Anata wo sagashite iru - Search for you von Fantasia (Manchmal erkennt man das Ziel erst während der Reise.) ================================================================================ Kapitel 8: Shinjitsu (Dai-issatsu) - Wahrheit (Teil Eins) --------------------------------------------------------- So, hier bin ich wieder. ^^ Ich hab mich total über eure letzten Kommentare gefreut und ich hoffe, dass ich wieder ein paar von euch bekomme!!! XDD Ich weiß, die Kapitel werden immer länger... gomen ne. ^^" Mir ist klar, dass ihr alle ein wenig im Stress seid, so wie ich selbst... aber ich lade dann eben immer so Riesenkapitel rauf. Ich hoffe, es ist nicht zu umständlich. ^^" Viel Spaß!!! **************************************************** Kapitel 8: Shinjitsu (Dai-issatsu) – Wahrheit (Teil Eins) „Bleib stehen, Shizuka!! Shizuka!!!!“, rief Masaru verärgert, während er in rasanter Geschwindigkeit neben seiner Teamkollegin her lief. Auch Sumiaki befand sich auf gleicher Höhe mit den beiden. „Er hat Recht. Das bringt nichts. Lass es uns doch besprechen!“, bat er eindringlich, doch Shizuka steigerte ihr Tempo nur noch mehr. Ihre langen Haare wirbelten durch die Luft und schon war sie zwei Häuserdächer weiter als ihre Freunde. Masaru fluchte lautstark und zeitgleich setzten er und Sumiaki ihrer Freundin nach. Shizuka war zwar schnell, aber bestimmt nicht so viel schneller als ihre Teamkameraden. „Wir müssen sie aufhalten! Sumiaki-kun, das ist wohl ein Job für dich.“ Es war keine Feststellung, es war ein knallharter Befehl. Sumiaki seufzte ergeben. „Mendokuse…“, grummelte er, „Du weißt doch, dass das so nicht geht. Ich brauche erstens Konzentration und zweitens klappt es nicht, wenn Shizuka wie ein wild gewordenes Tier über die Dächer prescht. Das weißt du doch.“ „Jaja… ich dachte, du hättest das mal ein bisschen trainiert.“ „Da könnte ich trainieren bis ich schwarz werde. Kage mane no Jutsu hat eben auch seine Grenzen. Hey, sie ist runter gesprungen!“ In der Tat, Shizuka war in eine kleine, nicht sehr einladend wirkende Gasse abgetaucht. Sofort verließen auch Masaru und Sumiaki die Dächer Konohas. Die Gasse war eng, hoch, dunkel und noch dazu roch es seltsam streng. Eindeutig keine gute Gegend. „Was will sie denn hier? Und wo zur Hölle sind wir überhaupt?“, maulte Sumiaki und hielt sich theatralisch die Nase zu. Masaru jedoch nahm augenblicklich wieder Shizukas Verfolgung auf, trotz der Tatsache, dass er sie nicht mehr sehen konnte. Verdammt! Jetzt hatte er sie wirklich aus den Augen verloren. Aber das war ja Gott sei Dank nicht das größte Problem. Wahrscheinlich würde er sie schneller wieder finden, als es ihm lieb war. Sumiaki starrte ihm einen Moment verwundert nach, ehe er registrierte, dass die wilde Jagd weiterging. „Woher weißt du denn schon wieder, wo wir hingehören?“, rief er seinem besten Freund fragend nach. „Genie und Uchiha.“, kam es prompt und Sumiaki schnitt eine Grimasse. Die Standartantwort, wenn Masaru im Stress oder genervt war. In diesem Fall war es wohl beides, also war der Konter nicht weiter verwunderlich. Widerwillig machte sich Sumiaki an die Verfolgung seiner Teammitglieder und stieg nach einem kleinen Anlaufschritt in eine dreckige Pfütze. Yeah. „MENDOKUSE!!!“, brüllte er mehr als genervt. Das alles ging ihm auf die Nerven!!! „Jetzt komm schon, verdammt noch mal! Wir haben nicht ewig Zeit. Shizuka ist bestimmt schon dort und brüllt gleich das ganze Dorf zusammen!!“, rief Masaru ihm verärgert zu und verschwand dann um die nächste Hausecke. Er konnte schließlich nicht ewig auf ihn warten, er hatte einen Mord zu verhindern! Shizuka trommelte mit der Faust wütend auf die Eingangstür des riesigen Hauses und es war ein Wunder, dass diese nicht gleich aus den Angeln flog. Vögel flatterten aus dem Baum gleich neben der Grundstücksmauer, doch es kümmerte sie einen feuchten Dreck. Wieso wurde die Tür nicht geöffnet?? „KIBA-SENSEI! MACHEN SIE DIE TÜR AUF, ICH MUSS DRINGEND MIT IHNEN REDEN!!!!“, schrie sie lautstark und hämmerte noch lauter gegen das Holz. Vereinzelt steckten schon Nachbarn ihre Köpfe aus dem Fenster und suchten verärgert nach der Quelle des Lärmes. Just in dem Moment hatten Masaru und Sumiaki ihre Teamkameradin eingeholt. „BIST DU VON ALLEN GUTEN GEISTERN VERLASSEN? DU KANNST ECHT FROH SEIN, DASS DU EIN MÄDCHEN BIST, SONST WÜRDE ICH DIR JETZT EINE KNALLEN, DIE SICH GEWASCHEN HÄTTE!!“, brüllte Masaru und er war tatsächlich kurz davor, das Mädchen anzugreifen. „MIR DOCH EGAL, BAKA!!!“ „DU HÄTTEST WARTEN KÖNNEN!!!“ „DAS HABE ICH LANGE GENUG GETAN!!! DIE WAREN DOCH SCHON ALLE LÄNGST WEG!!“ „ZEHN MINUTEN!!! ACH WAS, DAS WAREN NICHT MAL FÜNF!!!“ „EIN SHINOBI IST SCHNELL, DU TROTTEL!!! AUSSERDEM IST ER SICHER AUF DIREKTEM WEG NACH HAUSE!!! WIR HABEN JA EWIG GEBRAUCHT, BIS WIR ENDLICH DORT WEG WAREN!!! DA HÄTTE ER DREIMAL VON TSUNADE ZU SICH UND ZURÜCK RENNEN KÖNNEN!!!“ „SO, DENKST DU DAS TATSÄCHLICH??“ „JA, NATÜRLICH!!! ER IST DA!!! ER IST SCHNELL! ER IST SHINOBI!!! „Hey, Leute…“ „KIBA-SENSEI! MACHEN SIE GEFÄLLIGST AUF, ICH WEISS, DASS SIE DA SIND!!!“, brüllte das Mädchen. Mit einem Ruck wurde die Eingangstür geöffnet und Shizuka hätte ihrem Sensei beinahe die Faust auf die Brust geschlagen. „Was zur Hölle fällt euch eigentlich ein? Rein mit euch!!!“, zischte Kiba, packte Shizuka grob am Handgelenk und riss sie unsanft über die Schwelle. Masaru und Sumiaki machten, dass sie dem Befehl so schnell wie möglich nachkamen. Kiba schlug die Tür hinter ihnen mit einem lauten Ruck zu und drängte sie weiter ins Innere des Hauses. „Ich wusste ja, dass mein Team eine Katastrophe ist, aber dass es diese Ausmaße annimmt, hätte ich niemals erwartet! Was ist die Erklärung für das ganze hier??“, fragte Kiba wütend, als sie im Wohnzimmer angekommen waren. Akamaru hob schläfrig seinen Kopf. Er lag schräg vor dem Kamin und war anscheinend gerade im Hundetraumland gewesen. Als er seine kleinen Freunde erkannte, begann er leicht mit dem Schwanz zu wedeln. Kiba drückte Shizuka unsanft auf die geräumige, mit Blumen gemusterte, Bank und die beiden Jungs setzten sich ebenfalls. Sumiaki wohlweißlich zwischen Masaru und dem Mädchen, denn alles andere wäre vorsätzlicher Mord an einem der beiden gewesen. „Ich hab versucht, sie aufzuhalten, Sensei-…“, versuchte der Uchiha-Junge das drohende Unheil zu mildern, doch Kiba unterbrach ihn scharf. „Aber es ist dir nicht gelungen, also spar dir die etwaige Ausreden oder Entschuldigungen.“ Sofort verstummte Masaru, doch seine Miene sprach tausend Bände. Kiba kümmerte das herzlich wenig. Sein Blick ruhte auf Sumiaki. „Du. Sag mir, was das alles hier zu bedeuten hat, du scheinst mir gerade der normalste zu sein.“ Der Nara-Junge seufzte tief und erwiderte den Blick seines Senseis aus seinen gerade sehr schläfrig wirkenden Augen. Die Aufregung der Jagd hatte sich gelegt… dem Himmel sei Dank. Wieso musste ausgerechnet er mal wieder alles aufklären? Dabei war er doch immer der letzte, dem etwas erzählt wurde! „Hai, Kiba-sensei… Also. Nachdem das Training beendet war, wussten wir nicht, was wir machen sollten. Ich habe vorgeschlagen, dass wir zu Hokage-sama gehen und uns eine winzige Mission geben lassen.“ „Ohne meine Aufsicht?“, wurde er prompt von Kiba unterbrochen. Sumiaki sah ihn erstaunt an. Hoppla, das hatte er ja komplett vergessen. Keine Mission ohne Sensei. „Ach ja… ups.“ Der Inuzuka beschloss im Stillen, in nächster Zeit ein ernstes Wort mit Shikamaru zu wechseln. „Ich weiß es.“ Shizuka sprach weder laut noch leise, ihr Blick war stur auf ihre Hände gerichtete, die sie in ihrem Schoß gefaltete hielt. Sie sprach einfach mit diesem gewissen Unterton in der Stimme, der einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte. Masaru wurde erst in dem Moment klar, wie viel sie sich von seinen eigenen Eltern abgeschaut hatte. Nun ja… was hätte sie auch Großartiges von Naruto übernehmen können? Und ihre Mutter… das fiel wohl weg. Jetzt kam es also raus, gleich würde Kiba-sensei ihnen eine Standpauke halten, die sich gewaschen hatte. Masaru betrachtete interessiert das Blumenmuster der Bank. Wo ihr Sensei das alte Teil wohl her hatte…? Kiba brauchte ein paar Sekunden um zu begreifen, was das Mädchen gesagt hatte. Er war nicht fähig, etwas zu erwidern und sein Herz begann innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde vor nackter Angst zu rasen. Sie konnte es nicht wissen! Sie durfte nicht!! „…Ich habe vorgeschlagen, dass wir zu Hokage-sama gehen und uns eine winzige Mission geben lassen.“ Hokage-sama… Hokage-sama! Kiba starrte Shizuka an. Und sie hob den Blick und sah in seine erschrockenen Augen und in dem Moment war es kein Geheimnis mehr, und auch keine Lüge oder irgendetwas anderes. Es war einfach nur die Wahrheit und das Begreifen, das sie in den Augen des anderen lesen konnten. Akamaru erhob sich und trottete gelassen zu seinem Herrchen, das sich in den nächstbesten Wohnzimmersessel plumpsen ließ. Ganz so, als hätte der Hund jeden Tag damit gerechnet, dass es endlich passieren würde. Als wäre er alles schon hundertmal durchgegangen. Kiba legte Akamaru eine Hand auf den Kopf und kraulte ihm geistesabwesend die Ohren. „Soso… ihr habt gelauscht…“, murmelte der Inuzuka erschöpft und schloss einen Moment die Augen. Somit entgingen ihm das zögerliche Nicken von Masaru, das gelangweilte von Sumiaki und das trotzige von Shizuka. ~Flashback~ Die Kinder waren wohlbehalten auf der anderen Seite der Mauer angelangt. Sumiaki sah zwar noch immer ziemlich überrumpelt aus der Wäsche, doch um ihn kümmerte sich natürlich wieder niemand. „Was zum-…“, begann er, doch Shizuka klärte ihn sofort auf. „Als Masaru und ich noch jünger waren, hat uns Sakura-oba-chan vor lauter Ärger den ganzen Tag aus dem Haus gejagt. Nur wegen dieses kleinen Streiches…“ „Du hast Hidekis Haare Rosa gefärbt. Kâ-chan hat ihn den ganzen Tag gebadet und Otô-san hätte beinahe Beruhigungstabletten gebraucht.“ „Aber du musst zugeben, dass es witzig war!“ „Ja, das war es wirklich…“ „Hey! Zurück zum Thema bitte!“ Sumiaki unterbrach dieses Schwelgen in Erinnerungen nur ungern. Shizuka riss sich los und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Teamkollegen. „Ja, und wir haben eben Konoha erkundet. Wir waren in Gassen und Straßen, die bestimmt noch niemand vor uns betreten hat. Deshalb kennen wir hier ein paar Abkürzungen. Für die zu Kiba-senseis Haus müssen wir eben hier durch. Ende der Geschichte. Und jetzt kommt schon.“, befahl Shizuka herrisch und marschierte zielstrebig durch den kleinen Hinterhof. Just in dem Moment wurde ein Fenster geöffnet und Shizunes Oberkörper beugte sich leicht hinaus. Sie starrte betrübt auf die dunklen Wolken und seufzte leise. Geistesgegenwärtig riss Masaru Shizuka zurück und auch Sumiaki machte, dass er hinter einen kleinen Busch kam. „Das war knapp.“, meinte Masaru erleichtert, als er mit dem Mädchen neben seinem besten Freund hinter dem wuchernden Strauch hockte. „Seltsam…“, flüsterte Shizuka in dem Moment. „Was denn?“, wurde sie verwirrt gefragt. Ernst sah sie hinüber zu dem geöffneten Fenster. „Die Sitzung hat doch bestimmt erst vor zehn Minuten begonnen und trotzdem hat Shizune-san jetzt schon das Fenster geöffnet.“ „Na und? Darf sie das nicht?“, mischte sich Sumiaki irritiert ein. Shizuka warf ihm einen giftigen Blick zu. „Natürlich darf sie das! Aber Sasuke-oji-san hat sich mal beschwert, dass sie es immer erst dann aufmacht, wenn die Sitzung schon vorbei ist und er vor Sauerstoffentzug schon ganz blau angelaufen ist. Und das wundert mich eben. Denkt ihr, da steckt noch mehr hinter dieser Versammlung?“, fragte sie mehr sich selbst. Masaru gab einen abfälligen klingenden Laut von sich. „Ach was, du bist nur paranoid. Wahrscheinlich hat sich Tsunade wieder vollaufen lassen und Shizune-san musste die Sitzung kurzfristig vertagen. Und jetzt schnappt sie frische Luft, um die Alte nicht umzubringen. Komm schon! Wolltest du nicht eben noch so schnell zu Kiba-sensei?“ Widerwillig nickte Shizuka und krabbelte wie Sumiaki hinter dem Busch hervor. Die drei Kinder waren schon fast am anderen Ende des Hinterhofes angelangt, als sich Shizuka doch nicht zurückhalten konnte. Ehe Masaru oder Sumiaki sie aufhalten konnten, war sie unter das geöffnete Fenster gehuscht und lauschte angestrengt. Den Tag verwünschend machte Masaru kehrt und ließ sich neben ihr in den Staub sinken. War ja klar gewesen, dass dieses Mädchen nie und nimmer locker lassen würde. Seufzend schloss sich Sumiaki an. Teamwork lebe hoch. Zusammen belauschten sie die Gespräche der geheimen, zweiten Sitzung. ~Flashback Ende~ Kiba seufzte schwer. „Wie oft habe ich euch schon gesagt, dass euch manche Dinge nichts angehen?“, fragte er resigniert und Akamaru leckte tröstend über seine Hand. „Nichts angehen ist gut! Es geht hier um meine Familie, von der ich bis gestern nichts gewusst habe!“, fuhr Shizuka auf und der Ärger, den sie bis jetzt unterdrückt hatte, kam voll und ganz zum Vorschein. Zornig verschränkte sie ihre Hände vor der Brust und stierte ihren Sensei alles andere als nett an. Der nickte langsam. „Jaah… ja, ich weiß. Aber bitte versteh’ doch… es war der Wunsch deines Vaters. Und in Anbetracht der Tatsachen wollten wir uns nicht gegen ihn stellen. Es ist so viel passiert… wir konnten einfach nicht.“, meinte er. Unwirsch schüttelte Shizuka ihren Kopf und ihre langen Haare fielen unordentlich über ihre Schultern. „Es geht hier um meine Mutter! Um den kompletten Hyuuga-Clan!! Ich will es verdammt noch mal wissen! Alles! Was ist vor elf Jahren passiert? Wie ist meine Mutter gestorben und wie mein Bruder? Was ist mit meinem Vater damals passiert, wo war ich? Was hat dieser Kabuto damit zu tun? Und wieso hasst Hiashi, also, mein Großvater, meinen Vater??“ So viele Fragen, auf die sie eine Antwort wollte. So viele Fragen, die ihr so viel vorenthielten. Das war unfair! Sie wollte es wissen, sie musste es wissen! Jeder Mensch wollte doch wissen, wo seine Wurzeln lagen, jedes Kind wollte so viel wie möglich über seine Eltern und die Zeit herausfinden, an die es sich nicht mehr erinnern konnte! Kiba rang mit sich selbst. Er verstand sie. Er verstand sie vollkommen, ihm selbst würde es nicht anders gehen, wenn er in der gleichen Lage wäre. Aber… er hatte es versprochen… damals… Naja, andererseits, wenn man es genau nahm, dann war es wohl eher ein indirektes Versprechen gewesen. Etwas Inoffizielles. Außerdem war er sowieso immer dagegen gewesen. Und wenn er es sich nicht völlig mit dem Mädchen verderben wollte, dann würde er ihr wohl oder übel Rede und Antwort stehen müssen. Erneut seufzte er tief und spürte Shizukas erwartungsvollen Blick auf sich. Kiba sah zu seinem Team. Auch Sumiaki schien äußerst interessiert. Und diesen Anblick sah Kiba wahrlich nicht oft bei seinem Schüler. Das wollte also schon etwas heißen. Masaru hingegen besah sich nur angestrengt die Couch, auf der er saß. Kiba schüttelte innerlich den Kopf. Was sein Schützling bloß an dem alten Teil seiner älteren Schwester fand? Egal, nächste Woche bekam er sowieso eine neue… „Was ist jetzt, Kiba-sensei?“, riss ihn Shizuka aus den Ausschweifungen seiner Gedanken. „Jaja. Du hast gewonnen. Aber nur dieses eine Mal! Ich werde dir erzählen, was ich über die Geschehnisse von vor elf Jahren weiß. Aber erwarte dir jetzt bloß nicht zu viel.“ Kiba konnte deutlich das wissbegierige Glänzen in Shizukas Augen erkennen und er bat Naruto im Gedanken schon zum hundertsten Mal um Verzeihung. „Also damals, das war in etwa so…“, begann er leise und rief sich die grauenhafte Nacht, nur der Kinder wegen, wieder ins Gedächtnis, nachdem er so lange versucht hatte, sie zu verdrängen und zu vergessen. Akamaru saß neben ihm wie ein Wächter. Nachdem er geendet hatte, machte sich Schweigen breit. Gedankenverloren kraulte Kiba Akamarus Kopf und der Hund schleckte aufmunternd seine andere Hand ab. Die Jungs waren ehrlich geschockt. Mit einem Schlag waren beide ziemlich blass geworden. Sie hatten niemals mit so einer Geschichte gerechnet, mit so einer Tragödie, die sich vor elf Jahren in Konoha abgespielt hatte. Es musste damals schrecklich gewesen sein, einfach unvorstellbar. Masaru stellte fest, dass seine Hände ein wenig zitterten und ärgerlich versuchte er, sie unter Kontrolle zu halten. Was war nur los mit ihm? Diese Geschichte war schon so lange her, eine kleine Ewigkeit, um es genau zu nehmen. Auch Sumiaki nahm den Bericht seines Senseis mit Schrecken entgegen. Plötzlich verstand er Naruto und seine Stimmungsschwankungen. Gleichzeitig sahen er und Masaru sich an und Sumiaki konnte in den Augen seines Freundes lesen, dass auch dieser eben dieselbe Erkenntnis gehabt hatte. Kiba sah auf. Ja, er hatte gewusst, dass es nicht gut war, den Kindern von dem Angriff vor elf Jahren zu erzählen. Wahrscheinlich würden sie eine Zeit lang brauchen, um alles zu verdauen. Dachte Kiba zumindest bei den beiden Jungs, die wirklich nicht mehr sonderlich gut aussahen. Doch als sein Blick zu Shizuka wanderte, stutzte er. Da saß sie, starrte einfach nur ihre Hände an. Sie wirkte so verloren in der großen, alten Couch seiner Schwester, so alleine gelassen. Nur mühsam konnte Kiba dem Drang widerstehen, zu ihr zu gehen und sie in den Arm zu nehmen. Er wusste, dass sie es nicht zulassen würde. Sie brauchte keinen Trost oder irgendeine Art von Mitleid. Shizuka war eben Narutos Tochter. Trotzdem tat es Kiba weh, sie so einsam in seinem Haus sitzen zu sehen. Gerade eben hatte sie herausgefunden, wie ihre Mutter und ihr Bruder gestorben waren… was für Qualen ihr Vater durchlitten hatte… Sie musste sich in dem Augenblick ziemlich alleine fühlen. „Shizuka…“, begann Kiba, doch er wusste nicht, was er eigentlich sagen wollte. Das Mädchen sah auf. Ernst, ohne einen Funken von Emotionen in seinen Augen. Der Inuzuka erschrak ein wenig. So eine Kälte hatte er ihr nicht zugetraut. Aber okay… was hatte er erwartet? Dass sie hier vor seinen und den Augen ihrer Teamkameraden in Tränen ausbrechen würde? Nein, dafür war ihr Stolz zu groß. Energisch erhob sich Kiba und die Augen seiner Schüler richteten sich auf ihn. Auch Akamaru schien ein wenig verwirrt von seinem abrupten Aufstehen. Kiba konnte es nachvollziehen. Aber er hatte keine Lust, hier trübsinnig herumzusitzen. Der Tag war schon schlimm genug. „So. Seid ihr nun zufrieden? Sumiaki, Masaru, macht, dass ihr hier rauskommt. Shizuka… bitte bleib noch einen Moment.“, meinte er nachdrücklich. Langsam erhoben sich die beiden Jungs. Sie warfen Shizuka noch einen fragenden Blick zu. Sollten sie sie jetzt wirklich alleine lassen? Shizuka nickte und lächelte schwach. Die beiden mussten nicht ihretwegen hier bleiben. „Ist schon gut…“, wisperte sie leise. „Wenn du nicht willst-…“, wollte Masaru einwenden, doch Shizukas Blick brachte ihn augenblicklich zum Verstummen. Ein wenig widerwillig verabschiedete er sich mit einem kurzen Zunicken von seinem Sensei, ehe er und Sumiaki das Haus verließen. Ihnen blieb sowieso keine andere Wahl. Wenn Shizuka meinte, dass es okay war… und Kiba-sensei sie ohnehin rauswerfen wollte… dann mussten sie sich eben fügen. Kiba wartete noch einen Augenblick, ehe er die Haustür ins Schloss fallen hörte und er sich sicher war, dass seine beiden Schüler draußen waren. Dann ging es langsam auf Shizuka zu und ließ sich neben ihr auf die Bank sinken. Akamaru trabte heran und legte seinen Kopf auf den Schoß des Mädchens, doch sie drängte ihn weg. Sie hatte keine Lust auf diese Aufmunterungsdinger. Sie brauchte kein Mitleid! Sie hasste es. Sie war stark genug, um mit der Wahrheit umgehen zu können, das wäre ja wohl gelacht! Kiba schwieg zu Beginn, doch dann hatte er sich in etwa seine Worte bereitgelegt. Er durfte nun keinesfalls etwas Falsches sagen. „Shizuka-chan… Ist alles in Ordnung?“, fragte er schließlich mit einem schwachen Lächeln und sie nickte sachte. Doch plötzlich hob sie ihren Kopf und ihre blauen Augen, die sie eindeutig von Naruto hatte, sahen durchdringend in die ihres Senseis. „Natürlich. Immerhin weiß ich jetzt, was damals geschehen ist. Wie sollte es nicht in Ordnung sein?“, stellte sie eine patzige Gegenfrage. „Nun, immerhin hast du gerade zum ersten Mal gehört, wie deine Mutter wirklich gestorben ist.“, wandte Kiba vorsichtig ein. Mit einem Mal wurde Shizukas Miene wütend, und zornig verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust. „Das ist Schwachsinn.“, meinte sie stur und ihr Sensei sah sie baff an. Hä? „Bitte?“ Energisch sprang Shizuka auf ihre Beine und stampfte wütend mit dem Fuß auf. „Warum denkt nur alle Welt, dass meine Mutter tot ist? Habt ihr etwa eine Leiche gefunden? Nein!“ „Aber Shizuka… wo sollte sie denn sein? Wir haben überall nach ihr gesucht. Überall.“, entgegnete Kiba leise. Er konnte ja verstehen, dass es nicht leicht einzusehen war… er selbst konnte es nach all den Jahren noch immer nicht richtig begreifen. „Trotzdem! Kiba-sensei, Sie sagen doch selbst immer, man soll nur das glauben, was man auch beweisen kann! Das sind Ihre Worte, das können Sie nicht leugnen!“, fauchte das Mädchen und begann hektisch hin und her zu gehen, ließ den Inuzuka jedoch nicht aus den Augen. Dieser seufzte tief. Toll. Genauso hatte er sich das vorgestellt. Naruto würde ihn umbringen, wenn er herausfand, dass Shizuka Bescheid wusste. Und wenn nicht er sein Todesurteil vollstreckte, dann würde es trotzdem unschön für ihn werden, denn es gab ja noch Tsunade und Sakura und den Uchiha… und überhaupt das ganze Dorf. Er hätte die Kinder sofort rausschmeißen sollen! Jetzt hatte dieses Mädchen Flausen im Kopf, von wegen, dass ihre Mutter noch am Leben war. Natürlich, er selbst betete jeden Tag, dass es so war… aber es war eben nur ein Wunschdenken. Hinata war tot. Punkt, aus, Schluss. „Shizuka. Beruhige dich. Hinata ist nun mal vor elf Jahren verschleppt worden. Wie du vorhin bestimmt mit angehört hast, von einem gewissen Yakushi Kabuto, einem Mann, den du dir schlimmer nicht vorstellen kannst. Es besteht so gut wie keine Hoffnung, dass deine Mutter entkommen ist. Und wenn doch… wieso ist sie nicht wieder nach Hause zurückgekehrt? Wieso hat sie deinen Vater so leiden und dich im Stich gelassen? Glaub mir, das hätte die Hinata, die ich gekannt habe, niemals getan. Niemals, hörst du?“, fragte er eindringlich und widerstrebend nickte Shizuka. Aber das war noch kein überzeugendes Argument für sie. „Jaja. Aber trotzdem… ihr habt einfach nicht gut genug gesucht. Und was ist, wenn dieser Kabuto sie gar nicht getötet hat? Was ist, wenn er sie noch immer gefangen hält? Ihr müsst sie weiterhin suchen! Wieso macht das denn keiner?“, fuhr sie, noch immer zornig, auf. „Weil es schier unmöglich ist, dass wir sie finden. Und nebenbei, Kabuto braucht sie bestimmt keine elf Jahre lang, so hart es jetzt auch klingt. Es macht keinen Sinn, weiter nach ihr zu suchen. Überhaupt, sie wurde schon lange für tot erklärt. Und damit verjährt die ganze Sache.“, erklärte er geduldig, auch wenn ihm jedes Wort, das sie über Hinata wechselten, wehtat. Er musste ihre Tochter von ihrem Tod überzeugen, obwohl er es sich selbst kaum eingestehen wollte. War das nicht eine grausame Ironie? „Ausreden! Ihr habt einfach aufgegeben! Ihr hättet weitersuchen müssen! Ihr hättet sie gefunden, ganz bestimmt!“, beharrte Shizuka, und nun klang ihre Stimme doch ein wenig weinerlich. Sie blieb stehen und lief nicht mehr unruhig hin und her. Sie stand einfach nur vor ihrem Sensei und sah ihn so flehend an, dass ihm beinahe das Herz stehen blieb. Wieso verstand er es denn nicht? Sie hatten keine Leiche gefunden! Ohne Beweise war nichts entschieden! Wieso verstand er es denn nicht? „Kiba-sensei…“, flüsterte sie mit zitternder Stimme und ließ erschöpft ihre Schultern hängen. Wieso? Sie hätten sie noch suchen können… sie war bestimmt noch irgendwo da draußen, wie konnte es denn anders sein… ohne Leiche… ohne Beweise… Plötzlich fand sie sich in einer sanften Umarmung wieder. Einfach so, von einem Moment auf den anderen. Vor Schreck weiteten sich Shizukas Augen ein wenig, ehe sie begriff, was vor sich ging. Kiba hatte sie vorsichtig in seine Arme gezogen, nachdem er sich im Bruchteil eines Augenblickes erhoben hatte. Er hatte es nicht mit ansehen können. Es war nicht fair. Er wollte nicht, dass sie an diesem Tag noch mehr litt, als sie es sonst schon tat. Es war nicht richtig so und es war größtenteils seine Schuld, dass es nun so weit gekommen war, dass sie tatsächlich fast in Tränen ausbrach. Shizuka war irritiert. Wieso tat er das? Er war nur ihr Sensei… nur ihr Sensei… Was kümmerten ihn ihre Gefühle, wieso versuchte er sie zu trösten? Wieso machte er sich so eine Mühe? Aber er war da und nahm sie in den Arm, weil es ihr schlecht ging. Sie verstand nicht. Sie verstand nichts mehr, gar nichts. Ihr Leben war eine einzige große Lüge. Ihre Mutter und ihr Zwillingsbruder waren kaltblütig ermordet worden, ihr Vater wäre beinahe dem Wahnsinn verfallen… und sie hatte nichts gewusst. Sakura hatte gelächelt, als wäre ihre Welt in Ordnung und sie hatte es ihr die meiste Zeit über geglaubt. Bis zu dem heutigen Tag. Bis zu dem Tag, der diesmal so viel anders war, als die Jahre zuvor. Heute hatte sie erfahren, dass nichts in Ordnung war. Gar nichts. „Kiba-sensei… es ist nichts richtig. Alles ist eine Lüge… nur eine Lüge…“, schluchzte sie und vergrub ihr Gesicht in seinem Bauch. Sanft strich er ihr über ihren Kopf und versuchte, sie zu beruhigen. „Ich weiß…“, flüsterte er. Er fühlte sich so hilflos. Was sollte er ihr denn sagen? Dass alles die knallharte Realität war? Das konnte er nicht. Sie war noch ein Kind, auch wenn sie immer so stark tat. Sie war noch ein Kind, dem man die Mutter, den Bruder und zu einem gewissen Teil auch den Vater genommen hatte. Sie war bloß ein Kind. Und wenn es ihr half, dass sie dachte, alles wäre nur eine Lüge… dann würde er lügen. Ein paar Minuten standen sie einfach nur da. Einzig das Ticken der Wanduhr und vereinzelt ein Schluchzen von Shizuka unterbrach die drückende Stille. Selbst Akamaru wusste, dass er sich nun ruhig verhalten musste. Doch irgendwann löste sich das Mädchen von ihrem Sensei. Sie wollte doch nicht weinen! Weinen brachte einen im Leben nicht weiter, das wusste sie. Und sie hatte heute noch zu viel zu tun, um jetzt schon im Selbstmitleid zu versinken. Ausgerechnet vor Kiba-sensei! Das war ja wohl das Oberpeinlichste! Sie wollte nicht, dass er dachte, dass sie schwach, klein und weinerlich war. Sie war das genaue Gegenteil. Eben war nur alles ein wenig viel geworden, das war alles. Gott, das war so peinlich… Hastig wischte sich Shizuka die letzten Tränen aus dem Gesicht und hatte den grauenhaften Verdacht, dass sie ein wenig Rot geworden war. Kiba lachte leise. „Weißt du, dass du deiner Mutter sehr ähnlich siehst?“, fragte er sanft und das Mädchen schüttelte leicht den Kopf. „Nein… nicht wirklich. Ich habe noch niemals ein richtiges Bild von ihr gesehen. Na gut, einmal, das ist aber schon Jahre her. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass Papa unglaublich wütend auf Sakura-oba-chan war, weil sie mir ein Foto gegeben hat. Er hat es mir weggenommen und ich hab es nie wieder gesehen.“, antwortete sie säuerlich. Kiba seufzte leise. Naruto… „Ich verstehe… Willst du ein paar Fotos sehen? Ich habe genug…“, schlug er leise vor. Er ging hinüber zu einem hohen, dunklen Wandschrank, der an der Wand links neben der Couch seiner Schwester stand. Zielsicher zog er eine der Schubladen auf und förderte ein dünnes Päckchen zutage, das mit einem roten Gummiband zusammengehalten wurde. „Ich habe Abzüge der Bilder von Sakura und anderen Leuten. Also wundere dich nicht, wenn du ein paar von ihnen auf den Fotos wieder findest.“ Aufmerksam folgten Shizuka und Akamaru seinen Bewegungen, bis er schließlich vor ihnen stand. „Hier. Sieh sie dir an, du wirst gleich wissen, was ich meine.“, sagte Kiba wehmütig lächelnd und drückte Shizuka die Fotos in die Hand. Neugierig und angespannt zugleich löste Shizuka das Band und drehte den Stapel Bilder langsam um. Ihr Herzschlag setzte aus und sie spürte, dass ihr schon wieder Tränen in den Augen brannten. Sie schluckte einmal hart und schüttelte unwirsch den Kopf. Sie würde doch nicht wegen ein paar alter Bilder einen Heulkrampf bekommen! Beinahe ehrfürchtig besah sie sich die Fotos, auf denen auch ihre Mutter zu sehen war. Sie hatte sie sofort erkannt. Kiba-sensei hatte Recht! Sie sah genauso aus, wie sie selbst. Nur die Augen… Shizuka war sich nicht im Klaren, was sie fühlte. Es war das erste Mal, dass sie sich ihre Mutter in aller Ruhe ansehen konnte. Die Art, wie sie lächelte… sie wirkte so sanft… beinahe wie ein Engel. Shizuka wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie spürte, dass sie in einen Strudel aus Gefühlen gerissen wurde. Freude, Trauer, Liebe, Schmerz, Ärger… Shizuka empfand bei Hinatas Anblick einfach alles gleichzeitig. Dabei tat sie auf dem Foto nicht viel. Es war nur ihr Abbild, das Shizukas Herz höher schlagen ließ. „Mama…“, wisperte sie leise und sie kostete das Wort voll und ganz aus. Sie hatte die Koseform noch nie bewusst benutzt, kein einziges Mal in ihrem Leben. Doch jetzt, wo sie sie endlich ansehen konnte… wo sie endlich ein Bild vor Augen hatte… es kam so einfach und selbstverständlich über die Lippen. Und es schmerzte das Mädchen, als ob es etwas außerordentlich Wichtiges verloren hätte. Doch gleichzeitig fühlte sich Shizuka, als würde sie einen Teil einer längst vergessenen Erinnerung zurückerhalten. Es war wie ein Erkennen tief in ihrem Inneren, als ob Shizuka Dinge aus längst vergangenen Tagen wieder einfielen. Ein wunderbares und mächtiges Empfinden. Nur ein Foto… nur ein Foto ihrer Mutter, das so viel auslöste, obwohl es doch nur den Bruchteil eines Momentes vor vielen, vielen Jahren festhielt. Auf dem einen Bild war Hinata zusammen mit Sakura, Ino und TenTen zu sehen. Alle vier Mädchen saßen auf einer alten Bank, mitten im Wald. TenTen lachte heftig, da es so aussah, als würde Sakura Ino gerade erwürgen wollen. Hinata schmunzelte, doch es schien, als wäre sie trotzdem ein wenig besorgt. Shizuka schob das Foto zurück ans Ende des Stapels und ein weiteres Bild kam zum Vorschein. Wieder klopfte das Herz des Mädchens schneller. Das hier war ein Einzelbild. Hinata trug einen wunderschönen Kimono und ihre langen Haare glänzten im Schein der Straßenlaternen und der bunten Lampions. Sie lächelte leicht in die Kamera, ein wenig überrascht, doch ihre weißen Augen strahlten voller Freude. „Das Foto wurde vor zirka fünfzehn Jahren Anfang August aufgenommen. Sie war damals siebzehn. Es war am Tag des Sommerfestes, du weißt schon.“, erklärte Kiba ein wenig im Gedanken. „Hai…“, flüsterte Shizuka und konnte den Anblick nicht von ihrer Mutter lösen. Sie war so wunderschön. Zögerlich ließ sie das Bild verschwinden und das nächste Foto kam zum Vorschein. Es überraschte sie ein wenig und sie warf ihrem Sensei einen verwunderten Blick zu. Kiba grinste verlegen. „Hab ich dir nie gesagt, dass wir zusammen in einem Team waren? Wohl eher nicht, was…?“ Shizuka schüttelte nur den Kopf und lächelte, als sie sich das Foto ansah. Die Farben waren schon ein wenig verblasst, doch man konnte die Teammitglieder trotzdem noch gut erkennen. Kiba, mit dem kleinen Akamaru auf seinem Kopf, Shino, von dem nahezu nichts zu erkennen war, Kurenai-sensei, die ernst lächelte, und dann Hinata, die mit ihren kurzen Haaren und dem abgewandten Blick völlig anders aussah als auf den Fotos zuvor. „Das war der Tag, an dem wir das erste Mal als Team trainiert haben. Du kannst dir nicht vorstellen, wie anders deine Mutter damals war. So anders… sie hatte sich verändert. Das war ihr größtes Ziel, dafür hat sie alles gegeben. Letztendlich hat sie es geschafft.“, meinte Kiba seufzend. Er mochte diese Erinnerungen und gleichzeitig taten sie ihm weh. Es schien fast so, als wäre alles nur ein Traum. Shizuka nickte bloß, versunken im Anblick des Fotos. Dann blätterte sie weiter und erstarrte. „Das habe ich noch nie gesehen…“, flüsterte sie ergriffen und mit zittrigen Fingern strich sie über das Bild, ganz so, als könnte sie der damaligen Zeit noch näher kommen. Auf dem Foto waren Naruto, Hinata, sie selbst und ihr Zwillingsbruder Hikaru abgebildet. Sie standen im Wohnzimmer eines ihr unbekannten Hauses. Hinter ihnen war ein großes Fenster durch das Shizuka Wald sehen konnte. Sie mussten sich also eher am Rande des Dorfes befinden. Die Babys waren noch ziemlich klein, doch man konnte sie schon deutlich voneinander unterscheiden. Hikaru mit seinen blonden Haaren und dem Byakugan und Shizuka mit ihren dunklen Haaren und den stechend blauen Augen. Naruto hatte die beiden hochgehoben, je einen auf einem Arm. Hinatas Kopf lag auf seiner Schulter und sie lächelte glücklich. Doch Shizukas Aufmerksamkeit galt ihrem Vater. Wie anders er auf diesem Bild aussah… so anders als heute. Seine blauen Augen funkelten und strahlten Glück und einfach nur Lebensfreude aus. Nicht wie in der Gegenwart. Heute war er anders. Einfach nur anders. „Papa…“, flüsterte sie erschüttert und ihre Hände begannen zu zittern. So wie es aussah, war alles perfekt gewesen. Shizukas Augen verharrten bei dem Anblick ihres Bruders. Ein seltsames Gefühl machte sich in ihr breit. Als würde sie in kennen… wie eine undeutliche Erinnerung, die langsam wiederkehrte. Er erschien ihr nicht wie ein Unbekannter. Er war vertraut. Viel zu vertraut. „Hikaru-chan…“, murmelte sie leise und konnte ihren Blick nicht von dem Foto abwenden. Es war, als wäre sie in eine andere Zeit gefallen. Kiba beobachtete ihre Reaktion traurig lächelnd. Naruto hatte ihr wirklich niemals auch nur das kleinste Foto gezeigt. Es war erschütternd, wie sehr er sich verändert hatte. Der aufgeweckte Junge, der er einst gewesen war… die Fröhlichkeit in Person… einfach weg. Es gab ihn nicht mehr. Es existierte nur noch der Naruto Uzumaki, der nicht mehr lachte, der überall überpünktlich war und der aufgehört hatte, zu Ichirakus essen zu gehen. Es hatte sich alles so verändert. In dem Moment winselte Akamaru ein wenig und riss Kiba und Shizuka aus ihren Gedanken. Überrascht sahen sie den Riesenhund an. „Was ist los, Akamaru?“, fragte Kiba verwundert. Sein treuer Partner trottete auf ihn zu und stupste ihn sanft aus dem Wohnzimmer. „Hey! Hey, was zur Hölle-… Ach so, ich verstehe…“, meinte Kiba plötzlich und grinste Shizuka zu, die noch immer die Bilder in der Hand hatte und ihrem Sensei und dessen Hund verwirrt nachsah. „Shizuka, leg die Bilder auf den Tisch und komm mit. Eigentlich war es als Geburtstagsgeschenk in drei Wochen gedacht, aber in Anbetracht der Umstände werde ich das vorverlegen. Beeil dich!“, drängte er vorfreudig und Shizuka ließ sich von seiner plötzlichen guten Laune mitreißen. Schnell legte sie die Bilder auf den niedrigen Wohnzimmertisch und folgte ihrem Sensei aus dem Wohnzimmer hinaus auf den engen Parkettflur. Sie gingen an mehreren hellen Holztüren vorbei und bogen schließlich in einen breiteren Gang ein, der im hinteren Teil des Hauses endete. Stolz blieb Kiba vor einer dunkelbraunen Schiebetür stehen und grinste Shizuka breit an. Akamaru setzte sich geduldig neben ihn und wedelte leicht mit dem Schwanz. „Pass auf, Shizuka. Ich denke, du wirst dich über dein Geschenk freuen. Wie du weißt, sind wir Inuzukas bekannt für unsere Hundezucht, nicht wahr? Und mir ist die Aufgabe zuteil geworden, mich um die nächste Generation Ninja-Hunde zu kümmern. Mittlerweile sind sie schon alt genug, um richtig ausgebildet zu werden und wir haben auch schon fast alle an Tsunade-sama übergeben. Mit einer Ausnahme. Und hier kommst du ins Spiel. Ich präsentiere dir voller Stolz… dein Geburtstagsgeschenk!“ Mit diesen Worten öffnete Kiba die Schiebetür und Shizuka lugte neugierig an ihm vorbei hinein in den Raum. Stille. Das Zimmer war groß und hell und viele kleine Spielzeuge darin verstreut herum. Ein paar Gitter waren als Abgrenzung benutzt worden, doch in den getrennten Bereichen herrschte gähnende Leere. Ein halbvoller Sack Hundefutter lehnte in einer der hinteren Ecken des Raumes, doch für all das interessierte Shizuka sich nicht. Ihr Blick klebte an etwas anderem. Einem kleinen Hündchen, das mitten im Zimmer saß und den Kopf ein wenig schief gelegt hatte. Vorsichtig setzte Shizuka sich in Bewegung, doch das Hündchen wirkte überhaupt nicht verschreckt. Ganz im Gegenteil, es begann ein wenig mit seinem langen und buschigen Schweif zu wedeln. Nun betrachtete Shizuka den Hund genauer. Er war noch ziemlich klein, doch er sah recht aufgeweckt aus. Sein Fell war am Bauch schneeweiß, wurde zum Rücken hin immer lichter und endete in einem schönen Hellbraun, das Shizuka an Buchenholz erinnerte. Um die kleine Schnauze herum, bis hinauf zum Kopf, war das Fell weiß, ging aber langsam in ein reines Beige über und glich sich dann der Farbe des Rücken an. Die Spitzen der Hinterpfoten sahen aus, als wären sie in die braune Farbe hineingetaucht worden, der Rest von ihnen war jedoch weiß. Die zwei kleinen Vorderpfötchen und der buschige, munter wedelnde Schwanz waren aber wieder wie der Großteil ihres Felles, nämlich hellbraun. „Kami-sama, bist du kawaii…“, hauchte Shizuka mit strahlenden Augen. Sie ging langsam in die Knie und streichelte dem Hündchen zaghaft über den Kopf. Das Fell fühlte sich an wie Watte und das kleine Geschöpf schmiegte sich gegen Shizukas Hand. Kiba und Akamaru hatten nun ebenfalls den Raum betreten, wobei letzterer gleich die Aufmerksamkeit des jungen Hundes auf sich gezogen hatte. Mit einem freudigen, hohen Bellen stürzte sich das kleine Wesen auf den Monsterhund, der die spielerische Attacke gutmütig über sich ergehen ließ. Fasziniert beobachtete Shizuka das Szenario vor sich und erhob sich wieder. Sie sah ihren Sensei mit großen Augen an. „Ist das Ihr Ernst, Kiba-sensei?“, fragte sie ehrfürchtig und der Jonin lachte. „Natürlich. Darf ich vorstellen? Das ist Okami. Sie ist der letzte Welpe aus der Zucht der Wolfsfuchs-Hunde.“, verkündete er stolz. „Wolfsfuchs-Hunde?“, fragte Shizuka verwirrt nach. Kiba klärte sich schnell auf. „Ja. Siehst du ihr Gesicht? Es erinnert ein wenig an einen jungen Wolfswelpen, nicht? Aber ihre Ohren sind im Gegensatz wieder zu groß für einen Wolf. Die und der lange buschige Schwanz erinnern an einen Fuchs. Denkst du nicht?“ Shizuka nickte langsam. „Ja, jetzt wo Sie es sagen…“, meinte sie und betrachtete die junge Hündin verliebt, „Sie ist total süß! Vielen, vielen Dank, Kiba-sensei!! Sie sind der allerbeste!!!“ Dankbar strahlte Shizuka den Mann an, der ihr nur die Haare zerwuschelte. „Weiß ich doch. Und ich würde sagen, du gehst jetzt langsam mal. Ich kann mir gut vorstellen, dass deine Teamkameraden keinen Zentimeter von meiner Haustür gewichen sind und auf dich warten. Mittlerweile schon seit einer guten Viertelstunde, wenn ich mal wage schätzen darf. Du solltest sie nicht noch länger warten lassen.“ Shizuka nickte und Kiba pfiff einmal kurz aber eindringlich. Sofort stoppten die Hunde ihr Spiel und kamen auf die beiden Menschen zu. „Okami. Das ist Shizuka und von heute an wird sie deine Meisterin sein. Pass immer gut auf sie auf und enttäusch’ mich nicht.“, schärfte er der Hündin ein. Diese sah das junge Mädchen mit schief gelegtem Kopf an und öffnete dann leicht das Maul. „Shizuka.“ Erschrocken zuckte Angesprochene zusammen und Kiba grinste bis über beide Ohren, als er ihren irritierten Gesichtsausdruck bemerkte. „Was ist los? Es ist normal, dass unsere Hunde sprechen können. Nur Akamaru bildet eine Ausnahme.“ „Sie kann reden? So wie ich?“, fragte Shizuka verdattert und starrte Okami an, als wäre sie das achte Weltwunder, doch Kiba schüttelte den Kopf. „Nein, noch nicht. Sie ist noch ziemlich jung. Sie ist gerade dabei, die menschliche Sprache zu verinnerlichen. Dass sie deinen Namen gleich von Anfang an aussprechen kann liegt daran, dass du ihre Meisterin bist. Dieses Phänomen haben wir schon öfter festgestellt. Also ist das nicht verwunderlich. Ich schätze, in ein, zwei Jahren wird sie sich normal mit dir unterhalten können.“, meinte Kiba und klopfte Akamaru kurz auf den Rücken. Shizuka nickte noch immer ein wenig perplex. Ehe sie es sich versah, schob Kiba sie aus dem Zimmer hinaus zur Wohnungstür. Okami folgte Shizuka auf Schritt und Tritt und kaum blieb das Mädchen stehen, ließ die Hündin sich auf ihre Hinterpfoten plumpsen. „Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Warte einen Augenblick.“, sagte Kiba noch und verschwand wieder hinten im Haus. Einen Augenblick später kam er mit dem Stapel Fotos zurück. „Hier, du kannst sie haben. Ich glaube, für dich sind sie wichtiger, als für mich.“, meinte er lächelnd. „Aber Kiba-sensei…“ „Nichts aber. Du wirst sie nehmen, das ist ein Befehl. Und jetzt lass deine Teamkameraden nicht mehr länger warten.“ „Hai, Kiba-sensei!!“, rief das Mädchen und ließ die Bilder in ihren Ninjabeutel verschwinden. Danach öffnete Shizuka die Eingangstür und trat hinaus ins Freie. Freudig sprang Okami ihr nach und tollte draußen herum. Strahlend drehte Shizuka sich noch einmal zu dem Jonin um, ehe der die Tür hinter ihr schloss. „Arigatô.“, sagte sie dankbar und der Mann winkte ab. „Schon gut.“ Dann ließ er die Tür endgültig hinter ihr ins Schloss fallen. Seufzend lehnte er sich dagegen. Geschafft… „Komm, Okami-chan! Ich muss dich noch Sumiaki-kun und Masaru-kun vorstellen!“ Sofort kam die junge Hündin zu Shizuka gelaufen und ließ sich von dem Mädchen streicheln. „Shizuka.“ „Ja, das bin…“, sagte sie leise. Sie warf noch einmal einen Blick über die Schulter auf das Haus ihres Senseis. Er hatte ihr viel erzählt. Sehr viel. Vielleicht dachte er jetzt, dass die Sache für sie gegessen war. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Es hatte gerade erst begonnen. Denn eine Sache gab es noch zu erledigen. Etwas, das schon seit heute Mittag, als sie das geheime Treffen mit Sumiaki und Masaru belauscht hatte, im Kopf herumschwirrte. Etwas, das ihre Wut immer wieder aufs Neue entfachte. „Niemand nennt meinen Vater einen Versager…“, murmelte sie zornig. Eine Stunde später „Sieht so aus, als hättest du jetzt eine Freundin, Masaru-kun.“, feixte Sumiaki bis über beide Ohren grinsend und fing sich einen tödlichen Blick von dem Uchiha-Jungen. „Wenn du das noch einmal sagst, dann herrscht Krieg!“, knurrte er wütend und eine Ader begann auf seiner Stirn zu pochen, als Okami zum wiederholten Male versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erregen und sich einfach vor ihn stellte und ihn mit großen Augen ansah. „Masaru hat eine Freundin…“, trällerte Sumiaki und schüttelte sich vor unterdrückten Lachen. Shizuka konnte nur den Kopf über so viel Dummheit schütteln. „Okami, lass die beiden Idioten besser zufrieden. Die sind es nicht wert, dass du dich wegen ihnen abrackerst. Und am allerwenigsten Masaru, glaub mir.“, meinte sie eiskalt und ging hoch erhobenen Hauptes an ihren Teamkameraden vorbei, dicht gefolgt von Okami, die sich jedoch immer wieder nach Masaru umdrehte. „Hey, womit hab ich das verdient?“, rief der Uchiha sauer und kickte einen kleinen Stein aus dem Weg. Shizuka gab ihm aber keine Antwort. Ihre Gedanken richteten sich einzig und alleine auf das riesige Haus vor ihr. Vor dem Eingangstor blieb sie schließlich stehen und warf den Wächtern, die sie, Okami und die Jungs kritisch musterten, einen abwertenden Blick zu. „Willst du da wirklich rein?“, wurde sie plötzlich von Masaru gefragt. Sie erwiderte seinen ruhigen und erwartungsvollen Blick ohne mit der Wimper zu zucken. „Sonst würde ich wohl kaum hier stehen, was?“ Masaru seufzte tief. „Ich meine es nicht böse. Ich will nur nicht, dass dir die da drinnen wehtun. Das weißt du doch.“, sagte er leise, während Sumiaki versuchte, Okami ein Kunststück beizubringen. Shizuka sah Masaru lange an, ehe sie antwortete. „Ich weiß. Dafür bin ich dir auch dankbar. Aber das ist nun mal etwas, das ich tun muss, versteh das doch.“, bat sie ihn und warf einen genervten Blick auf Sumiaki und den Hund. Masaru lächelte ein typisches Uchiha-Lächeln und berührte ihre Wange flüchtig mit seiner Hand. Ein wenig verblüfft sah sie ihn an. „Dann ist es ja gut. Was du auch immer da drinnen mit deiner Familie beredest und was auch immer noch vorfällt… es soll nie zwischen uns stehen, in Ordnung? Wir sind doch Geschwister.“, sagte er eindringlich und sein Blick bohrte sich in ihre blauen Augen. Sie nickte entschlossen. „Klar sind wir das.“ Sie grinste Masaru entschlossen ins Gesicht und formte ihre rechte Hand zu einer Faust. Masaru lächelte knapp und mit der Coolness seines Vaters und tat es ihr mit seiner linken Hand gleich. Dann stießen sie ihre Fäuste sachte zusammen. „Viel Glück.“ „Danke.“ Masaru lächelte sie warm an und in dem Augenblick war Shizuka dankbar, dass sie ihn hatte. Auch wenn sie öfters stritten… sie waren Geschwister. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren packte Masaru Sumiaki und schleifte ihn Richtung Dorfzentrum. „Komm mit, du Baka. Wir gehen jetzt Ramen essen. Shizuka wird nachkommen. Hund, folge mir!“, befahl er unnachgiebig. Ein wenig unentschlossen sah die junge Hündin zwischen dem Jungen und Shizuka hin und her und schien reichlich verwirrt. „Ist schon gut, Okami-chan. Du kannst mit Masaru mitgehen. Er wird schon auf dich aufpassen und ich komme alleine zurecht.“, meinte sie aufmunternd und die Hündin legte den Kopf schief. „Shizuka.“, kläffte sie leise und das Mädchen lachte. Noch einmal streichelte sie das kleine Hündchen. „Wirklich, es ist in Ordnung. Und jetzt marsch, schau, die zwei sind schon weit weg. Wir sehen uns bald wieder.“ Okami zögerte noch einen Moment, doch dann schleckte sich Shizuka kurz über die Hand und folgte den Jungs. Das Mädchen sah ihr noch einen kurzen Moment nach, doch dann fixierte sie sich auf ihr Ziel. Entschlossen wandte sich Shizuka an die Torwächter und machte einen Schritt auf den Eingang zu. Sofort wurde ihr der Weg versperrt, doch damit hatte sie sowieso gerechnet. Kühl erwiderte sie die Blicke der Männer. „Ich will da durch.“ „Ich will auch viel, kleine Lady. Und jetzt mach dich vom Acker.“ Der andere Mann lachte, doch Shizuka ließ sich nicht im Geringsten beeindrucken. „Sie können lachen, so viel Sie wollen. Ich habe das Recht, hier rein zu gehen, wann immer es mir gefällt.“ Doch das brachte die Wächter nur noch mehr zum Lachen. Ungerührt wartete Shizuka. „Und wer gibt dir dieses Recht, kleines Fräulein?“ „Meine Mutter.“ Nun waren die Torwächter tatsächlich überrascht und tauschten einen kurzen Blick. „Soso, deine Mutter. Ähm… und wo ist deine Mutter? Wer bist du überhaupt?“, fragte der jüngere der beiden irritiert. Shizuka stemmte die Hände in die Hüften. In diesem Dorf gab es wirklich jemanden, der sie nicht kannte? „Ich bin Uzumaki Shizuka, die Tochter von Uzumaki Naruto und Hyu-…“ „Schweig.“ Gleichzeitig wandten Shizuka und die zwei Wächter ihre Köpfe in die Richtung des Neuankömmlings. Das Herz des kleinen Mädchens tat einen nervösen Sprung und die Wächter salutierten augenblicklich. Ohne die zwei eines weiteren Blickes zu würdigen, schritt Neji an ihnen vorbei und deutete Shizuka, ihm zu folgen. Die war ein wenig verwundert und so dauerte es einen Moment, ehe sie ihm hastig folgte, nicht ohne den Wächtern noch einen triumphierenden Blick zugeworfen zu haben. Wenige Minuten später hatten Shizuka und Neji das Tor hinter sich gelassen und befanden sich nun im Inneren des mächtigen Hauses, nicht ohne sich vorher die Schuhe ausgezogen zu haben. Das Mädchen war ein wenig verunsichert, da der Mann bisher kein einziges Wort mit ihr gewechselt hatte, während sie über die dunklen Holzflure weiter ins Innere des Gebäudes vordrangen. Er ging schnell und zielstrebig und Shizuka lief mehr, als dass sie ging. „Neji-sama…“, setzte sie an, doch er warf einen kurzen Blick über seine Schulter und sie verstummte augenblicklich. Sie bekam es ein wenig mit der Panik zu tun. War sie etwa bescheuert? Sie hätte niemals alleine hierher kommen sollen. Es war ja beinahe so, als würde sich die Maus der Katze ausliefern! Sie würde gegebenenfalls nicht einmal flüchten können! Erstens, sie kannte sich in dem riesigen Anwesen nicht die Bohne aus, und zweitens, bisher hatten alle Leute, an denen sie vorbeigehastet waren, das Byakugan besessen. Und bekanntlich konnte man mit dem ja im Umkreis von einem Kilometer alles erkennen. Sie war verloren. Plötzlich blieb Neji ohne Vorwarnung stehen, so dass Shizuka beinahe in ihn rein gekracht wäre. Schweigend zog er eine der hölzernen Schiebetüren auf und trat mit einem Schritt in den Raum. „Neji! Wo zur Hölle warst du nur? Ich habe dir schon hundert Mal gesagt, dass du mir Bescheid geben sollst, wenn du wieder meditieren gehst! Ich mache mir doch Sorgen um dich, das weißt-… Oh.“ Verblüfft hielt TenTen in ihrer Predigt inne, als sie Shizuka bemerkte, die unmittelbar nach Neji den Wohnraum betreten hatte. Unsicher sah das Mädchen sich in dem Raum um, während Neji sich mit geschlossenen Augen und verschränkten Armen auf einen der Sitzpolster, die um den langen, niedrigen Tisch herum platziert worden waren, fallen ließ. „Neji… was hat das zu bedeuten?“, fragte die braunhaarige Kunoichi verwirrt. Der Hyuuga antwortete nicht und TenTen seufzte tief. Anscheinend war sie das von ihrem Mann gewohnt. Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und lächelte Shizuka schließlich an. „Warte einen Moment. Ich muss mich nur schnell um unseren kleinen Sohn kümmern und dann bin ich voll und ganz für dich da. Wundere dich bitte nicht über Nejis Verhalten, er ist nun mal so. Eigentlich ist er ein klasse Typ.“, meinte sie augenzwinkernd. „TenTen.“ Neji sah seine Frau stirnrunzelnd an, die darauf hin in leises Gelächter ausbrach. „Ist ja schon gut. Ich komme gleich wieder.“, sagte sie noch, dann war sie verschwunden. Wieder stand Shizuka ziemlich verloren da und wusste mit einem Mal nichts mit sich anzufangen. „I-Ihr habt einen Sohn, Neji-sama?“, fragte sie schließlich leise. Wieso hatte sie das nicht gewusst? Der Hyuuga sah sie nur an und das Mädchen verwarf die Hoffnung auf eine Antwort recht schnell. Deshalb kam sie umso überraschender für sie. „Ja. Seit fünf Jahren. Er heißt Takeshi.“, sagte er ohne etwaige Emotionen. Hastig nickte Shizuka. „Das ist ein schöner Name.“, meinte sie ehrlich und Neji sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. „Du hast es nicht gewusst.“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Verbittert schüttelte das Mädchen den Kopf. „Nein. Woher denn? Von meinem Vater? Das ich nicht lache. Von Sakura oder Sasuke? Papa hätte sie umgebracht.“ Das war ebenfalls eine Feststellung. Es wurmte sie, dass sie es tatsächlich nicht gewusst hatte. Fünf Jahre lang hatte sie keine Ahnung gehabt. Neji deutete ihr, sich zu setzen und sie kam der stummen Aufforderung sofort nach. Vorsichtig ließ sie sich auf dem dunkelbraunen Sitzpolster nieder und faltete ihre Hände auf dem Schoß. Sie traute sich beinahe gar nicht, sich zu bewegen. Die ganze Stimmung in diesem Haus war irgendwie… drückend. Vor allem jetzt, da TenTen den Raum verlassen hatte. „Gut. Aber keine Sorge, unser Sohn ist nicht allzu oft in der Öffentlichkeit.“ Überrascht sah Shizuka auf. „Wieso nicht?“, fragte sie ehrlich verwundert. „Wieso schon?“, konterte Neji ohne einen Moment zu zögern. Shizuka überlegte einen Augenblick und lächelte schließlich leicht. „Er kennt Konoha nicht. Das ist doch schade.“, meinte sie dann. Neji antwortete eine Weile nicht, doch dann schien er eine Antwort gefunden zu haben. „Nächstes Jahr kommt er so und so auf die Akademie. Dann erübrigt sich das von selbst.“ Darauf fiel Shizuka nichts mehr ein und sie verfielen beide in Schweigen. Solange, bis die Tür erneut geöffnet wurde. TenTen betrat den Raum, gefolgt von Hanabi, die einen Moment erstarrte, als ihr Blick suchend durch den Raum glitt und an Shizuka hängen blieb. Anscheinend hatte TenTen sie über die Anwesenheit ihrer Nichte unterrichtet. Schnellen Schrittes war sie bei Shizuka und baute sich vor ihr auf. Ihre langen braunen Haare fielen über die Schultern und sie sah das Mädchen mit einer Mischung aus Freude und Entsetzen an. „Was machst du hier?“, fragte sie eindringlich und Shizuka erwiderte ihren stechenden Blick trotzig. „Ich bin hier, weil ich von euch wissen will, wieso Hiashi denkt, dass mein Vater ein Versager ist. Ich bin hier um zu erfahren, wie das Leben meiner Mutter hier verlaufen ist und was vor meiner Geburt passiert ist.“ Schweigen. Dann ließ sich Hanabi seufzend und ein wenig geschockt auf den Polster neben Shizuka plumpsen. Neji brachte es auf den Punkt. „Du hast gelauscht.“ „Und wenn schon.“, gab Shizuka prompt zurück und Neji sah sie missmutig an. Er war es nicht gewohnt, dass ihm nicht der gebührende Respekt entgegen gebracht wurde. TenTen grinste nur und setzte sich neben ihren Mann. Es würde ihm gut tun, wenn ihm Außenstehende die Meinung sagten. Hanabi sah ihre Nichte direkt an. Sie sah Hinata wirklich verblüffend ähnlich. Nur ihre blitzblauen Augen unterschieden sie unübersehbar von ihrer Schwester. Ihr Charakter schien auch nicht überein zu stimmen. Aber das war ja nicht wirklich schlimm. Die Hyuuga musste sich eingestehen, dass sie Shizuka bewunderte. Hanabi war sich nicht sicher, ob sie es gewagt hätte, freiwillig und alleine in dieses Anwesen zu kommen. Sie hoffte nur, dass Naruto nicht gleich auftauchen würde, denn wahrscheinlich würde er alles in Trümmer schlagen. „Dein Vater weiß nicht, dass du hier bist, oder?“, fragte sie deshalb sicherheitshalber nach und war erleichtert, als Shizuka den Kopf schüttelte. „Nein, er hat keine Ahnung. Ich werde auch nicht allzu lange bleiben. Ich weiß mittlerweile, dass das gefährlich für euch werden kann und mir ist auch klar, dass ihr mir eigentlich nichts sagen dürft. Aber das ist doch auch schon egal, oder? Ich meine, ich weiß, was damals passiert ist, Kiba-sensei hat mir alles erzählt.“ Shizuka war unwohl zumute. Sie war nervös und ihre Hände waren kalt und zitterten ein wenig. Aber sie durfte sich auf keinen Fall einschüchtern lassen. Auf keinen Fall. „Kiba hat es dir erzählt?“, fragte TenTen verblüfft und Shizuka nickte bloß. Neji räusperte sich. Da saß doch tatsächlich die Tochter seiner toten Cousine bei ihm im Wohnzimmer und stellte Fragen. Wenn ihm das gestern jemand gesagt hätte… er hätte es nie und nimmer geglaubt. Aber es war klar gewesen, dass dieser Tag kommen würde. Also war er nicht wirklich geschockt. Was er, genau genommen, sowieso nur selten war. „Du hast doch alles mitbekommen. Dann musst du ja wissen, wieso Hiashi deinen Vater hasst.“ „Das ist aber kein Grund ihn einen Versager zu nennen. Mein Vater hat gelitten und er tut es immer noch. Denkt Ojî-sama allen Ernstes, mein Vater wäre über Hinata hinweggekommen? Niemals.“, behauptete Shizuka erschüttert. Hanabi lächelte gequält. „Das wissen wir doch. Aber mein Vater sieht das anders. Du hast gehört, weshalb.“ Shizuka verschränkte die Arme vor der Brust, auch wenn sie wusste, dass es nicht angebracht war. „Weil er angeblich meine Mutter und meinen Bruder hat sterben lassen. Das ist Schwachsinn.“, stellte sie klar. „Das wissen wir auch.“, schaltete Neji sich wieder ein, „Aber dein Großvater lässt sich nun mal nicht davon abbringen.“ „Das meine ich gar nicht. Ich meine die Tatsache, dass meine Mutter nicht tot ist.“, sagte das Mädchen laut. Neji, Hanabi und TenTen entglitten die Gesichtszüge und sie sahen Shizuka entsetzt an. „Was?“, fragte TenTen geschockt und griff sich an ihr Herz. Shizuka grinste ein wenig. „Naja, ich meine, offiziell schon. Aber seid doch mal ehrlich… ihr habt niemals eine Leiche gesehen.“ Ja, so hatte sie es auch geschafft, Kiba-sensei weich zu reden. Doch hier stieß sie auf Granit. Neji funkelte sie wütend an. „Sie ist tot! Kabuto hat sie getötet und ist dann in der Versenkung verschwunden, nachdem wir den Großteil seiner Armee ausgerottet haben. Denkst du, wir sind hier gesessen und haben Däumchen gedreht?“, knurrte er und eine gefährliche Aura ging plötzlich von ihm aus, so dass Shizuka erschrocken zusammenzuckte. Beschwichtigend legte TenTen ihrem Mann eine Hand auf die Schulter. „Schon gut, Neji. Shizuka… reden wir über etwas anderes. Was willst du genau wissen? Wieso bist du hierher gekommen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du noch etwas über deine Mutter herausfinden willst. Kiba hat dir bestimmt genug erzählt. Warum bist du hier?“ Shizuka konnte nicht verhindern, dass ihre Hände erneut zu zittern begannen und so ließ sie sie wieder in ihrem Schoss verschwinden. Nicht einschüchtern lassen. Aber was sollte sie TenTen denn bloß antworten? Die Frau hatte ja Recht. Sie wusste selbst nicht mehr genau, was sie hier verloren hatte. Eigentlich war sie nur ihrer Wut wegen gekommen, um ihrem Großvater die Meinung zu sagen. „Ich… Ich wollte nur noch mal klarstellen, dass mein Vater kein Versager ist. Und ich wollte euch kennen lernen. Ihr seid meine Familie…“, sagte sie leise und wandte ihren Blick auf den kleinen Tisch. Unerwartet spürte sie Hanabis Hand auf ihrer Schulter und sah in die weißen Byakuganaugen ihrer Tante. „Du musst das nicht klarstellen. Wir wissen, dass dein Vater deine Mutter niemals hätte sterben lassen. Niemals. Und der letzte Mensch, der ein Versager ist, das ist er. Und ich bin froh, dass du den Mut aufgebracht hast, hierher zu kommen. Ich bin froh, dass ich endlich mit dir reden kann, ohne Angst zu haben, irgendetwas auszuplaudern. Deine Mutter war ein Engel und dein Vater ist einer der wunderbarsten Männer, die ich bisher kennen lernen durfte. Du kannst stolz darauf sein, dich ihre Tochter nennen zu dürfen, egal was andere, und vor allem mein Vater, darüber denken. Wir hier, TenTen, Neji und ich, wir bewundern deinen Vater zutiefst und wir würden niemals wagen, auch nur ein Wort oder gar die Hand gegen ihn zu erheben.“ Hanabi lächelte leicht. Shizuka konnte nichts darauf erwidern. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Ihr Blick huschte zu TenTen und Neji, und die Frau nickte ihr aufmunternd zu. „Deine Mutter war eine meiner besten Freundinnen. Sie war immer ruhig, immer einfühlsam. Sie war der netteste Mensch der Welt… ich habe sie kein einziges Mal richtig wütend erlebt. Sie war eine Person, um die man sich in jeder erdenklichen Situation Gedanken gemacht hat. Einfach so, nicht etwa, weil sie schwach war, nein. Sie war eine unglaublich starke Kunoichi, aber richtig begeistert vom Shinobi-Dasein war sie nie. Sie hat es nicht gemocht, zu kämpfen. Aber wenn es darauf angekommen ist… dann hat sie nicht einen Moment gezögert.“ Die Informationen prasselten auf Shizuka herab und ihr Kopf begann zu dröhnen. Lobesreden, wohin sie auch kam. Ihre Mutter musste ein wunderbarer Mensch gewesen sein. Nein! Sie war ein wunderbarer Mensch. Sie lebte da draußen noch. Lächerlich, das Gegenteil zu behaupten. Keine Leiche… keine Beweise… Auch Neji hatte noch etwas zu sagen. „Nicht zu vergessen, dein Vater. Er war das Leben in Person. Es gab keinen Moment, in dem er aufgegeben hätte. Nicht eine Sekunde. Wenn es etwas gab, das dein Vater konnte, dann war es, Leute zu überzeugen und Freundschaften zu schließen. Sein Funkeln in den Augen hat die Menschen mitgerissen und sie aufgemuntert. Er hat immer einen Weg gefunden, egal, um was es ging. Man konnte ihm einfach vertrauen.“, sagte er leise und schloss stirnrunzelnd die Augen, ganz so als würde er es seltsam finden, dass so ein Mensch existiert hatte. Hanabi lachte leise. „Nicht zu vergessen, er hat Ramen geliebt. Er war beinahe jeden Tag bei Ichirakus. Dort hat man ihn meistens finden können.“ Shizuka sah sie verwundert an. „Ichirakus? Das kann nicht sein. Mein Vater hasst Ramen. Er wird schon ganz angespannt, wenn man das Wort nur in den Mund nimmt!“ TenTen lächelte gequält. „Ich weiß… ich weiß. Er ist so anders… glaub mir, dein Vater war vor diesem Angriff ein komplett anderer Mensch.“ Shizuka nickte leicht irritiert. Anderer Mensch… wie anders? Netter? Ihr Vater war doch nett. Sie kannte ihn. Oder? Wer war ihr Vater? TenTen erhob sich und lächelte Shizuka zu. „Ich kann mir vorstellen, dass wir dir hier zu viel erzählen. Ich denke es wäre besser, wenn du jetzt gehen würdest.“ Das Mädchen nickte langsam und stand ebenfalls auf. „H-Hai… da haben Sie wahrscheinlich Recht, TenTen-san. Neji-san… Hanabi-san… Es war… nett.“, brachte sie schwach heraus, doch Hanabi schüttelte wie wild den Kopf. „Bist du verrückt? Du musst mich doch nicht mit –san anreden. Ich bin deine Tante!“, meinte sie ehrlich entsetzt, so dass Shizuka ein wenig lächeln musste. „Na gut… Hanabi-oba-chan.“ „Schon besser.“, sagte Hanabi lächelnd und erhob sich ebenfalls. Langsam ging sie auf Shizuka zu und schloss sie dann vorsichtig in die Arme. Es war für beide ein seltsames Gefühl, sich das erste Mal so nahe zu sein. Shizuka schloss entspannt die Augen. Familie. Das war richtige Familie. Neji sah Shizuka nur an und sagte kein Wort. Was hätte er auch sagen sollen? Willkommen in der Familie? Das war nicht richtig, denn mit Hiashi als Oberhaupt und Naruto als Vater und vom ‚Clan’ nicht akzeptiert, war das so gut wie unmöglich. Was hieß hier ‚so gut wie’, es war unmöglich. Im Bruchteil einer Sekunde war Neji plötzlich ziemlich angespannt und auch TenTen sah erschrocken aus. Hanabi verkrampfte sich und Shizuka wusste sofort, was vor sich ging. Die Schiebetür wurde aufgerissen und ein kleiner Junge steckte den Kopf herein. Seine weißen Augen fanden seine Eltern sofort. „Mama… Tô-san… Hiashi-sama ist zurückgekommen.“, berichtete er ein bisschen aufgeregt, als hätte er eben ein Geheimnis herausgefunden, und strahlte TenTen an. Sein Blick huschte durch den Raum, ganz so, als erwartete er Lob, und im Bruchteil eines Moments hatte er Shizuka entdeckt. „Wer bist du denn?“ fragte er mit einem Mal misstrauisch und ließ das Mädchen nicht aus den Augen. Plötzlich stand Neji unerwartet abrupt auf und hastig brachte sich der kleine Junge bei seiner Mutter in Sicherheit. Er wusste instinktiv, dass etwas nicht in Ordnung war. Normalerweise war sein Vater die Ruhe in Person. Hatte er etwas Falsches gesagt? „Keine Angst, Takeshi-chan. Du bleibst einfach ganz ruhig, ja? Wann wird Hiashi-sama denn hier sein?“, fragte TenTen freundlich, doch die anderen merkten, dass Nervosität in ihrer Stimme mitschwang. Noch ehe der kleine Junge antworten konnte, ertönte eine tiefe Stimme im Türrahmen. „Jetzt.“ Reflexartig zog Hanabi Shizuka dichter an sich heran, noch ehe diese begreifen konnte, dass ihr Großvater in der Tür stand und sie abfällig ansah. Neji war besonnen wie immer. Er ging gemächlich zu seiner kleinen Familie hinüber, stellte sich mit einem Schritt schräg vor sie und wartete ab. Abfällig sah Hiashi Shizuka an. Er hatte sie sofort erkannt. Sie war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Nur diese grauenhaften Augen erinnerten ihn an den Mann, der seine Tochter hatte sterben lassen. Was hatte sie hier verloren? Hatte sie endlich begriffen, wer ihre Familie war? In Bruchteil eines Augenblickes flammte Wut in Shizuka auf und sie stieß Hanabi von sich. „Shizuka-chan, nicht…“, wollte ihre Tante sie noch aufhalten, doch das junge Mädchen hörte nicht auf sie. Mit einem Schritt stand sie vor ihrem Großvater und funkelte ihn wütend an. Er erwiderte ihren Blick ungerührt und es schien beinahe so, als würde er sich über sie lustig machen, was nicht unbedingt zur Besserung von Shizukas Laune führte. „Sie…“, brachte sie mit vor Wut zitternder Stimme heraus. Ruhigen Schrittes ging er um das Mädchen herum und musterte sie eingehend. Zornig beobachtete sie seine Bewegungen. Er lächelte hämisch. „Für dein Alter bist du klein. Siehst ziemlich schmächtig aus. Du hast den Charakter deines Vaters geerbt, wie mir scheint. Den gleichen aufsässigen Unterton in der Stimme, das gleiche wilde Auftreten. Und diese schrecklich blauen Augen. Du bist wie er. Was hast du in meinem Haus verloren?“, fragte er kalt. Shizuka bebte vor Zorn. Was hatte sie ihrem Großvater getan? Er kannte sie doch nicht einmal! Und wie konnte er es wagen ihren Vater zu beleidigen? „Hören Sie auf… Hören Sie damit auf, meinen Vater zu beleidigen. Meinetwegen, hassen Sie mich, obwohl Sie mich nicht kennen… Aber beschuldigen Sie nicht meinen Vater am Tod meiner Mutter.“, zischte sie, doch das ließ Hiashi nur trocken auflachen. „Du weißt also Bescheid, ja? Dann muss ich mich ja nicht zurücknehmen. Du kennst die Wahrheit über deinen Vater nicht-…“, setzte er an, doch Shizuka unterbrach ihn sofort. „Nein, Sie kennen die Wahrheit über meinen Vater nicht. Mein Vater ist der liebste Mensch auf der Welt, auch wenn Sie das nicht glauben. Er hat vielleicht Fehler gemacht, aber er hätte meine Mutter niemals sterben lassen!“, fauchte sie. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und erbebten. Hiashi sah sie unterkühlt an. „Ach? Das denke ich nicht. Meiner Meinung nach war es deinem Vater herzlich egal, was in dieser Nacht mit deiner Mutter und deinem Bruder passiert ist! Sonst wäre er auf direktem Wege zu euch gelaufen, oder etwa nicht?“, fragte er herausfordernd und vor Wut trieb es Shizuka Tränen in die Augen. „Sie haben keine Ahnung!! Sie haben keine Ahnung, wie sehr mein Vater gelitten hat! All die Jahre über, die nach dem Angriff waren, bis in das Hier und Jetzt! Waren Sie bei ihm, als er in der Nacht schreiend aus seinen Albträumen aufgewacht ist? Hat er sich zitternd an Sie geklammert und um Verzeihung gebeten, mussten Sie ihn wieder beruhigen? Hat er vor Ihren Augen geweint und wollte er sich vor Ihren Augen selbst verletzen? Sie waren nicht dabei, Sie haben keine Ahnung! Mein Vater hat seit diesem Tag keine Nacht mehr richtig geschlafen! Die Bilder verfolgen ihn überall hin! Sie wissen nicht, was es heißt, mit ihm eine Nacht im selben Raum zu verbringen! Sie müssen nicht ertragen, wie sehr er sich quält, Sie müssen nicht versuchen ihn wieder zu beruhigen, wenn er so sehr an einem Traum verzweifelt, dass er keine Luft mehr bekommt und wie unter Todesqualen zu weinen und zu schreien beginnt! Nein, Sie wissen gar nichts! Sie haben sich in diesen Momenten kein einziges Mal um ihn gekümmert! Nein, das waren immer nur Sakura-oba-chan, Sasuke-oji-san, Masaru-kun und ich! Und stellen Sie sich vor, Sie haben keine Ahnung, was Ihren Vater so leiden lässt!! Sie wissen gar nichts über Naruto Uzumaki!! Aber egal, was er in seinen Träumen sieht, er erträgt es! Er wacht am nächsten Tag auf, ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren, er geht seiner Arbeit nach und er schafft es sogar, eine gewisse Wärme auszustrahlen, die Sie wahrscheinlich nicht einmal verstehen würden! Sie haben kein Recht, über ihn zu urteilen, denn Sie kennen ihn nicht!!“, schrie Narutos Tochter voller Zorn und ängstlich drückte sich Takeshi enger an seine Mutter, die ihm beruhigend übers Haar strich. Hiashi schwieg und aus den Augenwinkeln konnte er seine jüngste Tochter erkennen, wie sie ihm flehendliche Blicke zuwarf. Warum tat er das? Warum attackierte er seine Enkeltochter? Es war keine Logik dahinter! „Vater, ich bitte dich! Lass es gut sein! Wieso musst du deinen Zorn auf Shizuka abladen?“, fragte sie verzweifelt. Hiashi warf ihr einen eisigen Blick zu. „Weil sie erkennen muss, wer ihr Vater wirklich ist!“ Neji unterdessen schritt schnell zu Shizuka hinüber und zerrte sie unsanft in Richtung Tür. „Hey! Lassen Sie mich los, Neji-sama!“, verlangte Shizuka lautstark und zog somit wieder die Aufmerksamkeit auf sich. „Was denkst du, was du da tust, Neji?“, fuhr Hiashi seinen Neffen an. Dieser erwiderte den Blick nur kalt. „Ich werde diese sinnlose Auseinandersetzung beenden. Anscheinend könnt ihr zwei nicht normal miteinander reden.“, meinte er, doch in dem Moment riss Shizuka sich von ihm los und funkelte ihren Großvater fuchsteufelswild an. „ICH WERDE IHNEN BEWEISEN, DASS MEIN VATER KEIN VERSAGER IST!“, brüllte sie, dass die Wände wackelten. Takeshi stieß einen erschrockenen Schrei aus und TenTen nahm ihn kurzfristig auf dem Arm. „Schon gut… gleich ist es vorbei…“, flüsterte sie ihm beruhigend ins Ohr und der kleine Junge schlang seine Arme um ihren Hals. „Ich hab so große Angst…“, flüsterte er seiner Mutter verschämt zu und sie drückte ihn nur noch dichter an sich. Neji konnte jedes Wort verstehen und es machte ihn wütend. Was lief in diesem Clan nur schief?? „Du willst mir beweisen, dass dein Vater kein Versager ist? Wie willst du das fertig bringen? Denkst du etwa, er könnte meine Tochter wieder zurückbringen? Ja, wenn er die Toten zurückholt, dann glaub ich dir, dass er kein Versager ist.“, meinte er spöttisch und Shizuka wusste, dass er Recht hatte. Anscheinend würde ihn tatsächlich nichts anderes überzeugen. Das konnte doch nicht wahr sein! War dieser Mann verrückt? „Was geht nur in Ihnen vor? Sie sind krank! Aber glauben Sie mir, irgendwann werden Sie einsehen, dass mein Vater nicht der ist, für den Sie ihn halten!“ „Wofür ich ihn halte? Ich halte ihn für einen Mann, der seine Familie nicht zusammenhalten konnte und sich seinen Selbstmitleid hingegeben hat! Mehr ist da nicht, das ist dein Vater! Sieh es ein, Mädchen, dein Vater ist ein Nichtsnutz!“, rief er zornig und Shizuka war einfach nur noch entsetzt, dass dieser Mann das eben wirklich ausgesprochen hatte. „Das ist nicht wahr…“, hauchte sie. ~ Das Gefährliche an Halbwahrheiten ist, dass immer die falsche Hälfte geglaubt wird. Hanabi konnte es nicht mehr ertragen. „Hör damit auf, Vater! Hör endlich damit auf, alles und jeden schlecht zu machen!“, forderte sie wütend. Ihr Vater sah sie spöttisch an. „Ach, eine Anspielung auf den jungen Sarutobi?“, fragte er und Hanabis Miene wurde wutverzerrt. Er ging zu weit! „Vielleicht!“, gab sie jedoch bloß zurück, doch das beeindruckte den alten Mann nicht. Shizuka inzwischen hatte sich wieder halbwegs beruhigt. Sie wollte sich doch nicht so aufregen. Weder das, noch sich verunsichern lassen. Sie würde bei ihrem Plan bleiben und damit Schluss. Gut, Hiashi hielt ihren Vater für einen Versager. Sie musste ihm das Gegenteil beweisen. Und wenn es das letzte war, das sie tun würde. Sie atmete tief durch und richtete ihre blauen Augen auf ihren Großvater. „Ich werde Ihnen beweisen, dass mein Vater kein Versager ist. Sie werden noch einmal einsehen, dass ich Recht habe. Mein Vater ist kein Versager.“ Mit diesen Worten drehte sie sich von Hiashi weg, ohne dass dieser noch ein weiteres Wort sagen konnte. Shizuka wandte sich noch einmal an ihre Tante und an TenTen. „Hanabi-oba-chan, es tut mir leid, dass es sich so entwickelt hat. TenTen-san, ich entschuldige mich bei Ihnen, dass ich nicht früher gegangen bin. Takeshi-kun, es tut mir leid, dass du das mit anhören musstest. Irgendwann werden wir uns wieder sehen und dann werde ich es gutmachen, okay? Neji-sama… können Sie mir bitte den Ausgang zeigen? Ich möchte nicht länger als notwendig hier bleiben. Ich habe gesagt, was ich sagen wollte. Konnichiwa.“ Shizuka verbeugte sich höflich vor den Hyuugas, auch vor Hiashi, und verließ danach ohne ein weiteres Wort das Wohnzimmer. Neji folgte ihr ein wenig erstaunt. Am Gang wechselte die beiden bis zuletzt kein Wort miteinander. Schweigend schlüpfte das Mädchen in seine Schuhe und wollte danach das Haus verlassen. Doch kurz bevor Shizuka durch die Eingangstür verschwand, hielt Neji sie auf. „Ich wollte noch sagen, dass du dich gut geschlagen hast.“, meinte er und brachte sogar ein kleines Lächeln zustande. Ein wenig verblüfft nahm Shizuka es zur Kenntnis. „Es wäre mir lieber gewesen, ich hätte es nicht tun müssen.“, erwiderte sie dann leise. Neji nickte verständnisvoll. „Ich verstehe. Du musst deinem Großvater nichts beweisen. Hiashi-sama hat seine Meinung und von der kann man ihn nicht so schnell abbringen. Lass dich nicht von ihm reizen.“, schärfte er sie ein, doch sie schüttelte nur lächelnd den Kopf. „Dazu ist es zu spät… Er hat meinen Vater beleidigt. Wenn das jemand machen darf, dann bin ich das. Schließlich bin ich seine Tochter.“, meinte sie und entlockte Neji ein weiteres Lächeln. Wie machte dieses Mädchen das bloß? „Ja… du bist Narutos Tochter. Deshalb mache ich mir auch Sorgen.“, sagte er leise. Shizuka lachte nur kurz auf. „Das hat mir noch niemand gesagt…“, meinte sie ein wenig geheimnisvoll und ehe Neji sie aufhalten konnte, war sie aus dem Hyuuga-Anwesen verschwunden. Der Hyuuga blieb noch ein paar Minuten stehen und seufzte dann resigniert auf. Einerseits war er erleichtert, dass das Gespräch ohne Handgreiflichkeiten verlaufen war, andererseits hätte er sich gewünscht, dass es nie dazu gekommen wäre. Wie sollte es jetzt weitergehen, nachdem Shizuka alles erfahren hatte? Sie würde bestimmt nicht nur herumsitzen und nachdenken… dazu war sie zu wenig wie ihre Mutter. Die ganze Situation war kompliziert… wie immer, im Hyuuga-Clan. Neji schüttelte leicht den Kopf und versuchte, seine Gedanken zu verdrängen. Er musste zurück zu seiner Familie. Nur wenige Minuten später war der Hyuuga in einem der endlos scheinenden Gänge des Anwesens verschwunden *************************************************** So, das war es mal wieder. Ich hoffe wirklich, es war nicht allzu lange für euch. ^^" *selbst weiß, wie lange es war* Ich versuche, dass nächste Kapitel kürzer zu machen, denn mir ist klar, wie zeitaufwändig es ist, das alles zu lesen. XD Ich hoffe es hat euch gefallen, ich hoffe, die Leute waren nicht zu OOC, ich hoffe, inhaltlich habt ihr nichts auszusetzen... Ach ja, wegen Kiba noch... Die Kinder sind erst aufgebrochen, NACHDEM die Sitzung aus war. Also, Kiba hat es locker nach Hause geschafft. ^^" DANKE AN BEE-CHAN, die es mal wieder total schnell gebetat hat!!! Ohne dich wäre ich schon lange verzweifelt~ Danke für eure Aufmerksamkeit! Eure Fantasia Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)