Vera Lamia 2 von CichAn (Fortsetzung) ================================================================================ Kapitel 6: Alte Bekannte ------------------------ Fliegen war zwar etwas neues für mich, aber mir spukte zu viel im Kopf herum. Ann zeigte sich recht unbeeindruckt. Lachte darüber, dass die Menschen so unbedingt alle Elemente beherrschen wollten, auch wenn es nur mit Hilfe riesiger Maschinen möglich war. William und Satoru waren ziemlich still, seit wir das Haus verlassen hatten. Es schien für William nicht gerade angenehm zu sein, unserem Zielort Stück für Stück näher zu kommen. Nicht dass es mich störte. So konnte ich wenigstens meinen eigenen Gedanken nachhängen. So grausam sie auch sein mochten. Der Gedanke, dass ich Dorian verletzt hatte, ohne auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben, ließ mich nicht los. Ich hatte das Gefühl, dass selbst die ausschließlich schwarze Kleidung ein Ausdruck dafür war. Ich. Ein schwarzer Fleck. Ein Störfaktor. Das genaue Gegenteil zu dem neuen reinweißen Dorian, der er jetzt war. Ich gehörte nicht in seine Welt ich zerstörte sie, beschmutzte sie. Und diese Erkenntnis tat weh. Und ließ Zweifel in mir aufsteigen. Ich wollte, dass er das Erste ist, was ich mit 'meinen' Augen sehe. Aber wenn ich ihm alles erklärte, ihn darum bitte, würde er sich wohl einfach von mir abwenden und nie wieder zurückblicken. Ann sagte dazu nichts, was irgendwie auch eine Art der Bestätigung war.... Als wir unsere Plätze im Flugzeug einnahmen, setzte ich mich neben Lorelei und bat sie mir ein bisschen mehr zu erzählen, wie es zum Sturz des Königs kam, auch um mich abzulenken. Sie war wahrscheinlich die Einzige, die dabei war und die Geschichte so nüchtern zum besten geben konnte, als hätte sie es in irgend einem Buch gelesen. Nur einmal kurz nach dem Start unterbrach sie die Geschichte und lief im Gang herum, wahrscheinlich wollte sie wissen ob dieser... Wie hieß er gleich..? Steve... an Bord war. Es dauerte wirklich nicht lange bis wir landeten. Nachdem man alle unsere Papiere überprüft hatte, organisierte uns William ein Auto. Nach einer ganzen Weile, waren wir unserem Ziel wieder einen Schritt näher. Ein kleines verschlafenes Dörfchen, kaum ein Einwohner schien Junger als 50. Ann schwieg auch während der Fahrt. Erst jetzt schien ihr wieder danach zu sein. Hier hat sich wirklich nichts verändert... Immer noch so sterbenslangweilig. "Als wäre die Zeit stehen geblieben...", flüsterte ich gedankenverloren. Als hätte es die 300 Jahre in meinem Sarg gar nicht gegeben. Gut, viele der Häuser waren renoviert oder hatten einen neuen Anstrich bekommen. Hier und da gab es auch neue Häuser, aber im Großen und Ganzen sah alles erschreckend gleich aus. Nach nur kurzer Fahrt wurden die Häuser weniger und unser Weg führt uns durch riesige Lavendelfelder. Und ohne Vorwarnung oder sichtlichen Grund halten wir unweit eines kleinen Waldstücks, mitten auf dem Feld. Alle steigen aus und ich tue es ihnen gleich, auch wenn ich noch einen Moment brauche um zu begreifen, dass wir unser Ziel erreicht haben. Vor uns erstreckt sich nun nichts weiter als Feld, kein Schloss, nicht mal ein klitzekleiner Hinweis darauf, dass hier jemals eines gestanden hatte. Ich bleibe mit offenem Mund stehen. Da haben sie aber ganze Arbeit geleistet, alles dem Erdboden gleich zu machen... "U..und was wollen wir jetzt tun..? Alles umgraben in der Hoffnung vom Keller ist noch was übrig...?", meine Frage, eher ein Flüstern, erscheint bei der uns umgebenden Stille jedoch viel zu laut. "Dorian hat mir die Adresse von einem der Vampire gegeben, die seit mehr als 300 Jahren hier leben. Ein Stück weiter ist eine etwas größere Stadt mit eigenem Hafen. Ziemlich überlaufen von Touristen. Er führt dort seit ewigen Zeiten eine kleine Pension und dürfte einiges gehört und mitbekommen haben damals. Wenn sie die Königin irgendwo hingebracht haben, dann definitiv über diesen Hafen.", "Ja. Wenn.", Satorus einziger Einwurf, William klammert an seinem Arm, seit wir ausgestiegen sind und starrt auf den Boden. --- Lorelei klappte seufzend ihren Laptop auf. Am liebsten hätte sie sich aufs Bett geworfen und den Rest des Tages verschlafen. Aber dafür war keine Zeit. Sie hatten zwei Zimmer in einem recht hohen Hotelgebäude bezogen, in der Hoffnung hier nicht von Steve ausspioniert zu werden, wie im Haus von ihrem Bruder. Der Ausblick war dadurch sogar recht schön. Sie hatten Meerblick und waren so weit oben, dass man vom Lärm der Stadt und der Touristen, an dem mit Restaurants und Bars übersäten Strand, nicht viel mitbekam. Mit ein paar Klicks öffnete sie Skype und rief Dorian an. Es dauerte wie immer nur wenige Augenblicke, bis sein Bild erschien. Er musste Tag und Nacht vor seinem Computer sitzen. "Gibt es was Neues?", kam es ihr entgegen. "Nur das wir jetzt im Hotel angekommen sind. Alles wie geplant, wir werden auch heute noch zu diesem Kerl gehen, dessen Adresse du mir geschickt hast." Dorian schien nicht recht bei der Sache zu sein. "...alles ok bei dir..?", fragte sie schließlich, als er nicht reagierte. "Was..? Oh.. ja... tut mir leid, wo seid ihr..?" Sie schnaufte: "Im Hotel. Und wir müssen gleich los. Was ist denn mit dir?" Wieder schwieg er einen Moment. "Wo... ist Janosh..?" Lorelei blinzelte ein paar Mal und grinste dann breit. "Vermisst du ihn etwa schon..? Er ist im Nebenzimmer, er wollte nicht mit dir sprechen." Und wieder Schweigen, er starrte nur auf seine Tastatur. Sie zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. "Wieso habe ich plötzlich das Gefühl du hast was Dummes vor..?", "Habe ich nicht." Die Antwort kam ein bisschen zu schnell, außerdem sah er immer noch nicht hoch. "Ihr... du wirst doch auf ihn aufpassen oder?" Lorelei runzelte die Stirn. "Dorian was..?", "Du wirst ihn auch vor Steve schützen oder..?" Wieder ein paar Augenblicke Schweigen. Diesmal sah er sie aber direkt an. "Natürlich....", "Um jeden Preis?", "... Ja..... auch wenn ich nicht glaube, dass Steve so dumm ist sich mit vier echten Vampiren anzulegen..." "... Schick mir bitte per Mail euer Hotel und eure Zimmernummern, damit ich sie weiterleiten kann." und schon legte er ohne ein weiteres Wort auf. "Was war das denn..?" Lorelei klappte ihren Laptop zu und verstaute ihn wieder etwas ruppig in der Tasche. Die Mail konnte sie immer noch mit dem Handy von unterwegs schicken. --- Ich bin gespannt, wen sie da ausgegraben haben~ Ob wir ihn kennen..? Sie amüsiert sich scheinbar prima. Aber das frage ich mich auch. Ob wir ihn kennen... Und viel wichtiger: Ob er uns erkennt. Mir wurde schon beim Gedanken daran ganz flau. Wenn er den Stein mit der Königin gesehen hat... und ihnen sagt was sich mit ihr darin befindet.... ... Wovor hast du eigentlich Angst..? Selbst wenn sie es wissen, denkst du wirklich sie brechen die Suche dann ab? Momentan halten sie 'mich' noch für echt. Und ich denke das ist auch ganz gut so. Davon abgesehen habe ich mehr Angst, dass Dorian erfährt, was ich wirklich bin und es seine Entscheidung beeinflusst. ...Ich denke eher, dass dein Kopf das Problem ist, nicht dein Körper. Egal was es ist. Wenn er sich am Ende für mich entscheidet, werde ich ihm nur Probleme bereiten. Wieder so ein Stich mitten ins Herz... Sie hat ja Recht, was mache ich mir eigentlich Sorgen, er entscheidet sich eh nicht für mich. "Wir sind da." Ich schaue auf. Eine wirklich schäbige kleine Pension. Ich versuche mich im Hintergrund zu halten und trete als letztes ein. Es riecht muffig und der staubige kleine Raum wirkt alles andere als einladend. William hält sich immer noch an Satoru fest und bildet dadurch eine hervorragende Barriere zwischen mir und dem Mann hinter dem Tresen. "Herzlich Willkommen in meiner bescheidenen Pension! Wie kann ich ihnen helfen?" Mir stellen sich augenblicklich die Nackenhaare auf und Ann verfällt in schallendes Gelächter: Darf ich mich um ihn kümmern? Oh bitte bitte!! Ich knirsche nur mit den Zähnen, als William sich vorstellt und erklärt was wir hier wollen. Dieser Mann.... Ich muss ihn nicht einmal sehen, um zu wissen wer er ist! Als könnte ich diese grauen Augen, dieses ungerührte Gesicht vergessen, als er mich ins Bordell steckte und beinahe umbrachte bei diesem schäbigen Ritual! "Ein Stein mit der Königin drin..?" Er lacht. "Tut mir leid, da kann ich euch nicht weiter helfen." Lügner! Lügner! Lügner!! Lass mich raus! Ich will es sein der ihn zerfleischt!! Ihre Stimme überschlägt sich fast und wird zu einem so lauten Dröhnen, dass mir schwindelig wird und ich mich an einer kleinen Kommode neben der Eingangstür festhalten muss. Hör auf damit! Beruhige dich! Ich muss die Augen schließen, alles dreht sich. Sie will unseren Körper unbedingt übernehmen.... Satoru gibt dem Mann seine Karte, mit eindringlichem Blick: "Sollte ihnen noch etwas einfallen..." und Ann wird nur noch rasender, ihre Stimme nur noch ein dunkles unheimliches Grollen: LASS! MICH! IHN! FRESSEN!! Eine Hand fasst mir an die Schulter und zwingt mich zum aufschauen. Lorelei. "Geht es dir nicht gut..?", "N..nein! Alles ok!", stammele ich und bemühe mich um eine gerade Haltung. Sie waren gerade dabei zu gehen. William und Satoru sind schon fast zur Tür raus und Lorelei wollte folgen. Meine Deckung... Mist... Ich sehe zum Tresen und ihm genau in die Augen. In diesem Moment, auch wenn er noch so klein war, ich hatte Ann das Ruder überlassen, sie grinst ihn an und er erkennt uns. Mit einem Aufschrei, taumelt er rückwärts gegen ein Regal aus dem Bücher fallen, er zeigt auf mich und in nur wenigen Sekunden scheint jegliche Farbe aus seinem Gesicht zu weichen. Er rennt augenblicklich die Treppe am linken Ende des Tresens hoch und Satoru macht Anstalten ihm zu folgen. Er hat die Treppe nicht einmal richtig erreicht, da schlägt eine Kugel direkt neben ihm in der Wand ein. Dieser Bastard war nicht geflohen, er hatte ein Gewehr geholt. Auch wenn Satoru im ersten Moment etwas überrumpelt ist, schleudert er ihm im nächsten eine blau leuchtende Kugel entgegen. Als sie den Mann trifft, züngeln lauter kleine Blitze über seinen Körper, er zuckt heftig, fällt dann vorn über die Treppe runter und rutscht bis vor Satorus Füße. Einen Moment lang herrscht absolute Stille im Raum. Keiner von uns scheint auch nur zu atmen. "Was zum Henker war das?!", ruft William aufgebracht und beendet das Schweigen. Ich bleibe still. Aber alle Augen ruhen mittlerweile auf meinem blassen Gesicht. Und wieder lacht Ann. --- Es dauerte ein bisschen, bis wir ihn entwaffnet und etwas Geeignetes zum fesseln gefunden hatten. Sicherheitshalber hatte Lorelei die Eingangstür verschlossen, auch wenn hier nicht unbedingt mit Besuchern zu rechnen war. Nun warteten wir darauf, dass er aufwachte und die Anderen wollten eine Erklärung. Ich seufze nur leise: "Er hat mich erkannt... Dieser Kerl..", und trete gegen seinen Stiefel. "Er war der Alchemist der dem König helfen wollte. Er besorgte die Opfer und führte das Ritual durch. Und er versiegelte mich in diesem Sarg." Ich schnaufe nur abfällig und unterdrücke den Wunsch, ihn noch mal richtig zu treten. Lorelei beugt sich zu ihm runter: "Von wegen keine Ahnung von nichts..." Kaum hat sie ihren Satz beendet, schlägt er die Augen auf und versucht gleich sich zu befreien. Wir vier stellen uns um den am Boden liegenden Mann. "Fangen wir noch mal von vorne an: Wo ist die Königin?" Er starrt mich an und bekommt einen Schweißausbruch nach dem anderen. "Ich habe keine Ahnung wohin sie gebracht wurde! Alexandre zwang mich dazu ihm zu helfen und das wars! Als dieses Monster da versiegelt war, konnte ich gehen!" Monster nennt er uns! ER! Auch ich knirsche mit den Zähnen und erwidere seinen Blick finster. William seufzt: "Was machen wir jetzt..? Es aus ihm raus quetschen?", "Macht mit mir was ihr wollt! Ich kann euch nicht mehr sagen! Es war mir verdammt egal, was er mit den beiden machte!", brüllt er nur und funkelt mich wieder an: "Schafft mir nur dieses Ding aus den Augen!" Ich zucke kurz zusammen und hoffe, dass die anderen nicht über das 'den Beiden' nachdenken. "Für jemanden der gefesselt am Boden liegt ist er ganz schön frech, findet ihr nicht auch..?" Lorelei grinst breit. "Aber... Ich befürchte, dass er uns wirklich nicht viel weiter helfen kann. Sie schafften den Stein sicher viel später weg.... Und der Sarg vom Kleinen war auch in den Händen von Verwandelten... von Leuten die er leicht aus dem Weg räumen konnte, auch wenn der hier ziemlich am unteren Ende der Nahrungskette rumkriecht, ist er trotzdem ein Geborener..." Satoru läuft umher. Ich sehe es nur im Augenwinkel, da ich nicht die Absicht habe, als erster meinen Blick von ihm zu nehmen. Ich darf ihn doch haben oder..?, wimmert sie. Oh ja~ Ich weiß noch nicht wie, aber ihn holen wir uns. Ich fange an zu grinsen und kann zusehen wie er ein bisschen blasser wird. "Also was machen wir..?" William verschränkt die Arme vor der Brust und Satoru bleibt endlich neben ihm stehen. "Zurück ins Hotel. Ich würde gerne noch Kontakt mit einem alten Bekannten in Binz aufnehmen. Wenn ein gigantischer roter Bernstein mit einer eingeschlossenen Frau darin auf dem Schwarzmarkt aufgetaucht ist, sollte er zumindest gerüchteweise davon gehört haben.", "Ich würde mich gerne am Hafen umsehen. Außerdem gibt es da auch noch einen Vampir der uns vielleicht weiter helfen kann.", warf Lorelei ein. Nun schaute ich doch auf: "Darf ich dich begleiten..? Ich würde ihn mir auch gern ansehen..." Sie nickt kurz. Wir sprechen noch eine Zeit ab, zu der wir uns wieder im Hotel treffen und schon werden Lorelei und ich vorgeschickt. Satoru will mich nicht dabei haben, wenn er den Kerl freilässt. Da konnte Ann so viel protestieren wie sie wollte. --- Lorelei hatte nicht übertrieben, die komplette Strandpromenade ist ein einziger Slalomlauf. Überall Stände und Touristen. Ich weiß gar nicht wo ich zuerst hinsehen soll, während Lorelei sich stur ihren Weg durch die Massen bahnt. Ich habe Mühe ihr zu folgen. Nur ganz langsam werden die Menschenmassen weniger und man kann schon riesige Container und Kräne sehen. Wir halten vor einem großen Tor. Lorelei spricht einen Moment mit dem Pförtner, der ein kleines Häuschen rechts vom Tor besetzt und zeigt ihm ein paar Papiere. Während ich warte wird mir langsam schwindelig. Ich sehe nach oben und überlege, ob es an der Sonne und an meiner schwarzen Kleidung liegt, mir ist seit einer ganzen Weile schon mehr als nur warm. Aber auch im Schatten wird es kaum besser. Ann schweigt. Als wir das Tor passieren und uns einen Weg durch die Gänge, gesäumt von gestapelten Containern bahnen, wird es trotz Schatten eher noch schlimmer. "W..wo müssen wir hin..?", stammele ich. Verdammt. Mir wird sogar richtig schlecht und dieses Kratzen im Hals.... "Der Vampir müsste gerade in den Bürocontainern da drüben sein... Geht es dir nicht gut..?" Sie legt mir eine Hand auf den Rücken und versucht mir ins Gesicht zu sehen. "Schon gut... Ich..." Ich halte mir die Hand vor den Mund und muss Husten. Er ist in der Nähe.... Zitternd starre ich meine Hand an, in der sich ein kleiner See aus Blut bildet. "Was zum...", Lorelei lässt mich los. Verdammt. Sie riecht sicher, dass das kein Vampirblut ist... Bevor ich mich erklären kann, setzt sich der kleine See zähflüssig in Bewegung und tropft auf den Boden ohne auch nur eine Spur auf meiner Hand zu hinterlassen. Ungläubig sehen wir dabei zu, wie die paar Tropfen ohne jegliches Gefälle den Weg entlang fließen. Hinterher! Es führt uns zu seinem Gegenstück, zum Stein! Er ist also hier..? Ohne weiter nachzudenken folge ich dem Blut und Lorelei tut es mir schweigend gleich. Je weiter ich gehe, desto mehr habe ich das Gefühl, dass das Blut in meinen Adern anfängt zu kochen und mein Kopf dröhnt schrecklich, ich muss mich an den Containern festhalten. Als ich schon denke, dass es nicht mehr geht, sehe ich am Ende des Ganges, etwas kleines Rotes glänzen. Ich bleibe mit Lorelei stehen und wir sehen zu, wie das Blut darauf zufließt, das glitzernde Steinchen einschließt und sich dampfend mit ihm auflöst. "Ich nehme an der Stein war tatsächlich hier.... Scheinbar vor kurzem erst... Das war doch bestimmt ein Stück davon oder..?" Ich sehe Lorelei ein wenig ratlos an, während das Dröhnen in meinem Kopf langsam wieder nachlässt. "D..das ist doch der Bereich in denen die Container eintreffen, oder..?", mehr eine Feststellung, als eine Frage von mir. "Er... ist also vielleicht sogar hier in der Nähe..?" Sie mustert mich ein paar Augenblicke. "Was... genau bist du eigentlich..? Dein Blut riecht nach Mensch... oder besser... nach vielen Menschen..." Sie runzelt die Stirn und scheint es selbst nicht richtig beschreiben zu können. Ich seufze und lehne mich gegen den Container, an dem ich mich bis eben noch festgehalten hatte. "Bitte versprich, dass du es den anderen noch nichts sagst..." Sie legt ihren Kopf schräg und sieht noch verwirrter aus. "Das hier..." Ich zeige auf mich. "...ist nur eine Hülle die Ann aus dem Blut der Menschenkinder erschaffen hat, die beim Ritual geopfert wurden... Ich selbst bin mit Ann zusammen im Bernstein eingeschlossen. Wir benötigten nur etwas um unsere Seelen aufzubewahren und selbst etwas unternehmen zu können... Dass wir in einen Sarg gesperrt werden, hatten wir nicht kommen sehen..." Sie verschränkt nur die Arme vor der Brust: "Was spielt das für eine Rolle, ob wir das wissen oder nicht..? Und überhaupt... Soll das heißen Ann ist mit dir da drinnen..?" Ich nicke nur leicht. "I..ich dachte es wäre vielleicht einfacher mir zu vertrauen, wenn ihr mich für echt haltet... Für einen Vampir..." Ich sah zu Boden. "Zuerst wollte ich mich eigentlich auch erklären aber... Dann sah ich Dorian und...", "Und..?" Es war vielleicht gar keine schlechte Idee sie einzuweihen. Auch wenn Satoru schon einiges erraten hatte. Es gab da eine Sache, Dorian betreffend, die ich ihr lieber anvertraute. Also gab ich mir einen Ruck: "Es... ist so..." --- Wir sprachen noch etwas erfolglos mit dem Vampir, der am Hafen arbeitete und machten uns dann auf den Rückweg. Lorelei stellte mir ab und an Fragen, zum Beispiel, ob das auch der Grund dafür ist, dass ich nicht esse, oder wie das 'da drinnen so ist' mit Ann. Alles was Dorian betraf und worum ich sie gebeten hatte, vermied sie als Gesprächsthema. Wir gingen nicht gleich auf unser Zimmer, sondern erst zu Satoru und William. Wir erstatteten Bericht. Eine Geschichte auf die wir uns geeinigt hatten: Das Gespräch mit dem Hafenarbeiter war zwar erfolglos, aber als wir uns etwas umsahen, fanden wir Anhaltspunkte, dass der Stein tatsächlich vor kurzem wieder hier im Hafen angekommen sein könnte. Die beiden fragten nicht weiter nach, sondern berichteten uns von ihren Ergebnissen: "Mein Bekannter hat sogar erst kürzlich von einem roten Bernstein gehört, in dem jemand eingeschlossen ist. Er war kaum auf dem Schwarzmarkt aufgetaucht, fand sich ein Käufer, der wahrhaft Unsummen dafür hinlegte. Leider weiß er weder, wer es war, noch wohin der Stein gebracht wurde. Nur dass der Käufer ein echter Vampir war und einen französischen Akzent hatte. Daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass er wirklich hier war oder noch in der Nähe ist." Lorelei lässt sich auf das Bett fallen und schlägt die Beine übereinander. "Am Hafen müssen sie noch unsere Berechtigung prüfen, dann können sie uns sagen, wem der Container gehört, vor dem wir die Bernsteinstücke gefunden hatten. Es muss nicht der Container gewesen sein in dem der Stein herkam, aber es ist eine Spur." William nickt bedächtig. "Also weiter warten." Ich schnaufe. Es ist so anstrengend auf alles zu warten und nichts richtig tun zu können. Die Sonne geht langsam unter, also waren wir schon den ganzen Nachmittag auf den Beinen und können immer noch nichts handfestes vorweisen.... Lorelei mustert mich kurz. "Ich weiß ja nicht wie es mit euch steht, aber ich habe keinen Bock runter in den Speisesaal zu gehen. Wollen wir uns was aufs Zimmer schicken lassen?" Sie dreht sich zu mir und lächelt: "Du bist sicher noch satt von dem ganzen Süßkram, den ich dir am Strand kaufen musste, oder?" Ich blinzle etwas verwirrt, begreife dann aber und nicke heftig. Scheint wirklich praktisch die Kleine auf unserer Seite zu haben. Ja. Vielleicht sogar noch praktischer als Satoru. Ich mustere William, während er sich die Speisekarte des Hotels ansieht. Er sieht nicht unbedingt gut aus. Ziemlich blass und erschöpft.... Es ist wohl auch ganz gut ihn im Dunkeln zu lassen. Während die anderen essen, fällt das Thema kurz auf Williams Schwester, dann auf ihren und Loreleis Vater der sich zur Zeit irgendwo verkrochen hat. Scheinbar bekommt man einige Probleme, wenn man nicht rechtzeitig zum Dienst erscheint und erst recht, wenn man spurlos verschwindet. Sie versuchen ihn gerade mithilfe von irgendwelchen Karten aufzuspüren. Für mich klingt das Leben in der heutigen Zeit viel zu kompliziert. Ann meint dazu nur, dass ich mich schon noch daran gewöhnen werde... Es ist schon ziemlich spät, als wir wieder in unser Zimmer gehen. "Danke noch mal, dass du...", beginne ich, als ich vom Klopfen an der Tür unterbrochen werde. Lorelei öffnet mit einem: "Haben wir bei euch was verge....?", stoppt aber mittendrin, als sie sieht wer sich da gegen den Türrahmen lehnt. "D...Dorian....." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)