Samurai von moonlight_005 ([NejiTen] Teil 1 der Samurai-Trilogie) ================================================================================ ~ Kapitel 11: Sin ~ ------------------- ~ Kapitel 11: Sin ~ Das Herz ist ein kristallener Tempel; einmal zerbrochen kann es nie wieder zusammengefügt werden. [Japanisches Sprichwort] Kein Licht fiel in den dunklen Gang. Die Nacht tauchte die Wände in vollkommene Dunkelheit. Einzelne Tropfen verdreckten Wassers liefen die Wände entlang. Die Feuchtigkeit war überall spürbar. Dumpfe Schritte verstummten augenblicklich, als die ganz in schwarz gehüllte Gestalt fast gemächlich durch den Gang schritt. Der lange Umhang umwehte die breiten Schultern. Das Schwert steckte in einer wertvollen Scheide, die genauso schön wie stabil war. Auf ihrem Rücken war ein Köcher samt Pfeilen sowie ein Bogen geschnallt. Die Person schnaubte. Ein bösartiges Glitzern stahl sich in ihre Augen. Soeben hatte er etwas höchst Interessantes beobachtet. Dafür müsste sogar Orochimaru ihm dankbar sein. Schließlich erhielt man nicht alle Tage die Information, dass man die Prinzessin in einer unverkennbaren Situation gesehen hatte sowie die, dass ein junger Samurai alle Regeln brach und sich die allergrößte Sünde auflud, die in diesem Fürstentum überhaupt existierte. Mal abgesehen vom Verlust der Ehre und Hochverrat. Doch... wenn man es genau betrachte, war genau das eingetreten. So eben hatte er sich dessen schuldig gemacht. Romantisch hatte es ausgesehen, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass er die Tochter des Fürsten begehrte und sie geküsst hatte. Schade eigentlich. Soweit er gehört hatte, sollte dieser Neji als Genie im Schwertkampf gelten. Doch was ging ihn das an? Er kümmerte sich nur um sich selbst und das, was sie noch vor sich hatten. Lässig strich er sich die schwarzen Strähnen aus dem Gesicht. Die dunklen Augen konnte man nicht von der Finsternis unterscheiden. So tief und voller Geheimnisse. Der Mann strahlte etwas Mystisches und gleichzeitig furchtbar Mächtiges aus. Die längeren schwarzen Haare fielen ihm widerspenstig in die Stirn. Desinteressiert wischte er sie weg. Der Gang war jetzt merklich heller geworden. Das Feuer einiger Fackeln hatte die Dunkelheit durchdrungen. Die ganz in schwarz gekleidete Gestalt setzte ihren Weg fort, als hätte sie alle Zeit der Welt. Im Schein des Feuers wirkte er fast wie ein Raubvogel, der sich gleich auf seine Beute stürzen würde. Er war völlig ruhig und doch immer auf der Hut, konzentriert und blitzschnell. Nach einer Kurve stand er vor einer verschlossenen Holztür, die von zwei Wachen flankiert war. Ein Weiterkommen ohne bemerkt zu werden war unmöglich. Beide trugen eine Lanze und waren bis an die Zähne bewaffnet. Die düstere Gestalt hielt inne. „Wer bist du?“, kam es aggressiv von dem Einen; „du bist nicht erwünscht, Orochimaru-Sama empfängt niemanden.“ „Das hat keine Bedeutung.“ Seine Stimme klang so kalt wie Eis und den beiden Wachen lief augenblicklich ein Schauer über den Rücken. „Was willst du?“, verunsichert wurde der Fremde gemustert. „Wie bist du überhaupt hier rein gekommen?“. „Das geht euch nichts an. Sagt Orochimaru Bescheid, dass ein alter Freund ihn erwartet.“ „Wir dürfen niemanden einlassen“, erwiderte der größere der beiden. „Verschwinde!“ Die vermummte Gestalt rührte sich nicht einen Millimeter. Bevor auch nur einer der beiden reagiert hatte, war das schmale längliche Schwert aus der Scheide geglitten. Blitzschnell stand der Fremde plötzlich hinter ihnen. Die Wachen hatten nur Zeit für einen kurzen Moment die Augen aufzureißen. Ein Keuchen durchdrang die Stille, dann war es ruhig. Regungslos sackte die größere Wache in sich zusammen. Ein Rinnsal Blut tropfte auf die Erde. Die rote Flüssigkeit breitete sich langsam von der Wunde aus und durchtränkte den Stoff seines Hemdes. Der Fremde zog das Schwert aus dem leblosen Körper und ließ es dann zurück in die Scheide gleiten. Die Klinge hatte sein Herz durchbohrt. Das Leben war gewichen. Hatte Platz gemacht für den Tod, der sich Seele und Körper des Unschuldigen geholt hatte. Doch der Fremde zeigte keine Reue. Keine einzige Emotion huschte über sein Gesicht. Die verbliebene Wache war kalkweiß geworden. Jegliche Farbe hatte ihr Gesicht verlassen. Mit einem panischen Aufschrei stürzte er Mann durch die hölzerne Tür, direkt in Richtung Orochimarus geheimen Audienzsaal. Orochimaru saß lässig auf einem mit Samt überzogenen Sessel. In der Hand eine Schale mit einer durchsichtigen Flüssigkeit darin. Sacht hob er das Gefäß gegen das schwache Licht. Das Feuer spiegelte sich im Sake wider. Trotz des Aufschreis draußen störte er sich nicht im Geringsten an dem Lärm. „Orochimaru-sama“, hörte er ein Keuchen. Er sah auf. Sein Blick wanderte durch den Raum und blieb an einer völlig aufgelösten Wache hängen. Noch bevor diese ein zweites Mal etwas sagen konnte, durchbohrte ein Schwert seinen Rücken und trat an der Brust aus. Leblos sackte er zusammen. Unter der Leiche breitete sich eine Blutlache aus. „Was soll das?“, fragte der Schwarzhaarige Mann. Die vermummte Gestalt sah auf, riss das Schwert aus dem Körper des Soldaten und wischte es gelassen mit einem weißen Stofftuch ab, bis es wieder völlig makellos war. „Du solltest deinen Leuten genauere Angaben machen, wen sie unverzüglich durchlassen sollen und wen nicht“, erwiderte der Fremde. Seine Augen schimmerten leicht rötlich. Eine gefährliche Aura breitete sich um ihn herum aus. „Ich bin vorsichtig.“ Die bernsteinfarbenen Augen verzogen sich zu Schlitzen. „Was verschafft mir die Ehre deines Besuches, alter Freund“. Die Belustigung konnte man sofort heraushören. Der Fremde nahm die Kapuze ab, die bis dahin sein Gesicht im Dunkeln gelassen hatte. Feine Gesichtszüge, umhüllt von Dunkelheit, kamen zum Vorschein. „Du solltest dankbar sein, ich habe Informationen für dich.“ Nun lehnte sich Orochimaru interessiert nach vorn. „Was für eine Gegenleistung willst du? Ich weiß nicht mal, was du mir erzählst. Was ist, wenn du mir einfach Lügen auftischst?“ „Du solltest uns gut genug kennen um zu wissen, dass wir uns nur wegen wichtigen Dingen mit dir in Verbindung setzen.“ „Was erwartet ihr?“ „Nichts.“ „Nichts?“ Zweifelnd hob Orochimaru eine Augenbraue. „Oh glaub mir, Vorteile werden für uns immer entstehen.“ „Was sind das für Informationen?“ „Es geht um die Tochter des Fürsten.“ Orochimaru setzte sich augenblicklich aufrechter hin. „Erzähl mir mehr.“ „Dieser Samurai und sie...“ Doch an dieser Stelle unterbrach ihn der Berater des Fürsten: „Neji Hyuga?“ Der Fremde sah ihn fragend an. „Neji ja, aber ein Hyuga? Das ist unmöglich.“ „Nein, ist es nicht.“ Orochimaru machte eine Pause. Wohlweißlich um seine nächsten Worte voll auszukosten. „Er ist Hizashis Sohn.“ Die Augen des Fremden nahmen für einen winzigen Moment Überraschung an. Doch dann wurden sie neutral, als ob ihn das alles nichts anginge. „Das wirft ein völlig neues Licht auf die Dinge.“ „Was weißt du?“, unterbrach ihn Orochimaru. „Nun, der junge Samurai ist weiter gegangen als alle vor ihm.“ Einen Moment herrschte Stille. „So dumm. Er hätte alles haben können und wirft es weg für einen Kuss.“ „Das ist interessant. Ich wusste, dass eine Verbindung besteht, aber nicht, dass es da eine Affäre gibt.“ In Gedanken versunken nippte er an seinem Sake. „Er wird lernen, was es heißt, diese Sünde zu begehen.“ „Tötest du ihn?“ „Dafür ist es zu früh.“ Er blickte seinem Gegenüber in die noch immer rot glänzenden Augen. „Was bezweckst du damit, Uchiha Itachi?“ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Die Nacht war wunderbar warm gewesen. Kein bisschen hatte er gefroren. Allerdings hatte das wohl einen anderen Grund gehabt. Was zum Teufel hatte er sich dabei gedacht? Er hatte sie einfach - und sein Magen drehte sich bei diesem Gedanken um -, er hatte sie einfach geküsst. Wollte sie das überhaupt? Was, wenn sie jemand gesehen hatte? Doch er bekam keine Antwort. Und im Moment war ihm das gleichgültig. Immer noch konnte er ihre weichen Lippen auf seinen spüren... Wie lange sie noch auf dem See gewesen waren, wusste er nicht. Er konnte nur feststellen, dass es schon langsam heller wurde. Leichtes Rosa mischte sich in die Morgendämmerung. Doch nach wie vor war die Schwärze der Nacht nicht vom Himmel verschwunden. Neji strich sich die Haare aus der Stirn und fragte sich abermals, warum er das getan hatte. Würde Tenten je wieder mit ihm reden? Sie hatten kein Wort mehr miteinander gesprochen. Es war, als wenn beide in völlig verschiedenen Welten lebten. Sie beide hatten neben sich gestanden. Aber in diesem einen Moment war er sich sicher in der gleichen Welt wie sie zu sein, dann aber waren sie einander wieder weiter entfernt, als sie es je gewesen waren. Wie sehr beherrschte sie ihn schon? Seit wann war es anders zwischen ihnen geworden? Und wieder konnte er sich all die Fragen nicht beantworten. Die Prinzessin war ein einziges Rätsel. Mal wirkte sie stark und dann hatte sie schwache Momente in denen, er gestand es sich endlich ein, er sie beschützen wollte. Ihre Seele von der Grausamkeit abschirmen, die im ganzen Reich herrschte. Sie war so naiv. Was nützte es ihrem Volk, wenn sie an sich zweifelte? Wenn sie sich selbst aufgab, wären die Menschen verloren. Irgendwann würden andere Zeiten anbrechen. Zeiten in denen ihr Wort Gesetz sein würde. Doch bis dahin war es noch weit. Ja, irgendwann... Neji erreichte den Waldrand. Hinata, Lee und Naruto mussten schon längst schlafen, aber sie waren es ja gewohnt, dass er nachts noch durch die Gegend streifte. Früh wurde er nie zurück erwartet. Im Gegenteil, sie waren eher verblüfft, wenn er einmal vor dem Essen zurückkehrte. Meist hatten ihm seine Mitbewohner seine Mahlzeit aufgehoben. Immer konnte er sich auf sie verlassen, doch seinen Weg musste er alleine gehen. Niemand konnte ihm helfen. Der junge Samurai schritt durch das Gehölz. Jeden Abend ging er hier entlang, doch es war das erste Mal, dass der Pfad vom Vollmond beleuchtet wurde. Es war so ruhig. Fast unnatürlich. Das Laub knisterte unter seinen Füßen, als er seinen Weg fortsetzte. Bald würde es Herbst werden. Wie die Zeit verging. Eben noch war er ein Dieb gewesen und jetzt war er ein junger Krieger, ein Samurai. Sollte das die Erfüllung all seiner Wünsche sein? So einfach konnte es nicht sein. Er glaubte nicht daran. Es war, wie Tenten gesagt hatte. Er fürchtete die Zukunft. Ruhelos war er. Neji hatte sich nie Furcht eingestanden, doch jetzt war es anders. Es waren nicht die Dinge, die schon geschehen waren; es waren die Dinge, die geschehen würden. In seinem Inneren machte sich eine dunkle Vorahnung breit. Etwas würde passieren. Das Land war längst nicht so ruhig, wie ihm das idyllische Konoha - Gakure vor machen wollte. Nach wie vor herrschte Krieg. Die Rebellen wurden immer zahlreicher und das Volk litt. Eine Tatsache, die er fast vergessen hatte. Neji hatte gelebt, zum ersten Mal. Er hatte Freunde gefunden und Tenten. Und seinen Traum. Nie hatte er wirklich daran geglaubt und trotzdem war es Realität geworden. Es war nicht verwunderlich, dass er es vergessen hatte. Für ihn gab es kein schöneres Leben, auch wenn es manchmal hart gewesen war bei Kakashi. Doch auch seinen Lehrer hatte er zu schätzen gelernt. Neji sah in den Himmel hinauf. Wie viele Kriege waren schon ausgefochten worden? Wie viele Unschuldige waren gestorben? Wie viel Leid hatte es gegeben? War es nun seine Aufgabe wieder Ordnung in die Dinge zu bringen? Er wusste es nicht. Ein Schatten huschte durch die Bäume. Doch Neji beachtete ihn nicht. Ein Fehler, wie sich später herausstellen sollte. Völlig in Gedanken versunken, nahm er die Bewegung nicht wahr. „Nun junger Samurai, was macht Ihr noch so spät im Wald?“ Eine eiskalte Stimme mit spöttischem Unterton durchbrach die Stille. Ganz langsam drehte Neji sich um. Hinter ihm stand Dosu. Ein paar Soldaten um sich gescharrt. Zu spät bemerkte er, dass sie ihn eingekreist hatten. Dosu erwartete keine Antwort. „Eine einzige Bewegung und ich lasse schießen“, flüsterte er. Aus dem Unterholz erhoben sich Bogenschützen. Für einen Moment dachte Neji an den Dolch, der in seinem Gürtel steckte. Doch er verwarf den Gedanken sofort. Er wusste noch all zu gut, wie es das letzte Mal ausgegangen war. Warum hatte er Ryujin zu Hause gelassen? Es war zum Verzweifeln. Wo er sich endlich wehren konnte, fehlte ihm die Waffe. „Was willst du von mir, Dosu?“ Seine Stimme klang hasserfüllt. Mit einem tödlichen Blick durchbohrte er den General. „Du wirst eine nette, kleine Unterhaltung führen“, genüsslich leckte er sich über die Unterlippe, „über die Tatsache wie wir mit Sünden umgehen.“ Neji wurde blass. Nein. Das konnten sie nicht wissen. Woher sollten sie auch? Sie waren doch allein gewesen. „Diesmal wird dir niemand helfen. Du bist unbewaffnet. Sieh es ein. Wenn du nicht sterben willst, wirst du dich fügen.“ Die schmalen Augen zogen sich belustigend zusammen. „Was würde die Prinzessin sagen, wenn sie deinen Leichnam sieht?“, grinste er. Neji war sich sicher noch nie einen Menschen so sehr gehasst zu haben wie Dosu in diesem Moment. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Der Schwarzhaarige hörte das geschäftige Arbeiten verschiedener Soldaten. Immer noch konnte er nicht glauben, dass er sich einfach so ergeben hatte. Aus Angst, was Tenten womöglich noch passieren konnte. Damit er sie wenigstens einmal so beschützte, wie sie es bei ihm getan hatte? Immerhin wusste er, dass er sich in einem Keller befand. Der fensterlose Raum strahlte eine dunkle Aura aus. Die von Schatten umspielten Wände schienen feucht und schon ziemlich alt zu sein. An den Ecken schimmerten die Fäden von Spinnweben. Doch all das erfassten seine Augen nicht. Er war sich allerdings sicher, dass das nicht der Kerker war, in dem er gewesen war. Im Vergleich hierzu hatten sie ihn einfach nur eingesperrt. In seiner Zelle war ein Fenster gewesen... Ein geheimes Schlupfloch also. Durch die Augenbinde sah er zwar nichts, doch alle anderen Sinne waren geschärft und auf seine gesamte Umgebung ausgerichtet. Wieder hatten sie ihn gefesselt. Offensichtlich konnte die Tatsache, dass er ausgeliefert war, ihnen die Angst vor ihm doch nicht nehmen. Grimmige Genugtuung durchflutete ihn. Hatte er also doch eine atemberaubende Vorführung hingelegt. Die Soldaten hatten jedes Schwert oder waffenähnliche Gegenstände aus seiner Reichweite gebracht. Neji wusste nicht, wie viel Zeit schon vergangen war. Nie hörte er jemanden reden. Dann vernahm er das Rascheln von Eisenketten. Das kalte Metall schloss sich um seine Handgelenke. Er wurde aufrecht gezogen. Die Ketten waren in der Decke eingelassen. Beide Hände in der Gewalt des Eisens. So kalt. Höhnisches Gelächter dröhnte aus der anderen Ecke des Raumes. Neji war völlig blind, doch die Stimme erkannte er trotzdem. Diesen Spott hatte er schon mal gehört. „Du hast wirklich Pech“, meinte Kabuto. „Es kommt immer auf die Sicht an, aus der man es betrachtet“, erwiderte Neji kühl. Der junge Samurai wollte ihm nicht auch noch die Genugtuung geben zu zeigen, dass er die Situation nicht unter Kontrolle hatte. „Du weißt zu allem eine Antwort, nicht wahr?“ „Und du stellst mir doch bloß diese Fragen, um dich nicht für irgendetwas rechtfertigen zu müssen.“ „Ich wüsste nicht, was es da zu rechtfertigen gäbe.“ Ein teuflisches Lächeln schlich sich auf seine Züge. Dann löste er Nejis Augenbinde. Für einen Moment blinzelte der junge Samurai, bevor er sich ans Licht gewöhnte. Er sah sich im Raum um und erkannte einen hohen unterirdischen Keller, der von Fackeln beleuchtet war. Sein Blick fiel auf die Ketten, die ihn fesselten. Die ineinander befestigten Eisenringe bildeten ein unüberwindbares Hindernis. Flucht war ausgeschlossen. „Was soll das Ganze hier?“ Seine Stimme hatte einen herablassenden Unterton, doch trotz allem war er sich seiner Furcht bewusst. Neji war Kabuto völlig ausgeliefert. „Dosu hat mit dir geredet oder? Du solltest wissen, dass wir jemanden nicht ungestraft lassen, der die Prinzessin anfasst?“ Neji schwieg. Er hatte es doch eigentlich immer gewusst. Es war also doch Sünde gewesen ... und die würde nicht ungesühnt bleiben. Es ist verboten sie anzusehen, es ist Sünde ihr auch nur das kleinste bisschen Begehren entgegen zu bringen. Solltest du es tun, dann ist dein Schicksal besiegelt... „Warum dann nicht schon beim Tanzen?“ Kabuto horchte auf. Das silberne Haar leicht zurückgeworfen. „Ein berechtigter Einwand. Weißt du, ihr wart mitten im Getümmel, wie sollte man eingreifen ohne ein Massaker zu veranstalten? Mao-Chéng hätte es bestimmt nicht gutgeheißen, wenn seiner Tochter etwas passiert wäre.“ Kabuto schmunzelte. „Außerdem ist es doch sowieso viel schöner, wenn wir euch glauben lassen irgendeine Chance zu haben.“ Was sollte das denn heißen? Er wusste ja, dass es mehr als eine Person geben musste, die sich gegen ihn verschworen hatte. Endlich wurden die einzelnen Zusammenhänge klar. Das Puzzle fügte sich zusammen: Dies war ein Komplott. Von Anfang an geplant und er hatte es nur nicht sehen wollen, weil er so sehr gehofft hatte, ein einziges Mal glücklich zu sein. „Wer ist dein Auftraggeber?“ Kabutos Augenbraue zuckte belustigt. „Du bist ja so … naiv, glaubst du wirklich das würde ich dir verraten?“ Neji biss sich auf die Lippe. Er hasste Gefangenschaft. Dies alles war nur wieder ein weiterer Käfig gewesen. Eine Illusion, die so verführerisch war, dass er ohne zu hinterfragen einfach daran geglaubt hatte. So sehr hatte er sich gewünscht nicht alleine zu sein. Naruto und Lee waren zwar nervig, aber sie hatten ihm geholfen, waren seine Freunde geworden. Hinata war wie eine Schwester für ihn und Tenten... Darüber wollte er nicht nachdenken. „Du kennst ihn gut“, flüsterte Kabuto, „und dann ist er dir wieder so fremd, als hättest du ihn noch nie gesehen.“ „Dann sag mir, was er mit mir vorhat!“, fauchte er. „Was hab ich getan, dass er mich einsperrt wie einen Hund? Was hab ich getan, dass er mir alles genommen hat: Meine Heimat, meine Freiheit und...“, er stockte, doch Kabuto grinste nur. Die nächsten Worte kamen so süßlich über seine Lippen, dass Neji dachte daran zu ersticken. „Eine einzige Sünde. Eine einzige Sünde wird dir zum Verhängnis werden. Du tätest besser daran der Prinzessin nie begegnet zu sein.“ Mit vor Wut blitzenden Augen starrte er seinen Peiniger an. Gleichzeitig aber strahlten seine Augen Verzweiflung aus. Dafür wollten sie ihn bestrafen? Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Wie kam er bloß immer in diese Situationen? Am liebsten hätte er laut gelacht. Über seine eigene Dummheit. Warum hatte er noch mal überlebt? Genau, weil er niemandem getraut hatte und nur auf sich selbst aufpassen musste. Doch diese Zeiten waren Vergangenheit. Er war nicht mehr der Dieb, der er einst war. Er war ein Krieger, dem es nicht möglich war sich zu wehren. Neji schwor sich nie wieder ohne Waffe aus dem Haus zu gehen. „Na, hast du dich mit dem Ende abgefunden?“, raunte ihm Kabuto zu. „Wir sind hier ganz allein, niemand wird dich hören.“ Und er hatte recht, Kabutos Untergebenen, die er eben noch wahrgenommen hatte, waren verschwunden. Sie waren allein... „Was hast du vor?“ „Du bist nicht in der Position hier Fragen zu stellen, Samurai“, fügte er spöttisch hinzu. Dann zückte er ein Messer. Gefährlich nah kam Kabuto mit dem scharfen Metall an Nejis Gesicht heran. Doch der Schwarzhaarige zuckte nicht mal mit der Wimper. Eines hatte er beschlossen: Er würde seinen Stolz nicht verlieren oder Kabuto die Freude machen ihn leiden zu sehen. Unbeweglich starrte Neji dem Grauhaarigen in die Augen. Allerdings erwiderte dieser den Blick ebenso gekonnt wie der Achtzehnjährige. Ein gehässiges Lächeln schlich sich auf seine Züge. „Du wirst sehen, du wirst nicht mehr so aufsässig sein, wenn ich mit dir fertig bin.“ Dann schnippte er mit seinem Finger und sofort kam ein jüngerer Soldat. Er kam Neji merkwürdig bekannt vor. Den hatte er doch schon mal gesehen. „Nimm unserem Gast doch sein Hemd ab, es ist so warm hier, Zaku.“ Mit diesen Worten warf er seinem Untergebenen das Messer zu. Zaku. Das war doch der, der Naruto so heruntergemacht hatte und ihnen ihre Zimmer gezeigt hatte. Er gehörte also auch dazu. Langsam verstand er diese Rangordnung. An oberster Spitze stand der Mysteriöse Auftraggeber, darunter kam Kabuto, der wiederum so viel Macht hatte, dass Dosu ihm gehorchte. Zaku gehörte irgendwo in die Sparte unter Kabuto und Dosu. Aber waren das alle? Wie viele Untergebene hatte sein Feind? Wie viele hatten sich gegen ihn verschworen? Zaku sah Neji nicht an. Wortlos kam er mit dem Messer näher und blieb hinter ihm stehen. Der Schwarzhaarige sah sich auf der Stelle nach seinem neuen Gegner um. Mit einem konnte er es aufnehmen, doch in dieser Lage... In Ketten und fast unbeweglich. Es war kein Wunder, da nervös zu werden. Herr Gott er war doch auch nur ein Mensch. Sein Kopf zuckte in Richtung Zaku, der das Messer an seinen Rücken legte. Dieser jedoch hob nur das von Hinata so mühsam genähte Hemd hoch und schlitze es von oben bis unten auf. Der Stoff fiel zu Boden und Neji stand mit nacktem Oberkörper in dem kalten Kerker. Sofort fröstelte es ihn. Die Kälte schlich sich in seine Glieder und ein kalter Schauer rann seinen Rücken herunter. „Du hast trainiert, wie ich sehe“, meinte Kabuto. Sein Blick hatte sich auf Nejis mittlerweile antrainierte Muskeln geheftet. „Oder ist man automatisch kräftig, wenn man andere Leute bestiehlt?“ Nejis Augen verengten sich zu Schlitzen. Er war nicht stolz auf seine Vergangenheit. Gleichzeitig war ihm klar, dass Kabuto ihn provozieren wollte. Die unterschiedlichen Emotionen kämpften um die Oberhand, doch noch war kein Ergebnis abzusehen. Nejis Gesicht glich einer Maske. Keine Reaktion auf Kabuto und doch... in seinem Inneren brodelte es. Wer war dieser Mann, dass er über andere urteilen konnte? Doch bevor es zu einem Ausbruch kommen konnte, wandte sich Kabuto schon wieder um. War es das was er erreichen wollte? Ihn bis aufs Blut zu reizen und ihm zeigen, dass er doch unterlegen war? Nein... Kabuto hatte etwas anderes vor. Es war seine Seele, die er zermürben wollte. „Bring mir bitte das Werkzeug, das ich benötige“, sagte er. Zaku begann zu schmunzeln und nickte dann. Ohne ein Wort verschwand er in einem anderen Gang. „In der Zwischenzeit“, er wandte sich Neji zu, „werden wir uns unterhalten.“ „Willst du mir erklären, warum du mich hier festhältst?“ „Glaubst du wirklich man würde es ungesühnt lassen, dass ein dahergelaufener Dieb, eine Chance erhält, anstatt sofort zu Tode verurteilt zu werden, nachdem er grundlos Soldaten angegriffen hat? Nachdem er die Prinzessin geküsst hat?“ „Der Fürst selbst hat mir die Chance gegeben und ich habe sie genutzt.“ Kabuto blickt amüsiert in Nejis weiße Augen. Doch dieser hielt dem Blick stand. „Warum hat er das wohl getan? Überleg doch mal. Die Prinzessin war nicht die einzige, die mit ihm geredet hat. Es gab noch eine zweite Person...“ In Nejis Gehirn rastete etwas ein. Ein weiterer Teil, der sich in das ganze Bild fügte. „Hast du es begriffen?“, flüsterte Kabuto. Doch Neji kam um die Antwort herum. Die Tür schwang auf und Zaku betrat abermals den Raum. „Kabuto-sama? Hier.” Zaku reichte Kabuto einen Gegenstand. Der Schwarzhaarige konnte jedoch nichts erkennen. Die beiden Männer verdeckten die Sicht. Kabuto gab seinem Untergebenen einen Wink und jetzt konnte Neji den Gegenstand erkennen. Ein Lächeln ziert Kabutos Gesicht. Er hielt eine Peitsche in der Hand. „Du bist entlassen“, zischte er und Zaku verschwand so schnell wie er gekommen war. „Mit dem werd ich alleine fertig“, setzte er hinzu, als die Tür ins Schloss fiel. „Nun, Samurai“, sagte er spöttisch, „jetzt wirst du lernen, was wahre Schmerzen sind.“ Kaum merklich wurde Neji bleich. Er würde ihn foltern. „Wir haben die ganze Nacht. Wie lange hältst du es aus, ohne zu zerbrechen?“ „Du wirst mich nicht brechen“, erwiderte Neji heftig. Von Kabuto ließ er sich nicht fertig machen. Seinen Stolz konnten sie ihm nicht nehmen. „Das“, er schmunzelte, „werden wir sehen. Wir haben viel Zeit.“ „Hast du es mir nicht verziehen, dass ich dich besiegt habe? Eifersüchtig?“ Die Provokation hing in der Luft. Stille. Kabutos Gesichtsausdruck verformte sich zu einer hässlichen Grimasse: „Ist dir dein Ruhm zu Kopf gestiegen? Du weißt gar nichts über das richtige Leben. Mal sehen wie es ist, wenn wir fertig sind. Genug geredet fangen wir an.“ „Ein Blick...“, er leckte sich über die Lippen. Und dann schlug er zu. Die Peitsche knallte auf Nejis entblößten Rücken. Der Schwarzhaarige fühlte sich, als wenn ihm die Haut von den Knochen getrennt wurde. Vor Nejis Geist huschte das Bild von Tenten vorbei. Ein Blick, der alles verändert hatte... Er gab keinen Ton von sich. „Ein Tanz...“ Ein zweites Mal wurde Neji’s Rücken von flammendem Schmerz erschüttert. Wieder verzog er keine Miene. All seine Gefühle versteckte er hinter einer Maske aus Eis. Und dennoch. Sein Rücken fühlte sich gespalten an. Neji verdrängte alle Gedanken. Er fühlte das warme Gefühl, das der Tanz in ihm ausgelöst hatte... und dann konnte er nicht mehr klar denken, denn da war nur Schmerz. So viel Schmerz, dass er es fast nicht ertrug. Das alles sollte aufhören! Doch Kabuto hielt nicht inne, immer wieder prallte die Waffe auf seinen blutigen Rücken. Und mit jedem Mal wurden die Schläge stärker. Neji hing in den Ketten. Sein Wille war jedoch nach wie vor ungebrochen. Doch... Wie lange würde er dieses Leid ertragen, wenn es ihn jetzt schon verzweifeln ließ? „Fühlst du schon die süße Schwere? Fühlst du, wie der Tod seine kalten Finger nach dir ausstreckt? Sehnst du dich nach der Erlösung? Nach dem Nichts, an dem du vergessen kannst? Egal, welche Sünde du auch begangen hast?“ Doch der junge Samurai antworte nicht. War sein Widerstand schon verloschen? Neji gab nicht einen Laut von sich. Das Gefühl seines geschunden Körpers umhüllte ihn in jeder Sekunde und er konnte den metallischen Geruch seines eigenen Blutes riechen. Aber es war nicht vorbei. Tenten... Dieser Gedanke gab ihm Kraft, obwohl genau diese Frau Auslöser für seine Situtation war. Er sah sie vor sich. In der Nacht, als er ankam, am See, im Abendkleid... Neji sah ihr Lächeln vor sich, die braunen Augen, die sich in seine bohrten und in ihm ein bisher nie gekanntes Gefühl auslösten. Tenten wie sie ihn überredete mit ihm auf den See zu fahren. Das Gefühl, als er sie geküsst hatte... Die ungewöhnlich weißen Augen blitzten auf und bohrten sich in die seines Peinigers. Dieser schaute ihn nur belustigt an. „Nein? Dann lass es uns zu Ende bringen.“ „Eine Begierde...“, führte er sein Mantra fort. Im gleichen Augenblick, stahl sich ein schmerzverzerrter Ausdruck auf Nejis Gesicht. Die eiserne Mauer, die er um seinen Geist aufgebaut hatte, bekam Risse und der Schmerz schlich sich so spielend leicht in die Schwachstellen, dass Neji glaubte nicht mehr atmen zu können. War dies wahres Leiden? Er versuchte seine Gedanken zu ordnen, aber nichts war mehr klar in seinem Kopf. Die Bilder seiner Erinnerung verschwammen vor seinem inneren Auge. Kabuto schlug weiter auf seinen Rücken ein. Und mit jedem Schlag zerbrach ein Teil der Mauer. Fast unbemerkt tropfte das Blut auf den Boden. Ganz langsam schien die schwere Flüssigkeit auf dem steinernen Grund aufzukommen. Tropfen für Tropfen fiel auf den Boden. Der Schmerz nahm noch ungeahntere Formen an. Dies war schlimmer, als alles was er bis jetzt erlebt hatte. Nicht zu vergleichen mit der Wunde, die Dosu seinem Bein zugefügt hatte. Nicht zu vergleichen mit den täglichen Blessuren vom Training. War es Sünde gewesen? „Ein Kuss...“ Und diesmal ging Neji in die Knie. Tief in ihm war etwas zerbrochen. So sehr er sich auch wehrte nicht nachzugeben. Das konnte er nicht verleugnen. Er hatte von Anfang an gewusst, dass es falsch war. Es gab da etwas, was Tenten ihm bedeutete, er hatte wenigstens einen Funken Hoffnung gehabt. Eine Illusion, die ihm ein einziges Mal das Gefühl von Glück vermittelt hatte, eine Zuneigung, die er bis dahin nicht gekannt hatte. Der Moment hatte ihn mitgerissen. Und Tentens Umriss verschwamm, die Erinnerung löste sich in Rauch auf. Die Peitsche zerriss seine Gedankengänge und abermals flammte der Schmerz stärker auf, viel stärker... Sünde... Noch bevor der Morgen dämmerte war er sich eines bewusst geworden: Sie könnten niemals zusammen sein. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Ihre eigene Körperwärme hüllte sie ein wie ein wärmender Mantel. Die Decke war weich und sie fühlte sich so zufrieden wie lange nicht mehr. Da war auf einmal so viel Glück, dass sie glaubte, es müsste jemandem auffallen, wenn sie mit einer so fröhlichen Miene durch den Palast ging. Tenten schlug die Decke zurück. Ihre Haare waren leicht zerzaust, doch trotzdem strahlte sie eine so ungeheure Fröhlichkeit aus. Ihr Spiegelbild lächelte ihr zu und die Sonne schien in den hellen Raum. Die Prinzessin streckte sich und im gleichen Moment trat Ino ein. „Gut geschlafen, Tenten – Hime?“ Ohne Antwort abzuwarten ging die Blondine gleich zu Tentens riesigen Kleiderschrank, der eigentlich eher einem Ankleidezimmer glich. „Danke, sehr gut Ino.“ Sie lächelte. „Lass uns das schnell hinter uns bringen, dann habe ich mehr Zeit.“ Verblüfft starrte die Dienerin die Prinzessin an. „Seit wann zeigt Ihr denn so viel Elan, wenn ich fragen darf?“ „Ich bin einfach nur gut gelaunt.“ „Das hört man gern“, lachte Ino. Wenig später, hatte Tenten ein dunkelbraunes Herbstkleid angelegt, welches verschiedene rote Akzente setzte. Ausnahmsweise, hatte Ino sich breitschlagen lassen und Tenten das fünfte Kleid anbehalten lassen. Nun saß die Braunhaarige auf einem Stuhl, während die Blondine ihr durch das seidige Haar kämmte. Das war die einzige Annehmlichkeit, die Tenten wirklich mochte. Bei dieser Tätigkeit musste sie nichts tun und zugleich war es sehr entspannend. Die Bürste glitt durch ihre Haare und Tenten schloss die Augen. Ino steckte ihre Haare in der üblichen Frisur hoch. „Ich bin fertig, wir können gehen, Tenten – Hime“, sagte Ino. Tenten öffnete ein Auge. Noch einmal streckte sie sich und erhob sich schließlich. „Na gut, lass uns gehen.“ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Als Hinata erwachte, waren Naruto und Lee schon längst munter. Von draußen konnte sie eine heftige Diskussion der beiden vernehmen. Worum es da wohl wieder ging? Ihre beiden Mitbewohner brachten es fertig über jede Kleinigkeit zu diskutieren. Die Schwarzhaarige hatte nicht einmal gewusst, dass man gewisse Vorzüge einer Blume, wenn man sie auf die Kleidung legte überhaupt diskutieren konnte. Lee hielt an der Meinung fest, dass seine Hemden einen ganz anderen Duft ausstrahlten und er selbst sich viel frischer fühlte, seitdem er mit Kirschblütenduft herum lief. Naruto schwor allerdings auf Yasmin. Wie die beiden sich kurz darauf über Mistgabeln unterhalten konnten, war ihr ebenfalls schleierhaft. Die Schwarzhaarige schlug die Decke weg und stand auf. Auf ihrem Weg zum Bad gähnte sie herzhaft. Kurze Zeit später hatte sie sich gewaschen und machte nun Frühstück. Hinata wischte sich den Schweiß von der Stirn. Alltag. Aber was würde sie mittlerweile ohne ihn machen? Sie hatte sich schon so sehr an ihr neues Leben gewöhnt, dass sie kaum mehr wusste wie sie ihren alten Tagesablauf in den Griff bekommen hatte. Dieses Leben hatte aber auch seinen Preis gekostet: Sie hatten ihr Zuhause verloren und waren in Situationen geraten, die sie eigentlich nie erleben wollten. Hinata stellte die Becher ordentlich an ihren Platz und machte sich auf den Weg ihren Cousin zu wecken, der, wie sie vermutete, spät in der Nacht zurückgekommen sein musste. Bei diesem Gedanken schmunzelte sie. Neji war eigentlich kein Typ, der sich mit Mädchen traf. Besonders nicht, wenn dies irgendein Risiko beherbergte. Schon komisch, wie das Leben doch manchmal spielte. Sie klopfte an. Stille. Es rührte sich nichts. Hatte er verschlafen? Neji war doch sonst so ein Frühaufsteher. Hinata klopfte noch mal, diesmal allerdings erheblich lauter. Langsam machte sich Panik bei ihr breit. “Neji?“, fragte sie unsicher. Doch sie bekam keine Antwort. Das Mädchen drückte die Klinke herunter. Ganz langsam öffnete sich die Tür. Doch da war nichts. Der Raum war leer. Der Wind wehte die Vorhänge umher. Das Bett war unberührt und sah noch genauso aus, wie sie es zuletzt gesehen hatte. Von Neji fehlte jede Spur. Er war gar nicht nach Hause gekommen. Sofort machte sich die Sorge um ihren Cousin in ihr breit. Was wenn ihm etwas passiert war? Die Ungewissheit schnürte ihr fast die Kehle zu, als sie sich mögliche Szenarien ausmalte. Hinata drehte sich auf der Stelle um und eilte in den Stall. Das Frühstück blieb vergessen auf dem Tisch stehen. „Und ich sage dir, dieses Wundermittel heilt selbst die größten Verletzungen, von Verspannungen ganz zu schweigen.“ „Woher willst du das wissen, hast du es ausprobiert?“, antwortete Naruto heftig. „Mein Sensei hat es selbst ausprobiert.“ „Ha, glaubst du etwa, dass ich das ausprobiere, nur weil Gai sagt, dass es angeblich wirkt?“ „Es wirkt“, hielt der empörte Lee stand. „Ach, du kannst mir viel erzählen, ich habe all diesen Hokuspokus schon ausprobiert und das einzige was es mir bringt, sind Allergien gegen diverse Pflanzen. Glaub mir - den Ausschlag willst du nicht sehen.“ Lee holte tief Luft, um diese abstruse Behauptung schon im Ansatz zu widerlegen, kam allerdings nicht mehr dazu. Eine völlig aufgelöste Hinata unterbrach die hitzige Diskussion. Schon auf der Treppe hörten Naruto und Lee ihre Rufe. „Naruto! Lee! Verdammt noch mal wo steckt ihr?“, rief sie verzweifelt. Die beiden Streithähne hielten inne. Da stimmte doch was nicht. „Hinata – chan, was ist denn los?“ Narutos Stimme klang besorgt. Keuchend kam Hinata vor beiden zum Stehen. „I... Ihr... ihr müsst mir helfen. Neji ist nicht da, er müsste doch schon längst zurück sein. Ich hab keine Ahnung wo er steckt.“ „Noch mal langsam“, unterbrach Lee, „Neji ist nicht da und du machst dir Sorgen? Ich würde mich nicht wundern, dass er so lange wegbleibt. Wer hat schon eine Verabredung mit der Tochter des Fürsten?“ „Darum geht es nicht. Er ist einfach nicht der Typ, der lange wegbleibt. Ihr müsst mir helfen. Wir müssen ihn suchen.“ „Nun beruhig dich doch, Hinata“, versuchte Naruto sie zu bremsen. „Pass auf, als erstes gehst du zu seinem Trainingsplatz, frag doch Kakashi und wenn er es nicht weiß, kannst du ja die Prinzessin fragen. Du musst doch sowieso zu Tenten, sie wird es ja wohl wissen.“ Abwesend nickte die Schwarzhaarige. „Ich mach mich sofort auf den Weg, wartet hier auf mich, falls er zurück kommt.“ Und schon war sie weg. Zurück blieben nur Naruto und Lee, die so aussahen wie bestellt und nicht abgeholt. Hinata lief so schnell sie konnte die Straßen entlang. Was, wenn jemand ihrem Cousin etwas angetan hatte? Außer ihm hatte sie niemanden mehr. Hiashi, ihr Vater und Nejis Onkel, war vor ein paar Jahren gestorben. Das Geheimnis, ob noch weitere lebende Verwandten von beiden existierten, hatte er mit allerdings mit ins Grab genommen. Nach kurzer Zeit kam sie bei Kakashi an, doch der Meister beteuerte, seinen Schüler den ganzen Tag noch nicht gesehen zu haben. Blieb nur noch der Palast. Hinata wusste, wo die Gemächer Tentens waren. Immerhin musste sie der Prinzessin ziemlich häufig ihre Entwürfe zeigen. Den Rest kannte sie allerdings kaum. Es wurde Mittag und Hinata holte langsam die Erschöpfung ein. Schwer atmend hielt sie vor dem Palast inne. Das Gebäude türmte sich vor ihr auf wie ein gewaltiges Labyrinth. Aber welcher Weg war der Richtige? Was konnte man tun, wenn der Pfad, auf dem man ging, im Dunkeln verschwand? ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Durch den Schmerz konnte er sich kaum rühren. Mit all seiner verbliebenen Kraft schleppte sich Neji zurück zum Stall. Kabuto und seine Helfer hatten ihn an einen verborgenen Eingang des Kerkers zurück gelassen. Wenn er die Situation richtig gedeutet hatte, durfte der Fürst von all dem nichts erfahren. Aber warum sollte er sich auch bei Mao – Chéng beschweren? Er würde einen Teufel tun! Dann müsste er zugeben, dass er seine Tochter geküsst hatte. Mao – Chéng war zwar ein mächtiger Mann, besaß allerdings auch die natürlichen Eigenschaften eines Vaters, der sich um sein Kind sorgte. Eine Welle des Schmerzes durchlief ihn. Sein Rücken war an den Stellen, an denen Kabuto auf die Haut eingeschlagen hatte, unmerklich zerfleischt. Neji konnte sich kaum rühren und nur dank der Meditation, die er zeitweilig eingesetzt hatte, gelang es ihm die Schmerzen für einen Moment zu vergessen. Er stemmte sich auf, nachdem er zum wiederholten Mal zusammengesackt war. Mit den Beinen kniete er im feuchten Laub, doch sein Oberkörper war aufgerichtet. Die langen schwarzen Haare waren strähnig und der Schweiß lief von seiner Stirn. Er brauchte dringend medizinische Versorgung... Mit äußerster Konzentration kam er wackelig auf die Beine. Die Bäume wirkten wie dunkle Wächter, die mit ihren knorrigen Ästen jedwelige Flucht verhindern konnten. Er legte den Kopf in den Nacken. Wärme durchflutete ihn, als ein dünner Lichtstrahl sein Gesicht berührte. Es war Tag. Wie lange hatte Kabuto ihn gefoltert? Neji hatte jedes Zeitgefühl verloren. Es mochten gut und gerne ein paar Stunden gewesen sein. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen. Nach einer Weile spielte sich ein Rhythmus ein. Auftreten, Gewicht verlagern, ein weiterer Schritt. Ein paar mal knickte er ein, doch kam relativ schnell wieder auf die Beine. Was war schon körperlicher Schmerz im Vergleich zu dem, was er tun musste? Und ihm blieb keine andere Wahl... Der Bäume standen nun nur noch vereinzelt. Kurze Zeit später stand er am Waldrand und blickte auf die noch schlafende Stadt. Die Sonne ging auf, doch er fühlte sich, als ob all sein Leben in Dunkelheit gestürzt würde. Würde er je wieder glücklich sein? Neji schaute sich nicht mehr um. Er ließ den Wald, seine Qualen und die Sünde hinter sich. Doch loslassen würde es ihn nie mehr... Der Stall tauchte vor ihm auf und der Schwarzhaarige fragte sich innerlich, wie er denn immer noch gleich sein könnte, wenn doch alles in ihm anders war. Das Gebäude hatte immer noch die Atmosphäre eines Zuhauses für ihn. Schwer atmend stieß er die Tür auf. „Wo sollte er denn hin sein? Was denkst du denn von ihm? Etwa, dass...“ Naruto wirkte aufgekratzt und auch Lee sah man seine Angespanntheit an. Mitten im Satz hielt der Blonde inne. Die azurblauen Augen starrten Neji an, der sich krampfhaft aufrecht hielt. „Was ist denn mit dir passiert?“, rief der entgeisterte Lee. „Weißt du eigentlich, dass Hinata auf dem Weg zum Palast ist, um dich zu suchen? Wo warst du verdammt?“ Doch Neji antwortete nicht. Er würde nie jemanden von der Folterung erzählen. „Sag doch was!“ „Sei still“, zischte er. Die Drohung auf bestimmte Fragen lag in der Luft. Die Fragen würden für immer unausgesprochen bleiben. Noch nie hatte Neji solche Kälte ausgestrahlt. Naruto wurde bewusst, dass er Angst hatte. Lee schien es nicht viel besser zu gehen. Wie konnte Neji gestern Abend noch glücklich gewesen sein und nun beinahe, das Wort ließ sein Innerstes verkrampfen, Mordgier ausstrahlen? Was war geschehen? So viele Fragen lagen in seinen Augen. Und so wenig Antworten würde er bekommen. Seine Fragen lösten sich in Rauch auf und der Blonde wagte kaum zu atmen, als Neji trotz offensichtlicher schwer wiegender Verletzungen auf ihn zu kam. „Wenn Hinata wiederkommt, sagt ihr, dass ich noch etwas zu erledigen habe. Ich werde noch vor dem Abendessen zurück sein.“ Ohne Antwort abzuwarten machte er sich in die Wohnung auf. Alles wirkte ausgestorben und spiegelte so perfekt die Leere in Nejis Seele dar, dass es ihm fast ein wenig unheimlich wurde. Doch eigenartiger Weise spendete ihm die Einsamkeit Trost. Er war allein. So viel war sicher. Aber auch kleine Dinge, so wertlos sie ihm auch im ersten Moment vorkamen, hatten ihren Sinn. Von draußen hörte er den Gesang der Vögel und mit einem Blick in die Küche sah er das halbfertige Frühstück auf dem Tisch stehen. Es war längst früher Nachmittag. Anscheinend hatte Hinata in all der Aufregung sogar ihre eigene Mahlzeit vergessen. Was Tenten jetzt wohl tat? Der Gedanke kam so plötzlich, dass er taumelte. Nein. Nein! Seine Hände fuhren zu seinem Kopf, der in Flammen zu stehen schien. Er durfte nicht an sie denken. Nicht in dieser Weise. Nie mehr... Neji schüttelte den Kopf, um einen klaren Gedanken zu fassen. Dann machte er sich in Richtung Bad auf. Er streifte sich das zerrissene Hemd von der Brust und befühlte vorsichtig die tiefen Wunden. Sofort jagte ein höllischer Schmerz seinen Rücken hinunter. Er biss sich auf die Lippe und schmierte dickflüssige Heilsalbe auf die geschundene Haut. Das Blut war glücklicherweise bereits getrocknet, auch wenn die Wunden gelbliche Wundflüssigkeit absonderten. Danach nahm er Mullbinden und Verbände und wickelte sie straff um Rücken und Brust. Mit Hilfe seiner Zähne zog er sie noch einmal straff, bevor er den Verband verknotete. In seinem Zimmer nahm er sich rasch ein neues Hemd und knotete die langen Haare erneut zu einem Zopf zusammen. Sein Blick fiel auf Ryujin, das vergessen in der Ecke stand. Diesmal würde er es vielleicht brauchen, noch einmal würde er nicht in diese Lage kommen. Neji schnallte sich das Schwert um den Gürtel und verließ die Wohnung. Jetzt ging er merklich aufrechter. Der Schmerz pulsierte zwar noch, aber es war auszuhalten. Naruto und Lee ließ er einfach stehen. Er wusste was er zu tun hatte. Was er tun musste ... auch, wenn es ihm seine Seele zerreißen würde... ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Kabuto ging durch die dunklen Geheimgänge. Hier kannte er sich bestens aus. Nicht zum ersten Mal hatte er einen solchen Auftrag entgegengenommen. Als die Sonne aufging, hatte der junge Samurai nur noch wie ein Schatten seiner selbst gewirkt. Gehässig dachte er an den zusammengesunkenen Mann, der mit blutüberströmten Rücken auf dem Boden des Kerkers gekniet hatte. Geschah ihm recht. Was brachte er auch Orochimarus Pläne durcheinander. Obwohl... Wenn er es sich genau überlegte, war er bereits eine Schachfigur in der Intrige der Schlange. Sein Glück, dass er noch lebte. Mal sehen wie es weiterging. Kabuto drückte sachte gegen die Wand und ein verborgener Durchgang öffnete sich. Was würde Tenten tun? Auf ihren nächsten Zug war er mehr als gespannt. Alles war geplant. Er wusste welchen Part er zu übernehmen hatte und das würde ein wirklich amüsanter Teil werden. Kabuto lächelte gehässig. Er freute sich auf ihr Gesicht. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Schlitternd kam Hinata bei den Gemächern der Prinzessin an. Vorsichtig klopfte sie. Ihre Höflichkeit hatte sie trotz der Angst um ihren Cousin nicht ablegen können. Wieder fehlte jedes Lebenszeichen und zum zweiten Mal betrat die Schwarzhaarige einen leeren Raum. Suchend huschten ihre Augen umher, bevor sie sich erneut umdrehte und zurück durch den Gang lief. Unterwegs kamen ihr mehrere Diener entgegen, aber keiner konnte ihr sagen, wo sich Tenten aufhielt. Sie erhielt nur vage Behauptungen, sie vor kurzer Zeit an diesem oder jenem Ort gesehen zu haben. Ihren jetzigen Aufenthaltsort konnte ihr allerdings niemand verraten. „Beeilung Prinzessin, sie wollen doch nicht zu ihrer Geschichtsstunde bei Sarutobi – Sensei zu spät kommen.“ „Aber wenn wir so hetzen, kann ich mich gleich nicht konzentrieren“, entgegnete Tenten. Die beiden Frauen eilten den Gang entlang und endlich schien Hinata das Glück hold zu sein. Sie hatte sie gefunden. „Tenten- Hime!“ Außer Atem kam sie vor der Prinzessin zum Stehen. „Hinata? Was machst du denn hier?“ Erschöpft holte die Schwarzhaarige Luft. „Neji! Wisst ihr wo er ist? Er ist nicht nach Hause gekommen und ich habe schon überall nach ihm gesucht. Niemand weiß, wo er ist. Bitte, Ihr müsst doch wissen, wo er ist“, kam es flehentlich über ihre Lippen. „Der Samurai? Warum solltet Ihr wissen, wo er ist?“, mischte Ino sich ins Gespräch ein. Doch Tenten antwortete nicht. Sie und Hinata tauschten einen Blick aus. „Er müsste längst wieder zu Hause sein, ich weiß nicht, wo er ist“, zerstörte sie die Hoffnungen der jungen Näherin. „Aber... Oh Gott, da muss was passiert sein, das ist doch sonst nicht seine Art.“ „Mylady? Vielleicht kann ich Euch behilflich sein.“ Die Frauen drehten sich um und Tenten sah Kabuto direkt auf sich zu gehen. Der Bogenschütze schlenderte fast gemütlich auf die noch immer aufgewühlte Runde zu. „Wie darf ich das verstehen? Weißt du, wo Neji sich aufhält?“ „Ja und nein“ „Was heißt das?“ „Nun Prinzessin, er erwartet Euch am“, er räusperte sich, „üblichen Treffpunkt um Euch etwas Wichtiges mitzuteilen.“ „Dann lasst uns endlich gehen“, mischte sich die aufgelöste Hinata ein. Ihre Stimme war dünn geworden und zitterte leicht. „Nein. Er verlangt ausschließlich nach der Tochter des Fürsten.“ „Aber ich bin seine Cousine.“ Kabuto schnalzte mit der Zunge. „Hören Sie, junge Frau, das ist egal. Ich habe auch nur meine Vorschriften.“ Gehässig lächelte er. „Ist schon gut, Hinata, ich werde gehen. Geh nach Hause. Ich sage Neji, dass er sich beeilen soll, in die Wohnung zu kommen.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand mit wehendem Kleid. Kabuto schaute ihr nach und leckte sich über die Lippen. Sie würde leiden, so viel stand fest. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Tentens Gedanken überschlugen sich. Wieso war Neji plötzlich verschwunden? Warum direkt nach ihrem letzten Treffen? Warum ging er nicht sofort nach Hause? Und vor allem, was wollte er ihr wichtiges erzählen? Ihr Herz schlug stark in ihrer Brust und die Aufregung konnte sich nicht unterdrücken. Sie hatte Angst. Fast Panik hatte sie ergriffen, während sie so schnell wie möglich durch den Palast hastete. „Neji? Was machst du?“ Zu welcher Wendung würde es kommen? Egal was es war, sie fürchtete das Ende. Eigentlich hätte sie glücklich sein müssen. Neji hatte nie von sich aus um ein Treffen gebeten. Ein eindeutiges Indiz, dass es sich nicht um eine Nichtigkeit handelte. Der Wind pfiff ihr um die Ohren. Wollte er mit ihr über den Kuss sprechen? Selbst da war er seltsam gewesen. Warum war ihr das nicht aufgefallen? Sünder... Sünde... Fehler? Was bedeutete das? Warum war er ein Sünder, wenn er sie küsste? Seit wann war das eine Sünde? Gefühle konnten doch kein Fehler sein. Oder doch? War es von Anfang an ein Fehler gewesen? Hätte sie ihm schon damals den Anhänger nicht geben sollen? Die wahre Bedeutung hatte sie damals nicht gekannt. Kannte sie sie denn jetzt? Sie wusste es nicht. Was war schon Wahrheit in dieser Welt? Tenten hielt inne. Sie hatte bereits Seitenstechen. Die junge Frau stemmte die Hände an ihre Hüfte. Ein Zweig knackte unter ihren Füßen. Der eiskalte Wind peitschte ihr Blätter um die Ohren und strich leicht über das Gras. Beinahe meinte sie eine grüne Welle auf sich zu laufen zu sehen. Es wurde Herbst... Doch was sie dann sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Schwarze Haare wurden vom Wind aufgewühlt. Neji stand am Ufer des Sees ihr den Rücken zugekehrt und starrte auf das graue Wasser. Seine ganze Haltung wirkte abweisend und er selbst hatte die Aura eines in die enge getriebenen Tieres, dass jeden Moment zuschlagen würde - um zu entkommen... Er trug wieder das beige Hemd, das er vor so vielen Monaten bei seiner Ankunft getragen hatte. Unangenehm berührt blickte sie an sich herunter. Wie immer trug sie ein wunderbares Kleid, das wahrscheinlich drei Familien hätte ernähren können, sollte man es verkaufen und den Erlös für etwas zu essen ausgeben. Der Abstand zwischen ihnen hatte sich wieder vergrößert. Tenten hatte den Eindruck, dass er ganz weit fort war. Neji nahm sie gar nicht wahr. „Du bist also gekommen.“ „Warum sollte ich nicht? Wo warst du, Neji? Hinata macht sich Sorgen.“ „Sie macht sich immer Sorgen. Zu viele“, antworte er monoton. „Was ist mit dir?“ Der junge Samurai drehte sich um und Tenten schauderte augenblicklich. In seinen Augen stand Hass. Warum sah er sie so an? Was hatte sie getan? Tenten spürte wie sich zwischen ihnen ein Abgrund ausbreitete. Er war ihr fremd. Wie konnte er derselbe sein, der sie in dieser Nacht mit diesem Blick angesehen hatte, der so viel Wärme hatte? Kurz bevor er sie geküsst hatte. Sie verstand ihn nicht. „Nichts.“ „Du kannst mir viel erzählen. Warum wolltest du mit mir reden? Warum nur mit mir?“ Tenten spürte wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Verzweiflung. Verzweiflung, die in jeder ihrer Gesten vorhanden war. Warum erzählte Neji ihr nichts? Wo war sein Vertrauen in sie? Sie waren sich doch nicht fremd. Er war immer der einzige gewesen, der ihr gezeigt hatte, dass es weiter ging. „Es geht niemanden außer dich etwas an, Tenten“, ihr Name klang so steif in seiner Stimme, „das… letzte Nacht... Vergiss was geschehen ist.“ Sie starrte ihn an und in ihren Augen sammelten sich Tränen. Sie hatte, seit sie klein war, nicht mehr geweint. Und auch diesmal verkniff sie es sich. Nicht eine Träne fand den Weg auf ihr Gesicht. Vergessen? Warum? „Ich werde dir mein restliches Leben zu Diensten sein, aber es wird nie mehr so weit kommen. Meine Aufgabe ist es für deinen Schutz zu sorgen und deine Nachkommen, die irgendwann dieses Land zu regieren.“ Sie erwiderte nichts darauf. Was war mit ihren Gefühlen? Warum tat er das? Sonst war er doch auch nicht so gewesen. Ihr Herz schlug schnell und auf einmal war alles ruhig um sie. Zu ruhig. Diese Stille war beängstigend. Sie bekam gar nicht mit wie er weiterredete. Es war plötzlich wie vor acht Jahren, als sie diesen stillen Jungen kennen gelernt hatte, der für sich selbst sorgen musste. Genauso kalt. Neji war wieder wie damals, keine Spur mehr von der Wärme in seinen Augen. Tenten hatte doch nur einen Funken Hoffnung gehabt. Sie bekam alles, was sie sich wünschte, aber ihr größter Wunsch würde nie in Erfüllung gehen. „Hörst du mir überhaupt zu?“ Sie schreckte aus ihren Gedanken. „Was hast du gesagt?“ „Ich sagte wir werden uns nie wieder treffen, nicht so.“ „Warum?“ „Es geht einfach nicht, sieh es ein. Wir sind viel zu verschieden, als dass wir Freunde sein könnten. Geschweige denn mehr.“ Vergiss was geschehen ist. Verletzt sah sie ihn an. Warum? Warum! Warum machte er alles zunichte mit einem einzigen Satz? Doch wie immer fand sie keine Antwort. Sie könnte ihm niemals von ihren Gefühlen erzählen. Nie mehr... „Ich hätte mehr von dir erwartet, Neji“, sagte sie nur. Dann ging sie fort. Zurück ließ sie ihr Herz, das zerbrochen war, das seine steinerne Maske doch nicht hatte schmelzen können. Mit schrecklichen Schuldgefühlen sah Neji ihr nach. „Ich auch Tenten, ich auch.“ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Fröhliche Weihnachten, fröööhliche Weihnachten. Passend zu Weihnachten kriegt ihr ein neues Kapitel Samurai zu lesen. Ich bin so gut zu euch, gestern ein OS und jetzt gleich ein neues Kapitel. Und endlich hab ich wieder Zeit zu schreiben. Gelobt seien die Ferien ^^. Was kann man zu diesem Kapitel noch sagen...? Na wer hat Itachi vermutet? und wer hat gedacht, dass ich ihn vor Sasuke auftauchen lasse, na? Um ehrlich zu sein, ist er spontan da rein gerutscht und es war eine Herausforderung ihn zu schreiben. Aber es hat Spaß gemacht XD. Der ist so schön herrlich grausam. Diesmal gab es ziemlich viel Handlung sowie mehrere Handlungsstränge, die zusammenliefen, ich hoffe ihr habt nicht den Überblick verloren ^^°. Ich hoffe man hat gemerkt, dass ich wie auch bei dem See auch auf diese Situtation am Ende hingearbeitet habe. Natürlich ist es klar, dass das einfach nicht geht. Ist doch klar, dass irgendjemand es merkt, wenn sie man in der Öffentlichkeit zusammen sieht. Ich wollte eine Ruhelosigkeit beim Leser wecken, die aber keiner sofort erraten sollte. Ihr solltet noch ein bisschen weiter in dieser Illusion von Beendigung der Ausbildung schwelgen um dann mit einem Schlag mit diesem Kapitel aus dem Traum gerissen werden. Ist mir das gelungen? Nun der Dank an meine tolle Betaleserin Arethelya *trommelwirbel*, ohne die ihr dieses Kapitel nicht mehr hättet lesen können. Außerdem gilt mein Dank diesmal auch Konoha_Yume, die mich glücklicherweise schnell und effektiv auf eine Kopie 'Samurai's' aufmerksam gemacht hat, die bei www.fanfiktion.de aufgetaucht ist. Danke, ohne dich hätte ich nicht so schnell reagieren können und damit erreichen, dass die Kopie glücklicherweise gelöscht wurde. Wenn so etwas noch mal passiert, wäre ich äußerst dankbar, wenn ihr mir Bescheid sagt, falls ihr es seht. Ich kann meine Augen nicht überall haben. Kapitel 11: Sin, heißt übersetzt 'Sünde', wie schon einige beim letzten Mal richtig erkannt haben. Damit ist gemeint, dass Neji klar wird, dass er einen, in seinen Augen, Fehler begangen hat, der auch nicht ungesühnt bleibt. Insgesamt bin ich mit diesem Kapitel eigentlich recht zufrieden. Endlich Drama^^, jetzt geht's los und die Handlung nimmt Formen an. Wir können ja nicht ewig in Konoha bleiben ... *zwinker* Das Gedicht habe ich aus dem Internet, es gehört daher nicht mir. Aber ich fand es ganz passend. Wie immer hoffe ich auf Kommentare, egal ob Kritik oder Lob. Erst schien es beim letzten Mal so, als würden wir jetzt richtig absacken, aber dem war ja nicht so. Stolze 52 Kommentare sind ja eigentlich nicht zu verachten ^^, hoffe das bleibt so *grrr* am besten wärs, wenn sich noch ein paar mehr dazu aufraffen könnten einen Kommentar zu schreiben. 195 Favos sind ne Menge Leute... hel eure moonlight_005 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)