder Tropfen zu Boden fielen. Mit einem platschenden Geräusch ließ ich es wieder fallen und kuschelte mich weiter in mein Handtuch. Satoru war ins Zimmer nebenan gegangen um ‘aufzuräumen’. Was mir absolut recht war. Mit einem Schaudern dachte ich an sein Hemd… Ohne dass ich es bemerkt hatte, stand er plötzlich wieder hinter mir und nahm mich in den Arm. “Was machst du da?”, fragte er grinsend. “Nichts… Ich wollte mich anziehen… aber…” Ich deutete auf das Häufchen nasser Wäsche. “Wozu? Willst du deinen Bräutigam etwa in der Hochzeitsnacht allein lassen?” Meine Wangen fingen an zu glühen. Ich warf ihm einen strafenden Blick zu und stellte dabei fest, dass er immer noch nichts angezogen hatte. “Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir geheiratet haben…” Er griff unter mein Handtuch und zog meine Hand hervor, nur um mir mein Zeichen vor die Nase zu halten. “Nicht..?” Er flüsterte mir direkt in mein Ohr: “Das habe ich aber anders in Erinnerung.” Ich befreite meine Hand aus seinem Griff und brachte ein wenig Abstand zwischen uns. “Das ist doch nicht das Selbe! Außerdem…” Ich machte ein kurze Pause, um mir die richtigen Worte zurecht zu legen und sah verlegen zu Boden. “Es ist ja nicht so, dass ich weg will… Ich wollte den anderen nur Bescheid sagen, dass alles in Ordnung ist. Sie machen sich sicher Sorgen…” Er zog eine Augenbraue hoch. Ich räusperte mich: “Und dabei wollte ich wenn möglich eine Hose anhaben.”, “Dummerweise hat mein gütiger Bruder mir lediglich einen Schlafanzug hier gelassen… Den müssen wir uns dann wohl teilen.” Ich schluckte. “K..kannst du ihn mir nicht kurz überlassen, ich sage ihnen Bescheid und komm…” Er hielt mich mit einem Kopfschütteln vom weiterreden ab. “Du glaubst doch nicht etwa, dass ich dich nach all dem allein lasse?” Mit einem Grinsen schob er mich nur mit dem Oberteil bekleidet vor die Tür. “Ich dachte du wolltest mich nicht allein lassen..?”, “Ich hänge nur schnell deine Sachen zum trocknen auf. Wenn du willst kannst du ja warten.” Und warum konnte ich nicht drinnen warten? Ich seufzte. Das Oberteil war groß genug, um alles ‘wichtige’ zu bedecken. Trotzdem gefiel es mir überhaupt nicht so unter Leute zu gehen. Mit ihm, der die passende Hose trug wirkte das tatsächlich so, als wären wir frisch verheiratet… Der Gang vor mir war genau so dunkel wie zuvor. Ich hob meine Hand und ließ Elektrizität hindurchfließen, was für ein wenig Licht sorgte. Die Glühbirne war immer noch kaputt aber Kazuki war bereits verschwunden. Ich hätte mir auch wirklich Sorgen gemacht, wenn er noch dagelegen hätte. Ich lehnte mich gegen die Wand neben der Zimmertür und wartete. Mir war langweilig, also hob ich auch meine andere Hand und ließ kleine Blitze zwischen ihnen tanzen. Es entstanden kleine Kugeln, nicht größer als Murmeln, die durch den Gang wie kleine Glühwürmchen tanzten und ihn mehr erhellten. Es war ganz einfach. Trotzdem sich meine Kraft wieder verstärkt hatte, konnte ich sie mühelos kontrollieren. Ich betrachtete meine Hände und fuhr mit dem Finger die schwarzen Konturen meines Zeichens nach. “Schon praktisch…”, murmelte ich, schreckte dann jedoch zurück, als sich etwas raschelnd an der Treppe bewegte. Ich sprang vor die Zimmertür und ließ einen Teil der ‘Glühwürmchen’ sich an der Treppe versammeln. Ein groß gewachsener Mann schnellte nun ohne ein Geräusch von sich zu geben, von dort auf mich zu. Ich wollte nach hinten ausweichen, knallte jedoch mit dem Rücken gegen die Tür. Er hielt mir mit einem finsteren Ausdruck ein riesiges Schwert an den Hals. Es hatte eine sehr breite Klinge und war ab der Hälfte gebogen. Es erinnerte mich an die Schwerter, die ich in ein paar Ägypten Büchern meines Vaters gesehen hatte. Er runzelte die Stirn und musterte mich einmal von oben bis unten. “Was… bist du denn..?”, fragte er dann in Vampirsprache mit einem starken russischen Akzent. Ich spürte wie Wut in mir hochstieg. “Was fällt dir ein?!”, zischte ich. Die kleinen Lichter die bis eben noch im ganzen Flur tanzten, versammelten sich nun und umkreisten den ungebetenen Gast. Nur für den Bruchteil einer Sekunde warf er einen Blick zu den, ihn immer enger umkreisenden blauen Lichtern, die nun langsam größer wurden. “Ist es nicht eher an mir zu fragen, was für ein ungehobelter Klotz versucht mich hier zu bedrohen?” Ich bewegte mich kaum merklich nach vorn, so dass die Klinge meinen Hals berührte. Ich versetze ihm so einen ordentlichen Schlag, im gleichen Moment stürzten die Lichter auf ihn ein. Der gesamte Flur erstrahlte in hellem Licht. Dann wurde die Tür hinter mir aufgerissen und ich fiel rückwärts in Satorus Arme. Mein russischer Angreifer taumelte ein ganzes Stück nach hinten, sammelte sich kurz und umklammerte dann mit beiden Händen schwer atmend sein Schwert. Ich staunte nicht schlecht. Er war zwar nicht mehr ganz so frisch aber er stand noch. Kazuki hatte ich mit nicht einmal halb so viel außer Gefecht gesetzt. Satoru sah meinen Angreifer verdutzt an. “Und da fragst du mich noch, warum ich dich nicht allein lassen kann?” Ich richtete mich wieder auf, blieb aber so dicht wie möglich bei Satoru. Der strich mir über meine Wange und mit dem Damen über den Hals. Dann leckte er mit einem breiten Grinsen einen Tropfen Blut ab. “Deine Klinge ist erstaunlich scharf…”, bemerkte er während ich den kleinen Schnitt an meinem Hals betastete. Er schlang seine Arme um meinen Oberkörper und funkelte den Fremden bedrohlich an. “Weißt du überhaupt, wen du vor dir hast..?” Bevor er jedoch noch etwas unternehmen konnte, tauchte James auf und stellte sich vor unseren Angreifer. “Satoru. William. Es reicht. Er ist mein Gast.” Gast? Warum sollte mich ein Gast angreifen? Er ließ sein Schwert sinken und trat an James vorbei. Dann fiel er vor uns auf die Knie. “Bitte verzeiht, zukünftige Majestät! Der Geruch von eurem Blut… Ich wusste nicht wen ich vor mir hatte.” Ich sah ihn verdutzt an. Nicht sicher wen er mit ‘zukünftiger Majestät’ meinte. “Wie wäre es wenn wir unten weiter reden?”, warf James mit seinem gewohnt freundlichen Lächeln ein. Im Salon erwarteten uns Sophie und Lorelei schon. Sie sprangen sofort auf, als sie uns sahen, Lorelei lief zu mir, in meine Arme. “Gut gemacht.”, flüsterte sie auf Französisch. Satoru und James setzten sich jeweils in einen Sessel. Ich machte mich daran, mich zu Sophie auf das Sofa zu setzten, wurde aber von Satoru am Arm gepackt und auf seinen Schoß gezogen. Es war klar, dass es wenig Sinn machte sich zu wehren, also blieb ich sitzen. Der Blick den mir James in diesem Moment zuwarf, sorgte dafür, dass sich meine Nackenhaare aufstellten. Als ich mich zu ihm drehte, sah er weg. “Sag ihnen was du hier willst.” Der Fremde stellte sich vor den Kamin und machte eine leichte Verbeugung in unsere Richtung. “Mein Name ist Maksim Sokolow, ich bin der Vampirfürst im Gebiet um Weißrussland.” Dieser Name… “Du bist der Gefährte meiner Schwester Luisian…” Alle Anwesenden sahen mich überrascht an. “D..das ist Richtig. Sie hat von mir erzählt?” Ich nickte. Er schien einen Moment zu überlegen. “Ich kam nach Frankreich um in ihrer Nähe zu sein. Aber auch um eure Familie zu überwachen. Wenn sie ihnen von mir…” Ich schüttelte den Kopf. “Nein. Ich bin ziemlich sicher, dass sie es nur mir gesagt hat.” Er drehte sich mit dem Gesicht zum Kamin. “Die Vampirfürsten nehmen es nicht länger hin, dass sie von diesem unfähigen König regiert werden. Sie haben die Entmachtung eures Vaters beschlossen. Aber versteht mich bitte nicht Falsch. Wir sind nicht gegen die Monarchie und die Regeln die eure Mutter aufgestellt hat. Nur gegen seine. Wir wollen einen rechtmäßigen König auf den Thron setzen. Deshalb bin ich hier.” Er wand sich an Satoru und ich konnte praktisch spüren, wie dieser sich verkrampfte. “Einen Ur-Vampir.”, “Nein…”, flüsterte Satoru, “…das kann ich nicht.”, “Wir werden wenn nötig gegen den jetzigen König in den Krieg ziehen. Und wir haben gehofft unseren neuen, unseren rechtmäßigen König an der Spitze unserer Armee zu sehen.” “Nein!”, Satoru wurde laut, seine Wut schien den ganzen Raum zu erfüllen. Ich war wie gelähmt. “Nein… Wir haben euch nicht erschaffen, um über euch zu herrschen! Das ist eure Sache! Ich werde weder an eurer Seite kämpfen, noch werde ich den Platz, als euer König einnehmen!” James fing an zu lächeln: “Genau das habe ich ihm auch gesagt. Vielleicht… nicht ganz so energisch aber…” Maksim nickte. “Ich verstehe. Es ist eure Entscheidung. Aber trotz allem steht fest, dass wir den König stürzen und zwar bald. Sehr bald. Die Fürsten sind schon auf dem Weg hierher.” Ich erschauderte. Meine Familie. Ich sollte an ihrer Seite kämpfen, oder? Ich sah zu Satoru der die Augen geschlossen hatte, mit seiner Faust auf der Lehne. Aber was wenn ich ihn dadurch verliere? Ich berührte seine Hand sachte. Er öffnete wieder die Augen und entspannte sich ein wenig. Ohne den Blick von Satoru zu nehmen, flüsterte ich, nicht in der Lage laut zu sprechen: “Was habt ihr mit meinem Vater und meiner Tante vor?”, “Das kommt darauf an, wie sie sich verhalten.” Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie das Feld so einfach räumen würden. “Wie gesagt. Ob ihr euch dazu entschließt uns zu helfen oder nicht, ist eure Entscheidung. Und ich sollte besser nicht mehr hier sein wenn es soweit ist.” Das zwang mich dazu wieder zu ihm zu sehen. “So sehr ich mich auch für diese Sache einsetze… oberste Priorität hat meine Gefährtin. Ich stehe auf der Seite, auf der sie steht. Egal welche das sein mag.” Er verbeugte sich tief und ging dann zur Tür. “Ich habe meine Nachricht überbracht, es ist Zeit für mich zu gehen.” Ich sprang auf und folgte ihm ein paar Schritte. “Maksim.” Er bleib stehen, drehte sich jedoch nicht um. “Pass bitte gut auf meine Schwester auf…” Er nickte. “Das werde ich. Passen sie auch auf sich auf, werter Schwager.”, und schon war er verschwunden. Sophie sprang auf und lief ihm nach. “I..ich begleite ihn nach draußen.” So war auch sie verschwunden. Lorelei schnaufte. “Und gerade jetzt straft es mich mit Schweigen. Ich habe genug für heute. Gute Nacht.” Sie drehte sich noch einmal in der Tür um. “Kommst du mir noch gute Nacht sagen?” James lächelte. “Selbst verständlich. Warte oben auf mich.” Als auch sie weg war, herrschte wieder Schweigen. Ich setzte mich auf die Lehne von Satorus Sessel und sah in die Flammen des Kamins. Sollte ich an der Seite meiner Familie kämpfen..? Aber sie haben mich verraten und betrogen… Mein Leben scheint ihnen nichts wert zu sein. Aber was war mit mir? Was war ihr Leben mir wert? Erst nach einer ganzen Weile durchbrach James das Schweigen: “Seit ihr in der Lage diese Entscheidung zu treffen? Wie steht es zur Zeit um euren Geisteszustand?”, er brachte die Frage vollkommen nüchtern, ohne jede Regung hervor. Ich brauchte einen Moment um sie zu deuten. Doch bevor ich antworten konnte, meldete Satoru sich zu Wort: “Was glaubst du denn, könnte damit nicht stimmen?” Bildete ich mir das nur ein oder hörte ich ein leises knurren in seiner Frage mitschwingen. “Du weißt genau was ich meine.” Er hielt uns seine Handfläche entgegen. Auch James schien langsam wütend zu werden. Satoru zog mich darauf hin wieder auf seinen Schoß und in seine Arme. “Alles ist so wie es sein sollte.” Das schien James noch wütender zu machen. Ich konnte nicht glauben, dass sie sich darüber in die Haare bekamen. “Wenn du ihn dazu gezwungen haben solltest, dann…” Satoru fuhr ihm dazwischen: “Nein! Und was um alles in der Welt würde es dich angehen, wenn es so wäre?!“ Das hatte ihn wohl gekränkt. “Nichts… Es geht mich nichts an.” Er stand auf und ging ohne uns anzusehen, vorbei. “Lorelei wartet. Bitte entschuldigt mich.” Als er weg war, wollte ich aufstehen, doch Satoru umarmte mich daraufhin nur noch fester. “Was willst du tun?”, flüsterte er und lächelte bitter. “Ich bin in dieser Hinsicht wohl nicht viel anders als Maksim. Ich werde an deiner Seite bleiben, egal wie du dich entscheidest. Auch wenn ich dabei gegen meine Prinzipien handle.” Mir kamen fast die Tränen. Ich konnte kaum in Worte fassen, wie dankbar ich ihm dafür war. Ich nahm sein Gesicht in die Hände und küsste ihn auf Stirn und Wange. “Lass uns auch ins Bett gehen.” Der obere Flur wurde nur von einem kleinen Lichtschein erhellt. Die erste Tür stand einen Spalt weit offen. Ich warf einen Blick hinein. James lag neben Lorelei auf dem Bett und sang ihr etwas vor. Ich erkannte das Lied sofort. Aber nicht nur das. Ich spürte wie sich mein Herzschlag beschleunigte. Dieses Lied… seine Stimme… “Ich weiß es wieder…” Satoru stellte sich neben mich. “Was weißt du wieder?” Damals, als wir zum ersten Mal nach Frankreich kamen. Luisian wollte in diesem großen Anwesen nicht allein sein und kam immer in mein Bett… und… Ich erschauderte. “Lass uns bitte gehen…” Jeden Abend nachdem unsere Mutter uns ins Bett gebracht hatte, schlich er sich durch unser Fenster. ‘Ich komme um euch eine gute Nacht zu wünschen. Aber ihr dürft eurer Mutter nichts sagen, sonst kann ich nicht mehr kommen. Versprecht ihr mir das?’ Er sang uns etwas vor oder erzählte uns eine Geschichte… Er kam jeden Abend, bis sie starb. Obwohl wir es ihr nicht verraten hatten und wir ihn mehr als je zuvor gebraucht hätten, ist er nicht mehr aufgetaucht… Unser Vater… Er hat uns im Stich und bei diesem falschen König gelassen..! Meine Beine gaben nach. Satoru fing mich auf. “Will! Was hast du?” Der Gesang verstummte. James kam aus Loreleis Zimmer in den Flur. “Was ist los?” Er kam zu uns und wollte mich berühren, doch ich wehrte seine Hand ab. “Wag es nicht mich anzufassen! Du hast uns zurückgelassen und dich hier im Wald verkrochen! Wie konntest du nur?!” Erst schien er entsetzt und verwirrt, doch dann veränderte sich der Ausdruck auf seinem Gesicht. Er verstand. “Du erinnerst dich also..?” Satoru schnaufte ärgerlich: “Jetzt reicht es aber! Könntet ihr mich wohl aufklären?!” James blieb unbeweglich stehen und sah zu Boden, also übernahm ich: “Er… ist mein Vater..!”, “Was?!” Ich war so wütend, dass mir schwindelig wurde. Warum hat er uns zurück gelassen und wieso hatte er nichts gesagt? “Ich hatte keine andere Wahl.”, flüsterte er, als hätte er meine Gedanken gelesen, “Ich hatte es Ann versprochen…” Dann sah er wieder zu uns auf. “Satoru… Es tut mir Leid, dass ich dir nicht die Wahrheit gesagt hatte… Die Wahrsagerin damals… sie hat nicht Anns Tod vorhergesagt. Sie sagte uns, dass Ann ein Kind bekommen wird, das dazu bestimmt ist den Platz an deiner Seite einzunehmen… Sie sagte uns… dass du nicht gut für das Kind, unser Kind sein würdest.” Er sah mir direkt in die Augen und versuchte zu lächeln. “Er hätte zu viel schlechten Einfluss auf dich gehabt, aber damit Satoru ein guter König werden kann, bräuchte er jemand ‘reines’ an seiner Seite…” Nur wenige Augenblicke später, ließ mich Satoru los, packte ihn am Kragen und knallte ihn mit voller Wucht gegen die Wand. Er hielt ihn so hoch, dass seine Füße den Boden nicht mehr berühren konnten. “Schlechter Einfluss, Ja?!“ Nun kam auch Lorelei aus ihrem Zimmer. “Was macht ihr denn da?!” Ich stand nur wie angewurzelt da und sah zu, wie Lorelei versuchte Satoru von ihm wegzuzerren. Aber weder Satoru noch James reagierte auf sie. Sie starrten sich nur weiter an. “Ann wollte eine Welt erschaffen in der unsere Kinder sorglos aufwachsen können. Ohne Gewalt und schlechte Einflüsse.” Trotz der Situation in der er sich befand lächelte er nun wieder wie gewohnt. Was so gar nicht zu dem passte was er dann sagte: “Leider gehörte ich auch dazu… Ich durfte nicht mehr zu ihnen, nachdem sie ihre Kräfte eingesetzt hatte. Sie sollten alles vergessen, was mit uns beiden zu tun hatte. Bis zum richtigen Zeitpunkt.” Satoru ließ ihn wieder ein Stück hinunter, so das er stehen konnte. Ich kniete mich hin und rief Lorelei zu mir, die mir sogleich um den Hals fiel. “Sie schloss einen Vertrag mit Alexandre Chevallier. Er durfte in ganz Europa als König schalten und walten, solange er die von ihr aufgestellten Gesetze vertritt und unsere Kinder wie seine eigenen großzieht. Das hat alles auch prima funktioniert, bis Michelle wieder auftauchte und die reine, weiße Welt beschmutzte. Eher als geplant.”, “Geplant? Also war selbst das hier, sein Sturz von euch geplant?”, knurrte Satoru. “Wir konnten den Zeitraum in dem es geschah natürlich nicht bestimmen. Aber uns war klar, dass es von Anfang an unvermeidbar war. Immerhin… war es von Anfang an deine Bestimmung König zu werden. Alles scheint wie geplant zu enden, also haben wir nicht alles falsch gemacht, oder?”, wieder strahlte er Satoru mit seinem gespielten Lächeln an. Satoru schlug ihn daraufhin so fest ins Gesicht, dass ich allein vom Geräusch zusammenzuckte und Lorelei fester umarmte. Dann ließ er ihn los. Er sackte zu Boden und wischte sich das Blut von seiner Lippe. Satoru kam nun auf uns zu und ging vor uns in die Hocke. Er wuschelte durch meine Haare und ließ seine Hand auf meiner Wange liegen. “Und ich dachte bis jetzt schon, dass du einen schlechten Fang mit deinem Vater gemacht hast.” Ich gab Lorelei einen Kuss auf die Wange. Sie sah mich daraufhin verwirrt an und betastete die Stelle mit ihrer Hand. Ich musste schmunzeln. “Es hat auch etwas Gutes. Das heißt ich habe zwei so süße Schwestern.” Sie fing an zu lächeln. Ich stand auf und machte ein paar Schritte auf James zu. “Lass sie wenigstens nicht im Stich.” Ich tappte weiter in den dunklen Flur und öffnete die Tür am Ende des Ganges. Dann drehte ich mich noch einmal um. “Was ist? Kommst du nicht mit?” Satoru zögerte kurz, blinzelte dann ein paar mal und folgte mir. Ich machte ein paar Schritte ins Zimmer und betrachtete die Stelle, an der ich Satoru niedergeschossen hatte. Er hatte dort einen Stuhl hingestellt und eine Decke darüber geworfen, so dass der Fleck nicht mehr zu sehen war. Satoru schloss die Tür und blieb dicht hinter mir stehen. “Was hast du jetzt vor?”, “Ich will heute nicht mehr darüber nachdenken.” Ich drehte mich zu ihm und schenkte ihm ein Lächeln, dabei liefen mir Tränen die Wangen hinunter. “Ich brauche eine Pause…” Er nahm mich in den Arm. “Ich habe genug davon…” Ich löste mich ein wenig von ihm und küsste ihn, so wie er es schon oft getan hatte. “Mach bitte das ich das alles vergesse…” “…nur für heute Abend…” ---- *puh* manchmal steiger ich mich einfach zu sehr rein… >.> so wies jetzt aussieht is das nich nur ’das kap der offenbarungen’ sondern auch das vorletzte kap… ja ihr habt richtig gehört das ganze wird wohl im nächsten beendet… ‘das ende einer ära’ wie wir immer so schön zu sagen pflegen nich wahr Kchan? XD machts gut! Kapitel 19: Revolution ---------------------- Irgendwie konnte ich mich nicht dazu durchringen, die Augen zu öffnen. Ich wusste das alles wieder da sein würde, wenn ich es täte. Alle Probleme, alle Aufgaben und das konnte ich einfach noch nicht ertragen. Satorus Arm lag schwer auf meiner Brust. Ein paar meiner Haarstränen kitzelten mich an der Stirn, bewegt durch seinen Atem. Könnte es doch noch eine Weile länger so bleiben. Er gab ein brummendes Geräusch von sich, umarmte mich fester und gab mir einen Kuss auf die Schläfe. Ohne mich weiter zu bewegen, öffnete ich schließlich meine Augen. Beigefarbene Zimmerdecke, mit schwachem Pflanzenmuster. Ich legte den Kopf leicht schräg. Das war mir bis dahin gar nicht aufgefallen. Satorus Gesicht schob sich in mein Blickfeld. Er hatte sich über mich gelehnt und musterte mich mit ernstem Blick. “Lass uns einfach nach Japan zurück gehen.” Ich schloss meine Augen wieder. “Ich… glaube das kann ich nicht…” Er ließ seine Stirn an meine Schulter fallen. “Wieso..?”, fragte er fast schon jammernd. “Sag bitte nicht, dass du dem König helfen willst..?”, “Nein. Aber… Versteh mich nicht falsch. Ich denke wirklich du wärst ein schrecklicher König…”, “Ja klar, wie sollte ich das falsch verstehen..?” Sarkasmus. “Für einen König bist du viel zu selbstsüchtig und viel zu besessen von…”, “Von dir..?” Ich musste grinsen. “Hör auf mich ständig zu unterbrechen.” Statt zu widersprechen blieb er still. “Die Fürsten sind im Recht. Es wird Zeit das mein Vater…”, ich kam ins stocken, “…das der König abgesetzt wird. Ich denke ich will ihnen helfen…” Es herrschte für eine ganze Weile Schweigen. Dann stand Satoru seufzend auf. “Dann haben wir wohl keine andere Wahl. Wir sollten die nächsten Schritte mit den anderen besprechen.” Er drehte sich um und sah mich fragend an. “Aber ich glaube dazu musst du aufstehen…” Nach dieser Nacht..? Ich lächelte gezwungen. “Ich trau mich nicht…” -- Es war niemand unten im Salon. Mit einem seufzen schlich ich zum Haupteingang. Ich brauchte frische Luft. Ein dumpfer Schmerz kroch bei jedem Schritt meine Wirbelsäule hinauf. Aber das hatte ich mir selbst zuzuschreiben. Meine Sachen waren über Nacht getrocknet. Wenigstens etwas gutes. Das einzige was Satoru anzuziehen hatte, war immer noch der Schlafanzug. Er versuchte gerade sein Glück im Wohnzimmer. Ich machte einen Schritt nach draußen und atmete die frische Morgenluft tief ein. “Guten Morgen.”, kam mir Loreleis Stimme entgegen. Sie hockte auf der kleinen Bank neben der Tür. Vor ihr auf dem Boden stand eine Schale Wasser. Ich schenkte ihr ein Lächeln. “Guten Morgen. Was machst du denn da?” Sie schnaufte und sah zur Schale. “Ich wollte wissen, ob du Vater bald verzeihen wirst.” Ich setzte mich vorsichtig zu ihr. “Und?”, “Nichts. Es will immer noch nicht mit mir reden. Das ist alles eure Schuld. Nur weil ich euch geholfen habe.” Ich brauchte einen Moment um den Zusammenhang herstellen zu können. “Tut mir Leid.” Sie sah wieder zu mir. “Bist du ihm noch böse..?” Ich schwieg und sah in den Wald hinein. Zum Tor das ich am Tag zuvor durchquert hatte. Sie lehnte sich an meine Seite. “Du darfst ihm nicht böse sein. Du bist ihm doch so wichtig. Ich will nicht, dass er sich wieder verkriecht.” Erst jetzt merkte ich, dass Satoru nach draußen gekommen war und neben mir an der Wand lehnte. “Was ist mit dir? Hast du ihm verziehen, dass er dich vertrieben und von mir fern gehalten hat..?” Es dauerte einen Moment bis er antwortete: “Seine Art mit Dingen umzugehen ist mit Sicherheit nicht die beste. Aber… In einem Punkt muss ich ihm Recht geben… Es hätte dir mit Sicherheit nicht gut getan, mich in deiner Nähe zu haben. Jetzt wahrscheinlich immer noch nicht.” Er streichelte mir, wie bei einem kleinen Hund über den Kopf. Dann öffnete jemand quietschend das Tor im Wald. Lorelei setzte sich wieder aufrecht hin. “Ist das nicht Sophie? War sie etwa die ganze Nacht weg?”, “Sie wollte Maksim zur Tür bringen. Ich dachte danach wäre sie auf ihr Zimmer gegangen…” Ungläubig beobachtete ich wie sie mit einem schuldbewussten Lächeln langsam auf uns zukam. “Hast du dich verlaufen?”, fragte Satoru, als sie in Hörweite kam. Sie schüttelte den Kopf. “Ich hatte noch ein paar Dinge mit Maksim zu besprechen.” Sie machte eine Pause, bis sie die Stufen der Veranda hinaufstieg. “Wir sind den Vampirfürsten begegnet.” Ich spürte geradezu, wie ich blass wurde. “Soll… das heißen sie sind schon hier..?” Sie antwortete mit einem leichten Nicken: “Sie wollen es heute Nacht beenden.”, “Heute Nacht schon…” Ich war wie erstarrt. Ich hatte gehofft noch ein paar Tage Zeit zu haben. Ich zuckte zusammen, als Satoru meine Schulter berührte. “Dann sollten wir definitiv schon heute Abend da hin.” Ich sah zu ihm auf. Er lächelte zurück: “Du willst doch deine Schwester vorher daraus holen, oder zumindest auf unserer Seite haben, oder?” Ich nickte. Sophie strahlte über das ganze Gesicht. “Also werdet ihr uns helfen?” Wir musterten sie. “Heißt das du hättest ihnen auch notfalls ohne uns beigestanden..?” Sie nickte: “Natürlich. Es ist besser wenn diese beiden aus deinem Leben verschwinden.”, “Ich werde auch helfen!”, mischte sich Lorelei ein. “Wenn ich euch schon nicht mehr sagen kann, was passieren wird, dann wenigstens so!” Sie ließ ihren Arm und somit auch das Wasser aus der Schale nach oben schnellen. Es gefror in der Luft und durchbohrte in Zapfenform das Geländer der Veranda. Ich lächelte gezwungen. “In Ordnung. Trotzdem hoffe ich das wir das nicht brauchen werden…” -- Bis zum Einbruch der Dunkelheit verbrachte ich die Zeit damit, auf dem Bett zu liegen und an die Decke zu starren. Ich wusste nichts besseres mit mir anzufangen und hatte auch wenig Lust mich zu bewegen. Vor einer halben Stunde hatte Satoru den Raum verlassen, um sich von James neue Sachen zu holen. Das war ein bisschen viel Zeit, wenn man bedenkt, dass sein Zimmer nur zwei Türen von unserem entfernt war. Vermutlich hatten sie ein paar Dinge zu besprechen. Ich drehte mich zur Seite und sah aus dem halb zugezogenen Fenster. Ich war mir nicht sicher ob James sich uns anschließen würde. Es ging zwar um seine Tochter, aber der Abend zuvor schien ihn ganz schön mitgenommen zu haben. Mich übrigens auch. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie ich ihm begegnen sollte. Warum war das nur alles so kompliziert..? Warum konnte nicht einmal alles so laufen wie es sollte. Mit einem leichten Quietschen wurde die Zimmertür geöffnet. Ich schnaufte und setzte mich auf, um den Eindringling sehen zu können. Satoru stand im Rahmen und lächelte mich an. Er lächelte in letzter Zeit ziemlich viel. Ich konnte zwar nicht verstehen, wie er in unserer Situation so fröhlich sein konnte, aber das war mir um einiges lieber, als seine böse, unheimliche Seite. Und irgendwie schien es mich ein wenig zu beruhigen. “Ich dachte du würdest schlafen.”, flüsterte er und schloss hinter sich die Tür. “Wie du siehst bin ich wach.“ Ich ließ mich wieder zurück in die Kissen fallen und sah ihm dabei zu, wie er ein paar Sachen aufs Bett legte und sich langsam umzog. “Hast du mit James gesprochen?”, fragte ich schließlich. “Ja… Ein wenig. Er schließt sich uns an.” Als er fertig angezogen war, kletterte er zu mir auf das Bett, beugte sich ein wenig über mich und gab mir einen Kuss. “Ich liebe dich.” Das kam jetzt ein bisschen unerwartet. Ich blinzelte ein paar mal und runzelte die Stirn. “Eh… Das weiß ich…” Er zog daraufhin nur die Augenbrauen hoch und schnaufte enttäuscht. “Ist das alles, was du dazu zu sagen hast..?” Ich wusste genau, was er hören wollte aber irgendwie… “Mmh… Danke..?” Er hatte schon den Mund geöffnet, um zu antworten, als Lorelei ins Zimmer gestürmt kam. Satoru war immer noch über mir und drehte nur leicht den Kopf, um sie sehen zu können. Sie blieb abrupt stehen und sah abwechselnd von mir zu Satoru. “Störe ich..?” Wir antworteten ihr fast gleichzeitig. Satoru mit einem genervten “Ja.” und ich mit einem fast zu freundlichen “Nein, überhaupt nicht.” Dafür kassierte ich einen bösen Blick von Satoru, den ich mit einem gequälten Lächeln erwiderte. Aber was sollte ich machen? Es war mir ganz Recht, dass sie mich aus diesem unangenehmen Gespräch rettete. Er seufzte und ließ von mir ab. “Was ist los?”, “Das Wasser hat wieder mit mir gesprochen.”, antwortete sie trocken. Ich richtete mich leicht auf. “Und..? Gibt es etwas neues zum heutigen Abend?” Sie nickte. “Ja. Aber es scheint mehr so, als wollte es mich ärgern.” Sie sah zu Boden und schwieg ein paar Augenblicke. Satoru verlor die Geduld: “Nun spuck es schon aus!” Lorelei und ich zuckten fast gleichzeitig zusammen. “Ist ja gut! Es hat mir gesagt, dass einer von uns heute Nacht sein Leben verlieren wird.”, “Wer..?”, fragte ich fast tonlos. Ich fühlte wie sich mein Puls beschleunigte. “Das ist es ja gerade. Das hat es mir nicht verraten, damit ich es nicht wieder verhindere.” Ich wand mich an Satoru: “Und was machen wir jetzt..?” Doch er schüttelte nur den Kopf. “Was sollen wir schon tun? Wir wissen ja nicht einmal wer mit ‘einer von uns’ gemeint ist. Es könnte genau so gut sein, dass einer der Vampirfürsten sein Leben verliert.” Aber was würde diese Information dann für einen Sinn haben..? Ich meine, natürlich ist es nicht schön, wenn es einen der Vampirfürsten treffen würde, aber wir kannten sie überhaupt nicht. Es würde für uns nicht unbedingt eine Rolle spielen. Es schien fast so, als wollte er sich dadurch nur beruhigen. “Also bleibt es dabei, dass wir heute Abend eingreifen..?”, fragte ich vorsichtig, obwohl ich die Antwort schon kannte. -- Als es langsam dunkel wurde, machten wir uns auf den Weg. Keiner von uns wagte es zu sprechen. Es schien sich jeder auf seine Weise, auf das Bevorstehende vorzubereiten. Als wir den kleinen Wald verließen, ergriff Satoru meine linke Hand. Dadurch konnte ich fühlen wie nervös er war. Es war ein wenig intensiver als sonst, ich konnte es fast körperlich spüren, brachte es aber nicht über mein Herz seine Hand loszulassen. Als nur noch ein Feld zwischen uns und dem Anwesen stand, brachte ich sie dazu stehen zu bleiben. “Ich werde erst einmal allein versuchen Luisian da raus zu holen. Wartet bitte hier, bis ich euch rufe.” Satoru wollte gerade protestieren, als James sich einmischte: “Das ist vielleicht gar keine so schlechte Idee. Wenn wir geschlossen da hinein gehen, endet das sicher in einer unschönen Auseinandersetzung.” Ich nickte und wollte mich auf den Weg machen, doch Satoru ließ meine Hand nicht los. Ich drehte mich zu ihm um. “Irgend etwas stimmt hier nicht.”, murmelte er, “Könnt ihr es nicht fühlen..? Da sind zu viele Präsenzen…” Alle schienen plötzlich bedrückt. “Einer von uns soll heute sterben. Das könntest genau so gut du sein, wenn du da allein hinein gehst.” Ich spürte wie immer wieder Angst in kleinen Wellen zu mir schwappte. Er versuchte es scheinbar so gut wie möglich zu verbergen, es gelang ihm aber nicht ganz. Ich machte ein paar Schritte auf ihn zu und umarmte ihn mit meinem freien Arm. Dann gab ich ihm einen Kuss auf die Wange und flüsterte ihm ins Ohr: “Das wirst du ja wohl verhindern.” und dann sagte ich ihm das, was er schon die ganze Zeit von mir hören wollte: “Ich liebe dich auch, also mach dir keine Sorgen und warte brav hier, in Ordnung?” Er war scheinbar für einen kurzen Moment geschockt. Ich nutzte diese Chance, um meine Hand zu befreien und etwas Abstand zwischen uns zu bringen. “Also dann. Bis gleich.” -- Als ich die Eingangshalle betrat, war niemand zu sehen, kein einziges Geräusch war zu hören. Man hätte meinen können dieses Gebäude wäre längst verlassen. Aber Satoru hatte Recht. Hier waren mehr Vampire, als eigentlich möglich. Ich befürchtete das Schlimmste… Aber wieso? Wussten sie etwa von den Plänen der Vampirfürsten? Hatte Maksim sich vielleicht tatsächlich auf deren Seite geschlagen und uns verraten..? “Hallo..? Luisian? Vater? Ist jemand zu hause?” Plötzlich bewegte sich etwas in den Schatten rechts neben mir. Ich wirbelte herum und stand nun vor Luisian die mich finster ansah. Ich musterte sie, versuchte herauszufinden, ob es die echte war. Dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. “Warum bist du hier..? Ich dachte du suchst nach Satoru…” Sie packte mich am Arm und zerrte mich in Richtung Terrassentür. “Es ist viel zu gefährlich hier! Die Vampirfürsten haben vor unseren Vater zu stürzen!”, sie flüsterte und benahm sich, als würde hinter jeder Säle ein Feind lauern. “Hat Maksim sie verraten..?” Sie erstarrte in ihren Bewegungen und sah mich schockiert an. “Maksim? Wieso sollte er..? Sag bitte nicht, dass er unter ihnen ist..?”, “Eigentlich wollte er zu dir und dich beschützen.” Sie schien kurz zu überlegen. “Also hast du ihn tatsächlich hier in Frankreich getroffen?” Ich nickte, woraufhin wir uns eine ganze Weile nur anstarrten. “E..eigentlich bin ich hier, um dich genau deshalb von hier wegzubringen. Sie wollen heute Nacht angreifen…”, “Dann müssen wir Vater warnen!”, fuhr sie mir dazwischen. Sie wollte mich mit sich ziehen, ich hielt sie jedoch davon ab. “Bitte lass uns hier erst einmal raus gehen. Ich erklär dir dann alles.” Sie musterte mich verwundert. Dann blieb ihr Blick an meiner linken Hand hängen. Sie wurde schlagartig blass und brachte etwas Abstand zwischen uns. “Satoru lebt..?” Ich nickte zögernd. “Und ihr seid auf deren Seite, oder..?”, “Bitte! Komm mit mir nach draußen, damit ich dir alles erklären kann.” Sie schüttelte nur den Kopf und machte noch ein paar Schritte rückwärts. “Du solltest hier ganz schnell verschwinden…”, murmelte sie noch, drehte sich um und lief die Treppen hinauf zum Arbeitszimmer unseres Vaters. Ich war zu schockiert, um gleich darauf zu reagieren. Das war nun wirklich nicht so gelaufen wie erhofft. Um mich herum schienen sich nun alle Schatten in Bewegung zu setzen. Ich konnte immer wieder knurrende und kratzende Geräusche hören. Ich musste hier raus. Schnellstmöglich. Ich drehte mich um und lief so schnell es ging zur Eingangstür. Die Bewegungen der Schatten wurden hektischer, sie schienen mir zu folgen. Ich knallte die Tür hinter mir zu und rannte so schnell ich konnte zum großen Eingangstor. Ich drehte mich nicht um, wollte eigentlich gar nicht wissen, was mich da womöglich verfolgte. Als ich das Tor passierte, fing mich Satoru ab und zog mich hinter die Begrenzungsmauer des Grundstücks. Mir blieb fast das Herz stehen. Ich schlug ihm gegen die Brust. “Musst du mich so erschrecken?!” Die ganze Truppe hatte scheinbar hier auf mich gewartet. “Hab ich euch nicht gesagt, ihr sollt da hinten warten?!” Ich sprach immer noch im Flüsterton, obwohl es gar nicht mehr nötig gewesen wäre. James warf einen Blick durchs Tor. “Was ist denn passiert?”, “Ich weiß es nicht. Sie wissen von dem Angriff der Fürsten. Ich konnte zwar kurz mit Luisian reden, aber sie nicht rausholen und dann wurde ich von irgendetwas verfolgt!” Sophie lief daraufhin an uns vorbei und sah mit James in den Innenhof. “Aber es ist dir doch gar niemand gefolgt…” Ich hielt mich weiterhin an Satorus Ärmel fest, ging aber zu Sophie und James, um mich selbst zu überzeugen. Und tatsächlich. Es war zwar schon ziemlich dunkel und im Haus waren alle Lichter gelöscht, aber es schien mir niemand zu folgen. Ich atmete erleichtert auf. Aber das sollte nicht von Dauer sein. Die Flügel der Eingangstür öffneten sich mit Schwung und aus dem scheinbar pechschwarzen Inneren kamen Alexandre, Michelle und meine Schwester Luisian. Sophie schien nun doch ziemlich nervös zu werden. “Und was machen wir jetzt..?”, fragte sie mit zitternder Stimme. Lorelei seufzte und ging an uns allen vorbei. “Na was wohl? Wir stellen uns ihnen entgegen.” Nachdem wir den ersten Schrecken überwunden hatten, folgten wir ihr. Meine… ich nenne sie mal ‘ehemalige Familie’ blieb mitten im Hof stehen. Alexandre in der Mitte, meine Schwester zu seiner rechten und Michelle zu seiner linken. Satoru nahm mich wieder bei der Hand. ‘Wut’ und ‘Entschlossenheit’. War es wirklich das was er fühlte, oder nur das was er mir zeigen wollte? Nun standen wir ihnen direkt gegenüber und ich konnte regelrecht spüren, wie alles in mir rebellierte und weg wollte. Satoru drückte meine Hand nur noch fester. “Ihr seid mehr, als ich erwartet hatte. Einen schönen Haufen Haustiere hast du dir da angelacht, William.” Sophie machte ein paar Schritte nach vorn. “Werd ja nicht frech!”, knurrte sie bedrohlich, konnte ihrem Gegenüber damit allerdings nur ein Lächeln abringen. Lorelei musste sie davon abhalten auf ihn loszugehen. “Na los William, hör auf mit den Spielchen auf und komm zurück zu deiner Familie.”, sagte Alexandre lachend. Ich drückte Satorus Hand fester, sah zur Seite und schüttelte leicht den Kopf. Für ein paar Momente herrschte Schweigen. “Wenn das so ist…”, flüsterte er schließlich. Mein Blick wanderte zu einem Fenster des Anwesens. Hatte sich dahinter gerade etwas bewegt..? Ich schluckte und trat nach vorn, ohne Satoru dabei loszulassen. “Wir sind nur hier um Luisian zu holen.” Ich hielt ihr meine freie Hand entgegen. “Bitte komm her. Ich will nicht, dass du in den Kampf der beiden hineingezogen wirst.” Sie schüttelte verächtlich den Kopf. “Es ist auch mein Kampf! Die Fürsten wollen unsere Familie angreifen und ich gehöre nun mal dazu. Du stehst auf der falschen Seite… Du solltest deiner Familie helfen und ihr nicht in den Rücken fallen.” Ich warf einen kurzen Blick über die Schulter zu James. Er und Alexandre starrten sich an. Ich schloss die Augen und nahm meine Hand wieder herunter. “Das ist es ja, was ich dir erklären wollte, ich stehe auf der Richtigen Seite…” Luisian sah mich verwirrt an und wollte gerade etwas erwidern, als Alexandre sich zwischen uns stellte. Er funkelte nun mich und James abwechselnd an. “So ist das also. Er konnte seinen Mund nicht halten.” Er wand sich an James. “Du hast Ann also verraten..?”, “Das habe ich nicht.” James Stimme war fast nur noch ein Knurren. “Du hast sie verraten. Also lass meine Tochter gehen.” Luisian schob sich an Alexandre vorbei. “Was geht hier eigentlich vor..?” Sie sah Hilfe suchend zu Alexandre, er erwiderte ihren Blick jedoch nicht. Ich ergriff wieder das Wort: “Er ist nicht unser Vater. Er hat uns die ganze Zeit nur etwas vorgemacht. Also komm jetzt endlich von ihnen weg! Sie sind nicht unsere Familie.” Es schienen immer mehr Zweifel und Verwirrung von ihr Besitz zu ergreifen. Ich war mir sicher, dass ich sie gleich soweit haben würde. Plötzlich spürte ich, wie sich meine Nackenhaare aufstellten. Satoru zog mich wieder zu sich. Hinter sämtlichen Fenstern des Anwesens bewegten sich nun Schatten, ein Meer aus knurren und rauschen erfüllte den Hof. Gleichzeitig spürte ich die Präsenz von sehr starken Vampiren, die sich uns langsam näherten. “Sie sind hier…”, flüsterte mir Satoru zu. Langsam wurde ich wirklich nervös. “Luisian! Bitte komm zu mir, wir haben kaum noch Zeit! Bitte vertrau mir doch!” Ich hielt ihr wieder meine Hand entgegen. Sie brauchte sie nur zu ergreifen und wir konnten hier wieder weg. Die Schatten schienen nun schon aus der offenen Einganstür zu züngeln und Michelle ging langsam zurück. “Alexandre. Es wird Zeit.” Luisian war immer noch unentschlossen. Machte dann aber doch ein paar Schritte vor, um meine Hand zu ergreifen. Was dann geschah, ging so schnell, dass ich es kaum registrierte. Alexandre machte etwas mit seinem Gehstock. “Luisian bekommt ihr sicher nicht.“ Er packte sie breit grinsend am Arm und eine silberne lange Klinge, wie die eines Degens, kam mir durch ihre Brust entgegen und stoppte nur wenige Zentimeter vor meinem Gesicht. Mit einem Ruck zog er sie wieder heraus und Luisian fiel in meine Arme. Ich sackte durch ihr Gewicht zu Boden und starrte Alexandre fassungslos an, als dieser wenige Augenblicke später von James zu Boden gerissen wurde. Michelle war für einen Moment wie erstarrt, rannte dann aber zurück ins Haus. Sophie folgte ihr und kaum war sie im Haus verschwunden, breitete sich von dort ein Schleier aus Schwarzen Schatten aus, der in wenigen Augenblicken, das ganze Gebäude überzog. Aus dieser dicken schwarzen Masse lösten sich nun Teile, tropften zähflüssig zu Boden und nahmen dort menschliche Gestalt an. Kazuki rannte zu mir und nahm den leblosen Körper von Luisian hoch. “Ich bringe sie zu Maksim. Er kann nicht weit sein.” Satoru zog mich wieder auf die Beine, während Kazuki mit ihr durch das Eingangstor verschwand. Ich starrte ihnen nach, immer noch nicht in der Lage mich zu bewegen. Bis sich mehr als ein dutzend Vampirfürsten am Tor abzeichneten und nur wenig später zu uns aufschlossen. Satoru nahm mein Gesicht in seine Hände und hielt es so, dass ich ihn ansehen musste. “Es ist alles in Ordnung! Sie schaffen das schon! Also bitte konzentrier dich auf das hier und jetzt, sonst wird es gefährlich!” Ich nickte schwach und löste mich von ihm. Ich musste mich zusammen reißen. Trotzdem wurde mir ganz anders, da immer wieder ‘einer von uns’ in meinen Kopf kreiste. Ich wandte mich wieder in Richtung Haus, dorthin wo ich Alexandre und James vermutete. Doch von ihnen war keine Spur mehr. “Wo ist er hin?!”, rief ich schon fast panisch. “Er macht das, was er am besten kann. Weglaufen. Keine Sorge, James wird ihn nicht entkommen lassen. Wir sollten uns jetzt erst einmal damit beschäftigen.” Er deutete zum Haus. Immer mehr Gestalten entstanden aus den Schatten, lauerten und knurrten. Sie warteten auf das Zeichen zum Angriff. “D..das sind ja die Angestellten…” Ich erkannte ein paar Dienstmädchen und einen Butler, dann den selben Butler noch einmal und noch einmal… Ich runzelte die Stirn. Michelle musste sie erschaffen. Sie waren perfekte Kopien. Aber sie schienen alles andere als menschlich. Lorelei kam an meine Seite. “Ich dachte wir wollten uns aus dem eigentlichen Kampf heraushalten?”, “Dafür ist es wohl ein wenig zu spät.”, entgegnete ihr Satoru. Sie schnaufte: “Tut mir Leid, wenn ihr ein wenig nass werdet.” Sie hob beide Arme und fast Augenblicklich zog sich der sternenklare Himmel zu und ein extrem starker Regenschauer fiel nieder. Ich war innerhalb weniger Augenblicke nass bis auf die Knochen. Auch die Vampirfürsten machten sich bereit. Als hätten sie nur darauf gewartet, stürzten nun die Schattenwesen auf uns zu. Satoru stellte sich vor mich. Ein gigantischer Blitz erhellte den Himmel, traf auf Satoru und wurde zu seiner Waffe. So schaltete er fast zehn von ihnen aus, sie lösten sich einfach in Luft auf. Lorelei ließ die Regentropfen gefrieren und schleuderte sie auf ihre Angreifer. “Das ist Michelles Werk. Wir müssen irgendwie ins Haus und sie ausschalten.”, schrie einer der Fürsten, er war durch den Regen und den ernormen Donner, von Satorus Blitz, kaum zu verstehen. Ich für meinen Teil nutze den kleinen Trick mit dem ich auch Maksim einen Abend zuvor ziemlich zugesetzt hatte. Ich baute mir ein Schutzschild aus Lichtkugeln auf. Alle um einiges größer, als am Abend zuvor. Durch den starken Regen hatte ich allerdings ein wenig Probleme sie unter Kontrolle zu halten. Sobald eine der Gestalten mit meinen Kugeln in Berührung kam, löste sie sich in einem hellen Lichtblitz auf. So kamen wir ein ganzes Stück näher an das Gebäude. Allerdings schien Michelle nun darauf zu reagieren und ließ immer mehr Gestalten entstehen. “Was ist eigentlich mit Sophie?! Hat sie es nicht hinein geschafft?!”, rief ich Satoru zu, der gerade zwei Angreifer beiseite stieß, die ihm zu nahe gekommen waren. Antwort bekam ich allerdings von einem Fürsten mit englischem Akzent. “Ja. Genau wie geplant.”, “Was!?” Ich starrte ihn entsetzt an. “Wir hatten mit so etwas ähnlichem schon gerechnet. Sie soll die Barriere von Innen zerstören.” Ich sah wieder zu der schwarzen Masse, die sich zähflüssig um das Gebäude zu bewegen schien. “Wie will sie das denn schaffen..?” Ich bekam zu spät mit, dass sich eines der Zimmermädchen mit einem Küchenmesser auf mich stürzte. Lorelei zog mich in letzter Sekunde beiseite, so verletzte sie nur meinen Arm. Der englische Vampirfürst ließ die Angreiferin sofort in Flammen aufgehen. “Könnest du dich bitte konzentrieren?!”, blaffte mich Lorelei an. Bevor ich mich jedoch entschuldigen konnte, zog der starke Geruch von verbranntem Fleisch meine Aufmerksamkeit auf sich. Die Angreiferin war nicht verschwunden. Die Flammen erloschen langsam im Regen und enthüllten den verkohlten Körper. “Sie war echt..?” Scheinbar hatte Michelle die Angestellten nicht nur geklont, sondern auch verwandelt und mit in den Kampf geschickt. “Wie konnte sie nur..?!” All diese unschuldigen Menschen..! Ich war außer mir vor Wut. Alles was sich angestaut hatte, die Wut auf Alexandre, auf meine Tante, die ganze Situation… Ich fühlte wie tief in mir etwas riss… Ich konzentrierte alle Kraft die ich aufbringen konnte und schleuderte sie in Richtung Eingangstür. Es entstand eine Schneise, durch die ich sofort rannte. Ich musste einfach mit ihr abrechnen. “William!” Ich hörte Satoru meinen Namen rufen, wusste aber, dass er mir nicht mehr folgen konnte. Die Gestalten schlossen sofort hinter mir die Lücke. Wieder erhellten gigantische Blitze den Himmel, gefolgt von ohrenbetäubendem Donner. Als ich direkt vor dem Eingang ankam, baute ich mein Schutzfeld wieder auf. Gerade rechtzeitig, denn alle umstehenden Gestalten konzentrierten sich nun auf mich. Ich wusste nicht recht, wie ich nun durch diesen dicken schwarzen Schleier kommen sollte. Vorsichtig streckte ich die Hand aus. Die schwarze Masse wich vor meinen Fingerspitzen zurück, bis sich wieder der Türgriff abzeichnete. Sobald ich ihn berührte, erschien die komplette Tür und ich konnte eintreten. Innen war es komplett dunkel. Ohne meine Lichtkugeln, hätte ich die Hand vor Augen nicht sehen können. Mir blieb fast das Herz stehen, als die Tür mit einem lauten knall hinter mir zuschlug. Dann war es ruhig. Zu ruhig. Man hörte nicht einen Ton. Keinen Donner keinen Regen. Er erreichte das Dach scheinbar nicht einmal. Aber wo waren Sophie und Michelle? Ich machte vorsichtig ein paar Schritte weiter in das Innere. Keines dieser Schattenwesen schien hier zu sein. Erst jetzt viel mir auf, dass ich den Atem angehalten hatte. Ich atmete einmal tief ein, schloss die Augen und konzentrierte mich auf die Stille. Wenn die beiden hier waren musste man es hören. Ich stand ein paar Augenblicke so da. Lauschte. Und tatsächlich… Da war etwas… Ein Rauschen und es kam näher. Ich riss die Augen wieder auf und fast im selben Moment rauschte eine riesige Flutwelle aus dem ersten Stock die Treppen hinunter und auf mich zu. Ich machte einen Satz zurück, wurde aber trotzdem davon erfasst und mit dem Rücken gegen die Tür gespült. Nach Luft schnappend richtete ich mich wieder auf. Ich ließ den kompletten Raum von meine Lichtkugeln erhellen. Das viele Wasser bildete nun kleinere Wirbel und wanderte wieder die Treppe hinauf. “William..?” Sofort richtete ich meinen Blick auf die Person am oberen Absatz der Treppe. Es war James, den die kleinen Wasserkreisel schützend umgaben. “Was machst du denn hier..?”, zischte er halb in Panik. “Das könnte ich dich genauso fragen!” Ein stöhnendes Geräusch direkt vor mir brachte mich dazu zu Boden zu sehen. Zu meinen Füßen versuchte Alexandre gerade wieder auf die Beine zu kommen. Seine Kleidung war halb zerfetzt und schmutzig, er sah ganz schön mitgenommen aus. Als er mich sah umspielte ein verzweifeltes Lächeln seine Lippen. “William..! Du musst mir helfen! Du kannst doch nicht einfach zusehen, wie er deinen alten Vater umbringt!” Er versuchte nach meinem Bein zu greifen, ich machte einen Schritt nach hinten, sodass der Versuch ins leere ging. “Jetzt reicht es aber!”, schimpfte James. Das Wasser, das mir im ganzen Raum, fast bis zu den Knöcheln reichte, versammelte sich unter Alexandre, beförderte ihn nach oben und gefror augenblicklich. Es bildete eine gigantische Säule aus Eis, in dessen Inneren der falsche König eingeschlossen war. Wie erstarrt betrachtete ich seinen entsetzten Gesichtsausdruck. Solange bis James neben mir auftauchte und mir über den Kopf strich. “Es ist vorbei.”, “Nein… Michelle hat da draußen eine Arme aus Schattenwesen erschaffen. Satoru und die Fürsten kämpfen gerade gegen sie. Wo ist Michelle? Wir müssen sie aufhalten! Und Sophie ist hier auch irgendwo!” Er sah mich gleichermaßen entsetzt und verwirrt an. “Ich habe Alexandre durch das halbe Haus gejagt, habe aber keinen von beiden gesehen…” In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. “Wo warst du nicht?”, “Im oberen linken Flügel und im Keller.” Wir nickten uns leicht zu und liefen los. Wir versuchten es als erstes im Keller. Die einzige Möglichkeit dort hin zu kommen, war über eine lange, schmale Wendeltreppe neben der Terrassentür. Sie führte uns erst an der Küche vorbei und dann weiter nach unten. Da rechts und links massive Steinwände emporragten konnte man das Ende nicht sehen. Aber da war etwas. Ich blieb stehen und James lief beinahe in mich hinein. “Was..?” Ich bedeutete ihm still zu sein, dann löschte ich die Lichter. Und tatsächlich. Von unten aus dem Keller kam ein schwaches oranges Licht. Es flackerte immer wieder, wie eine Kerze, außerdem schien es bei jedem Schritt wärmer zu werden. Die Temperatur stieg so stark, dass meine Kleider, unten angekommen, schon fast wieder trocken waren. Wenn man nach rechts ging, fand man sich im Weinkeller wieder. Auf der linken Seite ging es über in ein Labyrinth aus Gewölben. Doch genau von dort kam das Licht. Hinter ein paar Abbiegungen, gelangten wir in einen großen Raum, in dem sich fast über die gesamte Fläche ein Becken erstreckte, dass früher wahrscheinlich als Wasserspeicher genutzt wurde. Mitten über diesem Becken schwebend, befand sich jetzt jedoch ein riesiger Feuerball, dessen Flammen immer wieder die umliegenden Wände berührten und pechschwarz färbten. Und in diesem rot glühendem Ball war Sophie. Die Ränder ihres Kleides hatten durch die Flammen schon ziemlich gelitten. Sie hatte die Augen geschlossen und führte mit ihren Händen immer wieder kreisende Bewegungen aus. James machte Anstalten das Feuer zu löschen, ich hielt ihn jedoch davon ab. “Sophie!” Ich rief immer wieder ihren Namen, doch es dauerte eine Weile, bis sie darauf reagierte und langsam die Augen öffnete. Sie sah uns schockiert an. “Was macht ihr denn hier?!” Ihre Stimme klang durch das Feuer ziemlich gedämpft. Wollte sie so etwa die Barriere durchbrechen?! Ich sah mich um. Wir waren hier wohl genau mittig unter dem Gebäude. “Ihr müsst hier sofort raus! Von dem Gebäude wird nicht mehr viel übrig bleiben, wenn ich damit fertig bin!” Die Hitze war kaum noch auszuhalten. Ich hörte wie im Weinkeller immer wieder Flaschen durch den Druck zersprangen. “Sie hat Recht! Lass uns hier verschwinden!” James packte meinen Arm und versuchte mich mit sich zu ziehen. Ich konnte mich nicht lange dagegen wehren. “Und was ist mit dir?!” Erst schien sie erstaunt, doch dann schenkte sie mir ein friedliches Lächeln. Die Flammenkugel hatte sich jetzt schon bis zu den Seitenwenden ausgedehnt. “Ich habe nichts mehr, was da draußen auf mich wartet… Die Menschen die ich beschützen wollte gibt es nicht mehr. Außerdem… Du hast es doch selbst gesagt. Alles was mir bleibt, ist dabei zuzusehen wie mein Körper zerfällt… und das will ich nicht. Es ist besser so. Auf diese Weise kann ich euch wenigstens noch nützlich sein…”, “Das… das ist verdammt egoistisch, weißt du das?!” Sie schloss wieder die Augen und die Kugel weitete sich schneller aus. James nahm mich hoch, damit ich mich nicht mehr weheren konnte. “Was ist mit uns?! Wir warten da draußen auf dich, verdammt!!” Bei meinem letzten Satz riss sie die Augen wieder erschrocken auf, doch dann war James auch schon mit mir um die nächste Ecke gebogen und ich verlor sie aus den Augen. Ich schlug ihm auf den Rücken. “Lass mich runter.”, “Tut mir Leid. Erst wenn wir draußen sind.” Er rannte die Treppe hoch und durch die große Eingangshalle. Vorbei an der großen Eissäule, die langsam anfing zu schmelzen. James versuchte die Tür zu öffnen doch es ging nicht. Endlich ließ er mich runter. “Was jetzt?” Mich hatte die Tür schon einmal durchgelassen, also ergriff ich den Knauf und hoffte das beste. Und tatsächlich ließ er sich drehen. James packte mich am Handgelenk stieß die Tür mit Schwung auf und zerrte mich nach draußen. Kurz bevor sich die Tür hinter uns schloss sah ich noch einmal zurück, auf die Eissäule, auf den Mann den ich solange für meinen Vater gehalten hatte und… auf Michelle… Ich erschauderte. Durch den nur noch wenige Zentimeter großen Spalt sah ich Michelle oben auf dem Treppenabsatz stehen. Sie schien mir direkt in die Augen zu sehen. Dann fiel die Tür ins Schloss und die schwarzen Schatten begruben sie wieder unter sich. James nahm nicht viel Rücksicht auf die vielen Schattenwesen. Ohne sein Tempo zu verringern zog er mich durch die Masse, immer weiter weg von dem unheimlichen schwarzen Ding, das mal mein Zuhause gewesen war. “Schnell! Geht in Deckung!”, rief er den anderen zu. Nur Satoru lief auf uns zu und fing mich auf. Alle Angreifer schienen schon im nächsten Augenblick zu erstarren. Auf der schwarzen Oberfläche des Gebäudes zeichneten sich immer mehr orangefarbene Risse ab. Kurz darauf gab es eine gigantische Explosion, die den gesamten Himmel in orange-rotes Licht tauchte, alle Schattenwesen auslöschte und uns durch die Druckwelle zu Boden riss. -- Als die Sonne aufging, saß ich auf den Überresten der Grundstücksmauer und starrte auf die immer noch qualmenden Ruinen. Satoru lag neben mir, mit dem Kopf auf meinem Schoß. Ich war mir nicht sicher, ob er mich anstarrte oder den Himmel. “Ich fasse es nicht, dass wir das überlebt haben.” Satoru grinste breit. “Das war doch klar. Wir werden noch verdammt lange leben. Bis wir alt und runzelig irgendwo nebeneinander im Schaukelstuhl sitzen und dem Gras beim wachsen zusehen.” Ich erwiderte sein Lächeln und wuschelte ihm durchs Haar. “Alt und runzelig, ja?”, “Klar. Und selbst dann werde ich noch nicht genug von dir haben.” Er schloss die Augen und lächelte weiter friedlich vor sich hin. “Meine Güte! Euch scheint es wirklich zu gut zu gehen!”, meckerte Lorelei die rechts neben mir saß und ihre zu kurzen Beine baumeln ließ. Einige Vampirfürsten waren dabei in den Ruinen nach etwas noch verwertbarem zu suchen. Ich beobachtete sie. Ich hatte nicht einmal Zeit gehabt ein Andenken mitzunehmen und jetzt war alles weg… Meine gesamte Vergangenheit. Mit einem seufzen stellte sich James hinter Lorelei und gab ihr einen Kuss auf den Scheitel. “Luisian ist jetzt aufgewacht. Kommt ihr wieder mit zum Haus?” Diesmal machten wir uns nicht extra die Mühe auf den Wegen zu bleiben. Wir liefen quer über das Feld, direkt auf das kleine Waldstück zu. “Wo sind eigentlich die anderen Vampirfürsten?”, fragte ich ganz beiläufig. “Sie versuchen den Leuten im Dorf zu erklären, was hier letzte Nacht los war.” Ich verzog das Gesicht. “Unschöne Aufgabe…” James lachte. “Das schienen sie gewohnt zu sein.”, “Sie müssen sich wohl einen anderen Sitz für ihren neuen König suchen.” Satoru überholte mich leicht, so das er mein Gesicht sehen konnte. “Aber wir gehen doch jetzt zurück nach Japan oder..?” Ich musste mir das Lachen verkneifen und nahm ihn bei der Hand. “Klar.” ---- öhm… del fin… O.o wow… ich habs echt geschafft… an dieser stelle möchte ich mich herzlich bei meinen lesern bedanken. ich weiß das mach ich eigentlich ständig… XD aber egal! ich danke allen die bis jetzt am ball geblieben sind! UND JAAANZ WICHTIG!!! nisch gleich die geschichte aus der favo liste schmeißen! Ich hab euch ja in der umfrage versprochen, dass ich noch was tolles mache, wenn jemand bestimmtes gewinnt: Satoru hat gewonnen, also hab ich ein extra kappi geschrieben! (kommt die woche noch) ich hoffe wir lesen uns mal wieder! Kapitel 20: Extra: Satorus Sicht der Dinge ------------------------------------------ Erst mal ein paar (sicher nötige) Worte zu diesem Kapitel. Das ganze hier beginnt am Anfang der Geschichte, also bevor die beiden sich überhaupt kennen gelernt haben. Außerdem ist es aus Satorus Sicht, was man sich beim Titel vermutlich schon denken konnte… Das hier ist der kleine Bonus, den ich euch versprochen hatte, wenn jemand bestimmtes bei meiner Umfrage gewinnt! XD - Also wenn Satoru gewinnt! Das hat er ja. Knapp aber, ja… Aber der zweit Platzierte taucht auch genug darin auf, also keine Sorge! XD Ich habe schon am Anfang überlegt ob ich so etwas hier mache… Aber da war Williams Wissenstand (und damit eurer) noch nicht ausreichend, ich meine Satoru is ja praktisch allwissend von Anfang an… Nun gut! Das reicht dann ja wohl erst mal. Viel Spaß! Ein notwendiges Übel… Ich verzog das Gesicht und sah zu, wie die letzten Tropfen Blut aus der Wunde hervorquollen und durch eine nahe stehende Laterne glitzernd, zu Boden fielen. Es lässt sich nicht mehr ändern… Will man in der heutigen Gesellschaft Fuß fassen, muss man manchmal auch unangenehme Dinge tun…. Ich ließ den Kragen des leblosen Mannes los und machte einen Schritt beiseite, als er wie ein nasser Sack zu Boden fiel. Ich musste mir heute nun wirklich nicht auch noch meine Sachen schmutzig machen. Mit einem Seufzen legte ich den Kopf in den Nacken und sah hinauf zum Mond. Der Himmel war so klar und die Luft frisch und angenehm kühl. Ich spürte wie das frische Blut meinem Körper wieder Kraft verlieh. Wessen Idee war es eigentlich gewesen..? Die von Darius..? Ich sollte mich demnächst mal bei ihm dafür bedanken… Kazuki trat neben mir aus den Schatten und reichte mir ein strahlend weißes Taschentuch. Ich betrachtete es kurz, dann nahm ich es entgegen, um die restlichen Spuren meiner Mahlzeit zu beseitigen. Wie immer zeigte sein Gesicht nicht einen Funken menschlicher Regung. So war er schon immer gewesen. Schon als Mensch. Selbst wenn er lächelte, spiegelten seine Augen rein gar nichts wider. Ich schloss die Augen und seufzte erneut. Der perfekte Diener. In der Lage alles sachlich zu beurteilen und zu behandeln. “Sind alle Einladungen verschickt?”, fragte ich lustlos. Kazuki verbeugte sich leicht: “Selbstverständlich, mein Herr. Die gesamte Oberschicht, ob Mensch oder Vampir, wird sich in weniger als zwei Wochen zusammen finden.” Wie ich diese Veranstaltungen hasse… Dieses aufgesetzte Getue, dieses sinnlose Gerede… Aber es muss sein. So etwas gehört dazu. Ich kann mich diesmal nicht herauswinden. Ich drehte mich um und verließ die kleine Seitengasse. Auch wenn ich es nicht hörte, wusste ich das er mir folgte. “Soll ich das Auto kommen lassen?”, “Nicht nötig. Ein bisschen frische Luft kann nicht schaden.” Er blieb immer einen halben Schritt hinter mir, auch wenn er leicht hätte zu mir aufschließen können. Es dauerte länger, als gedacht wieder nach hause zu kommen. Die Sonne würde schon in wenigen Stunden aufgehen und ich hatte wenig Lust überhaupt noch schlafen zu gehen. Ich verabschiedete mich von Kazuki und betrat mein Schlafzimmer. Ich erstarrte mitten in meinen Bewegungen, als ich vor dem Bett ein Packet stehen sah. Die Form verriet mir sofort, dass es ein Bild war. Schon das dritte Mal. Verpackt wie immer in braunem Papier, fest verschnürt. Was sie mir wohl diesmal geschickt hat..? Meine Laune besserte sich schlagartig. Mir war klar, dass Michelle damit eigentlich das Gegenteil bezwecken wollte, aber wie könnte ich bei seinem Anblick etwas anderes empfingen, als Vorfreude..? Ich zerriss das Papier schon fast mit zu viel Kraft. Wie immer stand auf der Rückseite: ‘Damit du siehst, was du nie bekommen wirst.’ Ich ignorierte ihren Kommentar und betrachtete die Vorderseite. Das war eindeutig bis jetzt das beste. Weder seine Eltern noch seine Schwester war zu sehen. Nur er. Nur William. Ich lehnte das Gemälde in dem schweren hölzernen Rahmen gegen mein Bett und setzte mich auf den Boden davor. Er war älter als auf den beiden anderen. Aus menschlicher Sicht würde man ihn wohl für sechzehn oder achtzehn Jahre halten. Ob seine Augen wirklich diese wunderschöne blaue Farbe hatten..? Ich wusste noch ganz genau, was für ein Gefühl es war, als ich ihn zum ersten Mal auf einem Bild sah. Wie mein Herz einen Schlag auszusetzen schien und alles um mich herum keine Rolle mehr spielte. Mein Engel mit den himmelblauen Augen. Mein Gefährte. Ich würde alles dafür geben ihn schon jetzt bei mir zu haben. Ich zeichnete mit den Fingerspitzen die Konturen seines Gesichtes, seiner Lippen nach. Er war das einzige, was ich nur für mich allein haben wollte. Egal was es kosten würde. Und wenn ich ihn dafür einsperren musste… Kazukis Stimme riss mich aus meinen Gedanken. “Es tut mir leid noch einmal stören zu müssen, aber es wurde eine Nachricht abgegeben während wir fort waren.” Er stand vor der Tür. Wie immer hatte er weder geklopft noch versucht herein zu kommen. Er wartete geduldig auf eine Antwort. Ich drehte das Bild um, stand auf und öffnete die Tür. “Von wem?” Er gab mir einen kleinen Zettel. “Von ihrem Bruder. Er sagt, dass er sie gerne besuchen würde, um seine Familie vorzustellen…” Die Gedanken überschlugen sich in meinem Kopf. Anstatt auf den Zettel zu sehen, starrte ich Kazuki weiterhin an und versuchte dem Chaos einen Sinn zu geben. “Mein… Bruder..?” Ich spürte wieder diese vertraute Wut in mir aufsteigen. “Mein Bruder!?”, zischte ich und zerknüllte die Nachricht in meiner Hand, um sie kurz darauf dicht an Kazukis Gesicht vorbei in den Flur zu werfen. Er zuckte nicht einmal. “Dass er es wagt sich so zu bezeichnen! Du kannst ihm ausrichten, dass er bleiben soll wo er ist! Nein. Besser noch, er soll ganz verschwinden und mich in Ruhe lassen! Das war es doch was er wollte!?” Ich knallte ihm die Tür vor der Nase zu, schnaufte und trat gegen die kleine Kommode neben der Tür. Was fällt ihm ein?! Er hat mich im Stich gelassen! Mich verjagt! Wie kommt er darauf, dass ich ihm so leicht verzeihen könnte?! Auch wenn er auf Knien hierher gerutscht kommt! Zu spät! Jahrzehnte, nein mehr als ein Jahrhundert zu spät! Noch einmal musste die Kommode leiden. Sie knarrte, ein Kerzenhalter fiel um und rollte über den Rand. Das klirrende Geräusch, als er auf den Holzboden fiel ließ mich wieder einigermaßen klar werden. Ich schloss die Augen und atmete ein paar Mal tief durch. “Er sagt das es bald zu spät sein wird.”, kam wieder Kazukis Stimme von draußen, “Seine Frau… hat nicht mehr viel Zeit. Er möchte das ihr sie noch vorher kennen lernt.” Ich hielt Inne. Was sollte das bedeuten..? Nicht mehr viel Zeit? Ich kramte nach Erinnerungen, die mir helfen könnten es zu verstehen. Aber das letzte was ich von ihm hörte war, dass er sich nach Anns tot irgendwo im Süden Frankreichs verkrochen hatte. In einem Wald, wenn mich nicht alles täuschte… Wie lange war das jetzt her..? “Was wollt ihr unternehmen? Soll ich es ihm wirklich verweigern?” Ich zögerte noch kurz. “Schick ihm eine Einladung zum Ball.”, “Wie ihr wünscht.” Ball. Gut. Viele Leute. Ich hoffte das würde mich davon abhalten ihm den Hals umzudrehen. Wenn nicht, war das sicher die letzte große Veranstaltung die ich ausrichten musste. Das hatte auch etwas für sich… -- Es war genau so schrecklich, wie ich es mir vorgestellt hatte. Und langweilig. Wieder einmal war ich froh, dass sich Kazuki um alles Geschäftliche kümmerte. Wenn ich ihn nicht hätte, wäre ich in den letzten Jahren wirklich aufgeschmissen gewesen. Ich hatte wenig Lust mich mit irgendjemanden hier zu unterhalten, also versuchte ich mich im Hintergrund zu halten. Was mir natürlich nicht möglich war, da es meine Veranstaltung war und jeder der Anwesenden mich mindestens einmal Grüßen und zu dem gelungenen Fest beglückwünschen wollte. Ich dachte schon es könnte nicht viel schlimmer kommen, als Kazuki mit meinem Ehrengast vor mir auftauchte. Seine blonden Haare hatten draußen im Wind scheinbar ganz schön gelitten. Er trug einen schwarzen Anzug und ein, für meinen Geschmack, viel zu breites Grinsen im Gesicht. “Hallo Bruder. Ich danke dir für deine Einladung.”, “Wir sind keine Brüder, also hör auf mich so zu nennen.” Nur für einen Augenblick schien sich etwas anderes als Freude in seinem Gesicht abzuzeichnen. Ich wollte ihm gerade die Meinung sagen, als mir eine kleine Hand an seinem Jackett auffiel. James folgte meinem Blick und zog nun lächelnd ein Mädchen hinter seinem Rücken hervor. Sie schien nicht viel älter als elf, vielleicht zwölf Jahre zu sein. “Das ist meine Tochter Lorelei.”, er wand sich an sie, “Sag deinem Onkel guten Tag!” Sie sah mir direkt in die Augen. Keinerlei Emotionen. Vampirkinder sind unheimlich. Ihr rechtes Auge war golden und auch sonst schien sie kein normaler Vampir zu sein. Sie machte einen leichten Knicks und brabbelte etwas auf Französisch. Dann verkroch sie sich wieder hinter James, der immer noch freundlich lächelte. Er hatte sich kein bisschen verändert. Wie mir das auf die Nerven ging! Als hätte es die vergangenen Jahre nicht gegeben. “Und der Rest..?”, fragte ich ein bisschen zu unfreundlich, was James natürlich trotzdem nicht bremsen konnte. “Oh. Der wandert hier sicher irgendwo herum.”, “Ich dachte ich sollte sie kennen lernen..?”, schnaufte ich. “Das wirst du auch noch. Hast du es denn so eilig? Ich wollte eigentlich vorher noch mit dir reden. Gibt es hier irgendwo ein ruhiges Plätzchen?” Ich rollte mit den Augen: “Ja. Folge einfach Kazuki. Ich komme gleich nach.” Er beugte sich zu seiner Tochter und flüsterte ihr etwas auf Französisch zu, dann folgte er Kazuki. Ich wollte auch gerade gehen, als Lorelei mich festhielt. Nun waren ihre beiden Augen golden. Sie funkelte mich böse an: “Sei nicht so gemein zu ihm!”, dann ließ sie mich los und verschwand zwischen den Leuten. Ich sah ihr noch einen Moment lang nach. Ich soll nicht gemein zu ihm sein..? Zu James..? Irgendwie hatte ich nicht das Gefühl, dass sie das gemeint hatte… -- “Ich möchte mich entschuldigen.”, sagte er mit einem ernsten Gesicht. Kazuki hatte uns in einen kleinen Raum geführt der normaler Weise wohl für Besprechungen genutzt wurde. Es war das erste Mal, dass ich in diesem Gebäude war. Ich wollte keine Fremden in meinem Haus, also hatte Kazuki diese Räumlichkeiten organisiert. “Ist es dafür nicht ein Bisschen zu spät..?”, entgegnete ich, während ich mich auf einem der Stühle nieder ließ. “Ich hoffe nicht.” Diesmal bekam ich ein trauriges Lächeln zu sehen. Wie lange er wohl dafür geübt hat..? “Ich weiß wir haben dir wehgetan. Aber wir wussten nicht, wie wir dich anders hätten besch…”, “Es reicht!”, fuhr ich ihm ins Wort, “Du brauchst mir nicht noch einmal alles vorzukauen, was du mir schon bei meiner Verbannung gesagt hast!” Nun war er still. Sah auf die Mitte des kreisrunden Tisches und bewegte sich nicht. “Ich hatte gehofft wir könnten noch einmal von vorne anfangen.”, flüsterte er schließlich. Ich schüttelte nur den Kopf und stand auf. “War das alles? Dann können wir ja wieder raus.” Er zögerte noch einen Moment, folgte mir dann aber bis zur Tür. Kurz bevor er den Raum verließ, drehte er sich noch einmal um. “Wenn du es dir anders überlegst… Ich habe Kazuki meine Adresse hinterlassen. Du kannst jederzeit zu mir kommen.” Als wenn ich das wollen würde. -- Wieder stand ich in mitten der Menschenmenge und versuchte gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Ich hatte nicht gesehen wohin James verschwunden war. Es war mir auch ziemlich egal. Kazuki beugte sich zu mir und versuchte mir das folgende so leise wie möglich mitzuteilen: “Ich habe vorhin aus verlässlicher Quelle erfahren, dass ein Prinz aus Frankreich zu unseren Gästen gehört.” Ich runzelte die Stirn und musterte ihn. Aber wieder war nichts aus seinem Gesicht abzulesen. “Ein Prinz..?” Kazuki nickte: “Prinz William Alexandre Chevallier, er soll bald hier eintreffen.” Ich erstarrte und vergaß für einen Augenblick zu atmen. Erst als ich sprechen wollte, fiel es mir auf, ich holte tief Luft und verschluckte mich beinahe. Ja. Dummer Körper, zum sprechen braucht man Luft! “Will… Er kommt hier her..? Bist du dir… sicher..?” Kazuki nickte. Er war hier… In Japan… und es würde nicht mehr lange dauern, bis wir uns gegenüber standen. Wieder war ich kaum in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Ich wollte ihn sehen, ihn berühren… Ich musste einen kühlen Kopf bewaren. Ich konnte mich doch unmöglich vor anderen so aufführen. Schwäche zeigen, war in diesen Kreisen nicht gerade von Vorteil. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf meine Atmung. Ich hätte nie gedacht, dass dieser Abend noch etwas Gutes für mich bereit hält. “Meister, Meister! Er ist hier!” Ich zuckte kaum merklich zusammen und drehte mich um. Vor mir stand nun ein Mann in geduckter Haltung. Er war einer meiner Bediensteten, aber ich mochte ihn nicht sonderlich. Sein Aussehen erinnerte mich zu sehr an einen Totengräber. Würde er mich jeden Morgen wecken, würde ich wahrscheinlich lieber auf Schlaf verzichten. Er versuchte seine Aufregung zu verbergen. Es gelang ihm nicht. Was hatte er gesagt..? Er war hier..? Jetzt..? Ruhig bleiben! Sagte ich mir immer wieder, wusste aber nicht ob es mir gelang. Ich zwang mich zu einem Lächeln: “Das war nicht anders zu erwarten. Aber dass wir uns nun schon so schnell begegnen…” Das schien ihn nur noch mehr aufzudrehen. “Wie gedenkt ihr vorzugehen?” Eine Sache gab es noch… “Ist er in Begleitung?”, “Ein Menschenmädchen ist bei ihm, mein Herr.” Ein Menschenmädchen..? Was sollte das denn..? Der Gedanke ihn an der Seite von jemand anderem zu sehen, gefiel mir überhaupt nicht. “Gut. Sie wird nächste Woche unser ‘Ehrengast‘. Ich denke du weißt was das heißt. Um ihn kümmere ich mich persönlich…” Ich wollte gar nicht erst wissen, was sie für ihn war. Die anderen Mitglieder des Rates sollten sich darum kümmern. “Sehr wohl, mein Herr.”, antwortete er mit einer leichten Verbeugung und verschwand darauf hin wieder in der Menge. Es wird Zeit. Ich machte mich auf den Weg zur Tanzfläche. Wenn er in Begleitung eines Mädchens war, würde er sicher früher oder später dort auftauchen. Und er ließ auch nicht lange auf sich warten. Wieder dieses bekannte Gefühl, dass alles um uns herum verschwinden lässt. Seine Haare waren viel schöner und sahen viel weicher aus, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich wollte sie berühren… Mein Blick blieb an seinem Nacken hängen, die Farbe seiner Haut… So hell… Wie eine Porzellanpuppe. Er blieb stehen, als spürte er meinen Blick. Als er sich umdrehte trafen sich unsere Augen. “Viel schöner…”, flüsterte ich so leise, dass nicht einmal jemand direkt neben mir es gehört haben konnte. Seine Begleiterin fasste ihn an den Arm und plötzlich war alles um uns herum wieder da. “William? Was hast du?”, flüsterte sie ihm zu und ich kämpfte dagegen an, mich auf sie zu stürzen und ihr ihren Arm abzureißen. Ich zwang mich zu einem Lächeln und ging zu ihnen. “Guten Abend. Was verschafft mir die Ehre eines so hohen Besuches?” Ich versuchte es mit Englisch. Vampirsprache war keine gute Idee und Französisch war absolut nicht meine Sprache. “Und dann noch in Begleitung einer so schönen Dame!” Widerwillig nahm ich die Hand des Menschenmädchens und gab ihr einen Kuss. Sie war sichtlich geschmeichelt. Ich ertrug es nur, weil ich ihn vor mir hatte. Sie störte. Alle hier störten. “Mein schönes Kind, dürfte ich mir euren Begleiter einen Moment ausleihen? Mein Freund Kazuki wird sich derweilen um euch kümmern.” Kazuki trat hinter mir hervor, verbeugte sich leicht und reichte ihr die Hand. Endlich ließ sie von William ab und ging zu Tanzfläche. Ich atmete erleichtert auf. Jetzt musste ich nur noch die anderen Gäste loswerden. Um endlich mit ihm allein zu sein. Aber etwas störte mich… Er sah plötzlich so blass aus… Freute er sich denn nicht..? Wieder spielten meine Gedanken Karussell. “Wir sollten nach Draußen gehen.”, schlug ich ihm vor. Doch er blieb stumm, folgte mir nur leise nach draußen. Was war nur los..? So hatte ich mir das ganze nicht vorgestellt… Er musste doch erkannt haben was ich war… War es ihm nicht klar..? Ich bin dein Gefährte verdammt! Irgendwie musst du doch auf mich reagieren! Ich konnte mir das doch nicht nur einbilden..?! Vom Balkon aus gelangte man über eine Treppe in den Garten des Anwesens. Ich hatte keine Ahnung wo ich hinlief, konnte mich aber noch nicht dazu durchringen, stehen zu bleiben und mit ihm zu sprechen. Nach ein paar Metern erreichten wir einen Pavillon. Ich brachte es noch nicht fertig mich umzudrehen. “Und, was hast du jetzt vor?”, fragte ich deshalb, in der Hoffnung etwas mehr von ihm zu bekommen, als einen misstrauischen Blick. “Ich…”, er schien nervös, seine Stimme war brüchig. “Es tut mir Leid. Ich wollte mir lediglich Japan ansehen. Ich hatte nicht die Absicht zu stören. Wenn sie es wünschen reise ich sofort wieder ab.” Ich runzelte die Stirn. Mir wurde schlagartig klar was er in mir sah. Natürlich! Wir sind Vampire, er denkt ich will ihn beseitigen… “Du willst also nicht kämpfen..?”, fragte ich fast schon abwesend. Er blieb einen Moment stumm, war das die Bestätigung..? Wie konnte er das von mir denken..? “Nein. Ich halte nichts von diesen Machtkämpfen. Das habe ich noch nie.” Einen Moment lang hörte ich nur das Rauschen meines Blutes. “So..?” Ich war so… enttäuscht… wütend… Ohne dass ich es selbst verhindern konnte, wirbelte ich herum und stieß ihn mit dem Rücken gegen einen der Pavillonbalken. Der Rosenstrauch daran verlor ein paar Blätter und William verzog sein Gesicht. Ich hatte ihm offenbar wehgetan, aber ich konnte nicht anders. Ich wollte nicht mehr warten bis er es begreift. Und erst recht wollte ich nicht, dass er Japan wieder verließ. “Das freut mich.”, sagte ich trocken. “W..wie..?”, “Dann muss ich dich nicht töten.” Er sollte mir gehören… Ich brachte seine linke Hand über seinen Kopf an den Balken. Die Handfläche erschien mir ein ziemlich praktischer Ort für unser Zeichen. Ich wusste, dass es nicht besonders angenehm für ihn werden würde, wenn er nicht darauf vorbereitet ist. Ich kam einfach nicht darüber hinweg, dass er mich für seinen Feind hielt. “Dennoch sollte ich dir eine kleine Lektion erteilen. Mein kleiner Prinz.” Die Luft um uns herum schien regelrecht vor Elektrizität zu knistern. Er sah nach oben, aber ich konnte meinen Blick nicht von seinen Augen lösen. Es tat mehr weh als ich dachte. Als würde das Zeichen langsam in die Haut geritzt. Das ließ mich wieder ein wenig zur Besinnung zu kommen. William kniff die Augen zusammen, was für mich bald noch schlimmer war. Ein kurzer Schrei entwich seinen Lippen. Mein ganzer Körper schien taub zu werden. Ich hatte es bald geschafft. Gleich gehörte er mir. Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Kurz darauf wurde er ohnmächtig und sank in meine Arme. -- So leicht. Er war noch viel leichter als er aussah. Ich trug ihn vom Auto in mein Zimmer. Kazuki schloss von Außen die Tür, als ich William auf mein Bett legte. Ich setzte mich an den Rand und betrachtete ihn. Das würde er mir sicher übel nehmen, sobald er aufwachte… Wie konnte ich nur so die Kontrolle verlieren..? Ich schloss die Augen. Dafür war es jetzt auch zu spät. Ich würde ihm einfach alles erklären, wenn er aufwacht. Ich strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht und mit den Fingerspitzen über seine Wange. Das war wirklich etwas ganz anderes… Mein Daumen streifte seine Unterlippe. So weich… Ich musterte ihn noch einen Moment von oben bis unten. Es war sicher unbequem in einem kompletten Anzug zu schlafen. Ich beschloss, ihm ein paar Sachen auszuziehen. Wieder war ich ganz froh darüber, dass er so leicht war. Ich hob seinen Oberkörper an und legte seinen Kopf an meine Schulter. So hatte ich genug Platz um ihm seine Jacke und Weste auszuziehen. Als ich mich um sein Hemd kümmern wollte, rutschte sein Kopf ein wenig nach hinten und sein Atem streifte meinen Nacken. Ein Schauer lief mir vom Hals meinen Rücken hinunter. Ich hielt kurz Inne. Es war wohl besser, wenn er sein Hemd anbehielt. Mit Sicherheit war es besser für mich… Also legte ich ihn zurück aufs Bett und zog ihm stattdessen Schuhe und Strümpfe aus. Nur noch die Hose und dann hatte ich es geschafft. Als ich jedoch den Gürtel geöffnet und die Hose schon ein paar Zentimeter nach unten gezogen hatte, stoppte ich und sah noch mal zu dem unschuldigen blond gerahmten Gesicht. Er war wohl doch nicht ganz der unschuldiger Engel, für den ich ihn gehalten hatte. “Du trägst ja gar keine Unterwäsche…”, stellte ich fest. Natürlich kam keine Reaktion. Die erhält man von schlafenden Personen selten. Ich zuckte mit den Schultern und zog sie ihm ganz aus. “Aber wehe du beschwerst dich nachher.” Danach hob ich seine Beine an, um die Bedecke unter ihm vorzuziehen. Als ich ihn sicher und warm eingepackt hatte, hob ich seine Sachen auf und rief nach dem Dienstmädchen. Sie sollte die Sachen waschen und ihm im Bad neue bereitlegen. So hatte ich nichts mehr zu tun, außer zu warten dass er aufwachte. Ich legte mich neben ihn auf mein Bett. Es war groß genug für zwei. Er sah so friedlich aus. Ich rutschte ein Stück näher zu ihm und drehte vorsichtig sein Gesicht in meine Richtung. Am liebsten hätte ich ihn in meine Arme genommen, aber dafür traute ich mir zu wenig. Für den Anfang war es wohl besser Abstand zu halten, sonst brachte mich meine Aufregung noch dazu etwas dummes zu tun. Oder besser, noch mehr dummes… Ich betrachtete das Zeichen an meiner Hand. Ich hoffte so sehr, dass er es verstehen würde. Ich lehnte mich nach vorne und gab ihm einen leichten Kuss. “Wach schnell auf.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)