Vera Lamia 2 von CichAn (Fortsetzung) ================================================================================ Kapitel 9: Die Königin Teil I ----------------------------- "Oh...", er sieht mich ein wenig enttäuscht an. "Das hielt ja nicht gerade lange...", "...dass ist ja auch nicht mein Körper.", murmel ich nur leise und er zieht die Augenbrauen nachdenklich zusammen. "Aber einen Moment lang hat es funktioniert..." Ich werde rot. Denk nicht mal daran, das nochmal zu versuchen! Wenn es euch gelingen sollte, wird dieser Körper unter deinen richtigen Kräften verglühen! Wieso hat es überhaupt geklappt..? ...wegen deiner Seele. Nicht nur dein Körper gehört ihm. Wieder werde ich rot und halte ihn gerade so davon ab, mich noch einmal zu küssen. "...warten wir damit noch ein bisschen...." Wieder dieses Stechen in der Brust. "Wenn.... wir die Königin und damit auch mich finden... Wirst du mir helfen wieder in meinen Körper zu kommen..?", eine eigentlich sehr wichtige Frage, die er vermutlich für ziemlich banal hält. "Natürlich... Warum fragst du..?" Logisch. Er weiß ja nicht, was das heißt. "Wirklich..? Ohne zu Zögern und dich zu weigern..?" Er runzelt die Stirn. "...ich denke schon..?", "Und... versprichst du mir auch, dass du dir danach anhörst, was Lorelei dir zu sagen hat und dass du gut überlegst, bevor du mich holen wirst..?" Das Fragezeichen über seinem Kopf wird immer größer, aber ehe er auch nur den Mund aufmachen kann, öffnet sich die Zimmertür. William wird schmollend und mit verschränkten Armen ins Zimmer gestoßen, bleibt nahe der Tür stehen und sieht zu Boden. Satoru schiebt sich an ihm vorbei und schließt hinter sich die Tür, dann fällt sein Blick auf uns und er grinst breit: "Kommen wir ungelegen..?", "Wie immer.", kommt es von Dorian, wie aus der Pistole geschossen. Satoru grinst weiterhin: "Wir wollen mit ihr reden." Er zeigt auf mich und ich schlucke schwer. Ich gebe Dorian einen Kuss auf die Wange, der mich verwirrt anschaut, schließe die Augen und überlasse Ann die Kontrolle. Sie schlägt die Augen wieder auf und lächelt Dorian an. Dann hebt sie ohne Probleme unseren bandagierten Arm und streicht Dorian über die Wange bis zum Kinn. Dabei färben sich die Bandagen rund um unser Handgelenk blutrot. "Behalt deine Händchen schön bei dir, solange wir zusammen hier drin sind, ok..?" Er wird blass und löst sich von uns, steht auf und stellt sich zu Satoru, der noch breiter grinst. William steht nur mit offenem Mund da und mustert uns. "Na los ihr Süßen~ Was wollt ihr?" Sie setzt sich ordentlich aufs Bett und schlägt die Beine übereinander. "Hauptsächlich dass du uns ein paar Fragen beantwortest.", flüstert William. Ann bedeutet ihnen anzufangen. Dabei kann ich sehen, dass sich auch unsere Armbeuge komplett rot gefärbt hat. Ich weiß, dass sie es mit Absicht macht. Zum einen ist es die Wunde, die William uns zufügte. Zum anderen riechen sie so, dass wir nicht normal sind... "Du bist nicht 'Ann' richtig..?", wieder redet William und ich frage mich ob ihn Satoru dazu bringt. "Ich bin Ann. Ann ist der Name den Janosh mir gab.", "Du weißt wie ich es meine." William wird etwas lauter. "Du bist nicht die Königin Ann, nicht meine Mutter." Ann schweigt kurz. "Nein. Ich bin nicht eure Ann.", "Ich habe viele Namen. In so vielen Sprachen... Geist, Engel, Dämon, Wächter, Beschützer, Monster.... Gott...", sie lächelt. "Ich bin etwas das weder die Vampire, noch die Menschen begreifen können. Weder gut noch böse. Ich passe in keine eurer Schubladen vollends." Sie schließt die Augen. "Aber im Moment bin ich einfach nur Janoshs 'Ann' und das reicht auch." Gut dass sie die Kontrolle über unseren Körper hat. Mir ist nach weinen zumute. "Ich bin die gleiche 'Art', wie der der euch geschaffen hat." Sie sieht Satoru an, der Augenblicklich blass wird. Das Lächeln ist ihm längst vergangen. "Du kennst den, der die ersten Vampire....", "Kannte. Er war so von seinem Werk fasziniert, dass er nichts anderes tat, als euch zu beobachten. Darüber vergaß er alles. Auch was uns am Leben hält: Wir brauchen jemanden der an uns glaubt. Sei es als Gott, Geist, was auch immer. Wenn es niemanden gibt der sich an uns erinnert, hören wir auf zu existieren." Sie lässt ihnen Zeit das zu verarbeiten. "Warum bist du hier..?" Ann steht auf, wandert ein wenig herum: "Zufall. Ich war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Eure 'Ann' wollte alles dunkle, alles Böse vernichten und da diese Kraft nicht wusste, wie sie mich einzuordnen hat, wurde auch ich in ihren Körper gezogen. Doch bevor sie diesen zerstören konnte, mit allem Schlechten das darin zusammengepfercht war, wurde sie von Alexandre in der Zeit eingefroren." "Heißt das, sie ist die ganze Zeit mit dir und so viel Bösem gefangen..?" Williams Stimme zittert. "....ehrlich gesagt, weiß ich es nicht. Ich konnte sie die ganze Zeit weder hören, noch fühlen. Da war nur ich. Gefangen in einer sterblichen Hülle.", "Was ist mit... 'dem Bösen'" Ann bleibt direkt vor William stehen: "oh... Das habe ich gefressen. Irgend wie musste ich mich ja beschäftigen und meinen Frust abbauen." Sie grinst und geht ein paar Schritte rückwärts, um sich aufs Bett fallen zu lassen. "Bis mein kleiner Janosh auftauchte und mir Gesellschaft leistete~" "Was bringt es dir, wenn wir Anns Köper befreien..? Wenn er zerstört wird, reißt es dich doch mit...", "Es wird mich nur befreien. So etwas kann mich nicht vernichten." Ich habe schon eine ganze Weile einfach nur das Bedürfnis Ann in den Arm zu nehmen. Dass ich es nicht kann, tut weh. ...Es wird nicht mehr lange wehtun... Sei still.... Das will ich gerade nicht hören.... William sucht nach Satorus Hand und lehnt sich an seine Schulter. Dieser streicht ihm über Haare, seine Wange und gibt ihm einen Kuss auf die Stirn. Ann gibt mir die Kontrolle wieder, ich verliere das Gefühl in meinem linken Arm und falle aufs Bett. William und Satoru sehen mich erschrocken an, Dorian ist sofort bei mir und hilft mir dabei mich hinzusetzen. Ich fühle mich so schwer und mir kommen die Tränen. Satoru seufzt: "Wir verbinden dich neu, dann gehen wir zu Lorelei und besprechen, was wir weiter machen." Ich antworte ihm mit einem schwachen Nicken ohne die Augen zu öffnen. --- Ich fühle mich so unendlich schwach, lasse mich mehr von Dorian durch den Gang ziehen, als ich laufe. Wie lange hat dieser Körper noch...? ...Ein, zwei Tage maximal... Mir wird schlecht. Dann müssen wir uns wirklich beeilen..... Ja.... Satoru und William gehen vor. Satoru klopft in einem bestimmten Takt an die Tür mit dem 'Bitte nicht Stören' Schild und schließt dann auf. Wir folgen ihm im Gänsemarsch in den Raum und rennen ineinander, als er unvermittelt stehenbleibt und flucht. Ich versuche an ihm vorbei zu sehen: Mitten im Raum steht ein leerer Stuhl, über den ein loses Seil hängt.... und eine Hose... Ich runzele die Stirn und schaue zum Bett, aus dem im selben Moment Lorelei und Steve unter der Decke hervor schauen. "Wie unhöflich! Habt ihr das Schild nicht gesehen?", kichert Lorelei. Steve lässt sich nur wieder nach hinten fallen und zieht sich beschämt die Decke über den Kopf. Der Rest von uns ist im Moment ziemlich sprachlos... "W..was macht ihr......", William bricht mitten in der Frage ab. Ihm fiel wohl auf, dass sie ziemlich überflüssig ist. "Ich wusste gar nicht, dass ihr beide was miteinander habt...", kommt es nur ziemlich trocken von Dorian. "Haben wir auch nicht. Uns war langweilig, ihr habt zu lange... Au!" Lorelei schreckt kurz hoch, Steve muss sie unter der Decke gezwickt oder geboxt haben, um sie zum schweigen zu bringen. "....und was machen wir jetzt..?" Satoru massiert sich die Stirn und scheint ziemlich genervt von allem. "Also... Ich hoffe ich spreche nicht nur für mich, wenn ich sage: Ihr geht wieder und wir beend... Au! Wirst du wohl damit aufhören?!" Sie zieht Steve die Decke vom Gesicht und er richtet sich langsam auf. Sein Blick bleibt an mir haften. Er mustert meinen Arm und wie ich mich an Dorian festhalten muss. "Wie wäre es mit einem ernsthaften Vorschlag?", er wirft Lorelei einen kurzen Blick zu, die die Arme verschränkt und schmollt. "Finden wir den Stein, bevor uns das Kerlchen da vollends abklappt." Er nickt in meine Richtung. "Also ich bin dafür. Wer noch..?", ich versuche zu lächeln, auch wenn mir gerade gar nicht danach ist. "Ich weiß wer ihn hat.", murmelt Lorelei nur und schaut weiterhin schmollend in eine andere Richtung. "D..du weißt wer?!" Wir sehen sie alle gleichermaßen überrascht an. "Natürlich... Ich hatte Einsicht in die Unterlagen und hab mit dem Zuständigen gesprochen. Ich weiß wer den Stein in Empfang genommen hat und ich denke, ich weiß auch wo der Kerl ist.", "Na dann raus damit!", "Nur wenn ich ihn behalten darf." Sie zeigt auf Steve, der nur mit den Augen rollt. Satoru schnauft genervt: "Ist doch mir egal, was du mit ihm machst.... Wo müssen wir hin..?" "Erinnert ihr euch an das Haus im Wald..? In der Nähe vom alten Schloß?" William hält sich an Satoru fest: "Was ist damit..?" Sie grinst nur: "Packt eure Sachen, da geht es jetzt hin!" Ich verstehe nur Bahnhof und ein Blick in Dorians Gesicht, sagt mir, dass es ihm genauso geht. --- Noch am selben Tag, machen wir uns auf den Weg. Wieder am ehemaligen Standort des Schlosses vorbei, in das kleine Dörfchen. Dann einen abgelegenen Feldweg entlang, Richtung Wald. Die Autos stellen wir am Waldrand ab. "Den Rest müssen wir zu Fuß gehen." Mir wird schon schwindelig, wenn ich nur daran denke... Dorian nimmt meine Tasche und stürzt mich auch. Dann gehen wir einen ziemlich verwilderten Weg entlang. Er ist teilweise recht schmal und wir haben Mühe voran zu kommen. "Hoffentlich lohnt sich das auch...", murmel ich mehr zu mir selbst. Aber Dorian schmunzelt danach vor sich hin. Ich kann regelrecht spüren wie ich schwächer werde. Aber was passiert, wenn ich so sterbe..? Wenn mich meine Kräfte ganz langsam verlassen..? Das wäre ziemlich schlecht. Wir müssen schon mit einem Knall gehen, sonst können wir uns nicht von diesem Körper lösen... Wir würden mit ihm sterben... Und wenn wir hier im nirgendwo mit einem Knall abtreten..? Kommt drauf an, wie weit der Stein entfernt ist. Du hast selbst gesehen, was passiert wenn dieses Blut den Bernstein berührt. Wir brauchen jeden Tropfen. Kurze Strecken gehen, aber ich weiß nicht, wann der Weg zu lang ist. Unsere Seelen schaffen es. Wenn es das Blut nicht schafft, sind wir eingeschlossen in unseren Körpern. Sie schweigt einen Moment. ...und diesmal werden wir allein sein... So leise das ich es bald nicht mitbekommen hätte. Dann müssen wir wohl durchhalten. Ich atme tief ein und kämpfe mich immer weiter voran. Da wir recht langsam sind, kommen wir erst nach gut einer halben Stunde an einem Haus an, dass von Außen ziemlich verwittert aussieht. "Das ist es...?" Lorelei dreht sich zu uns um: "Innen sieht es ganz anders aus." Lorelei klopft an die Tür, während wir die paar Stufen zur Veranda hochsteigen. Es dauert auch nicht lange, bis ein recht großer Mann im Morgenmantel uns öffnet. Seine blonden Haare hat er zu einem losen Zopf gebunden, sein Gesicht ziert ein Dreitagebart, der auch schon sechs Tage gesehen haben könnte. Er starrt uns überrascht an. "Hallo Papa~ Wir bleiben ein paar Tage." Sie gibt ihm einen Kuss auf die Wange und verschwindet im Haus. Er steht nur da und scheint mit den Augen durchzuzählen. Als er William sieht, huscht ein Lächeln über seine Lippen. "William! Lange nicht gesehen!" Dieser erwidert seinen Blick nur finster: "Hast du dich wirklich die ganze Zeit hier verkrochen...? Luisian hatte gehofft, dass du sie in Wien besuchst!", damit verschwindet auch er im Haus, dicht gefolgt von Satoru, der ihm nur grinsend auf die Schulter klopft. Wir beeilen uns hinter Steve herzukommen, der mit einem kurzen Kopfnicken an James vorbei geht. Dorian bleibt neben ihm in der Tür stehen: "Sie... wissen schon, dass sie sich vor ein paar Tagen in London hätten melden müssen...?" James wird blass, als er uns abwechselnd mustert und dreht sich in der Tür noch einmal um, als wir unsere Taschen schon in den Flur stellen und Dorian mich in die Wohnstube bringt. "I..ich war beschäftigt...", seine Antwort scheint jedem von uns gleichermaßen zu gelten. --- Nachdem alle ihre Sachen in die Gästezimmer gebracht haben, sammeln sie sich im Wohnzimmer, in dem ich die ganze Zeit schon gesessen hatte. Bisher hatte ich sonst nichts von Haus gesehen aber Lorelei scheint Recht zu haben, das Haus ist von Innen in einem top Zustand. Vielleicht ein wenig staubig, aber darüber kann man hinwegsehen. Dorian setzt sich an meine Seite und kontrolliert meinen Verband. Ich bedeute ihm, damit aufzuhören. Es macht eh nicht viel Sinn. Ein neuer Verband wäre im Handumdrehen wieder rot. Ich kann ihm ansehen, dass er sich Sorgen macht und lehne mich seufzend an ihn. Der Hausherr taucht als letztes wieder auf. Er hatte sich etwas Vernünftiges angezogen, sich gekämmt und sogar rasiert. Seufzend lässt er sich in seinen Sessel fallen. "Ich kann mich nicht erinnern eine Pension eröffnet zu haben... Was wollt ihr alle hier...?" Lorelei grinst: "Wir sind auf der Suche nach der Königin und ich denke du weißt wo sie ist." James mustert sie einen Moment, dann lächelt er. Mit seinem nun gepflegten Äußeren, könnte man ihn sogar, als recht charmant bezeichnen. "Da kommst du ein paar Jahrhunderte zu spät meine Liebe. Sie ist tot schon vergessen?" Sie lehnt sich nach vorn: "Ich meine auch eher ihren Körper in einem großen roten Bernstein..." Er lacht und runzelt die Stirn: "In einem Bernstein..?", er schaut sich um, aber außer ihm lacht niemand. Er wird wieder Ernst: "...wirklich..?" Ich kann nicht genau sagen, ob er keine Ahnung hat, wovon die Rede ist. "Du kannst dich für uns ja ein bisschen umhören." Loreleis Bitte trieft vor Sarkasmus, glaubt ihm ganz offensichtlich nicht. "Eine andere Sache...." Steve ergreift das Wort: "Gibt es hier Internet..?" Wir mustern ihn alle etwas ungläubig. "In diesem Haus..? Mitten im Wald..?", "Gibt es..?", "Ja...", "Gut. Sie, Lorelei und Dorian auch. Wir werden jetzt mit unserem Chef Kontakt aufnehmen, um unseren Kopf aus der Schlinge zu ziehen." Auch wenn die genannten nicht sonderlich begeistert sind, der Vorschlag ist vernünftig. Ich stoße Dorian an, dass er sich erhebt. So bleiben nur noch William und Satoru mit mir in der Wohnstube. Aber auch Satoru steht auf. "Ich werde mal sehen, ob irgend etwas essbares im Haus ist." Ohne wirklich dazu aufgefordert zu werden, folgt William ihm. Bleibt aber zögernd vor mir stehen. "Es... tut mir leid... Also das mit deinem Arm.." Er sieht mich nicht an, zupft nur an seinem Hemd. Ich lächle: "Nicht weiter wild...", "Ich... wollte es trotzdem gesagt haben...", und schon ist er verschwunden und ich lasse mich aufs Sofa fallen. Was machen wir nur..? Dieser James ist nicht grad eine Hilfe... Er sieht nicht unbedingt so aus, aber er ist wie Satoru und er ist Williams Vater. Was bedeutet, dass er einen guten Grund hätte, seine 'Frau' zu sich zu holen. Mag sein... Ich weiß nicht... Ich beobachte wie sich ein kleiner roter Tropfen seinen Weg meinen Finger entlang zur Spitze bahnt. Ich werde noch das Sofa schmutzig machen. Aber mir fehlt die Kraft mich hinzusetzen, also hängt mein Arm weiterhin vom Sofa und der kleine Tropfen bewegt sich weiter und wird an der Fingerspitze immer größer. Ich hoffe das Blut findet seinen Weg... und befreit uns... Ja... Gleich tropft es. Gleich. Und schon fällt der Tropfen Blut zu Boden. Wir sollten uns eine Waffe besorgen für den Ernstfall. Zum Beispiel ein Messer aus der Küche. "Ann! Sieh nur!" Nun richte ich mich doch auf. Der kleine Tropfen fiel nicht nur herunter. Er fließt nun über den Boden und verschwindet in einer Rille zwischen dem Parkett. Alles Blut was das Sofa verschmutzte folgt dem ersten Tropfen. Es geht nicht anders, ich fange an zu kichern und dann halb zu weinen. Er ist hier..... im Keller? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)