Samurai von moonlight_005 ([NejiTen] Teil 1 der Samurai-Trilogie) ================================================================================ ~ Kapitel 10: Midnight ~ ------------------------ ~ Kapitel 10: Midnight ~ Was ist Perfektion? Weißt du was es bedeutet perfekt zu sein? Ist es die Tatsache, immer alles richtig zu machen? Oder spielen andere Dinge eine Rolle? Kann man es mit Mut gleichsetzen, weil man dafür, um perfekt zu sein, zuerst sich selbst überwinden muss? Den einen Schritt gehen, bevor man weiß welche Konsequenzen es haben würde? Am Abgrund zu stehen und dann springen muss? Nein... Alles richtig zu machen ist nicht immer angebracht. Sollte es zur Gewohnheit werden, würde von einem erwartet werden nie Fehler zu machen. Es würde zu einem enormen Druck führen und nur Feiglinge würden versuchen ihre Maske aufrechtzuerhalten. Doch gleichzeitig hätten sie sich ihre Fehler eingestanden. Dann wären sie nicht mehr perfekt. Oft sehen die Menschen nur die oberflächlichen Dinge an anderen. Hinter ihr Wesen wollen sie nicht sehen. Dabei ist jeder anders, verschieden in Gedankengängen, unterschiedlich in seinem Sein und viel wichtiger: jeder macht Fehler. Keiner ist gleich, genauso wie niemand perfekt ist. Allerdings gerät das oft in Vergessenheit. Wenn jemand Begabungen hat, für die ihn andere beneiden, weil sie selbst nicht damit gesegnet sind, dann machen sie ihn schlecht, versuchen ihn nachzuahmen, oder ihm ähnlich zu werden. Doch auch das macht nicht vollkommen. Was jemand perfekt macht, sind manchmal nicht die Handlungen oder Begabungen. Es kann nur ein einziger Augenblick sein, der alles beinhaltet, was man sich je erträumt hat. Ein Blick, ein Gefühl, das einem alles bedeutet. Doch wirkliche Perfektion erreicht man nicht, wenn man danach strebt. Nur wenn man seine Fehler akzeptiert und versucht nicht perfekt zu sein, erreicht man wirkliche Stärke. Perfektion. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Neji konnte es nicht glauben. Er stand vor dem Palast, in dem er noch eben seine Prüfung bestanden hatte und nun? Er hatte es geschafft. Es fühlte sich an, als hätte er alles erreicht und begann jetzt auf einmal sein Leben zu leben. Und doch fehlte ihm etwas. Es war das Gefühl, das er während des Tanzes mit Tenten gehabt hatte. Und das konnte nicht einmal sein Traum ihm geben. Nie hatte ihn jemand so berührt wie sie. Der Wind strich ihm durch die Haare, seine Hand umfasste den Knauf Ryujins. Sacht berührte er das Leder. Sein Blick strich den Himmel entlang. Dann hörte er Schritte hinter sich. „Ich gratuliere dir.“ Neji drehte sich um. Hinter ihm stand der schlangengleiche Mann, der der Berater des Fürsten war. Die langen schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht und verliehen ihm etwas Geheimnisvolles. Die bernsteinfarbenen Augen folgten jeder seiner Bewegungen. „Wer sind Sie?“, wollte er wissen. „Orochimaru“, antwortete sein Gegenüber. In seiner Stimme klang ein leichtes Zischen mit, was Neji sofort dazu veranlasste vorsichtig zu werden. Es war dieser Ausdruck in seinen Augen, der ihn unsicher machte. „Ich danke Ihnen für die Glückwünsche“, antwortete er höflich und blickte dem erwachsenen Mann in die Augen. Es war, als ob das Blut in seinen Adern gefrieren würde. Dieser Blick... Doch dieser hielt seinem fragenden Blick stand und starrte Neji an, sodass diesem ein kalter Schauer über den Rücken lief. Nach einer Ewigkeit, wie es Neji schien, wandte Orochimaru sich ab. „Ich wünsche dir viel Glück“, dann drehte er sich um. „Du wirst es brauchen“, flüsterte er in den Spätsommerwind. Niemand anderes als Neji konnte ihn hören. Was war denn das? Wer war dieser Mann, dass er ihm solche Kälte nur mit seiner bloßen Anwesenheit einflößen konnte? Was für eine Rolle spielte er in diesem Spiel, das über seine Zukunft entscheiden sollte? Schlagartig wurde ihm klar, dass er sich etwas vorgemacht hatte. Nichts war so perfekt, wie er sich vorgestellt hatte. Sein Weg hatte gerade erst begonnen. Und er hatte das ungute Gefühl, dass noch viel auf ihn zukommen würde, wovon einiges ziemlich unangenehm werden würde. „Neji!“ Wie aus einer Trance erwachte er. Die Kälte blieb allerdings. Naruto und Lee rannten auf ihn zu. Hinata lief schüchtern hinter ihnen her. Bevor Neji auch nur blinzeln konnte, hatten sich die beiden Chaoten auf ihn gestürzt und zu Boden gerissen. Mit ihrer freundschaftlichen ‚Umarmung’ hatten sie es wohl ein bisschen übertrieben. Seine Augenbrauen zogen sich ärgerlich zusammen. Ein Zeichen, dass man so schnell wie möglich reiß aus nehmen sollte. Doch das waren Naruto und Lee, die leider nur äußerst selten registrierten, wann man sich aus dem Staub machen sollte. „Herzlichen Glückwunsch, mein Freund, ich wusste, du würdest gewinnen“, brachte Lee unter Tränen heraus. „Red keinen Stuss, eben noch hast du gesagt, du wärst dir da gar nicht so sicher!“ „Ach hab ich das?“ „Leute?“, fragte Neji. „Natürlich hast du!“ „Nein hab ich nicht“, erwiderte Lee heftig. „Lee? Naruto?“, kam es eisig von Neji. Doch keiner beachtete ihn. „Hast du wohl, Hinata ist Zeugin!“ „Ähm, Naruto...“, sprach die eben angekommene Hinata den Blonden an. „Also ihr...“ Doch weiter kam sie nicht, denn ihr Cousin schnitt ihr das Wort ab: „Wenn ihr nicht sofort von mir runter geht, dann werde ich das Schwert zuerst an euch ausprobieren!“ Hinata sah ihn geschockt an und Naruto und Lee beschlossen ihre kleine Meinungsverschiedenheit auf später zu verlegen. Merkwürdigerweise waren die beiden mit der gleichen Geschwindigkeit wieder auf den Beinen wie sie Neji zu Boden gerissen hatten. Hinata half dem extrem genervten Neji auf die Beine. Dieser klopfte sich den Staub von der Kleidung und warf einen tödlichen Blick auf die beiden Chaoten, mit denen er sich leider eine Wohnung teilen musste. „Was sollte das denn? War doch klar, dass ich gewinne“, sagte Neji mit einer Gelassenheit, die Naruto und Lee auf der Stelle panisch nach Fluchtmöglichkeiten suchen ließ. Anscheinend waren beide doch lernfähig. Besser spät etwas merken als nie, sagte man doch. Und die Gefahr, die von dem jungen Samurai ausging, war nun wirklich besorgniserregend. Allerdings war da trotz dieser Selbstverständlichkeit in seiner Stimme ein Gefühl in der Magengegend, was er zuerst mit einem Eisklumpen verglichen hätte. Wer war dieser Orochimaru? „Lasst uns zurückgehen“, meinte Neji. Nun wieder vollkommen er selbst, ohne Spott oder Sarkasmus in der Stimme. Hinata, Naruto und Lee folgten ihm. Doch seine Hand verkrampfte sich, als er den Griff des Schwertes umschloss. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Es schien so unwirklich zu sein, als Neji im Stall stand. Heute Morgen noch hatte er einen Moment gezögert, als er hinaus gegangen war und jetzt? Inmitten des Stalls war ein weißer Hengst angebunden. Ein Bogen und ein Köcher mit den Stoff auseinander, kam eine Rüstung, eine Lanze und ein Kurzschwert zum Vorschein. Dann fiel ihm ein Blatt Pergament ins Auge, das sorgsam an die Wand gepinnt worden war. Es sah ziemlich wichtig aus und Neji erkannt das Siegel Mao-Chéngs. Der junge Samurai trat näher. An Neji, nach Ihrer bestandenen Prüfung zum Samurai, erhalten Sie wie bereits besprochenein Pferd sowie die nötige Ausrüstung. Entlohnung erfolgt nach vollendeten Aufträgen. Hochachtungsvoll Mao-Chéng Fürst von Konoha „Ich fass es nicht, der Fürst schreibt dir schon Briefe“, sagte Naruto, der Neji über die Schulter geblickt hatte. Der Angesprochene wirkte ebenso verblüfft. „Ich bring dein Pferd in eine Box und dann essen wir, ok?“, fragte Naruto. „Meinetwegen“, meinte Neji, „was gibt’s denn?“ Verlegen kratzte Naruto sich am Hinterkopf. „Ich dachte, du lädst uns nach bestandener Prüfung ein.“ „Wie kommst du denn darauf? Bis jetzt haben wir doch immer mit den anderen Lehrlingen gegessen, oder uns selbst was gemacht.“ „Man kann ja hoffen“, seufzte Naruto. „Idiot, du wolltest nur wieder mal deine heißgeliebten Nudeln haben und hast gehofft sie umsonst zu bekommen“, mischte sich Lee ein. „Stimmt ja gar nicht“, sagte Naruto beleidigt. „Außerdem hättest du doch auch nichts dagegen gehabt.“ Nejis Augenbraue zuckte gefährlich. Das war jetzt schon das zweite Mal seit einer halben Stunde, in der seine beiden Mitbewohner sich in den Haaren lagen. Er war kurz davor sie zum Schweigen zu bringen, allerdings kam ihm diesmal Hinata zuvor. „Ähm ..., wenn es euch recht ist, i...ich hab schon etwas vorbereitet.“ Augenblicklich hörte das Gezanke auf. Mit glitzernden Augen sahen sie beide Jungs an. „Was gibt’s denn?“, fragten sie wie aus einem Munde. „Nejis Lieblingsessen“, war die Antwort. Skeptisch wandten sich beide zu dem Schwarzhaarigen um. Was konnte so jemand wie Neji schon gerne essen? In ihren Köpfen nahmen allerhand grauenvolle Speisen Gestalt an, die ganz sicher ungenießbar waren...Doch bevor Lee und Naruto dazu kamen sich genauere Vorstellungen zu machen, sagte Neji: “Reis mit Hühnchen und Ei.“ Verblüfft starrten die beiden den jungen Samurai an. So etwas hatten sie nun nicht erwartet. Kaum zu glauben, dass der sonst so kalte Neji sich auch für so etwas Normales wie sein Lieblingsgericht interessierte. „Was denn?“, fauchte Neji. „Ach nichts, wir wollten gerade das Essen vorbereiten, nicht Hinata?“, winkte Lee hastig ab. Mit einer nicht vorstellbaren Energie lief der Blonde zu dem Pferd und führte es hastig in eine schon eingerichtete Box. Den Futtertrog und das Wasser füllte er noch schnell auf und folgte dann schnell den anderen. Lee und Hinata waren schon eifrig dabei das Hühnchen und den Reis zuzubereiten während Neji ihnen skeptisch über die Schulter schaute. Wer konnte schon ahnen, was Lee mit seinem Essen anstellte? Keuchend kam Naruto in der kleinen Wohnung an. „Wie weit seid ihr denn?“, wollte er wissen. „Gleich fertig, es muss nur noch gekocht werden“, antwortete eine fröhliche Hinata, die offensichtlich nicht registriert hatte, dass der Blonde sie angesprochen hatte. Wenn sie kochte oder etwas tat, dass ihr Spaß machte, vergaß sie nun mal ihre Umgebung... Eine gute halbe Stunde später saßen sie alle um den kleinen Tisch herum. Neji hatte sich auf seinem Sitzkissen niedergelassen und legte das Schwert neben sich. Bewundernd betrachtete es der junge Kung-Fu-Kämpfer. Neji bemerkte seinen Blick. Zufrieden meinte er: “Jetzt kann ich mich endlich selbst wehren.“ „Es ist einfach nur brillant. Darf ich?“ Auf ein Nicken seitens des Schwarzhaarigen zog er die Klinge aus der dunkelroten Scheide. Vorsichtig strich er mit dem Finger über das glatte Metall. „Wow“, flüsterte er. Dann gab er Neji Ryujin zurück und dieser stellte es hinter sich an die Wand. „Das Essen ist fertig“, riss Hinata sie aus den Gedanken. Vor jeden stellte sie eine dampfende Schale Reis mit Hühnchen und Ei. Vorsichtig probierten ihre Mitbewohner. „Das sind zwar keine Nudeln, aber es schmeckt trotzdem vorzüglich“, schmatzte Naruto. „Du hast recht“, stimmte Lee ihm zu, „wirklich lecker.“ „Danke“, flüsterte Hinata gerührt. Neji sagte nichts, aß aber langsam und genüsslich, was Hinata von ihm als Kompliment auffasste. Immerhin war es sein Lieblingsessen. „Nochmals herzlichen Glückwunsch, Neji“, sagte Naruto zwischen zwei Bissen. Ein Wunder, dass man verstand, was er sagte. Allerdings freute Neji sich trotzdem, auch, wenn er es nie zeigte. Naruto, Lee und Hinata hatten immer zu ihm gestanden. Wahrscheinlich hatten sie sich auch noch mehr Sorgen gemacht, als er. „Sag mal, wie hast du Kakashi eigentlich so plötzlich abgewehrt? Der hatte dich doch schon so gut wie sicher.“ Naruto blickte ihn interessiert an. „Meditation“, kam es von Neji nachdem dieser sich wieder ein wenig Reis in den Mund geschoben hatte. „Meditation?“ Fragend sah Hinata ihren Cousin an. „Ich zeig es dir mal, wenn ich Zeit habe. Ist recht nützlich.“ Abwesend nickte sie und trank einen Schluck Saft, den sie ebenfalls bereitgestellt hatte. Es herrschte eine seltsame Stimmung. Es hatte etwas Vertrautes und obwohl Neji das nie zugeben hätte, war er Naruto und Lee dankbar, dass sie ihn so unterstützt hatten. Wie chaotisch sie auch waren. Eins konnte er nicht abstreiten: sie waren echte Freunde geworden. Vielleicht hatte er auch nur deswegen gewonnen und weil sie da war. Seine Hand umschloss den kleinen Zettel, den sie ihm zukommen lassen hatte. Oh ja, er würde da sein. Er wollte sich bedanken. Noch nie hatte jemand ihm so sehr geholfen wie sie. Noch nie war er jemandem so nah gewesen wie ihr. Er hob das Glas an die Lippen und trank. Die leicht süßliche Flüssigkeit bereitete sich in seinem Körper aus. Es tat gut, wie sich sein trockener Hals langsam erholte. Nervös sah er aus dem Fenster. Die Dämmerung setzte ein, er musste sich beeilen, wenn er noch rechtzeitig zu ihrem Treffen kommen wollte. Ob Tenten schon wartete? Bald hatte er seine Schüssel geleert. Die Stäbchen legte er daneben. „Danke Hinata, das war wirklich gut.“ Dann stand er auf und ging Richtung Bad. „Wo gehst du hin?“, wollte sie wissen. „Duschen. Und dann muss ich noch mal weg.“ Die Tür schloss sich leise hinter ihm. „Wisst ihr, was er um die Zeit noch erledigen muss?“ „Ich habe keine Ahnung“, stellte Lee fest. Nach einiger Zeit kam Neji schließlich frisch gebadet aus dem Badezimmer. „Ich bin dann weg“, meinte dieser. Dann verließ er den Raum. Verdutzt sahen ihm seine Mitbewohner nach. „Er hat was verloren“, bemerkte Naruto. Hinata hob den kleinen Zettel auf. Lee, der ihr über die Schulter geblickt hatte, las eilig die geschwungene Schrift. „Nun ich weiß, warum er noch mal weg wollte“, grinste er. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Der See lag vor ihr, wie eine dunkle Masse, die sich sanft von der Landschaft hervorhob. Sanft wurde seine Oberfläche aufgewirbelt, doch wirkliche Wellen entstanden nicht. Der Wind wehte ihr einige Strähnen ins Gesicht. Die Nacht senkte sich über sie wie ein schwarzes Tuch. Glühwürmchen flogen summend am Ufer entlang. Die kleinen Lichter wurden von der Dunkelheit beinahe verschluckt. Sanft hob sie das goldene Kleid an. Eigentlich hatte sie ja ein anderes anziehen wollen, aber es hatte sich leider keine Gelegenheit ergeben. Ein Wunder, das sie unbemerkt verschwinden konnte. Aber das lag wohl eher daran, dass alle noch so aufgeregt von der Prüfung gewesen waren. Eine leichte Ironie klang in dieser Feststellung mit - Neji hatte praktisch selbst dafür gesorgt, dass es ihnen möglich war sich zu treffen. Jetzt wartete sie auf ihn. Die Einsamkeit war erschreckend und schön zugleich. Sie konnte nicht verleugnen, dass sie sich wohl fühlte. Aber wo war er? Wo blieb Neji? Hatte er ihre Nachricht nicht verstanden? Sie verfluchte sich wieder einmal. Wieso zweifelte sie nur immer wieder an ihm? Hatte er je ihre Versprechen gebrochen? Hatte er sie nicht von sich selbst zum letzten Tanz aufgefordert? Aber die Dinge hatten sich verkompliziert. Sie liebte ihn. Alles an ihm. Zuerst war da nur dieses vertraute Gefühl gewesen, aber jetzt? Jetzt war daraus Liebe geworden. Sie wusste, dass es ihr verboten war, jemanden aus dem gemeinen Volk auch nur anzusehen, aber... sie würde nie seine Augen vergessen können, als er sie damals beim Tanzen angesehen hatte. Tenten spürte einen leichten Luftzug hinter sich. Sie wirbelte herum. Auf der anderen Seite der Wiese stand derjenige, der momentan ihre Gedanken beherrschte. Für diesen Moment brauchte es keine Worte. Sie sahen sich nur an. Seine Augen schienen in der Dunkelheit noch heller zu sein. Neji starrte sie an. Sie drehte sich zu ihm um. Das Kleid ließ sie scheinen wie die Sonne. Die goldene Seide raschelte im Wind, die vielen Falten gaben ihr einen leichtfüßigen Anblick. Doch es waren ihre Augen, die leuchteten und sogleich Wärme in ihm weckten. Warum sah sie ihn so an? Dieser Blick hatte dieses Unbestimmbare, das er sich nicht erklären konnte, doch es war ihm nicht unangenehm. Und wieder hatte er das Gefühl innerlich zu brennen. Nur durch einen Blick? Er wusste es nicht. Warum löste sie so etwas in ihm aus? Ganz langsam ging er auf sie zu. Jeden Schritt setzte er samtweich auf den Boden. Seine schwarzen Haare wehten sanft im leichten Abendwind. Jetzt stand er vor ihr und noch immer brachte keiner ein Wort heraus. „Neji“, flüsterte sie. „Ich hoffe, du musstest nicht zu lange warten“, antwortete er. „Nein.“ Was redete er da? Tenten wusste, dass sie die ganze Nacht gewartet hätte, wenn nötig, aber das konnte sie ihm ja nicht sagen. Sie wusste nicht, was sie dazu verleitete, doch dann berührte sie vorsichtig seinen Arm. Die kleine Schnittwunde von der Prüfung heilte schon. Sanft strich sie darüber. Ob das wohl eine Narbe hinterlassen würde? Aber vermutlich würde er sich im Laufe der Zeit noch mehr davon einfangen. Doch aufhören an ihn zu glauben würde sie trotzdem nicht. „Ich wusste, dass du gewinnst.“ Neji konnte nicht antworten. Ihre weiche Hand löste eine Gänsehaut in ihm aus. Die Kälte, die Orochimaru in ihm verursachen hatte, verschwand mit jedem Augenblick, in dem er sie ansah. Mit jedem Augenblick, in dem sie ihn berührte. Konnten sie nicht für immer so verweilen? „Es fühlt sich seltsam an“, sagte er. „Ich kann dich verstehen. Hast du das Gefühl, alles erreicht zu haben und doch ruhelos zu sein?“ „Ja“ - er zögerte - „ich kann mich nicht damit abfinden. Es ist als sei dies erst der Anfang.“ „Jeder fürchtet die Zukunft“, sagte sie, „die Menschen haben Angst vor dem, was sie nicht kennen, aber du bist nicht allein.“ Ihre Stimme wurde immer leiser. „Ich werde bei dir sein“, wisperte sie. Eine leichte Röte zierte ihre Wangen. Ihre Worte machten ihn glücklich. Immer? Immer wollte sie ihm beistehen? Er wusste, dass das nicht immer möglich wäre und trotzdem... allein der Gedanke daran, sie immer an seiner Seite zu wissen, löste etwas in ihm aus. „Ich danke dir. Aber warum tust du das?“, seine Stimme klang dunkel und doch waren tausende ungefragte Fragen aus dem tiefen Hintergrund zu hören. „Was“, wollte sie fragen, brachte aber kein Wort heraus. „Ich war ein Nichts und du hast mich aus der Dunkelheit geholt. Womit also habe ich das verdient?“ Sie zögerte, dann legte sie sich eine Antwort zurecht. „Du bist wichtig für mich. Du bist mir so ähnlich, Neji, und doch bist du so anders als ich.“ Sie sah ihn dabei nicht an. Hatte sie ihm vielleicht schon zu viel offenbart? Sie war nicht bereit dafür, ihm zu sagen, wie sehr sie ihn mochte, wie sehr sie ihn brauchte. „Kannst du mich jetzt verstehen?“, holte seine Stimme sie zurück in die Gegenwart. Es war eine Frage auf ihre Feststellung von vor acht Jahren. Dass er sich das gemerkt hatte. Beinahe fühlte es sich an wie ein Déjà-vu. Allein dieser Ort. Damals waren sie auch auf einer Lichtung gewesen. Hell und von Sonnenschein durchflutet. Aber genau das spiegelte ihre Veränderung wieder. Es herrschte die Nacht um sie, als würde sie symbolisieren, dass beide älter geworden waren. Tief in ihren Gedanken versunken, bemerkte sie nicht, wie er sie wartend ansah. Siedend heiß fiel ihr wieder ein, dass sie ihm noch eine Antwort schuldete. Schnell nahm sie das Gespräch wieder auf: „Ich kenne dich jetzt besser, du bist genauso stur wie ich“, sie lachte und es klang so hell und voller Ehrlichkeit, dass sich sein Magen zusammenzog. Eine Welle des Glücks durchströmte ihn. “Aber verstehen werde ich dich wahrscheinlich nie ganz.“ „Wieso wolltest du dich mit mir treffen?“ „Kannst du dir das nicht denken?“, fragte sie. „Ist es wegen der Prüfung?“ „Nicht nur, ich wollte mit dir reden.“ Tenten strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Für Neji wirkte diese einfache Geste unheimlich verführerisch. Warum tat sie das? Warum schien sie für ihn wie das Licht in der Dunkelheit? Ihre Schönheit übertraf alles was er gesehen hatte. Und er hatte viel gesehen, beleibte Weibchen, die sich in enge Kleider zwängten um jung zu wirken oder zierliche Mädchen, die sich nur um Kosmetik kümmerten. Ältere, weisere Frauen, die dennoch sympathisch wirkten und junge Frauen, die wirklich hübsch waren. Aber mit Tenten konnte niemand auch nur im Entferntesten mithalten. Neji gestand sich ein, dass er gegenüber anderen stets kalt wirkte, doch sie verstand es auf wundersame Weise sein Eis zu brechen. Nur ein Blick von ihr und er fühlte sich als Mann. Sie war sein Gegenpol. War es wirklich Sünde sie anzusehen, sie zu begehren? So etwas Schönes und Gutmütiges konnte doch nicht falsch sein. „Ich gratuliere dir, Samurai“, durchdrang ihre Stimme die Stille. Sofort zuckte er in die Höhe. Allein der Klang ihrer Stimme verschaffte ihm eine Gänsehaut. Dann, ohne Vorwarnung, umarmte sie ihn. Ganz leicht wie ein Windhauch, so zart, dass er es kaum bemerkte. Und dennoch - ihre Berührung schien sich um ein Hundertfaches zu verstärken. Er nahm alles an ihr wahr. Ihren Geruch und das sanfte Kribbeln, das sie auf seiner Haut hinterließ. Jeden anderen hätte er wohl weggestoßen. Er hatte noch nie körperliche Nähe gemocht. Doch bei ihr... Tentens Herzschlag schien sich zu beschleunigen. Ihr Herz raste. Es hatte sie eine Menge Überwindung gekostet ihn zu umarmen. Das Blut in ihren Adern schien zu kochen. Eine gewaltige Hitze stieg in ihrem Körper auf. „Es freut mich das von dir zu hören“, seine tiefe Stimme reichte aus um sie in Trance zu versetzten, „aber nur wegen dir bin ich soweit gekommen.“ Sie sah ihm an, dass er es ernst meinte. Es machte sie glücklich. Tenten ließ von ihm ab. „Sag das nicht, das hast du dir selbst erarbeitet.“ Leicht missbilligend nahm er zur Kenntnis, dass sie sich wieder entfernt hatte. Doch ändern konnte er es ja nicht. „Wenn ich dich nicht getroffen hätte, dann wäre ich immer noch irgendwo in einem Dorf und würde Leute bestehlen.“ Sie schwieg. Gerührt von seinen Worten. So hatte sie ihn noch nie gesehen. Neji war verletzt gewesen, kalt, wütend, entschlossen, aber diese aufrichtige Dankbarkeit hatte sie noch nie von ihm gehört. Er bedankte sich bei ihr, als ob sie ihm Licht gegeben hätte und Hoffnung. Dabei hatte sie gar nichts getan. „Das war wohl mein lohnenster Diebstahl“, schmunzelte er, „weißt du noch, wie sauer du warst?“ Sie errötete. „Das war ja auch berechtigt“, grummelte sie. Noch immer standen sie nah beieinander. Mittlerweile war der Mond aufgegangen. Die Sterne funkelten am Himmel, erzählten von einer anderen Welt. Der Unendlichkeit, die in jedem Lebewesen lebte, dem Leben, das alles beherrschte. Tentens Blick wanderte über den See. Das dunkle Wasser spiegelte den Vollmond auf der Wasseroberfläche wider. Neji folgte ihrem Blick. Dann stutzte er. „Das denkst du doch jetzt nicht wirklich, oder?“ Tenten sah zur Seite, dann richtete sie ihren flehenden Blick wieder auf Neji. „Ach komm schon. Ich bin noch nie mit einem Boot gefahren. Bitte!“ „Echt nicht?“, fragte er verblüfft. Tenten nickte traurig. „Ich durfte nie; die dachten alle es wäre zu gefährlich und ich könnte ins Wasser fallen und schlimmstenfalls ertrinken.“ Neji seufzte. Damit hatte er ja nun nicht gerechnet. Warum wollte sie mitten in der Nacht auf den See fahren? Ihm blieb wirklich nichts erspart. Scheinbar hatte sich ein verdammt rachsüchtiger Gott ihn als Opfer ausgesucht. Dabei hatte er sich bis auf die Diebstähle ja eigentlich nichts zu schulden kommen lassen. Und gestohlen hatte er ja auch nur, um zu überleben. Wenn er es denn getan hatte, dann nur von den wirklich Reichen, die das verkraften würden. Doch es half nichts. Der Schwarzhaarige konnte ihr einfach nichts abschlagen. Neji seufzte erneut. „Na los, komm schon“, riss er sie aus den Gedanken. Sie sah auf. „Was?!“ „Ich dachte, du willst fahren.“ Ungläubig sah Tenten ihn an. Hatte der sich gerade breitschlagen lassen? Das war doch sonst gar nicht seine Art. Sie drehte sich um. Neji war schon losgegangen. Den Blick hatte er abgewandt. War er etwa verlegen? Neji hingegen wusste selbst nicht, was mit ihm los war. Sobald dieses Mädchen ihn ansah, konnte er ihr nichts abschlagen. Zum zweiten Mal hatte sie ihn überrumpelt. Warum hatte er dem Tanz damals eigentlich zugestimmt? Er erreichte das Ufer. Das kleine Holzboot lag gut vertäut am Steg. Er fragte sich, wer es wohl in Schuss gehalten hatte, wenn er doch nie jemanden außer Tenten hier angetroffen hatte. Das war wohl ein Rätsel, das er nie lösen würde. Doch es war ihm gleichgültig. Neji entknotete das Tau und stieg vorsichtig ein. Das Boot schwankte leicht, kam aber sofort wieder ins Gleichgewicht. Tenten zögerte. Das Boot schaukelte ihrer Ansicht nach dann doch zu sehr. Außerdem wollte sie sich nicht das Kleid beschmutzen. Das würde sofort verraten, dass sie, nicht wie sie sollte in ihrem Bett gewesen war, sondern noch draußen herumgeschlichen war. „Was ist?“ Sie sah Neji an, der bereits im Boot saß. „Na ja, ich darf das Kleid nicht schmutzig machen, sonst wissen die doch sofort, dass ich noch mal weg war.“ Neji hatte sie ausdruckslos angesehen. „Bei unserem Kampf war dir das aber herzlich egal“, meinte er. „Da hatte ich ja auch Trainingskleidung an.“ Neji brummte etwas Unverständliches, dann kletterte er zurück auf den Steg und bevor Tenten reagieren konnte, hatte er sie hochgehoben. „Neji, was tust du?“ Die Überraschung war ihr ins Gesicht geschrieben. „Bleib ruhig und beweg dich nicht, sonst lass ich dich noch fallen.“ Augenblicklich verstummte die Prinzessin. Ihr Kleid flatterte ein wenig. Nejis Griff um ihre Taille verstärkte sich. Gleichzeitig hievte er sie mit der anderen Hand, die er unter ihre Kniekehlen gelegt hatte, ein wenig höher. Dann trug er sie in das kleine Boot. Wie leicht sie war. Wie konnte jemand, der so zerbrechlich wirkte, so stark sein? Sanft setzte er sie auf der Bank ab, während er ihr gegenüber Platz nahm. Das Boot schwankte leicht, glich sich aber relativ schnell wieder aus, als beide Platz genommen hatten. Von der um sie herum herrschenden Idylle bezaubert, blickte Tenten über den Rand. Die Wellen stießen sanft gegen den Bug. Mit einem kräftigen Ruck, stieß Neji sie vom Steg ab. Fast augenblicklich nahm er die Ruder auf und begann sie mit gleichmäßigen und doch kräftigen Bewegungen fortzubewegen. Fasziniert beobachtete sie ihn. Eben noch hatte er sie unheimlich verlegen gemacht. Was musste er sie auch so überraschen? Und jetzt vergaß sie all das und sah ihn wieder an. „Seit wann kannst du das?“ Neji blickte auf, fuhr aber gleichzeitig mit den Bewegungen der Ruder fort. „Seit ich fünf war, mein Onkel hat es mir beigebracht. Er war der Ansicht, ich solle schwimmen und rudern können.“ „Und wie lenkst du das?“ „Das ist ganz einfach. Lässt du auf der rechten Seite, also steuerbord, das Ruder längere Zeit im Wasser, dreht sich das Boot in die entgegengesetzte Richtung. Mit links, also backbord ist es genauso. Du kannst natürlich auch auf einer Seite stärker rudern, dann dreht sich das Boot auch. Nach einiger Zeit hast du den Dreh raus.“ „Darf ich mal?“ Skeptisch sah er sie an. „Meinst du das geht so leicht?“ „Wenn ich mich recht erinnere, hast du mich auch beim Kämpfen unterschätzt.“ „Ja, ja“, grummelnd reichte er ihr die Ruder. Triumphierend nahm Tenten sie entgegen. Dann tauchte sie sie ins Wasser ein. Mit einem halblauten ‚Plopp’ versanken sie darin. Tenten begann erst zaghaft zu rudern, doch dann wurden ihre Schläge schneller und kräftiger. Neji nickte. „Versuch noch etwas gleichmäßiger zu rudern“, ermahnte er sie. Im selben Moment schwankte das Boot bedrohlich. „Ups“, kam es von Tenten. „Was machst du?!“, Neji war sichtbar erschrocken, „ehrlich Tenten, ich hab mich schon gewaschen, ich brauch kein Bad mehr.“ Bei dem Gedanken an einen nackten Neji bei seiner täglichen Reinigung, schoss ihr augenblicklich das Blut in den Kopf. „Tut mir leid“, murmelte sie, „du hast mich abgelenkt.“ „Ich hab dir bloß erklärt, was du falsch machst“, bestritt er. Wieder neigte sich der kleine Kahn gefährlich zum Wasser. „Jetzt hab ich aber nichts gemacht“, sagte Tenten. Entnervt wollte Neji ihr die Ruder entwinden. „Ich übernehme wieder.“ „Nein warte, ich will das lernen“, erwiderte sie heftig. Stur wie sie nun einmal war, beharrte Tenten auf ihrem Recht. Bei Hofe war das zwar manchmal positiv, aber bei Neji stieß sie auf Granit. „Unsinn, sieh erst mal, wie ich es mache und dann versuchst du es später noch mal“, sagte er bestimmend, wobei er das ‚später’ besonders hervor hob. „Nein.“ Ihr Blick bohrte sich in seinen. Und er wusste genau, dass sie jetzt nicht nachgeben würde. Diese eine Diskussion konnte er sich sparen. Sie würde sowieso auf dasselbe hinaus laufen. „Versuch ruhiger zu rudern, du bist ein wenig ungleichmäßig“, ging er der Auseinandersetzung aus dem Weg. Tenten sah ihn noch einmal warnend an, doch dann konzentrierte sie sich wieder auf das Rudern. Ganz allmählich wurde sie besser. Ein oder zweimal schlingerte der Kahn noch leicht, doch fast augenblicklich hatte sie das Boot wieder unter Kontrolle. Ihre Muskeln spannten sich an und erschlafften. Neji sah wie sich ihr Brustkorb senkte und hob. Dann wurde ihm allerdings bewusst, dass er ihr jetzt schon eine längere Zeit auf ihre Oberweite schaute. Peinlich berührt wandte er den Blick ab, hoffentlich hatte sie nichts mitbekommen. Doch Tenten schien vertieft in ihr Tun. Das Boot glitt gleichmäßig durch den See. Stromlinienförmig entstanden Wellen, die an beiden Seiten entlang schwappten. Sanft rollten sie über den See. Das dunkle Wasser war ein bisschen unheimlich und schön zugleich. Manchmal gab es sogar Schaumkronen, wenn Tenten ein wenig schneller wurde. Manchmal fuhr das kleine Holzboot durch einen Teppich von Seerosen, dann wieder, durch das durch die Dunkelheit schwarze Wasser des Sees. In der Ferne hörten sie ein paar Grillen zirpen. Nach einer Weile übernahm Neji wieder das Rudern. Diesmal protestierte die Brünette nicht. Aber das lag wahrscheinlich an der Tatsache, dass sie etwas erschöpft war. Ein wenig müde ließ sie sich zurücksinken. Der Schwarzhaarige wurde etwas langsamer. Vielleicht war eine ruhigere Fahrt jetzt angebracht. Er legte die Ruder ins Boot und ließ es treiben. Sie befanden sich mitten auf dem See, da war es nicht nötig um jedes Hindernis herum zu manövrieren. „Ist so wohl das Meer?“, murmelte Tenten mehr zu sich als zu Neji. „Nein, es ist ganz anders“, antwortete Neji. Tenten schreckte aus ihren Gedanken. Das sollte er doch eigentlich gar nicht ernst nehmen. „Warst du dort?“, fragte sie. „Ich war fünf Jahre alt, als ich es gesehen habe, es war nur für einen Tag. Die einzige Erinnerung an meinen Vater. Er zeigte es mir.“ „Dein Vater?“ Nie hatte er mit ihr über seine Familie gesprochen. Vermutlich, weil er eine Waise war. Sie hatte Mitleid mit ihm. Es musste schrecklich sein, ganz auf sich gestellt. Neji kannte die Einsamkeit. Genau wie sie, auch wenn beide sie über eine andere Art und Weise erfahren hatten. „Wie ist das Meer? Erzähl mir davon“, bat sie. Neji blickte auf das Wasser, als könnte er so um sich das Meer herbeirufen. Die Erinnerung war blass, aber bruchstückhaft sah er einzelne Szenen, Gespräche, die längst vergangen waren. Ein Mann mit langen schwarzen Haaren saß neben seinem Sohn am Strand, erzählte ihm Geschichten. Ja, damals war die Welt in Ordnung gewesen. Er vermisste seinen Vater, auch wenn er sich kaum noch an sein Gesicht erinnerte. Die Zeit ließ auch die deutlichste Erinnerung verblassen. Doch das war nicht alles gewesen. Neji erzählte Tenten von dem blaugrünen Wasser, in dem Algen trieben, von dem Salzgeruch, dem Wind. Beinahe fühlte es sich an, als würden beide an einem anderen Ort sein. Vor ihrem geistigen Auge tauchten Schaumkronen auf, Möwen, die in Ufernähe kreisten. Beinahe konnte Tenten den Sand zwischen ihren Zehen fühlen, sehen wie die rote Abendsonne im Meer versank. Neji beendete seinen Bericht, doch die Prinzessin schwieg. Überwältigt von den Bildern, die er ihr in den Kopf gezaubert hatte. „Ich würde es gerne mal sehen, die Wellen und den Strand. Ich kenne es nur aus Erzählungen.“ Sie stützte ihren Kopf auf ihre Hände. Ihre Augen bekamen wieder diesen Glanz. „Lass uns irgendwann einmal ans Meer gehen“, sagte Neji, der sie fasziniert beobachte. Er mochte dieses Funkeln in ihren Augen. Es ließ ihn vergessen und er malte sich aus wirklich eines Tages mit ihr vor dem endlosen Ozean zu stehen. Irgendwann... „Versprochen?“, fragte sie. „Tenten, habe ich je ein Versprechen gebrochen?“ „Nein, aber es hat acht Jahre gedauert.“ „Aber gehalten hab ich es trotzdem.“ Neji blickte in die dunkelbraunen Augen, die verträumt aufs Wasser schauten. „Irgendwann werden wir am Meer stehen und uns daran erinnern, einmal in einem See herum gepaddelt zu sein.“ Leicht schmunzelte er. Tenten schaute in seine Augen und erwiderte das Lächeln. „Irgendwann“, flüsterte sie. Ihre Worte kribbelten auf seiner Haut. Ihr Lächeln durchflutete seinen Geist und Wärme bereitete sich in allen Poren seines Körpers aus. Neji fühlte sich seltsam. Sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb und sein Herzschlag schien immer schneller zu werden. Es war nicht wegen einem neuerlichen Versprechen, es war... ihre ganze Gegenwart. Was machte sie mit ihm? Warum musste sie ihn nur ansehen, um ein Chaos in ihm auszulösen? Doch sie unterbrach seine Gedankengänge. „Neji, sieh mal, ein Glühwürmchen!“ Tenten war aufgesprungen und vergaß dabei vollkommen, dass sie in einem Boot waren. Der Kahn schwankte bedrohlich und senkte sich gen Wasser. Tenten verlor das Gleichgewicht und stürzte genau auf Neji. Instinktiv kniff sie die Augen zu. Neji war viel zu perplex um irgendetwas zu tun. Er hatte nicht damit gerechnet, dass so etwas passieren würde. So fiel er rückwärts auf den Boden des Bootes, konnte sich allerdings noch rechtzeitig abstützten und die junge Frau auffangen. Ganz langsam öffnete sie die Augen und sofort wünschte sie sich es nicht getan zu haben. In Tenten brach ein Feuerwerk los. Sie lag in seinen Armen. Die Prinzessin errötete. Wieso passierte ihr immer so was? Was würde Neji denken? Was würde er sagen? Doch etwas anderes durchbrach ihre Gedanken. Sie konnte seinen Herzschlag hören. Ganz vorsichtig sah sie auf. Ihr Blick suchte seinen. Und als sie in seine perlweißen Augen schaute, jagte ein Schauer durch ihren Körper. Es begann überall zu kribbeln. Trotz dieser äußerst peinlichen Situation genoss sie seine Nähe. Das Kribbeln verstärkte sich und fühlte sich so an, als würden tausende Schmetterlinge in ihrem Bauch umherflattern. Sie spürte wie seine Haare ihre Wange streiften. Doch nichts durchbrach diesen magischen Augenblick. Sie beide sahen sich unverwandt an, gefangen von dem Blick des jeweils anderen. Das Glühwürmchen war längst vergessen. Die Dunkelheit hatte sein Licht verschluckt. Neji wusste nicht was er denken sollte, was er fühlen sollte. Die Situation erschien ihm unwirklich. Nichts von alldem war er gewohnt, er verlor die Kontrolle. Aber genau das hatte man ihm immer eingebläut. Er musste immer alles unter Kontrolle haben. Niemals sollte er sein Gesicht verlieren. Doch dieses Mädchen brachte seine Fassade zum Wanken. Ganz leicht bekam die Mauer um ihn herum Risse. Seine kalte Maske schmolz in der Wärme ihrer Augen. Der Schwarzhaarige konnte seinen Blick nicht losreißen. Ihre Augen fesselten ihn. Bei näherem Hinsehen stellte er fest, dass da nicht nur dunkelbraun war, ganz fein, vereinzelt wurde die Iris von mittelbraunen Geraden durchzogen. Was machte sie mit ihm? Warum weckte sie all das in ihm? Nicht mal er selbst hatte gewusst, dass all das in ihm existierte. Schlief, bis sie es erweckt hatte mit einem Blick. Das Blut in seinen Adern begann zu kochen. Und die Flammen, die für sie bestimmt waren, umschlossen sein Herz. Der junge Samurai glaubte er würde innerlich verbrennen. War das die Magie des Augenblicks, eines einzigen Moments, den sie hervorrufen konnte? Was tat er hier? Was tat Tenten mit ihm? „Was machst du mit mir?“, fragte er mehr sich selbst als sie. Es war nicht mehr als ein Wispern, doch sie hatte ihn trotzdem gehört. Er hatte nicht registriert, dass er die Worte laut ausgesprochen hatte. Umso erstaunter war sie, als sie das leise Flüstern in der Nacht vernahm. Nie hatte Neji zugegeben etwas nicht zu verstehen. Aber das, was sie für ihn empfand, war auch keine Logik. Ganz langsam hatte es sich angeschlichen, all die Jahre überdauert und dann war es in ihr aufgeblüht, wie eine Knospe, die sich öffnete, wenn ihre Zeit gekommen war. ‚Ich liebe dich’, schrie ihr Innerstes, doch sie brachte keinen Laut hervor. Was sollte sie ihm antworten? Was machte sie denn mit ihm? Tenten fragte sich, wie er sie verzaubert hatte. Verhext, sie süchtig gemacht hatte. Sie brauchte seine Nähe, er war wie eine Droge für sie. Von ihm loskommen würde sie nie. Egal was sie auch versuchen würde. Sein Antlitz hatte sich in ihr Gedächtnis gebrannt. Sie wollte ihn nicht mehr vergessen. Die Gefühle für Neji waren so stark, dass der bloße Gedanke daran schmerzte. Sie konnte mit der Situation einfach nicht umgehen. Noch nie war sie verliebt gewesen. „Ich weiß es nicht.“ Ihre Stimme zitterte ein wenig, nur als Flüstern durchdrang sie die Stille. Das kleine Boot war mitten auf dem See, ganz sanft glitt es durch die Spiegelung des Vollmondes auf dem Wasser. Er hatte gar nicht registriert wie nah er ihr war. Ihre Wimpern berührten fast seine Wange und die seidigen Strähnen, die sich aus den eleganten Knoten gelöst hatten, spürte er an seinem Hals. Ihr Atem auf seiner Haut, fühlte sich warm an. Neji wusste nicht was hier mit ihm geschah, dennoch empfand er es als schön. Er merkte, dass er es brauchte. Ganz langsam kamen sich ihre Gesichter immer näher. Beide wussten nicht was sie taten. Sie reagierten nach ihrem Gefühl, ließen sich von dem Moment mitreißen. War dies ein perfekter Moment? Wie in Zeitlupe senkten sich Tentens Lider. Ihre Augen schlossen sich. Wollte er das wirklich tun? Sie merkte wie sie sich immer näher kamen, näher als sie sich jemals gewesen waren. Einen kurzen Moment hielt der junge Samurai inne. Wenn er das jetzt tat, konnte er nie mehr zurück. Er würde sich immer mit ihr verbunden fühlen, immer würde diese Sünde auf ihm liegen. „Dann bin ich ein Sünder“, flüsterte er. Tenten wusste nicht wie ihr geschah. Das hier war viel mehr, als sie sich je erhofft hatte. Und nie würde sie vergessen. Durch ihren Kopf schossen Dutzende Erinnerungen an Neji. Es war längst mehr als Yin und Yang, sie liebte ihn. Mehr als sie es durfte, mehr als sie je gedacht hätte. Plötzlich war es still geworden. Die Natur selbst schien verstummt zu sein. Ihr beider Herzschlag schien eins geworden zu sein. Neji legte sachte seine Hand unter ihr Kinn, hob es leicht an, strich über ihre Wange. Ganz langsam senkte er seinen Kopf. Und dann küsste er sie. Nie hatte er gedacht, diese Verbundenheit, die er ihr gegenüber beim Tanzen empfunden hatte, könnte noch einmal überboten werden. Aber das hier war ganz anders. Sanft berührten sich ihre Lippen. Auch er hatte die Augen geschlossen. Vorsichtig fuhr er mit einer Hand an ihrem Kopf vorbei, zog sie noch näher an sich heran. Er spürte all ihre Konturen auf seinem Körper, all ihr Wesen mit seinem vereint. Tenten hatte nie damit gerechnet, dass er den ersten Schritt machen würde. Das war mehr, als sie je verlangen könnte. Vorsichtig erwiderte sie den Kuss. Sie fühlte sich unsicher, nie hatte ein Mann sie so geküsst wie er. Immer wieder kostete er von ihren Lippen, entfernte sich ein Stück, nur um sie im nächsten Moment wieder ganz sanft zu berühren. Seine langen Haare verdeckten beinahe ihre beiden Gesichter. Langsam ging sie darauf ein, leicht bewegte sie ihre Lippen. Alles war egal geworden, es zählte bloß der Moment. Wann würde sie je wieder so glücklich sein? Sie wusste es nicht. In Neji war das Feuer stärker, als jemals zuvor. Er wusste, dass es falsch war, was er hier tat, aber bereuen würde er nichts. Eine Welle der Hitze durchströmte ihn, die Flammen flackerten und loderten so hoch wie noch nie. Es entbrannte in ihm eine Leidenschaft für diese Frau, die er sich nie zugetraut hätte. Im selben Augenblick wurde ihr Kuss leidenschaftlicher. Er wollte mehr von ihr, viel mehr. Es war falsch was sie hier taten. Mehr als das. Doch es fühlte sich viel zu gut an, um damit aufzuhören. Sie merkte, dass auch Neji so fühlte. Immer fordernder küsste er sie. Sanft lagen ihre Lippen aufeinander, er küsste sie mit so viel Gefühl, das sie ihm gar nicht zugetraut hatte. Sachte strich sie ihm eine Strähne aus dem Gesicht, legte ihre Arme um seinen Hals, zog ihn noch näher zu sich. Sie wollte ihm nah sein. Eine einzige Berührung! Eine einzige Berührung brachte ihn fast um den Verstand. Sie war ihm nur ganz leicht über den Arm gefahren. Doch ihre Finger lösten eine Gänsehaut in ihm aus. Überrascht hatte er festgestellt, dass es ihr nicht unangenehm schien. Nur der Vollmond beschien das Szenario, niemand löste diesen magischen Moment. Mitternacht. Tenten fand keine Worte hierfür. Keine Beschreibung war schön genug. Also ließ sie es bleiben und genoss den Augenblick. Vielleicht war das ein perfekter Moment. Ein gemeinsames Gefühl, das süßer war als Honig und wärmer als die hellsten Flammen. Ein Fehler, aber solch einer, den man nicht bereute. Gerade weil es falsch war, hatte es etwas Besonderes. Vieles was als schön und perfekt dargestellt wurde, war gestellt und vorgeführt. Verschleiert und maskenhaft. Musste man erst eine Sünde begehen um ehrlich zu sein? Ironie. Und doch ... in diesem Moment war es Perfektion. Er durfte nicht weitergehen und doch tat er es. Eigentlich dachte er immer über alles nach was er tat, doch diesmal war es anders. Er konnte nicht aufhören. Sie betörte ihn. Neji konnte sich nicht von ihr lösen. Neji beendete es nicht, er hörte nicht auf. Doch, wenn er nicht innehielt, würde etwas eintreten, das schrecklicher war als alles was er bisher erlebt hatte und schöner als alles was er je erleben würde. Er würde sich in sie verlieben. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Hi there outside! I'm back. Ich weiß es hat seeeeeeeeehr lange gedauert, ich entschuldige mich demütig, aber momentan habe ich einfach keine Zeit. V.V Dafür ist es auch wieder länger geworden. Ich werde keine Zeit damit verschwenden irgendwem zu sagen, dass ich jetzt das neue Kapitel früher on stelle, weil mir die Schule und mein Führerschein einfach wichtiger sind. In den Weihnachtsferien hab ich dann auch wieder mehr Zeit. Nun dieses Kapitel war ohne Zweifel mein romantischtes >////<, ich sag euch aber gleich, dass es nicht schlimmer wird^^ *zu kritikern schiel*. Ehrlich, bei diesem hier bin ich mir bisher am unsichersten. Das ist doch viel zu kitschig geworden !!! Aber irgendwie konnte ich auch nicht anders. Ihr werdet sehn, das war für den Verlauf der gesamten Story unheimlich wichtig. Beim nächsten Mal leg ich mit dem Drama los. Haltet euch fest, denn das ist bis Kapitel 21 das einzig wirklich schöne... Nun ja, ich will nicht zu viel verraten. Wisst ihr, dass diese Szene schon vor der Handlung der Geschichte feststand? Deshalb hab ich auch den See öfter eingebaut... später bekommt dieser Ort dann noch eine andere Bedeutung, aber das werdet ihr ja dann sehen XD So. Eine Sache wurmt mich dann aber doch. Wieso zum Teufel gehen seit dem 7. Kapitel die Kommis wieder zurück??? Diesmal auch an die, denen ich eine ens schreibe und es nicht für nötig halten ein wenig Feedback da zu lassen: Ehrlich Leute vertragt ihr keine Action, Schwertkämpfe sind doch so viel einfacher zu schreiben als Romantik...nun ja, ich mag ja auch gerne mal etwas schön Romantisches, aber bei dieser Geschichte müsst ihr auch die Gesamtheit sehen. Ich wäre denen, die 'Samurai' auf ihrer Favo-Liste haben, und auch denjenigen, die eine ens bekommen, wirklich sehr dankbar, wenn IHR mal eure Meinung sagen könntet, denn das zieht mich ein wenig runter, wenn es 180 Leute lesen und ich nur 40 Kommentare bekomme, das ist nicht mal ein Viertel... Also Leute, schreibt was, ich habe bewiesen, dass ich auch Kritik vertragen kann. *ausatme* Das musste ich (wieder einmal) loswerden. Diesmal hoffe ich auf mindestens über 30, dann hätten wir die 500 geknackt.^^ Jetzt erst einmal das übliche Dankeschön an Arethelya, die wieder gebatet hat und an Vanillaspirit, die mir viele Infos über Samurai geschickt hat und an Knispell, die mir schon ein Cover für den zweiten Teil, sowie den dritten gemacht hat(merci beaucoup... ich liebe dieses bild und mit dieser umsetzung^^) und an manche Neueinsteiger, wie Ayano-chan: ich mag dich schon jetzt ^^ Der Titel: Kapitel 10: Midnight heißt übersetzt Mitternacht und bezieht sich wie nicht anders zu erwarten auf die Szene auf dem See, ich hoffe mir sind Neji und Tenten da einigermaßen gelungen^^. Das nächste Kapitel wird nicht allzu schnell erscheinen. Freut euch auf Kaptitel 11: Sin... Danke fürs lesen. Jetzt hoffe ich aber auf viele Kommentare, Kritik ist genauso gern gesehen wie Lob(mal ehrlich, wer mag es nicht, wenn sein Kram als gut befunden wird?^^). Bis zum nächsten Mal. hel eure moonlight_005 Hosted by Animexx e.V. 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