Anata wo sagashite iru - Search for you von Fantasia (Manchmal erkennt man das Ziel erst während der Reise.) ================================================================================ Prolog: Shiawase - Glück ------------------------ Hallo meine Freunde! Hier gehts los, diesmal hab ich sogar einen Prolog ^^ Der is ja ganz schön lange geworden, für das, dass es eigentlich ein kürzerer Prolog werden sollte ^^ Naja, kann man nichts machen. Euch stört es bestimmt nicht ^^ Viel Spaß! P.S.: Genießt es... ******************************************************** Prolog Nervös ging Naruto auf dem langen Krankenhausflur auf und ab. Immer wieder warf er einen Blick auf die Uhr über der Kreissaaltür, deren Zeiger sich unaufhaltsam mit jeder Minute weiterbewegten. Er würde noch wahnsinnig werden! Getrieben von seiner Ungeduld und Nervosität, vielleicht auch Angst, streifte er von einer Seite des Flurs zur anderen. Sein Herz raste und seine Handflächen waren von einem zarten Schweißfilm überzogen. Und ihm war schlecht. Richtig schlecht. Mit den Nerven völlig am Ende ließ er sich auf eine der Wartebänke fallen und vergrub sein Gesicht in den feuchten Händen. Doch lange hielt er es in der ruhigen Position nicht aus und nur einen Augenblick später stand er schon wieder, verknotete unterbewusst seine Finger immer wieder miteinander und trat von einem Bein auf das andere. Wieder fünf Minuten vergangen. Wenn Tsunade oder irgendwer jetzt nicht bald kommen würde und ihm sagte was Sache war, dann würde er höchstpersönlich da reinmarschieren! Ja, das würde er tun. Fünf Minuten. Er gab ihnen noch fünf Minuten. Keuchend ließ Hinata sich zurück auf das Kissen sinken und bemerkte nur nebenbei, wie eine Krankenschwester ihr den Schweiß von der Stirn wischte. Ihre Finger hatten sich im Bettbezug verkrallt und sie stöhnte schmerzvoll auf, als eine weitere starke Wehe ihren zarten Körper durchlief. Die junge Frau hatte ihre Beine weit gespreizt und sie konnte spüren, wie etwas stark nach unten drückte. Der Druck wurde immer größer und Hinata hatte plötzlich den unbändigen Drang zu pressen. Keuchend richtete sie sich in ihrem Bett auf und versuchte gleichmäßig ein und auszuatmen. „Hinata, bei der nächsten Wehe musst du mithelfen.“, wies Tsunade sie eindringlich an und Hinata brachte sogar ein Nicken zustande. Schon kam die Wehe und Hinata konnte ein Keuchen nicht unterdrücken. Trotzdem tat sie, wie Tsunade ihr befohlen hatte. Nach drei mehr als anstrengenden Presswehen spürte sie wie der Kopf geboren wurde und ohne weiteres Zutun kam der Rest des Babys nach. Erschöpft lehnte Hinata sich zurück und schloss für einen Moment die Augen. Nun waren die Wehen wieder etwas leichter geworden, doch die junge Frau wusste, dass es noch nicht vorbei war. Derweilen hatte Tsunade die Nabelschnur des Babys mit einem geschickten Schnitt durchtrennt und es somit von seiner Mutter gelöst. Leider hatte es noch nicht angefangen zu schreien, doch die Fünfte machte kurzen Prozess. Mit einem heftigeren Klaps auf den Hintern kehrte Leben in das kleine Geschöpf und es begann aus Leibeskräften zu brüllen. „Eindeutig von Naruto…“, murmelte der Hokage und reichte das Baby mit einem zufriedenen Lächeln an Sakura weitergereicht. Diese trug es sofort weiter zum Erstuntersuchungstisch. Sorgfältig wusch sie das Baby und untersuchte es zum ersten Mal in dessen gerade erst begonnenen Leben. Nur nebenbei bekam sie mit, dass bei Hinata erneut die Presswehen eingesetzt hatten. Naruto lauschte angestrengt. War da nicht gerade ein Schrei gewesen? Nun war auf jeden Fall alles wieder so erdrückend still wie vorher. Wie ein Häufchen Elend ließ Naruto sich zurück auf die Bank plumpsen und seufzte mitleidserregend. Seit geschlagenen acht Stunden tigerte er schon von einer Seite des Flurs auf die andere. Würde diese Warterei denn ewig dauern? Für so etwas war er eindeutig nicht gemacht worden! „Hey, Naruto. Krieg dich wieder ein, das ist ja nicht mit anzusehen.“, vernahm er plötzlich eine etwas genervt klingende Stimme. „Er hat Recht, Dobe.“ Naruto hob den Blick und sah seinen besten Freunden Shikamaru und Sasuke ins Gesicht. „Ihr habt leicht reden.“, brummte Naruto. Er hatte jetzt aber so was von keine Lust auf die Sticheleien der beiden. Die zwei Männer lachten leise und wie von Zauberhand hielt Naruto plötzlich einen Becher Kaffee in der Hand. Verdutzt sah er Sasuke an, der ihm das Getränk in die Hände gedrückt hatte. „Jetzt trink schon, Dobe. Du rennst hier seit Stunden auf und ab. Du brauchst eindeutig Koffein.“, meinte Sasuke und zeigte einen seiner seltenen Grinser. Etwas widerwillig trank Naruto einen Schluck. Er hatte jetzt Wichtigeres zu tun! Schließlich lag seine Frau seit acht Stunden in den Wehen, da konnte er doch nicht einfach genüsslich Kaffee trinken! „Doch, kannst du.“, sagte Shikamaru mit gelangweilt klingender Stimme und ließ sich neben Naruto nieder. Der blonde Shinobi wusste sofort, dass er ihn durchschaut hatte. Nicht umsonst hatte Shikamaru einen IQ von über 200. Aber das war Naruto gerade herzlich egal. „Was wisst ihr schon? Acht Stunden verdammt!“, grummelte er. „Du vergisst, dass wir das schon kennen. Ich musste sogar zehn Stunden warten!“, bemerkte Shikamaru verärgert. „Klar, dein Sohn ist ja genauso faul wie du. Kein Wunder, dass bei seiner Geburt nichts vorwärts gegangen ist.“, gab Sasuke seinen Senf dazu. Unwillkürlich musste Naruto lachen. Da war was Wahres dran. Obwohl Shikamarus Sohn Sumiaki erst ein halbes Jahr alt war konnte man deutlich die Ähnlichkeit zwischen ihm und seinem Vater feststellen. Tsunade und Ino waren abwechselnd am Verzweifeln, da der Kleine durchgehend schlief und man ihn förmlich zwingen musste, aufzuwachen und etwas zu essen. „Irgendwas habt ihr beide falsch gemacht. Bei Sakura hat es nicht länger als zwei Stunden gedauert.“, meinte Sasuke genüsslich. Auch er war vor zirka einem halben Jahr Vater eines kleinen Sohnes namens Masaru geworden und Sakura hatte die Geburt erstaunlich gut weggesteckt. Deshalb arbeitete sie auch schon wieder ab und an im Krankenhaus. Und die Geburt ihrer Patenkinder wollte sie sich keinesfalls entgehen lassen. Um Masaru kümmerte sich für die wenigen Stunden ihrer Arbeit Sasuke, und wenn der auf Mission war, dann übernahm diesen Part liebend gerne TenTen. Der kleine Uchiha Junge war ein ausgesprochen braves Baby. Schrie wenig, schlief die Nacht durch, aß brav. Nicht selten gab Sasuke mit seinem Sohn an. Die Minuten verstrichen und Shikamaru und Sasuke versuchte Naruto etwas abzulenken, da dieser langsam aber sich wirklich am Durchdrehen war. „Wie lange dauert das denn noch?“, rief er plötzlich ungehalten und sprang ungeduldig und noch nervöser als zuvor auf die Beine. „Ist schon vorbei.“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihm. „Ja, schön wär-…“, wollte Naruto gerade missmutig von sich geben, als er abrupt innehielt und zu Sakura herumfuhr, die gerade eben die Kreissaaltür hinter sich schloss. Mit undefinierbarem Gesichtsausdruck kam sie auf die drei Männer zu. Sasuke schenkte ihr ein kurzes Lächeln, welches sie auch erwiderte, Shikamaru warf ihr einen etwas genervten Blick zu, den sie vollkommen überging und Naruto sah sie so an, als würde er ihr gleich an die Gurgel springen. Keiner der Vier sagte ein Wort. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Als Sakura Narutos verzweifelt flehenden Blick sah, musste sie unwillkürlich in sich hineinlachen. Ja, Naruto war wirklich verdammt nervös. Gut, dass sie ihm endlich Nachrichten brachte, denn Sakura ging davon aus dass es nicht mehr lange gedauert hätte, bis er persönlich vorbeigeschaut hätte. Während der Geburt hatte sie sowieso immer wieder prüfende Blicke zur Tür geworfen, doch Naruto hatte sich die acht Stunden erstaunlich gut unter Kontrolle gehabt. Jetzt wollte sie ihn nicht länger zittern lassen. Ihre Augen begannen zu strahlen und sie fiel Naruto um den Hals. „Herzlichen Glückwunsch, Naruto-kun. Du bist jetzt offiziell zweifacher Vater!“, rief sie glücklich, und vor Erleichterung begann Naruto zu lachen und drehte sich mit seiner besten Freundin im Kreis. Auch Sasuke und Shikamaru mussten lächeln, als sie die Freude des Chaosninjas sahen. Wie verrückt hüpfte er durch den Flur und erzählt es jedem Arzt und jeder Schwester die er traf, gar nicht zu reden von den Patienten. „Habt ihr gehört? Ich bin jetzt Vater geworden! Ich, Naruto Uzumaki! Das hättet ihr wohl nicht gedacht, was?“, rief er selig und die Angesprochenen konnten nur, angesteckt von seiner Freude, lachen und ihre Glückwünsche übermitteln. Shikamaru war wieder aufgestanden und gesellte sich zu Sakura und Sasuke. „Habe ich das eben richtig verstanden? Zweifacher Vater?“, hakte er noch einmal nach und Sakura grinste. „Oh ja. Ich denke, in seiner ganze Aufregung hat er das gar nicht mitbekommen.“, meinte sie lachend und Sasuke sah sie fragend an. „Etwa Zwillinge?“, fragte er verblüfft, was Sakura über beide Ohren grinsen ließ. „Oh ja. Wir haben es auch erst vor ein paar Tagen herausgefunden. Bei den Routineuntersuchungen hatte sich ein Zwilling anscheinend immer hinter dem anderen versteckt gehabt, sodass wir nichts mitbekommen haben. Und Hinata ist von Natur aus schon so zart und somit sind auch die Kinder kleiner. Deshalb ist auch von ihrem Umfang her nichts aufgefallen. Sie war schon geschockt, als wir ihr das vor ein paar Tagen eröffnet haben, aber sie wollte, dass es eine Überraschung für Naruto wird.“, erklärte sie kurz. „Verstehe.“, sagten die Männer synchron. Naruto hatte sich langsam wieder beruhigt, doch seine Augen strahlten wie schon lange nicht mehr. „Kann ich jetzt zu ihr?“, fragte er hoffnungsvoll und Sakura nickte lächelnd. „Ich hab mich schon gefragt, wann du kommst und das fragst. Ich bring dich zu ihr. Aber du musst leise sein, sie ist verständlicherweise sehr erschöpft.“, schärfte sie den blonden Mann ein und dieser nickte sofort. Shikamaru und Sasuke warteten, während Sakura Naruto zu Hinata führte. Auf dem Flur kam ihnen eine erschöpft aussehende Tsunade entgegen. „Ah, Naruto. Herzlichen Glückwunsch. Den dreien geht es ausgezeichnet, auch wenn die zwei etwas klein sind.“ Naruto nickte nur abwesend und Sakura wettet, dass er wieder nicht mitbekommen hatte, was Tsunade von sich gegeben hatte. Sie zwinkerte ihrer Meisterin zu, die nur in Gelächter ausbrach und weiterging. Schließlich musste noch Papierkram erledigt werden. Sie würde später vielleicht noch mal nach der jungen Familie sehen. Leise öffnete Sakura die Tür und ließ Naruto eintreten. „Ich lasse euch alleine. Ich komm dann aber noch mal.“, flüsterte sie und schloss die Tür hinter sich. Naruto trat an das Bett seiner Frau heran, die ihn erschöpft anlächelte. „Hinata-chan…“, murmelte er und setzte sich zu ihr. Ihre weißen Augen strahlten ebenso sehr wie die seine. „Wie geht es dir?“, fragte er sie besorgt, doch die junge Frau winkte ab. „Halb so wild. Ich bin nur müde.“, meinte sie leise und lehnte sich an seine Schulter. Er streichelte sanft ihre Wangen. Plötzlich ertönte aus der Ecke des Zimmers leises Weinen und Naruto schreckte hoch. Das hatte er ja vollkommen vergessen! Er spannte sich an und Hinata schaute lächelnd auf. „Na geh schon hin.“, munterte sie ihn auf und im nächsten Moment stand Naruto neben dem Gitterbettchen, das in der Ecke des Zimmers stand. Es hatte Rollen, die es erlaubten, das Bett quer durch den Raum zu schieben. Neugierig lugte Naruto hinein und sein Blick wurde weich als er das kleine Baby erblickte. Es war richtig winzig und in eine dicke blaue Decke eingehüllt. Vorsichtig fuhr Naruto dem kleinen Wesen über den winzigen Kopf, als hätte er Angst etwas kaputt zu machen, wie er es sonst immer tat. Plötzlich jedoch wurde er stutzig. Was war das denn? Mit gerunzelter Stirn folgte er einem rosafarbenen Farbklecks, der sich schließlich als eine weitere Decke herausstellte. Und unter dieser Decke lag ein weiteres-… Mit einem entsetzt überraschten Laut fuhr er zu Hinata herum, die herzlich zu lachen begann. „Haben Sakura und Tsunade-sama etwas wirklich nichts gesagt?“, fragte sie und Naruto konnte nur perplex den Kopf schütteln. Oder, halt, war da nicht die Rede gewesen von…? Naruto hätte sich ohrfeigen können. Kurz entschlossen schob er das Gitterbettchen mit sich hinüber zu Hinata. Diese sah liebevoll auf ihre Kinder hinunter. „Zwillinge, Naruto. Ein Junge und ein Mädchen. Unsere Zwillinge.“, flüsterte sie und ihre Stimme zitterte. Aufmerksam betrachtete Naruto das kleine Mädchen. Es wirkte sogar noch winziger als das andere Baby, jedoch hatte es schon einen leichten Haarflaum am Kopf. Dunkel. Ihm wurde ganz warm ums Herz. Da öffnete sich plötzlich wieder die Tür und Sakura trat ein. Als sie die zwei mit dem Gitterbettchen sah kamen ihr beinahe die Tränen. Es war so ein süßer Anblick. „Hey… Ich störe nur ungern, aber ich muss die Babys jetzt umziehen. Sie sind ja nur vorübergehend in die Decken eingewickelt.“, sagte sie leise und trat an das Gitterbett heran. Hinata ließ sich lächelnd zurück in das Kissen sinken und schloss für einen Moment die Augen. Sakura unterdessen hatte den kleinen Jungen hochgehoben und auf den Untersuchungstisch hinübergetragen. Argwöhnisch verfolgte sie Naruto Blick überall hin. „Keine Angst, Naruto-kun. Ich tu ihm schon nichts.“, sagte sie lachend. Geübt wickelte sie den Kleinen aus der blauen Decke und steckte ihn in einen ebenfalls blauen Strampler. Noch bevor Naruto reagieren konnte hatte war sie an ihn herangetreten und hatte ihm seinen Sohn in die Arme gelegt. Naruto war vollkommen perplex und geriet leicht in Panik. Was, wenn er ihn fallen ließ? „Ganz ruhig, Naruto.“, sagte Hinata plötzlich leise neben ihm. Er sah sie zweifelnd an. Wie konnte sie nur so sicher sein? Sie machte das schließlich auch zum ersten Mal. Trotzdem hörte er auf sie und entspannte sich ein wenig. Doch er fürchtete noch immer, irgendetwas falsch zu machen. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er so ein kleines Ding unmittelbar nach dessen Geburt auf dem Arm. Und noch dazu war es sein eigener Sohn. Sein Sohn. Der kleine Junge schlief tief und fest und bekam nichts von der Aufregung seines Vaters mit. Sakura unterdessen hatte sich jetzt noch um das Mädchen gekümmert, welches ebenfalls keinen Mucks von sich gegeben hatte, als es in den rosafarbenen Strampler gesteckt wurde. Beide Babys waren kerngesund, obwohl sie etwas kleiner waren als andere. Lächelnd trat sie mit dem Baby im Arm an Naruto und Hinata heran. „Bitte sehr.“, sagte sie sanft und legte Hinata das Mädchen auf die Brust. Langsam sickerte es zu Naruto durch, das er mit einem Schlag zweifacher Vater geworden war. Zwillinge! Ausgerechnet er. Ob er das wohl hinbekam? Er erinnerte sich nur zu gut an eine D-Rang Mission in der es um Babysitten ging. Damals war er kläglich an einem Kind gescheitert. Und jetzt gleich zwei! Sanft lächelte Hinata ihn an. Sie konnte Naruto seine Selbstzweifel förmlich an der Nasenspitze ansehen. „Du machst das schon. Und ich bin ja auch noch da.“, meinte sie aufmunternd und machte ihm am Bett Platz, sodass er sich neben sie legen konnte. Das tat er auch sofort. Während seiner kurzen Bewegung regte sich der kleine Junge in seinem Armen und quengelte leicht. Erschrocken sah Naruto ihn an. „Hey, nicht doch. Ist ja alles gut.“, flüsterte er und schon verstummte der Kleine. „Er mag dich.“, stellte Sakura lächelnd fest und Naruto errötete leicht. Dann wandte er sich seinem zweiten kleinen Kind zu. Zärtlich strich er seiner Tochter über ihr winziges Köpfchen und sie bewegte sich leicht. Sofort zog Naruto seine Hand zurück und Sakura und Hinata lachten. „Frauen… Da kannst du dich auf was gefasst machen.“, brummte Naruto und sah auf seinen Sohn hinunter. Doch dann lachte auch er. ~ Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit. Naruto beugte sich zu Hinata hinüber. „Ich liebe dich. Du bist die Allerbeste.“, flüsterte er und die junge Frau errötete. Das war das Stichwort für Sakura zu gehen. „Viel Spaß noch. Und genießt die Zeit in der sie schlafen.“, meinte sie verschwörerisch und verließ das Zimmer. Naruto und Hinata sahen auf ihre Kinder und dann gleichzeitig auf. Ihre Blicke trafen sich. Wieder näherte sich Naruto Hinatas Gesicht und verschloss ihre Lippen mit einem mehr als liebevollen Kuss. Seine freie Hand ruhte auf ihrer Wange spielerisch strich er ihr eine Strähne zurück hinter die Ohren. Langsam lösten sie sich voneinander. Sie mussten nichts sagen, der Moment war einfach zu schön um ihn mit Worten zu zerstören. Mühsam richtete Hinata sich auf und Naruto beobachtete sie überrascht. „Was-…“ Noch bevor er weiterreden konnte hatte er das kleine Mädchen ebenfalls in seinem Arm liegen. Vorsichtig legte er die beiden Kinder auf seinen Bauch und besah sie sich neugierig. Wie klein sie doch waren! Behutsam legte er seine Hände auf ihre kleinen Köper um zu sichern, dass sie nicht von ihm hinunterkullern konnten. Was ja theoretisch möglich war. Wie groß und unhandlich ihm seine Hände vorkamen. Naruto hatte Angst, den Kindern wehzutun. Neben ihm ließ Hinata sich wieder zurück auf das Bett fallen und kuschelte sich seitlich an ihn. Trotz ihrer Müdigkeit weigerte sie sich noch, einzuschlafen. Sie wollte bei ihrer Familie sein. „Naruto-kun…“ „Hm?“, machte er abwesend. Viel zu versunken war er in den Anblick seiner Kinder. „Wie sollen sie heißen?“, fragte Hinata leise. Da fuhr Narutos Kopf zu ihr. „Ich soll das entscheiden?“, fragte er ungläubig. Hinata nickte leicht. Der Schlaf streckte seine Finger immer mehr nach ihr aus und zu gerne würde sie mit ihm gehen. Naruto dachte einen Moment angestrengt nach. „Hm… jetzt ist Anfang Sommer… Es sollten zwei Namen sein, die was mit dieser Jahreszeit zu tun haben…“, murmelte er vor sich hin und fuhr sanft über die Rücken seiner Kleinen. „Dann nennen wir unseren Sohn doch Hikaru. Das bedeutet Licht und der Name hat mir schon immer gut gefallen.“, schlug Hinata vor und Naruto nickte bedächtig. „Ja, der Name ist wirklich schön. Dann ist es beschlossen. Hey, Kleiner, du heißt jetzt Hikaru. Gefällt dir dein Name?“, fragte er leise und strich Hikaru über seinen kleinen Kopf. Die Hand des Babys ballte sich unterbewusst zu einer Faust und Naruto musste grinsen. „Ich hoffe, dass das Ja heißen soll. Und was machen wir mit der Kleinen?“, fragte er Hinata. „Shi… Shizuka?“, fragte die junge Frau müde und ihre Augen fielen ihr immer wieder zu. Naruto lächelte. „Shizu… leise… Und ka Sommer. Das ist schön… leiser Sommer. Ja, so machen wir das.“, sagte Naruto warm und das kleine Mädchen wimmerte kurz. „Noch eine Zustimmung.“, meinte ihr Vater grinsend. Er spürte Hinata an seiner Schulter nicken. Dann kuschelte sie sich noch einmal eng an ihren Mann heran und im nächsten Augenblick war sie eingeschlafen. Naruto sah liebevoll zu ihr. Er liebte sie. Er liebte sie aus ganzem Herzen und mit jeder Faser seine restlichen Körpers. „Schlaf schön, mein Engel.“, flüsterte er und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann bemerkte auch er, wie ihn die Müdigkeit umfing. Acht Stunden lang war er mit den Nerven völlig am Ende gewesen. Er brauchte Schlaf. Hätte man wenige Minuten später in das Zimmer geschaut hätte man eine seelenruhig schlafende Familie vorgefunden, allesamt im selben Bett liegend. Hinata eng an ihren Mann gekuschelt, dessen Kopf nah bei ihrem lag. Hikaru und Shizuka ruhten auf seinem Bauch und seine Arme lagen schützend um sie. Eine junge, nach acht Stunden erschöpfte Familie. ******************************************************************* So, das war es... Ich hoffe, der Prolog hat euch schon mal gefallen! Aber: Denkt bloß nicht, dass es so weitergeht. Schwelgt mit Hinata und Naruto im Moment der Glückseeligkeit. Freut euch, dass die Zwillinge gesund und munter sind. Nur ein kleiner Tipp von mir. Aber mehr will ich nicht verraten. Ein paar von euch wissen genauer Bescheid ^^. Ich finde Naruto so lieb tollpatschig... egal wie er bei mir ist, ich mag ihn immer ^^ So glücklich... So voller Lebensfreude... Und Hinata. Wieso kann ich nicht sie sein?? Verheiratet mit Naruto... Zwillinge (von ihm ^^)... und wir wissen ja alle, wo die kleinen Baby herkommen... (oje, ich werde schon wieder ein kleines bisschen schmutzig... ich hör schon auf ^^) Und noch eines: Wie lange dauert der Zustand von Glück an? Mit dieser Frage verabschiede ich mich vorübergehend von euch und hoffe auf ein paar Kommis! Danke für eure Aufmerksamkeit! Eure Fantasia Kapitel 1: Kazoku - Familie --------------------------- Hier bin ich... Diese Kappi hier widme ich euch allen. Lest unten mehr dazu. Viel Spaß! *************************************************************** Kapitel 1: Kazoku - Familie Ein knappes Jahr später Die Sonne war gerade dabei unterzugehen, als Naruto missmutig die Haustür aufschloss und das kleine aber gemütliche Haus betrat, in dem er mit seiner Familie lebte. Es war ein typisches kleines Häuschen, ein wenig außerhalb des Zentrums von Konohagakure. Zwei Stockwerke, unten Aufenthaltsräume, oben Schlafräume. Klein aber fein, wie Naruto immer zu sagen pflegte. Schnell schlüpfte er aus den Straßenschuhen und ging barfuss durch den kleinen Vorraum hindurch in den Wohnraum des Hauses. Schon umfing ihn der Duft des Abendessens und genießerisch schloss er die Augen. Seine schlechte Laune war aber noch immer nicht völlig verschwunden. Gerade eben hatte er von Tsunade erfahren, dass er als Prüfer für die kommenden Chunin-Auswahlprüfungen fungieren sollte. Das war ja an sich nicht das schlimme, ganz im Gegenteil, aber es gab einen Haken an der Sache. Und zwar, dass die Prüfungen dieses Jahr nicht in Konoha, sondern in Kirigakure stattfinden sollten. Konoha hatte eine Nachricht erhalten, dass ein paar Prüfer dort benötigt wurden und Tsunade war natürlich nichts Besseres eingefallen, als Naruto dorthin zu schicken. (Naruto ist übrigens Jonin ^^) Dabei wusste sie doch, wie ungern er länger als notwenig von Konohagakure entfernt blieb. Von seiner Heimat. Von seiner Familie. Aber gleichzeitig wusste Naruto auch, dass es nun mal seine Pflicht war, ob er wollte oder nicht. Er seufzte tief und betrat dann lautlos die Küche. Sofort erblickte er das, was er gehofft hatte zu sehen. Leise summte sie eine Melodie vor sich hin, während sie eifrig in einem kleinen Topf rührte. Dieser war auch der Ursprung des köstlichen Geruches. Ramen. „Wie war dein Tag, Naruto-kun? Du scheinst schlecht gelaunt zu sein.“ Hinata wandte den Kopf nach hinten und ihre Blicke trafen sich für einen kurzen Moment. Dann wandte sie sich wieder dem Kochen zu. Wieder ein Seufzen seitens Naruto und er ging auf seine Frau zu. Ohne ein Wort umschlangen seine Arme sie von hinten und drückten sie an sich. Sein Gesicht vergrub sich in ihren langen Haaren, die sich in seinen Händen jedes Mal wie Seide anfühlten. Er sog ihren Duft ein, der sein Herz wie immer höher schlagen ließ. Langsam begann er ihren Hals zu küssen und seine Hände glitten wie zufällig unter ihr T-Shirt. „Naruto… ich koche, lass doch…“, versuchte sie sich schwach zu wehren, doch Naruto achtete nicht auf sie sondern machte unbeirrt weiter. Seine Hände streichelten ihren Bauch und wanderten langsam aber sicher immer weiter nach oben. Zärtlich knabberte er an ihrem Ohrläppchen, was sie leise kichern ließ. „Naruto!“, lachte sie leise, erstarrte dann aber als sie fühlte wie seine Hände sich um ihre Brüste legten. Sehnsüchtig schloss sie ihre Augen und seufzte wohlig auf. „Gefällt dir das?“, fragte er neckend und drehte sie ruckartig zu sich herum. Wieder trafen sich ihre Blicke und sie konnten sich nicht voneinander lösen. Hinata schlang ihre Arme um Narutos Hals, samt dem Kochlöffel in der Hand und zog ihn zu sich hinunter. Sie hauchte ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen. „War das alles?“, fragte der Shinobi ein wenig enttäuscht. Hinata lachte nur und zerwuschelte ihm gutmütig seine blonden Haare. Da drückte Naruto sie fester an sich und seine Lippen verschlossen die ihren mit einem leidenschaftlichen Kuss. Fordernd drängte er die junge Frau gegen die Küchentheke und sie lachte in den Kuss hinein, den sie natürlich erwidert hatte. „Hör auf, Naruto-kun. Das geht jetzt nicht. Die Kinder sind neben an.“, bemerkte sie, doch Naruto hielt nur einen Moment inne. „Na und? Sie verstehen sowieso noch nichts von diesen Dingen.“, meinte er nur. Immer wieder küsste er Hinata fordernd und nur zu gerne wäre sie seinem Drängen nachgekommen. Aber sie erwartete noch Besuch von Sakura, auf den sie sich schon den ganzen Tag gefreut hatte. Und wenn sie sich Naruto jetzt hingeben würde, dann wusste sie, dass sie den ganzen restlichen Abend nicht mehr voneinander lassen würden können (hach, ist das süß ^^). Aber Sakuras Besuch war wichtig. „Naruto…“, keuchte sie leise, als er begann ihren Hals zu küssen. Seine Hände fuhren sanft die Konturen ihres makellosen Körpers entlang und streichelten zärtlich ihren Rücken. Er drückte sie noch enger an sich. „Hinata-chan… ich liebe dich.“, flüsterte er verheißungsvoll in ihr Ohr und eine leichte Röte legte sich um Hinatas Nase. Wenn er das in diesem Tonfall sagte, dann wusste sie ganz genau, was er wollte. Aber es ging jetzt nun mal nicht. Doch wie ihn überzeugen, wenn es ihr selbst Leid tat? „Naruto-kun, Sakura-chan kommt bald.“ „Schick sie wieder weg.“, meldete Naruto ungerührt und verschloss ihre Lippen mit den seinen. Reflexartig erwiderte Hinata den Kuss und zog ihn mit ihren Armen näher zu sich heran. Da bemerkte sie, dass sie noch immer den Kochlöffel in der Hand hatte und ihr kam eine Idee, ihm Einhalt zu gebieten. „Naruto-kun… Wenn du nicht aufhörst, dann werden die Ramen zerkochen.“, sagte sie todernst. Erschrocken sah Naruto in ihre weißen Augen. „Was? Wieso sagst du das nicht gleich? Ich bin am Verhungern!“, rief er entrüstet und Hinata lachte. Sie war nicht wütend, dass er sie gleich der Ramen wegen links liegen ließ. Sie kannte ihn, sie wusste dass er sie liebte auch wenn ihm die Ramen gerade wichtiger waren. Naruto zog seine Hände zurück, entfernte sich aber noch nicht von Hinata. Wehmütig sah er sie an. „Du bist gemein, Hinata-chan. Ich muss mich zwischen dir und Ramen entscheiden.“, sagte er geknickt. „Ich weiß. Kann ich dich hiermit vielleicht wieder versöhnen?“, fragte sie leise und küsste Naruto noch einmal ganz sanft und liebevoll. „Oh ja…“, seufzte der Mann wohlig, dann trat er einen Schritt von seiner Frau zurück und sie konnte sich wieder den Ramennudeln zuwenden. „Essen ist gleich fertig. Kannst du bitte Hikaru und Shizuka holen?“, bat sie ihn. „Na gut. Dann hol ich die Knirpse mal.“, meinte er und verschwand kurz daraufhin aus der Küche in das kleinere Nebenzimmer. Und da waren sie. Neben Hinata die wichtigsten Menschen in seinem Leben. Die Zwillinge. Lautlos schlich Naruto an sie heran und beobachtete ihr reges Treiben. Laufen konnten sie zwar noch nicht, aber hatten sie damit angefangen, sich auf die Knie zu drehen und quer durch das Zimmer zu krabbeln. Ein süßer Anblick. Aber gerade sah es so aus, als hätten sie nicht allzu große Lust dazu. Sie saßen nebeneinander auf einer ausgebreiteten Decke und zwischen ihnen hatte sich schon allerlei Spielzeug angesammelt, bei kleinen Bällen angefangen bis hin zu größeren Stofftieren. Sie spielten zusammen. Oder besser gesagt, schoben sich gegenseitig verschiedenste Dinge zu, gerade eben einen kleinen blauen Ball. Nach dem waren die beiden verrückt. Kaum fanden sie ihn irgendwo, musste sich schon ein Erwachsener dazu bereit erklären, mit ihnen zu spielen. Mitunter konnte das schon eine längere Zeitspanne in Anspruch nehmen. Wenn es um den Ball ging waren die Zwillinge sehr ausdauernd. Naruto grinste. „Hey, ihr zwei. Papa ist wieder da.“, sagte er sanft und ließ sich neben ihnen nieder. „Da-Da!“, rief Hikaru mit strahlenden Augen und krabbelte sofort auf ihn zu. Auch Shizuka setzte sich mit einem fröhlichen Glucksen in Bewegung, wenngleich auch stumm. Sie hatte noch nicht begonnen vor sich hinzuplappern. Jeden Tag warteten Naruto und Hinata darauf, dass sie wie ihr Bruder damit beginnen würde. Sonst tat sie auch alles, was er tat. Dafür machte sie aber größere Fortschritte in der Fortbewegung als Hikaru. Tsunade hatte gemeint, dass das so schon in Ordnung und nicht weiter tragisch sei. (Ich hab mich da auch informiert, passt sogar zeitlich die Entwicklung der Kleinen ^^) Naruto hob die zwei jeweils auf einen Arm und erhob sich mit ihnen. Immer wieder war er verblüfft wenn er sie ansah. Es kam ihm so vor als würden sie sich jeden Tag mehr verändern. Hikaru hatte anfangs, als er noch ein kleines Baby war, genauso dunkle Haare gehabt wie Shizuka, doch im Laufe der Zeit hatte sich das rasant geändert. Nun waren seine Haare sehr hell geworden, beinahe so wie die seines Vaters. Und es war klar, dass sie ihm irgendwann ebenfalls so wirr vom Kopf abstehen würden. Im Moment jedoch waren sie noch glatter. Shizuka hingegen sah ganz anders aus. Ihre Haare waren dunkel geblieben und man konnte auf den ersten Blick erkennen, dass sie Hinatas Tochter war. Ihre Haare waren ziemlich glatt und wuchsen auch sehr schnell. Viel schneller als die ihres Bruders. Und noch einen Unterschied gab es zwischen den Zwillingen. Hikaru hatte das Byakugan, Shizuka nicht. Ihre Augen waren von durchdringendem Blau, genauso wie die ihres Vaters. Naruto lachte seine Kinder an und sie strahlten um die Wette. So war es immer, wenn Naruto nach Hause kam und meist ließen sie den ganzen restlichen Tag nicht mehr von ihm ab. „Kommt, jetzt gibt es Essen. Eure Mutter hat Ramen gemacht!“, rief Naruto freudig und die Kleinen quietschten vergnügt. Wenn ihr Vater das Wort Ramen sagte, dann wussten sie dass er gut drauf war und dann wahrscheinlich mit ihnen spielen würde. Vorzugsweise mit dem kleinen blauen Ball. Mit den Kindern auf dem Arm betrat Naruto die geräumige Küche, wo auch schon der Tisch gedeckt worden war. Naruto setzte seine Kinder in ihre Hochstühle und lächelte sanft. Zärtlich fuhr er ihnen über ihre Köpfchen und die Kleinen strahlten ihn an. „Da-Da. Da-Da!“, rief Hikaru andauernd und streckte seine kleinen Ärmchen begeistert nach seinem Vater aus. Naruto lachte und auch Hinata, als sie mit den Tellern zu dem Tisch kam. „Da kann sich jemand mal wieder gar nicht von dir trennen.“, stellte sie fest. „Scheint so…“, sagte Naruto leise und war plötzlich ziemlich ergriffen. Er liebte seine kleine Familie über alles. Niemals wollte er sie verlieren. ~ Mit den Kindern muss man zart und freundlich verkehren. Das Familienleben ist das beste Band. Kinder sind unsere besten Richter. Er setzte sich gerade zu Tisch, als ein leises Klacken an der Küchenfensterscheibe zu hören war. Ärgerlich fuhr Naruto herum. Er konnte sich schon denken, was das war. Er hatte Recht. „Verdammte Alte.“, murrte er bevor er sich erhob und den kleinen Vogel mit der Nachricht am Bein hereinließ. Die Augen der Kinder verfolgten das Geschöpf mit den Flügeln neugierig. Es sah auch wirklich seltsam aus. Ganz kleiner Körper, größerer Kopf und dann noch so lange Schwingen… Nun ja, für kleine Kinder war alles interessant. Naruto nahm die Botschaft an sich und der Vogel flog sogleich wieder davon. Ein bisschen enttäuscht sahen Hikaru und Shizuka ihm nach. Schnell überflog Naruto den Zettel und seufzte. Bedauernd sah er Hinata an. „Tut mir Leid. Ich muss noch mal weg.“ „Wieso denn?“ Es war wegen der Chunin-Auswahlprüfung. Doch Naruto wollte jetzt nicht darüber sprechen. Gerade hatte er seinen Zorn darüber zurückgedrängt. „Tsunade-obaa-chan will was.”, sagte er nur mit einem Funkeln in den Augen. Hinata bohrte nicht mehr nach. Sie konnte spüren, dass Naruto darüber nicht gerade erfreut war. „Beeil dich.“, sagte sie nur lächelnd. Naruto grinste. „Du kennst mich doch. Ich bin der Schnellste von allen.“ „Denk immer daran, dass die Ramen kalt werden. Also nicht wie immer trödeln.“, tadelte Hinata lachend und Naruto brummte nur etwas Unverständliches. „Ich trödle niemals! Ich komm immer rechzeitig!“ Hinata nickte, noch immer kichernd und Naruto wollte die Küche verlassen. „Da-Da?“, rief ihm plötzlich eine zittrige Stimme nach und als Naruto sich noch einmal umwandte brach ihm beinahe das Herz. Als die Zwillinge bemerkt hatten, dass er doch schon wieder gehen wollte, füllten sich ihre großen Kulleraugen mit Tränen und wieder streckten sie ihre Arme flehendlich und ein wenig verwirrt nach ihm aus. Diesmal wurde auch Shizuka unruhig, die normalerweise nicht so anhänglich war. In Narutos Augen stand Wehmut, doch er lächelte die zwei an. „Hey, nicht weinen. Papa kommt ja wieder. Und dann spielen wir was zusammen und bringe euch danach ins Bett. Ihr werdet noch einen lustigen Abend mit mir haben. Versprochen.“, sagte er weich und drückte den beiden einen Kuss auf die Stirn. Sie sahen zwar noch immer nicht begeistert aus, aber als Hinata ihnen auch ihr Essen gab (logischerweise bekommen die kein Ramen ^^) wurden sie ruhiger. „Die zwei kann man auch mit Essen ruhig stellen. Haben sie wohl von dir.“, stellte Hinata fest. Naruto schnitt eine Grimasse. „Ich komme bald wieder. Und heute Nacht bringen wir das zu Ende, was wir hier in der Küche begonnen haben.“, meinte er neckend. Prompt wurde Hinata rot. Er schaffte es auch immer wieder. Naruto lachte leise und beugte sich zu ihr hinunter. Einen kurzen aber intensiven Kuss später richtete er sich wieder auf. „Macht’s gut. Wir sehen uns gleich. Ich lass es nicht zu lange werden und bin rechtzeitig wieder da. Versprochen.“ Hinata hatte plötzlich ein ungutes Gefühl, als er durch die Küchentür verschwand. Einer Eingebung folgen sprang sie auf und lief ihm nach. Im Vorraum fing sie ihn gerade noch ab und fiel ihm um den Hals. „Was denn?“, fragte er überrascht, drückte sie aber an sich. „Es wäre mir lieber, wenn du nicht gehen würdest.“, flüsterte sie. Naruto zog sie näher an sich heran und vergrub sein Gesicht in ihren langen Haaren. „Mir auch. Aber ich komme gleich wieder. Nur schnell zu Obâ-chan und wieder zurück.“ „Wirklich?“ „Versprochen. Ich liebe dich, Hinata-chan.“ „Ich dich auch. Mehr als alles andere. Und wenn du nach Hause kommst und Sakura-chan schon da ist, dann hab ich eine Überraschung für dich.“, meinte sie geheimnisvoll. „Eine Überraschung? Sag schon!“, drängte Naruto sie ungeduldig. Hinata lachte. „Nein, erst später. Und jetzt mach dass du wegkommst. Und bitte… komm schnell wieder.“, murmelte sie und küsste ihn noch einmal innig. Nach Sekunden lösten sie sich voneinander. „Ich werde mich beeilen. Keine Sorge, ich komme nicht zu spät zu meiner Überraschung.“, sagte er grinsend. Kurz er die Haustür hinter sich zuzog, warf er Hinata noch einmal einen Blick zu. Wie sie ihn beobachtete, an der Wand lehnend, ihre Augen voller Sorge und auch voller Liebe. Niemals hatte er diesen Blick danach vergessen. Ihre Augen verfolgte Naruto jede Nacht bis in die schlimmsten Albträume, aus denen er am ganzen Körper zitternd aufwachte. Denn was an diesem Tag noch geschah… es veränderte sein Leben komplett. Es veränderte ihn. Es verändert sein ganzes Sein, alles, was er je gewesen war. Dieser eine Tag, den er niemals würde vergessen können. Diese eine verdammte Stunde. ************************************************************** Fertig! Ich möchte jetzt auch nicht verraten, was passieren wird. Mit keinem Wort. Ich denke, die letzten beiden Absätze lassen in etwa darauf schließen... Deshalb widme ich euch dieses Kappi. Als den letzten Moment des Normalen, sozusagen ^^ Okay, keinen Trübsal blasen! Seid froh, dass das richtig Schlimme noch nicht angefangen hat! Erst im nächsten Kappi geht es richtig los... Argh, ich rede schon wieder dummes Zeug... ^^ Würde gerne eure Meinungen zu dem Kappi hören, hab lange daran herumgebessert ^^. Die Kleinen sind soooooooo süß ^^ Ich will sie ganz feste knuddeln... Danke für eure Aufmerksamkeit! Eure Fantasia Kapitel 2: Sonshitsu - Verlust ------------------------------ Hi! Wie versprochen noch vor meinem Urlaub hier ein Kappi... das nächste wird wohl länger dauern *drop* Kann nicht gleichzeitig an zwei FFs schreiben ^^ oder halt nicht sooo gut... Na ja, viel Spaß bei dem! Falls man das Spaß nennen kann... ************************************************************** Kapitel 2: Sonshitsu - Verlust Keuchend schlitterte Naruto mit dem Kunai in der Hand über den Boden. Schnell fing er seinen Rutsch ab und wirbelte um sich herum. Der Shinobi aus Otogakure fiel leblos neben ihm zu Boden. Narutos Messer hatte ihm die Hauptschlagader aufgeschlitzt. Mit wachsamem Blick besah sich Naruto seine Umgebung. Viele Häuser standen in Flammen, bei manchem gar nur mehr die Ruinen. Naruto war viel zu abgelenkt von dem Kampfgetöse um ihn herum um großartig nachzudenken. Er wusste nur, dass er Konohagakure verteidigen musste. Es war seine Pflicht. Wie Tsunade vorhin gesagt hatte. Naruto war direkt zu ihr gegangen und sie hatte ihm noch mehr Informationen über die Prüfungen gegeben, die er nur widerwillig zur Kenntnis genommen hatte. Da war Tsunade mal wieder ausgetickt und hatte gebrüllt, dass er sich nicht wie ein störrisches Kleinkind zu verhalten hatte. Dass er Shinobi war. Jonin. Dass er ihre Missionen gefälligst anzunehmen hatte, wenn sie das anordnete. Dass es seine verdammte Pflicht als Shinobi war, dem Dorf zu dienen. Und jetzt? Ja, jetzt tat er das. Mit allen Mitteln die ihm möglich waren. Aber er fragte sich schon nach dem Grund des Angriffes. Ganz plötzlich waren die Ninjas in Konoha eingefallen und hatten sofort ihre Attacke begonnen. Naruto hatte schon damit aufgehört zu zählen, wie viele er in der letzten Stunde getötet hatte. Da war schon wieder einer. Der sah sogar noch ganz munter aus. Naruto umklammerte sein Kunai fester und schritt ruhig auf den Mann zu, der ihn schon erwartete. „Was wollt ihr hier in Konohagakure?“, zischte Naruto wütend. „Naruto Uzumaki?“, fragte sein Gegenüber, ohne auf die Frage zu antworten. „Was wäre wenn?“, gab Naruto kalt zurück und der Mann grinste hinterhältig. „Ich finde es verblüffend, dass Ihr so wenige Gedanken an Eure Familie verschwendet. Wäre doch jammerschade, wenn Eurer geliebten Frau ein Haar gekrümmt würde, nicht? Sie, die großartige Erbin des Hyuuga-Clans. Und ihre Kinder…“ Bei seinen Worten war Naruto erstarrt. Was sagte der Mann da? Eisige Kälte machte sich in ihm breit. Sie wollten Hinata? Die Zwillinge? Nein, nein, nein, nein! „Wieso?“, krächzte er. Der Feind lachte. „Nach Orochimaru-samas Tod hat Kabuto-sama die Kontrolle übernommen. Ein begnadeter Mediziner. Macht gerne Versuche, hauptsächlich mit Kekkei-Genkeis. Byakugan bietet sich doch schön an, nicht wahr? Mal sehen, wie viel deine hübsche Frau aushält. Nicht zu vergessen, die Kinder… Und du kannst nichts mehr daran ändern. Während wir hier stehen wird deine Familie gerade ausgelöscht.“, meinte der Mann kalt. (Danke, Yosephia!) Da kam endlich wieder Leben in Naruto. Versuche? Byakugan? Ohne dem Feind noch eines weiteren Blickes zu würdigen fuhr er herum und rannte los. Er rannte so schnell, wie er noch niemals in seinem Leben gelaufen war. Raus aus Konohas Zentrum. Hinata… Hinata. Hinata! Hikaru… Shizuka… Bitte nicht! Verzweifelt steigerte er sein Tempo noch mehr. Wieso war er nicht zuhause geblieben? Wieso war er gleich zu Tsunade aufgebrochen? Hinata hatte gesagt sie wollte, dass er blieb. Sie war in Sorge gewesen. Das Lachen des feindlichen Oto-nin brannte sich in sein Gedächtnis. So siegessicher war es gewesen. Was wusste der Mann? Eisige Kälte umfing sein Herz und nahm ihm die Luft zum Atmen. Der Feind eben hatte ihn aufgehalten! Er hatte ihm alles erzählt. Er hatte ihm die nervigen Unterklasse Ninjas auf den Hals gehetzt und so verhindert, dass er nach Hause konnte. Nach Hause… Da vorne musste es gleich sein. Wie gelähmt blieb Naruto stehen. Das Haus. Das Haus… Er war zu spät. Er war zu langsam gewesen. Er war zu spät! Eine Ruine, nicht mehr. Eine Ruine, die noch vor einer Stunde ein normales Haus gewesen war. Mit Bewohnern. Naruto bekam keine Luft mehr. Seine Sinne waren ausgeschaltet. Nein… „Nein! NEIN!“, schrie er mit einem Mal, so viel Verzweiflung darin, dass es einem das Herz in tausend Stücke zerriss. Wie ein Betrunkener stolperte er über die Ruinen des Hauses. Sein Herz trommelte gegen seinen Brustkorb und seine Lungen versagten ihren Dienst. Er musste sich zwingen weiterzuatmen. „Nein… nein…“, immer wieder, fast wie ein Gebet murmelte er diese Worte, während er geistesgegenwärtig Schattendoppelgänger von sich erschuf, mit deren Hilfe er den Schutt zur Seite schob. Um ihn herum tobte der Kampf, doch niemand achtete auf ihn. Und wenn sich doch ein Feind näherte, so wurde er auf der Stelle von einem Kage Bunshin getötet. Keine Gnade. Nicht einen Moment. Hinata. Hikaru. Shizuka. Nein. Das durfte nicht sein. Das konnte einfach nicht sein. Einer der Schattendoppelgänger schob eine halbe Hauswand beiseite und darunter kam ein kleiner Hohlraum zum Vorschein. Narutos Ohren vernahmen ein leises Wimmern. Sofort fuhr er herum und ohne nachzudenken sprang er in den Hohlraum hinunter. Nur Staub, er bekam keine Luft. Alles war so unreal. Ein Albtraum. Oh bitte, lass es einen Albtraum sein. Lass mich aufwachen. Lass mich hinunter frühstücken gehen. Lass mich Hinata sehen. Die Kinder. Naruto kniff fest die Augen zusammen. Nicht durchdrehen. Aber es ging nicht. Er stand in den Ruinen seines Hauses. Wieder das leise Wimmern. Sofort aktivierte Naruto seine Sinne und konzentrierte sich. Er musste es einfach tun. Und dann… dann sah er ihn. Gar nicht so weit von ihm entfernt auf dem Schutt liegend. Blut um und auf ihm. Seine blonden Haare mit Dreck, Staub und dieser abstoßend roten Farbe verklebt. „Nein…“ Das einzige Wort, das Naruto noch kannte. Er stolperte auf seinen Sohn zu. Seinen nicht einmal ein Jahr alten Sohn. Mit zittrigen Händen fuhr er über Hikarus blutverschmiertes Gesicht. Überall hatte er Wunden, seine Augen wirkten trüb. Wieder ein Wimmern und dann kam Leben in Naruto. „Hikaru… Hikaru-chan. Papa ist da. Ich bin wieder da, Hikaru.“, stieß er leise hervor, wiederholte die Worte immer wieder, nur für ihn. Vorsichtig hob er ihn von dem Schutthaufen und drückte ihn an sich. „Da-da…“, wimmerte Hikaru und Naruto fuhr ihm durch sein blondes Haar. Der Blick des Jungen irrte ziellos umher, traf Narutos Augen nur für einen Moment. „Alles wird gut, Hikaru-chan. Ich bin da. Papa ist da. Hikaru-…“ Naruto erstarrte urplötzlich. Der Körper des kleinen Jungen krampfte sich zusammen und er atmete mit einem erstickten Keuchen ein. Blut quoll unaufhaltsam aus seinem Mund hervor. Ein letztes Aufbäumen seines kleinen, schwer verletzten Körpers. Der schwache Glanz aus seinen Byakuganaugen verschwand, sein Blick wurde starr. Und dann… „Nein… Nein, bitte nicht. Lass das nicht sein. Hikaru, bitte nicht… Nein… NEIN, NEIN, NEIN!“, schrie Naruto unter Tränen. Drückte den leblosen Körper seines Sohnes fest an sich. Strich ihm sanft über seinen Kopf. Wiederholte das Nein immer und immer wieder, als wäre er hypnotisiert worden. Die Tränen liefen ihm die Wangen hinunter, es kümmerte ihn nicht. Es kümmerte ihn nicht. Er war zu spät gekommen. Zu spät. Es kann nur ein Albtraum sein. Lass es nicht Realität sein. Ich kann das nicht. „Hikaru…“, flüsterte Naruto mit leerem Blick und sah auf das Baby in seinen Armen hinunter. Strich ihm immer wieder über die noch warmen Wangen. Wischte das Blut aus seinem Gesicht. Flüsterte immer wieder seinen Namen. Doch er wusste, dass es keinen Sinn mehr hatte. Er war tot. Hikaru war in seinen Armen gestorben, weil er zu langsam gewesen war. Und die hämischen Worte des Feindes. Versuche mit Kekkei-Genkeis… Er drückte den kleinen Körper an sich und rollte sich mit ihm zusammen. In dem Hohlraum hallten unterdrückte Schluchzer wieder. Immer wieder dieselben Worte. „Nein… lass es nicht sein… Hikaru… ich kann das nicht…“ Narutos gesamter Körper bebte und er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Er konnte die Tränen und die Schluchzer nicht zurückhalten. Die unbändige Trauer, die Hilflosigkeit nichts mehr ändern zu können, sie raubte ihm schier den Verstand. Mit tränennassen Händen strich er seinem Sohn immer wieder übers Gesicht, als würde er so wieder aufwachen. Doch das tat er nicht. Das würde er nie wieder tun. Krampfhaft biss er sich auf die Unterlippe, doch auch das konnte das Hervorquellen der Tränen nicht verhindern. Immer wieder zerrissen seine Schluchzer und sein Wimmern, sein Es-nicht-wahrhaben-wollen, seine verzweifelten Worte die drückende Stille, die ihn von der Außenwelt abschirmte. Völlig entkräftet lag er auf dem Boden und fragte sich, ob die Tränen jemals wieder stoppen würden. Es war ihm aber eigentlich egal. Sein Sohn… sein Sohn war tot. Er war zu langsam gewesen. Sein Haus in Trümmern. Hinata nicht da. Naruto wusste, dass sie nicht hier war. Kein Chakra. Gar nichts. Sie war weg. Einfach weg, hatte ihn hier zurückgelassen. Er wollte ihre weiche Haut spüren, er wollte, dass sie ihn in den Arm nahm und tröstete. Er wollte dass sie ihm sagte, dass alles wieder gut werden würde. Er wollte, dass sie bei ihm war. Wo war sie? „Hinata-chan…“, schluchzte er laut auf und schlang die Arme um sich. Sie war nicht da. Sie war nicht bei ihm. Er war alleine. Sein Sohn war tot. Er war tot. Er war nicht schnell genug gewesen. Er hatte ihr versprochen, sich zu beeilen. Er war zu langsam gewesen. Wieso war er zu langsam gewesen? Wieso war er nicht auf direktem Weg hierher gegangen? Wo war sie? Wo war seine Frau, die er mehr als alles andere auf der Welt liebte? Wieso war sie nicht da und beruhigte ihn? Wieso konnte er sie nicht umarmen und sich in ihrer Nähe fallen lassen? Wieso musste er hier alleine sein? „Hinata-chan!“, stöhnte er so verzweifelt, als hätte er Schmerzen und hielt sich den Kopf. Immer wieder schüttelte er ihn hin und her als könne er so alles aus seinem Gedächtnis vertreiben. Seine wunderschöne, herzensgute Frau. Sie war auch weg. Wie sein Sohn. Wie seine Tochter. Tochter… Narutos Gedanken fixierten sich nach langen Minuten der absoluten Leere wieder. Vorsichtig legte er den toten Körper seines Sohnes neben sich. Zärtlich strich er ihm die blonden Haare aus dem Gesicht. Seine Augen würden ihn nie wieder anstrahlen. Seine Hände würden sich nie wieder nach ihm ausstrecken. Er würde niemals wieder Da-da zu ihm sagen. Eine unglaubliche Übelkeit breitete sich in Naruto aus. Er würgte und schließlich erbrach er sich, nachdem er ein paar Meter von seinem Sohn weg gekrochen war. Mit zitternder Hand wischte er sich über den Mund. Er war unfähig zu denken. Alles rauschte an ihm vorbei. Hinata. Er konnte nur an Hinata denken, ihr Lächeln, ihre Augen, ihre Erscheinung… all das lief immer wieder vor seinem geistigen Auge ab. Das letzte Gespräch das er mit ihr geführt hatte. Es kam ihm so vor, als wäre es schon Jahre her gewesen. Dabei war es nur eine Stunde gewesen. Eine lächerliche Stunde. Wieso war vor einer Stunde noch alles normal gewesen und jetzt war alles so unwirklich? Wieso hatte er innerhalb einer verdammten Stunde alles verloren? ~ Wie oft das größte Glück zerstört ein Augenblick! Seine Frau… Seine Frau, die immer für ihn da gewesen war. Die er mehr als alles andere geliebt hatte. Nein… „HINATA-CHAN!“, schrie er qualvoll auf und seine Tränen nahmen ihm die Sicht. Sein Körper bebte unkontrollierbar unter den starken Schluchzern. Wieso hatten sie sie ihm genommen? Nicht seine Frau… nicht seine Hinata. Und Hikaru… er war tot. Sie hatten ihn getötet. Shizuka… was war mit Shizuka? Seine Tochter… Er hatte noch eine Tochter… Er beruhigte sich wieder. Zumindest versuchte er, seine unkontrollierten Weinkrämpfe zu unterdrücken. Aber die Tränen konnte er nicht besiegen. Seine Seele weinte weiter, so sehr sich sein Körper, sein Gehirn dagegen sträubte. Seine Seele war schon wieder gepeinigt worden. Mehr noch als je zuvor. Vor Jahren war es Einsamkeit gewesen. Er hatte niemanden gehabt, war alleine gewesen. Er hatte nichts zu verlieren gehabt. Aber es hatte sich geändert und schließlich hatte er seine Hinata gefunden. Die ihn ebenfalls mehr als alles andere geliebt hatte. Und man hatte sie ihm genommen. Nach dem er alles gehabt hatte, war er wieder alleine. Nur ein Gedanke brach immer wieder zu ihm durch: Shizuka. Stumm liefen die Tränen über Narutos Gesicht und er atmete tief durch. Stille, in weiter Ferne konnte man noch immer das Aufeinanderprallen der Kunai und Katana hören. War doch egal. Sollte Konohagakure doch untergehen. Hikaru war tot. Tot. Hinata war weg. Seine Hinata… sie war weg. Mit einer weiteren Woge Verzweiflung, die Naruto nicht verhindern konnte, hielt er sich die Ohren zu und kniff die Augen fest zusammen. Er wollte verschwinden… Er konnte nicht. Er wollte vergessen… Er konnte nicht. Wimmernd wippte er leicht vor und zurück. Er musste sich beruhigen. Er musste wieder klar denken. Er war ein Shinobi. Er musste sich in den Griff bekommen… Er konnte nicht. Nicht ohne Hinata. Er war doch nichts ohne sie. Er würde aufgeben. Sich der Verzweiflung hingeben. Der Trauer, der Qual, der Schmerzen. Dieser unbändigen Schmerzen die seine Seele ertragen musste. Aufgeben. Irgendwann nahm er dann doch wieder die Hände von den Ohren und öffnete die Augen. Er horchte in sich hinein. Er fühlte nichts. Absolut gar nichts. Seine Tränen vertrockneten vorübergehend. Sein Blick wurde trüb, das durchdringende Blau seiner Augen verblasste. Er fühlte nur Leere in sich. Keine Gefühlsregung. Er war taub. Es kam ihm noch immer alles so falsch vor. Nein… das hier war nicht real… Fahles Licht drang von außen in den Hohlraum. Hikaru… Toter Hikaru. Verschwundene Hinata. Shizuka. Beinahe hätte Naruto angefangen zu lachen. Ein verrücktes, verzweifeltes Lachen. Nein. Das hier konnte nicht real sein. Ein Scherz, ein übles Genjutsu. Aber das war es nicht. Das würde es niemals sein. Plötzlich zuckte er erschrocken zusammen. Was war das gewesen? Ein leises Weinen konnte er hören. Aber wie… woher? Keuchend sprang Naruto auf die Beine. „Shizuka!“, rief er panisch und tastete sich halb blind durch den Hohlraum. Shizuka! Überall würde er ihr Weinen erkennen können. Überall, zu jeder Zeit. Er hasste es, wenn sie weinte. Er hasste es, wenn seine Familie weinte-… halt! Seine Familie war in der letzten Stunde auseinander gefallen. Der Tod hatte sie voneinander fortgerissen. Er würde Shizuka ebenfalls zu sich holen, wenn sich ihm die Chance dazu bot. Hastig stolperte Naruto über einen Schutthaufen und schob den Beton mit blanken Händen zur Seite. Nur unbewusst nahm er war, dass das Chakra des Neunschwänzigen ihn unterstützte. Dreck wirbelte auf. Der Staub nahm ihm die Sicht, doch er hatte nur noch ein Ziel vor Augen. Er würde sie finden. Er musste sie finden. Tochter… Er hatte noch eine Tochter. Er würde noch nicht aufgeben, bis er sie bei sich hatte. Der Tod würde sie ihm nicht nehmen. Das Weinen wurde lauter und schwoll an. „Shizuka… Shizuka…“, murmelte Naruto vor sich hin und räumte immer mehr Schutt aus seinem Weg. Nachdem er wieder eine halbe Wand beiseite geschoben hatte, fand er sich plötzlich im letzten Rest der Küche wider. Erinnerungen durchschossen ihn. Ihr Gesicht… Ihre Berührungen, ihre Küsse… Ramengeruch… Eine kurze Stunde. Er dachte gar nicht weiter darüber nach. „Shizuka-chan. Meine Kleine, wo bist du?“, rief er halblaut, doch er erwartete keine Antwort. Auf allen Vieren krabbelte er unter einem unbeweglichen Stück Beton hindurch, immer weiter auf das Weinen zu. Und da war sie plötzlich. Nur wenige Meter von ihm entfernt lag sie auf dem kalten, dreckigen Überresten des Fußbodens, halb über ihr der umgestürzte Küchentisch, der sich mit einer umgerissenen Mauer verklemmt hatte (halbwegs klar?). Ihre kleinen Händchen zu Fäusten geballt, ihre Knie angezogen. Sie weinte. Bitter Tränen. Ihr Gesicht war schon rot angelaufen, doch sie weinte immer weiter. Vielleicht weinte sie um ihren Bruder. Um ihre Mutter. Vielleicht weinte sie um ihr Schicksal. Vielleicht weinte sie um die vergangene Stunde. Naruto robbte weiter auf sie zu und zog sie schließlich erleichtert an sich, weg von dem Küchentisch, weg von der Wand die jeden Moment umstürzten konnte. Er drückte sie fest an sich und schützte sie mit seinem Körper vor dem Schutt, der teilweise auch sie hinabrieselte. Mit ihr zusammen kroch er zurück in den Hohlraum. Wie er das geschafft hatte, er wusste es später selbst nicht mehr. Zu sehr hatte er die Erinnerungen verdrängt. Das kleine Mädchen schrie und schrie, die Augen fest zusammengekniffen. Auch ihre Haare waren dreckig, beschmiert mit Schmutz, vielleicht auch mit Blut. Stöhnend lehnte Naruto sich an die halbe Betonwand und wie von selbst fiel sein Blick auf den toten Hikaru. Seine Kehle schnürte sich erneut zu und er japste nach Luft. Wieder drohte ihn seine unbeschreibliche Verzweiflung zu übermannen, doch Shizukas Geschrei riss ihn aus seiner Leere. Sanft streichelte er ihre Wange und fragte sich wie es möglich war, dass sie ohne großartige Verletzungen überlebt hatte. „Shizuka… ich bin es. Sch… ganz ruhig. Alles wird wieder gut. Papa wird nie wieder zu spät kommen. Papa lässt dich nie mehr alleine.“, sagte er leise und er spürte selbst, wie sich ein seltsames Gefühl in ihm breitmachte. Das Gefühl, nur noch ihretwegen nicht den Verstand verloren zu haben. Seine ganzen Gedanken fixierten sich auf seine kleine Tochter. Sie hatte überlebt. Er hatte sie noch. Nur noch sie. Langsam beruhigte sie das kleine Mädchen wieder, wimmerte von Zeit zu Zeit aber auf. Und Naruto murmelte immer wieder dasselbe vor sich hin, wie einen Befehl. „Ich lasse dich nie wieder alleine. Ich werde dich beschützen, ich werde schneller werden. Du bist alles was ich noch habe. Ich werde nie wieder zu spät kommen. Wir werden das schaffen.“ Während er das sagte füllten sich seine Augen erneut mit Tränen. Diese Gefühlskälte von vorhin hatte sich mit Shizukas Auftauchen wieder verflüchtigt. Sie war das einzige, das ihm von der vergangenen Stunde geblieben war. Sie erinnerte ihn an diese Zeit, die ihm so unwirklich vorkam. Seine kleine Shizuka. Er hatte sie noch. Man hatte ihm das meiste genommen. Aber doch nicht alles. Er hatte sie noch. Er würde sie beschützen. Nie wieder alleine lassen. Sie war alles. Und sie hatte doch auch nur noch ihn. Ihr Zwillingsbruder war tot. Ihre Mutter verschwunden, höchstwahrscheinlich von den Feinden verschleppt. Hinata hätte die Kinder niemals zurückgelassen. Kabutos Versuche… Was hatte er ihr angetan? Er war grausam. Er brachte sie um. Das hatte er schon. Er hatte sie schon getötet. Einfach weggeworfen. Ihre Existenz. Hinata… seine Hinata. Seine Frau. Sein Leben. Bei dem Gedanken an sie zog sich Narutos Herz schmerzhaft zusammen und schon wieder weinte er bittere Tränen. Hinata-chan… Es tut mir so Leid. Ich habe meine Versprechen von heute gebrochen. Alle. Ich wollte mit den Kindern spielen. Ich wollte mich beeilen. Und was hattest du für eine Überraschung geplant? Welche Freude wolltest du mir machen? Plötzlich erinnerte er sich wieder an jedes kleinste Detail vor einer Stunde. Ihre Augen, voller Sorge und Liebe. Liebe zu ihm. Sorge um ihn. Um ihn. Und sie war tot. Mit ihr Hikaru. Naruto schluchzte unwillkürlich auf. Ungewollte schienen vor seinem geistigen Auge pausenlos Bilder von ihr auf. Alles wurde von seinem Gehirn abgespeichert. Jedes Detail an das er sich erinnern konnte. Jeden Moment den sie gemeinsam verbracht hatten. Hinata-chan. Sie war weg. Die einzige, die ihn von Anfang an respektiert und geliebt hatte. Die alles an ihm geliebt hatte. Alles. Und umgekehrt. Er wäre für sie gestorben. Wieso war er nicht für sie gestorben? Weil er zu langsam gewesen war. Wieder ein Schluchzer. Das verzweifelte Weinen eines Mannes, der die Liebe seines Lebens verloren hatte. Seinen Sohn verloren hatte. Beinahe alles verloren hatte. Aber… „Papa.“ Erstarrte sah Naruto Shizuka an, die ihn verblüfft musterte, als wäre sie selbst erstaunt, dass sie ein klares Wort gesprochen hatte. Die Kälte um Narutos Herz klang allmählich ab, als er in ihre blauen Augen sah. Hatte sie gerade gesprochen? Ein richtiges Wort? Ausgerechnet jetzt… in dieser Situation. Und Hinata würde es niemals erfahren. Schon wieder dachte er an sie. „Papa. Papa.“, sagte Shizuka immer wieder und ihre Augen begannen zu leuchten, freute sich über ihren Erfolg. Naruto lächelte unwillkürlich. Unter Tränen. Wieso war sie glücklich? Wieso hatten ihre Augen nicht ihren Glanz verloren wie die seinen? Weil er hier war? „Ja, Shizuka. Ich bin da. Ich bin bei dir. Papa ist da.“, sagte er sanft und küsste ihre Stirn. „Papa…“, murmelte die Kleine und dann war sie tatsächlich eingeschlafen. Sie kuschelte sich an ihn und er drückte sie sanft an sich. Nach einiger Zeit glitt auch er hinüber in eine Traumwelt. In eine Welt, die er am liebsten nie betreten hätte. Er sah alles, sah Hikarus Tod, immer und immer wieder. Sah Hinatas Lächeln vor sich. Ihre Sorge und die Liebe in ihren Augen. Sah sich selbst zugrunde gehen. Diese Höllenwelt konnte er nicht verlassen. Er konnte nicht entfliehen. Viele Jahre lang wurde er die Bilder nicht los. Er wurde sie niemals los. Niemals wieder. *************************************************************** *HEUL* Ich glaube, das sagt einfach alles... Es tut mir leid... aber das war von Anfang an geplant... *schluchz* *Tränen versucht wegzuwischen* Hikaru-chan... mein kleiner Hikaru-chan... Hinata! *heult noch lauter* Er hat alles verloren... nur seine kleine Shizuka... nur Shizuka... *Kleine fest an sich drückt* Ah, es ist damit auch noch nicht vollkommen fertig, die nächsten paar Kappis werden noch ein wenig depri... *schnief* Ich trau mich gar nicht fragen: Wie fandet ihr das Kappi? *sich gleich wieder versteckt* Danke für eure Aufmerksamkeit! Eure Fantasia PS: Hier hab ich mich mal mit Drama ausgetobt, da kann keiner sagen dass es nicht schlimm war... *schluchz* *heul* *neue Taschentücherpackung aufreißt* HIKARU-CHAN! *laut weint* Kapitel 3: Tsumi - Schuld ------------------------- Hi! Jetzt hab ich endlich hier mal wieder ein neues Kapitel, ist auch ein wenig länger ^^... bis gestern tief in die Nacht hab ich daran herumgefeilt... HOFFENTLICH HAT ES SICH GELOHNT! Also, bis zum Zeitsprung wird es noch ein wenig dauern, aber ich glaube, das ist nicht weiter tragisch. Ich möchte jetzt ein wenig mehr auf den Schicksalsschlag eingehen... Dramatik... Trauer... Hier bei diesem Kappi habe ich ein paar persönliche Fragen einfließen lassen, die ich mir öfters stelle. Ich hoffe, es wird nicht zu langweilig für euch werden! ^^ Viel Spaß! ********************************************************************* Kapitel 3: Tsumi - Schuld Stunden später wurde Naruto von Anbu Einheiten entdeckt. Inzwischen war es schon später Abend geworden. Der Angriff abgeblockt, die Feinde vertrieben. Keine Gefangenen. Erschüttert wagten die Anbu es nicht, in den Hohlraum hinab zu steigen. Das restliche Haus konnte jeden Moment zusammenstürzen. Sie mussten warten. Auf was, das wussten sie selbst nicht genau. Sie konnten nicht zu Naruto gehen. Dazu hatten sie kein Recht, das spürten sie. Sie warteten. So lange, bis Tsunade mit Sakura und Sasuke kam. Sie hatten wiederholt dieselben Gerüchte gehört. Zu schreckliche Gerüchte um sie einfach so zu glauben. Ohne Beweise. Ohne die vernichtenden Beweise. Als Sakura in den Hohlraum hinuntergeblickt hatte, war sie Sekunden später zusammengebrochen. Leichenblass geworden, am ganzen Körper zitternd. Der Tod war hier gewesen. Um Jahrzehnte zu früh. Aber kam er nicht meist zu früh? Und zu unerwartet? Viele Menschen hatten dieses Vorurteil über ihn. Manchmal hatten sie Recht. Aber meist verschlossen sie sich einfach gegenüber seinen Boten, mit denen er sich schon viel früher ankündigte. Krieg. Krankheit. Wahnsinn. Und die Geschwister Hass und Rache. Untrennbar. Sasuke kniete sich neben sie und nahm sie sachte in den Arm. Doch beruhigen konnte er sie nicht. Der Anblick war grausam. Viel grausamer als alles, das er je erlebt und gesehen hatte. Grausamer als alles zusammen. Naruto, sein bester Freund… Das hatte er nicht verdient. Nicht er. Niemand. Tsunade schluckte schwer. Horror. Für all das hier gab es kein anderes Wort. Eigentlich gab es überhaupt kein Wort dafür. Welches konnte das hier schon treffend beschreiben? Die Fünfte überfielen die Selbstzweifel mit voller Wucht, ohne Vorwarnung. Wieso war sie Hokage, wenn sie das nicht hatte verhindern können? Wieso hatte es so weit kommen müssen? Sollten Hokage nicht die Dorfbewohner schützen? Und jetzt? Was jetzt? Jetzt musste sie dort hinunter. Schließlich und endlich war sie trotzdem Hokage. Ob sie wollte oder nicht. Ob sie das machen wollte oder nicht. Ob sie hier sein wollte oder nicht. Manchmal müssen Dinge getan werden. Ob wir wollen oder nicht. Wir müssen es uns nur eingestehen. Sie ballte ihre Fäuste zusammen und ihr Blick wurde hart und unnachgiebig. Genauso wie man ihn von ihr kannte. Mit einem federnden Sprung landete sich in dem Hohlraum. Feine Dreckpartikel wirbelte auf und nahm ihr vorübergehend die Sicht. Sie hielt sich die Hand vor den Mund um nicht Gefahr zu laufen an dem drückenden Staub zu ersticken. Gleichzeitig schaltete sie ihre Gefühle ab. Regel 25. Mittlerweile beherrschte sie sie nahezu perfekt. Anders war vieles nicht zu überstehen. Nicht mehr. Zu viele schreckliche Dinge um für alles gleich zu fühlen. Welche Gefühle wären dann denn noch vorherrschend? Wenn man auf all das Schreckliche reagieren würde? Entsetzen. Trauer. Man verschloss sie vor all dem um sich selbst zu schützen. Vielleicht war das der Fehler, sie wusste es nicht. Sie musste jetzt weitermachen. Hokage sein. Ärztin sein. Ihr Blick fiel auf Hikaru und mit ausdrucksloser Miene ging sie neben ihm in die Knie. Routiniert überprüfte sie seine Lebensfunktionen. Aber es gab keine mehr. Der kleine Junge, Hikaru, war tot. Nicht einmal sie konnte ihm mehr helfen. Ein unschuldiges Kind hatte sein Leben lassen müssen. Seine kleinen Gesichtszüge spiegelten Schmerzen wider, seine Augen waren weit aufgerissen. Unnatürlich. Das brachte nur die Sekunde des Todes zustande. Der Blick verlor sich im Nichts. Nie wieder würde er etwas anderes erblicken. Die Augen würden zu Staub zerfallen, wie sein restlicher Körper. In vielen Jahren würde nichts mehr von ihm übrig sein. Und irgendwann dann, in Jahrzehnten würde niemand mehr an ihn denken. Ihn vergessen. Was sollte das? Machte das Sinn? Was war ein Mensch überhaupt? Ein Gebilde der Natur. Das einzige das sicher war, war das hier. Der Tod. Doch wieso nahm er Kinder zu sich? Unschuldige Kinder? Tsunade war es allmählich so verdammt Leid, immer wieder mit dieser Frage konfrontiert werden zu müssen. Ihr Bruder. Obito. So viele junge Genin. Hikaru. Wieso war sie Hokage, wenn sie nicht einmal Kinder schützen konnte? Wieso konnte man sie nicht schützen? Wieso gab es nicht irgendwen oder irgendetwas das die Menschheit und alles andere beschützte? Oder wenigstens die Unschuldigen? Vor Dummheiten. Vor Wahnsinnigen. Vor dem hier. Sie alleine konnte das nicht. Unmöglich. Und da lief ihr doch eine einsame Träne über die Wange und sie schluchzte unterdrückt auf. Sofort presste sie sich ihre Hand auf den Mund. Sie weinte nicht. Sie hatte schon so lange nicht mehr geweint. All dieser Fragen zum Trotz… Sie war Hokage. Sie musste stark sein. Wer denn sonst? Überhaupt, sie war Tsunade. Die, die mit dem Weinen aufgehört hatte. Sie atmete tief durch und erhob sich wieder. Wischte sich schnell die Träne von der Wange. Atmete tief durch. Sei wie immer. Als ob dich alles nichts angeht. Mit der gewohnten Kraft in der Stimme rief sie Sakura zu sich. „Sakura. Reiß dich zusammen. Wir haben keine Zeit für Zusammenbrüche. Du bist Medic-nin. Du musst wie wir alle deine Pflicht tun, auch wenn es in diesem Fall doppelt hart ist. Du weißt was zu tun ist. Komm hier runter und nimm Hikaru an dich.“, befahl sie unnachgiebig und fragte sich im selben Moment, ob sie zu hart reagierte. Sie tat es. Aber sie durften sich nicht der Trauer hingeben. Oder? Nein, nicht jetzt schon. Nicht jetzt schon. Wenige Augenblicke kam Sakura mit starrem Blick in den Hohlraum hinunter gesprungen. Wortlos hob sie den Kleinen hoch und wurde von stummen Schluchzern geschüttelt. Ihr kleiner Patensohn. Hikaru… Aber die Tränen hielt sie zurück. Irgendwann sind Dinge zu schrecklich um ihnen mit Tränen Ausdruck zu verleihen. Sie wandte sich Richtung Naruto und erfasste mit einem Blick, dass er Shizuka bei sich hatte. Ihre kleine Patentochter. Shizuka. „Shizuka…“, flüsterte sie hohl und Tsunade nickte. „Verschwinde von hier. Dieses Haus fällt bald vollkommen in sich zusammen. Geh!“, befahl Tsunade unnachgiebig. Sakura nickte nur zögerlich. Sie wollte Naruto nicht alleine lassen. Er war ihr Freund. Ihr Bruder. Sie liebte ihn wie einen Bruder. „Ich kann nicht gehen, Tsunade-sama. Das ist… Naruto.“, murmelte sie fassungslos. „Ich weiß. Du hast Recht. Aber ich will nicht, dass noch mehr verletzt oder gar getötet werden. Es ist schon zu viel geschehen.“, sagte Tsunade leise. Sakura verstand. Ihr Blick wanderte auf den toten Jungen in ihren Armen. Seine Mimik. Seine Augen. Das viele Blut. Er war doch nur ein Kind gewesen. Wieso hatte es soweit kommen müssen? Hätte sie sich doch gleich auf den Weg zu Hinata gemacht, wie sie es versprochen hatte. Wieso hatte sie sich von diesen teilweise lächerlichen Angreifern ablenken lassen? Sie hatte vollkommen falsch reagiert. Sie hätte wissen müssen, was vor sich ging. Plötzlich spürte sie eine Windbewegung neben sich und blickte verstört auf. Sasuke. „Sasuke-kun…“, flüsterte sie mit gebrochener Stimme. Er sah sie mit seinen schwarzen Augen an. Seinen unendlich schwarzen Augen. Sie versank darin. Vergaß den Schmerz. Sie war so unendlich dankbar, dass er hier war. Er kannte sie. Er wusste was in ihr vorging, ganz ohne es sich mit sinnlosen Worten bestätigen lassen zu wollen. Ohne sich zu wehren ließ sie zu, dass er ihr Hikaru aus den Armen nahm und sie sanft mit seiner freien Hand um die Hüften packte. Noch bevor sie etwas sagen konnte war sie wieder oben am Tageslicht. Raus aus dem Hohlraum. Raus aus der Unwirklichkeit. Aus dem Albtraum. Als sie das endlich begriffen hatte liefen ihr doch die Tränen in Strömen über die Wangen und sie begann laut zu weinen. Ihre Seele drohte zu zerreißen vor Schmerz über das eben Gesehene. Sie glaubte, sie müsse sterben. Schlimmer konnte dieses Gefühl nicht sein. Aber sie starb nicht und konnte dem Schmerz nicht entfliehen. Hilflos klammerte sie sich an Sasuke, der sie an sich drückte und ihr beruhigend übers Haar strich. „Ganz ruhig… ruhig, Sakura. Es ist vorbei. Alles wird wieder in Ordnung kommen. Alles wird gut.“, wiederholte er immer wieder, auch wenn er wusste dass er log. Aber manchmal musste man lügen um den Schmerz zu töten. Oder zu lähmen. Mit sanfter Gewalt drängte er Sakura von dem Hohlraum weg, Richtung Dorfzentrum. Shinobi und Dorfbewohner kamen ihnen entgegen. Freunde. Unbeteiligte. Alle fühlten dasselbe. Konnten nicht fassen was sie sahen. Dieses tote Kind. Narutos Sohn. Entsetzte Augenpaare verfolgten sie auf Schritt und Tritt. Reimten sich alles zusammen. Waren fassungslos. Niemand hatte diesen Anblick so schnell vergessen. Vorsichtigen Schrittes ging Tsunade auf Naruto und Shizuka zu. Neben ihr fiel immer mehr loser Beton und Stein zu Boden und es knirschte verdächtig über dem Kopf der Fünften. Es war ihr egal. Noch. Sie musste sich um Naruto und Shizuka kümmern, das war das Wichtigste. Beide schliefen noch und Tsunade konnte die Spur der Tränen an ihren Wangen sehen, die sich durch den Staub und das getrocknete Blut ihren Weg gebahnt hatte. Sie beugte sich über die beiden und wollte Shizuka hochheben. Doch Naruto ließ sie nicht los. „Naruto… lass sie los, Naruto. Ich bring euch hier raus.“, flüsterte die Fünfte ein wenig ungeduldig, denn die Decke über ihr knarrte schon wieder laut. Nun war Tsunade doch ein wenig in Eile. „Nein… ich lasse sie nie mehr alleine. Ich war zu spät. Ich lasse sie nie mehr alleine.“, murmelte Naruto im Halbschlaf vor sich hin. Langsam schien er wieder zu sich zu kommen. Tsunade biss sich auf die Unterlippe. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, was Naruto in den vergangenen Stunden für Qualen durchlebt haben musste. Doch sie wusste was es bedeutete, wenn über alles geliebte Menschen vor einem starben. Niemand hatte es verdient so zu leiden. Und doch geschah es, ob sie es wollte oder nicht. Immer größere Steine der Decke fielen zu Boden und schlugen dicht neben ihnen ein. Gerade noch konnte Tsunade einen kleineren abwehren, der zielsicher auf Shizuka hinunterstürzte. Doch ein präziser Schlag der Fünften und der Stein war nicht mehr. Jetzt wurde es aber wirklich ernst. Tsunade beugte sich weiter zu Naruto und seiner Tochter hinunter. „Naruto. Gib sie mir. Ich lasse nicht zu, dass ihr etwas geschieht.“, versuchte die Fünfte den Mann zu überzeugen. Seine Augen waren nun schon geöffnet, doch es schien, als würde er sich nicht verstehen. Aber Tsunade war lange genug Ärztin um zu wissen, das er alles mitbekam und so wiederholte sie ihre Bitte noch einmal eindringlicher. Anfangs blieb er stumm und sah sie aus seinen trüben Augen unschlüssig an. Doch dann kam Leben in ihn. Im Bruchteil einer Sekunde wurde sein Gesicht wutverzerrt. „NEIN! ICH WERDE SIE NIEMALS WIEDER ALLEINE LASSEN! ES WAR DEINE SCHULD, TSUNADE! DU HAST MICH ZU DIR GERUFEN! ICH MUSSTE SIE ALLE ALLEINE LASSEN! DU BIST SCHULD!“, brüllte er und stieß die Frau heftig von sich. Erschrocken ließ sie es geschehen und stürzte hart zu Boden. An den Schuttbrocken schürfte sie sich ihre Handflächen auf, doch sie registrierte das Blut, das langsam aus den Wunden trat, überhaupt nicht. Entsetzt sah sie Naruto an. Seine Anschuldigungen klangen in ihren Ohren nach. Du bist schuld. Du bist schuld, du bist schuld, du bist schuld. Diese drei Wörter brannten sich in ihr Gedächtnis. Für immer. Als wäre nichts geschehen, wanderte Narutos Blick wieder zu seiner kleinen Tochter, die er noch immer fest in den Armen hielt. Murmelte ihren Namen vor sich hin und strich ihr über ihre dreckigen Wangen. Apathisch. Gespenstisch. Sein Ausbruch war vorbei. Doch er war nicht spurlos vorübergegangen. Narutos laute Stimme hatte den Schutt um sie herum in leichte Schwingungen versetzt und das hatte Folgen. Tsunades Kopf ruckte in die Höhe, als die gesamte Decke zu knarren begann und nicht mehr aufhören wollte, dieses Geräusch von sich zu geben. Und dann geschah es. Das, das Tsunade seit Minuten fürchtete. Das, das sie verhindern wollte. Vergebens. Ein riesiges Stück der Decke löste sich und fiel. Es fiel, unaufhaltsam. Raste auf Naruto und Shizuka zu. Wie in Zeitlupe beobachtete Tsunade die Szene, welche sich vor ihr abspielte. Ihr stockte der Atem. Das Deckenstück gewann an Schnelligkeit. Naruto bemerkte es, doch er war unfähig sich zu bewegen. Instinktiv umhüllte er Shizuka mit seinem Körper und kniff fest die Augen zusammen. Er würde sie nicht alleine lassen. Nicht im Stich lassen. Aber er war zu langsam um sie und sich selbst zu retten. Zu langsam. Wie er es in dieser einen Stunde gewesen war. Ein unnatürliches Geräusch ertönte. Ein grauenvolles Knacksen. Ein unterdrückter Schmerzenslaut drang an Narutos Ohr und er öffnete überrascht seine Augen. Was er sah ließ ihn fassungslos erstarren. Eine Träne fiel auf sein Gesicht. Dann noch eine und noch eine. Er blickte ihn das verweinte Gesicht von Tsunade. Er sah sie so selten weinen. Hatte er sie überhaupt schon einmal weinen gesehen? Vielleicht. Mit ihren Händen stützte sie sich an der Wand ab, an der Naruto gelehnt hatte. Das Deckenstück hatte sie volle Wucht am Rücken getroffen, doch Tsunade bemerkte den Schmerz nicht, der unnachgiebig von ihrem Körper Besitz ergriff. Sie spürte nur den seelischen Schmerz, scharf wie Rasierklingen, der ihre Tränen verursachte. Die Tränen, die sie schon so lange nicht geweint hatte. Sie war schuld. „Es tut mir so Leid, Naruto. Ich hab’ es doch nicht gewusst. Verzeih’ mir bitte. Ich hab’ es doch nicht gewusst.“, weinte sie. Ihre Tränen fielen zu Boden und benetzten Narutos Gesicht, der sie nur ungläubig weiterhin ansah. „Tsunade-obaa-chan… du weinst…“, flüsterte er ein wenig irritiert, als ihm das bewusst wurde. Zitternd streckte er seine Finger nach ihrem Gesicht aus, fing ihre Tränen, wischte sie aus Tsunades Gesicht. Zwecklos. Ungläubig sah er auf seine feuchte Hand. Seine Worte und Berührungen ließen Tsunade laut aufschluchzen. „Verzeih mir, Naruto. Ich wollte das nicht. Ich hab’ doch nicht gewusst, was geschehen wird. Ich will die Zeit zurückdrehen. Ich will dir das alles ersparen. Den unerträglichen Schmerz und diese Qual. Ich kenne es doch selbst. Ich will es ungeschehen machen. Aber ich kann nicht… ICH KANN ES NICHT!“, rief sie verzweifelt und ihr Körper erzitterte. Unter dem Gewicht der Decke, die auf sie gefallen war. Und unter dem lastenden Druck der Schuld. ~ An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern. Naruto erwiderte nichts darauf. Er sah sie nur immerfort an. Doch als Shizuka sich ein wenig bewegte, ruckte sein Kopf sofort in ihre Richtung. „Shizuka… Kannst du ihr verzeihen? Sie weint… nur wegen uns.“, flüsterte er und fuhr dem Mädchen mit bebenden Fingern durch ihr dunkles Haar. Ihre blauen Augen huschten kurz zu Tsunade und fixierten dann ihren Vater. „Papa.“, sagte sie dann deutlich, mit einem Glucksen und glänzenden Augen, und die Fünfte sah, dass Narutos Lippen sich zu einem warmen Lächeln verzogen. „Ja… Ja, ich bin da. Du willst, dass ich ihr verzeihe? Ich weiß… es tut ihr Leid. Und sie wusste ja nicht, was passiert…“, sagte er leise und sah dann Tsunade an, die sich bemühte, ihren Körper unter Kontrolle zu halten, der dem Gewicht bald nicht mehr standhalten konnte. „Ich muss doch nicht zu der Prüfung, oder?“, fragte er plötzlich hoffnungsvoll und sah sie dabei flehendlich an. Tsunade schniefte und lachte dann sogar leise unter Tränen. Bei weitem kein glückliches Lachen. Ganz im Gegenteil. „Nein… nein, da musst du nicht hin, Naruto. Du bleibst hier. Und jetzt… bitte mach, dass du mit Shizuka hier wegkommst. Das Haus stürzt gleich völlig zusammen. Bitte… geh jetzt…“, flehte die Fünfte und Naruto nickte langsam. Er krabbelte mit Shizuka unter Tsunade hervor (sry wegen dem Zweideutigen) und richtete sich im Hohlraum auf. Nun registrierte er erst, dass einzig Tsunades Körper verhindert hatte, dass die Decke auf ihn und Shizuka gefallen war. Das schwere Betonstück lastete auf ihrem Rücken und Tsunades Arme und Beine zitterten leicht. Man konnte die Anstrengung, nicht nachzugeben, deutlich sehen. Zum ersten Mal zeigte sich wieder ein deutliches Gefühl in Narutos Gesicht. Sorge. Richtige Sorge. Sorge in seinen so trüben Augen, die ihnen wieder ein schwaches Flackern verlieh. Tsunade stöhnte leise. Der Schmerz ging von ihrem Rücken aus, das wusste sie genau. Sogar ein Blinder konnte sehen, dass ihre Wirbelsäule verletzt worden war. Das Taubheitsgefühl hatte sich schon bis zu ihren Armen ausgebreitet. Ihre Kräfte ließen sekündlich nach. Schließlich konnte sie nicht mehr verhindern, dass ihre Muskeln erschlafften und nachgaben. Sie näherte sich dem Boden, die Decke über ihr ebenfalls. Sie war nur froh, dass Naruto sich mit Shizuka aus der unmittelbaren Gefahrenzone begeben hatte. Wenigstens etwas hatte sie richtig gemacht. Doch kurz bevor sie aufschlug, hörte sie ein lautes Krachen und spürte noch, wie ein Arm sie vor dem Aufprall abfing. Nur einen kurzen Moment später kniff sie ihre Augen geblendet von Sonnenlicht fest zusammen. Ein lautes Donnern ertönte hinter ihr, gemischt mit einem spürbaren Beben der Erde. Eine eisige Kälte machte sich in ihr breit. Ihr Gehirn sagte ihr, dass das Haus eben komplett in sich zusammengefallen war. Das Taubheitsgefühl hatte an ihren Armen wieder nachgelassen, doch ihre Beine waren weiterhin unbewegbar. Aber das alles war nicht weiter wichtig. Nur Narutos nächste Worte hatten Bedeutung. „Dumme Obâ-chan… ich verzeihe dir.“, sagte er leise an ihrem Ohr. Dann wurde Tsunade ohnmächtig. Sie, ausgerechnet sie, die Godaime. Egal, nur seine letzten Worte waren wichtig. Für ihren inneren Frieden, den sie bis eben verloren geglaubt hatte. Ein unsagbar erleichtertes Lächeln hatte sich auf ihren Lippen gebildet, bevor sie in die endlose Finsternis hinüber glitt. ****************************************************************** Fertig! ^^ Na, wie war es? Ich persönlich finde es gut und manche von euch wissen ja, dass das schon ein Erfolg an sich ist ^^. Bin schon gespannt auf eure Meinungen! Danke für eure Aufmerksamkeit! Eure Fantasia Kapitel 4: Yowasa - Schwäche ---------------------------- Hallo Freunde! ENDLICH! Endlich ein neues Kapitel AWSI! Ich dachte schon, ich werde nie fertig... aber seid unbesorgt, hier wird es auch wieder ein wenig schnell voran gehen, denn ich habe noch ein Kapitel schon fast fertig! *mächtig stolz ist* Nun kurz noch zu dem: Viel passiert leider nicht. Aber ich wollte es auch ungerne löschen, da ich finde dass es wichtig ist mitzubekommen, dass in all dem Schlimmen auch gute Dinge existieren, auch wenn es unmöglich erscheint diese zu sehen. Man stößt ganz zufällig darauf. So, aber nun: Viel Spaß! ***************************************************************** Kapitel 4: Yowasa - Schwäche Sakura seufzte tief. Obwohl sie am großen Fenster des Krankenzimmers stand und die Sonnenstrahlen ihre Haut kitzelten, war ihr eisig kalt. Ihr Blick glitt über das zerstörte Konoha. Nur wenige Häuser waren unbeschadet geblieben. Der Angriff gestern Abend kam zu schnell. Zu überraschend. Und ohne jegliche Vorwarnung. Ihre Augen blieben an den Häuserruinen in unmittelbarer Umgebung hängen, an denen schon fleißig gearbeitet wurde. Die rosahaarige Frau erspähte Konohamaru, Moegi und Udon, die eifrig Schutt in große Karren luden und sich dabei über und über mit Staub bedeckten. Einen kurzen Moment war Sakura versucht zu lachen. Lachen. Seltsam. Wie um sich abzulenken beobachtete sie das rege Treiben der Aufräumarbeiten weiter. Es war erstaunlich, wie sehr die Dorfbewohner in solchen Situationen zusammen hielten und trotzdem noch ein Lächeln auf ihren Lippen trugen. Man hätte denken können, bei dem Angriff wäre niemand ernsthaft zu Schaden gekommen. Rein materielle Schäden. Sakura biss sich auf die Unterlippe und ihre Hände verkrampften sich auf dem Fensterbrett. Bemüht ruhig atmete sie aus und ließ sie ihren Kopf gegen die kühle Fensterscheibe sinken. Ja, das hätte man annehmen können, wenn man sich Konoha in den frühen Morgenstunden so besah… aber es wäre eine Lüge gewesen. Eine reine Lüge. Hikaru. Hinata. Sakura unterdrückte einen Schluchzer. Energisch drückte sie sich vom Fenster weg und atmete tief durch. Weinen änderte doch auch nichts an Tatsachen. Und Tatsache war hier nun mal, dass zwei Dorfbewohner ermordet bzw. verschleppt worden waren. Einfach so. Ohne einleuchtenden Grund. Und niemand konnte etwas daran ändern. Sakura wandte sich nachdenklich zu dem Krankenbett um. Dabei schweifte ihr Blick kurz durch das geräumige Zimmer. Weiß. Überall nur Weiß. Die Farbe der Unschuld, der Reinheit. Wie ihr Arztkittel, den sie wie üblich trug. Die Farbe weiß. Wieso sah man sie eigentlich so häufig in Krankenhäusern? Eine seltsame Frage, die ihr da in den Sinn gekommen war. In dem Zimmer befand sich nicht viel. Bett. Nachttisch. Sessel für die Besucher und sogar ein kleiner Tisch. Eigentlich vollkommen unnütz. Wollte man es hier wohnlicher machen? Wozu diese Mühe? Sakura trat lautlos an das Krankenbett heran und beugte sich über den Patienten. Sie erschrak ein wenig als sie bemerkte, dass die Augen der Person geöffnet waren und die weiße Zimmerdecke starr betrachteten. „Tsunade-sama…“, flüsterte Sakura leise. Einen Moment reagierte die Frau nicht, doch dann wandte sie ihren Blick erschreckend gleichgültig an ihre ehemalige Schülerin. „Hast du mich geheilt?“, fragte sie flüsternd und Sakura konnte nur nicken. Danach sprach keiner für eine Zeit lang ein Wort. Absolute Stille. „Wohin hast du sie bringen lassen?“, fragte Tsunade schließlich und ihr Blick war wieder starr und unbeteiligt an die Decke gewandert. Sakuras Hände verkrampften sich in ihrem Arztkittel. Sie schloss kurz die Augen, bevor sie mit brüchiger Stimme antwortete. „Hikaru…“, sie stockte kurz, fasste sich dann aber ein Herz und sprach weiter, „Er wurde hinunter gebracht. Die Anbu Einheiten haben euch dann hierher geholt. Naruto wurde behandelt und in ein Einzelzimmer verlegt. Shizuka haben wir auf der Kinderstation untergebracht. Sie waren beide nicht ernsthaft verletzt. Körperlich zumindest.“ Sie stoppte und wartete darauf, ob Tsunade etwas sagen würde. Aber sie nickte nur sachte und blieb stumm. „Tsunade-sama. Du… du jedoch warst schwer verwundet. Ich konnte gerade noch verhindern, dass du querschnittsgelähmt wurdest. Was… was ist dort unten geschehen?“, stellte Sakura dann die Frage, die sie seit Tsunades Behandlung quälte. Die Fünfte schwieg. Doch dann schloss sie die Augen und es schien, als sammelte sie sich. Und letztendlich berichtete sie stockend von den Geschehnissen im Hohlraum und von der Rettung durch Naruto. Sakura hatte schweigend zugehört und wieder schnürten ihr die Tränen ihre Kehle zu. Am liebsten wäre sie sofort zu Naruto gelaufen, aber… „Wie… geht es ihm?“, fragte Tsunade plötzlich. So kannte Sakura sie gar nicht. Niemals zuvor hatte sie ihre Meisterin so… geschockt erlebt. Sakuras Lippen bebten. „E-Er schläft.“ Sie wussten beide, dass es eine Lüge war. Er schlief nicht. Das würde er niemals wieder richtig können. Sein Körper befand sich in einem Schockzustand. Er simulierte Schlaf. Gewann so etwas Energie. Aber es war kein wirklicher Schlaf. Die ältere Frau verbarg ihr Gesicht in den Händen und wurde von stummen Schluchzern geschüttelt. Sie konnte sich nicht beruhigen. Zu schlimm waren die Ereignisse in dem Hohlraum gewesen. Ein unschuldiges totes Kind, das sie nicht beschützen konnte. Ein… ein so verzweifelter, wütender Naruto… die kleine Shizuka… Und sie? Sie, Tsunade, hatte es schlicht und ergreifend nicht verhindern können. Sie hatte dieses brutale Auseinanderfallen einer Familie nicht verhindern können. Dabei war sie doch die Godaime. Sie musste stark sein. Sie durfte nicht weinen, sie durfte nicht an sich selbst zweifeln. Sakura wandte sich ruckartig von der Fünften ab. Sie konnte diesen Anblick nicht ertragen. Das war Tsunade… die unbezwingbare Tsunade. Tsunade, die immer für alle da war… die, die sich nie von irgendetwas oder irgendwem hatte einschüchtern lassen. Die, die immer stark gewesen war. Ihre Meisterin. Sie so zu sehen verdeutlichte Sakura noch viel mehr, wie unvorstellbar schlimm die Geschehnisse der letzten Nacht gewesen waren. Es brachte vielleicht sogar ihr Weltbild ins Wanken. Auch wenn Sakura gewusst hatte, dass Tsunade nur ein Mensch war… Jetzt sah sie es zum ersten Mal. Plötzlich öffnete sich die Krankenzimmertür und Sakuras Augen weiteten sich vor Überraschung. Tsunade hatte noch gar nicht bemerkt, wer das Zimmer betreten hatte. Sakura wusste dass es besser war, jetzt zu gehen. Festen Schrittes ging sie an dem Besucher vorbei und schloss leise die Tür hinter sich. Draußen am Flur jedoch begann sie zu zittern. Das alles hier konnte doch nicht wahr sein. Das war nur ein schlimmer Albtraum. Irreal. Langsam und mit leerem Blick ging sie den Gang entlang, entfernte sich von Tsunades Zimmer. Ihre Augen fixierten den Fußboden, sie sah die Leute nicht an, die ihr entgegenkamen. Sie fragte sich, ob sie das jemals wieder würde tun können. Mit einem aufrichtigen Lächeln und Strahlen in den Augen ihre Mitmenschen ansehen. Würde sie je wieder an etwas anderes als an die vergangenen Stunden denken können? Gestern um diese Zeit… alles war noch in Ordnung gewesen. Plötzlich drang ein teilweise gequälter Seufzer an ihr Ohr und ein ungeduldiges Quengeln folgte auf dem Fuß. Sie hob ihren Blick und registrierte, dass sie in einer nahezu leeren Wartehalle stand. Die meisten Besucher waren schon wieder gegangen. Schließlich musste Konoha wieder aufgebaut werden. Die Familie der Verwundeten wusste, dass ihre Angehörigen im Krankenhaus gut aufgehoben waren und machte sich nicht allzu große Sorgen. Sakura musste das Bild das sich ihr bot erst verarbeiten. Es dauerte ein wenig länger, denn ihr Gehirn arbeitete seltsam langsam. Doch als sie endlich verinnerlicht hatte, wer hier war… das waren sie. Und plötzlich begannen Sakuras Augen wieder zu glänzen. Ganz langsam, aber doch stetig. Ihre Schritte beschleunigten sich und schließlich fiel sie einem etwas überforderten Sasuke in die Arme, der auch noch ihren kleinen Sohn trug und versuchte, dessen Gewicht auf seinem Arm auszubalancieren. Sakura hatte ihn durch ihr unerwartetes Auftauchen vollends aus der Bahn geworfen. Masaru war sowieso heute ein wenig quengelig und jetzt auch noch seine Frau… Schnell ordnete Sasuke seine Gedanken und war wieder mitten im Geschehen. Auf seinem einem Arm trug er Masaru und mit seinen anderen hatte er um seine Frau gelegt und sie sanft an sich gedrückt. „Sasuke-kun… Masaru-chan…“, wimmerte diese und klammerte sich an ihn. Beruhigend strich er durch über ihr kurzes Haar, so wie er es schon gestern mehrmals getan hatte. Masaru unterdessen wurde unruhig und quengelte vor sich hin. Er hasste es, wenn ihm keinerlei Aufmerksamkeit entgegen gebracht wurde. Vor allem, wenn seine Mutter sich augenscheinlich nicht mit ihm beschäftigte. Mit seinen schwarzen Augen sah er Sakura vorwurfsvoll an und zog eine leichte Schnute. Als wolle er ihr etwas beweisen, schlang er seine kleinen Ärmchen um den Hals seines Vaters und schmiegte sich an ihn. Dieser sah ihn verdutzt an, und auch Sakura war ein wenig verwirrt. Doch als sie den unterkühlten Blick von ihrem Sohn auffing, den er nebenbei bemerkt ganz eindeutig von seinem Vater geerbt hatte, geschah etwas, das sie noch vor wenigen Minuten für unmöglich gehalten hatte. Zuerst spürte sie ein verdächtiges Zucken ihrer Mundwinkel… und schließlich hatte sie ein breites Grinsen im Gesicht. Halb lachend halb weinend hob sie Masaru von Sasukes Arm und drückte ihn an sich. Begeistert quietschte der Kleine vor sich hin. Er hatte es mal wieder geschafft. Unwillkürlich musste Sakura an Hikaru denken. Die kleine Babyleiche… es hätte auch Masaru treffen können. Ihren Sohn. „Wann hast du ihn geholt, Sasuke-kun?“, fragte sie. „Vor ungefähr einer Stunde. Keinem dort ist etwas geschehen.“ Masaru war von Sasuke, als der Kampf begonnen hatte, eiligst zu Shizune, Iruka und Genma gebracht worden, die für die Sicherheit der Frauen und Kinder im Dorf im Falle eines Angriffes zuständig waren. Hinata hatte dazu wahrscheinlich keinerlei Chance mehr gehabt. Schließlich hätte sie mit zwei Kindern durch die Kämpfenden hindurch ins Dorfzentrum kommen müssen. Von da führte ein unterirdischer Weg direkt aus dem Dorf hinaus. Viel zu riskant. Die wohl einzige und gleichsam größte Schwachstelle des Evakurierungsplanes von Konohagakure. Hinata hatte darauf vertrauen müssen, dass die Feinde im Ortszentrum kämpften. Dass sie nicht bis zu ihrem Haus vordringen würde. Dass sie im Notfall mit ihnen fertig werden würde. Ein tödlicher Trugschluss. Aber in der gestrigen Situation unausweichlich gewesen. „Ach, übrigens Sakura…“, setzte Sasuke mit düsterer Miene an und Sakura ahnte Schlechtes. Tsunades Gedanken kreisten noch immer um Narutos Worte. Du bist schuld. Immer und immer wieder. Wimmernd setzte sie sich auf und hielt sich den Kopf. Auch wenn er ihr verziehen hatte… vergessen würde er nie. Und sie auch nicht. Halt, sie war doch Tsunade! Sie war stark. Sie weinte nicht. Sie durfte nicht weinen. Sie musste stark sein. Unbewusst bekam sie mit, dass Sakura das Zimmer verlassen halt. Sie warf ihr nichts vor. Sie verstand. Sie selbst würde auch gerne gehen. Sie war schwach. Nein! Nein, sie war doch-… Plötzlich erstarrte sie und ihre Augen weiteten sich. Eine unbekannte, aber doch angenehme, Wärme umfing sie und sie bemerkte, dass sich jemand auf das Krankenbett schräg vor sie gesetzt hatte. Tsunade spürte einen leichten Druck auf ihrem Rücken. Sie war unfähig, die sanfte Umarmung zu erwidern. ~ Eigentlich sollte man einen Menschen nicht bemitleiden, besser ist es, ihm zu helfen. „Tsunade… ich bin so schnell wie möglich gekommen, als ich von dem Angriff gehört habe.“, sagte er mit leiser Stimme. Tsunade erzitterte als sie ihn hörte, erkannte. Ihr Körper wurde von unterdrückten Schluchzern gebeutelt. Seine Arme, die sie an ihn gezogen hatten, schienen ihr einziger Halt zu sein. Alles um sie herum raste, ihr Blut rauschte in ihren Ohren. Und immer wieder Narutos Worte. Tsunade bekam Panik. Sie fühlte sich, als könne sie sich nie wieder beruhigen und ihren Körper nie wieder unter Kontrolle bringen. Alles ging so schnell, alles drehte sich. Das einzige das immer da war und sich nicht von ihr löste, das war er, der sie noch immer umarmte. Der einzige bewusste Fixpunkt. Verzweifelt klammerte Tsunade sich an ihn und ihre Finger vergruben sich in seinem festen Gewand. Sie legte ihren Kopf an seine Schulter und versuchte sich zu beruhigen. Doch es ging noch immer nicht. Wieder liefen die Szenen aus dem Hohlraum vor ihrem geistigen Auge ab. Du bist schuld, dass ich nicht da war. Sie verkrampfte sich. „Beruhige dich. Es ist vorbei.“, sagte er leise. „Nein… Ich war schuld. Ich war schuld, dass er nicht da war!“, stieß Tsunade wimmernd hervor. Dann brach es aus ihr heraus, dieses verdammte Weinen, gegen das sie sich die ganze Zeit über wehrte. Ihre heißen Tränen durchnässten sein Gewand, doch beiden war das egal. Sanft wiegte der Mann sie hin und her, strich ihr beruhigend über ihren Rücken. „Ruhig, Tsunade. Es ist vorbei. Beruhige dich. Alles wird wieder gut.“, flüsterte er. „Nichts wird wieder gut! Sein Sohn ist tot. Tot! Niemand kann ihn wiederbringen. Hinata ist verschleppt. Nein, sie ist auch tot. Sie ist auch weg. Alle beide tot. Nur weil ich ihn noch mal wegen den verdammten Prüfungen sprechen wollte. Ich hätte das doch auch später machen können. Er hat Recht. Er hat Recht wenn er sagt, dass ich schuld bin.“, gestand sie weinend. Er lachte traurig. „Unsinn. Du konntest doch nicht wissen, was passiert. Niemand von uns ist schuld. Am allerwenigsten du. So schwer es auch fällt, du musst die Sache objektiv betrachten. Es gab nur zwei Opfer. Sonst sind alle nur leicht verletzt davongekommen. Viel mehr hätte geschehen können. Du hättest nicht mehr tun können, in dem Moment. Wenn du Naruto nicht zu dir gerufen hättest… vielleicht wäre er jetzt auch tot.“, meinte er überzeugt. Zaghaft nickte Tsunade. Vielleicht hatte er Recht. Vielleicht trug wirklich nicht sie die volle Schuld. Sie war Hokage. Sie hatte ihr Dorf beschützt so gut sie eben konnte. Und es gab beinahe keine Opfer. Beinahe. Sie musste lernen, damit zu leben. Entschlossen löste sie sich aus seiner Umarmung und wischte sich die letzten Tränen weg. Ihr Blick viel auf seine durchnässte Schulter. „Tut mir Leid.“, murmelte sie, doch er lachte nur und winkte ab. Dann wurde sein Gesichtsausdruck jedoch wieder ernst. „Auch wenn es schwer vorstellbar ist: Tränen trocknen irgendwann.“ Tsunade nickte sachte. „Ich… ich weiß. Danke, Jiraiya.“ ************************************************************ Fertig... Wie gesagt, viel ist nicht passiert, aber immerhin. Das nächste Mal werde ich mit einer Chance von 80% zwei Kapitel auf einmal raufladen, da ich sie nicht in eines packen will. Muss ja alles Struktur haben! XD Nun zu dem... Ich weiß, ich frag immer dasselbe, aber ist es glaubwürdig rübergekommen? Ich finde, vor allem bei Tsunade ist das wichtig, da sie ja normalerweise immer die Starke ist. Oder eben so tut. Und wie fandet ihr Masaru-chan? ^^ Ich liiiiiiiiebe den Kleinen, und im nächsten Kapitel bekommt er auch noch eine "wichtige Aufgabe"... ^^ Zum Knuddeln! *ihn ganz süß findet* Mein kleiner Lichtblick in dem ganzen Desaster. Und am traurigsten in diesem Kappi fand ich den Fehler im Evakuierungsplan... dass Hinata überhaupt keine Chance gehabt hat... Tragisch. Ich freue mich jetzt schon auf eure Kommis!!! Danke für eure Aufmerksamkeit! Eire Fantasia Kapitel 5: Kettei - Entscheidung -------------------------------- Hi Leute! SORRY, DASS ES SCHON WIEDER SO LANGE GEDAUERT HAT!! Tut mir wirklich verdammt leid! *sich auf die Knie wirft und um Verzeihung bettelt* Aber dafür bekommt ihr hier jetzt eigentlich zwei Kapitel in einem, die ich aber in eines zusammengefasst habe. Also nicht wundern, wenn das nächste wieder ein bisschen länger dauert... *sich gleich wegduckt* Sorry... aber hier bei AWSI hab ich nicht so regelmäßig geschrieben, aber ich hab jetzt sogar schon vorgearbeitet... ach, ich sollte mit den Entschuldigungen aufhören, das hier liest eh keiner... ^^ Viel Spaß!!! ***************************************************************************** Kapitel 5: Kettei - Entscheidung Sakura zögerte. Sie traute sich nicht zu klopfen. Unruhig glitt ihr Blick immer wieder über die Zimmernummer. 2712. Was für eine grausame Ironie. (Hinata hat am 27.12. Geburtstag). Wieso hatte niemand darauf geachtet? Sakura fasste sich ein Herz. Zögerlich drückte sie die Klinke hinunter und die Tür öffnete sich beinahe lautlos. Sie atmete noch einmal tief durch und trat vollständig ein. Ihr stockte momentan der Atem. Verwüstet. Mit einem Wort zu beschreiben. Die Überreste des kleinen Tisches lagen in einer Zimmerecke, die zerborstenen Holzstühle in der anderen. Das Krankenbett war anscheinend mit einem heftigen Ruck umgeworfen worden, denn das Metall war an manchen Stellen durch den Aufprall verbogen worden. Die Geräte waren ebenfalls nicht mehr zu gebrauchen. Nur noch diese grauenvolle, einen durchgehenden Pfeifton von sich gebende Maschine funktionierte noch. Eines der Geräusche des Todes. Von Menschen geschaffen. Es hallte in Sakuras Ohren nach. Mit wenigen Schritten war sie an dem kleinen Metallkästchen und wollte es abstellen. Doch die Knöpfe waren unbrauchbar und so funktionierte es nicht. Seufzend gab Sakura auf. Ein sanfter Windhauch strich über ihr Gesicht und zum ersten Mal richtete sie ihren Blick auf Naruto. Da stand er, am Fenster. Ein Wunder, dass es heil geblieben war. Der linke Flügel war gekippt und der Wind ließ den hellgelben Vorhang aufflattern und ein leises Rascheln von sich geben. Narutos Stirn ruhte auf dem Glas und seine linke Hand umfasste den Fenstergriff. Vorsichtig kam Sakura näher. „Naruto?“, fragte sie leise. Er reagierte nicht. Starrte nur stumm auf das morgendliche Konoha. Sakura stand unmittelbar hinter ihm. Keiner sagte ein Wort. Nach mehreren Minuten schließlich legte Sakura zaghaft ihre Hand auf Narutos Schulter. Er zuckte unter ihrer Berührung zusammen. Seine Finger entließen den Fenstergriff und er wandte sich langsam zu ihr um. Sakura war im ersten Moment erschrocken. Seine Augen… sie waren so leer. Ohne Gefühlsregung. Ein so unbeteiligter Blick, dass es der jungen Ärztin kalte Schauer über den Rücken jagte. Doch sie fasste sich schnell. „Naruto… Sasuke-kun meint, du hättest hier randaliert…?“, fragte sie schwach. Eigentlich erübrigte sich diese Frage. Das Zimmer war Beweis genug. Der Mann reagierte überhaupt nicht. Sah sie aus seinen toten Augen nur an. Wartete darauf, dass sie sagen würde, was sie zu sagen hatte. Dass sie wieder verschwinden, ihn alleine lassen würde. Er brauchte jetzt kein Mitleid. Noch hatte sie es nicht gesagt, aber Naruto konnte es in ihren Augen lesen. Er hasste dieses Mitleid jetzt schon. Er hatte es noch nie gebraucht. Mitleid hinderte nur am Vergessen. Er wollte vergessen, nicht mehr an gestern erinnert werden. Die Bilder verfolgten ihn sowieso überall hin, bis in den tiefsten Schlaf. Deshalb war er auch so schnell aufgewacht. Er konnte es so schon nicht ertragen. Er brauchte niemanden, der ihn immer wieder daran erinnerte. Kein Mitleid. Aber wenn er genauer darüber nachdachte… eigentlich war es doch egal. Als er aufgewacht war… er hatte gedacht, er wäre zu Hause. Er hatte ihren Duft in der Nase gehabt. Er hatte sich umgedreht… die Augen geöffnet… und eine weiße Wand entdeckt. Keine dunkelblauen Haare… nicht ihre entspannten Gesichtszüge. Nur weiß. Unnachgiebiges Weiß. Und alles war ihm mit einem Ruck eingefallen. Tod. Nur Tod. Minuten lang hatte er sich seiner Verzweiflung erneut hingegeben. War innerlich tausende Male qualvoll gestorben. Und dann war er wütend geworden. Wütend auf alles und jeden. Auf Kabuto, mit seinen verdammten scheiß Versuchen. Auf Tsunade, die es nicht verhindert hatte. Auf die Wachen am Tor, die nicht rechtzeitig Alarm geschlagen hatten. Auf den Fehler im Evakuierungsplan. Auf Hinata. Sie hatte ihn einfach hier alleine gelassen. Was hatte sie sich dabei gedacht, einfach so zu verschwinden und ihn zurückzulassen?! Dabei wusste sie doch, dass seine größte Angst das erneute Alleinsein war. Auf Hikaru. Weil er nicht länger durchgehalten hatte. Und am allermeisten war er wütend auf sich selbst. Er war zu langsam gewesen. Wäre er Minuten vorher gekommen… hätte er nicht mit diesem idiotischen Shinobi gesprochen… er hätte es verhindern können. Bestimmt. Wäre er erst gar nicht zu Tsunade gegangen. Wäre er daheim geblieben. Er hätte sie alle retten können. Nach dieser Phase, die ihm schier den Verstand geraubt hatte, richtete sich seine Wut gegen die Gegenstände im Raum. Wie konnten sie nur so seelenruhig hier stehen, während er litt? Sie sollten auch leiden. Und er wollte etwas zerstören. Irgendetwas. Er war aufgesprungen und hatte alles das ihm in die Finger kam wahllos durch den Raum gedonnert. Das ganze Stockwerk musste ihn gehört haben. Es war ihm egal gewesen. Aber dann war die Wut unerwartet verraucht, von einer Sekunde auf die andere. Sie war Gleichgültigkeit gewichen. Einer erlösenden Gleichgültigkeit, die er wie eine Maske tragen konnte. Sie verbarg den unendlichen Schmerz tief in seinem Inneren. Aber ein Gedanke drängte sich ihm immer wieder auf. Er wollte es nicht. Aber er ließ ihm keine Ruhe. Er musste es wissen. Sakura beäugte Naruto misstrauisch. Er schien gerade völlig im Gedanken versunken. Sie kannte solche „Patienten“. Sie hatten einen schweren Schock erlitten und das war ihnen selbst nicht bewusst. Auch wenn es so aussah, als wäre ihnen alles egal, auch wenn sie selbiges glaubten-… es war nicht so. Sie verdrängten bloß. Sie waren unberechenbar. Plötzlich fixierten Narutos Augen die der jungen Frau eindringlich und sie zuckte ein wenig zusammen. „Sakura…“ Sie wartete auf sein typisches –chan, doch es kam nicht. Er sah sie nur ernst an und schien zu überlegen, was er nun sagen sollte. Sakura geduldete sich und versuchte das Pfeifen zu ignorieren, das keineswegs aufgehört hatte und einem durch Mark und Bein ging. „Habt ihr sie gefunden?“, fragte er schließlich emotionslos. Zumindest versuchte er es so klingen zu lassen. Sakura fuhr sich mit der rechten Hand über ihren linken Oberarm. Sie hatte in den letzten Minuten eine Gänsehaut bekommen. „Nein. Wir haben die Ruinen grob durchkämmt, aber wir haben nichts gefunden. Es wird noch gearbeitet.“ Naruto schloss die Augen und für Sakura sah es so aus, als würde er versuchen, einzuschlafen, zu verdrängen. Hoffen, dass es nicht wahr war. Er tat Sakura so unbeschreiblich leid. Wenn sie daran dachte, dass sie Sasuke und Masaru hätte verlieren können… ihr wurde schlecht bei dem Gedanken. Und Naruto… es war einfach so verdammt unfair. „Naruto-kun… ich-… es tut mir so-…“ Naruto schlug ruckartig die Augen auf. Jetzt war es also so weit. Wie er es hasste. Er brauchte kein Mitleid. Er brauchte doch nur-… „Ich muss los.“, unterbrach er Sakura kalt. Sie starrte ihm sprachlos nach, als er an ihr vorbeirauschte. Sie war wie erstarrte. Doch sie schrak völlig zusammen, als er auf dem Weg zur Tür mit einem gezielten Faustschlag das beschädigte Gerät in zwei Hälften teilte. Sofort verstummte das durchgehende Pfeifen und absolute Stille kehrte ein. Naruto ging weiter, als wäre nichts gewesen. Kurz bevor er den Raum verließ, fand Sakura ihre Stimme wieder. „Wo-… Naruto, wo willst du hin?“, rief sie ihm nach. Im Türrahmen blieb er stehen und wandte sich noch einmal zu ihr um. „Kümmere dich bitte um Shizuka. Ich komme später wieder. Viel später.“ „Versprochen?“, fragte Sakura hoffnungsvoll. Sie wusste, dass sie ihn nicht aufhalten konnte. Es war ihm todernst. Naruto sah sie eine Weile ausdruckslos an. Versprochen… Seine letzten Versprechen hatte er alle gebrochen. Ausnahmslos. Ohne ein weiteres Wort wandte er sich von Sakura ab und schritt hinaus auf den Flur. Sein Blick glitt noch einmal über die Zimmernummer. 2712. Hinata… Niemand stellte sich ihm in den Weg, als er das Krankenhaus verließ. Nur diese verdammten mitleidigen Blicke. Er ging schneller. An ihm zogen vertraute Gesichter vorbei, doch er blieb nicht stehen, grüßte nicht. Er sah sie nicht einmal an. Sein Blick starr nach vorne gerichtet. Hinata. Sakura war wie gelähmt. Er hatte nichts versprochen. Gar nichts. Kein Wort hatte er gesagt. Hatte sie einfach stehen lassen. Ohne Versprechen. Es gab nichts mehr, auf das sie sich richtig verlassen konnte. Tsunade war zusammengebrochen. War hilflos, schlicht und ergreifend hilflos. Narutos Augen waren leer geworden. Er versprach nichts, auch wenn er wusste wie wichtig dieses Versprechen für Sakura gewesen wäre. Aber… Sasuke. Er war noch da. Sie würde jetzt zu ihm gehen. Und dann zu Shizuka. Sie war ihre Patentochter. Sie musste sich um sie kümmern. Naruto hatte sie darum gebeten. Für wie lange? Er würde später kommen. Viel später. Was, wenn er nicht mehr kommen würde? Nie wieder? Wie in Trance verließ Sakura das Zimmer. Nein… er würde doch wieder kommen. Was auch passiert war… Konoha war seine Heimat. Hier waren seine Freunde. Shizuka. Er musste zurückkommen. 2712. Eine unbändige Wut packte Sakura. „WER HAT IHN IN DIESES SCHEIß VERDAMMTE ZIMMER LEGEN LASSEN?“, brüllte sie und holte mit ihrer Faust weit aus. Einen Moment später klaffte ein riesiges Loch in der Wand und das Schild mit der Nummer war verschwunden. Seelenruhig ging Sakura danach weiter. Sasuke sah ihr mit hochgezogenen Augebrauen entgegen, als sie auf ihn zukam. Er hatte gleich um die Ecke mit Masaru gewartet, der jedoch schon ungeduldig herumgequengelt hatte. Naruto war in die andere Richtung losgegangen. Sasuke hatte es bemerkt. Aber er wusste wie seine Frau, dass ihn nichts und niemand würde aufhalte können, wenn er dieses Krankenhaus verlassen wollte. Und wenn sich ihm keiner in den Weg stellte, so war es für die anderen Anwesenden in diesem Gebäude bei weitem sicherer. Sogar Masaru war vor Schreck ganz ruhig geworden, als er den lauten Rumms vernahm, als die Wand zertrümmert wurde. Viele Krankenschwestern und Ärzte sahen der rosahaarigen Frau entweder völlig perplex oder starr vor Schreck nach, als sie den Flur entlang schritt. Sasuke konnte sich ein Kommentar nicht verkneifen. „Nettes Loch. Aber du solltest nicht vor Masaru fluchen.“, meinte er trocken. Sakura erwiderte nichts darauf. Sie streifte sich den Arztkittel ab und ließ ihn achtlos zu Boden fallen. „Genug für heute. Lass uns gehen. Wir holen Shizuka. Und dann gehen wir nach Hause. Wir werden auf Naruto warten.“, meinte sie mit gefasster Stimme, doch Sasuke konnte die Unsicherheit in ihren Augen lesen. „Er kommt wieder. Heute noch. Ganz bestimmt.“, meinte er überzeugt. Zusammen machten sie sich auf den Weg zur Kinderstation und die Ärzte und Patienten starrten ihnen nach, während die ersten Shinobi begannen, die Trümmer der eingeschlagenen Mauer abzutransportieren. Shizuka schlief seelenruhig. Sie hatte eine kleine Schramme schräg unter ihrem linken Ohr davongetragen. Wahrscheinlich würde ihr eine feine Narbe bleiben. Aber sie lebte. Sakura hob die Kleine, die in eine hellrosa Decke eingehüllt war, vorsichtig aus ihrem Bettchen, welches in einem kleinen separaten Raum stand und viertelstündig von Krankenschwestern kontrolliert wurde. Natürlich wussten jene, dass Sakura die Kleine mitnehmen würde. „So… wir gehen jetzt nach Hause. Und dann mache ich uns was Leckeres zu Essen. Und dann… dann wird dein Papa wiederkommen. Und dann sehen wir weiter.“, redete Sakura leise auf die Kleine ein. Sie baute sich selbst auf. Die letzten Gespräche, mit Tsunade, mit Sasuke, mit Naruto… sie hatten ihr eines klar gemacht. Es war schlimm. Schlimmer als je zuvor. Aber es gab Bewegung. Noch immer. Die Zeit blieb nicht einfach stehen. Sie würden weitermachen. So, wie sie es immer taten. Es blieb ihnen nichts anderes übrig. „Mama… wer ist das?“, fragte Masaru stirnrunzelnd. Er sprach nicht viel. Aber wenn er sprach, dann sprach er richtig und mit einer klaren Aussprache. „Das ist Shizuka. Sie wird ab heute bei uns sein. Du musst gut auf sie aufpassen.“, antwortete Sasuke an Sakuras Stelle und sein Sohn sah ihn mit großen Augen an. „Shizuka… Gut. Masa wird aufpassen. Immer!“, meinte er todernst und Sakura lächelte. Sanft fuhr sie Shizuka über ihre Wange. „Deinen richtigen Bruder hast du verloren. Aber du hast einen neuen gewonnen.“, flüsterte sie. Die Kleine rekelte sich leicht, schlief aber weiter und schmiegte sich etwas an Sakura. Shizuka hatte Erholung bitter nötig. „Gehen wir nach Hause!“, meinte Sakura entschlossen und Sasuke nickte. Die vier machten sich auf den Heimweg. Durch das morgendliche Konohagakure, in das langsam wieder Normalität einkehrte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ein halbes Jahr später An dem Tag damals war Naruto zurückgekommen. Spät, aber er war zurückgekommen. Sasuke hatte am Haupttor auf seine Rückkehr gewartet. Der Uchiha hatte genau gewusst, dass Naruto niemals einfach so verschwinden würde. Sakura war da schon skeptischer gewesen, auch wenn sie sich so gut wie nichts hatte anmerken lassen. Sasuke kannte sie. Ohne Widerspruch zu dulden hatte er gesagt, dass er Naruto abholen und mit ins Uchiha-Anwesen nehmen würde, ihm sagen würde, dass er vorerst dort wohnen konnte. Die Wachen wollten das Tor damals schließen, doch ein Blick von Sasuke reichte und hastig schoben sie andere Aufgaben vor. Es war schon stockdunkel gewesen, als Naruto langsam auf das Tor zugekommen war, den Blick an Sasuke vorbei. Die Augen des Uchiha verfolgten jede seiner Bewegungen und schließlich war Sasuke ihm gefolgt, als er schon mehrere Meter an ihm vorbei war. Die Straßenlaternen hatten nur spärlich Licht gespendet und alles war schon ruhig gewesen. Mit Ausnahme der Eulen, die wie jede Nacht geschrieen hatten. Schweigend waren sie nebeneinander hergegangen, außer den wenigen Minuten, in denen Sasuke sachlich klar gemacht hatte, dass Naruto und Shizuka von nun an im Uchiha-Anwesen bleiben würden. Sonst war nichts gesprochen worden. Nie war Naruto dem Uchiha dankbarer gewesen, als in diesen Minuten. Kein grauenhaftes ‚Es tut mir Leid’, keine mitleidigen Blicke. Jeder andere hätte an der Freundschaft des Uchiha mehr denn je gezweifelt, doch für Naruto war es ein tiefsinnigerer Beweis gewesen. Sasuke verstand. Er verstand, dass Naruto nicht darüber reden wollte, nicht konnte. Er selbst war ja auch schon mit dem Tod von Familienangehörigen konfrontiert worden. Und Sasuke wusste noch genau, dass er dieses Mitleid gehasst hatte. Und, dass er Rache wollte. Doch er schwieg. Für Naruto war es in diesem Moment Trost gewesen, dass er einfach da war und sein Handeln, seine Aggressivität im Bezug auf das Mitleid nachvollziehen konnte. Mehr Trost, als es Sakuras Mitgefühl gewesen war. Und es war ja nicht so, dass Sasuke überhaupt keine Gefühlsregung hatte. Naruto wusste, dass, wenn er selbst es gewollt hätte, Sasuke anders gehandelt hätte. Doch er schwieg einfach und Naruto war dankbar, dass seine wirren Empfindungen ohne Worte verstanden wurden. Sakura war noch wach gewesen, als Sasuke und Naruto das Anwesen betreten hatten. Ohne ein Wort war sie Naruto um den Hals gefallen und hatte ihn fest umarmt. Er hatte es widerstandslos über sich ergehen lassen, die Umarmung nur halbherzig erwidert. „Arigatô, Naruto-kun.“, hatte Sakura geflüstert und er hatte abwesend genickt. Ihm war klar gewesen, auf was sie hinausgewollt hatte. Sasuke führte Naruto danach ins Gästezimmer, in dem Shizuka schon seelenruhig geschlafen hatte. Bevor Sasuke sich damals zurückgezogen hatte, war ihm aufgefallen, dass Narutos Augen Anzeichen von Wärme zeigten, als er dem kleinen Mädchen sanft über ihr dunkles Haar gestrichen hatte. Er hatte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn gehaucht und sie aus dem Bettchen gehoben, ohne sie aufzuwecken. Zusammen mit ihr hatte er sich auf das breite Doppelbett gelegt und sie einfach nur aus seinen müden Augen angesehen, bis er schließlich in einen unruhigen Schlaf gefallen war. Seit diesem Tag war ein halbes Jahr vergangen. Shizuka hatte sich prächtig erholt und war eine perfekte Spielkameradin für Masaru geworden. Der kleine Junge hatte das Versprechen nicht vergessen, welches er seinem Vater und seiner Mutter gegeben hatte. Er würde auf Shizuka aufpassen. Immer. Er selbst war jetzt zwei Jahre alt, was er auch sehr stolz verkündete, sobald er danach gefragt wurde. Shizuka war folglich ein halbes Jahr jünger als er. Ihr Geburtstag war knappe drei Wochen nach dem Angriff auf das Dorf gewesen. An diesen Tag war im Uchiha-Anwesen mächtig was los gewesen. Alle zehn Minuten waren Shinobi und andere Dorfbewohner an der Tür und wollten dem kleinen Mädchen Geschenke bringen. Nach der Tragödie vor wenigen Wochen. Sasuke war bald mehr als genervt gewesen. Immerhin war das hier noch immer das Uchiha-Anwesen, und keine Partyzone. Sakura jedoch hatte ihm schnell klar gemacht, dass er an Shizukas Geburtstag überhaupt nichts zu melden hatte. Herzlich bedankte sie sich bei den Dorfbewohnern mit einem strahlenden Lächeln und nahm die kleinen Präsente im Namen von Shizuka entgegen. Sasuke hätte schwören können, dass das ganze Dorf an ihrer Tür geläutet hatte. Wenn er oder Sakura es gewagt hätten mit Shizuka an diesem Tag nach draußen zu gehen… wahrscheinlich hätte das kleine Mädchen bleibende Schäden davongetragen. Kurz hatte Sasuke sogar Angst gehabt, dass die Shinobi einbrechen würden, um Shizuka zu sehen. Zuzutrauen wäre es ihnen gewesen, in ihrer nur zu typischen Euphorie. Als wären sie alle zu Gais und Lees mutiert. „Masaru, wenn du irgendjemanden siehst, den du nicht kennst… dann schreist du ganz laut und beschützt Shizuka, verstanden?“, hatte er seinen Sohn ernst gefragt und Sakura hatte ihm einen missbilligenden Blick zugeworfen. „Sasuke-kun, jetzt übertreib doch nicht so.“ „Tu ich nicht.“, hatte sich der Uchiha entrüstet. Shizuka und Masaru hatten mit großen Augen zwischen den beiden hin und her gesehen. „Ich beschütze Shizuka.“, hatte Masaru mit wichtiger Miene verkündet und Shizuka hatte begeistert in Hände geklatscht. „Jaah! Masaru beschützt Shizuka!“ Natürlich hatte sich ihre Sprache in Gesellschaft von Masaru deutlich verbessert. Sie liebte es zu reden… ihr Lieblingswort jedoch war Papa geblieben. Sie fragte andauernd nach Naruto. Sakura lenkte dann geschwind vom Thema ab und Sasuke Miene verdüsterte sich. Naruto… in diesem halben Jahr hatte sich sein Leben komplett verändert. Zeitig am Morgen brach er auf und kam erst spät in der Nacht zurück. Wenn er überhaupt kam. Es war in letzter Zeit sogar vorgekommen, dass er mehr als zwei Tage lang unauffindbar war. Als das das erste Mal passiert war, hatte Sakura beinahe einen Nervenzusammenbruch erlitten. Tsunade war ebenfalls hilflos gewesen. Es war ja nicht so, dass Naruto einfach so verschwand. Zumindest bei ihr meldete er, dass er auf unbestimmte Zeit gehen würde. Aufhalten konnte Tsunade ihn nicht. Auch wenn sie Hokage war… auch wenn er ihr verziehen hatte… Sie stand, ihrer Meinung nach, für immer in seiner Schuld. Also verbot sie ihm diese ‚Ausflüge’ nicht. Jeder wusste, was er tat und keiner konnte es ihm verübeln. Doch bisher war Naruto immer zurückgekehrt. An Shizukas Geburtstag jedoch war er erst mitten in der Nacht wiedergekommen. Sakura hatte ihn darauf angesprochen, doch er war ausgewichen und gleich in dem Gästezimmer verschwunden. So ging es jetzt eine Weile hin und her. Er ging früh und kam spät. Eigentlich war es das Ereignis des Tages, wenn man Naruto Uzumaki mehr als eine Minute lang sah. Eines Morgens beim Frühstück schließlich platzte Sakura der Kragen. Naruto war um zirka fünf Uhr morgens außer Haus gegangen, nachdem er in der Nacht zuvor erst um halb Eins wiedergekommen war. Sasuke seufzte tonlos und schmierte sein Brot seelenruhig zu Ende. Herzhaft biss er ab, während Sakura loswetterte. „Okay. Okay, ich verstehe ja, dass er den Angriff niemals überwinden wird können. Niemand wird das können. Aber so geht es einfach nicht weiter! Er ist überhaupt nicht mehr im Dorf. Er redet mit niemandem mehr. Shizuka fragt andauernd nach ihm. Wann hat er sich das letzte Mal mit ihr beschäftigt? Ich weiß es gar nicht mehr! Es muss schon Wochen her gewesen sein. Tagein Tagaus dasselbe! So geht das nicht mehr! Die Kleine kennt ihren Vater überhaupt nicht! Er versäumt ihre Kindheit! Mit seiner ewigen Abwesenheit…“ „Sakura-“, unterbrach Sasuke sie energisch, nachdem er das halbe Brot verspeist und eine Gelegenheit gefunden hatte, seiner Frau ein wenig Einhalt zu gebieten, „…du weißt ganz genau, wo er ist und was er macht! Kannst du es ihm verübeln?“ Sakura schnaubte und reichte Masaru seine Frühstücksflocken und Shizuka vorerst drei Orangenstücke. „Natürlich weiß ich, was er tut. Das ganze Dorf weiß es. Er ist von der Vorstellung besessen, dass Hinata noch irgendwo da draußen ist. Dabei weiß er so gut wie wir, dass das nahezu ausgeschlossen ist, so weh es auch tut. Alle, wirklich alle hier haben nach ihr gesucht. Tsunade hatte eigens Truppen ausgeschickt. Und auch so auf den Missionen wird immer ein Auge offen gehalten, das ist ein ungeschriebenes Gesetz geworden. Wie kann er nur glauben, dass er sie alleine findet? Nicht einmal an Shizukas Geburtstag war er da!“, meinte sie erschüttert. „Er war an seinem Grab.“, sagte Sasuke schlicht und Sakura seufzte traurig. „Ich weiß…“, flüsterte sie mit einem Mal leise. Sasuke sah sie lange an und schob sich dann den letzten Bissen seines Brotes in den Mund. „Aber… du hast Recht. In gewissen Punkten.“ „Natürlich.“, gab Sakura überzeugt zurück und schälte weitere Orangen für die Kleinen, die sich munter unterhielten. Sofern man ihr Geplapper als Gespräch auslegen konnte. Sasuke seufzte tief. „Du willst mit ihm reden.“ „Natürlich.“ „Und was wirst du sagen?“ Sakura sah auf und Sasuke mit einem seltsamen Blick an, der bestimmt nichts Gutes bedeutete. Und dann verstand der Uchiha. „Du willst, dass wir beide mit ihm reden?“, fragte er perplex und Sakura funkelte ihn an. „Natürlich! Was denkst du denn? Wir sind seine besten Freunde. Wir müssen ihm klar machen, dass es so einfach nicht geht.“, sagte sie energisch und zog so heftig an der Orangenschale, dass sie gleich das halbe Fruchtfleisch mitriss. Sasuke sah sie mit gerunzelter Stirn an. „Sakura, darf ich dich daran erinnern, was genau passiert ist? Hikaru ist gestorben, vor seinen Augen. Seine Frau, Hinata, die auch deine beste Freundin war, ist verschleppt worden. Ebenfalls tot. Und du willst ihm allen Ernstes vorhalten, dass er sich verändert hat?“, hakte er ein wenig ungläubig nach. Sakura erstarrte und dann ganz langsam schälte sie die Orange zu Ende. Sie reichte die Spalten den Kindern weiter, welche sie sich begeistert in den Mund stopften. Oder es zumindest versuchten. „Natürlich nicht, Sasuke-kun. Ich verstehe ihn ja, wirklich. Ich weiß, dass es noch immer weh tut. Jedes Mal wenn ich außer Haus gehe warte ich darauf, dass ich Hinata irgendwo treffe. Für Naruto-kun muss es noch viel schlimmer sein… viel schlimmer… und dann eben das mit Shizukas Geburtstag…“ „Ich bin Shizuka!“, krähte die Kleine fröhlich und warf eine Orangenspalte nach Sasuke, der sie mit einer lässigen Handbewegung auffing und kurz entschlossen in den Mund schob. Masaru warf ihm einen eisigen Blick zu, den Sasuke nicht minder kühl erwiderte. „Sasuke-kun, starr ihn nicht so nieder.“ „Er hat angefangen!“, entrüstete sich Sasuke empört. Sakura konnte nur den Kopf schütteln. Mit den Nerven jetzt schon am Ende rieb sich Sasuke die Schläfen. „An Shizukas Geburtstag war Naruto an Hikarus Grab. Das ist doch wohl klar, oder? Könntest du, angenommen Masaru wäre tot, einfach so tun, als wäre nichts?“ Sakura sah Sasuke erschüttert an. „Nein, natürlich nicht. Aber du vergisst etwas, Sasuke-kun. Naruto hat nicht alles verloren. Natürlich macht das den Verlust nicht geringer, doch er vergisst, dass er noch eine Tochter hat, die ihn braucht. Er vergisst, dass er noch ein Leben hat, Freunde… und Familie. Und das müssen wir ihm klar machen! Er kann nicht bis an sein Lebensende dem verzweifelten Wunsch nachjagen, dass er Hinata findet. Sie ist… tot. Es ist nun mal so…“ Ihre letzten Worte waren immer leiser geworden. Auch ihr ging das Ereignis selbstverständlich noch nahe. Doch wie sie schon vor einem halben Jahr festgestellt hatte… die Zeit stand nicht still. Eine Zeit lang sprachen weder Sasuke noch Sakura ein Wort, die Stille wurde einzig durch das muntere Plappern der Kinder unterbrochen. Nach dem Frühstück brachte Sakura die beiden Kleinen in ihren Laufstall, der im Wohnzimmer stand, in dem sie meist den Vormittag verbrachten und ihren Spaß hatten. Als die rosahaarige Frau Shizuka hinein hob, kam unerwartet die gefürchtete Frage. „Wo ist Papa?“, fragte das kleine Mädchen mit großen Augen. Sakura gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn und setzte sie neben Masaru. „Dein Papa ist heute schon früh aufgestanden und noch nicht zurückgekommen.“ „Warum?“, hakte das Shizuka unnachgiebig nach, und auch Masaru verfolgte das Gespräch mit größtem Interesse. „Jaah. Warum ist Nato nicht da?“, fragte er. „Es heißt Naruto, Masaru-chan. Das weißt du doch.“, tadelte Sakura ihn. Manchmal schien es, als kürze er die Namen absichtlich ab, um weniger sprechen zu müssen. Schmollend verzog sich der Uchiha-Junge in die Ecke des Laufstalles, der am weitesten von seiner Mutter entfernt war. Er hasste es, wenn sie ihn ausbesserte. Doch damit war die Sache noch lange nicht erledigt, denn Shizuka ließ nicht locker. Seufzend gab Sakura nach. „Dein Papa sucht jemanden.“ „Wen?“ „Eine Frau.“ „Welche Frau?“ „Sie war deine Mama.“ „Wieso ist sie nicht da?“ Plötzlich war Sakura dankbar dafür, dass Masaru nicht gerade der Gesprächigste war. Hilfe suchend sah sie sich im Wohnzimmer um und erblickte Sasuke, der im Türrahmen stand und die Szene aufmerksam beobachtete. „Sasuke-kun…“, bat Sakura indirekt und Sasuke kam resigniert auf den Laufstall zu. Er ging in die Knie und war nun auf gleicher Höhe mit Shizuka. Sie starrte ihn durch die Gitterstäbe hindurch erwartungsvoll an. „Deine Mutter ist nicht da, weil sie vor langer Zeit weit weg gegangen ist. Sie wollte das aber nicht.“ Shizuka schien einen Moment zu überlegen, doch dann hatte sie schon wieder eine andere Frage. „Wo ist sie?“ Sakura sah sie liebevoll an und fuhr durch ihre mittlerweile ziemlich langen, dunklen Haare. Draußen im Garten konnte man die Vögel ihre Lieder zwitschern hören und die Frau verharrte einen Augenblick, ehe sie antwortete. „Sie ist bei den Engeln. Und von dort passt sie immer auf dich auf, egal wo du bist und was du machst.“, flüsterte sie schließlich. „DAS IST NICHT WAHR!“ Zu Tode erschrocken fuhren Sakura und Sasuke herum, letzterer hatte vorsorglich schon ein Kunai gezückt. Auch Masaru und Shizuka waren vor Schreck bleich geworden, doch das kleine Mädchen stieß Sekunden später einen erfreuten Schrei aus, als sie erkannte, wer im Türrahmen stand. „Papa!“, rief sie quitschvergnügt und streckte durch die Gitterstäbe ihre Hände nach ihm aus. Doch der blonde Shinobi in der Tür beachtete sie überhaupt nicht. Mit wutverzerrtem Gesicht und aufs Äußerste angespannten Muskeln starrte er Sakura an, die einen kleinen Schritt zurückwich. „N-Naruto…“, hauchte sie erschrocken. Sie war so vertieft in das Gespräch mit Shizuka gewesen, dass sie überhaupt nicht bemerkt hatte, dass Naruto zurückgekommen war. Sasuke schien es ähnlich ergangen zu sein, doch er fing sich deutlich schneller als seine Frau. Langsam ließ er das Kunai sinken, aber er steckte es nicht weg. Mit abschätzendem Blick musterte er seinen besten Freund und er war sich nicht sicher, ob er ungefährlich war. Narutos Finger umfassten den Türrahmen und es knirschte schon bedrohlich. „Das ist Sachbeschädigung, Dobe.“, sagte Sasuke kühl. Narutos Blick löste sich von Sakura und ruhte nun auf dem Uchiha. Fast sah es so aus, als hätte er sich wieder beruhigt, doch der Schein trog. „ES IST MIR SCHEIßEGAL, OB DAS SACHBESCHÄDIGUNG IST!“, brüllte er so laut, dass Sakura die Ohren klangen. Sasuke schien nicht im Mindesten beeindruckt. Für einen Moment schloss Naruto die Augen und atmete tief durch. Er würde sich jetzt nicht aufregen. Seine Maske der Gleichgültigkeit war ihm nur für einen Moment abhanden gekommen. Als er seine Augen wieder öffnete, ließ er langsam den Türrahmen los, ballte die Hände kurz zu Fäusten und entspannte sich schließlich. Mit einem grauenhaft falschen Lächeln sah er seine besten Freunde an. „Wieso erzählt ihr Lügen?“, fragte er übertrieben gleichgültig. Die beiden antworteten nicht sofort und warfen sich einen kurzen Blick zu. Die angespannte Stille wurde nur von Shizuka unterbrochen, die noch nicht aufgegeben hatte, die Aufmerksamkeit ihres Vaters zu erregen. Immer wieder rief sie nach ihm und quengelte herum. Noch wurde sie übergangen. „Wir… Naruto-kun…“, stotterte Sakura herum, doch dann trat ein harter Ausdruck in ihre sonst so freundlichen Augen, „Wir lügen nicht.“ Sie war es leid. Sie war es leid, sich dafür rechtfertigen zu müssen, dass Naruto eine Tatsache verleugnete. Da half nur die bittere Wahrheit, so schwer es ihr auch viel, ausgerechnet in diesem Augenblick damit anzufangen. Doch irgendwann musste damit begonnen werden. Besser jetzt als später. Schweigen. Sogar das Vogelgezwitscher im Garten hatte aufgehört. Einzig Shizuka machte Lärm. Unerträglichen Lärm in diesem Moment. Andauernd rief sie nach Naruto, gab flehende Laute von sich. Sie wollte, dass er sie ansah, sie anlächelte. Sie wollte, dass er sie hochhob und sie fest drückte, so, wie er es vor langer Zeit getan hatte. Ihr Gequengel hallte in Narutos Gehörgängen nach und eine Ader begann auf seiner Stirn zu pulsieren. Konnte sie denn nicht einfach ruhig sein? Er hatte hier etwas Wichtiges mit Sakura und Sasuke zu besprechen. Er würde ihnen klar machen müssen, dass sie logen. Dass Hinata noch da draußen war, dass er fest davon überzeugt war, sie zu finden. Es konnte gar nicht anders sein. Es wäre zu unerträglich, wenn es tatsächlich so wäre. Unerträglich, diese vernichtende Endgültigkeit. Nein, sie war da draußen und er musste sie finden, koste es was es wolle. Er wollte ihr Gesicht noch einmal sehen, er musste ihr Lachen hören. Und ihre weiche Haut berühren, ihr durch ihr Haar fahren… er wollte, dass ihre Berührungen seine Haut brennen ließ, er wollte, dass sie ihn aus seiner Gefühlsleere riss, in die er seit Hikarus Tod gefallen war. Sie war die einzige, die all seine Masken jemals durchschaut hatte. Er wollte wieder von ihr durchschaut werden. Er brauchte sie. Sie war da draußen. Es war nicht endgültig. Und immer wieder Shizukas Gejammer. „Shizuka! Sei endlich still!“, fuhr er das kleine Mädchen zornig an, die erschrocken innehielt. Jetzt hatte sie seine Aufmerksamkeit. Aber er lächelte nicht. Es war kein netter Tonfall gewesen. Langsam stiegen Tränen in ihre Augen. Was hatte sie denn gemacht, dass er so böse auf sie war? Sie wollte doch nur, dass er sie hochhob. Sie wollte nur, dass er lieb zu ihr war, dass er sie umarmte. Sie schniefte einmal leise, bevor sie in lautstarkes Weinen ausbrach. Dieses Ereignis förderte vier grundverschiedene Reaktionen zutage. Narutos Gesichtszüge entgleisten und er sah seine kleine Tochter entsetzt an. Es war, als würde er sie erst jetzt richtig sehen. Er hatte sie zum Weinen gebracht. Mit voller Absicht. Was hatte er getan? Er hasste es doch, wenn er Tränen bei ihr sah. „Shizuka…“, murmelte er hilflos, bestürzt, traurig, und machte einen Schritt auf sie zu. Doch der Weg wurde ihm von Sasuke versperrt. Seine Miene war wie eine Maske und Naruto beneidete ihn darum. Er hatte das schon immer besser gekonnt, als er selbst. Doch der blonde Shinobi sah eindeutig Verachtung darin. Verachtung dafür, dass er die Kontrolle verloren und sogar seine eigene Tochter angeschrieen hatte. Doch er sagte kein Wort dazu, und das brachte Naruto beinahe um den Verstand. Den Gefallen tat ihm schließlich Sakura, die Shizuka erschrocken ansah. Wütend und gleichzeitig fassungslos starrte sie Naruto an. „Siehst du das? Siehst du, was aus dir geworden ist? Ich erkenne dich nicht wieder, Naruto…“, fragte sie enttäuscht. Sie beugte sich zu Shizuka hinunter, die in der Zwischenzeit von Masaru versorgt worden war. In dem Moment, in dem der Junge gesehen hatte, dass sie weinte, war er wie der Blitz zu ihr gekrabbelt und tätschelte unbeholfen ihre Arme, in denen sie ihren Kopf verborgen hatte und herzzerreißend schluchzte. „Nicht weinen, Shi. Masa passt ja auf.“, sagte er aufmunternd und kürzte noch mehr ab, als zuvor. Er wollte keine Zeit mit sinnlosen Namen verschwenden. Er warf Naruto einen seiner Todesblicke zu. Dieser Mann da war schuld, dass seine ‚Schwester’ weinte. Naruto erstarrte. Sakuras Anschuldigungen, ihre Enttäuschung… und sogar der kleine Junge verachtete ihn. Was war wirklich aus ihm geworden? „Komm.“, herrschte Sasuke ihn an, packte ihn grob an der Schulter und drängte ihn in die Küche, welche ein paar Zimmer weiter war. Das Weinen von Shizuka war aber auch hier deutlich zu hören. Der Uchiha packte das Kunai wieder weg. „Sasuke. Was ist mit mir los…?“, fragte Naruto schwach und besah sich seine Hände, als würde dort die Antwort stehen. Sasuke erwiderte nichts darauf, sondern lehnte sich gegen die Mauer und wartete. Wenige Minuten später rauschte Sakura in die Küche, nachdem sie die kleine Shizuka wieder einigermaßen beruhigt hatte. Mit einem Funkeln in den Augen raste sie auf Naruto zu, und wenn Sasuke nicht noch rechtzeitig eingriffen hätte, dann hätte sie den Mann wahrscheinlich mit bloßen Händen erwürgt. „Beruhige dich, Sakura.“, befahl er, doch seine Frau dachte nicht mal im Traum daran. „Mich beruhigen? MICH BERUHIGEN? BIST DU DES WAHNSINNS?“, schrie sie und riss sich von ihm los. Mit wenigen Schritten war sie bei Naruto, der hastig zurückgewichen war. „DU! WAS DENKST DU DIR EIGENTLICH? WAS HAT DIR DIE KLEINE DENN GETAN? ACH, LASS MICH RATEN: ES WAR IHRE ALLEINIGE ANWESENHEIT, NICHT WAHR? ABER STOPP! DU BEKOMMST JA SOWIESO NICHTS MEHR VON SHIZUKA MIT!“, tobte sie. „Was redest du da?“, fragte Naruto leise und verwirrt. Gezwungen ruhig antwortete Sakura. „Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, Naruto. Ein halbes Jahr ist vergangen. Sechs Monate. Beantworte mir eine Frage: Wann warst du das letzte Mal bei deiner Tochter und hast sie auf den Arm genommen?“ „Ich… das war… ich…“, stammelte Naruto und taumelte ein wenig zurück. Mit einer Hand stütze er sich am Küchentisch ab. „Du weißt es nicht mehr? Ich auch nicht. Warum, Naruto-kun? Vielleicht, weil du andauernd weg bist? Andauernd ‚arbeitest’?“, fragte Sakura lauernd. ~ Arbeit ist das beste Mittel gegen Verzweiflung. „Ich-… Ich muss Hinata finden…“, brachte er als schwache Entschuldigung hervor. „Aber Naruto-…“, setzte Sakura an, aber sie wurde von Sasuke unterbrochen. „Hinata ist tot, Naruto.“ Der Satz schwebte im Raum. Sasuke war nun endgültig der Kragen geplatzt. Hier ging alles drunter und drüber und bevor Sakura Naruto umbrachte, regelte er, Sasuke, die Sache auf seine Art und Weise. Sein bester Freund hatte den Bezug zur Wirklichkeit verloren, das konnte sogar ein Blinder sehen. Sein Optimismus in Ehren, aber wo er zu weit ging, ging er zu weit. Nicht zuletzt, weil er seine eigene Tochter angeschrieen hatte, die die einzige war, die ihm von seiner Familie geblieben war. Er, Sasuke Uchiha, würde Naruto jetzt die Augen öffnen. Es musste sein, auch wenn es für den blonden Shinobi vor ihm bitter werden würde. „Naruto, du kannst sie da draußen nicht finden. Wir haben alle nach ihr gesucht. Auf jeder verdammten Mission, egal in welchem Reich, egal in welchem Dorf. Niemand hat sie gesehen, niemand hat irgendwas gehört. Naruto. Sieh es ein. Sie – ist – tot.“, sagte er eindringlich, aber nichtsdestotrotz bedauernd. Naruto war weiß wie eine Wand geworden, unfähig sich zu bewegen. Er starrte Sasuke einfach nur, als wartete er darauf, dass er gleich verkünden würde, dass das nur ein böser Scherz war. Aber der Uchiha sah ihn nur weiterhin mit seinem gnadenlos endgültigen Blick an. „Nein…“, murmelte Naruto kopfschüttelnd, immer wieder. Sakura konnte diesen Anblick nicht ertragen. Naruto musste in diesem Moment so viel Leid ertragen, so viel mehr Leid als sie alle zusammen. Ausgerechnet er. Doch es musste sein. Er durfte nicht dieser Vorstellung nachjagen, nicht so verzweifelt alle seine Hoffnung, sein Kraft hineinstecken. Er musste jetzt mit der Wahrheit konfrontiert werden, sonst würde es bald zu spät sein und der Schmerz noch viel größer werden. „Naruto…“, setzte sie an, und ihr bester Freund, ihr Bruder, sah sie so verzweifelt an, dass ihr das Herz brach. Tränen schimmerten in ihren smaragdgrünen Augen, als sie weiter sprach. „Du musst es einsehen. Es hat keinen Zweck, so verzweifelt nach ihr zu suchen.“ „Aber… es ist doch Hinata… sie ist doch meine Hinata… Könnt ihr das denn nicht verstehen? Ich kann sie nicht alleine lassen! Ich muss sie doch retten… und sie beschützen… Wieso seht ihr das denn nicht?“, fragte Naruto hoffnungslos und hielt sich den Kopf, der stark pochte. „Wir sehen es ja, Naruto-kun. Wir wissen alle, wie sehr du dich quälst. Wir wollen dir doch nur helfen. Du bist tagelang weg, keiner weiß, wohin du gehst. Shizuka, deine Tochter… sie fragt andauernd nach dir. Was sollen wir ihr sagen? Sie braucht dich, Naruto-kun. Sie braucht dich. Sie begreift nichts vom Tod, sie kennt keine wahre Trauer. Sie lebt im Hier und Jetzt, und sie ist verwirrt, weil du nicht da bist. Sie weiß nichts von dem, was geschehen ist. Sie weiß nicht, dass Hinata tot ist. Sie will, dass du bei ihr bist, und nicht irgendwo da draußen. Wir trauern alle, Naruto. Wir vermissen Hinata, wir wollen sie wiederhaben. Doch es geht nicht und das verstehen wir auch. Aber du verlierst den Bezug zur Realität. Wenn das so weitergeht… dann wirst du dich entscheiden müssen…“, sagte Sakura ernst. „Entscheiden?“, fragte Naruto irritiert. Nun antwortete ihm Sasuke. „Du wirst dich entscheiden müssen. Zwischen deiner aussichtslosen Suche und zwischen deiner Tochter, die hier ist, die lebt. Die dich braucht. Die du noch nicht verloren hast. Aber wenn du so weitermachst wie bisher… dann wird es zu spät sein. Du hast die Wahl. Eine tote Hinata, die niemals gewollt hätte, dass du dich so quälst, oder eine lebende Shizuka, die dich mehr braucht als uns.“ Naruto war vollkommen unentschlossen. Was sie da von ihm verlangten, das war grausam. Er konnte sich doch nicht zwischen seiner Frau und seiner Tochter entscheiden! Und was sie da noch alles gesagt hatten… Hinata war nicht tot! Nein, nein, nein, das war nicht richtig! Sie war da draußen, das wusste er ganz bestimmt. Oder…? Seine Gedanken machten sich selbstständig. Sein Unterbewusstsein regte sich und konfrontierte ihn mit knallharten Tatsachen, wie Sasuke und Sakura eben. Er hatte doch überall gesucht. Überall. Er war an einem Tag sogar bis ins Wellenreich gelaufen. Und noch viel weiter. Aber niemand, niemand hatte sie gesehen, niemand hatte von ihr gehört, wie Sasuke gesagt hatte. Es war wirklich aussichtslos. Er würde sie niemals finden. Niemals. Und während er durch die Wälder jagte, lebte seine Tochter hier, ohne ihn. Aber sie wollte, dass er da war. Er hatte ihr doch versprochen, dass er sie nicht mehr alleine lassen würde! Er hatte es in dem Hohlraum unten versprochen. Seine Eingeweide verkrampften sich. Der Hohlraum… Hikaru… und Hinata war nicht da gewesen… Stöhnend hielt er sich den Kopf, schüttelte ihn, als könne er so die Erinnerungen loswerden. Er wollte es so sehr, er wollte nicht mehr daran denken, nie wieder. Wieso suchst du dann so verbissen nach ihr? Du weißt selbst, dass du keine Chance hast. Aber du hast Shizuka. Deine kleine Shizuka, die einzige die überlebt hat. Der du deine letzten Versprechen gegeben hast. Du bist dabei, sie alle zu brechen… Die Stimme in seinem Kopf sprach leise aber unangenehm deutlich. Halt… er konnte doch nicht Hinata aufgeben! Sie ist aber tot. Wie Sasuke gesagt hat. Sie ist weg und du musst damit klarkommen. Nicht jetzt und auch nicht in ein paar Jahren… aber irgendwann musst und wirst du damit klarkommen. Doch du kannst es niemals schaffen, wenn du sie weiterhin suchst, weiterhin an ihr festhältst. Bestürzt beobachtete Sakura Naruto, als er wie ein wildes Tier von einer Seite der Küche zur anderen stürzte, andauernd den Kopf schüttelte und vor sich hinredete. Diese Entscheidung, vor die sie ihn gestellt hatten, nagte deutlich an ihm. „Kami-sama, steh’ ihm bei…“, murmelte Sakura leise und flehte, dass Naruto nicht mehr so lange zu leiden hatte. Er musste sich für Shizuka entscheiden. Er musste einfach. Wenn nicht, dann war er verloren. Aber sie konnte das nicht hinnehmen. Er gehörte fix zu ihr. Er war wie ein Bruder für Sakura. Sie musste um ihn kämpfen, sie musste ihm helfen! Und sie war Ärztin. Sie wusste, dass er ein Patient war. Er stand unter Schock, noch immer, hatte ein Trauma davongetragen. Sie musste etwas tun. Jetzt. „Sasuke-kun. Bitte geh zu den Kindern und nimm Masaru mit auf einen Spaziergang. Nur Masaru. Und komm erst in zwei Stunden wieder.“, befahl sie unnachgiebig und Sasuke nickte sofort. Er wusste, dass er diese Angelegenheit ruhig seiner Frau überlassen konnte. Und er hatte so die Chance, diesem Anblick zu entgehen. Seinen besten Freund so leiden zu sehen… so verstört… das war absurd, aber leider Realität. Naruto Uzumaki, immer fröhlich, immer gut gelaunt… der war verschwunden. Sasuke wusste das, aber er wollte es nicht einfach so hinnehmen, genauso wenig wie Sakura. Und die würde alles in ihrer Macht Stehende tun, um ihm zu helfen. Und er, Sasuke, vertraute ihr völlig. Ohne ein weiteres Wort holte er Masaru, der sich anfangs weigerte, weil er ja auf Shizuka aufpassen musste, sich nach einem kalten Blick seines Vaters jedoch fügte, und verschwand mit ihm lautlos aus dem Uchiha Anwesen. Vorsichtig näherte sich Sakura Naruto. „Naruto-kun.“, flüsterte sie und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er fuhr zu ihr herum und sah sie verzweifelt an. „Ich kann das nicht.“, wimmerte er, und ganz langsam und behutsam umarmte ihn Sakura. „Doch, Naruto-kun. Du kannst das. Du bist nicht alleine. Du hast Sasuke und mich, und du hast Shikamaru und Ino und Neji und TenTen… nicht zu vergessen Tsunade und Jiraiya, Shizune… Iruka. Wir sind doch alle bei dir. Und du solltest bei Shizuka sein. Das bedeutet aber nicht, dass du alle deine Gedanken auf sie richten musst, dass du nicht an Hinata denken darfst. Du wirst ihr nachtrauern, noch lange. Du wirst denken, dass du das nicht kannst, wie jetzt. Aber wir sind alle bei dir. Immer.“, sagte sie leise. Zitternd erwiderte Naruto ihre Umarmung und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. Sie spürte ihn erbeben, und wie sich seine Finger in ihren Rücken gruben. „Ich habe sie so sehr geliebt, Sakura. Viel mehr als mich selbst. Viel mehr als alles andere. Ich will sie wiederhaben. Ich habe sie doch so sehr geliebt.“, schluchzte Naruto. Er weinte tatsächlich. Überrascht weiteten sich Sakuras Augen, doch dann lächelte sie leicht und fuhr Naruto beruhigend durch die Haare. Das erste Mal, dass sie ihn weinen sah. Das erste Mal, dass sie ihn um Hinata weinen sah. Er hatte sich entschieden. „Ich weiß, Naruto-kun. Ich weiß.“ Nach mehreren Minuten, in denen Naruto sich wieder beruhigt hatte, gingen sie zu Shizuka ins Wohnzimmer. Diese hatte Naruto ein wenig ängstlich angesehen, als er durch die Tür getreten war. Ob er noch immer böse auf sie war? Doch als er auf sie zustürzte, sie hochhob und fest an sich drückte und sich immer wieder bei ihr entschuldigte, war die Welt für sie wieder in Ordnung gekommen. „Papa! Hab dich sooooooo lieb!“, quietschte sie vergnügt und schlang ihr Ärmchen um den Hals ihres Vaters. Er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und streichelte sanft ihre Wange. Dabei fiel ihm auf, wie sehr sie Hinata ähnelte, mit Ausnahme der Augen. Er war unbeschreiblich froh, dass Shizuka ihm geblieben war. Seine kleine Tochter. Er würde von heute an jeden Tag für sie da sein. Er würde seine Versprechen nicht brechen. „Ich hab dich auch lieb, Shizuka-chan.“, antwortete er und lächelte leicht. Als Sakura das beobachtete, stiegen ihr Tränen in die Augen. Es würde noch dauern, bis Narutos Wunden genesen würden. Aber Shizuka war definitiv das beste Heilmittel. Sie gab ihm ein wenig Freude und Aufmunterung. Ein Lächeln. Liebe. Irgendwann würde alles wieder halbwegs gut werden. ****************************************************************************** *schnief* Ich fand's klasse... und trotzdem traurig... *sad smile* Na, was sagt ihr dazu? Bin auf eure Kommis gespannt! Danke für eure Aufmerksamkeit! Eure Fantasia Kapitel 6: Himitsu - Geheimnis ------------------------------ Hi Leute! Hier geht es jetzt auch mal wieder weiter, sogar mit einem XXL Kapitel!! Ich möchte mich noch einmal bei meiner lieben Bee bedanken, die sich die Mühe gemacht hat, dieses Kapitel mit mir zusammen zu korrigieren!! (glaubt mir, das war notwendig -.-) *sie ganz fest knuddelt* Und jetzt ist es fertig!! Viel Spaß!! ******************************************************************* Kapitel 6: Geheimnis - Himitsu Elf Jahre später Mit einem dumpfen ‚Klong’ blieb das Shuriken in dem Holzpflock stecken. Drei weitere folgten in nur sehr kurzen Zeitabständen. Allesamt nahezu perfekt platziert. Nur noch einer, dann wären die fünf komplett. Sie spannte ihre Muskeln an, fixierte den roten Punkt in dem die vier Shuriken steckten, und ihre Augen formten sich zu schmalen Schlitzen. Mit einer schnellen Bewegung warf sie. Das Shuriken bohrte sich wenige Zentimeter neben dem Zielpunkt ins Holz. „Verdammt!“, rief sie ärgerlich und stampfte mit dem Fuß auf dem Boden auf. Grummelnd schritt das Mädchen zu dem Baumstumpf hinüber und zog die Waffen mit roher Gewalt heraus. „Waren doch schon vier von fünf.“, erklang es belustigt etwas abseits des Trainingsplatzes. Die langen dunklen Haare, die ein wenig bläulich in der Nachmittagssonne glänzten, flogen durch die Luft, als das Mädchen mit den blitzblauen Augen herumfuhr. „Ich wollte aber fünf von fünf.“, brummte sie und näherte sich dem schwarzhaarigen Jungen, der ihr nun etwas gelangweilter entgegensah. Er saß auf der trockenen Erde, mit dem Rücken an einem umgestürzten Baumstamm gelehnt. In der Hand hielt er ein Kunai, das er immer wieder in die Luft warf und es dann geschickt auffing, ohne sich dabei zu verletzen. Das Mädchen blieb vor ihm stehen und durchbohrte ihn mit einem Unheil verkündenden Blick, der ihn jedoch kalt ließ. „Wieso bin ich eigentlich die einzige, die trainiert?“, fauchte sie und stemmte die Hände in die Hüften. Der schwarzhaarige Junge seufzte tief und schlug dann mit der Faust kräftig gegen den Baumstamm, welcher daraufhin erzitterte. „Hey, Sumiaki-kun. Shizuka macht Stress.“ Ein verschlafenes Gähnen war zu hören, ehe sich ein Junge mit dunkelbraunem Haar aufrichtete und irritiert umher sah. Er hatte der Länge nach auf dem Baumstamm gelegen und die Wolken beobachtet. Zumindest hatte er das vorgehabt, doch dann war er eingeschlafen. „Wer macht Stress? Stress ist schlecht…“, murmelte Sumiaki, gähnte erneut und streckte sich herzhaft durch. Shizuka funkelte die beiden Jungs vor ihr wütend an. „Masaru, Sumiaki, es ist wirklich immer dasselbe mit euch! Kiba-sensei hat befohlen, dass wir trainieren sollen, und zwar mit den Waffen. Er wird wütend sein, wenn er wiederkommt und ihr das nicht könnt. Und das wiederum bedeutet dann, dass wir die langweiligen D-Rang Missionen bekommen!“, empörte sich das Mädchen. „Was ist denn schlecht an D-Rang Missionen… das ist keine Anstrengung…“, gab Sumiaki unbeeindruckt zurück und sah Shizuka unverwandt aus seinen verschlafenen Augen an. „Er hat Recht. Und wer sagt denn, dass wir nicht mit Waffen umgehen können?“, fragte Masaru herausfordernd und warf das Kunai noch ein letztes Mal in die Luft, bevor er es in seinem Waffenbeutel verschwinden ließ. Shizuka seufzte tief. „Ihr trainiert doch nie. Ihr könnt es doch nicht einfach so können.“ „Doch.“, entgegnete Masaru und ehe Shizuka sich versah, war er zum Übungsgelände hinübergeschlendert und machte sich bereit. Shizuka ließ sich neben Sumiaki auf den Baumstamm fallen, verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete den Jungen kritisch. Sumiaki hingegen zog es vor, die Wolken zu betrachten. Er wusste schon, wie das hier enden würde. Elegant zog Masaru die Shuriken hervor. Er bedachte Shizuka noch mit einem abfälligen Lächeln, dann begab er sich in Wurfposition. Die erste Waffe sauste mit einem Zischen durch die Luft, dicht gefolgt von der zweiten und der dritten. Allesamt trafen sie die rote Fläche. Zwei waren noch übrig. „Hey, Sumiaki-kun, schau lieber zu. Gleich wird’s spannend.“, meinte Shizuka spöttisch und deutete auf Masaru. Seufzend leistete der Nara-Junge ihrer Aufforderung Folge. Er wollte schließlich noch am Leben bleiben. Nächster Shuriken. Treffer. Verächtlich schnaubte Shizuka und auf Sumiakis Gesicht machte sich ein Grinsen breit. Langsam zog er ein Kunai aus seinem Waffenbeutel, ohne dass Shizuka es bemerkte. Masaru betrachtete das letzte Shuriken in seiner Hand mit einem leichten Lächeln. Es würde ein Kinderspiel werden. Fünf. Einfach lächerlich. Er spannte seine Armmuskeln an, fixierte das Ziel… und warf. Seine und Shizukas Augen verfolgten die Flugbahn der Waffe prüfend. Die Luft war zum Zerreißen gespannt. Langsam änderte das Shuriken seinen Weg und es sah tatsächlich so aus, als würde es den roten Punkt verfehlen. Ein triumphierendes Glitzern stahl sich in Shizukas Augen und Masaru verzog missmutig das Gesicht. Peinlich, richtig peinlich. Doch plötzlich ertönte ein weiteres Zischen in der Luft, auf das ein metallenes Klirren folgte. Und ein Hundertstel später war das Shuriken sicher mit einem Kunai direkt in die Mitte des roten Punktes genagelt worden. Erstaunt blickte Masaru zu seinen Freunden hinüber und als er begriff was sein Teamkollege getan hatte, grinste er breit. Shizuka war inzwischen aufgesprungen und zeigte mit ausgestrecktem Finger auf Sumiaki, der lauthals zu lachen begonnen hatte. „Du! Das war gemein, du hast geschummelt! Er hätte niemals getroffen, das Shuriken hat die Laufbahn verändert. Frechheit!“, rief Shizuka zutiefst empört und zitterte vor Wut. Lachend kam Masaru auf seine beiden Freunde zu. „Siehst du, Shizuka-chan? Fünf von fünf. So schwer ist das doch nicht.“, meinte er selbstgefällig und zwinkerte Sumiaki zu. Die beiden ließen einfach keine Gelegenheit aus, Shizuka auf die Palme zu bringen. Doch die kleine Streiterei zwischen den dreien wurde unterbrochen, als ein riesengroßer weißer Hund von einem Moment auf den anderen aus dem Gebüsch sprang und exakt vor den Kindern abbremste. Auf ihm ritt ein Jonin, der jedoch eine schwarze Jacke und eine schwarze Hose anstatt der üblichen Uniform trug. „Hey, Team Sechs. Na, wie ist es mit dem Training gelaufen?“, fragte der Mann interessiert und sprang geschickt von dem Monsterhund. Aufmerksam wanderte sein Blick zu dem Holzpfosten. „Sehr schön, sehr schön. Wer war das?“ Sumiaki und Masaru grinsten sich an und warfen einen kurzen Seitenblick auf Shizuka, die sich wohl im Moment etwas überrumpelt fühlte. „Die Shuriken gehören mir, Sensei. Und Sumiaki ist für den punktgenauen Treffer mit dem Kunai verantwortlich.“, verkündete der Uchiha mit einem belustigten Glitzern in den Augen. Kiba grinste die beiden Jungs an. „Toll gemacht. Das Training von euch zweien hat sich anscheinend richtig bezahlt gemacht.“ Da wurde es Shizuka zu viel, die bis eben nur ein wenig hilflos von dem einem zum anderen geschaut hatte. „Aber Kiba-sensei-…“, wandte sie ein, doch wurde gleich von ihrem Sensei unterbrochen. „Und was ist mit dir, Shizuka? Wo sind deine Shuriken?“, fragte er mit gerunzelter Stirn und widmete sich ganz dem jungen Mädchen. Sein Blick huschte aufmerksam über sie und er wartete auf ihre Antwort. Diese kam auch prompt. „Na hier. Ich habe trainiert, Sensei, wirklich!“, versicherte sie ihm energisch. „Soso. Und mit wie vielen hast du getroffen?“ „Mit vier von fünf…“, murmelte Shizuka kleinlaut. Kiba seufzte. „Nach dieser langen Zeit, die ich euch gegeben habe? Mir scheint, deine Teamkameraden haben heute mehr geleistet, als du.“, bemerkte er tadelnd. Shizuka schluckte sich einen deftigen Kommentar hinunter. Von wegen trainiert. Sumiaki hatte geschlafen und Masaru… keine Ahnung, was der gemacht hatte. Die einzige, die wirklich trainiert hatte, das war sie selbst gewesen. Aber Beweise hatte sie leider keine. „Hai, Kiba-sensei. Ich werde nächstes Mal mit allen treffen.“, versprach Shizuka zerknirscht. Schon lächelte Kiba wieder und verwuschelte gutmütig ihre langen Haare. „Ist gut. Dann ist das Training für heute beendet. Wir treffen uns morgen wieder. Aber ich kann nur vormittags, danach bin ich bei einer Jonin Besprechung. Das heißt, ich erwarte absolute Pünktlichkeit.“, schärfte Kiba sein Team ein, wobei er aber nur Sumiaki ansah, der schon wieder in seine Traumwelt eingetaucht war. „Hai, Sensei!“, riefen Masaru und Shizuka anstelle seiner. Der Jonin schwang sich auf Akamaru, grinste die Kinder noch einmal an und ritt dann zurück Richtung Dorfzentrum. Seine Gedanken kreisten ein wenig um Shizuka. Heute war ihm wieder besonders die Ähnlichkeit zwischen ihr und Hinata aufgefallen. Ihre langen dunklen Haare, ihr zierlicher Körper… die Art wie sie sich ausdrückte… Nun ja, was sie sagte unterschied sich hingegen deutlich von ihrer Mutter. Ihre ganzen Charakterzüge unterschieden sich. Größtenteils jedenfalls. Manchmal gab es Parallelen, die Kiba aber gerade nicht einfielen. Ansonsten kam die Kleine ganz nach Naruto. Er richtete seine Gedanken wieder auf die Aufgabe, die er heute noch zu bewältigen hatte. Gerade kam er jedoch an den Vororten Konohas vorbei, und unweigerlich kehrten seine Gedanken noch einmal zu seiner ehemaligen Teamkollegin und ‚kleinen Schwester’ zurück. Hier hatte sie gelebt, bevor sich der Angriff vor ein paar Jahren ereignet hatte. Genauer gesagt, morgen jährte er sich zum elften Mal. Elf Jahre… Kibas Blick verklärte sich, doch er zwang sich, nicht daran zu denken. Morgen hatte er genügend Zeit dafür. Mit großen Sprüngen jagte Akamaru weiter Richtung Dorfzentrum. Inzwischen hatte sich Team Sechs auf den Heimweg gemacht, wobei Shizuka noch immer schmollte und die beiden Jungs ignorierte. Diese grinsten sich nur weiterhin an. Sie war manchmal ein wirklicher Sturschädel. Normalerweise konnte man mit ihr Spaß haben, aber wenn sie einen schlechten Tag hatte… „Ach, komm schon, Shizuka-chan. Sei nicht so beleidigt.“, neckte Masaru und stieß ihr leicht in die Seite. Sie warf ihm einen mörderischen Blick zu, der den Uchiha-Jungen aber nur leise lachen ließ. „Den Blick hast du von meinem Vater geklaut.“, stellte er amüsiert fest, doch das Mädchen achtete gar nicht auf ihn. „Ihr seid beide so was von blöd! Jetzt denkt Kiba-sensei bestimmt, dass ich absolut unfähig bin. Dabei hab ich in meinem Leben schon doppelt soviel trainiert wie ihr zwei zusammen!“, empörte sich Shizuka und trat gereizt einen Stein aus dem Weg, der irgendwo im Gebüsch verschwand. Sumiaki schnitt eine Grimasse in Masarus Richtung. Shizuka war heute eindeutig nicht gut drauf. Gott sei Dank konnte er sich jetzt aus dem Staub machen. „Hey, ich muss hier weg. Wir sehen uns dann morgen!“, sagte er, warf seinem Teamkollegen noch einen mitleidigen Blick zu und bog dann in eine der ersten Seitengassen Konohas ein. Ein wenig sehnsüchtig sah Masaru ihm nach. Hatte der es gut, er musste Shizukas Launen nicht weiter ertragen. Die zwei verloren kein Wort, bis sie nur noch wenige Straßen vom Uchiha-Anwesen entfernt waren. „Willst du mich jetzt für immer anschweigen? Stell dich nicht so an, wir haben dich nur verarscht. Kiba-sensei weiß ganz bestimmt, dass du toll mit Waffen umgehen kannst. Er ist ja nicht blöd.“, meinte Masaru gleichgültig und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. Missmutig warf Shizuka ihm einen kurzen Seitenblick zu und seufzte schließlich leise. „Jaah. Ich weiß doch, dass ihr es nicht böse gemeint habt… aber ich hasse es, wenn es dabei ums Training geht. Okay, wenn wir Kiba-sensei einen Streich spielen oder so irgendwas machen… das geht ja. Aber direkt beim Training…“, murmelte sie vor sich hin. „Du nimmst das alles viel zu ernst, Shizuka. Wir sind erst seit einem halben Jahr ein Team, du musst noch nicht auf dem Level eines ANBU sein.“, stellte er entschieden fest und Shizuka lächelte schwach. „Ich weiß… tut mir Leid, ich hab es vielleicht wirklich zu ernst genommen.“, sagte sie leise und wandte den Blick auf den staubigen Boden, der sie auf direktem Weg zu ihrem Zielort führte. Masaru sah sie schief an. „In letzter Zeit bist du sowieso wieder so… komisch. Du hast schon lange nicht mehr gelacht und kämpfst viel zu verbissen um verschiedenste Dinge. Warum?“, fragte er ernst und stellte fest, dass sie gleich bei dem großen Uchiha-Anwesen angekommen waren. „Ach… ich glaube, es ist wegen morgen…“, flüsterte Shizuka und man konnte ihr an der Nasenspitze ansehen, dass sie sich nicht wohl in ihrer Haut fühlte. Masaru nickte langsam. Ja, morgen war es wieder so weit. Er selbst wusste nicht genau, was es damit auf sich hatte, genauso wenig wie Shizuka oder irgendjemand sonst in ihrem Alter. Zumindest hatte noch keiner etwas durchscheinen lassen. Aber am morgigen Tag… es lag immer so eine gespannt Atmosphäre in der Luft, egal wohin man ging. Und vor allem Shizuka zog sich an diesem Tag immer in irgendeinen versteckten Winkel des Dorfes zurück. Verständlich… sie wurde überall mitleidig angesehen und das störte sie gewaltig. Aber darüber wollte Masaru jetzt nicht so genau nachdenken, denn sie waren zu Hause angekommen. Shizuka öffnete die Haustür des Uchiha-Anwesens und trat dicht gefolgt von Masaru ein. Letzter ließ die Tür elegant zurück ins Schloss fallen und lächelte ein wenig selbstgefällig. Sie zogen sich ihre Straßenschuhe aus und schlüpften in die dünnen Hauspantoffeln, die für jeden der Hausbewohner im Vorzimmer bereitgelegt waren. Schweigend machten sie sich auf den Weg in die Küche, aus der sie die muntere Stimme von Sakura vernahmen. Shizuka spitzte die Ohren und lauschte angestrengt. Masaru lächelte, als er beobachtete wie sich ihre Schritte beschleunigten. Ihre schlechte Laune war mit einem Mal dahin. Sie flog förmlich über den langen Holzflur und bremste knapp vor der verschlossenen Küchentür scharf ab. Sie schlitterte ein paar Meter weiter, krallte sich aber noch an der Schiebetür fest und riss sie im Vorbeirauschen auf. Mit strahlenden Augen stürzte sie in die Küche und auf den blonden Shinobi zu, der am Küchentisch saß und sie genau wie Sasuke und Sakura ein wenig erschrocken ansah. Wer rechnete schon damit, dass einem die Küchentür quasi im Bruchteil einer Sekunde aus der Halterung gerissen wurde? „Papa!!“, schrie Shizuka freudig und warf sich in die Arme ihres Vaters, der sie leicht lächelnd aufgefangen hatte. Sie vergrub ihr Gesicht in seiner Brust und schmiegte sich fest an ihn. „Hallo, meine Kleine.“, murmelte er leise, aber nichtsdestotrotz liebevoll. Sie löste sich von ihm und setzte sich kurz entschlossen auf seinen Schoß. „Du hast mir gefehlt. Du hast gesagt, die Mission würde nicht so lange dauern!“, meinte sie ein wenig vorwurfsvoll. Er strich ihr eine Strähne ihres langen Haares zurück hinter die Ohren und sah sie einen Moment ein wenig abwesend an. „Tut mir Leid. Ich habe mich beeilt, wirklich. So sehr ich nur konnte.“, sagte er aufrichtig und entschuldigend. Statt einer Antwort kuschelte sich Shizuka einfach an ihn und seufzte glücklich. Naruto lächelte leicht und strich ihr über ihr glattes Haar. Masaru hatte es nun ebenfalls in die Küche geschafft und grinste zufrieden, als er die nun wieder um das Tausendfache besser gelaunte Shizuka erblickte. „Schön, dass du wieder da bist, Naruto-san.“, sagte er höflich und Naruto nickte ihm kurz zu. Erschöpft ließ Masaru sich anschließend auf einen freien Sessel sinken und seufzte tief. Sakura gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, den er mit einem missbilligenden Blick quittierte. Er war doch kein Baby mehr. „Wie war das Training?“, fragte Sasuke ernst, während seine Frau die Teller aus einem der Küchenschränke nahm und begann, den Tisch zu decken. „Anstrengend…“, murmelte Masaru und ließ seinen Oberkörper demonstrativ der Länge nach auf den Tisch sinken. Er erinnerte in dem Moment erschreckend stark an Sumiaki. Ein unwilliger Laut ertönte, der aus Shizukas Richtung kam. „Fang nicht schon wieder damit an, Masaru. Ich warne dich!“, drohte sie und die Erwachsenen sahen verblüfft zwischen den beiden Kindern hin und her. Masaru richtete sich auf und grinste bis über beide Ohren. „Jaja, dasselbe könnte ich dir auch sagen.“, meinte er dann betont cool. Eine kleine Weile ging die Diskussion der beiden noch hin und her, bis sie schließlich von der sich erneut öffnenden Schiebetür unterbrochen wurde. Zuerst erschien niemand in der Tür, doch dann flitze ein schneller Schatten durch den Spalt, die Schiebewand krachte zurück in die Halterung und eine Hundertstelsekunde später baute sich ein kleinerer Junge breitbeinig mitten in der Küche auf. „KONNICHI WA, MINNA-SAN!!“, rief er lautstark, sodass einem die Ohren klingelten. Überraschtes und teils geschocktes Schweigen herrschte einen Moment in dem Raum, dann räusperte sich Naruto leise. „Ein Wunder, dass die Tür der andauernden gewalttätigen Belastung standhält.“ Das war das Stichwort für Sasuke, der gefährlich langsam aufstand und sich mit den Händen am Tisch abstützte. Sein Blick jagte den Anwesenden Schauer über den Rücken. Der eben eingetroffene Junge mit den schwarzen Haaren und den grünen Augen wurde immer kleiner. „Hideki. Müssen wir diese Diskussion tatsächlich schon wieder führen?“, fragte Sasuke bedrohlich leise und äußerst unterkühlt. Unruhig hopste der Junge von einem Bein auf das andere. „Gomen ne, Otô-san. Ich werde nicht noch einmal wie ein Irrer durch das Anwesen rasen und dabei lautstark herumschreien. Obwohl Shizuka-nee-chan das auch immer macht.“, bemerkte der Junge eine Spur trotzig und verschränkte die Arme vor der Brust. Sasuke und Sakura seufzten gleichzeitig bemitleidenswert auf. Shizuka jedoch fixierte den Jungen mit schmalen Augen. „Ich rase bestimmt nicht immer so durchs Haus wie du. Ich mache es nur zu wichtigen Anlässen!“, meinte sie überzeugt. „Also wenn es Essen gibt.“, entgegnete Masaru trocken, noch bevor sein kleiner Bruder sich weiter aufregen konnte. Eingeschnappt sah Shizuka Naruto an. „Sag doch auch mal was! Die beiden hauen mich in die Pfanne!!“, meckerte sie. Naruto lächelte schwach, wurde jedoch gleich wieder ernst. Sanft strich er ihr noch eine Haarsträhne hinters Ohr und sein Blick schweifte erneut in die Ferne. Ein wenig besorgt musterte Shizuka ihren Vater. Hideki ließ sich neben seinem zwei Jahre älteren Bruder Masaru auf einen Sessel sinken. Sasuke hatte mal wieder resigniert zur Kenntnis genommen, dass er diese Diskussion mit seinem Jüngsten wohl noch öfters würde führen müssen. Sakura verschwand kurz in der Vorratskammer, um noch irgendein Gewürz zu holen, wie sie anmerkte. „Hideki, wie war es auf der Akademie?“, fragte Sasuke milde interessiert. Er kannte die Antwort seines Sohnes mittlerweile in und auswendig und im Gedanken leierte er sie noch vor Hideki hinunter. „Wie immer. Langweilig. Iruka-sensei macht nur Dinge mit den anderen, die ich sowieso schon kann.“, maulte der kleine Junge und seine grünen Augen verfolgten neugierig eine Stubenfliege, die unermüdlich ihre Kreise über dem Küchentisch zog. „Du bist genauso wie Masaru. Der sagt auch immer, dass er alles kann.“, meldete sich Shizuka schnippisch zu Wort. Sie saß noch immer auf dem Schoß ihres Vaters und hatte ihn fest umklammert. Es war einfach schön, dass sie ihn wiederhatte. In den letzten Jahren war er öfters auf längere Missionen aufgebrochen. Am liebsten würde sie ihn nie wieder loslassen. Gelangweilt legte Hideki die Füße auf den Tisch und verschränkte seine Arme hinter dem Kopf. Das Interesse an der Fliege hatte er schon wieder verloren. Nun ging es darum, sich wieder einmal mit Shizuka anzulegen. „Klar. Schließlich bin ich ein Uchiha. Ich kann grundsätzlich alles.“, vermerkte er genüsslich. Empört richtete das dunkelhaarige Mädchen sich auf und Naruto und Sasuke warfen sich einen teils belustigten, teils besorgten Blick zu. Masaru zog nur seufzend ein Kunai hervor und ließ es wie schon vorhin beim Training geschickt durch die Luft wirbeln. Konnten sein Bruder und seine ‚Schwester’ das nicht wenigstens einmal sein lassen? Den Gefallen taten sie ihm natürlich nicht. „Ach ja?“, schnaubte Shizuka zornig. „Ach ja!“, gab Hideki ungerührt zurück. Man konnte seiner Kontrahentin förmlich ansehen, dass sie ihre Wut nur halbherzig zurückzudrängen versuchte. „Du bist arrogant! Nur wegen dem Uchiha-Clan. Ich meine, klar ist er nicht schlecht.“, meinte sie mit einem Seitenblick auf ihren Vater, der ihr einen warnenden Blick zuwarf, „Aber alleine durch diese Tatsache bist du kein guter Ninja! Ich stamme auch von keinem großartigen Clan ab!“ Die Stimmung im Raum wurde ein paar Grad kühler, doch Shizuka und Hideki waren viel zu sehr in ihre Diskussion vertieft, um das mitzubekommen. Masaru jedoch sah aufmerksam zwischen seinem Vater und Naruto hin und her. Dessen Blick war hart geworden und Sasuke blickte ihn skeptisch an. Masaru konnte sich keinen Reim darauf machen. Solche Situationen traten öfters auf… meist wenn die Sprache auf irgendwelche berühmten Clans kam. Oder Ramen. Oder den morgigen Tag. Sasuke seufzte tonlos und unterbrach den Blickkontakt zu Naruto. Es hatte doch sowieso keinen Sinn, Naruto nieder zu starren. Außerdem hatten sie Masarus Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Shizuka wusste nichts davon, dass sie von dem großen Hyuuga-Clan abstammte… doch das war eine ganz andere Geschichte. Hideki und Shizuka unterdessen stritten munter weiter. „Na und? Dein Pech.“ „Mein Pech? Wenn du das so siehst! Immerhin bin ich kein laufender Meter wie du! Und noch dazu bin ich schon in ein Team eingeteilt! Wer ist jetzt wohl besser dran? Ein toller Uchiha-Junge in der Akademie oder eine klasse Schülerin in einem Team, das durchaus schon Missionen durchführen kann und darf?“, fragte Shizuka triumphierend und Hidekis überhebliches, selbstgefälliges Lächeln erstarb. Schon wieder fing sie damit an! „Kann ich ja nichts dafür, dass ich eineinhalb Jahre jünger bin als du… wenn nicht, dann wäre ich bestimmt viel besser als du.“ Hideki war knapp zwei Jahre jünger als Shizuka und das Mädchen ließ ihn das auch bei jeder Gelegenheit spüren. Sie konnte es nun einmal einfach nicht tatenlos mit ansehen, wenn der Uchiha-Junge maßlos übertrieb. Er war gut, aber nicht so gut wie er immer behauptete. „Eineinhalb?? Du bist ein Jahr und zehn Monate jünger als ich! Also fast zwei!!“, gab Shizuka schnippisch zurück und Hideki zog es kurzfristig vor zu schmollen. Zwei Jahre… was war das schon? Musste sie immer darauf herumhaken? Shizuka lächelte selbstzufrieden. Sie hatte gewonnen. Erholsame Ruhe machte sich in der Küche breit. Jedoch nur so lange, bis Sakura zurück in die Küche kam. In ihrer Hand trug sie ein seltsam aussehendes Ding, das wahrscheinlich das Gewürz sein sollte. Naruto und Sasuke beschlossen in stillschweigender Übereinkunft niemals nachzufragen, was eigentlich Bestandteil in Sakuras Mahlzeiten war. „HIDEKI!! Füße vom Tisch! Masaru, steck sofort das Kunai weg!“, fauchte sie augenblicklich und ihre Söhne beeilten sich, dem jeweiligen Befehl nachzukommen. Sie wussten, dass ihre Mutter in solchen Dingen überhaupt keinen Spaß verstand. Leider hatten sie nicht schnell genug reagiert, als sie die Küche betreten hatte. Und natürlich war niemand so nett gewesen sie vorzuwarnen. Sakura startete nun den letzten Teil des Kochvorganges und plapperte munter vor sich hin. Die schlechte Stimmung löste sich und eine Zeit lang ging es recht lustig zu. Sogar Sasuke ließ sich ab und an zu einem leisen Lachen hinreißen. Wenn Masaru und Hideki es darauf angelegt hatten Stimmung zu machen, dann war es nahezu unmöglich, nicht vor Lachen zu sterben. Aber eben nur nahezu. Shizuka hatte die meiste Zeit über geschwiegen, nur hin und wieder mitgelacht. Sie hatte ihren Vater aus den Augenwinkeln beobachtet. Ihre Gedanken waren in den letzten paar Minuten ein wenig abgedriftet. Warum nur lachte Naruto kein einziges Mal, wenn es alle anderen taten? Eigentlich war das schon eine Kunst an sich, wenn man bedachte, dass Hideki einen Witz nach dem anderen riss. Wieso war ihr Vater überhaupt immer so ernst? Viel ernster, als Sasuke es war. Sie seufzte und kuschelte sich enger an ihn. Das Mädchen hatte plötzlich das Gefühl, dass er gerade aus einer unergründlichen Tatsache traurig war. Er sah sie überrascht an, schloss sie aber in seine Arme. „Ich hab dich lieb, Papa.“, flüsterte Shizuka und vergrub ihr Gesicht in seinem Gewand. Sie genoss die Wärme, die er ausstrahlte. „Ich dich auch.“, gab er leise zurück und sein Blick glitt wieder zu der Uchiha-Familie. Ja, in den vergangenen elf Jahren war der Clan gewachsen. Es war schön und gleichzeitig schmerzlich für ihn gewesen. Sasuke und Sakura hatten noch Hideki bekommen. Er, Naruto, hatte den Kleinen vom ersten Tag an aufwachsen sehen. Obwohl er absolut keine Ähnlichkeit mit Hikaru hatte, so ertappte Naruto sich doch häufig dabei, dass er sich seinen eigenen Sohn vorstellte. Zu der Zeit war es schlimm mit ihm gewesen. Er hatte ungewollt ein Gespräch zwischen Sakura und Tsunade mitbekommen, in dem die beiden von einer Art Depression bei ihm sprachen. Dass es nicht verwunderlich sei, dass ein Trauma in ihm ausgelöst worden sei. Er war damals wütend gewesen und grimmig zum Uchiha-Anwesen gestapft. Und dort hatte er dann Sasuke mit den Kindern angetroffen. An sich schon ein seltsamer Anblick, doch Naruto hatte keine Augen dafür gehabt. Schnurstracks war er in das Gästezimmer verschwunden und hatte nachgedacht. War er depressiv? Nein… nur der Anblick von Hideki bereitete ihm Gefühlsschwankungen. Manchmal hasste er den Jungen richtig. Dass er leben durfte, und nicht Hikaru. Doch dafür konnte er nichts, und Naruto wusste das. Er redete es sich pausenlos ein. Ja, vielleicht war er tatsächlich depressiv. Doch er hatte an diesem Tag ein Gegenmittel gefunden. Shizuka. Er war wieder zurück zu Sasuke, seinen Söhnen und ihr gegangen. Er hatte mit ihr gespielt, er hatte sie zum Lachen gebracht. Eigentlich wusste er gar nicht wie. Er selbst lachte nicht mehr. Naruto wusste nicht so genau, wieso er diese Gabe verloren hatte. Es ging einfach nicht mehr. Nichts konnte ihn mehr richtig zum Lachen bringen. Aber er war deshalb nicht gefühlskalt. Shizuka war seine Wärme. Er hatte nur sie. Sein Ein und Alles. Mehr war ihm nicht vergönnt gewesen und würde es auch nie sein. Niemals wieder. Mit einer anderen Frau? Alleine der Gedanke daran war absurd. Lachhaft. Unrealistisch. Nein… das würde er nie tun können. Nachdenklich strich er Shizuka über ihr langes Haar. Er liebte es. Es fühlte sich an wie Seide und es rief ein warmes, vergessenes aber vertrautes Gefühl in ihm hervor. Er bemerkte nebenbei die kleine Narbe hinter ihrem Ohr. Ein Zeichen der Vergangenheit, an den Tag, an dem etwas in ihm zerbrochen war. Ein schmerzhaftes Gefühl machte sich in ihm breit. Er hatte es schon lange nicht mehr gespürt, weil er so selten über die Ereignisse von damals nachdachte. Vielleicht kam es jetzt, weil es morgen wieder so weit war… „So. Essen fertig!“, sagte Sakura plötzlich munter, riss Naruto aus seinen Erinnerungen und stellte einen großen Topf in die Mitte des Tisches. Schließlich waren endlich mal wieder alle vereint, da hatte sie viel mehr kochen müssen als sonst. Shizuka löste sich langsam von ihrem Vater und setzte sich auf ihren eigenen Stuhl. Erwartungsvoll lugte sie in den Topf und seufzte dann ein wenig enttäuscht. Sasuke und Naruto sahen sie mit hochgezogener Augenbraue an und auch Sakura schien verwirrt. „Was ist los, Shizuka?“, fragte Sasuke misstrauisch. Die Kleine schüttelte sachte den Kopf. „Nicht so wichtig. Ich hab mich nur gewundert, wieso wir keine Ramen essen. Sakura-oba-chan hat gemeint, sie kocht mal wieder welche. Ich dachte, heute vielleicht.“, murmelte sie entschuldigend. Plötzlich lag erneut eine angespannte Stille in der Luft und die Kinder sahen ein wenig verwundert in die Runde. Hideki zuckte schließlich nur gelangweilt mit den Schultern und widmete sich wieder dem Anblick seines noch leeren Tellers. Sakura verteilte stillschweigend das Essen und Sasukes Miene hatte sich verdüstert. Er warf einen kurzen Seitenblick auf ihn, und Shizuka und Masaru taten es ihm gleich. Der blonde Shinobi starrte völlig ausdruckslos auf seinen vollen Teller, den ihm Sakura eben hingestellt hatte. „Alles in Ordnung, Tô-chan?“, fragte Shizuka schüchtern und traute sich gar nicht, ihrem Vater in die Augen zu sehen. Sie kannte diesen Blick. Sie hasste ihn. Naruto sah auf und sie direkt an. Erwartungsvoll, für einen kleinen Moment, ganz so als würde er jemand anderen erwarten wenn er seine Tochter ansah. Doch dann verschwand das Glänzen aus seinen Augen ebenso schnell wie es gekommen war. Shizuka fragte sich, wieso. Sie liebte dieses Glänzen. Es ließ ihren Vater so… lebendig wirken. Es kam nicht oft vor… nein, eigentlich so gut wie nie. Er tat es wohl unbewusst. Und wenn er es dann bemerkte, dann schien es, als würde er es absichtlich unterbinden. „Natürlich.“, meinte Naruto nur knapp und begann dann zu essen. Die anderen taten es ihm gleich. Die Mahlzeit verlief nahezu schweigend. Shizuka und Masaru saßen gelangweilt in der Küche herum. Sie hatten sich nicht dazu aufrappeln können irgendeiner Art von Aktivität nachzukommen. Also schwiegen sie sich an. Zusammen mit Sakura hatten sie noch den Abwasch erledigt, während die beiden Männer nach draußen in den Garten gegangen waren. Hideki war schon vor einer Stunde aus dem Haus verschwunden, um sich mit Freunden aus der Akademie für den restlichen Tag zu treffen. Er würde verlässlich zum Abendessen wiederkommen. Sakura hatte sich eigentlich auch ungewöhnlich schnell und angespannt zu den Männern in den Garten zurückgezogen, doch die Kinder hatten nicht weiter darüber nachgedacht. Die Erwachsenen führten sich in letzter Zeit sowieso wieder seltsam auf. Shizuka baumelte gelangweilt mit den Füßen und Masaru lag mal wieder quer über dem Küchentisch, die Augen halb geschlossen. „Shizuka… mir ist… so… langweilig.“, flüsterte er schwach und zutiefst verzweifelt. Das Mädchen seufzte resigniert. „Ich weiß.“ „Willst du nicht Waffentraining machen?“ „Nein, ich hab keine Lust. Hab’ ich heute lang genug gemacht. Im Gegensatz zu jemand anderem.“, bemerkte sie trocken. Masaru ging nicht weiter darauf ein. „Dann ein bisschen Taijutsu.“ „Zu anstrengend um diese Zeit.“ „Ninjutsu? Genjutsu?“ „Nein. Ich will nicht.“, murrte Shizuka. Ruckartig richtete Masaru sich auf und knallte die Handflächen auf den Tisch, sodass das Mädchen erschrocken zusammenzuckte. „Wir müssen aber irgendwas machen. Hokage-sama und Mutter behaupten zwar immer, dass man an Langeweile nicht sterben kann, aber wenn das so weitergeht dann werde ich ihnen das Gegenteil beweisen!“, krächzte er. Missmutig starrte Shizuka vor sich hin. Die Uhr die an der Wand hing tickte gnadenlos vor sich hin und bald waren erneut drei Minuten des Schweigens vergangen. Plötzlich drangen laute Stimmen an ihre Ohren und gespannt lauschten die beiden. Doch schon war es wieder unerträglich leise wie wenige Sekunden zuvor. „Ich glaube, das war deine Mutter, Masaru-chan.“ „Keine andere Frau weit und breit hat so ein Organ. Sagt mein Vater zumindest immer. Aber ich glaube, er hat dabei nicht an Ino-san gedacht.“, grübelte der Uchiha-Junge laut vor sich hin und schien schon wieder vergessen zu haben, worum es überhaupt ging. Shizuka jedoch sprang unerwartet auf die Beine und sah Masaru mit glänzenden Augen an. „Willst du nicht wissen, was bei denen los ist?“, fragte sie aufgeregt. „Eigentlich nicht…“, maulte Masaru, doch er wurde unnachgiebig auf die Beine und zur Küchentür hinaus gezerrt. „Eben warst du noch so versessen darauf, was zu machen.“, grummelte Shizuka halblaut vor sich hin. „Na und? Jetzt eben nicht mehr.“, meckerte der Junge. Er hielt nicht viel von der Idee, die Erwachsenen auszuspionieren. Das brachte meist nur Ärger. Doch wie immer ließ sich Shizuka nicht vom Gegenteil überzeugen. Sie näherten sich der aufgebrachten Sakura immer weiter, und hin und wieder konnte man nun auch Sasukes ruhige und Narutos angespannte Stimme vernehmen. „Sie sind im Garten.“, stellte Masaru überflüssigerweise fest, als sie den langen Holzflur betraten. Von dem Teil des Hauses aus konnte man den Innenhof von jeder Stelle aus erreichen. Der dunkle Holzboden war zirka einen Meter angehoben und umrundete den Hof geschlossen. Diverse Schiebetüren führten weiter ins Innere des Hauses oder eben hinaus, je nachdem wie man’s nahm. Auf der Seite, von der Masaru und Shizuka kamen, war jedoch noch ein Stückchen Wand, was wiederum bedeutete, dass die beiden von draußen nicht gleich gesehen wurden. „Hört sich an, als würden sie streiten.“, meinte Shizuka ein bisschen erschrocken. „Mutter streitet.“, entgegnete Masaru trocken. Zusammen lugten die beiden neugierig um die Ecke und in den Garten hinaus. Mit einem Blick hatten sie die Erwachsenen erspäht. Sasuke lehnte an dem großen Baum am Rande des Gartens und hatte die Arme verschränkt. Er sah seine Frau ernst an, die sich mit in die Hüfte gestemmten Händen vor ihm und Naruto aufgebaut hatte. Letzterer saß augenscheinlich ziemlich gelassen neben Sasuke im Schneidersitz am Boden und lehnte sich am Stamm des Baumes an. Direkt neben den dreien plätscherte ein liebevoll angelegtes Bächlein dahin, welches in einen kleinen Goldfischteich mündete. Der Rest des Hofes war zu einem provisorischen Trainingsgelände umfunktioniert worden. Umgeben war der kleine Garten vom Uchiha-Anwesen. „Willst du es ihr heuer wieder nicht sagen?“, keifte Sakura in dem Moment vorwurfsvoll. „Nein. Ich dachte, damals bei Tsunade wäre das klar geworden. Sie wird es niemals erfahren.“, antwortete Naruto ungerührt. Sasuke sah noch schweigend zwischen den beiden hin und her. Diese Diskussion hier führten sie jedes Jahr am selben Tag. Und jedes Mal war er selbst genervter davon. „Aber wieso nicht? Wieso erzählst du ihr nicht das Geringste von Hinata? Nur ihr Name… immer nur ihr Name! Denkst du allen Ernstes, sie würde etwas über Hia-…“ „Sei still!“, fuhr Naruto auf und funkelte sie wütend an. Shizuka zuckte erschrocken zusammen und Masaru zog sie zurück aus dem Blickfeld der Erwachsenen. Naruto war wirklich verdammt wütend. Aber wieso waren die beiden immer wieder überrascht und teilweise entsetzt darüber? Manchmal schwankte Narutos Stimmung eben beängstigend schnell. Sakura hatte sich jedoch nicht so schnell einschüchtern lassen. „Es ist trotzdem nicht in Ordnung. Sie hat ein Recht darauf, es zu wissen! Egal was damals beschlossen worden ist!“, wetterte sie. Als sie vor elf Jahren ein paar Tage nach dem Angriff zu Tsunade gebeten worden waren, hatte sie anfangs geglaubt, sie hörte nicht recht. +Flashback+ Tsunade faltete die Hände an ihrem seltsamerweise aufgeräumten Schreibtisch. Es schien sich tatsächlich um eine ungemein wichtige Ankündigung zu halten. In dem Raum hatten sich Narutos Freunde und andere Shinobi versammelt, die mehr mit ihm und seiner Familie zu tun hatten. Der blonde Shinobi selbst war jedoch nicht anwesend, da er wie schon so oft in den letzten Tagen nicht auffindbar war. „Naruto hat mich um einen Gefallen gebeten.“, begann die Fünfte ernst. Keiner unterbrach sie, und so fuhr sie fort. „Er möchte, dass ihr Shizuka nicht erzählt, dass ihre Mutter eine Hyuuga war. Dass irgendein Detail außer ihrem Vornamen an Shizuka weitergegeben wird.“ Das leise Ticken einer Uhr hallte in dem Raum wieder. Die Shinobi sahen die Fünfte perplex an. Von draußen drang Straßenlärm in den großen Raum, doch er wurde nicht beachtet. Schließlich fand Kiba als Erster seine Sprache wieder. „Wieso?“, brachte er gerade so heraus und Akamaru ließ sofort ein fragendes Bellen ertönen. Tsunade seufzte. „Das kannst du ihn selbst fragen.“, murmelte sie und erinnerte sich an dem Moment, in dem er hier vor ihrem Schreibtisch gestanden und die Bitte an sie gerichtet hatte. Er hatte ihr keine Begründung genannt, doch sie hatte es sich zumindest denken können. „Das ist lächerlich!“, regte sich der Inuzuka weiterhin auf. Er wetterte vor sich hin, fluchte, schimpfte. Die anderen hielten in mehrere Minuten lang nicht auf. Es war, als würde der Inuzuka ihnen aus der Seele sprechen. Seltsamerweise war es ausgerechnet Sasuke, der ihm schließlich Einhalt gebot. Kalt sah er Kiba an und vergrub die Hände in den Hosentaschen. „Lächerlich? Keineswegs. Schalt’ doch mal dein Hirn ein. Je weniger Shizuka weiß, desto weniger wird sie Hinata in Zukunft vermissen. Glaubst du es wäre leicht für sie, wenn wir ihr von ihrer Mutter vorschwärmen würden?“, meinte er grober als beabsichtigt. Kiba funkelte ihn an. Hinatas Verschwinden, ihr Tod, hatte ihm ebenfalls mehr als nur zugesetzt. Sie war seine Schwester gewesen. Er hatte immer auf sie Acht gegen. Er hatte sie Naruto ‚anvertraut’. Doch damit, mit diesem verdammten Angriff, hatte nun wirklich niemand rechnen können. „Das schon, aber sie wird Fragen stellen! Viele Fragen!“, brauste er auf. Sasuke ließ nur ein Ts vernehmen, welches zeitgleich in Shikamarus Erläuterung unterging. „Aber Fragen muss man nicht beantworten, ist doch wohl logisch. Mendokuse…“, murmelte er und gähnte demonstrativ. Ino boxte ihm in die Seite, doch er brummte nur etwas Unverständliches vor sich hin. „Aber wieso will er verschweigen, dass sie eine Hyuuga war?“, fragte Sakura irritiert. Das war aus ihrer Sicht nicht einleuchtend. Sie schob Narutos Entschluss auf seinen derzeitigen Zustand. Er wollte die Ereignisse totschweigen… und nun auch Hinata! Auffordernd sah Tsunade Neji und Hanabi an. Die beiden warfen sich einen kurzen Blick zu, ehe sie antworteten. Hanabi machte den Anfang. „Es ist wegen Vater. Damals war er ja gerade noch so einverstanden, dass Nee-chan Naruto heiratet. Ihr kennt doch die Geschichte. Er hat Naruto immer schon gehasst, doch als er dann plötzlich zum Jonin aufgestiegen und sogar einen Platz bei den Anbu angeboten bekommen hat-… hat sich Vaters Meinung im Bezug auf eine Hochzeit rapide geändert. Plötzlich war Naruto gut genug für den Platz an der Seite der Hyuuga-Erbin. Doch gehasst hat er ihn trotzdem, und er tut es auch heute noch. Er hat ihn nie im Clan akzeptiert und er wird es auch niemals tun. Als Hinata dann damals so schnell schwanger wurde, nahm er ihr das Versprechen ab dafür zu sorgen, dass ihre Nachkommen streng nach Tradition erzogen werden.“ Sie stockte und sah ein wenig abwesend aus dem Fenster, ganz so, als würde sie vergangene Ereignisse in ihr wachrufen. Neji warf ihr einen kurzen Seitenblick auf seine Cousine, verschränkte die Arme vor der Brust und machte ernst weiter. „Nun ist die Sache aber die, dass Hinata das nicht mehr tun kann. Wir können nur von Glück sagen, dass Hikaru ums Leben gekommen ist.“ Sein emotionsloser Satz schlug ein wie eine Granate. TenTen warf ihrem Mann einen missbilligenden Blick zu und wenn sie Lee nicht zurückgehalten hätte, wäre er wahrscheinlich auf Neji losgegangen. Sie verstand aber, weshalb er sich so ausdrückte. Ganz so, als ginge ihn all das hier nichts an. Doch TenTen kannte ihn besser. Als er von der Katastrophe erfahren hatte, hatte er sich ohne ein weiteres Wort zum Meditieren zurückgezogen, obwohl es seine Pflicht gewesen wäre, sich mit dem restlichen Hyuuga-Clan zu beratschlagen. Als TenTen Stunden später nach ihm gesehen hatte, hatte sie ihn in aufrechter Sitzposition vorgefunden, in der Mitte des stillen Raumes. Sie war näher getreten und musste erschüttert feststellen, dass eine einsame Träne über seine Wange gelaufen war. Aber trotzdem war er distanziert wie immer in den folgenden Gesprächen mit dem Hyuuga-Clan gewesen. Ebenso wie Hanabi. Gefühle waren im Umgang mit Hiashi Hyuuga fehl am Platz. „Was heißt hier Glück?“, zischten Ino und Sakura gleichzeitig und kamen dem Hyuuga bedrohlich nahe. Kühl erwiderte er ihre wütenden Blicke und ließ seine weißen Augen durch den Raum schweifen. Niemand schien zu verstehen… außer Shikamaru, der jedoch nur gelangweilt aus dem Fenster sah. Wie immer war es ihm wohl zu lästig, die anderen aufzuklären. Die Aufgabe blieb an Neji hängen. „Stellt euch vor, Hikaru wäre jetzt noch am Leben. Er hat das Byakugan und Hinata ist nicht da. Was denkt ihr wohl, was Hiashis erste Handlung gewesen wäre?“, fragte er lauernd. Einen Moment ließ er die Frage wirken, ehe Shino den Nagel auf den Kopf traf. „Er hätte ihn Naruto weggenommen. Was auch sein Recht gewesen wäre.“ Hanabi und Neji nickten gleichzeitig. Die junge Frau löste ihren Cousin ab. „Nun ist es aber so, dass Shizuka kein Byakugan besitzt. So hart es sich jetzt anhört… sie ist für Vater von keinerlei Nutzen. Es ist nicht zwingend notwenig, sie der Tradition gerecht zu erziehen. Das heißt, er lässt sie in Ruhe. Noch. Aber wer weiß was passiert, wenn Shizuka sich plötzlich aus heiterem Himmel dazu entschließt, mehr über die Hyuugas herausfinden zu wollen. Ihren Großvater kennen zu lernen. Ich denke Naruto will vermeiden, dass sie Otô-samas Interesse weckt.“, schloss Hanabi leise. Gespannte Stille trat ein. Puzzelteile fügten sich zusammen und plötzlich war Narutos Handeln glasklar. Tsunade atmete tief durch, ehe sie ihrer Pflicht erneut nachkam. „Niemand wird Shizuka in Zukunft etwas erzählen. Nur das allerwichtigste. Dass Hinata tot ist. Fertig. Ihr dürft nichts durchscheinen lassen. Habt ihr verstanden?“ Die Shinobi nickten, wenngleich manche auch äußerst widerwillig. Vor allem Kiba war nicht einverstanden, fügte sich aber. Tsunade blickte sie mit einer grimmigen Zufriedenheit an. „Gut. Ich erwarte, dass diesem Befehl Folge geleistet wird.“ Keiner der Shinobi widersprach der Fünften. Alle gingen ihren eigenen Gedanken nach. „Hanabi-chan, Neji-kun… TenTen-chan… Ihr dürft so gut wie nichts mit Shizuka zu tun haben.“, stellte Sakura plötzlich erschrocken fest. Shizuka war ja Hanabis direkte Nichte! Und Neji wäre für sie sowieso eine Art Onkel gewesen. Hinatas jüngere Schwester lächelte gequält. „Unsere Familienverhältnisse waren noch nie die einfachsten.“ Erst jetzt begriffen die Shinobi im Raum, was dieser Befehl eigentlich in der Realität bedeutete und für Maßnahmen erforderte. Für die älteren Shinobi taten sich erschütternde Parallelen zur Vergangenheit Konohas auf. Damals wurde auch von der Bevölkerung verlangt, Stillschweigen über den Angriff und über den Sieg des Fuchses zu bewahren. Der jüngeren Generation war nichts erzählt worden. Und so würde es auch diesmal ablaufen. Der Angriff vor ein paar Tagen würde verdrängt und totgeschwiegen werden. Niemand der nächsten und jüngsten Generation sollte und würde je davon erfahren. Tsunade erhob sich und stützte sich mit beiden Händen am Schreibtisch ab. „Naruto wollte es so. Wir halten uns daran, auch wenn Opfer dafür gebracht werden müssen. So ist es sicherer. Wenn Hiashi Naruto Shizuka wegnimmt, dann-…“ Tsunade beendete ihren Satz nicht. Jeder konnte ihn sich selbst zusammenreimen. Dann würde er endgültig zerbrechen. +Flashback Ende+ Sasuke seufzte tief. Er verstand seine Frau. Er verstand Naruto. Verdammt, wieso stand er immer in der Mitte? Die beiden hier vor ihm erdolchten sich gegenseitig mit ihren Blicken und bemerkten nicht das, was Sasuke bemerkte. Kurz zogen sich seine Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Sein Blick wanderte zu der Seite des Uchiha-Anwesens ihm direkt gegenüber. Diese Mauer da war ihm schon immer ein Dorn im Auge gewesen. Man konnte sich zu leicht dahinter verstecken. Doch in diesem Fall… vielleicht war es gar nicht so schlecht. Und dann ergriff er im Bruchteil einer Sekunde Partei für seine Frau. Sakura hatte zwar nur teilweise Recht, aber trotzdem, wenn man es hochrechnete mehr als Naruto. Und er war diese Diskussionen zwischen den beiden mehr als leid. Dazu kam noch, dass Shizuka kein kleines Kind mehr war, das man mit ein paar lausigen Antworten hätte zufrieden stellen können. Und Sasuke wusste, dass sie Fragen hatte. Was nicht zuletzt daran lag, dass dem guten alten Iruka unlängst ein entscheidendes Geheimnis herausgerutscht war. Kami-sama, war das ein Aufstand gewesen. Naruto hatte tagelang schlechte Laune gehabt und war zur Krönung der ganzen Sache mehrere Tage lang freiwillig auf eine S-Rang Mission gegangen. Und Shizuka? Sie war natürlich mehr als verwundert gewesen. Irritiert traf es wohl besser. Und gefragt hatte sie seitdem nichts mehr. Aber Sasuke konnte ihren Unwillen darüber in ihren Augen ablesen. Verworrene Situationen, die hier im Laufe der Jahre entstanden waren. Er würde das jetzt auflösen. Mehr oder weniger jedenfalls. Hoffte er. „Naruto-dobe… Sie wird irgendwann herausfinden, dass ihre Mutter niemand Geringeres als Hinata Hyuuga war. Ob du nun willst oder nicht. Sie wird es herausfinden.“, sagte er laut und deutlich. So, sein Part war erledigt. Nun konnte er beruhigt nachts schlafen. Naruto zuckte zusammen, sagte eine Weile aber nichts. Auch Sakura war verstummt. Sie wussten beide, dass Sasuke Recht hatte. Wie sehr er das jedoch hatte, war ihnen nicht klar. Masaru und Shizuka waren erstarrt. Die Augen des Mädchens hatten sich geweitet und sie war langsam an der Mauer hinuntergerutscht. Ihr Kopf war wie leergefegt. Hyuuga. Sie hatte all die Jahre geahnt, dass es noch ein ‚Geheimnis’ um ihre Mutter gab. Sie hatte nur erfahren, dass sie morgen vor elf Jahren gestorben war. Und dass sie Hinata geheißen hatte. Mehr nicht. Ach ja… und, dass sie selbst, Shizuka, einen Zwillingsbruder gehabt hatte. Vor langer Zeit einmal. Vor sehr langer Zeit. Sie kannte nicht einmal seinen Namen. Es war Iruka-sensei vor wenigen Jahren nebenbei rausgerutscht. Natürlich hatte sie ihm anfangs nicht geglaubt und nachgefragt… doch er war so schnell ausgewichen, hatte alles einfach so abgetan. Sehr auffällig, und so hatte Shizuka gewusste, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Sie selbst jedoch wollte damals nicht so schnell aufgeben. Bei Sasuke und Sakura hatte sie sich ebenfalls erkundigt, doch die beiden hatten nur äußerst vage Antworten gegeben und ihr quasi verboten, ihren Vater danach zu fragen. Sie hatte es trotzdem getan. Schließlich ließ sie sich doch nicht einfach so das Wort verbieten! Aber sie hatte genau gar nichts herausgefunden. Ganz nebenbei hatte sie Naruto auf ihren Bruder angesprochen… sie hatte noch immer Angst, wenn sie an seine Reaktion dachte. So viele Gefühle auf einmal, so ein wütendes, trauriges, verzweifeltes Funkeln in den Augen… und er hatte ihr nie richtig geantwortet. Das war das erste Mal gewesen, dass ihr Vater sie so offensichtlich angelogen hatte. Shizuka war erschüttert und verletzt gewesen. Naruto hatte abrupt das Thema gewechselt und war ein paar Tage danach auf eine längere Mission aufgebrochen. Damals hatte sie gedacht, er würde niemals wiederkommen. Dass sie ihn mit ihren Fragen vertrieben hatte… und als er dann doch zurückkehrte hatte sie sich geschworen, nicht noch einmal von ihrem Bruder anzufangen. Aber eines hatte sie all die Jahre nicht vergessen. Er hatte gelogen. Und jetzt war klar, weshalb. ~ Schweigen ist die unerträglichste Erwiderung. Ihr Vater wollte nicht, dass sie etwas über ihre Familie mütterlicherseits herausfand. Er wollte, dass sie nichts über ihre Familie wusste. Hyuuga… Hyuuga-Clan. Der Clan schlechthin neben den Uchihas. Ihre Mutter war eine Hyuuga gewesen. Nun konnte ihr Hideki wenigstens nicht mehr damit kommen, dass sie nicht von einem berühmten Clan abstammte. Masaru ließ diese Meldung auch erst einmal auf sich wirken. Erstaunlich Tatsachen kamen da ans Tageslicht. Viele Möglichkeiten taten sich auf. Er lauschte weiterhin gespannt, ob noch mehr Informationen folgen würden. Er sollte nicht enttäuscht werden. „Du sollst das nicht laut sagen, Teme. Niemand darf das. Ihr habt Tsunade, also mir, euer Wort drauf gegeben.“, sagte Naruto gefasst und lehnte sich nun auch an den Baumstamm. Sakura seufzte tief. „Weißt du eigentlich, was du damals damit beschlossen hast? Hanabi-chan darf ihrer Nichte nicht zunahe kommen. Neji-kun darf auch nichts mir ihr zu tun haben. Du hast Shizuka ein Stück Familie verwehrt.“, wisperte sie leise und Naruto lachte hohl auf. „Toll, was für eine Bereicherung der Hyuuga-Clan ist. Vor allem Hiashi… ja, das wäre der richtige Umgang für Shizuka gewesen.“ „Baka. Es geht hier doch nicht um Hiashi! Hast du die Sache mit Hikaru vergessen? Sie hat es mitgekriegt. Und du hast sie nur mit deinen ewigen Ausreden abgespeist, mit deinen Lügen! Es geht um viel mehr als um den verdammten Clan und um ihren Großvater!“, zischte Sakura. Naruto zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. Wieso hatte sie damit anfangen müssen? Verdammter Hyuuga-Clan… nur Schererein. Und morgen war wieder dieser verfluchte Tag, den er mehr fürchtete als alles andere. Seine Laune war sowieso schon am Nullpunkt. Die Jahre hindurch war es besser geworden, wie Sakura damals gesagt hatte. Aber verwinden… vergessen… nein, das würde er niemals können. Er hatte die Bilder noch immer vor seinem geistigen Auge. Wenn er aufwachte. Wenn er auf Mission war. Wenn er aß. Wenn er schlief. Wenn er träumte. Er wusste gar nicht mehr, wann er das letzte Mal richtig ausgeruht aufgewacht war. Wahrscheinlich vor elf Jahren. Da hatte er seinen Sohn auch nicht jede Nacht in seinen Träumen sterben sehen. „Lass uns dieses Gespräch beenden. Wir führen es jedes Jahr. Shizuka-chan wird nichts über den Hyuuga-Clan erfahren. Sie wird nicht wissen, dass ihre Mutter eine von ihnen war. Es ist sicherer so. Und je weniger sie über morgen weiß… desto besser…“ Naruto war immer leiser geworden und sein Blick verlor sich langsam in der Ferne. Er hatte ihr Bild vor Augen, ihre strahlend weißen Augen, ihr warmes Lächeln… Und plötzlich hatte er ihren Duft in der Nase. Er spürte ihre Präsenz so deutlich, als würde sie neben ihm stehen. Er hörte ihre Stimme, ihr Lachen… Sein Herz begann schnell zu schlagen. Er sehnte sich danach, sie zu berühren, ihre zarte Haut unter seinen Fingern zu spüren. Er wollte es mehr als alles andere in diesem Moment. Wieso so plötzlich? Wieso quälte ihn diese Erinnerung jetzt? Nein… er wollte das nicht. Wieso war es nicht wie eben? Wieso konnte er nicht so gleichgültig von ihr reden? War das jetzt die Strafe? War er mit den Erinnerungen gestraft? „Naruto? Naruto-kun, alles in Ordnung?“, fragte Sakura eindringlich, nachdem er auf ihre ersten Fragen nicht reagiert hatte und beängstigend blass geworden war. „Was…?“, murmelte er verwirrt und sah seine beste Freundin verstört an. Sie schreckte ein wenig zurück. Er hatte schon wieder diesen Ausdruck in seinen Augen. Er hatte an sie gedacht. Mist… jetzt schon. Dabei würde es morgen sowieso noch viel schlimmer werden. „Komm, Naruto-kun. Lass uns wieder reingehen. Ich mach dir mal einen starken Kaffee. Der wird dir gut tun.“, sagte sie schnell, zog ihn auf die Beine und schob den Mann kurz entschlossen vor sich her. Sasuke folgte ihnen schweigend und fragte sich unterdessen, ob er das Richtige getan hatte. War es richtig gewesen, den beiden Kindern, die sich hinter der Mauer versteckt hatten, indirekt diese Information zuzuspielen? Vor allem, wenn er Narutos Reaktion darauf sah, wenn sie wieder über Hinata sprachen? Nun… jetzt war es sowieso zu spät. Seine Frau redete munter auf Naruto ein, der schon wieder eine gesündere Gesichtsfarbe bekommen hatte, und als sie zusammen um die Ecke bogen war die Stelle hinter der Mauer leer. Masaru und Shizuka befanden sich schweigend in einem der vielen unbenutzten Gästezimmer des Hauses. Beide ließen das Gehörte auf sich wirken. Die zwei Kinder saßen zusammen auf dem großen Doppelbett in dem geräumigen Zimmer. Eine dunkle Überdecke war über das Bettzeug gezogen worden um es vor Staub oder etwaigen anderen Verschmutzungen zu schützen. Shizuka saß auf der linken Bettseite, direkt an der Kante. Sie sah auf ihre Finger hinab, die sich immer wieder miteinander verflochten. Ihr langes Haar fiel ihr unordentlich über die Schultern und verbarg ihr Gesicht zusätzlich. Der Uchiha-Junge saß auf der rechten Bettkante. Masaru hasste diese Stille. Sie war unerträglich und fühlte sich nicht gut an. Ganz und gar nicht gut. Da wäre ihm das langweilige Schweigen lieber gewesen. Mit einem Seufzen schwang er seine Beine aufs Bett und ließ sich zurückfallen. „Hyuuga-Clan also.“, begann er. Shizuka wandte ihren Kopf ein wenig nach links, um den Jungen aus den Augenwinkeln mustern zu können. „Hai… sou desu.“, flüsterte sie und schniefte leise. (Hai… sou desu. = Ja… so ist es.) Ernst setzte Masaru sich auf und rutschte zu seiner Freundin hinüber auf die linke Bettseite. „Wieso weinst du, Shizuka-chan? Das ist doch nichts Schlimmes.“, meinte er aufmunternd. Shizuka sah ruckartig auf. Ihre blitzblauen Augen brannten sich in seine schwarzen und füllten sich mit Tränen. „Shizuka…“, stammelte Masaru hilflos. Plötzlich fiel ihm da Mädchen um den Hals und begann leise zu weinen. Unbeholfen strich er ihr über den Rücken versuchte sie mit wenigen Worten zu beruhigen. Er hasste es so sehr, wenn Shizuka weinte. Das war nicht richtig, das war falsch. Fast so, als würde es im Sommer schneien. Oder dass der Ichiraku Laden geschlossen hatte. Undenkbar. Mit einer Katastrophe gleichzusetzen. Urplötzlich beruhigte sich Shizuka jedoch wieder und Masaru seufzte erleichtert. „Ich hasse es, wenn du weinst. Das weißt du.“, brummte er gutmütig. Sie nickte sachte. „Iie… das sagst du nur so.“, gab sie keck zurück und wischte sich ihre Tränen aus dem Gesicht. Es war doch wirklich lachhaft zu weinen. Außerdem half ihr das auch nicht weiter. Die vorübergehende Traurigkeit war einer eisernen Entschlossenheit gewichen. So, wie es immer war, wenn sie tatsächlich einmal weinen sollte. „Masaru-kun…“, begann sie vorsichtig. Er schluckte. Dieser Tonfall klang nach Ärger. Nach einer Bitte, der er nachkommen musste, wenn er wollte, dass sie jemals wieder mit ihm sprach. „Ja…?“, fragte er zaghaft. Sie sah auf. „Mein Vater hat mir nichts, gar nichts, über meine Mutter erzählt. Weißt du, weshalb?“, setzte sie noch vor der von Masaru vorhergesehen Bitte an. „Nein, keine Ahnung. Ich finde es aber-…“ Er stockte. Es stand ihm nicht zu, so etwas zu äußern. „Nani? Wie findest du es?“, hakte Shizuka sofort nach. Er wandte den Blick ab. „Ich finde es nicht richtig.“ Und das meinte er so, wie er es sagte. Das störte ihn schon immer gewaltig an Naruto. Manchmal wirkte er so… unnachgiebig, eisern, verbissen. Aber auf eine negative Weise. Shizuka stand energisch auf und ging unruhig im Zimmer hin und her. „Ich auch nicht. Ganz und gar nicht. Wieso hat er mir nichts gesagt? Was findet er so schlimm daran, dass meine Mutter eine Hyuuga war? Überhaupt, wieso schweigt er so vehement über sie? Das ist eine noch viel interessantere Frage. Ich finde, ich habe ein Recht darauf möglichst viel über sie zu erfahren. Und auch über meinen Zwillingsbruder. Findest du nicht?“ Sie spießte ihn mit ihrem Blick förmlich auf, und Masaru nickte hastig. „Gut, gut. Dann pass jetzt auf. Ich werde das nicht mehr länger mit mir machen lassen. Ich werde alles über meine Mutter herausfinden. Jedes kleinste Details über morgen.“, sagte sie zu allem entschlossen. Masaru jedoch hatte Bedenken. Langsam erhob er sich. Die Federn des Bettes knarrten ein wenig. Das musste er seiner Mutter sagen. „Denkst du, dass das eine gute Idee ist?“, fragte er vorsichtig. „Wieso nicht? Natürlich ist das eine gute Idee!“, fauchte Shizuka gereizt. Manchmal war er auch echt ein Feigling und sah überall potenzielle Gefahren! „Naja… es wird schon einen Grund geben, wieso alle Erwachsenen sich darüber ausschweigen. Willst du wirklich nachforschen? Wer weiß, ob du Gutes herausfindest. Vielleicht wäre es besser, du würdest die Sache auf sich beruhen lassen.“, meinte er. Sie sah ihn kalt an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich will wissen, wer zu meiner Familie gehört. Ich will wissen, was damals geschehen ist. Ich will wissen, weshalb meine Mutter gestorben ist. Ich will wissen, wieso mein Zwillingsbruder tot ist, dessen Namen ich nicht einmal weiß. Ich will wissen, wieso mein Vater schweigt. Ich will wissen, was von allen geheim gehalten wird!“ Ihre Ich-will Forderungen hallten ein wenig in dem großen Raum nach. Masaru wusste, dass sie jedes Wort ernst gemeint hatte. Er würde sie wohl kaum aufhalten können, wenn sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen wollte. Aber schon alleine der Gedanke daran jagte ihm Schauer über den Rücken. Er hatte das ungute Gefühl, dass das alles hier noch Konsequenzen haben würde. Die düstere Vorahnung, dass nach morgen nichts mehr so sein würde wie früher. Aber er schwieg und nickte nur. „Dann werde ich dir helfen.“, meinte er entschlossen. Das wollte sie doch sowieso. Sie wollte, dass er ihr half. Und sie wusste, dass er wusste, dass sie das hatte fragen wollen. Es erleichterte vieles, wenn sie sich sozusagen ohne Worte verstanden. Shizuka sah ihn dankbar an. Unerwartet stürzte sie auf ihn zu und umarmte ihn fest. Er erwiderte die Geste lächelnd. „Arigatô, Masaru-kun.“, flüsterte sie heiser. „Nichts zu danken, Shizuka-chan.“, antwortete er gutmütig. Der morgige Tag würde interessant werden, ohne Frage. Er würde Vergangenes wieder aufleben lassen. Wahrscheinlich alte Wunden aufreißen. Und nichts und niemand konnte das verhindern. ***************************************************************** Ui, jetzt wird's ja richtig spannend. *bibber* Ich habe Angst vor dem nächsten Kapitel. XD Na, wie fandet ihr es? Ich will ALLE Einzelheiten wissen! zB: Team 6, Masaru, Hideki, Shizuka selbst, Naruto, Sakura, Sasuke, der Flashback, die Hyuugas... ALLES EBEN!!! Bei so einem XXL Kappi erwarte ich ein bisschen etwas Längeres... *Funkeln in den Augen hat* Spaß ^^ Danke für eure Aufmerksamkeit!! Eure Fantasia Kapitel 7: Gimu - Pflicht ------------------------- AN ALLE!!! AUCH AN DIE SCHWARZLESER UND DIE, DIE ZUM ERSTEN MAL HIER SIND!!!! VORWORT UND NACHWORT LESEN!!!!! Außerdem empfehle ich euch, noch einmal das letzte Kapitel zu lesen. Wenn ihr aber denkt, ihr wisst noch alles... okay. ^^ Hi!! So... ich weiß, es ist verdammt lange her... aber bei diesem Kapitel hier hatte ich wirklich ein Kreatief und es war SEHR extrem (vielleicht habt ihr ja meinen Weblog gelesen). Aber: ICH HAB'S ÜBERWUNDEN!!! Trotzdem werde ich für die einzelnen Kapitel jetzt länger brauchen, also BITTE keine ENS mit Nachfragen, wie lange es noch dauern wird, und auch bitte keine Kommis dafür verschwenden, da ich diese wieder LÖSCHEN werde, sofern sie nur Aufforderungen im Bezug auf meine Schnelligkeit enthalten! NACHWORT bitte auch lesen, wichtig! Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß mit dem neuesten XXL Kapitel von "Anato wo sagashite iru"!!! *************************************************************************** Kapitel 7: Gimu - Pflicht Der nächste Tag war erschreckend schnell gekommen. Die Uchihas und Shizuka saßen am Frühstückstisch. Naruto war schon in aller Früh aufgebrochen. Keine Überraschung und niemand verlor ein Wort darüber. Sie aßen nahezu schweigend. Dieser Tag begann genauso, wie die Jahre zuvor. Leise. Bekümmert. Kurz: es nervte gewaltig. Hideki warf seinem großen Bruder fragende Blicke zu, doch der stierte nur in seine Müslischüssel. Der jüngere Uchiha zuckte mit den Schultern, stopfte sich gierig sein Toastbrot in den Mund, kassierte einen Todesblick von Sakura, die nicht viel vom hastigen Essen hielt und schlang seinen Kakao hinunter. „Echt, man könnte meinen du hättest Geschwindigkeitstraining bei Gai und Lee gehabt.“, stellte Shizuka unbekümmert fest und biss herzhaft in ihr Marmeladenbrot. Sasuke und Sakura warfen sich einen verwunderten Blick zu, sagten aber nichts. Sehr seltsam, wie sich Shizuka ausgerechnet heute benahm. Die Jahre zuvor war sie an diesem besagten Tag ein Häufchen Elend gewesen. Doch es schien, als könne ihr heute nichts und niemand die Laune verderben. „Tja, heute muss ich endlich mal rechtzeitig in die Akademie kommen. Schließlich ist heute Chunin und Jonin Besprechung.“, antwortete Hideki und stand vom Tisch auf. „Was heißt hier ‚endlich mal rechtzeitig’?“, hakte Sasuke augenblicklich nach. Hideki erstarrte und lachte verlegen. Masaru grinste schadenfroh. „Äh… hehe… ich muss los. Bis heute Nachmittag!“, rief sein Bruder und verließ beinahe fluchtartig die Küche, nicht ohne die Tür kräftig in die Halterung krachen zu lassen. Genervt rieb sich Sasuke die Schläfen. Wieso konnte der Junge nicht so sein wie der Nara-Bengel? Wenigstens ein bisschen? Nach weiteren fünf Minuten hatten auch die übrigen Anwesenden fertig gefrühstückt. Sakura begleitete Masaru und Shizuka noch zur Haustür, während Sasuke von ihr genötigt wurde, das Geschirr abzuspülen und wegzuräumen. Irgendetwas hatte er noch von wegen „Elite-Jonin“ und „unter seiner Würde“ gemurmelt, doch Sakura hatte sein Kommentar mehr als kalt gelassen. Und aus irgendeinem Grund wagte Sasuke es nicht, sich seiner Frau zu widersetzen. Shizuka und Masaru schlüpften aus ihren Hausschuhen und zogen sich die Alltagsschuhe an. Dann schnappten sie sich ihre Rucksäcke und Waffenbeutel und waren bereit für das tägliche Training. Sakura hatte sie mit einem leichten Lächeln beobachtet. Wie groß sie schon geworden waren… es kam ihr vor als wäre es erst gestern gewesen, seit sie begonnen hatten zu laufen. „Bis später, Kâ-chan.“ „Mach’s gut, Sakura-oba-chan.“, verabschiedete sich Shizuka. „Viel Spaß.“, sagte Sakura und hauchte den zweien noch einen kleinen Kuss auf die Stirn. Grummelnd zog Masaru von dannen. Seine Mutter würde es wohl nie lernen! Er war kein kleines Baby mehr. Shizuka hingegen strahlte, als wären Weihnachten und Geburtstag auf einen Tag gefallen. Sie mochte Sakura. Sie kannte sie schon ihr Leben lang. Sie war wie eine Mutter. Mutter… Es machte einen kleinen Stich in ihrem Herzen. Innerlich schüttelte sie einen Moment später energisch den Kopf. Sakura war nicht ihre Mutter. Sie verhielt sich ihr gegenüber wie eine… und sie liebte sie dafür… aber sie wusste, dass sie nicht ihre Mutter war. Sie war ihre Tante. Ihre Patentante. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. „Ich muss jetzt los, sonst wird Kiba-sensei sauer sein. Er hat uns gestern extra ermahnt, dass wir rechtzeitig kommen sollen. Heute sind wir nicht lange weg. Bis später!“, rief Shizuka freudig, riss sich von ihren Gedanken los und jagte Masaru nach, der schon ein gutes Stück vorgelaufen war. Sakura sah den beiden nach und seufzte leise. Irgendetwas stimmte nicht. Das spürte sie. Shizuka war sonst auch nie so fröhlich und aufgedreht. Da konnte Naruto dreimal ihr Vater sein. Obwohl… wie war Naruto überhaupt? Die Frau seufzte tief. Diese Frage beschäftigte sie schon seit längerem. Nun, da würde ihr jetzt plötzlich auch keine Antwort kommen. Aber das mit Shizuka war schon seltsam… so munter, so fröhlich. Nein, nicht an diesem Tag. Sakura ging zurück ins Haus und schloss die Eingangstür. Sasuke war noch immer dabei, das Geschirr zu waschen und warf einen kurzen Blick über die Schulter, als seine Frau sich nachdenklich auf einen der Sessel sinken ließ. „Was ist los?“, fragte er gelassen, während er eine Schranktür öffnete und zwei Teller hineinstellte. „Kommt dir das alles nicht komisch vor? Irgendetwas läuft hier anders. Irgendwas… passiert noch. Kami-sama…“, murmelte Sakura mit zittriger Stimme und strich sich eine Haarsträhne zurück hinter ihr Ohr. Sasuke hätte seiner Frau gerne irgendetwas Aufmunterndes gesagt, doch ihn hatte dasselbe Gefühl beschlichen. Schon als er aufgewacht war wusste er, dass er lieber weitergeschlafen hätte. Also schwieg er und trocknete mit seinem himmelblauen Geschirrtuch einen weiteren Becher ab. Shizuka unterdessen hatte Masaru eingeholt. Ihre Stimmung hatte sich um 180 Grad gedreht. Nun war sie ernst, ihr Lächeln war verschwunden. Sie wollte für Sakura den Anschein erwecken, dass es ihr heute richtig toll ging. Sie wusste selbst, dass ihre Tante und Sasuke, wie alle anderen Dorfbewohner auch, litten. Aus welchem bestimmten Grund auch immer. Doch das würde sie schon noch herausfinden. Der Tag hatte jetzt erst richtig begonnen. Und er würde ein Wendepunkt sein, das hatte sich das Mädchen vorgenommen. Sie und Masaru sprachen kein Wort miteinander, die beiden wussten genau, was der andere dachte. Nach mehreren Minuten gabelten sie Sumiaki auf, der an der übernächsten Straßenecke auf sie wartete. Auch er verstand und schwieg. Ein Team. Ein Gedanke. Ein Tag. Die meisten Leute, die an ihnen vorbeiliefen, warfen Shizuka mitleidige Blicke zu, manche seufzten traurig und Frauen zogen ihre kleinen Kinder fester an sich. Shizukas Augen richteten sich stur geradeaus und sie versuchte ihre Umgebung zu ignorieren. Ganz im Gegensatz zu Masaru und Sumiaki. Der Uchiha warf denjenigen, die sich zu nah an Shizuka heranwagten, einen tödlichen Blick zu, ganz so, als wolle er ihnen an die Gurgel springen, sollten sie es auch nur wagen, seine Schwester anzusprechen. Sumiaki stand seinem besten Freund in keinster Weise nach. Im Gegensatz zu ihm jedoch griff er gleich zu drastischeren Mitteln, denn er wollte nicht bloß mit Blicken um sich werfen. Zu lästig. Da zog er Waffen eindeutig vor. Eine Person, die näher als zwei Meter auf sie zukam, machte schnell wieder einen Schritt zurück, denn der Nara-Junge kannte heute kein Pardon. Seine Hand ruhte so offensichtlich in dem gefüllten Waffenbeutel, dass sich niemand der Dorfbewohner freiwillig mit ihm angelegt hätte. Die drei schwiegen und bahnten sich ihren Weg durch Konoha Richtung Trainingsplatz. Kiba seufzte tonlos und blickte hinauf in den Himmel. Wolken zogen rasend schnell über ihn hinweg und ein frischer Wind war im Laufe der letzten Stunden aufgekommen. Es würde noch Regen geben. Wenn nicht heute, dann bestimmt morgen. Akamaru winselte herzzerreißend und stupste Kiba sanft in die Seite. Der Inuzuka lächelte traurig und kraulte den Monsterhund hinter den Ohren. „Schon gut.“ Akamaru bellte kurz und drängte sich an sein Herrchen, sodass dieses leicht ins Straucheln geriet. Unwillkürlich musste Kiba lachen. „Wirklich, lass das. Du bist kein kleines Hündchen mehr, du kannst das nicht machen!“, tadelte er gutmütig. Übermütig tollte Akamaru über das Trainingsgelände und Kiba beobachtete ihn dabei. Der Hund wusste, dass er an diesem Tag schlecht gelaunt war. Dass viele an diesem Tag schlecht gelaunt waren. Heute vor elf Jahren… Hinata… Plötzlich ertönte Akamarus freudiges Gebell und Kiba schreckte aus den Erinnerungen an seine ehemalige Teamkollegin hoch. Den Anblick der sich ihm bot musste er erst einmal verarbeiten, bevor er reagieren konnte. Akamaru war wie verrückt auf Team Sechs zu gerannt, als er es erspäht hatte, und warf sich just in dem Moment auf Shizuka, die noch versucht hatte auszuweichen. Nun lag sie beinahe vollständig unter dem Riesenhund begraben und versuchte halb lachend halb wütend und fluchend frei zu kommen, während Masaru und Sumiaki nur reichlich verdattert daneben standen. „Wollte ihr mir vielleicht mal helfen??“, fuhr Shizuka sie erbost an, brach danach aber gleich in widerwilliges Gelächter aus, als Akamaru sie mit seiner großen Zunge ableckte. „Lass das doch, Akamaru… bitte!“, flehte sie und versuchte den Hund wegzudrücken. Masaru und Sumiaki erwachten unterdessen aus ihrer Starre und bemühten sich aus Leibeskräften, Akamaru von Shizuka zu lösen. „Aus, Akamaru! Lass Shizuka los! Hopp, mach schon!“, rief Masaru ärgerlich und warf sich auf den Rücken des Hundes, um ihn so irgendwie von seiner Teamkameradin abzulenken. „Hey, Akamaru ist alleine schon schwer genug!“, zeterte Shizuka. Sumiaki seufzte mitleidserregend und vergrub die Hände in den Hosentaschen. „Gott, ist das nervig.“, brummte er und schien sich nicht dazu anspornen zu können, seine Teamkameraden von dem Hund zu trennen. Kiba griff sich an den Kopf und grinste schief. Ja, genau so stellte er sich Teamarbeit vor. Gemächlich schlenderte er auf die vier zu und ließ seine Schüler noch ein wenig mit Akamaru kämpfen, ehe er sich ihrer erbarmte. „Akamaru! Schluss.“, sagte er scharf und augenblicklich ließ der Hund von dem Mädchen ab. Unschuldig sah er zu seinem Herrchen auf und wedelte leicht mit dem Schwanz, ganz so, als könne er kein Wässerchen trüben. Die Unschuld in Person. Dabei durfte man jedoch nicht außer Acht lassen, dass Masaru noch immer auf dem Tier saß und ziemlich abgekämpft aussah. „Sensei… das ist zu viel… am Morgen…“, seufzte der Junge theatralisch und ließ sich der Länge nach auf den Hund sinken, der leicht den Kopf nach hinten drehte. Kiba gab einen unwilligen Laut von sich. „Bist du jetzt ein Shinobi, oder nicht?“, fragte der Mann gefährlich leise. Augenblicklich sprang Masaru von Akamaru und salutierte vor seinem Meister. „Hai, Kiba-sensei!!“, rief er lautstark und mit todernstem Gesicht. Shizuka unterdessen hatte sich wieder vom Boden aufgerappelt und wischte sich nun halbherzig den Staub von ihrer Hose. „Hör schon auf, hier einen auf Clown zu machen.“, murrte sie. Sumiaki seufzte. „Ihr nervt beide…“, grummelte er vor sich hin und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. „Hast du was gesagt?“, hakten Masaru und Shizuka sofort nach und rückten dem Nara-Jungen bedrohlich nahe auf die Pelle. „Ne, habt ihr was gehört?“ „Hey, ihr drei! Jetzt ist aber genug! Sumiaki, reiß dich mal zusammen! Masaru, wieso regst du dich so auf? Es ist immer wieder dasselbe. Shizuka… komm einen Moment zu mir!“, herrschte Kiba sein Team schroff an. Genug war genug! Schließlich hatten sie heute noch weniger Zeit als sonst! Und dann noch diese mehr als mickrige Darbietung an Teamarbeit… das raubt ihm jetzt schon den letzten Nerv. Eingeschüchtert folgten die Kinder seinen Anweisungen. Sie hatten einen neuen Rekord aufgestellt. Normalerweise brauchten sie mindestens eine Stunde, um Kiba so auf die Palme zu bringen. Manchmal fuhr er eben viel zu leicht aus der Haut. „Masaru, Sumiaki… ihr werdet an euren Taijutsu-Fähigkeiten arbeiten. Ich verlange 200 Liegestütze von euch! Marsch, an die Arbeit!“ Ohne zu murren kamen die beiden Jungs Kibas Befehl nach, auch wenn sie ihn innerlich gerade aufs Grausamste folterten. Doch sie wussten, dass es besser war, ihren Sensei nicht zusätzlich zu reizen. Er war auch einer von den Menschen, der sich am heutigen Tag seltsam angespannt verhielt. Kibas Blick folgte den zwei Jungs, als sie sich ans Training machten, und ging dann zu seiner einzigen Schülerin, die mit verschränkten Armen und mürrischem Ausdruck in den Augen vor ihm stand. Sie war mal wieder störrisch. Der Mann konnte sich nicht erklären, von wem Shizuka diese Eigenschaft geerbt hatte. Hinata? Bestimmt nicht. Naruto? Okay, kein Kommentar. Einige Sekunden sahen sie sich nur ohne mit der Wimper zu zucken an, dann seufzte Kiba. Akamaru setzte sich neben ihn und begann sich seelenruhig seine riesige Pfote zu lecken. „Shizuka… was soll ich nur mit dir machen?“, fragte Kiba mehr sich selbst. Wie konnte er sich ihr gegenüber heute verhalten? Jedes Jahr dieselbe verdammte Frage… „Was soll das schon wieder heißen?“, fuhr das Mädchen auf und funkelte ihren Sensei an. Was hatte sie denn jetzt schon wieder gemacht? War es etwa verboten auszurasten, wenn man von einem hundert Kilo Hund umgerannt worden war? „Wieso bist du nur immer so aggressiv? Heute ist es ja noch schlimmer als sonst! Lass mich raten, es liegt an dem Datum und an der Tatsache, dass Naruto nicht da ist.“, stellte Kiba knapp fest. Shizuka gab einen abfällig klingenden Laut von sich. „Pah. Als ob mich das noch wundern oder gar aufregen würde!“ „Was ist es dann?“ „Ich habe gestern zufällig ein paar Dinge mitbekommen… aber das geht Sie nichts an, Sensei.“, meinte Shizuka mit einem kühlen Augenaufschlag. Uchiha-Einfluss ließ grüßen. Kiba sah sie einen Moment lang verdattert an. Dieses Gör sprach eindeutig nicht im passenden Tonfall mit ihm! Narutos und Hinatas Tochter hin oder her, aber das ließ er sich von niemandem bieten! Akamaru richtete seine Ohren auf und blickte fragend zwischen seinem Herrchen und dem Mädchen hin und her. Hier lag ohne Zweifel eine angespannte Stimmung in der Luft. „Shizuka, ich warne dich. Vielleicht lassen es sich Sakura und der Uchiha gefallen, wenn du so mit ihnen sprichst, aber ich tue das nicht! Zügle dein Mundwerk, junges Fräulein, ansonsten wird das Konsequenzen für dich und dein Team haben!“, herrschte er sie scharf an und Akamaru winselte leise. Er hasste es, wenn sein Herrchen so mit seiner kleinen Freundin sprach. Böse sah Shizuka ihren Sensei an. Wie der sich aufführte… wieso konnte sie nicht einfach in Ruhe gelassen werden? Aber okay, hier hatte sie vielleicht ein wenig überreagiert. Sie mochte Kiba eigentlich sehr gerne. Er war meistens gut drauf, kannte ihre Stärken und ihre Schwächen und normalerweise handelte er fair. Seine Kritik war nie ungerechtfertigt oder boshaft. Er war einfach ein klasse Typ und unter den jungen Teams genoss er schier unendlichen Respekt, was aber nicht zuletzt an Akamaru lag. Plötzlich hatte sie ein schlechtes Gewissen. Kiba konnte doch nichts dafür, dass sie schlecht drauf war. Und er hatte mal wieder Recht, wahrscheinlich lag es an dem heutigen Tag. Und an ihrer übertriebenen Nervosität. Denn den Plan, den sie gestern mit Masaru auf die Beine gestellt hatte, hatte sie nicht einen Moment lang vergessen. Sie würde es durchziehen. Resigniert wandte sie ihren Blick von den Augen ihres Meisters ab. „Gomenasai, Kiba-sensei.“, murmelte sie und geistesabwesend stupste sie ihre Fingerspitzen aneinander. Sie tat das wahrlich nicht oft, aber das Gefühl beruhigte sie, auch wenn sie sich dabei immer ein wenig seltsam vorkam. Außerdem wusste sie, dass ihr Vater es nicht gerne sah, wenn sie das tat. Kiba erstarrte. Was tat dieses Mädchen da? „Hinata…“, flüsterte Kiba unbewusst und starrte das Mädchen vor ihm überrumpelt an. Wie sie da stand. Die Bewegung mit den Fingern. Und wie sie den Boden betrachtete. Wie der Wind mit ihren Haaren spielte und sie ihr ins Gesicht fallen lies. Shizuka war ihrer Mutter in diesem Augenblick ähnlicher als jemals zuvor. Kiba war völlig im Gedanken, doch einen kleinen Moment später bereute er seine Unkonzentriertheit. „Was haben Sie gesagt, Sensei?“, fragte Shizuka mit einem erpichten Unterton in der Stimme. Dieser eine Name ließ ihren Puls rasen und ihre Sinne schärften sich beinahe von selbst. „N-Nichts. Die Sache hätten wir geklärt. Du solltest jetzt besser trainieren, deine Teamkollegen sind dir um 50 Liegestütze voraus.“, zog Kiba sich geschickt aus der Affäre und richtete seinen Blick gegen Himmel. Tief atmete er durch. Er musste verdammt noch mal vorsichtiger sein! Er wollte nicht denselben Fehler machen wie Iruka. Shizuka rührte sich zuerst nicht von der Stelle, aber dann fügte sie sich doch. So würde sie ohnehin nichts aus Kiba herausbekommen. Er hatte manchmal ebenso rapide Stimmungsschwankungen wie ihr Vater. Seltsamerweise hatte Shizuka bei ihrem Sensei aber keine Angst… Gedankenverloren schloss sie sich ihren männlichen Kameraden an, die schon mächtig ins Schwitzen gekommen waren. Während des Trainings ließ sie sich ihr Gespräch mit Kiba noch einmal durch den Kopf gehen. Was er am Schluss gesagt hatte… Definitiv ‚Hinata’. Auch wenn er es leugnete. Shizuka beschloss, sich auch darum zu kümmern. Wenn ihr Kiba etwas über ihre Mutter sagen konnte, und sie war fest überzeugt dass es so war, dann würde er es ihr heute gestehen müssen. Und wenn sie ihn dazu zwingen musste. Heute war der Tag der Wahrheit. Das Training war kurz aber hart gewesen. Kiba hatte sich wirklich Mühe gegeben, sein Team in den vier Stunden beinahe zu Tode zu quälen. Wenn man sich die drei Kinder so ansah, dann könnte man meinen, dass er Erfolg gehabt hatte. Sumiaki stöhnte und jammerte vor sich hin, als hätte er die schlimmste Folter über sich ergehen lassen müssen, Masaru machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter und Shizuka… Shizuka schwieg einfach und versuchte, ihren Pulsschlag davon abzuhalten, ihre Adern und Venen aufzusprengen. Selbstzufrieden grinste Kiba sein Team an. „Ganz ordentlich, was ihr in den letzten Stunden geleistet habt. Ich schlage vor, ihr verkrümelt euch nach Hause, es gibt bald Regen.“, meinte er und kraulte Akamaru hinter den Ohren. Gleichzeitig sah er hinauf in den Himmel. Wie er vorhergesehen hatte, waren schon dunkle Wolken am Horizont zu erkennen und der Geruch des nahenden Regens lag in der Luft. Seine Schüler nickten zustimmend. Eine kleine Pause konnten sie ganz gut vertragen. „Hai, Kiba-sensei… domo arigatô.“, sagte Sumiaki dankbar und Masaru hatte die erschreckende Befürchtung, dass sein Freund ihrem Sensei gleich die Hand küssen wollte. „Los, kommt… Kiba-sensei hat Recht.“, grummelte er, packte seine Teamkameraden an den Handgelenken und zog sie unnachgiebig mit sich. Sein Meister blickte den drei Kindern nach. Ja, heute hatte er sie vielleicht wirklich ein wenig hart dran genommen. Aber auch das mussten sie überstehen und er war stolz darauf, dass sie überhaupt noch aufrecht stehen konnten. „Komm jetzt, Akamaru. Das Treffen fängt in zehn Minuten an. Und Godaime-sama hasst Verspätungen.“, sagte er ein wenig belustigt und hatte jetzt schon Mitleid mit Kakashi. Er wandte sich von den Rücken seiner Schüler ab, pfiff einmal kurz, schwang sich auf den sofort hergelaufenen Akamaru und ritt Richtung Hokagebüro. „Ähm… Leute, was machen wir jetzt eigentlich?“, fragte Sumiaki vorsichtig, als sie ein paar Minuten schweigend nebeneinander hergegangen waren. Er wusste, dass Shizuka heute leicht zu reizen war und Masaru befand sich auch nicht gerade in einem Stimmungshoch. Eben dieser antwortete ihm. „Gehen wir zum Anwesen. Vielleicht haben Vater und Mutter Zeit und trainieren ein wenig mit uns. Dann vergeht der Tag schneller.“, meinte er grimmig und warf einen Seitenblick auf Shizuka. Diese sah nicht gerade begeistert aus und blieb auch sofort ruckartig stehen. Resigniert tat Masaru es ihr gleich und auch Sumiaki hielt an. Das Mädchen verschränkte ihre Hände vor der Brust und funkelte den Uchiha an. „Das ist eine bescheuerte Idee. Sakura-oba-chan und Sasuke-oji-sama sind nicht zu Hause, schon vergessen? Das Treffen der Chunin und Jonin steht an und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Godaime deine Eltern nicht dazu gezwungen hat, zu erscheinen.“, stellte sie unterkühlt fest. Masaru warf ihr einen ärgerlichen Blick zu. Dieser Tag hin oder her, aber alles ließ er sich auch nicht bieten! Tief durchatmen… er würde jetzt nicht losbrüllen. „Was willst du denn sonst machen, Fräulein Neunmalklug?“, fauchte er bissig. Es schien, als würden die beiden gleich aufeinander losgehen. Sie waren wie Geschwister, im Positiven wie leider auch öfters im Negativen. Sumiaki seufzte gequält und kratzte sich am Kopf. „Hey… regt euch wieder ab. Der Tag ist auch so schon nervig genug. Wenn wir nicht im Uchiha-Anwesen trainieren können, dann müssen wir uns eben was anderes einfallen lassen. Wohl oder übel müssen wir die Zeit irgendwie totschlagen.“, meinte er ungehalten. „Jaah… jaja, schon gut.“, brummte Shizuka und langsam überholte sie die beiden Jungen, ohne ihnen einen weiteren Blick zuzuwerfen. Als die zwei ihr nicht gleich folgten, wandte sie sich noch einmal um. „Na, was ist jetzt? Wollt ihr hier Wurzeln schlagen? Lasst euch mal was einfallen.“, meinte sie schnippisch. Sumiaki grinste sie hinterhältig an. „Ich weiß schon was, du musst nicht versuchen, mich zu provozieren.“, meinte er gut gelaunt. Masaru bewunderte ihn für die Fähigkeit, Shizukas Launen auf Dauer und ohne weitere Schäden über sich ergehen lassen zu können. „Was hast du geplant, Sumiaki-kun?“, fragte er interessiert. Nichts war schlimmer als Langeweile. „Wir flitzen zu Hokage-sama, hoffen dass wir sie noch rechtzeitig vor dem Treffen erwischen und fragen sie nach irgendeiner kleinen Mission.“ Masaru hatte sich getäuscht. Es gab doch schlimmeres als Langeweile: D-Rang Missionen. Shizuka brummte irgendetwas Unverständliches vor sich hin, wandte aber nichts gegen den Vorschlag ein. Auch Masaru hütete sich. Wenigstens hatte Sumiaki einen Plan. Stillschweigend beeilten sie sich, zum Hokagebüro zu kommen. Es würde knapp werden. Tsunade rauschte in den Versammlungsraum, dicht gefolgt von Shizune und dem Schweinchen TonTon. Während sie schnellen Schrittes auf ihren Platz zuging, huschte ihr Blick kurz aber eingehend über alle anwesenden Shinobi. Sie saßen um einen niedrigen Tisch herum, auf reichlich unbequem aussehenden Sitzmatten und jeder hatte ein Glas Wasser vor sich stehen. Wie immer hatte Shizune alles genauestens vorbereitet. Tsunade ließ sich am Ende des Tisches auf den Boden sinken und ihre Sekretärin neben ihr. Shizune reichte der Fünften eine dünne Mappe. Widerwillig betrachtete die Godaime diese, öffnete sie dann aber nach kurzem Durchatmen doch. Drumherum kam sie eh nicht. Tsunade hob den Blick und die erwartungsvollen Gesichter der Jonin und Chunin blickten ihr entgegen. Die Versammlung konnte offiziell beginnen. ~ Team Sechs betrat die Eingangshalle des Hokagebüros. Alles erschien wie ausgestorben. „Zu spät.“, bemerkte Shizuka gelangweilt und verschränkte die Arme hinter ihrem Kopf. Sie ließ sich auf eine der Wartebänke plumpsen und sah sich milde interessiert in dem großen Raum um. Masaru seufzte tief und vergrub die Hände in seinen Hosentaschen. Er lehnte sich an die nächstbeste Wand. Das war ja so typisch. „Dann lasst uns gleich wieder gehen. Ich habe keine Lust hier herumzustehen.“, meinte er missmutig. Sumiaki spähte den nächsten Gang hinunter. Es war wirklich niemand zu sehen. Sollten sie tatsächlich zu spät gekommen sein? Das war ja nicht auszuhalten! „Mendokuse…“, grummelte er vor sich hin und wandte sich seinem Team zu, „Dann gehen wir eben wieder. Aber nicht nach Hause. Was haltet ihr davon, wenn wir zu den Hokagefelsen gehen?“ Shizuka lachte trocken auf und ihr durchdringender Blick ließ Sumiaki einen kleinen Schritt zurückweichen. Manchmal musste man ja richtig Angst vor ihr haben. „Hast du vergessen, was Kiba-sensei vorhin gesagt hat? Es beginnt bald zu regnen. Und er hat in solchen Dingen immer Recht. Ich für meinen Teil wäre da lieber im Warmen, wenn du nichts dagegen hast.“, meinte sie bissig. „Jaja… hab’s schon verstanden. Ich persönlich bin ja nicht gegen Langeweile, da muss man wenigstens nichts machen. Aber im Nachhinein darf ich mir dann wieder anhören, wieso ich euch nicht gezwungen habe, etwas zu unternehmen. Das ist dann wirklich nervig.“, meinte Sumiaki schulterzuckend. Bitte, wenn die beiden nichts machen wollten… er würde sich später nicht verantwortlich machen lassen. Masaru stieß sich von der Wand ab und zeitgleich erhob sich Shizuka. „Gehen wir.“, meinten sie synchron und warfen sich einen seltsamen Blick zu. Manchmal hatten sie wirklich dieselben Gedanken. Sumiaki seufzte und folgte seinen Teamkameraden, als sie die Eingangshalle verließen. Er warf noch einen kurzen Blick über die Schulter, in der Hoffnung, dass doch jemand unerwartet auftauchen könnte… vergebens. Draußen war leichter Wind aufgekommen und spielte mit Shizukas langen Haaren, die ihr Vater so sehr liebte. Ärgerlich strich sie sich eine Strähne zurück hinter das Ohr. Heute ging aber auch alles schief. Dieser Tag war wirklich ein Fluch. Dabei sollte sich doch alles ändern. Ein entschlossener Ausdruck trat in ihr Gesicht. Sie würde sich nicht entmutigen lassen. Sie hatte einen Plan. „Ähm… Brüderchen, du weißt es schon, Sumiaki, du nicht. Hör gut zu.“, sagte sie plötzlich und die beiden Jungen sahen sie überrascht an, wobei Masaru schnell erfasst hatte, worum es ging. Er hörte nur mit halbem Ohr zu, als Shizuka Sumiaki sachlich, ohne eine Spur von Gefühlen, von den gestrigen Ereignissen und dem Plan berichtete, den sie selbst entworfen hatte. Die Augen des Nara-Jungen wurden mit jedem weiteren Wort von ihr immer größer und man konnte ihm förmlich ansehen, dass seine grauen Zellen mächtig ins Rattern kamen. „Oho.“, meinte er schließlich, nachdem Shizuka geendet hatte, „Das hast du dir ja ganz schön was vorgenommen, Hyuuga-san.“ Das Mädchen nickte und verkniff sich einen boshaften Konter auf Sumiakis Kommentar. Sollte er nur dämlich grinsen, sie hatte Besseres zu tun. Außerdem: was er konnte, konnte sie schon lange. „In der Tat, wir haben viel vor, Nara-san.“, Sumiaki grinste bis über beide Ohren, „Ich schlage vor, wir gehen gleich zu Kiba-senseis Haus und warten dort auf ihn. Wie lange kann die Versammlung schon dauern? Je nachdem, was wir bei ihm erfahren, gehen wir weiter vor.“, beschloss Shizuka überzeugt und die beiden Jungen nickten langsam. Sie würde sich sowieso nichts ausreden lassen und außerdem war es lebensmüde, ihr zu widersprechen. „Wir nehmen aber die Abkürzung, oder?“, fragte Masaru plötzlich und bekam verständnislose Blicke zugeworfen, bis Shizuka ein Licht aufging. Sumiaki jedoch blieb ahnungslos. Wieso bekam er derzeit eigentlich immer alles als letzter mit? „Ach, du meinst unseren Schleichweg, gleich hier? Das ist eine gute Idee. Wenn man durch den Hinterhof des Hokagebüros geht, dann spart man mindestens zehn Minuten.“, meinte Shizuka begeistert. Manchmal war Masaru doch ganz nützlich. Kurz sahen sich der Uchiha-Junge und das Mädchen auf der Straße um. Niemand war zu sehen. Blitzartig packten sie den völlig überrumpelten Sumiaki und rissen ihn mit sich über die Mauer, die das Büro umgab. Direkt hinein in den Hinterhof. ~ Allgemeine Aufbruchsstimmung machte sich breit, als Tsunade ihre Akte mit einem leisen Seufzer schloss. Sie atmete tief durch, ehe sie noch einmal ihre Stimme erhob. „Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Jedoch möchte ich ein paar von euch bitten, noch einen Moment zu bleiben. Das wären dann die Uchihas, die Hyuugas, Inuzuka Kiba – meinetwegen auch mit Akamaru –, und Uzumaki Naruto. Die anderen dürfen sich entfernen.“ Ein wenig überrascht blieben die Aufgerufenen zurück und warteten wie Tsunade darauf, dass sich die entlassenen Shinobi entfernten. Nach wenigen Sekunden war es so weit und Naruto wandte sich an die Fünfte. Er und auch die anderen standen, während Tsunade noch immer auf dem Boden saß. Shizune hatte mittlerweile das Fenster geöffnet, um frische Luft hereinzulassen, denn in dem Besprechungsraum war es ziemlich stickig geworden. Sie seufzte leise als sie einen Blick auf die dunklen Wolken warf. Es würde Regen geben. „Was gibt es noch, Tsunade-sama?“, fragte Naruto stirnrunzelnd und auch Sakura und Kiba warfen der Fünften einen irritierten Blick zu. Sie zögerte und die Spannung im Raum nahm deutlich zu. „Es geht um Kabuto.“, meinte die Fünfte gelassen, doch ihre Stimme zitterte ein wenig. Es war nicht verwunderlich. Auch sie… verband zu viel mit diesem Namen. Naruto, der die Hokage bis zu dem Zeitpunkt noch halbwegs interessiert gemustert hatte, wandte sich abrupt von ihr ab. Der Name, den sie eben erwähnt hatte, löste so viel in ihm aus, so viel Hass und so viel Ekel, dass er nicht wollte, dass die anderen bemerkten, wie sehr ihm seine Maske der Gleichgültigkeit abhanden kam. Kabuto Yakushi. Er. Dieser Mann war für all sein Leid verantwortlich, dieser Mann hatte sein Leben weitgehend zerstört. Dieser Mann hatte Hinata, seine Frau, als Versuchskaninchen für seine abstoßenden Experimente entführen lassen, und sie ziemlich sicher schon lange getötet. Dieser Mann, der schuld daran war, dass Shizuka ihren Zwillingsbruder und ihre Mutter verloren hatte. Hinata… Naruto biss sich auf die Unterlippe um die aufwallenden Emotionen zu unterdrücken und ballte die Hände zu Fäusten, die unbewusst zu zittern begonnen hatten. Wunderschöne Hinata, mit ihren liebevollen weißen Augen und dem seidig, langem Haar. Das schüchterne Lächeln und das herrlich süße Rotwerden, wenn er ihr abrupt nahe gekommen war… er liebte sie noch immer so sehr, konnte sich an jedes Detail erinnern. Ihm war gar nicht aufgefallen, wie sehr er sich noch immer an ihr festklammerte, wie sehr er noch immer versuchte, nichts zu vergessen. Nicht ihre sanfte Stimme… er wollte sie nicht vergessen… er konnte nicht. Kabuto Yakushi. Hass und Verzweiflung rangen um die Vorherrschaft in seinem Inneren. Letzteres trug den Sieg davon. „Was ist mit Kabuto?“, fragte Kiba in dem Moment lauernd und alle Augenpaare, mit Ausnahme Narutos, richteten sich gebannt auf die Fünfte. Sie atmete unhörbar tief ein und dann aus. Während sie sprach, sah sie nur auf Narutos Rücken. War es ein Fehler, ihn hier dabeizuhaben? Nein… er hatte ein Recht darauf, es zu erfahren. „Einige zuverlässige Quellen haben mich davon in Kenntnis gesetzt, dass er derzeit wieder aktiv ist.“, erklärte sie zögernd. „Das heißt so viel wie, dass er wieder verschleppt und mordet und seine widerlichen Experimente durchführt.“, brachte Sakura zwischen ihren zusammengepressten Lippen mit Hass und zitternder Stimme hervor. „Hai…“, murmelte Tsunade verdrossen und warf einen giftigen Blick auf ein Bild, das an der gegenüberliegenden Wand hing, ganz so, als konnte das etwas für die grauenhaften Tatsachen. „Doko?“ Nejis Stimme war eiskalt. Hanabi warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. Selten erlebte sie ihren Cousin so aufgebracht, wie er es jetzt war. (doko? = wo?) Normalerweise war er immer ausgeglichen, gab seine Emotionen nie Preis, mit keiner Miene, mit keiner Regung… doch nun lag so viel Eiseskälte in seiner Stimme, dass man Gänsehaut bekam. „Nun…“, Tsunade schien zu überlegen, ob es klug war, Neji diese Information mitzuteilen, entschied sich dann aber dafür, „Angeblich liegt sein Hauptquartier im Wellenreich. Oder zumindest im näheren Umkreis davon.“ Narutos Eingeweide verkrampften sich stark und er dachte, er müsse sich gleich übergeben. „Wellenreich?“, murmelte er vor sich hin und bemerkte gar nicht, dass er verstohlen gemustert wurde. Dahin war er doch gelaufen… ganz zu Beginn seiner aussichtslosen Suche, unmittelbar nach dem Angriff, bei dem er so viel verloren hatte. Vielleicht hatte er dort etwas übersehen? Eine Woge der Verzweiflung überflutete ihn und gepeinigt schloss er die Augen. Wer wusste schon, wie nah er ihr möglicherweise gewesen war? So nah… Sie ist tot. Du hast sie doch überall gesucht. Du konntest nicht hinter jedem Busch nachschauen. Selbst wenn sie tatsächlich noch immer in seiner Gewalt wäre... Elf Jahre lang? Wieso sollte Kabuto sie elf Jahre lang behalten? Unmöglich. Hinata ist tot. Schlicht und ergreifend tot. Ausgelöscht und weggeworfen. „Nein…“, murmelte Naruto leise. „Schweig!“, wurde er plötzlich wütend angefahren und er hob seinen starren Blick. Direkt in die Augen von Hiashi Hyuuga, der ihn kalt anstarrte. Naruto registrierte nur am Rande Hanabis geschockten Gesichtsausdruck und Nejis bewundernswerte Selbstdisziplin, seinen Onkel nicht anzugreifen. „Was…?“, fragte Naruto das Oberhaupt verwirrt. Seine Gedanken verweilten noch immer bei seiner Frau, die er vielleicht schlicht und ergreifend übersehen hatte. Hatte er das tatsächlich? Ihm wurde speiübel und am liebsten würde er die Zeit zurückdrehen und noch einmal nachsehen. „Du hast nicht das Recht, dich wie ein noch immer schwer leidender Ehemann zu benehmen, Fuchsbengel.“ „Hey! Unterstehen Sie sich, so mit Naruto zu sprechen!“, fuhr Sakura empört auf, fing sich aber einen warnenden Blick von der Hokage. Hiashi Hyuuga war äußerst einflussreich. Sakura sollte sich beherrschen, denn das Oberhaupt hatte Rechte, die nicht einmal Tsunade ohne weiteres außer Kraft setzen konnte. Und das konnte mehr als gefährlich werden. Die Ältesten sahen es sowieso nicht gerne, wenn Tsunade sich mit allem und jedem, der Rang und Namen hatte, anlegte und auch sonst sehr viel durchgehen ließ. Gepriesen sei Kami-sama, dass die beiden Alten nicht bei dieser Sitzung anwesend waren. Hiashi warf Sakura einen mehr als verächtlichen Blick zu, ignorierte sie dann aber wieder. Was interessierte ihn schon dieses aufdringliche Geschöpf? Sasukes Augen verzogen sich zu Schlitzen und seine Muskeln spannten sich an, ganz so, als hätte er Hiashis Gedanken gelesen. Er verabscheute diesen Mann aus tiefster Seele. Verdammter Alter, wieso hatte er nicht schon längst das Zeitliche gesegnet? Es wäre ein Feiertag mehr in Konoha gewesen. Sasukes Ansicht nach. Naruto starrte Hiashi mit leeren Augen an und verteidigte sich nicht. Vielleicht hatte er Recht… vielleicht hatte er selbst, Naruto, nicht das Recht, sie noch immer zu lieben… wenn er sie tatsächlich nicht gesehen hatte… wenn er einfach wie immer zu ungestüm gewesen war… Nein, das konnte nicht sein. Lass es nicht so sein. Bitte nicht. Hinata… weiße Augen… langes Haar… Ihr schüchternes Lachen. „Nein…“, flüsterte Naruto, das nur er selbst es hören konnte. Es tat so weh. Es würde sein Herz noch zerreißen, es konnte nicht mehr lange dauern. Es tat so weh. Tsunade erhob ihre Stimme und versuchte allem Anschein nach, die drohende Gefahr abzuwenden, in dem sie blitzschnell die Aufmerksamkeit wieder auf sich zog. „Ich wollte euch nur informieren… ihr seid ja alle irgendwie davon betroffen. Des Weiteren möchte ich noch einmal mein Beileid aussprechen. So wie ich es jedes Jahr tue.“, schloss die Fünfte, doch sie wurde knallhart von Hiashi unterbrochen, noch bevor ihre Worte im Raum verklungen waren. „Vielen Dank, Godaime-sama. Das bringt meine Tochter auch bestimmt wieder zurück, gleich zusammen mit dem Erben des Byakugan, den es ja leider auch nicht mehr gibt. Das Haupthaus hat keinen Nachfolger, nachdem auch meine jüngste Tochter es nicht fertig bringt, einen ehrenhaften Ehegatten zu finden. Nun ja, in dem Punkt ist sie ihrer älteren Schwester wohl ziemlich ähnlich.“, meinte er kühl, aber völlig gelassen. Er hatte es an sich… diesen Tonfall, der ihn so gemein erscheinen ließ, ohne direkt etwas gesagt zu haben. Hanabi schwieg verbissen, obwohl man ihr ansehen konnte, was sie ihrem Vater am liebsten ins Gesicht geschleudert hätte. Halb Konoha wusste, dass sie und Konohamaru unsterblich ineinander verliebt waren. Hiashi natürlich eingeschlossen. Sakura war sprachlos angesichts so viel Unverfrorenheit. Dass Hanabi sich nicht wehrte… das war noch ansatzweise verständlich, schließlich musste sie den verdammten Pflichten nachkommen. Und außerdem… Konohamaru. Aber wieso ließ Naruto sich so von ihm erniedrigen? Sie versuchte seinen Blick zu fangen, doch es misslang. Sie konnte ihm deutlich ansehen, dass er im Gedanken versunken war. Seine Hände zitterten, seine Augen waren voller Unglauben, genau so, wie es vor elf Jahren gewesen war. Sakura sah Sasuke flehentlich an, der nur etwas genervt mit den Schultern zuckte. Was sollte er denn Großartiges machen? Wenn Naruto sich nicht selbst verteidigte, dann gab es dafür doch bestimmt einen Grund… Der Uchiha sah seinen besten Freund einen Moment nachdenklich an, konzentrierte sich dann aber wieder auf den Hyuuga, der sich anscheinend gerade richtig in seine Beleidigungen hineinsteigerte. Dabei sah er die ganze Zeit über Naruto an und es wurde offensichtlich, dass er es von Anfang an darauf angelegt hatte, ihn zu massakrieren. „Ja, meine älteste Tochter hat einen schwerwiegenden Fehler gemacht. Ich habe es all die Zeit vorhergesehen. Ich habe gewusst, dass er eine Missgeburt ist, von dem Tag an, an dem Yondaime-sama seiner Verpflichtung, Konohagakure gegenüber, nachgekommen ist. Ich war dagegen, ihn im Dorf zu behalten! Ihr seht, was er uns gebracht hat. Nichts als Ärger, nichts als Leid und nicht als den Tod!“, fuhr er verächtlich auf. Es war das erste Mal, dass er jemanden so direkt angegriffen und beschimpft hatte. Normalerweise strotzte er nur so vor Unnahbarkeit und es schien, als ginge ihn alles nichts an. Er war ein Hyuuga wie aus dem Bilderbuch. Er gebrauchte so gut wie nie unschöne Ausdrücke. Er war der Typ, der indirekt beleidigte. Warum reichte ihm das jetzt nicht mehr? Wieso griff er ihn mit jeder Möglichkeit an, die sich ihm bot? Naruto zuckte unter jedem seiner Worte wie unter Schlägen zusammen. Er hatte Recht. Er war es nicht wert. Nur wegen ihm gab es all diesen Schmerz. Nur wegen ihm selbst… hätte Hinata ihn nicht geheiratet… vielleicht wäre Kabuto niemals auf sie aufmerksam geworden. Vielleicht hatte er Hinata den Tod gebracht… Ihm wurde beinahe schwarz vor Augen, so sehr lähmte ihn diese Möglichkeit. Vielleicht war er noch mehr für all das verantwortlich, als er geahnt hatte… Ihr liebes Rotwerden und ihr untrüglicher Sinn für sein Empfinden. Niemand hatte ihn je besser gekannt. Es tat so weh. In dem Moment mischte sich Kiba ein. Nur mühsam konnte er Akamaru zurückhalten, der drohend zu knurren begonnen hatte. „Bei allem Respekt, Hiashi-sama, aber das entspricht nicht der Wahrheit! Ihr wisst genau, dass Kabuto es auf das Byakugan abgesehen hatte. Naruto trifft keine Schuld!“, verteidigte er den blonden Shinobi. Einer musste es schließlich machen! Der Uchiha und seine Frau schwiegen nur verbissen und sahen sich blöd an. Dabei war Naruto doch angeblich ihr bester Freund! Was lief hier nur ab? Aber er würde auf keinen Fall zulassen, dass Hiashi so über Naruto herzog. Dazu hatte er kein Recht, er wusste nichts, gar nichts! Er hatte seine Tochter verabscheut, er hatte sie in dem Anwesen mit Training und Erniedrigungen gefoltert und nun gab er auch noch der einzigen Person Schuld an ihrem Tod, für die sie alles gegeben hätte! Nein, er, Kiba, würde nicht zulassen, dass seine beste Freundin auch noch im Tod von ihrem Vater gedemütigt wurde! „Es war nicht seine Schuld! Er hat sie mehr geliebt, als sonst etwas und er tut es jetzt noch! Ihr habt keine Ahnung, Hiashi-sama! Ihr habt eure Tochter nie gekannt, ihr versteht nicht, was Naruto ihr bedeutet hat, und ihr versteht nicht, wieso Naruto sie noch immer so sehr liebt! ER HAT KEINE SCHULD!“, fuhr der Inuzuka auf und Akamaru kläffte wütend, ganz so, als würde er jedes Wort verstehen, das in diesem Raum fiel. Vielleicht tat er es sogar. Naruto schien Kiba nicht zu hören, er bedankte sich nicht einmal mit einem flüchtigen Blick. Er starrte nur noch die dunkelbraunen Sitzmatten zu seinen Füßen an, musste immer wieder dieses grauenvolle Wort wiederholen, das sich in seine Gedanken gebrannt hatte und ihn auszulachen schien. Wellenreich… Er hatte sie übersehen. Er hatte sie übersehen, sie, nach der sich alles in ihm sehnte, die aber nie zurückkommen würde. Weil er sie übersehen hatte. Wellenreich… „Natürlich trifft ihn Schuld! Wo ist er denn gewesen, als meine Tochter angegriffen wurde? Er hat sich aufhalten lassen, von diesen mickrigen Shinobi, die uns auf den Hals gehetzt wurden! Er ist seinen Pflichten als Ehemann nicht nachgekommen und er hat seine Kinder im Stich gelassen! Wo war er, als sie seinen Sohn kaltblütig ermordet haben? Wo war er, als sie meine Tochter verschleppt haben? Das einzige, das er mit Müh’ und Not hat retten können, das war dieses Mädchen, das nicht einmal das Kekkei-Genkei unserer Familie geerbt hat! Versagt auf ganzer Linie!“ Hiashis normalerweise unergründliches Gesicht war wutverzerrt, doch seine Stimme war noch immer erstaunlich ruhig. Trotzdem… niemand der hier Anwesenden hatte ihn jemals so aus der Haut fahren sehen, und umso geschockter waren sie nun. Anscheinend hatten ihn die Worte Kibas aufgeregt, mehr noch als angenommen. Wer wusste schon, was sie in seinem Inneren ausgelöst hatten…? Was bewegte das Clanoberhaupt? Was ging in seinem Kopf vor, wenn er an diese schicksalhafte Nacht zurückdachte? Vielleicht hatte er ebenfalls getrauert… vielleicht war er nur anders damit umgegangen… Doch die Dinge, die er Naruto an den Kopf warf, konnte und wollte Sakura ihm nicht durchgehen lassen. „Hören Sie auf! Sehen Sie nicht, was Sie ihm damit antun?“, fragte sie aufgelöst und verstand einfach nicht, wieso sich ihr bester Freund nicht rechtfertigte! Naruto war weiß wie eine Wand geworden, zitterte am ganzen Körper, kniff die Augen fest zusammen und ließ es einfach über sich ergehen. Wieso? Wieso rechtfertigte er sich nicht? Wieso ließ er sich von ihm erniedrigen, wieso ließ er sich von Hiashi noch einmal diese Nacht ins Gedächtnis rufen, die er schon seit Jahren versuchte zu verdrängen? Wieso ließ er sich alle Bemühungen von ihm selbst und von seinen Freunden mit diesen wenigen Worten zerstören? Naruto konnte sich nicht wehren. Wieso sollte er auch? Es wäre Selbstverleugnung. Er war von seiner Unschuld schließlich nicht überzeugt. All die Jahre hatten ihm seine Freunde, nein, das ganze Dorf, eingeredet, dass er es nicht hätte verhindern können. Doch in seinem Inneren… es waren immer Zweifel da gewesen. Sie waren seine Freunde. Freunde sagten im Normalfall nicht, dass man Schuld am Tod der eigenen Frau und des eigenen Sohnes war. Wie viel konnte er in diesem Fall auf ihre Meinung geben? Vielleicht hatte der Alte recht… Er erzählte doch nur, was damals geschehen war… nur die Wahrheit… Schließlich war er bestimmt nicht einer seiner Freunde. Schließlich hatte er so gut wie nichts mit ihm zu tun, nur die Tatsache, dass er ihr Vater und Shizukas Großvater war, verband sie auf gewisse Weise miteinander. Vielleicht hatte er Recht, weil er die Dinge so sah, wie sie wirklich waren… Er war schuld an Hikarus Tod. Sein Sohn… er hatte seinen Sohn sterben lassen, der, der immer so freudig ‚Da-Da’ gerufen hatte. Der ihm schon in so kurzer Zeit Vertrauen und Liebe geschenkt hatte. Wie hatte er es ihm gedankt? Er hatte ihn sterben lassen. Hatte ihn in seinen letzten Sekunden im Arm gehalten und ihn nicht retten können. Und er hatte Hinata übersehen. Er war sich so verdammt sicher. Er hätte sie im Wellenreich finden können. Bestimmt. Hiashi unterdessen bekam nichts von den inneren Selbstvorwürfen seines Schwiegersohnes mit. Er war noch immer auf Sakura fixiert, die nun in der Tat seine ganze Aufmerksamkeit erregt hatte. „Was ich ihm antue? Fragen Sie das ernsthaft? Wachen Sie auf, Sie unverschämte Person!“, zischte Hiashi, doch nun hatte er den Bogen ernsthaft überspannt. Mit einem Satz war Sasuke bei ihm. Der Hyuuga reagierte mit einer Schnelligkeit, die ihm in seinem Alter wohl keiner zugetraut hatte, wich aus und aktivierte sein Byakugan. Doch Sasuke stand ihm in nichts nach und sofort wurden seine Augen glutrot, in der Mitte drei schwarze Punkte. Die beiden kamen jedoch nicht dazu, ernsthaft aufeinander loszugehen. Tsunade war geistesgegenwärtig aufgesprungen, hatte dabei diese nervig niedrigen Tischchen mit einem lauten Knall umgestoßen und war dazwischen gegangen. Zornig funkelte sie abwechselnd Sasuke und Hiashi an. Waren die beiden hier noch ganz richtig im Kopf?? Immerhin war es noch immer ihre Versammlung und die beiden würden hier bestimmt keinen Kampf austragen! So weit kam es noch, Beleidigungen hin oder her! Obwohl sie natürlich im Inneren voll und ganz auf Sasukes Seite war, vom ersten Moment an. Wenn sie nicht Hokage gewesen wäre… wenn sie nicht die Pflicht gehabt hätte, unparteiisch zu handeln… Oh, wie sehr es sie in den Fingern juckt, Hiashi eine zu verpassen, dass ihm Hören und Sehen verging! „Otô-sama… bitte…“, flehte Hanabi und versuchte ihren Vater zu beruhigen, hatte jedoch wahrlich keinen Erfolg. Der Hyuuga schlug ihre Hand, die sie ihm auf die Schulter legen wollte, unwirsch weg. Niemand hatte ihn zu beschwichtigen! Neji wusste, in was für einer gefährlichen Lage sie sich befanden und warf der Hokage einen warnenden Blick zu. Sie sollte so schnell als möglich eingreifen, ansonsten könnte das ungeahnte Folgen haben. Darum ließ sich Tsunade natürlich nicht zweimal bitten. „Ich verbitte es mir, dass ihr vor meiner Nase aufeinander losgeht! Wenn ihr ein Problem miteinander habt, dann löst es gefälligst auf verbale Art und Weise oder außerhalb meines Einflussbereiches, sprich, Konohagakures.“, zischte sie bedrohlich leise, wandte ihren Kopf von Hiashi zu Sasuke und durchbohrte die beiden mit ihren Blicken. Von den jeweiligen Kekkei-Genkeis ließ sie sich nicht im Geringsten einschüchtern. Hiashi war nicht sonderlich beeindruckt von Tsunade. Grimmig hielt er den Blick auf den Uchiha gerichtet, schien ihn aber nicht mehr attackieren zu wollen. Als Tsunade sicher war, dass auch Sasuke nicht gleich morden würde, ließ sie ihre Hände wieder sinken. „Was gibt Euch das Recht, mich derart provokativ anzugreifen?“, fragte Hiashi gefährlich leise. Sasuke deaktivierte das Sharingan und seine Anspannung löste sich allmählich. Betont gelangweilt zupfte er sich ein imaginäres Staubkorn von seiner Kleidung und kostete den Moment der Spannung voll aus. Ja, jetzt war er wieder in seinem Element. Er lächelte überheblich, ganz so, wie er es am besten konnte. Er erwiderte den stechenden Blick des Hyuugas ungerührt und ohne einmal zu blinzeln. „Nun, Hiashi-sama, Ihr scheint zu vergessen, dass Ihr meine Frau und, nebenbei bemerkt, auch meinen besten Freund beleidigt. Mir war nicht klar, dass Ihr mit dem Uchiha-Clan in Konflikt geraten wollt, oder irre ich mich da?“ Stille. Sasuke hatte es auf den Punkt gebracht. Letztendlich war er das Oberhaupt des verhältnismäßig kleinen, aber gleichwertigen Clans in Konoha. Hiashi würde es nicht wagen, sich offiziell mit ihm anzulegen. Hoffte er zumindest. Aber wenn er es doch tun würde… hach… es würde bestimmt lustig werden. Sasuke schwelgte schon in betörenden Zukunftsvisionen. Ein wenig wehmütig riss er sich aber davon los. Nein, das wollte er dann auch wieder nicht. Zumindest nicht für seine Familie. Sakura erdolchte ihn jetzt schon mit ihren Blicken, weil er sich so hatte gehen lassen. Er wusste, dass sie für so plötzlich Ausbrüche nicht wirklich zu haben war… in dem Fall war sie wirklich sonderbar. Wegen jeder Kleinigkeit fuhr sie sonst aus der Haut, aber wenn Außenstehende sie selbst beleidigten, dann schien das kein Problem darzustellen. Und wagte man es dann noch, sie zu verteidigen… dann konnte man sich auch noch auf Vorwürfe gefasst machen! Aber okay, das war ein anderes Thema. Naruto blickte verstört in die Runde. Wieso setzten sich seine Freunde so für ihn ein? Begriffen sie denn nicht, dass Hiashi mit jedem Wort Recht hatte? Verstanden sie nicht, dass es tatsächlich seine eigene Schuld war, ohne Wenn und Aber? Er war zu langsam gewesen, einfach zu langsam. Wellenreich. Er war dort gewesen, er hatte sie nicht gefunden. Er hatte sie so verzweifelt gesucht, er war ihr so nahe gewesen… Hinata… vielleicht war genau in dem Moment endgültig der Glanz aus ihren warmen Augen gewichen, in dem er dort herumgeirrt war? Vielleicht hätte er sie retten können… Wenn er bloß schneller gewesen wäre… „Schneller… ich war zu langsam… wegen mir ist sie tot…“, murmelte er plötzlich halblaut und hielt sich den Kopf, der extrem zu pochen begonnen hatte. Es tat so weh. Alle ruckten zu ihm herum. Es schien, als hätten sie der Streitigkeiten der Clans wegen vollkommen vergessen, weshalb sie überhaupt aneinander geraten waren. Langsam setzte sich nun endlich auch Shizune in Bewegung, die bisher nur unbeteiligt am Fenster gestanden hatte. Die Ereignisse überschlugen sich förmlich. Sie hatte es ja gewusst! Sie hatte Tsunade abgeraten, diese extra Konferenz einzuberufen. Hyuuga und Uchiha, nicht zu vergessen Naruto und Kiba, das konnte ja nur in einer Katastrophe enden! Aber nein, wer musste mal wieder seinen Dickkopf durchsetzen?? Tsunade! Shizune freute sich auf nichts mehr als auf den Tag, an dem Jiraiya von der längeren Mission zurückkommen würde. Sie würde ihm alles haargenau berichten, er würde Tsunade noch Monate später damit aufziehen und Shizune hatte sich sozusagen an der Fünften gerächt. Jaja, so ging das schon seit Jahren. Das einzige, das Tsunade noch nicht wirklich durchschaut hatte. Und wenn sie doch kurz davor war… nun, Shizune wusste immer, wo noch ein Fläschchen Sake versteckt war. Und damit konnte man die Fünfte doch immer besänftigen. Aber nun… hier herrschte im Augenblick Chaos und Tsunade hatte nicht mehr die Kontrolle. Oder besser, sie war gerade wieder dabei, die zurückzuerlangen. Zögerlich legte Shizune eine Hand auf Narutos Schulter, als sie den Mann erreichte. „Naruto-kun? Ist alles in Ordnung?“, fragte sie vorsichtig. Der Mann sah auf. Nur ein Blick, und alles war klar. „Nein…“, hauchte Sakura erschrocken und mit einem Satz war sie bei ihrem besten Freund, „Naruto-kun, sieh mich an. Alles ist gut. Es ist vorbei. Du hättest nichts tun können, verstehst du? Das was passiert ist, war nicht deine Schuld. Es war-…“ „Schicksal.“, sagte Neji plötzlich leise. Er trat einen Schritt auf Naruto zu und sah ihn durchdringend an. „Naruto. Es war nicht möglich zu verhindern, was geschehen ist. Es ist nicht deine Schuld, dass sie tot ist.“, sagte er laut und deutlich. Es sickerte einfach nicht zu Naruto durch. Schon wieder. Schon wieder sagten sie ihm, seine Freunde, dass er nicht Schuld war. Begriffen sie nicht? Er war zu langsam gewesen… „Hast du vergessen, auf wessen Seite du zu stehen hast, Neji?“, zischte Hiashi in dem Moment. Sein Neffe warf ihm einen tödlichen Blick zu, sich völlig bewusst, was das für Folgen haben konnte. „Nein. Es ist mir so klar, wie schon lange nicht mehr.“, erwiderte Neji ungerührt, und Hiashi war über seinen Widerstand so verblüfft, dass er nicht antwortete. Narutos Augen waren wieder so leblos geworden, wie sie es unmittelbar nach dem Angriff gewesen waren. Nun war Neji auch klar, weshalb Sakura eben so erschrocken war. Die rosahaarige Frau war den Tränen nahe. Sie hatte so hart dafür gearbeitet, dass es ihm besser ging, sie hatte es so verzweifelt versucht, obwohl auch sie mehrere Male vor dem Aufgeben gestanden hatte. Doch sie hatte weiter für ihn gekämpft, jedes Jahr, jedes Monat, jede Woche, jeden Tag und überhaupt jeden Moment. Im Endeffekt war es bis heute besser geworden… doch seine Augen… Hiashi hatte alles zerstört! Deshalb hatte ihr Herzschlag für einen Moment ausgesetzt. Weil Naruto es eben noch mal durchleben musste. Die schreckliche Nacht, diese schrecklichen Ereignisse, diese schrecklichen Erinnerungen und Gefühle. Sie hätte nicht gedacht, dass sie das noch einmal würde sehen müssen. Seine unglaubliche Verzweiflung und seine Selbstvorwürfe, die ins Unendliche reichten, und die wahrscheinlich niemand anderes außer Hinata hätte aus dem Weg räumen können. Es war so unfair. Hiashi interessierte sich nicht dafür. Sein Herz schlug schnell, alles in ihm deutete auf Hass und Zorn gegenüber seines Schwiegersohnes. Dass sogar Neji es gewagt hatte, ihm zu widersprechen… nein, das konnte nicht sein! Es war Narutos Schuld! „Und doch trägt er die Schuld! Wer ist denn sonst Schuld, dass meine Tochter gestorben ist? Meine Tochter, die ich ihm anvertraut habe! Er hat einen Fehler nach dem anderen gemacht! Sein größter war es, sich in sie verliebt zu haben, und sein dümmster, dass er mehr Zeit mit ihr verbracht hat, als zu trainieren! Vielleicht wäre er stärker geworden, schneller! Er hat sie nicht beschützen können, seine kleine Familie. Er war zu schwach!“, fuhr Hiashi auf. Er wusste, wie er Naruto verletzen konnte. Er wusste, wo er seine Schwachstellen hatte. Er wusste alles über Naruto. Vielleicht, weil sie sich so ähnlich waren. Er wollte ihn leiden lassen, für das, was er getan hatte. „Hyuuga-sama! Wenn Ihr nicht augenblicklich stoppt, dann sehe ich mich gezwungen, Euch raus zu werfen! Und glaubt mir, ich würde es wagen!!“, drohte Tsunade kalt und die Luft um sie herum knisterte förmlich. Auch sie hatte genug. Es war zu viel! Wieso quälte er Naruto so? Sah er denn nicht, dass er sowieso noch immer darunter litt, was auch immer er tat und wo auch immer er war? Wieso musste er diese schrecklichen Geschehnisse wieder aufleben lassen? Hasste er Naruto tatsächlich so sehr? „Nein, Hokage-sama, schmeißt ihn nicht raus! Denn ich habe auch noch ein Hühnchen mit dem Typen zu rupfen!“, rief Kiba erbost und es war ihm egal, mit wem er sich da anlegte, „Wenn Sie schon so klug daherreden… wo waren Sie denn, Hyuuga-sama? Wo waren Sie in der Nacht, als ihre älteste Tochter verschleppt wurde? Wenn Sie Naruto sowieso nie vertraut haben, wieso haben Sie nicht selbst dafür gesorgt, dass Hinata und ihre Kinder in Sicherheit waren?“ Wütend funkelte Hiashi Kiba an. Er hatte es gewagt, ihren Namen auszusprechen, zum ersten Mal heute! Er verhallte in dem Raum und hinterließ die bedrückende Gewissheit, diese Frau niemals wiederzusehen. Akamaru bellte laut und drohend, doch niemand wies ihn zurecht. Sie warteten alle auf Hiashis Antwort. Nach mehreren Sekunden ließ dieser plötzlich resigniert die Schultern sinken. Es schien, als würde er in sich zusammenfallen und er erntete überraschte Blicke. Er atmete tief durch. Was war los mit ihm? Wurde er nun doch schwach? Anscheinend. Wieso regte er sich eigentlich so auf? Vergangen… es war vorbei, zu spät. Hinata war weg, sie würde nicht wiederkommen und somit war es sinnlos, hier die Schuld dafür hin und her zu schieben. Es kostete so viel Kraft. Seine Tochter war tot… Es kam über ihn wie eine Flutwelle, stürzte über seinem Kopf zusammen und riss all seine lächerliche Wut einfach mit sich. Sein Herz schlug schnell. Seine Tochter war tot und ihm blieb nicht einmal mehr sein Zorn. Nichts mehr. Gar nichts. Und es war alles nur wegen diesem Uzumaki. Der Versager, der es nicht geschafft hatte, seine eigene Familie zusammenzuhalten. Erschöpft von dieser inneren Erkenntnis hob der Hyuuga seine gebrochene Stimme. „Ihr alle habt keine Ahnung. Ihr habt keine Ahnung, was es heißt, das Oberhaupt eines so großen Clans zu sein. Führe deine Familie. Stelle sicher, dass alles in Ordnung ist, dass das wichtige Ansehen nicht beschmutzt ist. Halte die Regeln und die Traditionen von Generationen vor dir ein. Ihr habt alle keine Ahnung, was das bedeutet. Ihr denkt, es ist alles so schön einfach, ihr denkt, man könnte alles so ohne weiteres regeln. Und nebenbei vielleicht noch die Traditionen abändern oder komplett abschaffen. Der Hyuuga-Clan überlebt aufgrund dieser Sitten und Pflichten. Dieses Ansehens. Hinata war meine älteste Tochter. Als sie auf die Welt kam, war ich noch beflügelt von der Vorstellung, man könnte vielleicht doch etwas ändern. Ich hatte eine wunderschöne Frau und eine Tochter, die für mich ein Symbol an Veränderung war. Man konnte alles vollbringen. Doch dann… bei Hanabis Geburt verstarb meine Frau. Denkt nicht, ich würde nicht wissen was es bedeutet, geliebte Menschen zu verlieren. Denkt nicht, ich wüsste nicht, was das für Schmerzen sind. Ich wollte, dass meinen Töchtern so ein Schicksal erspart bleibt. Ich konnte sie nicht einfach gehen lassen, ich musste mich davon überzeugen, dass sie stark genug waren, ohne meine Hilfe und ohne meinen Schutz durchs Leben zu gehen. Deshalb diese Verbote, deshalb das lange Training. Denkt nicht, ich habe es getan, weil ich meine Kinder gerne quäle oder weil es mir Freude macht. Hinata war nie bereit. Sie ist es nie gewesen, weder als sie auf die Akademie kam, noch als sie Chunin wurde, noch als sie ihn“, er sprach dieses Wort mit so viel Abscheu aus, dass jeder wusste, wen er meinte, „…heiratete. Ich habe gewusst, wie es enden würde, doch ich wollte es nicht wahrhaben. Noch ein letztes Mal habe ich gedacht, dass man das Schicksal, das auf unserem Clan liegt, ändern könnte. Ich habe gedacht, diese Liebe wäre stark genug. Sie erinnerte mich… Hinata erinnerte mich in dem Augenblick, in dem sie mit ihm aufgetaucht ist, so enorm an meine Frau… ich dachte, sie würden es schaffen. Aber ich habe mich geirrt. Er hat es nicht geschafft, seine Familie zu beschützen. Er hat seine Pflichten verletzt, die er in dem Moment übernommen hat, in dem er meine Tochter geheiratet hat, in dem sie seine Kinder zur Welt gebracht hat. Er hat versagt. Und nun denkt ihr, es wäre nicht seine Schuld gewesen. Es war seine Schuld. Er hätte da sein müssen, weil es seine Pflicht gewesen wäre. Er wusste, es würde nicht einfach werden, sie zu lieben, aber er hat es trotzdem getan. Ich dachte, er wäre sich im Klaren, was es bedeutete, eine Hyuuga zu heiraten. Anscheinend habe ich mich geirrt. Das Aufkeimen an Trotz gegenüber den Traditionen ist erstickt worden, noch bevor es sich entfalten konnte. Meine Tochter ist tot, genauso, wie meine Frau. Und es war seine Schuld. Nehmt nicht nur ihn in Schutz, bemitleidet nicht nur ihn, weil er Hinata und seinen Sohn verloren hat. Ich muss seit Jahren ohne meine Frau leben und nun habe ich auch noch eine Tochter verloren. Denkt nicht, es würde mich kalt lassen und denkt nicht, ich hätte den Schmerz einfach vergessen. Doch ich bin Oberhaupt eines Clans, dessen Ansehen und Ehre weiterexistieren muss, um seine Mitglieder zu schützen. Die Tradition muss geehrt und das Gesicht muss gewahrt werden. Es muss sein, denn anders bringt es nur den Tod. Selbst wenn ihr das vielleicht nicht begreift, aber diese eine Sache schon: auch ich habe dieselben Verluste erlitten wie er. Und trotzdem mache ich weiter, ohne in Selbstmitleid zu versinken, ohne zurückgeworfen zu werden, wenn nur ihre Namen erwähnt werden. Weil es sein muss. Versteht es oder lasst es bleiben. Hanabi, Neji… wir gehen!“, schloss Hiashi leise aber bestimmend, und plötzlich wirkte er menschlicher, als er es jemals zuvor getan hatte. Niemand wagte etwas zu sagen, alle waren sie viel zu geschockt von dieser Offenbarung. Es schien sogar, dass Naruto aufmerksam zugehört hatte, denn sein Atem war erstaunlich ruhig geworden. Doch sein Herz raste vor Verzweiflung und seine Gedanken kreisten um alles und nichts. Hiashi hatte Recht… er war Schuld… es war seine Schuld… er hätte es wissen müssen… er hätte sie schützen müssen… wie es seine Pflicht gewesen wäre… ~ Tiefe Bindungen bringen Verpflichtungen mit sich. Er hatte versagt. Es war endgültig, die Erkenntnis erschlug ihn fast. Hinata war tot, Hiashi hatte seine Tochter verloren, wie er selbst seinen Sohn. Er hatte versagt und es tat so weh. Hanabi folgte den Bewegungen ihres Vaters verdattert, als dieser der Hokage und den Uchihas zunickte. Für Kiba hatte er immerhin noch einen abfälligen Seitenblick, doch Naruto ignorierte er gekonnt. Hastig verbeugte Hanabi sich vor der Fünften und den anderen. Sie musterte Naruto noch einmal besorgt. Dann folgte sie Hiashi, als er schnellen Schrittes den Raum verließ. So hatte sie ihn in ihrem gesamten Leben noch nicht gesehen. Und noch niemals hatte er in Anwesenheit anderer seine Frau erwähnt. Genau genommen… er tat es grundsätzlich so gut wie nie. Und jetzt… sie verstand ihn plötzlich so gut, all sein Handeln und all seine Gefühle, auch wenn sie wusste, dass er sich in ihrer Anwesenheit wahrscheinlich niemals wieder so verhalten würde. Es reichte, die Gedanken und Gefühle ihres Vaters in diesen Moment zu begreifen… und ihn zu bemitleiden. Auch sie verstand. Auch sie hatte jemanden verloren. Ihre Schwester. Ihren Neffen. Was aber nicht hieß, dass sie seine Einstellung in Bezug auf Naruto teilte. Neji schien es nicht anders zu gehen, denn ihn seinen Augen spiegelten sich Emotionen wieder, die ihm wohl niemand außer TenTen so schnell zugetraut hätte. Er klopfte Naruto noch einmal leicht auf die Schulter, ehe er seinem Onkel und seiner Cousine folgte, nicht ohne sich noch einmal vor der Hokage zu verneigen. Einen Augenblick später waren die Hyuugas verschwunden. ******************************************************************** So, jetzt noch das Nachwort, und ich hoffe, dass das alle lesen. XD ERSTENS: Liebe Schwarzleser und alle, die zu faul sind, ein Kommi zu hinterlassen. Ich schreibe NICHT für die Kommis, aber es ist ein wenig deprimierend, wenn WENIGER ALS EIN DRITTEL der Leute auf meiner Favoritenliste ein Kommi hinterlassen. Und glaubt mir, ich kenne euch ALLE!!!! *gespenstisch lach* ICH BITTE EUCH, HINTERLASST MIR EINE MELDUNG! Ich weiß, das Kapitel ist lange und man braucht Zeit um es zu lesen, aber auf die paar Minuten die man für ein halbwegs sinnvolles Kommi braucht, kann es dann doch nicht mehr ankommen! Also bitte meldet euch hier bei meinen Kommis. So könnt ihr mir zeigen, dass euch die FF gefällt. ZWEITENS: Auf Punkt Eins bezogen. Vielleicht schaffe ich die ENS Liste ab, wenn nicht mal alle von da ein Kommi hinterlassen (ich schaue immer, wer sich meldet, ich habe euch genau im Visier! MUAHAHAHAHA). Kleiner Scherz. Aber bitte gebt mir ein Kommi, denn sonst ist es verlorene Arbeit, wenn ich euch ein ENS schicke. Es erscheint sowieso auf der persönlichen Startseite. DRITTENS: Ich weiß, Hiashi war hier OC. Aber eigentlich weiß auch keiner, wie er sich verhalten würde, wenn Hinata sterben würde... naja, egal. Es soll rüberkommen, dass er Hinata geliebt hat und Naruto nun verabscheut, weil der in seinen Augen nicht fähig war, seine Tochter zu beschützen. Das ist eigentlich das, worum es geht. ^^ Ich hoffe, das habt ihr alle so mitgekriegt, und ihr findet meine Hiashi Version nicht allzu schlimm. ^^ Dann noch VIELEN VIELEN DANK an meine liebe Bee-chan, die dieses Kapitel in einer REKORDZEIT gebetat hat! DU BIST DIE ALLERBESTE!! *knuddel* Ich bin gespannt auf eure Meinungen und freue mich, wenn ich von euch höre!! Danke für eure Aufmerksamkeit! Eure Fantasia Kapitel 8: Shinjitsu (Dai-issatsu) - Wahrheit (Teil Eins) --------------------------------------------------------- So, hier bin ich wieder. ^^ Ich hab mich total über eure letzten Kommentare gefreut und ich hoffe, dass ich wieder ein paar von euch bekomme!!! XDD Ich weiß, die Kapitel werden immer länger... gomen ne. ^^" Mir ist klar, dass ihr alle ein wenig im Stress seid, so wie ich selbst... aber ich lade dann eben immer so Riesenkapitel rauf. Ich hoffe, es ist nicht zu umständlich. ^^" Viel Spaß!!! **************************************************** Kapitel 8: Shinjitsu (Dai-issatsu) – Wahrheit (Teil Eins) „Bleib stehen, Shizuka!! Shizuka!!!!“, rief Masaru verärgert, während er in rasanter Geschwindigkeit neben seiner Teamkollegin her lief. Auch Sumiaki befand sich auf gleicher Höhe mit den beiden. „Er hat Recht. Das bringt nichts. Lass es uns doch besprechen!“, bat er eindringlich, doch Shizuka steigerte ihr Tempo nur noch mehr. Ihre langen Haare wirbelten durch die Luft und schon war sie zwei Häuserdächer weiter als ihre Freunde. Masaru fluchte lautstark und zeitgleich setzten er und Sumiaki ihrer Freundin nach. Shizuka war zwar schnell, aber bestimmt nicht so viel schneller als ihre Teamkameraden. „Wir müssen sie aufhalten! Sumiaki-kun, das ist wohl ein Job für dich.“ Es war keine Feststellung, es war ein knallharter Befehl. Sumiaki seufzte ergeben. „Mendokuse…“, grummelte er, „Du weißt doch, dass das so nicht geht. Ich brauche erstens Konzentration und zweitens klappt es nicht, wenn Shizuka wie ein wild gewordenes Tier über die Dächer prescht. Das weißt du doch.“ „Jaja… ich dachte, du hättest das mal ein bisschen trainiert.“ „Da könnte ich trainieren bis ich schwarz werde. Kage mane no Jutsu hat eben auch seine Grenzen. Hey, sie ist runter gesprungen!“ In der Tat, Shizuka war in eine kleine, nicht sehr einladend wirkende Gasse abgetaucht. Sofort verließen auch Masaru und Sumiaki die Dächer Konohas. Die Gasse war eng, hoch, dunkel und noch dazu roch es seltsam streng. Eindeutig keine gute Gegend. „Was will sie denn hier? Und wo zur Hölle sind wir überhaupt?“, maulte Sumiaki und hielt sich theatralisch die Nase zu. Masaru jedoch nahm augenblicklich wieder Shizukas Verfolgung auf, trotz der Tatsache, dass er sie nicht mehr sehen konnte. Verdammt! Jetzt hatte er sie wirklich aus den Augen verloren. Aber das war ja Gott sei Dank nicht das größte Problem. Wahrscheinlich würde er sie schneller wieder finden, als es ihm lieb war. Sumiaki starrte ihm einen Moment verwundert nach, ehe er registrierte, dass die wilde Jagd weiterging. „Woher weißt du denn schon wieder, wo wir hingehören?“, rief er seinem besten Freund fragend nach. „Genie und Uchiha.“, kam es prompt und Sumiaki schnitt eine Grimasse. Die Standartantwort, wenn Masaru im Stress oder genervt war. In diesem Fall war es wohl beides, also war der Konter nicht weiter verwunderlich. Widerwillig machte sich Sumiaki an die Verfolgung seiner Teammitglieder und stieg nach einem kleinen Anlaufschritt in eine dreckige Pfütze. Yeah. „MENDOKUSE!!!“, brüllte er mehr als genervt. Das alles ging ihm auf die Nerven!!! „Jetzt komm schon, verdammt noch mal! Wir haben nicht ewig Zeit. Shizuka ist bestimmt schon dort und brüllt gleich das ganze Dorf zusammen!!“, rief Masaru ihm verärgert zu und verschwand dann um die nächste Hausecke. Er konnte schließlich nicht ewig auf ihn warten, er hatte einen Mord zu verhindern! Shizuka trommelte mit der Faust wütend auf die Eingangstür des riesigen Hauses und es war ein Wunder, dass diese nicht gleich aus den Angeln flog. Vögel flatterten aus dem Baum gleich neben der Grundstücksmauer, doch es kümmerte sie einen feuchten Dreck. Wieso wurde die Tür nicht geöffnet?? „KIBA-SENSEI! MACHEN SIE DIE TÜR AUF, ICH MUSS DRINGEND MIT IHNEN REDEN!!!!“, schrie sie lautstark und hämmerte noch lauter gegen das Holz. Vereinzelt steckten schon Nachbarn ihre Köpfe aus dem Fenster und suchten verärgert nach der Quelle des Lärmes. Just in dem Moment hatten Masaru und Sumiaki ihre Teamkameradin eingeholt. „BIST DU VON ALLEN GUTEN GEISTERN VERLASSEN? DU KANNST ECHT FROH SEIN, DASS DU EIN MÄDCHEN BIST, SONST WÜRDE ICH DIR JETZT EINE KNALLEN, DIE SICH GEWASCHEN HÄTTE!!“, brüllte Masaru und er war tatsächlich kurz davor, das Mädchen anzugreifen. „MIR DOCH EGAL, BAKA!!!“ „DU HÄTTEST WARTEN KÖNNEN!!!“ „DAS HABE ICH LANGE GENUG GETAN!!! DIE WAREN DOCH SCHON ALLE LÄNGST WEG!!“ „ZEHN MINUTEN!!! ACH WAS, DAS WAREN NICHT MAL FÜNF!!!“ „EIN SHINOBI IST SCHNELL, DU TROTTEL!!! AUSSERDEM IST ER SICHER AUF DIREKTEM WEG NACH HAUSE!!! WIR HABEN JA EWIG GEBRAUCHT, BIS WIR ENDLICH DORT WEG WAREN!!! DA HÄTTE ER DREIMAL VON TSUNADE ZU SICH UND ZURÜCK RENNEN KÖNNEN!!!“ „SO, DENKST DU DAS TATSÄCHLICH??“ „JA, NATÜRLICH!!! ER IST DA!!! ER IST SCHNELL! ER IST SHINOBI!!! „Hey, Leute…“ „KIBA-SENSEI! MACHEN SIE GEFÄLLIGST AUF, ICH WEISS, DASS SIE DA SIND!!!“, brüllte das Mädchen. Mit einem Ruck wurde die Eingangstür geöffnet und Shizuka hätte ihrem Sensei beinahe die Faust auf die Brust geschlagen. „Was zur Hölle fällt euch eigentlich ein? Rein mit euch!!!“, zischte Kiba, packte Shizuka grob am Handgelenk und riss sie unsanft über die Schwelle. Masaru und Sumiaki machten, dass sie dem Befehl so schnell wie möglich nachkamen. Kiba schlug die Tür hinter ihnen mit einem lauten Ruck zu und drängte sie weiter ins Innere des Hauses. „Ich wusste ja, dass mein Team eine Katastrophe ist, aber dass es diese Ausmaße annimmt, hätte ich niemals erwartet! Was ist die Erklärung für das ganze hier??“, fragte Kiba wütend, als sie im Wohnzimmer angekommen waren. Akamaru hob schläfrig seinen Kopf. Er lag schräg vor dem Kamin und war anscheinend gerade im Hundetraumland gewesen. Als er seine kleinen Freunde erkannte, begann er leicht mit dem Schwanz zu wedeln. Kiba drückte Shizuka unsanft auf die geräumige, mit Blumen gemusterte, Bank und die beiden Jungs setzten sich ebenfalls. Sumiaki wohlweißlich zwischen Masaru und dem Mädchen, denn alles andere wäre vorsätzlicher Mord an einem der beiden gewesen. „Ich hab versucht, sie aufzuhalten, Sensei-…“, versuchte der Uchiha-Junge das drohende Unheil zu mildern, doch Kiba unterbrach ihn scharf. „Aber es ist dir nicht gelungen, also spar dir die etwaige Ausreden oder Entschuldigungen.“ Sofort verstummte Masaru, doch seine Miene sprach tausend Bände. Kiba kümmerte das herzlich wenig. Sein Blick ruhte auf Sumiaki. „Du. Sag mir, was das alles hier zu bedeuten hat, du scheinst mir gerade der normalste zu sein.“ Der Nara-Junge seufzte tief und erwiderte den Blick seines Senseis aus seinen gerade sehr schläfrig wirkenden Augen. Die Aufregung der Jagd hatte sich gelegt… dem Himmel sei Dank. Wieso musste ausgerechnet er mal wieder alles aufklären? Dabei war er doch immer der letzte, dem etwas erzählt wurde! „Hai, Kiba-sensei… Also. Nachdem das Training beendet war, wussten wir nicht, was wir machen sollten. Ich habe vorgeschlagen, dass wir zu Hokage-sama gehen und uns eine winzige Mission geben lassen.“ „Ohne meine Aufsicht?“, wurde er prompt von Kiba unterbrochen. Sumiaki sah ihn erstaunt an. Hoppla, das hatte er ja komplett vergessen. Keine Mission ohne Sensei. „Ach ja… ups.“ Der Inuzuka beschloss im Stillen, in nächster Zeit ein ernstes Wort mit Shikamaru zu wechseln. „Ich weiß es.“ Shizuka sprach weder laut noch leise, ihr Blick war stur auf ihre Hände gerichtete, die sie in ihrem Schoß gefaltete hielt. Sie sprach einfach mit diesem gewissen Unterton in der Stimme, der einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte. Masaru wurde erst in dem Moment klar, wie viel sie sich von seinen eigenen Eltern abgeschaut hatte. Nun ja… was hätte sie auch Großartiges von Naruto übernehmen können? Und ihre Mutter… das fiel wohl weg. Jetzt kam es also raus, gleich würde Kiba-sensei ihnen eine Standpauke halten, die sich gewaschen hatte. Masaru betrachtete interessiert das Blumenmuster der Bank. Wo ihr Sensei das alte Teil wohl her hatte…? Kiba brauchte ein paar Sekunden um zu begreifen, was das Mädchen gesagt hatte. Er war nicht fähig, etwas zu erwidern und sein Herz begann innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde vor nackter Angst zu rasen. Sie konnte es nicht wissen! Sie durfte nicht!! „…Ich habe vorgeschlagen, dass wir zu Hokage-sama gehen und uns eine winzige Mission geben lassen.“ Hokage-sama… Hokage-sama! Kiba starrte Shizuka an. Und sie hob den Blick und sah in seine erschrockenen Augen und in dem Moment war es kein Geheimnis mehr, und auch keine Lüge oder irgendetwas anderes. Es war einfach nur die Wahrheit und das Begreifen, das sie in den Augen des anderen lesen konnten. Akamaru erhob sich und trottete gelassen zu seinem Herrchen, das sich in den nächstbesten Wohnzimmersessel plumpsen ließ. Ganz so, als hätte der Hund jeden Tag damit gerechnet, dass es endlich passieren würde. Als wäre er alles schon hundertmal durchgegangen. Kiba legte Akamaru eine Hand auf den Kopf und kraulte ihm geistesabwesend die Ohren. „Soso… ihr habt gelauscht…“, murmelte der Inuzuka erschöpft und schloss einen Moment die Augen. Somit entgingen ihm das zögerliche Nicken von Masaru, das gelangweilte von Sumiaki und das trotzige von Shizuka. ~Flashback~ Die Kinder waren wohlbehalten auf der anderen Seite der Mauer angelangt. Sumiaki sah zwar noch immer ziemlich überrumpelt aus der Wäsche, doch um ihn kümmerte sich natürlich wieder niemand. „Was zum-…“, begann er, doch Shizuka klärte ihn sofort auf. „Als Masaru und ich noch jünger waren, hat uns Sakura-oba-chan vor lauter Ärger den ganzen Tag aus dem Haus gejagt. Nur wegen dieses kleinen Streiches…“ „Du hast Hidekis Haare Rosa gefärbt. Kâ-chan hat ihn den ganzen Tag gebadet und Otô-san hätte beinahe Beruhigungstabletten gebraucht.“ „Aber du musst zugeben, dass es witzig war!“ „Ja, das war es wirklich…“ „Hey! Zurück zum Thema bitte!“ Sumiaki unterbrach dieses Schwelgen in Erinnerungen nur ungern. Shizuka riss sich los und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Teamkollegen. „Ja, und wir haben eben Konoha erkundet. Wir waren in Gassen und Straßen, die bestimmt noch niemand vor uns betreten hat. Deshalb kennen wir hier ein paar Abkürzungen. Für die zu Kiba-senseis Haus müssen wir eben hier durch. Ende der Geschichte. Und jetzt kommt schon.“, befahl Shizuka herrisch und marschierte zielstrebig durch den kleinen Hinterhof. Just in dem Moment wurde ein Fenster geöffnet und Shizunes Oberkörper beugte sich leicht hinaus. Sie starrte betrübt auf die dunklen Wolken und seufzte leise. Geistesgegenwärtig riss Masaru Shizuka zurück und auch Sumiaki machte, dass er hinter einen kleinen Busch kam. „Das war knapp.“, meinte Masaru erleichtert, als er mit dem Mädchen neben seinem besten Freund hinter dem wuchernden Strauch hockte. „Seltsam…“, flüsterte Shizuka in dem Moment. „Was denn?“, wurde sie verwirrt gefragt. Ernst sah sie hinüber zu dem geöffneten Fenster. „Die Sitzung hat doch bestimmt erst vor zehn Minuten begonnen und trotzdem hat Shizune-san jetzt schon das Fenster geöffnet.“ „Na und? Darf sie das nicht?“, mischte sich Sumiaki irritiert ein. Shizuka warf ihm einen giftigen Blick zu. „Natürlich darf sie das! Aber Sasuke-oji-san hat sich mal beschwert, dass sie es immer erst dann aufmacht, wenn die Sitzung schon vorbei ist und er vor Sauerstoffentzug schon ganz blau angelaufen ist. Und das wundert mich eben. Denkt ihr, da steckt noch mehr hinter dieser Versammlung?“, fragte sie mehr sich selbst. Masaru gab einen abfälligen klingenden Laut von sich. „Ach was, du bist nur paranoid. Wahrscheinlich hat sich Tsunade wieder vollaufen lassen und Shizune-san musste die Sitzung kurzfristig vertagen. Und jetzt schnappt sie frische Luft, um die Alte nicht umzubringen. Komm schon! Wolltest du nicht eben noch so schnell zu Kiba-sensei?“ Widerwillig nickte Shizuka und krabbelte wie Sumiaki hinter dem Busch hervor. Die drei Kinder waren schon fast am anderen Ende des Hinterhofes angelangt, als sich Shizuka doch nicht zurückhalten konnte. Ehe Masaru oder Sumiaki sie aufhalten konnten, war sie unter das geöffnete Fenster gehuscht und lauschte angestrengt. Den Tag verwünschend machte Masaru kehrt und ließ sich neben ihr in den Staub sinken. War ja klar gewesen, dass dieses Mädchen nie und nimmer locker lassen würde. Seufzend schloss sich Sumiaki an. Teamwork lebe hoch. Zusammen belauschten sie die Gespräche der geheimen, zweiten Sitzung. ~Flashback Ende~ Kiba seufzte schwer. „Wie oft habe ich euch schon gesagt, dass euch manche Dinge nichts angehen?“, fragte er resigniert und Akamaru leckte tröstend über seine Hand. „Nichts angehen ist gut! Es geht hier um meine Familie, von der ich bis gestern nichts gewusst habe!“, fuhr Shizuka auf und der Ärger, den sie bis jetzt unterdrückt hatte, kam voll und ganz zum Vorschein. Zornig verschränkte sie ihre Hände vor der Brust und stierte ihren Sensei alles andere als nett an. Der nickte langsam. „Jaah… ja, ich weiß. Aber bitte versteh’ doch… es war der Wunsch deines Vaters. Und in Anbetracht der Tatsachen wollten wir uns nicht gegen ihn stellen. Es ist so viel passiert… wir konnten einfach nicht.“, meinte er. Unwirsch schüttelte Shizuka ihren Kopf und ihre langen Haare fielen unordentlich über ihre Schultern. „Es geht hier um meine Mutter! Um den kompletten Hyuuga-Clan!! Ich will es verdammt noch mal wissen! Alles! Was ist vor elf Jahren passiert? Wie ist meine Mutter gestorben und wie mein Bruder? Was ist mit meinem Vater damals passiert, wo war ich? Was hat dieser Kabuto damit zu tun? Und wieso hasst Hiashi, also, mein Großvater, meinen Vater??“ So viele Fragen, auf die sie eine Antwort wollte. So viele Fragen, die ihr so viel vorenthielten. Das war unfair! Sie wollte es wissen, sie musste es wissen! Jeder Mensch wollte doch wissen, wo seine Wurzeln lagen, jedes Kind wollte so viel wie möglich über seine Eltern und die Zeit herausfinden, an die es sich nicht mehr erinnern konnte! Kiba rang mit sich selbst. Er verstand sie. Er verstand sie vollkommen, ihm selbst würde es nicht anders gehen, wenn er in der gleichen Lage wäre. Aber… er hatte es versprochen… damals… Naja, andererseits, wenn man es genau nahm, dann war es wohl eher ein indirektes Versprechen gewesen. Etwas Inoffizielles. Außerdem war er sowieso immer dagegen gewesen. Und wenn er es sich nicht völlig mit dem Mädchen verderben wollte, dann würde er ihr wohl oder übel Rede und Antwort stehen müssen. Erneut seufzte er tief und spürte Shizukas erwartungsvollen Blick auf sich. Kiba sah zu seinem Team. Auch Sumiaki schien äußerst interessiert. Und diesen Anblick sah Kiba wahrlich nicht oft bei seinem Schüler. Das wollte also schon etwas heißen. Masaru hingegen besah sich nur angestrengt die Couch, auf der er saß. Kiba schüttelte innerlich den Kopf. Was sein Schützling bloß an dem alten Teil seiner älteren Schwester fand? Egal, nächste Woche bekam er sowieso eine neue… „Was ist jetzt, Kiba-sensei?“, riss ihn Shizuka aus den Ausschweifungen seiner Gedanken. „Jaja. Du hast gewonnen. Aber nur dieses eine Mal! Ich werde dir erzählen, was ich über die Geschehnisse von vor elf Jahren weiß. Aber erwarte dir jetzt bloß nicht zu viel.“ Kiba konnte deutlich das wissbegierige Glänzen in Shizukas Augen erkennen und er bat Naruto im Gedanken schon zum hundertsten Mal um Verzeihung. „Also damals, das war in etwa so…“, begann er leise und rief sich die grauenhafte Nacht, nur der Kinder wegen, wieder ins Gedächtnis, nachdem er so lange versucht hatte, sie zu verdrängen und zu vergessen. Akamaru saß neben ihm wie ein Wächter. Nachdem er geendet hatte, machte sich Schweigen breit. Gedankenverloren kraulte Kiba Akamarus Kopf und der Hund schleckte aufmunternd seine andere Hand ab. Die Jungs waren ehrlich geschockt. Mit einem Schlag waren beide ziemlich blass geworden. Sie hatten niemals mit so einer Geschichte gerechnet, mit so einer Tragödie, die sich vor elf Jahren in Konoha abgespielt hatte. Es musste damals schrecklich gewesen sein, einfach unvorstellbar. Masaru stellte fest, dass seine Hände ein wenig zitterten und ärgerlich versuchte er, sie unter Kontrolle zu halten. Was war nur los mit ihm? Diese Geschichte war schon so lange her, eine kleine Ewigkeit, um es genau zu nehmen. Auch Sumiaki nahm den Bericht seines Senseis mit Schrecken entgegen. Plötzlich verstand er Naruto und seine Stimmungsschwankungen. Gleichzeitig sahen er und Masaru sich an und Sumiaki konnte in den Augen seines Freundes lesen, dass auch dieser eben dieselbe Erkenntnis gehabt hatte. Kiba sah auf. Ja, er hatte gewusst, dass es nicht gut war, den Kindern von dem Angriff vor elf Jahren zu erzählen. Wahrscheinlich würden sie eine Zeit lang brauchen, um alles zu verdauen. Dachte Kiba zumindest bei den beiden Jungs, die wirklich nicht mehr sonderlich gut aussahen. Doch als sein Blick zu Shizuka wanderte, stutzte er. Da saß sie, starrte einfach nur ihre Hände an. Sie wirkte so verloren in der großen, alten Couch seiner Schwester, so alleine gelassen. Nur mühsam konnte Kiba dem Drang widerstehen, zu ihr zu gehen und sie in den Arm zu nehmen. Er wusste, dass sie es nicht zulassen würde. Sie brauchte keinen Trost oder irgendeine Art von Mitleid. Shizuka war eben Narutos Tochter. Trotzdem tat es Kiba weh, sie so einsam in seinem Haus sitzen zu sehen. Gerade eben hatte sie herausgefunden, wie ihre Mutter und ihr Bruder gestorben waren… was für Qualen ihr Vater durchlitten hatte… Sie musste sich in dem Augenblick ziemlich alleine fühlen. „Shizuka…“, begann Kiba, doch er wusste nicht, was er eigentlich sagen wollte. Das Mädchen sah auf. Ernst, ohne einen Funken von Emotionen in seinen Augen. Der Inuzuka erschrak ein wenig. So eine Kälte hatte er ihr nicht zugetraut. Aber okay… was hatte er erwartet? Dass sie hier vor seinen und den Augen ihrer Teamkameraden in Tränen ausbrechen würde? Nein, dafür war ihr Stolz zu groß. Energisch erhob sich Kiba und die Augen seiner Schüler richteten sich auf ihn. Auch Akamaru schien ein wenig verwirrt von seinem abrupten Aufstehen. Kiba konnte es nachvollziehen. Aber er hatte keine Lust, hier trübsinnig herumzusitzen. Der Tag war schon schlimm genug. „So. Seid ihr nun zufrieden? Sumiaki, Masaru, macht, dass ihr hier rauskommt. Shizuka… bitte bleib noch einen Moment.“, meinte er nachdrücklich. Langsam erhoben sich die beiden Jungs. Sie warfen Shizuka noch einen fragenden Blick zu. Sollten sie sie jetzt wirklich alleine lassen? Shizuka nickte und lächelte schwach. Die beiden mussten nicht ihretwegen hier bleiben. „Ist schon gut…“, wisperte sie leise. „Wenn du nicht willst-…“, wollte Masaru einwenden, doch Shizukas Blick brachte ihn augenblicklich zum Verstummen. Ein wenig widerwillig verabschiedete er sich mit einem kurzen Zunicken von seinem Sensei, ehe er und Sumiaki das Haus verließen. Ihnen blieb sowieso keine andere Wahl. Wenn Shizuka meinte, dass es okay war… und Kiba-sensei sie ohnehin rauswerfen wollte… dann mussten sie sich eben fügen. Kiba wartete noch einen Augenblick, ehe er die Haustür ins Schloss fallen hörte und er sich sicher war, dass seine beiden Schüler draußen waren. Dann ging es langsam auf Shizuka zu und ließ sich neben ihr auf die Bank sinken. Akamaru trabte heran und legte seinen Kopf auf den Schoß des Mädchens, doch sie drängte ihn weg. Sie hatte keine Lust auf diese Aufmunterungsdinger. Sie brauchte kein Mitleid! Sie hasste es. Sie war stark genug, um mit der Wahrheit umgehen zu können, das wäre ja wohl gelacht! Kiba schwieg zu Beginn, doch dann hatte er sich in etwa seine Worte bereitgelegt. Er durfte nun keinesfalls etwas Falsches sagen. „Shizuka-chan… Ist alles in Ordnung?“, fragte er schließlich mit einem schwachen Lächeln und sie nickte sachte. Doch plötzlich hob sie ihren Kopf und ihre blauen Augen, die sie eindeutig von Naruto hatte, sahen durchdringend in die ihres Senseis. „Natürlich. Immerhin weiß ich jetzt, was damals geschehen ist. Wie sollte es nicht in Ordnung sein?“, stellte sie eine patzige Gegenfrage. „Nun, immerhin hast du gerade zum ersten Mal gehört, wie deine Mutter wirklich gestorben ist.“, wandte Kiba vorsichtig ein. Mit einem Mal wurde Shizukas Miene wütend, und zornig verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust. „Das ist Schwachsinn.“, meinte sie stur und ihr Sensei sah sie baff an. Hä? „Bitte?“ Energisch sprang Shizuka auf ihre Beine und stampfte wütend mit dem Fuß auf. „Warum denkt nur alle Welt, dass meine Mutter tot ist? Habt ihr etwa eine Leiche gefunden? Nein!“ „Aber Shizuka… wo sollte sie denn sein? Wir haben überall nach ihr gesucht. Überall.“, entgegnete Kiba leise. Er konnte ja verstehen, dass es nicht leicht einzusehen war… er selbst konnte es nach all den Jahren noch immer nicht richtig begreifen. „Trotzdem! Kiba-sensei, Sie sagen doch selbst immer, man soll nur das glauben, was man auch beweisen kann! Das sind Ihre Worte, das können Sie nicht leugnen!“, fauchte das Mädchen und begann hektisch hin und her zu gehen, ließ den Inuzuka jedoch nicht aus den Augen. Dieser seufzte tief. Toll. Genauso hatte er sich das vorgestellt. Naruto würde ihn umbringen, wenn er herausfand, dass Shizuka Bescheid wusste. Und wenn nicht er sein Todesurteil vollstreckte, dann würde es trotzdem unschön für ihn werden, denn es gab ja noch Tsunade und Sakura und den Uchiha… und überhaupt das ganze Dorf. Er hätte die Kinder sofort rausschmeißen sollen! Jetzt hatte dieses Mädchen Flausen im Kopf, von wegen, dass ihre Mutter noch am Leben war. Natürlich, er selbst betete jeden Tag, dass es so war… aber es war eben nur ein Wunschdenken. Hinata war tot. Punkt, aus, Schluss. „Shizuka. Beruhige dich. Hinata ist nun mal vor elf Jahren verschleppt worden. Wie du vorhin bestimmt mit angehört hast, von einem gewissen Yakushi Kabuto, einem Mann, den du dir schlimmer nicht vorstellen kannst. Es besteht so gut wie keine Hoffnung, dass deine Mutter entkommen ist. Und wenn doch… wieso ist sie nicht wieder nach Hause zurückgekehrt? Wieso hat sie deinen Vater so leiden und dich im Stich gelassen? Glaub mir, das hätte die Hinata, die ich gekannt habe, niemals getan. Niemals, hörst du?“, fragte er eindringlich und widerstrebend nickte Shizuka. Aber das war noch kein überzeugendes Argument für sie. „Jaja. Aber trotzdem… ihr habt einfach nicht gut genug gesucht. Und was ist, wenn dieser Kabuto sie gar nicht getötet hat? Was ist, wenn er sie noch immer gefangen hält? Ihr müsst sie weiterhin suchen! Wieso macht das denn keiner?“, fuhr sie, noch immer zornig, auf. „Weil es schier unmöglich ist, dass wir sie finden. Und nebenbei, Kabuto braucht sie bestimmt keine elf Jahre lang, so hart es jetzt auch klingt. Es macht keinen Sinn, weiter nach ihr zu suchen. Überhaupt, sie wurde schon lange für tot erklärt. Und damit verjährt die ganze Sache.“, erklärte er geduldig, auch wenn ihm jedes Wort, das sie über Hinata wechselten, wehtat. Er musste ihre Tochter von ihrem Tod überzeugen, obwohl er es sich selbst kaum eingestehen wollte. War das nicht eine grausame Ironie? „Ausreden! Ihr habt einfach aufgegeben! Ihr hättet weitersuchen müssen! Ihr hättet sie gefunden, ganz bestimmt!“, beharrte Shizuka, und nun klang ihre Stimme doch ein wenig weinerlich. Sie blieb stehen und lief nicht mehr unruhig hin und her. Sie stand einfach nur vor ihrem Sensei und sah ihn so flehend an, dass ihm beinahe das Herz stehen blieb. Wieso verstand er es denn nicht? Sie hatten keine Leiche gefunden! Ohne Beweise war nichts entschieden! Wieso verstand er es denn nicht? „Kiba-sensei…“, flüsterte sie mit zitternder Stimme und ließ erschöpft ihre Schultern hängen. Wieso? Sie hätten sie noch suchen können… sie war bestimmt noch irgendwo da draußen, wie konnte es denn anders sein… ohne Leiche… ohne Beweise… Plötzlich fand sie sich in einer sanften Umarmung wieder. Einfach so, von einem Moment auf den anderen. Vor Schreck weiteten sich Shizukas Augen ein wenig, ehe sie begriff, was vor sich ging. Kiba hatte sie vorsichtig in seine Arme gezogen, nachdem er sich im Bruchteil eines Augenblickes erhoben hatte. Er hatte es nicht mit ansehen können. Es war nicht fair. Er wollte nicht, dass sie an diesem Tag noch mehr litt, als sie es sonst schon tat. Es war nicht richtig so und es war größtenteils seine Schuld, dass es nun so weit gekommen war, dass sie tatsächlich fast in Tränen ausbrach. Shizuka war irritiert. Wieso tat er das? Er war nur ihr Sensei… nur ihr Sensei… Was kümmerten ihn ihre Gefühle, wieso versuchte er sie zu trösten? Wieso machte er sich so eine Mühe? Aber er war da und nahm sie in den Arm, weil es ihr schlecht ging. Sie verstand nicht. Sie verstand nichts mehr, gar nichts. Ihr Leben war eine einzige große Lüge. Ihre Mutter und ihr Zwillingsbruder waren kaltblütig ermordet worden, ihr Vater wäre beinahe dem Wahnsinn verfallen… und sie hatte nichts gewusst. Sakura hatte gelächelt, als wäre ihre Welt in Ordnung und sie hatte es ihr die meiste Zeit über geglaubt. Bis zu dem heutigen Tag. Bis zu dem Tag, der diesmal so viel anders war, als die Jahre zuvor. Heute hatte sie erfahren, dass nichts in Ordnung war. Gar nichts. „Kiba-sensei… es ist nichts richtig. Alles ist eine Lüge… nur eine Lüge…“, schluchzte sie und vergrub ihr Gesicht in seinem Bauch. Sanft strich er ihr über ihren Kopf und versuchte, sie zu beruhigen. „Ich weiß…“, flüsterte er. Er fühlte sich so hilflos. Was sollte er ihr denn sagen? Dass alles die knallharte Realität war? Das konnte er nicht. Sie war noch ein Kind, auch wenn sie immer so stark tat. Sie war noch ein Kind, dem man die Mutter, den Bruder und zu einem gewissen Teil auch den Vater genommen hatte. Sie war bloß ein Kind. Und wenn es ihr half, dass sie dachte, alles wäre nur eine Lüge… dann würde er lügen. Ein paar Minuten standen sie einfach nur da. Einzig das Ticken der Wanduhr und vereinzelt ein Schluchzen von Shizuka unterbrach die drückende Stille. Selbst Akamaru wusste, dass er sich nun ruhig verhalten musste. Doch irgendwann löste sich das Mädchen von ihrem Sensei. Sie wollte doch nicht weinen! Weinen brachte einen im Leben nicht weiter, das wusste sie. Und sie hatte heute noch zu viel zu tun, um jetzt schon im Selbstmitleid zu versinken. Ausgerechnet vor Kiba-sensei! Das war ja wohl das Oberpeinlichste! Sie wollte nicht, dass er dachte, dass sie schwach, klein und weinerlich war. Sie war das genaue Gegenteil. Eben war nur alles ein wenig viel geworden, das war alles. Gott, das war so peinlich… Hastig wischte sich Shizuka die letzten Tränen aus dem Gesicht und hatte den grauenhaften Verdacht, dass sie ein wenig Rot geworden war. Kiba lachte leise. „Weißt du, dass du deiner Mutter sehr ähnlich siehst?“, fragte er sanft und das Mädchen schüttelte leicht den Kopf. „Nein… nicht wirklich. Ich habe noch niemals ein richtiges Bild von ihr gesehen. Na gut, einmal, das ist aber schon Jahre her. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass Papa unglaublich wütend auf Sakura-oba-chan war, weil sie mir ein Foto gegeben hat. Er hat es mir weggenommen und ich hab es nie wieder gesehen.“, antwortete sie säuerlich. Kiba seufzte leise. Naruto… „Ich verstehe… Willst du ein paar Fotos sehen? Ich habe genug…“, schlug er leise vor. Er ging hinüber zu einem hohen, dunklen Wandschrank, der an der Wand links neben der Couch seiner Schwester stand. Zielsicher zog er eine der Schubladen auf und förderte ein dünnes Päckchen zutage, das mit einem roten Gummiband zusammengehalten wurde. „Ich habe Abzüge der Bilder von Sakura und anderen Leuten. Also wundere dich nicht, wenn du ein paar von ihnen auf den Fotos wieder findest.“ Aufmerksam folgten Shizuka und Akamaru seinen Bewegungen, bis er schließlich vor ihnen stand. „Hier. Sieh sie dir an, du wirst gleich wissen, was ich meine.“, sagte Kiba wehmütig lächelnd und drückte Shizuka die Fotos in die Hand. Neugierig und angespannt zugleich löste Shizuka das Band und drehte den Stapel Bilder langsam um. Ihr Herzschlag setzte aus und sie spürte, dass ihr schon wieder Tränen in den Augen brannten. Sie schluckte einmal hart und schüttelte unwirsch den Kopf. Sie würde doch nicht wegen ein paar alter Bilder einen Heulkrampf bekommen! Beinahe ehrfürchtig besah sie sich die Fotos, auf denen auch ihre Mutter zu sehen war. Sie hatte sie sofort erkannt. Kiba-sensei hatte Recht! Sie sah genauso aus, wie sie selbst. Nur die Augen… Shizuka war sich nicht im Klaren, was sie fühlte. Es war das erste Mal, dass sie sich ihre Mutter in aller Ruhe ansehen konnte. Die Art, wie sie lächelte… sie wirkte so sanft… beinahe wie ein Engel. Shizuka wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie spürte, dass sie in einen Strudel aus Gefühlen gerissen wurde. Freude, Trauer, Liebe, Schmerz, Ärger… Shizuka empfand bei Hinatas Anblick einfach alles gleichzeitig. Dabei tat sie auf dem Foto nicht viel. Es war nur ihr Abbild, das Shizukas Herz höher schlagen ließ. „Mama…“, wisperte sie leise und sie kostete das Wort voll und ganz aus. Sie hatte die Koseform noch nie bewusst benutzt, kein einziges Mal in ihrem Leben. Doch jetzt, wo sie sie endlich ansehen konnte… wo sie endlich ein Bild vor Augen hatte… es kam so einfach und selbstverständlich über die Lippen. Und es schmerzte das Mädchen, als ob es etwas außerordentlich Wichtiges verloren hätte. Doch gleichzeitig fühlte sich Shizuka, als würde sie einen Teil einer längst vergessenen Erinnerung zurückerhalten. Es war wie ein Erkennen tief in ihrem Inneren, als ob Shizuka Dinge aus längst vergangenen Tagen wieder einfielen. Ein wunderbares und mächtiges Empfinden. Nur ein Foto… nur ein Foto ihrer Mutter, das so viel auslöste, obwohl es doch nur den Bruchteil eines Momentes vor vielen, vielen Jahren festhielt. Auf dem einen Bild war Hinata zusammen mit Sakura, Ino und TenTen zu sehen. Alle vier Mädchen saßen auf einer alten Bank, mitten im Wald. TenTen lachte heftig, da es so aussah, als würde Sakura Ino gerade erwürgen wollen. Hinata schmunzelte, doch es schien, als wäre sie trotzdem ein wenig besorgt. Shizuka schob das Foto zurück ans Ende des Stapels und ein weiteres Bild kam zum Vorschein. Wieder klopfte das Herz des Mädchens schneller. Das hier war ein Einzelbild. Hinata trug einen wunderschönen Kimono und ihre langen Haare glänzten im Schein der Straßenlaternen und der bunten Lampions. Sie lächelte leicht in die Kamera, ein wenig überrascht, doch ihre weißen Augen strahlten voller Freude. „Das Foto wurde vor zirka fünfzehn Jahren Anfang August aufgenommen. Sie war damals siebzehn. Es war am Tag des Sommerfestes, du weißt schon.“, erklärte Kiba ein wenig im Gedanken. „Hai…“, flüsterte Shizuka und konnte den Anblick nicht von ihrer Mutter lösen. Sie war so wunderschön. Zögerlich ließ sie das Bild verschwinden und das nächste Foto kam zum Vorschein. Es überraschte sie ein wenig und sie warf ihrem Sensei einen verwunderten Blick zu. Kiba grinste verlegen. „Hab ich dir nie gesagt, dass wir zusammen in einem Team waren? Wohl eher nicht, was…?“ Shizuka schüttelte nur den Kopf und lächelte, als sie sich das Foto ansah. Die Farben waren schon ein wenig verblasst, doch man konnte die Teammitglieder trotzdem noch gut erkennen. Kiba, mit dem kleinen Akamaru auf seinem Kopf, Shino, von dem nahezu nichts zu erkennen war, Kurenai-sensei, die ernst lächelte, und dann Hinata, die mit ihren kurzen Haaren und dem abgewandten Blick völlig anders aussah als auf den Fotos zuvor. „Das war der Tag, an dem wir das erste Mal als Team trainiert haben. Du kannst dir nicht vorstellen, wie anders deine Mutter damals war. So anders… sie hatte sich verändert. Das war ihr größtes Ziel, dafür hat sie alles gegeben. Letztendlich hat sie es geschafft.“, meinte Kiba seufzend. Er mochte diese Erinnerungen und gleichzeitig taten sie ihm weh. Es schien fast so, als wäre alles nur ein Traum. Shizuka nickte bloß, versunken im Anblick des Fotos. Dann blätterte sie weiter und erstarrte. „Das habe ich noch nie gesehen…“, flüsterte sie ergriffen und mit zittrigen Fingern strich sie über das Bild, ganz so, als könnte sie der damaligen Zeit noch näher kommen. Auf dem Foto waren Naruto, Hinata, sie selbst und ihr Zwillingsbruder Hikaru abgebildet. Sie standen im Wohnzimmer eines ihr unbekannten Hauses. Hinter ihnen war ein großes Fenster durch das Shizuka Wald sehen konnte. Sie mussten sich also eher am Rande des Dorfes befinden. Die Babys waren noch ziemlich klein, doch man konnte sie schon deutlich voneinander unterscheiden. Hikaru mit seinen blonden Haaren und dem Byakugan und Shizuka mit ihren dunklen Haaren und den stechend blauen Augen. Naruto hatte die beiden hochgehoben, je einen auf einem Arm. Hinatas Kopf lag auf seiner Schulter und sie lächelte glücklich. Doch Shizukas Aufmerksamkeit galt ihrem Vater. Wie anders er auf diesem Bild aussah… so anders als heute. Seine blauen Augen funkelten und strahlten Glück und einfach nur Lebensfreude aus. Nicht wie in der Gegenwart. Heute war er anders. Einfach nur anders. „Papa…“, flüsterte sie erschüttert und ihre Hände begannen zu zittern. So wie es aussah, war alles perfekt gewesen. Shizukas Augen verharrten bei dem Anblick ihres Bruders. Ein seltsames Gefühl machte sich in ihr breit. Als würde sie in kennen… wie eine undeutliche Erinnerung, die langsam wiederkehrte. Er erschien ihr nicht wie ein Unbekannter. Er war vertraut. Viel zu vertraut. „Hikaru-chan…“, murmelte sie leise und konnte ihren Blick nicht von dem Foto abwenden. Es war, als wäre sie in eine andere Zeit gefallen. Kiba beobachtete ihre Reaktion traurig lächelnd. Naruto hatte ihr wirklich niemals auch nur das kleinste Foto gezeigt. Es war erschütternd, wie sehr er sich verändert hatte. Der aufgeweckte Junge, der er einst gewesen war… die Fröhlichkeit in Person… einfach weg. Es gab ihn nicht mehr. Es existierte nur noch der Naruto Uzumaki, der nicht mehr lachte, der überall überpünktlich war und der aufgehört hatte, zu Ichirakus essen zu gehen. Es hatte sich alles so verändert. In dem Moment winselte Akamaru ein wenig und riss Kiba und Shizuka aus ihren Gedanken. Überrascht sahen sie den Riesenhund an. „Was ist los, Akamaru?“, fragte Kiba verwundert. Sein treuer Partner trottete auf ihn zu und stupste ihn sanft aus dem Wohnzimmer. „Hey! Hey, was zur Hölle-… Ach so, ich verstehe…“, meinte Kiba plötzlich und grinste Shizuka zu, die noch immer die Bilder in der Hand hatte und ihrem Sensei und dessen Hund verwirrt nachsah. „Shizuka, leg die Bilder auf den Tisch und komm mit. Eigentlich war es als Geburtstagsgeschenk in drei Wochen gedacht, aber in Anbetracht der Umstände werde ich das vorverlegen. Beeil dich!“, drängte er vorfreudig und Shizuka ließ sich von seiner plötzlichen guten Laune mitreißen. Schnell legte sie die Bilder auf den niedrigen Wohnzimmertisch und folgte ihrem Sensei aus dem Wohnzimmer hinaus auf den engen Parkettflur. Sie gingen an mehreren hellen Holztüren vorbei und bogen schließlich in einen breiteren Gang ein, der im hinteren Teil des Hauses endete. Stolz blieb Kiba vor einer dunkelbraunen Schiebetür stehen und grinste Shizuka breit an. Akamaru setzte sich geduldig neben ihn und wedelte leicht mit dem Schwanz. „Pass auf, Shizuka. Ich denke, du wirst dich über dein Geschenk freuen. Wie du weißt, sind wir Inuzukas bekannt für unsere Hundezucht, nicht wahr? Und mir ist die Aufgabe zuteil geworden, mich um die nächste Generation Ninja-Hunde zu kümmern. Mittlerweile sind sie schon alt genug, um richtig ausgebildet zu werden und wir haben auch schon fast alle an Tsunade-sama übergeben. Mit einer Ausnahme. Und hier kommst du ins Spiel. Ich präsentiere dir voller Stolz… dein Geburtstagsgeschenk!“ Mit diesen Worten öffnete Kiba die Schiebetür und Shizuka lugte neugierig an ihm vorbei hinein in den Raum. Stille. Das Zimmer war groß und hell und viele kleine Spielzeuge darin verstreut herum. Ein paar Gitter waren als Abgrenzung benutzt worden, doch in den getrennten Bereichen herrschte gähnende Leere. Ein halbvoller Sack Hundefutter lehnte in einer der hinteren Ecken des Raumes, doch für all das interessierte Shizuka sich nicht. Ihr Blick klebte an etwas anderem. Einem kleinen Hündchen, das mitten im Zimmer saß und den Kopf ein wenig schief gelegt hatte. Vorsichtig setzte Shizuka sich in Bewegung, doch das Hündchen wirkte überhaupt nicht verschreckt. Ganz im Gegenteil, es begann ein wenig mit seinem langen und buschigen Schweif zu wedeln. Nun betrachtete Shizuka den Hund genauer. Er war noch ziemlich klein, doch er sah recht aufgeweckt aus. Sein Fell war am Bauch schneeweiß, wurde zum Rücken hin immer lichter und endete in einem schönen Hellbraun, das Shizuka an Buchenholz erinnerte. Um die kleine Schnauze herum, bis hinauf zum Kopf, war das Fell weiß, ging aber langsam in ein reines Beige über und glich sich dann der Farbe des Rücken an. Die Spitzen der Hinterpfoten sahen aus, als wären sie in die braune Farbe hineingetaucht worden, der Rest von ihnen war jedoch weiß. Die zwei kleinen Vorderpfötchen und der buschige, munter wedelnde Schwanz waren aber wieder wie der Großteil ihres Felles, nämlich hellbraun. „Kami-sama, bist du kawaii…“, hauchte Shizuka mit strahlenden Augen. Sie ging langsam in die Knie und streichelte dem Hündchen zaghaft über den Kopf. Das Fell fühlte sich an wie Watte und das kleine Geschöpf schmiegte sich gegen Shizukas Hand. Kiba und Akamaru hatten nun ebenfalls den Raum betreten, wobei letzterer gleich die Aufmerksamkeit des jungen Hundes auf sich gezogen hatte. Mit einem freudigen, hohen Bellen stürzte sich das kleine Wesen auf den Monsterhund, der die spielerische Attacke gutmütig über sich ergehen ließ. Fasziniert beobachtete Shizuka das Szenario vor sich und erhob sich wieder. Sie sah ihren Sensei mit großen Augen an. „Ist das Ihr Ernst, Kiba-sensei?“, fragte sie ehrfürchtig und der Jonin lachte. „Natürlich. Darf ich vorstellen? Das ist Okami. Sie ist der letzte Welpe aus der Zucht der Wolfsfuchs-Hunde.“, verkündete er stolz. „Wolfsfuchs-Hunde?“, fragte Shizuka verwirrt nach. Kiba klärte sich schnell auf. „Ja. Siehst du ihr Gesicht? Es erinnert ein wenig an einen jungen Wolfswelpen, nicht? Aber ihre Ohren sind im Gegensatz wieder zu groß für einen Wolf. Die und der lange buschige Schwanz erinnern an einen Fuchs. Denkst du nicht?“ Shizuka nickte langsam. „Ja, jetzt wo Sie es sagen…“, meinte sie und betrachtete die junge Hündin verliebt, „Sie ist total süß! Vielen, vielen Dank, Kiba-sensei!! Sie sind der allerbeste!!!“ Dankbar strahlte Shizuka den Mann an, der ihr nur die Haare zerwuschelte. „Weiß ich doch. Und ich würde sagen, du gehst jetzt langsam mal. Ich kann mir gut vorstellen, dass deine Teamkameraden keinen Zentimeter von meiner Haustür gewichen sind und auf dich warten. Mittlerweile schon seit einer guten Viertelstunde, wenn ich mal wage schätzen darf. Du solltest sie nicht noch länger warten lassen.“ Shizuka nickte und Kiba pfiff einmal kurz aber eindringlich. Sofort stoppten die Hunde ihr Spiel und kamen auf die beiden Menschen zu. „Okami. Das ist Shizuka und von heute an wird sie deine Meisterin sein. Pass immer gut auf sie auf und enttäusch’ mich nicht.“, schärfte er der Hündin ein. Diese sah das junge Mädchen mit schief gelegtem Kopf an und öffnete dann leicht das Maul. „Shizuka.“ Erschrocken zuckte Angesprochene zusammen und Kiba grinste bis über beide Ohren, als er ihren irritierten Gesichtsausdruck bemerkte. „Was ist los? Es ist normal, dass unsere Hunde sprechen können. Nur Akamaru bildet eine Ausnahme.“ „Sie kann reden? So wie ich?“, fragte Shizuka verdattert und starrte Okami an, als wäre sie das achte Weltwunder, doch Kiba schüttelte den Kopf. „Nein, noch nicht. Sie ist noch ziemlich jung. Sie ist gerade dabei, die menschliche Sprache zu verinnerlichen. Dass sie deinen Namen gleich von Anfang an aussprechen kann liegt daran, dass du ihre Meisterin bist. Dieses Phänomen haben wir schon öfter festgestellt. Also ist das nicht verwunderlich. Ich schätze, in ein, zwei Jahren wird sie sich normal mit dir unterhalten können.“, meinte Kiba und klopfte Akamaru kurz auf den Rücken. Shizuka nickte noch immer ein wenig perplex. Ehe sie es sich versah, schob Kiba sie aus dem Zimmer hinaus zur Wohnungstür. Okami folgte Shizuka auf Schritt und Tritt und kaum blieb das Mädchen stehen, ließ die Hündin sich auf ihre Hinterpfoten plumpsen. „Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Warte einen Augenblick.“, sagte Kiba noch und verschwand wieder hinten im Haus. Einen Augenblick später kam er mit dem Stapel Fotos zurück. „Hier, du kannst sie haben. Ich glaube, für dich sind sie wichtiger, als für mich.“, meinte er lächelnd. „Aber Kiba-sensei…“ „Nichts aber. Du wirst sie nehmen, das ist ein Befehl. Und jetzt lass deine Teamkameraden nicht mehr länger warten.“ „Hai, Kiba-sensei!!“, rief das Mädchen und ließ die Bilder in ihren Ninjabeutel verschwinden. Danach öffnete Shizuka die Eingangstür und trat hinaus ins Freie. Freudig sprang Okami ihr nach und tollte draußen herum. Strahlend drehte Shizuka sich noch einmal zu dem Jonin um, ehe der die Tür hinter ihr schloss. „Arigatô.“, sagte sie dankbar und der Mann winkte ab. „Schon gut.“ Dann ließ er die Tür endgültig hinter ihr ins Schloss fallen. Seufzend lehnte er sich dagegen. Geschafft… „Komm, Okami-chan! Ich muss dich noch Sumiaki-kun und Masaru-kun vorstellen!“ Sofort kam die junge Hündin zu Shizuka gelaufen und ließ sich von dem Mädchen streicheln. „Shizuka.“ „Ja, das bin…“, sagte sie leise. Sie warf noch einmal einen Blick über die Schulter auf das Haus ihres Senseis. Er hatte ihr viel erzählt. Sehr viel. Vielleicht dachte er jetzt, dass die Sache für sie gegessen war. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Es hatte gerade erst begonnen. Denn eine Sache gab es noch zu erledigen. Etwas, das schon seit heute Mittag, als sie das geheime Treffen mit Sumiaki und Masaru belauscht hatte, im Kopf herumschwirrte. Etwas, das ihre Wut immer wieder aufs Neue entfachte. „Niemand nennt meinen Vater einen Versager…“, murmelte sie zornig. Eine Stunde später „Sieht so aus, als hättest du jetzt eine Freundin, Masaru-kun.“, feixte Sumiaki bis über beide Ohren grinsend und fing sich einen tödlichen Blick von dem Uchiha-Jungen. „Wenn du das noch einmal sagst, dann herrscht Krieg!“, knurrte er wütend und eine Ader begann auf seiner Stirn zu pochen, als Okami zum wiederholten Male versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erregen und sich einfach vor ihn stellte und ihn mit großen Augen ansah. „Masaru hat eine Freundin…“, trällerte Sumiaki und schüttelte sich vor unterdrückten Lachen. Shizuka konnte nur den Kopf über so viel Dummheit schütteln. „Okami, lass die beiden Idioten besser zufrieden. Die sind es nicht wert, dass du dich wegen ihnen abrackerst. Und am allerwenigsten Masaru, glaub mir.“, meinte sie eiskalt und ging hoch erhobenen Hauptes an ihren Teamkameraden vorbei, dicht gefolgt von Okami, die sich jedoch immer wieder nach Masaru umdrehte. „Hey, womit hab ich das verdient?“, rief der Uchiha sauer und kickte einen kleinen Stein aus dem Weg. Shizuka gab ihm aber keine Antwort. Ihre Gedanken richteten sich einzig und alleine auf das riesige Haus vor ihr. Vor dem Eingangstor blieb sie schließlich stehen und warf den Wächtern, die sie, Okami und die Jungs kritisch musterten, einen abwertenden Blick zu. „Willst du da wirklich rein?“, wurde sie plötzlich von Masaru gefragt. Sie erwiderte seinen ruhigen und erwartungsvollen Blick ohne mit der Wimper zu zucken. „Sonst würde ich wohl kaum hier stehen, was?“ Masaru seufzte tief. „Ich meine es nicht böse. Ich will nur nicht, dass dir die da drinnen wehtun. Das weißt du doch.“, sagte er leise, während Sumiaki versuchte, Okami ein Kunststück beizubringen. Shizuka sah Masaru lange an, ehe sie antwortete. „Ich weiß. Dafür bin ich dir auch dankbar. Aber das ist nun mal etwas, das ich tun muss, versteh das doch.“, bat sie ihn und warf einen genervten Blick auf Sumiaki und den Hund. Masaru lächelte ein typisches Uchiha-Lächeln und berührte ihre Wange flüchtig mit seiner Hand. Ein wenig verblüfft sah sie ihn an. „Dann ist es ja gut. Was du auch immer da drinnen mit deiner Familie beredest und was auch immer noch vorfällt… es soll nie zwischen uns stehen, in Ordnung? Wir sind doch Geschwister.“, sagte er eindringlich und sein Blick bohrte sich in ihre blauen Augen. Sie nickte entschlossen. „Klar sind wir das.“ Sie grinste Masaru entschlossen ins Gesicht und formte ihre rechte Hand zu einer Faust. Masaru lächelte knapp und mit der Coolness seines Vaters und tat es ihr mit seiner linken Hand gleich. Dann stießen sie ihre Fäuste sachte zusammen. „Viel Glück.“ „Danke.“ Masaru lächelte sie warm an und in dem Augenblick war Shizuka dankbar, dass sie ihn hatte. Auch wenn sie öfters stritten… sie waren Geschwister. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren packte Masaru Sumiaki und schleifte ihn Richtung Dorfzentrum. „Komm mit, du Baka. Wir gehen jetzt Ramen essen. Shizuka wird nachkommen. Hund, folge mir!“, befahl er unnachgiebig. Ein wenig unentschlossen sah die junge Hündin zwischen dem Jungen und Shizuka hin und her und schien reichlich verwirrt. „Ist schon gut, Okami-chan. Du kannst mit Masaru mitgehen. Er wird schon auf dich aufpassen und ich komme alleine zurecht.“, meinte sie aufmunternd und die Hündin legte den Kopf schief. „Shizuka.“, kläffte sie leise und das Mädchen lachte. Noch einmal streichelte sie das kleine Hündchen. „Wirklich, es ist in Ordnung. Und jetzt marsch, schau, die zwei sind schon weit weg. Wir sehen uns bald wieder.“ Okami zögerte noch einen Moment, doch dann schleckte sich Shizuka kurz über die Hand und folgte den Jungs. Das Mädchen sah ihr noch einen kurzen Moment nach, doch dann fixierte sie sich auf ihr Ziel. Entschlossen wandte sich Shizuka an die Torwächter und machte einen Schritt auf den Eingang zu. Sofort wurde ihr der Weg versperrt, doch damit hatte sie sowieso gerechnet. Kühl erwiderte sie die Blicke der Männer. „Ich will da durch.“ „Ich will auch viel, kleine Lady. Und jetzt mach dich vom Acker.“ Der andere Mann lachte, doch Shizuka ließ sich nicht im Geringsten beeindrucken. „Sie können lachen, so viel Sie wollen. Ich habe das Recht, hier rein zu gehen, wann immer es mir gefällt.“ Doch das brachte die Wächter nur noch mehr zum Lachen. Ungerührt wartete Shizuka. „Und wer gibt dir dieses Recht, kleines Fräulein?“ „Meine Mutter.“ Nun waren die Torwächter tatsächlich überrascht und tauschten einen kurzen Blick. „Soso, deine Mutter. Ähm… und wo ist deine Mutter? Wer bist du überhaupt?“, fragte der jüngere der beiden irritiert. Shizuka stemmte die Hände in die Hüften. In diesem Dorf gab es wirklich jemanden, der sie nicht kannte? „Ich bin Uzumaki Shizuka, die Tochter von Uzumaki Naruto und Hyu-…“ „Schweig.“ Gleichzeitig wandten Shizuka und die zwei Wächter ihre Köpfe in die Richtung des Neuankömmlings. Das Herz des kleinen Mädchens tat einen nervösen Sprung und die Wächter salutierten augenblicklich. Ohne die zwei eines weiteren Blickes zu würdigen, schritt Neji an ihnen vorbei und deutete Shizuka, ihm zu folgen. Die war ein wenig verwundert und so dauerte es einen Moment, ehe sie ihm hastig folgte, nicht ohne den Wächtern noch einen triumphierenden Blick zugeworfen zu haben. Wenige Minuten später hatten Shizuka und Neji das Tor hinter sich gelassen und befanden sich nun im Inneren des mächtigen Hauses, nicht ohne sich vorher die Schuhe ausgezogen zu haben. Das Mädchen war ein wenig verunsichert, da der Mann bisher kein einziges Wort mit ihr gewechselt hatte, während sie über die dunklen Holzflure weiter ins Innere des Gebäudes vordrangen. Er ging schnell und zielstrebig und Shizuka lief mehr, als dass sie ging. „Neji-sama…“, setzte sie an, doch er warf einen kurzen Blick über seine Schulter und sie verstummte augenblicklich. Sie bekam es ein wenig mit der Panik zu tun. War sie etwa bescheuert? Sie hätte niemals alleine hierher kommen sollen. Es war ja beinahe so, als würde sich die Maus der Katze ausliefern! Sie würde gegebenenfalls nicht einmal flüchten können! Erstens, sie kannte sich in dem riesigen Anwesen nicht die Bohne aus, und zweitens, bisher hatten alle Leute, an denen sie vorbeigehastet waren, das Byakugan besessen. Und bekanntlich konnte man mit dem ja im Umkreis von einem Kilometer alles erkennen. Sie war verloren. Plötzlich blieb Neji ohne Vorwarnung stehen, so dass Shizuka beinahe in ihn rein gekracht wäre. Schweigend zog er eine der hölzernen Schiebetüren auf und trat mit einem Schritt in den Raum. „Neji! Wo zur Hölle warst du nur? Ich habe dir schon hundert Mal gesagt, dass du mir Bescheid geben sollst, wenn du wieder meditieren gehst! Ich mache mir doch Sorgen um dich, das weißt-… Oh.“ Verblüfft hielt TenTen in ihrer Predigt inne, als sie Shizuka bemerkte, die unmittelbar nach Neji den Wohnraum betreten hatte. Unsicher sah das Mädchen sich in dem Raum um, während Neji sich mit geschlossenen Augen und verschränkten Armen auf einen der Sitzpolster, die um den langen, niedrigen Tisch herum platziert worden waren, fallen ließ. „Neji… was hat das zu bedeuten?“, fragte die braunhaarige Kunoichi verwirrt. Der Hyuuga antwortete nicht und TenTen seufzte tief. Anscheinend war sie das von ihrem Mann gewohnt. Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und lächelte Shizuka schließlich an. „Warte einen Moment. Ich muss mich nur schnell um unseren kleinen Sohn kümmern und dann bin ich voll und ganz für dich da. Wundere dich bitte nicht über Nejis Verhalten, er ist nun mal so. Eigentlich ist er ein klasse Typ.“, meinte sie augenzwinkernd. „TenTen.“ Neji sah seine Frau stirnrunzelnd an, die darauf hin in leises Gelächter ausbrach. „Ist ja schon gut. Ich komme gleich wieder.“, sagte sie noch, dann war sie verschwunden. Wieder stand Shizuka ziemlich verloren da und wusste mit einem Mal nichts mit sich anzufangen. „I-Ihr habt einen Sohn, Neji-sama?“, fragte sie schließlich leise. Wieso hatte sie das nicht gewusst? Der Hyuuga sah sie nur an und das Mädchen verwarf die Hoffnung auf eine Antwort recht schnell. Deshalb kam sie umso überraschender für sie. „Ja. Seit fünf Jahren. Er heißt Takeshi.“, sagte er ohne etwaige Emotionen. Hastig nickte Shizuka. „Das ist ein schöner Name.“, meinte sie ehrlich und Neji sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. „Du hast es nicht gewusst.“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Verbittert schüttelte das Mädchen den Kopf. „Nein. Woher denn? Von meinem Vater? Das ich nicht lache. Von Sakura oder Sasuke? Papa hätte sie umgebracht.“ Das war ebenfalls eine Feststellung. Es wurmte sie, dass sie es tatsächlich nicht gewusst hatte. Fünf Jahre lang hatte sie keine Ahnung gehabt. Neji deutete ihr, sich zu setzen und sie kam der stummen Aufforderung sofort nach. Vorsichtig ließ sie sich auf dem dunkelbraunen Sitzpolster nieder und faltete ihre Hände auf dem Schoß. Sie traute sich beinahe gar nicht, sich zu bewegen. Die ganze Stimmung in diesem Haus war irgendwie… drückend. Vor allem jetzt, da TenTen den Raum verlassen hatte. „Gut. Aber keine Sorge, unser Sohn ist nicht allzu oft in der Öffentlichkeit.“ Überrascht sah Shizuka auf. „Wieso nicht?“, fragte sie ehrlich verwundert. „Wieso schon?“, konterte Neji ohne einen Moment zu zögern. Shizuka überlegte einen Augenblick und lächelte schließlich leicht. „Er kennt Konoha nicht. Das ist doch schade.“, meinte sie dann. Neji antwortete eine Weile nicht, doch dann schien er eine Antwort gefunden zu haben. „Nächstes Jahr kommt er so und so auf die Akademie. Dann erübrigt sich das von selbst.“ Darauf fiel Shizuka nichts mehr ein und sie verfielen beide in Schweigen. Solange, bis die Tür erneut geöffnet wurde. TenTen betrat den Raum, gefolgt von Hanabi, die einen Moment erstarrte, als ihr Blick suchend durch den Raum glitt und an Shizuka hängen blieb. Anscheinend hatte TenTen sie über die Anwesenheit ihrer Nichte unterrichtet. Schnellen Schrittes war sie bei Shizuka und baute sich vor ihr auf. Ihre langen braunen Haare fielen über die Schultern und sie sah das Mädchen mit einer Mischung aus Freude und Entsetzen an. „Was machst du hier?“, fragte sie eindringlich und Shizuka erwiderte ihren stechenden Blick trotzig. „Ich bin hier, weil ich von euch wissen will, wieso Hiashi denkt, dass mein Vater ein Versager ist. Ich bin hier um zu erfahren, wie das Leben meiner Mutter hier verlaufen ist und was vor meiner Geburt passiert ist.“ Schweigen. Dann ließ sich Hanabi seufzend und ein wenig geschockt auf den Polster neben Shizuka plumpsen. Neji brachte es auf den Punkt. „Du hast gelauscht.“ „Und wenn schon.“, gab Shizuka prompt zurück und Neji sah sie missmutig an. Er war es nicht gewohnt, dass ihm nicht der gebührende Respekt entgegen gebracht wurde. TenTen grinste nur und setzte sich neben ihren Mann. Es würde ihm gut tun, wenn ihm Außenstehende die Meinung sagten. Hanabi sah ihre Nichte direkt an. Sie sah Hinata wirklich verblüffend ähnlich. Nur ihre blitzblauen Augen unterschieden sie unübersehbar von ihrer Schwester. Ihr Charakter schien auch nicht überein zu stimmen. Aber das war ja nicht wirklich schlimm. Die Hyuuga musste sich eingestehen, dass sie Shizuka bewunderte. Hanabi war sich nicht sicher, ob sie es gewagt hätte, freiwillig und alleine in dieses Anwesen zu kommen. Sie hoffte nur, dass Naruto nicht gleich auftauchen würde, denn wahrscheinlich würde er alles in Trümmer schlagen. „Dein Vater weiß nicht, dass du hier bist, oder?“, fragte sie deshalb sicherheitshalber nach und war erleichtert, als Shizuka den Kopf schüttelte. „Nein, er hat keine Ahnung. Ich werde auch nicht allzu lange bleiben. Ich weiß mittlerweile, dass das gefährlich für euch werden kann und mir ist auch klar, dass ihr mir eigentlich nichts sagen dürft. Aber das ist doch auch schon egal, oder? Ich meine, ich weiß, was damals passiert ist, Kiba-sensei hat mir alles erzählt.“ Shizuka war unwohl zumute. Sie war nervös und ihre Hände waren kalt und zitterten ein wenig. Aber sie durfte sich auf keinen Fall einschüchtern lassen. Auf keinen Fall. „Kiba hat es dir erzählt?“, fragte TenTen verblüfft und Shizuka nickte bloß. Neji räusperte sich. Da saß doch tatsächlich die Tochter seiner toten Cousine bei ihm im Wohnzimmer und stellte Fragen. Wenn ihm das gestern jemand gesagt hätte… er hätte es nie und nimmer geglaubt. Aber es war klar gewesen, dass dieser Tag kommen würde. Also war er nicht wirklich geschockt. Was er, genau genommen, sowieso nur selten war. „Du hast doch alles mitbekommen. Dann musst du ja wissen, wieso Hiashi deinen Vater hasst.“ „Das ist aber kein Grund ihn einen Versager zu nennen. Mein Vater hat gelitten und er tut es immer noch. Denkt Ojî-sama allen Ernstes, mein Vater wäre über Hinata hinweggekommen? Niemals.“, behauptete Shizuka erschüttert. Hanabi lächelte gequält. „Das wissen wir doch. Aber mein Vater sieht das anders. Du hast gehört, weshalb.“ Shizuka verschränkte die Arme vor der Brust, auch wenn sie wusste, dass es nicht angebracht war. „Weil er angeblich meine Mutter und meinen Bruder hat sterben lassen. Das ist Schwachsinn.“, stellte sie klar. „Das wissen wir auch.“, schaltete Neji sich wieder ein, „Aber dein Großvater lässt sich nun mal nicht davon abbringen.“ „Das meine ich gar nicht. Ich meine die Tatsache, dass meine Mutter nicht tot ist.“, sagte das Mädchen laut. Neji, Hanabi und TenTen entglitten die Gesichtszüge und sie sahen Shizuka entsetzt an. „Was?“, fragte TenTen geschockt und griff sich an ihr Herz. Shizuka grinste ein wenig. „Naja, ich meine, offiziell schon. Aber seid doch mal ehrlich… ihr habt niemals eine Leiche gesehen.“ Ja, so hatte sie es auch geschafft, Kiba-sensei weich zu reden. Doch hier stieß sie auf Granit. Neji funkelte sie wütend an. „Sie ist tot! Kabuto hat sie getötet und ist dann in der Versenkung verschwunden, nachdem wir den Großteil seiner Armee ausgerottet haben. Denkst du, wir sind hier gesessen und haben Däumchen gedreht?“, knurrte er und eine gefährliche Aura ging plötzlich von ihm aus, so dass Shizuka erschrocken zusammenzuckte. Beschwichtigend legte TenTen ihrem Mann eine Hand auf die Schulter. „Schon gut, Neji. Shizuka… reden wir über etwas anderes. Was willst du genau wissen? Wieso bist du hierher gekommen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du noch etwas über deine Mutter herausfinden willst. Kiba hat dir bestimmt genug erzählt. Warum bist du hier?“ Shizuka konnte nicht verhindern, dass ihre Hände erneut zu zittern begannen und so ließ sie sie wieder in ihrem Schoss verschwinden. Nicht einschüchtern lassen. Aber was sollte sie TenTen denn bloß antworten? Die Frau hatte ja Recht. Sie wusste selbst nicht mehr genau, was sie hier verloren hatte. Eigentlich war sie nur ihrer Wut wegen gekommen, um ihrem Großvater die Meinung zu sagen. „Ich… Ich wollte nur noch mal klarstellen, dass mein Vater kein Versager ist. Und ich wollte euch kennen lernen. Ihr seid meine Familie…“, sagte sie leise und wandte ihren Blick auf den kleinen Tisch. Unerwartet spürte sie Hanabis Hand auf ihrer Schulter und sah in die weißen Byakuganaugen ihrer Tante. „Du musst das nicht klarstellen. Wir wissen, dass dein Vater deine Mutter niemals hätte sterben lassen. Niemals. Und der letzte Mensch, der ein Versager ist, das ist er. Und ich bin froh, dass du den Mut aufgebracht hast, hierher zu kommen. Ich bin froh, dass ich endlich mit dir reden kann, ohne Angst zu haben, irgendetwas auszuplaudern. Deine Mutter war ein Engel und dein Vater ist einer der wunderbarsten Männer, die ich bisher kennen lernen durfte. Du kannst stolz darauf sein, dich ihre Tochter nennen zu dürfen, egal was andere, und vor allem mein Vater, darüber denken. Wir hier, TenTen, Neji und ich, wir bewundern deinen Vater zutiefst und wir würden niemals wagen, auch nur ein Wort oder gar die Hand gegen ihn zu erheben.“ Hanabi lächelte leicht. Shizuka konnte nichts darauf erwidern. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Ihr Blick huschte zu TenTen und Neji, und die Frau nickte ihr aufmunternd zu. „Deine Mutter war eine meiner besten Freundinnen. Sie war immer ruhig, immer einfühlsam. Sie war der netteste Mensch der Welt… ich habe sie kein einziges Mal richtig wütend erlebt. Sie war eine Person, um die man sich in jeder erdenklichen Situation Gedanken gemacht hat. Einfach so, nicht etwa, weil sie schwach war, nein. Sie war eine unglaublich starke Kunoichi, aber richtig begeistert vom Shinobi-Dasein war sie nie. Sie hat es nicht gemocht, zu kämpfen. Aber wenn es darauf angekommen ist… dann hat sie nicht einen Moment gezögert.“ Die Informationen prasselten auf Shizuka herab und ihr Kopf begann zu dröhnen. Lobesreden, wohin sie auch kam. Ihre Mutter musste ein wunderbarer Mensch gewesen sein. Nein! Sie war ein wunderbarer Mensch. Sie lebte da draußen noch. Lächerlich, das Gegenteil zu behaupten. Keine Leiche… keine Beweise… Auch Neji hatte noch etwas zu sagen. „Nicht zu vergessen, dein Vater. Er war das Leben in Person. Es gab keinen Moment, in dem er aufgegeben hätte. Nicht eine Sekunde. Wenn es etwas gab, das dein Vater konnte, dann war es, Leute zu überzeugen und Freundschaften zu schließen. Sein Funkeln in den Augen hat die Menschen mitgerissen und sie aufgemuntert. Er hat immer einen Weg gefunden, egal, um was es ging. Man konnte ihm einfach vertrauen.“, sagte er leise und schloss stirnrunzelnd die Augen, ganz so als würde er es seltsam finden, dass so ein Mensch existiert hatte. Hanabi lachte leise. „Nicht zu vergessen, er hat Ramen geliebt. Er war beinahe jeden Tag bei Ichirakus. Dort hat man ihn meistens finden können.“ Shizuka sah sie verwundert an. „Ichirakus? Das kann nicht sein. Mein Vater hasst Ramen. Er wird schon ganz angespannt, wenn man das Wort nur in den Mund nimmt!“ TenTen lächelte gequält. „Ich weiß… ich weiß. Er ist so anders… glaub mir, dein Vater war vor diesem Angriff ein komplett anderer Mensch.“ Shizuka nickte leicht irritiert. Anderer Mensch… wie anders? Netter? Ihr Vater war doch nett. Sie kannte ihn. Oder? Wer war ihr Vater? TenTen erhob sich und lächelte Shizuka zu. „Ich kann mir vorstellen, dass wir dir hier zu viel erzählen. Ich denke es wäre besser, wenn du jetzt gehen würdest.“ Das Mädchen nickte langsam und stand ebenfalls auf. „H-Hai… da haben Sie wahrscheinlich Recht, TenTen-san. Neji-san… Hanabi-san… Es war… nett.“, brachte sie schwach heraus, doch Hanabi schüttelte wie wild den Kopf. „Bist du verrückt? Du musst mich doch nicht mit –san anreden. Ich bin deine Tante!“, meinte sie ehrlich entsetzt, so dass Shizuka ein wenig lächeln musste. „Na gut… Hanabi-oba-chan.“ „Schon besser.“, sagte Hanabi lächelnd und erhob sich ebenfalls. Langsam ging sie auf Shizuka zu und schloss sie dann vorsichtig in die Arme. Es war für beide ein seltsames Gefühl, sich das erste Mal so nahe zu sein. Shizuka schloss entspannt die Augen. Familie. Das war richtige Familie. Neji sah Shizuka nur an und sagte kein Wort. Was hätte er auch sagen sollen? Willkommen in der Familie? Das war nicht richtig, denn mit Hiashi als Oberhaupt und Naruto als Vater und vom ‚Clan’ nicht akzeptiert, war das so gut wie unmöglich. Was hieß hier ‚so gut wie’, es war unmöglich. Im Bruchteil einer Sekunde war Neji plötzlich ziemlich angespannt und auch TenTen sah erschrocken aus. Hanabi verkrampfte sich und Shizuka wusste sofort, was vor sich ging. Die Schiebetür wurde aufgerissen und ein kleiner Junge steckte den Kopf herein. Seine weißen Augen fanden seine Eltern sofort. „Mama… Tô-san… Hiashi-sama ist zurückgekommen.“, berichtete er ein bisschen aufgeregt, als hätte er eben ein Geheimnis herausgefunden, und strahlte TenTen an. Sein Blick huschte durch den Raum, ganz so, als erwartete er Lob, und im Bruchteil eines Moments hatte er Shizuka entdeckt. „Wer bist du denn?“ fragte er mit einem Mal misstrauisch und ließ das Mädchen nicht aus den Augen. Plötzlich stand Neji unerwartet abrupt auf und hastig brachte sich der kleine Junge bei seiner Mutter in Sicherheit. Er wusste instinktiv, dass etwas nicht in Ordnung war. Normalerweise war sein Vater die Ruhe in Person. Hatte er etwas Falsches gesagt? „Keine Angst, Takeshi-chan. Du bleibst einfach ganz ruhig, ja? Wann wird Hiashi-sama denn hier sein?“, fragte TenTen freundlich, doch die anderen merkten, dass Nervosität in ihrer Stimme mitschwang. Noch ehe der kleine Junge antworten konnte, ertönte eine tiefe Stimme im Türrahmen. „Jetzt.“ Reflexartig zog Hanabi Shizuka dichter an sich heran, noch ehe diese begreifen konnte, dass ihr Großvater in der Tür stand und sie abfällig ansah. Neji war besonnen wie immer. Er ging gemächlich zu seiner kleinen Familie hinüber, stellte sich mit einem Schritt schräg vor sie und wartete ab. Abfällig sah Hiashi Shizuka an. Er hatte sie sofort erkannt. Sie war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Nur diese grauenhaften Augen erinnerten ihn an den Mann, der seine Tochter hatte sterben lassen. Was hatte sie hier verloren? Hatte sie endlich begriffen, wer ihre Familie war? In Bruchteil eines Augenblickes flammte Wut in Shizuka auf und sie stieß Hanabi von sich. „Shizuka-chan, nicht…“, wollte ihre Tante sie noch aufhalten, doch das junge Mädchen hörte nicht auf sie. Mit einem Schritt stand sie vor ihrem Großvater und funkelte ihn wütend an. Er erwiderte ihren Blick ungerührt und es schien beinahe so, als würde er sich über sie lustig machen, was nicht unbedingt zur Besserung von Shizukas Laune führte. „Sie…“, brachte sie mit vor Wut zitternder Stimme heraus. Ruhigen Schrittes ging er um das Mädchen herum und musterte sie eingehend. Zornig beobachtete sie seine Bewegungen. Er lächelte hämisch. „Für dein Alter bist du klein. Siehst ziemlich schmächtig aus. Du hast den Charakter deines Vaters geerbt, wie mir scheint. Den gleichen aufsässigen Unterton in der Stimme, das gleiche wilde Auftreten. Und diese schrecklich blauen Augen. Du bist wie er. Was hast du in meinem Haus verloren?“, fragte er kalt. Shizuka bebte vor Zorn. Was hatte sie ihrem Großvater getan? Er kannte sie doch nicht einmal! Und wie konnte er es wagen ihren Vater zu beleidigen? „Hören Sie auf… Hören Sie damit auf, meinen Vater zu beleidigen. Meinetwegen, hassen Sie mich, obwohl Sie mich nicht kennen… Aber beschuldigen Sie nicht meinen Vater am Tod meiner Mutter.“, zischte sie, doch das ließ Hiashi nur trocken auflachen. „Du weißt also Bescheid, ja? Dann muss ich mich ja nicht zurücknehmen. Du kennst die Wahrheit über deinen Vater nicht-…“, setzte er an, doch Shizuka unterbrach ihn sofort. „Nein, Sie kennen die Wahrheit über meinen Vater nicht. Mein Vater ist der liebste Mensch auf der Welt, auch wenn Sie das nicht glauben. Er hat vielleicht Fehler gemacht, aber er hätte meine Mutter niemals sterben lassen!“, fauchte sie. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und erbebten. Hiashi sah sie unterkühlt an. „Ach? Das denke ich nicht. Meiner Meinung nach war es deinem Vater herzlich egal, was in dieser Nacht mit deiner Mutter und deinem Bruder passiert ist! Sonst wäre er auf direktem Wege zu euch gelaufen, oder etwa nicht?“, fragte er herausfordernd und vor Wut trieb es Shizuka Tränen in die Augen. „Sie haben keine Ahnung!! Sie haben keine Ahnung, wie sehr mein Vater gelitten hat! All die Jahre über, die nach dem Angriff waren, bis in das Hier und Jetzt! Waren Sie bei ihm, als er in der Nacht schreiend aus seinen Albträumen aufgewacht ist? Hat er sich zitternd an Sie geklammert und um Verzeihung gebeten, mussten Sie ihn wieder beruhigen? Hat er vor Ihren Augen geweint und wollte er sich vor Ihren Augen selbst verletzen? Sie waren nicht dabei, Sie haben keine Ahnung! Mein Vater hat seit diesem Tag keine Nacht mehr richtig geschlafen! Die Bilder verfolgen ihn überall hin! Sie wissen nicht, was es heißt, mit ihm eine Nacht im selben Raum zu verbringen! Sie müssen nicht ertragen, wie sehr er sich quält, Sie müssen nicht versuchen ihn wieder zu beruhigen, wenn er so sehr an einem Traum verzweifelt, dass er keine Luft mehr bekommt und wie unter Todesqualen zu weinen und zu schreien beginnt! Nein, Sie wissen gar nichts! Sie haben sich in diesen Momenten kein einziges Mal um ihn gekümmert! Nein, das waren immer nur Sakura-oba-chan, Sasuke-oji-san, Masaru-kun und ich! Und stellen Sie sich vor, Sie haben keine Ahnung, was Ihren Vater so leiden lässt!! Sie wissen gar nichts über Naruto Uzumaki!! Aber egal, was er in seinen Träumen sieht, er erträgt es! Er wacht am nächsten Tag auf, ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren, er geht seiner Arbeit nach und er schafft es sogar, eine gewisse Wärme auszustrahlen, die Sie wahrscheinlich nicht einmal verstehen würden! Sie haben kein Recht, über ihn zu urteilen, denn Sie kennen ihn nicht!!“, schrie Narutos Tochter voller Zorn und ängstlich drückte sich Takeshi enger an seine Mutter, die ihm beruhigend übers Haar strich. Hiashi schwieg und aus den Augenwinkeln konnte er seine jüngste Tochter erkennen, wie sie ihm flehendliche Blicke zuwarf. Warum tat er das? Warum attackierte er seine Enkeltochter? Es war keine Logik dahinter! „Vater, ich bitte dich! Lass es gut sein! Wieso musst du deinen Zorn auf Shizuka abladen?“, fragte sie verzweifelt. Hiashi warf ihr einen eisigen Blick zu. „Weil sie erkennen muss, wer ihr Vater wirklich ist!“ Neji unterdessen schritt schnell zu Shizuka hinüber und zerrte sie unsanft in Richtung Tür. „Hey! Lassen Sie mich los, Neji-sama!“, verlangte Shizuka lautstark und zog somit wieder die Aufmerksamkeit auf sich. „Was denkst du, was du da tust, Neji?“, fuhr Hiashi seinen Neffen an. Dieser erwiderte den Blick nur kalt. „Ich werde diese sinnlose Auseinandersetzung beenden. Anscheinend könnt ihr zwei nicht normal miteinander reden.“, meinte er, doch in dem Moment riss Shizuka sich von ihm los und funkelte ihren Großvater fuchsteufelswild an. „ICH WERDE IHNEN BEWEISEN, DASS MEIN VATER KEIN VERSAGER IST!“, brüllte sie, dass die Wände wackelten. Takeshi stieß einen erschrockenen Schrei aus und TenTen nahm ihn kurzfristig auf dem Arm. „Schon gut… gleich ist es vorbei…“, flüsterte sie ihm beruhigend ins Ohr und der kleine Junge schlang seine Arme um ihren Hals. „Ich hab so große Angst…“, flüsterte er seiner Mutter verschämt zu und sie drückte ihn nur noch dichter an sich. Neji konnte jedes Wort verstehen und es machte ihn wütend. Was lief in diesem Clan nur schief?? „Du willst mir beweisen, dass dein Vater kein Versager ist? Wie willst du das fertig bringen? Denkst du etwa, er könnte meine Tochter wieder zurückbringen? Ja, wenn er die Toten zurückholt, dann glaub ich dir, dass er kein Versager ist.“, meinte er spöttisch und Shizuka wusste, dass er Recht hatte. Anscheinend würde ihn tatsächlich nichts anderes überzeugen. Das konnte doch nicht wahr sein! War dieser Mann verrückt? „Was geht nur in Ihnen vor? Sie sind krank! Aber glauben Sie mir, irgendwann werden Sie einsehen, dass mein Vater nicht der ist, für den Sie ihn halten!“ „Wofür ich ihn halte? Ich halte ihn für einen Mann, der seine Familie nicht zusammenhalten konnte und sich seinen Selbstmitleid hingegeben hat! Mehr ist da nicht, das ist dein Vater! Sieh es ein, Mädchen, dein Vater ist ein Nichtsnutz!“, rief er zornig und Shizuka war einfach nur noch entsetzt, dass dieser Mann das eben wirklich ausgesprochen hatte. „Das ist nicht wahr…“, hauchte sie. ~ Das Gefährliche an Halbwahrheiten ist, dass immer die falsche Hälfte geglaubt wird. Hanabi konnte es nicht mehr ertragen. „Hör damit auf, Vater! Hör endlich damit auf, alles und jeden schlecht zu machen!“, forderte sie wütend. Ihr Vater sah sie spöttisch an. „Ach, eine Anspielung auf den jungen Sarutobi?“, fragte er und Hanabis Miene wurde wutverzerrt. Er ging zu weit! „Vielleicht!“, gab sie jedoch bloß zurück, doch das beeindruckte den alten Mann nicht. Shizuka inzwischen hatte sich wieder halbwegs beruhigt. Sie wollte sich doch nicht so aufregen. Weder das, noch sich verunsichern lassen. Sie würde bei ihrem Plan bleiben und damit Schluss. Gut, Hiashi hielt ihren Vater für einen Versager. Sie musste ihm das Gegenteil beweisen. Und wenn es das letzte war, das sie tun würde. Sie atmete tief durch und richtete ihre blauen Augen auf ihren Großvater. „Ich werde Ihnen beweisen, dass mein Vater kein Versager ist. Sie werden noch einmal einsehen, dass ich Recht habe. Mein Vater ist kein Versager.“ Mit diesen Worten drehte sie sich von Hiashi weg, ohne dass dieser noch ein weiteres Wort sagen konnte. Shizuka wandte sich noch einmal an ihre Tante und an TenTen. „Hanabi-oba-chan, es tut mir leid, dass es sich so entwickelt hat. TenTen-san, ich entschuldige mich bei Ihnen, dass ich nicht früher gegangen bin. Takeshi-kun, es tut mir leid, dass du das mit anhören musstest. Irgendwann werden wir uns wieder sehen und dann werde ich es gutmachen, okay? Neji-sama… können Sie mir bitte den Ausgang zeigen? Ich möchte nicht länger als notwendig hier bleiben. Ich habe gesagt, was ich sagen wollte. Konnichiwa.“ Shizuka verbeugte sich höflich vor den Hyuugas, auch vor Hiashi, und verließ danach ohne ein weiteres Wort das Wohnzimmer. Neji folgte ihr ein wenig erstaunt. Am Gang wechselte die beiden bis zuletzt kein Wort miteinander. Schweigend schlüpfte das Mädchen in seine Schuhe und wollte danach das Haus verlassen. Doch kurz bevor Shizuka durch die Eingangstür verschwand, hielt Neji sie auf. „Ich wollte noch sagen, dass du dich gut geschlagen hast.“, meinte er und brachte sogar ein kleines Lächeln zustande. Ein wenig verblüfft nahm Shizuka es zur Kenntnis. „Es wäre mir lieber gewesen, ich hätte es nicht tun müssen.“, erwiderte sie dann leise. Neji nickte verständnisvoll. „Ich verstehe. Du musst deinem Großvater nichts beweisen. Hiashi-sama hat seine Meinung und von der kann man ihn nicht so schnell abbringen. Lass dich nicht von ihm reizen.“, schärfte er sie ein, doch sie schüttelte nur lächelnd den Kopf. „Dazu ist es zu spät… Er hat meinen Vater beleidigt. Wenn das jemand machen darf, dann bin ich das. Schließlich bin ich seine Tochter.“, meinte sie und entlockte Neji ein weiteres Lächeln. Wie machte dieses Mädchen das bloß? „Ja… du bist Narutos Tochter. Deshalb mache ich mir auch Sorgen.“, sagte er leise. Shizuka lachte nur kurz auf. „Das hat mir noch niemand gesagt…“, meinte sie ein wenig geheimnisvoll und ehe Neji sie aufhalten konnte, war sie aus dem Hyuuga-Anwesen verschwunden. Der Hyuuga blieb noch ein paar Minuten stehen und seufzte dann resigniert auf. Einerseits war er erleichtert, dass das Gespräch ohne Handgreiflichkeiten verlaufen war, andererseits hätte er sich gewünscht, dass es nie dazu gekommen wäre. Wie sollte es jetzt weitergehen, nachdem Shizuka alles erfahren hatte? Sie würde bestimmt nicht nur herumsitzen und nachdenken… dazu war sie zu wenig wie ihre Mutter. Die ganze Situation war kompliziert… wie immer, im Hyuuga-Clan. Neji schüttelte leicht den Kopf und versuchte, seine Gedanken zu verdrängen. Er musste zurück zu seiner Familie. Nur wenige Minuten später war der Hyuuga in einem der endlos scheinenden Gänge des Anwesens verschwunden *************************************************** So, das war es mal wieder. Ich hoffe wirklich, es war nicht allzu lange für euch. ^^" *selbst weiß, wie lange es war* Ich versuche, dass nächste Kapitel kürzer zu machen, denn mir ist klar, wie zeitaufwändig es ist, das alles zu lesen. XD Ich hoffe es hat euch gefallen, ich hoffe, die Leute waren nicht zu OOC, ich hoffe, inhaltlich habt ihr nichts auszusetzen... Ach ja, wegen Kiba noch... Die Kinder sind erst aufgebrochen, NACHDEM die Sitzung aus war. Also, Kiba hat es locker nach Hause geschafft. ^^" DANKE AN BEE-CHAN, die es mal wieder total schnell gebetat hat!!! Ohne dich wäre ich schon lange verzweifelt~ Danke für eure Aufmerksamkeit! Eure Fantasia Kapitel 9: Shinjitsu (Dai-nisatsu) - Wahrheit (Teil Zwei) --------------------------------------------------------- Hi Leute. ^^ Ja, ich weiß, es ist wieder verdammt lang, aber es ist ja Wochenende und ich hoffe, dass die meisten von euch Zeit haben. ^^ Viel Spaß!!!! *********************************************************************** Kapitel 9: Shinjitsu (Dai-nisatsu) – Wahrheit (Teil Zwei) Langsam ging Shizuka die staubige Hauptstraße entlang. Erst jetzt, Minuten nachdem sie das Haupthaus verlassen hatte, registrierte sie, was überhaupt geschehen war. Sie hatte erfahren, dass Hiashi sie und ihren Vater allem Anschein nach nicht besonders gut leiden konnte, um es milde auszudrücken. Und sie hatte sich mit ihm angelegt. Genauso, wie sie es nicht hätte tun sollen. Aber sie konnte nicht anders. Er hatte ihren Vater beleidigt… Nachdenklich näherte sich Shizuka dem Ramenstand und geriet langsam aber sicher ins Gedränge der Hauptstraße. Sie hatte bisher schon zwei Versionen der Ereignisse gehört. In der einen trug ihr Vater keinerlei Schuld, in der anderen war er der Hauptverantwortliche. Es interessierte sie, was er selbst darüber dachte. Während der Versammlung bei Tsunade hatte er sich ja nicht wirklich geäußert. Aber Sakura-oba-chan hatte sich große Sorgen um ihn gemacht. Naruto schien verstört. Shizuka seufzte. Ihr Vater hatte nur etwas vor sich hingemurmelt. Sie hatte ihn nicht richtig verstehen können. Es war alles so kompliziert. Und der allerschlimmste war Hiashi, also, ihr Großvater. Er durfte ihren Vater nicht für einen Versager halten! Das war er einfach nicht! Er war es nicht… Aber wie sollte sie das beweisen? Es gab keine Möglichkeit. Und in diesem Moment wünschte sich Shizuka mehr denn je ihre Mutter bei sich zu haben. Das Gefühl überfiel sie ungewohnt heftig und es tat weh. Wenn ihre Mutter heute, jetzt, hier wäre… was würde es ändern? Hätten sie trotzdem Streit mit Hiashi? Oder wäre alles anders? Hastig schüttelte Shizuka den Kopf. Nein, es war verlorene Mühe darüber nachzudenken. Ihre Mutter war tot… nein, verschwunden. Schließlich war da keine Leiche. Aber elf Jahre lang…? Shizuka war komplett verwirrt, doch der Wunsch nach Hinata war deutlicher denn je. Sie hätte sie gerne hier gehabt. Hinata hätte gewusst, wie sie mit Naruto hätte umgehen müssen. Aus Erzählungen über sie, hatte Shizuka geschlossen, dass ihre Mutter Naruto aus ganzem Herzen geliebt hatte, genauso wie es umgekehrt der Fall gewesen sein musste. Und noch immer war. Hinata könnte die Wunden ihres Vaters heilen, könnte ihn wieder unbeschwert und ehrlich lachen lassen… bestimmt. Eine Fähigkeit, die Shizuka verwehrt blieb. Alles wäre anders gewesen. Normal. Das Mädchen blickte nach oben in den Himmel, als eine heftige Windböe ihr die Haare ins Gesicht trieb. Gedankenverloren strich sie sich die Strähnen zurück hinter die Ohren und beobachtete die dunklen Wolken, die über ihren Kopf hinwegzogen. Es würde Regen geben. Wie Kiba-sensei gesagt hatte. Sumiaki fütterte Okami mit den Resten seiner Ramen und lachte sich halb tot, als eine kleine Nudel auf ihrer Nasenspitze kleben blieb. Kopfschüttelnd saß Masaru daneben und beobachtete die beiden. Manchmal war die Ähnlichkeit zwischen seinem besten Freund und dessen Mutter unübersehbar. Seltsamerweise gab es aber dann wiederum Momente, in denen sich Sumiaki wie sein Vater benahm. Masaru wollte lieber gar nicht weiter darüber nachdenken. Sumiaki war eben Sumiaki. Außerdem hatte er andere Sorgen… Immer wieder warf der Uchiha-Junge einen Blick auf die Straße, in der Hoffnung, dass seine Teamkameradin bald auftauchen würde. Doch nun saßen sie hier schon seit einer geschlagenen halben Stunde und genau gar nichts hatte sich getan. Umso länger brauchte Masaru, um zu bemerken, dass Shizuka tatsächlich völlig in Gedanken auf die Ramenbude zuging. „Sie ist da… Warte einen Moment, Sumiaki-kun.“, murmelte Masaru und glitt schnell von dem hohen Sessel, wobei sein Blick die ganze Zeit auf das zierliche Mädchen mit den langen Haaren gerichtet war. Mit raschen Schritten lief er ihm entgegen, ohne noch ein weiteres Wort zu seinem Teamkollegen gesagt zu haben. Sumiaki unterbrach seine Spielchen mit der Hündin sofort. Als Okami Shizuka erblickte, wollte sie zu ihr laufen, doch der Nara-Junge hielt sie rasch davon ab. „Bleib hier, Okami-chan. Nur einen Moment.“, sagte er leise und wandte sich dann der alten Thekenplatte zu. Die Sache sollte er wohl lieber Masaru überlassen. Er wusste einfach besser, wie er mit Shizuka umzugehen hatte. „Mendokuse…“, murmelte Sumiaki und Okami schleckte aufmunternd über seine Hand. Leicht lächelnd streichelte er ihren weichen Kopf, ehe er tief seufzte. Shizukas Blick war gegen den Boden gerichtet, als sich ihr plötzlich ein Paar staubige, schwarze Shinobi-Sandalen in den Weg stellten. Das Mädchen sah ein wenig verwirrt auf, lächelte dann aber schwach, als sie erkannte, wer vor ihr stand. „Masaru-kun…“, flüsterte sie leise und er nickte langsam. Behutsam strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sie seufzte leise. „Wie ist es gelaufen?“, fragte Masaru zögerlich und Shizuka schüttelte nur leicht den Kopf. „Wie erwartet…“, murmelte sie dann und er nickte langsam, obwohl er nicht verstand. Nur eines war ihm klar. Es ging ihr schlecht, auch wenn sie versuchte, es zu verbergen. „Shizu…“ „Ist schon okay.“, tat sie augenblicklich ab und er sah sie ein wenig enttäuscht an. Sie lächelte matt, doch es erreichte ihre Augen nicht. Masaru hasste es, sie so zu sehen. Seine Beschützerinstinkte liefen auf Hochtouren und er spielte ernsthaft mit dem Gedanken, ins Hyuuga-Anwesen zu rennen und denen dort gründlich seine Meinung aufzudrücken. Niemand hatte das Recht, Shizuka unglücklich zu machen. Als sie an ihm vorbeigehen wollte, fasste er sie am Handgelenk und hielt sie fest. Shizuka erwiderte den ernsten Blick aus seinen dunklen Augen und wartete. „Sag mir, was passiert ist.“, bat Masaru nachdrücklich, doch das Mädchen zögerte. Zu lange, für seinen Geschmack. „Shizuka. Hast du vergessen? Es soll nicht zwischen uns stehen.“, erinnerte er sie und ein kleines Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit. „Wie könnte ich.“ „Shizuka. Das ist wichtig. Wir sind ein Team! Und dabei ist es egal, wer deine Eltern sind oder was in der Vergangenheit passiert ist. Ein Team existiert nur in der Gegenwart. Und das sind wir doch, oder?“, hakte er nach und sie nickte lächelnd. „Natürlich, du Baka. Wir werden immer ein Team bleiben. Zusammen mit Sumiaki-kun.“, sagte sie leise und warf erneut einen Blick nach oben in den Himmel. Die dunklen Wolken hingen unheilvoll über ihren Köpfen. Der Wind war verebbt. Die bekannte Ruhe vor dem Sturm. Noch einmal ging ihr das Gespräch mit Hiashi durch den Kopf. Dein Vater ist ein Nichtsnutz… Wer war ihr Vater? Die Frage quälte sie seit den letzten Stunden. Tagen. Wochen. Hinata würde es bestimmt wissen. Wäre sie hier, würde Shizuka einfach zu ihr gehen und sie um Hilfe bitten. Sie würde ihre Mutter zu ihrem Vater bringen und sie beide glücklich machen. Bestimmt. Aber Hinata war nicht da. Sie existierte nur in ihrer Vorstellung und auf den Bildern von Kiba-sensei. Shizuka wurde von einem Passanten unsanft aus ihren Gedanken gerissen, als er sie anrempelte und sich im Weitereilen noch halbherzig entschuldigte. Sie ließ zu, dass der Uchiha-Junge sie ein wenig aus dem dichtesten Gedrängel zog, während er dem Mann einen tödlichen Blick nachschickte. Noch immer waren seine dunklen Augen voller Ernst, als er sie besorgt musterte. „Shizu-chan… bitte… Ich will dir nur helfen.“, flehte er leise, wie es sonst nicht seine Art war. Er trat näher an sie heran, doch hielt inne, weil er es nicht wagte, sie einfach so zu berühren. Nicht, wenn sie in einer so seltsamen und untypischen Stimmung war. „Wieso nennst du mich so?“, fragte das Mädchen schwach lächelnd. Die Koseform, mit der Masaru sie eben angesprochen hatte, war ihr vertraut, doch er hatte sie schon ziemlich lange nicht mehr verwendet. Er zuckte mit den Schultern. So leicht ließ er sie nicht das Thema wechseln. „Einfach so, ist doch egal. Und jetzt rede mit mir. Andernfalls werden wir hier noch länger herumstehen.“, meinte er betont gelassen, doch er ließ seine Schwester keinen Moment aus den Augen. Er hatte sie so genannt, weil er sie beschützen musste. Weil er wissen musste, was in ihr vorging. Shizu-chan… so hatte er sie die ersten Jahre ihres Lebens genannt. Shizuka blickte ihn stumm an. Alles kam ihr wie ein Traum vor, seit sie die Hyuugas verlassen hatte. Alles irreal. Aber Masaru war echt und er stand vor ihr und er machte sich Sorgen. So war es schon immer gewesen, egal, was sie ausgefressen oder veranstaltet hatte. Im Endeffekt war er für sie da und kümmerte sich um sie. Sie wollte ihm nicht wehtun. Das hatte er wirklich nicht verdient. Zögerlich ging sie dichter an ihn heran und lehnte sich schließlich leise seufzend gegen ihn. Wieder einmal bemerkte die junge Kunoichi, wie klein sie doch war, denn ihr Kopf ruhte an seiner Brust und sie konnte seinen Herzschlag genau hören. Er beruhigte Shizuka und entspannt schloss sie die Augen, als Masaru vorsichtig seine Arme um ihren zierlichen Körper legte, ganz so, als wolle er sie vor Allem und Jedem beschützen. Es verwirrte den Uchiha-Jungen, als sie ihm plötzlich so nahe war. Das war sonst so gar nicht Shizukas Art. Umso mehr beunruhigte ihn die Gesamtsituation. Es ging ihr anscheinend wirklich schlecht. Und eigentlich hatte er keine Ahnung, wie er sich verhalten sollte und ihr helfen konnte. „Ich hab mich mit Hiashi angelegt, Masaru-kun.“, flüsterte Shizuka auf einmal kaum hörbar. Gequält seufzte Masaru auf, aber er war gleichzeitig erleichtert, dass sie mit ihm sprach. „Das hätte ich mir ja denken können.“, murrte er, doch er zog das junge Mädchen ein wenig näher an sich, „Was hat sich da drinnen abgespielt?“ Ganz leise berichtete Shizuka, was sie erfahren hatte und wie sich dann in kürzester Zeit die Ereignisse überschlagen hatten. Sie endete und Stille machte sich zwischen den beiden breit. Masaru schwieg eine Weile und lauschte den gedämpften Geräuschen der Hauptstraße. Wie immer riefen sich die Leute verschiedenste Dinge zu und wie immer wurden die Waren an den Verkaufsständen lautstark angepriesen. Sanft schob er Shizuka von sich und das Mädchen erwiderte den ernsten Blick seiner schwarzen Augen. Es war, als würden sich für einen kurzen Moment alle Geräusche der Umwelt ausblenden und es gab nur sie zwei. Im Grunde waren Worte unnötig. Er verstand, was und weshalb sie es getan hatte. Und sie wusste, dass sie nicht mehr sagen musste, um ihren Standpunkt klar zu machen. Sie kannten sich einfach zu gut, um dem anderen etwas vormachen zu können. So war es schon immer gewesen und so würde es immer sein. Bestimmt. Masaru unterbrach schließlich diesen besonderen Moment mit einem breiten Grinsen. Sie standen schon zu lange hier herum… am Ende würde man sie noch als ein Liebespaar abstempeln! Noch einmal strich er sanft eine Haarsträhne hinter Shizukas Ohr zurück und fuhr sich dann selbst durch das schwarze Haar, ehe er nach langer Zeit wieder das Wort ergriff. „Weißt du, was du jetzt brauchst? Eine Riesenschüssel Ramen! Komm mit, Sumiaki-kun wartet mit Okami.“, meinte er gutgelaunt und griff nach Shizukas Hand, die es einfach über sich geschehen ließ. Ramen? Wer dachte jetzt bloß ans Essen?? Auf so eine Ablenkung konnte in dem Moment auch nur Masaru kommen. Ihr bester Freund und liebster Bruder. Der Lärm Konohas drang mit voller Wucht an Shizukas Ohren und unwillkürlich musste sie lächeln, als sie ihre Hand in Masarus spürte. Er zog sie Richtung Ramenstand, wo sie schon ungeduldig von Okami und Sumiaki erwartet wurden. Plötzlich erschien ihr die Welt nicht mehr so duster, wie noch einen Augenblick zuvor. Und auch die Ramenschüssel, die ihr, wie immer an diesem Tag, kostenlos spendiert wurde, trug dazu bei, ihre drängenden Fragen und die verwirrenden Gedanken beiseite zu schieben. Sie musste nicht alles alleine ertragen. Egal, was noch kommen würde. Die ersten Regentropfen fielen zu Boden, als Naruto das Uchiha-Anwesen betrat. Schweigend zog er sich die Schuhe aus und ging auf direktem Wege in die Küche, in der er auch sofort Sakura antraf. Erleichtert lächelte sie ihm entgegen. Noch immer hatte sie Angst, dass er einfach verschwinden könnte. Seit diesem Tag vor elf Jahren fürchtete sie, ihn für immer zu verlieren. Sei es nun an seine eigene Verzweiflung oder an seinem Job als Shinobi. Nach der katastrophalen Versammlung heute Vormittag… sie hatte beinahe einen Nervenzusammenbruch erlitten, als er danach gleich wieder verschwunden war. Umso erleichterter war sie nun, dass er wieder vor ihr stand. So unglaublich erleichtert. Davor hatte sie sich einfach nur mit Arbeit abgelenkt, was auch die vielen Dokumente erklärte, die wild verstreut auf dem Küchentisch lagen. Patientenakten und verschiedenste Nachweise aus dem Krankenhaus. „Du bist früh zurück, Naruto-kun.“, stellte Sakura fest, während sie begann, die Akten notdürftig beiseite zu schieben. Er nickte abwesend und brachte nicht einmal ein kleines Lächeln zustande. Sakura übernahm das für ihn. Wie sie es schon seit elf Jahren tat. Munter erhob sie sich und schritt zum Kühlschrank hinüber. Voller Tatendrang öffnete sie ihn. „Möchtest du etwas essen? Ich habe noch Reste von gestern zur Auswahl oder ich kann dir schnell was machen. Hast du auf irgendwas Lust? Naja, auch egal, ich werde schon was finden. Was hältst du von Sushi? Das hatten wir schon lange nicht mehr-…“ „Sakura, ich werde nicht lange bleiben.“ Die junge Frau hielt einen Moment inne und schloss dann langsam und resigniert die Kühlschranktür. Das war ja klar gewesen. Naruto bemerkte aus den Augenwinkeln, dass sich ihre Hände kurz ein wenig kraftlos zusammenballten, während er zum Küchenfenster hinüberging und den Regentropfen beim Fallen zusah. Sakura drehte sich jedoch lächelnd zu ihm um. Doch er war nicht dumm. Er wusste, wann ein Lächeln ehrlich war und wann nicht. Nach all den Jahren, in denen er selbst kein aufrichtiges um die Lippen gebracht hatte, kannte er den Unterschied trotzdem noch. Er war dankbar dafür, dass sie ihm nicht auch noch Vorwürfe machte. „So…? Da kann man wohl nichts machen, hm? Ich heb’ dir was auf…“, sagte sie vor sich hin, obwohl sie wusste, dass ihr eine Wand wohl mehr Antwort gegeben hätte. Es war einfach nur ein schrecklicher Tag. Naruto starrte aus dem Fenster. Die Regentropfen liefen die Scheibe hinab und rasend schnell war es beinahe Nacht geworden. Seltsam für diese Jahreszeit, aber trotzdem nicht weiter tragisch. Hinata hatte Regen nicht gemocht. Aber wenn die Sonne doch einmal für einen Tag lang verschwunden gewesen war, dann hatte man sie immer am Fenster finden können. Sie hatte gesagt, dass sie die Ruhe genoss. Naruto wusste nicht, wieso es ihm ausgerechnet jetzt einfiel. Aber die Erinnerung war da und das genauso frisch, als wäre es gestern gewesen. Einmal war sie mit den Kindern im Arm bei so einem Wetter eingeschlafen. Es war ein unglaublich friedliches Bild gewesen, als er sie gefunden hatte. Er liebte sie so sehr. Narutos Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Es würde ihn zerreißen. Es konnte wirklich nicht mehr lange dauern, dann würde er die Schmerzen nicht mehr ertragen können. Er konnte mit den Erinnerungen nicht leben… er konnte nicht. Er musste zu ihr. In dem Moment riss ihn Sakura aus seiner Starre. „Naruto-kun, wann wirst du denn aufbrechen?“, fragte sie und trat auf ihn zu. Er sah sie nur kurz an, dann ballte er seine Hände zu Fäusten. „Jetzt.“ Sie zuckte ein wenig aufgrund der Härte in seiner Stimme zusammen. Behutsam legte sie eine Hand auf seine Wange, doch er reagierte nicht. Er wirkte wie tot und das erschreckte sie nach all den Jahren noch immer. „Soll… soll ich diesmal mitkommen?“, fragte sie leise, doch sie kannte seine Antwort schon, noch bevor er sie gab. „Wohin denn mitkommen…?“, murmelte er leise, bevor er sich ihrer sanften Berührung entzog. Er konnte es nicht spüren. Er konnte niemanden spüren, das hatte er schon lange erkannt. Die einzige, die hin und wieder sein Herz erreicht, das war Shizuka. Aber die würde er niemals mitnehmen. Niemals. Ein paar Minuten später war Sakura wieder alleine in der Küche und hörte nur noch das weit entfernte Geräusch der zufallenden Eingangstür. Wieso war er überhaupt zurückgekommen, wenn er gleich wieder ging? Nachdenklich wandte sie sich erneut ihrer Arbeit zu, doch konzentrieren konnte sie sich nicht. Naruto war voller Unruhe, immer wieder getrieben, von irgendetwas. Sakura wettete, dass er selbst nicht wusste, was das war. Etwas ließ ihn nicht los, es ließ ihn all die Jahre nicht in Ruhe trauern und es ließ ihn niemals auch nur einen Augenblick zufrieden. Es war immer da… und so lange es existierte, existierte kein Naruto Uzumaki. Sakura kniff kurz aber fest ihre brennenden Augen zusammen, ehe sie sich wieder mit den Akten beschäftigte. Schließlich gehörten sie noch durchgearbeitet. Nach mehreren Minuten schreckte sie jedoch zusammen, als die Küchentür ruckartig aufgeschoben wurde. Verwirrt sah sie sich um. Wieso hatte sie denn niemanden kommen gehört? War sie wirklich so im Gedanken gewesen? Wie unvorsichtig… „Wir sind wieder da.“ Masaru ließ sich gähnend auf einen Küchenstuhl fallen und sah seine Mutter misstrauisch an, die ihm keine Antwort gegeben hatte. Sie schien abwesend. „Alles klar, kâ-chan?“, fragte er zweifelnd und plötzlich lächelte Sakura wie üblich. Sie machte eine wegwerfende Handbewegung, während auch Shizuka und Okami leise die Küche betraten. „Ach was, alles in Ordnung.“, sagte Sakura munter. Dann fiel ihr Blick auf den Hund. Sie sah ihn an und Okami starrte zurück. Dann wedelte die Hündin sachte mit ihrem Schweif. Überrascht sah Sakura Shizuka an. „Hund?“, fragte sie nachdrücklich und mit hochgezogener Augenbraue. Shizuka lachte kurz und hob das Hündchen auf ihre Arme. „Ja… das ist Okami. Ich habe sie von Kiba-sensei bekommen. Das ist doch kein Problem, oder?“ Sakura schüttelte den Kopf und lächelte, während sie ihre Akten endgültig wegräumte. Heute würde sie wirklich nicht mehr weiterkommen. „Natürlich nicht, hier ist ja Platz genug. Das ist nett von Kiba.“, bemerkte sie noch und Shizuka nickte. Okami kuschelte sich in ihre Arme. „Wie war euer Tag?“, fragte Sakura nebenbei und Masaru und seine Schwester warfen sich einen kurzen Blick zu, wobei letztere beinahe unmerklich den Kopf schüttelte. Masaru seufzte tonlos. „Ganz okay. Training… dann haben wir noch mal kurz bei Kiba-sensei vorbeigeschaut, Shizuka hat ihren Hund bekommen… dann waren wir noch bei Ichirakus und eben haben wir uns von Sumiaki-kun verabschiedet. Schließlich wollten wir nicht im Regen nach Hause latschen. Was wir letztendlich doch gemacht haben.“ „Ihr Armen.“, bemerkte Sakura ein wenig spöttisch und schmollend verzog Masaru das Gesicht. „Das ist nicht witzig.“, grummelte er. Sakura lachte kurz und zerwuschelte seine Haare, was die Laune ihres Sohnes nicht unbedingt besserte. „Sakura-oba-chan… ist Papa hier?“ Die Rosahaarige erstarrte. Masaru bemerkte es sofort. Aufmerksam sah er seine Mutter an, die sich einen Moment später zu Shizuka umwandte und dabei schon wieder leicht lächelte. „Du hast ihn verpasst. Er war bis vor ein paar Minuten noch hier.“, meinte sie schlicht und erhob sich. „Habt ihr Hunger?“, fragte sie und schlenderte scheinbar gelassen zur Küchentheke hinüber, doch der Themenwechsel war zu abrupt, als dass Sakura Erfolg hätte haben können. „Wohin ist er gegangen?“ Shizuka ließ nicht locker und diese ruhige und sachliche Stimme jagte der Frau Schauer über den Rücken. Was war heute nur mit dem Mädchen los? „Äh… ich weiß nicht.“, wich sie aus und flehte, dass es Shizuka zufrieden stellen würde. Ihre Gebete wurden nicht erhört. Nachdenklich kraulte Shizuka Okami hinter den Ohren und ließ sie anschließend hinab auf den Boden. Sie warf Masaru noch einen kurzen, fragenden, Blick zu, und er zuckte bloß gleichgültig mit den Schultern. Sie würde doch sowieso machen, was sie für richtig hielt. Ein entschlossener Ausdruck trat in Shizukas Gesicht, während ihre Augen jeder von Sakuras Bewegungen folgten. „Er ist am Friedhof. Bei Hikaru-chan. Und bei Hinata.“, sagte sie und der Ton in ihrer Stimme ließ darauf schließen, dass sie sich dessen absolut sicher war. Sakura fuhr zu ihr herum. Verwirrung und Entsetzen stand in ihren Augen. „Woher-…“, setzte sie an, doch Shizuka unterbrach sie gelassen. „Ich bin nicht blöd. Und ich bin kein kleines Kind mehr.“, bemerkte sie. Sakura starrte sie fassungslos an und Masaru wagte es nicht, sich nur einen Millimeter zu bewegen. Die Luft war zum Zerreißen gespannt. Selbst Okami saß ganz still und tat keinen Mucks. Schließlich entspannte sich Sakura und lächelte Shizuka traurig an. Mit einem Mal war die Atmosphäre entladen und Masaru atmete unbemerkt auf. „Stimmt. Du bist kein kleines Kind mehr…“, murmelte Sakura. Hatte sie das nicht schon heute Vormittag feststellen müssen? Die Zeit verging viel zu schnell. Dann nickte sie langsam. „Ja, Shizuka. Ja, er ist am Friedhof. Wie jedes Jahr an diesem Tag… Hey, wo willst du hin?!“, rief Sakura Shizuka nach, als diese sich ohne ein weiteres Wort umdrehte und aus der Küche stürmte, nachdem sie die Bestätigung ihres Verdachtes erhalten hatte. Seltsamerweise machte Okami keine Anstalten, ihr zu folgen. Trotzdem blickte sie unsicher und ein wenig verstört zu Masaru auf, der tief seufzte und gedankenverloren ein Kunai hervorzog. Seine Mutter war viel zu geschockt, um ihn zu Recht zu weisen. Sie lehnte sich bloß kraftlos gegen die Küchentheke. „Wie viel weiß sie, Masaru?“, wisperte sie fragend und ihr Sohn antwortete, ohne aufzusehen. „Mehr, als euch allen wahrscheinlich lieb ist.“ Die Rosahaarige biss sich auf die Unterlippe und ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie verlangte nicht mehr Erklärungen, es war sowieso irrelevant. Shizuka wusste Bescheid und war auf dem Weg zu Naruto, das war alles, was im Moment wichtig war. Natürlich, sie könnte ihr nachlaufen und versuchen, sie aufzuhalten… doch es würde nicht viel bringen, das war sowieso klar. „Scheiße!“, rief Sakura laut und schlug mit der Faust auf die Arbeitsplatte. Gott sei Dank war das Material ziemlich widerstandfähig. Jede andere Einrichte wäre in tausend Einzelteile zersprungen. „Und wo zur Hölle ist eigentlich dein Vater?“, fauchte Sakura Masaru an, der nur abwehrend die Hände hob, darauf bedacht, sich mit dem Kunai nicht zu verletzen. „Woher soll ich das denn wissen?“ Gerade als Sakura eine patzige Antwort geben wollte, hörten die beiden, wie die Eingangstür lautstark aufgerissen wurde. Sofort war Sakura in Alarmbereitschaft, als sie das Chakra erkannte. Im Bruchteil einer Sekunde war sie aus der Küche Richtung Arbeitszimmer verschwunden. Perplex starrte Masaru auf die Schiebetür, durch die seine Mutter eben wie ein geölter Blitz gezischt war und in der nun sein gehetzt wirkender Vater stand. Was ging denn hier ab? „Wo ist deine Mutter?“, fragte Sasuke seinen Sohn mit schneidender Stimme. Die Regentropfen liefen sein Gesicht hinab und seine schwarzen Haare waren sichtbar nass. Mit einer Hand stützte er sich am Türrahmen ab und seine sonstige Gelassenheit war verschwunden. Masaru war nicht fähig, zu antworten. Schließlich sah er seinen Vater so wirklich nicht alle Tage. Sasuke fluchte vor sich hin, als er begriff, dass er so schnell wohl keine Antwort bekommen würde. Plötzlich konnte man schnelle Schritte auf dem Flur hören, die direkt auf die Küche zusteuerten, und Sasuke wandte sich ruckartig in die Richtung. „Sakura, du musst-…“ „Alles schon bereit, Sasuke-kun. Wie viele sind es und was genau ist passiert? Was hat Tsunade gesagt?“ „Sechs Schwerverletzte, zwei davon im Koma, alle in akuter Lebensgefahr. Händler aus dem Wellenreich haben sie nicht allzu weit vom Dorf entfernt aufgelesen und mitgebracht. Anscheinend wurden sie im Kampf verletzt. Tsunade braucht jeden Medic-nin, den sie kriegen kann. Los jetzt, ich muss mit ein paar anderen durchs ganze Dorf und danach mit Kakashi die Abläufe koordinieren. Tsunade will eine Einheit losschicken.“, fasste Sasuke so schnell es ging zusammen und Sakura prägte sich jedes Detail ein. Entschlossen nickte sie, verabschiedete sich eilig von ihrem Sohn und hastete zusammen mit Sasuke aus dem Anwesen, hinaus in den strömenden Regen. Masaru brauchte ein paar Minuten um zu realisieren, was hier gerade passiert war. Er wurde von Okami aus seiner Starre gerissen, als sie auf seinen Schoß sprang und sich dicht an seinen Bauch kuschelte. Sie hatte bestimmt gespürt, dass etwas nicht in Ordnung war. Anscheinend ein paar Schwerverletzte im Dorf. Klar, dass Tsunade da nach seiner Mutter rufen ließ, die Ärztin schlechthin nach der Hokage persönlich. Aber so einen riesigen Tamtam darum zu machen und durchs Haus zu rasen, beziehungsweise zu schlittern, wenn man bedachte, dass Sasuke mehr als durchnässt gewesen war… Sein Vater konnte von Glück reden, dass Hideki nicht zuhause war. Wahrscheinlich wäre ein Kommentar á la ‚Wieso darfst du durchs Haus rennen und ich nicht?’ gekommen. In dem Moment hätte Sasuke bestimmt nicht bloß resigniert den Kopf geschüttelt. Gedankenverloren streichelte Masaru Okami, die leise zu brummen begann, um ihre Behaglichkeit zum Ausdruck zu bringen. „Mendokuse…“, murmelte Masaru und konnte seinen besten Freund plötzlich ziemlich gut verstehen. Als Shizuka am Eingang des Friedhofes ankam, war sie völlig durchnässt. Immer langsamer wurden ihre anfangs schnellen Schritte und als sie durch den alten Torbogen das Gelände betrat, blieb sie stehen. Iruka hatte in der Akademie immer erzählt, dass man den gefallenen Shinobi an dem blauen Gedenkstein die letzte Ehre erwies. Wenn draußen die Sonne schien, dann hatte Iruka die Schulklasse hin und wieder in der Nähe des Denkmals unterrichtet und er hatte über die Vergangenheit Konohas gesprochen, oft stundenlang. Tragische Geschichten über die Helden von damals, von Genin über Chunin und Jonin, bis hin zu dem dritten und vierten Hokage, die sich selbstlos für das Wohl anderer geopfert hatten. Vielleicht wurde den Kindern in der Akademie so viel über die Symbolik des Steines erzählt, um so ihre Angst vor dem eigenen Tod abzuschwächen. Trainiert hart, werdet stark, kämpft für euer Dorf, sterbt für euer Dorf… eure Namen werden hier in Erinnerung bleiben. Und plötzlich war es für Shizuka eine Lüge. Ihr trüber Blick glitt über die hunderten Gräber, Gedenkstätten und teilweise sogar Schreine. Einer nach dem anderen standen sie nebeneinander, wirkten kalt und abstoßend. Kerzen flackerten in den kleinen Laternen und beleuchteten die Namen der Verstorbenen, während die Regentropfen sachte gegen die Gläser schlugen. Das Wasser spiegelte die einzelnen Lichter und teilweise schien es, als wären manche Gräber von einem dämmrigen Schein umgeben. Es waren so viele und trotzdem wirkte der Friedhof hoffnungslos und düster. Shizuka ballte ihre Hände zu Fäusten. Iruka musste gelogen haben. Auf dem Stein stand nur ein Bruchteil derer, die in den letzten Jahren ihr Leben verloren hatten. Was war mit den Shinobi, die einfach Pech gehabt und auf einer scheinbar leichten Mission ihr Leben gelassen hatten? Was war mit denen, die an einer plötzlichen Krankheit gestorben waren? Was war mit denen, die ungewollt in ein Kampfgeschehen verwickelt worden waren? Sie hatten auch die Akademie besucht, sie hatten auch für Konoha gekämpft und sie wären auch ohne zu zögern für ihre Familie und ihre Freunde gestorben. Trotzdem waren sie nicht würdig, auf dem Stein zu stehen? Weil sie nebenbei umgekommen waren, unbemerkt, leise? Und was war mit den Dorfbewohnern? Unter ihnen gab es viele, die die Shinobi wo sie nur konnten unterstützten. Wieso hatten sie keinen Gedenkstein? Waren sie es nicht wert? Shizukas Fäuste zitterten. Der Name ihrer Mutter stand nicht auf dem Denkmal. Wieso nicht? War sie keine Heldin gewesen? Hatte sie Konoha nicht jahrelang treu gedient, bis zum Tage des Angriffes, bis zu ihrer Verschleppung? Hatte sie es nicht verdient, dass man sich an sie erinnerte? Dafür, dass sie eine Mutter gewesen war, die für ihre Kinder starb? Sie wurde nicht als würdig angesehen? Hieß es in den Märchenbüchern nicht immer, dass die tapferen, selbstlosen Helden überlebten? Shizuka lachte bitter auf und es klang unheimlich auf dem Friedhofsgelände. In Konoha, in dem ganzen Shinobi-System… es zählte nichts. Der Tod selbst war nebensächlich. Es ging bloß um das Wie. Langsam setzte Shizuka ihren Weg fort, vorbei an den vielen Gräbern, die nicht enden wollten. Die Gänge zwischen den Gedenkstätten waren nicht asphaltiert, die Erde vom Regen ganz weich. Das Gras am Rande der kleinen Wege und um die Gräber herum war schwer vom Wasser. Shizuka bemerkte es kaum. Sie war nicht hierher gekommen, um diesen Gedanken nachzuhängen. Sie war hierher gekommen, um… um… Um ihren Vater zu sehen. Um herauszufinden, wer und wie er wirklich war. Die Strähnen ihres langen Haares klebten an ihrem Gesicht, als sie weiter in den Friedhof vordrang. Sie kümmerte sich nicht darum. Wo… wo war überhaupt das Grab ihrer Mutter? Ihr Vater hatte sie nie mitgenommen. Kein einziges Mal. Shizuka spürte Wut in sich aufflammen. Das brennende Gefühl breitete sich in ihrem ganzen Körper aus und schärfte ihre Sinne. Sie musste ihren Vater finden. Er war hier. Sie wusste es. Ein Schritt nach dem anderen, vorbei an dunklen Gräbern, an denen niemand eine Kerze entzündet hatte und deren eingravierte Namen längst in Vergessenheit geraten waren. Naruto spürte nichts. Weder die Regentropfen, die an seinem Gesicht hinab liefen, noch die eisige Kälte, verursacht durch sein nasses Gewand. Seine Finger, die sich in das kalte Gras vergraben hatten, verfärbten sich langsam ungesund rot, doch es war ihm egal. Kraftlos hob er den Blick und sah auf die Inschriften des Grabes, vor dem er in der schlammigen Erde kniete. Die auf dem grauen Stein eingravierten Namen wurden von dem Licht der Kerzen erhellt, die zu beiden Seiten auf dem kleinen, marmornen Fundament aufgestellt worden waren. Ein schmales Schutzdach war ebenfalls über dem Grabstein errichtet worden. Die Laternen, die sorgsam daran befestigt worden waren, verharrten reglos in der Luft und die sich darin befindenden Kerzen brannten langsam, aber stetig, ab. Frische Blumen waren ebenfalls auf den Boden neben dem Grab platziert worden, doch Naruto ignorierte sie. Die gespenstische Ruhe wurde bloß von dem leisen Prasseln des Regens durchbrochen. Uzumaki Hinata (geborene Hyuuga) Uzumaki Hikaru Nur zwei Namen. Nicht mehr war von ihnen übrig geblieben. Selbst nach elf Jahren konnte Naruto es immer noch nicht begreifen. Und jedes Jahr an diesem Tag erschlug es ihn alle paar Minuten aufs Neue. Wandte er den Blick ab, hoffte er zu träumen. Ein Albtraum, wie er schlimmer nicht sein konnte, aber doch bloß ein Traum. Aber er war nie aufgewacht. Es war einfach falsch. Das alles hier. Der Regen… die frischen Blumen… das Grab… ihre Namen. Es war falsch. Es war nicht wahr. Naruto zuckte zusammen, als ihm der Duft der Blüten in die Nase stieg. Wie konnte ihr Geruch bei dem Regen bis zu ihm vordringen? Hinatas Geruch. Nicht die Blumen. Es waren nur die Erinnerungen an seine Frau, die mit einem Schlag wiederkehrten. Falsch. Es war nicht wahr. Es konnte nicht wahr sein! Wieso sollte sie einfach verschwinden? Stöhnend riss Naruto seinen Blick von ihrem Namen los und vergrub sein Gesicht in den Händen. Sein Herz schlug unregelmäßig und die erdrückende Angst und Panik überfiel ihn wie jedes Mal. Sie konnte nicht weg sein! Nicht Hinata. Wieso musste er sich bloß erinnern? Wieso konnte er ihr Lachen hören, wenn sie doch so weit fort war, und wieso konnte er sich noch immer so gut an die Augenblicke erinnern, die nur ihnen beiden gehört hatten? Ihre sanftmütigen Augen, ihr liebevolles Lächeln… „Nein!“, stieß er verzweifelt hervor und presste sich die Hände auf die Ohren. Es half nicht. Niemals. Es zerriss sein Herz, es blutete noch schlimmer als in der damaligen Nacht. Es war noch viel, viel unerträglicher. Hinata konnte nicht weg sein… sie konnte ihn nicht zurückgelassen haben, ganz alleine. „Hinata… Hinata-chan… wieso… komm zurück… bitte, Hina, komm zurück… lass mich nicht mehr alleine…“, wimmerte er und versuchte, die Erinnerungen zurückzudrängen. Er wollte es nicht noch einmal durchleben, er konnte nicht. Wieso kam sie nicht einfach zurück und nahm ihn in den Arm? Wieso war sie nicht da? Das war falsch. Es war falsch, falsch, falsch, falsch! Naruto wippte leicht vor und zurück. Es musste aufhören… er musste aufhören. Sie musste wiederkommen. Aber sie war tot. Sie war tot und sie würde niemals wieder bei ihm sein. Sie war wahrscheinlich wütend auf ihn. Er hatte sie im Wellenreich sterben lassen, sie wusste es bestimmt. Deshalb kam sie nicht zurück. „Naruto-kun… i-ich… i-ich wollte fragen, ob d-du nicht mit mir… Ramen… essen gehen… willst…“ „I-Ich würde gerne mit dir auf das Sommerfest gehen, Naruto, ja.“ „I-I-Ich l-liebe dich.“ „Ja, natürlich…natürlich heirate ich dich…“ „Ich liebe dich, Naruto. Ich liebe dich mehr als alles andere. Du bist mein Leben. Ja, ich will, für immer. Bis dass der Tod uns scheidet.“ „Ich liebe dich.“ „Ich bin… Naruto-kun, ich… ich bin… schwanger…“ „Ich liebe dich.“ „Bis dass der Tod uns scheidet.“ „Für immer.“ Bis dass der Tod uns scheidet… Ich liebe dich…für immer… „NEIN! Lass mich nicht alleine! Komm zurück, Hinata-chan. Komm zurück… bitte, komm zurück. Ich brauche dich, ich brauche dich doch mehr als alles andere… Lass mich nicht alleine. Es tut mir leid, so leid, bitte verzeih mir. Komm zurück… ich liebe dich so sehr, du kannst mich nicht alleine lassen…ich brauche dich…“, verzweifelte Naruto stöhnend und vergrub die Hände in der weichen Erde, während ihm die vertrauten Tränen über die Wange liefen. Es war nicht wahr! Er wurde wahnsinnig! Er brauchte sie, er konnte nicht ohne sie leben! Wieso sah sie das denn nicht? Tot. Sie war tot. Nur noch tot, man hatte sie ihm weggenommen, seine Hinata… Nur der Name war übrig geblieben. Nicht mehr als der Name. „Und wenn du nach Hause kommst, und Sakura-chan schon da ist, dann hab ich eine Überraschung für dich.“ „Hinata… ich bin wieder da, ich habe mich beeilt, ich hab es versprochen. Wo bist du… Hinata, wo bist du… komm zu mir zurück, Hinata-chan… Lass mich nicht alleine, bitte… bitte…“, flehte Naruto schluchzend und krümmte sich zusammen. Eine leichte Windböe ließ die Laternen schwanken und die Bäume im nahe liegenden Wald laut rauschen. Blätter wurden mitgerissen und wurden von den Regentropfen hart zu Boden geschleudert. Es tat so weh. Sein Herz tat so weh, am liebsten hätte er es herausgerissen. Er würde alles tun. Alles, um sie wiederzuhaben. Oder noch ein letztes Mal zu sehen, nur ein allerletztes Mal. Er hatte keine Gelegenheit mehr gehabt, ihr zu zeigen, wie sehr er sie liebte. Mit einer Berührung ihrer weichen Haut… nur noch einmal… ein Kuss… nur ein Kuss… er hätte alles gegeben. Und noch einmal ein ‚Da-Da’ von seinem Sohn. Ein allerletztes. Aber er war tot. Er selbst hatte ihn sterben sehen, er hatte ihn in den Armen gehalten und er hatte ihn nicht retten können. „Hikaru-chan… verzeih mir. Ich war ein schlechter Vater.“, flüsterte er tonlos, nachdem seine Tränen plötzlich versiegt waren. Es war doch immer so. In einem Moment glaubte Naruto vor Schmerzen sterben zu müssen, im anderen war er bereits wie tot. Wer wusste schon, wie oft er mittlerweile gestorben war. Ja, er war ein schlechter Vater gewesen. Er hätte seinen Sohn retten müssen. Aber er hatte nur tatenlos zugesehen, wie das Leben aus Hikaru gewichen war, wie der Glanz seiner Augen verblasste und wie sein Herz aufgehört hatte zu schlagen. Er hätte es verhindern können, bestimmt. Alles wäre anders gewesen… alles… Hikaru-chan war tot. Einfach weg. Wie seine Mutter. Ein Teil von Naruto war in dieser damaligen Sekunde gestorben. Es hatte alles keinen Sinn mehr. Dieses Leben war kein Leben mehr. Mit jedem Tag nahm die Qual zu und mit jedem Tag wünschte er sich mehr, es wäre einfach vorbei. Und wenn er dann tot war… dann würde er Hinata wieder sehen. Sie war bestimmt ein Engel geworden… der schönste Engel von allen. Für ihn war sie es schon immer gewesen. Ihre weißen Augen… und ihre langen Haare… ihre unendliche Liebe, für ihn, für ihre Kinder, für ihre Freunde… „Hinata… bald… bald werde ich kommen. Und ich werde bei dir sein. Und bei Hikaru. Nur noch bei dir, Hina… ich liebe dich so sehr…Aber wieso kommst du nicht zurück?! Komm zurück, bitte!! Bitte, lass mich nicht alleine! Ich brauche dich, ich kann ohne dich nicht mehr leben! Verstehst du denn nicht? Ich kann nicht mehr.“ Und plötzlich war er wieder da, der Schmerz, der so tief in sein Herz schnitt, dass ihm die Luft zum Atmen fehlte. Narutos blaue Augen suchten panisch Hinatas Namen, ganz so, als hatte er Angst, dass der letzte Beweis ihrer einstigen Existenz verschwunden war. Nur ihr Name. Und dann fuhr Naruto herum. Shizuka stand einfach nur da und wusste, dass sie die blauen Augen ihres Vaters niemals wieder würde vergessen können. Ebenso wenig seine Worte. Ich kann ohne dich nicht leben. Ich kann nicht mehr. Bald bin ich bei dir. Stumm liefen dem Mädchen die Tränen über die Wangen, die sich nach kurzer Zeit mit den eisigen Regentropfen mischten. Maßlose Enttäuschung lähmte sie vorübergehend und krampfhaft versuchte sie, dem Drang in ihrem Inneren zu entgehen, der sie schreiend und auf ihren Vater losgehen lassen wollte. Wie konnte er es wagen, hier vor ihr, laut zu sagen, bei seiner Frau sein zu wollen? Wie konnte er es wagen, so vor ihr zu knien, wimmernd wie ein Kleinkind? War er wirklich verrückt, ein Nichtsnutz, so, wie ihr Großvater gesagt hatte? Plötzlich war Shizuka sich nicht mehr sicher, ihren Vater zu Recht verteidigt zu haben. Langsam ging sie einen Schritt vorwärts und zwang sich, ihre Stimme laut genug erklingen zu lassen, um den prasselnden Regen zu übertönen. „Papa…“ Sie brach ab. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. In Worte waren die Gefühle nicht zu fassen, die sie beim Anblick ihres Vaters verspürte. Die Stille zwischen den beiden war beklemmend und keiner wagte es, sie zu unterbrechen. Naruto war viel zu erstarrt, viel zu gebannt von dem Anblick seiner Tochter. Erst, als eine erneute Windböe die Laternen schwingen und die Kerzen flackern ließ, konnte er sich aus seiner Starre reißen. Entsetzt zuckte Naruto zurück und seine blauen Augen waren weit aufgerissen. „Verschwinde!“, stieß er hervor und das Wort zerschnitt die Lautlosigkeit um sie herum. Shizuka durfte nicht hier sein! Sie durfte nichts wissen und sie durfte keine Fragen stellen und sie durfte niemals über ihre Mutter oder ihren Bruder sprechen! Niemals. Sie sollte weiterleben, sie sollte vergessen, eine Mutter gehabt zu haben. Keine Hyuugas, keine Gefahr, keine Hinata. Keine Hinata… Ich liebe dich. Für immer. „Nein…“, stöhnte er und schloss gequält die Augen. Der Albtraum wurde kontinuierlich schlimmer. Shizuka erstarrte. Sie spürte, dass sie zu zittern begann und erst nach Sekunden stellte sie fest, dass nicht der Regen die Schuld daran trug. Dieses eine Wort, nein, diese gesamte Situation, ließen ihren Zorn aufflackern und ihre Fäuste beben. Im Bruchteil eines Moments drängte sie die Tränen zurück, atmete tief durch und fixierte ihren Vater mit ihren durchdringend blauen Augen, ganz so, als könne sie ihn damit aufspießen. „Verschwinde?“, Shizuka spie das Wort voller Verachtung aus, „Was denkst du dir eigentlich?“ Ihre Stimme klang schriller als beabsichtigt, doch es war ihr egal. In dem Moment war alles unwichtig. Wie konnte er es wagen? Wie konnte er es wagen, sie fortzuschicken? Dazu hatte er kein Recht! Ja, er trauerte, ja, er wollte sie nicht daran teilhaben lassen! Aber er konnte sie nicht ewig zwingen, ihre Augen vor der Wahrheit zu verschließen! Nicht mehr. Heute würde es enden, ob er nun wollte, oder nicht. Er würde ihr Rede und Antwort stehen müssen und es war ihr egal, was sie damit vielleicht auslösen konnte. All die Jahre hatte sie sich um ihn bemüht, hatte sie versucht, ihn nur für einen winzigen Augenblick seinen Kummer vergessen zu lassen-… „Du sollst nicht hier sein, Shizuka… du weißt nichts… lass es… lass es sein und geh nach Hause… bitte…“, murmelte Naruto erschöpft und verzweifelt. Er konnte sich nicht mit ihr streiten. Er wollte nicht. Wenn sie jetzt ging, dann konnte er ihr später eine Lüge auftischen. Oder Sakura. Ja, Sakura würde ihm den Gefallen bestimmt tun… „Nein! Ich werde nicht gehen! Und ich weiß es! Ich weiß es, verdammt noch mal! Meine Mutter war eine Hyuuga und sie ist vor vielen Jahren verschleppt worden! Experimente und so ein Scheiß… Ich weiß, was in dieser verdammten Nacht damals passiert ist! Deine jahrelangen Bemühungen waren umsonst, verstehst du??“, rief Shizuka laut und es klang so gespenstisch auf dem Friedhof, dass jedem Anwesenden die Haare zu Berge gestanden hätten. Shizuka stampfte wütend mit dem Fuß auf, und der Schlamm spritzte in alle Richtungen davon. Ihre langen Haare klebten in ihrem Gesicht und leiteten das Wasser direkt in ihren Kragen. Sie bemerkte es kaum. Ihre Aufmerksamkeit ruhte einzig auf ihrem Vater, der mit einem Schlag noch blasser wurde, als er es sowieso schon immer gewesen war. ~ Die Wahrheit kann auch eine Keule sein, mit der man andere erschlägt. „Was…“, hauchte er mit brüchiger Stimme. Das konnte nicht sein. Das hatte er sich alles nur eingebildet. Sie hatte das eben nicht wirklich gesagt. Sie konnte es nicht wissen, das war lächerlich. Automatisch krallten sich seine Finger in den weichen, kalten Boden, während das Kerzenlicht erneut flackerte und schaurige Schatten auf den Grabstein warf. „Wieso hast du mir nie etwas gesagt? Wie konntest du??“ Shizukas Stimme schraubte sich noch ein paar Oktaven höher, doch es war ihr egal. Er musste ihr Antworten geben! Es war egal, wie sie sie bekommen würde, was sie dafür tun und ihm an den Kopf werfen musste. Er sollte es ihr gefälligst sagen! Unter jedem ihrer Worte zuckte Naruto zusammen und unbeholfen versuchte er, vor seiner Tochter zurückzuweichen. Doch hinter ihm war bloß noch der Grabstein mit ihren Namen. Kalt und nass und unwirklich. Wie er nur konnte? „Ich… ich wollte nicht… dass du weißt, wer deine Mutter war…“, stammelte er hilflos und seine Worte kamen ihm im gleichen Moment lächerlich vor. Lächerlich, feige und einfach nur böse. Aber Sakura konnte doch nicht Recht gehabt haben! Es war schlecht, wenn Shizuka etwas wusste, es war schlecht, wenn sie zu viel von Hinata und ihrer Familie erfuhr. Ja, das war es. Schlecht. Narutos Herz schlug ungewohnt hart in seiner Brust, vor lauter Panik, endgültig die Kontrolle zu verlieren. Vielleicht hatte er doch ein bisschen Glück und alles war wirklich nur ein Traum. Das alles war nicht real. Hinata war noch da und Hikaru und Shizuka waren kleine Kinder. Diese ganzen letzten Jahre waren einfach nie geschehen. „Bitte…“, flüsterte er, doch es blieb ungehört und er wachte nicht auf. Niemals. Shizuka konnte jeden Gedanken aus Narutos Gesicht ablesen und mit jeder Sekunde wuchsen ihre Wut, ihre Enttäuschung und ihre Verbitterung an. Er wollte nicht, dass sie wusste, wer ihre Mutter war. Er wollte es nicht. Das war alles? Deshalb diese vielen Lügen? Sie konnte es nicht verstehen. Was war los mit ihm? Sie erkannte ihn kaum noch wieder. Aber hatte sie ihn denn jemals gekannt? Anscheinend nicht. Anscheinend war er schon immer so gewesen, wie jetzt in diesem Moment. Verloren in seiner Verzweiflung, aus der ihn nichts und niemand befreien konnte. Nicht einmal sie, auch wenn sie es sich gerne weiter eingeredet hätte. „Wer bist du bloß? Ich dachte wirklich, ich würde dich kennen…“, sagte sie leise, doch Naruto konnte jedes Wort verstehen. Jedes einzelne Wort. Seine Tochter kannte ihn nicht? Fast hätte er angefangen zu lachen. Ja, so war es wohl. Er war verrückt und nun hatte sie es endlich begriffen. Aber es tat so weh, die Worte indirekt aus ihrem Mund zu hören. Seine Tochter kannte ihn nicht. Was hätte Hinata wohl dazu gesagt? Hinata… wenn sie jetzt hier wäre, hier im Regen, auf diesem Friedhof, zwischen ihm und Shizuka… was würde sie sagen? Vermutlich wäre sie entsetzt, doch sie würde einen Ausweg wissen. Irgendwie. Sie fand immer einen Weg, die schlimmsten Situationen zu umgehen. „Hinata… es gibt keine Lösung, nicht dieses Mal…“, murmelte er und er starrte seine Tochter an, deren Blick so eisig kalt auf ihm ruhte. Alles vorbei. Die einzige Person, die sein Herz hin und wieder berühren konnte, kannte ihn nicht. Er war ganz alleine. Ruckartig streckte Naruto seine Hand nach Shizuka aus, doch erschrocken taumelte das Mädchen einen Schritt zurück. Er war für sie unberechenbar geworden. Ihr eigener Vater, den sie über alles liebte. „Bleib, wo du bist! Wie konntest du nur? Wie konntest du mir nie von Hinata und meinem Bruder erzählen, wie konntest du andauernd lügen??“, fuhr sie Naruto mit brüchiger Stimme an und ihre aufkommenden Gefühle schnürten ihr die Kehle zu. Dazu hatte er kein Recht gehabt. „Shizuka… deine Mutter… sie kann dir alles erklären… ja, besser als ich. Hinata hat mich schon immer verstanden, weißt du? Immer… deshalb bin ich so oft bei ihr.“, sagte Naruto plötzlich klar und deutlich und Shizuka wurde leichenblass. Hinata konnte es erklären? Aber ihre Mutter war nicht da! Er war verrückt! Er drehte komplett durch! Naruto lächelte selig. Ja, das war die Lösung. Hinata würde ihrer Tochter alles erklären, wenn sie wieder da war. Er sah sie so deutlich vor sich, die Zukunft, die sie irgendwann haben würden. Wie hatte er nur je einen Moment daran zweifeln können? Natürlich würde sie zurückkommen… lachhaft, wenn nicht. Vielleicht dauerte es noch ein bisschen, aber sie würde kommen, bestimmt. Und dann würde sie ihn berühren und all die Schmerzen von seinem Körper nehmen, all die Erinnerungen an die schreckliche Zeit verschwinden lassen. Und Shizuka sah aus wie sie. Mit ihren langen Haaren und ihren weichen Gesichtszügen… egal, dass ihre Augen nicht weiß waren, egal, dass ihre Mimik gerade nicht dieselbe war… wieso war ihm das nie klar gewesen? „Du siehst aus wie Hinata… du bist Hinata…“, murmelte Naruto fassungslos. War es doch nur ein Albtraum gewesen? War er durchgedreht und hatte seine eigene Frau all die Jahre nicht erkannt? Vielleicht hatten sie niemals Kinder gehabt… vielleicht war das alles nur in seiner Vorstellung passiert! Entsetzt schrie Shizuka auf und der Ton hallte an den Gedenkstätten wider. „Nein!!! Hör auf damit, bitte!! Ich bin deine Tochter, ich bin nicht Hinata!! Papa, bitte… Hinata ist tot!! Sie ist tot und weg und sie wird nicht mehr wiederkommen! Papa, dreh dich um! Sieh auf den Grabstein! Sie wird nicht mehr kommen, sie ist fort!! Sie wird nicht gleich neben dir stehen und sie wird mir nicht alles erklären!! Du bist verrückt! Du bist irre!!“, stieß das Mädchen verzweifelt hervor. Das konnte doch nicht sein! Hiashi hatte tatsächlich Recht gehabt! Langsam, es kam beiden wie eine Ewigkeit vor, fiel der Schleier von Narutos Augen. Er nahm den Regen wahr und er hörte den Wind. Und er sah seine Tochter zwischen all den Grabsteinen stehen. Das Wasser tropfte aus ihren langen Haaren und ihre Fäuste hatten sich entkräftete gelöst. Natürlich. Nur seine Tochter… nicht Hinata. Hinata war tot. Sie war nicht bei ihm und sie würde niemals wieder kommen. Natürlich. „Sie ist tot…“, schluchzte er, als es ihn wie so oft erschlug, und fuhr zu dem schlichten Grabstein herum. Ja, da stand ihr Name und der Name ihres Sohnes. „Hikaru auch… alles ist nur meine Schuld…“, wimmerte Naruto und er spürte noch immer den Blick seiner Tochter auf ihm lasten. Er drehte sich nicht zu ihr um. Er konnte nicht. „Shizuka… es ist alles meine Schuld, hörst du! Ich war zu langsam. Ich habe ihr versprochen, dass ich mich beeile, aber ich konnte mein Wort nicht halten. Und dann war ich wieder da… und sie war weg und Hikaru ist bei mir gestorben und ich konnte ihm nicht helfen und keiner war da und dann habe ich dich gehört und gerettet und dann hat uns Tsunade aus dem Haus geholt und… und… dann war Hinata noch immer weg! Weil sie verschleppt wurde und weil Kabuto sie umgebracht hat und weil ich sie nicht mehr gesehen habe… und es war alles meine Schuld, alle mussten so viel leiden, weil ich zu langsam war, verstehst du! Dabei… weißt du, Hinata hatte noch eine Überraschung, irgendwas, ich weiß es nicht… aber dann kann sie doch nicht tot sein, oder? Das stimmt alles gar nicht. Sie hat immer versucht, mir eine Freude zu machen, also wird sie nicht gestorben sein. Das glaube ich nicht, sie ist da und sie wird wiederkommen. Sie ist bestimmt wütend auf mich, weil ich sie nicht gefunden habe, damals. Ich war sogar im Wellenreich, genau da, wo Kabuto jetzt wieder ist, das hat Tsunade gesagt. Und ich war dort und ich habe sie nicht gefunden und jetzt ist sie bestimmt sauer, obwohl Hinata nie böse war… sie war immer lieb und… jetzt ist sie weg… hast du eine Ahnung, wie sehr ich sie liebe?“ Das alles prasselte auf Shizuka ein, schneller als der Regen, der immer dichter geworden war und sie bis auf die Haut durchnässt hatte. Die vielen Informationen fügten sich wie fehlende Puzzelteile rasend schnell in ihrem Gehirn zusammen, während ihr Vater sich nur noch wiederholte, ihr den Rücken zukehrend, den Blick auf den Grabstein gerichtet. Mittlerweile waren auch die Kerzen in den Laternen erloschen. Dem Wind und den Regentropfen hatten sie nicht länger standhalten können und so war ein weiteres Licht auf dem Friedhof verblasst. Es war trostlos. Diese Stille, die nun wieder über ihnen lag, nur unterbrochen von Narutos teilweise unverständlichem Gemurmel. Der Regen, der auf die Erde trommelte, der sie in Matsch verwandelte und der die Gedenksteine noch dunkler werden ließ, als sie sowieso schon immer gewesen waren. Die letzten Kerzen flackerten müde in den immer öfter aufkommenden Windböen, doch sonst war alles ruhig. Es war, als wäre die Zeit stehen geblieben. Shizuka stand nur ein paar Meter von ihrem Vater entfernt. Sie hätte mit wenigen Schritten bei ihm sein können. Sie hätte ihn umarmen und ihm sagen können, dass alles wieder gut werden würde. Dass sie immer noch bei ihm war, dass er keine Schuld trug und dass er sich beruhigen sollte. Wie nach seinen Albträumen. Sie hätte ihn mit sich nach Hause genommen… nein, eigentlich zu den Uchihas. Sie hätte ihm ein Bad eingelassen und sie hätte dafür gesorgt, dass er sich hier nicht den Tod holte. Und sie wäre wie immer in den nächsten Tagen für ihn da gewesen, auch wenn er kein Wort sagen würde, weil er still vor sich hin litt. Sie würde für ihn da sein, weil sie denken würde, ihm helfen zu können. Doch ihre Beine bewegten sich keinen Millimeter. Es wäre sinnlos, all diese Dinge zu tun. Nächstes Jahr um diese Zeit wäre es doch wieder dasselbe. Sie war hier. Immer. Aber es war zwecklos. Egal, was sie versuchen würde, er war alleine mit sich selbst, denn er würde nicht zulassen, dass andere ihm nahe kamen. Vielleicht konnte er es auch nicht mehr. Die Dinge, die sie von ihrer Tante und den anderen gehört hatte… wie Naruto damals gewesen war… es erschien so unwirklich. Es konnte nichts mehr von ihm übrig geblieben sein. Kein Lachen, noch nie, keine versteckten Gesten, keine aufmunternden Worte. Das war schon immer ihre, Shizukas, Aufgabe gewesen. Und plötzlich hatte sie die Befürchtung, dass er das noch nie wahrgenommen hatte. Egal, was die anderen behaupteten. Der Mann vor ihr war weder Naruto Uzumaki, noch ihr Vater. Er war verrückt. Wie er da vor dem Grabstein kniete und vor sich hin murmelte. Als er sie mit ihrer Mutter verwechselt hatte. Als er in einem Atemzug von ihrem Tod und ihrer Rückkehr gesprochen hatte. Und sie konnte ihm nicht helfen. Niemand konnte das. Außer… eine Person, aber die war nicht da. Sie war es schon so lange nicht mehr. Mal sah er es, mal nicht. „Du widersprichst dir selbst, merkst du das nicht?“, fragte Shizuka leise und war überrascht, wie gefasst ihre Stimme klang. Die Erkenntnis gerade eben war erschreckend, aber gleichzeitig ziemlich beruhigend gewesen. Naruto verstummte ganz plötzlich und drehte sich zu seiner Tochter um. Mit großen, fragenden Augen sah er sie an, als hätte das Gespräch eben nie stattgefunden. Aber Shizuka wusste es besser. „Hör dir doch zu. In einem Moment sagst du mir, dass Hinata tot ist, und im anderen behauptest du, dass sie zurückkommt. Du weißt es selbst nicht, du kannst nicht mehr zwischen Traum und Realität unterscheiden. Du verwechselst mich mit ihr…“, Shizuka musste ein Schaudern unterdrücken, „… und du bemerkst es nicht einmal. Du siehst mich nicht und du kennst mich nicht. Ich war bei Hiashi.“ Die Tatsache, dass Naruto erschrocken aufkeuchte, ignorierte sie. „Ich habe es überlebt, siehst du? Aber das ist dir doch egal, nicht wahr? Es ist dir egal, ob ich lebe oder sterbe, denn das einzige, das dich interessiert, das ist Hinata. Es geht immer nur um meine Mutter. Willst du denn nicht mal beginnen, dich den Tatsachen zu stellen? Sie ist nicht da! Sie ist fort und sie wird auch nicht zurückkommen, egal wie lange du hier im Regen darum bittest.“ Sie schloss ihre Ausführung mit einem unhörbaren Seufzen und wischte sich mit dem Handrücken kurz über ihre Augen. Nass. Ob es Tränen oder der Regen war, das konnte sie nicht sagen. Naruto schüttelte hastig den Kopf. „Nein, Hinata ist nicht tot. Ich war zwar zu langsam, aber sie ist nicht gestorben! Alle sagen das, alle… immer wieder haben sie es gesagt! Dass Hinata im Himmel ist… aber sie würde mich nicht alleine lassen. Niemals.“, behauptete er stur und fixierte seine Augen wieder auf die Grabinschrift. Es konnte gar nicht anders sein. Shizuka ballte ihre Hände zu Fäusten und biss sich auf die Unterlippe. „Hast du nach ihr gesucht?“ „Überall. Auch im Wellenreich. Und sie war im Wellenreich, bestimmt. Und Kabuto war auch dort und hat sie umgebracht.“, sagte Naruto überzeugt. Shizuka lachte hohl auf. „Schon wieder. Du widersprichst dir. Lebt sie oder ist sie tot? Entscheide dich!! Sag es mir!“ Die Frage schwebte in der Luft und Naruto japste erschrocken nach Luft. Entsetzt sprang er auf die Beine und taumelte. Die eisige Kälte des Regens hatte seinen Körper taub werden lassen. Er zitterte. Lebt sie oder ist sie tot? Eine Antwort… er brauchte eine Antwort! „Ich… ich weiß es nicht… sie muss noch leben. Sie muss einfach leben…“ Schon wieder tat er es. Blanke Wut packte Shizuka und am liebsten hätte sie auf ihren Vater eingeschlagen, hätte ihm all ihre Gefühle mit roher Gewalt eingetrichtert und ihn dazu gezwungen, die Augen aufzumachen. Verächtlich starrte sie ihn nieder und er konnte ihrem Blick nicht lange standhalten. „Aha. Sie lebt. Der Grabstein hinter dir zeigt also nicht die Wahrheit. Gut, damit kann ich leben. Aber verdammt, wenn du sie so sehr liebst, wie du behauptest… WARUM STEHST DU DANN HIER? WIESO BIST DU NICHT AUF DER SUCHE? DU FLEHST SIE AN, SIE MÖGE DIR VERZEIHEN, ABER DU HAST ALLE DEINE VERSPRECHEN GEBROCHEN… WIESO ZUR HÖLLE SUCHST DU SIE NICHT??“, schleuderte Shizuka ihrem Vater entgegen. Ja, wieso suchte er sie nicht? Wenn er sie so sehr liebte und wenn er so sehr litt, wenn es ihn all die Jahre nicht losließ… wieso suchte er sie nicht einfach solange, bis er sie gefunden hatte? Dann war es eben aussichtslos, aber es würde ihm helfen, zu begreifen und zu verarbeiten, da war sich Shizuka sicher. Naruto fasste sich an den Kopf. Hinata suchen? „I-Ich habe sie gesucht. Monatelang. A-Aber ich konnte dich nicht alleine lassen… nicht ewig alleine lassen…“, versuchte er sich zu rechtfertigen, doch es klang ziemlich kläglich. Er hatte sie ja suchen wollen. Mit jeder Faser seines Körpers. Shizuka konnte es nicht fassen und stand zum wiederholten Male wie erstarrt vor ihm. Wegen ihr? Es war ihre Schuld, dass Naruto nicht weiter nach ihrer Mutter gesucht hatte? Vielleicht hätte er sie gefunden… Kami-sama, es war vielleicht ihre Schuld, dass Hinata nicht hier war! Nur wegen ihr hatte ihr Vater die Suche aufgegeben? Das konnte doch alles nicht wahr sein! Das hieße ja… wenn sie nicht existieren würde… wenn sie damals in dieser Nacht zusammen mit ihrem Bruder gestorben wäre… dann hätte Naruto weiter nach Hinata gesucht? Er hätte nichts zu verlieren gehabt. Aber jetzt machte er sie dafür verantwortlich, nicht nach seiner Frau gesucht zu haben. Allen Ernstes…? Das konnte nicht wahr sein! Es war nicht ihre Schuld, es war seine! Er konnte nicht hier im Regen stehen und sich auf seine Tochter herausreden! Es gab einen anderen Grund dafür, dass er nicht weitergesucht hatte. Es musste einfach! Panisch schleuderte sie ihm eine Antwort entgegen, die sie nicht wirklich durchdacht hatte. Aber das war egal. Es war nicht ihre Schuld, er konnte sie nicht zur Verantwortung ziehen! Sie wollte ihm wehtun, so weh, wie er ihr gerade getan hatte. Die Möglichkeit, dass es keine Absicht gewesen war, zog Shizuka nicht mehr in Betracht. „Lügner! Das ist nur eine Ausrede! Du hast nicht wegen mir die Suche gestoppt! Gib es doch zu, du hast einfach aufgegeben! Aufgegeben! Und du erzählst Lügen und du willst keine Verantwortung dafür übernehmen, dass es deine Schuld war! Du bist schließlich zu spät gekommen und hast uns nicht beschützt! Und jetzt willst du mich dafür verantwortlich machen, dass du versagt hast! Aber das ist nicht wahr! Du hättest sie weitersuchen können, all die Jahre hindurch. Dann wäre ich eben alleine gewesen, na und? Vielleicht wäre mir eine erst spät wieder gefundene Mutter lieber gewesen, als ein Vater, der völlig durchgeknallt ist! Du hast kein Recht, mir die Schuld zu geben, hörst du? Du hast Hinata aufgegeben und du willst das einfach nicht zugeben!“, rief sie verzweifelt und wischte sich krampfhaft ihre Tränen aus den Augen. Sie weinte doch nicht. Nicht vor ihm. Nicht wegen ihm. Wieso hatte er das gesagt? Er konnte es nicht ernst meinen… Er war doch ihr Vater, er liebte sie. Auf seine eigene Art und Weise, aber nichtsdestotrotz liebte er sie. Shizuka wollte nicht glauben, dass es all die Jahre nur eine Lüge gewesen sein sollte. Hatte er gar nicht bei ihr sein wollen? War er es nur aus Pflichtbewusstsein ihr gegenüber gewesen? Wenn sie nicht überlebt hätte… dann wäre er ohne jegliche Vorbehalte aus Konoha verschwunden, dessen war sie sich plötzlich hundertprozentig sicher. Langsam klang der starke Regen ab und die Tropfen fielen trostlos, aber regelmäßig, vom Himmel. Sie donnerten nicht mehr auf die Erde hinab, sondern benetzten sie stillschweigend. Es schien, als würde es nie wieder aufhören. Der Wind hatte sich nun ebenfalls gelegt und die Laternen verharrten ruhig in der Luft. Naruto war wie vor den Kopf gestoßen. Er suchte Halt an dem Grabstein, doch als er ihn berührte, zuckte er erschrocken zurück, ganz so, als hätte er sich verbrannt. Seine einst so blitzblauen Augen irrten trübe über das Gelände und versuchten Shizukas Blick standzuhalten, doch es war unmöglich. Aufgegeben. Hatte er Hinata aufgegeben? „Ich hab sie niemals aufgegeben, Shizuka. Niemals.“, sagte er dann leise und zum ersten Mal an diesem frühen Abend klang es nicht so, als wäre Naruto völlig verrückt. Er hörte sich für Shizuka an wie ihr Vater. Einfach nur ihr Vater. Die Tatsache trieb ihr neuerlich Tränen in die Augen und sie hasste sich dafür. Sie wollte nicht weinen. Das brachte sie hier nicht weiter. „Aber… aber wenn du das nie getan hast… wieso stehst du dann hier und weinst um sie? Wieso tust du das jedes Jahr? Und wieso hast du mir nie von ihr erzählt?“, flüsterte das Mädchen matt und erst jetzt bemerkte sie, wie sehr sie der Regen durchnässt hatte. Eisig und feucht klebte ihr Gewand an ihrer kalten Haut. „Weil sie einfach… nicht da ist. Ich liebe sie viel zu sehr, um sie jemals aufgeben zu können. Sie ist tot. Aber sie war der wichtigste Mensch in meinem Leben, wichtiger als alles andere. Ich werde sie nie aufgeben.“, erwiderte Naruto melancholisch und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Hinata war alles. Und deshalb stand er jährlich an diesem Fleck, nur um sich daran zu erinnern. Hinata war alles und würde es immer sein. Shizuka schluchzte kurz auf und hilflos sah Naruto sie an. Er hasste es, wenn sie weinte. Er hatte ihr das alles ersparen wollen, immer. „Deshalb… hättest du nicht herkommen dürfen. Nie.“, murmelte er resigniert. „Hast du überhaupt eine Ahnung, wie sehr du mir wehtust?“ Naruto hob erschrocken den Blick, als die Worte über Shizukas Lippen kamen. „D-Du… du hast gerade gesagt, dass Hinata der wichtigste Mensch in deinem Leben ist. Aber gleichzeitig weißt du, dass sie nicht da ist. Hast du mich vergessen? Papa… was ist mit mir? Bin ich wertlos für dich?“, hauchte das Mädchen flehentlich. Naruto konnte nicht antworten. Wertlos? Nein, sie war nicht wertlos für ihn. Wenn sie lachte und sich um ihn kümmerte, dann konnte sie dieses warme Gefühl in seinem Inneren erwecken, das ihn an Hinata erinnerte. Das konnte nur Shizuka. Nur sie konnte sein Herz berühren. Wie sollte er das denn erklären, so, dass sie verstand? Naruto zögerte zu lange mit seiner Antwort. Er sah genau, wie fest Shizuka sich auf ihre Unterlippe biss, und dass sie abrupt ihren Blick von ihm abwandte. Gerne wäre er zu ihr gegangen und hätte sie umarmt, nur um die Kälte und die Angst in seinem Inneren zu verbannen. Doch er war wie festgefroren und das eisige Wasser lähmte seine Gelenke. Shizuka sah ein, dass er nicht antworten würde. Er würde ihre Anschuldigungen nicht widerlegen und es tat so furchtbar weh. Sie war wertlos für ihn. Er brauchte sie nicht. Er brauchte nur Hinata. Sie, Shizuka, konnte ihm niemals helfen, egal wie sehr sie sich auch bemühen würde. All ihre Anstrengungen prallten ab, einfach so. Dabei hätte sie so gerne Naruto Uzumaki zurück. Den, von dem die Hyuugas gesprochen hatten. Sie wollte ihn nur einmal kennen lernen, nur einmal. Aber sie konnte es nicht, sie konnte ihn nicht aus seinem Loch reißen. Nur eine Person war dazu fähig, nur eine einzige. Und das war nicht Shizuka. Sie hasste diesen Mann aus tiefster Seele. Das war weder Naruto… noch ihr Vater. Das war ein Niemand. Ein hoffnungsloses, kaputtes Wesen, das ihr nur wehtat, alleine mit seinen Worten, über die er wahrscheinlich überhaupt nicht nachdachte. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und wandte den Blick ab. „Ich verstehe… ich bedeute dir nichts. Weißt du eigentlich, was das für mich heißt? Du hast gelogen. All die Jahre, in denen du vorgegeben hast, mich zu lieben… sie waren alle gelogen. Keinen Moment ging es um mich. Ich war nie wichtig. Niemand war wichtig. Es ging immer nur um dich und meine Mutter. Du bist ein Lügner und du hast aufgegeben, nach Hinata zu suchen! Du bist nicht mehr mein Vater und du bist auch nicht Naruto Uzumaki! Ich hasse dich! Ich hasse dich aus tiefstem Herzen und ich wünschte, du wärst Hinata suchen gegangen! Dann wärst du nicht hier und ich müsste nicht andauernd darüber nachdenken, wieso du nie lachst und wie ich dir helfen könnte, und wieso… wieso du… wieso du mich nicht liebst. Ich hasse dich!!“ Zitternd vor Wut taumelte Shizuka zurück und versank ein paar Millimeter in der aufgeweichten Erde. Enttäuschung und Verzweiflung überschwappten sie. Sie wollte das alles nicht. Wie hatte es nur so weit kommen können? Naruto trat unsicher einen Schritt nach vorne, doch seine Tochter wich automatisch zurück. Sie hasste ihn tatsächlich? „Bleib, wo du bist! Komm mir ja nicht zunahe!“ Sofort gehorchte er und es kam ihm so vor, als würde sie langsam vor seinen Augen verschwinden. Wie hatte es nur so weit kommen können? Das war falsch… es durfte nicht sein! Sie war die einzige, die er noch hatte. Gehabt hatte. Shizuka wollte nicht mehr. Sie wollte nicht mehr vor ihm stehen und sie wollte nicht über ihn nachdenken. Nicht über diese Person. Entschlossen richtete sie sich auf und funkelte Naruto wild an. „Ich will dich nie wieder sehen! Ich hasse dich! Ich hasse dich mehr als alles andere! Bleib doch und heul um Hinata, versink doch in deinem Selbstmitleid! Aber so wirst du sie nicht finden, falls sie tatsächlich noch leben sollte! Du widerst mich an! Du bist ein Lügner, ein elender Lügner und du hast aufgegeben! ICH HASSE DICH!!!“, schrie sie laut und noch ehe Naruto es verhindern konnte, hatte sie sich umgedreht und war davon gestürmt. Minuten, nach denen sie verschwunden war, sank Naruto langsam zurück auf die Knie. Er würde ihr nicht folgen. Sie hasste ihn und er konnte es nachvollziehen. Seine Augen fixierten wieder Hinatas und Hikarus Namen. „Tut mir leid, dass ihr das hören musstet. Aber sie hat Recht. Ich habe versagt und konnte euch nicht beschützen. Vielleicht habe ich wirklich aufgegeben. Dabei habe ich euch so geliebt… ich liebe euch so sehr…“ Und dann brach Naruto in Tränen aus. Shizuka rannte. Der Regen nahm ihr die Sicht, doch sie bewegte sich sicher durch die Straßen Konohas. Sie war aufgewühlt und ihre Gedanken rasten. Die Worte, die sie ihrem Vater an den Kopf geworfen hatte, schienen erst jetzt richtig an Bedeutung zu gewinnen. Ich hasse dich. Gott, was hatte sie getan? Aber nun war es zu spät, um die Dinge rückgängig zu machen. Ihr Vater litt und er würde immer weiter leiden, wenn sie nicht endlich damit begann, aktiv etwas dagegen zu unternehmen. Shizuka schlitterte mehr durch die Gassen, als dass sie lief, doch noch immer war sie exakt auf ihrem Weg. Die Tatsache, dass sich so gut wie keine Passanten auf den Straßen befanden, erleichterte ihren wilden Lauf. Oh ja, sie musste endlich etwas ändern. So konnte es nicht weitergehen. Sie bremste abrupt vor dem Uchiha-Anwesen ab, riss die Eingangstür auf und stürmte klatschnass ins Innere des Hauses, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass sie den edlen Holzboden beschmutzte. Sie würde etwas ändern. Noch heute. Entschlossen bog sie in den nächsten Gang ein und prallte prompt mit Masaru zusammen, der sie beide gerade noch vor einem Sturz bewahren konnte. Schnell riss Shizuka sich von dem Uchiha-Jungen los und hetzte weiter. „Shizuka, was zur Hölle-…“, rief Masaru ihr nach, doch da war das Mädchen schon um die nächste Ecke verschwunden. Fluchend machte sich der Junge an die Verfolgung. Hastig zerrte Shizuka ihren Rucksack unter dem Bett hervor, warf ihn auf den Boden und begann allerlei Dinge, die ihr unter die Finger kamen, hineinzudonnern, als Masaru reichlich verwirrt ihr Zimmer betrat. Einige Sekunden beobachtete er sie schweigend, während sie hin und her lief, um verschiedenste Gegenstände einzusammeln, ehe er sich ihr langsam näherte. „Shizu… was machst du da?“, fragte er ernst und ging neben ihr in die Knie. „Wonach sieht es denn aus?“, keifte sie zurück, schnappte einen dicken Winterpullover und packte ihn unsanft in den Rucksack. Masaru schwieg. „Hab ich es dir nicht gesagt, Masaru-kun?“ Shizuka fuhr zu Tode erschrocken herum, doch der Uchiha-Junge blieb gelassen. „Ja, das hast du.“ Im nächsten Augenblick ertönte ein erfreutes Kläffen und Okami kuschelte sich in die Arme ihrer Besitzerin, die perplex ihren Teamkameraden in der Tür anstarrte. „Sumiaki-kun… wieso…?“, fragte sie verdattert. Irgendwie ergab heute gar nichts mehr einen Sinn. Langsam kam der Nara näher und erst jetzt bemerkte Shizuka die zwei Rucksäcke die er bei sich hatte, einen lässig um die Schulter geschwungen, den anderen in der rechten Hand. „Warum ich hier bin? Ich habe den heutigen Tag noch einmal Revue passieren lassen und mein logischer Menschenverstand hat mir verraten, wie es weitergehen würde. Ich schätze mal, das Gespräch mit deinem Vater ist nicht sehr erfreulich verlaufen?“, erkundigte sich Sumiaki beiläufig, während er sich vor seinen Kollegen in den Schneidersitz fallen ließ. Sofort tapselte Okami auf ihn zu. Shizuka konnte die Blicke der Jungen auf sich ruhen spüren, als sie augenblicklich weitermachte den Rucksack zu packen. Sie sprang auf, lief zu ihrer Kommode, zerrte die Schubladen auf und hob ihre sorgfältig gepflegten Kunais heraus. Vorsichtig verstaute Shizuka die Waffen in einem Vorderfach des Rucksackes. Das Mädchen biss sich fest auf die Unterlippe, ehe es den beiden mit dünner Stimme erzählte, was sich ereignet hatte. Masaru und Sumiaki warfen sich einen kurzen Blick zu, nachdem Shizuka verstummt war. Vorsichtig berührte der Uchiha-Junge ihre Schulter und sie zuckte zusammen. „Was hast du vor?“, fragte er eindringlich, doch sie schüttelte bloß unwirsch den Kopf. „Frag doch Sumiaki. Der weiß sowieso immer alles. Und gib mir die Schriftrollen, die auf dem Nachttisch liegen.“, befahl sie hart und Masaru tat, wie ihm geheißen. Schon waren die Schriftstücke in dem mittlerweile ziemlich angefüllten Rucksack verschwunden. Sumiaki seufzte tief. „Das kannst du nicht wirklich vorhaben, Shizuka.“, sagte er dann leise und abrupt fuhr sie zu ihm herum. „Ach nein?“, zischte sie wütend, doch der Nara war nur milde beeindruckt. Okami winselte kurz auf. „Die Chancen sind gleich Null, dass sie irgendwo da draußen ist, und das weißt du auch. Das ganze Dorf hat nach ihr gesucht. Und du denkst, ausgerechnet du kannst sie finden?“, fuhr Masaru verärgert auf. Natürlich hatte er von Anfang an gewusst, worum es ging. Vor allem, als vor einer knappen Viertelstunde Sumiaki vor der Haustür gestanden hatte. Keiner der beiden Jungen hatte mit Shizukas jetziger Reaktion gerechnet. Urplötzlich begann sie zu schluchzen, unterbrach dabei aber nicht ihre Arbeit. „Ich muss es versuchen! Es… es ist die einzige Chance… die einzige! Ihr wisst doch jetzt, was mein Vater gesagt hat. Er kann nicht ohne sie leben… und ich will nicht ohne meinem Vater leben! Aber ich kann auch nicht hier bleiben… nicht nach dem Gespräch… nicht nachdem, was er zu mir gesagt hat… es gibt keine andere Wahl! Und noch mal: keine Leiche, keine Beweise!“, kam es mit brüchiger Stimme über ihre Lippen und sie surrte den Rucksack fest zusammen. Bereit. Tief durchatmend wischte sie sich mit dem Handrücken die Tränen aus ihren Augen und von ihren Wangen, und richtete sich geschmeidig samt dem Rucksack auf. Masaru und Sumiaki hockten noch immer am Boden und sahen schweigend zu ihr auf. Schmerzlich wurde ihr bewusst, was sie alles zurücklassen musste. „Ich… ihr… passt auf Okami auf…“, murmelte sie, erneut den Tränen nahe, und ging mit zuerst unsicheren doch dann immer entschlosseneren Schritten auf die Zimmertür zu. Gerade, als sie sie aufschieben wollte, hörte sie hinter sich leises Gelächter und fuhr herum. Die beiden Jungs hatten sich erhoben und in dem Moment drückte Sumiaki Masaru einen der Rucksäcke in die Hand. Okami drippelte schwanzwedelnd um sie herum. „Du denkst doch nicht, dass wir dich alleine losziehen lassen, oder etwa doch?“, fragte Masaru teils verärgert, teils belustigt. Shizuka war sprachlos und aus ihren Kleidern tropfte noch immer der Regen. Sie musste eine richtige Wasserspur quer im ganzen Haus hinterlassen haben. „A-Aber ihr… ihr könnte doch nicht einfach mitkommen!“, wandte sie irritiert ein. „Ach? Wer sollte uns denn daran hindern?“, fragte Sumiaki leicht grinsend. „Naja… aber ihr… ihr habt doch eure Familien hier.“ Masaru sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Du etwa nicht?“ „Was ist mit Sakura und Sasuke? Und Hideki?“ „Das könnte ich dich auch fragen!“ Verzweifelt wandte sich Shizuka an Sumiaki, da sie eingesehen hatte, dass sie bei Masaru so schnell nichts erreichen würde. „Aber Shikamaru und Ino… Sumiaki, deine Mutter wird einen Herzinfarkt bekommen!“, beharrte sie, doch der Junge winkte bloß ab. „Du hast was nicht mitgekriegt, Shizuka. Während du mit deinem Vater gesprochen hast, ist es im Dorf hoch hergegangen. Nicht weit vor den Toren sind Shinobi aufgefunden worden. Sie wurden angegriffen und Tsunade-sama will jetzt natürlich unter allen Umständen wissen, von wem. Und sie hat meine Eltern mit ein paar anderen Ninja vor einer halben Stunde auf eine Aufklärungsmission losgeschickt. Du weißt ja, die dauern bekanntlich länger.“ Masaru nickte bekräftigend. „Mutter wurde ins Krankenhaus bestellt und Vater koordiniert zusammen mit Kakashi-san die Abläufe. Also sind die Shinobi gerade ziemlich abgelenkt. Und Hideki hat auch kurz vorbeigeschaut, er übernachtet heute bei irgendeinem Freund aus der Akademie. Niemand wird uns sehen, geschweige denn aufhalten.“ Shizuka starrte die beiden an. Sie hatten erschreckend entwaffnende Argumente. Sie seufzte traurig und ließ die Schultern hängen. „Ich… Ich kann und will euch da aber nicht mit reinziehen.“, flüsterte sie niedergeschlagen. Einen Moment herrschte absolute Stille in dem Raum. Dann erhob Masaru seine Stimme. „Ich habe es dir schon mal gesagt. Wir sind ein Team. Und wir werden immer eines sein, egal, welchen Mist irgendwer von uns baut.“ „Mitgehangen, mitgefangen. Meiner bescheidenen Ansicht nach. Und meiner und Masarus Rucksack sind auch schon gepackt. Mir war ohnehin klar, dass nichts und niemand die Macht hat, dich umzustimmen. Und da hab ich die Dinger schon vor einer Stunde gerüstet, was alleine anstrengend genug war.“, warf Sumiaki gelassen ein, „Du kannst nichts sagen, das uns umstimmen wird. Ach ja, am besten ziehst du dich noch schnell um, du bist klatschnass. Wir haben schon alles vorbereitet. Deine Klamotten liegen in der Küche, genauso wie eine Benachrichtigung an Sakura-san und Sasuke-san, die die beiden aber hoffentlich erst morgen lesen werden. Hopp auf, wir haben nicht viel Zeit.“ Okami bellte bekräftigend und sprang aufgeregt hin und her. Der Geruch von Abenteuer lag in der Luft! Ihre Herrin stand noch einen Augenblick unentschlossen in der Tür, ehe sie sich dazu entschloss, resigniert zu lächeln. „Ihr seid die Besten, wisst ihr das?“, fragte sie gerührt. „Ich bin ein Uchiha, was hast du denn erwartet?“, gab Masaru entrüstet zurück und Sumiaki zuckte bloß mit den Schultern. „Wir sind nicht die Besten, wir sind Freunde. Und jetzt beeil dich.“ Wenige Minuten später hatte Team Sechs das Uchiha-Anwesen verlassen und sich vorsichtig, um nicht doch entdeckt zu werden, zum Haupttor geschlichen. Alle drei trugen dunkle Umhänge, um so wenigstens etwas Schutz vor dem Regen zu haben. Shizuka hatte Okami kurz entschlossen in ihr T-Shirt geschoben, sodass nur der flauschige Kopf der Hündin zu sehen war. „Alles klar, die Luft ist rein.“, behauptete Masaru angespannt, sah sich aber weiterhin aufmerksam um. Sie glichen drei dunklen Schatten, als sie blitzschnell durch die Tore huschten. Noch einmal blieben sie stehen und warfen einen kurzen Blick zurück auf das Dorf. Sumiaki seufzte tief. „Und wehe, wenn du mir nach unserer Rückkehr keine Ramen oder so spendierst.“ Shizuka lächelte leicht. „Klar…“ Es fiel ihr wirklich nicht leicht, das Dorf, ihre Heimat, Sakura und Sasuke, Hideki, Kiba-sensei und natürlich ihren Vater zurückzulassen. Alles zu verlassen. Aber es ging nun mal nicht anders, wenn sie Naruto helfen wollte. Und das wollte sie. Mit allen Mitteln, die ihr zur Verfügung standen. Auch wenn er sie nicht liebte und sie für ihn nicht wirklich von Bedeutung war… umgekehrt war es sehr wohl der Fall. Masaru nickte knapp. „Dann los. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Ach ja… wohin geht’s überhaupt?“ „Wellenreich.“, antworteten Shizuka und Sumiaki synchron. Verblüfft sah die junge Uzumaki den Nara an. Er grinste bloß. „Ich habe gute Ohren, Shizuka. So leise kann Tsunade gar nicht reden.“ Masaru schüttelte leicht den Kopf. „Weiter weg geht’s ja gar nicht mehr. Na dann los, würde ich mal sagen.“ Die drei nickten sich noch einmal entschlossen zu und verschwanden anschließend gleichzeitig in der Dunkelheit. Energiegeladen stieß der Junge die hölzerne Eingangstür des kleinen Hauses auf und trat rasch ein. „Aiji! Tsu! Ich bin wieder zurück!“, rief er laut und ließ die Tür schnell aber sorgsam ins Schloss fallen. Keine Antwort. Misstrauisch rannte der Junge durch die unteren Zimmer, ehe er sicher war, dass sich niemand im Haus aufhielt. Um diese Zeit schliefen die Alten nicht mehr. Entschlossen steuerte der Junge auf die Hintertür zu, öffnete sie ungeduldig und schlüpfte hinaus ins Freie. Vor ihm erstreckte sich eine winzige Lichtung, umsäumt von dunklen Tannen, deren saftig grünes Gras ihm weit bis über die Knöchel reichte und sich sanft im leichten Wind wiegte. Sein Blick glitt über die Wiese und verharrte einen Moment an den zwei Personen, die nahezu reglos im Gras saßen. Der Junge lächelte leicht und ging langsam auf sie zu. War ja klar gewesen, dass sie sich draußen aufhielten. „Hey… ich bin wieder da.“, bemerkte er gut gelaunt und ließ neben den beiden auf die Lichtung fallen. Genüsslich streckte er sich und schloss entspannt die Augen. Aiji und Tsu lächelten sich an und Falten traten in ihre Gesichter. Die beiden waren ziemlich alt. Ihre Haare waren schon vor langer Zeit ergraut und ihre Hände und Füße waren an vielen Stellen von einer robusten Hornhaut überzogen worden. Trotzdem wirkten sie kräftig und gesund, ganz so, als hätte das Rad der Zeit keine weiteren Schäden angerichtet. „Wir haben dich vermisst.“, meinte Tsu lächelnd und strich sanft durch die Haare des Jungen. Er grinste gequält, wehrte sich aber nicht. Aiji schien über seine Frau belustigt, doch seine Augen blickten den Jungen ernst an. Gedankenverloren strich sich der Alte durch den langen weißen Bart. „Warst du vorsichtig?“ Der Junge nickte missmutig. „Wie immer. Ich verstehe nicht, wieso ihr euch andauernd Sorgen macht. Es gibt nichts, wovor ihr Angst haben müsstet.“, grummelte er, doch Tsu schüttelte bestimmend den Kopf. „Doch, nämlich vor der Tatsache, dass du anscheinend keinerlei Angst verspürst. Niemals.“ Der Junge rollte sich zur Seite, sodass er den beiden Alten den Rücken zudrehte. „Es gibt nichts, wovor ich mich fürchte. Gar nichts.“, behauptete er entschieden, vielleicht auch ein wenig stur, und atmete konzentriert ein. Es roch so intensiv nach Gras… Aiji und Tsu seufzten gleichzeitig tief auf. Tsus Blick glitt liebevoll, wenngleich auch durchaus besorgt, über den Jungen. „Ach Rihito…“ ******************************************************************* Ja, das war es auch schon wieder von mir. ^^ Wie gesagt, sau viel, danke, dass ihr euch da durchquält, wirklich. Ich hoffe, es hat euch gefallen und ich bin diesmal noch gespannter auf eure Meinung, als sonst. Denn an dem Kapitel bin ich wirklich SEHR lange gesessen und es war schwer zu schreiben... Ich bin schon total nervös, was ihr wohl davon haltet!!! *nick nick* *zappel* Also, auf die Kommis bin ich gespannt und zu dem Kapitel gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, denk ich mal. XD Vielen, vielen Dank an mein fleißiges Beelein!! Sie hat das mal wieder in Rekordzeit für mich gebetat und ich wollte sowieso noch mal Danke sagen... Du weißt ja, warum. ^^ *knuddel* Hab dich lieb~ Danke für eure Aufmerksamkeit! Eure Fantasia Kapitel 10: Fuan - Angst ------------------------ Gut, es geht weiter. *~* Wirklich, ich bin so verdammt froh und glücklich, ihr könnt euch das nicht vorstellen. xDD Ich habe derzeit große Probleme mit dem Schreiben, aber ich hoffe mal, dass es aufwärts geht... wirklich. ^^ Sorry für die Wartezeit. >.< Ich hoffe, ihr habt Spaß mit dem Kapitel!!! *********************************************************************** Kapitel 10: Fuan - Angst Sonnenstrahlen brachen durch das dichte Laubwerk über seinem Kopf und blendeten ihn ein wenig. Nicht wissend, ob er sich ärgern oder es lustig finden sollte, hielt er seine Hand halbherzig gegen die Sonne und rannte weiter. Seine Füße berührten nur kurz die dicken Äste der Bäume, doch diese flüchtigen Augenblicke reichten, um sich kraftvoll abzustoßen und noch mehr an Tempo zuzulegen. Er liebte es. Wenn er lief, konnte er für ein paar Minuten alle seine Sorgen hinter sich lassen und einfach nur sein und den kühlen Gegenwind sein blondes Haar zerzausen lassen. Rihito grinste und schlug einen präzisen Salto in der Luft. Er landete exakt auf dem nächsten Ast und schon ging der tollkühne Sprint weiter. Die Bäume zischten an ihm vorbei und er wusste, dass es nicht mehr weit war. Tsu seufzte ungeduldig und verschränkte ärgerlich die Arme hinter ihrem Rücken. „Wo bleibt er nur? Ich habe ihm schon an die hundert Mal eingeprägt, dass er nicht immer herumtrödeln soll! Es ist gefährlich, einfach nur unverantwortlich! Gerade in Zeiten wie diesen… gerade in einem Land wie diesem! Es ist einfach... einfach…“ Die Alte rang nach Worten, doch Aiji kam ihr zuvor. „Es ist ganz einfach Rihito.“, warf er schlicht ein und der Blick seiner dunklen, strengen Augen fixierte die Bäume, die den Anfang des dichten Waldgebietes signalisierten. Gelassen stand er neben seiner nervösen Frau und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er war gewohnt, dass Tsuguka, wenn es um den Jungen ging, schnell die Nerven verlor. Eine kräftige Windböe blies den beiden Alten entgegen und fegte über die karge Landschaft. Plötzlich roch es für einen kurzen Moment nach Meer und Tsu lächelte leicht. Erinnerungen an eine friedliche und weit zurückliegende Zeit. Ihre Melancholie verflog mit einem Schlag, als direkt aus dem Wald ein Kunai mit rasender Geschwindigkeit auf sie zuschoss. Geschickt wich die Frau aus, doch das Wurfmesser zischte gefährlich nah an ihrem Kopf vorbei. Aiji warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. „Das war knapp. Du solltest konzentrierter sein.“, tadelte er sie, während eine kleine Gestalt aus dem Unterholz brach. Sie attackierte den alten Mann direkt, doch mit für sein Alter beängstigender Beweglichkeit duckte sich Aiji unter dem Faustschlag weg. Kniend wirbelte er herum, bekam die Gestalt mit festem Griff am Nacken und am Oberarm zu fassen und einen Moment später war der Spuk anscheinend vorbei. Tsu kam leicht lächelnd auf die beiden zu, während sie sich halbherzig abklopfte und ihr kurz geschnittenes Haar aus dem Gesicht strich. „Das war nicht gerade eine deiner besten Darbietungen, Ri-chan.“, meinte sie schlicht und musterte den Jungen kritisch. „Ach ja?“, feixte Rihito und überrascht zuckte Aiji zurück, als sich Rihitos Körper in Wasser auflöste und von dem Jungen nur noch eine Pfütze übrig geblieben war. „Mizu Bunshin no Jutsu…“, murmelte Tsu anerkennend und Aiji nickte langsam. „Sehr gut.“, meinte er nur und drehte sich langsam um. Ein fröhlich grinsender Rihito stand da, und hatte die Hände hinter seinem Kopf verschränkt. „Ich weiß.“, sagte er selbstgefällig und schlenderte auf die beiden Alten zu. Kopfschüttelnd seufzte Tsu. „Du solltest nicht so überheblich sein, lieber Junge. Übermut kommt vor dem Fall.“, schimpfte sie vor sich hin, doch Rihito schnitt bloß eine Grimasse. „Machst du dir schon wieder Sorgen, Tsu-chan?“, fragte er missbilligend. Die alte Frau sah in streng an. „Oh ja, natürlich! Du hast uns schließlich warten lassen, junger Mann. Wo hast du dich herumgetrieben? Schon wieder im Dorf?“, fragte sie schneidend. Trotzig schwieg Rihito und Tsuguka deutete diese stumme Geste als ein Ja. Fluchend wandte sie sich von ihm ab und suchte den Blick ihres Mannes. Aiji musterte Rihito stirnrunzelnd. Dann verschränkte er die Arme hinter seinem Rücken und atmete langsam tief ein und aus. „Tsu, sei bitte still. Junge, sieh mich an.“, befahl er, und die beiden Angesprochenen kamen seiner Aufforderung widerwillig nach. Eigensinnig erwiderte Rihito den Blick des alten Mannes. „Die Ansprache kannst du dir sparen, die kenn ich schon in- und auswendig.“, grummelte er. „Anscheinend bist du dir trotzdem nicht im Klaren darüber, dass dein Handeln schwerwiegende Folgen haben könnte.“ „Wobei die Betonung auf ‚könnte’ liegt. Ich bin immer vorsichtig und noch hat niemand Fragen gestellt.“ „Und hierbei liegt die Betonung auf ‚noch’.“, erwiderte Aiji gelassen und hinter seinem Rücken nickte Tsu bekräftigend, doch Rihito ignorierte es. Er verschränkte seine Arme vor der Brust und stampfte mit dem Fuß auf dem Boden auf, sodass das Gras richtig platt gedrückt wurde. „Aber das ist alles unfair. Ich kapier nicht, wieso ihr euch andauernd den Kopf darüber zerbrecht! Das ganze Dorf weiß, dass ihr wie die Einsiedler haust! Und war schon einer von ihnen hier? Nein!“, stellte Rihito hitzig fest. Aiji seufzte tief. „Und wenn herausgefunden wird, dass ihr auch bei uns lebt? Nicht alle aus dem Dorf werden Verständnis dafür aufbringen, dass ihr sozusagen steuerfrei hier wohnt. Und euch als Verwandte auszugeben fällt ein wenig schwer, meinst du nicht? Nachdem alle die Geschichte kennen… Also wärt ihr sozusagen Mitbewohner und müsstet zahlen. Erstens, zusätzliche Steuergelder können wir uns nicht leisten und zweitens, es werden Fragen gestellt werden. Über eure Herkunft, Familie… Ist es das, was du mit deinen rebellischen Aktionen erreichen willst? Dass sie euch rausschmeißen, wenn nicht gar töten? Es sind raue Zeiten, die Wirtschaft geht den Bach runter und die Nukenin aus aller Herren Länder siedeln sich hier an. Jeder hat genug damit zu tun, am Leben zu bleiben. Du kannst froh sein, dass du und Miharu hier einigermaßen geschützt seid, und das Tsu und ich dich in der alten Kunst der Shinobi unterrichten.“, schloss Aiji seine Rede und fragte sich, wie oft er sie noch wiederholen musste, bis Rihito endlich den Sinn hinter den Worten begriff. Diesmal schien er wieder keinen Erfolg gehabt zu haben. Störrisch schüttelte Rihito seinen Kopf. „Schön und gut. Keiner darf wissen, dass wir hier sind, weil sie uns sonst rausschmeißen. Das sagt ihr mir schon, seit ich denken kann! Ich bin nicht blöd, wisst ihr? Ich passe auf, wenn ich im Dorf bin!“, beharrte er eindringlich. Schweigen legte sich um die drei Menschen. Keiner war gewillt, so schnell nachzugeben. Schließlich ließ Tsu resigniert die Schultern hängen und lächelte gequält. Aiji fuhr sich durch seinen langen Bart und schloss für einen Augenblick die Augen. Triumphierend grinste Rihito die beiden an. Er hatte doch einfach immer die besseren Argumente! „Ri-chan… was führt dich eigentlich andauernd ins Dorf? Was gibt es dort so Anziehendes?“, fragte Tsu und es klang ehrlich interessiert. Neugierige alte Frau. Rihito zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung… ich bin eben gerne unter Menschen. Das ist alles. Außerdem, ihr verbietet es, also muss es spannend sein.“, meinte der Junge und lachte daraufhin leise vor sich hin. Tsu verzog das Gesicht. „Nichtsdestotrotz. Denk an Miharu, Rihito. Dein Handeln könnte nicht bloß für dich schwerwiegende Konsequenzen haben.“, meinte Aiji langsam und sofort gefror das Lächeln auf Rihitos Gesicht. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und seine Knöchel traten weiß hervor. „Das ist mir durchaus klar.“, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Die Stimmung hatte sich abrupt gewendet. Keiner lächelte mehr, alle waren angespannt. Just in dem Moment kehrte der Wind wieder und blies den Anwesenden die Haare ins Gesicht. Sie kümmerten sich nicht darum. Tsu schaltete sich wieder ein. „Schön, dass das geklärt ist. Dann schlage ich vor, dass wir wieder zurückgehen, nicht wahr? Miharu freut sich bestimmt über Gesellschaft.“ „Tut sie das wirklich?“ „Rihito!“ „Jaja… Gehen wir.“ Mit diesen letzten Worten wandte der Junge den beiden Alten den Rücken zu. Aiji und Tsu sahen sich noch einmal besorgt an, ehe sie zeitgleich mit Rihito in den Wald verschwanden. Rasend schnell, nicht mehr als verschwommene Schatten. Unbeholfen stand Rihito vor der hellen Holztür und seine Hand zitterte, während sie über der Klinke schwebte. Fest kniff er die blauen Augen zusammen und versuchte, sich zu beruhigen. Jedes Mal dasselbe. Und er konnte einfach nicht damit umgehen. Er musste es alleine ertragen. Traurig lächelte Rihito, dann öffnete er die Tür. Mit einem leisen Quietschen schwang sie auf und die ersten Schritte des Jungen ließen die alten Holzbodenbretter knarren. Vorsichtig ließ Rihito die Tür zurück ins Schloss gleiten und atmete dann noch einmal tief durch. Suchend huschten seine Augen durch den Raum und blieben an ihr hängen. Sofort wurde sein Blick weich und warm und all die Bedenken von vorhin waren für einen Moment vergessen. Wie immer saß sie aufrecht auf dem Stuhl vor dem Fenster. Die Sonnenstrahlen ließen ihr langes, dunkelblaues Haar wunderbar glänzen und ihre helle Haut schien nahezu durchsichtig zu sein. Rihito konnte nicht beurteilen, ob sie schlief oder nicht. Er sah sie von schräg hinten, nur ihr langes Haar und ihre zierliche, schmale Statur. Sie trug ein knielanges Kleid, dessen Unterrock blassgelb und der eigentliche Stoff darüber mattblau war. Unten hin schlug das Kleid leichte Falten und oben hatte es einen leichten Ausschnitt vorzuweisen. Es hatte kurze Ärmel, doch damit sie nicht fror hatte Tsu ihr bei Gelegenheit aus dem Dorf eine warme schwarze Weste mitgebracht. Rihito verstand nicht viel von Mode und das Aussehen von Menschen war ihm sowieso völlig gleichgültig. Gefährlich konnte schließlich jeder sein, wie Aiji immer sagte. Aber er wusste, dass sie wunderschön war. Behutsam, um sie nicht zu erschrecken, näherte sich der Junge und als er zwei Meter von ihr entfernt stand, erhob er vorsichtig seine Stimme. „Kâ-san?“, flüsterte er und spürte, dass sein Herz bis zum Hals schlug. Eine Zeit lang regte sich die Frau vor ihm nicht, doch plötzlich wandte sie ihm langsam ihren Kopf zu. Ihr blasses Gesicht erschreckte ihn, doch gleichzeitig fand er ihren Anblick berauschend. Wie immer hatte sie ihre Augen geschlossen und wirkte völlig entspannt. Ihre Lippen deuteten ein Lächeln an, doch es erschien nicht. Keine weitere Regung. Zögerlich überwand Rihito die letzten Meter. Wenn er seine Hand ausgestreckt hätte, wäre es ein leichtes gewesen, sie zu berühren. Aus der Nähe betrachtet sah seine Mutter wie eine Porzellanpuppe aus. Zerbrechlich und doch hatte sie etwas Erhabenes an sich. „Kâ-san, ich bin es. Rihito.“, sagte er leise. Sie deutete mit keiner Geste, dass sie ihn verstanden hatte. Der Junge ging neben ihr in die Knie und ganz vorsichtig legte er seine Hand auf ihre. Er spürte, dass sie zurückzuckte und sofort ließ er von ihr ab. Er richtete sich wieder auf und betrachtete seine Mutter schmerzlich. Und plötzlich schlug sie ihre Augen auf. So unerwartet, dass Rihito vor Schreck einen Schritt zurücktaumelte. „Rihito…“ Ganz leise konnte er ihre Stimme hören und wie immer war er verzückt. Er mochte es, wenn sie seinen Namen in der Art und Weise aussprach. Einfach nur seinen Namen. Es kam selten genug vor. Und Rihito liebte ihre Augen. Nachdem sie die meiste Zeit über zumindest halb geschlossen waren, kam er nicht oft in den Genuss, sie voll und ganz zu begutachten. Er war wie gebannt und ganz unbewusst, und um sie noch besser betrachten zu können, trat er wieder näher an seine Mutter heran. Sie spähte aus dem Fenster, doch trotzdem konnte er sie genau ansehen. Ihr ganzes Gesicht erschien wie ausgewechselt, wenn sie ihre Augen geöffnet hatte. Viel lebendiger. Noch viel schöner, als davor. Ihre Augen waren stahlblau. Ein sanftes, helles, kaltes Stahlblau, an dem man sich nicht lange genug satt sehen konnte. So fühlte sich zumindest Rihito, wenn er vor ihr stand. „Mama…“, entwich ihm fasziniert und er beugte sich leicht zu ihr vor. In dem Moment huschten ihre Augen vom Fenster zu ihm zurück. Sie sahen sich schweigend an. Die Sonnenstrahlen fielen durch die Scheibe und ließen Rihitos Haare golden aufleuchten. Seine blauen Augen funkelten und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Seine Mutter war wie ein Engel. „So blau…“, hauchte die Frau plötzlich. Überrascht zuckte Rihito ein wenig zurück. „Ja. Meine Augen sind blau. Sie sind nicht so hell wie deine.“, sagte er leise und lächelte ihr sanft zu. Doch es war zu spät. „Nicht so hell wie meine… Sie sind blau…“, flüsterte seine Mutter entsetzt. Ihre zarten Hände ballten sich zu Fäusten und einen Augenblick später begann sie fürchterlich zu schreien und zu weinen. Es ging Rihito durch Mark und Bein und bestürzt versuchte er sie zu beruhigen. „Mama, nicht doch… bitte! Kâ-san, beruhige dich. Es ist alles in Ordnung. Ich bin da.“ Seine Mutter ging überhaupt nicht darauf ein, ganz im Gegenteil. Sie verfiel in Panik und stieß ihren Sohn von sich. „Verschwinde! Lass mich in Ruhe! Bitte, lasst mich alle in Ruhe! Ich will das nicht… Hilfe… bitte hilf mir…“, wimmerte sie, schlug die Hände auf ihre Ohren und wippte auf dem Sessel vor und zurück. Rihito war unfähig etwas zu tun und starrte die verängstigte Frau starr an. In dem Moment flog die Zimmertür auf und Tsuguka stürmte alarmiert in den Raum. Sie wusste sofort, was vor sich ging. Ohne viele Worte war sie neben Miharu und packte sie fest an den Schultern. Rihito hatte diese Situation schon so oft beobachtet. Er konnte nicht mehr, er wollte nicht mehr! Verbittert griff er sich an die Stirn und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. „Beruhige dich! Keiner tut dir etwas zuleide.“, rief Tsu eindringlich über Miharus Geschrei hinweg, immer und immer wieder. Sie hielt ihr Gesicht fest in ihren Händen um sie davon abzuhalten, ihren Kopf wild hin und her zu schütteln. Die stahlblauen Augen waren angsterfüllt aufgerissen und schienen durch alles und jeden hindurch zu sehen. Nach wenigen Minuten zeigten Tsus Bemühungen Erfolg und Miharu erschlaffte zusehends. Ihre abwehrenden Gebärden wurden immer schwächer und schwer atmend ließ sie ihre blauen Augen durch den Raum huschen. Sie blieben unschlüssig an ihrem Sohn hängen, der noch immer wie versteinert neben den beiden Frauen stand. „Ri…hi…to…“, hauchte Miharu. Ihr Blick ging durch ihn hindurch und trotzdem streckte sie zitternd ihre Hand nach ihm aus. Und wieder geschah es, als sie ihn voll und ganz ansah, und es tat ihm so weh. „Verschwinde! Mein Kopf tut so weh… bitte, geh weg… Verschwinde!“, flehte die Frau weinend und sein Herz blieb einen Moment stehen und danach raste es so sehr, dass er es sich am liebsten herausgerissen hätte. Er starrte sie nur an und spürte, dass das Blut aus seinem Gesicht wich. So schnell, dass er nichts dagegen tun konnte, dass er keine Zeit mehr hatte, sich darauf vorzubereiten und dem Symptom entgegen zu wirken. Schon wieder tat sie es. Und schon wieder war er so hilflos und konnte nur zusehen, dass seine Mutter wieder einen ihrer Ausbrüche hatte. Er konnte es nicht mehr ertragen. Im Nu war Tsu wieder neben Miharu, nahm sie in den Arm und wiegte sie sachte hin und her. Erst als ihr hysterischer Anfall wieder abgeklungen war, ließ Tsuguka sie los. Es ging immer so schnell bei ihr… es war unberechenbar. Mehrere Minuten vergingen und als sich die Alte Rihito zuwenden wollte, war der Junge schon lange verschwunden. Tsu seufzte tief und richtete sich auf. Ihre Gelenke machten Schwierigkeiten und sie stöhnte leise vor sich hin. Langsam ging die alte Frau zurück zur Zimmertür, die Rihito im Hinausstürmen offen stehen gelassen hatte. Wie immer knarrte der Holzboden auf den letzten paar Metern. Noch einmal drehte Tsuguka sich um. Miharu saß wieder ruhig auf ihrem Stuhl und sah aus dem Fenster. Ganz so, als hätte sich nichts ereignet. „Miharu… weißt du eigentlich, was du Rihito antust?“, fragte Tsu leise, doch sie rechnete nicht mit einer Antwort. Dann verließ sie den Raum und Miharu blieb alleine zurück. Sie sah aus dem Fenster und ihre Lippen deuteten ein Lächeln an. Dann schloss sie ihre Augen. „Verdammte Scheiße!“ Beängstigend tief bohrten sich die Kunai in den Stamm des Baumes. Kurz darauf folgte ein Hagel an Shuriken. Manche verfehlten die Rinde, andere prallten ab und zuletzt steckte nur ein Drittel der Geschosse im Baum. Unsauber geworfen. Als Rihito keine Waffen mehr hatte, die er wahllos gegen die Bäume donnern konnte, ließ er sich auf die Knie fallen und begann mit seinen fest geballten Fäusten auf die Erde einzuschlagen. Zuerst zurückhaltend, doch mit der Zeit, als er die Wut und die Enttäuschung in sich aufwallen fühlte, wurden seine Hiebe kräftiger. Immer und immer wieder schlug er auf das trockene Gras ein, bis er sich darauf verlegte, es auszureißen. Mit aller Macht zog er an den Büscheln, bis sie samt Wurzelwerk aus dem Boden gerissen wurden. Dabei schrie er, dass er dachte, seine Lungen würden versagen. Er schrie, weil er wütend war, verletzt und sich unglaublich verlassen und alleine fühlte. Seine Finger brannten, das Gras hatte teilweise in die Haut geschnitten und er hatte keine Kraft mehr. Doch er konnte nicht aufhören. Nicht jetzt. Mit einem letzten Aufschrei schlug er gegen den nun ramponiert aussehenden Boden und erstaunlicherweise brachte er es fertig, einen kleinen Krater hineinzuschlagen. Danach ließ er sich erschöpft auf den Rücken fallen. Sein Herzschlag raste und er atmete ungleichmäßig aus und ein. Seine geschändeten Hände berührten das ausgerissene Gras und die reine Erde. Kühl. Der Junge starrte hoch in den Himmel. Kleine Wolken zogen vorbei und bildeten, falls man genügend Fantasie besaß, herrlichste Figuren. Rihito sah durch sie hindurch. Er hatte ein anderes Bild vor Augen, eines, das ihn noch nächtelang verfolgen würde. Er war es so verdammt leid. „Regel 25.“ Erschrocken sprang er auf die Beine und wirbelte alarmiert herum. Eigentlich hatte er ein Kunai zücken wollen, doch erst als er ins Leere griff fiel ihm ein, dass seine Waffen in den Bäumen um ihn herum steckten. Hastig suchten seine Augen die Umgebung ab und er musste feststellen, dass niemand da war. Aufmerksam lauschte er in die Stille, die ihm mittlerweile verdammt trügerisch vorkam. Doch kein Hauch regte sich und nun begannen auch die Vögel in den Wäldern wieder mit ihren Liedern. Langsam entspannte sich Rihito. Und im nächsten Moment wurde er brutal herumgerissen und fest an den Schultern gepackt. Er hatte nicht einmal Zeit zu schreien. Dann erst erkannte er, wen er vor sich hatte. „M-Meister.“, stammelte er und es klang aufrichtig erleichtert. Rihito blickte direkt in das säuerliche Gesicht Aijis. „Ich warte noch immer auf deine Antwort.“, bemerkte er stirnrunzelnd und der Junge machte, dass er dem indirekten Befehl nachkam. „Ähm… keine Gefühle zeigen?“, antwortete er zögerlich. Aiji nickte ernst. „Kannst du dir vorstellen, wieso diese Regel eingeführt wurde?“, fragte er. Rihito dachte einen Augenblick nach. Dann schüttelte er langsam den Kopf. „Naja… vielleicht werden Shinobi so stärker?“, gab er ziemlich unüberzeugt zurück. „Größtenteils ist deine Antwort falsch. Lass mich dir erklären, weshalb.“ Mit diesen Worten ließ Aiji Rihito los. „Shinobi, die sich von ihren Gefühlen leiten lassen, neigen zu voreiligen Aktionen, die ihnen das Leben kosten könnten. Sie sind unaufmerksam, können ihre Kräfte aufgrund ihrer Emotionen nicht kontrollieren und nehmen ihre Umwelt nur noch bedingt war. Sie sind nutzlos und bringen mehr Leid als Gutes.“, erklärte er gelassen. „Ist das nicht sehr übertrieben?“, fragte Rihito zweifelnd. Der Alte sah ihn streng an. „Deine Waffen stecken in einem Baum und sind außerhalb deiner Reichweite. Du hast deine Kräfte damit verschwendet, deine Umwelt zu zerstören und du hast nicht bemerkt, dass sich dir jemand genähert hat. Wäre ich ein Feind, wärst du schon lange tot.“, fasste Aiji kurz und bündig zusammen. Rihito nickte schuldbewusst. Natürlich hatte Aiji Recht. Er hatte sich mal wieder gehen lassen, obwohl er sich schon hunderte Male geschworen hatte, es nicht so weit kommen zu lassen. Er wollte stark sein. Er musste stark sein. Eine andere Option gab es nicht. Entschlossen ballte er seine Hände zu Fäusten. „Ich werde stärker werden.“ „Wenn du bist dahin überlebst.“ „Das werde ich.“ „Es wird sich zeigen. Zeit ist unnachgiebig, skrupellos und arbeitet gegen dich. Was du tust und was geschehen ist, das kannst du niemals rückgängig machen. Für deine Fehler trägst du alleine die Verantwortung.“ Rihito nickte unwirsch. Das wusste er alles schon. „Das ist mir klar, Meister.“ „Die Fehler anderer liegen nicht an dir. Manchmal trägt niemand die Schuld, bloß das Schicksal und die Verkettung grausamer Zufälle.“ Die beiden sahen sich einen Moment stillschweigend an. Und plötzlich lächelte Aiji. Ein Lächeln, das Rihito noch lange in Erinnerung blieb, denn es war besonders. Es war verständnisvoll. Durch und durch verständnisvoll und der Junge zweifelte keine Sekunde daran, dass es aufrichtig war. „Es liegt nicht an dir, dass deine Mutter so ist, wie sie ist.“ Rihitos Augen weiteten sich und er war sprachlos. Was hätte er auch dazu sagen können? Sein Meister lächelte noch immer, doch der Junge war viel zu perplex, um diese Tatsache wirklich zu bemerken. Unsicher trat er einen Schritt zurück. Er sackte ein wenig ein, da die Erde ziemlich locker war, nachdem Rihito die meisten Grasbüschel herausgerissen hatte. Dann ging er noch einen Schritt zurück. Der blonde Junge hatte sich unbewusst auf die Unterlippe gebissen und konnte Aiji nicht in die Augen sehen. Spannung baute sich in ihm auf und er spürte, dass seine Hände zu zittern begannen. Ärgerlich versuchte er sie unter Kontrolle zu halten. Wieder hatte er diese Bilder vor Augen. Die Momente, in denen seine Mutter ihn von sich gestoßen hatte, die Angst, die ihr ins Gesicht geschrieben stand. Dabei konnte er, wenn er sich konzentrierte, noch immer ihre Haut unter seinen Fingern spüren… diese eine kostbare Berührung… Und wieder fühlte er sich so hilflos wie ein kleines Kind. Aber das war er nicht mehr! Er war gewohnt, dass Miharu es nicht ertrug, wenn er sich lange bei ihr aufhielt! Er war gewohnt, dass sie öfters Anfälle hatte und er war gewohnt, alleine damit umzugehen. Klar, Aiji und Tsu waren immer für ihn da und er kannte keine freundlicheren Menschen auf der Welt… doch das änderte nichts an der Tatsache, dass er eine Mutter hatte, die ihn verstieß. Er sah auf. Aiji lächelte immer noch. Jäh spürte Rihito Zorn in sich aufflackern. Wie konnte der Alte nur andauernd so ruhig sein, lächeln und einen auf Schlauberger machen? Er hatte doch keine Ahnung. Mit ein paar Worten konnte er Rihito nicht helfen! Überhaupt, niemand konnte ihm helfen! Wütend machte er einen kräftigen Schritt vorwärts, doch Aiji wich nicht zurück. „Meine Mutter kann nicht in einem Raum mit mir sein. Und das soll nicht an mir liegen? Dass ich nicht lache! Wenn ich sie ansehe und mit ihr spreche, dann bekommt sie innerhalb von wenigen Minuten einen Anfall! Bei Tsu ist das niemals so. Von ihr lässt sie sich berühren, sogar von dir, Meister! Aber wehe, wenn ich ihr zu nahe komme! Sag mir bitte nicht, dass es nicht an mir liegt, denn das wäre eine Lüge.“, sagte Rihito mit bebender Stimme. Ja, es lag an ihm! Und damit musste er klarkommen. Konnte das denn niemand verstehen? Endlich verschwand das Lächeln von Aijis Gesicht und Genugtuung machte sich in Rihito breit. Anscheinend hatte sein Meister es auch noch verstanden! Doch zu seiner Fassungslosigkeit schüttelte Aiji den Kopf. „Es ist keine Lüge.“, behauptete er bloß leise. Der Junge erzitterte vor Wut. „Tsu hat mir erzählt, dass Miharu mich anfangs nicht haben wollte. Sie hasst mich, seit dem ersten Moment meines Lebens!“, fuhr Rihito hitzig auf. Ja, das hatte Tsu ihm gesagt, er konnte sich noch gut daran erinnern. Einer der schrecklichsten Momente seines Lebens. Wieder schüttelte Aiji den Kopf und sein weißer Bart wippte leicht bei der Bewegung. Seine Falten schienen noch tiefer zu werden. „Das war in einem anderen Zusammenhang. Tsuguka hat es dir nicht erzählt um dir zu beweisen, dass deine Mutter dich hasst. Du kennst sie doch, sie redet gerne und denkt nicht immer nach. Miharu schwebte nach deiner Geburt eine Woche in Lebensgefahr. Als sie wieder gesund wurde, haben wir dich oft zu ihr gebracht. Sie hat dich akzeptiert, Rihito.“, versicherte Aiji ernst, doch Rihito schüttelte stur den Kopf. „Akzeptiert. Aber niemals geliebt, keine Sekunde lang.“, beharrte er und brach schnell ab, als er bemerkte, dass seine Stimme beinahe versagte. „Dafür gibt es keine Beweise. Ich versichere dir, dass es Momente gab, in denen Miharu deine Anwesenheit genossen hat. Dann hat sie gelächelt.“ Rihito lachte hart auf. „Das hat aber nicht lange angehalten. Als ich älter wurde, als ich zu sprechen begonnen habe… da hat das alles aufgehört. Hat sie mich einmal angelächelt, dann hat sie danach einen Anfall gehabt. Ich weiß es ganz genau.“ Ja, das waren tolle Kindheitserinnerungen. „Miharu hat diese Anfälle auch nachts. Auch, wenn du nicht in der Nähe bist. Das weißt du. Es gibt keinen Beweis, dass sie dich nicht liebt. Wieso suchst du so verbissen danach?“, fragte Aiji und musterte Rihito aufmerksam. Er gab keine Antwort und wandte bloß den Blick ab. Der alte Mann seufzte. „Rihito. Du kannst zugeben, dass du Angst hast.“ „Ich habe vor gar nichts Angst!“ Sofort schlug Rihito zurück, doch Aiji schüttelte unwirsch den Kopf. Mittlerweile hatte der Wind ein wenig zugenommen und dunkle Wolken zogen am Horizont auf. „Doch, natürlich. Kein Mensch ist ohne Angst. Man kann sich auch vor anderen Dingen fürchten, als vor der Gefahr oder dem Tod. Du hast Angst davor, einen Grund für das Verhalten deiner Mutter zu finden.“, meinte Aiji gelassen. Skepsis stand in Rihitos Augen. „Wäre es dann nicht unlogisch zu behaupten, ich suche nach Beweisen dafür, dass sie mich nicht liebt? Wenn ich Angst vor der Wahrheit hätte, dann würde ich sie doch nicht suchen, oder?“, fragte er. Rihito war stolz auf sich. Diese Folgerung konnte Aiji einfach nicht widerlegen. Ausgeschlossen. Er hatte keine Angst, vor nichts und niemandem! Angst war etwas für Schwächlinge. Mit Angst konnte man nicht stark werden, völlig ausgeschlossen. „Du suchst die Antwort, weil du Angst hast, dich vielleicht zu täuschen. Du hast Angst davor, dass du dich dein Leben lang in der Annahme täuschst, dass deine Mutter dich hasst, und dass du vielleicht eine bessere Beziehung zu ihr hättest aufbauen können.“ Ernst erwiderte Aiji Rihitos verzweifelten Blick. Er strich sich nachdenklich durch seinen langen Bart. Ja, er wusste genau, was in dem Jungen vor sich ging, auch wenn der das nicht glauben konnte. Siebzig Jahre Lebenserfahrung waren schließlich nicht für die Katz. „Ich… ich hab vor gar nichts Angst…“, murmelte Rihito und löste mit einer unwirschen Kopfbewegung den Blick von Aiji. Er wusste, dass er darin all seinen Schmerz hätte lesen können. Alles war so unwirklich… die ganze Welt um ihn herum, der kühle Wind, die dunklen Wolken über seinem Kopf, die ersten vereinzelten Regentropfen, das ausgerissene Gras, das immer leiser werdende Gezwitscher der Vögel… Er sprach nicht gerne darüber. Er sprach nie darüber. Es war doch verlorene Mühe, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Egal was Aiji sagte, er würde niemals zugeben, dass sein Meister Recht hatte. Eher würde er es mit hundert Feinden gleichzeitig aufnehmen, das hatte er schon lange beschlossen. Er würde niemals zugeben, dass er Angst hatte. Niemals. Angst machte schwach und das konnte er sich nicht leisten. Würde er schwach werden, dann hätte er keine Kraft mehr, jemals wieder zurück zu seiner Mutter zu gehen. Und dabei wollte er nichts mehr. ~ Man braucht nichts im Leben zu fürchten, man muss nur alles verstehen. Aiji seufzte, doch gleichzeitig begriff er, dass es keinen Zweck hatte, mit Rihito darüber zu sprechen. Der Junge respektierte und vertraute ihm, aber trotzdem war da etwas in ihm, dass ihn zweifeln ließ. Aiji war sich nicht sicher, ob Rihito diese Vorsicht und Skepsis irgendwann würde überwinden können. Langsam setzte sich der Alte in Bewegung und ging auf den blonden Jungen zu. Leise stellte er sich neben ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Rihito sah auf und Aiji konnte in diesem Augenblick erkennen, wie sehr ihm die Situation zusetzte. Wie sehr es dem Jungen zu schaffen machte, sich ungewollt zu fühlen. Wer würde nicht so empfinden? Aiji lächelte warm und verstärkte kurz den Druck auf der Schulter des Kindes. „Komm. Lass uns nach Hause gehen.“ ~ Die ersten Sonnenstrahlen fielen auf Konoha. Es hatte erst vor wenigen Stunden zu regnen aufgehört und so brach sich das Licht in den einzelnen Wassertropfen, die auf den Blättern der Büsche und Bäume hafteten. Es glitzerte wie ein Meer aus Diamanten. Die Straßen waren vor Nässe noch dunkel und ab und zu stand noch eine Pfütze in unebenen Stellen, doch trotzdem herrschte schon frühmorgendlicher Betrieb in den Gassen. Konoha erwachte und startete frisch und ausgeruht in einen neuen Tag. Sasuke gähnte. „Scheiße, bin ich müde.“, brummte er und streckte sich ausgiebig auf dem ungemütlichen Holzsessel. Sakura schnalzte missbilligend mit der Zunge und warf ihm einen bösen Blick zu. Sie saß neben ihm, ebenfalls auf einem harten Stuhl des Raumes, in dem die Berichte geschrieben wurden. Er verzog sein Gesicht. „Was?“ „Ich mag es nicht, wenn du so herumfluchst, ich hab’s dir schon tausendmal gesagt.“, zischte sie ihm zu. „Ja, von wegen ‚nicht vor den Kindern’. Siehst du hier irgendwo laufende Meter herumrennen? Ich nicht und ich hab das Sharingan, also bitte.“, zischte er zurück. Empört richtete Sakura sich auf dem holzigen Folterinstrument auf. „Zwei von den laufenden Metern hast du selbst in die Welt gesetzt!“ „Du warst nicht ganz unbeteiligt.“ Bevor die Diskussion in die nächste, wahrscheinlich noch intimere, Runde gehen konnte wurde die Tür geöffnet und eine ziemlich ramponiert aussehende Tsunade betrat den Raum. Sie hielt kurz inne. „Ah, hier seid ihr.“, meinte sie dann und seufzte müde. Sakura war sofort hellwach. „Wie geht es den Patienten?“ Die Godaime ließ sich ebenfalls auf einen der Stühle sinken. „Gott, diese Sessel bringen mich noch mal um.“, brummte sie, ohne ihrer Schülerin zu antworten. „Kauf neue.“, meinte Sasuke schlicht und beugte sich wieder über seinen Bericht, an dem er mittlerweile seit über einer Stunde arbeitete. Tsunade schüttelte schnell den Kopf. „Ähm… es gibt Wichtigeres.“ Sasuke sah auf und warf ihr einen gelangweilten Blick zu. „Wir wissen, was das heißt. Du bist mal wieder pleite.“, sagte er ungerührt und damit war das Thema für ihn erledigt. Sakura musste grinsen, doch sofort hatte sie sich wieder unter Kontrolle, als sie den tödlichen Blick ihrer Mentorin bemerkte. Grummelnd stützte Tsunade sich mit den Ellbogen auf dem Tisch ab, ignorierte Sasuke und fixierte Sakura. „Einem haben wir nicht mehr helfen können. Die anderen werden durchkommen, ob Schäden zurückbleiben wird sich in den nächsten Tagen herausstellen.“, fasste sie kurz zusammen. Die Uchiha nickte betrübt. Ein verstorbener Patient… jeder einzelne bereitete ihr Beklemmungen. Tsunade seufzte und stemmte sich wieder in die Höhe. Sie gähnte lautstark und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ihr zwei, ihr könnt jetzt gehen. Ihr habt die ganze Nacht gerackert und wir sind hier sowieso so gut wie fertig. Ich hoffe nur, die Aufklärungstruppe kann uns eine Erklärung für dieses ganze Tamtam hier liefern.“, bemerkte sie nachdenklich. Während Sasuke dankbar aufstand und seine Sachen zusammenpackte, nickte Sakura zuversichtlich. „Ino, Shikamaru und die anderen werden das Ding schon schaukeln. Wann werden sie denn in etwa wieder in Konoha sein?“ Tsunade zuckte die Schultern und verzog schmerzhaft ihr Gesicht, als der Schulterknochen krachte. Sie klopfte einmal fest darauf. „Himmel, ich bin wirklich verrostet… ich hoffe sie trauen sich erst wieder hierher, wenn sie brauchbare Informationen gesammelt haben. Hm… ich würde so einem Team zirka ein Monat zutrauen… aber nachdem Shikamaru dabei ist… vielleicht sind sie ein wenig schneller wieder hier. Wieso fragst du?“, erkundigte sich die Hokage, leicht abgelenkt durch Sasuke, der nun auch Sakuras Sachen ordnete. Die Rosahaarige schenkte ihm ein kurzes Lächeln, ehe sie sich wieder Tsunade zuwandte. „Ich habe mir bloß Gedanken um Sumiaki gemacht. Vielleicht wäre es das Beste, wenn er vorübergehend im Uchiha-Anwesen wohnen könnte.“ Vor Schreck ließ Sasuke eine von Sakuras Akten fallen. Sie kümmerte sich nicht darum. Tsunade nickte. „Ja, das wäre wohl das beste… ich werde es ihm ausrichten lassen.“ „Danke, Hokage-sama.“, sagte Sakura aufrichtig und die Godaime lächelte müde. „Jetzt macht, dass ihr verschwindet.“, befahl sie, was sich die Uchihas natürlich nicht zweimal sagen ließen. Sasuke, noch immer überrumpelt, folgte seiner Frau aus dem Zimmer. Energisch öffnete Hideki die Eingangstür des Uchiha-Anwesens. Unbesorgt ließ er sie zurück ins Schloss fallen und schlüpfte aus seinen Straßenschuhen. Barfuß lief er durch die Gänge. „Kâ-chan! Tô-san, Nii-san, Shizuka!! Ich bin wieder zurück!!!“, brüllte er durch das Haus, doch es kam keine Antwort. Ungeduldig riss er alle Schiebetüren auf und spähte in die Wohnräume. Nur vor dem Schlafzimmer seiner Eltern zögerte er einen kurzen Moment und eine frühe Kindheitserinnerung durchzuckte ihn. Er schauderte und entschloss sich, zu klopfen. Keine Antwort, und so riss er auch die Tür auf. Leer. Dann blieb ja nur noch die Küche übrig. Voller Elan lief Hideki weiter, doch er rechnete nicht damit, jemanden vorzufinden. Egal, konnte er wenigstens ungestört durch die Gänge rasen. Wofür hatte man schließlich ein großes Haus? Zum langsam Gehen? Letzte Tür. Und schon wurde sie aufgerissen. Auf den ersten Blick schien alles wie immer. Ziemlich aufgeräumt, nur hier und da ein paar Zettel, entweder alte Berichte oder Unterlagen seiner Mutter. Die Sessel standen ordentlich um den großen Tisch herum und auch der wirkte richtig einladend. Trotzdem hatte Hideki ein ungutes Gefühl und schlagartig verschwand seine Hochstimmung. Irgendwas war hier seltsam… Vorsichtig und aufmerksam betrat er die Küche und das erste das ihm auffiel, das waren dunkle Flecken am Holzboden. Neugierig hockte er sich hin und fuhr mit den Fingern über das Parkett. Eindeutig feucht. Seine Mutter würde ausrasten. Jetzt, wo er den Fleck so ausgiebig betrachtete, erinnerte er sich, dass er mehrere solcher Flecken auch draußen auf den Gängen bemerkte hatte. Innerlich beschloss er, in Zukunft viel aufmerksamer zu sein und nicht erst im Nachhinein festzustellen, was er gleich hätte herausfinden können. Der junge Uchiha richtete sich auf und schlenderte gedankenverloren zum Tisch hinüber. Wasserflecken auf dem Fußboden? Das konnte nur bedeuten, dass gestern jemand aus dem Regen direkt ins Haus geplatzt war. Nun ja… das, und die Tatsache, dass seine Mutter ebenfalls nicht zuhause war, ließ Hideki eine Vermutung anstellen… Wahrscheinlich irgendeine superinteressante, geheime Mission! Grummelnd ließ der Junge sich auf einen der Stühle plumpsen. Und wie immer war er nicht da gewesen! Einmal ging es hier hoch her und er hockte bei Kaito. Einen Augenblick später war seine trübe Stimmung verflogen und er war völlig aufmerksam. Neugierig langte er über den Tisch. Den Zettel hatte er vorhin ja gar nicht bemerkt… schon wieder hatte er nicht aufgepasst! Gott sei Dank war sein Vater nicht da. Das Papier raschelte, als Hideki es auseinander faltete. Er strich es hastig glatt und schon flogen seine Augen über den Text. Er las. Er las es noch einmal. Und noch einmal. Und dann ließ er die Notiz sinken. Seine grünen Augen waren aufgrund einer Mischung aus Verwunderung, Entsetzen und Unglauben weit aufgerissen. Er zwang sich, kurz den Kopf zu schütteln um wieder zur Besinnung zu kommen. Er riss das Blatt erneut vor sein Gesicht, um es noch ein allerletztes Mal zu lesen. Vor Aufregung bekam er kleine rote Flecken im Gesicht und seine Atmung und sein Herzschlag beschleunigten sich. Dann sprang er wie von der Tarantel gestochen auf, sodass der Stuhl krachend zu Boden fiel, doch er kümmerte sich nicht darum. Das Papier in seiner Faust wurde zerknittert, doch auch das scherte ihn einen feuchten Dreck. Er sprintete so schnell es ihm möglich war durch das Anwesen, hatte Probleme in seine Schuhe zu schlüpfen, da er so sehr zitterte, schoss aus der Tür, die er kräftig hinter sich zuschlug, und machte sich direkt auf den Weg zur Hokage. Wo konnten seine Eltern sonst sein? „Hey, Uchiha, Sakura!“ Die beiden Angesprochenen drehten sich überrascht um. Sasuke schnitt eine leicht gequälte Grimasse, doch Sakura lächelte freundlich. „Guten Morgen, Kiba, Akamaru. Was verschlägt euch so früh hierher?“, fragte sie neugierig und Kiba stieß ein spöttisches Lachen aus. Akamaru winselte bekräftigend. „Missionsbericht abliefern. Glaubt ihr, Tsunade hätte mich auch nur eine Minute damit in Ruhe gelassen? Ich war die letzten zwei Stunden damit beschäftigt, zusammen mit Akamaru und einer Gruppe vertrottelter Chunin den näheren Umkreis von Konoha zu überwachen. Die Alte wollte wissen, ob wir vielleicht die Spur von Verdächtigen aufnehmen könnten. Und das bei diesem Wolkenbruch gestern Nacht! Da verflüchtigen sich die Gerüche ja sofort! Und jetzt ist Tsunade sauer, weil sie mir das natürlich nicht glaubt.“, schmollte Kiba und erntete einen mitleidigen Blick von Sakura. Jaja, das war typisch Tsunade. Sasuke lachte abwertend. „Jammer nicht rum. Du hattest wenigstens etwas Greifbares zu tun. Ich hab Teams zusammengestellt, die ganze Nacht über. Ich bin Shinobi und kein Sekretär!“, gab der Uchiha seinen Senf dazu. „Ach, du bist Shinobi? Warst schon lange auf keiner Mission mehr. Zu beschäftigt mit eingebildet sein?“, fragte Kiba hämisch. „Wenigstens verbringe ich noch mehr Zeit mit Menschen als mit Tieren.“, giftete Sasuke. Oh ja, wenn der Inuzuka jetzt noch ein falsches Wort sagte… Sakura griff sich an den Kopf und lächelte gezwungen. „Jungs, bitte. Das war beides unter der Gürtellinie. Einigen wir uns darauf, dass ihr beide eine schlechte Nacht hattet, okay?“, versuchte sie einer Handgreiflichkeit entgegenzuwirken. Sasuke verstummte und wandte sich demonstrativ von den beiden ab. Sakura lachte leise und Kiba schnitt ihm eine Grimasse. Dann kraulte er Akamaru hinter den Ohren, der die ganze Zeit brav daneben gesessen hatte. „Gut… dann werde ich jetzt mal nach Hause gehen. Ich kann die Halle hier nicht mehr sehen. Aber wenn ich mich so umschaue, dann kann das wohl keiner mehr.“, meinte Kiba und lachte leise. In der Tat, die Menschen um sie herum wirkten alles andere als motiviert. Mit ernsten und vor Müdigkeit bleichen Gesichtern gingen sie ihren teils undankbaren Verpflichtungen nach. Sakura grinste leicht. „Ja, da hast du wohl Recht. Wir werden dann auch mal gehen… ich habe nämlich zudem keine Ahnung, wo die Kinder sind. Überhaupt, ich sollte dich wohl vorwarnen.“, meinte sie nachdenklich. Kiba sah sie überrascht an. „Wieso das denn?“ „Shizuka. Ich vermute, dass sie gestern Abend eine Unterhaltung mit Naruto hatte. Er war am Friedhof und sie hat alles gewusst. Und ja… du kannst dir vorstellen, was ich meine.“ Kibas Miene verdüsterte sich. Ein wenig peinlich berührt wandte er den Blick ab. „Ich weiß. Sie war gestern Nachmittag bei mir. Ich habe ihr Bilder gezeigt und ihr erzählt, was damals passiert ist…“, murmelte er. Entsetzt starrte Sakura ihn an und auch Sasuke lauschte aufmerksam. „Du hast was? Tsunade bringt dich um!“, fuhr sie erbost auf. Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und funkelte den Mann vor sich an. Sasuke freute sich, im Moment nicht in Kibas Haut zu stecken. Verteidigend hob der die Hände und Akamaru gab einen kurzen Drohlaut von sich. „Hey, eigentlich war es wirklich nicht meine Schuld! Sie hat gelauscht, gestern bei der Versammlung. Und gleich danach ist Team Sechs geschlossen bei mir aufgetaucht! Was hätte ich tun sollen? Sie hat mir vertraut, ich wollte sie nicht enttäuschen.“, sagte er und es war klar, dass er sein Handeln in keinster Weise bereute. Sakura seufzte resigniert. Gott, diese Woche hatte es definitiv in sich. „Egal… ist mir gerade alles egal. Ich will nur noch schlafen… Sasuke-kun, lass uns nach Hause gehen. Hoffen wir, dass Hideki heute weniger aktiv ist, als sonst.“ Sasuke lachte kurz auf. „Denkst du das wirklich?“ Gerade als Sakura antworten wollte, übernahm Kiba diese Aufgabe für sie. Er lachte und deutete auf etwas, das sich hinter Sakura und Sasuke abspielte. „Ihr werdet wohl kein Glück haben. Da kommt er schon gelaufen.“ Ungläubig drehte sich Sakura um und auch Sasuke sah seinem Sohn stirnrunzelnd entgegen. „Was hat er denn?“, fragte seine Frau verwundert und er zuckte bloß mit den Schultern. Trotzdem verengten sich seine Augen ein wenig. Irgendwas war hier faul. Sakura wurde unruhig, als sie einen Blick auf Sasukes Gesicht warf. Etwas stimmte nicht. Gerade eben betrat Hideki die Halle und sah sich hastig um. Als er seine Eltern und Kiba entdeckte, erhellte sich sein Gesicht ein wenig. Sakura wollte ihm entgegen winken, doch da stand er schon schnaufend vor ihr. „Da… seid ihr ja. Ich hab… euch überall gesucht.“, stieß er hervor und stützte sich mit seinen Händen auf seinen Knien ab. Besorgt ging Sakura vor ihm in die Hocke. „Was ist denn geschehen?“ Doch Hideki hatte noch nicht genug Luft, um lang und breit zu erklären. Sasuke und Kiba wechselten einen angespannten Blick. Vergessen war die Streiterei von eben. Hier ging es eindeutig um etwas Wichtiges. Auch Sakura war sich da ziemlich sicher. Hideki war ein wahres Energiebündel, strahlte mit der Sonne um die Wette und seine Laune war meist ungetrübt. Sofern die Sprache nicht auf sein Alter, seine Größe und seine Fähigkeiten kam. Aber grundlos durch die Gegend zu rasen, das war nicht seine Art. Nachdem sein kleiner Körper noch immer nach Luft gierte, beschloss sie, die ganze Sache ein wenig zu beschleunigen. Sie atmete tief durch, mobilisierte ihre Kraftreserven und konzentrierte sich. Sekunden später leuchtete ihre Hand grün auf und sie drückte sie sachte gegen die Brust ihres Sohnes. Normalerweise war sie gegen solch eine Vorgehensweise, da es auf Dauer die körpereigenen Funktionen schädigte, doch besondere Umstände verlangten bekanntlich besondere Maßnahmen. Augenblicklich beruhigte sich Hidekis Atmung und er grinste seine Mutter dankbar an. „Das könntest du ruhig öfter mal machen.“, stellte er fest. Sakura schnalzte missbilligend mit der Zunge. Ihr Blick fiel auf den Zettel in Hidekis zusammengepresster Faust. „Nein, werde ich nicht. Was ist das für ein Zettel? Jetzt sag endlich, warum du wie ein aufgescheuchtes Huhn durch Konoha rennst.“, befahl sie, doch der Junge verzog bloß das Gesicht. „Ich bin kein aufgescheuchtes Huhn…“, schmollte er beleidigt. Sasuke wurde es ab diesem Punkt zu blöd. Drohend baute er sich vor seinem Sohn auf. Der Blick, den er ihm dabei zuwarf, hätte einen Riesen in die Knie gezwungen. „Jetzt pass mal auf, Freundchen. Du sagst jetzt entweder auf der Stelle was dich hierher verschlägt, oder deine Tage als Shinobi sind ein für allemal gezählt, so wahr ich hier stehe.“ Er ließ keine Zweifel aufkommen, dass er seine Drohung im Ernstfall wahr machen würde. Sakura warf ihm einen säuerlichen Blick zu. Sie hatte nicht viel für derlei Erziehungsmethoden übrig, aber wie gesagt… besondere Umstände. Zerknirscht fügte sich Hideki. „Jaja… immer bin ich der Blöde. Aber diesmal wirst du deine Meinung ändern!“ Er reichte seinem Vater den zerknitterten Brief, den dieser kühl entgegennahm. Hideki plapperte munter weiter und entlockte Kiba ein leichtes Lächeln. Er bemitleidete jetzt schon den zukünftigen Sensei des aufgedrehten Bürschchens. „Denn diesmal hab ich nichts gemacht, das euch aufregen könnte. Nein, es war nicht meine Schuld. Ich hab nur die Notiz gefunden. Diesmal waren es Nii-san und Nee-san. Ha. Haha. Ich hab’s nur gefunden und bin natürlich gleich zu euch gegangen. Weil ich nämlich voll verantwortungsbewusst handeln kann, wie ihr immer so schön sagt.“ Er plapperte noch munter weiter, doch niemand schenkte ihm mehr richtig Gehör. Sakura und Kiba mussten verwundert feststellen, dass Sasuke während des Lesens des Blatt Papiers aschfahl geworden war. Er ließ die Hände sinken und suchte den Blick seiner Frau. „Was ist denn los mit dir, Sasuke-kun?“, fragte sie und allmählich stieg Panik in ihr auf. Er hielt ihr wortlos den Zettel hin. Sie nahm ihn verwirrt entgegen und im nächsten Moment stand Kiba hinter ihr. Neugierig lugte er über ihre Schulter und las die paar Zeilen mit. Tô-san, Kâ-san, wenn ihr das hier lest, dann sind wir schon lange weg. Tut uns leid, dass ihr es so erfahren müsst, aber eine andere Wahl haben wir im Moment nicht. Shizuka spricht gerade mit Naruto-san und wir beide, Sumiaki und ich, kennen sie gut genug um zu wissen, wohin dieses Gespräch führen wird. Shizuka wird Hinata suchen wollen. Und sie wird es auch durchziehen, weil sie alles durchzieht, was sie sich in den Kopf setzt. Ihr kennt sie doch. Und wir sind ein Team, also können wir sie unmöglich alleine gehen lassen. Macht euch keine Sorgen, wir kommen so schnell wie möglich wieder, wenn wir Beweise gefunden haben. Und bitte, sucht uns nicht. Es würde alles noch viel mehr verkomplizieren und wir schaffen es, selbst auf uns aufzupassen. Uns wird nichts geschehen, das versprechen wir. Seid bitte nicht böse. Masaru und Sumiaki, auch im Namen von Shizuka PS: Richtet Kiba-sensei doch bitte Folgendes aus: Tut uns leid, dass wir so nicht wirklich trainieren können. Wir wissen, wie wichtig es Ihnen ist. Aber Sie haben uns genug beigebracht, damit wir uns eine Zeit lang selbst durchschlagen zu können. Danke, Kiba-sensei. Verzeihen Sie uns. Es gibt keine andere Möglichkeit und wir sind uns durchaus der Konsequenzen unseres Handelns bewusst. Fassungslos las Sakura den Brief ein zweites Mal und Kibas Gesichtsfarbe machte der von Sasuke starke Konkurrenz. „Sagt mir, dass ich gerade träume und dass das hier nicht wirklich passiert.“, flehte Sakura leise, doch sie war sich im Klaren, dass dieser Brief durchaus Realität war. Sie hielt ihn so fest, dass er zerknitterte, so fest, dass es ihr selbst wehtat. Unschlüssig sah sie zwischen den Männern hin und her, während sie hunderte Emotionen gleichzeitig in sich aufsteigen spürte. „Das haben sie nicht getan.“, stieß sie hervor. Das Team hatte Konoha nicht verraten. Ihr Sohn war nicht aus dem Dorf verschwunden. Hideki fühlte sich nicht gut, seine Hände zitterten. „Kâ-san… M-Masaru-nii-san passt bestimmt auf sich auf… es ist zwar verboten das Dorf zu verlassen, aber er ist megastark, das weißt du doch! Und außerdem ist sein fauler Freund auch dabei… und Nee-chan auch… sie sind stark. Das sind sie doch, oder, Kiba-sensei?“, fragte er den Jonin hoffnungsvoll. Ihm war klar, dass es nicht erlaubt war, Konohagakure zu verlassen, dass es gefährlich war. Iruka hatte es ihnen auf der Akademie oft gesagt, er hatte sie eindringlich davor gewarnt. Hideki verstand nicht recht, wieso sein Bruder und seine Schwester es jetzt doch getan hatten. Er fand es ein wenig unfair, dass sie sich so ungeniert über die Regeln hinwegsetzten. Und er hasste es, dass sie Sakura traurig machten. „Es ist gemein, dass sie das gemacht haben. Das darf man nicht, ich auch nicht!“, meinte er vorwurfsvoll. Sakura funkelte ihren Sohn wütend an. „Nein, das darf man natürlich nicht! Was lernt ihr denn auf der Akademie, verdammt noch mal?! Solltest du es wagen ohne Erlaubnis auch nur einen Zeh aus dem Dorf zu halten, dann Gnade dir Gott!“, fuhr sie ihn erbost an. Ihre Stimmlage schraubte sich in die Höhe, als sie zu Sasuke herumfuhr. „Er hat es nicht getan! Er ist nicht so blöd das Dorf zu hintergehen! Sag mir, dass unser Sohn das nicht getan hat! Und Shizuka auch nicht… Sumiaki auch nicht! Sie haben sich nur einen dummen Scherz erlaubt!“, rief sie schrill und packte Sasuke am Kragen. Der Brief flatterte zu Boden. Es kam ihr wie ein Deja-vu vor, es erinnerte sie an ein grauenhaftes Gefühl, das sie vor langer Zeit gespürt hatte… als Sasuke gegangen war. Nein, Masaru hatte nicht denselben Fehler gemacht! Er durfte nicht! „Sasuke-kun…“, hauchte sie verzweifelt, doch er umfasste nur mit festem Griff ihre Handgelenke. „Sakura.“, sagte er eindringlich, „Beruhige dich.“ Er wusste, dass er viel von ihr verlangte, doch sie konnten sich keine Panik leisten. Er selbst war ruhig. Erstaunlich ruhig. Doch der genaue Wortlaut des Briefes hatte sich in sein Gedächtnis gebrannte. Sie wussten was sie taten? Das glaubte er weniger. Sasuke war zudem klar, an was Sakura erinnert wurde und vor langer Zeit hatte er sich gewünscht, sie niemals wieder so zu erleben. Überraschenderweise verschwendete er herzlich wenig Gedanken an seinen Sohn und die zwei anderen Kinder. Er wusste dass sie klarkamen und das Gefühl das in ihm aufstieg, diese Mischung aus Wut und Angst, unterdrückte er gekonnt. Er würde sich später damit auseinandersetzen. Kiba unterdessen hatte nachdenklich den Brief aufgehoben und las ihn noch einmal durch. Sie waren zweifelsfrei gegangen. „Sakura.“, begann er vorsichtig. Es war wichtig, dass sie sich darüber klar wurde. Wenn sie ihn Panik verfiel und es nicht wahrhaben wollte, dann konnte das ein echtes Problem werden. „Sie machen in Extremfällen keine Scherze. Und Shizuka erst recht nicht, wenn es um Hinata geht. Niemals. Sie sind weg.“, sagte er dann überzeugt und seine Mundhöhle war staubtrocken. Es auszusprechen war etwas anderes, als es zu lesen und zu wissen. Ernst sah er über Sakura hinweg Sasuke an. „Mein Team handelt überstürzt.“ Noch ehe Sasuke etwas erwidern konnte, lachte Sakura schrill auf. „Überstürzt? ÜBERSTÜRZT?? Verdammt, wie könnt ihr so ruhig bleiben? Sie haben das Dorf verraten, sie treiben sich IRGENDWO herum! Sie könnten sterben, verdammt noch mal! Sie haben doch keine Ahnung, wie es da draußen zugeht! Macht ihr euch keine Sorgen? Was ist nur los mit euch?? REDET SCHON! TUT WAS! Bitte… bitte, Sasuke-kun… Kiba…“ Sie wusste nicht, ob sie wütend oder hysterisch sein sollte und so wechselte ihre Stimmung sekündlich. Fest klammerte sie sich an Sasuke und wartete darauf, dass er etwas sagte. Er musste handeln. Irgendwie. „Sakura… wir müssen zu Tsunade. Kiba wollte sagen, dass sie nicht genügend darüber nachgedacht haben. Wenn wir ruhig und überlegt handeln haben wir eine Chance sie einzuholen.“ Sasuke strich ihr beruhigend übers Haar, obwohl er wusste wie lächerlich diese Worte waren. Er sah den Inuzuka eindringlich an und ihm war klar, dass er verstand. Sakura durfte nicht durchdrehen. Ihre Chancen das Team zu finden stand schlecht. Sie waren ihnen Stunden voraus und dass sie überstürzt handelten konnte genauso bedeuten, dass ihre Schritte und Vorgehensweise unberechenbar waren. Kiba dachte exakt dasselbe. „Ihr zwei geht zu Tsunade-sama. Sie muss in Kenntnis gesetzt werden. Ich komme gleich nach.“, meinte er schließlich und Sasuke nickte. Vorsichtig schob er Sakura von sich. „Komm.“, sagte er knapp und zog sie hinter sich her, darauf bedacht sie genau im Auge zu haben. Es tat ihm weh, dass sie litt. Aber er war sicher, dass ihre Gefühle wieder durchdrehen würden. Er hasste es und zum ersten Mal spürte er Wut auf Masaru. Er hatte nicht darüber nachgedacht und er war sich der Konsequenzen nicht bewusst. Wer hatte mehr Ahnung davon als Sasuke? Kiba sah den beiden nach, dann wandte er sich mit aufgesetztem Lächeln an Hideki und ging vor ihm in die Hocke. „Hey Kleiner.“, sagte er leise und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Der Zwerg sah nicht gut aus, bleich und ängstlich. Es war seltsam, das Energiebündel so zu sehen. „Pass auf, alles kommt wieder in Ordnung. Du hast richtig gehandelt, es war toll dass du gleich zu uns gekommen bist. Ich kann mir vorstellen wie du dich fühlst, wirklich. Hab keine Angst. Wir werden sie finden.“, redete er nachdrücklich auf den Jungen ein. In den kam im Nu wieder Leben und er schüttelte die Hand des Jonin unsanft ab. Seine grünen Augen blitzten und er lachte abfällig. „Nein. Ihr werdet Nii-san nicht finden. Er ist viel zu gut und zusammen mit Nee-chan und Sumiaki ist er noch viel besser als sonst. Außerdem habe ich keine Angst um meinen Bruder. Ich bin nur sauer weil er macht, dass Mama unglücklich ist. Und Papa wütend.“, erklärte der Junge scharf und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. „Und ihr müsst Naruto-san sagen, dass er Schuld daran hat, dass immer alle unglücklich und böse sind. Es ist halt so, warum weiß ich nicht. Der macht alle traurig. Und es ist bestimmt wegen ihm, dass Masaru und Shizuka weg sind. Das stimmt doch, oder?“, fragte er Kiba kalt. Der war ehrlich überrascht, wie schlau dieses Bürschchen war. Also nickte er. „Es hat etwas mit Naruto zu tun, da gebe ich dir Recht. Aber er ist nicht alleine Schuld, glaube mir. Mein Team hat einen großen Fehler gemacht, weil sie eine vermisste Person suchen.“, meinte er ausweichend und merkte, dass Akamaru an seine Seite trat. Hideki ließ sich davon nicht beeindrucken, der Hund war ihm egal. Argwöhnisch musterte er Kiba. „Sie sehen nicht besorgt aus… oder wütend.“, merkte er spitz an. Abrupt stand der Jonin auf und fixierte Hideki. Der Junge war intelligent, sehr intelligent. „Am besten wäre es, du würdest jetzt nach Hause gehen. Und als ranghöherer Ninja erteile ich dir den Befehl, mit niemandem über den Briefinhalt zu sprechen. Das ist extrem wichtig, verstanden? Gut, dann Abmarsch. Ich schicke dir Akamaru mit, also versuch nicht dich aus dem Staub zu machen und dumme Dinge zu tun.“, befahl er ernst und Hideki kam der Aufforderung widerwillig nach. Er war kein Baby mehr, er brauchte keinen Beschützer. Er warf dem Hund neben ihm einen mürrischen Blick zu. Naja, immerhin war er nicht ganz auf sich alleine gestellt. Musste er ihm zugute halten. Kiba sah Hideki und Akamaru nachdenklich nach. Dann las er ein weiteres Mal den Brief und schließlich ertappte er sich bei einem schwachen Lächeln. Sofort ließ er es verschwinden. Doch das Gefühl der Wut wollte sich trotzdem nicht einstellen. Natürlich, begeistert war er nicht… aber er konnte die Drei verstehen. Er konnte Shizuka verstehen und auch, weshalb die Jungs mitgegangen waren. „Teamarbeit… bestanden.“, murmelte er gedankenverloren. Aber sie konnten Hinata nicht finden. Es war schlichtweg unmöglich, sie war nun einmal tot. Shizuka würde es einsehen müssen, das war unausweichlich. Doch ihre schier grenzenlose Überzeugung beeindruckte ihn in gewisser Weise. Sie gab sich nicht so einfach mit unbewiesenen Dingen zufrieden und sie machte so lange weiter, bis sie ein Ergebnis hatte, eine Lösung oder einfach nur eine Antwort. Und… wer wusste es schon… vielleicht fand sie sogar eine. Irgendeine, und die quälende Ungewissheit über Hinatas Verbleib würde ein Ende haben. Ein für alle Mal. „Viel Glück, Team 6.“ Dann folgte er Sakura und Sasuke zu Tsunade. Sie mussten beraten, wie sie bei der Suche vorgehen würden. ~ Naruto kniete noch immer vor dem Grab. Wohin hätte er auch gehen sollen? Shizuka hätte ihn nicht sehen wollen und ihre Abneigung wollte er sich gestern nicht mehr antun. Nein, er hatte sie sich nicht antun können. Und so war er sitzen geblieben. Irgendwann hatte es zu regnen aufgehört, doch er hatte es nur am Rande mitbekommen. War doch egal. Sanft wiegten die Blüten der Blumen im Wind und Naruto lächelte leicht. Überrascht zuckte er zusammen, als er hinter sich Schritte vernahm. Er wandte leicht den Kopf nach hinten und erstarrte. „Du…?“, brachte er hervor. Sein Gegenüber antwortete nicht sofort, sondern musterte ihn nur eindringlich. „Hokage-sama will dich sehen. Es hat oberste Priorität und unterliegt der Geheimhaltung. Ich habe mich freiwillig gemeldet, dich zu ihr zu bringen.“ Naruto lachte kalt auf. „Als ob ich nicht selbst zu ihr gehen könnte, wenn sie mich rufen lässt.“, sagte er säuerlich. „Sie ist nicht überzeugt davon. Niemand ist überzeugt, Naruto.“, kam die knappe Antwort. „Jaja… sag ihr, ich komme gleich…“, murmelte er und er richtete seinen Blick wieder auf den Grabstein. Ein paar Minuten vergingen schweigend. Naruto hatte gehofft, der Neunankömmling würde verschwinden, doch dem war nicht so. Naruto versuchte, die Präsenz zu ignorieren. Hier würde er sich nicht mit seinem Leben auseinandersetzen. Hier zählten nur Hinata und Hikaru. „Ich werde ihr nichts ausrichten. Du wirst widerstandslos mitkommen.“, erhob sein Gegenüber erneut das Wort. Es klang äußerst distanziert. Naruto fuhr wütend herum. „Und wenn ich mich weigere? Du hast mir nichts zu sagen und ich habe das Recht, hier zu sein!“, zischte er. Er konnte sich anlegen, mit wem er wollte. Er hatte nichts zu verlieren. Die Antwort kam nicht minder zornig. „Das Recht hast du, aber das Verständnis ist schon lange verschwunden. Sieh dich doch an. Du bist ein Häufchen Elend, nicht mehr und nicht weniger. Ich hätte nie gedacht, dass du mich jemals so enttäuschen würdest. Wenn du dich nur so sehen könntest, wie wir es tun…“ Naruto rappelte sich auf. Seine Gelenke brannten wie die Hölle, doch es störte ihn nicht. Er hatte ja gewusst was dabei herauskommen würde, wenn er eine ganze Nacht im Regen bei Hinata verbrachte. Es war alle Schmerzen wert. „Dann bringen wir es mal hinter uns, nicht wahr? Vielleicht gibt sie mir wieder eine Mission… ich könnte eine vertragen.“, murmelte er geistesabwesend und wollte an dem Shinobi vorbeigehen, als dieser ihn unerwartet heftig zurückstieß. „Du Versager. Und ich habe dich vor Jahren noch bewundert! Ich habe dich verehrt, du warst mein Vorbild! Ich werde nicht zulassen, dass du weiter bei lebendigem Leib verreckst. Hanabi hat mir alles erzählt, ich weiß, dass Shizuka von Hinata erfahren hat! Sie hat dich vor Hiashi verteidigt wie eine wilde Bestie! Das hätte sie nicht tun dürfen, das war vergeudete Energie! Aber weißt du was? Sie weiß wie verzweifelt du bist, nur bist du zu blind, um das zu begreifen! Und jetzt… jetzt ist sie weg.“ Naruto sah ihn verwirrt an. Was ging den hier ab? „Wer ist weg?“, fragte er. Ein spöttisches Lachen kam als Antwort. „Wer wohl? Shizuka natürlich. Gestern Abend hat sie zusammen mit Uchiha Masaru und Nara Sumiaki das Dorf verlassen. Dreimal darfst du raten, weshalb. Und jetzt schaff ich dich zu Tsunade.“ Naruto war wie vor den Kopf gestoßen. Als hätte ihm jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Die Außenwelt verschwand für einen kurzen Moment. Shizuka war… weg? Widerstandslos ließ er zu, dass sich ihm der Shinobi näherte und ihn unter den Armen packte. „Bereit?“, wurde er kalt gefragt, doch er war nicht fähig, eine Antwort zu geben. Sein Herz raste. Er spürte, dass er erzitterte. War das etwa Angst? „Shizuka ist… weg?“, fragte er und in seiner Stimme schwang ein Hauch von Panik mit. Es kam keine Antwort, nur dieser Blick, der Narutos Wut auslöste. Im Bruchteil eines Momentes hatte er den Shinobi am Kragen gepackt. „ANTWORTE!!!“, schrie er ihn an und es war ihm egal, dass sie sich auf einem Friedhof befanden. Shizuka war weg. Mit einem Ruck befreite sich der Ninja von ihm. „JA, VERDAMMT! SIE IST WEG, WEIL SIE HINATA SUCHT! WEIL DU IHR DEINE FLAUSEN IN DEN KOPF GESETZT HAST! SIE SCHWEBT IN LEBENSGEFAHR!! DU WEISST, WIE ES DA DRAUSSEN IST!! SIE KANN STERBEN, NARUTO! SIE KANN STERBEN UND DANN WIRST DU WIRKLICH ALLEINE SEIN!!“, bekam er als wütende Antwort ins Gesicht gebrüllt. Er erstarrte. Und dann begriff er. Er begriff, was die Worte bedeuteten und vor seinem geistigen Auge lief ein Film ab, ganz so als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Der traurige Film der vergangenen Jahre. Er sah sich selbst vor dem Grabstein knien, immer wieder. Er sah sich auf lebensgefährlichen Missionen, er sah sich wie leblos im Bett liegen und die Decke anstarren. Er sah seine Tränen. Gott… es war wahr! Was hatte er bloß für ein Leben geführt? Was war nur aus ihm geworden? Naruto war entsetzt. Ehrlich entsetzt und dieses Gefühl war so ungewohnt für ihn. Er war keine Emotionen gewohnt… gar nichts. Und das versetzte ihm erneut einen ungewohnt heftigen Stich im Herzen. Und dann Shizukas Lächeln. Noch niemals hatte er es so genau betrachtet und noch niemals hatte er es so zu schätzen gewusst, wie in dem Moment in dem er sah, wie er auf sie gewirkt haben musste. Sie war immer da gewesen und sie hatte jede seiner Launen ertragen und über sich ergehen lassen. Das hatte sie nicht verdient gehabt. Es war ein grauenhaftes Erwachen und der Schmerz fuhr ihm in alle Glieder. Die Angst und die Reue überschwappt ihn und drohte ihn zu ersticken. „Was hab ich getan…?“, flüsterte er fassungslos. „Das frage ich mich auch.“, kam die Antwort des Shinobi, doch sie klang nun deutlich freundlicher, „Kommst du jetzt freiwillig mit?“ Naruto sah ihn an. Er sah ihn richtig an und er begriff, wer hier vor ihm stand. Er begriff, wie viel sich verändert hatte. Er hatte es gewusst, keine Frage… Aber es gab einen Unterschied zwischen Wissen und Begreifen. Er war so lange eine lebende Leiche gewesen. Noch ein kurzer Blick auf das Grab… er hatte so viel durchgemacht. Er hatte so vielen Menschen wehgetan… so vielen Menschen, die es nicht verdient hatten. Und an die er niemals auch nur einen Gedanken verschwendet hatte. Wie musste es für diesen Mann hier gewesen sein? Für diese Person, deren Wandlung einfach an Naruto vorübergegangen war? Es hatte ihn nicht interessiert, keine Sekunde lang. Alles, jede Kleinigkeit war ihm egal gewesen. Er hatte sich einfach ausgeklinkt, er hatte seine Freunde abgewiesen und sie mit seiner Art vor den Kopf gestoßen. Wie musste es für sie gewesen sein ihn so zu sehen, all die Jahre hindurch? Sakura… Sasuke… Tsunade… Shizuka… jeder seiner Freunde. Und trotzdem waren sie an seiner Seite gewesen, auch wenn er es ihnen mit keinem Wort gedankt hatte, ganz im Gegenteil. Er hatte ihnen nicht gezeigt, dass es ihm besser ging, nicht einmal den Anschein erweckt, er hatte sich gehen lassen und ihnen damit Sorgen bereit. Er hatte sie alle im Stich gelassen und enttäuscht. Naruto fühlte sich schrecklich schuldig. „Es… es tut mir so leid.“, flüsterte er schwach. Der Shinobi vor ihm lachte leise und es klang so erleichtert, dass selbst Naruto sich für einen Augenblick gut fühlte. Es war seltsam. Sehr seltsam, diese Emotion zu fühlen, auch wenn sie schon wieder verschwunden war. Er wollte plötzlich, dass sie wiederkam. „Weißt du, das ist das erste Mal seit langem, dass ich dir das wieder glaube, Nii-san.“, antwortete Konohamaru. Dann verschwand er mit einem vertrauensvollen Lächeln auf den Lippen. Naruto würde ihm folgen. Da war er sich sicher. Und Naruto tat es. ************************************************************** Es geht aufwärts mit Naruto, das verkünde ich hier hochoffiziell. xD Jetzt muss er sich aber mal zusammenreißen, jetzt ist Shizuka weg. oÔ Na, wie fandet ihr die Reaktionen von Sasuke, Sakura, Kiba und Hideki? Ich hatte mit denen die größten Schwierigkeiten... *schauder* Überhaupt, das ganze Kapitel war... naja. xDD Und was haltet ihr von Rihito? *~* Ich find den Kleinen total knuffig. xD Aber diese Miharu... ein sehr interessanter Charakter zu schreiben, das könnt ihr mir glauben. Harte Sache, genau wie Aiji und Tsu. ^^ Also, ich bin auf eure Meinungen zu den Charas und dem Storyverlauf ziemlich gespannt. *~* Danke für eure Aufmerksamkeit!! Eure Fantasia PS: Ein ganzes Kapitel ohne Shizuka und Co. T___T Verzeiht. xD Kapitel 11: Yakusoku - Versprechen ---------------------------------- Hey Leute...~ Ich fasse es kaum, aber nach über einem halben Jahr habe ich ein neues Kapitel. Es ist so lange, weil ich euch noch ein paar wichtige Szenen aus den vorangegangenen Kapitel dazugegeben habe. ^^ Ich bitte euch, sie aufmerksam zu lesen, weil ich dieses Kapitel sonst vielleicht nicht ganz versteht... weil ja alles schon so lange her ist... *sfz* Wie auch immer. ^^" Ich wünsche euch viel Spaß!!! ********************************************************************************** „Ich verstehe… ich bedeute dir nichts. Weißt du eigentlich, was das für mich heißt? Du hast gelogen. All die Jahre, in denen du vorgegeben hast, mich zu lieben… sie waren alle gelogen. Keinen Moment ging es um mich. Ich war nie wichtig. Niemand war wichtig. Es ging immer nur um dich und meine Mutter. Du bist ein Lügner und du hast aufgegeben, nach Hinata zu suchen! Du bist nicht mehr mein Vater und du bist auch nicht Naruto Uzumaki! Ich hasse dich! Ich hasse dich aus tiefstem Herzen und ich wünschte, du wärst Hinata suchen gegangen! Dann wärst du nicht hier und ich müsste nicht andauernd darüber nachdenken, wieso du nie lachst und wie ich dir helfen könnte, und wieso… wieso du… wieso du mich nicht liebst. Ich hasse dich!!“ ~ Masaru nickte knapp. „Dann los. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Ach ja… wohin geht’s überhaupt?“ „Wellenreich.“, antworteten Shizuka und Sumiaki synchron. Verblüfft sah die junge Uzumaki den Nara an. Er grinste bloß. „Ich habe gute Ohren, Shizuka. So leise kann Tsunade gar nicht reden.“ Masaru schüttelte leicht den Kopf. „Weiter weg geht’s ja gar nicht mehr. Na dann los, würde ich mal sagen.“ Die drei nickten sich noch einmal entschlossen zu und verschwanden anschließend gleichzeitig in der Dunkelheit. ~ Kiba sah Hideki und Akamaru nachdenklich nach. Dann las er ein weiteres Mal den Brief und schließlich ertappte er sich bei einem schwachen Lächeln. Sofort ließ er es verschwinden. Doch das Gefühl der Wut wollte sich trotzdem nicht einstellen. Natürlich, begeistert war er nicht… aber er konnte die Drei verstehen. Er konnte Shizuka verstehen und auch, weshalb die Jungs mitgegangen waren. „Teamarbeit… bestanden.“, murmelte er gedankenverloren. Aber sie konnten Hinata nicht finden. Es war schlichtweg unmöglich, sie war nun einmal tot. Shizuka würde es einsehen müssen, das war unausweichlich. Doch ihre schier grenzenlose Überzeugung beeindruckte ihn in gewisser Weise. Sie gab sich nicht so einfach mit unbewiesenen Dingen zufrieden und sie machte so lange weiter, bis sie ein Ergebnis hatte, eine Lösung oder einfach nur eine Antwort. Und… wer wusste es schon… vielleicht fand sie sogar eine. Irgendeine, und die quälende Ungewissheit über Hinatas Verbleib würde ein Ende haben. Ein für alle Mal. „Viel Glück, Team Sechs.“ Dann folgte er Sakura und Sasuke zu Tsunade. Sie mussten beraten, wie sie bei der Suche vorgehen würden. ~ Naruto kniete noch immer vor dem Grab. Wohin hätte er auch gehen sollen? Shizuka hätte ihn nicht sehen wollen und ihre Abneigung wollte er sich gestern nicht mehr antun. Nein, er hatte sie sich nicht antun können. Und so war er sitzen geblieben. Irgendwann hatte es zu regnen aufgehört, doch er hatte es nur am Rande mitbekommen. War doch egal. Sanft wiegten die Blüten der Blumen im Wind und Naruto lächelte leicht. Überrascht zuckte er zusammen, als er hinter sich Schritte vernahm. Er wandte leicht den Kopf nach hinten und erstarrte. „Du…?“, brachte er hervor. Sein Gegenüber antwortete nicht sofort, sondern musterte ihn nur eindringlich. „Hokage-sama will dich sehen. Es hat oberste Priorität und unterliegt der Geheimhaltung. Ich habe mich freiwillig gemeldet, dich zu ihr zu bringen.“ Naruto lachte kalt auf. „Als ob ich nicht selbst zu ihr gehen könnte, wenn sie mich rufen lässt.“, sagte er säuerlich. „Sie ist nicht überzeugt davon. Niemand ist überzeugt, Naruto.“, kam die knappe Antwort. „Jaja… sag ihr, ich komme gleich…“, murmelte er und er richtete seinen Blick wieder auf den Grabstein. Ein paar Minuten vergingen schweigend. Naruto hatte gehofft, der Neunankömmling würde verschwinden, doch dem war nicht so. Naruto versuchte, die Präsenz zu ignorieren. Hier würde er sich nicht mit seinem Leben auseinandersetzen. Hier zählten nur Hinata und Hikaru. „Ich werde ihr nichts ausrichten. Du wirst widerstandslos mitkommen.“, erhob sein Gegenüber erneut das Wort. Es klang äußerst distanziert. Naruto fuhr wütend herum. „Und wenn ich mich weigere? Du hast mir nichts zu sagen und ich habe das Recht, hier zu sein!“, zischte er. Er konnte sich anlegen, mit wem er wollte. Er hatte nichts zu verlieren. Die Antwort kam nicht minder zornig. „Das Recht hast du, aber das Verständnis ist schon lange verschwunden. Sieh dich doch an. Du bist ein Häufchen Elend, nicht mehr und nicht weniger. Ich hätte nie gedacht, dass du mich jemals so enttäuschen würdest. Wenn du dich nur so sehen könntest, wie wir es tun…“ Naruto rappelte sich auf. Seine Gelenke brannten wie die Hölle, doch es störte ihn nicht. Er hatte ja gewusst was dabei herauskommen würde, wenn er eine ganze Nacht im Regen bei Hinata verbrachte. Es war alle Schmerzen wert. „Dann bringen wir es mal hinter uns, nicht wahr? Vielleicht gibt sie mir wieder eine Mission… ich könnte eine vertragen.“, murmelte er geistesabwesend und wollte an dem Shinobi vorbeigehen, als dieser ihn unerwartet heftig zurückstieß. „Du Versager. Und ich habe dich vor Jahren noch bewundert! Ich habe dich verehrt, du warst mein Vorbild! Ich werde nicht zulassen, dass du weiter bei lebendigem Leib verreckst. Hanabi hat mir alles erzählt, ich weiß, dass Shizuka von Hinata erfahren hat! Sie hat dich vor Hiashi verteidigt wie eine wilde Bestie! Das hätte sie nicht tun dürfen, das war vergeudete Energie! Aber weißt du was? Sie weiß wie verzweifelt du bist, nur bist du zu blind, um das zu begreifen! Und jetzt… jetzt ist sie weg.“ Naruto sah ihn verwirrt an. Was ging den hier ab? „Wer ist weg?“, fragte er. Ein spöttisches Lachen kam als Antwort. „Wer wohl? Shizuka natürlich. Gestern Abend hat sie zusammen mit Uchiha Masaru und Nara Sumiaki das Dorf verlassen. Dreimal darfst du raten, weshalb. Und jetzt schaff ich dich zu Tsunade.“ Naruto war wie vor den Kopf gestoßen. Als hätte ihm jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Die Außenwelt verschwand für einen kurzen Moment. Shizuka war… weg? Widerstandslos ließ er zu, dass sich ihm der Shinobi näherte und ihn unter den Armen packte. „Bereit?“, wurde er kalt gefragt, doch er war nicht fähig, eine Antwort zu geben. Sein Herz raste. Er spürte, dass er erzitterte. War das etwa Angst? „Shizuka ist… weg?“, fragte er und in seiner Stimme schwang ein Hauch von Panik mit. Es kam keine Antwort, nur dieser Blick, der Narutos Wut auslöste. Im Bruchteil eines Momentes hatte er den Shinobi am Kragen gepackt. „ANTWORTE!!!“, schrie er ihn an und es war ihm egal, dass sie sich auf einem Friedhof befanden. Shizuka war weg. Mit einem Ruck befreite sich der Ninja von ihm. „JA, VERDAMMT! SIE IST WEG, WEIL SIE HINATA SUCHT! WEIL DU IHR DEINE FLAUSEN IN DEN KOPF GESETZT HAST! SIE SCHWEBT IN LEBENSGEFAHR!! DU WEISST, WIE ES DA DRAUSSEN IST!! SIE KANN STERBEN, NARUTO! SIE KANN STERBEN UND DANN WIRST DU WIRKLICH ALLEINE SEIN!!“, bekam er als wütende Antwort ins Gesicht gebrüllt. Er erstarrte. Und dann begriff er. Er begriff, was die Worte bedeuteten und vor seinem geistigen Auge lief ein Film ab, ganz so als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Der traurige Film der vergangenen Jahre. Er sah sich selbst vor dem Grabstein knien, immer wieder. Er sah sich auf lebensgefährlichen Missionen, er sah sich wie leblos im Bett liegen und die Decke anstarren. Er sah seine Tränen. Gott… es war wahr! Was hatte er bloß für ein Leben geführt? Was war nur aus ihm geworden? Naruto war entsetzt. Ehrlich entsetzt und dieses Gefühl war so ungewohnt für ihn. Er war keine Emotionen gewohnt… gar nichts. Und das versetzte ihm erneut einen ungewohnt heftigen Stich im Herzen. Und dann Shizukas Lächeln. Noch niemals hatte er es so genau betrachtet und noch niemals hatte er es so zu schätzen gewusst, wie in dem Moment in dem er sah, wie er auf sie gewirkt haben musste. Sie war immer da gewesen und sie hatte jede seiner Launen ertragen und über sich ergehen lassen. Das hatte sie nicht verdient gehabt. Es war ein grauenhaftes Erwachen und der Schmerz fuhr ihm in alle Glieder. Die Angst und die Reue überschwappt ihn und drohte ihn zu ersticken. „Was hab ich getan…?“, flüsterte er fassungslos. „Das frage ich mich auch.“, kam die Antwort des Shinobi, doch sie klang nun deutlich freundlicher, „Kommst du jetzt freiwillig mit?“ Naruto sah ihn an. Er sah ihn richtig an und er begriff, wer hier vor ihm stand. Er begriff, wie viel sich verändert hatte. Er hatte es gewusst, keine Frage… Aber es gab einen Unterschied zwischen Wissen und Begreifen. Er war so lange eine lebende Leiche gewesen. Noch ein kurzer Blick auf das Grab… er hatte so viel durchgemacht. Er hatte so vielen Menschen wehgetan… so vielen Menschen, die es nicht verdient hatten. Und an die er niemals auch nur einen Gedanken verschwendet hatte. Wie musste es für diesen Mann hier gewesen sein? Für diese Person, deren Wandlung einfach an Naruto vorübergegangen war? Es hatte ihn nicht interessiert, keine Sekunde lang. Alles, jede Kleinigkeit war ihm egal gewesen. Er hatte sich einfach ausgeklinkt, er hatte seine Freunde abgewiesen und sie mit seiner Art vor den Kopf gestoßen. Wie musste es für sie gewesen sein ihn so zu sehen, all die Jahre hindurch? Sakura… Sasuke… Tsunade… Shizuka… jeder seiner Freunde. Und trotzdem waren sie an seiner Seite gewesen, auch wenn er es ihnen mit keinem Wort gedankt hatte, ganz im Gegenteil. Er hatte ihnen nicht gezeigt, dass es ihm besser ging, nicht einmal den Anschein erweckt, er hatte sich gehen lassen und ihnen damit Sorgen bereit. Er hatte sie alle im Stich gelassen und enttäuscht. Naruto fühlte sich schrecklich schuldig. „Es… es tut mir so leid.“, flüsterte er schwach. Der Shinobi vor ihm lachte leise und es klang so erleichtert, dass selbst Naruto sich für einen Augenblick gut fühlte. Es war seltsam. Sehr seltsam, diese Emotion zu fühlen, auch wenn sie schon wieder verschwunden war. Er wollte plötzlich, dass sie wiederkam. „Weißt du, das ist das erste Mal seit langem, dass ich dir das wieder glaube, Nii-san.“, antwortete Konohamaru. Dann verschwand er mit einem vertrauensvollen Lächeln auf den Lippen. Naruto würde ihm folgen. Da war er sich sicher. Und Naruto tat es. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 11: Yakusoku - Versprechen Tsunade wusste nicht, für welches Gefühl sie sich entscheiden sollte. Fassungslosigkeit? Wut? Bewunderung? Stolz? Nachdenklich las sie noch einmal den Brief durch und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Team Sechs hatte also Konohagakure verlassen, um Hinata zu suchen. Das musste in der Tat eine kurzfristige Entscheidung gewesen sein, wie Kiba schon bestätigt hatte. Stirnrunzelnd sah Tsunade Sasuke, Sakura und Kiba an, während sie den Brief mit wenigen Bewegungen zusammenfaltete und in einer Schublade verschwinden ließ. Die Hokage war sich sicher, dass mittlerweile alle Anwesenden den Inhalt auswendig kannten. Tsunade erhob sich gemächlich aus ihrem Sessel, ging um den Schreibtisch herum, lehnte sich dagegen und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Das ist eine interessante Wendung.“, begann sie schließlich bedächtig. „EINE INTERESSANTE WENDUNG? DAS IST WAHNSINN!!“, bekam sie als Antwort von Sakura entgegengeschleudert. Die rosahaarige Frau war bleich und hatte ihre Hände zu Fäusten geballt. Ihre grünen Augen funkelten Tsunade wütend an. Was dachte sich diese Frau eigentlich?! „Tsunade-sama, die drei haben das Dorf verlassen! Sie sind ohne Erlaubnis gegangen, das ist Verrat! Das ist… unentschuldbar! Das ist… sie hätten nicht gehen dürfen!!“, versuchte sich Sakura zu erklären und hilflos blickte sie zu Sasuke, der jedoch stur an die gegenüberliegende Wand starrte. Tsunade warf ihr einen scharfen Blick zu. „Sakura, ich bitte dich, kriege dich wieder ein! Das hat mit Verrat in dem Sinne rein gar nichts zu tun. Es ist ja nicht so, dass sie ohne irgendeine Erklärung gegangen sind. Sie haben uns keine Lüge aufgetischt und sie haben sich nicht direkt einem Befehl widersetzt. Sie tun es eines guten Zweckes Willen. Verrat ist in meinen Augen etwas anderes und ich hoffe, dass du das ebenso sehen kannst.“, wies sie ihre Schülerin entschieden zurecht. Sakura zitterte vor unterdrückter Wut. „Aber sie haben das Dorf verlassen! Wer weiß, auf welche absurden Ideen sie noch kommen werden! Da draußen rennen so viele Verrückte herum, so viele, die sie ausnutzen und einfach nur… töten könnten! Und die drei rennen blindlings in ihr Verderben, mit ihrem großartigen Ziel vor Augen, oder was? Mit einem Ziel, das sie niemals erreichen werden, denn es ist lächerlich! Wie zur Hölle sollen sie Hinata finden?! Sie ist tot, Herrgott noch mal! Ein ungerechtfertigter Grund, das Dorf zu verlassen, ein Grund, für den es sich nicht zu sterben lohnt!“ Die Stimme der Uchiha war schrill geworden, panisch und unkontrolliert. Verärgert hob Tsunade eine Augenbraue und warf Shizune dann einen bedeutsamen Blick zu. Zeit für Beruhigungstee. Ihre Dienerin verstand und lautlos verließ sie den Raum, während Sakura noch immer vor sich hin zeterte. „Wie können sie bloß so dämlich sein und auf eigene Faust einem so aussichtslosen und waghalsigen Plan nachgehen?“ Tsunade hatte sich gerade eine wunderbare Predigt zu Recht gelegt gehabt, als Sasuke noch vor ihr der Kragen platzte. Wütend funkelte er seine Frau an, die schwarzen Augen noch schwarzer als sonst, die Hände zu zitternden Fäusten geballt. Wenn er nicht ein paar Meter von Sakura entfernt gestanden hätte, hätte Tsunade definitiv Angst um das Leben ihrer besten Schülerin gehabt. „Wieso sagst du denn nicht gleich…“, zischte er bedrohlich, „… dass sie so dumm sind wie ich? Wenn du mich indirekt sowieso mit ihnen vergleichst?“ Und plötzlich war es mucksmäuschenstill in Tsunades Büro. Die Godaime ließ ihren Blick scheinbar desinteressiert über ihre hohen und voll gestopften Bücherregale gleiten und Kiba sah demonstrativ unbeteiligt aus dem Fenster. Sakura wurde noch blasser, als sie ohnehin schon war. „A-Aber… das hab ich nie gesagt!“ Sasuke schnaubte verächtlich und wandte seinen Blick von ihr ab. „Aber gedacht. Und das ist noch schlimmer.“ Wieder wurde es still in Tsunades Büro. Sakura hatte ihre Finger zu zitternden Fäusten geballt und fest an ihre Brust gedrückt. Ihre grünen Augen füllten sich langsam mit Tränen und abrupt sah sie von Sasuke weg, irgendwohin auf den Boden. Sie… sie hatte diese Situation doch nicht mit seiner verglichen… oder? Am liebsten wäre sie einfach aus diesem Zimmer gelaufen, weit weg von allem, doch ihr war klar, dass das nicht ging. Also blieb sie stehen, mit dieser deutlich spürbaren Barriere zwischen ihr und Sasuke. Der Uchiha sah weiterhin stur auf die Wand ihm gegenüber. Sein Gesichtsausdruck verriet nichts über seine Gedanken und er hatte auch nicht vor, das zu ändern. Er hatte auch nicht vor, Sakura anzusehen. Denn er wusste, was er in ihren Augen lesen konnte, er wusste es instinktiv. Wieder ergriff ihn Wut auf Masaru. Unbändige Wut. Was hatte sich der Junge bloß gedacht?! Nichts, überhaupt gar nichts rechtfertigte sein Handeln! Für Shizuka galt dasselbe. Auch wenn sie nicht seine eigene Tochter war, in gewisser Hinsicht hatte er mehr mit ihrer Erziehung zu tun gehabt als Naruto! War er so ein unglaublich schlechter Vater, dass er zwei seiner Kinder dazu gebracht hatte, einfach so aus Konoha zu verschwinden? Und gerade, als die Spannung in der Luft kaum noch erträglich war, öffnete sich die Tür und Shizune kam mit dem Beruhigungstee zurück. Ihre braunen Augen wanderten von Tsunade über Kiba und blieben schließlich bei Sakura und Sasuke hängen. Schweigend durchschritt Shizune den Raum und stellte das Tablett mit den dampfenden Teetassen auf Tsunades Schreibtisch ab. Niemand sprach ein Wort und die Dienerin der Fünften fragte sich, was sich hier wohl ereignet hatte. Dann öffnete sich die Tür. ~ Das Erste, das Naruto erblickte, war Sakuras bleiches Gesicht. Sie stand nur wenige Meter rechts von ihm und brauchte wohl ein paar Augenblicke, um ihn zu erkennen. Der Uzumaki sah die Rosahaarige einfach nur an und es kam ihm so vor, als wäre es das erste Mal nach unendlich langer Zeit. Er fühlte sich hilflos und spürte heftige Schuldgefühle in sich toben. Es tat weh. Die bleierne Stille, die sich nach Hikarus und Hinatas Tod um ihn gelegt hatte, war von Shizukas Verschwinden und Konohamarus Worten fortgerissen worden. Es war, als wäre er mit einem heftigen, unsanften Stoß in die normale Welt zurückkatapultiert worden. Naruto sah klar, hörte klar und als sein Blick auf die Gesichter der Leute um ihn herum fiel, registrierte er endlich und mit voller Wucht, dass sich die Welt weitergedreht hatte. Alle hatten weitergemacht, während er in seiner Trauer und seinem Selbstmitleid versunken war. Es gab nichts mehr, das ihn von dieser Tatsache abschirmte und in gewisser Weise spürte Naruto Dankbarkeit in sich aufwallen. Da waren endlich wieder andere Gefühle in ihm, nicht mehr nur die Leere, die Verzweiflung und die Trauer. Es war, als begann Narutos Körper erst jetzt zu verstehen, dass er zu anderen Emotionen fähig war. Dass er sich anders verhalten konnte. Und plötzlich hörte Naruto die Vögel in den nahen Bäumen zwitschern und er hörte das geschäftige Treiben unten auf den Straßen. Einen Moment verharrten Narutos Augen bei dem geöffneten Fenster. Er sah den blauen Himmel, die grünen Wipfel der Bäume und die roten Dächer der Häuser. Als ein kühler, sanfter Windhauch sein Gesicht umspielte, schloss Naruto einen Moment die Augen und atmete konzentriert ein. Seine Lunge füllte sich mit dem Sauerstoff, ganz so, wie sie es die vergangenen Jahre getan hatte, ohne dass es ihm bewusst gewesen war. Unerwartet begann sein Gesicht zu schmerzen und verblüfft bemerkte Naruto, dass sich seine Mundwinkel angehoben hatten. Er lächelte. Er lächelte und er spürte seinen Herzschlag schneller werden, als dieses seltsame Gefühl ihn überwältigte. Er war lebendig. Er war am Leben. Trotz den letzten Jahren… Er fühlte. „Es ist vorbei.“, flüsterte Naruto leise und ein wenig ungläubig in die Stille um ihn herum. Es war vorbei. Und mit diesen Worten und ohne, dass irgendjemand sonst hätte reagieren können, wurde ihm glasklar, was er zu tun hatte. Es war wie ein mächtiges Feuer, das urplötzlich in ihm aufloderte. Es war ein unbändiger Drang, den Naruto nach all den Jahren, in denen er für Gefühle jeglicher Art nahezu unempfänglich gewesen war, einfach nicht ignorieren konnte. Weshalb war er hierher gekommen? Weshalb hatte ihn das Leben mit einem abrupten, fast schon schmerzhaften Ruck wiedergeholt? Shizuka. Shizuka war weg. Shizuka, die gestern bei ihm am Friedhof gewesen war, Shizuka, die geweint und geschrieen hatte. Mit wachsendem Entsetzen erinnerte sich Naruto an die Szene, erinnerte sich an ihre und seine Worte, und er konnte ihr Gesicht genau erkennen, als sie ihn fassungslos, ungläubig und zutiefst erschüttert und verletzt angesehen hatte. Wieso sah er es erst jetzt…? Wieso hatte er es gestern nicht wahrnehmen können? Weil er gestern noch nicht da gewesen war. Es war ein seltsames Gefühl, das von ihm Besitz ergriffen hatte. Als wäre er aus einem langen, tiefen Schlaf erwacht und als müsse er sich erst wieder zurechtfinden, in der Welt, die so laut und schnell war. Ja, genauso war es. Er hatte vergessen, was es hieß, am Leben zu sein. Schon komisch, dass das überhaupt möglich war, doch Narutos Gedanken rasten viel zu schnell, sein Gehirn lieferte ihm viel zu schnell Informationen, die er verarbeiten musste. Nur eines, das war immer klar. Glasklar. Shizuka war weg. Seine Tochter war verschwunden, die einzige, die ihm geblieben war, die einzige, für die er zurückgekommen war, die einzige, die ihn bedingungslos geliebt hatte, all die Jahre. Die einzige, der er mehr wehgetan hatte, als all den anderen zusammen. Sie war weg und hatte ihn verlassen. Sie war weg und suchte ihre Mutter. Hinata. Seine Hinata… Der Schmerz, den er verspürte, war genauso übermächtig wie zuvor, doch jetzt… jetzt war er, Naruto, lebendig und er konnte den Schmerz klar und deutlich spüren. Hinata war einfach weg, von einem Moment auf den anderen verschwunden. Es tat weh, so unglaublich weh und es zerriss ihn immer noch… alle paar Sekunden schlichen sich Gedanken in seinen Kopf, Gedanken, die ihm sagten, sich noch einmal gehen zu lassen. Die ihm sagten, dass es sinnlos war, weiterzumachen. So sinnlos ohne sie, so sinnlos ohne ihr Lächeln und so sinnlos ohne ihre Wärme und Nähe. Doch jetzt war noch etwas anderes in Naruto, etwas, das er erst vor wenigen Minuten erkannt hatte. Die Welt drehte sich weiter. Sie hatte es die ganze Zeit über getan. Sie war nicht einfach stillgestanden und sie hatte auch nicht getrauert. Es war einfach weitergegangen und er hatte sich widersetzen wollen, all die Jahre… doch Zeit war etwas, gegen das man nicht gewinnen konnte. Alles ging weiter. Und er hatte es nicht bemerkt. Bis zu diesem Augenblick. Ein wild entschlossener Ausdruck trat in seine Augen und der Drang in ihm, etwas zu tun, verstärkte sich drastisch. Er war erwacht und er war noch immer gelähmt, doch er hatte ein Ziel. Ein Ziel, das er unter allen Umständen erreichen musste. Selbst wenn es ihm das Leben kosten würde, den Verstand und die Vernunft, so konnte er es sich nicht leisten, zu versagen. Er würde nicht noch einmal einen Fehler machen. In den letzten Jahren waren ihm zu viele passiert. Viel zu viele, angefangen vor genau elf Jahren. Er durfte nicht noch einmal versagen. Mit langsamen, aber entschlossenen Schritten ging Naruto an seinen Freunden vorbei auf Tsunade zu. Er blendete seine Umgebung aus, denn den Ausdruck in den Gesichtern der anderen hätte er kaum überstehen können. Er hätte nachdenken müssen, nachdenken über all das, was er ihnen angetan hatte… Aber das ging nicht. Nicht jetzt. Er hatte Wichtigeres zu tun. So viel Wichtigeres. Tsunade erwiderte Narutos Blick ein wenig verstört und misstrauisch. Was war das für eine Anwandlung? Ihr war bei seinen Worten beinahe das Herz stehen geblieben. Es war vorbei? Was redete Naruto denn jetzt schon wieder? Sie warf Konohamaru einen scharfen Blick zu und der junge Mann zuckte zusammen. Abwehrend hob er seine Hände und schüttelte hastig den Kopf, doch die Hokage konnte genau erkennen, dass seine Augen strahlten. Tsunade hielt unweigerlich den Atem an, als Naruto sich vor ihrem Schreibtisch aufbaute und seine blitzblauen Augen ihren Blick trafen. Zum ersten Mal seit Jahren sah sie wieder eine Regung in ihnen aufflammen und die Fünfte war richtiggehend perplex. „Äh… N-Naruto?“, fragte sie völlig aus der Bahn geworfen aber automatisch gewillt, ihm zuzuhören. Seltsam. Nach all den Jahren war es irgendwie noch immer dasselbe. Naruto atmete tief durch, dann sah er Tsunade entschlossen an. „Ich werde Shizuka zurückholen.“ Die Worte kamen so entschieden und überzeugt über seine Lippen, dass es einen Moment mucksmäuschenstill in Tsunades Büro war. Alle Augenpaare waren auf den Uzumaki gerichtet und niemand wagte es, etwas zu sagen. Der Lärm von den Straßen draußen drang wieder durch das gekippte Fenster nach innen, doch keiner störte sich daran. Langsam runzelte Naruto die Stirn. Die Sekunden strichen vorbei und jede davon bedeutete, dass Shizuka sich weiter von ihm entfernte. Weiter von Konoha, weiter von ihrer Heimat. Das durfte nicht mehr geschehen. Er durfte nicht zulassen, dass es sie noch weiter von ihm wegtrieb. „Tsunade.“, versuchte er, sie aus ihrer Starre zu reißen. Er konnte verstehen, dass sie gerade nicht fassen konnte, was hier abging. Er selbst war ja nicht fähig, es völlig zu realisieren. Mit dem Gefühl, plötzlich wieder unter den Lebenden zu weilen, musste er sich erst anfreunden. Doch dafür hatte er jetzt keine Zeit. Dafür hatte niemand Zeit. Er musste Shizuka zurückholen. Tsunade blinzelte einen Moment, dann räusperte sie sich. Gut, was immer auch gerade in Naruto vorging, es war unheimlich. Unheimlich und verwirrend. Unvorhersehbar. Es war wohl besser, ihn so zu behandeln, wie sie es die letzten paar Jahre getan hatte. Egal, dass er gerade völlig verändert wirkte. Er wollte Shizuka suchen gehen? Dumme Idee. Sehr dumme Idee. „Tut mir leid, Naruto. Aber das kann und werde ich dir nicht erlauben.“, sagte sie dann ernst und mied seinen Blick, während ihre Hände geschäftig ein paar Blätter ordneten. Ihre Stimme klang seltsam hohl, doch sie vermutete, dass Naruto das nicht bemerken würde. Wieder vergingen die Sekunden und der Uzumaki sah Tsunade nur forschend an. Sie wich seinem Blick aus und wieder konnte Naruto verstehen, wieso das so war. Wieder wog die Reue in ihm auf, die Reue und der Scham, den er für die vergangenen Jahre empfand. Er hatte sie alle alleine und im Stich gelassen. Mit jedem Blick und mit jeder Geste. Wenn Hinata da gewesen wäre, hätte sie es bestimmt verhindert. Seine Hinata… seine wunderbare Hinata, die ihn doch verlassen hatte… Naruto zwang sich, den Schmerz niederzukämpfen und an Shizuka zu denken. Shizuka, die er gestern Nacht Hinata genannt hatte, Shizuka, der er das Herz gebrochen hatte. Die er vertrieben hatte. Bei der er so einen riesigen, unverzeihlichen, dummen Fehler gemacht hatte. Das konnte er nicht zulassen. „Ich werde gehen. Du kannst mich nicht davon abhalten.“, wiederholte er und diesmal war sein Tonfall härter. Wenn sie es ihm verbieten würde, würde er trotzdem gehen. Keine Macht der Welt konnte ihn davon abhalten, seine Tochter zu retten. Tsunade hob ihren Blick und wieder kreuzte er den von Naruto. Noch immer flackerte die Entschlossenheit in seinen Augen und schon wieder war Tsunade verwirrt. Erneut sah sie zu Konohamaru, der mittlerweile richtig breit grinste. Was hatte der Junge, na gut, der junge Mann, getan? Trotzdem. Langsam faltete sie ihre Finger und ihr Blick glitt kurz über die anderen Anwesenden. Sasukes Augen waren ein wenig verengt, Sakura wirkte in etwa so perplex wie Tsunade selbst und Kiba stand den beiden in nichts nach. Shizune hingegen ließ keine Regung durchscheinen, doch die Hokage kannte sie lange genug um zu sehen, dass ein leichtes Lächeln ihre Mundwinkel umspielte. Trotzdem. „Nein, Naruto. Ich halte das für keine gute Idee.“, widersprach sie nachdrücklich. Dann schwieg sie einen Moment und nachdem der Uzumaki es ihr gleichtat, sie aber nur weiterhin ansah, fühlte sie sich gezwungen, sich zu erklären. „Wir gehen davon aus, dass Team Sechs ins Wellenreich gegangen ist. Naruto… bei allem Respekt, aber das ist keine gute Idee.“ Fast schon flehend sah sie zu Naruto auf, dessen Gesicht plötzlich wieder einer Maske glich. Wellenreich… Shizuka befand sich im Wellenreich… in dem Reich, in dem Hinata gestorben war… das Reich, in dem Kabuto sie weggeworfen hatte… Ein eisig kalter Schmerz durchbohrte sein Herz und Naruto war klar, dass er gerade kalkweiß geworden war. Shizuka würde dort sterben. Mit einem heftigen Anfall von Hast und Panik lehnte sich Naruto nach vorne und stützte sich an Tsunades Schreibtisch ab, kam ihrem Gesicht dabei so nahe, dass sie unwillkürlich zurückwich. „Das ist egal! Shizuka ist dort und das werde ich nicht zulassen! Verstehst du?!“, brauste er plötzlich auf und die Emotionen überschwemmten seinen Körper, sodass er im ersten Moment nicht klar denken konnte. Es war einfach viel zu ungewohnt, zu fühlen. Er musste erst wieder lernen, damit umzugehen. Als dieser Moment vorüberging, ärgerte sich Naruto. Der Ausraster hatte nicht gerade dazu beigetragen, dass Tsunade ihre Meinung änderte. Die Zweifel in ihren Augen waren nur zu deutlich zu sehen. „Naruto. Ich kann das nicht zulassen. Ich kann dich nicht alleine dort hin schicken. Alleine mit dem Ziel, Shizuka zu suchen. Was, wenn du sie nicht findest? Du musst dir darüber im Klaren sein. Vielleicht ist es schon zu spät.“ Tsunades Stimme war belegt und es tat ihr leid, die Worte so direkt aussprechen zu müssen. Vor allem, da Naruto erstarrte und Sakura hinter ihm unterdrückt aufschluchzte. Aber sie mussten die Sache realistisch sehen. Egal, wie gut dieses Team laut Kiba war… egal, wie sehr sie zusammenhielten… Sie waren und blieben bloß Genin, die sich alleine noch niemals so weit vom heimatlichen Feuerreich entfernt hatten. Sie wussten nichts von der Welt da draußen. Das durfte man einfach nicht vergessen und Tsunade tat es selbst im Herzen weh, wenn sie an Shizuka, Masaru und Sumiaki dachte. In Narutos Gedanken wiederholten sich die Worte der Fünften immer und immer wieder. Vielleicht ist es schon zu spät. Es konnte nicht zu spät sein. Das durfte es nicht. Er würde nicht noch einmal zulassen, dass ihm die Zeit einen Strich durch die Rechnung machte. Er würde nicht noch einmal zu spät kommen. Er würde Shizuka nicht alleine lassen. Nie wieder. „Nein. Es darf noch nicht zu spät sein. Es ist egal. Ich werde sie suchen und ich werde sie finden. Diesmal werde ich keinen Fehler machen. Diesmal darf ich keinen Fehler machen. Ich werde sie finden. Ich werde Shizuka zurückholen. Ihr wird nicht dasselbe passieren wie… wie… Hinata…“ Der Name seiner Frau auf seiner Zunge zerriss ihn. Er fühlte sich an wie Gift, das sich langsam in seinem Körper ausbreitete und ihm die schlimmsten aller Schmerzen zufügte. Er wollte sich winden und er wollte schreien, seinen Schmerz hinausschreien und daran verzweifeln. Hinata… seine Hinata, mit den weißen Augen… mit dem freundlichen Lächeln und mit ihrer Güte, mit ihrem Rotwerden… seine Hinata… Schwer atmete Naruto tief durch. Er durfte sich dem nicht hingeben. Er musste Shizuka finden. Er musste sie zurückholen. Niemand konnte ihn daran hindern. Naruto senkte seinen Blick und seine Stimme wurde leiser. Doch an Überzeugung mangelte es ihr nicht. „Es ist egal, was du sagst. Ich werde gehen.“, flüsterte er und Tsunade durchforstete ihr Gehirn nach einer Möglichkeit, ihn aufzuhalten. Wenn er gehen würde, wenn er wieder das Wellenreich betreten würde… wenn er wieder in dem Land war, in dem er Hinata verloren hatte… sie wollte sich gar nicht vorstellen, was es bei ihm anrichtete. Sie wollte sich nicht vorstellen, was geschah, wenn er Shizuka nicht finden sollte… „Du kannst nicht alleine auf Mission gehen. Bisher wissen nur wir hier, dass Team Sechs Konohagakure verlassen hat. Was werden die Leute denken, wenn du alleine verschwindest und Shizuka ebenfalls nicht da ist?“ „Es ist mir egal, was die anderen denken.“ „Aber den Ältesten nicht. Naruto, versteh doch! Wenn sie herausfinden, dass Team Sechs unerlaubt Konoha verlassen hat… wir wissen nicht, wie sie reagieren werden. Denk daran, was sie bei Sasuke für einen Aufstand gemacht haben!“ Naruto verstummte und Sasuke erstarrte. Die Hände des Uchiha ballten sich zu Fäusten. Seine Vergangenheit würde ihn ewig verfolgen. Auf Schritt und Tritt. Hätte er Konohagakure nicht verlassen, hätte er damals nicht einen Fehler nach dem anderen gemacht… Natürlich, das konnte man nicht wirklich auf die Situation hier umlegen, doch Sasuke wurde von seinen Gedanken verfolgt. Sakura hatte ihm seinen Fehler vorgeworfen und gerade hatte Tsunade ihn indirekt an genau denselben erinnert. Es war sein größter gewesen, der Moment, der sein Leben am meisten geändert hatte. Immer und immer wieder verfolgte es ihn… Bitter wandte Sasuke seinen Blick ab und warf ihn aus dem Fenster. Die Wipfel der Bäume wiegten sanft im Wind vor sich hin und der Uchiha wünschte sich, einfach von hier verschwinden zu können. Er wollte alleine sein. Er wollte nicht hier stehen und sich anhören, dass sein Sohn vielleicht sterben würde und er wollte nicht hier stehen und sich anhören, dass sein Sohn, falls er überlebte, möglicherweise nicht ins Dorf zurückkehren durfte. Er wollte nicht hier stehen und sehen, dass Sakura Höllenqualen litt und er wollte nicht hier stehen und sehen, dass sein bester Freund seiner Tochter ins Verderben folgen wollte. Sasuke wollte einfach nur weg und alleine sein. „Hokage-sama… darf ich mich entfernen?“ Er hatte noch nie viel Wert auf Höflichkeit gelegt, doch auch das war ihm gerade egal. Der drängende Wunsch in ihm, von hier zu verschwinden, war viel größer als sein Stolz und das war etwas, das Sasuke Uchiha noch nie erlebt hatte. Aber er wollte alleine sein. Sofort ruckten alle Köpfe in seine Richtung, doch sein Blick war einzig auf Tsunade gehaftet, die nur verdattert nickte. Und noch ehe sie die erste Überraschung überwunden hatte und ihre Meinung ändern konnte, war Sasuke schnell verschwunden. Die Tür fiel leise ins Schloss und Sakura liefen unaufhaltsam Tränen über die Wangen. „Tsunade, lass mich gehen!“, drängte Naruto nun eindringlich und die Hokage schreckte wieder zu ihm zurück. Es gefiel ihr nicht, dass sich die Ereignisse hier derart überschlugen! Zudem war sie schlimm hin und her gerissen. „Nicht alleine! Ich weiß gerade nicht, was genau mit dir los ist, aber ich will nicht riskieren, dass du endgültig abhaust, wenn etwas passieren sollte!“, brauste Tsunade auf und Narutos Hände ballten sich zu Fäusten. Noch immer ignorierte er seine Umgebung, obwohl er sehr wohl mitbekommen hatte, dass Sasuke den Raum verlassen hatte und dass Sakura kurz vor einem Zusammenbruch stand. Aber er musste seine Tochter finden. Er musste das Team zurückholen, er würde keinen Fehler machen und er würde endlich wieder jemand werden, auf den sie sich alle verlassen konnten. Er würde für sie da sein. Er würde das Team zurückholen. „Ich kann verstehen, dass du mir nicht glaubst… aber ich muss einfach gehen. Bitte. Bitte, Hokage-sama.“, flehte Naruto. Er würde sich nicht aufhalten lassen, aber es war nicht sein Wunsch, das Dorf unerlaubt zu verlassen. „Versprichst du, dass du zurückkommst?“, fragte Tsunade scharf nach und Naruto erstarrte sofort. Seine Lippen verzogen sich zu einer schmalen Linie und seine Augen fixierten die Hokage. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. „Ich kann nichts versprechen.“ Nein, das konnte er nicht. Er hatte seine letzten Versprechen Shizuka gegeben und bevor er neue machte, musste er wenigstens diese halten. Versprechen… nein, er konnte nichts mehr versprechen. „Macht’s gut. Wir sehen uns gleich. Ich lass es nicht zu lange werden und bin rechtzeitig wieder da. Versprochen.“ „Es wäre mir lieber, wenn du nicht gehen würdest.“. „Mir auch. Aber ich komme gleich wieder. Nur schnell zu Obâ-chan und wieder zurück.“ „Wirklich?“ „Versprochen. Ich liebe dich, Hinata-chan.“ „Shizuka… ich bin es. Sch… ganz ruhig. Alles wird wieder gut. Papa wird nie wieder zu spät kommen. Papa lässt dich nie mehr alleine.“ „Ich lasse dich nie wieder alleine. Ich werde dich beschützen, ich werde schneller werden. Du bist alles was ich noch habe. Ich werde nie wieder zu spät kommen. Wir werden das schaffen.“ Er hatte kein einziges gehalten. Und Hinatas Stimme klang so laut und deutlich in seinen Ohren, als stünde sie neben ihm. Er hatte nichts an ihr vergessen. Kein Detail, keine Erinnerung. Es gab nichts, das er nicht mehr wusste… immerhin hatte er die letzten Jahre wie ein Ertrinkender an ihr festgehalten. Es hatte keine Minute gegeben, in der er gedanklich nicht bei ihr gewesen war. Seine Hinata. Er hatte sie sterben lassen und diesen Fehler durfte er nicht noch einmal wiederholen. Naruto wurde erst von Tsunade wieder aus seiner Lethargie gerissen. „Dann kann ich dich nicht gehen lassen.“, meinte sie entschieden. Nein, sie würde ihn nicht gehen lassen. Selbst, wenn er wie durch ein Wunder wieder lebendiger wirkte, selbst wenn er gesagt hatte, dass es vorbei war und ein großer Teil in ihr selbst das auch glaubte… sie wusste nicht, wie es auf der Mission laufen würde. Sie hatte keine Garantie, dass alles gut gehen würde. Narutos Hände ballten sich erneut zu Fäusten und er blitzte Tsunade an, die ein wenig zurückzuckte. Sie war das alles nicht mehr gewohnt. Sie war es nicht mehr gewohnt, so von Naruto angesehen zu werden. Sie war es nicht mehr gewohnt, sich so mit ihm zu unterhalten. Mit ihm zu diskutieren. Sie hatte es vermisst. „Ich werde gehen.“ „Das wirst du nicht.“ „Die Bitte kann ich dir nicht erfüllen.“ „Das ist ein Befehl.“ „Dann muss ich mich widersetzen.“ Die beiden funkelten sich stur an, hatten gleichzeitig das Gefühl eines Déjà-vu. Das alles lag schon zu lange zurück. Viel zu lange. „Ähm… Tsunade-sama, darf ich einen Vorschlag machen?“, mischte sich plötzlich Kiba in die Auseinandersetzung ein. Erst nach ein paar Sekunden löste sich Tsunades Blick von Narutos und sie fixierte den Inuzuka, der sich neben den Uzumaki gestellt hatte. Das auffordernde Schweigen seitens der Hokage ermunterte ihn, weiter zu sprechen. „Die Ältesten müssen ja nichts erfahren.“, begann er, doch Tsunade unterbrach ihn sofort. „Ach nein? Naruto auf einer Einzelmission ohne dass irgendwo steht, was er tun muss? Und plötzlich nimmt dein Team keine Aufträge mehr entgegen. Wie willst du das erklären und geheim halten?“, fragte sie bitter und Kiba schüttelte leicht den Kopf. Er warf einen kurzen Seitenblick auf Naruto. Er wirkte wirklich… zurechnungsfähig. Das war seltsam. Das war ungewohnt. „Ich bin freigestellt. Sie müssten sich etwas einfallen lassen, Tsunade-sama. Irgendeine Verletzung, was weiß ich. Mein Team bekommt einfach einen vorübergehenden Sensei zugeteilt, wenn ich nicht agiere. Der wäre praktischerweise Naruto und er ist einfach mit Team Sechs auf Mission gegangen. Die muss nicht einmal als auffallend hoch eingestuft werden und das wird das Misstrauen der Alten auch abdämpfen. Immerhin war Naruto die letzten Jahre nur auf A- und S-Missionen und wir wissen alle, dass der Rat darüber nicht sonderlich begeistert war.“ Der Tatsache haftete ein unterschwelliger Vorwurf bei. Naruto sah den Inuzuka nicht an. Kibas Beweggründe waren ihm selbst nicht wirklich klar. Er teilte Tsunades Meinung. Naruto war eine Gefahr für sich selbst und für andere. Die psychische Belastung, wenn er ins Wellenreich ging, war einfach zu groß. Und trotzdem setzte Kiba sich für ihn ein. Denn der Naruto, der da vor ihm stand, der war anders. Der war ganz anders. Er wirkte nicht mehr wie der Naruto, der Shizuka jahrelang das Herz gebrochen und sich von der Welt abgeschottet hatte. Er wirkte wieder wie ein Naruto, der am Leben war und der diese Tatsache auch akzeptieren konnte. Aber niemand konnte wissen, wie lange das anhalten würde. Natürlich war es riskant, ihn auf eine Mission zu schicken. Doch er wirkte entschlossen Shizuka zurückzuholen und seine Fehler zu bereinigen. Kiba wusste auch nicht, wie lange das andauern würde, doch einfach so herumsitzen und nichts tun, das konnten sie auch nicht machen. Und wenn jemand eine Chance hatte, Shizuka zur Umkehr zu bewegen, dann war es wohl ihr Vater. So sehr Kiba diese Tatsache widerstrebte, so sehr war er sich sicher, dass er Recht hatte. Naruto sah Tsunade an und wartete auf ihre Antwort. Er konnte sehen, dass es hinter ihrer Stirn arbeitete und dass ihre Augen immer wieder kurz in seine Richtung zuckten. Schließlich räusperte sie sich. „Nun ja… das mit deiner vorgetäuschten Verletzung, Kiba, könnte hinhauen. So werden wir dieses Problem bestimmt lösen. Aber die Mission ins Wellenreich… Ich muss dir Recht geben. So würde es nicht allzu sehr auffallen. Doch es ändert nichts an der Tatsache, dass Naruto alleine dorthin geht. Das ist der springende Punkt.“ Sie seufzte leise. Naruto sollte seiner Tochter ins Wellenreich folgen. Wer war denn auf die bescheuerte Idee gekommen? Hätte man ihr das gestern gesagt, hätte sie lautstark losgelacht. „T-Tsunade-… Tsunade-sama…“ Naruto und Kiba fuhren herum und auch die Hokage hatte nun guten Blick auf ihre beste Schülerin, die leichenblass in der Mitte des Raumes stand und ihren Kopf so geneigt hatte, dass man ihre Tränen nicht gleich erkennen konnten. Doch die glitzernden Tropfen, die zu Boden fielen, verrieten sie. Ihre Stimme klang belegt und einfach nur… hilflos. „Tsunade-sama, er kann ins Wellenreich gehen… mit Begleitung.“, flüsterte sie heiser und ihre Worte zerrissen ihr das Herz. Sie spürte es brechen und es raubte ihr den Atem, die letzten Sinne, doch sie zwang sich, die immense Verzweiflung in ihrem Inneren nicht Überhand nehmen zu lassen. Sie durfte sich nicht so sehr in die Sache hineinsteigern. Tief durchatmen… alles würde wieder gut werden. Alles würde wieder gut werden… „Ich werde dich nicht mitschicken, Sakura!“, fuhr Tsunade sie brüsk an, „Du weißt genau warum!“ Die Rosahaarige zuckte zusammen, schüttelte schnell den Kopf. Sie hob ihren Blick noch immer nicht, konnte Naruto noch immer nicht in die Augen sehen. Sie starrte einfach auf den alten, hellbraunen Fußboden. „Ich… Ich meine nicht mich.“, wirklich nicht. Sie konnte dort nicht hin, keinesfalls. Sie wusste, dass sie zu emotional reagierte, sie wusste, dass alles mit ihr durchging und das sie in ihrer derzeitigen Verfassung nicht fähig war, auch nur die geringste Mission anzutreten. Aber es ging um ihren Sohn! Masaru… Masaru, der seiner Schwester ins Wellenreich gefolgt war… Shizuka… ihrem Patenkind… ihrer Tochter, die sie doch nicht war… Ihre Kinder. Sakura zwang sich, nicht aufzuschluchzen und wartete und hoffte, dass ihre Stimme einen einigermaßen gefassten Klang hatte. „Schicken wir ihn m-mit den überlebenden Händlern aus dem Wellenreich. Als Eskorte… es wäre nicht auffällig, die Mission als A-Rang einzuordnen. Immerhin ist es Personenschutz bei potenzieller Gefahr…“, erklärte sie leise und ohne hinzusehen wusste sie, dass Tsunades Miene erstarrt war. Hinter Tsunades Stirn arbeitete es. Die Händler aus dem Wellenreich? Sie musste ihrer Schülerin lassen, dass das eine ausgesprochen brauchbare Lösung war. Aber trotzdem… Naruto alleine dorthin zu schicken? Und sie durfte keinen anderen hinzufügen, diese Mission war immerhin nur ein Vorwand. Sakura war eindeutig nicht in der Lage. Sie stand jetzt schon kurz vor dem Nervenzusammenbruch und verschiedene andere Umstände spielten auch noch mit. Sasuke? Der war nicht mal mehr anwesend. Kiba? Der war krank. Ihn mit auf Mission zu schicken würde die Ältesten nur wieder misstrauisch im Bezug auf sein Team werden lassen. Tsunades Blick huschte zu Konohamaru. Theoretisch… Nein. Er war freigestellt. Er hatte Urlaub. Den hatte er sich redlich verdient und dass er von der ganzen Sache hier wusste kam auch nur daher, dass diese kleine Hyuuga ihm von der Auseinandersetzung zwischen Hiashi und Shizuka erzählt hatte. Woraufhin Konohamaru ausgerechnet zu ihr, der Hokage, gekommen war. Und dann das mit dem Brief… und prompt war der junge Sarutobi mittendrin gewesen. Zudem war er für solche Missionen nicht geschaffen. Fertig. „Darum geht es nicht! Er wäre ja trotzdem ohne irgendjemanden-…“ „Nein.“, unterbrach Sakura und wischte sich notdürftig mit dem Handrücken über die Augen. Die Tränen kamen für Sekunden zum Stillstand, doch ihre Verzweiflung und ihre Hilflosigkeit lähmten Sakura nur vorübergehend. „Aber wer…?“ Tsunade verstand nicht mehr, worauf Sasukes Frau hinauswollte und auch Naruto und Kiba waren etwas verwirrt. Der Uzumaki konnte den Blick kaum von seiner ehemaligen Teamkameradin wenden, seit er sie das erste Mal richtig angesehen hatte. Sie wich ihm aus und auch das konnte Naruto nachvollziehen, doch es hinderte ihn nicht daran, sie zu betrachten. Er wollte sie so nicht sehen. Nicht so… nicht so alleine und verlassen. Nicht weinend und nicht stärker, als sie wirklich war. Er musste Team Sechs zurückholen. Tsunade wurde die Sache schließlich zu blöd. Das alles hier war Wahnsinn! Energisch sprang sie auf und klatschte die Handflächen auf den Tisch, sodass dieser bedenklich erzitterte. Automatisch gingen alle ein wenig in Deckung. Die Hokage blitzte ihre Schülerin wütend an. „Zum Teufel, Sakura! Wen willst du mit ihm mitschicken, damit er nicht durchdreht?!“ ~ Sasuke saß auf der steinernen Bank und hatte die Augen geschlossen. Hier war es ruhig. Hier kam selten jemand vorbei. Hier war der Ort, an dem alles begonnen hatte. Sasuke war schon immer gut darin gewesen, nur über die wirklich wichtigen Dinge nachzudenken. Er war gut darin gewesen, alles aus einem objektiven Blickwinkel zu betrachten. Er war gut darin gewesen, nichts zu nahe an sich heran kommen zu lassen. Er war der beste, wenn es um die Einhaltung der 25. Regel ging. Er zeigte keine Gefühle, wenn er nicht durfte oder wenn es nicht angebracht war. Er zeigte sowieso selten Gefühle. Doch diesmal war nichts wie es sein sollte. Sasuke saß auf der Bank, bei der alles begonnen hatte, und er dachte über die vergangenen Stunden nach. Er wälzte sie immer und immer wieder durch und da das für ihn so ungewohnt war, fühlte er erste Anzeichen von Erschöpfung in sich aufsteigen. Gequält vergrub er sein Gesicht in den Händen und in einem Anflug von Zorn krallten sich seine Finger fest in sein schwarzes Haar. Er tat so etwas nie. Er wollte nicht, dass man ihn so sah. Aber hier war niemand. Dann atmete Sasuke zwanghaft kontrolliert durch, strich die Haarsträhnen zurück an den richtigen Platz und lehnte sich langsam gegen den kalten, harten Stein. Vorsichtig blinzelte er und sah in das Laubwerk des Baumes, der über ihm halb über die Straße ragte. Die Sonnenstrahlen brachen durch das Geäst, doch sie blendeten ihn kaum. Sanft spielte der Wind mit der Baumkrone. Damals war alles so anders gewesen. In dieser Nacht, in der er Konoha verlassen hatte. Kein Lüftchen war durch das Dorf gestrichen… keine Sterne hatten den Himmel erhellt… kein Laut war zu hören gewesen. Nur Sakuras Schluchzen. Nur ihre Bitten. Nur ihr Flehen. Nur ihre Verzweiflung. „Scheiße…“, murmelte Sasuke den Blättern über sich zu. Eine Weile hing er einfach nur seinen Gedanken nach, die von einem Thema ins nächste übergingen. Hin und her gerissen zwischen Wut und Sorge um seinen Sohn… Ungläubigkeit aufgrund von Narutos Verhalten… brennende Schuldgefühle aufgrund lange zurückliegender Ereignisse… Er war tief in all seinen Erinnerungen versunken, doch er bemerkte sehr wohl, dass sich ihm jemand näherte. Und er wusste auch, wer dieser jemand war. „Sasuke.“ „Dobe.“, erwiderte der Uchiha monoton, doch kannte man ihn gut, konnte man seinem Tonfall sehr wohl entnehmen, dass er über die plötzliche Gesellschaft alles andere als erfreut war. Niemand sollte ihn so sehen. Der Uzumaki ließ sich langsam neben Sasuke auf die Bank sinken und die zwei schwiegen sich eine Weile an. Der Schwarzhaarige sah noch immer hinauf in das Blätterwerk, doch Naruto betrachtete den Boden zu seinen Füßen. „Ich breche in einer Stunde auf.“, sagte er dann leise, aber Sasuke reagierte nicht. Er schloss seine Augen, um nicht mehr sehen zu müssen. Er hatte keine Nerven für seinen besten Freund. Naruto jedoch ließ nicht locker. „Ich hole sie zurück.“ Plötzliche Wut packte Sasuke und er schnaubte abfällig, warf dem Blonden neben ihm einen vernichtenden Blick zu. „Tu mir einen Gefallen und spar dir das.“, fuhr er ihn aggressiv an. Nein, er hatte keine Nerven für seinen besten Freund. Wieder machte sich Schweigen zwischen den beiden breit. Letztendlich umspielte ein leichtes, trauriges Lächeln Narutos Lippen. „Ich kann deine Reaktion verstehen.“, wisperte er bedauernd, doch er entlockte Sasuke nur ein trockenes Lachen. Der Uchiha fuhr sich fahrig durch sein schwarzes Haar. „Schon klar.“ „Du glaubst mir nicht, wie all die anderen. Das ist nur selbstverständlich.“, fuhr Naruto fort, ohne sich von Sasukes Stimmung oder seinen Antworten verunsichern zu lassen. Gedankenverloren hob er seinen Blick und ließ ihn flüchtig schweifen. „Ausgerechnet hierher bist du gekommen?“ „Das geht dich nichts an.“ „Ich bin immer noch dein bester Freund. Ich kenne dich teilweise besser als alle anderen.“ „Stimmt ja… du hast nur elf Jahre versäumt.“, knurrte Sasuke und schlagartig verstummte Naruto. Natürlich taten die Worte des Uchihas weh, doch sie entsprachen der Wahrheit. Das konnte er akzeptieren. Damit musste er zu Recht kommen. „Du hast dich nie geändert, Sasuke. Warum sollte es jetzt anders sein?“ Der Schwarzhaarige wollte etwas Boshaftes erwidern, doch Narutos Worte hatten ihn zum Schweigen gebracht. Der Uzumaki hatte Recht. Warum hätte er sich in den letzten Jahren ändern sollen? „Stimmt… warum sollte sich irgendetwas geändert haben…“, murmelte er. Warum sollte Sakura seine Fehler verziehen oder gar vergessen haben? Warum sollte Tsunade ihn nicht bei jeder Gelegenheit als schlechtes Beispiel anführen? Wie konnte er nur wirklich gehofft haben, dass es irgendwann vorbei sein würde? Nichts hatte sich geändert. Naruto sah seinen besten Freund nun direkt an. Er wirkte abgekämpft, müde und resigniert. „So habe ich das nicht gemeint.“, begann er ein wenig verunsichert. Plötzlich wusste er nicht mehr, wie er sich Sasuke gegenüber verhalten sollte. Natürlich hatte der Uchiha Recht… er hatte elf Jahre einfach alles um sich herum ignoriert und abgeblockt. Sasukes Miene wurde hart. „Egal. Du hast Recht. Ich bin all die Jahre hindurch derselbe geblieben.“, wiederholte er Narutos Worte bitter. Der Uzumaki erwiderte darauf gar nichts. Er hielt es nicht mehr für angebracht, etwas zu sagen. Die letzten Jahre hatte er sich kaum für sein Umfeld interessiert und jetzt maßte er sich an, tiefsinnige Gespräche mit Sasuke führen zu wollen. Es wurde langsam aber sicher wirklich an der Zeit, dass er wieder zu sich selbst zurückfand. „Denk nicht zu viel über die Vergangenheit nach, Sasuke. Das hilft dir nicht.“ Das waren die Sätze, die dafür sorgten, dass Sasuke herumfuhr und Naruto am Kragen packte. Wütend blickte er ihn an. „Ausgerechnet du willst mir sagen, dass ich mich nicht an Erinnerungen festhalten soll? Du?“, zischte er ihm zu und kalt sah er seinen besten Freund an. Irgendwo erstaunte es ihn, dass der Uzumaki seinem Blick nicht auswich. Er hielt ihm stand. Naruto starrte ohne zu Blinzeln zurück in Sasukes schwarze, kalte Augen. Wieder hatte er Recht. Wie konnte ausgerechnet er solche Ratschläge geben? Narutos Hände lösten Sasuke Finger von seinem Kragen. Er hatte Kraft. Training war das einzige gewesen, das ihn für einen Moment vergessen hatte lassen. Der Uzumaki erhob sich von der Bank und sah auf seinen schwarzhaarigen Freund hinunter, der nun wieder für einen Moment sein Gesicht in seinen Händen verborgen hielt. Er wollte Sasuke nicht so sehen. Das war ein falsches Bild. Sasuke war stark. Er war immer stärker gewesen, als er selbst. Sasuke hatte nie einen fixen Punkt in seinem Leben verloren gehabt, selbst in der dunkelsten Stunde nicht. Waren seine Ziele und sein Handeln auch noch so falsch gewesen, so hatte man es doch als Lebensinhalt auslegen können. Als einen Grund, weiterzumachen. Narutos Hände ballten sich zu Fäusten. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte er das auch gekonnt. Es hatte eine Zeit gegeben, in der er niemals aufgegeben hatte. Eine Zeit, in der er immer weitergemacht hatte. Eine Zeit, in der alles möglich gewesen war. Und aus einem heftigen Impuls heraus wollte Naruto das zurückhaben. „Ich hole sie zurück, Sasuke.“ Naruto bedauerte, dass er seinem besten Freund nicht mehr helfen konnte. Er konnte ihm seine Zweifel nicht nehmen… sie wussten beide, dass er ihm verziehen hatte. Sie wussten beide, dass Sasuke gerade anderes beschäftigte. „Wen?“, fragte der Uchiha leise, „Das Team? Shizuka? Hinata?“ Keiner der beiden sagte ein weiteres Wort und Naruto wandte den Blick zu Boden. Hinata zurückholen… Er hatte es versucht… er hatte doch alles versucht… Automatisch trat Naruto einen Schritt zurück und schüttelte abrupt den Kopf. Er durfte nicht daran denken. Hinata… Er durfte nicht. „Tut mir leid.“, sagte Sasuke plötzlich, ließ die Hände schlaff fallen und lehnte sich wieder zurück. Er atmete tief durch, fixierte Naruto dann eindringlich. „Kann ich nicht mitkom-…“ „Nein.“, unterbrach ihn Naruto und lächelte schwach, „Du weißt warum.“ Sasuke schauderte und nickte schließlich. Er sah wieder hinauf ins Blätterwerk. „Dann viel Glück, Dobe.“, murmelte er leise. Naruto ging also ins Wellenreich… Sasuke wollte nicht darüber nachdenken. Er wünschte sich, diesen Tag aus seinem Gedächtnis verbannen zu können. Sein Sohn war fort. Hatte denselben Fehler gemacht, wie er. Hatte Sakura an all das vor so vielen Jahren erinnert. Hatte sie weinen und schreien lassen… Sasuke schloss die Augen. Naruto betrachtete den Uchiha noch einmal, dann wandte er sich ab und ging. ~ Sakura stand unruhig beim Tor und wartete auf Narutos Auftauchen. Er würde gleich aufbrechen. Er würde Konoha verlassen… ins Wellenreich gehen… Wie hatte sie ihm nur helfen können?! Das war so gedankenlos von ihr gewesen… so unglaublich gedankenlos. Bei der Erinnerung daran trieb es Sakura noch immer Tränen in die Augen. Sie konnte ihn nicht gehen lassen! Er würde verrückt werden, wenn er wieder ins Wellenreich kam, er würde es nie und nimmer aushalten, völlig egal, was sein Ziel war! Völlig egal, mit wem er dort hin ging… Unbewusst biss sich Sakura auf ihre Unterlippe, so fest, dass sie Blut schmeckte, ehe sie es bemerkte. Noch immer kam der Uchiha der Tag wie ein einziger Albtraum vor. „Sakura.“, ertönte es plötzlich ein wenig überrascht neben ihr und die junge Uchiha fuhr herum. Augenblicklich wurden ihre Augen wässrig und die ganzen Gefühle kehrten zurück. Mit mehreren, unsicheren Schritten war sie ganz dicht vor Naruto und sah ihn flehendlich an. „Naruto.“, brachte sie aber nur hervor und der Uzumaki lächelte wieder sein schwaches, untypisches Lächeln. Er hatte nicht gewusst, ob sie noch kommen wollte. Sie hatte ihm zwar bei Tsunade geholfen… aber Naruto wusste, wie schwer das alles für sie war. Jetzt erst konnte er es begreifen, jetzt erst konnte er verstehen, wie viel die letzten Jahre ihr abverlangt hatten. Und jetzt stand sie hier vor ihm, sah ihn mit ihren geröteten Augen an und er konnte die Bitte aus ihren Augen ablesen. Sie wollte, dass er blieb, sie wünschte sich, all die Worte bei Tsunade zurücknehmen zu können. Er sah, was sie dachte und er konnte es nachempfinden. Er konnte alles so unglaublich gut verstehen. Aber jetzt würde es wieder anders werden. Es würde besser werden. Nicht aufhören… ohne Hinata konnte es niemals aufhören, aber es würde weitergehen. Er würde endlich weitermachen, nach so vielen Jahren, die er sich selbst nicht mehr verzeihen konnte, würde er endlich wieder weitermachen. Fest schnallte Naruto seinen Rucksack auf seinen Rücken. Das Gewicht war vertraut. Er war auf so vielen Missionen gewesen, die ihn weit weg geführt hatten. Er hatte so oft wochenlang nach Hinata gesucht. Das Gewicht war vertraut und irgendwie beruhigte es Naruto. Er würde noch keinen Gedanken daran verschwand, wohin er ging, auch wenn es bedrohlich in seinem Unterbewusstsein verankert war. Wellenreich. Dort, wo er Hinata hatte sterben lassen. Er konnte denselben Fehler nicht noch einmal machen. Er durfte ihn nicht noch einmal machen. Er würde ihn nicht noch einmal machen. Nicht bei Shizuka. Nicht bei seiner einzigen Tochter. Niemand würde ihn aufhalten können. Und das war es auch, was Sakura in Narutos blauen Augen lesen konnte. Ein Ziel, eine Überzeugung, die sie sich seit Jahren für ihn gewünscht hatte… ausgerechnet jetzt musste es zurückkehren. Dieses versteckte Flackern in seinen Augen, dieser Wille, selbst in das Geschehen einzugreifen. Sie hatte diesen Naruto zurückgewollt, mit jeder Faser ihres Herzens. Sie hatte ihn wiederhaben wollen, ihren Bruder, ihren Freund… ihren Naruto. Und jetzt hatte sie ihn zurück und in wenigen Minuten würde er sie erneut verlassen. „Naruto…“, wisperte sie noch einmal und die ersten Tränen liefen über ihre Wangen, wurden nur noch schlimmer, als Narutos Lächeln verstehend wurde. Er verstand sie. Da war wieder ein kleines Bisschen von dem Naruto, der zu den wichtigsten Menschen in ihrem Leben gehörte… „Lass mich nicht alleine!“, schluchzte sie plötzlich auf und umarmte ihn verzweifelt. Ihre Finger vergruben sich in seinem Gewand und ihre Tränen färbten es dunkel, doch es war ihr egal. Er sollte nicht gehen! Er sollte nicht verschwinden, nicht, wie es Sasuke damals getan hatte, nicht wie ihr Sohn und Shizuka es getan hatten, nicht wie ihr Mann, als er heute das Zimmer verlassen hatte. Naruto durfte nicht gehen. Nicht ins Wellenreich. Sakura hatte die panische Angst, ihn niemals wiederzusehen. Naruto sah traurig lächelnd auf ihren rosa Haarschopf hinunter und zögerlich strich er über ihren Kopf. Es war so ungewohnt, Nähe zu spüren… so ungewohnt, sie wieder zulassen zu können. Von einem Moment auf den anderen. Es war, als hätte jemand einen Schalter in seinem Hirn umgelegt. Es musste wohl Konohamaru gewesen sein… seine Worte, die ihn wachgerüttelt hatten. Shizukas Verschwinden, das er nicht hinnehmen konnte. Das er nicht verkraften konnte. Dieser neue, unbändige Drang, sie sicher zurück nach Hause zu holen. Das alles hatte ihn mit einem unsanften, kaum ertragbaren Schmerz wieder unter die Lebenden gerissen. Er sah wieder, er hörte wieder und er verstand wieder. Deshalb war es auch keine Unmöglichkeit, Sakura zu verstehen. Sie weinte noch immer herzzerreißend und Naruto wusste, woher diese Schmerzen kamen. Verlust. Es gab nichts Unerträglicheres auf der Welt. „Sakura…“, begann er leise und er selbst konnte seinem Tonfall anhören, dass es ein wenig beschwörend klang. Die Uchiha bemerkte es ebenfalls und automatisch gruben sich ihre Finger tiefer in sein Gewand. Sie wollte ihn nicht loslassen. Naruto legte nun seine zweite Hand auf ihren Rücken, während er beruhigend über ihren Kopf streichelte. Auch das war ungewohnt. Er hatte das schon so lange nicht mehr gemacht… und damals, als Shizuka noch klein war und geweint hatte, hatte er es nicht ertragen können. Es war immer Sakura gewesen, die sie getröstet hatte. Immer Sakura, die alles wieder gut gemacht hatte. Immer und immer wieder Sakura, immer mit einem Lächeln auf den Lippen und immer wie ein kleiner Sonnenschein. Und jetzt musste Naruto sie trösten und jetzt musste er für sie da sein. Er wusste das. Er konnte das. Ganz bestimmt. Früher hatte er es auch gekonnt. „Alles wird wieder gut.“, murmelte er leise und sorgte damit bloß, dass Sakuras Körper von unterdrückten Schluchzern gebeutelt wurde. Ihr Weinen schmerzte ihn mit jeder Sekunde mehr. Sakura weinte doch nie… sie lächelte und machte weiter. Naruto hatte sie all die Jahre keine einzige Träne vergießen sehen. Jetzt kam es ihm falsch vor. Sie hatte sich um alles kümmern müssen, um ihre eigenen Kinder und um Shizuka, um ihn selbst und um Sasuke, der bei Weitem kein leichter Charakter war. Sie war nebenbei leidenschaftlich Medic-nin geblieben und sie hatte… sie hatte… sie hatte einfach immer weitergemacht. Mit einem Lächeln. Es war falsch, dass sie weinte und Naruto hatte das dringende Bedürfnis gehabt ihr zu sagen, dass alles gut werden würde. Es würde wieder so erträglich für sie werden, dass sie weitermachen konnte, so erträglich, dass sie lachen konnte. Sakura versuchte krampfhaft, den nervenzusammenbruchartigen Zustand abzuschütteln, doch es war schwerer als erwartet. Immer wieder kamen ihr die Szenen dieses jungen Tages in den Kopf. Immer wieder sah sie vor ihren Augen den Brief, immer wieder spürte sie diese heftige, eiskalte Panik in ihren Gliedern und immer wieder sah sie Sasukes schwarze Augen vor sich, als er gegangen war. Die schwarzen Augen, die alles vor ihr verborgen hatten. Alles, was sie hätte beruhigen können. Sasuke war einfach gegangen. Er hatte sie verlassen, er hatte sie verlassen, wie es Masaru und Shizuka getan hatten, er hatte sie verlassen wie es Hinata vor so vielen Jahren getan hatte und er war verschwunden, von einen Moment auf den anderen, genau wie Hikaru. Und das alles kam mit einer immensen Wucht auf sie hereingedonnert, nach der langen Zeit, die vergangen war, dass sie kaum atmen konnte. Der Schmerz schnürte ihr die Kehle zu und sie konnte sich nur weiterhin verzweifelt an Naruto klammern und beten, dass er bei ihr blieb und ihr weiterhin sagte, dass alles gut werden würde. Völlig egal, ob es der Wahrheit entsprach oder nicht. Sakura brauchte diese Worte, sie brauchte sie gerade so dringend, dass sie sich fragte, wie sie die letzten Stunden ohne sie überlebt hatte. Und es war ausgerechnet Naruto, der ihr diese lebensnotwendigen Worte gab… es war Naruto, den sie erst jetzt zurückbekommen hatte und der sie ebenfalls verlassen würde. Dann war sie ganz alleine. Denn es war nicht Sasuke, der sie zu beruhigen versuchte. „Bitte geh nicht.“, flüsterte sie mit brüchiger Stimme, „Geh nicht ins Wellenreich.“ Sie musste ihn wieder sehen. Sie brauchte die Bestätigung, dass er zurückkommen würde. Sakura vergrub ihr Gesicht in Narutos Brust und es zerriss ihr Herz, weil sie wusste, dass sie ihn gehen lassen musste. Sie hatte das Feuer in seinen Augen gesehen. „Shizuka ist dort.“, antwortete der Uzumaki leise, „Ich werde sie da nicht sterben lassen.“ Nicht wie Hinata. Nicht wie seine Frau. Sakura rührte sich lange nicht, doch dann nickte sie verzweifelt. Sie hatte gewusst, dass man ihn nicht aufhalten konnte. Hätte sie ihm keine Möglichkeit verschafft, das Dorf legal zu verlassen, wäre er trotzdem gegangen. Tsunade hätte nichts tun können. Sie selbst hätte nichts tun können. Die Sekunden verstrichen und keiner der beiden sprach ein Wort. Doch dann hob Naruto seine Stimme und seine Worte waren ganz weich. „Und ich hole Masaru auch zurück. Und Sumiaki. Das ganze Team. Sie werden alle wiederkommen. Niemand wird im Wellenreich sterben.“, sagte er überzeugend und es schien auch, als versuchte er sich selbst zu überzeugen. Die Fehler von damals würden sich nicht wiederholen. Das konnte er nicht zulassen. Sakura zuckte zusammen, als der Name ihres Sohnes fiel. Masaru. Masaru, der blindlings das Dorf verlassen hatte… er hatte das Dorf verlassen, wie Shizuka, wie Sumiaki, wie… wie damals Sasuke… „Ich werde sie zurückholen.“, murmelte Naruto noch einmal und ein heftiger Impuls durchlief Sakura. Sie hob ihren Kopf und sah wieder in Narutos blaue Augen. „Versprich es…“, wisperte sie, „Versprich mir, dass du sie zurückholst. Wie damals Sasuke-kun.“ Sein Versprechen hatte sie an manchen Tagen am Leben erhalten. Sein Versprechen hatte sie nicht aufgeben lassen. Sie brauchte Narutos Versprechen. Sie wollte sie zurückhaben, völlig egal, wie egoistisch es war. Sie wollte sein Wort darauf, dass er wiederkam. Naruto starrte Sakura an und eisige Kälte machte sich in ihm breit. Sie wollte auch ein Versprechen. Wie Tsunade… sie alle wollten seine Versprechen. Aber er konnte keine mehr geben! Er konnte nicht! Er brach doch alle… Verbittert und bestürzt wandte Naruto den Blick von Sakuras grünen Augen ab. „Ich kann nicht-…“ „Dann kannst du sie auch nicht zurückholen!“, fiel sie ihm verzweifelt ins Wort, „Versprich mir wenigstens, dass du wiederkommst! Versprich mir, dass alles wieder gut wird!“ Erneut kehrten die Tränen zurück und Sakura konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt so viel geweint hatte. Es war zu viel! Das alles war einfach zu viel und sie kam aus ihren eigenen Empfindungen nicht mehr heraus… sie brauchte eine Beruhigung, etwas, auf das sie sich verlassen konnte! Sie brauchte Narutos Versprechen. Und der Uzumaki wusste das. Er fühlte sich an den Tag vor so unglaublich langer Zeit zurückversetzt, als Sakura geweint und ihn angefleht hatte, Sasuke zurückzubringen. Als er es ihr versprochen hatte… Flehendlich sah Naruto Sakura an. „Ich breche meine Versprechen.“, sagte er, doch die Haruno schüttelte ihren Kopf. „Das damals hast du gehalten. Sasuke-kun ist… er ist wieder da…“ Und er hatte sie wieder verlassen. Naruto schwieg eine Weile. Sakura wollte ein Versprechen. Sie brauchte ein Versprechen von ihm, um weitermachen zu können. Aber er konnte es ihr nicht geben… er hatte seine letzten ausnahmslos gebrochen… „Bitte, Naruto-kun…“, hauchte Sakura und sie sah Naruto so hoffnungsvoll und unglücklich zugleich an, dass der Uzumaki gar nicht anders konnte. „Ich verspreche es dir.“, flüsterte er heiser und ein kalter Schauer jagte über seinen Rücken. Es war falsch, dass er Versprechen machte. Er brach doch jedes einzelne… er würde Sakura nur enttäuschen… ~ Wer sich wahrhaft dem Wort verpflichtet fühlt, muss sehr sparsam und überlegt mit ihm umgehen. Doch dieser liefen nur weiter die Tränen über die Wangen, während sie sich wieder fest an den Blondhaarigen drückte. „Danke. Danke, Naruto…“, murmelte sie und sie spürte fast in der gleichen Sekunde, dass eine größere Last von ihren Schultern fiel. Naruto hatte es versprochen. Er hatte ihr versprochen, wiederzukommen und er hatte ihr versprochen, das Team zurückzuholen. Und Shizuka… und Masaru… ihren Sohn. Er würde ihren Sohn zurückholen, genauso wie er ihren Mann zurückgeholt hatte. Sasuke. Naruto unterbrach ihre Gedanken. „Du musst mir auch etwas versprechen, Sakura.“, sagte er plötzlich und die junge Frau schniefte leise, wischte sich über die Augen und sah den Uzumaki erst dann wieder an. Erneut verzogen sich seine Mundwinkel zu einem neuen, traurigen Lächeln. „Versprich mir, dass du dich um Sasuke kümmerst.“, bat er und Sakura wurde noch blasser, als sie ohnehin schon war. Naruto ließ sich nicht davon irritieren. „Er macht sich Vorwürfe… er sagt es nicht, aber ich kenne ihn… ich kenne ihn immer noch. Sei ihm nicht böse… ich weiß, dass er dich niemals wieder verlassen wird, Sakura. Du weißt es doch auch.“ Die Uchiha biss sich auf die Unterlippe. Sasuke machte sich Vorwürfe? „Was wirft er sich vor?“, fragte sie leise und Naruto schüttelte leicht den Kopf. „Das weißt du ebenfalls, Sakura. Lass dich nicht von seiner Fassade täuschen. Das hast du doch noch nie getan.“ Kurz schwiegen beide und Naruto konnte sehen, dass es hinter Sakuras Stirn arbeitete. Sie kannte jedes kleinste Detail an ihrem Mann. Sie kannte ihn besser als sonst ein Mensch auf der Welt. Sie konnte ihn verstehen. Sie war die einzige. Und dann begriff Sakura endlich, was Naruto ihr sagen wollte, und die Tränen kamen langsam zum Stillstand. „Sasuke-kun macht sich Vorwürfe…“, wiederholte sie murmelnd. Die Situation jetzt erinnerte sie an Sasukes Verschwinden damals. Wie musste es für Sasuke sein? Was dachte er? Was für Erinnerungen hatte er…? Sakura schauderte und plötzlich waren ihre ganzen Gedanken lächerlich, kleinlich und egoistisch. Sasuke hatte sie nicht verlassen. Es war niemals um sie gegangen. Naruto bemerkte, dass Sakura verstanden hatte und löste sie dann vorsichtig von seinem Körper. Erleichtert registrierte er, dass sie sich nicht dagegen wehrte. Jetzt konnte er gehen. „Mach’s gut, Sakura. Wir sehen uns bald wieder.“, sagte er leise und die Rosahaarige nickte langsam. „Ja. Du hast es versprochen.“, erinnerte sie ihn warm und Narutos Gesichtausdruck wurde ernster. Aber das angedeutete Lächeln blieb. „Das habe ich…“ Und damit wandte sich Naruto von Sakura ab und ging an ihr vorbei auf das Dorftor zu. Der Boden unter ihm wirbelte unter seinen festen Schritten Staub auf und als er durch das Tor trat, wandte er sich noch einmal nach Sakura um. Sie stand dort und sah ihm nach und Naruto konnte genau erkennen, dass sie tapfer die Tränen von ihren Wangen wischte und ihre Mundwinkel leicht anhob. Er wusste, dass sie weitermachen würde. Dann verschwand sie aus seinem Sichtfeld und Naruto näherte sich der kleinen Gruppe, die sich ein paar Meter außerhalb Konohas aufgestellt hatten und anscheinend seine Ankunft erwartet hatten. Auf ihren Kleidern prangte das Erkennungszeichen des Wellenreiches, obwohl sie keine Shinobi waren. Sie waren einfach stolz und ein nostalgisches Lächeln huschte über Narutos Lippen, als er zu den Händlern trat, die den Angriff von gestern überlebt hatten. Zwei von ihnen kannte er. Es musste vor Ewigkeiten gewesen sein… „Hey, Naruto-nii-chan.“, ertönte sofort die fröhliche Stimme des Mannes, den er nur als kleinen Jungen in Erinnerung gehabt hatte, „Ich konnte es kaum fassen, als eure Hokage uns gesagt hat, dass du unser Begleitschutz sein wirst!“ Naruto nickte und wieder spürte er, dass seine Lippen sich zu einem freundlichen Lächeln formten. „Ich freue mich auch, Inari. Tsunami-san.“ Inari grinste und seine Mutter nickte Naruto offen zu. Sie war älter geworden… die Zeit hatte keinen Moment stillgestanden. Naruto würde nicht alleine ins Wellenreich gehen. ~ Langsam näherte sich Sakura Sasuke und wischte mit ihren Handrücken noch die letzten verdächtigen Spuren der Tränen fort. Sie betrachtete ihren Mann und so viele Gefühle wallten in ihr auf, dass sie einen Moment brauchte, ehe sie sich geräuschlos neben ihm auf die Steinbank setzen konnte. Gedankenverloren strich sie mit ihren Händen über den kalten, rauen Stein und mit einem traurigen Lächeln erinnerte sich an den Morgen nach Sasukes Verschwinden. Izumo und Kotetsu hatten sie damals geweckt. Es war ein sonniger Tag in Konoha gewesen. Wie heute. Dann endlich hob Sakura ihren Blick und widmete ihre komplette Aufmerksamkeit Sasuke Uchiha, der mit keiner Regung zeigte, dass er sich ihrer Anwesenheit bewusst war. Ihr Blick wurde weich und traurig, als sie seine Haltung erfasste. Er lehnte an der Rückenlehne der Bank und hatte seinen Kopf in seinen Nacken gelegt. Seine fesselnden schwarzen Augen waren geschlossen und Sakura wünschte, dass es anders wäre. Mit der Zeit hatte sie gelernt, aus seinen Augen zu lesen… aber er machte es ihr immer so unglaublich schwer. „Wie lange bist du schon hier?“, fragte Sakura schließlich leise und wartete geduldig auf eine Antwort. Sie wusste nicht, was in ihrem Mann vorging… doch sie hatte eine gewisse Vorstellung. Und tief in ihr regten sich Schuldgefühle. „Ich weiß nicht.“, kam es plötzlich monoton von Sasuke und seine gefühlslose Stimme ließ Sakura zusammenzucken. Sie biss sich auf ihre Unterlippe, doch dann riss sie sich wieder zusammen. Sie hatte es Naruto versprochen. Sie hatte ihm versprochen, sich um Sasuke zu kümmern. Es war nie um sie gegangen. Es war etwas anderes, das Sasuke beschäftigte. „Sasuke-kun, es tut mir leid.“, hauchte sie und legte vorsichtig ihre eine Hand auf seine, die ebenfalls auf der Steinbank ruhte. Ein erschöpftes Seufzen entwich Sasukes Kehle, doch er sah seine Frau weiterhin nicht an. „Was?“, murmelte er und wünschte sich, dass sie gehen würde. Sie sollte ihn alleine lassen. Sie sollte ihn so nicht sehen… niemand sollte ihn so sehen. Aber Sasuke wusste, dass Sakura ihm diesen Wunsch nicht erfüllen würde. Sie hatte die Angewohnheit immer bei ihm zu bleiben. Wahrscheinlich liebte er sie deshalb. Er spürte, dass ihre Finger leicht über seinen Handrücken glitten, doch er fühlte es kaum. „Das vorhin in Tsunade-samas Büro. Du weißt, dass ich dir keinen Vorwurf machen wollte.“ „Und doch hast du es getan.“ „Sasuke…“ Doch noch bevor sie ein weiteres Wort sagen konnte, schüttelte der Uchiha seinen Kopf und blinzelte ein paar Mal in das Sonnenlicht, das durch das Blätterwerk über ihm brach. Über ihnen brach. „Ich weiß.“, sagte er schlicht, „Es hat sich nichts geändert.“ Nun war es an Sakura, diejenige zu sein, die nicht verstand. „Was meinst du?“, fragte sie flüsternd und endlich traf ihr Blick den von Sasuke. Sie versank in seinen unendlich schwarzen Augen und zum ersten Mal an diesem Tag spürte sie ein tonnenschweres Gewicht langsam von ihrem Herzen fallen. Zum ersten Mal an diesem Tag konnte Sakura darin lesen. Sie rutschte ein wenig näher an Sasuke und nahm seine Hand in ihren Schoß, umfasste sie mit ihrer zweiten. Sie wollte ihn nicht verlieren. Nicht aufgrund ihrer Worte, nicht aufgrund der Vergangenheit. Das war ihr schon einmal passiert. „All die Jahre hindurch hat sich nichts verändert…“, wiederholte Sasuke leise und er hasste sich für diesen schwachen Moment. Niemand sollte ihn so sehen. Niemand, kein Mensch. Aber Sakura war die einzige, die es durfte. „Sasuke-kun… natürlich hat sich etwas verändert.“, hauchte Sakura und kam ihrem Mann noch ein wenig näher. Sie wusste, dass sie die einzige war, die dieses Recht hatte. Sie würde es nicht vergeuden. Nicht, wenn sie ihm helfen konnte. Doch Sasuke schüttelte abrupt den Kopf. „Nein. Ich bin genau derselbe wie damals.“, sagte er kalt und Sakura erschauderte. Unwillkürlich ergriff sie seine Hand fester. Damals. Als er gegangen war. Sie konnte es an seinen Worten erkennen und sie wollte nicht, dass er so redete. Sie zwang sich zu einem leichten Lächeln. „Ja. Derselbe, in den ich mich verliebt habe.“, sagte sie ehrlich und bildete sich ein, dass Sasukes Mundwinkel leicht zuckten. Doch einen Moment später war seine Miene wieder ausdruckslos und unbeweglich. Sasukes Hand in Sakuras zuckte kurz, aber sie hielt sie fest, damit er sie ihr nicht entziehen konnte. Sie spürte, dass sich seine Muskeln anspannten, doch er wehrte sich nicht. Sein Blick wurde härter, aber er verlor nicht an seiner erdrückenden Intensität. „Derselbe, der seine Fehler an seinen Sohn weitergibt.“, brachte er hervor und verbittert ballte sich seine Hand zu einer Faust. Sakura strich sanft über seine Haut. Sie schüttelte leicht den Kopf und sah ihn bittend an. „Das stimmt nicht, Sasuke-kun…“, flüsterte sie. Er musste ihr glauben. Er sollte nicht so denken. Aber er hörte nicht. „Doch, das stimmt. Ich bin noch immer Sasuke Uchiha, der Konoha verraten und zu Orochimaru gegangen ist, Sasuke Uchiha, der seinen besten Freund töten wollte, Sasuke Uchiha, der seinen eigenen Bruder getötet hat… Sasuke Uchiha, den sie erst unter hunderten Auflagen wieder im Dorf aufgenommen haben. Und von heute an bin ich Sasuke Uchiha, dessen Sohn dieselben Fehler macht wie er selbst.“ Sakura schüttelte den Kopf, weigerte sich, seinen Worten Glauben zu schenken. „Das stimmt nicht, Sasuke-kun.“, wiederholte sie verzweifelt, „Du bist Sasuke Uchiha, der seinen Bruder erlöst hat, Sasuke Uchiha, der seinen besten Freund nicht töten konnte, Sasuke Uchiha, der sich an seine hundert Auflagen gehalten hat, Sasuke Uchiha, der seinen Söhnen das größte Vorbild ist, Sasuke Uchiha, der ein wunderbarer Vater ist und dessen ältester Sohn sich aus völlig anderen Gründen von Konoha entfernt hat… Sasuke Uchiha, der wieder eine Familie hat und alles für sie tun würde… du bist Sasuke Uchiha… du bist der Mann, an den ich mein Herz verloren habe.“ Das konnte er nicht leugnen. Das konnte er einfach nicht. Sasuke schwieg und sah seine Frau lange Zeit an. Dann hob er vorsichtig seine freie Hand und legte sie behutsam auf ihre immer noch etwas blasse Wange. Er strich so zart über ihre Haut, als wäre sie aus Porzellan, und er spürte, dass sich Sakura leicht gegen seine Hand schmiegte. „Ich liebe dich.“, wisperte er und das waren Worte, für die er sich nie schämen würde. Das waren Worte, die einzig und alleine Sakura hören sollte. Das war eine Seite an ihm, die nur seine bezaubernde Frau sehen durfte. Es war eine Seite an ihm, die nur sie hervorlocken konnte. Sakura lächelte sanft, seufzte leise und ließ sich dann an Sasukes Brust sinken. Ihr Kopf ruhte zwischen seinem Hals und seiner Schulter und sie legte ihre Hand auf seinen Bauch. Die Rosahaarige spürte, dass Sasuke seinen nun frei gewordenen Arm um ihren Körper schlang und sie leicht an sich zog und zum ersten Mal an diesem Tag war Sakura voll und ganz glücklich. „Ich liebe dich auch. Völlig egal, was du getan hast, tust und tun wirst.“ Sakura kuschelte sich noch ein wenig näher an ihren Mann und fühlte sich um so viel besser, als noch vor wenigen Stunden. Sasuke und sie hatten ihren Konflikt gelöst und Naruto würde sich um Masaru, Shizuka und um Sumiaki kümmern. Er konnte das… er konnte das Team zurückbringen. Ihren Sohn, der Konoha aus anderen Gründen verlassen hatte, als sein Vater. Eine Tatsache, die Sakura erst nach längerer Zeit einsehen hatte können. Sie hatte vorhin einfach überreagiert… die Erinnerungen und Emotionen waren mit ihr durch gegangen… Sakura musste plötzlich lächeln und ihrem Herz versetzte es einen kleinen Sprung. „Ich wollte dir noch etwas sagen, Sasuke-kun, schon seit ein paar Tagen. Da gibt es noch etwas, das du bist.“ Sie spürte, dass Sasukes Hand langsam über ihren Rücken strich und sie genoss diesen ungestörten Moment, in dem Sasuke so sanft und zärtlich zu ihr war. „Hm?“, machte er ein wenig abwesend. Ihm ging es genau wie Sakura. Er genoss es, sich für ein paar Augenblicke in ihrer Gegenwart entspannen zu können. Sie konnte ihm mit wenigen Worten so viele Zweifel nehmen… „Du bist zum dritten Mal werdender Vater.“ ******************************************************************************** Das war es auch schon wieder... es war eh lang genug, denk ich. xD Und ich hoffe, ein paar Ereignisse kamen überraschend. ^.~ Mir ist auch klar, dass es schon wieder ein Kapitel völlig ohne Team Sechs war... T____T Dafür bekommt ihr versprochen im nächsten Kapitel wieder etwas von ihnen zu hören. ^^ Ich hoffe, ihr seid mir alles schön treu geblieben und ich freue mich auf etwaige Rückmeldungen. ^^ Ganz besonderer Dank gilt natürlich meiner begnadeten Betaleserin tinybee, die sich wieder in atemberaubender Geschwindigkeit durch dieses Kapitel gekämpft hat. Danke, hab dich lieb~ *knuddel* Danke für eure Aufmerksamkeit! Eure Fantasia Kapitel 12: Yūjō (Dai-issatsu) – Freundschaft (Teil Eins) --------------------------------------------------------- Ich weiß, dass mein Hochladeverhalten unverzeihlich ist. Zur Erklärung kann ich bloß vorbringen, dass ich im letzten Jahr mit vielen anderen Dingen beschäftigt war und das meine FFs unter diesen Umständen leider ein wenig in den Hintergrund gerückt sind... Zudem weile ich gerade eben in Neuseeland und folglich ist es ein Erfolg an sich, dass ich das Kapitel hier zu Ende geschrieben habe. Ich hoffe, es gibt trotzdem noch ein paar Leute, die das hier lesen. Ich werde Anata wo zu Ende bringen. Ich schaffe das, und wenn es noch zehn Jahre dauert. Habt ihr wenigstens was davon. Viel Spaß mit Team Sechs! Eure, Fantasia ~~~~~ Kapitel 12: Yūjō – Freundschaft Lautlos schossen die drei Gestalten durch den dunklen Wald. Ihre Schritte waren kaum zu hören, das Flattern ihrer Umhänge glich dem Rauschen der Blätter. Einer der Umrisse lief an der Spitze, ein wenig schneller als die beiden anderen, die immer wieder versuchten aufzuschließen. Schon langsam fand Sumiaki es seltsam, dass andauernd Masaru und er hinter Shizuka herjagten. Er stand schon kurz davor, Minderwertigkeitskomplexe zu bekommen. Ganz kurz. Entschlossen steigerte er sein Tempo ein letztes Mal und war dann gleichauf mit der jungen Uzumaki, die ihren Blick stur nach vorne gerichtet hatte. Doch die Augen der kleinen Hündin, deren Kopf gerade noch aus Shizukas Kragen herausragte, fanden den Nara sofort und sie winselte freudig. „Shizuka, lass uns das Lager aufschlagen. Wir sind den ganzen Tag gelaufen.“, begann Sumiaki, erntete aber nur ein abfälliges Schnauben. „Ich bin noch fit. Machst du schlapp?“, fragte sie bissig und der Nara verdrehte die Augen. „Das hat nichts mit Schlappmachen zu tun. Ich denke nur weiter. Je mehr wir uns anstrengend, je früher wir aufstehen, je weniger Schlaf wir bekommen, desto weniger Energiereserven haben wir. Das musst du doch verstehen!“, drängte er, doch Shizuka hatte auf Durchzug geschalten und das bemerkte Sumiaki natürlich sofort. Er warf einen Blick über seine Schulter nach hinten und Masaru verstand sofort. Rasch holte er ebenfalls auf. „Shizuka, sei vernünftig.“, fing er an, doch er wurde von dem Mädchen unterbrochen. „Ist es etwa unvernünftig, dass wir uns so schnell wie möglich so weit wie möglich von Konoha entfernen, damit uns ja niemand findet?! Das glaube ich nicht!“ Masaru seufzte leise. Sie war stur wie immer. „Aber Sumiaki hat Recht. Wenn wir uns völlig verausgaben, dann hilft uns das nicht weiter! Wir laufen seit beinahe drei Tagen durchgehend und das zehrt an den Reserven. Ich weiß ganz genau, dass du dir darüber im Klaren bist.“, stellte er sachlich fest und er wusste, wie sehr es Shizuka ärgerte, dass er so offensichtlich Recht hatte. Wenn er noch ein bisschen länger dran blieb, dann würde sie nachgeben. Ganz bestimmt. „Außerdem ist es schon Nacht. Man sieht kaum noch die Hand vor Augen.“, fügte er hinzu. Shizuka lachte trocken. „Und wieder einmal zeigt sich, dass ein Sharingan ganz nützlich wäre.“, meinte sie verächtlich und Sumiaki sog scharf Luft ein. Shizuka wurde grob. Sie wusste, dass diese Antwort unter der Gürtellinie gewesen war. Masaru war ein ausgezeichneter Shinobi, aber sein Kekkei-genkei ließ auf sich warten. Tsunade meinte, dass es keine große Sache war, Sakura versicherte ihm, dass es bald soweit sein würde und Sasuke sagte dazu kein einziges Wort. Keine Silbe war zu diesem Thema über seine Lippen gekommen und Sumiaki wusste, was das für Masaru bedeutete. Shizuka wusste es auch. Nachdem der Uchiha nicht sofort auf die Aussage des jungen Mädchens antwortete, übernahm Sumiaki diese Aufgabe für ihn. Verärgert. „Das täuscht du dich, liebste Shizuka. Hier bräuchten wir wohl eher das Byakugan.“, konterte er mit deutlichem Spott in der Stimme. Shizuka hatte kein Byakugan. Sie sollte bloß wieder einen Gang runterschalten. Sumiakis Blick glitt über den Boden unter ihnen. Das von Ast-zu-Ast-Springen war ja ganz angenehm, aber wenn sie sich so fortbewegten, dann waren sie meist zu schnell um nach einem geeigneten Rastplatz Ausschau zu halten. Doch der Nara war das gewohnt. Shizuka konnte es kaum schnell genug gehen. „Wir machen jetzt Rast. Ob es dir passt oder nicht.“, meinte er schlicht und doch duldete er mit dem Tonfall in seiner Stimme absolut keinen Widerspruch. Die Uzumaki wagte es nicht etwas zu sagen. Trotz ihrer Wut war ihr klar, dass sie alleine nicht weit kommen würde… sie hatte den Aspekt die zwei zurückzulassen in den letzten Minuten ins Auge gefasst. Aber sie konnte nicht alleine weiter und sie hasste diese Tatsache. Als Sumiaki und Masaru nahezu gleichzeitig zurück zur Erde sprangen, folgte ihnen Shizuka nur Momente später. Sie schwieg verbissen und die kleine Hündin unter ihrem Oberteil kuschelte sich leicht an sie. Das Lager und vor allem das Zelt waren schnell aufgebaut worden. Masaru und Sumiaki hatten besonders darauf geachtet, es zwischen den Bäumen so gut wie möglich zu verbergen. Sie befanden sich nicht mehr in näherer Umgebung Konohas und Vorsicht war geboten. Immerhin wussten sie nicht, was sich im Dorf ereignete und welche Maßnahmen Tsunade getroffen hatte. Theoretisch hatte sie die Pflicht, Anbu-Einheiten auszuschicken um sie zurückzuholen. Sie durften nichts riskieren. Das Essen verlief sehr schweigsam und noch nicht einmal Okami wagte es viel herum zu springen oder die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die Stimmung hatte sich seit dem Aufbruch aus Konoha rasant geändert. Alle waren angespannt, alle waren erschöpft, alle waren genervt. Die kleine Hündin bemerkte das und es gefiel ihr nicht. Ändern konnte sie jedoch nichts und mit eingezogenem Schwanz und hängenden Ohren folgte sie den drei Shinobi schließlich in das kleine Zelt, in dem sie die Nacht verbringen mussten. Okami rollte sich bei den Füßen der Kinder zusammen, vergrub die Schnauze zwischen den Pfoten und stieß leise ein Geräusch aus, das Seufzen ähnelte. So gefielen ihr ihre Freunde ganz und gar nicht. Shizuka lag in ihrem Schlafsack, starrte hinauf zur Zeltdecke und wartete fast schon verzweifelt auf den erlösenden Schlaf. Jeder Zentimeter zwischen ihr und den beiden Jungs, die links und rechts von ihr lagen, schmerzte sie. Die junge Uzumaki wusste, dass sie diese Situation einzig und alleine ihrem Verhalten zu verdanken hatte. Sie war stur… sie gab nicht nach… sie war viel zu verbissen. Aber hier ging es um ihre Mutter! Hier musste sie kämpfen, hier konnte sie die Dinge nicht lockerer angehen! Es ging einfach nicht… Und trotzdem waren Masaru und Sumiaki mit ihr gekommen ohne einen Moment zu zögern. Sie hatten sie nicht im Stich gelassen, sie lagen neben ihr und ihre gleichmäßigen Atem drangen an Shizukas Ohr. Sie waren bei ihr. Sie halfen ihr. Sie taten alles in ihrer Macht Stehende. Sie hatten für sie ihre Familien und ihre Heimat zurückgelassen. Die blauen Augen Shizukas füllten sich urplötzlich mit Tränen und sie biss sich fest auf die Unterlippe um nicht aufzuschluchzen. Ihre beiden besten Freunde waren mit ihr mitgekommen, ihre beiden besten Freunde lagen neben ihr und ließen kommentarlos zu, dass sie einem verzweifelten Wunsch nachjagte. Sie akzeptierten es und sie unterstützten sie. Und was tat sie? Sie war gemein zu ihnen und sie verhielt sich unfreundlich und undankbar. Und jetzt liefen die ersten Tränen über ihre Schläfen und tropften in der Stille des Zeltes deutlich hörbar auf den Stoff ihres Schlafsackes. Unbeweglich lag Shizuka da und kämpfte verzweifelt gegen die aufwallenden Gefühle an, während immer mehr und mehr Tränen ihren Weg fanden. „Shizuka?“, fragte Masaru leise und besorgt und dieser Tonfall brachte das Fass bei der Uzumaki zum Überlaufen. Sie schluchzte auf und die Tränen liefen unaufhaltsam über ihre Wangen, während Masaru alarmiert in seinem Schlafsack auffuhr und bestürzt zu ihr hinunter blickte. Er hasste es, sie weinen zu sehen! Sie weinen zu hören… das war falsch! Shizuka musste glücklich sein, denn Shizuka war seine Schwester und er hatte es versprochen! Er hatte versprochen auf sie aufzupassen, hatte versprochen, dass es ihr gut ging… und wenn sie weinte, dann war das nicht der Fall! Dann machte er Fehler. Er wollte keine Fehler machen. Nicht bei ihr. „Shizu…“, murmelte er hilflos, während sich auch sein bester Freund langsam aufsetzte und ernst auf das Mädchen hinuntersah. Doch er schwieg, denn Shizuka war gerade dabei sich wieder zu fangen. „Es tut mir so leid…“, wimmerte sie und eine weitere Heulattacke durchlief ihren Körper, „Das alles tut mir so leid.“ Es tat ihr leid, wie sich die Dinge entwickelt hatten, es tat ihr leid, ihre beiden besten Freunde aus ihrem Umfeld gerissen zu haben, es tat ihr so leid, alles tat ihr so unendlich leid! Sie wollte es ungeschehen machen, all die Worte die zwischen ihrem Großvater und ihrem Vater gefallen waren, sie wollte ungeschehen machen, dass sie das Gespräch bei Tsunade belauscht hatten, sie wollte ungeschehen machen überhaupt herausgefunden zu haben, eine Hyuuga zu sein! Sie wollte das alles doch nicht, sie wollte nicht hier liegen und weinen und wissen, dass ihre Teamkollegen einzig ihretwegen hier waren. Sie wollte zuhause sein, bei den Uchihas, sie wollte in ihrem Bett liegen und sie wollte aus dem Fenster sehen, solange, bis ihre Gedanken abgedriftet und sie in die Traumwelt hinüber geglitten war. Sie wollte nicht in dem kalten, ungemütlichen Zelt sein, sie wollte morgen aufwachen, ihren Vater begrüßen und von Sakura etwas zu essen bekommen, sie wollte von Hideki genervt werden… Sie wollte die Zeit zurückdrehen, sie wollte alles vergessen und ungeschehen machen! „Ich will nach Hause.“, schluchzte Shizuka und sie kam sich so erbärmlich vor, denn sie wusste, dass sie kein Zuhause hatte. Keine richtige Familie. Natürlich, sie liebte niemanden mehr als die Uchihas und als ihren Vater… aber… das war keine Familie. Sie wollte einfach nach Hause. Sie wollte sich geborgen fühlen, sie wollte, dass all ihre Sorgen und ihre Probleme verschwanden oder von jemand anderem gelöst wurden. Sie wollte, dass es aufhörte und sie wollte nicht hier sein. Aber sie hatte kein Zuhause. Und während ihr die Verzweiflung und der Schmerz die Luft zum Atmen nahm, bemerkte sie, dass sich die beiden Jungs in stillschweigender Übereinkunft wieder neben sie gelegt hatten und an sie herangerutscht waren. Shizuka spürte ihre ernsten Blicke auf sich ruhen, doch sie konnte ihre besten Freunde nicht ansehen, denn sie wusste, dass sie ihnen ihr Zuhause weggenommen hatte. Sie konnte nur Entschuldigungen schluchzen, sie konnte nur versuchen den unerträglichen Schmerz zu ertragen. Dann spürte sie, dass Masaru noch näher an sie heranrutschte und dass sich ihre Körper sachte berührten. Er lag auf der Seite und er legte seinen Arm vorsichtig um Shizukas Bauch, zog sie ein wenig näher zu sich und seufzte dann leise. Sein Gesicht war nur Zentimeter von ihrer nassen Wange entfernt und er hasste jede einzelne Träne, die sich aus ihren Augen stahl. Sumiaki unterdessen hatte vorsichtig nach ihrer Hand getastet und umschloss sie fest mit seiner. Es reichte, wenn Masaru ihr so nahe war und sie in den Arm nahm. Er konnte mit Shizuka in solchen Situationen besser umgehen und das erkannte Sumiaki neidlos an. Seine Finger streichelten nur sanft über Shizukas Handrücken und er wartete geduldig ab, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Mehr konnte er nicht für sie tun, auch wenn er wusste, wie sehr diese Tatsache Masaru widerstrebte. Die Sekunden verstrichen und Shizukas Weinen wurde schwächer. Sie war erschöpft, viel zu erschöpft von der anstrengenden Reise, um sich noch weiter aufzuregen. Sie lag einfach nur da und lauschte ihrem rasenden Herzschlag, bemerkte den sanften Druck von Sumiakis Hand und den kaum spürbaren Atem Masarus auf ihrer Wange. Sie waren alle drei still und sprachen kein Wort, denn noch war niemand gewillt, das ungewohnte Schweigen zu zerstören. Erst Okami durchbrach die Stille mit einem tiefen Seufzen, das fast schon erleichtert klang. Doch sie blieb wo sie war, denn sie spürte, dass sie sich nicht zwischen die drei Kinder drängen durfte. Sachte verstärkte Masaru seinen Griff um Shizukas Bauch. Sie sollte wissen, dass er da war. Er würde immer da sein, völlig egal was passierte. Wenn sie es vergaß, dann würde er sie daran erinnern. Immer und immer wieder. „Alles ist okay, Shizu-chan.“, flüsterte er leise und sah Shizukas Unterlippe erneut zittern. Sie griff ein wenig fester nach Sumiakis Hand, der diese Tatsache leicht lächelnd zur Kenntnis nahm, und wandte ihren Blick dann voll und ganz Masaru zu. Voller Schuldgefühle sah sie den jungen Uchiha an und schüttelte leicht den Kopf. „Verzeih mir.“, hauchte sie und Masaru konnte sie nur verwundert ansehen. „Was denn?“ „Das mit dem Sharingan vorhin.“, schniefte Shizuka und noch eine einzelne Träne suchte sich einen Weg über ihre Wange, „Das war so dumm… du hast alles für mich zurückgelassen und das einzige was ich dazu sage, ist dieser dumme Angriff wegen dem Sharingan. Es tut mir leid, es tut mir so leid, Masaru!“ Dabei wusste sie doch, was das für ihren besten Freund bedeutete, dabei wusste sie doch, wie weh ihm diese Tatsache tat. Er war ein Uchiha. Ein Uchiha brauchte das Sharingan. Er enttäuschte seinen Vater, mit jedem Tag an dem er sein Bluterbe nicht aktivierte, auch wenn Sasuke sich rein gar nichts anmerken ließ. Vielleicht sah er es auch nicht als eine Enttäuschung… sein Sohn aber schon. Shizuka wusste das. Masaru jedoch lächelte ein wenig wehmütig und schüttelte sachte den Kopf. „Nicht doch… ist schon in Ordnung. Keine Sorge, Shizu.“, tat er ihre Entschuldigung sanft ab. Sie war durch den Wind, er konnte das nachvollziehen. Sie verletzte ihn nicht böswillig, sie war einfach nur verzweifelt. Masaru wusste das. Er verurteilte sie dafür nicht. Und außerdem hatte sie Recht gehabt. „Es ist nicht okay…“, widersprach Shizuka, doch diesmal antwortete ihr Sumiaki. „Ach was. Ich habe dir doch schön Kontra geboten, also wären wir alle quitt.“, meinte er leichthin und entlockte Shizuka damit ein ungewolltes, leises Lachen. Masaru lächelte erleichtert und sah seinen besten Freund dankbar an. „Stimmt, das mit dem Byakugan war eine gute Erwiderung.“, gab Shizuka halb lachend halb weinend zu und wusste nicht, welchen der beiden Jungs sie ansehen sollte. Bis Masaru ihr die Entscheidung schließlich abnahm. Mit bestimmenden Griffen sorgte er dafür, dass Shizuka sich auf die Seite drehte. Vorsichtig rutschte er näher an sie heran und zog ihren Körper schließlich dicht an seinen, bis sich ihr Rücken gegen seine Brust schmiegte und er seine Arme locker um ihre Taille legen konnte. Unter vielen Umständen hätte sich Shizuka gegen die direkte Nähe gewehrt, doch sie ließ diese zu, denn sie brauchte sie und sie wusste das genauso gut wie Sumiaki und Masaru. Ersterer hatte Shizukas Hand noch immer nicht losgelassen und die junge Uzumaki schloss ihre blauen Augen. „Ich hab euch so lieb.“, flüsterte sie gerührt, drückte sich ein wenig näher an ihren Bruder und fasste stärker nach Sumiakis Hand, der ebenfalls ein wenig dichter zu ihr rutschte. „Wir dich auch, Shizu-chan.“, murmelte Masaru und Sumiaki nickte leicht. „Wir hätten dich nie und nimmer im Stich gelassen, du dummes Mädchen. Wir sind ein Team. Wir unterstützen uns in jeder möglichen und unmöglichen Situation.“, meinte der Nara sanft, „Wir sind Freunde.“ ~ Einen sicheren Freund erkennt man in unsicherer Stunde. Shizuka nickte ergriffen, ließ ihre Augen jedoch weiterhin geschlossen. Vielleicht hatte sie Angst aufzuwachen und festzustellen, dass alles nur ein großer Traum gewesen war. Dass sie doch alleine war. Solange sie die Augen geschlossen hielt, würden Masaru und Sumiaki immer bei ihr sein. „Wir schaffen das, nicht wahr?“, fragte sie leise und hörte die beiden kurz daraufhin leise lachen. „Was haben wir je nicht geschafft?“, stellten sie eine Gegenfrage und ein erleichtertes Lächeln breitete sich auf Shizukas Lippen aus. Mehrere Sekunden verstrichen wieder in absoluter Stille, dann erhob Masaru erneut seine Stimme. „Hast du noch immer Heimweh?“, fragte er leise und dicht an ihrem Ohr. Sie sollte sich gut fühlen, solange er bei ihr war. Shizuka überlegte einen Moment, dann schüttelte sie leicht den Kopf. „Solange ihr bei mir seid ist alles in Ordnung.“, antwortete sie selig und Sumiaki nickte zufrieden und erleichtert. „Dann wird es dir niemals wieder schlecht gehen.“, schwor er feierlich und zwinkerte Masaru zu, der ein leichtes Lachen unterdrückte und Shizuka anschließend sanft ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. Er spürte ihren Atem immer ruhiger werden und er wusste, dass sie am Einschlafen war. Seine Schwester… er würde niemals zulassen, dass sie litt. Sie war seine Shizuka. Seine beste Freundin. „Schlaf gut.“, flüsterte er liebevoll in ihr Ohr, sorgte danach dafür, dass Shizuka es schön warm hatte und ließ seinen Kopf schließlich auch auf den weichen Stoff des Schlafsacks fallen. Er war so müde, so erledigt nach diesem Dauersprint weg von Konoha. Er konnte Sumiaki hören, der sich ebenfalls wieder in den Schlafsack kuschelte und Shizuka trotzdem nicht losließ. Sie brauchte das alles. „Morgen gehen wir die Sache langsamer an. Ob sie will oder nicht. Sie ist fertig.“, murmelte er noch verschlafen und Masarus Zustimmung bekam er nur noch am Rande mit. Schlaf… herrlicher Schlaf nach einem anstrengenden Tag. Sumiaki schloss die Augen und war sofort eingeschlafen. Masaru lag noch etwas länger wach und lauschte dem regelmäßigen Atmen seiner beiden Freunde. Das alles hier war eine extreme psychische Belastung und dem jungen Uchiha war klar, dass es alles noch viel schlimmer werden würde. Er musste auf sie aufpassen. Auf alle beide. Shizuka durfte nichts geschehen und auch Sumiaki musste gut davonkommen. Er hatte hier die Verantwortung. Sie waren seine besten Freunde und er wollte nicht, dass ihnen Leid angetan wurde. Und dann glitt auch Masaru hinüber in den wohlverdienten Schlaf. ~ Am nächsten Morgen Verschlafen blinzelte Shizuka in das helle Licht. Der dünne Stoff des dunkelblauen Zeltes hielt die Sonnenstrahlen nur spärlich zurück und draußen im Freien zwitscherten ganz leise die ersten Vögel. Noch einmal schloss Shizuka ihre Augen und wünschte sich den Schlaf zurück. Wenn sie schlief, dann dachte sie an nichts… seit sie herausgefunden hatte, dass sie eine Hyuuga war, hatte sie auch aufgehört zu träumen. Es war eine wohltuende Leere, die sie jede Nacht aufs Neue willkommen hieß. Shizuka seufzte leise und ein schwaches Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie das leise Schnarchen von Sumiaki vernahm. Er konnte überall tief und fest schlafen, egal wo, egal wann, egal in welcher Situation. Die junge Uzumaki beneidete ihn darum. Shizuka wollte sich auf die andere Seite drehen, um eine bequemere Schlafposition einzunehmen, als ihr plötzlich der Arm auffiel, der noch immer um ihren Körper lag und sie leicht an Masaru drückte. Sie lag einen Moment wie erstarrt da. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass sie sich so nahe waren… erst jetzt bemerkte sie den kaum spürbaren Druck an ihrem Rücken, die Wärme, die von dem Uchiha ausging, und seinen leichten Atem an ihrem Ohr. Das alles war bis eben absolut selbstverständlich gewesen und Shizuka hatte es nicht einmal richtig registriert. Es war, als gehörte Masaru zu ihr dazu. Als waren sie eins… Shizuka seufzte leise. Am Morgen waren ihre Gedanken träge und führten in seltsame Richtungen. Sie hob seinen Arm leicht an und drehte sich dann herum, sodass sie ihrem Bruder direkt gegenüberliegen konnte. Shizukas blitzblaue Augen glitten mit sanftem Ausdruck über das friedliche Gesicht des Uchihas. Seine Haut war wie immer ein wenig heller und sein tiefschwarzes Haar bildete einen anziehenden Kontrast, an den Shizuka schon ihr Leben lang gewohnt war. Masaru war eben ein Uchiha und sie hatte schon früh begriffen, dass sie in den Augen der meisten Menschen als überdurchschnittlich hübsch galten. Shizuka bemerkte das kaum noch. Sie kannte Masaru seit sie denken konnte und für sie war er ihr Bruder, ihr bester Freund, ihr Seelenverwandter. Für sein Aussehen hatte sie sich nie sonderlich interessiert. Er gehörte zu ihr und sie gehörte zu ihm und solange das der Fall war, würde sie nichts und niemand entzweien können. Schon gar nicht so etwas Blödsinniges wie Schönheit. Und Shizuka ärgerte sich, dass sie überhaupt an so etwas dachte. So war sie nicht. Diese Dinge waren ihr egal. Ohne Frage, Masaru war bestimmt nicht hässlich und Sumiaki ebenso wenig, aber das zählte einfach nicht! Sie war sie und Masaru Masaru und Sumiaki Sumiaki! Dämliche Schönheit. Wären alle Menschen hässlich hätte man gleich ein Problem weniger. Verdammt, woran dachte sie da? Stumm fluchte Shizuka vor sich hin und zog die dicke Decke ein wenig weiter über sich und Masaru. Nachts hatte es etwas abgekühlt. Die Jungs mussten wohl dafür gesorgt haben, dass sie nicht froren. Völlig in ihre stille Selbstbeschimpfung vertieft brauchte Shizuka einen Moment, ehe sie einen Blick auf sich ruhen spürte und aufsah. Ihre Augen trafen kurz die schwarzen von Masaru und ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als der junge Uchiha heftig gähnte und sich dann ein wenig tiefer in die Decke kuschelte. Shizuka wusste, wie ungern er aufwachte. „Wie lang bist du schon wach?“, kam es brummend aus der Richtung von Masaru. „Noch nicht lange.“, antwortete sie leise. Immerhin wollte sie Sumiaki nicht aufwecken. „Dann ab zurück ins Traumland.“, befahl Masaru verschlafen, was den Nachdruck in seiner Stimme völlig abtötete. Shizuka nahm ihm seinen Missmut nicht übel. Wie gesagt, sie wusste, wie ungern er aufwachte. „Ich kann nicht mehr.“, sagte sie nur und es entsprach der Wahrheit. Sie war völlig ausgeruht und die innere Unruhe, die sie seit ihrem Aufbruch aus Konoha ergriffen hatte, war zurückgekehrt. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Masaru seufzte leise und blinzelte dann schläfrig in Shizukas Richtung. Auf seiner Stirn bildete sich eine kleine Falte, während er ein weiteres Gähnen zu unterdrücken versuchte. „Müde…“, jammerte er leise vor sich hin und Shizukas Grinsen wurde breiter. Flugs zog sie die Decke ganz über Masarus Kopf und die schwarzen Haare waren mit einem Schlag verschwunden. Das Resultat dieser Aktion überraschte Shizuka nicht im Geringsten. „Hey, meine Haare!“, beschwerte sich Masaru halblaut und zog sich den dicken Stoff schnell wieder vom Kopf. Shizuka bedauerte ein wenig, dass er dafür den Arm benutzt, der um ihren Körper gelegen hatte. Sie konnte nicht genau sagen, was sie daran störte, aber sie wusste, dass sie sich bis vor ein paar Sekunden besser gefühlt hatte. In Masarus Nähe fühlte sie sich einfach wohl, geborgen und beschützt. Doch sie grinste ihren besten Freund an, der sich mittlerweile auf den Rücken gedreht hatte und noch immer leise vor sich hin grummelte. „Sei nicht so eitel, Uchiha.“, meinte sie und rollte mit den Augen. Masaru schnaubte leise vor sich hin. „Ich bin nicht eitel… es geht nur um meine Haare…“, murmelte er vor sich hin und als er mit seinen Fingern penibel seine ohnehin vom Schlafen verwuschelten Haare wieder halbwegs in Ordnung gebracht hatte, ließ er seinen Kopf zurück auf das kleine Kissen fallen und atmete tief durch. Er hasste Aufwachen wirklich. Alles war so laut und schnell und ja, einfach nur nervig, um es mit Sumiakis Worten auszudrücken. Und dann auch noch Shizuka, die seine größte Schwachstelle wie immer blitzartig ausnutzte. „Deine Haare haben wie immer Supermodelqualität, also reg dich ab.“, behauptete die junge Uzumaki in dem Moment halbherzig, kicherte daraufhin jedoch leise, was Masaru dazu veranlasste, sie ein wenig verwundert anzusehen. Das Blitzen in ihren Augen fiel ihm sofort auf und ein kleines, erleichtertes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Die Szene von gestern hatte er nur zu gut in Erinnerung. Masaru drehte sich wieder auf die Seite. Die leichte Röte auf Shizukas Wangen gefiel ihm ausgesprochen gut. Er kannte sie und er wusste, dass sie immer dann auftrat, wenn die Uzumaki gut gelaunt und fröhlich war. „Hey… was hat deine Laune so gehoben?“, fragte er ein wenig ernster und Shizukas Grinsen wurde zu einem sanften, vielleicht etwas unsicherem Lächeln. Sie wandte ihren Blick ab und verdutzt wartete Masaru auf ihre Antwort. „Naja… ich habe gut geschlafen.“, meinte sie leise und zögerte dann ein wenig. „Und…?“, hakte Masaru nach ein paar Sekunden nach. Er konnte doch hören, dass da noch mehr war. Er war ihr Bruder, er wusste diese Dinge einfach. Noch immer hatte Shizuka ihren Blick abgewandt, als ihre gesenkte Stimme ihm die Antwort liefert, auf die er wartete. „Ich glaube, das ist so, weil ihr beide gestern so lieb zu mir ward.“, flüsterte Shizuka, doch gerade als Masaru etwas darauf sagen wollte, redete sie weiter, „Und weil du so nah bei mir warst…“ Mehrere Sekunden vergingen schweigend, dann tastete Masaru unter der Decke nach Shizukas Hand und strich sachte darüber. Er lächelte seine Schwester fast schon zärtlich an. „Ich werde immer nah bei dir sein, Shizu-chan.“, versprach er leise und suchte solange nach Shizukas unruhigem Blick, bis er ihn gefunden und fixiert hatte. Die Dunkelhaarige sah nur für einen Moment in seine schwarzen, warmen Augen, ehe ihre eigenen ein wenig wässrig wurden und sie sich wenige Sekunden später in seine Arme drängte und ihr Gesicht in seiner Brust vergrub. Masaru lachte leise und drückte das Mädchen sanft näher an sich. Wenn sie seine Nähe brauchte, dann konnte sie seine Nähe haben. So lange sie wollte. So oft sie wollte. Er war ihr Bruder und er war ihr Beschützer. „Lach nicht!“, grummelte Shizuka gespielt drohend und schmiegte sich an den warmen Körper ihres Bruders. Wenn er sie ihm Arm hielt, dann fühlte sie sich gut. Es war manchmal so einfach, glücklich zu sein. Masarus unterdrücktes Lachen vibrierte in seiner Brust. „Wie käme ich nur dazu…“, sinnierte er. Es war in letzter Zeit nicht oft vorgekommen, dass sie sich so nahe gewesen waren. Shizuka hatte seine direkte Zuwendung nicht gebraucht und das war völlig in Ordnung gewesen. Sie war kein kleines Kind mehr und Masaru konnte das größtenteils akzeptieren. Shizuka seufzte tief. „Ich hoffe, das ändert sich nie.“, wünschte sie und Masaru lächelte leicht. „Niemals.“ Eine Weile schwiegen die beiden wieder. Der junge Uchiha packte Shizuka und sich selbst fest in die dicke Decke ein. Morgens war es noch kalt und je näher sie dem Wellenreich kamen, desto schlimmer wurde es. Es war gut, dass er so nah bei Shizuka war. Sie sollte nicht frieren. Masaru zog seine Schwester näher an seinen Körper, seufzte leise und schloss dann wieder seine Augen. „Ruhen wir uns noch ein wenig aus. Heute wird ein anstrengender Tag.“ Er spürte Shizuka nicken und mehrere Minuten vergingen in völliger Stille, ehe das Mädchen doch noch einmal leise seine Stimme erhob. „Du bleibst immer bei mir. Versprichst du mir das?“, fragte sie ein wenig verschämt. Masaru antwortete nicht sofort. Er wusste, was Shizuka in diesem Moment mit dieser Frage bezweckte. In den letzten paar Tagen war ihre Welt aus den Fugen geraten, in den letzten paar Tagen war ihr Leben um 180 Grad gedreht worden. Sie hatte kaum noch Dinge und vor allem Personen, auf die sie sich verlassen konnte. Aber er, er war ihr Bruder und er hatte versprochen sie zu beschützen. Vor allem und jedem und zu jeder Zeit und an jedem Ort. „Ja, ich verspreche es dir.“, flüsterte er sanft und suchte Shizukas Blick. Ihre Augen leuchteten ein wenig und ein seliges Lächeln lag auf ihren Lippen. „Dann wird alles gut sein.“, beschloss sie, teils völlig überzeugt, teils einfach nur stur. Masaru strich leicht über ihren Rücken und überlegte sich seine nächsten Worte sehr genau. „Shizu… manchmal ändern sich Dinge und das können wir nicht verhindern. Egal wie sehr wir es wollen, egal was wir dafür tun. Manches können wir nicht aufhalten und Geschehenes schon gar nicht rückgängig machen.“ Sie wusste genau, dass er auf diese Situation hier anspielte. Es war ein so aussichtsloses Unterfangen, Hinata zu suchen. So unglaublich aussichtslos. Und trotzdem lagen sie in diesem Zelt. „Ich weiß… aber… man kann es doch wenigstens versuchen.“, erwiderte Shizuka einen Hauch eigensinnig und Masaru verstand. Sie musste das alles hier tun. Für den Tag vor elf Jahren, für Konoha, für die Bewohner, für Kiba-sensei, für seine eigenen Eltern, für ihren Vater… und für sich selbst. „Ja…“, murmelte Masaru schließlich resignierend, „Man kann es immer versuchen.“ Was hätte er sonst sagen können? Shizuka würde sich ohnehin von nichts abbringen lassen. Und ganz plötzlich ertönte eine weitere ruhige, gelassene Stimme in dem Zelt. „Versuchen kann man es schon, nur wird es nicht allzu viel bringen.“, meinte Sumiaki sachlich. Masaru blickte über Shizuka hinweg zu seinem besten Freund, der die Arme hinter seinem Kopf verschränkt hatte und zum Zeltstoff hinauf blickte. „Bevor man große Dinge ändern will, muss man sich selbst ändern. Du darfst nicht erwarten, dass du ein neues Schloss mit einem alten Schlüssel aufsperren kannst.“ Shizuka schnaubte und drehte sich herum, sodass sie nun wieder Masaru den Rücken kehrte. „Wer sagt, dass ich das Schloss nicht anders knacken kann?“, fauchte sie. Sie hasste es, wenn Sumiaki so sachlich war und die verfahrensten Situationen auf den Punkt brachte. Sie war nicht dumm, sie wusste, dass er zu 99 Prozent Recht hatte. Aber auf das eine verbliebene bestand sie. Sumiaki wandte nur leicht den Kopf und sah Shizuka mit hochgezogenen Augenbrauen an. Sie erwiderte seinen Blick für einen Moment, dann wandte sie ihre Augen ab. Es ärgerte sie, dass sie verloren hatte. Sumiaki seufzte. Shizuka war so stur… „Wie auch immer…“, murmelte er, „Wenn ihr euch schon ewige Liebe schwören wollt, dann tut das bitte leiser.“ Mit diesen Worten drehte er sich auf die andere Seite und kehrte seinen beiden Freunden den Rücken. Er schloss die Augen und wartete auf den altbekannten Schlaf, doch ihm war klar, dass er nicht kommen würde. Sumiaki hatte das Gespräch zwischen Masaru und Shizuka verfolgt und ihm war wieder klar geworden, wie sehr Shizuka sie brauchte. Wie sehr sie den Uchiha brauchte und wie sehr sie sich auf ihr Team verließ. Wenn er auch nur einen Fehler machte, eine Fehlentscheidung traf, wenn er nur einmal verkehrt handelte… dann konnte Shizuka ohne weiteres daran zerbrechen. Dann hatte sie nichts mehr. Und dieser Gedanke beschäftigte den jungen Nara viel zu sehr, als dass er hätte einschlafen können. Das war sehr ungewohnt und das beunruhigte ihn. ~ Ein wenig später „Lösch bitte das Feuer, Shizuka.“, forderte Sumiaki das junge Mädchen auf und wortlos tat Shizuka was er verlangte. Während sie das verbliebene, mittlerweile abgestandene Wasser auf die Glut goss und zur Sicherheit noch Steine darüber rollte, beobachtete sie den Nara aus den Augenwinkeln dabei wie er das Zelt abbaute. Geschickt wie immer zog er die Stäbe aus den Laschen des dunkelblauen Stoffes und legte eben jenen sorgsam zusammen, sodass er in jeden Rucksack passen konnte. Seine Bitte an sie selbst waren die ersten Worte, die er seit Masarus Aufbruch vor einer guten Viertelstunde an sie gerichtet hatte. Während der Uchiha die Wasser- und Essensvorräte aufstockte, blieben Sumiaki und Shizuka immer zurück um alle Spuren ihres Lagers zu beseitigen. Bloß Okami hatte noch integriert werden müssen und schnell hatten sie entschieden, dass sie Masaru begleiten würde. Bei der Suche nach Nahrungsmitteln war sie wohl am hilfreichsten. An diese Einteilung hielten sich alle kommentarlos, doch seit heute wohl auch völlig stumm. Shizuka war durchaus klar, dass das größtenteils ihre eigene Schuld war. Seit sie von Konoha aufgebrochen waren, hatte sie den Nara angemotzt. Er hatte es hingenommen und war noch dazu gestern Nacht für sie da gewesen. Doch heute Morgen im Zelt hatte sie ihn wieder angefaucht und diesmal hatte es Sumiaki wohl zu denken gegeben. Er sprach kaum mit ihr, war distanziert… aber trotzdem nicht unfreundlich. Shizuka hasste die Schulgefühle, die er ihr damit machte, obwohl sie nicht annahm, dass er es absichtlich tat. Nachdenklich griff Shizuka nach den verbliebenen Plastikstäbchen des Zeltes, die Sumiaki noch nicht verstaut hatte. Schweigend arbeiteten sie nebeneinander, doch als Shizuka dem Nara den letzten Stab reichte, ließ sie ihn nicht gleich los und wie sie erwartet hatte traf sie wenige Sekunden später der Blick aus Sumiakis schokoladebraunen Augen. Das war der Moment, in dem Shizuka zögerte. Der Moment, in dem sie nicht wusste, was sie zu ihm sagen konnte. Sie hatte so viel getan, was er nicht verdient hatte. „Es tut mir leid.“, flüsterte sie schließlich matt. Sie hatte sich gestern nach ihrem Nervenzusammenbruch schon entschuldigt, aber sie bezweifelte, dass das als richtige Entschuldigung durchgehen konnte. Sumiakis Hand hielt den Stab noch immer umschlossen, doch diesmal ließ Shizuka los. „Wofür entschuldigst du dich?“, fragte Sumiaki gleichgültig. Die Frage jagte der jungen Uzumaki einen kleinen Schauer über den Rücken und ein wenig hilflos zuckte sie mit den Schultern. „Für das alles hier. Dafür, dass ich dir deine Heimat und deine Familie weggenommen habe. Und dafür, dass ich mich so unmöglich verhalte.“, zählte sie auf und ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Wenn man für Sünden in die Hölle kam, dann hatte sie dort die Ewigkeit gepachtet. Ein wenig verloren stand Shizuka neben Sumiaki und da er ihr nicht sofort antwortete, suchte sie angestrengt nach einer Beschäftigung, doch es gab keine mehr. Ihr kleines Lager verborgen hinter ein paar großen Büschen existierte praktisch nicht mehr, als Sumiaki auch den letzten Stab in seinen Rucksack steckte. Er seufzte tief und plötzlich fühlte sich Shizuka neben ihm wie ein kleines Kind, das etwas ausgefressen hatte. Niemand verstand es besser als Sumiaki, erwachsen zu wirken. Wahrscheinlich, weil er es am meisten von ihrem Team war. Doch Sumiaki grinste schief und das verwirrte Shizuka eindeutig, obwohl ihr ein Stein vom Herzen fiel. „Wann verhältst du dich denn nicht unmöglich?“, fragte er ironisch und machte eine wegwerfende Handbewegung, „Das bin ich gewohnt.“ Shizuka schüttelte verschämt den Kopf. Er machte diese Tatsache mit seinen Worten noch viel schlimmer. „Das tut mir noch viel mehr leid.“, hielt sie dagegen und Sumiakis Grinsen wurde zu einem Lächeln. Er nickte leicht. „Danke.“, meinte er schlicht und sie beide wussten, dass die Sache damit abgehakt war. Manchmal war es zwischen ihnen so einfach. Doch Sumiaki verfiel daraufhin wieder in Schweigen und die Stille kam Shizuka noch immer falsch vor. Sie hatte sich entschuldigt, er hatte die Entschuldigung angenommen… und trotzdem war etwas nicht in Ordnung. „Was ist los?“, fragte sie leise, als Sumiaki sich den Rucksäcken widmete, sich hinkniete und überprüfte, ob die Riemen noch in Ordnung waren. Ein wenig verwirrt drehte er sich zu der jungen Uzumaki um und sah sie fragend an. „Was soll los sein?“ Shizuka seufzte und setzte sich neben Sumiaki in das kalte, etwas feuchte Gras. Wie immer, wenn sie nicht genau wusste was zu sagen war, begann sie mit einer ihrer langen Haarsträhnen zu spielen. Sie hatte das Haar ihrer Mutter… so dunkel, so seidig, so lang… „Du redest so wenig.“, meinte sie schließlich und die Verunsicherung schwang deutlich in ihrer Stimme mit. Es machte sie nervös, wenn etwas zwischen ihr und Sumiaki stand. Es fühlte sich so falsch und ungewohnt an, dass es ihr Gänsehaut bereitete. Sumiaki zog die Riemen seines Rucksacks fester. „Vielleicht ist es mir zu anstrengend?“, fragte er leicht grinsend, doch das ernste Gesicht von Shizuka ließ ihn mit seinen Witzchen aufhören. Er ließ von den Rucksäcken ab und setzte sich ebenfalls. Knien wurde auf Dauer anstrengend. „Ich denke nach.“, antwortete er ehrlich. „Worüber?“ Sumiaki lächelte leicht. „Über dich natürlich.“ Überrascht sah Shizuka ihn an und ihre Wangen färbten sich etwas rot. Sie hasste das, zumal es Sumiaki wie schon so oft zum Lachen brachte. „Kein Grund rot zu werden.“, zog er sie auf und Shizuka streckte ihm kurz die Zunge entgegen. Als er nicht weiterredete, sie nur nachdenklich ansah und die Stille zwischen ihnen für die junge Uzumaki immer drückender wurde, umfasste Shizuka sich selbst mit den Armen und wandte ihren Blick von dem Nara ab. Ihr war kalt. Aber ehe sie es sich versah, rutschte Sumiaki neben sie und legte einen Arm um ihre Schulter. Leicht zog er sie an sich und legte seinen Kopf sachte an ihren. „Es ist nichts Schlimmes, Shizuka. Ich versuche bloß dich zu verstehen, so wie früher und herauszufinden was du denkst.“, gestand er schwach lächelnd. Er war es nicht gewohnt nicht zu wissen was in ihr vorging. Und er mochte dieses Gefühl nicht. Die junge Uzumaki lehnte sich an ihren Freund und schloss für einen Moment die Augen. Sumiaki strahlte Ruhe und Gelassenheit aus und das beruhigte sie. Es war anders, als in Masarus Nähe zu sein. Der war ihr Bruder, der gab ihr eine andere Art von vertrautem Gefühl. Bei Sumiaki war es ähnlich… aber nicht gleich. Es gab keine Worte für den Unterschied zwischen den beiden. Vielleicht war es, weil sie Masarus Nähe als selbstverständlich sah und sie sicher war, dass sie niemals irgendetwas entzweien konnte, weil sie wusste, dass er für immer an ihrer Seite sein würde und weil sie wusste, dass sie ohne den anderen nicht ganz waren. Bei Sumiaki war es anders. Natürlich würde sie ihm wie Masaru ohne eine Sekunde zu zögern ihr Leben anvertrauen, natürlich fühlte sie sich bei Sumiaki sicher, natürlich genoss sie seine Nähe, seine Freundschaft und seine Zuneigung… doch bei ihm war es einfach… nicht selbstverständlich. Bei ihm war es ein Geschenk, bei ihm war ihre Freundschaft etwas ganz anderes als bei Masaru. Sie konnte nicht ohne Masaru und sie wollte nicht ohne Sumiaki. Ein Leben ohne Masaru war unvorstellbar und ein Leben ohne Sumiaki war kein richtiges Leben. Besser konnte es Shizuka nicht erklären und so genoss sie einfach nur diese wenigen Sekunden in denen sie Sumiaki sowohl körperlich als auch geistig nahe war. „Wenn du Fragen hast, dann frag mich… aber ignorier mich nicht.“, flüsterte sie flehendlich. Sie konnte die Stille nicht ertragen. Sumiaki strich sanft über ihr Haar. „Das hab ich nicht gewollt. Verzeih.“, entschuldigte er sich ernst, „Das alles hier beschäftigt mich. Die Situation ist nicht geregelt und ich kann nicht vorausschauen… ich bin das nicht gewohnt, Shizuka. Und es wird noch viel schwerer, wenn ich dich nicht einschätzen kann.“ Shizuka seufzte leise und vergrub ihr Gesicht ihn Sumiakis Schulter. „Ich kann mich selbst nicht einschätzen.“, flüsterte sie und der Nara nickte verständnisvoll. Eine kleine Weile saßen die beiden einfach nur da, doch dann huschte ein flüchtiges Grinsen über Sumiakis Gesicht. „Hm… wenn du dich nicht einschätzen kannst und selbst mir diese Gabe verwehrt bleibt, dann sollten wir wohl etwas daran ändern. Was meinst du?“, neckte er seine Teamkollegin ein wenig und zog sie im nächsten Moment auf die Beine. Shizukas blitzblaue Augen sahen ihn fragend an. „Was hast du vor?“ „Wir beide machen einfach eine neue Shizuka, eine, die man einschätzen kann und die so ist, wie du sie haben willst.“, verkündete er feierlich und entlockte der jungen Uzumaki damit ein Lachen. Sie schüttelte ihren Kopf und ihre langen Haare fielen seidig wie immer über ihre Schultern. „So einfach ist das nicht. Man kann nicht einfach so sein, wie man will.“, meinte sie und fand selbst, dass sich das wirklich dumm anhörte. „Ach, kann man das nicht? Ich denke doch, dass das bis zu einem gewissen Punkt möglich ist. Ich verlange ja keine Wunderleistungen von dir. Das überlassen wir mal lieber dem Genie, nämlich mir.“ Sumiaki lachte, als Shizuka eine Grimasse schnitt. Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und sah ihren besten Freund herausfordernd an. „Nun, was hat sich dein Hirn für eine schlaue Idee ausgedacht?“, fragte sie argwöhnisch und Sumiaki grinste breit. „Wie schon gesagt, ich erwarte nur eine kleine Veränderung, doch ich wette, sie kann dir helfen deinen Geist zu ordnen, wie Iruka-sensei sagen würde.“, Gott, er sollte wirklich Lehrer werden, „Wir schneiden deine Haare ab!“ Shizuka starrte Sumiaki an und automatisch griff sie nach einer ihrer Haarsträhnen. Ihre Augen verengten sich kaum merklich. Ihre Haare… „Wieso meine Haare? Was hat das mit mir zu tun?“, fragte Shizuka misstrauisch. Die Idee gefiel ihr ganz und gar nicht. Es waren ihre Haare… die Haare, die ihr Vater so liebte und die Haare, die wie Hinatas waren. Die Haare ihrer Mutter… Sumiaki lächelte leicht und mit einer lässigen Bewegung zog er eines seiner Kunais aus seinem Waffenbeutel. „Nehmen wir einfach an, die Haare stehen für alles, was war. Wenn sie verschwinden, dann kannst du dich auf das konzentrieren, was du erreichen willst. Nicht auf das, was du zurückgelassen oder verloren hast. Die erste Veränderung, die dir helfen wird loszulassen. Die dir zeigt, dass du aktiv etwas ändern kannst.“ Denn Sumiaki wusste, dass Shizuka an sich zweifelte und er wusste, dass sie sich das in den nächsten Wochen unter keinen Umständen leisten durfte. Sie hatte eine Entscheidung getroffen und mit den Konsequenzen musste sie leben. Gut leben, denn diese ganze Mission hing ohnehin an einem seidenen Faden. Sie suchten eine Tote und das ohne Bewilligung… mehr musste man dazu wohl nicht sagen. Shizuka zweifelte noch immer. Gedankenverloren strich sie durch ihr langes Haar, das bis zu ihrer Hüfte reichte. Abschneiden… „Mein Vater liebt diese Haare… meine Mutter hatte genau dieselben. Ich kann nicht einfach-…“ „Es sind deine Haare. Nicht die deines Vaters, nicht die deiner Mutter. Deine. Shizukas. Du bist du und deine Haare sind deine Haare. Lass nicht zu, dass andere dich beeinflussen.“, beharrte der Nara, doch Shizuka war noch immer in Gedanken versunken. Sie erinnerte sich an die Friedhofsszene mit ihrem Vater. Er hatte sie mit Hinata verwechselt… „Mein Vater dachte, ich wäre meine Mutter.“, gestand sie leise und ließ ihre Hände kraftlos fallen. Weil die Haare sie beinahe zu einem exakten Ebenbild machten. Sumiaki trat einen vorsichtigen Schritt auf Shizuka zu, lächelte sie sanft an und umarmte sie schließlich sachte. Während er ihren Körper beruhigend an seinen zog, fasste er mit einer Hand ihre Haare zusammen und packte mit der anderen das Kunai ein wenig fester. „Du bist nicht deine Mutter. Du bist Shizuka und du wirst immer Shizuka sein. Klammere dich nicht an Dinge, die dich in andere Rollen zwingen.“ Anscheinend taten diese Haare es. Wie immer hatte er ins Schwarze getroffen und Shizukas zögerliches Nicken bestätigte Sumiaki in dieser Annahme. Er kannte die junge Uzumaki eben. Seine beste Freundin. „Dann müssen sie weg.“, flüsterte Shizuka und sie vergrub ihr Gesicht in Sumiakis Brust, als ihre Hand zu seiner tastete. Ihre Finger berührten seine warme Haut und dann das kalte Metall des scharfen Kunais, das bedrohlich nahe an ihren Haaren schwebte. Behutsam nahm sie Sumiaki das Wurfmesser aus der Hand. Sie wünschte, er hätte es für sie getan, doch ihr war klar, dass er sie ohnehin dazu gebracht hätte es selbst zu tun. Später konnte sie dann sagen, dass es ihre eigene Entscheidung gewesen war. Dass sie selbst aktiv etwas geändert hatte… manchmal verstand sie Sumiakis Denkweise und manchmal war sie dankbar, dass er mit den besten Lösungen kam. „Bereit?“, fragte Sumiaki sanft und er war in diesen Sekunden sehr stolz auf Shizuka. Er wusste, was ihr ihre Haare bedeuteten. Sie hatte schon vor Jahren damit angegeben, gesagt, wie sehr ihr Vater ihre Haare liebte und wie viele Leute sie dafür bewunderten… es war viel verlangt sie abzuschneiden, doch es zeigte dem Nara, dass es Shizuka ernst war. Das erlaubte ihm, sie besser einzuschätzen und dafür war er ihr dankbar. „Bereit.“, antwortete Shizuka leise, doch ein Hauch Entschlossenheit schwang in ihrer Stimme mit. Sumiaki hielt ihre Haare ein wenig straffer, setzte das Kunai für sie an und nickte leicht. „Los.“ Ein surrendes Geräusch ertönte, als das Messer die Haare durchtrennte. Nur Shizuka und Sumiaki konnten es hören und nur sie wussten, was es zu bedeuten hatte. ~ Später Masaru schenkte Sumiaki einen finsteren Blick und seine Augen wanderten kurz daraufhin weiter zu Shizuka, die teils neugierig teils skeptisch die Länge ihrer nun kurzen Haare ertastete. Die Spitzen schwebten mehrere Zentimeter über ihren Schultern, doch mit Sumiakis Hilfe hatte sie sie so zurechtgeschnitten, dass die Frisur gar nicht mal schlecht aussah. Die Haare waren leicht stufig geschnitten und durch den rechten Seitenscheitel fielen sie ein wenig frech in Shizukas Gesicht. Das Volumen hatte schließlich nicht gelitten und so sah das Ganze wirklich… schön aus. Viel schöner, als Shizuka es erwartet hatte. Sumiaki teilte ihre Meinung vergnügt. Masaru leider nicht. Der Uchiha war vor wenigen Minuten mit Okami zurückgekommen und Shizuka bedauerte mittlerweile, dass sie sein Gesicht nicht irgendwo festgehalten hatten. Die Art und Weise der Verblüffung, mit der er sie angestarrt hatte, hatte fast schon ein unangenehmes Gefühl in Shizuka hervorgerufen und sie hatte sich gewissermaßen abartig gefühlt. Sumiaki hatte in der Zwischenzeit kurz das Offensichtlichste erklärt, nämlich dass die Haare weg waren, doch die Gründe dafür hätte er sich eigentlich schenken können. Masaru war schlicht nicht glücklich darüber. Er schwieg seit geschlagenen zwei Minuten und sah Shizuka und Sumiaki bloß abwechselnd böse an, während Okami neugierig an den abgetrennten Haaren schnüffelte, die ein wenig abseits im Gras lagen. „Shizuka!“, kläffte sie begeistert und Angesprochene grinste. „Ja, das stimmt. Das sind meine Haare.“ Es war noch immer ein komisches Gefühl, doch langsam versetzte es Shizuka in Euphorie. Sie hatte es tatsächlich gewagt. Sie hatte die Haare einfach abgeschnitten, die Haare, die ihrer Mutter so ähnlich waren und die ihr Vater so sehr liebte. Sie hatte sich wieder zu sich selbst gemacht. Zu Shizuka Uzumaki, ohne etwaige Einflüsse, nicht angewiesen auf ihre Haare! „Ausgerechnet die Haare!“, murrte Masaru plötzlich, „Hättest du dir nicht einfach die Fingernägel lackieren können? Wäre auch eine Veränderung gewesen.“ Nein, er war wirklich nicht glücklich über diese Veränderung. Es war eine Schande, diese Haare abzuschneiden! Nicht, dass Masaru diesen tiefen, psychologischen Sinn hinter dem Ganzen nicht nachvollziehen konnte, aber das hieß nicht, dass er es gut fand! Es waren… es waren eben… Shizukas Haare! Nicht nur ihr Vater hatte sie geliebt, oh nein! Shizuka war glücklich darüber gewesen und er selbst hatte sie mit den langen Haaren sehr hübsch gefunden. Sofern er je darauf geachtet hatte, ob Shizuka hübsch war oder nicht. Sie war seine Schwester, fertig. Er konnte nicht sagen, ob sie hübsch war, er wusste bloß, dass es mit kurzen Haaren nicht dasselbe war und das ihm das noch nicht gefiel… und wenn einer etwas von Haaren verstand, dann war das wohl er! Er hatte Uchiha-Haar! Er kannte sich aus, so! „Krieg dich wieder ein Mann.“, bemerkte Sumiaki grinsend und drückte Masaru seinen Rucksack in die Hand, „Nächstes Mal bist du an der Reihe.“ Masarus Blick wurde noch dusterer, falls das überhaupt möglich war. „Wage es und trau dich mit deinem Kunai auch nur in die Reichweite meiner Haare.“, drohte er und es klang bitterernst. Shizuka konnte darüber nur den Kopf schütteln. Manchmal war Masaru richtig… eitel. Er kam eben nach seinem Vater und dieser seltsame Vergleich ließ Shizuka grinsen, ehe sie wohl zum hundertsten Mal in den letzten zwei Minuten durch ihr Haar fuhr. Sie konnte es einfach nicht lassen, es fühlte sich viel zu ungewohnt an. Sie seufzte leicht und pfiff dann nach Okami, die fröhlich wie immer angetrabt kam und mit einem kleinen Hops in ihre Arme sprang, um sich wenige Sekunden später unter ihr T-Shirt zu zwängen. „Hört jetzt mit den Streitereien auf. Meine Haare sind ab und das kann man ohnehin nicht mehr rückgängig machen. Brechen wir auf.“, befahl sie mit sehr viel Autorität in der Stimme. Sumiaki nickte vergnügt und Masaru grummelte weiter vor sich hin. „Willst du die Haare hier liegen lassen?“, fragte er zweifelnd und Shizuka rollte mit den Augen. „Du kannst sie gerne als Souvenir mitnehmen und sie dir später einrahmen.“, spottete sie. Also wirklich. Sie hätte mehr Grund zu jammern! Immerhin waren es ihre Haare und nicht Masarus! Aber gut. Uchihas und Haare. Was wollte man machen? Masaru schnaubte. „Gut, dann lass sie eben hier. Vielleicht findet sie ja eine der Anbu-Truppen, die uns Tsunade fix auf den Hals gejagt hat.“, zeterte er weiter, doch Shizuka und Sumiaki schenkten dem nicht viel Beachtung. „Was wollen sie damit schon machen? Der Geruch kann ihnen nicht viel helfen, in Konoha liegen schließlich genug von unseren Sachen herum. Da brauchen sie nicht Shizukas Haare. Den Weg weisen ihnen die auch nicht, sofern sie nicht innerhalb der nächsten Stunden Sprechen lernen. Sie wissen bloß, dass wir hier waren und das wird ihnen auch so klar sein, nachdem sie Anbus sind, sich auf Jagd spezialisiert haben und Shizuka und ich das Lager für diese Shinobi niemals völlig ohne Spuren vernichtet haben. So, und jetzt hör auf dich zu beschweren und komm.“ Munter machte sich Sumiaki auf den Weg, Shizuka folgte ihm lachend und schließlich sprintete auch Masaru resigniert los, ohne noch einen letzten Blick auf die Haare geworfen zu haben. ~ Mehrere Stunden später „Sie waren hier.“ „Woher weißt du das?“, fragte Inari neugierig und sah hinüber zu Naruto, der ein paar Meter entfernt mit dem Rücken zu ihrer kleinen Gruppe stand. Er selbst konnte keinerlei Anzeichen davon erkennen, dass hier noch vor wenigen Stunden ein paar junge Shinobi gewesen sein sollten. Hier war Wald, hier war alles ein wenig… unordentlich. Woher konnte Naruto wissen, dass Shizuka, der Uchiha und der andere Junge vor nicht allzu langer Zeit aufgebrochen waren? Naruto antwortete nicht sofort. Seine Gedanken waren weit weg und sein Blick ging ins Nichts, als er ausdruckslos das abgeschnittene Haar seiner Tochter an sich nahm. ~~~~~ Und schon sind wir wieder am Ende angekommen. Ich hoffe, dieser kurze Ausflug in die Beziehungen Shizuka - Masaru und Shizuka - Sumiaki haben euch gefallen. In einem der kommenden Kapitel werde ich versuchen näher auf Masaru - Sumiaki einzugehen und ich hoffe, dass ihr da auch noch dabei sein werdet. Ich weiß, dass es sehr viel verlangt ist, meinen langen Kapiteln zu folgen und umso mehr würde es mich freuen, wenn es doch noch ein paar Leute gibt. Ich hoffe, dieses Kapitel hat euch etwas Freude bereitet und ein wenig ausgesöhnt. Wie ihr seht, geht immer etwas voran... und wenn es nur Jahre dauert... *sfz* Danke für eure Aufmerksamkeit! Eure, Fantasia Kapitel 13: Yūjō (Dai-nisatsu) – Freundschaft (Teil Zwei) --------------------------------------------------------- Hi! Gerade eben habe ich mit Schrecken und gruseliger Faszination festgestellt, dass ich mein letztes Kapitel vor über zwei Jahren raufgeladen habe - glaubt mir, ich begreife selbst jetzt nicht, wie schnell die Zeit vergangen ist. Was in den letzten zwei Jahren geschehen ist, ist nichts und dann doch so unglaublich viel. Ich habe mich geändert, mein Bezug zum Schreiben hat sich geändert, meine Sicht auf das Leben hat sich geändert. Möglicherweise klingt das wirr und seltsam - und im Ernst, wer liest schon ein Vorwort? - aber ich halte das hier auch für mich persönlich fest. Saskia (ja, das ist mein Name), das Leben ändert sich immer und irgendwann schaust du zurück und wirst nicht begreifen können, wie schnell es an dir vorbeizieht. Und mit diesen Worten der Weisheit kommt seit Ewigkeiten ein neues Kapitel einer Geschichte, die ihr vermutlich vergessen haben werdet. Danke. __________________________________________________________________ Kapitel 13: Yūjō (Dai-nisatsu) – Freundschaft (Teil Zwei) „Wer hätte das gedacht. Zivilisation.“, bemerkte Sumiaki trocken, als sein ruhiger Blick über das kleine Dorf glitt. Er stand neben Masaru und Shizuka auf einem breiten Ast auf einem hohen Baum. Wobei Stehen falsch ausgedrückt war. Vielmehr hatte er sich irgendwie zwischen zwei Äste gezwängt um nicht abzustürzen und Masaru lehnte an dem fetten Baumstamm und fand mit den Füßen bloß Halt an dünnen Ästchen, vor denen sich auch ein Eichhörnchen in Acht genommen hätte. Und Shizuka? Die hing kopfüber unter dem jungen Nara und erfreute sich an ihren nicht mehr langen Haaren, die ihr logischerweise auch nicht mehr ins Gesicht hingen. Okami schnüffelte unterdessen den Boden um den Baum herum ab. Mehr tat dieses Team seit mehreren Minuten nicht und Sumiaki war sehr dankbar dafür. Nichtstun war eine Seltenheit geworden und für einen Nara bedeutete das beinahe den Tod. Außerdem wollte er ohnehin eine Pause, nachdem sie die letzten zwei Tage kaum eine gemacht hatten. Man durfte eben nicht zimperlich sein, wenn man auf der Flucht vor den eigenen Leuten war. Aber jetzt, jetzt hatten sie nach gefühlten Jahrhunderten wieder ein Dorf erreicht. Sumiaki seufzte erleichtert. Weniger Stress. Der Junge spürte einen leichten Luftzug neben sich und ohne hinzusehen wusste er, dass Shizuka sich auf den Ast geschwungen hatte und ihr Blut von ihrem Kopf wieder zurück in ihre Beine floss. Sie klopfte Sumiaki vergnügt auf die Schulter und der war ziemlich froh, dass diese unglaublich vertrauenserweckenden Äste nicht nachgaben. Das Dorf hatte Shizukas Zuversicht eindeutig einen gewaltigen Schub gegeben. „Na, freust du dich schon auf ein weiches Bett?“, fragte sie eine Spur unverschämt, doch der Nara konnte das gerade noch so verzeihen. „Irgendwie bezweifle ich, dass sie in dem Kaff auch nur im Entferntesten so etwas wie ein Motel haben.“, quittierte Sumiaki ihre Frage, doch er lächelte. Sie würden schon ein Plätzchen finden… ein Bett… ha! Ein BETT! Wenn er sich das nicht verdient hatte, dann wusste er auch nicht mehr weiter! Er war müde und er wusste, dass Masaru müde war, und ihnen beiden war durchaus bewusst, dass Shizuka den Schlaf am allermeisten benötigte. Sie wagten es jedoch nicht etwas in der Art auszusprechen, da sie wussten dass die junge Uzumaki diese Tatsache verdrängte und ihren Körper so zu Höchstleistungen antrieb. Sie war eine gute Läuferin, sie war schnell und wendig, doch ihre Ausdauer über weite Strecken hinweg – wie diese XXL-Reise beziehungsweise Flucht – war zu viel für sie. Ihren Teamkameraden war klar, wie sehr sie sich darüber ärgerte und ihr war klar, dass sie sich klar waren. Verwirrend, aber durchaus logisch, wenn man zum Team Sechs gehörte. „Dann schauen wir mal in das Dörfchen. Wir werden schon ein freies Bett finden.“, meldete sich Masaru zu Wort und sprang geschickt zurück auf den Boden. Nur einer der dünnen Äste brach ab! Doch noch bevor dieser am Boden aufschlug, hatte Okami ihn mithilfe eines durch und durch eleganten Sprunges aufgefangen. Vergnügt kaute sie nun darauf herum und war allem Anschein nach mit sich und der Welt ausgesprochen zufrieden. Masaru beneidete sie darum. ~ Später Sumiaki seufzte und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf, während er sich mit Masaru durch die Straßen drängte. Wobei Drängen übertrieben war. Genauso wie Straßen. Sie waren in einem kleinen Kaff und sie konnten sich glücklich schätzen, dass diese zehn Stände hier als Markt bezeichnet wurden. Es gab keine Straßen… es gab bloß eine Straße. Und auf der tummelte sich die Bevölkerung. Die sich bestimmt nicht aus mehr als 300 Personen zusammensetzte. Folglich konnte man das auf der einzigen Straße des Dorfes nicht als Gedränge bezeichnen, da ja nicht alle 300 Leute gleichzeitig unterwegs waren. Aber nach Tagen Isolation und auf-der-Flucht-sein kamen Sumiaki schon fünf Menschen als Bedrohung vor. „Warum quälen wir uns hier durch, während Shizuka den Schlaf der Gerechten schläft? In einem Bett? Falls du noch weißt, was das ist und was das bedeutet.“ Nur zur Sicherheit. Masaru war manchmal für eine Überraschung gut. Doch gerade eben schien es, als wäre der Uchiha nicht zum Scherzen aufgelegt. Er seufzte ebenfalls und rieb sich mit seinen Händen über seine von Natur aus eher blassen Wangen, die aufgrund des Schlafmangels noch blasser waren als sonst. Er war müde, erschöpft und er wollte nichts mehr als schlafen. „Wir müssen die Besorgungen machen. Wir können uns nicht leisten lange an einem Ort zu bleiben. Morgen Früh müssen wir weiter… keine Ahnung, wie Jäger vorgehen! Wir dürfen uns keinen Fehler erlauben. Keinen einzigen. Außerdem weißt du so gut wie ich, dass Shizuka den Schlaf am nötigsten hat.“ Er musste hier wohl nicht ausführen, weshalb das so war. Schweigend gingen die Jungs nebeneinander her, blieben ab und an bei einem der Stände stehen und kauften Obst und Brot und was sich sonst noch länger als einen Tag hielt. Morgen Früh musste alles bereit sein, wie Masaru gesagt hatte. Schließlich hatten sie den Markt durch und waren am Ende der Straße und somit auch beinahe am Ende des Dorfes angekommen. Natürlich gab es noch kurze, winzige Seitengassen mit kleinen Holzhäuschen, in denen die Bewohner lebten. Große Dörfer waren nicht typisch für das Wellenreich. Sumiakis erschöpfter Blick huschte über die letzten Läden und gerade als er Masaru vorschlagen wollte zurück zu Shizuka und dem kleinen Motel zu gehen, das sie doch gefunden hatten, erspähte er etwas, das seine Aufmerksamkeit erregte. Mit einem Mal völlig motiviert – was an sich schon beachtlich war - zog er Masaru am Ärmel hinter sich her. „Sieh dir das an! Ein Teeladen!“, rief er begeistert. Er hatte auf dieser Reise mit vielem gerechnet, aber bestimmt nicht mit einem Teeladen im abgeschiedensten, kleinsten Dorf der Welt. Das Paradies auf Erden! Sumiaki spürte, dass Masaru nicht ganz so willig folgte, wie der Nara sich das vorgestellt hatte. „Ich weiß nicht, ob das jetzt gerade eine gute Idee ist, Sumiaki… wir könnten zurück zu Shizuka und schlafen… und wir müssen die Rucksäcke vorbereiten…“, versuchte er seinen Freund aufzuhalten und Sumiaki blieb einen Moment lang stehen. Sein Blick war ernst und so war auch sein Tonfall. „Masaru.“, begann er mit belehrender Stimme, „Ich weiß genauso gut wie du, dass wir alle unter Stress stehen. Ich weiß genauso gut wie du, dass wir uns keine Fehler erlauben dürfen. Aber wir werden auf dieser privaten Mission keinerlei Aussichten auf Erfolg haben, wenn wir uns durchgehend hetzen und alle unsere Gedanken nur darum kreisen, dass uns die Jäger vielleicht erwischen, zurück ins Dorf schleppen und wir dann von unseren Eltern getötet werden.“ Masaru verdrehte die Augen. „Du verstehst es echt jemanden aufzumuntern.“ „Ich will dich nicht aufmuntern. Ich benenne hier nur Tatsachen.“ „Die nicht unbedingt zur Entspannung beitragen.“ Sumiaki machte eine wegwerfende Handbewegung. „Wie auch immer, das ist zumindest der springende Punkt. Entspannung. Komm schon… nur ein Tässchen Tee. Nicht mehr. Das wird dir und mir gut tun.“ Sumiaki war sich vollkommen darüber im Klaren, dass er Recht hatte. Dummerweise konnte sich noch nicht einmal Masaru dieser Tatsache entziehen und nach kurzen Sekunden des zögerlichen Nachdenkens nickte er schließlich resigniert. „Gut… gut, dann gehen wir eben Tee trinken.“ Wenig später saßen die beiden Teamkameraden in dem Laden und hatten ihre Bestellungen aufgegeben. Masaru sah sich um. Im Teeladen herrschte gedämmtes Licht, aber in einer Art und Weise, die entspannend wirkte. Das Holz um ihn herum war dunkles Mahagoni und sah sehr edel aus. Sitzpolster in Pastellfarben rundete die beruhigende Atmosphäre voll und ganz ab. Als Tüpfelchen auf dem i spielte im Hintergrund leise Musik, die nicht durch kreischende oder wimmernde Sänger verunstaltet wurde. Masaru gefiel es hier und er spürte die Anspannung ein wenig von seinen Schultern weichen. Ihm gegenüber saß Sumiaki, der mit einem leichten Lächeln auf den Lippen für einen Moment seine Augen geschlossen hatte und anscheinend dieselben Gedanken teilte wie der junge Uchiha. „Ich habe dir doch gesagt, dass das eine gute Idee ist…“, murmelte er entspannt und sog tief Luft ein, in der ein wenig die Düfte der verschiedenen Teesorten schwangen. Die beiden Jungs schwiegen wieder für eine kleine Weile und schließlich bildete sich auch ein Lächeln um Masarus Lippen. „Das weckt Erinnerungen.“, meinte er ein wenig wehmütig und Sumiaki lachte leise. Oh ja, in der Tat. Masaru, er und Teeläden. Beziehungsweise der Teeladen in Konohagakure. „Weißt du noch, als wir zur Strafe dort schuften mussten?“, fragte Masaru ein wenig nachdenklich bei der Erinnerung an Iruka-senseis wütende Predigt, als er erfahren hatte, dass Sumiaki und er zwei ältere Mitschüler ein wenig außerhalb des Dorfs im Wald an zwei große Bäume genagelt hatten. Mit messerscharfen Kunais. Er hatte nie herausgefunden, dass sie es nur getan hatten, weil die beiden absichtlich in Shizukas Gegenwart über Naruto hergezogen waren. Sumiaki und er hatten sich darüber ausgeschwiegen. Es gab Dinge, über die wurde nicht geredet. Sumiaki nickte selig. „Wir haben es so dermaßen gehasst, dass noch nicht mal Shizuka es gewagt hat Witzchen darüber zu reißen. Und sogar ich habe mich jeglichen Kommentars enthalten.“ Masaru lachte leise und nickte ebenfalls. „Und doch ist irgendwann der Moment gekommen, an dem wir uns eingestehen mussten, dass der Teeladen doch nicht so schrecklich war, wie wir uns das gedacht haben.“ „Was nicht zuletzt an der hübschen Tochter des Besitzers lag.“ „Ich würde das nicht als den springenden Punkt der plötzlich aufgekeimten Sympathie werten, aber sie war doch… schön.“ „Hat uns die Arbeit versüßt.“ „Wir waren wie alt? Zehn? Ich denke nicht, dass sie uns dermaßen beeinflusst hat.“ „Nun, meine Mutter hat das anders gesehen. Hast du etwa vergessen, warum wir nicht mehr dort aushelfen dürfen?“, seufzte Sumiaki und seine Augen strahlten auf, als eine der Angestellten in einem schlichten Kimono den Tee servierte. Masaru sog tief das Aroma seines Grüntees auf und nippte genüsslich an dem brennheißen Getränk. „Weil ihr klar ist, dass du eindeutig frühreif bist und sie nicht riskieren will, dass du deinen Ruf noch vor deinem vierzehnten Lebensjahr ruinierst.“ „Ja, sie ist wahrlich ein Engel.“, bemerkte Sumiaki zuckersüß und trank ebenfalls einen kleinen Schluck Tee. „Der ist wirklich gut.“ Masaru nickte versonnen und seufzte tief, als sein Blick aus dem Fenster hinaus auf die dicht befahrene Straße fiel. „Ich vermisse unsere Teenachmittage.“, gestand er schließlich und die Stimmung zwischen den beiden Jungs wurde drückender. Was war nur aus ihnen geworden? Sie saßen in einem fremden Land, in einem fremden Teeladen und hatten das Ziel jemanden zu finden, der tot war. „Schade, dass man Sorglosigkeit erst dann wertzuschätzen lernt, wann man sie sich nicht mehr leisten kann.“ Sumiaki schwieg daraufhin und schien in Gedanken versunken. Masaru unterbrach ihn nicht. Wenn sein bester Freund wirklich nachdachte, dann war es besser ihm Zeit dazu zu geben. Der junge Uchiha sah gedankenverloren in seinen Teebecher. Das heiße Wasser dampfte, war jedoch trinkbar, und so nahm Masaru einen weiteren Schluck. Grüntee hatte einen bitteren Nachgeschmack, der die Nerven stimulierte. Er wärmte innerlich auf und schaffte Entspannung und klare Gedanken. Er machte Masaru ruhig und wahrscheinlich war das der Grund, warum ihn keine andere Teesorte mehr ansprach. „Wir sollten länger hier bleiben, Masaru.“, sagte Sumiaki plötzlich und riss den Uchiha zurück in die Gegenwart. Er lachte wehmütig und konnte anschließend nur schwer ein Gähnen unterdrücken. „Das geht nicht. Wir müssen zu Shizuka zurück und uns ausruhen. Morgen müssen wir weiter.“ Der Nara wandte seinen Blick von seinem besten Freund ab und beobachtete stattdessen die Kellnerin, die einem der anderen Gäste anmutig Tee einschenkte. „Warum?“, fragte er leise und Masaru sah ihn überrascht an. Unmut flackerte in seinen Augen auf. Was war das für eine Frage? Ihre nächsten Schritte lagen doch auf der Hand! „Weil die ANBU uns sonst aufspüren werden?“, stellte er eine rhetorische Gegenfrage und nahm einen großen Schluck Tee. Er war heiß, verbrannte ihn jedoch nicht. „Aber so werden wir keine Informationen über Hinata sammeln können. Das ist ein Teufelskreis, Masaru. So funktioniert es nicht.“, hielt Sumiaki dagegen und fixierte den Schwarzhaarigen eindringlich, „Wir brauchen einen anderen Plan. Lass uns hier bleiben.“ „Abwarten und Teetrinken ist keine Lösung.“, kommentierte Masaru trocken, „Ich weiß, dass unsere Chancen Anhaltspunkte zu finden verschwindend gering sind, aber wir können das gerade eben nicht ändern. Ich bevorzuge Sicherheit. Die ANBU dürfen uns nicht erwischen. Es würde Shizuka das Herz brechen, wenn wir zurück nach Konoha gebracht werden.“ „Denkst du es bricht ihr nicht das Herz, wenn du sie wochenlang durch die Wälder schleppst und wir uns verstecken müssen? Das ist sinnlos, Masaru. Das ist dumm.“ Das Wort hing drohend zwischen ihnen und die schwarzen Augen des Uchihas verengten sich. Seine Hände umfassten den Teebecher stärker und er durchbohrte Sumiaki mit plötzlich wütendem Blick. „Wirfst du mir vor, dass ich für eure Sicherheit sorge?“, zischte er, „Tut mir leid, dass ich uns beschützen will.“ Langsam und betont gelassen lehnte sich Sumiaki zurück und verschränkte seine Arme vor der Brust. Er erwiderte Masarus stechenden Blick ohne mit der Wimper zu zucken. Die ruhige Musik des Teeladens und die unterdrückten Geräusche von der Straße untermalten die aufflackernde Auseinandersetzung auf groteske Art und Weise. „Ach, du sorgst für unsere Sicherheit? Du beschützt uns?“, wiederholte der junge Nara mit einem Anflug von Kälte in seiner Stimme, „Danke, oh großer Uchiha Masaru.“ Die plötzliche Feindseligkeit ließ Masaru erstarren. Er konnte seine Augen nicht von seinem besten Freund wenden. Er verstand ihn nicht. Was war los? Wann war die Situation so ernst geworden? Masaru war irritiert und es ärgerte ihn, dass Sumiaki ihm offensichtlich in den Rücken fiel. Was war falsch daran seine Freunde beschützen zu wollen? „Was ist dein Problem?“, fragte er hart und lehnte sich ebenfalls in seinem Sessel zurück. Es war besser, wenn so viel Abstand wie möglich zwischen ihnen herrschte. Sumiakis Augen verengten sich und ein spöttisches Lächeln umspielte seine Lippen. „Dein Heroismus.“ Masaru sprang blitzschnell auf und knallte seine Handflächen heftig auf den Tisch, sodass sich die Köpfe aller anderen Gäste neugierig in ihre Richtung wendeten. Besorgt beobachtete sie die Kellnerin, die scheinbar unentschlossen war, ob sie eingreifen sollte oder nicht. Wut pulsierte durch Masarus Körper und jeder seiner Muskeln zitterte vor Anspannung, als er Sumiaki abfällig anstarrte. Seine Augen brannten und unwirsch blinzelte Masaru den Schmerz fort. „Mein Heroismus?“, spie er verächtlich aus und konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so viel Zorn empfunden hatte, „Wie kannst du es wagen?!“ Locker erhob sich Sumiaki ebenfalls und sein Blick bohrte sich in den Masarus. Er ließ sich nicht von seinem besten Freund einschüchtern. „Wie ich es wagen kann?“, konterte er hart, „Die Frage gebe ich zurück. Wie kannst du es wagen mich mit Shizuka auf eine Stufe zu stellen?“ Die Stimme des Nara klang nicht minder verächtlich als die Masarus. Die Augen des Uchihas wurden zu schmalen Schlitzen und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Gemurmel um sie herum wurde laut. Die Gäste wurden unruhig und schienen die steigende Gefahr zu bemerken. „Wie darf ich das verstehen?“, zischte Masaru, „Wenn du mich beleidigst, dann tu es wenigstens direkt.“ Sumiaki lachte trocken und zorniges Amüsement blitzte in seinen Augen auf. „Anscheinend bin ich für dich wie ein kleiner Bruder, auf den du Acht geben musst. Du beschützt uns hier, du beschützt uns dort, du bist für alles und jeden verantwortlich und du musst alle Entscheidungen selbst treffen.“, begann er spöttisch, „Wann wurde ich vom gleichgestellten besten Freund zum unwissenden Anhängsel degradiert?“ Damit verschlug Sumiaki Masaru die Sprache und der Uchiha konnte ihn nur perplex anstarren. „Ist bei den Herren alles in Ordnung?“, unterbrach sie eine verschüchterte Stimme. Die beiden Jungs hörten nicht auf einander anzusehen und nahmen die nun doch herangetretene Kellnerin bloß aus den Augenwinkeln wahr. Masaru war nicht in der Lage zu antworten. War bei ihnen alles in Ordnung? Sumiaki sah ihn weiterhin durchdringend an, doch plötzlich wandte er sich mit beruhigendem, strahlendem Lächeln an die junge Kellnerin. „Danke, alles bestens.“ Die Frau verbeugte sich tief und huschte schnell zurück zur Theke. Die anderen Gäste hatten die kurze Unterhaltung bemerkt und schienen beruhigter als zuvor. Sie wandten ihre Aufmerksamkeit von den beiden Jungen ab. Schweigen legte sich zwischen Masaru und Sumiaki, das mehrere Sekunden lang anhielt. Dann ließ sich der Nara langsam auf seinen Sessel sinken und nahm gelassen einen kleinen Schluck Tee. Ausdruckslos tat Masaru es ihm gleich und begann die Außeneindrücke erneut zuzulassen. Die Musik im Teeladen wirkte plötzlich sehr laut. Er sollte seinen besten Freund degradiert haben? Er spielte sich als Held und großer Beschützer auf? „Ich will euch nur beschützen.“, brachte er schließlich schwach heraus und sah Sumiaki bestürzt an, „Ich könnte es nicht ertragen, wenn das hier schlecht ausgeht.“ Es erschütterte Masaru, dass sein bester Freund der Meinung war, dass er sich aufspielte. Sumiaki schüttelte jedoch seinen Kopf und die Anspannung fiel langsam von ihm ab. „Ich mache dir darüber keinen Vorwurf. Ich kann es nur nicht ausstehen, dass du mich als unfähigen Teamkollegen ansiehst. Du fragst mich nicht um meine Meinung. Du denkst, du kannst mich herumkommandieren wie Shizuka. Ich bin nicht schutzbedürftig, Masaru. Ich bin dein bester Freund und ich kann alleine auf mich aufpassen. Wann hast du das vergessen?“ Sumiaki sah seinen besten Freund aufmerksam an, nahm wieder einen kleinen Schluck Tee. Die Sekunden verstrichen, dann fuhr sich Masaru plötzlich durch sein schwarzes Haar. „Ich habe das nicht vergessen.“, rechtfertigte er sich unruhig, „Wirklich nicht. Es ist nur… ich weiß nicht. Ich will nicht, dass alle auf sich selbst aufpassen. Wir sind ein Team. Aber ohne Shizuka sind wir kein richtiges Team. Ich will nicht, dass wir auseinanderfallen, wegen… wegen dieser Sache hier!“ „Warum sollten wir auseinanderfallen?“, bekam er als verständnislose Gegenfrage, „Das hier lässt uns auseinanderfallen. Wenn wir damit anfangen uns gegenseitig nicht mehr zu vertrauen. Schau… ich würde mein Leben in eure Hände legen. In Shizukas und auch in deine, Masaru. Ohne eine Sekunde zu zögern. Und um hier auf dieser Mission bestehen zu können, sollte dieses Vertrauen in jedem von uns vorzufinden sein. Würdest du Shizuka und mir dein Leben anvertrauen? Ja, die Situation ist für alle belastend, aber ich traue selbst Shizuka zu, dass sie richtige Entscheidungen trifft – egal, wie schlimm es auch werden wird. Das hier, was wir jetzt machen, das ist nichts. Wir rennen nur durch die Gegend und versuchen den ANBU oder Kami-sama weiß wem zu entkommen. Wir sind nicht organisiert und folglich ist die Situation noch viel schlimmer. Da die Situation schlimmer ist, sind unsere Nerven gespannt. Und weil unsere Nerven gespannt sind, entstehen Streitsituationen, die wiederum zu Vertrauensverlust führen. Und das können wir uns nicht leisten.“ Masaru nickte. Seine Hände glitten über seine Schläfen, er massierte sie sachte. „Ich verstehe, was du meinst. Ich weiß, dass wir uns das nicht leisten können. Aber ich will keinen Fehler machen-…“ Sumiaki stöhnte ergeben auf. „Das ist dein Problem! Du machst hier keine Fehler. Wir machen Fehler. Und wir werden keine verdammten Fehler machen, wenn wir uns vertrauen. Okay? Hör nicht auf mir zu vertrauen. Ich bin kein kleiner Idiot, ich weiß sehr wohl, was Sache ist. Du musst uns nicht beschützen. Du musst nicht die Verantwortung auf dich nehmen. Es gibt Shizuka und mich. Wir erwarten nicht, dass du uns führst. Wir sind ein Team. Team Sechs. Das weißt du doch. Woher kommt dein Drang, uns plötzlich anführen zu müssen?“ Ja, woher kam dieser Drang? Sie waren auch früher gut zurechtgekommen. Als Einheit. Als eine denkende, führende Person. Deshalb waren sie das Team, deshalb war Kiba-sensei so unglaublich stolz auf sie, deshalb loderte die Anerkennung in Tsunades Augen – wenn sie nicht gerade betrunken war. Deshalb waren sie die besten Freunde, die sich wortlos verstehen konnten. Masaru sah versunken in seinen auskühlenden Grüntee, drehte die Tasse leicht hin und her, sodass das Wasser leichte Wellen warf. Die gedimmten Lichter des Teeladens brachen sich an der Oberfläche und ließen das Grün unwirklich erscheinen. Masaru liebte diesen Tee. „Ich weiß nicht.“, wiederholte er leise, „Es ist kompliziert.“ Sumiaki schnalzte missbilligend mit der Zunge, trank seinen Tee in einem Zug fertig und schob die Tasse von sich. „Es ist nicht kompliziert. Du hörst einfach auf mich und hörst auf dich als unseren Beschützer zu sehen. Wir beschützen uns gegenseitig und damit ist die Sache erledigt. Gönne deinen Nerven eine Pause, sonst hältst du keine drei Tage mehr durch.“ „Wenn sie uns bis dahin nicht längst gefunden haben.“, erwiderte Masaru gequält, schenkte seinem besten Freund dann jedoch ein schiefes, mattes Lächeln, „Okay. Ich werde versuchen-… ich werde meinen Heroismus nicht mehr exzessiv ausleben.“ Der Nara verdrehte seine Augen. „Hör auf, dich so geschwollen auszudrücken. Die Vokabeln gehören mir.“, kommentierte er gelassen, „Und jetzt trink deinen Tee und entspanne dich. Wir können noch eine gute Viertelstunde hier bleiben. Die Sonne ist gerade am Untergehen. Dann gehen wir zu Shizuka zurück, richten schnell die Rucksäcke für morgen her und hauen uns aufs Ohr. Einverstanden? Einverstanden.“ Masarus Lächeln wurde weicher, als er in Sumiakis selbstzufriedenes Gesicht blickte. Es war angenehm, wenn er ihn zwang die Kontrolle abzugeben. Gut, der Streit und die Auseinandersetzung waren nicht angenehm, aber danach-… danach war alles irgendwie besser. Denn Sumiaki verstand ohne Worte. Und das war mehr wert, als Masaru wirklich erfassen konnte. „Danke. Für alles. Und es tut mir leid.“ Sumiaki machte eine wegwerfende Handbewegung. „Schon okay. Einer muss einem Uchiha ja den Kopf zurechtrücken, wenn Shizuka den Schlaf der Gerechten schläft.“, tat er ab. ~ Man kommt in der Freundschaft nicht weit, wenn man nicht bereit ist, kleine Fehler zu verzeihen. Anschließend verfiel Sumiaki in Grübeln. „Soll ich mir noch Tee bestellen oder nicht…?“ Masaru lachte. „Mach schon. Geht auf mich.“ Sumiakis Gesicht erhellte sich und er winkte die Kellnerin heran, während Masaru langsam seinen Grüntee weitertrank, die Atmosphäre auf sich wirken ließ und zum ersten Mal seit Tagen wirklich damit aufhören konnte, unter Anspannung zu stehen. Es war okay. Er konnte Sumiaki und Shizuka vertrauen. Er musste nicht 24 Stunden am Tag die volle Verantwortung für die Geschehnisse tragen. Es war okay. Es war okay. ______________________________________________________________ Wer Fragen, Wünsche oder Anregungen hat, kann sie gerne per Kommi/Ens/GB-Eintrag an mich richten. Danke für eure Aufmerksamkeit und euer immer noch bestehendes Interesse! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)