Kaizoku no Baroque von Alma (I. Träume) ================================================================================ Kapitel 31: Das Schiff mit den schneeweißen Segeln -------------------------------------------------- Anderthalb Tage blieb die Crew noch an der Küste Kokoroshimas ankern, bis sie wieder in See stachen. Es hatte nur einen kurzen Abschied von den Amazonen gegeben, denn eigentlich wollten die Piraten so schnell wie möglich von dieser Insel verschwinden. Nun ja, Bon Clay ausgenommen, der noch einmal ausgiebig mit den einheimischen Frauen geklatscht und getratscht hatte. Die Crew versorgte sich mit dem nötigsten Proviant und anschließend fuhren sie die Route, die ihnen vorgegeben worden war, um dem Nebel zu entkommen. Es klappte, sie segelten im lauen Wind direkt an ihm vorbei und konnten bei ihrer Abreise noch sehr lange die hohen, nebelverdeckten Berge, aus denen er aufstieg, erkennen. Zwei Tage verbrachten sie so auf der ruhigen See, ehe es geschah. In der zweiten Nacht zurück auf dem offenen Meer hatten sie Anker geworfen. Es war weit nach Mitternacht, aber es würden noch viele Stunden vergehen, ehe die Sonne wieder aufgehen würde. Die meisten schliefen, nur Mister 2 und Mister 3 hielten oben im Krähennest Wache und vertrieben sich die Zeit damit „Schwarzer Peter“ zu spielen. Gerade eben diesen zog Gal gerade auf seine Hand. Sein Gesicht verzog sich. »Hehehehe.« Bon fing an zu gackern. »So ein Pech mein armer Schatz, kehehehe.« »Tss, warts nur ab.« Er mischte seine Karten blitzschnell, fächerte sie dann wieder auf, zeigte sein Pokerface. »Wir werden ja sehen.« grinste sein Gegner nur zurück. Während sie weiter spielten, bemerkten sie nicht, dass in der Ferne ein Schiff lag, welches nur ganz langsam auf sie zusteuerte. Der heran brechende Neumond legte in dieser Nacht einen dunklen Schatten auf die See und da das sich nähernde Schiff nur die Schratsegel gespannt hatte, fiel es in den schwarzen, sanften Wellen des Meeres kaum auf. Ein Mann trat auf das Deck eben dieses Schiffes und verschränkte die Arme, grinste. Er sah aus wie ein Kosake, war in mehrere Fetzen Leinenhemd gewickelt, hatte eine braune, aufgeplusterte Hose und lange, hohe Stiefel. An seinem linken Ohr hing ein großer goldener Ohrring und er trug einen langen, säulenförmigen Hut. Um seine Taille hingen mehrere Tücher, in rot und grün. Die Augen waren schwarz und glitzerten unter den Sternen. Er war jung, vielleicht Mitte zwanzig und wirkte trotz seines strengen Aussehens sehr wild. Er schmunzelte. »Kopf, ich gewinne, Zahl, du gewinnst.« »Warum müssen wir eigentlich immer über diese dämliche Weise entscheiden?« Eine junge Frau kam zu ihm und stellte sich neben ihn. Das blonde, wallende Haar rollte über das Korsett das sie trug, unter dem ein weißes Leinenkleid hervorlugte. An ihrer Hüfte trug sie mehrere Gürtel, Waffengürtel und mehrere kleine Kanonen. Sie fuhr sich durch die Haare und verschränkte dann die Arme. Ihr Blick ging in die gleiche Richtung wie der seine, zu dem Schiff in der Dunkelheit. Mit einem Grinsen warf er die Münze in die Luft. »Also... Kopf ich gewinne, Zahl du gewinnst.« »Vergiss es, heute nehm ich Kopf.« »Wie du willst, Kaki.« Geschickt fing er die Münze auf und schlug sie auf seinen Handrücken, konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Zahl.« »Du bist ein elender Betrüger!« Lachend gab er seinen Männern hinter sich einen kurzen Befehl. »Ich bin einfach nur ein Glückskind.« Sie rollte die Augen. »Und du liebst große Auftritte, mein Gott. Du bist ein selbstverliebtes Arschloch.« Seine Männer reagierten und kletterten in die Rahen, rollten die großen, schneeweißen Segel aus und ließen sich vom Wind an das Schiff heranfahren. Der Kosake lachte Kaki an. »Bin ich das?« In ihren Augen glühte ein wütendes Feuer. »Man kann auch diskret an eine Sache herangehen, weißt du das? Man muss nicht immer mit dem Fuß die Tür eintreten und dann alle Leute mit Eis beschmeißen.« Er warf ihr einen Kuss zu. »Aber so machts doch viel mehr Spaß.« »Lass stecken, du Perverser.« Sie drehte sich um und ging unter Deck. »Ich tu mir das nicht nochmal an, mach doch was du willst.« »Verlier unterwegs nicht dein Höschen!« lachte er herzhaft. »DAS GEHT DICH GAR NICHTS AN!« Noch immer lachte er, gab nur beiläufig weitere Befehle an seine Männer. Er liebte es wirklich seine Schwester zu ärgern. Sie war so ein Wildfang, auch wenn sie ganz und gar nicht so kämpfte. Er hingegen liebte große Auftritte und vor allem liebte er es den Gegner zu demütigen. »Volle Fahrt voraus, Männer!« Mit einem Mal zuckte Bon zusammen, er hatte so ein ungutes Gefühl. Seine Stirn legte sich in Falten. »Sag Mal...« »Hm?« »Kommt dir auch irgendwas komisch vor?« »Hm...« Sein Zimmerpartner sah auf. »...was meinst du?« Reflexartig legte er die Arme um sich und schwankte in seiner sitzenden Position etwas hin und her. Das theatralische konnte er einfach nicht ablegen. »Ahh, die Atmosphäre, honey!« Gal runzelte die Stirn, dann stand er auf und sah sich um. »Die See ist doch ruhig... oh...« »“Oh“? Schätzchen, „oh“ sagt man nicht, wenn alles ruhig ist.« Aufgeregt sprang er auf und folgte seinem Blick. Und dann sahen sie es, nur etwa hundert oder höchstens zweihundert Meter von ihnen entfernt. Ein Schiff, genauso groß wie das ihrige. Das Meer unter ihnen war nachtschwarz, aber das Schiff leuchtete im Wasser, seine riesigen schneeweißen Segel blinkten ihnen entgegen wie Warnlampen. Sofort sprang Bon vom Krähennest hinunter auf das Deck, dass es leicht krachte, holte tief Luft und brüllte dann so laut er konnte in den Gang zu den Kabinen. »ALLE AN DECK!« Seine Stimme war so schrill und durchdringend, dass wohl keiner ihn jemals überhören würde. Sofort flirrten Crocodiles Augen auf, müde. Er hatte nur gedöst, aber diesen Krach hätte nicht einmal ein Toter ignorieren können. Das konnte nur Bon sein. An ihn gekuschelt lag Robin in seinen Armen, sie schien zwar aufgewacht zu sein, wirkte aber noch sehr erschöpft und ziemlich verschlafen. Also entwand er sich vorsichtig ihrer Umarmung und flüsterte nur. »Bleib liegen und schlaf weiter.« Zaghaft nickte sie und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Sie wollte erst einmal richtig wach werden. Crocodile hatte beschlossen sich nur schnell etwas drüber zu werfen. Er gähnte ausgiebig und ging dann nach draußen. Was sollte es um diese Uhrzeit schon geben? Auf diesem Magnetstreifen geschah ja sowieso nicht sonderlich viel. Als er an die Oberfläche stieß, waren die meisten der anderen ebenfalls dort. Nur Miki fehlte. Wahrscheinlich brauchte er wieder etwas länger. Seine Mannschaft war fast komplett in ihren Schlafklamotten. Paula in einem supersexy Unterwäscheset, Boner nur mit seiner langen Hose, Iroko in ihrem quietschgelben Schlafanzug, Uma ebenfalls im Schlafanzug. Gal und Bon waren die einzigen, die ihr normale Kleidung trugen. Sie alle starrten auf einen hellen Punkt, der sich ihrem Schiff näherte und es bereits fast erreicht hatte. Mit äußerst skeptischer Miene betrachtete Crocodile es. Weiße Segel, also keine Piraten? »Uhhh, ich bin ja so aufgeregt!« quietschte Bon, während er auf dem Deck hin und her tanzte. »Freund oder Feind? Freund oder Feind?« plapperte Uma unsicher immer wieder daher. Ihrem Boss war es ebenfalls nicht ganz geheuer. Unbewusst machte er sich bereits kampfbereit. Als das Schiff näher kam, wurden die Segel wieder gerafft und dem Wind die Schubkraft genommen. Es schipperte nur ganz sacht auf sie zu und kam weniger Meter neben ihnen zum Stillstand. Eine Planke hätte dazwischen gepasst. Auf der anderen Seite begrüßte sie ein Mann in Kosakenkleidung. Er breitete freundlich die Arme aus und lachte herzhaft. »Einen wunderbaren guten Abend!« »Was wollt ihr hier?« Ihr Captain nahm wahr, wie der Fremde jeden einzelnen seiner Mannschaft ganz genau betrachtete. Viel zu genau, als würde er etwas prüfen. Als er sie nach ein paar stummen Sekunden durch hatte, wandte er sich wieder an Crocodile und verbeugte sich schmunzelnd. »Mein Name ist Akama und ich möchte mir euch nur noch einen Moment genauer ansehen. Euer Schiff hatte nette Ausstattung, wenn man das so sagen darf.« »Was willst du?« knurrte Crocodile. Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen, immer und immer breiter. »Wer weiß.« Er schien tief Luft zu holen, ehe er ihnen einen langen Handkuss zuwarf. Dann verschränkte er die Arme und zuckte die Schultern. Bon begann sofort aufgebracht zu quiecken. »Wie viele sind noch auf eurem Schiff?« »Nichts geht dich das an, gaaaar nichts!« Kam es misstrauisch von Uma. Darauf musste er lachen. »Ja, ich werds auch alleine rausfinden, da hast du Recht, du eingetrocknete Pflaume.« Sofort machte sie einen Schritt nach vorne, aber etwas hielt sie zurück. Es war Gals Hand auf ihrer Schulter. Er wirkte ziemlich beunruhigt. »Wirklich tolles Schiff.« Und mit einem Satz hüpfte Akama auf ihr Deck und schlenderte die Reling entlang. In dieser Sekunde war Crocodile kurz davor einzugreifen, ehe er plötzlich bemerkte, dass etwas mit ihm ganz und gar nicht stimmte. »Du... mieser...« Federleicht setzte er seinen Fuß auf seiner Stirn ab und brach in schallendes Gelächter aus. »Und Zehn.« Plötzlich hörte Robin ein seltsames Gelächter, das sie vollends wach werden ließ. »Kuhahahahahaha, ein voller Erfolg!« Sie zögerte nicht eine Sekunde bei der unbekannten, rauen Stimme, die so gehässig bis unters Deck drang. Sofort sprang sie aus dem Bett auf, schwang sich etwas halbwegs brauchbares über und stolperte hinaus aus dem Gang. Sie traf Miki auf dem Weg, der nun endlich die Tür erreicht hatte und gerade aufs Deck wollte. Zusammen stürmten sie hinauf und erstarrten in der gleichen Bewegung. Dort lag ihre gesamte Mannschaft auf dem Boden, regungslos, sogar Crocodile bewegte sich nicht mehr. Ein fremder Mann in seltsamer Kleidung trabte gut gelaunt ihre Reling entlang. »Die da und die da und die da!« »Akama!« rief eine blonde Frau von dem anderen Schiff, das angedockt hatte. Nur eine Sekunde später reagierte er und blickte den beiden entgegen. Sein Mund verzerrte sich zu einem glücklichen Lächeln, er breitete einladend die Arme aus. »Einen wunderschönen guten Abend!« Robin versuchte ganz ruhig zu bleiben und in keinem Fall irgendwie in Panik auszubrechen. Was zum Teufel war los? Crocodile, am Boden? Jazz und Paula, Bon und Gal – einfach niedergestreckt? Einfach so? Wie? Warum? Wie zur Hölle hatte er das geschafft? Miki, der sich ein wenig mehr zu ihr bewegt hatte, starrte dem Mann vor sich entgegen, der Blick finster. »Seid ihr die Letzten auf diesem Schiff?« mit diesem widerlich freundlichen Lächeln kam er langsam immer näher. Ungesehen, mittels ihrer Fähigkeit, befühlte Robin bei jedem einzelnen den Puls. Sie atmeten noch, Gott sei Dank. Auf den Kommentar ihres Gegenübers sagte sie nichts, behielt ihn nur wachsam im Auge. Schmunzelnd stemmte er die Arme in die Hüfte. »Keine Sorge, sie werden nicht sterben.« Miki stierte inzwischen zu Robin herüber. Fast so, als würde er nur auf ihren Befehl warten. Doch sie schwieg noch immer, versuchte angestrengt herauszufinden, was hier passiert sein konnte. Wie konnte er alle einfach so zu Boden bringen? Oder war es gar nicht er gewesen? Vielleicht die blonde Frau auf der anderen Seite? Ihr Kopf ratterte. »Du hast da ein ziemlich hässliches Teil an.« meinte er grinsend, als er vor ihr zum Stehen kam. Er war kleiner als sie, aber scheinbar beeinträchtigte das nicht sein Selbstbewusstsein. Ihre Stirn runzelte sich, doch sie konnte noch immer nichts sagen. Seine Lippen zogen sich nun immer breiter zu einem vollen Grinsen. Sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut, er roch grässlich. Süß, viel zu süß. »Die auch.« meinte er ins Nichts. »Wer bist du?« brachte sie endlich heraus. Langsam kam er ihr noch näher. So nah, bis sich ihre Nasenspitzen berührten. Sein Atem war so seltsam, dass ihr schwindlig wurde. »Du wirst dich sowieso nicht an ihn erinnern.« Mit einer schnellen Bewegung hielt sie sich die Hand vor Mund und Nase und verengte die Augen. »Wer bist du?« wiederholte sie nun mit mehr Druck dahinter. Doch er drehte sich nur lachend um. »Durchsucht das Schiff!« Allerdings würde sie ihnen das sicher nicht so einfach machen. Blitzschnell versperrten ihre zahlreichen Hände den Eingang zum Unterdeck. »Du bist aber zäh, was?« Abermals lachend drehte er sich wieder zu ihr um, kam auf sie zu, hastiger als zuvor. Dieses Mal jedoch stellte sich Miki in seinen Weg und warf ihm einen kampfbereiten Blick zu. »Kaki, wärst du wohl so freundlich?« meinte er etwas gelangweilt, als er den Kopf in den Nacken legen musste, um so weit hinaufsehen zu können. Nur ein Nicken und dann, schneller als die beiden reagieren konnten, ertönte ein Schuss. Robin konnte nicht genau sehen, wo er getroffen wurde, aber er begann zu wanken. Der fremde Mann kam einfach wieder auf sie zu und stand nun vor ihr, grinste selbstgefällig. Sie fühlte sich irgendwie seltsam, als müsste sie selbst gleich wanken. Instinktiv tat sie einen Schritt zurück. »Du bist echt zäh, was? So wie der Narbentyp da drüben.« Dieses Mal zischte sie laut. »Wer bist du, verdammt!« Erneutes Lachen, ehe etwas aus seiner Hand hervor schnellte. Eine Peitsche, dessen Riemen sich schmerzhaft um ihre Taille schnürte und sie in einem kräftigen Ruck an ihn drückte. Er riss sie noch weiter an sich, so nahe, dass ihr sein Atem abermals entgegenschlug. »Akama, mein Name. Stets zu Diensten, My lady.« Und mit diesen Worten küsste er sie. Am liebsten hätte sie ihm die Zunge abgebissen und ihm ihr spitzes Knie direkt in die Eier gerammt. Aber ehe sie sich wehren konnte, wurde ihr mit einem Mal schwarz vor Augen. Der Schwindel drückte sie vollkommen zu Boden und raubte ihr vollends alle Sinne. Wunderbar, stieß es ihr als letztes durch den Kopf. Sie war ja wirklich zu Nichts zu gebrauchen... Nachdem sie in seinen Armen zusammen gesackt war, packte er sie und warf sie sich pfeifend über die Schulter. Im Vorbeigehen, stieß er noch Miki um, der einfach wie ein nasser Sack zu Boden fiel. Er grinste siegessicher. »Na diese Aktion war doch ein voller Erfolg, was Kaki?« Sie sah ihn Stirn runzelnd an. »Du bist echt ne Drama-queen.« »Sag was du willst.« Er kam zu ihr hinüber gesprungen. »Du schuldest mir 3.000 Belly.« »Steck sie dir sonst wo hin!« Zischend warf sie das Geld auf den Boden. Dann wurde es auch vor Mikis Augen endlich schwarz. ~ ~ ~ Crocodile blinzelte. Er fühlte sich irgendwie merkwürdig, wie nach einem langem Schlaf, aber gleichzeitig eigenartig befreit. Jemand hatte ihn geweckt, eine Stimme, eine kreischende Stimme. Umas Stimme. Und es hörte sich an als würde sie die ganze Zeit fluchen. Tageslicht kam ihm entgegen und brannte in seinen Augen. Nur langsam schaffte er es sich aufzurichten. Er hielt sich murmelnd den Kopf. »Verdammt... hör endlich auf... da bekommt man ja Kopfschmerzen von...« »Bossu...« Dieses Mal war es Jazz, und er klang äußerst beunruhigt. Das ließ Crocodile aufhorchen. Er riss die Augen auf, auch wenn er in den ersten Sekunde nichts erkannte. Noch immer fluchte Uma, nur noch lauter. »Alles weg, weg, weg. Alles weg!« Hastig blickte er sich um, obwohl seine Augen sich der Helligkeit der Umgebung nur langsam anpassten. Sie waren noch auf dem Schiff, es war Tag, Mittag besser gesagt. Sonst wirkte nichts anders als sonst. »Was ist passiert?« irritiert blickte er zu seiner Mannschaft und hielt den Atem an. Er erkannte sofort, dass Robin nicht auf dem Deck war. Allerdings fehlte nicht nur sie. Geschockt blickte er in die Gesichter genau vor sich. Jazz, direkt neben ihm, dann Uma, die herumlief und gackerte, daneben Miki, der kniete und grübelte und daneben Gal, der verstört wirkte. »...Wo sind die anderen?« fragte Crocodile zögerlich, obwohl er die Antwort bereits kannte. »...Nicht hier zumindest.« meinte Jazz nur. »Weg, alles weg! Verdammte Schweine, diese miesen Schweine!« Sein erster Maat nickte herüber zu Uma. »Und das Gold ist auch weg.« »Wie bitte?!« knurrte er. »Ein bisschen des Proviants auch.« Wütend raffte er sich auf und drehte sich im Kreis, um alles richtig wahrnehmen zu können. »Was zum Teufel...« Er erinnerte sich nur schemenhaft. Da war dieser Typ mitten in der Nacht, aber dann wurde seine Erinnerung schwach. Sein Blick glitt an ihm herunter. Keine Verletzungen oder ähnliches. »Seid ihr verletzt?« Gal schüttelte nur etwas panisch den Kopf. Er rang schon die ganze Zeit mit selbst, mit der aufkommenden Nervosität und dem Gefühl der Nutzlosigkeit. Er wusste, dass er nicht aufgeben durfte, dass er standhaft sein musste. Das hatte ihm Paula gelernt. Trotzdem fiel es ihm schwer. Ihm brach schon das dritte Mal der Schweiß aus. Uma hingegen stampfte aufgebracht hin und her. »Nein, nichts verletzt! Aber Scheiße, Scheiße, Scheiße! Diese verflixten... diese miesen... Ahhh!« Miki schüttelte ebenfalls den Kopf, er hatte schnell bemerkt, dass der Schuss nur ein Streifschuss gewesen war. Er hatte nur einen winzigen Kratzer hinterlassen. Mister One wandte sich an seinen Boss. »Wir zumindest nicht, aber wir haben keine Ahnung von den anderen.« »Verdammt, was soll der Scheiß? Warum sind nur wir noch hier?« »Wir waren wohl nicht interessant genug.« brachte Gal leise heraus. »Grrr!« Ihr Boss wandte sich nun an jeden Einzelnen. »Kann sich irgendwer an gestern Nacht erinnern?« Schweigen. Nur Miki hob nach einer Weile die Hand. »IIiiiiiicccchhh.... etwaaaaaaaaaasss.« »Und an was?« Crocodile rang wirklich nach Geduld. »Aaaaaaalsooooooo...« Geduld! »Miiiiiiiisss Aaaaaaalllsuuuuuuundaaaaay uuuuuuuuuund iiiiiiicch wiiiiiiiiiiiiir siiiiiiiind aaaaaaals leeeeeeetztes aaaaaaannn Deeeeeeeeck geeeeekoooooooooooommeeeeen.« Gereizt wippte Crocodile mit dem Fuß auf und ab. Er wollte geduldig sein, aber es fiel wirklich unheimlich schwer. Hastig trat Uma auf Miki zu. »Man, jetzt machs halt schneller! Das hält doch keiner aus, na los mach schon, los, los!« Ein entschuldigender Ausdruck erschien auf seinen Lippen. »Los, los mach, ich übersetzte!« Langsam nickte er und begann ihr dann etwas in Gebärdensprache zu vermitteln. Seine Partnerin "hörte" ihm einige Momente lang zu. Aus Sekunden wurden Minuten, aus Minuten eine halbe Ewigkeit. Aber zumindest konnte man darauf hoffen, es dann in Lichtgeschwindigkeit erzählt zu bekommen. Als Miki geendet hatte, wandte sich die Rothaarige an die Männer und ratterte los. »Also, hört gut zu, gut zuhören, ne? Ne, ne, ne? Miki sagt er wäre mit Miss Allsunday zuletzt rausgekommen und dann hätte der Typ sie bedroht und Miss Allsunday geküsst. Ja geküsst hat er sie.« Miki drehte sich zu ihr und gab ihr noch ein Handzeichen. »Ohne Zunge, ohne Zunge, hat er gesagt.« wild hopste sie umher. Crocodiles Auge begann mächtig zu zucken. »...Aha....« »Er ist daraufhin bald in Ohnmacht gefallen, ja ist er, aber er hat den ganzen Morgen drüber nachgedacht, hat er, hat er ganz doll! Er glaubt die Frau erkannt zu haben, die Frau mit den großen Brüsten.« »Kaaaaaaaaaaakiiiiiiiiiii Eeeeeeellaaaaaaafeeeeeee.« »Kaki Ellafee, Kaki Ellafee!« wiederholte sie aufgeregt. Sofort verstummte Crocodile. Irgendwoher hatte er den Namen doch schon einmal gehört, oder? Auch Gal horchte plötzlich auf und starrte sie alle an. »Den Namen... hab ich schon mal gehört.« Einen Augenblick lang blickte er nur stumm in die Runde, dann aber blieb er an Miki hängen. Er schluckte heftig, rang nach Selbstvertrauen. »Sie war eine berühmte Piratin, schon als Teenagerin. Ihr Kopfgeld betrug 30.000 Belly oder so ähnlich, aber vor einigen Jahren ist sie verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt.« »Und jetzt hat sie Spaß dran andere Leute auszurauben und mal schnell Crewmitglieder zu stehlen?« Crocodile klang mehr als nur sarkastisch. Sein Schiffsmechaniker zuckte zusammen und sah ihn entschuldigend an. »...Scheinbar ja.« Nun hakte sich Jazz ein. »Ich erinnere mich auch an sie, aber da sie so ein kleiner Fisch war, hat sie mich nie interessiert. Ihr Name war „Die wilde Rose“.« »Na sehr poetisch.« Seine Stressfalte wurde immer tiefer und er hatte gerade wieder unheimliche Lust irgendwas kaputt zu machen. »Und? Ich hab aber auf dem Boot nur diesen Kerl gesehen und keine Frau. Und soweit ich mich erinnern kann hat der Kerl irgendwas mit uns gemacht.« Nun ballte sich seine Hand schmerzhaft zur Faust. Ein Knurren kam aus seiner Kehle. »Und scheinbar muss der viel mehr drauf haben als diese Tussi, wenn er es schafft uns alle auszuschalten ohne nen Finger krumm zu machen.« »Und ohne uns wehzutun.« merkte Jazz grübelnd an. »Habt ihr das auch gerochen?« Uma wackelte wieder umher. »So nen süßes Zeug? Eh? Habt ihr? Ich fands so eklig!« Gal schluckte. »Ja hab ich...« »Iiiiiiiiiiiccccchhhhh...« »Ein Teufelsfruchtbenutzer?« Sein erster Maat nickte. »Ich habs zumindest auch gerochen.« »...aaaaaaaaauuuuuuccccchhhhhh!« »Weg sind also nur unsere Crewmitglieder und das Gold...« Sein Blick verfinsterte sich wieder. »Aber ich begreife nicht, was wir hier dann noch machen. Und warum man überhaupt Piraten entführen sollte.« Er blickte ausdruckslos zu Jazz. »Haben sie irgendwelche Nachrichten hinterlassen?« Diese deutete nur stumm nach oben. »So ein Scheiß, verdammte Scheiße, so was bescheuertes! Diese miesen!« Stirn runzelnd blickte ihr Boss nach oben. Das Segel war ausgerollt, sah aber irgendwie anders aus als sonst. Das Baroquesymbol war überstrichen worden, mit der reinsten Sauklaue. Er sah ein großes Bild, ein Gesicht, das ihm die Zunge rausstreckte und sich das Augenlid nach unten zog. Daneben stand nur der Text: „Ihr seid richtig schön angearscht!“. Sein Auge zuckte ganz barbarisch. »Was zum... mein Schiff! Wie können sie es wagen...« Wirklich, er versuchte es ja sich zu beruhigen. Aber das ging einfach zu weit. Er stand hier allein mit der Hälfte seiner Crew und hatte verflucht nochmal nicht die geringste Ahnung was vorgefallen war! Erst einmal tief durchatmen. Jedoch brachte das recht wenig. Mit einem vernichtenden Blick drehte er sich also seiner Crew zu und versuchte vernünftig zu bleiben. »Wir haben also... einen seltsamen Kerl, der irgendeine Teufelsfrucht besitzt, die uns alle ausschalten konnte und eine Frau, die nur Miki gesehen hat und die eine Piratin ist. Außerdem fehlen vier Mitglieder unserer Crew... unser Gold ist weg und wir sitzen hier und haben nicht einen blassen Schimmer warum zum Teufel jemand unsere Partner stehlen sollte.« Das ergab doch einfach keinen Sinn. Da war kein Muster drin. Warum gerade diese vier? Wieso Bon, wieso Iroko? Wieso nicht Uma? Nur Frauen? Nein, dann wäre Uma nicht hier und Bon dafür. Nur Teufelsfruchtbenutzer? Ach so ein Quatsch. Wirklich, das ergab alles keinen Sinn! »Vielleicht.« Schüchtern hob Gal einen Finger, als hätte er eine Idee. Sie sahen ihn nur stumm, erwartungsvoll an. Er schluckte, riss aber zusammen. »Vielleicht... wurden sie geschrumpft und sind immer noch hier!« Crocodile runzelte die Stirn und verkniff sich seinen Kommentar. Er verkniff ihn sich wirklich... Jazz hingegen nicht. »Das ist das bescheuertste, das ich je gehört habe. Warum sollte das denn sein? Dann wären wir ja auch klein, oder? Und warum sollte jemand sowas tun? »Ehm...« stotterte er kleinlaut. »Dann vielleicht... vielleicht...« »Ach red keine Unsinn! Streng dich Mal an! Hast doch sonst mehr Fantasie! Also ehrlich! Vielleicht haben sie sie in einen Zirkus verschleppt! Wenn ich da an Bon denke. Ein Entertainer, ein kleines Mädchen und zwei hübsche Frauen mit wundersamen Fähigkeiten. Nein? Vielleicht was anderes? Eh?« »Und wie sollten sie die beiden dann zwingen mit ihnen aufzutreten?« Jazz sah sie genervt an, obwohl er Paula ja wirklich zutrauen würde, dass ihr so was auch noch Spaß machte. »Drogen? Ja, vielleicht Drogen?« »Drrooooooooogeeeeeeeeeeeen.« »Das bringt doch nichts.« mischte sich ihr Captain ein. »Wir müssen rauskriegen wer diese Kaki war und wer dieser andere Kerl ist.« »Nur wie...?« murmelte Boner besorgt. Miki meldete sich noch einmal. »Aaaaaakaaaamaaaaa!« »Akama?« fragte Gal unsicher. Er nickte zur Bestätigung. »Stimmt, so hatte er sich vorgestellt.« »Und? Also ich kenn den Namen nicht.« brummte Crocodile. »Fand sich ganz toll der Typ, ganz besonders toll!« Und er hat Robin geküsst. Oh wenn er diesen Kerl zu fassen bekam... »Ich hab den Namen leider auch noch nie gehört.« Schweigen. Dann erhob ihr Boss wieder das Wort. »Also ist diese Kaki unser einziger Anhaltspunkt? Wie sah sie aus?« Mister 4 gab Uma ein paar Zeichen und sie ratterte wieder los. »Blond, große Brüste, sah aus wie ne Kosakin. So wie der Typ da, dieser blöde Spinner.« Erneut wandte sie sich an Miki. »Eher klein, hübsch. Eh? Was meinst du mit hübsch?« Hastig fuchtelte er mit den Händen. »Ja, von wegen! Das bekommst du wieder, ganz sicher, mach dich drauf gefasst!« wütete sie über ihn her, ehe sie sich wieder an die anderen wandte. »Sie kämpft mit Waffen. Pistolen!« »Kosaken? Du meinst Zigeuner?« Unwillkürlich zuckte Crocodile bei diesen Worten zusammen. Miki nickte langsam, machte noch mehr Zeichen, die Uma übersetzte. »N´ Haufen Gürtel und Zeug, das an ihnen runter hängt und so eine Art Kleidung, ja mit so nem Hut!« Gal sah auf. »Zigeuner? Stimmt... dieser Akama hatte ne ziemlich dunkle Hautfarbe.« »Würde auch das verschwundene Gold erklären.« mischte sich Jazz wieder ein. Crocodile sagte nicht, er schwieg nur und stierte zu Boden. »Aber was würden Zigeuner von uns wollen?« Ihm blieb die Luft weg. »Vielleicht wollen sie die anderen verkaufen? Vielleicht das? Oder sind es Kopfgeldjäger? Eh?« »Aber wir haben doch auch Kopfgelder.« »Ahhh!« Die kleine Rothaarige raufte sich die Haare. »Ich kapiers nicht! Nein, das kapiert doch keiner!« »Wenn sie Kopfgeld wollten, hätten sie den Boss mitgenommen.« »Vielleicht.« ertönte ihre Stimme schrill. »Sklavenhändler? Eh? Vielleicht?« Darauf schwieg Jazz. Das war eine ziemlich gute Erklärung. »Skla-Sklavenhändler? « Gal war der Schrecken ins Gesicht geschrieben. »Ja! Macht doch Sinn, oder? Zwei hübsche Frauen, ein komischer Kauz...verkauft sich sicher auch gut, ja! Und ein Kind...« »Aber...« Gal wirkte zerrissen. »...was haben Zigeuner damit zu tun? Sie werden doch selbst als Sklaven verkauft, in manchen Ozeanen. Es gibt zwar mehrere Stämme aber, ich hab von keinem gehört, der so etwas tun würde.« »Pah, Ausnahmen! Es gibt immer Abtrünnige! Immer, ja!« »Im South Blue und im West Blue werden sie als Sklaven verkauft.« meinte Jazz. Wieder zuckte Crocodile zusammen. »Vielleicht haben sie sich gedacht, dass sie das zur Abwechslung auch mal machen könnten? Oder sie haben einen Deal mit einem Käufer, der dann jemand anderen für sie frei lässt? Eh? Leute, die Möglichkeiten sind endlos! Was machen wir denn nur? Ja was nur? Was, was, was?!« Alle schwiegen. Miki erhob erneut die Hand und Uma übersetzte. »Er meint, vielleicht zur nächsten Insel fahren, die ja nicht mehr so weit weg sein kann laut Miss Allsundays letzten Angaben. Vielleicht ist da ja jemand, der uns was sagen kann. Vielleicht... ja, ja schon gut Miki, wir habens kapiert! Nein, ich will mich jetzt nicht mit dir unterhalten. Was? Nein! Ist mir egal. Nein hab ich gesagt, nicht solange du irgendwelchen Blondinen nachschielst!« Traurig ließ er die Arme wieder sinken. »Gute Idee...« murmelte Crocodile kraftlos und ging an ihnen vorbei. »In die Rahen... wir folgen dem Log Post.« »...« Unsicher beobachtete Jazz seinem Boss dabei, wie er unter Deck ging. Irgendwas stimmte hier doch nicht. Miki wanderte langsam an ihm vorbei, zum Steuer. Auch Uma und Gal kletterten nun in die Rahen. Er selbst atmete einen Moment tief ein uns aus, ehe er sich dem Anker zuwandte und ihn einholte. Umwegslos hastete Crocodile in seine Kajüte, ging an den Schrank und kramte die Bücher heraus, besah sich jedes ganz genau. Gott, Robin musste doch irgendeines von diesen Büchern dabei haben. Medizin, Pflanzen, Kräuter, Navigation, Geschichte der Grand Line... nichts. Sofort stürmte er zum anderen Regel, kramte dort weiter, ließ die Karten und das Logbuch gleich außen vor. Und doch fand er nichts. Scheiße. Er riss die Schublade auf, in der alle alte Zeitungen lagen und breitete sie vor sich aus. Das war zu viel für ihn zum alleine lesen, das schaffte er nie. Also versuchte er sich an die Inhalte zu erinnern, als er die Coverstories sah. Nichts, rein gar nichts, das konnte doch nicht sein. Jetzt wo man Robin mal brauchte, war sie nicht da. Scheiße... Er vergrub sein Gesicht in seiner Hand und hielt die Luft an. Zigeuner... warum mussten es unbedingt Zigeuner sein?Arek uru kajamir, ging es ihm durch den Kopf. Seine Augen pressten sich aufeinander, er wagte noch immer nicht zu atmen. Genau dieses Lied hatte Elisa früher immer gesungen. Und sie war Zigeunerin... aus dem South Blue. Wenn er sich recht erinnerte, hatte sie sogar so einen Hut gehabt. Er... das konnte doch nicht... das konnte nur ein Zufall sein. Aber... aber wenn er sich recht erinnerte, dann ist genau so etwas schon einmal passiert. Vor zehn Jahren etwa, sie hatte fünf seiner Freude getötet und ihm die Hand abgeschlagen. Aber... warum lebte er dann noch? Und warum waren nur diese vier entführt worden? Niemand sonst... warum gerade Robin? Er schluckte. Oder... wusste sie etwa von ihm und Robin? Aber woher sollte sie das wissen? Es passte einfach nicht, Elisa hatte ihn jedes Mal direkt angegriffen, selbst wenn sie etwas derartiges geplant hatte. Oder hatte sie ihre Taktik geändert? Aber wo blieb dann der Hinweis? Wenn sie ihn in ihre Falle locken wollte, wie würde sie sicher gehen, dass er ihr wirklich folgte? Wenn er noch nicht einmal wusste wohin? Ah, er bekam schon wieder Kopfschmerzen. Das war alles so absurd. Es passte nicht, und doch irgendwie schon. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Sechs Jahre hatte er nichts mehr von ihr gehört. Ganze sechs Jahre. Sie konnte nicht so weit vorausgeplant haben... das war einfach unmöglich. Zigeuner, warum zum Teufel Zigeuner...? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)