Samurai von moonlight_005 ([NejiTen] Teil 1 der Samurai-Trilogie) ================================================================================ ~ Kapitel 1: Loss ~ ------------------- ~ Kapitel 1: Loss ~ Die Sonne ging auf und tauchte die Umgebung in gleißendes Licht. Die warmen Sonnenstrahlen weckten langsam alles Leben und vertrieben die Dunkelheit. Hätte man dieses Schauspiel ohne alle Vorbehalte betrachtet, hätte man wohl von vollkommener Harmonie gesprochen. Doch wie fast alles täuschte der Schein. Was war heute schon wirklich, nicht verfälscht? Wer sagte schon stets noch die Wahrheit? Wer trug heute keine Maske, zeigte der Welt kein falsches Gesicht? Ohne Frage, viel hatte sich in den vergangenen acht Jahren verändert. Der Frieden, der noch vor gar nicht so langer Zeit angehalten hatte, war ins Wanken geraten. Das einst so prachtvolle Land stand vor einer Katastrophe. Überall kam es zu Überfällen. Mord und Diebstahl waren beinahe schon an der Tagesordnung. Die vielen Obdachlosen und Bettler waren kaum mehr zu zählen. Es war längst kein Verbrechen mehr, das Verbrechen nicht zu verhindern. Es hätte für die meisten sowieso zu viele Umstände bedeutet. Man konnte es sich nicht leisten, irgendjemandem zu helfen. Es war ein Zustand, bei dem man zuerst an sich selbst denken musste. Und dann gab es da noch die Ausgestoßenen, die in die Verbannung geschickt wurden, oder wegen verschiedener Arten von Verrat geflohen waren. Oftmals unschuldig. Angeblich führten diese einen erbitterten Kampf gegen die Streitmacht des Fürsten. Sie ließen es jedoch nie auf offene Gefechte mit dem Heer Mao-Chéng’s ankommen. Die Rebellen griffen systematisch die mächtigsten Truppen Samurai des Herrschers an und schwächten seine Streitkraft erheblich. Ihr Anführer galt als Phantom. Niemand hatte ihn jemals zu Gesicht bekommen. Trotz allem war man sehr gut informiert; das Phantom galt als schlauer Stratege und meisterlicher Kämpfer. Woher diese Gerüchte allerdings kamen, wusste niemand so genau. Fest stand, dass die Rebellen dem Herrscher die Schuld an ihrer Situation gaben und sahen den Krieg als die einzige Möglichkeit, den Frieden wieder herzustellen. Doch dafür musste es erst einmal einen neuen Anführer geben... Der Fürst hatte sich zwar stets um das Wohl seines Volkes bemüht und sich so um die Anerkennung vieler seiner Untertanen verdient gemacht, doch jetzt wirkte er wie ausgewechselt. Der von Krankheit geplagte Mann gab verheerende Entscheidungen bekannt, die selbst seine treuesten Anhänger nach dem Grund fragen ließen. Das Fürstentum Konoha stand kurz vorm Bürgerkrieg. Die um ihre Existenz kämpfenden Bürger machten ihren Fürst für den mangelnden Schutz vor Angriffen verantwortlich, obwohl keiner wirklich hätte sagen können, woher diese plötzliche Welle der Gewalt gekommen war. Doch die Tatsache, dass Mao–Chéng in seinem riesigen Anwesen, das beinahe die Ausmaße eines gigantischen Palastes hatte, von Gewalt jeglicher Art verschont blieb und auf keine der Vorwürfe reagierte, bestärkte die Anschuldigung sogar. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Hinata erwachte langsam. Erst allmählich gewöhnten sich ihre Augen an das helle Licht. Dann reckte sie sich und gähnte verhalten. Was gäbe sie dafür mal so richtig auszuschlafen, nur einen Tag nicht zu schuften? Wehleidig dachte sie an den Berg Arbeit, der auf sie wartete. Heute musste sie beim Wäschewaschen helfen. Eine schwere Arbeit, die ziemlich langwierig war. Vor allem, wenn einem nur ein Scheuerbrett und ein Stück Kernseife zur Verfügung standen. Dass die Steuern auf die Seife fast wöchentlich stiegen, machte die Sache auch nicht gerade besser. Woher sollte sie denn das Geld bitte nehmen, wenn man so gut wie gar nichts hatte? Als sie das ihren Arbeitgebern erklären wollte, hatten diese sie nur verständnislos angeblickt und ihr geraten, dass ihre Arbeit zufriedenstellend zu sein hatte, wenn sie sich weiter ein wenig Geld verdienen wollte. Diese Reichen verstanden ihre eigene Politik nicht. Auch sie fragte sich oft, was da zum Teufel in den Fürsten gefahren war, dass er solch vermaledeiten Entscheidungen traf. Also würde mal wieder alles an ihrem Cousin hängen bleiben. Neji war, dank seiner nun zahlreichen Erfahrung, zu einem der gerissensten Diebe der Gegend geworden. Es gab ein stillschweigendes Einverständnis zwischen ihnen, dass beide nicht aussprachen. Gab Hinata ihm in einem Gespräch einen Hinweis auf etwas, das sie benötigte, dann lag es am nächsten Morgen dort, wo es gebraucht wurde. Die Schwarzhaarige wünschte sich im Stillen auch mal etwas für, ihrer Meinung nach, viel zu verschwiegenen Cousin zu tun. Es war wie ein Wunder, dass er noch nie erwischt worden war. Jedenfalls soweit sie wusste. Resignierend seufzte sie auf. Es hatte ja doch keinen Zweck. Sie schlug die Bettdecke weg und streckte sich. „Auf in den Kampf“, dachte sie ironisch. Hinata stand endlich auf, auch wenn ihr ihr Bauch sagte, dass sie hätte besser im Bett bleiben sollen. Mal sehen ob sie, statt einer Bezahlung, die Seife abarbeiten könnte. Wohl eher nicht, denn die Prozedur, die nötig war, um wirklich gute herzustellen, war sehr aufwendig. Sie wusste zwar nichts Genaues darüber, aber fest stand, dass man sie als kochend heiße Suppe herstellte. Das erklärte auch, warum die Arme der Verkäufer oftmals viele Narben hatten, die von versehentlichen Spritzern herrührten. Außerdem waren diese Händler meist unglaubliche Sturköpfe, die sich nichts erklären ließen und schon gar nicht vernünftig verhandeln wollten. Das junge Mädchen zog sich indes ihr altes Leinenkleid und ihre zerschlissene Schürze an. Sie hatte oft die feinen Stoffe der Adeligen bewundert, sie beneidet und sich gewünscht auch mal eins ihrer prachtvollen Kleider zu tragen. Sie hatte zwar Geschick beim Nähen, jedoch glich ihr nicht vorhandenes Talent beim Feilschen über den Preis ihrer Arbeit den möglichen Gewinn gleich wieder aus. Das alte Holz knirschte unter ihren Füßen, als sie langsam auf die Tür der kleinen Holzhütte zuging. Mit einem Quietschen öffnete sie die Tür. Fünf Uhr morgens. Die Reichen und Mächtigen lagen längst noch in ihren wunderbar weichen Himmelbetten und schliefen selig. Neji war wohl schon aufgebrochen. Er war ein Frühaufsteher schlechthin, aber dass er sich schon um vier Uhr morgens auf die Socken machte, erstaunte sie immer wieder. Als sie ihn einmal gefragt hatte, was er denn um vier tat, dass er so früh aufstand, hatte er ihr nur monoton geantwortet, er ginge spazieren; das wäre seine freie Zeit und sie solle sich lieber um ihren eigenen Kram kümmern. Typisch. Sie betrachtete noch einmal ihr Zuhause. Auch wenn die kleine Hütte eher ärmlich wirkte, fühlte sie sich hier wohl. Neji und sie hatten sie zusammen gebaut, indem sie verbotener Weise im Wald Holz geschlagen hatten. Es war zwar viel Arbeit gewesen, aber besser als unter der Brücke zu schlafen war es allemal. Neji hatte sogar ein neues Talent für Schnitzerei bei sich entdeckt und kurzerhand, die Fensterrahmen verziert. Sie hatte die Vorhänge gemacht, was eine sehr beruhigende Arbeit war, wie sie feststellte – und das Haus zumindest ein bisschen behaglich erscheinen ließen. Hinata warf noch einen letzten Blick zurück und machte sich dann auf den Weg. Es war kein weiter Weg bis zum Markt und nun schlenderte sie aufmerksam an den Ständen vorbei. Ihr Cousin war schließlich nicht der einzige Dieb. Endlich erreichte sie die Stände der Seifenhändler – und erstarrte: der Preis war schon wieder gestiegen. Diese horrende Summe könnte sie nicht mal in einem Monat mit zusätzlicher Arbeit auftreiben. „Entschuldigen Sie, mein Herr, aber kosten diese vier Seifen nicht dreimal soviel wie vor einer Woche?“ „Wovon reden Sie? Es gab nie einen anderen Preis“, antwortete der Verkäufer mürrisch. „Aber ich weiß doch, was ich das letzte Mal bezahlt hab“, versuchte Hinata es erneut. „Dann hast du dich eben geirrt, das ist und war der Preis. Zahl ihn und du bekommst die Seife, wenn nicht, gibt es genügend andere Käufer.“ „Aber mein Herr, das kann ich nie aufbringen, das ist zu teuer.“ „ Das ist dein Problem, verschwinde, du vergraulst mir die Kundschaft!“, gestikulierte er wild. „Kann ich den Preis nicht abarbeiten? Sie würden doppelt so viel Seife haben und noch Gewinn machen“, argumentierte sie verzweifelt. „Ich glaube, ich habe mich klar genug ausgedrückt... verschwinde, hau ab, einer wie dir habe ich nichts zu verkaufen!“ „Aber mein Herr...“ „Verschwinde!“, brüllte er. Eingeschüchtert biss sich Hinata auf die Lippe und rührte sich nicht vom Fleck. Durch den Tumult aufmerksam geworden drehten sich nun auch einige Passanten zu den Streitenden um, wandten ihr Interesse aber sofort wieder ab, als aus einer Nebenstraße der Ausruf: „Die Steuereintreiber sind da!“ erschallte. Augenblicklich verwandelte sich der ruhige Marktplatz in ein gehetztes Durcheinander. Die Menschenmenge war einem Schwarm Bienen plötzlich gar nicht mehr so unähnlich. Aus der Ferne war bereits Hufgetrappel zu hören. Hinata schreckte aus ihrer Trance und ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Sie musste weg von hier. „Nun gut dann kann man nichts machen, mein Herr, hoffentlich finden Sie noch Käufer.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, ließ sie den verdutzten Händler stehen und begab sich fluchtartig Richtung Stadtrand. Das Mädchen wusste schon, warum sie hierher nach Ame hatte ziehen wollen und Neji dazu überredet hatte. Der Grund waren eben diese Soldaten des Fürsten gewesen, die den ohnehin schon armen Leuten, den wenigen Gewinn wieder abnahmen und sie schlicht ausbeuteten. Sie hatte wirklich gedacht, dass sie hier in Sicherheit wären und nicht Gefahr liefen den Steuereintreibern des Fürsten zu begegnen. Wie sehr man sich doch irren konnte... Die Gruppe Reiter waren jetzt schon in der Mitte des Platzes angekommen und nahmen den Menschen ihre hartverdienten Ersparnisse ab. Auf ihren Vollblutrössern bahnten sie sich einen Weg durch die Menge - direkt auf Hinata zu. Für einen kurzen Moment überlegte sie, ob es nicht doch besser gewesen wäre, hin und wieder mal Steuern zu zahlen, aber ihr liebenswerter Cousin, den sie in diesem Moment zum Teufel wünschte, hatte ja gesagt, dass es in Ordnung wäre. Verflucht! Es schepperte und Hinata’s einziger Fluchtweg war versperrt. Direkt auf ihrem Weg war ein Ochsenkarren mit einem lauten Knall auf der Erde zerborsten. Durch den Krach wurden die Menschen aufmerksam - und die Steuereintreiber kamen direkt auf sie zu. Es gab kein Entkommen. Jetzt musste sie ihnen die Wahrheit gut verpackt verschönen. Zunächst schien alles noch gut verlaufen. Der Befehlshaber drückte dem entsetzten Besitzer des Karrens Geld für Beschädigung des Staatseigentums ab und beachtete sie nicht weiter. Das war ihre Chance, jetzt oder nie! Das Mädchen rannte los. Urplötzlich riss sie etwas zurück, Hinata landete auf dem dreckigen Boden und scheuerte sich die Knie auf. Einer der Soldaten war auf sie aufmerksam geworden und hatte sie am Handgelenk gepackt „ Du hast noch nicht bezahlt“, sagte er mit schnarrender Stimme. Hinata brach der Schweiß aus. Sie hatte es ja gewusst, sie hätte sich einfach noch mal umdrehen und einmal in ihrem Leben ausschlafen sollen. „Ich... ich... kann nicht, mein Herr, ich habe kein Geld...“ Missbilligend blickte er auf das Häufchen Elend, das Hinata war. Dann drehte er sich um. „Hey Chef, wir haben ein Problem, die Kleine kann nicht bezahlen!“ Langsam kam der Oberbefehlshaber auf das Mädchen zu. „Du willst die Steuern nicht zahlen?! Dafür kam man dich für Verrat anklagen, ist dir das bewusst?“ Eingeschüchtert nickte die Schwarzhaarige. „ Aber Sir, ich will doch zahlen, aber ich habe kein Geld, keine Arbeit, ich... ich... weiß nicht womit... ich meine Schuld begleichen kann.“ Das sie noch einen Cousin hatte, der ihnen auf nicht gerade ehrliche Weise manchmal etwas Geld beschaffte, verschwieg sie lieber. „Das ist kein Problem, der ehrwürdige Fürst, Mao-Chéng-Sama, gibt jedem Arbeit, der bereit ist zu arbeiten und glaub mir eins, Fräulein, du wirst arbeiten.“ „Du!“, sprach er den Soldaten an, der Hinata aufgehalten hatte. „Sieh nach, ob in ihrem Haus noch irgendetwas von Wert ist!“ „Jawohl Dosu-sama“, salutierte er. „Sie wohnt am Dorfrand“, hörte man Stimmen aus der Menge. „Sie lebt wie eine Ausgestoßene“, konnte man ein Flüstern vernehmen. Hinata war starr vor Angst. Dann, urplötzlich übernahm ihr Instinkt die Oberhand. Sie rannte los. Floh, auch wenn es keinen Sinn hatte. Sie würde sich nicht für nichts gefangen nehmen lassen. Schon während sie loslief, wusste sie, dass es aussichtslos war. Abermals landete sie auf dem Boden. Ihre Knie waren beinahe taub vor Schmerzen. Der General blickte sie spöttisch an. Aus seinen Augen konnte sie höhnische Schadenfreude ablesen. Ohne ein Wort zu verlieren fuhr er mit seinen Befehlen fort. Der Soldat machte sich auf den Weg dem Befehl seines Herrn zu folgen. „Und du“, erst jetzt sprach Dosu wieder mit ihr und als hätte es den Zwischenfall nie gegeben fuhr er sie an, „geh zu den anderen, die ebenfalls nicht bezahlen konnten, oder wollten, wie auch immer!“ Mit diesen Worten gab er einem anderen Soldaten ein Zeichen. Derjenige kam auf Hinata zu, packte sie grob am Arm und zerrte sie zu einem großen Karren, auf dem schon einige Menschen saßen. Das Mädchen sah in die verzweifelten Augen und erkannte einige der Dorfbewohner wieder. Sie wusste, dass ihre Augen die gleiche Verzweiflung ausstrahlten. Mit einer der Frauen hatte sie Wäsche gewaschen und sich mit ihr über Strickmuster ausgetauscht. Dann wandte sie den Blick ab und versuchte sich der unvermeidbaren Tatsache zu stellen, dass sie hier ganz sicher nicht mehr rauskommen würde. Langsam begann sich der Karren in Bewegung zu setzen. Eine einzige Träne lief ihr die Wange hinunter... ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Neji schlenderte gemütlich die Straßen entlang. Er hatte seinen morgendlich Sparziergang hinter sich gebracht – das einzige, was er sich täglich gönnte. Kleine Annehmlichkeiten brauchte der Mensch, so war es doch, oder?! Der mittlerweile Achtzehnjährige hatte sich verändert. Seine Haare waren länger geworden. Er hatte sie lässig mit einem Band zurückgebunden. Seine Haltung war kaum dieselbe geblieben: aufmerksam, raubtierhaft, aber gleichzeitig zeichneten ihn geschmeidige Bewegungen aus. Seine Züge waren markanter geworden - ohne Zweifel sah er gut aus, jedoch wurde alles gleich von seiner ärmlichen Kleidung überschattet. So achtete niemand auf ihn und er fiel weniger auf. Sollte er den Leuten im Gedächtnis bleiben, konnte er gleich alle Diebstähle, die ihnen das Leben sicherten, vergessen. Das Einzige was gleich geblieben war, waren seine Augen. Noch immer perlweiß. Allerdings hatten sie mittlerweile an Härte gewonnen. Sein Leben war nicht gerade einfacher geworden, aber irgendwie hatte er sich durchgeschlagen. Es hatte aber auch Lichtblicke gegeben, z.B. als er gelernt hatte Bäume zu fällen oder zu reiten, obwohl er doch manchmal ein paar ‚kleine’ Schwierigkeiten gehabt hatte. Im Grunde war er zufrieden mit sich - und doch, etwas fehlte ihm immer noch. Er war seinem Traum keinen Schritt näher gekommen. Wie auch? Also blieb ihm nichts anderes übrig, als das Leben so hinzunehmen, wie es gerade kam. Der Schwarzhaarige war mittlerweile in den Seitenstraßen Ames angekommen. Schon von Weiten konnte er die Leute hören. Aber es waren nicht die normalen Gespräche. Eine greifbare Panik und Angst lagen in der Luft, die Neji dazu veranlasste den Gesprächen aufmerksam zu lauschen und auf jede Bewegung in seiner Umgebung konzentriert zu achten. Die Spannung war fast greifbar. Und Neji wusste noch nicht einmal, was die Menschen so aufgewühlt hatte... Er musste unbedingt den Grund erfahren. Der junge Mann fing an zu rennen; die schemenhaften Gestalten huschten an ihm vorbei. Schließlich erreichte er den Marktplatz. Er schluckte. Zu großen Teilen herrschte das Chaos. Obst rollte auf dem Boden herum; die Stände waren verwüstet. In der Ferne konnte er einen umgestürzten Ochsenkarren sehen, der eine ganze Straße versperrte. „Was ist hier passiert?“, fragte er einen älteren Mann. „Mein Junge, die Frage ist nicht ‚was’, sondern ‚wer’.“ „Also, wer? Nun reden sie schon !“ „Sie haben Leute mitgenommen, wie Vieh auf den Karren geladen.“ Neji wurde langsam wirklich ungeduldig und ihn plagte ein schrecklicher Verdacht: Seine Cousine wollte heute auf den Markt gehen. Hatten ‚sie’ Hinata erwischt, war sie verletzt? „Wer ?“, seine Stimme wurde lauter. „Sie kamen im Befehl des Fürsten...“, brachte er krächzend heraus, denn Neji hatte ihn am Kragen gepackt. „Warum haben sie die Leute verschleppt? Wie viele haben sie mitgenommen? Red schon!!“ „Die Steuern... diejenigen konnten nicht bezahlen...“, keuchte er. Nejis Angst verstärkte sich, Hinata wollte auf den Markt gehen – und sie hätte das Geld nie aufbringen können... „Haben sie ein Mädchen mitgenommen? Eine junge Frau? Blauschwarze Haare?“ Es lief ihm kalt den Rücken hinunter, als der Mann nickte. Der Schwarzhaarige löste seinen Griff und der Alte fiel zu Boden und nahm reiß aus. Neji konnte es nicht glauben. Sie hatten Hinata... Aber vielleicht... in ihm keimte eine Hoffnung auf. Seine Cousine war nicht dumm. Vielleicht hatte sie entkommen können... Er machte sich auf den Weg, er musste zu ihrem zu Hause. Vielleicht war sie dorthin gelaufen. Sie durften sie ihm nicht wegnehmen! Sie war die einzige Familie, die er noch hatte, sie war wie eine Schwester für ihn, auch wenn er ihr das nie gesagt hatte. Hinata hatte ihm geholfen und an ihn geglaubt wie sie... Er rannte. Dass er dabei Passanten umrempelte, war ihm egal. Neji musste es wissen. Atemlos kam er am Waldrand an. Er keuchte, versuchte seinen Atmung zu normalisieren. Als er sich gesammelt hatte, blickte er auf und wünschte sich gleichzeitig, er hätte es nicht getan. Das Haus lag in Schutt und Asche. Es war bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die Untergebenen des Fürsten waren wohl sauer, weil sie kein Geld gefunden hatten und hatten es aus Zorn angezündet. Zitternd ging er auf die Ruine zu. Wühlte in den Trümmern auf der Suche nach etwas, was noch zu gebrauchen war. Vergeblich, er stand vor dem Nichts, war machtlos, mittellos. Dann sah er etwas in der Sonne glitzern. Inmitten der verbrannten Erde lag sein Yang-Anhänger. Er hatte ihn sich gestern Abend noch mal angesehen und anschließend liegen gelassen. Das Weiß schien das Feuer gefangen zu haben. Fasziniert und zugleich mit einem Kloß im Hals hob er ihn auf. Die Verzweiflung schnürte ihm die Kehle zu. Er war allein. So allein wie noch nie zuvor in seinem Leben. Es war merkwürdig, früher hatte er die Einsamkeit gemocht. Aber jetzt, wo er sie nicht plötzlich beenden konnte, sehnte er sich nach Gesellschaft. Aber selbst die war ihm genommen worden. „Verdammt, reiß dich zusammen!“, tadelte er sich in Gedanken. Wenn er nichts tat, würde er alles noch schlimmer machen. Er konnte nicht ewig in Selbstmitleid schwelgen, sonst war es vielleicht zu spät... Nach allem was er wusste, wurden die Gefangenen in die Mienen gebracht. Die offizielle Version lautete, dass sie sich selbst bereit erklärt hatten, für den Fürst zu arbeiten. Neji wusste es besser, sie waren Sklaven. Das war er selbst gewesen, bevor sein Onkel ihn befreit hatte. Alle Gefangenen erhielten ein Mal, sodass sie nie verleugnen konnten, dass sie Eigentum des Fürsten gewesen waren. Neji strich sich über sein Stirnband; er würde nicht zulassen, dass seine Cousine das selbe Schicksal ereilte. Der Achtzehnjährige band sich seinen Anhänger im Nacken zusammen. Wenigstens hatten sie ihm nicht das Symbol seines Traums genommen. Kaum zu glauben, dass er gestern noch Gedanken an seinen Traum verschwendet hatte. Wie viele Jahre war es her, dass er ihr sein Versprechen gegeben hatte? Hatte er sich etwa doch in ihr getäuscht? War sie am Ende doch nicht so unschuldig, wie sie sich gegeben hatte? Nein, das hätte er gemerkt. Welchen Grund sollte sie auch gehabt haben? Zu der Zeit war Frieden gewesen. Er trat aus der Asche, dabei fiel ihm ein heller Fleck auf. Geschmolzene Seife. Die hatte er Hinata doch gestern hin gelegt. Sie brauchte sie so dringend, er hatte sie stehlen müssen... wieder Mal, aber sie hatte immer so ein Glänzen in den Augen gehabt, wenn er ihr durch solche kleinen Dinge gezeigt hatte, dass sie zusammenhielten. Mit dem Fuß deckte er die Seife mit Asche zu. Dann drehte er sich um. Es gab nichts, was ihn jetzt noch hier hielt. Neji warf keinen einzigen Blick zurück, er war stark. „Darf ich fragen, wo du hin willst?“ Erschrocken wirbelte er herum. Der junge Mann hatte niemanden wahrgenommen. Er blickte sich um, sah aber zuerst niemanden. Dann verengten sich seine Augen zu Schlitzen. „Was willst du von mir, Kiba?“ „Die Frage ist nicht was ich will, sondern was du vorhast? Willst du ihnen blind folgen?“ „Ich erwarte auch nicht, dass du das verstehst?“ „Block doch nicht immer alles ab, wie willst du Hinata denn befreien, wenn du noch nicht mal weißt, wo sie hin wollen?“ Neji zögerte. Kiba hatte irgendwie Recht, er wusste aber auch nicht, ob er ihm trauen konnte. „Was weißt du?“ „Hey sei nicht gleich so aggressiv, ich will Hinata auch helfen, sie ist meine beste Freundin! Wir sitzen im selben Boot, du musst mir vertrauen. Es wäre dumm jetzt Hilfe abzulehnen!“ „Du willst mir helfen? Das ich nicht lache! Ein Waldläufer ist niemandem außer sich selbst verpflichtet, du bist ein Gesetzloser. Woher soll ich wissen, ob du mich nicht einfach mitten im Wald alleine lässt?“ „Das Risiko wirst du eingehen müssen, du hast sowieso keine Wahl“, erwiderte der Waldläufer. Mit diesen Worten warf er Neji einen Rucksack zu. „Darin sind Proviant und Kleidung, es müsste für eine Woche reichen. Komm, wir haben einen langen Weg vor uns.“ Kiba drehte sich um und verschwand im Schatten der Bäume. Widerstrebend folgte Neji ihm. Er akzeptierte Kiba, vertraute ihm aber auch nicht. Der einzige Grund weshalb er sein Angebot annahm, war, weil er Erstens keine Wahl hatte und Zweitens wie Kiba so treffend bemerkt hatte: er war Hinata’s bester Freund und war im Moment der Einzige, der ihren Aufenthaltsort kannte. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Tief im Wald schlugen sie ihr Lager auf. Sie hatten bereits mehrere Tagesreisen hinter sich. Beide waren erschöpft. Es war bereits rabenschwarze Nacht und man konnte die Sterne klar erkennen. Doch Neji ließ diese Schönheit kalt. Das Einzige, was er wollte, war, dass alles wie früher war, obwohl er wusste, dass es nie mehr so werden würde... Kiba unterbrach schließlich seine Grübeleien. „Wir sind nicht mehr weit von ihrem Lager entfernt. Lass uns morgen Nacht versuchen, sie zu befreien, jetzt sind wir zu sehr erschöpft. Ich habe mich bei den Leute umgehört, sie wurden gesehen.“ Der Schwarzhaarige nickte bloß, seit ein paar Tagen hatte er Kiba und seinen gigantischen Hund Akamaru zu respektieren gelernt. Woher dieser Hund plötzlich aufgetaucht war, konnte er sich immer noch nicht erklären. Gehörte wahrscheinlich zu Kibas Umgang als Waldläufer, dass er sich mit wildfremden Tieren abgab. Dass Akamaru dabei eher einem riesigen weißen Wolf ähnelte als einem Hund, der seinem Herrchen bedingungslos folgte, erwähnte er lieber nicht. Schließlich wollte er nicht den Zorn seines Herrchens heraufbeschwören. Es war wahrscheinlich sowieso hilfreich, da die meisten Leute schon beim Anblick des Köters reiß aus nahmen. Hoffentlich galt das auch für Diener des Königs. „Pass auf“, sagte Kiba, „Akamaru wird sie ablenken, ich werde Feuer legen und in der anschließenden Verwirrung wirst du Hinata befreien.“ „Ist gut.“ „Warte ich war noch nicht fertig“, unterbrach Kiba ihn abermals. “Hier, das wirst du brauchen, wir wissen nicht mit Sicherheit, dass wir einem Kampf ausweichen können.“ Neji starrte verblüfft den Dolch an, den Kiba ihm gegeben hatte. Noch nie hatte er eine Waffe in der Hand gehabt. Sie wog schwer in seiner Hand. Der Schwarzhaarige zog die Klinge aus der ledernden Halterung. Die Waffe war scharf und hatte einen Wellenschliff. „Du hast noch nie gekämpft, nicht wahr?“ Er schüttelte den Kopf „Na gesprächig bist du ja nicht gerade... mach es dir lieber jetzt schon klar, wenn es zum Kampf kommt, wirst du töten müssen.“ „Du redest, als verständest du etwas davon.“ „Nicht mehr als du auch. Ich hasse es zu kämpfen, aber manchmal bleibt mir keine andere Wahl.“ Gedankenverloren streichelte er seinem Hund über das Fell. Das vor kurzem entfachte Feuer knisterte. ‚Dann wirst du töten müssen’, wiederholten sich Kibas Worte in seinem Kopf. Ob er damit klarkommen würde? Viel schlimmer konnte es ohnehin nicht mehr werden, er müsste sich lediglich damit abfinden, dass aus ihm ein Mörder geworden war, wie er auch hatte akzeptieren müssen, dass er ein Dieb geworden war. Schließlich band er sich den ledernden Gürtel samt Dolch um die Hüfte. Seine Gesichtszüge spiegelten keinerlei Reaktion wieder. Neji merkte, dass Kiba ihn musterte. „Gute Nacht“, sagte er und legte sich auf die Seite. Sein Nachtlager bestand zwar nur aus zwei dünnen Decken, aber die warme Nacht, machte sie beinahe überflüssig. „Sei bereit morgen“, antwortete Kiba. „Nacht.“ Aber er bekam keine Antwort, denn Neji schlief bereits. Nur Akamaru würde Wache halten. Als Neji aus dem Schlaf fuhr, war Kiba bereits wach. „Ich wollte dich gerade wecken, wir müssen sie heute einholen.“ „Ich bin ja schon wach“, grummelte Neji. Dann stand er auf, suchte seine Sachen zusammen und folgte Kiba. Seine Kette baumelte um seinen Hals. Er würde sie immer bei sich tragen, bis er sein Versprechen erfüllt hatte. Ein Gefühl sagte ihm, es würde nicht mehr lange dauern, aber das war jetzt nebensächlich. Die Gefährten verschwanden im Unterholz. Hinterließen keinerlei Spuren, es war als hätte es sie nie gegeben. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Hallo erst mal!!! Schön, dass ihr (wieder?) hergefunden habt. Dies ist das (langerwartete?)1. Kapitel von Samurai. Die einzelnen Titel der Kapitel werden englische Nomen sein. Für alle die, die Übersetzung von ‚Loss’ nicht kennen, hier die Erklärung. Loss lässt sich in diesem Fall mit ‚Verlust’ übersetzen. Damit ist gemeint, dass Neji seine Familie also Hinata verloren hat, sowie seine „Heimat“. Er kann also nicht in sein altes Leben zurück. An dieser Stelle erst mal ein riesiges Dankeschön an Arethelya, die dieses Kapitel betagelesen hat. Und das auch noch in so kurzer Zeit. Respekt! Was würde ich ohne dich tun? So nun für alle, die diese ff auf ihren Favoritenlisten haben. Ich freue mich wirklich, wenn ich sehe wie viele meine ff lesen, aber ein kurzes Review ist doch nicht zu viel verlangt. Ich kann euch sehen *Röntgenblick*, falls euch das nicht klar. Spaß bei Seite. Ich erwarte ja keinen Roman. So ab jetzt werde ich nicht mehr zu jedem Kommi eine Antwort schreiben. Hab ich getan. Man muss ja seine Leser ein bisschen kennen lernen^^ Nur wenn besondere Fragen auftauchen, jemand eine besondere Vermutung hat was passieren wird( ich bemühe mich unberechenbar zu sein, mal ehrlich wer hätte Kiba erwartet *grins*) oder einen extrem langen Kommi schreibt. Und bevor ihr jetzt fragt, nein es wird kein Kiba x Hinata geben. Bei mir sind sie nur beste Freunde. Obwohl... wer weiß... Danke erst mal fürs lesen, ich hoffe ihr bleibt mir treu, das nächst Kapitel kommt schneller. Versprochen^^ Aber von 8.08.07-17.08.07 bin ich in Urlaub, daher kommt das nächste Kapitel wahrscheinlich einen Tag vor meinem Urlaub. hel eure moonlight_005 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)