Kaizoku no Baroque von Alma (I. Träume) ================================================================================ Kapitel 6: Die namenlose Insel - Ruinen --------------------------------------- Vier Tage waren sie nun gesegelt, seit sie Kawari-ori verlassen hatten. Das Wetter hatte sich bald stabilisiert und seit dem zweiten Tag wurde es wieder wärmer, wenn auch nicht sommerlich. Es war noch immer etwas frisch, so dass man nicht halb nackt herumlaufen konnte, aber zumindest nicht mehr so kalt, dass man sich dick einpacken musste. Der Schnee war vergangen und die Winde ruhig. Scheinbar war das Wetter innerhalb des Magnetfeldstreifens ruhiger als an dessen Rändern. Crocodile kam das sehr zu Recht, denn so musste er sich nur auf das Navigieren konzentrieren. Langsam gingen ihre Vorräte zu Ende, auf der nächsten Insel musste sie Proviant besorgen, er hoffte das das kein Problem sein würde. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was ihn auf seiner weiteren Reise erwarten würde, geschweige denn wie die nächste Insel sein würde. Das hatte einen gewissen Reiz, aber er hatte auch nicht vor auf offener See zu verhungern. Sein Blick trieb noch immer aufs Meer, beobachtete die sanften, schäumenden Wellen, die gegen das Schiff brachen und die weiten, hohen Wolken am Himmel, die die Seefahrer vom Weg abzubringen versuchten. Es war friedlich und er genoss es, nahm einen tiefen Atemzug des salzigen Meereswindes. Ja, er hatte die See vermisst, sogar sehr. Mit einem Krachen flog die Tür der Kombüse auf und Miss Goldenweek kam hinein, setzte sich hin und starrte Miss Doublefinger an, die gerade den Abwasch machte. Unentwegt starrte sie sie an, schien schwer zu überleben, zu grübeln. Obwohl es Paula etwas nervös machte, sagte sie nichts. Sie schenkte ihr nur einen kurzen Seitenblick und wandte sich dann gut gelaunt ab. »Ist etwas, Miss Goldenweek?« Sie sah sie ernst an, noch immer apathisch, aber es lag ein gewisses Funkeln in ihrem Blick. »Ich wollte dich etwas fragen Miss D.« »Hm, schieß los.« »Du bist doch eine Erwachsene und kennst dich mit Männer/Frauen Beziehungen aus, oder?« »Hmmm.« sie überlegte kurz was sie meinen könnte, und stellte beiläufig einen abgewaschenen Teller in die Halterung. »...Ehm nun ja... so kann man das sehen...« »Ich bin vor ein paar Tagen an der Kabine vom Boss vorbeigegangen... fällt es dir nicht auf, dass Bossu und Miss A. sich eine Kabine teilen?« Paula lächelte sie nun an »Nun ja, ich denke sie mögen sich ziemlich, oder? Die anderen Agents teilen sich ja auch eine Kabine, du und Mister 3 ausgeschlossen.« »Ich kann Mister 3 auch gut leiden.« »Ja aber ihr...« ihr Blick trieb ins Nichts, dann lachte sie. »Also wenn ihr euch ein Zimmer teilen würdet... das wäre irgendwie pervers.« »Und dass du und Mister 1 sich ein Zimmer teilen ist nicht pervers?« der Kopf der kleinen Agentin legte sich schief. Sie lachte wieder »Wenn du es so nennen willst. Aber das ist was anderes.« »Hm...« wieder starrte sie sie lange an. »Als ich an Boss' Kabine vorbei ging hab ich komische Geräusche gehört.« »...Ehm...« Paula hielt inne, zögerte und drehte sich dann zu ihr um. »...« Ihr Blick wurde noch intensiver »Was macht der Boss da mit Miss A? Am Ende hat sie seinen Namen geschrien.« Die Kleine wirkte nun nachdenklich. »Nichts besonderes, sie... ehm...« Miss Doublefinger war irgendwie peinlich berührt, obwohl das in Sachen Sex eigentlich so gut wie unmöglich bei ihr war. Eigentlich machte sie nichts was mit Sex zu tun hatte verlegen aber in Anbetracht dessen, dass sie hier mit einem Kind darüber redete... Sie schluckte und winkte ab, lächelnd »Sie... Wenn man sich...« Oh Gott, irgendwie war das so schrecklich. Miss Goldenweek nickte »Hat er sie flach gelegt?« Nun starrte Paula sie mit herunter gelassenen Kiefer an »Ich ehm... also... was hast du gesagt?« »Flach gelegt.« wiederholte das ruhige kleine Mädchen. »Also... « sie fühlte sich irgendwie absolut fehl am Platz. »Woher... kennst du denn solche Wörter...? Wie alt warst du nochmal?« »Haben der Boss und Miss A eine sexuelle Beziehung wie du und Mister 1? Wie Mister 4 und Miss Miss MerryChristmas?« ihr Blick war schon wieder so unheimlich intensiv und durchbohrend. Fassungslos erwiderte sie ihn, wusste nicht, was sie darauf nur antworten sollte »Ehm... ich denke schon...« Nun wirkte sie nachdenklich, legte ihren Kopf auf ihre Hände und grübelte. »Das erklärt so einiges.« »Ehm... was denn?« »Ich habe sie beobachtet und dabei sind mir einige Dinge merkwürdig vorgekommen. Der Boss und Miss A.... sie sind...« »...« Paula schluckte und wartete gespannt. »...interessant.« »Sag mal... wieso interessiert dich das eigentlich?« »Ich mag den Boss und Miss A.« zuckte sie die Schultern. »Und...?« »...« einige Momente lang herrschte Stille und nun klang die Kleine fast wie ein Oberlehrer »Wenn man zwei Menschen mag, interessiert man sich für sie.« »Und ehm...« nun war Paula wieder verwirrt. »...was ist so interessant an ihnen?« »Ihre Beziehung zueinander.« sie grübelte nun. »Aber ich denke, ich habe es begriffen....« sie sah Paula wieder an und erhob sich. »Danke für den Rat, Miss D.« »Ich ehm...« diese stand noch immer da, sprachlos, verwirrt und äußerst geschockt. Diese Kleine... war wirklich alles andere als gewöhnlich. »Booooooosssssssuuuuuuu!!!« »Hm?« Crocodile hatte Mister 4 gerade vom Steuern abgelöst und blickte nun nach oben zum Krähennest. »Was ist, Miss MerryChristmas?« »Eine Insel, Bossu! Eine Insel, eine Insel! Ich seh sie, da vorne, ja eine Insel!« aufgebracht wie eh und je zeigte sie Mal nach vorn, dann wieder auf sich, dann wieder nach vorn. »Ah.« lächelnd übergab er seinem ersten Agenten Jazz Boner das Steuer und ließ sich ein Fernglas geben, sprang auf einen hohen Punkt an Deck und schaute ebenfalls auf das Meer. Er musste grinsen. »Scheinbar sind wir auf dem richtigen Kurs.« dann wandte er sich an seine Crew, rief laut, damit sie es alle hören konnten. »Wir erreichen die nächste Insel. Macht euch startklar!« Noch einmal blickte er durch die Linse und betrachtete das neue Land. Die Insel war klein, wie Kawari-ori, aber doch noch etwas größer. Sie schimmerte rötlich golden und hatte schwarze Spitzen, die sich noch nicht richtig erkennen ließen. Über ihr hingen Regenwolken, aber es schien nicht so als würde es bald regnen. Die Luft war noch immer kühl, aber nicht kalt. Crocodile blickte beiläufig in den Himmel, die Sonne stand im Zenit – Mittag. Dann blickte er wieder auf Deck, wo sich seine Crew sich versammelte. Sie lagen gut in der Zeit. Etwas genervt aber nichts sagend, betrachtete er wie sie alle auf ihre Positionen liefen, bis auf Bon Clay, der nun auf der Reling stand und hysterisch lachte. Na ja... er hatte ja gewusst, auf was er sich da eingelassen hatte. Es dauerte nicht lange bis sie der Insel immer näher kamen. Eine Herbstinsel, wie Crocodile vermutet hatte. Der gelblich-rötliche Schimmer waren die ewig welkenden Bäume, die die ganze Insel umsäumten. Und in der Mitte stand... Er sah durch Fernglas und konnte es nun genau sehen, stutzte, grübelte »...Eine Burg?« Robin stellte sich neben ihn und betrachtete ebenfalls das immer näher kommende Land »Sieht beinahe so aus.« »Hmmm.« er gab ihr das Fernglas und kratzte sich das Kinn. »Davon weiß ich aber nichts... Obwohl ich sowieso nicht viele Informationen über diese Insel hatte, aber eine Burg? Hmm... Sieht nicht bewohnt aus, was meinst du?« Sie sah nicht durch die Linse, sie wusste bereits, dass dort eine Burg stehen würde. Wie es im Logbuch gestanden hatte. Allerdings wusste sie auch nicht mehr darüber, da einige der Seiten danach unleserlich waren. »Unwahrscheinlich, aber das dachten wir von der letzten Insel auch.« sie zuckte mit den Schultern. »Also? Wie willst du vorgehen?« Seine Arme verschränkten sich, er blickte sie nicht an »Hmmm... Wir erkunden sie, wir brauchen sowieso Proviant...« dann grinste er sie an. »Und wenn das mal nicht nach Abenteuer riecht, Liebes...« Sie musste leicht lächeln, ging sich an ihm vorbei, und in der Bewegung strich sie ihm über die Wange. »Das würde dir gefallen, was?« »Hehehe... allerdings.« sagte er mehr zu sich selbst. Schließlich aber riss er sich los und ging noch einmal in seine Kajüte, um die letzten Dinge nachzusehen und sich vorzubereiten. Als sie nur noch wenige Minuten von der Insel entfernt waren, kam er wieder an Deck und trommelte seine Mannschaft zusammen. Er richtete sich an sie mit einem abenteuerlustigen Grinsen. »Wir erkunden die Insel, außerdem brauchen wir Proviant.« sein Kopf wandte sich an Miss MerryChistmas und Mister 4 und er warf ihnen zwei Bücher zu. »Ich hoffe, ihr könnt lesen.« Sie fing das Buch auf und ratterte los, während ihr Partner es nur irritiert ansah »Lesen, lesen, lesen. Natürlich Bossu, natürlich!« »Gut, ihr geht auf Nahrungssuche. In dem Buch müssten alle wichtigen Pilz- und Obstarten drin stehen. Falls ihr was findet, schaut nach ob es essbar ist. Ihr könnt auch jagen wenn ihr wollt.« Mister 4 blickte noch immer das Buch in ihrer Hand fragend an. »Ihr bleibt beim Schiff.« der Captain hatte sich nun an Jazz Boner und Paula gerichtet. Diese grinste und sprach, wie so oft, für beide. Sah ihren Boss verführerisch an. »Klar, Bossu.« Mit einem Nicken drehte er sich dem Rest der Mannschaft zu »Der Rest erkundet die Insel.« »Yeah!« während Miss Goldenweek nur stumm zustimmte, lachte Bon Clay neben ihr wieder sein hysterisches Lachen und wirbelte im Kreis. »Abenteuer! Abenteuer!« »Mister 2, du gehst mit Miss Goldenweek und Mister 3.« »Yosh, Zero-chan!« er hackte sich bei Gal Dino ein und gackerte weiter. »Packt eure Sachen.« Crocodile drehte den Kopf zu Jazz Boner »Anker werfen, sobald wir nahe genug sind.« »Let´s go, Gal! Hahahahaha!« kreischte Bon Clay und zog seinen Kabinenpartner mit sich, während die Dritte des neuen Teams nun neben Robin an der Reling stand und sie beobachtete. Sehr interessant, fuhr ihr durch den Kopf. Wirklich sehr interessant... Nachdem der Anker geworfen und die Beiboote fertig gemacht worden waren, fuhren die sieben Piraten an den Strand und teilten sich dort auf. Das Team MerryChristmas und und Mister 4 erkundete den Wald, während der Rest sich auf den Weg zur Burg machte. Diese Insel war wirklich eine der schönsten, die sie je gesehen hatten. Überall leuchteten die Bäume in roten und gelben Tönen, lag der Geruch von Regen und Moos in der Luft. Aber das beruhigenste war die sanfte Stille, die überall herrschte, man könnte fast meinen die Zeit wäre hier zum Stehen gekommen. Es war ein angenehmes Gefühl durch den ewig welkenden Wald zu streifen und selbst Crocodile schien ausgelassener als sonst. Ihm war nach ein paar Abenteuern zu Mute, er musste endlich die letzte Insel vollkommen verdrängen, sonst würde er noch daran zu Grunde gehen. Da auch dieses Eiland ziemlich klein war, hatten sie den Fuß der Burg bald erreicht. Sie war wirklich groß und aus grob gehauenem Stein, sehr sehr alt und an einigen Stellen zerstört. Das Relief war rau und dunkel, war an vielen Stellen mit Efeu und anderen Rankpflanzen bewachsen und hatte ein riesiges halb zerfallenes Portal. Crocodile trat sanft gegen die Tür, woraufhin diese mit einem widerwärtigen Geräusch quietschte und schließlich fast aus den Angeln fiel. Er verschränkte die Arme und murmelte vor sich hin »Die Burg scheint recht groß zu sein. Wir teilen uns auf, ihr nehmt den Südflügel und wir den Nordflügel.« Als sie alle darauf nickten, wandte er sich an Robin, grinsend. »Und, was sagt unsere Miss Allsunday dazu?« Sie lächelte nicht, wirkte aber gelassen »Ich lasse dir gerne den Vortritt... Captain.« Mit einer erschreckend guten Laune lachte er und stapfte in das Innere »Wie du willst.« Die sieben standen nun im Empfangssaal, einem sehr großen Raum, auch hier nur mit grob behauenem Stein, uneben und trotzdem sehr monumental. Irgendwie erdrückend und mächtig, ein wirklich sehr alter Ort. Vor ihnen tat sich eine große Treppe auf, die sich dann in zwei Richtungen teilte, und links und rechts neben ihnen am Ende des Raumes waren noch einmal zwei halb zerfallene Türen. Es war dunkel an diesem Ort, weil draußen die Sonne kaum durch die Wolkendecke brach und es in dieser Burg kaum Fenster zu geben schien. Crocodile ließ sich von dieser architektonischen Imposans nicht länger beeindrucken, auch wenn es die Abenteuerlust in ihm nur noch weiter anstachelte. Er drehte sich zu seiner Crew und grinste vorfreudig »Na das trifft sich doch gut. Mister 2, Mister 3, Miss Goldenweek, ihr geht links entlang.« Während die drei dem Befehl ihres Bosses folgten, grinste Crocodile seine Partnerin noch einmal an. »Na? Hast du Lust? »Geh einfach, Crocodile. Ich bin hinter dir.« meinte sie mit einem sarkastisch angehauchtem Grinsen. Er zuckte lächelnd die Schultern und bewegte sich auf die Treppe zu, grinste etwas süffisant aber dennoch fröhlich. »Komm schon, ich kanns kaum erwarten von dir mit all den sinnlosen Details über ihre Geschichte zugeschleimt zu werden.« »Ich schleime überhaupt nicht.« sie schloss die Augen und musste sich ihre gute Laune verkneifen, mit der sie Crocodile wohl unwillkürlich angesteckt hatte. »Oh doch.« lachte er. Die beiden gingen die Treppen hinauf bis sie im oberen Geschoss auf eine Wendeltreppe trafen. »Komm schon, muss doch schrecklich anstrengend sein das alles für dich zu behalten.« »Erstaunlicherweise kann ich sinnlose Details ziemlich gut für mich behalten.« Grinsend winkte er ab. »Na gut, wie du willst.« dann begannen seine Augen zu funkeln. »Meinst du hier gibts Schätze?« Zunächst starrte sie ihn eine Sekunde lang ausdruckslos an, dann musste sie lachen »Gehört das jetzt zu einem wichtigen Detail?« »Allerdings. Ein bisschen Gold kann doch nicht schaden.« »Weil du so arm dran bist, Captain?« Mit einem dumpfen Lachen begann er die Wendeltreppe immer weiter nach oben zu steigen. »Bei neun Mäulern zum stopfen?« »Was Mister 4und Miss MerryChristmas dazu wohl sagen würden? Aber es kann sein, dass es hier noch Schätze gibt, wenn ich Recht habe, heißt das.« sie lächelte ihn an, er hatte sie wirklich angesteckt. Die beiden kamen nun auf einer Ebene mit Tür an und Crocodile ging einfach hinein. »Hmmm, das hört sich gut an.« Sie betraten nun einen kleinen Raum mit alten, zerfressenen Möbeln, einem Bett mit Baldachin, einigen Regalen und einem kleinen Fenster ohne Glas. Überall lag eine dicke Staubschicht und das Holz wirkte so morsch, als würde es beim nächsten Windhauch zu Staub zerfallen. Crocodile konnte sich seinen Kommentar nicht verkneifen und winkte spielerisch zum Bett. »Na? Lust es auszuprobieren?« »Du bekommst wohl nie genug, oder?« sie sah das Bett misstrauisch an. »Ich bezweifle, dass es dich noch aushält.« »Tss...« er lachte laut und ging in den nächsten Raum. »Du kleines, gemeines Miststück.« Eigentlich wollte Robin ihm folgen, aber in diesem Moment fiel ihr etwas auf. Reflexartig trat sie näher und betrachtete es sich genauer. Es war ein aufgemaltes Zeichen an der Wand, die zum Inneren der Burg zeigte, ein ihr unbekanntes Sigma. Wie eine Sonne, obwohl es fast keine Ähnlichkeit mit ihr besaß, das Zeichen war zu sehr in die Länge gezogen und wenn sie genauer hinsah, schien es als hätte dieser Kreis Arme, oder Tentakeln, oder vielleicht Algen? So etwas hatte sie noch nie gesehen und ehe sie denken konnte, hatte ihre Neugier sie übermannt und die Kuppen ihrer Finger berührten das Symbol auf dem dunklen Stein der Mauer. »Hmmm, das gefällt mir.« tönte es aus dem Nebenraum. »Robin, das musst du dir wirklich Mal ansehen.« Stille. Crocodile runzelte die Stirn und sah in die Richtung, aus der er gekommen war »Robin?« Wieder nichts. Seine Miene verfinsterte sich und er ging wieder zurück in den Raum mit dem Bett und dem Regalen und sah sich um. Keine Spur von ihr. Seine Augenbraue wanderte nach oben und er verschränkte die Arme »...Will die mich verarschen?« Zur gleichen Zeit bei Mister 2, Mister 3 und Miss Goldenweek. Die drei Agents waren wie von ihrem Captain verordnet durch die linke Tür gegangen und durchforsteten nun schon seit einiger Zeit das Erdgeschoss. Hier gab es nicht viel zu sehen, außer eine alte Küche mit verstaubten Geschirr und halb zerfallenen Stühlen und Tischen. Es war überall ziemlich dunkel und manchmal auch recht eng. Alles wirkte schon seit Jahrhunderten verlassen, die Staubschicht war so dick, dass man sie unwillkürlich aufwirbelte, wenn man durch die Räume strich. Sonst gab es nichts, nur dunkle Zimmer, mit halb zerfallenen Inventar. Gal Dino brummte etwas gelangweilt »Warum mussten wir eigentlich mitkommen? Ein Team hätte doch auch gereicht...« »Hohoho!« sein Zimmerpartner Bon Clay schlug ihm auf die Schulter. »Na komm schon Gal! Wer weiß was hinter der nächsten Tür lauert!« plötzlich kam von irgendwo schaurige Musik. Bons Gesicht wurde von unten wie von einer Lampe Furcht erregend beleuchtet und er streckte seine Finger wie ein Zombie nach ihm aus. »Boooohhh, Gaaaaaaal! ....Du hast unsere ewige Ruhe gestöööört...« er warf sich in einer Drehung zu Boden, wehrte sich mit Armen und Beinen, hatte Tränen in den Augen und jammerte. »Neein, ohh bitte nicht!« Mister 3 verzog beleidigt das Gesicht »Kannst du nicht einmal ernst bleiben, Mister two? Und außerdem hab ich keine Angst vor Geistern.« Sofort sprang er ihm flennend in die Arme »Wähh, aber Gal, wieso nennst du mich denn jetzt wieder Mister 2?« seine Augen waren vor Tränen schon ganz wässrig. »Du sagst meinen Namen doch immer sooooo schööön!« Miss Goldenweek sah den beiden zu, blieb aber von diesem Spektakel unberührt und ignorierte sie schließlich, suchte die Umgebung ab. »Bah, lass das!« Mister 3 drückte ihn von sich weg. »Is schon schlimm genug, dass ich mir ein Zimmer mit dir teilen muss!« »Hahaha, ja ja, Männer wie du können ihre wahren Gefühle nur schwer zeigen, ich weiß.« theatralisch wirbelte er durch den Raum, Scheinwerfer an allen Wänden. Kunstvoll sprang er von Licht zu Schatten, hin und her und wieder zurück. »Bon Clay wird dir helfen, dich zu outen!« Während sie weiter liefen und in einen langen dunklen Gang mit nur sehr wenigen Fenstern kamen, verzog Gal wieder das Gesicht »Du bist ja ein Spinner.« »Hahaha, sind wir doch alle!« Miss Goldenweek hatte inzwischen etwas an der Wand neben sich entdeckt. Es war ein merkwürdiges Sigma, ähnlich dem Zeichen ihrer Color Trap, aber auch irgendwie vollkommen anders. Sie starrte es an, sagte aber nichts mehr dazu. »Tsss...« Mister 3 verschränkte die Arme und blieb stehen, sah zur Seite. »Ja, ihr seid Spinner. Ich bin ja wohl der einzig normale hier.« urplötzlich aber wich er zurück und begann zu stottern. Seine Augen weiteten sich »Ah ah ah ah ah eine... « »Was denn? Hast du Angst vor Ratten?« meinte Bon nur über seine Schulter. »AH!« wie von einer Schlange gebissen, rannte Mister 3 plötzlich los, schubste dabei Bon einfach um. »KYAAAA!!!!!« und ehe sie es sich versahen war er verschwunden. Miss Goldenweek sah ihrem Partner einfach nur stumm hinterher. Während sein Mark erschütternder Schrei noch lange wider hallte und ein dumpfes Echo gab, rappelte sich Bon Clay wieder auf und blickte die Kleine nur verwirrt an »Uh, was ist denn mit ihm?« aufmerksam blickte er sich um, um zu erkennen, was ihn so verschreckt haben könnte. »Sollten wir ihm vielleicht nachrennen?« Sie schüttelte darauf nur den Kopf und deutete auf eine der Wände, an der eine fette Spinne saß und sie anlachte. Als er ihrem Blick folgte, musste er schließlich lachen und klopfte ihr dann auf die Schulter. »Hahahahaha, Spinnen? Was für ein Waschweib... hahahahaha.« Er grinste sie an. »Was meinst du Miss Goldenweek, sollen wir weitergehen? Gal können wir ja später noch aus einem Spinnennetz fischen.« Die Kleine nickte nur. Sie war es gewohnt solche Orte allein zu durchsuchen. Mit Mister 3 war einfach nichts zu hoffen. Währenddessen im Wald. »Ja, ja, ja, eine Erdbeernuss, steht hier. Leicht bekömmlich und saftig. Füllt den Magen.« ihre Finger blätterten in Lichtgeschwindigkeit durch eines der Bücher, während ihr Partner Mister 4 in einem riesigen Baum nach einer Frucht griff, die er ohne sich zu Strecken erreichen konnte. »Schneller Miki, jetzt beeil ich dich mal. Na los, Baka, Baka, Baka, schneller, schneller, schneller!« Mister 4 griff nach einer Staude Erdbeernüsse und warf sie ihr zu. »Gut, gut, gut. Jetzt jagen wir noch was, ich hab vorhin ein paar Tiere gesehen. Los, los, los, na los mach schneller!« Er wollte gerade antworten, als er aus dem Augenwinkel etwas erkannte. Ganz langsam wandte er sich dem zu, sah es aber nur noch vorbei huschen. »Hmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm.« Uma sah ihn an. »Was ist denn? Ja was, sag schon, na los, mach, mach!« Miki hörte ein Rascheln in den Bäumen, aber seine Partnerin konnte es nicht hören, weil sie zu laut rief. Er machte den Mund auf um etwas zu sagen, als er es wieder sah. Genau vor sich... es lachte ihm direkt ins Gesicht, ganz unverhohlen und angriffslustig. Doch noch ehe er etwas sagen konnte, hatte es sie angesprungen. An einem anderen Ort innerhalb der Burg. Robin wusste nicht recht was passiert war, plötzlich hatte sich die Wand bewegt, als sie das seltsame Sigma berührt hatte - und sie sich gleich mit. Eine versteckte Tür? Sie sah auf und sich um. Alles war dunkel, ein sehr langer dunkler Gang, keine Fackeln, keine Fenster, sie sah noch nicht einmal die Hand vor Augen. Aber sie spürte die Wände neben sich, die ihr nicht einmal einen Meter Platz ließen. Ihre Schuhe kratzten auf dem Boden herum, Stein, genau wie die Wände und hinter ihr die Tür, eine Sackgasse. Als sich diese Tür vorhin gedreht hatte, hatte sie ein seltsames Quietschen gehört, aber sie wusste nicht, was es war. Ihre Schultern stemmten sich gegen die Wand, doch sie bewegte sich nicht. Scheinbar hatte sie sich verkeilt, vielleicht war das die Ursache für das Quietschen gewesen. Warum auch immer. Irgendwie hatte sie die dunkle Vorahnung, dass Crocodile wieder mächtig sauer sein würde, weil sie einfach so verschwunden war. Besser sie fand einen Weg hier raus, bevor er noch die ganze Burg zu Sand verarbeitete. Ihr Körper drehte sich wieder um und sie blinzelte durch die Finsternis, versuchte wenigstens etwas zu erkennen, aber da war nichts. Unwillkürlich musste sie frösteln. Absolute Dunkelheit, wirklich hervorragend. Was machte so ein Gang mitten in einer Burg? Wo führte er hin? Was wartete hier auf sie? Sie schluckte und beschloss einfach zu laufen und es in Erfahrung zu bringen. Hier zu bleiben und zu warten würde sowieso nichts bringen. Also fasste sie sich ein Herz und setzte sich in Bewegung. Beiläufig ließ sie dabei ihre Finger an der Wand entlang streifen, um wenigstens etwas Gefühl für die Umgebung zu bekommen. Ihre Schritte hallten dumpf wider, deswegen glaubte sie immer noch auf Stein zu laufen, auch wenn es sich seltsam anhörte. Es war so ein merkwürdiges, unheimliches Geräusch, das sie auf diese Weise auslöste. Das Kratzen ihrer Sohlen hallte wie ein ewig währendes Echo durch den Gang und kam ihr von allen Seiten wieder entgegen. Selbst als sie kurz stehen blieb, war es, als liefe sie noch weiter. Oder war es vielleicht doch jemand anderes? Robin schluckte und verwarf diesen Gedanken, sich nun noch mehr Angst zu machen, brachte auch nichts. Sie musste stark bleiben. Und dennoch wuchs das ungute Gefühl in ihr immer weiter an. Durch die vollkommene Dunkelheit war sie absolut blind und das beunruhigte sie am allermeisten. Ihre Fähigkeit ließ sich nur effektiv einsetzen, wenn sie auch etwas sah. Wieder schluckte sie und ging dann weiter, vorsichtig, langsam, achtsam. Eine ganze Weile lang. Nichts geschah, aber sie hielt die Ohren trotzdem wachsam. Auch bemerkte sie nebenbei etwas seltsames, das sie nicht ganz deuten konnte. Es war nur so ein Gedanke, aber konnte es sein, dass dieser Gang nicht ganz eben war? Dass er einen sanften Abstieg hatte? Oder bildete sie sich das nur ein? Wieder schluckte sie und zwang sich nicht darüber nachzudenken. Sie wollte einfach nur noch an das Ende dieses Ganges kommen. Plötzlich aber, hörte sie ein Geräusch, das zuvor nichts da gewesen war. Es war ein Schaben, dann ein sehr leises, dumpfes Klatschen und schließlich wieder Stille. Sie blieb stehen, lauschte noch genauer, achtete auf alles in ihrer Umgebung. Natürlich konnte sie ihre Augen kaum gebrauchen, deswegen schärfte sie ihre anderen Sinne noch viel mehr als sie es sonst gewohnt war. Aber da war nichts mehr, kein Geräusch mehr, nur noch das Gefühl beobachtet zu werden. Als hätten sich auf einmal mehrere dutzend Augen auf sie gerichtet. Nach einigen stummen Momenten, stand sie immer noch allein in der Dunkelheit und lauschte, es war verschwunden. Mit einem tiefen Luft holen, setzte sie sich wieder in Bewegung, immer auf der Hut, versuchte sich nicht einschüchtern zu lassen. Einige Augenblicke lang herrschte Stille, aber dann hörte sie es wieder, das undefinierbare Klatschen. Schneller, lauter und es kam auf sie zu. Sie fuhr herum, musste aber feststellen, dass sie nicht deuten konnte, aus welcher Richtung es kam. Ihr Herzschlag begann sich zu beschleunigen, aber sie kompensierte ihre Hilflosigkeit mit Wut. Was war das hier? „Verstehen Sie Spaß“? Was kam da auf sie zu? Der Froschkönig? Noch so ein Typ, der einen Kuss von ihr wollte? Ihre Ruhe begann zu bröckeln. Diese Dunkelheit und dieses Geräusch... machten sie langsam sehr nervös und unsicher. Ihr Körper machte sich auf alles bereit, bereit anzugreifen, wenn es nötig war. Doch dann hörte das Geräusch kurz vor ihr wieder auf. Es ertönte etwas anderes, ganz leise, wie das Knistern von Papier, kaum zu deuten. Mit zusammengepressten Zähnen schloss sie die Augen, die ihr hier sowieso nichts nutzten und konzentrierte sich völlig auf das Geräusch, versuchte es zu orten. Es war wieder weg, bevor sie die Chance dazu hatte. Unsicher machte sie einen großen Schritt nach vorn. Noch immer nichts. Sie ging weiter. Wieder nichts. Ihre Finger tasteten sich an der Wand nach vorn, die Augen noch immer geschlossen, auf der Suche nach dem Geräusch. Und dann, dann tauchte es wieder auf. Noch lauter, noch schneller, viel tonreicher und hastiger. Vor ihr, nein hinter ihr. Als käme es direkt auf sie zu. Robin verlor die Geduld und hob ihre Stimme. »Wenn du etwas von mir willst, dann raus damit, verdammt!« Mist, das Fluchen hatte sie sich von Crocodile angewöhnt. Das Klatschen und Knistern hörte nun wieder vor ihr auf und nun wurde das zweite Geräusch lauter, identifizierbar. Es war ein dumpfes, spitzes Kichern. Dissonant und mehrstimmig. Es kam von überall und machte sie immer nervöser. »Wer seid ihr?« fragte sie bestimmt, unhöflich. Das Kichern wurde nur lauter und plötzlich streifte sie etwas am Bein. Zuerst zuckte sie zusammen, dann verstummte sie wieder. Wer oder was auch immer hier war, versuchte ihr Angst zu machen. Darauf würde sie sich aber nicht einlassen. Herausfordernd schreckte sie ihre Hände aus. »Streift mich noch einmal und ich hab euch.« Die Stimmen wurden kurz lauter, dann wieder leiser, bis schließlich das Schlurfen und Klatschen von überall her ertönte, wie eine Welle, die sie überrollen würde und doch nie auf sie zukam. Robin zuckte zusammen und ihr Herz schlug immer härter gegen ihre Rippen, spürte wie das Adrenalin immer heftiger durch ihre Adern pumpte. Und dann... war es ganz plötzlich wieder ruhig. »Tss... ihr könnt euch eure Horror Show für Mister 2 aufsparen.« zischte sie um ihren ratternden Puls zu überspielen. Es herrschte wieder Ruhe, obwohl das Gefühl beobachtet zu werden immer noch da war, stark, aber distanziert. Schluckend setzte sie sich wieder in Bewegung, ging weiter, in ihrer Kampfpose, um sicher zu sein. Nichts mehr geschah, nur manchmal geisterte das seltsame Kichern noch durch den Gang, wirkte aber dieses Mal ferner, nicht mehr so bedrohlich. Plötzlich erkannte sie etwas vor sich, dass sie einen Moment lang stocken ließ. Licht, sehr dumpfes Licht, aber immerhin. Erleichtert ging sie darauf zu, erkannte bald, dass ein weiterer Gang an den düsteren Tunnel anschloss, in dem sie wandelte. Der nächste Gang aber war größer und mit Fenstern, auch wenn es nicht sehr viele waren. Außerdem waren alle schwarz und ließen deshalb kaum Licht hindurch. Sie konnte nun wieder sehen, aber immer noch nicht sehr viel. Alles wirkte wie in einem Nebel, wie ein altes Gemäuer mit dumpfen Mondlicht, aus einem Roman. Als sie schließlich das Ende des Tunnels erreicht hatte und nun vollkommen in dem neuen Raum stand, erkannte sie mehr. Es schien eine Art Flur zu sein, mindestens drei Meter Breit, die Länge konnte sie nicht einschätzen. Nun erkannte sie auch, dass er schön verziert war, mit hohen Bögen und Wandmalereien, viele davon jedoch halb verblasst. Auch die Fenster schienen ursprünglich eine schöne Verzierung gehabt zu haben, dann aber hatte sie irgendwer irgendwann dunkel angemalt. Zu ihrer Rechten sah sie einige Rüstungen und Waffen stehen, sowie große Teppiche oben nahe der Decke. Die Staubschicht auf ihnen ließ keine Einzelheiten mehr erkennen. Mehr schafften ihre Augen in der schwieligen Dunkelheit nicht zu erkennen. Niemand schien hier zu sein und auch das Schlurfen und Kichern aus dem Tunnel war nun verstummt. Dennoch hatte die Szenerie nichts von ihrer Geisterhaftigkeit verloren. Robin gestand es sich nicht gerne zu, aber sie wünschte sich doch tatsächlich, dass Crocodile hier wäre, um mit irgend einem dämlichen Spruch die Situation aufzulockern. Das könnte sie gut gebrauchen. Hoffentlich ging es ihm gut... Auf ein Mal ließ ein langer, spitzer Schrei sie zusammenfahren. Hastig wand sie sich in alle Richtungen, kampfbereit, da sie jetzt endlich wieder etwas sehen konnte. Zu dem Schreien mischten sich Schritte, hastige, schnelle, überstürzte Schritte. Und sie kamen näher. Ihr ganzer Körper spannte sich an, fast bis zum Zerreißen. Sie wollte auf alles gefasst sein, egal wer dort kam, egal was dort kam. Über ihr hörte sie wieder das Klatschen und Kichern aus dem Tunnel, aber sie ließ sich davon nicht mehr beirren, blickte nur noch in die Richtung, in der sie das Schreien vermutete. Ihr Puls raste nun wirklich, beeinflusste ihren Atem, brachte ihn aus dem Gleichgewicht, scheuchte das Adrenalin immer härter durch ihren Körper. Was war das hier nur für ein Ort? Plötzlich fiel eine der Rüstungen um und gab ein schepperndes, ohrenbetäubendes Geräusch, das durch das halbe Schloss zu hören war. Das Schreien war nun so nah, als würde es direkt neben ihrem Ohr einschlagen. »AHHHHHH!!!« jemand rannte auf sie zu, eine schwarze Gestalt, ein Mensch. Soviel wagte sie in der Dunkelheit zu erkennen. »Neeeeeeeiiiiiinnnnn!!!« »Hey!« brüllte sie um gehört zu werden und ihrer Angst Luft zu machen. »Bleib stehen!« »Kyaaaaaahhhh!!« die Gestalt kam immer weiter auf sie zu, rannte fast in sie hinein. Reflexartig benutzte sie ihre Fähigkeit, um ihn zu stoppen, ließ ein Bein im Stein wachsen, dass ihn zu Boden fallen lassen sollte, ehe er ihr zu Nahe kam. Es klappte. Die Gestalt stolperte und überschlug sich, schlitterte über den Boden und krachte noch einmal in eine der Rüstungen, die wieder mit einem ohrenbetäubenden Scheppern in sich zusammen sackten. Im ersten Moment nach der Kollision herrschte Stille, dann ertönte das Schreien abermals und die Gestalt befreite sich hastig von den Sachen, unter denen sie nun begraben lag. »Ahhhh! NEIN! Geht weg!« Robin hielt die Person mit ein paar Händen im Zaum, ohne sich zu nähern. Sie hatte einen Verdacht, glaubte eine vertraute Silhouette erkannt zu haben, aber sicher war sie sich noch nicht »Verdammt noch mal, reg dich ab!« Er wehrte sich immer heftiger »AHHH lasst mich los, lasst mich los!« voller Verzweiflung verwandelte sich sein Körper in Wachs um zu entkommen. Das war Beweis genug. Robin sog hastig Luft in ihre Lunge und donnerte ihm dann ihre gesamte Angst und Wut entgegen »Mister 3, reiß dich zusammen!« Erst als er sich von dem Blech der Rüstungen befreit hatte, realisierte er, wer da vor ihm stand. Er stotterte und sah sie an, zumindest das was er sehen konnte. »Mi-Mi-Miss... MISS ALLSUNDAY?!« »Ja doch, jetzt beruhig dich wieder!« sie kam auf ihn zu, versuchte sich wieder in den Griff zu bekommen »Was ist passiert? Wo sind Mister 2 und Miss Goldenweek?« Ein Zittern ging durch seinen Körper, dann brach er unweigerlich in Tränen aus »Ich-ich-ich weiß nicht! Ich hab sie verloren!« Ihr Blick wurde streng, aber die Wut entwich nun »Schon gut, was ist passiert?« Zuerst sah er zu Boden, dann panisch um sich herum »Ich ehm also...« schließlich stand er schwankend auf und blickte so stark und mutig drein, wie er nur konnte »Das-das ist jetzt auch egal!« Robin verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn abschätzend an. »Bericht Mister 3!« Er starrte sie an und konnte zumindest die Konturen ihres Gesichts erkennen, mitsamt ihrer wütenden Mimik. »Ich ehm... wo ist eigentlich der Boss?« Ihr Auge zuckte leicht »Mister 3...« Seine Muskeln verkrampften sich unwillkürlich und auf mit einem Mal spürte er die gleiche Angst, wie er sie auch vor Crocodile hatte. Wenn sie auch bei ihr nicht ganz so stark war. »Ich ehm... habe mich erschreckt und bin losgerannt... dabei habe ich sie verloren.« Für einen Moment blieb sie stumm »...Wovor erschreckt?« »Ich ehm nichts besonderes. Nur erschreckt eben.« duckste er herum. Langsam wurde sie ungeduldig, tippte mit ihren Finger auf ihrem Arm herum »...« Gal Dino wich ihrem Blick aus, konnte ihn nicht ertragen. »Ich ehm... haben Sie etwas dagegen wenn wir erst einmal zu zweit weitergehen?« »Wenn du mir sagst, warum du beinahe schreiend in mich hinein gerannt wärst...« Seine Zähne keilten sich zusammen und er schluchzte. Wie erniedrigend... »...Ich hasse Spinnen...« Das brachte Robin zum Stutzen. Einige schweigende Sekunden vergingen. Schließlich legte sie ihm eine Hand auf die Schulter und wandte sich in die Richtung, aus der er gekommen war. »Ich halte dir die Spinnen vom Hals und du mir die Geister.« mit bestimmter, ruhiger Stimme trat sie voran. »Ehm... ehm... ok... Boss.« er begann hinter ihr her zuschleichen. »Ach und Mister 3...« »J-ja?« Sie sah ihn nicht an. »Wenn du noch einmal feige deine Gruppe im Stich lässt, werde ich dir das nicht verzeihen.« Bei dem Gedanken, dass sie dabei schon fast wie Crocodile klang, musste sie innerlich kichern. »Ihm ehm...« »In einer Gruppe wie unserer muss man sich auf den anderen verlassen können, du wurdest hoch eingestuft, Mister 3.« sie betonte die Zahl besonders. »Zeig das gefälligst auch.« »...Ja, Boss.« Ihre Stimme war nun ruhiger, gelassener als zuvor. In dieser Dunkelheit nicht mehr allein zu sein, half wirklich. Sie seufzte leise und blickte dann nach vorn, kam ans andere Ende des Flures. Es gab einen offenen, kleinen Torbogen, der weiter hinter in einige Zimmer führte. »Und lass das „Boss“ weg... Wir sind Kollegen auf diesem Schiff.« »Aber Bossu hat gesagt...« »Ich rede mit Crocodile, verstanden?« »Ugh... ok...« Als sie den Flur verließen um in eines der Zimmer zu gehen, zuckte Gal unwillkürlich zusammen. Es war ein kleiner, staubiger Raum, mit alten Decken und Gardinen an den winzigen, schwarzen Fenstern und überall waren Spinnennetze. Manche von ihnen spannten sich Meter lang durch das Zimmer, woben in einer nicht zu fühlenden leichten Brise hin und her. Der perfekte Ort für einen Gruselroman. Mister 3 erstarrte augenblicklich zu Stein. Mit einem Schnaufen zerstörte Robin die Netze im Zimmer und blickte ihn dann intensiv an »Okay?« »O-o-okay...« Die beiden blickten nun durch den Raum, man erkannte nicht viel. Nur das mit dem Raum, in dem sie nun standen, noch andere Zimmer verbunden waren. Aber sie waren so dunkel, das man nicht erkennen konnte, was sich dort verbarg. Beide schüttelten das ungute Gefühl, das sie deswegen befiel, einfach ab. Robin richtete sich wieder an ihren Agenten »Aus welcher Richtung bist du bekommen?« »Ich ehm... «er schluckte und sah sich um, fühlte den Schweiß seine Stirn herunter laufen. »Keine Ahnung...« »Na schön, dann gehen wir einfach irgendwo lang, früher oder später müssen wir ja irgendwo ankommen.« »O-ok...« er wollte sich gerade in Bewegung setzen, als er erkannte, dass in den anderen Räumen ebenso viele Spinnenweben waren und... dass etwas auf seinen Haaren krabbelte... »Uh-uh-uh...« »Mister 3, was-« Es krabbelte seinen Hals herunter und bevor er sich wehren konnte, setzten sich seine Beine wieder in Bewegung und seine Lunge entließ all ihre Luft mit einem scharfen Kreischen »NNNNNEEEEEEEIIIIIIIIINNNNNNN!« »Mister 3!« keuchend rannte nun auch sie, der schemenhaften Gestalt in der Dunkelheit nach. Er lief in die entgegengesetzte Richtung, wieder in den Gang, aus dem sie gekommen waren und schrie sich nun wahrhaftig die Seele aus dem Leib. Sie biss die Zähne zusammen und holte dann noch einmal Luft um ihn zur Vernunft zu bringen. »Verdammt Mister 3, dann wachs sie ein oder so, aber wegrennen bringt doch gar nichts!« Doch er hörte sie nicht, schien nicht einmal aufzupassen, wohin er lief. »ICH WIIIIILLLL NIIIIIIIIICCCCCCHHHHTTTTT!!!!« Und ehe sie es sich versah, hörte sie, wie er gegen etwas dagegen stieß und ein Grollen ertönte. Eine Wand? Sie rannte schneller, aber ehe Robin etwas erkennen konnte oder bei ihm war, war er verschwunden. War sie nun wieder ganz allein? Wütend brüllte sie ihm nach, wo immer er nun auch sein mochte »MISTER 3! WENN DU WEITER VOR EINER SPINNE WEGRENNST, BIST DU GEFEUERT, KAPIERT?!« ihr Blick bohrte sich feurig in die Wand, hinter welcher er jetzt wohl verschwunden war. Sie keuchte und war wirklich sehr sehr wütend. Musste sie das Ganze hier etwa schon wieder vollkommen allein durchstehen? »Grr, verdammt noch mal! Der kann sich später was anhören.« Ihre Füße setzten sich in Bewegung und sie stapfte davon. Wenn es eine Drehtür wie bei ihr war, würde man von dieser Seite sowieso nichts mehr tun können. Sonst hätte Crocodile ihr längst die Hölle heiß gemacht. Scheiß Burg... Plötzlich aber verzerrte ein Schrei die Luft und ließ sie zusammen zucken. Er war nur dumpf, als wäre er hinter einer Mauer, aber da es so ruhig war, konnte sie die Worte verstehen. »Ahhhh nein! Lasst mich! Wer seid ihr? Was seid ihr? Lasst mich los! Ich nein... Ahhhh!!!« Dann war wieder Stille. Sie blieb abrupt stehen. Das hatte aber nicht nach Spinnen geklungen. Das hatte eher geklungen wie... Mit einem Schlucken starrte sie die Wand an, irgendwie musste sie einen Weg dahinter finden. Mister 3 war zwar nicht ihr Lieblingsagent, aber sie waren hier aufeinander angewiesen. Und es hatte sich angehört, als wäre er ernsthaft in Schwierigkeiten gewesen. Vor allem die plötzliche Stille beunruhigte sie. Aber was sollte sie tun? Sie wusste, dass es sinnlos war, aber sie ging trotzdem näher an die Wand, hinter der sie ihn vermutete und suchte sie ab. Da war nichts. Kein Stigma, eine Türen, nur der endlose Gang mit den beiden Enden, dem Tunnel aus dem sie gekommen war und den Räumen, in die sie eben gegangen waren. Keine Chance. Wäre Crocodile hier, könnte er sicher... Sie schüttelte den Kopf und wandte sich ab, ging in Richtung der noch unerkundeten Räume. Es war wohl besser, dass er nicht hier war. Sonst wäre diese historische Ruine wohl bereits längst dem Erdboden gleich. Auch wenn sie die Befürchtung hatte, dass das sowieso noch bevorstand, wenn sie ihn nicht bald fand. Er ließ sich immer so leicht reizen... Robin beschloss ihn so schnell wie möglich zu finden, um schlimmeres zu vermeiden. Danach würde sie Mister 3 helfen, hoffentlich war es dann nicht schon zu spät. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)