Vera Lamia 2 von CichAn (Fortsetzung) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- hi leute, erst mal vorweg: das hier ist eine fortsetzung zu Vera Lamia! es ist schon eine in sich geschlossene geschichte und kann auch alleinstehend gelesen werden, trotzdem kann es vorkommen, dass von dingen die rede ist, auf die ich erklärungstechnisch hier nicht mehr eingehen werde… wie ihr nun damit umgeht ist eure sache. :D WICHTIG!! den quasi pro-prolog findet ihr in gezeichneter form bei meinen dojis! ----- Mit einem Lächeln auf den Lippen, folgte er den Anweisungen seines Einsatzleiters. Er liebte den Nervenkitzel kurz bevor es losging. Und dieses Mal schien es ein besonders großer Auftrag zu sein. In einem Familienhaus hatte sich eine Bande verwandelter Vampire eingenistet, die schon seit Monaten die Gegend im Westen Londons unsicher machte. Mit nur wenigen Handgriffen band er sich das schulterlange blonde Haar zusammen und setzte seinen Helm auf. Sie würden das Gebäude wie immer zu dritt stürmen. Steve warf seinen beiden Partnern einen kurzen Blick zu, die daraufhin nickten und ihre Positionen einnahmen. Im Gegensatz zu ihm trugen sie nicht die Schutzkleidung der Polizei. Die brauchten sie nicht, denn sie waren keine Menschen wie er. Lorelei trug eine kurze Jeanshose und ein schwarzes Top, das einen viel zu tiefen Ausschnitt hatte. Sie warf ihre langen braunen Haare über die Schulter, als sie ihre Waffe entsicherte und noch einmal ihr Headset kontrollierte. Steve dachte kurz darüber nach wie ihn allein seine Haare schon nervten. Er musste sie sich unbedingt demnächst mal schneiden lassen… Aber Loreleis Haare würden ihn wahnsinnig machen. Auch Dorians Outfit schien für diesen Auftrag alles andere als passend. Er war wie immer komplett in weiß gekleidet, was beim kriechen auf schmutzigen Pfaden und ausräuchern von Vampirnestern ja wohl keinen allzu großen Sinn machte. Wie er es dennoch schaffte, ohne einen einzigen Fleck einen Einsatz zu beenden, entzog sich Steves Verständnis für Realität. Vielleicht eine dieser Vampireigenschaften? Sein Gesicht war wie immer absolut emotionslos, obwohl ihm in dieser Hinsicht auch Lorelei in nichts nachstand. Alle drei machten sich auf den Weg zum Hintereingang des Hauses. Es gab das Erdgeschoss, das Steve übernehmen sollte, eine obere Etage, die Lorelei übernahm und für Dorian blieb der Keller. Laut angaben sollten sich an die 20 Verwandelte darin aufhalten. Sie gingen vor dem Eingang in Stellung und warteten auf den Befehl des Einsatzleiters, der sich derweilen in einen gepanzerten Van zurückgezogen hatte und von dort aus die Verbindung zur Kommandozentrale hielt. So weit Steve es wusste waren sie in der gesamten Abteilung das einzige Team, dass aus zwei geborenen Vampiren und nur einem Menschen bestand. Somit waren sie auch eines der wenigen, die bis heute in Originalbesetzung ausrückte. Die Sterberate in diesem Job ist hoch. In den letzten Jahrzehnten war die Anzahl der Verwandelten Vampire extrem gestiegen und nur wenige von ihnen scherten sich um Regeln oder Gesetze, sie hielten sich für unbesiegbar und verhielten sich auch so. Um diese Gefahr einzudämmen, hatte sich die Regierung vor ein paar Jahren mit den geborenen Vampiren zusammengeschlossen, auch wenn einige Regierungsmitglieder und Polizeichefs nicht sonderlich davon begeistert waren. Man konnte es ihnen nicht wirklich verdenken, denn diese waren für die schnelle Ausbreitung mitverantwortlich. Ein kurzes knacken im Kopfhörer des Headsets und schon kam der Befehl zum Angriff. Blitzschnell waren Lorelei und Dorian auf ihre jeweiligen Etagen verschwunden. Nicht nur in solchen Momenten wünschte sich Steve einer von ihnen zu sein, so schnell und stark. Doch er war als Mensch geboren und als solcher konnte er nur das ihm mögliche tun. Er entsicherte seine Waffen und betrat den Flur im Erdgeschoss. Von Boden und Decke hörte man gleichermaßen Schüsse, Gepolter und Geschrei. Auf seiner Etage befanden sich lediglich drei Vampire im Wohnzimmer, die so überrumpelt keine wirklichen Gegner darstellten. Drei Schuss, drei Silberkugeln reichten um sie auszuschalten. Er beugte sich über sie, um sich deren Ableben sicher sein zu können und betätigte dann den kleinen Knopf an seinem Headset. “Erdgeschoss gesichert. Wie sieht es bei euch aus?” Es dauerte einen Moment bis Lorelei antwortete. “Alles gesichert… Das war nicht wirklich eine Herausforderung, warum wollten die ausgerechnet uns hier..? Mit ein paar schwächlichen Vampiren kommen doch wohl auch andere Teams klar.”, sie seufzte, “Und ich dachte es gibt ein bisschen mehr Aktion.” Steve konnte sich ein grinsen nicht verkneifen. “Und Dorian? Wie läuft’s bei dir?” Keine Antwort. Mit einem genervten Stöhnen, stand Steve auf und setzte seinen Helm ab. “Alter, hör auf dir an den Eiern zu spielen und antworte!” Prompt kam ein genervtes Zischen aus seinem Kopfhörer: “Lass die dämlichen Sprüche und komm runter! Das hier solltet ihr euch ansehen.” Nach kurzem Zögern machte er sich auf den Weg zur Kellertreppe. Lorelei wartete schon mit vor der Brust verschränkten Armen auf ihn. Gemeinsam gingen sie nach unten, stiegen über ein paar ausgeschaltete Gegner und folgten dem schwachen Lichtschein der von Dorians Taschenlampe ausging. Als sie auf seiner Höhe waren, deutete er mit dem Lichtkegel einen Raum weiter. In dessen Mitte sich ein Sockel und darauf aus schwarzem Holz und Goldverzierungen ein Sarg befand. Auf dem Deckel war ein großes goldenes Wappen abgebildet. Zwei Pferdeköpfe, wellenförmige Muster und ein großes geschwungenes ‘C’. Steve legte den Kopf schräg: “Schlaft ihr neuerdings in Särgen..? Findet ihr das nicht ein bisschen… zu viel Klischee..?”, von Dorian kam wie immer keine Reaktion, Lorelei hingegen schien ein wenig blasser als sonst. “Das da… ist definitiv nicht normal…”, “Das ist nicht möglich, meinst du wohl…”, entgegnete Dorian fast tonlos. Steve ließ seinen Blick über den schwarzen Sarg wandern und blieb unterhalb der Tragegriffe hängen. “Der ist ja versiegelt…” Große verschweißte Schlösser und Siegel hielten scheinbar den Inhalt von einem Ausbruch ab. “Das Wappen sagt dir wohl nichts, oder?” Lorelei musterte Steve mit ausdruckslosen Augen. “Sollte es?” “Ja. Denn das ist das Wappen des letzten Vampirkönigs, Alexandre Chevallier.” Kapitel 1: Erwachen ------------------- Ist es nicht seltsam aufzuwachen? Der Moment in dem sich Traum und Wirklichkeit vermischen, indem man beginnt seine Umgebung wahrzunehmen. Gefühle, Gerüche, ganz langsam wird die Welt um einen herum wieder real. In meinem Fall war das Erwachen jedoch mehr als seltsam. Unerwartet. Unmöglich..? Ich hatte so lange nicht mehr meine Atmung wahrgenommen, das Blut in meinen Ohren rauschen hören. Ich habe so lange geschlafen. Wieso wache ich auf? Nicht dass mein Traum sonderlich schön gewesen war, aber sie haben sich doch so viel Mühe gegeben, genau das zu verhindern. Und jetzt können meine Finger über seidige weiche Bettwäsche streichen, ich kann Parfüm riechen, eine Frau summen hören. Ein Mensch. Ja eindeutig. Zum Aufwachen gehört es auch, die Augen zu öffnen, aber ich weiß nicht ob ich dazu schon bereit bin. Will ich denn überhaupt wissen, was dort hinter diesem dunklen Schleier auf mich wartet? Das Summen verstummt. Schnelle Schritte. Eine Tür die geöffnet, geschlossen und verriegelt wird. Sie muss wohl bemerkt haben, dass ich aufwache. Ob sie Angst vor mir hat? Langsam öffne ich die Augen. Furchtbar grelles Licht blendet mich. So hell, dass ich es nicht einordnen kann. Eine Kerze ist das auf jeden Fall nicht. Ich drehe den Kopf zur Seite, weg vom hellen Licht. Langsam zeichnet sich vor mir ein kleines Holztischchen ab. Ich liege wie schon vermutet in einem großen Bett bezogen mit strahlend weißer Wäsche, die mir auch in den Augen wehtut. Stöhnend versuche ich mich aufzurichten. Ich bin in einem kleinen quadratischen Raum, in dem es nichts außer dem Bett und einem kleinen Nachttisch gibt. An der Wand zum Fußende des Bettes ist lediglich eine große Eisentür ohne Klinke und daneben ein großes Fenster, das den Blick auf einen kahlen Flur freigibt. Ich streiche mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Nur ganz leicht kann ich mich in der Scheibe des Fensters spiegeln. Meine schwarzen Haare sind zerzaust und viel zu lang. Mein Gesicht viel zu blass und unter meinen hellbraunen Augen zeichnen sich unschöne dunkle Ringe ab. Davon abgesehen bin ich um einiges älter und größer geworden, von einem zehnjährigem Kind zu einem vielleicht Siebzehnjährigen. Wenn man es aus menschlicher Sicht betrachtet, dummerweise bin ich keiner. Wie lange habe ich eigentlich geschlafen..? Wie lange braucht ein Vampir um dieses Aussehen zu bekommen? Während ich noch damit beschäftigt bin aus meinem Vogelnest eine Art Frisur zu machen, taucht nun ein Frauengesicht hinter der Scheibe auf. Ihre großen braunen Augen sehen mich mit einer Mischung aus Angst und Skepsis, durch große Brillengläser an. Das wird wohl die Frau von eben sein. Ich schenke ihr mein freundlichstes Lächeln, das wahrscheinlich eher unheimlich ist, bedenkt man mein Aussehen, und winke ihr zu. Ihre Wangen färben sich zart rosa, dann erwidert sie mein Lächeln. Kurzerhand strecke ich die Beine unter der Decke hervor und versuche aufzustehen. Was auch klappt, für genau zwei Sekunden, scheinbar bin ich noch zu schwach. Ohne viel dagegen tun zu können, sacke ich auf dem Boden zusammen. Er ist kalt und aus Stein. Ich schnaufe verächtlich und werfe meinen Beinen einen bösen Blick zu. Meine ‘neuen’ Beine sind wirklich schön, aber was nützt das, wenn ich sie nicht benutzen kann? Der Riegel der großen Eisentür wird geöffnet und herein tritt eine Frau mit einem goldenen und einem blauen Auge. Spontan würde ich sagen sie ist ein geborener Vampir, auch wenn sie dafür ein bisschen zu sehr nach Mensch riecht. Sie hockt sich vor mich und legt ihren Kopf leicht schräg, dabei fallen ihr ein paar braune Locken ins Gesicht. Das und ihr ausdrucksloses Gesicht lassen sie fast wie eine Puppe aussehen. “Na los komm rein. Er ist nicht gefährlich.” Natürlich bin ich nicht gefährlich! Wie kommt sie denn auf… Meine gedankliche Empörung wird mit einem Mal unterbrochen, als er eintritt. Ein Gefühl als würde mein Herz einen Schlag aussetzen. Als sich unsere Blicke treffen, scheint alles um mich herum auf einen Schlag stillzustehen, nicht nur mein Herz. Ich kann nicht anders, als ihn dümmlich anzulächeln. Er hingegen schließt kurz seine dunklen, braunen Augen und mein lahmgelegtes Herz, schlägt wieder schmerzhaft weiter. “Ich weiß nicht was wir hier sollen. Das geht uns nichts mehr an.”, schnauft er und verschränkt die Arme vor der Brust. Er trägt weiße Handschuhe, ein weißes Hemd, ja sogar die Hose und auch die Schuhe sind weiß. Nur seine braunen Haare und Augen geben seinem Erscheinungsbild einen Farbtupfer. Mit einem siegessicheren Lächeln, sieht sie ihn über ihre Schulter hinweg an. “Aber Dorian. Der Kleine ist doch dein Gefährte!”, “Lorelei!”, seine Stimme ist drohend und viel zu laut. Auf meiner Haut bildet sich eine Gänsehaut. Dorian also. Mein Gefährte… Wieder kann ich nicht anders als ihn anzulächeln, auch wenn er Blickkontakt mit mir scheinbar zu vermeiden versucht. Mit einem plötzlichen Ruck, werde ich von der Frau, die offensichtlich Lorelei heißt, auf die Beine gezogen und wieder auf das Bett gesetzt. “Wie ist denn dein Name?” Ihr Gesicht ziert nun ein zuckersüßes Lächeln, auch wenn es ihre Augen nicht ganz zu erreichen scheint. “Mein Name ist Janosh. Janosh von Gars.” Beide wechseln einen kurzen Blick. “Weißt du, dass du in einem Sarg gelegen hast?”, “In einem versiegelten Sarg.”, fügt Dorian trocken hinzu. Immer noch sieht er mich nicht an. Ich seufze und schaue auf meine Hände anstatt auf sein Gesicht. Sie spielen mit dem langen weißen Nachthemd das ich trage. “Ja… schon…” Das Bett neben mir senkt sich leicht. Loreleis Stimme ist nun ziemlich nah. “Und wieso lagst du da drinnen?” Sofort breitet sich so ein flaues Gefühl in meiner Magengegend aus. Das hier… wenn er davon erfährt… “Ich sollte lieber mit dem König sprechen. Könnt ihr ihn herholen, oder mich zu ihm bringen?” Wieder wechseln sie einen kurzen Blick und ich komme mir dadurch irgendwie klein und unwissend vor. “Tut mir Leid aber das geht nicht.”, “Wieso nicht..?” Lorelei seufzt kurz und streichelt mir dann über den Kopf. “Weil der König dummerweise nicht mehr lebt.” Ich weiß wirklich nicht was ich dazu sagen sollte… Mit offenem Mund sitze ich nun hier, während mein Gehirn versucht diese Nachricht und dessen Bedeutung zu begreifen. Tot. Derjenige der uns eingesperrt hat. Was nun? Was soll ich tun? Nur ganz leise und schwach höre ich eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf lachen. Sie freut sich. Gut so! kichert sie… “Dann, dann eben mit dem neuen König. William nehme ich an?” Lorelei schüttelt den Kopf. “Seit dem Tod von Alexandre haben wir keinen König mehr. William und seine Schwester leben zwar, aber der Thron wurde nicht neu besetzt.”, “Dann… trotzdem! Könnt ihr William nicht herholen?” Laut schnaufend verlässt Dorian den Raum und rempelt dabei fast das Mädchen mit der Brille an, das scheinbar schon eine Weile in der Tür gestanden hat. Auch Lorelei steht nun auf. “Ich werde sehen was sich machen lässt. Aber du solltest bis auf weiteres hier drinnen bleiben.” Ich nicke nur schwach. Kurz darauf schließt sich die Tür wieder. Erschöpft lasse ich mich zurück in die Kissen fallen. Scheinbar habe ich wirklich sehr lange geschlafen. Der König ist tot. Das macht die Sache ein wenig kompliziert… Nein. Das macht die Sache wirklich kompliziert! Alles ist gut. Rache war nie unser Ziel. Ich weiß… Freiheit… Ja… --- Satorus Klammergriff am frühen Morgen zu entkommen gestaltete sich wie immer schwer. Sobald William sich rührte, schienen seine starken Arme ihn noch fester zu umarmen. Außerdem wollte er seinen Gefährten nicht gleich aufwecken, sonst könnte er das Frühstück ganz vergessen. Nur mit Mühe erkämpfte er sich die Freiheit und kletterte aus dem Bett. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihm, dass sie wie immer zu lange geschlafen hatten. Leise grummelnd schlang Satoru nun seine Arme um eines der Kissen. Wenn er so friedlich dalag und schlief, seine schwarzen Haare zerzaust und seine Gesichtszüge entspannt, sah er fast harmlos aus… Ohne viel darüber nachzudenken, strich William ihm ein paar Haarstränen aus dem Gesicht und gab ihm einen Kuss auf die Schläfe. Was er gleich wieder bereute, denn nur wenige Augenblicke später hatte Satoru ihn in seine Arme und somit auch ins Bett gezogen. Unschuldig lächelnd und immer noch mit geschlossenen Augen, gab er seinem Gefährten einen Kuss nach dem anderen, ohne dass dieser sich großartig wehren konnte. “Lass das! Luisian wird sicher böse, wenn wir schon wieder das Frühstück verpassen!” Aber Satoru ließ sich nicht beirren und schmunzelte weiter vor sich hin, während er sich an Williams Hals festsaugte. “Was geht deine Schwester unsere Ernährung an?”, “Wir sind bei ihr zu Gast! Also benimm dich!” Schnaubend verzog Satoru das Gesicht. “Ist doch ihre eigene Schuld wenn sie uns aus den Flitterwochen holt. Da muss man doch damit rechnen, dass wir den ganzen Tag im Bett bleiben.” Mit einer gekonnten Bewegung legte er William nun auf den Rücken und sich auf ihn, um weitere Fluchtversuche zu verhindern. “Ich denke, sie ist nur eifersüchtig weil wir tun und lassen können was wir wollen, ohne dass du fett wirst.” Ohne dass er es verhindern konnte, wurden Williams Wangen rot. “Sie ist nicht fett, sondern schwanger, du Idiot!” Satoru konnte nicht anders als kurz aufzulachen und sich dann wieder Williams Hals zu widmen. “Ach komm schon… Nur noch ein paar Minuten schmusen…” Sein Atem streifte Williams Ohrläppchen, was sofort für Gänsehaut sorgte. “Aber wirklich nur ein paar Minuten…” Gerade als William die Arme um Satorus Hals gelegt hatte und sie kurz davor waren sich zu küssen, wurde die Tür aufgerissen. Und auch wenn William kurz zusammenzuckte, fuhr Satoru unbeirrt fort. Nur mit Mühe gelang es William seinen Kopf in Richtung Tür zu drehen. Dort stand nun zu seinem Erstaunen Lorelei, mit verschränkten Armen und einem abfälligen Gesichtsausdruck. “Ich hatte gehofft, ihr hättet die ‘frisch verliebt’ Phase endlich mal hinter euch…”, “Sag was du willst und verschwinde. Ich werde nämlich nicht aufhören.”, nuschelte Satoru an Williams Brust und verschwand unter der Bettdecke. “Ich bin hier um euch nach London zu holen.”, “L..london,,,?” Nur mit großer Mühe konnte William seinen Gefährten davon abhalten, ihn weiter zu bedrängen. Lorelei legte den Kopf leicht schräg. “Sagt dir der Name Janosh von Gars etwas..?” --- Das ist er nun also… mein erster Abend in meinem schneeweißen Gefängnis. Ich kann hier so gut wie nichts tun. Nur auf dem Bett sitzen und warten das jemand zu mir kommt. Die einzige Abwechslung die ich habe, ist wenn mich jemand zum Bad bringt. Nicht das es draußen auf dem kurzen Stück Flur, das ich so sehe, viel zu entdecken gäbe… Auch im Bad nicht… Obwohl das schon ziemlich beeindruckend ist… Es hat sich einiges getan, während ich geschlafen habe, das Wasser kommt einfach aus einem Hahn an der Wand und jeder Raum und Gang wird nicht von Kerzen sondern von Glühbirnen erhellt. Das Mädchen mit der Brille ist tatsächlich dafür zuständig sich um mein Wohlbefinden zu kümmern. Auf meine Fragen reagiert sie zwar schüchtern, aber immerhin habe ich sie schon dazu gebracht, mit mir in einem Raum zu sein. Sie wusste zwar nicht, wann ich hier rauskomme, aber sie hatte mir versprochen mir Morgen etwas zu bringen, mit dem ich mich über die jetzige Zeit informieren könnte… Ich habe nicht nur einiges aufzuholen. Ich will unbedingt mehr sehen! Es ist wirklich deprimierend hier festzusitzen, wenn es da draußen so viel zu entdecken gibt… Leider stehen zwischen mir und dem da draußen zwei gigantische Wachen. Sie sind zwar menschlich, dennoch sehen sie aus, als wenn man sich nicht mit ihnen anlegen sollte… Ich bin wirklich ein Gefangener. Der Polizei von London. Sie denken wohl immer noch das ich in irgendeiner Weise gefährlich bin. Aber das bin ich wirklich nicht! Bei diesem Gedanken fängt die leise Stimme in meinem Inneren natürlich wieder an zu kichern. Meine montane Situation scheint ja wirklich amüsant zu sein. Seit einer ganzen Weile liege ich nun schon zusammengerollt auf dem Bett und starre die Wand an. Das hier hilft mir auch nicht gerade ein bisschen mehr mit meinem ‘neuen’ Körper klarzukommen. Wenn ich aufstehe wird mir immer noch schwindelig und wenn ich nicht aufpasse, sacke ich zusammen. Aber einfach nur im Raum auf und ab zu laufen ist mir auch zu albern und zu langweilig. Ich schnaufe missmutig und setze mich auf. Das einzig Gute an dieser ganzen Situation ist, dass ich meinen Gefährten gefunden habe. Nicht das mir das was nützen würde, da er ganz offensichtlich nichts mit mir zu tun haben will. Irgendwie macht mich dieser Gedanke nur noch trauriger… Ich will ihn noch einmal sehen! Und er soll mich gefälligst auch ansehen! Als hätte er meine Gedanken gelesen, öffnet Dorian die Tür. Vor Schreck wäre ich fast vom Bett gefallen… “Wieso so ein langes Gesicht?”, grummelt er und lehnt sich an den Rahmen der Tür. Ich verstehe nicht ganz und bringe nur ein jämmerliches: “Wa..?” raus. Sollte wohl ein ‘Was?’ werden. Hat nicht geklappt. Mist. Nur für den Bruchteil einer Sekunde, scheint er sogar zu lächeln. Dann deutet er auf das Fenster neben der Tür. “Du standest… Warum bist du nicht reingekommen?”, wieder ist meine Frage nur ein schwaches piepsen. Für ein paar Momente, ein paar sehr lange Momente, herrscht Schweigen. Er hat mittlerweile aufgehört mich anzusehen. Seine Augen tasten nun die Tür ab, als sei jeder Millimeter davon unheimlich spannend. Spannender als ich. Ich warte immer noch auf meine Antwort und werde so langsam etwas ungeduldig. “Du… bist nicht das, was ich erwartet hatte…”, “Was?!” Toll. Ich habe meine Stimme wieder gefunden und bin verdammt sauer! Nicht das was er erwartet hatte?? “Was soll das bitte heißen?”, wiederhole ich meine Frage etwas ausführlicher und mit ein wenig mehr Nachdruck. Aber wieder scheint er nicht wirklich darauf antworten zu wollen. Fast augenblicklich dreht er sich zum gehen um und ich reagiere schnellstmöglich, springe aus dem Bett und stolpere zu ihm. Um ihn am gehen zu hindern (und nicht wieder umzufallen) halte ich mich an seinem Hemd fest. Während mir das Herz bis zum Hals schlägt, weil ich ihm auf einmal so nahe bin, sieht er schon fast panisch abwechselnd von meinem Gesicht zu meinen Händen. “L..lass los…”, “Oh…” Er mag es offenbar nicht, wenn man sich an sein Hemd hängt, gut zu wissen. Seinem Gesicht nach zu urteilen überlegt er gerade wirklich mich wegzustoßen… Aber dann müsste er mich ja anfassen und diesen Gedanken scheint er noch weniger zu mögen. Auch wenn diese Situation eher tragisch ist, lasse ich ihn los, fange an zu lachen und kann gar nicht mehr aufhören, weil er ein wenig Abstand zwischen uns bringt und nur noch panischer und verwirrter dreinschaut. Mittlerweile riskieren auch die Wachen einen Blick durch die Tür. Als er es bemerkt, scheint er fast ein wenig rot zu werden und stürmt aus der Tür an ihnen vorbei. Ich für meinen Teil beruhige mich langsam wieder und sacke auf den Boden. “T..tut mir Leid…”, ich schnappe nach Luft, “Wirklich… bitte geh nicht!” Aber er ist schon weg und die beiden Wachen sind sofort damit beschäftigt die Tür wieder zu schließen. Das hatte ich ja gründlich versaut… “Ach verdammt…” Da bekomme ich schon mal so tollen Besuch und ich..? Ich lache ihn aus. Seufzend schaue ich hoch zur Decke. Jetzt war mir nicht mehr nach Lachen zu Mute… Mein Gefährte mag mich nicht. Er will nicht angefasst werden und hat scheinbar nicht viel Sinn für Humor. Klasse. Ich ziehe die Beine an und schlinge meine Arme darum. “Jetzt will er sicher nicht mehr herkommen…” Sag doch so was nicht… Ihr hattet nur einen… schwierigen Start. flüstert die Stimme in meinem Inneren aufmunternd. “Na ich weiß nicht… Ich habe mir sicher alles verdorben…” Keine Sorge… Er kommt wieder. Er kann nicht anders. Ihr seid füreinander bestimmt. Zumindest eure Seelen sind es… “Unsere Seelen..?” Dummer neuer Körper… Nicht mal dafür ist er also gut. Wieder ein leises Kichern. Tu nicht so überrascht und mach ihn gefälligst nicht schlecht! Ich habe mir so viel Mühe mit unserem neuen Körper gegeben! “Ich weiß… Tut mir Leid…” ----- öhm jaaa… ein bissel seltsamer start des zweiten teils. XD aber ich hoffe ihr seht es mir nach. hauptsächlich wird die geschichte mit Janosh als ich-erzähler erzählt. ^^ und im laufe der zeit wird alles auch ein bissel klarer. und iwie konnte ich es mir nicht verkneifen Will und Satoru wieder einzubauen. für alle fans des ersten teils. XD sie tauchen noch ziemlich oft auf! ok na dann, wir lesen uns! Kapitel 2: Wiedersehen ---------------------- “Wer ist dieser Janosh eigentlich?”, mit dieser Frage hatte William schon früher gerechnet, aber erst als das Flugzeug, am nächsten Morgen, nach London gestartet war, stellte Satoru sie. “Ein…”, er überlegte einen Moment. Was genau war er eigentlich? “...ein alter Freund, würde ich sagen…”, “Freund? Klingt irgendwie nicht sehr überzeugend… Du hast ihn bis jetzt nicht erwähnt.” Seufzend sah William aus dem kleinen runden Fenster. Satorus Gesicht spiegelte sich in der Scheibe, er sah seinen Gefährten immer noch an und wartete offensichtlich auf eine Erklärung. “Er war… ist in Luisians und meinem Alter. Seine Eltern haben ihn oft mit nach Frankreich gebracht, als wir noch klein waren. Wir haben dann immer miteinander gespielt, während seine Eltern mit Alexandre geredet haben…” Er konnte sehen wie Satoru eine Augenbraue leicht hochzog. “Aha…”, “Aber… etwa ein Jahr nach dem Tod unserer Mutter, sind er und seine Eltern spurlos verschwunden. Ich dachte eigentlich nicht, dass ich ihn irgendwann wieder sehen würde.”, “Mmh…” Satoru lehnte sich in seinem Sitz zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. “Klingt als hätte Alexandre was damit zu tun.”, “Das… werden wir wohl bald erfahren…” --- Die erste Nacht habe ich also überstanden, in meinem kleinen weißen Gefängnis. Bis auf die Tatsache, dass man mich aus meinem Sarg befreit hatten, war der gestrige Tag nicht sonderlich erfolgreich gewesen. Das ich meine mehr oder weniger erste Begegnung mit meinem Gefährten dermaßen vermasselt hatte, lies mich natürlich nicht viel schlafen. Und da brachte es auch absolut nichts, dass sie mir die ganze Zeit gut zugeredet hat… “Sind Sie wach..?” Die leise, etwas ängstliche Stimme, der jungen Frau mit der Brille, kam mir nun aus Richtung der Tür entgegen. “Darf ich reinkommen..?” Wieso fragt sie? Ich war hier immerhin ein Gefangener, selbst wenn ich nicht wollte das sie eintritt, hätte ich wohl keine große Wahl gehabt, oder? “Ja, natürlich…”, lautet also meine Antwort und schon wenig später wird die Tür vollständig geöffnet. Mit einem Tablett in der Hand kommt sie auf mich zu und bleibt mit ein wenig Abstand vor dem Bett stehen. “Gute Morgen. Ich bringe das Frühstück…” Eines muss ich diesen Leuten hier lassen, für einen Gefangenen, werde ich ziemlich gut behandelt… Ich setze mich also auf und lasse sie das Tablett seitlich neben mir auf das Bett stellen. “Ich wusste nicht genau was Sie mögen, deshalb habe ich von allem etwas mitgebracht. Es gibt Kaffe, Tee, Obst, Brötchen…”, “Ich sehe schon, danke.”, unterbreche ich sie kurzerhand. Wieder färben sich ihre Wangen leicht rot und sie sieht seitlich zu Boden. Sie hat sich scheinbar ziemlich viel Mühe gemacht… Wirklich schade, dass ich davon nichts essen kann. Ich seufze und schiebe das Tablett ein Stück von mir weg. “Tut mir Leid… Aber mir ist gerade nicht nach essen zu Mute…” Leise lacht die Stimme in meinem Inneren. Ich seufze wieder, auch das will ich gerade nicht hören… “Wann werde ich denn freigelassen? Und wurde William schon gesagt, dass ich hier bin?” Sie sieht ein wenig enttäuscht aus. “Ehm… Das… ja, Miss Langdon ist nach Wien um ihn zu holen. Sie werden wohl heute Nachmittag hier sein.”, “Was so schnell? Von Wien aus..?” Sie nickt kurz und stellt dann das Tablett auf einen kleinen Tisch, der sich noch im Raum befindet. “Es hat sich einiges verändert. Auch was das Reisen betrifft… Wenn William Oiwa hier ist, wird entschieden was weiter mit ihnen geschehen soll. Bis dahin müssen Sie sich noch gedulden.” Es wird wirklich Zeit, dass ich hier rauskomme. Es gibt so viel Neues da draußen und ich sitze hier fest. Ich lasse mich wieder zurück in die Kissen fallen und schließe die Augen. Aber nur für einen Moment, denn neben mir senkt sich das Bett. Linda, wie sie sich mir gestern vorstellte, hatte sich an den Rand gesetzt und war nun dabei ihren Ärmel hochzukrempeln. “Was soll das werden..?”, bei meiner Frage zuckt sie leicht zusammen. “Ähm… Ich soll dafür sorgen, dass es Ihnen an nichts fehlt, also wenn Sie nichts essen wollen, obwohl Sie so lange eingesperrt waren… Dann wollen Sie vielleicht etwas anderes..?” Sie hält mir nun ihren Unterarm vor die Nase, dreht aber ihren Kopf weg und kneift die Augen zusammen. Ich kann nicht anders, als sie anzulächeln. “Das ist genauso wenig nötig.” Etwas verwirrt sieht sie mir dabei zu, wie ich ihren Arm beiseite schiebe. Wieder ein Lachen. Sie kümmern sich ja wirklich rührend um dich. Sogar an lebendiges Futter haben sie gedacht! Muss sie das unbedingt so klingen lassen, als wäre ich ein Haustier in einem Käfig..? “Das einzige was ich zur Zeit brauche ist frische Luft. Also wenn du mir nicht…” Schon habe ich alles vergessen, was ich sagen wollte… Mein Blick bleibt am Fenster hinter ihr haften, dort draußen steht doch tatsächlich, mit finsterer Miene, Dorian. Als sich unsere Blicke kurz treffen, zuckt er ertappt zusammen und verschwindet schnell seitlich hinter der Wand. “St..steht er schon die ganze Zeit da draußen?” Linda sieht mich überrascht an, dann zum Fenster. “Meinen Sie Dorian? Ich weiß nicht wie lange… Als ich das Essen gebracht habe, war er schon da.” Mit einem Mal springt sie auf und schnappt sich das Tablett. Scheinbar ist ihr wieder eingefallen, warum sie hier war. “Also wenn Sie nichts… essen wollen, bringe ich das hier zurück in die Küche. Wenn Sie etwas brauchen sagen Sie es einfach.” Sie deutet nach oben in eine Ecke des Raumes, auf einen kleinen schwarzen Kasten mit einem roten Licht und schon ist sie mit schnellen Schritten bei der Tür. “Warte kurz! Kannst du Dorian bitte fragen, ob er reinkommen will..?” Ich bekomme nur ein kurzes Nicken zur antwort, bevor sie die schwere Tür hinter sich zuzieht. Sie bleibt draußen direkt vor dem Fenster stehen und spricht scheinbar mit ihm. Dann nickt sie wieder kurz, sieht zu mir und schüttelt leicht den Kopf. Hätte mich auch gewundert. Das wird wohl noch ein ganzes Stück Arbeit, ihn dazu zu bringen sich mir zu nähern. Aber wenigstens war er wieder hier. Kurzer Hand springe ich aus dem Bett und gehe zur Tür. Langsam habe ich mich an meinen neuen Körper gewöhnt. Ich klopfe zweimal und frage dann, ob ich ins Bad gehen kann. Wie erwartet wird die Tür von einem der Wachleute geöffnet und ich herausgelassen. Im Flur werfe ich noch einen kurzen Blick über die Schulter. Dorian steht immer noch an der Wand gelehnt und sieht uns nach. Ich lächle ihm zu, winke leicht und drehe mich dann wieder um. Das wird schon werden. Man hatte mir heute sogar richtige Kleidung bereitgelegt. Ich nahm sie dankend entgegen, da so ziemlich alles besser war, als dieses seltsame weiße Nachthemd. Meine neuen Sachen waren alle samt schwarz und ziemlich schmucklos. Ein einfaches Hemd und Hose. In der heutigen Zeit legt man scheinbar nicht viel wert auf Farben und interessante Schnittmuster. Obwohl ich zugeben muss, dass die schlichte weiße Kleidung Dorian ausgezeichnet steht… Frisch gebadet und angezogen werde ich also zurück in mein kleines Gefängnis gebracht. Als es langsam Mittag wird, bringt mir Linda wieder Essen und wieder muss ich ablehnen. Dieser Körper ist einfach nicht in der Lage es zu verarbeiten… Das würde den Zerfall vorantreiben, hatte sie gesagt. Also hielt ich mich daran. Wer weiß wie lange wir ihn noch benutzen müssen. Dank meiner ‘starken Seele’ wie sie es nannte, bemerkte wenigstens niemand, dass damit etwas nicht stimmte. Dank deiner starken Seele, wird niemand daran zweifeln, dass vor ihnen ein Vampir steht. Deine Aura und dein Geruch sind hundertprozentig der eines Vampirs. Und vorerst müssen wir diese Fassade aufrecht erhalten. Bis wir William alles erklärt haben. Das leuchtet mir zwar ein, aber was soll ich Linda denn nun sagen, damit sie nicht noch mehr Essen anschleppt? Das ist so eine Verschwendung. Außerdem sieht sie mich immer noch an, als würde ich ihr jeden Moment an die Kehle springen… Na zumindest diese Angst kann ich versuchen ihr zu nehmen… “Weißt du… Als ich eingesperrt wurde, war ich nicht älter als fünfzig, also praktisch noch ein Kind…” Sie sieht vom Tablett in ihren Händen auf. “Also aus Vampirsicht natürlich… Vergleichbar mit… ehm… Als Mensch wäre ich wohl zwölf gewesen…”, ich räuspere mich kurz, da Linda ihren Kopf leicht schräg legt, um mich dann verwirrt anzusehen. “Damit will ich sagen, dass ich noch zu jung war, um Blut zu bekommen. Erst ausgewachsene Vampire trinken es. Blut ist für uns wie eine sehr starke Droge, einmal gekostet, können wir nicht mehr ohne, aber bis dahin, brauchen wir es nicht. Ich habe bis jetzt keinen einzigen Tropfen zu mir genommen und wenn ich meine jetzige Situation so betrachte… Ist das jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt damit anzufangen…” Das stimmt sogar. Nicht nur dieser auch mein richtiger Körper kann darauf gut verzichten. Ihr Gesicht entspannt sich langsam. “Oh…”, “Also mach dir bitte keine Gedanken darüber, ob mir etwas fehlen oder ich in irgendeiner Weise gefährlich werden könnte.” Etwas zaghaft erwidert sie mein Lächeln, nickt langsam und wendet sich wieder zum gehen. In der Tür läuft sie Dorian fast in die Arme. Sie entschuldigt sich ein paar Mal und ist dann auch schon verschwunden. Er bleibt im Türrahmen stehen, sieht mich an und ich vergesse fast zu atmen. Interessant. Er scheint sich Stück für Stück wieder näher zu trauen. Ja… Gott sei dank. “Willst du nicht reinkommen?”, frage ich vorsichtig. Ein bisschen zu schnell kommt seine Antwort in Form eines Kopfschüttelns. Darauf folgt eine ganze Weile Schweigen. “Ähm… Also tut mir Leid wegen gestern…”, durch die Stille höre ich mein Herz viel zu laut schlagen und das ertrage ich nicht länger… “Es war nicht meine Absicht dich zu erschrecken… und auszulachen!” Ich runzele die Stirn. “...und dich anzufassen…”, das letzte klang jetzt weniger überzeugend… Von ihm kommt keine Reaktion, er sieht mich nur weiterhin an. Mustert mein Gesicht, meinen Hals, geht dann tiefer, meine Beine entlang bis zu meinen Schuhen und langsam wieder hinauf. Sein Blick sorgt dafür, dass sich die Härchen an meinen Armen und in meinem Nacken aufstellen. “Du… willst scheinbar nicht mit mir reden, wieso bist du dann hier..?” Er atmet geräuschvoll aus. “Weil ich nicht anders kann.” Seine Antwort ist mehr ein grummeln. “Wieso?”, “Das wüsste ich auch gern.” Wieder Schweigen. Erst nach einer ganzen Weile schließt er die Augen und fängt an zu reden: “Seitdem ich dich aus diesem blöden Sarg geholt habe, wusste ich, dass du mein Gefährte bist. Leider bist du so gar nicht das, was ich erwartet habe…”, “Und was hast du erwartet?” Er schüttelt langsam den Kopf. “Ich weiß nicht. Jemanden mit dem ich eine Zukunft haben könnte..? Eine Familie..?”, “Weil ich kein Mädchen bin..?” Ernsthaft? Das ist sein Problem..? Das heißt doch noch lange nicht, das es keinen Sinn macht mit mir zusammen zu sein… Er macht ein paar Schritte auf mich zu. “Findest du es nicht auch unfair, dass scheinbar von Anfang an feststand, dass unsere beiden Familien mit uns ein Ende finden würden? Ich habe mich darauf gefreut meiner Gefährtin zu begegnen, mit ihr ein normales Leben zu haben, Kinder… Zeitweise war das das einzige was mich daran gehindert hat… zu… zu…” Er sieht richtig verzweifelt aus… Erst sagt er gar nichts und dann so etwas, langsam wünsche ich mir das Schweigen zurück. “Das schlimmste ist zu wissen, dass du meine einzige Chance auf ein ‘normales’ Leben bist. Wenn ich diese nicht ergreife, werde ich wohl bis zum Ende weiter machen müssen wie bisher, ohne Gefühle und ohne richtigen Sinn. Findest du es nicht auch unfair, dass wir keine richtige Wahl haben?” “Nein, finde ich nicht...” Mein Lächeln ist im Moment wohl nicht gerade überzeugend. “Ich sollte schon seit einer ganzen Weile nicht mehr am Leben sein. Dass ich hier bin und dass ich dir begegnet bin, ist für mich wie ein Wunder. Und… es ist wirklich schade, dass du das nicht so siehst.” Ich versuche den riesigen Kloß, der scheinbar in meinem Hals steckt herunterzuschlucken. “Außerdem haben wir ja die Wahl… Wenn du mich nicht willst, brauchst du dich doch nur von mir fernzuhalten. Ich werde dir sicher nicht nachlaufen, auch wenn es mir schwerfallen wird…” “Das ist ja das Problem! Das kann ich nicht!” Er kommt noch einen Schritt näher. Die beiden Wachen sehen schon immer abwechselnd ins Zimmer. “Egal was ich mache, wenn du vor mir stehst, will ich dich mehr als alles andere! Und wenn ich nicht bei dir bin und diese Gefühle weg sind, zieht es mich doch immer wieder hier her! Ich kann es nicht ändern und das ärgert mich, und das es mich ärgert, ärgert mich noch mehr..!” Er überbrückt den letzten Abstand zwischen uns und nimmt mein Gesicht in seine Hände. Ich bin so erschrocken, dass ich mich nicht rühren kann. Trotz der Handschuhe, spüre ich wie warm sie sind. Er kommt mit seinem Gesicht so nahe an meines, dass mir schwindelig wird und ich vergesse zu atmen. “Selbst jetzt… Obwohl ich ganz genau weiß, dass ich es nicht darf, obwohl es definitiv für uns beide besser wäre, wenn ich einfach gehen würde, will ich nichts anderes als dich berühren…” Das ist keine gute Idee! Lass es nicht zu! Sie ist aufgebracht… Wieso..? Es kann doch eigentlich gar nichts passieren… Nur ein kleiner Kuss… Nur ganz kurz. Ich schließe meine Augen. Warte. Aber es passiert nichts, im Gegenteil, seine Hände verschwinden und seine Stimme wird zu einem tiefen knurren, das mich wieder aufsehen lässt: “Nimm auf der Stelle deine Hand da weg!” Hinter Dorian steht nun ein großgewachsener Mann, scheinbar zum Teil asiatisch. Er hat eine Hand auf Dorians Schulter gelegt und grinst breit und ein klein bisschen gehässig. “Was denn, was denn? So wie du den kleinen begrabbelt hast, dachte ich du hättest deine Macke überwunden?”, “Ich habe niemanden ‘begrabbelt’!”, zischt Dorian wütend und schüttelt die Hand von seiner Schulter. Erst als er ein Stück beiseite tritt um sich umzudrehen, kann ich einen genaueren Blick auf unsere Besucher werfen. Neben dem schwarzhaarigen Mann steht noch ein kleinerer Blonder… Erst nach kurzem Überlegen erkenne ich ihn. “William…”, meine Stimme ist schon fast weinerlich, als ich auf ihn zugehe. Er wirft Dorian noch einen schnellen Blick zu und kommt mir dann entgegen. “Lange nicht gesehen.” Und wie froh ich darüber bin ihn zu sehen! Am liebsten würde ich ihm um den Hals fallen. Aber dazu komme ich nicht. Er dreht den Kopf leicht in Richtung Tür: “Warum ist er noch hier eingesperrt?!” Ein älterer Mann im Anzug verzieht missbilligend das Gesicht. “Ganz einfach weil nichts über ihn bekannt ist! Ihr kennt doch die Bestimmungen und Regeln. Wir wissen nicht wo er herkommt, wo er hin will und welche Absichten er verfolgt und bis jetzt war er auch nicht bereit irgendeine unserer Fragen zu beantworten. Also bleibt er hier.”, “Ja. Bis jetzt. Wir übernehmen die Verantwortung für ihn, also lassen sie ihn frei!” William klingt ja richtig erwachsen und bestimmend. Sein schwarzhaariger Begleiter lehnt derweilen mit verschränkten Armen am Türrahmen und sieht abwechselnd amüsiert zu William und ziemlich finster zu Dorian. Der immer noch neben mir steht und scheinbar kocht vor Wut. “Er bleibt hier. Bis geklärt ist, wieso er in diesem Sarg lag und es wäre großartig, wenn ihr das jetzt aufklären könntet. Immerhin wollte er es euch ja erzählen!”, zischt nun der ältere Mann und wendet sich dann an Dorian: “Und du… kommst mit mir.” Ohne zu zögern setzt sich Dorian in Bewegung und ist mit nur wenigen Schritten im Flur verschwunden. Der ältere Mann folgt ihm nachdem er noch mal einen kurzen Blick auf mich geworfen hat. Mit Schwung löst sich der schwarzhaarige vom Türrahmen, tätschelt mir den Kopf, wie bei einem Hündchen und lässt sich aufs Bett fallen. “Na dann, schieß mal los Kleiner.” Dann sieht er hoch zu dem kleinen schwarzen Kasten, lächelt und winkt kurz. Ich weiß nicht Recht was ich von ihm halten soll. Wer ist das und was macht er noch hier? Ich wollte doch mit William reden. Unterschätz ihn nicht. Er ist einer der letzten Urvampire. Bei mir stellen sich augenblicklich die Nackenhaare auf. Urvampir? Na toll. Was macht einer von denen hier? Scheinbar hat er gemerkt dass ich ihn mit offenem Mund anstarre, denn er setzt sich wieder auf und deutet auf William. “Ich gehöre zu ihm. Uns gibt’s nur im Doppelpack. Also…” William unterbricht ihn: “Das ist Satoru. Mein Gefährte. Egal was du mir zu sagen hast, er kann es ruhig mithören.” Ich schüttele nur langsam den Kopf. “Das ist es nicht. Ich war nur ein bisschen…” Satoru fängt an zu lächeln. “Ah. Dann liegt es daran, dass ich einer der Urvampire bin..? Keine Angst. Ich habe schon länger niemandem mehr etwas getan.”, “Satoru! Sei einfach still! Sonst wird das hier nie was! Also los, erzähl uns was passiert ist. Wo ist deine Familie und wieso warst du in einem Sarg?” Ich versuche mich zusammenzureißen und atme noch einmal tief durch. “Es ist vielleicht besser wenn du dich setzt.” William runzelt die Stirn und verschränkt die Arme vor der Brust. “Ich meine es ernst… setz dich.”, vordere ich ihn erneut auf. Doch erst als Satoru mit der Hand neben sich aufs Bett klopft, setzt er sich hin. “Also. Die Sache ist die…”, wo soll ich nur anfangen? “Als deine Mutter Ann starb. Wollte Alexandre sie nicht gehen lassen. Er hat Alchemisten aus dem ganzen Land kommen lassen, um einen Weg zu finden sie für immer bei sich zu behalten. Und… einer versprach ihm ihren Körper durch ein Ritual in rotem Bernstein zu konservieren. Alexandre besorgte ihm alles was er dafür brauchte. Ich weiß nicht was das alles war aber… es waren Opfer nötig.” Mittlerweile lief ich im Raum auf und ab. “Er brauchte das Blut von zwölf Menschenkindern und einem Vampirkind. Sie mussten alle ein bestimmtes alter haben und… eine Bedingung erfüllen.” Ich schluckte schwer. Das zu erzählen fiel mir nicht gerade leicht. “Es durften keine reinen, unschuldigen Kinder sein… Zwölf menschliche Kinder zu finden, die diese Bedingung erfüllten war zur damaligen Zeit nicht schwer. Das Problem war nur ein passendes Vampirkind zu finden. Nur du, deine Schwester und ich, der Sohn des damaligen österreichischen Vampirfürsten kamen in Frage. Euch etwas zu tun, war für ihn ausgeschlossen, also blieb nur ich übrig. Zu Beginn versuchte er noch mit meinen Eltern zu verhandeln, bot ihnen Geld und alles andere was sie hätten haben wollen. Aber natürlich ließen sie sich nicht darauf ein.” Ich bleibe stehen, mein Blick will sich nicht von den schwarzen Schuhen lösen. Wie weit soll ich gehen? Ich kann ihm unmöglich alles erzählen. Es ist noch zu früh und dass dieser Satoru hier ist… “Deshalb ließ er sie unter einem Vorwand verschwinden und nahm mich gefangen. Er führte das Ritual durch, schloss deine Mutter in Bernstein ein… doch irgendetwas ging schief… Ich war nicht wie die anderen gestorben, ich wurde zum Siegel. Alexandre hatte Angst, dass jemand versuchen könnte mich zu benutzen, um deine Mutter zu befreien, deshalb schloss er mich in einen Sarg und ließ mich rund um die Uhr bewachen… Deine Mutter ist noch immer eingeschlossen und nur ich bin in der Lage sie herauszulassen. Da Alexandre nun tot ist, ist es deine Aufgabe zu entscheiden, was mit ihr geschehen soll.” Ein leises Kichern kann sie sich nicht verkneifen. Kein Wunder. Ich drehe mich langsam zu den beiden. Satoru streicht seinem Gefährten vorsichtig über die Wange. William wirkt jetzt nicht mehr so erwachsen und gefasst. Er ist ziemlich blass und wirkt viel kleiner als vorher. “Ich weiß das ist alles ein bisschen viel, aber…”, “Heißt das sie ist am Leben und irgendwo gefangen..?”, er klingt so… so verletzlich… Ich schlucke schwer. Das leise kichern in meinem Inneren wird zu schallendem Gelächter und lässt mich bald meine eigene Antwort nicht verstehen: “Ja…” Lügner! -- Dorian schwieg auf dem Weg zum kleinen Kontrollraum. Dort konnte man mithilfe von zahlreichen Bildschirmen die Gefängniszellen und je nach Bedarf das ganze Gebäude überwachen. Sein Chef ließ es sich scheinbar nicht nehmen, die drei bei ihrem Gespräch zu beobachten. Aber das war Dorian ganz recht. Auch er wollte wissen was mit seinem Gefährten passiert war. Wie immer waren drei Mann im Kontrollraum, die augenblicklich aufstanden und ihren Chef begrüßten. “Haben wir etwas verpasst?”, “Noch nicht viel, sie können es sich nachher vom Band ansehen.”, antwortete einer der Männer augenblicklich. Dorian trat an einen der Bildschirme, sein Chef stellte sich neben ihn. Man konnte sehen wie sich William gerade neben Satoru aufs Bett setzte. “Was hattest du mit ihm vor? Wir hatten eine Vereinbarung, wenn ich mich recht entsinne.” Dorian schnaufte abfällig. “Die bezog sich ja wohl nicht auf Vampire und erst recht nicht auf meinen Gefährten.”, “Dann ist es also tatsächlich so? Der Kleine ist dein Gefährte? Das ändert natürlich Einiges.” Dorian sah vom Bildschirm auf und musterte das Profil seines Chefs. “Sie mich nicht so an. Du wirst von dem Fall abgezogen und gehst wieder in den Außendienst.”, “Aber…”, “Kein aber. Du bist allein schon ein eigentlich zu großes Risiko. Wir können uns im Moment nicht leisten aus dir noch ein stärkeres Monster zu machen.” Dorian knirschte mit den Zähnen und sah zurück zum Bildschirm. “Ich werde niemanden anfassen und nichts zerstören. Das habe ich geschworen. Nur weil er aufgetaucht ist ändert sich daran nichts.”, “Das hoffe ich für dich. Du weißt was ich tun werde wenn auch nur die Möglichkeit besteht, dass du wieder zur Gefahr wirst?” Dorian musterte die zierliche Gestalt seines Gefährten auf dem Bildschirm, dann schloss er die Augen. “Ja. Das ist mir klar.” ----- höm… sorry das das jetzt so lang gedauert hat… war ein bissel stressig in letzter zeit. ^^’ ich hoffe ihr seht es mir nach… ich arbeite schon stetig daran weiter, ist nur manchmal einfach nicht richtig zeit. normalerweise schreibe ich ein kap am stück fertig… joa… wir lesen uns dann hoffentlich im nächsten. ^^ wenn ihr noch nicht die geduld mit mir verloren habt Kapitel 3: Aufbruch ------------------- Schon wieder. Jedes mal wenn ich die Richtung wechsle, zuckt die Wache zusammen. Was haben die nur alle? Habe ich je Anstalten gemacht, auf sie loszugehen oder irgendetwas Bedrohliches zu tun? Ich laufe nun auf die am Ende des Flur stehende Wache zu. Er hat keine besondere Rüstung oder irgend einen anderen Schutz. Nur eine Waffe und einen enormen Berg Muskeln. Ich bleibe vor ihm stehen und sehe nach oben in sein Gesicht, er ist gut zwei Köpfe größer als ich. Auch jetzt scheint er es nicht wirklich zu wagen, meinen Blick zu erwidern. Seine einzige Reaktion ist eine leichte Handbewegung in Richtung Waffe. Ich verschränke die Arme vor der Brust und lege den Kopf leicht schräg. Huch? Kann es sein, dass er ein wenig rot wird? Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Mit einer gekonnten Bewegung lege ich die Arme um seinen Hals und bringe mein Gesicht so nah an seines wie möglich, was nicht weit ist. Er ist einfach zu groß. Aber es reicht um ihn noch nervöser und nun vollends rot werden zu lassen. „Kann es sein, dass ich euch gar nicht so unsympathisch bin?“, frage ich mit zuckersüßem Lächeln und lasse meine Hände über seinen Brustkorb zu seiner Taille wandern. Er hebt mich daraufhin ohne größere Anstrengungen hoch und setzt mich gut einen Meter vor ihm wieder ab. „E..es wäre besser, wenn sie ein wenig mehr Abstand halten würden! D..danke...“ Das danke ließ er klingen als hätte ich freiwillig von ihm abgelassen. Er bleibt weiterhin rot im Gesicht und schaut zu Boden. Mit einem Seufzen steckte ich die Hände in die Taschen meiner schwarzen Jacke und mache mich wieder daran den Flur auf und abzulaufen. Eigentlich hatte ich gedacht, dass es einfacher werden würde mit diesem Körper zu bekommen was ich wollte. Du hast es doch bekommen. Sie kicherte wieder und irgendwie steckte es mich diesmal sogar an. Denn sie hatte recht. Mit geschlossenen Augen und einem Lächeln ging ich weiter. Bis ich gegen etwas großes stieß. Mit einem genervten Gesichtsausdruck, schnippst mir nun Satoru gegen die Stirn. „Au!“, „Pass auf wo du hinläufst!“ Ich reibe mir die schmerzende Stelle und sehe kurz an ihm vorbei den Flur hinunter. Er ist allein. Ich hatte nicht gemerkt, dass er wieder aus dem Zimmer herausgekommen war, vor dem ich die ganze Zeit wartete. Hoffentlich hat er das eben nicht mitbekommen. „Wie geht es William?“, versuche ich ihn vorsichtshalber abzulenken. Er mustert mein Gesicht einen Moment skeptisch, dann packt er mich am Arm und zieht mich den Flur entlang Richtung Wache. Die sofort eine noch geradere Haltung annimmt. „Wir bringen ihn zurück auf sein Zimmer.“ Die Wache nickt und geht voran. „Das kann doch nicht dein ernst sein?! Da komm ich schon mal raus aus dieser blöden weißen Kammer, nur um sinnlos auf dem Flur zu warten! Du könntest mir ruhig ein wenig die Gegend zeigen! Oder...“ Er bleibt so abrupt stehen, dass ich um ein Haar wieder in ihn hineingelaufen wäre. Ohne ein Wort zu sagen dreht er sich um, nur um mich finster anzuschauen. „Was denn jetzt?!“, „Du nervst ganz schön, hat dir das mal jemand gesagt?“ Ich blinzle kurz, aber bevor ich etwas erwidern kann schimpft er weiter. „Wir werden noch mit dir nach draußen gehen, also reg dich ab! Warum musstest du eigentlich William so einen Schwachsinn erzählen?! Er war völlig fertig! Ich musste ihn dazu zwingen sich hinzulegen und Ruhe zu geben! Du hast ja keine Ahnung wie sauer er auf mich sein wird, wenn er aufwacht!“ Für ein paar Sekunden sehen wir uns einfach nur an. Die Wache wartet immer noch ein ganzes Stück weiter auf uns und tut so, als würde sie nichts mitbekommen. „Ist ja gut... Tut mir Leid.“, murmele ich schließlich in einer Lautstärke die nicht die ganze Stadt erzittern lässt. Mein Blick fällt auf seine Hände, er spielt mit einem silbernen Ring. Zieht ihn immer wieder ein Stück ab, nur um ihn gleich darauf wieder an seinen Platz zu schieben. Ich schlucke schwer. „Schwachsinn sagst du... Du glaubst also ich habe euch angelogen? Wie kommst du darauf?“ Er schnauft verächtlich und zieht mich weiter den Gang entlang. „Es ist nicht das erste mal, dass einer von uns stirbt. Ich war dabei. Ich habe gesehen was mit uns passiert, wenn wir unsere Kraft einsetzen. Das kann Ann nicht überlebt haben, egal wie stark sie war. Selbst wenn Alexandre verhindert hat, dass ihr Körper zerstört wird. Ich bin mir sicher 'Sie' ist nicht mehr dort drinnen.“ Er ist ziemlich clever, pass auf dass er nicht zum Problem wird. „H..hast du es William gesagt..?“, „Noch nicht. Ich werde es auch nicht tun, wenn du mir sagst wieso du uns angelogen hast.“ Er wird wieder langsamer und sieht mir, nun da ich in der Lage bin zu ihm aufzuschließen, direkt in die Augen. Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken. „I..ich...“ Bevor ich ihm jedoch antworten kann, fangen über uns im ganzen Gang die Lichter an zu flackern. In der nähe der Wache zerspringt das erste und lässt kleine Glassplitter regnen. „Verdammt... Das ging ein bisschen schnell...“ Er gibt der Wache ein Zeichen, das ich nicht verstehe und zieht mich nun in die entgegengesetzte Richtung. Hinter uns höre ich weitere Lampen zerspringen. „Was ist denn jetzt? Wo willst du hin?“, „William ist aufgewacht und wie du siehst ein wenig verärgert.“ Nun zerspringt auch die Lampe über uns, ich zucke zusammen und versuche nicht allzu viele Splitter abzubekommen . „Ein wenig?!“ Die Tür zu Williams Zimmer steht offen. Satoru zieht mich ohne auch nur einen Blick hineinzuwerfen daran vorbei. Er zerrt mich durch eine große Doppeltür und weiter den Gang hinunter. Nach zwei weiteren solcher Türen bleibt er endlich stehen und ich sinke fast augenblicklich zu Boden. Keuchend schaue ich in den hell erleuchteten Raum vor uns. Ich habe Ewigkeiten in einer Kiste gelegen, wie kommt er eigentlich dazu mich so viel in der Gegend herum zu schleifen?! Vor uns steht William im Türrahmen. Ihm gegenüber der ältere Mann von vorhin, dahinter auch Dorian und Linda. Ein paar mir unbekannter Männer sind auch noch da. Der gesamte Raum wird von blauen Blitzen durchzuckt und alle starren William an. Ein paar der Blitze züngeln aus dem Raum und ich greife fast automatisch in meine Tasche. Ich weiß zwar nicht genau, wie man das Waffending benutzt, dass ich der Wache vorhin gestohlen habe, aber es beruhigt mich irgendwie es da zu wissen. Satoru macht ein paar Schritte auf William zu. Erst jetzt scheinen sie zu bemerken, dass wir da sind. Während sich die anderen immer noch anfunkeln, huscht Dorian an ihnen vorbei zu mir. Er stellt sich vor mich und scheint nicht richtig zu wissen was er machen soll. Erst nach ein paar verunsicherten Blicken und herumgefuchtel mit den Händen, reicht er sie mir dann doch zögernd. „Geht es..?“, fragt er leise, als ich seine Hände ergreife. Ich versuche ihm ein beruhigendes Lächeln zu schenken, während er mich vorsichtig auf die Beine zieht. „Egal was sie sagen, wir werden noch heute London verlassen und Janosh kommt mit.“, „William...“ Satoru scheint ihn beruhigen zu wollen. William sieht ihn daraufhin aber nur kurz über seine Schulter hinweg an. „Mit dir rede ich später auch noch.“ Das reicht schon um Satoru wieder ein paar Schritte zurückweichen zu lassen. Er murmelt dabei noch etwas mir unverständliches. Woraufhin sich William wieder seinem Gegenüber zuwendet: „Also? Wie lautet die Antwort? Dürfen wir ihn mitnehmen? Sie wollen doch sicher nicht das ihren Computern ach so wichtige Daten verloren gehen, oder?“, er klingt dabei fast amüsiert. Die Blitze scheinen sich nun mehr auf den Maschinen im hinteren Teil des Raumes zu konzentrieren und die Männer drum herum in Panik zu versetzen. Der ältere Mann, ganz offensichtlich jemand der hier sonst Einiges zu sagen hat, funkelt William bedrohlich an : „Wieso muss ich mir das jetzt auch noch von einem Balg wie dir gefallen lassen?! Ich habe euch doch schon gesagt, dass ich ihn in der momentanen Situation unmöglich gehen lassen kann!“, „Passen sie auf was sie sagen, sie..!“, „William!“ diesmal wird er von Lorelei am Hemdkragen gepackt und so völlig aus dem Konzept gebracht. Die blauen Blitze verschwinden sogar für einen Augenblick. „Wie wäre es wenn ich das regele?“, sagt sie mit einem zuckersüßen Lächeln und wendet sich der Gegenseite zu. „Ich könnte die drei doch begleiten und Berichterstatten und natürlich aufpassen, dass er nichts Dummes anstellt. Obwohl ich glaube, dass das nicht nötig sein wird, nicht wahr?“ Alle Augen ruhen auf mir. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich die ganze Zeit über Dorians Hände in meinen gehalten hatte und er scheinbar auch, denn wir lassen uns auffällig schnell los. „Eh... N..natürlich nicht!“ Der ältere Mann seufzt schwer. „Es ist ja nicht gerade so, dass ihr mir eine Wahl lasst... Linda, bring ihn zum packen auf sein Zimmer. Und mit euch Vieren möchte ich noch kurz sprechen.“ Er zeigt der Reihe nach auf Dorian, Satoru, William und Lorelei. Bevor mich Linda jedoch aus dem Raum bringen kann, werde ich von Satoru am Arm gepackt. Er mustert mich von oben bis unten und greift dann gezielt in die Jackentasche mit der Waffe. Ich zucke unwillkürlich zusammen und bin wie gelähmt. Er kommt ein wenig näher und lässt die Waffe unauffällig in seiner Tasche verschwinden. „Damit solltest du hier nicht rumlaufen.“, „A..also hast du es gesehen..?“ Er lächelt fies. „Du scheinst darin ziemlich viel Übung zu haben.“ Wa..? „Das war das erste Mal, dass ich was gestohlen habe!“ Flüstere ich empört. Er lacht leise und macht ein paar Schritte zurück. „Das habe ich nicht gemeint.“ Mein Herz setzt einen Schlag aus. Als er sich zum gehen umdrehen will, halte ich ihn kurz fest. Über seine Schulter hinweg kann ich die ungeduldigen Blicke der anderen sehen. Besonders Dorian scheint nicht sonderlich begeistert. „B..bitte sag es ihm nicht!“, meine Stimme ist fast schon weinerlich. „Hatte ich nicht vor.“ Er befreit seinen Arm aus meinem Griff und geht zu den anderen zurück. Als mich Linda hinausführt, kann ich noch den bohrenden Blick von Dorian auf mir spüren. Ich werde von ihr in mein Zimmer gebracht, wo sie eilig damit beginnt alles was ich an Sachen habe, was nicht sonderlich viel ist, in eine Tasche zu packen. Erst als ich mich, da ich mich irgendwie überflüssig fühle, auf mein Bett setze, hält sie kurz Inne und sieht zu mir auf. „S..sie sind also wirklich der Gefährte von Dorian..?“ Wie kommt sie denn ausgerechnet jetzt darauf? Ich seufzte. „Ja...“ Theoretisch. Aber er sah mich momentan wohl eher als lästig an und würde wenn Satoru über den kleinen Vorfall mit der Wache plaudert... Aber daran will ich gerade nicht denken. Sie schaut mich immer noch mit großen Augen an, anstatt sich abzuwenden, wie sie es bis jetzt immer getan hat. Ihre Augen bekommen sogar noch einen unheimlichen Glanz, bei dem sich mir die Nackenhaare aufstellen. Doch bevor ich auch nur fragen kann, ob alles mit ihr in Ordnung ist, lägt sie lächelnd eine Hand an ihre Wange: „Das ist ja so romantisch!“, „Eh? Ro...romantisch..?“, „Na das hat doch was von Liebe auf den ersten Blick, oder nicht? Sobald ihr euch das erste Mal seht, wisst ihr das ihr füreinander geschaffen seid. Was könnte es anderes sein als romanisch?“ Wie wäre es zum Beispiel mit kompliziert? Wenn der Partner so gar nicht von einem begeistert ist. Ich seufze leise. Sie wendet sich wieder der Kommode zu und packt weiter meine Sachen. „Ich finde es jedenfalls romantisch! Und das macht es doch um einiges leichter den richtigen Partner zu finden! Schätz dich glücklich, so etwas haben wir Menschen nicht.“ --- „Du wirst mir jeden Tag, einmal Morgens und einmal Abends Berichterstatten. Und natürlich sofort wenn etwas schiefläuft oder er scheinbar eine Gefahr darstellt.“ Bis jetzt lief der Chef von Lorelei und Dorian unruhig in seinem Büro auf und ab. Die anderen dagegen standen nur da und folgten ihm mit den Augen. „Genauso möchte ich jedes Mal einen Bericht über seinen körperlichen und geistigen Zustand.“ Er blieb direkt vor Lorelei stehen. „Ist das soweit klar?“, „Selbstverständlich.“, „Und natürlich solltest du auch ein Auge auf diese beiden haben.“, „Hey..!“ Der Chef ließ William nicht zu Wort kommen. „Denn was mich angeht sind diese beiden genauso suspekt wie der Junge selbst.“ Lorelei zögerte kurz. „Er ist mein Bruder... Er würde nie...“, doch auch sie hielt er mit einer Handbewegung vom weitersprechen ab. „Haben wir uns verstanden?“, „Ja...“ Mit abschätzigem Blick ging er an Satoru und William vorbei, der sichtlich vor Wut kochte. Er bleib vor Dorian stehen und musterte ihn von oben bis unten. Dann schlug er einen etwas versöhnlicheren Ton an. „Und für dich wäre es sicher besser hier zu bleiben.“ Dorian ließ nur den Kopf hängen und nickte dann schwach. „Also gut! Da das jetzt soweit geklärt wäre. Was soll denn euer erstes Reiseziel sein?“ Der Chef ließ sich in seinen Schreibtischstuhl fallen und verschränkte die Arme vor der Brust. Da die anderen ihn nur anstarrten, begann Satoru zu sprechen. „Als erstes werden wir ihn in unsere Wohnung etwas außerhalb von London bringen, um genaueres zu besprechen und unsere nächsten Schritte zu planen...“, „Soll das heißen ihr wisst gar nicht wo ihr hin sollt?“ Satoru räusperte sich: „Um ehrlich zu sein haben wir nicht den leisesten Schimmer. Wir hoffen, dass der Kleine weiß wo wir hin müssen. Und danach werden uns dann richten.“ Der Chef beugte sich über seinen Schreibtisch und vergrub sein Gesicht in den Händen. „Na wunderbar... Verschwindet bloß hier, ich will euch erst mal nicht mehr sehen.“ Die Vier wechselten noch verwirrte Blicke und verließen dann im Gänsemarsch das Büro. Draußen wartete Steve, der sofort von seinem Stuhl aufsprang und an den Vieren vorbei ins Büro der Chefs ging. Kurz bevor er den Türknauf in die Hand nahm, traf sich sein Blick mit dem von Lorelei. Sie blieb stehen und sah ihm noch nach, als er im Büro verschwand. William nahm ihre Hand: „Alles in Ordnung?“ Sie regierte nicht gleich. „Ja... Es ist nur... so ein komisches Gefühl...“, „Eine Vision?“ Sie verzog das Gesicht und lief an ihm vorbei. „Nein. Nur ein Gefühl. Du weißt genau dass das Wasser nicht mehr mit mir spricht.“ – Die Sonne blendet mich, als ich von allen nach draußen gebracht werde. Man hatte mir gesagt, dass wir mit einem Auto zu Satoru und William fahren werden. Und da sie meine Sachen nun in ein schwarzes Blechfahrzeug verfrachten, gehe ich mal davon aus, dass sie das damit gemeint haben. Es ist mein erstes Mal hier in London und beim Blick gen Himmel wundere ich mich doch wieso alle behaupten, hier sei das Wetter so schlecht. Es ist warm die Sonne scheint. Einfach unglaublich schön... Aber vielleicht kommt es mir auch nur so vor, weil ich in letzter Zeit nicht sonderlich viel frische Luft hatte. Ich atme ein paar mal tief ein und schaue mich um. Viel werde ich wohl nicht zu sehen bekommen. Ich verstehe nicht warum dir das so wichtig ist etwas zu sehen und zu lernen... Sobald du... Ja ja... ich weiß... Sie muss es mir doch nicht noch unter die Nase reiben... In diesem Körper kann ich sowieso nicht alles machen und erfahren... Hoffen wir einfach, dass wir alles schnell hinter uns bringen und ich mir dann Zeit nehmen kann alles Neue kennen zu lernen. Mein Blick bleibt an der Person rechts neben mir haften. Dorian ist mit nach draußen gekommen um uns zu verabschieden und auch der ältere Mann und Linda mit ein paar in schwarz gekleideten Begleitern ist mit dabei. Ich beobachte amüsiert wie Dorian unter allen Umständen versucht einen gewissen Grundabstand zwischen uns aufrecht zu erhalten. Außerdem spricht er so gut wie nicht mit mir. Ich mache einen Schritt zur Seite um den Abstand zu verringern und schnappe mir einen Zipfel von seinem Ärmel, damit er nicht gleich wieder wegläuft. Satoru und William verschwinden schon im Auto, Lorelei wartet auf mich. „Versprichst du mir etwas?“, frage ich ihn fast flüsternd. Er scheint immer noch etwas überfordert mit meiner plötzlichen Nähe. „Kommt darauf an was es ist.“ Ich seufze: „Versprichst du mir mich abzuholen, wenn alles vorbei ist?“ Er sieht mich nun seit langen mal wieder an. „Warum? Du kannst doch genauso gut einfach wieder herkommen.“ Natürlich muss sie wieder anfangen in mir zu lachen. „Na ja... Das wird nicht so einfach... Ich...“, „Janosh! Komm schon wir wollen los!“, unterbricht mich Lorelei. Ich seufze enttäuscht und ein bisschen erleichtert da ich mich jetzt nicht vor ihm erklären muss. Ich stelle mich vor ihn, denn eine Sache hatte ich mir noch vorgenommen bevor sich unsere Wege trennen. Ich muss mich ein wenig strecken, da er größer ist als ich aber schaffe es ihm eine kleinen Abschiedskuss zu geben. Hinter ihm macht Linda ein quiekendes Geräusch und hält sich dann den Mund zu. Man kann trotzdem sehn das sie über beide Ohren strahlt. „Hol mich einfach ab, ja?“ Ich lächle zuckersüß und lasse meinen verwirrt dreinschauenden Gefährten einfach stehen, um zu Lorelei ins Auto zu steigen. ----- Tja Leute... Zur Zeit bin ich ein bissel langsam mit schreiben... ^^' ich finde einfach in letzter Zeit zu selten die Ruhe dafür... hoffe das ändert sich bald mal... Ich hoffe ihr bleibt trotzdem am Ball... ._. Bis zum Nächsten! Kapitel 4: Ein Anfang --------------------- Ich stelle meine Tasche hinter dem Sofa ab, dass mit einem weiteren und einem Sessel den Mittelpunkt des Raumes bildet. Es gibt in der Wohnung, zu der sie mich gebracht hatten, keinen Flur, man kommt direkt von der Haustür ins Wohnzimmer. Durch die großen Fenster die fast eine komplette Wand einnimmt, flutet das Sonnenlicht sanft durch leichte Vorhänge. Ohne es wirklich zu bemerken, mache ich ein paar Schritte um die Sitzgelegenheiten herum und stelle mich ans Fenster. Die Wohnung befindet sich im dritten Stock eines kleinen Hauses, die komplette Straße besteht aus kleinen Mehrfamilienhäusern, die alle vom Stil her gleich sind, nur die Farben unterscheiden sich leicht. William stellt sich neben mich. „Ihr habt es wirklich schön hier...“, er nickt und lächelt leicht. „Stimmt. Aber eigentlich hatte ich gedacht, dass du dich über die Größe beschwerst. Hast du in Wien nicht in einem ziemlich großen Anwesen gewohnt?“ Ich muss unwillkürlich schmunzeln. „In Wien schon. Aber meine letzten beiden Unterkünfte, waren nicht mal ansatzweise so groß und hell wie das hier.“ Und das davor auch nicht gerade... Auch William lächelt mich nun an. „Auch wieder wahr...“ „Anstatt da rumzustehen könntet ihr mir mal mit dem Gepäck helfen!“, unterbricht uns eine grummelnde Stimme von hinten. Mit drei Taschen bepackt, steht Satoru im Türrahmen und schaut zwischen uns hin und her. William huscht sofort zu ihm und nimmt ihm eine Tasche ab. Mit einem zuckersüßem Lächeln und einem „Entschuldige!“ gibt er ihm einen Kuss und bringt die Tasche dann in eines der anliegenden Zimmer. Satorus finsteres Gesicht nimmt sofort weiche Züge an und ohne noch etwas zu sagen, stellt er die anderen beiden Taschen erst einmal zu meiner. Die beiden gehen so problemlos und selbstverständlich miteinander um, das es mich fast schmerzt. Warum kann es bei mir und Dorian nicht so einfach sein..? Auch Lorelei kommt nun herein und schließt die Tür hinter sich. „Ich habe das Auto erst einmal vor eure Einfahrt gestellt, ich hoffe das stört nicht. Wir werden ja eh gemeinsam weiterreisen.“ Scheinbar war sie schon öfter hier, denn sie geht gezielt durch eine Tür die scheinbar zur Küche führt. „Ich mache uns erst mal einen Tee und schaue, was ihr alles noch vorrätig habt.“ Satoru seufzt: „Mach das, aber viel wird es nicht sein, wir sind ja höchstens einmal im Jahr hier.“ Mit einer eleganten Bewegung schwingt er sich auf das Sofa, das mir gegenüber steht und mustert mich. Ich ahne schon, dass das nichts Gutes bedeuten kann. William kommt wieder herein und ich will schon erleichtert aufatmen, doch er nimmt nur meine Tasche. „Das Gästezimmer ist hinten am Ende des Flurs. Ich bringe deine Sachen schon mal dahin. Das Bad ist hier vorne, links daneben unser Schlafzimmer und Lorelei bleibt auch erst mal im Gästezimmer neben deinem. Wenn du irgendetwas brauchst sag einfach Bescheid.“ und schon ist er wieder dabei den Raum zu verlassen. „Ich werde jetzt erst einmal Luisian anrufen, die macht sich sicher schon Sorgen.“ Schon bin ich wieder allein mit Satoru, der mich immer noch mustert. „Na dann leg mal los.“ Ich schlucke schwer. „Ich weiß nicht, was du meinst...“, „Du bist mir noch ein paar Erklärungen schuldig...“ Er holt aus seiner Tasche die Waffe, die ich dem Wachmann gestohlen hatte und legt sie auf den Tisch. „Ich habe sie genommen, weil ich dachte, dass sie mir noch nützlich sein könnte... Immerhin wusste ich nicht, wann und ob sie mich überhaupt freilassen...“ Er schaut mich immer noch an und schweigt. Scheint zu warten, dass ich von mir aus erzähle, was er wissen will. Da ich mir aber nicht sicher bin was genau das ist, zucke ich nur mit den Schultern und sehe zu Boden. Er beugt sich ein wenig nach vorn. „Du erinnerst mich an einen Bekannten von mir.“ Ich blinzle ein paar Mal und versuche zu verstehen, was er mir damit sagen will. „Er war ein Mensch und wurde als Kind an ein Bordell verkauft...“ Ich merke wie sich die Härchen an meinen Armen und meinem Nacken aufstellen und sehe wieder zu ihm auf. „Was..?“ Er scheint mich mit seinem Blick zu durchbohren und ich schlucke schwer. „Mit der Zeit verschließen sich solche Menschen und legen sich eine Fassade zu die so künstlich wirkt, wie deine im Moment. Es ist nur eine Vermutung aber... da du auch erzählt hattest, dass Alexandre keine unschuldigen Kinder gebrauchen konnte und nach der Aktion mit der Waffe...“ Er lächelt siegessicher. Es hat nicht viel Sinn es ihm zu verschweigen, oder? Ja. Scheint so... „Ich will nicht das Dorian davon erfährt...“ Er sieht mich weiterhin an, ohne sich zu rühren. „Es stimmt... so wie ich war, hatte ich keinen nutzen für Alexandre und er steckte mich für fast ein Jahr in ein Bordell... Sie brachten mir sehr viele Dinge bei, die ich sonst wohl immer noch nicht wissen würde... Dinge die mir nützlich sein konnten... Die mir helfen konnten mich am Leben zu erhalten...“ Ich setze mich in den Sessel neben ihn und nehme die Waffe in meine Hand. Sie ist schwer und kalt. „Sie haben mich beschützt... Sie waren meine Familie... Und auch wenn ich vieles lernte... Sie hätten nie zugelassen, dass auch nur einer der Kunden mich anfasst.“ Ich lächele leicht. „Also warst du, als du von Alexandre abgeholt wurdest, nicht geeigneter als vorher.“ Sotoru musste grinsen. „Auch wenn er es nicht wusste, Ann bemerkte es sofort und verbündete sich mit mir. So musste ich nicht sterben und sie war nicht für alle Zeit im Bernstein gefangen.“ Ich komme ein Stück näher an ihn heran und gebe ihm die Waffe, die er zögerlich entgegennimmt. „Ich bin nur hier, weil ich Ann daraus holen soll. Ich verdanke ihr mein Leben und nur ich bin dazu in der Lage. Du kannst davon halten was du willst.“ „Du nennst dieses Ding also immer noch Ann?“, mehr eine Feststellung als eine Frage. Mein Lächeln wird augenblicklich breiter. „Sie hat mir gesagt ich soll sie so nennen.“ Für eine Weile herrscht Schweigen. „Warum hast du William gesagt, das seine Mutter noch lebt? Wieso hast du ihn angelogen?“ Ich seufze kurz bevor ich ihm antworten kann. „Ich hatte keine Wahl... uns bleibt nicht mehr viel Zeit...“ Bevor Satoru weiter nachhaken kann, kommt Lorelei mit einem Tablett, auf dem Kaffeegeschirr steht, zurück ins Wohnzimmer. „Ihr habt wirklich nicht mehr viel da. Ich werde nachher schnell einkaufen fahren.“ Sie stellt es auf den Tisch zwischen uns, lässt sich auf das Sofa fallen und nimmt sich eine Tasse. Ich will mir auch eine nehmen, werde jedoch von Satoru am Arm gepackt. „Er hätte dir auch so geholfen.“, flüstert er nur leise, bevor er meinen Arm wieder loslässt. Ich mustere ihn noch einen Moment, bevor ich mir auch eine Tasse nehme. Lorelei tut so, als hätte sie es nicht bemerkt. Nur wenige Minuten später kommt auch William zurück. „Sie ist verdammt sauer, dass wir so einfach abgereist sind... Sie hatte gehofft wir bleiben, bis das Kind da ist.“, „Wann ist denn der Termin?“, fragt Lorelei und nimmt vorsichtig einen Schluck aus ihrer Tasse. William seufzt: „Eigentlich schon vor über einer Woche...“, „Ja, seitdem saßen wir da fest...“ Satoru scheint von dem neuen Thema nicht sonderlich begeistert. William schlängelt sich an Lorelei vorbei und lässt sich lächelnd halb auf Satorus Bein fallen, der deswegen beinahe Tee verschüttet. Die drei reden noch eine ganze Weile über Williams Schwester, aber ich höre nicht wirklich zu. Ich lasse den rotbraunen Tee leicht in meiner Tasse kreisen. Was würde passieren wenn ich wenigstens eine Mahlzeit am Tag mitesse, damit sie keinen Verdacht schöpfen..? Das würde die Zeit verkürzen, die dieser Körper noch hat. Ich rate dir davon ab. Uns bleiben dann vielleicht nur noch ein paar Wochen. Ich umklammere fast unbewusst meine Tasse fester. Nur noch so wenig..? Du darfst nicht vergessen das meine Kraft in diesem Zustand begrenzt ist... Dieser Körper ist nur ein Gefäß, das immerhin über 300 Jahre gehalten hat. Wir sollten unser Glück nicht herausfordern. Außerdem... Ist er nicht dafür gemacht Nahrung aufzunehmen, er kann sie nicht verarbeiten. Das wird für uns beide nicht unbedingt angenehm... Ich verstehe... Dann besser nur, wenn es unbedingt nötig ist... Ich stelle meine Tasse wieder zurück auf den Tisch. --- Ich weiß nicht genau, was seine Beweggründe waren, aber Satoru schien den anderen nichts erzählt zu haben. Und ich wollte mich deswegen sicher nicht beschweren. Lorelei hatte mich mit zum einkaufen genommen und das Abendessen zubereitet. Mir fiel wirklich keine gute Ausrede ein, also versuchte ich so wenig wie möglich zu essen. Was sich allerdings trotzdem rächte... Seit dem Abendessen versuchte ich mir nicht anmerken zu lassen, dass meine Bauchschmerzen mich fast umbrachten. Ann sagte immer wieder, dass es so schnell wie möglich wieder raus musste... Aber ich konnte mich ja schlecht übergeben, wenn nebenan diejenigen sitzen, die davon so überhaupt nichts mitbekommen sollten. Also versuchte ich einfach nur, mir nichts anmerken zu lassen und darauf zu warten, dass alle ins Bett gingen. Dann endlich war es soweit und alle machten sich auf in ihre Zimmer. Das Gästezimmer, dass ich bezog, war klein aber gemütlich eingerichtet und hatte im Gegensatz zu meinem vorherigen wenigstens ein Fenster. Ich öffne also meinen Koffer, um mir einen Schlafanzug herauszuholen und sehe dann, dass der Inhalt komplett schwarz ist. Nicht dass ich was gegen schwarz habe, aber wieso gleich alles? Ich beschließe also kurzerhand noch mal zu William zu gehen und ihn zu fragen, ob er nicht vielleicht noch andere Sachen für mich hätte. Im Flur sehe ich, dass Loreleis Zimmertür einen Spalt offen steht und daraus Licht und Stimmen kommen. Ich gehe vorsichtig näher heran und sehe, dass sie am Schreibtisch sitzt. Vor einem Kasten der das Bild von Dorian zeigt. „Hat er sich auffällig verhalten, seit wir weg sind?“, fragt sie sein Bild und zu meiner Überraschung, bewegt es sich und antwortet ihr sogar: „Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seitdem ihr weg seid.“ Lorelei seufzt: „Das hatte ich befürchtet...“, „Was ist denn überhaupt los mit...“, das Bild von Dorian hält Inne und scheint in meine Richtung zu sehen. Ich verstecke mich also schnellstmöglich hinter der Tür. Aber scheinbar nicht schnell genug, denn nur wenig später öffnet Lorelei diese und bittet mich herein. Ich kann den Blick nicht von Dorians Abbild nehmen, als sie mich zum Schreibtisch führt. Sie schuppst mich noch ein Stück näher. „Na los du kannst mit ihm reden, er kann dich hören und sehen.“ Ich schaue ein wenig verwirrt zwischen den beiden hin und her. „Wie funktioniert das..?“ Ich kann es mir nicht verkneifen, leicht gegen das Glas zu tippen. Sie zuckt mit den Schultern: „Heutzutage ist es eigentlich weniger wichtig wie etwas funktioniert, Hauptsache es funktioniert.“ Ich bin noch ein wenig skeptisch, winke Dorian zaghaft zu und für einen kurzen Moment bilde ich mir sogar ein, ein Lächeln auf seinem Gesicht gesehen zu haben. Er scheint auch nicht recht zu wissen, was er sagen soll: „Hallo... Geht es dir gut..?“ Ich habe sogar für einen Moment vergessen, dass ich Bauchschmerzen hatte, also lächle ich ihn an: „Jetzt schon...“ Es reicht mir eigentlich schon ihn zu sehen, auch wenn wir nicht reden. Irgendwann unterbricht Lorelei uns dann: „Na ja... Also ihr könnt euch ja morgen ein wenig... weiter unterhalten... Es ist schon spät.“ Dorian nickt: „Ist gut... Wenn ich was von Steve höre, melde ich mich. Passt auf euch auf.“ Und schon ist er verschwunden. „Wer ist Steve?“, frage ich während ich noch Dorians Abbild nachtrauere. Lorelei zuckt mit den Schultern, überlegt kurz und wirkt dabei fast besorgt. „Nur ein Arbeitskollege von uns, nicht weiter wichtig. Aber sag mal warum schleichst du noch durch die Gegend?“, „Ah! Ach ja... Ich wollte zu William und ihn fragen, ob er ein paar Sachen für mich hat, die nicht schwarz sind...“ Ich lächle sie ganz automatisch ein wenig verlegen an und zupfe dabei am Stoff meines schwarzen Schlafanzuges. Sie mustert mich kurz und legt leicht den Kopf schräg. „Wirklich..?“ Was ist denn nun wieder? „Öhm... ja schon...“ Daraufhin grinst sie breit: „Weil Dorian die Sachen für dich ausgesucht hat. Er fand das dir schwarz, wegen deiner Haare am besten steht.“ Sofort durchfährt mich ein Schauer. „Dorian hat sie... F..für mich..?“ Lorelei kommt ein paar Schritte auf mich zu und fährt mir durch die Haare. „Sind plötzlich doch nicht so schlecht, oder..?“ Ich drehe mich fast augenblicklich um, damit sie nicht sieht, wie ich rot werde. „Ich gehe dann mal schlafen... Zu William kann ich morgen auch noch...“ Ich höre, wie sie hinter mir kichert, als ich zur Tür hinausgehe. Meine Finger spielen den ganzen Weg, bis in mein Zimmer mit der Knopfleiste und Kragen des Oberteils. Er hat sie extra für mich ausgesucht. Also kann ich ihm ja von Anfang an nicht ganz so zuwider gewesen sein, oder? Ann kichert die ganze Zeit über wie Lorelei. Schön das ich alle unterhalte... --- „Du bist ja immer noch hier...“, die dunkle Stimme ließ Dorian kurz zusammenzucken. Als er sich umdrehte stand sein Chef hinter ihm im halbdunkel. „Willst du nicht nach hause?“, „Lorelei hat sich bei mir gemeldet... Sie sind gut angekommen und es gibt bisher keine Probleme.“ Er stand langsam auf, ohne weiter auf seinen Chef zu achten und packte seine Sachen zusammen. „Was denkst du? War es reines Glück, dass der kleine nicht in Flamen aufgegangen ist?“, das brachte Dorian dazu Inne zuhalten, auch wenn er es nicht erkennen konnte, wusste er, dass sein Chef ihn angrinste. „..oder war es etwa Schicksal?“, seine Worte trieften vor Sarkasmus. „Weder noch... Ich kann ihm nichts tun, er hat die gleichen Kräfte wie ich...“, „Bist du dir sicher..?“ Dieses Gespräch gefiel Dorian überhaupt nicht. Er ließ seine Tasche ein bisschen lauter als nötig auf den Tisch fallen, bevor er seinen Laptop einpackte. „War das alles?“ „Nein. Eigentlich bin ich hier um dir zu sagen, dass du in der nächsten Zeit einem anderen Team zugeteilt wirst, da Steve momentan... verhindert ist.“, „Was soll das denn heißen..?“ Sein Chef macht ein paar Schritte auf ihn zu und blättert in ein Unterlagen, die auf dem Schreibtisch liegen. „Nur dass er momentan einen anderen Fall hat.“ Dorian atmet geräuschvoll aus. „Und was für einen? Jetzt sagen sie nicht er...“, „Oh, doch ich habe ihn auf die Fährte deines kleinen Gefährten gesetzt.“, „Warum?! Er wird ganz sicher nichts anstellen!“ Sein Chef schüttelt langsam den Kopf. „Oh, es geht hier nicht darum, was er macht. Solltest du auf die Idee kommen Dummheiten zu machen, zum Beispiel ihnen zu folgen, wird er eingreifen.“ Dorian verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an seinen Schreibtisch. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie zu so schmutzigen Tricks greifen... Und dann noch zu so überflüssigen...“ Er nahm seine Tasche, während ihn sein Chef noch verwirrt musterte. Dorian drehte sich im Türrahmen noch einmal um. „Ich werde ihnen und dieser ganzen Organisation mit Sicherheit nicht noch einmal gefährlich werden... Aber wenn ich zu meinem Gefährten will, werde ich zu ihm gehen. Also können sie sich ihre Drohung sonst wohin stecken.“ Damit war er dann auch schon im dunklen Flur verschwunden. Auch wenn er es nicht unbedingt gerne zugab, war Janosh in den Händen von Lorelei und den anderen gut aufgehoben. Er war sich sicher, dass nichts und niemand ihm zu nahe kommen würde, wenn sie bei ihm waren. Nicht einmal Steve. --- Okay. Es ist jetzt weit nach Mitternacht, hören kann ich sie auch nicht mehr. Zeit um ins Bad zu gehen, bevor mich die Bauchschmerzen noch umbringen. Ich bin erstaunt wie lange du das durchgehalten hast. Besonders da du je länger du wartest, es nur noch schlimmer machst. Ach sei still... Es ist ja nicht unbedingt so, dass ich das aus freien Stücken tat... Je länger die anderen denken, dass ich ein Vampir bin desto besser für uns. Nur ein leises Kichern kommt von weit hinten. Ich verstehe das mal als Bestätigung. Natürlich ist alles dunkel, als ich die Tür zum Flur öffne. Loreleis Zimmertür ist verschlossen und alle scheinen zu schlafen. Es dauert einen Moment, bis ich erkenne, dass die Tür zu Satorus und Williams Zimmer nur einen winzig kleinen Spalt offen steht. Man kann sogar Getuschel hören... Zumindest klingt es nach... eigentlich... Ich schleiche ein bisschen näher heran, um einen Blick durch den kleinen Spalt zu werfen. Meine Augen haben sich zwar recht gut an die Dunkelheit gewöhnt, dennoch kann ich im ersten Moment nicht sonderlich viel erkennen. Ich erstarre regelrecht, als ich begreife. Leise kichert Ann in meinem Hinterkopf: Was hast du? So etwas hast du doch sicher öfter gesehen, als dir lieb ist. Immer noch bin ich weder in der Lage mich zu bewegen, noch wegzusehen. Nein... Nicht wirklich... Wie sich Williams Hände nach Halt suchend an Satorus Haaren und seinem Rücken festhalten. Wie sie sich kleine Nichtigkeiten zuflüstern... Wie sie sich küssen... Auch wenn es an der Dunkelheit liegen mag, sehen sie im Moment aus wie ein einziges Wesen... „...etwas ganz... anderes...“, bringe ich fast tonlos hervor. Ann wird plötzlich ganz ernst. Wir sollten gehen, bevor sie uns bemerken... Nur noch ein bisschen... Ich kann es nicht verhindern... Egal was ich gesehen oder was man mir beigebracht hatte, das war etwas anderes... Etwas völlig anderes... Das hat nichts mit Geschäften zu tun, die andere für sie abschlossen... Das ist... Es... es sorgt dafür, dass mein Herz wehtut... „Ich glaube mir wird schlecht...“, kann ich nur leise flüstern, bevor ich zum Bad und zur Toilette stolpere. Ann schweigt. Das war auch besser so. Es hätte sowieso nichts geändert. Es ändert nichts daran, dass ich so etwas auch will... Mehr als alles andere... Jemandem so nahe zu sein... Das kannst du doch... Du hast deinen Gefährten doch gefunden... Oder besser er dich... Aber so nütze ich ihm doch nichts! Ich lasse mich schlapp neben die Toilette, gegen die Wand fallen. So wie ich jetzt bin kann ich nicht mit ihm zusammen sein, oder? ...Das stimmt... Dieser Körper ist definitiv nicht für so etwas geschaffen... Aber wenn wir frei sind, kannst du alles tun was du willst... Also Kopf hoch... Aber... Wenn ich wieder in meinem richtigen Körper bin... Wird er mich sicher nicht mehr wollen... Ich ziehe mich wieder am Waschecken hoch und betätige die Spülung. Ich wasche mein Gesicht mit kaltem Wasser und schaue es danach im Spiegel an. Wenn ich wieder in meinem Körper bin, habe ich weder dieses Gesicht, noch diese Beine, oder irgend etwas, das ihm gefallen könnte... Ich werde ihm nur lästig sein... Nicht mal sein Gefährte kann ich werden... weder in diesem noch in meinem richtigen Körper... Anns Schweigen fasse ich als Bestätigung auf. Eine Verzweiflung macht sich in mir breit, die ich bisher nicht gekannt hatte... Ich werde nicht einmal mehr in der Lage sein zu ihm zu finden... Ich fühle mich so... hilflos und unnütz... Dies Gedanken hielten mich wach bis die Sonne wieder aufging. ----- Blub... ^^ Hallo~ Melde mich mal wieder mit einem neuen Kap~ Hoffe euch werden die Wartezeiten nicht zu lang... X'D Nja~ Ich freu mich jedes Mal, wenn ich wieder ein bisschen Zeit finde an der Geschichte weiter zu schreiben~ Danke, dass ihr das hier lest... Es bedeutet mir wirklich viel jemanden zu haben der mir in meine kleine Welt folgt~ So seltsam und verwirrend sie manchmal auch sein mag... Danke... Wir sehen uns dann hoffentlich im nächsten Kapitel wieder. Macht's gut bis dahin! Kapitel 5: Ziellos ------------------ Dunkel... Wo bin ich..? So vertraut... So lange war diese Dunkelheit meine Welt... „..Ann..?“, meine Stimme nur ein Flüstern... Fast nur ein Gedanke... Wo ist sie..? Ein heftiger Stoß sorgt dafür, dass sich mein Körper in Bewegung setzt, nach vorn, ins Licht. So hell, dass ich die Augen im ersten Moment zusammenkneifen muss. Ich höre Getuschel, Gekicher... Ein weiterer Stoß lässt mich ein paar Schritte vorwärts stolpern. Ich öffne meine Augen wieder, man schubst mich einen Gang entlang, an dem viele Türen abgehen. Ich kenne ihn... Mein Magen krampft sich zusammen... Überall stehen die Türen einen Spalt weit offen, dahinter Gelächter, das verstummt, sobald wir an ihnen vorbei gehen und gleich danach wieder einsetzt. Ich will nicht... Ich kann den Blick nicht von der Tür abwenden, die am Ende des Ganges liegt. Nein! Ann! Ich will nicht..! Ich erstarre, als ich in den Raum gestoßen werde. Bleibe stumm stehen, kann kaum blinzeln, atmen... Mitten im Raum steht ein großer massiver Tisch. So riesig und beeindruckend, dass er das erste ist was man wahrnimmt und kaum den Blick abwenden kann. Der Mann der dahinter sitzt steht auf, kommt auf mich zu. Er muss sich zu mir herunter beugen so groß ist er. Mein Herz bleibt fast stehen. Seine blauen Augen mustern mich, tasten mein Gesicht ab. Seine kurzen fast schon vollständig grauen Haare gehen an den Ohren in Koteletten und in einen Bart über, der fast sein ganzes Gesicht einnimmt. „Das ist er also..?“, er fängt an zu grinsen, „Ein wirklich schönes Exemplar. Wird sich sicher gut verkaufen!“ Er redet mit dem Mann, der mich hergebracht hat. Er trägt eine lange graue Kutte, sein Gesicht ist von einer Kapuze zu sehr verdeckt, um es erkennen zu können. Er reagiert nicht, bleibt genauso starr stehen wie ich. Der Mann mit den blauen Augen mustert mich weiter: „Wie kommt es dass ihr mir ein Vampirkind überlasst..? Die sind doch ziemlich selten.“, wieder antwortet der Mann mit der Kapuze nicht. „Selten...“ Er hebt mein Kinn an, so das ich ihm direkt in die Augen sehen muss. „... und besonders... Verletzungen heilen schnell, sie altern nicht und haben die richtigen 'Werkzeuge' um deine Feinde auszuschalten!“, er lacht kurz auf, lässt mich dann los. „Genau das richtige in unserer Branche! Ich nehme an ihr kamt hierher weil ich schon einen dieser Jungen habe?“, „...dieser ist anders.“ Die tiefe Stimme des Mannes bringt mich dazu zu ihm aufzusehen. Fast schon graue Augen blicken zu mir herab, werden für einen Moment golden. „Ihr solltet gut auf ihn Acht geben. Er ist nur 'geliehen'.“ „Wie meinst du das 'anders'?“,“Hol deinen Jungen und du wirst es sehen.“ Mir sträuben sich die Nackenhaare. Der ältere Mann geht zur Tür und ruft einen Jungennamen, zieht ihn daraufhin zu uns herein. Der kleine blonde Junge sieht mich an, wimmert leise und versteckt sich hinter seinem Herren, der die ganze Szene nur verwundert verfolgt. „Was soll denn das?! Hast du etwa Angst vor ihm..?“, „Es liegt in seinem Blut.“, antwortet der Vampir in der Kutte für den Kleinen. „...oder besser in dem Blut, das er bekam, als man ihn verwandelte. Er spürt, auch wenn er nie zuvor davon hörte, dass vor ihm etwas Mächtiges steht. Etwas mit höherem Rang.“, er sieht mich wieder an. „Im Gegensatz zu ihm ist dieses Kind hier nie ein Mensch gewesen. Es ist viel wertvoller, mächtiger. Deswegen gebt gut darauf acht.“ Der Mann mit dem Bart scheint etwas sprachlos, schluckt ein paar mal und findet dann seine Stimme wieder: „..wieso überlasst ihr mir... einen von euch..?“, „Leihen.“, wird er verbessert. „...das macht es für mich nicht weniger zu einem Rätsel!“, „Wir haben unsere Gründe. Er bleibt bei euch. Genau ein Jahr. Dann werde ich ihn wieder abholen. Er wird in dieser Zeit hier leben und vor allem hier arbeiten.“, mit diesen Worten schiebt er sich etwas grob an dem Mann und dem blonden Jungen vorbei der sich nur noch mehr versteckt, und verschwindet. „Interessant...“ Ich fahre herum. Auf dem großen Schreibtisch sitzt sie, als wäre sie schon die ganze Zeit da gewesen. „Ann!“, „Du hast manchmal wirklich seltsame Träume Kleiner~“, flötet sie, streicht sich ein paar ihrer blonden Strähnen aus dem Gesicht und hopst vom Tisch. Wie immer trägt sie das weiße Kleid, in dem ich sie zum ersten mal sah. Sie schlendert an mir vorbei zu dem alten Mann und dem Kind und mustert die erstarrten Figuren neugierig. „Mmmh... zu detailliert für einen Traum. Und macht dich zu nervös.“, sie grinst mich kurz an. „Eher eine Erinnerung..? Die kenne ich noch gar nicht...“ Sie öffnet die Tür und schaut hinaus. „Aaah! Das wird das Bordell sein in das sie dich steckten oder..?“, sie kneift dem kleinen Jungen in die Wange. „..und das hier ist dann wohl der Kleine der aufpasste, dass dir nichts zustößt...“ „W..wo bist du gewesen?!“, frage ich etwas beleidigt. Sie lächelt. „Ich mische mich doch nicht überall ein. Außerdem war ich neugierig was passiert.“, „Willst du sehen was als nächstes passiert?!“, frage ich trotzig. „Nein. Ich will lieber, dass du es mir erzählst.“sie strahlt mich weiterhin an, kommt auf mich zu und geht vor mir in die Hocke, dass wir auf gleicher Höhe sind. Manchmal hasse ich ihre Spiele einfach und überlege erst gar nicht zu antworten, aber... „Ich muss den Jungen begleiten... Den ganzen Tag... zusehen wie er... er...“, „...arbeitet.“, vervollständigt sie lächelnd meinen Satz, nach einer längeren Pause. Die Bilder dieses Tages fluten augenblicklich meinen Kopf, lassen Ann vor meinen Augen verschwimmen und alles letztendlich in weißes Licht tauchen. „Hey Kleiner! Aufstehen!“ Das grimmige Gesicht von Satoru erscheint über mir, als ich die Augen öffne. Ich atme schwer, kann mich einen Moment lang nicht rühren. „N..nenn mich nicht so...“ Schlafen und träumen... Das ist furchtbar! Dreihundert Jahre 'bewusstlos' waren mir lieber. Das war anders. Das konnte ich kontrollieren. Ohne Ann Dinge zu zeigen, die sie nicht sehen sollte. Ich seufze erschöpft. Ich hatte sicher nur ein paar Stunden geschlafen, nachdem die Sonne aufgegangen war und fühlte mich nun noch matter. Satoru verzieht das Gesicht und hält mir die Nase zu. „Nicht wieder einschlafen! Frühstück ist fertig!“ Er steht auf, als ich seine Hand beiseite schiebe. „...und ich bekomme Ärger, wenn ich dich nicht mitbringe...“, fügt er murmelnd hinzu. Essen... uh... Die Erinnerungen vom Vorabend sind wieder da... Auf die erneuten Magenschmerzen kann ich sehr gut verzichten. Außerdem sind da sofort wieder die Bilder von William und Satoru wie sie... „Ich habe keinen Hunger...“, murmle ich mit hochrotem Gesicht und zieh mir die Decke über den Kopf. Es dauert keine fünf Sekunden, da wird sie mir von Satoru wieder weggezogen. „Ist mir egal! Steh auf!“ Ich funkle ihn an, stehe auf und will ihn beim aus dem Zimmer stürmen anrempeln, pralle aber ab und verliere beinahe das Gleichgewicht. Er lacht leise und ich werde wieder rot. Toll. So erwachsen. Ich bin stolz auf mich! Selbst Ann lacht mich aus! Er schiebt mich in die Küche, wo William gerade Brötchen aus dem Ofen holt und Lorelei den Tisch deckt. Sie reden wieder über Luisian, wie am Abend zuvor. „Guten Morgen...“, murmele ich und lasse mich auf einen der Stühle fallen. „Hast du gut geschlafen..?“, fragt mich William lächelnd, als er ein Körbchen mit den frischen Brötchen auf dem Tisch abstellt. Ich muss sofort wegsehen als sich unsere Blicke treffen. „E..es ging so...“, antworte ich ehrlich, hätte mir deswegen am liebsten auf die Zunge gebissen und füge hinzu: „Ich wurde ein wenig grob geweckt.“, mit einem Seitenblick zu Satoru. Williams leicht besorgte Miene wird sofort wieder zu einem Lächeln und noch breiter, als Satoru ihn von hinten umarmt und sein Kinn auf dessen Schulter ablegt. „Werde mich bestimmt nie wieder bemühen..“ Während die anderen frühstücken, bleibe ich dabei, dass ich keinen Hunger habe und tue so, als würde ich Tee trinken. Als alle langsam zum Ende kommen, stellt Lorelei ihre Tasse ab, stützt sich auf ihre Hand und fragt: „Und wo fangen wir nun an mit der Suche..?“ Mir bleibt nichts anderes übrig als ihren Blick etwas ratlos zu erwidern. „Ehm... Ich weiß nicht... so genau...“, hätte ich es gewusst, müsste ich wohl kaum eure Hilfe in Anspruch nehmen... „Das letzte Mal als ich sie sah, befand sie sich in einem etwas abgelegenen Raum im Keller eures Schlosses...“ Mein Blick wandert zu William. Diesmal ist er derjenige der wegsieht. Satoru lässt sich seufzend gegen seine Lehne fallen und auch Lorelei scheint ein bisschen enttäuscht. „W..was..? Habe ich was falsches gesagt..?“, „Nein... Es ist nur... unser Schloss existiert nicht mehr...“ Mir wird ein wenig flau im Magen. „Oh... wurde es abgerissen..? Vielleicht existiert ja der Keller noch!“ William schüttelt nur den Kopf, stattdessen antwortet mir Satoru: „Nein. Es ist nichts mehr übrig. Als der König gestürzt wurde, wurde das Schloss gesprengt. Und zwar vom Keller aus. Wenn der Körper von Ann da unten war, ist nichts mehr von ihm übrig. Kann nicht sein... Ich runzle die Stirn. Wenn... „Wenn das so wäre, wäre ich jetzt nicht hier. Der Bernstein hat Ann vielleicht geschützt? Vielleicht ist sie immer noch dort verschüttet...“ Die drei wechseln ein paar bedeutungsschwere Blicke. Gut. Fein. Dann sollen sie woanders suchen. Schnaufend verschränke ich die Arme vor der Brust. Das ist schon ein Problem. Der Stein könnte überall sein! Wenn selbst unser Sarg hier in London war! Ja doch... Ich denke das Alexandre vorher alles weggeschafft hat, was für ihn von Wert war. Obwohl er sicher noch dachte, lebend aus der Sache raus zukommen. „Wir sollten trotzdem in die Nähe des Schlosses beginnen. Soweit ich mich erinnere gibt es noch ein paar Vampire in der Gegend, die damals schon dort lebten. Vielleicht haben sie irgend etwas mitbekommen...“, beendet Lorelei das Schweigen. William nickt nur leicht: „Viel mehr können wir im Moment eh nicht tun...“ Lorelei steht auf. „Ich werde sehen wer alles noch dort gemeldet ist und dem Chef Bescheid geben, das wir nach Südfrankreich fliegen. Satoru? Kannst du dich um die Tickets kümmern.?“, „Kein Problem.“, antwortet er knapp und erhebt sich auch. Bei mir rattert es kurz im Kopf. Sie will dem Chef Bescheid geben..? Etwa wieder mit dem Kasten von gestern..? Also... „L..lorelei!“ Ich erwische noch ihren Ärmel, als sie an mir vorbei geht und halte sie fest. „Heißt das du redest wieder mit Dorian.?“, ich versuche einfach zu ignorieren das meine Wangen wieder zu glühen anfangen, „D..darf ich mitkommen..?“ Sie nickt grinsend und ich versuche hektisch das Vogelnest auf meinem Kopf mit den Fingern zu bändigen. Sie sagte ja das er mich auch sehen kann... Ein Blick nach unten und ich stelle fest, dass ich auch noch meinen Schlafanzug trage, aber das wird schon gehen, er hatte mich gestern ja auch schon so gesehen... und ihn immerhin ausgesucht... Wieder werde ich rot und folge Lorelei schweigend. Es reicht mir ja schon ihn zu sehen... Ich weiß ja nicht einmal über was wir reden sollten... Wenn er hier wäre bräuchten wir nicht einmal zu reden... das... Übertreib nicht gleich. Ein Kichern aus der hintersten Ecke. Aber das ist mir gerade ziemlich egal. Ich betrete ihr Zimmer und sehe zu wie sie sich an den Schreibtisch setzt und den Kasten aufklappt. Ein Kribbeln im Nacken lässt mich zusammenzucken. Ich taste ihn ab und finde nichts. Ein Luftzug..? So richtig kann ich es nicht einordnen... Ein komisches Gefühl... Erst als Dorians Stimme aus dem Kasten kommt, werde ich davon abgelenkt. „Guten Morgen.“, „H..hallo!“, piepse ich überrascht. Man... Heute ist echt der Tag der peinlichen Aussetzer, aber... hat er da gerade für eine klitzekleine Millisekunde gelächelt..? Vielleicht..? „Was gibt es denn..?“, „Wir machen uns auf nach Südfrankreich. Zum ehemaligen Schloss des Königs. Kannst du uns ein paar Adressen besorgen, von Vampiren die schon zu Alexandres Zeiten dort wohnten..?“ Dorian blinzelt kurz. „Dürfte kein Problem sein. Ich schicke dir die Liste per Mail auf dein Handy.“ Sein Blick wandert zu mir. Das bringt mich wieder zum lächeln, doch dann ist da erneut dieser Schauer. Diesmal deutlicher. Jemand beobachtet uns. Mein Blick wandert zum Fenster. Ich kann nur das Haus gegenüber sehen. Ein wirklich schönes Haus, mit Blumen an allen Fenstern und einer angenehmen Wandfarbe. Ein Haus das eigentlich nicht beunruhigen sollte. Aber irgendwie... Mein Blick fällt auf ein Fenster bei dem die Gardine leicht wackelt. Steht dort jemand..? „Ist alles in Ordnung bei euch..?“ Ich schaue wieder zum Schreibtisch und bemerke erst jetzt, dass Lorelei wie ich mit finsterer Miene zum Fenster schaut. Sie wirft mir einen kurzen Blick zu und dreht sich wieder zu Dorian. Gut... Scheinbar habe ich es mir nicht nur eingebildet... „Ich denke ich habe Steve gefunden...“ Dorian nickt nur. „Sie haben ihn euch hinterher geschickt...“ Er runzelt die Stirn. „Aber dass er euch so nahe kommt... Ich dachte er sollte sich nur bereit halten...“ Lorelei legt den Kopf leicht schräg: „Bereit für was..?“, eine Antwort erhält sie nicht. Dorian mustert mich, dass mein Herz sofort anfängt schneller zu schlagen. Was ihm wohl durch den Kopf geht..? Wieder muss ich an meine Haare denken. Ich hätte doch noch mal ins Bad gehen sollen vorher... Mich kämmen und umziehen und... Meine Güte! Ein Blick von ihm und ich bin sofort von allem abgelenkt! Schon haben die beiden wieder ein neues Thema gefunden: „Weißt du wo euer Vater steckt?“ Lorelei mustert ihn fragend. „Wie immer: Nein. Warum? Hat er was angestellt?“, „Eher im Gegenteil... Er hätte sich vor zwei Tagen bei uns zum Dienst melden sollen, aber keine Spur von ihm.“, „Ehm... Dienst?“, frage ich vorsichtig. Lorelei dreht sich um und lächelt: „Es ist heutzutage ein bisschen schwieriger einer von uns zu sein. Wenn man nicht unbedingt illegale Wege einschlagen will, braucht man die Unterstützung vom Staat um zu 'leben'. Das Leben wird so sehr überwacht... Man braucht Papiere um zu reisen, Einzukaufen für so ziemlich alles. Also haben die Fürsten der einzelnen Gebiete mit der Regierung kooperiert. Alle paar Jahrzehnte helfen wir ihnen mit ihren Problemen, zum Beispiel wie wir der Polizei und sie geben uns dafür die entsprechenden Papiere und Existenzen.“, „Aha... habe ich... auch schon solche Papiere..?“, sie nickt leicht: „Sonst könnten wir dich nicht mit nach Frankreich nehmen...“ „Ich werde mich dann mal um die Adressen kümmern...“, unvermittelt wechselt er zur Vampirsprache, „..und behalte IHN im Auge...“, dann dreht er sich zu mir, „..und du... benimm dich...“ Mit offenem Mund starre ich den Bildschirm an, während er einfach verschwindet. Ich soll was..? Bitte was sollte das denn heißen?! Wann hatte ich mich denn schlecht benommen..?! … Also wirklich schlecht... vor ihm... Ohne noch mal ein Wort mit Lorelei zu wechseln, mache ich auf dem Absatz kehrt und renne schon fast ins Bad. Und ich habe mich auch noch gefreut ihn zu sehen... Ich brauchte nicht lange, um mich fertig zu machen. Wie soll ich sagen? Mir war irgendwie die Lust auf alles vergangen. Hör schon auf zu schmollen~ Freu dich lieber dass er sich Sorgen um dich macht~ Nicht gerade überzeugend, wenn sie dabei die ganze Zeit kichert..... Ich schaue noch einmal seufzend in den Spiegel und schlurfe dann ins Wohnzimmer. Wo nur Satoru auf dem Sofa sitzt und Zeitung liest. "Solltest du nicht Tickets besorgen oder so..?", Frage ich ihn ein bisschen genervt, da ich eigentlich meine Ruhe haben will. "Schon erledigt." Ich bleibe im Raum stehen, ohne so recht zu wissen wohin mit mir. "...und wo ist William..?", "Telefoniert schon wieder." Aha.... Wieder seufze ich und lasse mich neben ihn aufs Sofa fallen. Ich kassiere dafür zwar einen missbilligenden Seitenblick, aber das ist mir grad ziemlich egal. Ich mustere sein Profil. Ann sagte zwar, er könnte mir gefährlich werden, aber irgendwie ist er mir doch noch am sympathischsten von meiner Reisegruppe. Vielleicht liegt es daran, dass er einfach ist wie er ist, zeigt was ihm gefällt und was nicht. Man hat bei ihm irgendwie das Gefühl, dass er einem nichts verschweigt, ob Gutes oder Schlechtes. "Stimmt was nicht mit meinem Gesicht..?" Ich zucke kurz zusammen, seine Frage stellte er für meinen Geschmack ein bisschen zu gereizt. Statt in sein Gesicht, versuche ich nun auf meine Hände zu starren. Nicht unbedingt interessanter. "Sag mal.... Du scheinst Dorian schon eine Weile zu kennen oder..?" Er faltet seine Zeitung schnaufend zusammen und mustert mich. Mit einem zögerlichen Lächeln erwidere ich seinen Blick. "Was soll das werden?", "Na ja... wenn wir hier eh schon rumsitzen, dachte ich wir könnten auch mal über was reden, das mich ein bisschen weiter bringt.." Er schweigt einen Moment, dann antwortet er langsam: "Ja... Ich kenne ihn schon eine ganze Weile..." War da ein kleines Lächeln zu sehen...? "War er schon immer so... so....", "...verklemmt?", beendet er meine Frage. "Ganz im Gegenteil." Ich horche auf. "Er ließ sich von niemanden was sagen, scherte sich weder um Territoriale Kämpfe oder Grenzen.... Kurz: Man konnte eine menge Spaß mit ihm haben..." Er grinst nur. "Und warum ist er jetzt so...?" Er sieht mich nur weiter grinsend an. "Dir gefällt die Vorstellung oder..?" Ich kann nicht verhindern, dass ich ein wenig rot werde. Irgendwie schon. Ich meine... Nicht das seine momentane Art nicht auch irgendwas hätte, aber.... Ihn rebellisch zu sehen hätte durchaus auch was für sich... Satoru seufzt und wirft seine Zeitung auf den Tisch. "Tja... Leider hat es der Gute ein wenig übertrieben... Anfang dieses Jahrhunderts... man könnte sagen, er war es leid... Er drehte völlig durch, tötete einfach nur weil er es konnte, verbrannte seine Opfer ob Mensch oder Vampir und hatte Spaß daran. Alles was er berührte ging in Flammen auf und wurde zu Asche. Er war eine richtige Plage." Er lacht kurz. "Ich kann nicht sagen, dass es nicht amüsant war ihm dabei zuzusehen.... Wie er versuchte sich selbst zu zerstören, oder besser wie er versuchte andere dazu zu bringen ihn zu zerstören." Ich schluckte. "W..warum..?" "Das habe ich ihn auch gefragt...." Nun starrt er wieder ernst die halb zerknüllte Zeitung auf dem Tisch an. "Man könnte wohl sagen, es ist deine Schuld...", "M..meine..? Aber ich war doch gar nicht da...", "Das ist es ja gerade... Er suchte so verzweifelt nach seinem Gefährten und nach einem Sinn und hatte aufgegeben..." Das versetzte mir einen Stich, auch wenn ich im Grunde nichts dafür konnte. "Etwa in den 50ern schafften sie es, ihn hier in London zu fangen. Ich weiß nicht, was sie taten oder ihm anboten, aber als wir uns das nächste Mal sahen, war er wie er jetzt ist." Erst jetzt da er aufgehört hatte zu reden, fiel mir auf, das ich meine Hände auf meinem Schoß zu Fäusten geballt hatte. Als ich locker lies, taten meine Handflächen weh. Ich starre sie an, während ich versuche mir vorzustellen wie verzweifelt er gewesen sein musste... Wie enttäuscht, als er mich sah... Wieder hatte ich meine Hände zu Fäusten geballt. Verzweiflung und Enttäuschung.... Das erste was er fühlte, als er mich sah.... Verdammt. Das tat mehr weh, als es eigentlich sollte, auch wenn er es mir eigentlich schon direkt ins Gesicht gesagt hatte... Verdammt. Kapitel 6: Alte Bekannte ------------------------ Fliegen war zwar etwas neues für mich, aber mir spukte zu viel im Kopf herum. Ann zeigte sich recht unbeeindruckt. Lachte darüber, dass die Menschen so unbedingt alle Elemente beherrschen wollten, auch wenn es nur mit Hilfe riesiger Maschinen möglich war. William und Satoru waren ziemlich still, seit wir das Haus verlassen hatten. Es schien für William nicht gerade angenehm zu sein, unserem Zielort Stück für Stück näher zu kommen. Nicht dass es mich störte. So konnte ich wenigstens meinen eigenen Gedanken nachhängen. So grausam sie auch sein mochten. Der Gedanke, dass ich Dorian verletzt hatte, ohne auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben, ließ mich nicht los. Ich hatte das Gefühl, dass selbst die ausschließlich schwarze Kleidung ein Ausdruck dafür war. Ich. Ein schwarzer Fleck. Ein Störfaktor. Das genaue Gegenteil zu dem neuen reinweißen Dorian, der er jetzt war. Ich gehörte nicht in seine Welt ich zerstörte sie, beschmutzte sie. Und diese Erkenntnis tat weh. Und ließ Zweifel in mir aufsteigen. Ich wollte, dass er das Erste ist, was ich mit 'meinen' Augen sehe. Aber wenn ich ihm alles erklärte, ihn darum bitte, würde er sich wohl einfach von mir abwenden und nie wieder zurückblicken. Ann sagte dazu nichts, was irgendwie auch eine Art der Bestätigung war.... Als wir unsere Plätze im Flugzeug einnahmen, setzte ich mich neben Lorelei und bat sie mir ein bisschen mehr zu erzählen, wie es zum Sturz des Königs kam, auch um mich abzulenken. Sie war wahrscheinlich die Einzige, die dabei war und die Geschichte so nüchtern zum besten geben konnte, als hätte sie es in irgend einem Buch gelesen. Nur einmal kurz nach dem Start unterbrach sie die Geschichte und lief im Gang herum, wahrscheinlich wollte sie wissen ob dieser... Wie hieß er gleich..? Steve... an Bord war. Es dauerte wirklich nicht lange bis wir landeten. Nachdem man alle unsere Papiere überprüft hatte, organisierte uns William ein Auto. Nach einer ganzen Weile, waren wir unserem Ziel wieder einen Schritt näher. Ein kleines verschlafenes Dörfchen, kaum ein Einwohner schien Junger als 50. Ann schwieg auch während der Fahrt. Erst jetzt schien ihr wieder danach zu sein. Hier hat sich wirklich nichts verändert... Immer noch so sterbenslangweilig. "Als wäre die Zeit stehen geblieben...", flüsterte ich gedankenverloren. Als hätte es die 300 Jahre in meinem Sarg gar nicht gegeben. Gut, viele der Häuser waren renoviert oder hatten einen neuen Anstrich bekommen. Hier und da gab es auch neue Häuser, aber im Großen und Ganzen sah alles erschreckend gleich aus. Nach nur kurzer Fahrt wurden die Häuser weniger und unser Weg führt uns durch riesige Lavendelfelder. Und ohne Vorwarnung oder sichtlichen Grund halten wir unweit eines kleinen Waldstücks, mitten auf dem Feld. Alle steigen aus und ich tue es ihnen gleich, auch wenn ich noch einen Moment brauche um zu begreifen, dass wir unser Ziel erreicht haben. Vor uns erstreckt sich nun nichts weiter als Feld, kein Schloss, nicht mal ein klitzekleiner Hinweis darauf, dass hier jemals eines gestanden hatte. Ich bleibe mit offenem Mund stehen. Da haben sie aber ganze Arbeit geleistet, alles dem Erdboden gleich zu machen... "U..und was wollen wir jetzt tun..? Alles umgraben in der Hoffnung vom Keller ist noch was übrig...?", meine Frage, eher ein Flüstern, erscheint bei der uns umgebenden Stille jedoch viel zu laut. "Dorian hat mir die Adresse von einem der Vampire gegeben, die seit mehr als 300 Jahren hier leben. Ein Stück weiter ist eine etwas größere Stadt mit eigenem Hafen. Ziemlich überlaufen von Touristen. Er führt dort seit ewigen Zeiten eine kleine Pension und dürfte einiges gehört und mitbekommen haben damals. Wenn sie die Königin irgendwo hingebracht haben, dann definitiv über diesen Hafen.", "Ja. Wenn.", Satorus einziger Einwurf, William klammert an seinem Arm, seit wir ausgestiegen sind und starrt auf den Boden. --- Lorelei klappte seufzend ihren Laptop auf. Am liebsten hätte sie sich aufs Bett geworfen und den Rest des Tages verschlafen. Aber dafür war keine Zeit. Sie hatten zwei Zimmer in einem recht hohen Hotelgebäude bezogen, in der Hoffnung hier nicht von Steve ausspioniert zu werden, wie im Haus von ihrem Bruder. Der Ausblick war dadurch sogar recht schön. Sie hatten Meerblick und waren so weit oben, dass man vom Lärm der Stadt und der Touristen, an dem mit Restaurants und Bars übersäten Strand, nicht viel mitbekam. Mit ein paar Klicks öffnete sie Skype und rief Dorian an. Es dauerte wie immer nur wenige Augenblicke, bis sein Bild erschien. Er musste Tag und Nacht vor seinem Computer sitzen. "Gibt es was Neues?", kam es ihr entgegen. "Nur das wir jetzt im Hotel angekommen sind. Alles wie geplant, wir werden auch heute noch zu diesem Kerl gehen, dessen Adresse du mir geschickt hast." Dorian schien nicht recht bei der Sache zu sein. "...alles ok bei dir..?", fragte sie schließlich, als er nicht reagierte. "Was..? Oh.. ja... tut mir leid, wo seid ihr..?" Sie schnaufte: "Im Hotel. Und wir müssen gleich los. Was ist denn mit dir?" Wieder schwieg er einen Moment. "Wo... ist Janosh..?" Lorelei blinzelte ein paar Mal und grinste dann breit. "Vermisst du ihn etwa schon..? Er ist im Nebenzimmer, er wollte nicht mit dir sprechen." Und wieder Schweigen, er starrte nur auf seine Tastatur. Sie zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. "Wieso habe ich plötzlich das Gefühl du hast was Dummes vor..?", "Habe ich nicht." Die Antwort kam ein bisschen zu schnell, außerdem sah er immer noch nicht hoch. "Ihr... du wirst doch auf ihn aufpassen oder?" Lorelei runzelte die Stirn. "Dorian was..?", "Du wirst ihn auch vor Steve schützen oder..?" Wieder ein paar Augenblicke Schweigen. Diesmal sah er sie aber direkt an. "Natürlich....", "Um jeden Preis?", "... Ja..... auch wenn ich nicht glaube, dass Steve so dumm ist sich mit vier echten Vampiren anzulegen..." "... Schick mir bitte per Mail euer Hotel und eure Zimmernummern, damit ich sie weiterleiten kann." und schon legte er ohne ein weiteres Wort auf. "Was war das denn..?" Lorelei klappte ihren Laptop zu und verstaute ihn wieder etwas ruppig in der Tasche. Die Mail konnte sie immer noch mit dem Handy von unterwegs schicken. --- Ich bin gespannt, wen sie da ausgegraben haben~ Ob wir ihn kennen..? Sie amüsiert sich scheinbar prima. Aber das frage ich mich auch. Ob wir ihn kennen... Und viel wichtiger: Ob er uns erkennt. Mir wurde schon beim Gedanken daran ganz flau. Wenn er den Stein mit der Königin gesehen hat... und ihnen sagt was sich mit ihr darin befindet.... ... Wovor hast du eigentlich Angst..? Selbst wenn sie es wissen, denkst du wirklich sie brechen die Suche dann ab? Momentan halten sie 'mich' noch für echt. Und ich denke das ist auch ganz gut so. Davon abgesehen habe ich mehr Angst, dass Dorian erfährt, was ich wirklich bin und es seine Entscheidung beeinflusst. ...Ich denke eher, dass dein Kopf das Problem ist, nicht dein Körper. Egal was es ist. Wenn er sich am Ende für mich entscheidet, werde ich ihm nur Probleme bereiten. Wieder so ein Stich mitten ins Herz... Sie hat ja Recht, was mache ich mir eigentlich Sorgen, er entscheidet sich eh nicht für mich. "Wir sind da." Ich schaue auf. Eine wirklich schäbige kleine Pension. Ich versuche mich im Hintergrund zu halten und trete als letztes ein. Es riecht muffig und der staubige kleine Raum wirkt alles andere als einladend. William hält sich immer noch an Satoru fest und bildet dadurch eine hervorragende Barriere zwischen mir und dem Mann hinter dem Tresen. "Herzlich Willkommen in meiner bescheidenen Pension! Wie kann ich ihnen helfen?" Mir stellen sich augenblicklich die Nackenhaare auf und Ann verfällt in schallendes Gelächter: Darf ich mich um ihn kümmern? Oh bitte bitte!! Ich knirsche nur mit den Zähnen, als William sich vorstellt und erklärt was wir hier wollen. Dieser Mann.... Ich muss ihn nicht einmal sehen, um zu wissen wer er ist! Als könnte ich diese grauen Augen, dieses ungerührte Gesicht vergessen, als er mich ins Bordell steckte und beinahe umbrachte bei diesem schäbigen Ritual! "Ein Stein mit der Königin drin..?" Er lacht. "Tut mir leid, da kann ich euch nicht weiter helfen." Lügner! Lügner! Lügner!! Lass mich raus! Ich will es sein der ihn zerfleischt!! Ihre Stimme überschlägt sich fast und wird zu einem so lauten Dröhnen, dass mir schwindelig wird und ich mich an einer kleinen Kommode neben der Eingangstür festhalten muss. Hör auf damit! Beruhige dich! Ich muss die Augen schließen, alles dreht sich. Sie will unseren Körper unbedingt übernehmen.... Satoru gibt dem Mann seine Karte, mit eindringlichem Blick: "Sollte ihnen noch etwas einfallen..." und Ann wird nur noch rasender, ihre Stimme nur noch ein dunkles unheimliches Grollen: LASS! MICH! IHN! FRESSEN!! Eine Hand fasst mir an die Schulter und zwingt mich zum aufschauen. Lorelei. "Geht es dir nicht gut..?", "N..nein! Alles ok!", stammele ich und bemühe mich um eine gerade Haltung. Sie waren gerade dabei zu gehen. William und Satoru sind schon fast zur Tür raus und Lorelei wollte folgen. Meine Deckung... Mist... Ich sehe zum Tresen und ihm genau in die Augen. In diesem Moment, auch wenn er noch so klein war, ich hatte Ann das Ruder überlassen, sie grinst ihn an und er erkennt uns. Mit einem Aufschrei, taumelt er rückwärts gegen ein Regal aus dem Bücher fallen, er zeigt auf mich und in nur wenigen Sekunden scheint jegliche Farbe aus seinem Gesicht zu weichen. Er rennt augenblicklich die Treppe am linken Ende des Tresens hoch und Satoru macht Anstalten ihm zu folgen. Er hat die Treppe nicht einmal richtig erreicht, da schlägt eine Kugel direkt neben ihm in der Wand ein. Dieser Bastard war nicht geflohen, er hatte ein Gewehr geholt. Auch wenn Satoru im ersten Moment etwas überrumpelt ist, schleudert er ihm im nächsten eine blau leuchtende Kugel entgegen. Als sie den Mann trifft, züngeln lauter kleine Blitze über seinen Körper, er zuckt heftig, fällt dann vorn über die Treppe runter und rutscht bis vor Satorus Füße. Einen Moment lang herrscht absolute Stille im Raum. Keiner von uns scheint auch nur zu atmen. "Was zum Henker war das?!", ruft William aufgebracht und beendet das Schweigen. Ich bleibe still. Aber alle Augen ruhen mittlerweile auf meinem blassen Gesicht. Und wieder lacht Ann. --- Es dauerte ein bisschen, bis wir ihn entwaffnet und etwas Geeignetes zum fesseln gefunden hatten. Sicherheitshalber hatte Lorelei die Eingangstür verschlossen, auch wenn hier nicht unbedingt mit Besuchern zu rechnen war. Nun warteten wir darauf, dass er aufwachte und die Anderen wollten eine Erklärung. Ich seufze nur leise: "Er hat mich erkannt... Dieser Kerl..", und trete gegen seinen Stiefel. "Er war der Alchemist der dem König helfen wollte. Er besorgte die Opfer und führte das Ritual durch. Und er versiegelte mich in diesem Sarg." Ich schnaufe nur abfällig und unterdrücke den Wunsch, ihn noch mal richtig zu treten. Lorelei beugt sich zu ihm runter: "Von wegen keine Ahnung von nichts..." Kaum hat sie ihren Satz beendet, schlägt er die Augen auf und versucht gleich sich zu befreien. Wir vier stellen uns um den am Boden liegenden Mann. "Fangen wir noch mal von vorne an: Wo ist die Königin?" Er starrt mich an und bekommt einen Schweißausbruch nach dem anderen. "Ich habe keine Ahnung wohin sie gebracht wurde! Alexandre zwang mich dazu ihm zu helfen und das wars! Als dieses Monster da versiegelt war, konnte ich gehen!" Monster nennt er uns! ER! Auch ich knirsche mit den Zähnen und erwidere seinen Blick finster. William seufzt: "Was machen wir jetzt..? Es aus ihm raus quetschen?", "Macht mit mir was ihr wollt! Ich kann euch nicht mehr sagen! Es war mir verdammt egal, was er mit den beiden machte!", brüllt er nur und funkelt mich wieder an: "Schafft mir nur dieses Ding aus den Augen!" Ich zucke kurz zusammen und hoffe, dass die anderen nicht über das 'den Beiden' nachdenken. "Für jemanden der gefesselt am Boden liegt ist er ganz schön frech, findet ihr nicht auch..?" Lorelei grinst breit. "Aber... Ich befürchte, dass er uns wirklich nicht viel weiter helfen kann. Sie schafften den Stein sicher viel später weg.... Und der Sarg vom Kleinen war auch in den Händen von Verwandelten... von Leuten die er leicht aus dem Weg räumen konnte, auch wenn der hier ziemlich am unteren Ende der Nahrungskette rumkriecht, ist er trotzdem ein Geborener..." Satoru läuft umher. Ich sehe es nur im Augenwinkel, da ich nicht die Absicht habe, als erster meinen Blick von ihm zu nehmen. Ich darf ihn doch haben oder..?, wimmert sie. Oh ja~ Ich weiß noch nicht wie, aber ihn holen wir uns. Ich fange an zu grinsen und kann zusehen wie er ein bisschen blasser wird. "Also was machen wir..?" William verschränkt die Arme vor der Brust und Satoru bleibt endlich neben ihm stehen. "Zurück ins Hotel. Ich würde gerne noch Kontakt mit einem alten Bekannten in Binz aufnehmen. Wenn ein gigantischer roter Bernstein mit einer eingeschlossenen Frau darin auf dem Schwarzmarkt aufgetaucht ist, sollte er zumindest gerüchteweise davon gehört haben.", "Ich würde mich gerne am Hafen umsehen. Außerdem gibt es da auch noch einen Vampir der uns vielleicht weiter helfen kann.", warf Lorelei ein. Nun schaute ich doch auf: "Darf ich dich begleiten..? Ich würde ihn mir auch gern ansehen..." Sie nickt kurz. Wir sprechen noch eine Zeit ab, zu der wir uns wieder im Hotel treffen und schon werden Lorelei und ich vorgeschickt. Satoru will mich nicht dabei haben, wenn er den Kerl freilässt. Da konnte Ann so viel protestieren wie sie wollte. --- Lorelei hatte nicht übertrieben, die komplette Strandpromenade ist ein einziger Slalomlauf. Überall Stände und Touristen. Ich weiß gar nicht wo ich zuerst hinsehen soll, während Lorelei sich stur ihren Weg durch die Massen bahnt. Ich habe Mühe ihr zu folgen. Nur ganz langsam werden die Menschenmassen weniger und man kann schon riesige Container und Kräne sehen. Wir halten vor einem großen Tor. Lorelei spricht einen Moment mit dem Pförtner, der ein kleines Häuschen rechts vom Tor besetzt und zeigt ihm ein paar Papiere. Während ich warte wird mir langsam schwindelig. Ich sehe nach oben und überlege, ob es an der Sonne und an meiner schwarzen Kleidung liegt, mir ist seit einer ganzen Weile schon mehr als nur warm. Aber auch im Schatten wird es kaum besser. Ann schweigt. Als wir das Tor passieren und uns einen Weg durch die Gänge, gesäumt von gestapelten Containern bahnen, wird es trotz Schatten eher noch schlimmer. "W..wo müssen wir hin..?", stammele ich. Verdammt. Mir wird sogar richtig schlecht und dieses Kratzen im Hals.... "Der Vampir müsste gerade in den Bürocontainern da drüben sein... Geht es dir nicht gut..?" Sie legt mir eine Hand auf den Rücken und versucht mir ins Gesicht zu sehen. "Schon gut... Ich..." Ich halte mir die Hand vor den Mund und muss Husten. Er ist in der Nähe.... Zitternd starre ich meine Hand an, in der sich ein kleiner See aus Blut bildet. "Was zum...", Lorelei lässt mich los. Verdammt. Sie riecht sicher, dass das kein Vampirblut ist... Bevor ich mich erklären kann, setzt sich der kleine See zähflüssig in Bewegung und tropft auf den Boden ohne auch nur eine Spur auf meiner Hand zu hinterlassen. Ungläubig sehen wir dabei zu, wie die paar Tropfen ohne jegliches Gefälle den Weg entlang fließen. Hinterher! Es führt uns zu seinem Gegenstück, zum Stein! Er ist also hier..? Ohne weiter nachzudenken folge ich dem Blut und Lorelei tut es mir schweigend gleich. Je weiter ich gehe, desto mehr habe ich das Gefühl, dass das Blut in meinen Adern anfängt zu kochen und mein Kopf dröhnt schrecklich, ich muss mich an den Containern festhalten. Als ich schon denke, dass es nicht mehr geht, sehe ich am Ende des Ganges, etwas kleines Rotes glänzen. Ich bleibe mit Lorelei stehen und wir sehen zu, wie das Blut darauf zufließt, das glitzernde Steinchen einschließt und sich dampfend mit ihm auflöst. "Ich nehme an der Stein war tatsächlich hier.... Scheinbar vor kurzem erst... Das war doch bestimmt ein Stück davon oder..?" Ich sehe Lorelei ein wenig ratlos an, während das Dröhnen in meinem Kopf langsam wieder nachlässt. "D..das ist doch der Bereich in denen die Container eintreffen, oder..?", mehr eine Feststellung, als eine Frage von mir. "Er... ist also vielleicht sogar hier in der Nähe..?" Sie mustert mich ein paar Augenblicke. "Was... genau bist du eigentlich..? Dein Blut riecht nach Mensch... oder besser... nach vielen Menschen..." Sie runzelt die Stirn und scheint es selbst nicht richtig beschreiben zu können. Ich seufze und lehne mich gegen den Container, an dem ich mich bis eben noch festgehalten hatte. "Bitte versprich, dass du es den anderen noch nichts sagst..." Sie legt ihren Kopf schräg und sieht noch verwirrter aus. "Das hier..." Ich zeige auf mich. "...ist nur eine Hülle die Ann aus dem Blut der Menschenkinder erschaffen hat, die beim Ritual geopfert wurden... Ich selbst bin mit Ann zusammen im Bernstein eingeschlossen. Wir benötigten nur etwas um unsere Seelen aufzubewahren und selbst etwas unternehmen zu können... Dass wir in einen Sarg gesperrt werden, hatten wir nicht kommen sehen..." Sie verschränkt nur die Arme vor der Brust: "Was spielt das für eine Rolle, ob wir das wissen oder nicht..? Und überhaupt... Soll das heißen Ann ist mit dir da drinnen..?" Ich nicke nur leicht. "I..ich dachte es wäre vielleicht einfacher mir zu vertrauen, wenn ihr mich für echt haltet... Für einen Vampir..." Ich sah zu Boden. "Zuerst wollte ich mich eigentlich auch erklären aber... Dann sah ich Dorian und...", "Und..?" Es war vielleicht gar keine schlechte Idee sie einzuweihen. Auch wenn Satoru schon einiges erraten hatte. Es gab da eine Sache, Dorian betreffend, die ich ihr lieber anvertraute. Also gab ich mir einen Ruck: "Es... ist so..." --- Wir sprachen noch etwas erfolglos mit dem Vampir, der am Hafen arbeitete und machten uns dann auf den Rückweg. Lorelei stellte mir ab und an Fragen, zum Beispiel, ob das auch der Grund dafür ist, dass ich nicht esse, oder wie das 'da drinnen so ist' mit Ann. Alles was Dorian betraf und worum ich sie gebeten hatte, vermied sie als Gesprächsthema. Wir gingen nicht gleich auf unser Zimmer, sondern erst zu Satoru und William. Wir erstatteten Bericht. Eine Geschichte auf die wir uns geeinigt hatten: Das Gespräch mit dem Hafenarbeiter war zwar erfolglos, aber als wir uns etwas umsahen, fanden wir Anhaltspunkte, dass der Stein tatsächlich vor kurzem wieder hier im Hafen angekommen sein könnte. Die beiden fragten nicht weiter nach, sondern berichteten uns von ihren Ergebnissen: "Mein Bekannter hat sogar erst kürzlich von einem roten Bernstein gehört, in dem jemand eingeschlossen ist. Er war kaum auf dem Schwarzmarkt aufgetaucht, fand sich ein Käufer, der wahrhaft Unsummen dafür hinlegte. Leider weiß er weder, wer es war, noch wohin der Stein gebracht wurde. Nur dass der Käufer ein echter Vampir war und einen französischen Akzent hatte. Daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass er wirklich hier war oder noch in der Nähe ist." Lorelei lässt sich auf das Bett fallen und schlägt die Beine übereinander. "Am Hafen müssen sie noch unsere Berechtigung prüfen, dann können sie uns sagen, wem der Container gehört, vor dem wir die Bernsteinstücke gefunden hatten. Es muss nicht der Container gewesen sein in dem der Stein herkam, aber es ist eine Spur." William nickt bedächtig. "Also weiter warten." Ich schnaufe. Es ist so anstrengend auf alles zu warten und nichts richtig tun zu können. Die Sonne geht langsam unter, also waren wir schon den ganzen Nachmittag auf den Beinen und können immer noch nichts handfestes vorweisen.... Lorelei mustert mich kurz. "Ich weiß ja nicht wie es mit euch steht, aber ich habe keinen Bock runter in den Speisesaal zu gehen. Wollen wir uns was aufs Zimmer schicken lassen?" Sie dreht sich zu mir und lächelt: "Du bist sicher noch satt von dem ganzen Süßkram, den ich dir am Strand kaufen musste, oder?" Ich blinzle etwas verwirrt, begreife dann aber und nicke heftig. Scheint wirklich praktisch die Kleine auf unserer Seite zu haben. Ja. Vielleicht sogar noch praktischer als Satoru. Ich mustere William, während er sich die Speisekarte des Hotels ansieht. Er sieht nicht unbedingt gut aus. Ziemlich blass und erschöpft.... Es ist wohl auch ganz gut ihn im Dunkeln zu lassen. Während die anderen essen, fällt das Thema kurz auf Williams Schwester, dann auf ihren und Loreleis Vater der sich zur Zeit irgendwo verkrochen hat. Scheinbar bekommt man einige Probleme, wenn man nicht rechtzeitig zum Dienst erscheint und erst recht, wenn man spurlos verschwindet. Sie versuchen ihn gerade mithilfe von irgendwelchen Karten aufzuspüren. Für mich klingt das Leben in der heutigen Zeit viel zu kompliziert. Ann meint dazu nur, dass ich mich schon noch daran gewöhnen werde... Es ist schon ziemlich spät, als wir wieder in unser Zimmer gehen. "Danke noch mal, dass du...", beginne ich, als ich vom Klopfen an der Tür unterbrochen werde. Lorelei öffnet mit einem: "Haben wir bei euch was verge....?", stoppt aber mittendrin, als sie sieht wer sich da gegen den Türrahmen lehnt. "D...Dorian....." Kapitel 7: Unerwarteter Besuch ------------------------------ Ich bin wirklich ein wenig sprachlos. Ohne ein Wort zu sagen, steht er im Rahmen und sieht mir direkt in die Augen. Lorelei lehnt sich mit der Stirn an die Türkante. "Sagtest du nicht, du willst nichts Dummes tun..?" Aber er beachtet sie gar nicht, kommt auf mich zu, nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsst mich. Ich bin so überrumpelt, dass ich nur ein kurzes ersticktes Geräusch von mir gebe, bevor er meine Lippen mit seinen verschließt. Nicht einmal meine Augen kann ich vor Schreck schließen, ich habe absolut keine Ahnung, wo ich mit meinen Händen hinsoll und er hört nicht auf.... Langsam geht mir die Luft aus und ich versuche ihn wieder zur Besinnung zu bringen, indem ich ihm auf die Schulter klopfe. Mir wird wirklich langsam schwindelig und ich weiß nicht genau, ob es am Luftmangel oder am Kuss an sich liegt. Wohl aus der Mischung. Schließlich zieht Lorelei ihn von mir weg: "Weiß unser Chef, dass du hier bist?" Das er eben noch über mich hergefallen war, scheint sie nicht sonderlich zu stören. Genauso wenig wie ihn, dass sie da ist: "....Ist irgend etwas passiert, dass du mich nicht sehen willst..?" Stur sieht er auf den Boden zu meinen Füßen. Ich gehe ein paar Schritte zurück und lasse mich wacklig auf mein Hotelbett sinken. Irgendwie kommt es noch nicht richtig bei mir an, was gerade passiert ist. Er steht nur neben Lorelei, die ihn immer noch am Kragen festhält und sieht irgendwie... getroffen aus... "I..ich wollte nur, dass es dir nicht so schwerfällt..." Er sieht wieder auf und mir direkt in die Augen: "Ich habe dir doch gesagt, dass es schlimmer ist, wenn ich dich nicht sehe." Ich wechsle einen kurzen Blick mit Lorelei und frage mich, ob ich wohl genauso überrascht dreinschaue. "A..also willst du mich sehen..?" Ich stehe wieder auf und gehe ein paar Schritte auf ihn zu. Er nickt nur kaum merklich und ich werde knallrot. Lorelei lässt seinen Kragen seufzend los und geht aus unserem Hotelzimmer. Wo sie hinwill, ist mir gerade reichlich egal. Ich strecke meine Hand nach seiner Jacke aus. Ihm muss doch viel zu warm sein in dem Ding. Meine Finger wandern den Verschluss nach oben und auf Höhe der Brust, ziehe ich mich langsam an ihn heran. "Was hast du vor, jetzt wo du hier bist..?", "Ich weiß noch nicht..." Ich sehe ihm immer noch in die Augen und auch wenn die Regung kaum sichtbar ist, weiß ich das es sein Ernst ist. Er hat keine Ahnung, was er hier will. Konnte dem Drang zu mir zu kommen nur nichts entgegensetzen. Ich lasse meine Stirn an seine Schulter fallen und er schließt ohne zu Zögern seine Arme um mich. "Was tue ich dir nur an...", flüstert er unvermittelt und vergräbt sein Gesicht in meinen Haaren. ".... Sollte ich das nicht eigentlich sagen..?" Ich spüre seine Lippen an meiner Schläfe, er lächelt. "Du hast ja keine Ahnung..." Ich löse mich ein wenig von ihm, um sein Gesicht sehen zu können, als die Tür wieder auf geht und Lorelei mit Satoru und William im Schlepptau den Raum betritt. "Na sieh mal einer an..." Satoru verschränkt die Arme vor der Brust und grinst breit. "Was musstest du denn tun, um uns folgen zu dürfen..?" Lorelei antwortet an seiner Stelle: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass unser Chef nichts davon weiß." Satoru kommt, immer noch grinsend, auf uns zu und legt wie vor ein paar Tagen seine Hand auf Dorians Schulter. "Kommt da etwa wieder der Rebell durch, mein Lieber?" Statt ihn anzufahren, dreht er den Kopf nur leicht und lächelt tatsächlich ein wenig: "...Scheint so..." Ann lacht wieder, über ihn, die Situation oder über mich dem das wieder einen Stich versetzt. Ich bin Schuld, dass seine 'weiße' Persönlichkeit beschmutzt wird.... Das er Dinge tut, die er so nie machen würde. "Was soll ich dem Chef sagen?" Lorelei seufzt. "Die Wahrheit. Dass ich hier bin, ihr weiter macht wie bisher und ich mich mit meinem Gefährten im Hotelzimmer verkrieche." Er sagt es vollkommen ernst und trocken und ich werde wieder rot. Ann knurrt nur leise. Ich setze an einen Vorschlag zu machen, in dem Moment sackt William in sich zusammen. Satoru fängt ihn gerade so auf und nimmt ihn laut fluchend hoch. Mir bleibt fast das Herz stehen. In nur zwei Schritten bin ich bei ihm: "W..was ist los mit ihm..?" Satorus Antwort ist bald nur ein Knurren: "Er hat nicht gerade viel Schlaf bekommen in letzter Zeit..." Sofort habe ich wieder die Bilder von der Nacht in London vor mir und meine Miene verfinstert sich. "Vielleicht hättest du ihm mal ein bisschen Ruhe gönnen sollen...", flüstere ich halb. "Ich..?", er lacht. "DU hast ihm doch das Märchen von seiner Mutter erzählt, dass ihn jede Nacht wach hält, egal was ich mache!" Noch ehe ich begriff, was das bedeutet, hatte er sich abgewendet und knallte laut die Tür hinter sich zu. Ließ mich zurück. Mit noch einem Grund sich schlecht zu fühlen. Mit noch einem Leben, dass ich auf den Kopf gestellt hatte... --- Als William seine Augen öffnete lag er im Bett, Satoru neben sich, der sich mit einem Arm abstützte und ihn musterte. "Hallo...", flüsterte William kaum hörbar. "Hallo...." Satoru versuchte noch sich mit einer Moralpredigt zurückzuhalten, weil William so fertig schien. "Soll ich dir nicht doch helfen..?" Satoru nickte in Richtung seiner Hand, er könnte ihn ohne Probleme zum einschlafen bringen, zumindest für eine Nacht. Heftiges Kopfschütteln bekam er jedoch als Antwort. "Du weißt genau, dass ich es nicht leiden kann! Das ist als würde ich die Kontrolle über mich verlieren...", "Oh ja. Einfach umzufallen, zeugt natürlich von viel mehr Kontrolle.", er grinste nur breit und ein versuchter böser Blick konnte daran auch nichts ändern. William seufzte und rutschte weiter zu Satoru, der sich sofort bequemer hinlegte und ihn in den Arm nahm. "Wovor hast du eigentlich Angst..? Was hält dich wach..?", "Wenn ich das wüsste... Es ist alles so wirr in meinem Kopf...", "...und das ist was neues..?" Satoru musste lachen, wurde aber recht schnell wieder ernst: "... Du.... solltest dir nicht so viel davon erhoffen... Ich glaube nicht, dass das im Bernstein wirklich Ann ist..." William sah zu ihm hoch. "Wer sollte es sonst sein..?" Es dauerte einen Moment bis er antwortete: "Vielleicht trifft es 'WAS sollte es sonst sein' besser.... Wenn es zum Beispiel nur ihr Körper ist, oder.... generell etwas anderes...", "... und du denkst darüber nachzudenken, lässt mich besser schlafen..?", "Ich will nur nicht, dass du daran zerbrichst." "Werde ich nicht. Was immer es ist." Satoru sefzte nur, da er das alles andere als überzeugend fand. "Ich... hab's mir anderes überlegt... Mach das ich einschlafe...", ".... Ok..." Satoru nahm seine Hand. Doch bevor William einschlief, musste er noch etwas loswerden: "W..was wenn Alexandre es geschafft hat, sie in dem Moment ihres Todes festzuhalten.... Wenn sie noch lebt... und stirbt in dem Moment, in dem wir sie befreien..?" "Das wäre so ziemlich das Grausamste, was dein Möchtegernvater dir antun könnte..." Satoru gab ihm noch einen Kuss auf die Stirn. --- Natürlich konnte ich nicht schlafen. Ich tat jetzt schon eine ganze Weile nur so. Wie selbstverständlich kroch Dorian zu mir ins Bett. Auch wenn ich es nie für möglich gehalten hatte, überforderte mich die Nähe zu ihm doch sehr. Mal davon abgesehen, dass der Gedanke an William mich davon abhielt zu schlafen und Ann, die mich die ganze Zeit versuchte zum Aufbruch zu zwingen.... Sie wollte unbedingt zu dem Kerl in der Pension. Aber wenn er auch nur ein bisschen Verstand hatte, war er mittlerweile über alle Berge. Nach eine Weile, öffne ich dann doch meine Augen und finde das schlafende Gesicht von Dorian direkt vor meinem. Ich rutsche ein bisschen von ihm weg, nicht sicher was ich tun soll. Gehen wir jetzt? Ja. Du darfst ihn dir holen. Du. Sie lachte und ich spürte, wie mir wieder schwindelig wurde, alles verschwamm und ich gab die Kontrolle an sie ab. Ein seltsames Gefühl alles nur zu beobachten. Keine Kontrolle und kein Gefühl im Körper zu haben. Als würde man schweben und einen Film sehen. Das hatte sie bisher nur einmal getan, vor dreihundert Jahren, beim Versuch nicht eingesperrt zu werden. Damals kostete es Ann zu viel Kraft und war zu neu, es hatte keinen Sinn. Sie hatte jedoch viele Jahre Ruhe, um ihre Kräfte zu sammeln. So konnte ich zusehen, wie sie Dorian die geschlossenen Augen zuhielt und ich rebellierte kurz. Nur ein Zucken, aber sie merkte es und lachte leise, ihr lachen mit meiner Stimme. Unheimlich. "Keine Sorge. Ich würde deinen Lieben nie etwas tun." Du bist ja wirklich in Hochstimmung... "Wer wäre es nicht in der Aussicht auf einen Mitternachtssnack..?" Willst du ihn wirklich fressen..? Wieder lacht sie: "Leider kann ich das nicht mit diesem Körper." War das wieder einer ihrer Scherze..? Wir standen mühelos auf. Sie schloss die Badtür und ich konnte innen das Klicken des Schlosses hören. Das Licht schaltete sie auch an. Wenn doch jemand merkt, dass ich nicht im Bett bin, ist das zumindest für eine Weile eine gute Tarnung... Clever. "Sieh zu und lerne Kleiner~" Sie bewegt sich schnell und erschreckend unauffällig durch das Hotel und die Straßen, obwohl wir nicht viel mehr als einen Schlafanzug tragen... Es ist noch einiges los in den Bars der Stadt, trotz so später Stunde. Nur die kleine Pension ist völlig dunkel. Sieht aus, als wäre er weg... "Oh nein, er wartet auf uns~" Mit viel Schwung öffnet sie die Flügeltür, dass sie krachend gegen die Wand schlägt. Alles ist still und viel zu düster, um etwas zu erkennen. Trotzdem geht sie ohne zu Zögern ins Dunkel, findet ohne Probleme die Treppe und geht in den ersten Stock. Sie weiß genau, wo er ist und ich nicht ob es mir Angst machen oder mich beeindrucken sollte. "Hallo, hallo~", flötet sie mit meiner Stimme, beim Betreten eines Zimmers. Nur wenig später wird in einer Ecke eine Lampe angemacht, deren Schein es nicht ansatzweise schafft den Raum zu erhellen. Sie erlaubt nur den Blick auf den alten Mann, mit dem Gewehr auf dem Schoß und einem Whisky Glas in der Hand, das er leert und krachend auf dem Tisch abstellt. "Da bist du ja, Monster.", "Na na. Sei doch nicht so unhöflich~" Ich weiß das sie grinst. "Und du nicht so eingebildet 'Ann'. Oder wie immer du dich grad nennst." Sie stöhnt genervt. "Du warst schon immer eines ihrer schlechteren Werke.", "Dann wird es wohl Zeit, dass man mich verschrottet." Er lächelt, gießt sich noch ein Glas ein und prostet uns zu. Ich bin nur ein bisschen verwirrt, dass sie sich scheinbar kennen und wer ist 'sie'..? "Es wird wirklich Zeit. Wie versprochen bin ich hier dich zu holen und danach suchen wir unsere Körper." Er lacht laut und rau. "'Ann' ist nicht dein Körper, Monster!", "Das nicht, aber immerhin ist mein 'ich' in ihrem Körper gefangen und ich bin es leid eingesperrt zu sein, in diesen sterblichen Hüllen." Er grinst immer noch. "Grausam nicht wahr..? Zu spüren wie die Uhr tickt..." Er nimmt noch einen großen Schluck. "Wenigstens sind unsere Körper hier ganz in der Nähe." Er wird ziemlich blass: "Woher wisst ihr das..?", "Weil du es uns gerade bestätigt hast..." Sie lacht laut und lehnt sich an den Türrahmen. Er hingegen sitzt nur da und starrt uns verärgert an. "Das spielt jetzt auch keine Rolle mehr. Zumindest nicht für mich. Willst du mich nun totquatschen oder aktiv werden?" "Nach dreihundert Jahren gönnst du uns nicht mal ein kleines Schwätzchen..?" Sie lacht und fängt an sich komplett auszuziehen, legt ihre Sachen zusammen und vor dem Zimmer auf eine Kommode. Was wird das bitte..? "Oh ist das dein Ernst..? Hättest du nicht wenigstens die Gestalt einer hübschen Frau annehmen können, wenn es schon das Letzte sein soll, was ich sehe...?", "Ich finde ihn recht gut gelungen..." Sie dreht sich einmal. "Und für die paar Minuten wirst du wohl damit Leben können. Ich will nicht, dass die Sachen von meinem Kleinen schmutzig werden~" "Und du schläfst besser ein paar Minuten~" Bevor ich irgendetwas tun kann, wird alles um mich herum schwarz und still. Erst will ich mich beschweren, dann denke ich aber doch, dass es besser so ist... Ich will das nicht unbedingt mit ansehen. Für mich fühlt es sich nur wie ein Augenblick an, bis sie mich wieder sehen lässt. Ich weiß nicht wie viel Zeit wirklich vergangen war. Wir stehen unter der Dusche. Sie schaut nach unten und wir sehen zu, wie das Blut im Abfluss verschwindet. Bist du jetzt zufrieden..? "Erst wenn das Zeug von uns runter ist...." Wie spät ist es? "Wir haben noch Zeit." Nicht die Antwort auf meine Frage, aber gut, soll sie machen. Es darf nichts übrig bleiben, was sie riechen könnten... "Ich weiß..." Kommt es mir nur so vor oder ist sie... traurig..? Fertig..? Erschöpft..? Irgendetwas ist mit ihr.... Soll ich uns nach Hause bringen..? "Machst du dir Sorgen?" Ich höre wie sie dabei grinst. Sowas in der Art.... "Ich schaff das schon. Bin nur ein bisschen erschöpft..." ...Ok.... --- Als wir wieder sauber und angezogen auf die Straße gehen, ist kaum noch jemand zu sehen. Es muss mittlerweile weit nach Mitternacht sein. Sie versteckt sich nicht, macht auch keine Anstalten sich unauffällig zu bewegen. Sie schlendert einfach die Straßen entlang und ignoriert die paar verbliebenen Leute. "Hast du gar keine Fragen..?" ....Schon. Aber ich werde sie nicht stellen. "Warum nicht? Zum Beispiel die Frage nach meinem richtigen Namen? Kein Interesse es zu erfahren?" Für mich bist du Ann. Vielleicht nicht 'Königin Ann', vielleicht ein 'Monster', aber das spielt für mich keine Rolle. Für mich bist du meine Ann, die die mich gerettet hat, die mich beschützt... Schadet es uns denn, wenn ich nur so viel weiß? Sie lacht: "Nein. Es ist gut so. Du... solltest nur wissen, dass ich deine Fragen beantworten würde... Das ich die Fragen deiner Begleiter beantworten werde, sollte es dazu kommen, dass..." Dann soll es bis dahin reichen, dass du meine Ann bist. Sie lacht wieder, bleibt dann jedoch abrupt stehen und schaut sich um. Sie sieht nicht auf den Weg hinter sich, ihre Augen suchen die Dächer ab. "Scheint als würde man uns beobachten, mein Kleiner..." ....Steve..? Wie lange wohl schon..? Ob er weiß, was wir gerade getan haben..? "Ich. Was ich getan habe." Als wenn sie da einen Unterschied machen würden... Ann verschwindet ohne ein weiteres Wort in einer Seitengasse und versucht so unauffällig wie möglich zum Hotel zurückzukommen. Im Zimmer entriegelt sie wieder das Bad, macht das Licht aus und überlässt mir fast gleichzeitig wieder die Kontrolle. Das kam so plötzlich, dass ich beinahe umfiel. Ich mache mich noch etwas benommen auf zum Bett und liege kaum, da öffnet Dorian blinzelnd die Augen. "Warst du im Bad..?" Ich nicke nur und kuschel mich an ihn, damit er mein Gesicht nicht sehen kann. Er vergräbt seine Nase in meinen Haaren und atmet tief ein. Ich versteife mich augenblicklich und halte die Luft an. Verdammt! Mein Geruch! "Du riechst gut~", murmelt er und ist auch schon wieder eingeschlafen. Ich atme erleichtert aus... Kapitel 8: Konsequenzen ----------------------- "Wach auf...." , nur ein leises Flüstern und eine Hand an meiner Schulter. Ich öffne blinzelnd die Augen und schaue in das Gesicht von Lorelei. "W..was ist..?" Ich bin noch fertig von der Nacht, wie lange habe ich überhaupt geschlafen..? Wie spät ist es..? "Nicht so laut, steh auf und zieh dich an, ich habe die Freigabe. Wir dürfen in den Unterlagen nachsehen, wer den Container gebucht hat..." Ich bin sofort hellwach. "W..was ist mit den anderen, müssen wir nicht..", sie unterbricht mich: "Erkläre ich dir unterwegs..." Also stehe ich vorsichtig auf und schnappe mir ein paar Sachen, die ich mehr oder weniger im Gehen anziehe. Ich schleiche mich noch kurz ins Bad und schon sind wir auf dem Weg aus dem Hotel. Es ist so früh, dass die Leute die gestern feierten, immer noch in ihren Betten liegen. Die Stände werden gerade erst aufgebaut und nur vereinzelt laufen schon Touristen am Hafen herum. Am Frachthafen sieht die Sache etwas anders aus, hier herrscht bereits reges Treiben, mit riesigen Kränen werden Container von und auf Schiffe geladen und schweben dabei über unsere Köpfe. "Also... warum nur ich..?", "William geht es nicht gut, Satoru kümmert sich um ihn und Dorian.... Mit ihm stimmt etwas nicht... Ich erreiche unseren Chef nicht und Steve schleicht auf Garantie draußen herum, also ist es besser, wenn er im Hotel bleibt.", "An sich ja keine schlechte Idee, aber was wenn er aufwacht..?", "Bis dahin sind wir wieder zurück." Ann lacht nur. Scheinbar ist sie wieder besser gelaunt. Ich warte vor dem Gebäude, in dem sich die Verwaltung befindet. Lorelei wird von einem Anzugträger, der hier so gar nicht reinpassen will, empfangen und in das Gebäude geführt. Ich laufe ein bisschen herum und sehe den Leuten bei der Arbeit zu. Mein Blick fällt auf einen Mann, der einfach nur an einem Container lehnt und mich beobachtet. Ich bleibe stehen. Blondes schulterlanges Haar, recht groß und kräftig... Irgendetwas kommt mir bekannt vor, die Art wie er mich beobachtet... Sein Blick.... Meine Nackenhaare stellen sich auf. Ist das dieser Steve..? Warten wir lieber drinnen... Ich muss wegsehen. Hinein dürfen wir nicht. Ich versuche so unauffällig wie möglich hinter eine Ecke zu gehen, um seinem Blick zu entkommen. Mein Gefühl sagt mir, dass wir hier verschwinden sollten.... Mein Gefühl schreit bereits: Lauf! Ich werde ein bisschen schneller und versuche durch die Containerreihen wieder zum Ausgang zu finden. Nach zwei Abzweigungen, stehe ich plötzlich in einer Sackgasse. Als ich mich umdrehe, steht er bereits mit gezogener Waffe vor mir. Er mustert mich und kommt langsam näher. "Warum läufst du weg..?", "Weil du mich verfolgst..." Er kommt noch ein Stück näher, bleibt vor mir stehen und nimmt seine Waffe stirnrunzelnd runter. Ich versuche mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen. "Irgendwie werde ich nicht schlau aus dir... Du bist so.... planlos und unfähig... und dann machst du plötzlich so etwas wie letzte Nacht... Ist das nur eine Masche von dir..?" Ich weiß nicht ob ich beleidigt sein soll, oder beeindruckt, wie gut dieser Steve, spionieren kann. Ann lacht natürlich darüber wie 'planlos und unfähig' ich doch bin. Ich lächle ihn an: "Was hast du nun mit mir vor..?" Es dauert einen Moment bis er antwortet. "Um ehrlich zu sein habe ich keine Ahnung. Mein Chef will, dass ich dich aus dem Weg räume, weil Dorian sich nicht an die Vereinbarung gehalten hat... Aber du bist sein Gefährte und er ist sowas wie mein Freund..." "Und ich bin nicht gefährlich." Er lacht. "Da würde dir der arme Kerl aus der Pension wohl widersprechen. Ich meine, wenn er noch könnte." Mir wird schwindlig. Ann knurrt leise. Sie will die Kontrolle, ihre Stimme mischt sich mit meiner: "Wir hatten es so vereinbart." In Steves Blick verändert sich etwas, er geht wieder ein paar Schritte zurück und zieht seine Waffe. "Maße dir nicht an über uns zu urteilen, Mensch." "W..was bist du..?" --- Wieder überkam Lorelei so ein ungutes Gefühl, als sie das Buch mit den Einträgen aufschlug. "Habt ihr das alles noch nicht digitalisiert..?", "Erst am Ende des Monats. In dem Buch befinden sich Verträge, Papiere und Unterschriften. Und der Container nach dem sie suchen, kam erst vor gut einer Woche hier an." Sie blättert eine Weile. "Das sind ganz schön viele Einträge für einen Monat...", "Natürlich... Es kommen täglich hunderte Container hier an." Wieder so ein ungutes Gefühl. "Zufällig hatte ich Dienst. An den Namen des Mannes kann ich mich nicht erinnern, aber das Fass das er aufmachte bleibt in Erinnerung..." Er grinst. "So ein großer blonder Kerl war das. Sprach englisch hatte aber einen Französischen Akzent. Er beschwerte sich, dass seine Ware auf der Fahrt hierher beschädigt wurde und er wollte nicht warten, bis der Zoll die Sachen angesehen hat." Lorelei war mittlerweile am Ankunftstag angekommen und suchte die Nummer des Containers. Das 'die Ware' beschädigt wurde passt dazu, dass sie einen Splitter vom Bernstein fanden. Sie war also auf der richtigen Spur. Ihr Finger strich entlang der Nummern, bis sie die richtige hatte: "John Smith. Oh bitte... Das ist doch nicht euer Ernst..? Ihr nehmt es wohl nicht allzu genau mit den Papieren?!" Sie drehte sich zu dem Anzugträger, der blass wurde und in wenigen Schritten bei ihr war, um den Namen zu prüfen. "John Smith... Tatsächlich....", "Sehr wahrscheinlich ein Pseudonym. Wer hat sich denn um Herrn Smith gekümmert..?", "Das...." Er überprüfte die Unterschrift des Zuständigen. "Das muss einer unserer neuen gewesen sein, den Namen kenne ich nicht... Ich werd in der Personalabteilung nachfragen...", "Na dann bitte. Ich warte solange draußen." Schon eilte er mit dem Unterschriften-Buch aus dem Raum. Lorelei schlenderte langsam in die Eingangshalle, wenn man den kleinen Raum mit dem Empfangstisch so nennen konnte. Sie ging im Kopf noch einmal alles durch. Ein großer, blonder Franzose der darauf bestand Englisch zu sprechen, ein Vampir, ein geborener der den Bernstein mit der Königin auf dem Schwarzmarkt erstanden hat und es tunlichst vermeidet seinen Namen irgendwo preiszugeben. Wer hat an so einem Stein überhaupt Interesse..? Sie blieb stehen. "Oh bitte nicht....", sie seufzte und hoffte inständig, dass ihre Vermutung nicht zutreffend war. Mit schnellen Schritten verließ sie das Gebäude und sah sich suchen um, aber konnte Janosh nirgends entdecken. "Verflucht! Muss das jetzt auch noch sein..?" Wieder hatte sie so ein Gefühl. Ohne zu zögern holte sie ihr Handy aus der Tasche und rief Satoru an. "Wo zum Henker steckt ihr?!" Sie musste kurz das Handy runter nehmen, so laut brüllte er ihr ins Ohr. "Hast du eine Ahnung was hier los ist?! Gib dem Kleinen das Telefon, dass er Dorian davon abhält Amok zu laufen!", "Hör auf so rumzuschreien! Ich hör dich ja! Wir sind am Frachthafen! Und der Kleine.... na ja.... ist grad weg...", "Wie weg..?", "Ich fürchte... wir wurden verfolgt..", "Was..?", "Lasst es euch von Dorian erklären und kommt einfach her!", und damit legte sie auf. Sie sah sich um und überlegte wo sie anfangen sollte. Das war alles ein einziges Labyrinth! Dann fiel ihr ein, dass sie am Hauptgebäude waren. Es musste ja ein Überwachungssystem und einen Raum geben, wo man die Kameras einsehen kann! Sie lief also zurück ins Gebäude. --- Ich schließe kurz die Augen, um wieder etwas mehr Kontrolle zu bekommen. "Was für eine Vereinbarung hatte Dorian, denn mit seinem Chef..?", sogar ein Lächeln bekommt er von mir. Ann tobt immer noch in meinem Inneren. Ich lasse meine Hände, so unauffällig wie möglich, hinter dem Rücken verschwinden, damit er nicht sieht, dass ich zittere. Ich mag ihn nicht... Er ist Dorians Freund und er hat mich noch nicht umgebracht, wie dir sicher auffiel... Also reiß dich zusammen! Was ist nur los mir dir..? Seit gestern benimmst du dich so seltsam! Ein Knurren als Antwort, aber sie tobt nicht mehr ganz so stark. Die Sonne steht noch nicht allzu hoch, aber hat schon enorme Kraft. Sie heizt mir zusätzlich ein. Ich schlucke schwer. Immer noch hat Steve seine Waffe auf mich gerichtet und mustert mich eindringlich. "Da musst du ihn schon selbst fragen...", "Dann lass mich zu ihm gehen. Du kannst ja mitkommen...", sage ich so freundlich wie möglich. Er macht allerdings keine Anstalten, seine Waffe wieder einzustecken. Zieht nur die Augenbrauen zusammen. "Jetzt wo ich dir gegenüberstehe, weiß ich noch viel weniger, was ich mit dir anfangen soll." Wir zucken beide gleichermaßen zusammen, als bei ihm eine Melodie losgeht. Er verdreht die Augen und kramt in seiner Jackentasche. Er hält sich eines dieser Handy Dinger ans Ohr. William redete darüber immer mit seiner Schwester. "Das ist gerade sehr ungünstig.... Kann das nicht...." Eine längere Pause, in der sein Blick finster wird. "Ja... Ich habe ihn gerade vor mir.... Vielleicht ist das gar nicht nötig.... .... Aber was wenn...." Er wird immer wieder unterbrochen, plötzlich ganz blass und lässt die Waffe dann sinken. "Ich soll was..?! Das kann doch nicht ihr Ernst sein..?!" Er dreht sich ein wenig von mir weg und versucht zu flüstern. Ich kann trotzdem alles hören: "Er ist mein Partner! Das können sie nicht von mir verlangen!" ...und in meinem Kopf macht es klick... Wenn er mich umbringt, wird Dorian durchdrehen. Er soll auch beseitigt werden... Nur für einen kurzen Moment bin ich so unachtsam, dass Ann übernimmt. Ein starker Wind kommt auf, wirbelt um uns herum. Er wirbelt Staub auf und lässt die Container um uns pfeifen und klappern. Steve wird davon so überrascht, dass er Waffe und Handy verliert. Im ersten Moment will er hinter seiner Waffe her, doch der Wind wird so stark, dass er sich stattdessen an eine der Containerwände presst. Er starrt Ann an und wird dabei immer kleiner. Wir heben tatsächlich vom Boden ab.... Was tust du?! Ann!! Sie antwortet nicht, aber ich weiß, dass sie Steve angrinst. "Tut mir leid Schnüffler~ Der Kleine und sein Gefährte stehen unter meinem Schutz." Sie benutzt sogar ihre eigene Stimme. So weit hat sie die Kontrolle übernommen. Ich muss sie irgendwie davon abhalten, ihm etwas zu tun. "Und wer bist du, wenn ich fragen darf?!" Steve muss gegen den Wind anschreien. in nur wenigen Augenblicken sind wir bei ihm und drücken ihn am Hals weiter gegen den Container. "Ann....." Das kam weder von Ann noch von Steve. Ein Blick zur Seite und ich bekomme sofort Panik. Satoru starrt uns fassungslos an. Im nächsten Augenblick kommen auch William, Lorelei und Dorian um die Ecke. Alle samt werden blass als sie uns sehen. Der staubige Wind wirbelt immer noch in der kleinen Gasse, immer im Kreis bis hoch in den Himmel. Sie müssen es gesehen haben... Ich bin noch viel zu geschockt um zu reagieren... Jetzt wissen sie Bescheid.... Jetzt... Ich kann den Blick nicht von Dorian nehmen. Der Wind wird etwas schwächer, Ann lässt Steve los und bewegt sich auf Satoru zu. Ich kann nicht einmal sagen, ob sie geht oder schwebt. Kurz vor ihm hält sie an. "Erstaunlich.... Du hast mich gleich erkannt..?" Seine Miene verfinstert sich und seine Stimme ist fast nur ein Zischen: "Wieso benutzt du ihre Kräfte..? Ihre Stimme... Sogar ihre Augen..? Wie kannst du es wagen..?!" Um seinen Körper zucken immer wieder kleine blaue Blitze. Ann hebt die Hand zu Satorus Gesicht und dann geht alles ganz schnell. Ich kann Dorian ansehen, dass er eingreifen will. Mit einem Ruck übernehme ich die Kontrolle über unseren Körper wieder. Doch bevor ich mich zu erkennen geben kann, werde ich von etwas getroffen und mit voller Wucht, von den anderen weg, zu Boden gerissen. Verschwommen sehe ich nur noch, wie Dorian auf William losgeht, dann wird alles schwarz. --- "Hast du wirklich gedacht, du hättest eine Chance gegen fünf geborene Vampire..?", "Vier. Vier Vampire und ein Monster." Steve lehnte sich im Stuhl zurück, an den er gefesselt war. Sie hatten ein zusätzliches Zimmer gebucht und Lorelei bewachte ihn, bis sie wussten was sie mit ihm anstellen sollten. Sie schnaufte. "Nenn die beiden nicht so.", "Oh... Du wusstest also, dass mit dem Kleinen was nicht stimmt..?" Als Antwort bekam er ein Schulterzucken. "Wir müssen dich nicht allzu lang festhalten. Ich weiß mittlerweile wer den Stein hat den wir suchen.", "So..? Na dann beeilt euch mal, bevor Verstärkung hier eintrifft." Sie grinst. "Das riskiert er nicht. Er hat dich geschickt, weil er hoffte, dass du nahe genug an Dorian und Janosh heran kommst, um sie auszuschalten, bevor wir dir das Genick brechen. Das wären ihm zu viele Verluste und zu viel Aufsehen Verstärkung zu schicken." Mit einer eleganten Bewegung stieß sie sich vom Türrahmen ab und schlenderte auf den Gefangenen zu. "Wirst du weiter versuchen, den beiden was zu tun oder bist du ein braver Junge und schließt dich uns an?" Sie hockte sich vor ihn und grinste breit. Steve rollte nur mit den Augen. "Als würde ich dir oder Dorian was tun können. Wir sind ein Team! Dass er wirklich denkt ich wür...." Ohne Vorwarnung brachte sie ihn mit einem Kuss zum schweigen. Als sie sicher war, dass er eh alles vergessen hatte, was er eben noch sagen wollte, löste sie sich wieder und stupste ihm mit dem Finger gegen die Nase. "Braver Junge. Wäre auch schade, um das schöne Gesicht gewesen~" Ein Lied summend tanzte sie sich zurück an ihren Platz. Steve blieb mit offenem Mund sitzen und fing erst an zu schimpfen, als sie lachend an der Wand lehnte. "Sag mal ihr habt alle einen Schaden, oder?!", "Waaas..? Aber ich mag dein Gesicht! Ich will nicht das Dorian es zu Brei schlägt!" Wieder brachte sie ihn damit zum Schweigen und musste lachen, weil er rot wurde. --- Die Zimmerdecke im Hotel ist das erste was ich sehe. Ich drehe meinen Kopf leicht, Dorian sitzt an der Bettkante und lächelt mich erleichtert an. "Hey.... Wie geht es dir..?", "Ganz gut.... Denke ich...", "Keine Schmerzen..?", "Schmerzen..? Wieso...?" Ich richte mich ein wenig auf. Mir fällt auf, dass mein linker Arm von der Schulter bis zur Hand bandagiert ist und ich kann ihn weder bewegen noch spüren. Außerdem hält Dorian scheinbar schon seit geraumer Zeit meine andere Hand und streicht über meine Finger. Mein Blick wandert an seinem Arm hoch, bis in sein besorgtes Gesicht. Er hat ein blaues Auge. "Was ist denn passiert..?", frage ich vorsichtig und fange ganz automatisch an, mit seinen Fingern zu spielen. Das dir nichts wehtut ist mein Verdienst. William hat unseren Arm übel verbrannt. Nicht weiter schlimm oder..? Nicht für einen Vampir. Aber dieser Körper hat keine Regenerationskräfte und ich bin nur noch stark genug ihn zusammenzuhalten, nicht zu flicken... Also bleibt das erst mal so.... Ich fürchte schon. Ihn zu bewegen wird dir auch nicht möglich sein. Schon in Ordnung... Bald sind wir wieder in unseren richtigen Körpern... Dorian starrt auf unsere Hände und antwortet mir erst nach einer ganzen Weile, sodass ich die Frage beinahe wieder vergessen hatte. "...William griff dich an, weil es so aussah, als wollte Ann Satoru etwas tun...", "... und deswegen hast du ihn angegriffen und ein blaues Auge von Satoru kassiert..?" Das war nur eine Vermutung aber er nickt nur leicht verlegen: "Ganz schönes Chaos....", "Ja...." Wir schweigen kurz. "Ihr... wisst also von Ann..?", "Lorelei hat uns die Kurzfassung gegeben, auf dem Weg hierher..." Er mustert mich. "Und du merkst wirklich nichts? Wegen deinem Arm..?", "Nein, wirklich nicht..." Ich kann nicht anders und muss grinsen. "Aber.... das hier merkst du schon..?" Er sieht zu unseren ineinander verhakten Fingern und ich werde wieder ernst. "...Ja..." Er hebt meine Hand und haucht einen Kuss auf meine Fingerspitzen. Die Hitze die von dieser leichten Berührung ausgeht, ist enorm und durchströmt meinen ganzen Körper in nur wenigen Augenblicken. "Es... ist schon faszinierend..." Er mustert meine Hand. "Wir wissen eigentlich nichts voneinander und trotzdem...", "...können wir nur schwer ohne einander sein..?" Ich lächle ihn an. "Ja.... und wenn ich daran denke, dass selbst das nur ein Bruchteil von dem ist, was wir fühlen wenn wir Gefährten werden...", "Macht einem etwas Angst oder..?", "Etwas ist gut..." Er legt sich aufs Bett und legt seinen Arm um mich. Ohne zögern lege ich den Kopf an seine Schulter. "Was ist eigentlich mit Steve..?", "Der wird von Lorelei bewacht.... Das... tut mir leid... Es ist meine Schuld, dass er überhaupt hier ist...." Ich drehe den Kopf um sein Gesicht sehen zu können: "Ach ja... warum eigentlich..? Was war das für eine Vereinbarung mit deinem Chef..?" Er sieht mich überrascht an. "Dieser Steve hat es mir gesagt.... und er wollte mir, glaube ich, wirklich nichts tun... Also zumindest nicht, bis Ann sich einmischte...", "Das denke ich auch, sonst wäre er jetzt nicht mehr hier." Und ich dachte die beiden wären 'so etwas wie Freunde'..? Sie kichert. "....Mal davon abgesehen, dass Lorelei irgendwie... an ihm hängt..." Er runzelt die Stirn, scheint es nicht ganz zu verstehen. Dann schweigt er eine Weile und ich lasse ihm die Zeit. "Ich... war nicht gerade... nett... bevor ich nach London kam...", "Satoru hat mir davon erzählt... Aber er wusste nicht was da passierte.." Ein leichtes nicken. "Ich war ziemlich fertig..." Den Grund dafür kenne ich ja schon. Ich vergrabe mein Gesicht an seinem Hals und kuschel mich näher an ihn. "Ich war bereit mich und alles um mich herum mit, zu zerstören.... Unser Chef fand mich und auch wenn ich ihn provozierte, ich ließ sogar Menschen vor seinen Augen in Flammen aufgehen... Er tötete mich nicht, egal wie ich es versuchte. Er bot mir einen Deal an. Wenn ich ihm helfe, die Stadt sicherer zu machen, würde er mir helfen einen Sinn zu finden. Meinen Sinn, einen Grund weiter zu machen. Meinen Gefährten." "A..aber warum macht er jetzt so einen Aufstand..?", "Wenn ich gefunden habe wonach ich suche, höre ich auf für ihn zu arbeiten. Das zum einen. Aber... du hast ihm nicht gefallen... Ein unregistrierter Vampir, eingesperrt in einem Sarg, er wusste nichts über dich und du wolltest ihm nichts verraten. Es waren Bedingungen an unsere Vereinbarung geknüpft... Ich durfte keinen Ärger machen, musste mich immer benehmen. Durfte niemanden berühren, sollte mich fern halten, um jegliche Möglichkeit auszuschließen ich könne etwas Dummes anstellen. Und du..." Er streichelt über mein Haar. "Du bist ein Risikofaktor. Zusammen werden wir stärker und unberechenbarer. Solltest du gefährlich sein, weiß er, werde ich es auch wieder sein." Ich löse mich ein wenig und sehe ihm ernst und direkt in die Augen: "Ich bin aber wirklich weder böse noch gefährlich!" Er lächelt leicht und streichelt mir über die Wange. "Das Problem ist: Es spielt keine Rolle, ob gut oder böse. Ich werde dir folgen." Dann küsst er mich und vertreibt damit alle Antworten, alles was ich denken oder sagen will. Es gibt nur ihn und mich, seine Lippen auf meinen. Seine Hand die meinen Rücken entlang streicht und mich näher zieht. Die Hitze, die von ihm, von jeder Berührung ausgeht.... Mir wird wieder schwindelig. Es fühlt sich an als würde meine Zunge in Flammen stehen, als sie auf seine trifft. Ich muss mich von ihm lösen. Verschwommen mustere ich das schöne Gesicht vor mir. Dorian sieht auf meinen Mund und muss grinsen, er streicht über mein Kinn, meine Unterlippe und bedeutet mir dass ich den Mund aufmachen soll. Ich wundere mich zwar, aber wehre mich nicht. Sein Grinsen wird breiter und gerade als ich zur Frage ansetzte, streckt er mir seine Zunge entgegen. Auf der kaum sichtbar ein kreisrundes rotes Zeichen kurz aufleuchtet und dann wieder verschwindet. Kapitel 9: Die Königin Teil I ----------------------------- "Oh...", er sieht mich ein wenig enttäuscht an. "Das hielt ja nicht gerade lange...", "...dass ist ja auch nicht mein Körper.", murmel ich nur leise und er zieht die Augenbrauen nachdenklich zusammen. "Aber einen Moment lang hat es funktioniert..." Ich werde rot. Denk nicht mal daran, das nochmal zu versuchen! Wenn es euch gelingen sollte, wird dieser Körper unter deinen richtigen Kräften verglühen! Wieso hat es überhaupt geklappt..? ...wegen deiner Seele. Nicht nur dein Körper gehört ihm. Wieder werde ich rot und halte ihn gerade so davon ab, mich noch einmal zu küssen. "...warten wir damit noch ein bisschen...." Wieder dieses Stechen in der Brust. "Wenn.... wir die Königin und damit auch mich finden... Wirst du mir helfen wieder in meinen Körper zu kommen..?", eine eigentlich sehr wichtige Frage, die er vermutlich für ziemlich banal hält. "Natürlich... Warum fragst du..?" Logisch. Er weiß ja nicht, was das heißt. "Wirklich..? Ohne zu Zögern und dich zu weigern..?" Er runzelt die Stirn. "...ich denke schon..?", "Und... versprichst du mir auch, dass du dir danach anhörst, was Lorelei dir zu sagen hat und dass du gut überlegst, bevor du mich holen wirst..?" Das Fragezeichen über seinem Kopf wird immer größer, aber ehe er auch nur den Mund aufmachen kann, öffnet sich die Zimmertür. William wird schmollend und mit verschränkten Armen ins Zimmer gestoßen, bleibt nahe der Tür stehen und sieht zu Boden. Satoru schiebt sich an ihm vorbei und schließt hinter sich die Tür, dann fällt sein Blick auf uns und er grinst breit: "Kommen wir ungelegen..?", "Wie immer.", kommt es von Dorian, wie aus der Pistole geschossen. Satoru grinst weiterhin: "Wir wollen mit ihr reden." Er zeigt auf mich und ich schlucke schwer. Ich gebe Dorian einen Kuss auf die Wange, der mich verwirrt anschaut, schließe die Augen und überlasse Ann die Kontrolle. Sie schlägt die Augen wieder auf und lächelt Dorian an. Dann hebt sie ohne Probleme unseren bandagierten Arm und streicht Dorian über die Wange bis zum Kinn. Dabei färben sich die Bandagen rund um unser Handgelenk blutrot. "Behalt deine Händchen schön bei dir, solange wir zusammen hier drin sind, ok..?" Er wird blass und löst sich von uns, steht auf und stellt sich zu Satoru, der noch breiter grinst. William steht nur mit offenem Mund da und mustert uns. "Na los ihr Süßen~ Was wollt ihr?" Sie setzt sich ordentlich aufs Bett und schlägt die Beine übereinander. "Hauptsächlich dass du uns ein paar Fragen beantwortest.", flüstert William. Ann bedeutet ihnen anzufangen. Dabei kann ich sehen, dass sich auch unsere Armbeuge komplett rot gefärbt hat. Ich weiß, dass sie es mit Absicht macht. Zum einen ist es die Wunde, die William uns zufügte. Zum anderen riechen sie so, dass wir nicht normal sind... "Du bist nicht 'Ann' richtig..?", wieder redet William und ich frage mich ob ihn Satoru dazu bringt. "Ich bin Ann. Ann ist der Name den Janosh mir gab.", "Du weißt wie ich es meine." William wird etwas lauter. "Du bist nicht die Königin Ann, nicht meine Mutter." Ann schweigt kurz. "Nein. Ich bin nicht eure Ann.", "Ich habe viele Namen. In so vielen Sprachen... Geist, Engel, Dämon, Wächter, Beschützer, Monster.... Gott...", sie lächelt. "Ich bin etwas das weder die Vampire, noch die Menschen begreifen können. Weder gut noch böse. Ich passe in keine eurer Schubladen vollends." Sie schließt die Augen. "Aber im Moment bin ich einfach nur Janoshs 'Ann' und das reicht auch." Gut dass sie die Kontrolle über unseren Körper hat. Mir ist nach weinen zumute. "Ich bin die gleiche 'Art', wie der der euch geschaffen hat." Sie sieht Satoru an, der Augenblicklich blass wird. Das Lächeln ist ihm längst vergangen. "Du kennst den, der die ersten Vampire....", "Kannte. Er war so von seinem Werk fasziniert, dass er nichts anderes tat, als euch zu beobachten. Darüber vergaß er alles. Auch was uns am Leben hält: Wir brauchen jemanden der an uns glaubt. Sei es als Gott, Geist, was auch immer. Wenn es niemanden gibt der sich an uns erinnert, hören wir auf zu existieren." Sie lässt ihnen Zeit das zu verarbeiten. "Warum bist du hier..?" Ann steht auf, wandert ein wenig herum: "Zufall. Ich war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Eure 'Ann' wollte alles dunkle, alles Böse vernichten und da diese Kraft nicht wusste, wie sie mich einzuordnen hat, wurde auch ich in ihren Körper gezogen. Doch bevor sie diesen zerstören konnte, mit allem Schlechten das darin zusammengepfercht war, wurde sie von Alexandre in der Zeit eingefroren." "Heißt das, sie ist die ganze Zeit mit dir und so viel Bösem gefangen..?" Williams Stimme zittert. "....ehrlich gesagt, weiß ich es nicht. Ich konnte sie die ganze Zeit weder hören, noch fühlen. Da war nur ich. Gefangen in einer sterblichen Hülle.", "Was ist mit... 'dem Bösen'" Ann bleibt direkt vor William stehen: "oh... Das habe ich gefressen. Irgend wie musste ich mich ja beschäftigen und meinen Frust abbauen." Sie grinst und geht ein paar Schritte rückwärts, um sich aufs Bett fallen zu lassen. "Bis mein kleiner Janosh auftauchte und mir Gesellschaft leistete~" "Was bringt es dir, wenn wir Anns Köper befreien..? Wenn er zerstört wird, reißt es dich doch mit...", "Es wird mich nur befreien. So etwas kann mich nicht vernichten." Ich habe schon eine ganze Weile einfach nur das Bedürfnis Ann in den Arm zu nehmen. Dass ich es nicht kann, tut weh. ...Es wird nicht mehr lange wehtun... Sei still.... Das will ich gerade nicht hören.... William sucht nach Satorus Hand und lehnt sich an seine Schulter. Dieser streicht ihm über Haare, seine Wange und gibt ihm einen Kuss auf die Stirn. Ann gibt mir die Kontrolle wieder, ich verliere das Gefühl in meinem linken Arm und falle aufs Bett. William und Satoru sehen mich erschrocken an, Dorian ist sofort bei mir und hilft mir dabei mich hinzusetzen. Ich fühle mich so schwer und mir kommen die Tränen. Satoru seufzt: "Wir verbinden dich neu, dann gehen wir zu Lorelei und besprechen, was wir weiter machen." Ich antworte ihm mit einem schwachen Nicken ohne die Augen zu öffnen. --- Ich fühle mich so unendlich schwach, lasse mich mehr von Dorian durch den Gang ziehen, als ich laufe. Wie lange hat dieser Körper noch...? ...Ein, zwei Tage maximal... Mir wird schlecht. Dann müssen wir uns wirklich beeilen..... Ja.... Satoru und William gehen vor. Satoru klopft in einem bestimmten Takt an die Tür mit dem 'Bitte nicht Stören' Schild und schließt dann auf. Wir folgen ihm im Gänsemarsch in den Raum und rennen ineinander, als er unvermittelt stehenbleibt und flucht. Ich versuche an ihm vorbei zu sehen: Mitten im Raum steht ein leerer Stuhl, über den ein loses Seil hängt.... und eine Hose... Ich runzele die Stirn und schaue zum Bett, aus dem im selben Moment Lorelei und Steve unter der Decke hervor schauen. "Wie unhöflich! Habt ihr das Schild nicht gesehen?", kichert Lorelei. Steve lässt sich nur wieder nach hinten fallen und zieht sich beschämt die Decke über den Kopf. Der Rest von uns ist im Moment ziemlich sprachlos... "W..was macht ihr......", William bricht mitten in der Frage ab. Ihm fiel wohl auf, dass sie ziemlich überflüssig ist. "Ich wusste gar nicht, dass ihr beide was miteinander habt...", kommt es nur ziemlich trocken von Dorian. "Haben wir auch nicht. Uns war langweilig, ihr habt zu lange... Au!" Lorelei schreckt kurz hoch, Steve muss sie unter der Decke gezwickt oder geboxt haben, um sie zum schweigen zu bringen. "....und was machen wir jetzt..?" Satoru massiert sich die Stirn und scheint ziemlich genervt von allem. "Also... Ich hoffe ich spreche nicht nur für mich, wenn ich sage: Ihr geht wieder und wir beend... Au! Wirst du wohl damit aufhören?!" Sie zieht Steve die Decke vom Gesicht und er richtet sich langsam auf. Sein Blick bleibt an mir haften. Er mustert meinen Arm und wie ich mich an Dorian festhalten muss. "Wie wäre es mit einem ernsthaften Vorschlag?", er wirft Lorelei einen kurzen Blick zu, die die Arme verschränkt und schmollt. "Finden wir den Stein, bevor uns das Kerlchen da vollends abklappt." Er nickt in meine Richtung. "Also ich bin dafür. Wer noch..?", ich versuche zu lächeln, auch wenn mir gerade gar nicht danach ist. "Ich weiß wer ihn hat.", murmelt Lorelei nur und schaut weiterhin schmollend in eine andere Richtung. "D..du weißt wer?!" Wir sehen sie alle gleichermaßen überrascht an. "Natürlich... Ich hatte Einsicht in die Unterlagen und hab mit dem Zuständigen gesprochen. Ich weiß wer den Stein in Empfang genommen hat und ich denke, ich weiß auch wo der Kerl ist.", "Na dann raus damit!", "Nur wenn ich ihn behalten darf." Sie zeigt auf Steve, der nur mit den Augen rollt. Satoru schnauft genervt: "Ist doch mir egal, was du mit ihm machst.... Wo müssen wir hin..?" "Erinnert ihr euch an das Haus im Wald..? In der Nähe vom alten Schloß?" William hält sich an Satoru fest: "Was ist damit..?" Sie grinst nur: "Packt eure Sachen, da geht es jetzt hin!" Ich verstehe nur Bahnhof und ein Blick in Dorians Gesicht, sagt mir, dass es ihm genauso geht. --- Noch am selben Tag, machen wir uns auf den Weg. Wieder am ehemaligen Standort des Schlosses vorbei, in das kleine Dörfchen. Dann einen abgelegenen Feldweg entlang, Richtung Wald. Die Autos stellen wir am Waldrand ab. "Den Rest müssen wir zu Fuß gehen." Mir wird schon schwindelig, wenn ich nur daran denke... Dorian nimmt meine Tasche und stürzt mich auch. Dann gehen wir einen ziemlich verwilderten Weg entlang. Er ist teilweise recht schmal und wir haben Mühe voran zu kommen. "Hoffentlich lohnt sich das auch...", murmel ich mehr zu mir selbst. Aber Dorian schmunzelt danach vor sich hin. Ich kann regelrecht spüren wie ich schwächer werde. Aber was passiert, wenn ich so sterbe..? Wenn mich meine Kräfte ganz langsam verlassen..? Das wäre ziemlich schlecht. Wir müssen schon mit einem Knall gehen, sonst können wir uns nicht von diesem Körper lösen... Wir würden mit ihm sterben... Und wenn wir hier im nirgendwo mit einem Knall abtreten..? Kommt drauf an, wie weit der Stein entfernt ist. Du hast selbst gesehen, was passiert wenn dieses Blut den Bernstein berührt. Wir brauchen jeden Tropfen. Kurze Strecken gehen, aber ich weiß nicht, wann der Weg zu lang ist. Unsere Seelen schaffen es. Wenn es das Blut nicht schafft, sind wir eingeschlossen in unseren Körpern. Sie schweigt einen Moment. ...und diesmal werden wir allein sein... So leise das ich es bald nicht mitbekommen hätte. Dann müssen wir wohl durchhalten. Ich atme tief ein und kämpfe mich immer weiter voran. Da wir recht langsam sind, kommen wir erst nach gut einer halben Stunde an einem Haus an, dass von Außen ziemlich verwittert aussieht. "Das ist es...?" Lorelei dreht sich zu uns um: "Innen sieht es ganz anders aus." Lorelei klopft an die Tür, während wir die paar Stufen zur Veranda hochsteigen. Es dauert auch nicht lange, bis ein recht großer Mann im Morgenmantel uns öffnet. Seine blonden Haare hat er zu einem losen Zopf gebunden, sein Gesicht ziert ein Dreitagebart, der auch schon sechs Tage gesehen haben könnte. Er starrt uns überrascht an. "Hallo Papa~ Wir bleiben ein paar Tage." Sie gibt ihm einen Kuss auf die Wange und verschwindet im Haus. Er steht nur da und scheint mit den Augen durchzuzählen. Als er William sieht, huscht ein Lächeln über seine Lippen. "William! Lange nicht gesehen!" Dieser erwidert seinen Blick nur finster: "Hast du dich wirklich die ganze Zeit hier verkrochen...? Luisian hatte gehofft, dass du sie in Wien besuchst!", damit verschwindet auch er im Haus, dicht gefolgt von Satoru, der ihm nur grinsend auf die Schulter klopft. Wir beeilen uns hinter Steve herzukommen, der mit einem kurzen Kopfnicken an James vorbei geht. Dorian bleibt neben ihm in der Tür stehen: "Sie... wissen schon, dass sie sich vor ein paar Tagen in London hätten melden müssen...?" James wird blass, als er uns abwechselnd mustert und dreht sich in der Tür noch einmal um, als wir unsere Taschen schon in den Flur stellen und Dorian mich in die Wohnstube bringt. "I..ich war beschäftigt...", seine Antwort scheint jedem von uns gleichermaßen zu gelten. --- Nachdem alle ihre Sachen in die Gästezimmer gebracht haben, sammeln sie sich im Wohnzimmer, in dem ich die ganze Zeit schon gesessen hatte. Bisher hatte ich sonst nichts von Haus gesehen aber Lorelei scheint Recht zu haben, das Haus ist von Innen in einem top Zustand. Vielleicht ein wenig staubig, aber darüber kann man hinwegsehen. Dorian setzt sich an meine Seite und kontrolliert meinen Verband. Ich bedeute ihm, damit aufzuhören. Es macht eh nicht viel Sinn. Ein neuer Verband wäre im Handumdrehen wieder rot. Ich kann ihm ansehen, dass er sich Sorgen macht und lehne mich seufzend an ihn. Der Hausherr taucht als letztes wieder auf. Er hatte sich etwas Vernünftiges angezogen, sich gekämmt und sogar rasiert. Seufzend lässt er sich in seinen Sessel fallen. "Ich kann mich nicht erinnern eine Pension eröffnet zu haben... Was wollt ihr alle hier...?" Lorelei grinst: "Wir sind auf der Suche nach der Königin und ich denke du weißt wo sie ist." James mustert sie einen Moment, dann lächelt er. Mit seinem nun gepflegten Äußeren, könnte man ihn sogar, als recht charmant bezeichnen. "Da kommst du ein paar Jahrhunderte zu spät meine Liebe. Sie ist tot schon vergessen?" Sie lehnt sich nach vorn: "Ich meine auch eher ihren Körper in einem großen roten Bernstein..." Er lacht und runzelt die Stirn: "In einem Bernstein..?", er schaut sich um, aber außer ihm lacht niemand. Er wird wieder Ernst: "...wirklich..?" Ich kann nicht genau sagen, ob er keine Ahnung hat, wovon die Rede ist. "Du kannst dich für uns ja ein bisschen umhören." Loreleis Bitte trieft vor Sarkasmus, glaubt ihm ganz offensichtlich nicht. "Eine andere Sache...." Steve ergreift das Wort: "Gibt es hier Internet..?" Wir mustern ihn alle etwas ungläubig. "In diesem Haus..? Mitten im Wald..?", "Gibt es..?", "Ja...", "Gut. Sie, Lorelei und Dorian auch. Wir werden jetzt mit unserem Chef Kontakt aufnehmen, um unseren Kopf aus der Schlinge zu ziehen." Auch wenn die genannten nicht sonderlich begeistert sind, der Vorschlag ist vernünftig. Ich stoße Dorian an, dass er sich erhebt. So bleiben nur noch William und Satoru mit mir in der Wohnstube. Aber auch Satoru steht auf. "Ich werde mal sehen, ob irgend etwas essbares im Haus ist." Ohne wirklich dazu aufgefordert zu werden, folgt William ihm. Bleibt aber zögernd vor mir stehen. "Es... tut mir leid... Also das mit deinem Arm.." Er sieht mich nicht an, zupft nur an seinem Hemd. Ich lächle: "Nicht weiter wild...", "Ich... wollte es trotzdem gesagt haben...", und schon ist er verschwunden und ich lasse mich aufs Sofa fallen. Was machen wir nur..? Dieser James ist nicht grad eine Hilfe... Er sieht nicht unbedingt so aus, aber er ist wie Satoru und er ist Williams Vater. Was bedeutet, dass er einen guten Grund hätte, seine 'Frau' zu sich zu holen. Mag sein... Ich weiß nicht... Ich beobachte wie sich ein kleiner roter Tropfen seinen Weg meinen Finger entlang zur Spitze bahnt. Ich werde noch das Sofa schmutzig machen. Aber mir fehlt die Kraft mich hinzusetzen, also hängt mein Arm weiterhin vom Sofa und der kleine Tropfen bewegt sich weiter und wird an der Fingerspitze immer größer. Ich hoffe das Blut findet seinen Weg... und befreit uns... Ja... Gleich tropft es. Gleich. Und schon fällt der Tropfen Blut zu Boden. Wir sollten uns eine Waffe besorgen für den Ernstfall. Zum Beispiel ein Messer aus der Küche. "Ann! Sieh nur!" Nun richte ich mich doch auf. Der kleine Tropfen fiel nicht nur herunter. Er fließt nun über den Boden und verschwindet in einer Rille zwischen dem Parkett. Alles Blut was das Sofa verschmutzte folgt dem ersten Tropfen. Es geht nicht anders, ich fange an zu kichern und dann halb zu weinen. Er ist hier..... im Keller? Kapitel 10: Die Königin Teil ll ------------------------------- Was machen wir jetzt..? Riskieren wir es..? Wir sollten vorher sehen in welchem Zustand der Stein ist und wo genau. Nicht, dass du in einer Kiste aufwachst. Dorian muss davon erfahren... Dorian soll es beenden. Ich lehne mich zurück und beobachte, wie das Blut weiter im Boden verschwindet. Mir fehlt die Kraft nach ihm zu suchen, also bleibt mir nichts anderes übrig, als zu warten. Ich schließe für eine Weile meine Augen, bis ich Schritte höre. "Dorian..?" Ich öffne meine Augen, aber nicht er ist es, der vor mir steht sondern James. Er hat die Arme verschränkt und mustert mich mit goldenen Augen. "Wieso kommt mir dein Gesicht so bekannt vor..?" Ich muss grinsen. "Könnte daran liegen, dass du meine Leiche im Keller hast." Sein Gesicht ist wie versteinert, er hat es begriffen. "Du scheinst mir mehr Leiche zu sein." Er sieht zu meinem Arm, ich folge dem Blick und werde blass. Da wo eigentlich eine Hand sein sollte liegen jetzt nur noch die losen Verbände. Unser Körper löst sich auf... Wir können nicht auf Dorian warten! Bring James dazu! Ich knirsche mit den Zähnen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Egal. Ich grinse ihn noch breiter an. "Warte ab, was deine Kinder dazu sagen. Hältst ihre Mutter im Keller gefangen~" Sein Blick wird finster. "Sie ist nur Williams Mutter und ich halte sie nicht gefangen. Sie ist tot.", "Also stehst du auf Leichen..?" Seine Augen glühen, er packt mich am Kragen und zieht mich vom Sofa hoch. Mein Verband fällt fast vollständig zu Boden. "Und wenn du nicht mehr dazu kommst es ihnen zu sagen..?" Mein Grinsen wird immer breiter. "Niemand wird sie mir wegnehmen!", seine Worte fast nur ein Knurren. Ich schließe die Augen. "Ich habe so viel auf mich genommen sie wieder zu bekommen. Ich lasse sie mir nicht schon wieder nehmen!" Im nächsten Moment lässt er mich ruckartig los. Ich taumele kurz, bleibe aber stehen. Satoru und William haben ihn von mir weggezogen und rufen nach den anderen. Ann lacht nur. Was für ein mieses Timing ihr doch habt! Dorian rennt sofort zu mir und stützt mich, entsetzt sieht er zu meinem Arm. Er folgt dem Blut, sieht wie es zwischen den Dielen verschwindet. Ich lehne kurz meine Stirn an seine Schulter und versperre ihm so die Sicht. Dann hebe ich meinen Kopf wieder und flüstere ihm ins Ohr: "Der Stein ist im Keller. Direkt unter uns." Sein Blick wandert zu James, der versucht sich aus Satorus Griff zu befreien. "Hast du eine Waffe bei dir..?", flüstere ich ihm immer noch ins Ohr. Er will mich ansehen, aber ich gebe ihm nicht die Möglichkeit, lehne weiter an ihm. Meine Hand greift unter seine Jacke und sucht am Gürtel. Als ich sie finde und sie aus der Halterung befreien will, hält er meine Hand fest. "Was hast du vor..?", "...du hast gesagt, du hilfst mir zurück in meinen Körper zu kommen..." Wieder kann ich es nur leise flüstern: "Ich habe nicht mehr viel Zeit..." Seine Hand liegt immer noch auf meiner, aber er hält mich nicht weiter davon ab, die Waffe zu ziehen. Ich bringe sie zwischen uns und ziele auf meine Brust. Dann lege ich seine Hand um den Griff. "Na los. Drück ab." Ich löse mich ein bisschen von ihm und sehe ihm direkt in die Augen. Sein Gesicht verschwimmt immer wieder vor mir. "Das kann ich nicht...", "Bitte...." Ich höre es zwischen uns klicken, weiß nicht was er gemacht hat, will mich aber auch nicht von seinem Blick lösen. Ich lächle ihn nur an: "Jetzt wird alles gut." Dann wird alles schwarz, um mich herum. --- "Damit wirklich alles gut wird, musst du allerdings abdrücken, mein Süßer." Dorian will schon zurückweichen, aber Ann hält ihn fest. Sie dreht sich zu den anderen: "Ich will euch ja nicht beunruhigen, aber ihr solltet machen, dass ihr hier rauskommt. Das gibt ein gigantisches Feuerwerk!" Sie lacht und Dorian ist wie versteinert. "Eigentlich hatte ich ihm ja versprochen, dass ich dich machen lasse. Aber ich muss wohl doch ein bisschen nachhelfen~" Sie legt ihren Finger mit auf den Abzug und drückt ab. Der Knall lässt sogar James verstummen. Die Kugel schlägt direkt durch Ann hindurch und landet in der Wand neben dem Kamin. "Na bitte." Ohne Vorwarnung zieht sie Dorians blasses Gesicht zu sich ran und küsst ihn. Als sie sich wieder löst, sieht er nur noch wie sie langsam anfängt rot zu leuchten. "...und jetzt macht, dass ihr hier rauskommt." Sie stößt ihn so heftig zu den anderen, dass er seine Waffe verliert und Lorelei und Steve ihn auffangen müssen. "Bis gleich ihr Süßen~" Sie winkt und ihr Körper zerfällt fast im selben Augenblick, tränkt den Boden blutrot. Keiner rührt sich, alle starren auf das Blut, dass ganz langsam zwischen den Dielen verschwindet. Sie rühren sich erst, als die Lücken zwischen den Dielen anfangen zu leuchten und das Haus beginnt zu vibrieren. Lorelei muss Dorian fast gewaltsam nach draußen ziehen, genau wie Satoru James. Das Licht, zwischen den Dielen wird so gleißend hell, dass sie kaum etwas sehen und strahlt durch die Fenster, bis tief in den Wald. Ein Stück entfernt bleiben sie stehen. Das Licht erlöscht kurz und erstrahlt dann noch heftiger. Eine blutrote Säule aus Licht, die aus dem Dach, bis weit über die Wolken in die Luft schießt. Es regnet winzige Teile des Dachs, kaum mehr als Sägespäne sind davon übrig. Dann verglimmt es langsam und sie stehen im Dunkeln. James reißt sich los und stürzt zurück ins Haus, dicht gefolgt von William und Satoru. Lorelei hält Dorian am Arm fest, als er ihnen folgen will. "Willst du da wirklich rein..?", "Was soll die Frage?!", "....ich soll dir etwas von ihm sagen..." Er mustert ihr Gesicht und wartet. "Wenn du dich jetzt umdrehst und nicht zu ihm gehst, wird alles wieder wie vorher. Er wird dir nicht folgen." Dorian runzelt die Stirn. "Was soll das alles..? Geht er wirklich davon aus, dass ich noch zurück könnte..?", "Aber genau das kannst du... Deine Gefühle und der Drang zu ihm zu kommen lassen doch schon nach, oder? Er sagte das ist deine Chance." Er reißt sich los. "Blödsinn. Ich habe ihm versprochen, dass ich ihn holen werde....", er wird immer leiser, langsam begreift er, dass Janosh wusste, wie das hier enden wird. Er dreht sich um. "Warte! Du weißt das Wichtigste doch noch gar nicht! Du weißt nicht, was dich da erwartet!" Sie läuft hinter ihm her. "Ist mir egal ich werde ihn holen!" Er bleibt auf der Türschwelle stehen und Lorelei und Steve laufen beinahe in ihn hinein. Sie schieben Dorian beiseite und stehen vor einer Ruine. Gerade einmal die Wände stehen noch. Ein fast kreisförmiges Loch ist im Boden, darüber in der Decke zur zweiten Etage und überall liegen Trümmer. Nur der Mond, der durch das Loch von oben scheint, erhellt das Innere und die Gestalt die mitten im Wohnzimmer über dem Abgrund schwebt. "Das ist dann wohl die richtige Ann..." Ihr langes weißes Kleid und ihre blonden Haare wehen sanft in einer Briese, die von ihr selbst auszugehen scheint. Ihre goldenen Augen mustern James, Satoru und William die am Abgrund stehen und auf sie einreden. Sie lächelt sanft, dann blickt sie ganz langsam zu Dorian. "Da bin ich wieder~", ihr lächeln wird breiter. Dorian wendet sich von ihr ab und steigt über ein paar Trümmer Richtung Küche. Er muss den Esstisch und Schutt beiseite räumen, um zur Kellertür zu gelangen. Dahinter sieht es allerdings nicht viel besser aus. Er rutscht ein paar mal aus, steigt über Geröll und klettert durch zusammengestürzte Balken. Er kann kaum die Hand vor Augen sehen, folgt nur dem leichten blauen Schimmer des Mondlichts. Im Raum, über dessen gesamte Decke sich das Loch erstreckt, bleibt er wie angewurzelt stehen. Er sieht kurz nach oben, kann Ann aber nicht mehr entdecken. Abgesehen von all dem Schutt und Staub, liegen Rosen und Rosenblätter auf dem gesamten Boden verteilt. In dessen Mitte befindet sich ein Altar, bedeckt mit rotem Samt. Alles was er sieht ist ein Kind. Das ihn mit goldenen Augen von der Mitte des Altars ansieht. --- Staub der langsam zu Boden fällt. Ich sehe hoch zum Mond und den Sternen. So schön, so ruhig, so friedlich. Es fröstelt mich. Ein Blick nach unten und ich weiß wieso. Ich habe überhaupt nichts an. Mein Blick fällt auf die samtige rote Decke unter mir, sie ist staubig, würde aber reichen. Wo bin ich nur..? Ich sehe mich um, aber alles ist dunkel, staubig und überall liegt Schutt, eingestürzte Balken, zertrümmerte Möbel. Meine Hand fährt über den Samt und greift eine Hand voll Rosenblätter. Ich lasse sie vor mir zu Boden fallen. Komischer Ort. Das letzte woran ich mich erinnere, ist der Keller des Schlosses. Die Königin. Das Becken voller Blut. Ich schlucke schwer. Wie lange ich wohl ohnmächtig war..? Hat sie den Keller zerstört..? Ich sehe mich um, kann aber weder den König noch irgendjemanden sehen. Ganz leise kommen Stimmen von oben. Plötzlich gerät hinter mir etwas Schutt ins rutschen. Ich drehe mich um und sehe zu, wie ein großer Mann über einen Balken steigt. Sein weißer Anzug ist dreckig und an manchen Stellen zerrissen. Mein Herz scheint einen Schlag auszusetzen. Ich kann meinen Blick nicht von ihm nehmen, sitze nur weiter wie erstarrt da und sehe zu, wie er sich umschaut und sein Blick auf mich fällt. Ein paar kastanienbraune Strähnen fallen ihm ins Gesicht, das ganz blass wird. Seine braunen Augen fangen an golden zu leuchten. Mein Gefährte... Ganz langsam kommt er auf mich zu, sieht mir direkt in die Augen. Er ist so groß. Trotzdem ich auf einer Art Podest sitze, muss ich zu ihm aufschauen und er ist so viel älter... Ein Stechen in meiner Brust. Ich gefalle ihm sicher nicht, was soll er nur mit einem Kind wie mir anfangen..? Ich wende den Blick ab, als er direkt vor mir stehen bleibt und versuche zitternd die Samtdecke um mich zu wickeln, was sich nicht sonderlich gut macht wenn man noch auf ihr sitzt. Ich erstarre, als seine große warme Hand über meinen Kopf streichelt und auf meiner Wange zum liegen kommt. Bei dieser lieben Berührung, kommen mir beinahe die Tränen. Ich sehe vorsichtig wieder zu ihm hoch. Er lächelt, auch wenn er dabei aussieht, als wäre er selbst den Tränen nahe. Er beugt sich ein wenig zu mir herunter: "Geht es dir gut..?" Ich nicke nur leicht. Er beugt sich noch weiter zu mir und ganz sachte haucht er mir einen Kuss auf die Lippen, dann auf den Kopf und flüstert: "Entschuldige..." in mein Haar. Die ganze Zeit über halte ich meine Augen geschlossen. In meinem Kopf herrscht Chaos. Er löst sich von mir und ich sehe zu, wie er sich seine Jacke auszieht und mir über die Schultern legt. Sie ist mir viel zu groß. Ich müsste die Ärmel noch ein paar mal Umschlagen, lasse es aber. Ich versuche aufzustehen und taumle in seine Arme. Meine Beine fühlen sich an wie Pudding. Als hätte ich sie ewig nicht benutzt. Ich gehe ihm gerade so bis zur Brust. Wenn ich meinen Kopf an ihn lehne, höre ich sicher sein Herz. Ich werde ein wenig rot. Ich sehe an ihm hoch und er lächelt. "I..ich bin Janosh.... Wie ist dein Name..?", meine Stimme ist nur ein Krächzen und mir fast schon peinlich. Das Lächeln verschwindet augenblicklich aus seinem Gesicht und er wird noch blasser. "Dorian...", flüstert er nur leise und sieht stirnrunzelnd zu Boden. Bevor ich nachfragen kann, hebt er mich ohne Probleme hoch und trägt mich in die Richtung, aus der er gekommen war. Er hat Mühe voranzukommen, weigert sich aber, mich ohne Schuhe selbst laufen zu lassen. "Wie... hast du mich hier nur gefunden..?" Er lächelt: "Lange Geschichte...." Weiter sagt er nichts dazu und ich will nicht unbedingt nachhaken. Er wird es mir schon erzählen, irgendwann... Er stößt eine halb kaputte Tür auf. Auch dieser Raum ist dunkel und verwüstet. Ein Stück weiter stehen wir dann vor einer Gruppe von Leuten. Eine Frau und der blonde Mann neben ihr, drehen sich zu uns um. Sie kommt auf uns zu und streicht mir, ähnlich wie Dorian am Anfang, über den Kopf. "Hallo Kleiner.... Ich bin Lorelei." Dorian zuckt bei ihren Worten kaum merklich zusammen. Ich bedeute ihm mich doch endlich runter zu lassen. Ich wickel die große Jacke weiter um mich. Sie geht mir bis zur Mitte der Oberschenkel. "H..hallo... ich bin Janosh...", "Ich weiß." Sie lächelt und stellt mir den blonden Mann als Steve vor, der mich nur verwundert mustert. Sie stellt sich zu Dorian und flüstert ihm etwas ins Ohr. Er wird daraufhin nur leicht rot. Ich drehe mich um, dahin wo vier weitere Leute stehen. Beziehungsweise zwei stehen, ein Mann kniet am Boden und die Frau schwebt. Die Frau...? Ich gehe langsam auf sie zu. Nicht die Frau. Die Königin. "Ann...", flüstere ich und sie hört es, trotzdem noch ein ganzer Raum zwischen uns ist. Es sieht beinahe aus, als würde sie von einer unsichtbaren Stufe steigen, als sie auf den Boden tritt und auf mich zuläuft. Kurz vor mir, lässt sie sich auf die Knie fallen. Sie nimmt mein Gesicht in ihre zitternden Hände. "Mein Kleiner.... Weißt du wer ich bin..?" "...die Königin.... Ann..." Ihr Lächeln verschwindet für einen Moment, dann wird es noch breiter als vorher. "Also lief alles wie geplant..." Sie umarmt mich und ich weiß nicht recht, wie ich reagieren soll. Langsam lege ich meine Arme um ihre Schultern, streiche über ihre langen weichen Haare und mir kommen die Tränen. Sie lacht: "Weinst du etwa..? Warum denn..?", "Ich weiß nicht...", schniefe ich an ihre Schulter. Sie lacht weiter, dann verstummt sie langsam. "Das wollte ich schon so lange tun." Sie drückt mich ein wenig fester. Dann wird sie plötzlich furchtbar schwer, drückt mich zu Boden und bewegt sich nicht mehr. Als wäre das das Kommando gewesen, laufen alle auf uns zu. Doch kurz bevor sie uns erreichen, fängt es an zu stürmen. In immer größer werdenden Wirbeln fliegt Staub um uns herum. Und als würde sie angehoben werden, steigt Anns Körper in die Luft. Sobald ich frei bin, zieht mich Dorian am Arm auf die Beine und in seine Arme. Ich muss mich wirklich an ihm festhalten, der Wind wird immer stärker und die Reste des Gebäudes knarren bedrohlich. Ann schwebt mit geschlossenen Augen in der Luft. Als sie ihre Augen wieder aufschlägt, hört der Sturm abrupt auf und alles was er eben noch mit sich zog, fällt zu Boden. Sie mustert uns, legt den Kopf leicht schräg. Sie sieht auf einmal unglaublich müde aus. Sie dreht sich leicht und lächelt die drei an die eben schon mit ihr am Abgrund standen. Der kleine Blonde fängt an zu weinen und der große schwarzhaarige geht ein paar Schritte auf sie zu. "Du... bist es wirklich, oder..?" Sie lächelt nur noch mehr als Antwort. Langsam kommt sie zu ihnen herunter, aber nicht ganz auf den Boden. "Mein lieber Satoru..." Sie streicht ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht und gibt ihm einen Kuss auf die Wange. "William..." Sein Gesicht nimmt sie in die Hand und wischt ein paar Tränen weg. "Wie groß du geworden bist!" Dann gibt sie ihm einen Kuss auf die Stirn. "Und du... wo ist dein Lächeln geblieben, mein Liebster..?" Sie streicht dem großen Blonden über die Wange. "Du hast es mit dir genommen..." Er klammert sich beinahe an ihre Hand und gibt ihr einen Kuss auf die Innenseite. Sie lacht nur: "So ein Blödsinn!", zieht ihn in zu sich heran und küsst seine Schläfe. Ohne ihn aus ihrer Umarmung zu entlassen, wendet sie sich an uns. "...Ich... muss euch um einen Gefallen bitten... Alexandre hat diesen Körper mit einem Zauber in der Zeit eingefroren und allein kann ich ihn nicht aufheben..." Der Blonde hebt seinen Kopf: "Auf gar keinen Fall! Wenn wir das tun dann..." Sie lächelt ihn an: "Ich bin so so lange in diesem Körper gefangen... Lasst mich endlich gehen..." "Ann sagte...", Satoru stockt kurz, "Die andere Ann sagte sie hätte dich nicht bemerkt...", "Ich.... versuchte mich bedeckt zu halten, immerhin war ich mit allem bösen eingeschlossen, dass ich aufgenommen hatte. Ich überließ ihr das Feld und muss zugeben.... amüsierte mich ein wenig darüber, wie rasend das Alexandre machte." Sie lächelt kurz, wird aber schnell wieder ernst. "Es... nach und nach wurde das Böse weniger und.... dann war auch sie verschwunden... und ich war allein, konnte mich nicht bewegen, habe nichts gehört, gefühlt, gesehen... Ich war so viele Jahre nur... da... Bitte helft mir.... und auch dieser anderen... Ich will genau so wenig wie sie weiter hier drinnen gefangen sein..." William ist der erste der sich rührt. Er wischt sich die restlichen Tränen aus dem Gesicht und geht auf sie zu. Sie lächelt ihn an und ignoriert die Flüche von dem Blonden in ihren Armen. William bleibt direkt vor den beiden stehen. "Was müssen wir tun..?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)