Vera Lamia 2 von CichAn (Fortsetzung) ================================================================================ Kapitel 5: Ziellos ------------------ Dunkel... Wo bin ich..? So vertraut... So lange war diese Dunkelheit meine Welt... „..Ann..?“, meine Stimme nur ein Flüstern... Fast nur ein Gedanke... Wo ist sie..? Ein heftiger Stoß sorgt dafür, dass sich mein Körper in Bewegung setzt, nach vorn, ins Licht. So hell, dass ich die Augen im ersten Moment zusammenkneifen muss. Ich höre Getuschel, Gekicher... Ein weiterer Stoß lässt mich ein paar Schritte vorwärts stolpern. Ich öffne meine Augen wieder, man schubst mich einen Gang entlang, an dem viele Türen abgehen. Ich kenne ihn... Mein Magen krampft sich zusammen... Überall stehen die Türen einen Spalt weit offen, dahinter Gelächter, das verstummt, sobald wir an ihnen vorbei gehen und gleich danach wieder einsetzt. Ich will nicht... Ich kann den Blick nicht von der Tür abwenden, die am Ende des Ganges liegt. Nein! Ann! Ich will nicht..! Ich erstarre, als ich in den Raum gestoßen werde. Bleibe stumm stehen, kann kaum blinzeln, atmen... Mitten im Raum steht ein großer massiver Tisch. So riesig und beeindruckend, dass er das erste ist was man wahrnimmt und kaum den Blick abwenden kann. Der Mann der dahinter sitzt steht auf, kommt auf mich zu. Er muss sich zu mir herunter beugen so groß ist er. Mein Herz bleibt fast stehen. Seine blauen Augen mustern mich, tasten mein Gesicht ab. Seine kurzen fast schon vollständig grauen Haare gehen an den Ohren in Koteletten und in einen Bart über, der fast sein ganzes Gesicht einnimmt. „Das ist er also..?“, er fängt an zu grinsen, „Ein wirklich schönes Exemplar. Wird sich sicher gut verkaufen!“ Er redet mit dem Mann, der mich hergebracht hat. Er trägt eine lange graue Kutte, sein Gesicht ist von einer Kapuze zu sehr verdeckt, um es erkennen zu können. Er reagiert nicht, bleibt genauso starr stehen wie ich. Der Mann mit den blauen Augen mustert mich weiter: „Wie kommt es dass ihr mir ein Vampirkind überlasst..? Die sind doch ziemlich selten.“, wieder antwortet der Mann mit der Kapuze nicht. „Selten...“ Er hebt mein Kinn an, so das ich ihm direkt in die Augen sehen muss. „... und besonders... Verletzungen heilen schnell, sie altern nicht und haben die richtigen 'Werkzeuge' um deine Feinde auszuschalten!“, er lacht kurz auf, lässt mich dann los. „Genau das richtige in unserer Branche! Ich nehme an ihr kamt hierher weil ich schon einen dieser Jungen habe?“, „...dieser ist anders.“ Die tiefe Stimme des Mannes bringt mich dazu zu ihm aufzusehen. Fast schon graue Augen blicken zu mir herab, werden für einen Moment golden. „Ihr solltet gut auf ihn Acht geben. Er ist nur 'geliehen'.“ „Wie meinst du das 'anders'?“,“Hol deinen Jungen und du wirst es sehen.“ Mir sträuben sich die Nackenhaare. Der ältere Mann geht zur Tür und ruft einen Jungennamen, zieht ihn daraufhin zu uns herein. Der kleine blonde Junge sieht mich an, wimmert leise und versteckt sich hinter seinem Herren, der die ganze Szene nur verwundert verfolgt. „Was soll denn das?! Hast du etwa Angst vor ihm..?“, „Es liegt in seinem Blut.“, antwortet der Vampir in der Kutte für den Kleinen. „...oder besser in dem Blut, das er bekam, als man ihn verwandelte. Er spürt, auch wenn er nie zuvor davon hörte, dass vor ihm etwas Mächtiges steht. Etwas mit höherem Rang.“, er sieht mich wieder an. „Im Gegensatz zu ihm ist dieses Kind hier nie ein Mensch gewesen. Es ist viel wertvoller, mächtiger. Deswegen gebt gut darauf acht.“ Der Mann mit dem Bart scheint etwas sprachlos, schluckt ein paar mal und findet dann seine Stimme wieder: „..wieso überlasst ihr mir... einen von euch..?“, „Leihen.“, wird er verbessert. „...das macht es für mich nicht weniger zu einem Rätsel!“, „Wir haben unsere Gründe. Er bleibt bei euch. Genau ein Jahr. Dann werde ich ihn wieder abholen. Er wird in dieser Zeit hier leben und vor allem hier arbeiten.“, mit diesen Worten schiebt er sich etwas grob an dem Mann und dem blonden Jungen vorbei der sich nur noch mehr versteckt, und verschwindet. „Interessant...“ Ich fahre herum. Auf dem großen Schreibtisch sitzt sie, als wäre sie schon die ganze Zeit da gewesen. „Ann!“, „Du hast manchmal wirklich seltsame Träume Kleiner~“, flötet sie, streicht sich ein paar ihrer blonden Strähnen aus dem Gesicht und hopst vom Tisch. Wie immer trägt sie das weiße Kleid, in dem ich sie zum ersten mal sah. Sie schlendert an mir vorbei zu dem alten Mann und dem Kind und mustert die erstarrten Figuren neugierig. „Mmmh... zu detailliert für einen Traum. Und macht dich zu nervös.“, sie grinst mich kurz an. „Eher eine Erinnerung..? Die kenne ich noch gar nicht...“ Sie öffnet die Tür und schaut hinaus. „Aaah! Das wird das Bordell sein in das sie dich steckten oder..?“, sie kneift dem kleinen Jungen in die Wange. „..und das hier ist dann wohl der Kleine der aufpasste, dass dir nichts zustößt...“ „W..wo bist du gewesen?!“, frage ich etwas beleidigt. Sie lächelt. „Ich mische mich doch nicht überall ein. Außerdem war ich neugierig was passiert.“, „Willst du sehen was als nächstes passiert?!“, frage ich trotzig. „Nein. Ich will lieber, dass du es mir erzählst.“sie strahlt mich weiterhin an, kommt auf mich zu und geht vor mir in die Hocke, dass wir auf gleicher Höhe sind. Manchmal hasse ich ihre Spiele einfach und überlege erst gar nicht zu antworten, aber... „Ich muss den Jungen begleiten... Den ganzen Tag... zusehen wie er... er...“, „...arbeitet.“, vervollständigt sie lächelnd meinen Satz, nach einer längeren Pause. Die Bilder dieses Tages fluten augenblicklich meinen Kopf, lassen Ann vor meinen Augen verschwimmen und alles letztendlich in weißes Licht tauchen. „Hey Kleiner! Aufstehen!“ Das grimmige Gesicht von Satoru erscheint über mir, als ich die Augen öffne. Ich atme schwer, kann mich einen Moment lang nicht rühren. „N..nenn mich nicht so...“ Schlafen und träumen... Das ist furchtbar! Dreihundert Jahre 'bewusstlos' waren mir lieber. Das war anders. Das konnte ich kontrollieren. Ohne Ann Dinge zu zeigen, die sie nicht sehen sollte. Ich seufze erschöpft. Ich hatte sicher nur ein paar Stunden geschlafen, nachdem die Sonne aufgegangen war und fühlte mich nun noch matter. Satoru verzieht das Gesicht und hält mir die Nase zu. „Nicht wieder einschlafen! Frühstück ist fertig!“ Er steht auf, als ich seine Hand beiseite schiebe. „...und ich bekomme Ärger, wenn ich dich nicht mitbringe...“, fügt er murmelnd hinzu. Essen... uh... Die Erinnerungen vom Vorabend sind wieder da... Auf die erneuten Magenschmerzen kann ich sehr gut verzichten. Außerdem sind da sofort wieder die Bilder von William und Satoru wie sie... „Ich habe keinen Hunger...“, murmle ich mit hochrotem Gesicht und zieh mir die Decke über den Kopf. Es dauert keine fünf Sekunden, da wird sie mir von Satoru wieder weggezogen. „Ist mir egal! Steh auf!“ Ich funkle ihn an, stehe auf und will ihn beim aus dem Zimmer stürmen anrempeln, pralle aber ab und verliere beinahe das Gleichgewicht. Er lacht leise und ich werde wieder rot. Toll. So erwachsen. Ich bin stolz auf mich! Selbst Ann lacht mich aus! Er schiebt mich in die Küche, wo William gerade Brötchen aus dem Ofen holt und Lorelei den Tisch deckt. Sie reden wieder über Luisian, wie am Abend zuvor. „Guten Morgen...“, murmele ich und lasse mich auf einen der Stühle fallen. „Hast du gut geschlafen..?“, fragt mich William lächelnd, als er ein Körbchen mit den frischen Brötchen auf dem Tisch abstellt. Ich muss sofort wegsehen als sich unsere Blicke treffen. „E..es ging so...“, antworte ich ehrlich, hätte mir deswegen am liebsten auf die Zunge gebissen und füge hinzu: „Ich wurde ein wenig grob geweckt.“, mit einem Seitenblick zu Satoru. Williams leicht besorgte Miene wird sofort wieder zu einem Lächeln und noch breiter, als Satoru ihn von hinten umarmt und sein Kinn auf dessen Schulter ablegt. „Werde mich bestimmt nie wieder bemühen..“ Während die anderen frühstücken, bleibe ich dabei, dass ich keinen Hunger habe und tue so, als würde ich Tee trinken. Als alle langsam zum Ende kommen, stellt Lorelei ihre Tasse ab, stützt sich auf ihre Hand und fragt: „Und wo fangen wir nun an mit der Suche..?“ Mir bleibt nichts anderes übrig als ihren Blick etwas ratlos zu erwidern. „Ehm... Ich weiß nicht... so genau...“, hätte ich es gewusst, müsste ich wohl kaum eure Hilfe in Anspruch nehmen... „Das letzte Mal als ich sie sah, befand sie sich in einem etwas abgelegenen Raum im Keller eures Schlosses...“ Mein Blick wandert zu William. Diesmal ist er derjenige der wegsieht. Satoru lässt sich seufzend gegen seine Lehne fallen und auch Lorelei scheint ein bisschen enttäuscht. „W..was..? Habe ich was falsches gesagt..?“, „Nein... Es ist nur... unser Schloss existiert nicht mehr...“ Mir wird ein wenig flau im Magen. „Oh... wurde es abgerissen..? Vielleicht existiert ja der Keller noch!“ William schüttelt nur den Kopf, stattdessen antwortet mir Satoru: „Nein. Es ist nichts mehr übrig. Als der König gestürzt wurde, wurde das Schloss gesprengt. Und zwar vom Keller aus. Wenn der Körper von Ann da unten war, ist nichts mehr von ihm übrig. Kann nicht sein... Ich runzle die Stirn. Wenn... „Wenn das so wäre, wäre ich jetzt nicht hier. Der Bernstein hat Ann vielleicht geschützt? Vielleicht ist sie immer noch dort verschüttet...“ Die drei wechseln ein paar bedeutungsschwere Blicke. Gut. Fein. Dann sollen sie woanders suchen. Schnaufend verschränke ich die Arme vor der Brust. Das ist schon ein Problem. Der Stein könnte überall sein! Wenn selbst unser Sarg hier in London war! Ja doch... Ich denke das Alexandre vorher alles weggeschafft hat, was für ihn von Wert war. Obwohl er sicher noch dachte, lebend aus der Sache raus zukommen. „Wir sollten trotzdem in die Nähe des Schlosses beginnen. Soweit ich mich erinnere gibt es noch ein paar Vampire in der Gegend, die damals schon dort lebten. Vielleicht haben sie irgend etwas mitbekommen...“, beendet Lorelei das Schweigen. William nickt nur leicht: „Viel mehr können wir im Moment eh nicht tun...“ Lorelei steht auf. „Ich werde sehen wer alles noch dort gemeldet ist und dem Chef Bescheid geben, das wir nach Südfrankreich fliegen. Satoru? Kannst du dich um die Tickets kümmern.?“, „Kein Problem.“, antwortet er knapp und erhebt sich auch. Bei mir rattert es kurz im Kopf. Sie will dem Chef Bescheid geben..? Etwa wieder mit dem Kasten von gestern..? Also... „L..lorelei!“ Ich erwische noch ihren Ärmel, als sie an mir vorbei geht und halte sie fest. „Heißt das du redest wieder mit Dorian.?“, ich versuche einfach zu ignorieren das meine Wangen wieder zu glühen anfangen, „D..darf ich mitkommen..?“ Sie nickt grinsend und ich versuche hektisch das Vogelnest auf meinem Kopf mit den Fingern zu bändigen. Sie sagte ja das er mich auch sehen kann... Ein Blick nach unten und ich stelle fest, dass ich auch noch meinen Schlafanzug trage, aber das wird schon gehen, er hatte mich gestern ja auch schon so gesehen... und ihn immerhin ausgesucht... Wieder werde ich rot und folge Lorelei schweigend. Es reicht mir ja schon ihn zu sehen... Ich weiß ja nicht einmal über was wir reden sollten... Wenn er hier wäre bräuchten wir nicht einmal zu reden... das... Übertreib nicht gleich. Ein Kichern aus der hintersten Ecke. Aber das ist mir gerade ziemlich egal. Ich betrete ihr Zimmer und sehe zu wie sie sich an den Schreibtisch setzt und den Kasten aufklappt. Ein Kribbeln im Nacken lässt mich zusammenzucken. Ich taste ihn ab und finde nichts. Ein Luftzug..? So richtig kann ich es nicht einordnen... Ein komisches Gefühl... Erst als Dorians Stimme aus dem Kasten kommt, werde ich davon abgelenkt. „Guten Morgen.“, „H..hallo!“, piepse ich überrascht. Man... Heute ist echt der Tag der peinlichen Aussetzer, aber... hat er da gerade für eine klitzekleine Millisekunde gelächelt..? Vielleicht..? „Was gibt es denn..?“, „Wir machen uns auf nach Südfrankreich. Zum ehemaligen Schloss des Königs. Kannst du uns ein paar Adressen besorgen, von Vampiren die schon zu Alexandres Zeiten dort wohnten..?“ Dorian blinzelt kurz. „Dürfte kein Problem sein. Ich schicke dir die Liste per Mail auf dein Handy.“ Sein Blick wandert zu mir. Das bringt mich wieder zum lächeln, doch dann ist da erneut dieser Schauer. Diesmal deutlicher. Jemand beobachtet uns. Mein Blick wandert zum Fenster. Ich kann nur das Haus gegenüber sehen. Ein wirklich schönes Haus, mit Blumen an allen Fenstern und einer angenehmen Wandfarbe. Ein Haus das eigentlich nicht beunruhigen sollte. Aber irgendwie... Mein Blick fällt auf ein Fenster bei dem die Gardine leicht wackelt. Steht dort jemand..? „Ist alles in Ordnung bei euch..?“ Ich schaue wieder zum Schreibtisch und bemerke erst jetzt, dass Lorelei wie ich mit finsterer Miene zum Fenster schaut. Sie wirft mir einen kurzen Blick zu und dreht sich wieder zu Dorian. Gut... Scheinbar habe ich es mir nicht nur eingebildet... „Ich denke ich habe Steve gefunden...“ Dorian nickt nur. „Sie haben ihn euch hinterher geschickt...“ Er runzelt die Stirn. „Aber dass er euch so nahe kommt... Ich dachte er sollte sich nur bereit halten...“ Lorelei legt den Kopf leicht schräg: „Bereit für was..?“, eine Antwort erhält sie nicht. Dorian mustert mich, dass mein Herz sofort anfängt schneller zu schlagen. Was ihm wohl durch den Kopf geht..? Wieder muss ich an meine Haare denken. Ich hätte doch noch mal ins Bad gehen sollen vorher... Mich kämmen und umziehen und... Meine Güte! Ein Blick von ihm und ich bin sofort von allem abgelenkt! Schon haben die beiden wieder ein neues Thema gefunden: „Weißt du wo euer Vater steckt?“ Lorelei mustert ihn fragend. „Wie immer: Nein. Warum? Hat er was angestellt?“, „Eher im Gegenteil... Er hätte sich vor zwei Tagen bei uns zum Dienst melden sollen, aber keine Spur von ihm.“, „Ehm... Dienst?“, frage ich vorsichtig. Lorelei dreht sich um und lächelt: „Es ist heutzutage ein bisschen schwieriger einer von uns zu sein. Wenn man nicht unbedingt illegale Wege einschlagen will, braucht man die Unterstützung vom Staat um zu 'leben'. Das Leben wird so sehr überwacht... Man braucht Papiere um zu reisen, Einzukaufen für so ziemlich alles. Also haben die Fürsten der einzelnen Gebiete mit der Regierung kooperiert. Alle paar Jahrzehnte helfen wir ihnen mit ihren Problemen, zum Beispiel wie wir der Polizei und sie geben uns dafür die entsprechenden Papiere und Existenzen.“, „Aha... habe ich... auch schon solche Papiere..?“, sie nickt leicht: „Sonst könnten wir dich nicht mit nach Frankreich nehmen...“ „Ich werde mich dann mal um die Adressen kümmern...“, unvermittelt wechselt er zur Vampirsprache, „..und behalte IHN im Auge...“, dann dreht er sich zu mir, „..und du... benimm dich...“ Mit offenem Mund starre ich den Bildschirm an, während er einfach verschwindet. Ich soll was..? Bitte was sollte das denn heißen?! Wann hatte ich mich denn schlecht benommen..?! … Also wirklich schlecht... vor ihm... Ohne noch mal ein Wort mit Lorelei zu wechseln, mache ich auf dem Absatz kehrt und renne schon fast ins Bad. Und ich habe mich auch noch gefreut ihn zu sehen... Ich brauchte nicht lange, um mich fertig zu machen. Wie soll ich sagen? Mir war irgendwie die Lust auf alles vergangen. Hör schon auf zu schmollen~ Freu dich lieber dass er sich Sorgen um dich macht~ Nicht gerade überzeugend, wenn sie dabei die ganze Zeit kichert..... Ich schaue noch einmal seufzend in den Spiegel und schlurfe dann ins Wohnzimmer. Wo nur Satoru auf dem Sofa sitzt und Zeitung liest. "Solltest du nicht Tickets besorgen oder so..?", Frage ich ihn ein bisschen genervt, da ich eigentlich meine Ruhe haben will. "Schon erledigt." Ich bleibe im Raum stehen, ohne so recht zu wissen wohin mit mir. "...und wo ist William..?", "Telefoniert schon wieder." Aha.... Wieder seufze ich und lasse mich neben ihn aufs Sofa fallen. Ich kassiere dafür zwar einen missbilligenden Seitenblick, aber das ist mir grad ziemlich egal. Ich mustere sein Profil. Ann sagte zwar, er könnte mir gefährlich werden, aber irgendwie ist er mir doch noch am sympathischsten von meiner Reisegruppe. Vielleicht liegt es daran, dass er einfach ist wie er ist, zeigt was ihm gefällt und was nicht. Man hat bei ihm irgendwie das Gefühl, dass er einem nichts verschweigt, ob Gutes oder Schlechtes. "Stimmt was nicht mit meinem Gesicht..?" Ich zucke kurz zusammen, seine Frage stellte er für meinen Geschmack ein bisschen zu gereizt. Statt in sein Gesicht, versuche ich nun auf meine Hände zu starren. Nicht unbedingt interessanter. "Sag mal.... Du scheinst Dorian schon eine Weile zu kennen oder..?" Er faltet seine Zeitung schnaufend zusammen und mustert mich. Mit einem zögerlichen Lächeln erwidere ich seinen Blick. "Was soll das werden?", "Na ja... wenn wir hier eh schon rumsitzen, dachte ich wir könnten auch mal über was reden, das mich ein bisschen weiter bringt.." Er schweigt einen Moment, dann antwortet er langsam: "Ja... Ich kenne ihn schon eine ganze Weile..." War da ein kleines Lächeln zu sehen...? "War er schon immer so... so....", "...verklemmt?", beendet er meine Frage. "Ganz im Gegenteil." Ich horche auf. "Er ließ sich von niemanden was sagen, scherte sich weder um Territoriale Kämpfe oder Grenzen.... Kurz: Man konnte eine menge Spaß mit ihm haben..." Er grinst nur. "Und warum ist er jetzt so...?" Er sieht mich nur weiter grinsend an. "Dir gefällt die Vorstellung oder..?" Ich kann nicht verhindern, dass ich ein wenig rot werde. Irgendwie schon. Ich meine... Nicht das seine momentane Art nicht auch irgendwas hätte, aber.... Ihn rebellisch zu sehen hätte durchaus auch was für sich... Satoru seufzt und wirft seine Zeitung auf den Tisch. "Tja... Leider hat es der Gute ein wenig übertrieben... Anfang dieses Jahrhunderts... man könnte sagen, er war es leid... Er drehte völlig durch, tötete einfach nur weil er es konnte, verbrannte seine Opfer ob Mensch oder Vampir und hatte Spaß daran. Alles was er berührte ging in Flammen auf und wurde zu Asche. Er war eine richtige Plage." Er lacht kurz. "Ich kann nicht sagen, dass es nicht amüsant war ihm dabei zuzusehen.... Wie er versuchte sich selbst zu zerstören, oder besser wie er versuchte andere dazu zu bringen ihn zu zerstören." Ich schluckte. "W..warum..?" "Das habe ich ihn auch gefragt...." Nun starrt er wieder ernst die halb zerknüllte Zeitung auf dem Tisch an. "Man könnte wohl sagen, es ist deine Schuld...", "M..meine..? Aber ich war doch gar nicht da...", "Das ist es ja gerade... Er suchte so verzweifelt nach seinem Gefährten und nach einem Sinn und hatte aufgegeben..." Das versetzte mir einen Stich, auch wenn ich im Grunde nichts dafür konnte. "Etwa in den 50ern schafften sie es, ihn hier in London zu fangen. Ich weiß nicht, was sie taten oder ihm anboten, aber als wir uns das nächste Mal sahen, war er wie er jetzt ist." Erst jetzt da er aufgehört hatte zu reden, fiel mir auf, das ich meine Hände auf meinem Schoß zu Fäusten geballt hatte. Als ich locker lies, taten meine Handflächen weh. Ich starre sie an, während ich versuche mir vorzustellen wie verzweifelt er gewesen sein musste... Wie enttäuscht, als er mich sah... Wieder hatte ich meine Hände zu Fäusten geballt. Verzweiflung und Enttäuschung.... Das erste was er fühlte, als er mich sah.... Verdammt. Das tat mehr weh, als es eigentlich sollte, auch wenn er es mir eigentlich schon direkt ins Gesicht gesagt hatte... Verdammt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)