Kaizoku no Baroque von Alma (I. Träume) ================================================================================ Kapitel 11: Amnesia ------------------- Mister 3 starrte nicht schlecht, als die ganze Crew mit einem Mal zurück kam. Sie sahen alle ziemlich mitgenommen aus. Vor allem seine beiden Bosse, Mister Zero und seine Partnerin Miss Allsunday. Miss A. war furchtbar bleich gewesen und scheinbar bewusstlos. Er konnte nur stumm zuschauen, als sie einer nach dem anderen an ihm vorbei schlichen. Sie wollten sich alle nur einen Eisbeutel für die großen Beulen an ihrem Kopf, die sie von dem rabiaten Fall vom Baum geerntet hatten, nehmen und dann ins Bett fallen. Gal Dino war verwirrt, sagte darauf aber nichts. Bon würde ihm später wohl alles noch erklären. Kein Zweifel daran. Während Mister 3 von seinem Captain noch einmal die Anweisung bekam oben an Deck zu bleiben und das Schiff zu bewachen, trug er Robin zusammen mit Bon Clay in seine Kajüte. Ohne weitere Worte legte Crocodile sie auf das Bett und ging an seinen kleinen Medizinschrank, suchte verzweifelt nach etwas, mahnte sich weiter zur Ruhe. Das schlimmste war überstanden, sie war nur bewusstlos, sie würde das hier locker überstehen... »Langsam Zero-chan...« Mister 2 beugte sich noch einmal über sie und fühlte ihren Puls. »...langsam aber sicher wird er wieder etwas schneller...« Man konnte sehen, dass an einigen Stellen ihre Haut weniger bleich war. Eher rot, teilweise blutunterlaufen durch Crocodiles Zutun. Aber das störte gerade keinen der beiden. Schlimmer war die Blässe ihres Gesichts. Diese Viren hatten an ihrem Leben gesaugt. Keiner wusste, wie sehr sie angeschlagen war, ob sie sich überhaupt an irgendwas oder irgendjemand würde erinnern können. »Ach scheiße!« Crocodile schüttete den halben Schrank aus und warf dann die Kühlsalbe auf das Bett. »Also willst du mir sagen, wir müssen sie erstmal wieder aufpeppeln? WIE denn?« Bon nickte »Erst mal können wir nur dafür sorgen, dass ihr Körper sich erholt. Ihm Wasser und Nahrung zuführen.« er schniefte wieder. »Sie wird wieder aufwachen, wenn es ihr besser geht, aber...« erneut das Schniefen, herzzerreißend. »Jetzt reiß dich mal zusammen!« »J... ja Boss.« er trocknete seine Tränen. »Ich weiß nicht, wie sie reagieren wird, wenn sie aufwacht, sie könnte unter Amnesie leiden.« sein Körper schüttelte sich bei diesem Gedanken unweigerlich. »Ich könnte darauf wetten...« »Das interessiert doch jetzt überhaupt nicht!« sagte er betont laut, obwohl sich sein Herz bei diesem Gedanken zusammen zog. »Was ist besser: Amnesie oder Tod? Also mach dich in die Küche und bereit ihr was zu!« »Jawohl Boss.« er richtete sich auf, etwas steif aber es ging trotzdem. Kaum aus der Tür, traten ihm wieder die Tränen in die Augen. Wie ein kleines Mädchen rannte er in die Küche. »Tss...« Er sah sie an, wie sie da lag nur mit seinem hässlichen pinken Mantel... pink... bah. Ohne weiter zu zögern, ging er an ihren Schrank und kramte etwas heraus, wandte sich zur Tür »PAULA!« »Ugh....« man hörte wie sie sich in ihrem Zimmer aufrichtete. »Ja Bossu...?« »Komm her.« Sie tat es gefügig und sah ihn erschöpft an »Was ist denn?« »Schließ die Tür.« »...« schweigend tat sie es. »Kannst du ihr den anziehen?« er warf ihr etwas zu. Reflexartig fing sie es auf und starrte es an »Ehm... ja. Klar.« »Gut.« mehr sagte er nicht, stand einfach auf und verließ den Raum. Noch einen Moment lang blickte sie ihm nach, dann, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, wieder auf das Stück Stoff in ihrer Hand, entfaltete es vorsichtig. Es war... das wohl hässlichste Teil was sie je gesehen hatte. Braun-grau gestreift - ein Pyjama. Mit einem Schlucken wand sie sich an Robin und beschloss einfach nicht nachzufragen und es ihr drüber zu ziehen. Crocodile schaute inzwischen in der Küche nach seinem Agenten. »Und?« Dieser ließ vor lauter Schreck gleich zwei Teller fallen. »Ah Zero-chan... Kaffee ist aufgesetzt und Essen...« er schaute runter. »AHHHH, ich mach das gleich noch mal, kein Problem, keine Sorge!« Als Antwort bekam er nur ein dumpfes Knurren »Gut.« Dann ging der Captain wieder an Deck und schaute auf die Insel, die nun in der Dunkelheit versunken war. Er wandte sich an Gal Dino, der noch immer hier wartete. »Mister 3!« »Ha-hay!« sofort kam er angetrampelt und salutierte vor ihm. Crocodile sah ihn streng an. »Ist irgendwas vorgefallen, während wir weg waren?« »Ne-nein Bossu...« sagte er kleinlaut, aber nicht allzu eingeschüchtert, eher besorgt. »Nichts.« »Bist du müde?« »Ich ehm...« er sah ihn verständnislos an. » ....Nein... eigentlich nicht.« Sein Blick war immer noch streng. »Denn wenn du müde bist und einschläfst, werf ich dich von Bord, ist das klar?« »Ha-hay!« vor lauter Nervosität salutierte er wieder. »Also... Mister 3, du machst die Nachtschicht, dafür darfst du dich die nächsten zwei Tage ausruhen, verstanden?« Er sah ihn gebannt an. Irgendwas war anders als sonst. »Ich ehm... Sie können auf mich zählen, Boss.« »Sehr gut.« mit einem Nicken klopfte er ihm auf die Schulter und ging wieder nach innen. Im Inneren schaute er noch einmal kurz in die Kombüse und kam dann in seine Kajüte, wo Paula noch immer neben Robin saß. Crocodile lehnte die Tür an und setzte sich neben sie. Paula wirkte besorgt »Ich weiß nicht mehr genau was passiert ist, aber... diese seltsamen Viecher haben ihr was angetan, oder?« Darauf hatte er nur ein Schweigen parat, starrte Robin weiter an. Mit einem Seufzen strich sie Robin die Haare aus dem Gesicht, dann lächelte sie ihren Boss in gewohnter Fröhlichkeit entgegen »Aber hey, Sie waren der große Held der uns alle gerettet hat!« »...« »Sie wird schon wieder.« sie stieß ihm in die Seite und zwinkerte ihm zu. »Aber ich geh mal lieber schauen was Mister 2 da macht, ich hab das Gefühl der zerstört die ganze Kombüse.« Ein weiterer Teller ging zu Bruch. Sie stand auf und lief hinaus, er hörte wie ihre Stimme streng wurde »Mister Two! Was machst du da?« »AHHHH, nichts, alles in Ordnung alles... alles... klar!« schließlich kam er dann angerannt, eine Tasse und einen Teller in der Hand. Er sah ihn an und sein Blick war noch immer kirre »Nee, Zero-chan, Sie müssen sie aufrecht hinsetzen und es ihr einflößen. Ich habs extra klein gemacht, ist wie Brei.« Er sah ihn streng an, vermittelte ihm durch die Augen in etwa so etwas wie „Ich hab nur eine Hand, schon vergessen, du Vollidiot?“ Ganz davon abgesehen wie sinnlos es war eine Bewusstlose füttern zu wollen. Bon rannte weiter ans Bett, setzte Robin dann vorsichtig auf, nahm ein Kissen und drückte es hinter ihren Rücken um sie abzustützen. Dann deckte er sie zu, fühlte noch einmal ihre Körpertemperatur und ihren Puls, wartete bis der Kaffee sich abgekühlt hatte. Schließlich flößte er ihr etwas warmen Kaffee ein und Crocodile ließ es zu. Zumindest wurde sein Agent so wieder etwas ruhiger und konnte sich abregen. Nach einer Weile schien sie sogar wirklich darauf zu reagieren. Crocodile hatte indessen beschlossen Bon nie wieder an sie ran zu lassen. Bewusstlose füttern und dann auch noch mit Kaffee, das war wirklich... Als der große Man in pink noch auf mehr grandiose Ideen kam, wurde es ihm dann schließlich doch zu bunt und er schenkte ihm einen ernsten Blick »So es reicht jetzt erstmal...« Hastig verbeugte sich Bon Clay und verabschiedete sich für diese Nacht, suchte nach Gal. Er brauchte jetzt wirklich eine starke Schulter. Crocodile seufzte schwer als sein Agent verschwand. Ohne weiter zu zögern legte er seine Partnerin in die waagerechte, deckte sie gut zu und betrachtete sie einen stummen, sehr langen Moment. Schließlich, als er sich dabei dann doch blöd vor kam, beschloss er aufzuräumen. Der Medikamentenschrank lag noch immer größtenteils auf dem Boden verstreut. Nachdem das erledigt war, holte er ihr noch ein Glas Wasser und etwas zu essen, stellte es auf ihren Nachttisch und schloss die Tür ab, legte sich neben sie in sein Bett und starrte sie wieder an. Starrte sie einfach nur an. Momente lang, Minuten lang, eine halbe Ewigkeit einfach nur an. Er sah sie an, beobachtete sie, bewachte sie, achtete auf Veränderungen ihres Pulses, ihrer Atmung, testete ihre Temperatur und sah sie wieder einfach nur an. Mein Gott. Crocodile war eigentlich ein Optimist und auch jetzt versuchte es es positiv zu sehen. Sie lag hier neben ihm und atmete. Sie war nur ein bisschen ausgelaugt, das würde schon werden. Noch eine ganze Weile sah er sie weiter an und seufzte dann, legte sich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter seinen Kopf. Immer noch spürte er diese Wut. Diese widerlichen, hässlichen, erbärmlichen.... Nein, er zügelte sich. Er wollte es einfach verdrängen, am Ende machte er noch irgendwas kaputt... Er sah sie aus dem Augenwinkel an, beobachtete sie, starrte dann wieder an die Decke. Sie würde aufwachen, ganz sicher. Robin war einfach nur erschöpft, genau wie er auch. Für einen Moment schloss er die Augen und atmete schwer aus. Sie würde aufwachen... und dann würde sie ihn hassen, ganz bestimmt. Robin spürte wie ihr bald der Schädel zerplatzte. Gott, was zum Teufel war denn passiert? Sie öffnete die Augenlider, war wirklich furchtbar müde und erschöpft, konnte sich kaum bewegen. Jeder Knochen im Leib, jeder Quadratmillimeter ihrer Haut tat ihr weh. Sie drehte ihren Kopf um ein Gefühl für ihre Umgebung zu bekommen. Es war stockduster, aber von irgendwo kam ein Licht, so weich wie Mondlicht. Ihr Kopf drehte sich. Ein Fenster. Sie lag auf einem Bett. Wessen Bett? Wieder drehte sie den Kopf, erblickte einen Schatten neben sich. Alles, was sie dann noch tat, war ihrem ersten Instinkt folgen und zu schreien. Crocodile schrak sofort auf und erkannte, dass er eingeschlafen war. Missgelaunt und gleichzeitig kampfbereit sah er sich um, knurrte. »Was zum..« Sie war zurückgewichen, obwohl sie sich kaum bewegen konnte. Diese Bewegung hatte allerdings gereicht, sie rutschte aus und fiel knarrend aus dem Bett. Als er das leise, dumpfe Krachen hörte, zuckte er zusammen und riss dann die Augen auf. Er erinnerte sich. »Robin!« Obwohl er nicht besonders viel sah, kroch er auf den Rand des Bettes zu und starrte sie an. »Robin?« »Komm nicht näher, du!« Sofort hielt er inne, stockte, sah sie an, verfiel in Schweigen. Ein Keuchen entfloh ihrer Kehle. Herr Gott, woher kamen denn diese Schmerzen? Und wer war der Typ? Offenbar kannte er sie, er hatte sie beim Namen genannt. Unter Zittern versuchte sie sich aufzurichten, aber es gelang ihr nicht. »Gehts dir gut?« er versuchte mit aller Macht ruhig zu sprechen. »Nein... aua...« zumindest kam sie auf die Knie. »Wer bist du und wo bin ich hier?« »...« Sie starrte ins Dunkle, dem Schatten entgegen, der sich über das Bett lehnte. Irgendwas war da, aber sie wusste nicht was. In erster Linie jedoch hatte sie Angst. »Was ist mit mir passiert?« »...« Scheiße, sie hatte also doch Amnesie und dabei... wollte er nichts anderes als sie endlich ordentlich in die Arme schließen. Er redete wirklich so ruhig er konnte. »Du... erinnerst dich an nichts?« »Würd ich sonst fragen?« sie war vollkommen verwirrt. Das Letzte, an das sie sich erinnerte war... die Marine. Sie erstarrte zur Salzsäure. »Du... du bist... nicht von der Marine oder?« »...Weit davon entfernt, Robin, Liebes.« Sie starrte ihn an. »Nenn mich nicht so! Wer bist du dann und warum zur Hölle kann ich mich kaum bewegen?« »...Du bist schwer verletzt worden, du solltest dich wieder hinlegen. Du musst dich ausruhen.« »Natürlich.« ihr brach kalter Schweiß auf der Stirn aus. »So viel ich weiß, kannst du das auch gewesen sein.« Seine Aura, sie machte ihr wirklich Angst. »...Wie du willst.« abrupt stand er auf und sie zuckte sofort zurück. Doch er lief an ihr vorbei zur Tür und öffnete sie. »Leg dich hin und iss was, es steht was auf dem Nachttisch. Falls die Verbrennungen dich stören dann findest du auch Kühlsalbe daneben.« Perplex starrte sie ihm hinter her. Wie? Wer war das? Wer war dieser Mann? Diese Stimme, irgendwie kam sie ihr bekannt vor. Aber woher nur? Wieder zögerte sie »...Wer bist du?« Er hielt inne, sah zu ihr zurück »...« »Bo-Bossuu? Ich hab nen Schrei gehört, is was nicht in Ordnung?« Paula linste durch die Tür und kam dann etwas zögerlich hinein. Sie trug ihre schönste Unterwäsche, einen spitzenbesetzten Slip, ein enges, schwarzes Top und Strapse. »Miss Allsunday?« Robin starrte sie an und bemerkte nun, dass sich der Untergrund ganz ganz sanft bewegte, hin und her schwankte. Sie war auf einem Schiff? Wo? Bei wem? Wieso? Was war passiert? Unter all den Fragen schien ihr Kopf fast zu platzen »Uhhh verdammt noch mal!« Crocodile blickte Paula an, flüsterte etwas »Sie... erinnert sich scheinbar nicht.« Nun kamen auch Bon und die kleine Iroko näher, Mister 4 und seine Partnerin Uma hingegen schienen wie Pferde zu schlafen. Mister 2 fing gleich an zu heulen. »Ahhh Miss Allsunday ist wieder waaaaaach! Goooott sei Dank!« er wollte sie gleich anspringen, aber Miss Goldenweek hielt ihn zurück und schüttelte nur vielsagend den Kopf. In ihrem Teddynachthemd lief sie an ihrem Boss vorbei und lehnte sich zu Robin hinab, legte eine Hand auf ihre Schulter und lächelte leicht. Robin erwiderte ihren Blick stumm. Sie hatte keine Angst vor keinem Kind, auch wenn die Kleine eine völlig Fremde war. Dennoch, irgendwie schien sie ihr eigenartig vertraut. Als Crocodile sich an sie wand, drehte sie ihren Kopf langsam zu seiner dunklen Gestalt »Du erinnerst dich an keinen von uns?« Sie sah wieder weg. Vorhin hatte sie im Mondlicht zwar nur einen kurzen Blick auf ihn geworfen, aber jetzt erkannte sie ihn selbstverständlich. Es war Sir Crocodile. Der Sir Crocodile - ein Shichibukai. Aber soweit sie wusste lebte er auf Arabasta. Robin starrte in das Gesicht des Kindes zurück. Aber, wenn das einer der sieben Samurais der Meere war, warum zum Teufel war sie dann hier? »Ich weiß, wer du bist... Sir Crocodile. Aber...« ihr Blick traf die anderen »Ich kenne keinen von euch.« Crocodile musste drauf schlucken. Währenddessen half die kleine Goldenweek Robin wieder aufs Bett und Paula sah sie intensiv an. »Was ist das Letzte, an das du dich erinnerst?« Sie sah sie alle misstrauisch an »Was soll das? Du bist Sir Crocodile, nicht wahr? Du arbeitest doch mit der Marine zusammen. Bringt ihr mich ins Hauptquartier?« Er stutzte etwas »Wieso sollten wir?« Eingeschüchtert starrte sie ihn an, aber auch wütend, weil er offenbar mit ihr spielte. »Das Kopfgeld.« Sofort hielt er inne. Das war bereits mehr, als die anderen erfahren durften. Urplötzlich erhob er seine Stumme und drehte sich zu ihnen »Mister 2, Miss Goldenweek, Miss Doublefinger... geht bitte erst einmal wieder raus.« Iroko nickte, reichte Robin ein Glas Wasser und flüsterte ihr etwas ins Ohr. „Hab keine Angst, wir sind nakama.“ Dann verschwand sie schweigend, bis auch Paula Bon hinausstieß und mit ihnen in die Küche lief. Sobald sie draußen waren, schloss Crocodile die Tür und sah sie intensiv an, dass sie wieder ein Stück zurück wich. »Wenn du ihnen noch mehr sagst, dann verschiff ich dich echt an die Marine.« er wollte nicht, aber eine Drohung was wohl das Effektivste. »Was soll das?« ihre Stimme zitterte. »Warum bin ich dann hier?« Ein schweres Seufzen kam ihm über die Lippen. »Erzähl ihnen nichts über dich, hörst du? Sie wissen nichts über dich.« »Aber du?« sie wollte wirklich nichts lieber als hier raus, von ihm weg. Irgendwas war mit ihm, irgendetwas an ihm, irgendetwas merkwürdiges. Aber sie kam einfach nicht dahinter. »Ich weiß zumindest mehr als wohl die meisten über dich.« »Woher?« die Angst ließ sie zittern, aber da war noch etwas anderes, wenn sie ihn an sah. Etwas, das ihr auf der Zunge lag, aber unheimlich schmerzte, wenn sie sich zu erinnern versuchte. Er sah sie weiterhin an und seufzte nochmals erschöpft. Eigentlich hatte er keine Lust ihr das alles zu erzählen. »Wir sind Partner...« »Partner?« nun war sie vollkommen vor den Kopf gestoßen. »Das ergibt keinen Sinn. Du bist doch ein Pirat, der mit der Marine zusammenarbeitet. Warum sollte ich dein Partner sein?« ihre Hand legte sich an ihre Stirn und sie blickte ihn irritiert an. »Du bist doch Sir Crocodile, oder nicht?« »...Ja bin ich und du hast den Grund auch bereits selbst genannt.« »Was?« gleich würde sie zusammenbrechen. Ihr Kopf, oh ihr Kopf. »...Du solltest dich ausruhen.« »Ich will wissen was... warum...« »...« Sie klopfte sich gegen den Kopf »Was ist passiert?« wiederholte sie verzweifelt. »Wir sind Partner?« »Soll ich dir etwa alles von Anfang an erklären?« »Von Anfang an? Wie viel Zeit ist denn vergangen?« »Ich würde schätzen mehr als vier Jahre, wenn du dich nicht mal mehr an mich erinnerst. Zumindest haben wir uns vor etwa vier Jahren getroffen.« Das verschloss ihr erst einmal den Mund, sie starrte ihn an, befühlte ihre Haare – sie waren erstaunlich viel länger als sie sie in Erinnerung hatte. »Ich bin... wie alt?« »...Du wirst bald 29.« »Wa...« sie erstarrte komplett und hielt sich den Kopf. »Das kann doch nicht...« »...« »Verdammt... wenn wir Partner sind, dann setz dich hin oder so. ...Das Herumstehen irritiert mich nur noch mehr...« Er zögerte einen langen Moment, bis er sich schließlich neben sie auf das Bett setzte. Robin schwieg für eine ganze Weile, versuchte ihre Gedanken und Erinnerungen zu ordnen. Hatte sie wirklich über vier Jahre ihres Lebens vergessen? Einfach so? Und dann war da noch seine Nähe. Es fühlte sich seltsam an, so nah neben ihm zu sitzen. Irgendwie so vertraut, als wäre sie ihm noch viel näher gewesen. Noch immer hatte sie Angst, aber weniger vor ihm – was sie wieder verwirrte. Wahrscheinlich brachte Nachdenken nicht sonderlich viel... Ihre Augen hefteten sich an ihren Schoß, sie zögerte lange mit ihrer Frage. »Warum... liegen wir nachts nebeneinander in einem Bett?« » ...Ist das nicht offensichtlich?« Sie nickte stumm. Oh mein Gott... sie war Sir Crocodiles Partnerin? Und sie hatte auch noch eine Beziehung mit ihm? Wie konnte sie denn etwas so Fundamentales nur vergessen? »...Wo sind wir hier?« »Auf meinem Schiff.« »Vor Arabasta?« »Nein, wir haben Arabasta verlassen.« »...Was will ein Shichibukai mit einer von der Marine gesuchten Frau? Und dann... so weit entfernt von seinem eigentlichen Standort?« Leise seufzte er, gab sich geschlagen »Ok ok. Du kamst zu mir... weil ich dich gebeten habe. Du kannst das Poneglyph lesen...« »...« Sich an ihre erste Begegnung und alles, was darum herum lag, zu erinnern, machte ihn irgendwie... irgendwie... »Ich... brauchte dich wegen deiner Fähigkeit und du brauchtest mich, weil ich dich vor der Marine versteckte.« Er bemerkte gar nicht, das er das Präteritum benutzte. »...« sie sah ihn nicht an, versuchte alles zu verdauen. »Warum willst du das Poneglyph lesen? Das ist verboten.« Er wand ebenfalls den Blick ab, seufzte. »Du erinnerst dich an nichts, was? ...Pluton...« Ihre Augen wurden groß, sie starrte ihn an. »Plu-Pluton? Du hintergehst die Marine komplett... wegen dieser Waffe?« »...« nun blickte er ihr direkt in die Augen. Reflexartig wich sie wieder zurück, nur ein wenig »Du... aber wenn wir nicht mehr in Arabasta sind, heißt das... ich habe den Poneglyph schon gelesen?« Also erinnerte sie sich doch ein wenig. Ihre Erinnerungen waren nur verwirrt, vertauscht. Er sah sie lange an, intensiv. »Ja.« »Und ich...« sie schluckte. »...habe dir gesagt wo es ist?« Das war einfach unmöglich. Das konnte sie nicht glauben. Partner hin oder her, sie hatte ihm doch etwa nicht wirklich so weit geholfen, oder? »Nun ja... so ähnlich.« »Und wenn du... was mache ich denn dann noch hier?« ihr Blick wurde verwirrter, beinahe verzweifelt. »Was ist das zwischen uns?« »...« er sah zur Seite, murmelte in sich hinein. »Wenn ich das wüsste...« »Ich habe dir wirklich gesagt... wo Pluton ist?« Ok, sie hatte etwas mit Sir Crocodile. UND sie hatte ihm freiwillig zu einer antiken Waffe verholfen. War sie denn in den letzten vier Jahren komplett übergeschnappt?! »Nein. Wir suchen es gerade... auf dem Meer.« Nur kurz hielt sie die Luft an. Nein, das ergab wirklich keinen Sinn. »Was ist... mir passiert?« »...Du meinst die Verletzungen?« »Ich meine, warum ich mich zur Hölle noch mal an nichts erinnere.« Sie fluchte? Wann hatte sie sich das denn angewöhnt? »Hm.« er grübelte einen Moment. »Ich weiß es selbst nicht genau... scheinbar hast du dir einen Virus eingefangen... auf der Insel auf der wir heute gelandet sind.« »Einen... Virus?« Sie wiederholte das Gesagte, in der Hoffnung sich vielleicht zu erinnern. Aber oh Gott, sie schlug die Hand gegen ihren Kopf. Sie war wirklich wahnsinnig. Pluton. Robin arbeitete wahrhaftig mit einem Mann zusammen, der diese Waffe wollte. Müsste sie nicht Angst vor ihm haben? Müsste sie ihn nicht hassen? Unter allen Umständen? Aber die Angst vor ihm war erloschen, er irritierte sie nur. Was war das bloß? »Gehts dir gut?« »Bist du immer so witzig? Oder nur heute?« Seltsam, die Worte kamen einfach so heraus, als müsste sie seine Reaktion gar nicht fürchten. »..Ich meine die Verletzungen. Tut noch was anderes weh als deine Haut?« »Mein Kopf platzt gleich, aber ansonsten kann ich mich nur schlecht bewegen.« »Du solltest dich ausruhen.« Sie nickte. Ruhig stand er auf und ging wieder zur Tür »Morgen sehen wir weiter.« »Warte... bitte...« panisch sah sie ihn an, hatte Angst alles wieder zu vergessen, wenn er aus dem Zimmer trat. Warum auch immer ihr Kopf ihr den Dienst versagte, ihr Herz schien ihr zu suggerieren, dass sie bei ihm sicher war. Mehr als nur sicher. »...« er blieb stehen, sah sie an. »...Ich....« ihre Fingernägel krallten sich in das Laken. »...weiß nicht was für eine Beziehung wir haben, aber ich...« nun war sie rot im Gesicht. »Ist es in Ordnung für dich, dir zu sagen, dass ich nicht allein sein will?« Nun lächelte er zum ersten Mal. »Wenn das mal nicht die verliebte Teenager-Robin ist.« »Eh... wer?« Er verschränkte die Arme und schloss lächelnd die Augen. »Noch vor ein paar Stunden hättest du mir sowas wohl nicht mal im Schlaf gesagt.« Ihr Blick blieb verwirrt. Nur, warum klopfte ihr Herz so schnell bei seinem Lächeln? »Ich soll also bei dir bleiben?« Sie sah verlegen zur Seite »Ich... versteh das nicht falsch, ich ehm...« ihre Augen kniffen sich zusammen. »Ich glaub es nicht...« er lächelte breiter und lief langsam auf sie zu. Ihr Atem wurde schwerer, warum auch immer. Sie fragte ihren Kopf erst gar nicht mehr. »Ich fürchte nur, wieder alles zu vergessen. ...Also von dem, was du mir gesagt hast.« Stumm setzte er sich zu ihr, dann deutete er auf ihre Brust. »Siehst du den Pyjama, den du anhast?« Sie folgte seinem Blick, irritiert. »Was? Ehm... ja.« Er lehnte sich zurück aufs Bett, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. »Das ist einer deiner hässlichsten.« »Wie... wie bitte?« ihr wurde heiß und ihr Gesicht so rot, dass sie richtig spürte wie das Blut ihr in die Wangen lief. Das entlockte ihm ein Lächeln »Du wirst ja sogar rot. Mein Gott... du HAST also auch eine sanfte Seite.« seine Augen schlossen sich. »Man könnte es ja fast „süß“ nennen.« Ihre Augenbraue zuckte so merkwürdig als Antwort, aber sie verstand nicht warum. Mit einem Seufzen wechselte er das Thema. »Aber um noch einmal auf die Pyjamas zurückzukommen... Ich hab dir in all den Jahren so viel Unterwäsche geschenkt... echt verflucht sexy Unterwäsche...« Sie wurde immer und immer röter. »...einen Haufen Negligés und anderes Zeug...« »I...ich... ich...« sie stotterte? Na toll. Wahrscheinlich war das hier auch alles nur ein Traum. Warum ihr Gehirn dafür jedoch ausgerechnet Sir Crocodile aussuchte war ihr schleierhaft. Er ignorierte ihre Anstrengungen etwas zu sagen einfach »...aber irgendwie... Weißt du, ich hab alles versucht um diese potthässlichen Pyjamas von dir loszubekommen. Aber ich glaube langsam du hast da irgendwo ein Nest...« Ihre Augen wagten sich nicht von ihm zu lösen. Bald fielen sie ihr wirklich aus dem Kopf. Und noch immer zuckte ihr linkes Auge dabei so eigenartig »...Du bist... sicher, dass.... dass ich und du...?« Scheinbar nervte ihn diese Frage »Robin...« Und schon war sie wieder erstarrt, Hatte sie jetzt irgendetwas falsches gesagt? Hatte sie ihn wütend gemacht? Aber... warum sagte er ihr ihren Namen dann so vertraut? Niemand hatte ihn je so ausgesprochen. »Gott... ich komm gerade nicht darüber hinweg, dass du unseren Sex vergessen konntest...« Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihm entgegen, schluckte hart. »Ich....« ihr Blick rutschte ab zu ihren Händen. Er lachte nun fast, versuchte sich damit etwas aufzuheitern »“Oh Gott, Crocodile, gibs mir richtig!“.« »Das... das... habe ich...?« »Hahaha...« sein Lachen war mutlos . »Nein... aber früher wärst du ausgerastet, hätte ich so was zu dir gesagt.« Der Dampf entwich ihren Ohren. Oh Gott, wie hätte das nur passieren können? »...Du hättest mich vernichtend angesehen und mir mit Sexentzug gedroht, vielleicht noch ein paar Sachen an den Kopf geworfen... was du gerade packen kannst eben.« Sie nickte »Das macht mehr Sinn.« Himmel, so redeten sie miteinander? Was war denn das für eine Beziehung? »Aber...« das Schmunzeln auf seinen Lippen war noch immer mutlos. »...« Er sah von ihr weg ins Leere, lächelte kaum mehr. Es tat ihr weh, stach in ihrem Herz, als würde es sich zusammenkrampfen bei dieser Geste von ihm. Als wäre das nicht seine normale Art. Unwillkürlich hielt sie sich die Brust und starrte ihn an. Sollte sie ihn fragen? War er immer so? Was war los? Sie zögerte lange. »....Aber?« »Hm...« er lenkte ab. »Du stehst drauf, wenn wir zusammen duschen. ...Du bist sogar einmal nen ganzen Abend in meiner Boxershort herumgelaufen.« »Ich... wa... was? Das...« Das glaubte sie ihm gar nicht. Aber irgendwie... stieß sie der Gedanke nicht ab. Himmel, sie kannte den Mann nicht einmal! »Oh Gott...« er lachte leise und drückte sich die Handfläche gegen das Auge, wirkte irgendwie... enttäuscht, als könnte er es nicht fassen, fast traurig sogar. »Du stotterst.« »Das ist alles... ein bisschen viel auf einmal.« ihr Blick traf wieder ihre Hände, die noch immer ihr Herz zu heilen versuchten. Unwillkürlich hielt er den Atem an und sah durch die Dunkelheit an die Decke seiner Kajüte. War das etwa die Seite an ihr, die sie immer vor ihm verheimlicht hatte? Die Robin hinter ihrer harten Fassade? Ein kleines, schwaches Mädchen? War das die Robin, vor der sie solche Angst hatte? Die so viel durchgemacht hatte? Seine Gedanken verstummten und er fühlte wie sein Herz sich verkrampfte. Er wollte... er wollte sie... Schließlich atmete er wieder aus und raffte sich zusammen, ließ sich nicht klein kriegen, wandte sich zu ihr um und grinste »Weißt du, Robin-chan... jetzt wo du schon mal wach bist...« es musste einfach klappen. Seine Zähne zeigten ein Haifischgrinsen. »...wie wärs mit nem Blowjob?« Nun war sie wirklich rot. Unterbewusst krallten ihre Finger nach einem Kissen und knallten es ihm in der nächsten Sekunde volle Kanne ins Gesicht. Danach erstarrte sie sofort zur Salzsäule. Was... wie... wo? Warum zuckte ihr Auge so manisch? Mit einem sanften Lächeln, so sanft wie sie es noch nie gesehen hatte, drückte er das Kissen wieder weg und blinzelte sie an. »Na... da bist du doch...« Durch ein Japsen hielt sie die Luft an, starrte ihn regelrecht an. Ihr Herz schlug so schnell, als wolle es ihr gleich aus der Brust springen. Dieses Lächeln... was zum... »Das ist die Robin, die ich kenne...« mit einem Seufzen schloss er die Augen, dann lachte er. »Eine wilde Furie.« Schon wieder knallte es. Bestürzt sah sie auf ihre Hand, sie machte einfach was sie wollte. »Ich... es... verdammt...« »Hey, jetzt wirst du aber übermütig.« meinte er gespielt ernst, bevor er wieder lachte. »Das ist doch krank.« sie starrte ihre Hand an. »Ich weiß nicht wieso, aber ich kann gar nicht anders...« »Tja... wir sind halt schon echt lange Partner...« zur Sicherheit legte er das Kissen besser gleich hinter seinen Kopf. Sie starrte wieder ins Leere. »Du... du magst diese Art an mir lieber, was?« »Hmm... so habe ich dich kennen gelernt.« Ihr Kopf knickte etwas ab, sie fühlte sich schlecht. Wieso? War es ihre Schuld, dass sie sich an nichts erinnerte? Warum tat es weh? Sie wollte sich erinnern, aber da war noch immer nichts. Nur seine Stimme. Seine Nähe. »Ich kenn dich gar nicht wirklich anders...« Ihre Augen kniffen sich zusammen. »Du hast dich schon immer gewehrt und mir in den Arsch getreten, so getan als wolltest du überhaupt nichts von mir.« »Aber dem ist gar nicht so...« es kam einfach aus ihrem Mund, ohne dass sie es merkte. »...« er hielt den Atem an. »...Genau...« »Kein Wunder...« »Was?« »Kein Wunder, dass du mich nur so kennst.« »...Was meinst du?« Sie hatte immer noch ihre Augen geschlossen, versuchte den Schmerz zu ignorieren. »Gefühle sind schrecklich.« »...« »Ich kann mich nicht einmal an dich erinnern, aber...« ihr Blick traf den seinen verzweifelt, Tränen traten ihr in die Augen. »Es tut trotzdem weh.« »...Es...« er war atemlos. »...tut weh?« Ein verhaltenes Nicken, ihre Hand, die ihre Brust berührte, drückte sich noch fester an ihr Herz. »Dein Blick... so traurig... ich...« nun konnte sie ihn nicht mehr ansehen. »Das tut alles weh.« Erneut schlug sie sich gegen den Kopf. »Warum kann ich mich denn nicht erinnern?« »Robin...« vorsichtig richtete er sich auf, griff nach ihrem Arm, ganz sanft. Seine Berührung, seine große raue Hand, sie erinnerte sie an etwas. Aber was nur? Crocodile mahnte sich, hielt sich zurück. Dann lächelte er, als er ihrem Blick folgte. Verdammt, er war so nah dran sie zu verlieren. »Weißt du warum der fünfte Ring fehlt?« Die Tränen tropften ihr weiter aus den Augen, als sie ihren schmerzenden Kopf schüttelte. Er lächelte oberflächlich »Du hast mich ständig damit aufgezogen, dass ich einen Goldfetisch hab. Und irgendwann ging mir das so auf die Nerven, dass ich dir einen meiner Ringe an den Finger gesteckt hab und zu dir sagte du solltest ihn behalten. Man, hast du mich damals damit genervt. Du hast dich gewehrt wie ne Katze in der Badewanne. Und schließlich hast du ihn im hohen Bogen aus dem Fenster geworfen. Ich hätte dir fast den Hals umgedreht.« Sie hielt inne »Der Ring.« ihr Blick durchforstete den Raum. »Hatte ich... ich meine... habe ich... irgendetwas in dem ich bestimmte Dinge aufbewahre?« »Hmmm... ja hast du, aber du brauchst nicht nach dem Ring zu suchen.« Nun sah sie ihn wieder an, etwas irritiert, sprach leise und gedämpft. »Aber da ist er doch drin. Ich bin damals raus gegangen und hab ihn gesucht. Ich...« »Eh... das hast du?« »Das... wusstest du nicht?« »Nein...« Einen langen Moment herrschte Stille, dann stand er schließlich auf und ging zu seinem Schreibtisch, zögerte »...Du erinnerst dich also?« »Ich weiß es nicht... es ist so ein Gefühl.« Nachdem er das kleine Kästchen aus seinem Versteck genommen hatte, kam er wieder zurück und gab es ihr. Sie öffnete es und starrte hinein, kramte in ihm. »Ja, ich bin damals hinausgegangen. Ich war sauer und irgendwie... peinlich berührt. Ich habe bestimmt 3 Stunden danach gesucht.« ihre Finger hielten schließlich inne und sie zog einen Ring heraus. »Als ich ihn gefunden habe, konnte ich ihn dir aber dann irgendwie nicht mehr zurück geben.« Nun jedoch hielt sie ihm den Ring hin. Crocodile nahm ihn allerdings nicht entgegen, sondern musterte ihn nur. Lila, natürlich. Mit einem Seufzen lehnte er sich wieder zurück. »Tss und ich dachte der wär für immer verloren. Der is ein halbes Vermögen wert.« »...Willst du ihn jetzt nicht wieder haben?« »...Nein, er gehört noch immer dir.« »Kein Wunder, dass ich ihn nicht haben wollte...« sie legte ihn wieder in die kleine schön verzierte Schatulle. »....« »...Und wieso nicht?« »Es war mir so peinlich. Ich wollte nicht dass du weißt, dass ich mich darüber gefreut hätte, wenn du mir so etwas ehrlich geschenkt hättest.« ihre Stimme zitterte nicht mehr, sie war nicht mehr peinlich berührt, eher dankbar für diese kleine Erinnerung. Noch mehr drückte gegen ihren Kopf, aber sie wusste nun, hoffte, dass er ihr mehr erzählen würde. Auch wenn ihr diese Vergangenheit aus irgendeinem Grund zusetzte. Na ja, zumindest schienen sie Spaß gehabt zu haben. Crocodile war währenddessen der Kiefer etwas nach unten geklappt und er starrte ihr sprachlos entgegen. Was zum...? War das etwa wirklich die echte Robin? Der Teil hinter ihrer Fassade? Sie war so... so... zerbrechlich, sanftmütig, irgendwie... nicht ganz zu ihm passend. Wie hatte sich dieser Teil nur in ihn... ihn ihn... Verdammt. Verflucht. Scheiße nochmal.... »Erzählst...« sie blickte ihn erneut an. »...du mir noch mehr?« Er sah weg, denn er fühlte sich wie Scheiße. All die Jahre hatte er wirklich dran geglaubt, hatte es sich eingebildet, sie wirklich wie Dreck behandelt. Zwar gleichzeitig auf Händen getragen, aber das machte es nicht wett. Sie war eigentlich so zerbrechlich... und er hatte so oft mit dem Hammer drauf gehauen. Alles nur Schau, alles nur Lügen, obwohl er sie so gemocht hatte. Er mochte starke Frauen, Frauen die ihm die Stirn boten, sich nicht unterkriegen ließen. Er hatte ihre Beziehung gemocht und nun... er wusste nicht so recht weiter. Was wollte er? WAS wollte er wirklich? Noch immer wich er ihrem bohrenden Blick aus, redete einfach drauf los. Die Stimme ruhig, vielleicht etwas angeschlagen. »Wir haben uns oft zugesoffen. Du warst ständig in meiner Bibliothek. Ich habe dich immer damit aufgezogen, dass du nur Frauenromane liest... und du bist jedes Mal wieder drauf angesprungen... wie immer... auf alle meine Sticheleien.« »Uh.... sagt dir der Name Irma irgendwas?« Er lächelte leicht »Meine Putzfrau, du hast sie gehasst und dir eingebildet eifersüchtig auf sie sein zu müssen.« »Oh... und ich habe mich gerade gewundert, warum der Name mir so missfällt... Aber... bitte erzähl weiter.« »...Du...« wo sollte er nur anfangen? Was sollte er ihr am Besten erzählen? » ...Du hast ständig deine Unterwäsche bei mir rumliegen lassen.« er betonte das „ständig“ sehr genau, weil er übertrieb und wusste, dass sie normalerweise drauf ansprang. Doch die einzige Antwort, die er bekam, war ein stummes Zucken ihres Auges. »...Wir haben uns oft gestritten, sehr oft. Richtig heftig manchmal. Du hast mich manchmal so angenervt. ...Du... Du magst es liebsten hart... die Stellung is dir eigentlich egal. ...Wir haben sogar mal zusammen Porno geschaut - und Liebling... dann warst du im unvernichtbaren Sex-Mode. ...Du warst mal so betrunken, dass du mich gleich noch in der Kneipe verführen wolltest. Wenn du kommst, dann...« er hielt inne und lenkte dann weiter. »Du hast mir das Rauchen im Bett und in geschlossenen Räumen abgewöhnt... Nun ja... wie soll mans sagen? Du hast mich zu Tode genervt damit. Also hab ich schließlich einfach mitgespielt.« langsam war er wirklich am Ende. »Du siehst so sexy aus in schwarzer Unterwäsche, obwohl du sie nie anziehst. Du kannst nicht singen und erst recht nicht schauspielern. Außerdem schmeckt dein Essen zum Kotzen... Ich... mir fällt nichts mehr ein, Robin. Wie kann man so viele Jahre denn bitte in ein paar Minuten packen?« Robin nickte, ihr Miene wirkte zu Tode betrübt. »Klingt als...« sie musste sich so beherrschen, das Pochen ihres Herzens zu ignorieren, wie es sich immer wieder, bei jedem seiner Worte zusammenzog. »...als ob wir...« Ihre Finger umgriffen das Laken so stark, dass ihre Knöchel schon ganz weiß wurden. »...eine schöne Zeit hatten.« Ein paar einzelne, salzige Tränen tropften auf ihre Faust. »...Eigentlich... ging sie gerade erst los.« Traurig blickte sie zu ihm. Er drückte seine Hand gegen seine Wange und schmunzelte sie an. »Vor ein paar Tagen hast du mal die Domina raushängen lassen.« Bei seinen Worten kitzelte es in ihren Fingerspitzen. Würde sie sich nie wieder an all das erinnern können? »...Weißt du... Mir reichts irgendwie...« er legte sich zurück und musterte sie. » Du... empfindest nichts wenn du mich ansiehst, oder?« Noch immer streifte salziges Wasser über ihre Wange »Warum glaubst du, tut es weh? Warum meinst du, kann ich nicht aufhören zu weinen? Weil ich mich nicht erinnern kann?« »Ich weiß es nicht aber...« er blickte weg. »...ich weiß, dass wenn es dir schlecht ging... ich... immer so etwas gesagt habe wie „Nun komm endlich her zu mir und komm in meiner Arme". Und dann... kommst du irgendwann wirklich in meine Arme... außer du bist echt stinksauer auf mich.« Darauf musste sie lächeln, wenn auch nur leicht. Sie verstand weder ihn noch ihre eigenen Gefühle. Es machte sie bald wahnsinnig. »Ich spüre diesen Schmerz wenn ich dich ansehe.« Unwillkürlich stockte sie, ihr Herz weigerte sich scheinbar es auszusprechen. »Es tut weh, aber es... es ist warm. Meinst du... meinst du, dass du... dass deine Arme mir auch jetzt helfen können?« »...Ein Versuch kann nicht schaden.« Sie machte eine Vorwärtsbewegung, hielt dann aber inne, wurde rot um die Nase. »Ehm... würdest du vielleicht? Mein Körper will nicht so wirklich wie ich will...« Seufzend zog er sie zu sich. »Du wirst langsam alt.« Dabei zuckte sie etwas zusammen, die Bewegung war Dank der Verbrennungen auf ihrer Haut relativ schmerzhaft. Dann, als sie neben ihm lag, lehnte sie sich gegen seinen Körper, legte ihren Kopf auf seiner Brust ab. So ganz sicher, was sie hier eigentlich tat, war sie sich nicht, aber ihrem Herz schien es zu gefallen. Es zog sich endlich etwas auseinander und sie atmete tief ein und wieder aus. Crocodile genoss es sie wieder in seinen Armen zu halten, er genoss es viel zu sehr, viel mehr als er durfte. Auch wenn es irgendwie nicht das Gleiche war. »Dein Hintern sieht von hier ganz schön riesig aus.« Reflexartig stieß sie ihm in die Seite, zuckte dann aber erschrocken zusammen. Er lachte daraufhin in sich hinein. »Du weißt doch, dass ich ihn liebe... du hast n tollen Arsch.« »Ehm ja...« »...Hast du was dagegen wenn ich jetzt schlafe?« »Ich ehm...« sie sah ihn wieder an. Er schien wirklich sehr mitgenommen zu sein. »Nein, mach ruhig.« »In Ordnung.« beiläufig griff er nach etwas auf dem Nachtschrank. Sie wollte sich erst zurückziehen, um ihm mehr Platz zu machen, aber er zog sie mit dem linken Arm wieder zurück. »Hmmm nein. Du bleibst schön hier.« inzwischen hatte er endlich gefunden, was er gesucht hatte, nahm es zwischen die Finger und gab es ihr dann. »Hier... die magst du sehr. Mach es ruhig auf, es stört mich nicht.« Stumm sah sie es an, nahm es entgegen. Es war eine kleine Schatulle. Keine Erinnerung überkam sie, aber als sie sie öffnete und ihr eine wunderschöne Melodie entgegen schleuderte, raubte es ihr fast den Atem. Da war etwas, etwas sehr wichtiges. Aber sie kam nicht drauf. Noch nicht, schwor sie sich. Sie wollte sich erinnern. Wollte sich an die letzten vier Jahre erinnern, an diese Menschen, an diesen Mann. »Oh bitte frag mich nicht.« er wirkte gespielt genervt. »Du bist eben so sentimental.« »...Ja... ich weiß...« »...Gute Nacht.« seine Augen schlossen sich. Er ertrug das einfach nicht mehr. Er... vermisste sie. »...Gute Nacht. Ehm... habe ich eigentlich einen Kosenamen für dich?« »Nicht dass ich wüsste.« Außer vielleicht „Scheißkerl“, „Drecksack“, „Affenkönig“ und dergleichen. »Und eh... du für mich?« Sein Lächeln war müde. »Robin-chan... Liebes... Liebling... oder meinst du jetzt NUR für dich?« Sie verstand zwar nicht, nickte aber zaghaft. Verzagt strich er ihr über die Wange. »Ja... für dich habe ich einen ganz besonderen.« dann lachte er leise. »“Elendes Miststück“.« Jetzt fielen ihr die Augen fast wieder aus dem Kopf und ihr Auge zuckte erneut so schrecklich. Wollte es ihr etwas bestimmtes mitteilen? Hastig wand sie den Blick ab und murmelte in sich hinein. »Merkwürdige Beziehung.« »Na und? ...Es ist eine gute Beziehung.« Nun sprang ihm ihr Herz beinahe vor die Füße. Sie schluckte und ihr Blick wurde weich. »Das klingt, als wäre es etwas besonderes.« »...Ist es...« Zumindest das konnte sie verstehen. Probeweise legte sie ihren Kopf auf seine Brust. Sein Herzschlag war ihr so vertraut, wie ein deja-vú. »Aber Robin... denk jetzt nicht weil du hier das Unschuldslamm spielst, besetz ich den Plauderkasten.« »Was bedeutet das?« »...Ach nichts. Jetzt sei still und lass mich endlich schlafen. Ich bin saumüde.« er stockte kurz. »Und wenn du demnächst noch mal... oder besser gesagt "zum ersten Mal" den besten Orgasmus deines Lebens bekommen willst, dann lässt du mich jetzt lieber schlafen.« er konnte nicht anders, er musste sich irgendwie ablenken. Obwohl sie so anders war... nicht ganz seine Robin. »...« »...Gute Nacht.« »...Gute Nacht.« Zwei Stunden später hatte sich seine Atmung endlich vollständig verlangsamt und sein Herz schlug regelmäßig. Die ganze Zeit über hatte sie wach da gelegen. Sie kämpfte gegen ihren Kopf, kämpfte hart. Aber nur manchmal sah sie ein Bild oder hörte einen Gesprächsfetzen, der in diese wahnwitzige Geschichte passte. Sir Crocodile... nicht zu fassen. Ihr Schmerz hatte etwas nachgelassen, als sich ihr Gehör an seinen Herzschlag gewöhnte. Doch ihre Fingerkuppen kitzelten immer noch so merkwürdig. Ob sie einfach mal...? Sie sah zu ihm auf. Seine Augen waren geschlossen, seine Miene ruhig. Er schien wirklich zu schlafen. Ganz vorsichtig zog sie sich etwas hoch, um besser an ihn heran zu kommen. Sie musste es einfach genau wissen, dieses Gefühl zuordnen können. Crocodile sah so friedlich aus. Robin erinnerte sich an die Bilder, die sie von diesem gefürchteten Piraten gesehen hatte. Attraktiv hatte sie ihn immer gefunden, aber so sehr? Sie grübelte noch einmal darüber nach, dann streckte sie die Hand aus und strich ihm beinahe federleicht über die Wangen. Es war wie ein elektrischer Schock. Ihre Finger kribbelten ganz schrecklich. Da war ein Bild von ihm und ihr, sie lagen in diesem Bett und sie streichelte ihn. War das real? War das schon einmal passiert? Noch einmal strich sie über seine Wangen, dann über sein Kinn, hinab zu seinem Hals. Es ließ sie leise seufzen. Oh bitte, sie wollte alles wissen, sich an alles erinnern. Als sein Kopf zur Seite kippte, erschrak sie kurz. Sein schlafender Körper wandte sich ihr zu, seine Lippen bewegten sich. Flüsterte er? Es war so leise, dass sie es fast nicht verstanden hätte. »...Robin...« Schweigend legte sie den Kopf neben seinem ab, sah ihn an. Sir Crocodile, nein einfach nur Crocodile erkannte sie. So nannte sie ihn. Einfach nicht zu fassen. Ohne dass sie es bemerkte, malte sich ein Lächeln auf ihre Lippen. »...Robin.« dieses Mal klang es gepresster, fast gequält, aber immer noch leise. Erneut handelte sie einfach nach ihrem Gefühl, strich ihm abermals über die Wange, legte ihre Hand dort ab und ließ ihren Daumen über die Haut dort fahren. Irgendwie fühlte sich das so.... richtig an. Ihre Stirn presste sich sanft an die seine. »Ich bin hier... irgendwie...« »Ro...bin...« er schien zu schlafen, aber sie wusste nicht wie tief es war, als er sich plötzlich zu ihr hinüber schob und sie küsste, ganz leicht, fast kraftlos, aber dennoch zärtlich. Sie stockte. Die Berührung drückte auf einmal so viele Bilder in ihren Kopf. Allen voran jedoch kitzelte sie ein starkes Gefühl, ihre Lippen wurden einfach weich und genossen es. Jedoch hielt der Kuss nicht lange an, denn er schien daraufhin einfach wieder in tiefen Schlaf zu fallen. Robin ließ es sich gefallen und blieb einfach liegen, in seinen Armen. Es war so verwirrend, aber auch unheimlich beruhigend. Wie Balsam für ihre geschundene Seele. Sie mochte den Geruch seiner Haare, die raue Textur seiner Haut, die leichten, kaum zu sehenden Bartstoppeln an seinem Kinn, und vor allem seinen Herzschlag. Sie erinnerte sich, sie liebte seinen Herzschlag. Schließlich, nach einer ganzen Weile fielen ihr dann aber doch die Augen zu. Morgen würde sie auch noch genug Zeit haben über all das nachzudenken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)