Legenden der Leidenschaft (OS - Sammlung) von Fantasia (Letztes Update: 20.01.2011) ================================================================================ Kapitel 6: Wüstenträume I (Gaara x Matsuri) ------------------------------------------- Wüstenträume Teil I In leichtem Laufschritt eilte Matsuri durch die breiten Gänge des Kazekage-Anwesens. Gewissenhaft überprüfte sie währenddessen ihre Ausrüstung und kramte in ihrem Rucksack herum, ehe sie ihn mit einem fröhlichen Lächeln schulterte, um die nächste Ecke abbog und prompt mit jemandem zusammenkrachte. Leise stöhnend taumelte sie zurück und hielt sich den Kopf. „Matsuri!“, ertönte ein tadelnder Ausruf und die junge Frau sah überrascht auf. Erst nach mehreren Augenblicken wurde ihr klar, mit wem sie zusammengestoßen war und sofort spürte sie ihre Wangen aufglühen. Sie verbeugte sich tief und war dankbar nur noch auf die Füße von Baki und dem jungen Kazekage blicken zu müssen. „Tut mir wirklich leid, Baki-sensei. Das war keine Absicht!“, entschuldigte sich Matsuri peinlich berührt. „Ich gehe davon aus, dass du kein Attentat auf mich verrichten wolltest.“, erwiderte der stattliche Jonin und Matsuri konnte seinen Tonfall nicht deuten. War er nun amüsiert oder verärgert? Sie verharrte in gebeugter Haltung. „Nein, natürlich nicht, Baki-sensei.“ „Sehr gut. Und jetzt richte dich auf und erweise dem Kazekage den Respekt, der ihm zusteht. Es rühmt sich nicht ihn zu ignorieren.“ Matsuri war sich sicher, dass ihr Gesicht der Farbe einer Tomate glich. Beschämt richtete sie sich auf und wagte es kaum Gaara Sabakuno in die Augen zu sehen. Wie immer ließ sein Auftreten ihren Atem stocken und sein Anblick ihr Herz unwillkürlich schneller schlagen. Er war anziehend. Seine Haltung war erhaben wie eh und je, er stand ruhig vor ihr und trotzdem war sie von der Kraft, die er ausstrahlte, wie erschlagen. Er machte auf sie noch immer denselben Eindruck wie am ersten Tag ihrer Begegnung, als er ihr Sensei geworden war. Über die letzten paar Jahre hinweg war er jedoch deutlich gewachsen… und natürlich Kage geworden. Sein Kleidungsstil hatte sich dementsprechend verändert und man sah auf den ersten Blick, dass es sich bei ihm um eine wichtige Persönlichkeit handelte. Bloß das satte Rot seiner Haare und das blasse Grün seiner Augen waren gleich geblieben. Matsuri drohte mehr denn je völlig in seinem Anblick zu versinken und so verbeugte sie sich erneut hastig um seinem durchdringenden Blick zu entgehen. „Guten Morgen, Kazekage-sama.“, begrüßte sie ihn förmlich und hoffte das Zittern ihrer Stimme gänzlich unterdrückt zu haben, „Ich hoffe, Ihr seid wohlauf.“ Mehrere Sekunden vergingen in Stille und da Gaara keine Anstalten machte zu antworten, sah sich Matsuri gezwungen aufzusehen. Sofort trat sie sein stechender Blick und ihre Atmung beschleunigte sich kaum merklich. Nach einer gefühlten Unendlichkeit ließ die Intensität seiner blassen Augen nach und er erlaubte ihr ihren rasenden Herzschlag beruhigen zu versuchen. „In der Tat.“, erklang seine gleichmäßige, samtige, ruhige, tiefe Stimme und rief kribbelnde Gänsehaut auf Matsuris Haut hervor. Aus für die junge Frau unerklärbarem Grund haftete seinem Tonfall jedoch eine Spur von Verachtung und Missfallen bei. Matsuri zuckte verletzt zurück und ihr war klar, dass er jede ihrer Bewegungen registrierte. „Ich… ich muss jetzt los.“, hauchte Matsuri und wurde erneut von Baki zurückgehalten, der von der Spannung zwischen ihr und Gaara anscheinend nichts mitbekommen hatte. „Du bist auf dem Weg nach Konoha, nicht wahr?“, fragte er und Matsuri nickte abwesend, mit den Gedanken bei Gaaras Missfallen. Sie wagte es nicht in anzusehen. Was hatte sie getan um seine Abneigung hervorzurufen? Die vorsichtige Nähe, die sich vor langer Zeit zwischen ihnen entwickelt hatte, war mit seiner Ernennung zum Kazekage völlig verschwunden. Er war kaum noch ihr vertrauter Gaara und das machte sie traurig. Baki riss sie zurück in die Realität. „Sei vorsichtig. Angeblich treiben sich Räuber in der Wüste herum. Unsere Jagdninja sind unterbesetzt und wir haben uns noch nicht um das Problem gekümmert.“, klärte er sie warnend auf. „Hai, Baki-sensei.“ „Gut. Mehr habe ich nicht zu sagen. Viel Glück und pass auf dich auf, Matsuri.“ Wie schon so oft in den letzten Minuten verbeugte sich Matsuri tief. „Danke, Sensei. Kazekage-sama.“ Erneut reagierte Gaara nicht und schließlich richtete sich die junge Frau ohne Aufforderung auf und sah den Rothaarigen hoffnungsvoll an. Vielleicht würde er auch noch ein paar nette Worte fallen lassen…? Vielleicht wollte er auch, dass sie auf sich Acht gab? Doch Gaara sah sie nur an und sie konnte seinen Blick nicht deuten. War er noch immer voller unerklärlicher Verachtung für sie? Oder flackerte in seinen Augen gerade eben eine Spur Trotz auf? Er verwirrte Matsuri vollends. „Lass uns gehen, Baki.“, sagte der Kage plötzlich und seine Stimme war monoton und gleichgültig. Sein ehemaliger Sensei nickte und die beiden Männer machten sich auf den Weg ohne Matsuri eines letzten Blickes zu würdigen. Ihre Schritte waren die einzigen, die in dem sonst leeren Gang widerhallten. Matsuri stand an der Ecke und sah dem Kazekage nach. Sie biss sich leicht auf ihre Unterlippe. Er tat ihr weh und er wusste das. Er musste es wissen. Oder… oder war sie ihm mittlerweile so gleichgültig geworden? Matsuri zog ihre Arme schützend vor ihr schmerzendes Herz, das sich einfach nicht beruhigen konnte. Noch immer ruhten ihre Augen auf seinem Rücken und dann auf seinem Profil, als Baki eine der unzähligen Türen des Gebäudes öffnete, eintrat und Gaara den Anschein erweckte es ihm gleich zu tun. Matsuri wandte ihren Blick ab und versuchte die Enttäuschung aus ihren Gedanken und aus ihrem Körper zu verbannen. Sie musste sich auf ihre Mission konzentrieren, denn sie wollte dem jungen Kage keinen offensichtlichen Grund geben noch schlechter über sie zu denken, als er es anscheinend ohnehin gerade tat. Solche Blicke wie vorhin wollte sie nicht noch einmal aus seinen Augen ertragen müssen. Ihre Hände ballten sich zu bebenden Fäusten und sie kniff ihre Augen fest zusammen. „Auf Wiedersehen, Gaara.“, wisperte Matsuri, ehe sie endgültig um die Ecke verschwand und sich auf ihren Weg machte. So bemerkte sie nicht, dass Gaara in der Bewegung erstarrt war und sein Blick hastig zu der Stelle glitt, an der er sie vermutet hatte. Matsuri war längst fort. ~ Wenige Tage später Ein kräftiges Klopfen ertönte an der Tür und auf Gaaras Wink hin wurde sie von einem Bediensteten geöffnet. Mit schnellen energischen Schritten betrat und durchquerte Temari Sabakuno das Büro ihres kleinen Bruders. Vor seinem Schreibtisch kam sie zum Stehen und wippte ungeduldig mit ihrem Fuß auf und ab, während Gaara in aller Ruhe durch die Unterlagen der vor ihm aufgeschlagenen Mappe ging. Erst als er die Akte wenige Minuten später schloss und seine Schwester auffordernd ansah, richtete diese ihr Wort an ihn. Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und beugte sich über den Tisch. Ihre grünen Augen funkelten. „Mach was gegen die Banditen, Gaara!“, verlangte sie und der Rothaarige verschränkte gelassen seine Hände im Schoß, als er sich im Sessel zurücklehnte. „Die Jäger müssten jeden Tag von ihrer Mission heimkommen. Wir sind unterbesetzt.“ „Wir sind immer unterbesetzt. Fordere Hilfe von Konoha an. Die Hokage ist ebenfalls nicht glücklich über die Vorgänge in unserer Wüste!“, beharrte Temari und Gaara runzelte seine Stirn. „Weshalb so plötzlich? Vor ein paar Tagen waren die Räuber noch kein Thema.“ Temari stöhnte ergeben auf, ging um den Schreibtisch herum und drückte Gaara eine Schriftrolle in die Hand, die sie griffbereit in ihrer Tasche aufbewahrt hatte. Kritisch beäugte der Kazekage das Dokument, ehe er es langsam auseinander zog. „Die Dinge haben sich eben geändert, Gaara! Tsunade-sama hat uns vorhin erst die Nachricht zukommen lassen, dass sie keine Händler und Vermittler und sonstige Leute nach Suna schicken wird. Die Bedrohung ist derzeit zu groß. Wahrscheinlich haben sich noch mehr Banditen der Gruppe angeschlossen.“ Gaara las aufmerksam besagte Nachricht und nickte anschließend langsam. „Verstehe.“, murmelte er und reichte die Rolle an seine Schwester zurück, „Wir werden die Situation beobachten.“ Temari starrte ihren Bruder fassungslos an. „Gaara!“, rief sie entsetzt, doch der Kazekage ließ sie mit einem kalten Blick verstummen. „Wir sind unterbesetzt.“, wiederholte er gereizt und es war offensichtlich, dass das sein letztes Wort war. Temari verschränkte ihre Arme vor der Brust und trat einige Schritte zurück. Ihre Augen verengten sich deutlich. „Schön.“, zischte sie, „Fein. Du wirst sehen, was du davon hast.“ Wütend stapfte sie aus Gaaras Büro und knallte die Tür lautstark hinter sich zu. Der Kazekage seufzte. ~ Nur Stunden später „Kazekage-sama!“ Außer Atem stürzte ein Chunin in Gaaras Büro. Er keuchte schwer und reichte nach Luft ringend ein Pergamentblatt an Kankuro weiter, der es ernst überflog, während seine Schwester hinter ihn trat und neugierig über seine Schulter lugte. Gelassen stapelte Gaara ein paar Akten und sah erst auf, als seine Geschwister beinahe gleichzeitig scharf Luft einzogen. „Sie haben Matsuri.“, sagte Kankuro knapp und Gaara erstarrte kaum merklich. „Was?“, fragte er eisig, erhob sich und streckte seine Hand fordernd nach dem Papier aus. Sein Bruder reichte es ihm schweigend, während Temari ihrem Ärger Luft machte. „Ich habe es dir gesagt! Du hättest gleich etwas gegen diese Räuber unternehmen sollen!“ Schnell flogen Gaaras Augen über die Nachricht der Entführer. Der feste Griff seiner Finger zerknitterte das Papier und er schnaubte verächtlich. „Sie wollen mir tatsächlich drohen und mich erpressen.“, meinte er grimmig, knüllte das Papier zusammen und warf es angewidert auf seinen Schreibtisch. Abrupt drehte er sich zu dem großen Fenster hinter sich um, vor dem sich Sunagakure erstreckte. Gaaras Hände ballten sich zu Fäusten. Sie hatten Matsuri. Langsam trat Kankuro neben ihn und warf ihm einen kurzen Blick zu. „Was denkst du?“, fragte er neugierig und Temari stöhnte gequält auf. „Die Frage ist wohl eher, was wir machen werden!“ Wie von selbst griff Temari nach ihrem riesigen Fächer, der in ihren Händen zu einer tödlichen Waffe wurde. Gaara wandte sich nicht zu ihr um. „Wir machen gar nichts.“, sagte er gelassen, aber bestimmt. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. „Würdest du das bitte wiederholen?“, fragte Temari bedrohlich ruhig und Kankuro trat vorsorglich mit erhobenen Händen zwischen seine Geschwister. Der Kazekage drehte sich zu der jungen Frau um. Mit verengten Augen sah er sie an. „Ich sagte, dass wir nichts machen werden.“, wiederholte er kühl und schritt gemächlich an Kankuro vorbei. Lächerlich, ihn vor irgendetwas beschützen zu müssen. Temari stellte sich ihm in den Weg und schüttelte ihren Kopf. Die Grade in Gaaras Büro fielen spürbar. „Das kann ich nicht erlauben, Gaara. Egal wie wenig du dich um deine Shinobi scherst, du wirst Matsuri nicht ihrem Schicksal überlassen, weil wir an Unterbesetzung an Jagdninja zu leiden.“ Temaris Worte waren messerscharf, doch sie hatte ihre Stimme gesenkt gehalten. Gaara erwiderte ihren stechenden Blick ohne mit der Wimper zu zucken. Kankuro seufzte leise. Es war nie einfach mit seinen Geschwistern. „Du hörst mir nicht zu.“, erwiderte Gaara schroff, „Wir machen nichts. Aber ich habe mich noch nie zu Wir gezählt.“ Temaris Augen weiteten sich überrascht und Kankuro musste ein Grinsen zurückhalten. Seine Schwester unterschätzte den Kazekage – ihren Bruder – gewaltig. In Gaaras blassen Augen flackerte Wut auf. „Und jetzt geh mir aus dem Weg, bevor ich dich dazu zwingen muss.“ Für mehrere Sekunden entstand tödliches Schweigen, dann trat Temari einen Schritt zur Seite und Gaara machte sich auf den Weg zur Tür. Er legte eine Hand auf die Klinke, hielt jedoch noch einmal inne. „Ich denke, du kannst mir zustimmen, wenn ich behaupte, dass ich effektiver bin als alle Jagdninja Sunagakures zusammen. Nicht wahr, Temari?“, Gaara öffnete die Tür, „Ich bin bald wieder zurück.“ Er verließ den Raum. „Mit Matsuri.“, war das letzte, was seine Geschwister vernehmen konnten, ehe er sich endgültig auf den Weg machte. Kankuro brach in schallendes Gelächter aus und Temari verschränkte empört ihre Arme vor der Brust. ~ An einem anderen Ort Matsuri befand sich in einer ausgesprochen prekären Situation. Sie seufzte leise und ihr düsterer Blick glitt über die halb angeheiterte, halb sturzbetrunkene Räuberhorde. Toll. Ganz ausgezeichnet. Sie war von einer Meute Barbaren überrumpelt und entführt worden. Sie war eine erbärmliche Kunoichi. Gaara würde bestimmt noch wütender auf sie werden. Ob er sich wohl Sorgen machte? Oder war ihm egal, dass sie hier saß und verzweifelt eine Möglichkeit suchte zu entkommen? Es gab bloß keine. Die Banditen hatten sie überfallen, als sie auf dem Weg nach Hause gewesen war. Sie hatten nicht gewonnen, weil sie so stark waren, nein… nur war Matsuri schwach wenn es darum ging mit mehreren Gegnern gleichzeitig fertig werden zu müssen. Sie hatten kurzen Prozess mit ihr gemacht. Matsuri seufzte erneut. Und jetzt saß sie hier, Arme und Beine gefesselt, in einer großen, breiten, tiefen Grube, gleich hinter einer monströsen Sanddüne irgendwo abseits des Weges zwischen Suna und Konoha. Niemand würde sie finden. Und noch ein Seufzer entwich der Kunoichi. Was hätte Gaara wohl getan? Hm. Er hätte die Umgebung auskundschaftet. Resigniert wiederholte Matsuri diese Aktion zum mindestens hundertsten Mal in den letzten Stunden. Wüste. Tiefe Grube. In der Mitte kleines Lagerfeuer. Drum herum Betrunkene. An den Wänden der Grube Kisten an Vorräten und Waffen, so weit Matsuri das beurteilen konnte. Fertig. Mehr gab es hier nicht. Zweiter Schritt. Nach Gefahren Ausschau halten. Nun ja, ganz offensichtlich zählten die Entführer als Gefahr, egal ob betrunken oder nicht oder in der Überzahl oder nicht. Man durfte den Feind niemals unterschätzen. Eine zweite Gefahr stellten natürlich noch die Waffen dar, denn hauptsächlich gab es neben den Kurzschwestern der Banditen explodierende Kunais, die alle gleich neben Matsuri gelagert wurden. Welch Ironie. Ihre größte Angst gleich an ihrer Seite. Wunderbar. Nur ein Handzeichen von einem Räuber und ihr Leben war zu Ende. Drittens. Gaara würde wohl nach einer Möglichkeit suchen, die Fesseln loszuwerden. Sie war mit dicken, festen Seilen gefesselt. Sie konnte sich also nicht mit roher Gewalt befreien, denn dazu war sie eindeutig zu schwach. Also brauchte sie ein Hilfsmittel. Ein scharfes… Langsam ging Matsuris Blick zu den explodierenden Kunais. Ein paar lagen einfach nur neben den vollgefüllten Kisten herum. Anscheinend waren die Banditen sehr dumm oder gaben nicht viel auf weibliche Shinobi. In beiden Fällen war Matsuri im Vorteil. Aber ausgerechnet Kunais… Die junge Frau seufzte resignierend, ließ sich auf den Boden fallen und robbte so unauffällig wie möglich in Richtung eines Kunais, dessen Spitze halb aus dem Sand heraus ragte. Perfekt um die Seile loszuwerden. Gesagt, getan. Unendlich langsam und vorsichtig befreite sich Matsuri von den Fesseln. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb sie sich ihre Gelenke. Das Gefesseltsein war nicht halb so schmerzhaft wie das spätere Freikommen. Matsuri war stolz auf sich. Sie hatte sich befreit! Ha! Gaara-sama hätte es kaum besser machen können! Von der Tatsache abgesehen, dass er niemals in solch eine Situation gekommen wäre, da er sich nicht von ein paar Räubern hätte überrumpeln lassen. Er war stark, sie war schwach. Vielleicht war ihm das noch deutlicher bewusst geworden, als er zum Kage ernannt worden war. Vielleicht war das der wahre Grund, weshalb er sie vor ein paar Tagen so verächtlich und missfallend angesehen hatte… Matsuri schüttelte energisch ihren Kopf. In dieser Situation waren solche Gedanken – und vor allem Gefühle – fehl am Platz. Es galt zu überleben! Und natürlich unbemerkt aus der Grube zu verschwinden. Selbst wenn sie ihr Chakra in die Füße konzentrierte und die Wand hinauflief, so gab es keinen Punkt, an dem sie nicht entdeckt werden würde. Und wenn auch nur die kleinste Möglichkeit bestand, dass ihr die Meute hier erneut auf den Fersen war – betrunken oder nicht – dann konnte sich Matsuri gleich freiwillig fesseln lassen. Sie war nicht schnell genug um ihnen zu entkommen und nicht stark genug um sie zu besiegen… da machte sich Matsuri gar nichts vor. Was hätte Gaara getan? Nun ja. Er hätte seine Arme gehoben und auf wunderliche, magische, faszinierende Weise hätten sich Sand und Wüste seinem Willen unterworfen und ihn hier rausgeschafft. Matsuri seufzte. Das konnte sie vergessen. Sie war leider nicht dazu in der Lage mal eben die Landschaftsstruktur zu ändern oder auch nur irgendetwas ihren Wünschen zu unterwerfen. Leider… vielleicht würde Gaara sie dann ein wenig mehr mögen-… falsche Gedanken. Egal. Sie saß hier in der Falle. Die Räuberhorde johlte auf. Der Alkohol war in großen Mengen geflossen und folglich genossen diese Typen die angebrochene Nacht in vollen Zügen. Langsam rappelte Matsuri sich auf ihre Beine. Vielleicht hatte der Alkohol die Kerle schon in ihren Reaktionen eingeschränkt… möglicherweise hatte sie jetzt im Kampf eine Chance gegen sie. Und wie sie es drehte und wendete, wenn sie die Flucht anstrebte, so würde sie einer direkten Konfrontation ohnehin nicht entgehen können. Griff sie gleich an, dann hatte sie immerhin noch das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Verstohlen griff Matsuri nach einem der herumliegenden Kunais und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als sich ihre Finger um das kühle Metall schlossen. Sie hasste diese Waffen. Matsuri sah zum Lagerfeuer hinüber. Wenn sie das Kunai direkt dort hineinwarf, dann würde es bestimmt auch eine Explosion geben. Wenn der Zettel abbrannte, flog alles in die Luft. So lief das. Ohne noch einen Moment nachzudenken, schoss Matsuri die Waffe direkt in die Flammen. Dann passierte alles sehr schnell. Das Kunai explodierte wie vorhergesehen und das Feuer schoss als Stichflamme hoch in die Luft. Die Banditen sprangen erschrocken schreiend auf die Beine, taumelten ein wenig und fingen sich relativ schnell wieder. Mit einem Schlag war Matsuris Hoffnung dahin. Die Feinde waren zwar betrunken, aber nicht vollständig außer Gefecht gesetzt. Automatisch wich die Kunoichi einen Schritt zurück und prallte gegen die Höhlenwand, womit sie die Aufmerksamkeit der Räuber auf sich lenkte. „Da! Die Kleine aus Suna ist frei!“, wurde geschrieen und im nächsten Moment sah sich Matsuri völlig umzingelt. Sie schluckte tapfer. Wenn sie schon unterging, dann wenigstens kämpfend. Falls man irgendwann ihre Leiche finden würde, dann würde Gaara wenigstens wissen, dass sie nicht aufgegeben hatte! „Kommt nur her.“, wisperte sie angriffslustig. Der Kampf dauerte nicht lange und Matsuri war mit der Menge der Angreifer heillos überfordert. Sie wehrte so viele Attacken wie möglich ab, doch einer der Banditen traf sie mit seiner Faust fest im Magen. Stöhnend ging sie in die Knie und hustete stark. Wenige Augenblicke später verspürte sie einen harten Schlag auf den Kopf. Vor ihren Augen flimmerte es schwarz und das Blut rauschte laut in ihren Ohren. Sie verlor die Orientierung und wenn einer der Banditen sie nicht gepackt hätte, wäre sie vollends zu Boden gestürzt. „Aufsässiges Mädchen. Nutzlos noch dazu. Der Kazekage hat auf unsere nette Nachricht nicht reagiert. Sie ist den Leuten aus Suna egal. Geben wir ihr den Rest.“, konnte Matsuri hören und ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Der Kazekage hatte nicht reagiert… die Erkenntnis erschütterte sie mehr als ihre Situation hier. Sie war ihm egal. Sie war Gaara egal. „Hm… sie steht anscheinend auf Explosionen. Geben wir ihr eine richtige!“ Die Räuber lachten lautstark und Matsuri bekam am Rande mit, dass sie in den sandigen, staubigen Boden zwischen den explodierenden Kunais geworfen wurde. Noch immer drehte sich ihre Umgebung, sie sah kaum etwas und ihr Kopf pochte unerträglich schmerzhaft. Als Matsuri versuchte sich aufzurappeln, verließen sie jegliche Kräfte. Sie würde hier in die Luft fliegen, irgendwo in einer Grube mitten in der Wüste, weil sie zu schwach war sich zu befreien. Und Gaara war es egal. Kraftlos gruben sich Matsuris Finger in den staubigen Boden und ihre Augen begannen zu brennen. Nein! Sie wollte nicht sterben. Nicht so, nicht hier. Nicht alleine. „Bereit für dein Ende, Kleines?“, rief von weither einer der Räuber und Matsuri versuchte erneut sich aufzurappeln. Sie musste weg, sie musste hier raus! „Drei…“ Matsuri versuchte ihren Blick zu schärfen und sich auf ihr Gehör zu konzentrieren. Irgendwo musste es einen Ausweg geben. Ganz bestimmt. „Zwei…“ Vergeblich. Nach den zwei heftigen Schlägen war ihre Kraft noch immer völlig aus dem Gleichgewicht. Sie konnte sich kaum bewegen und das Adrenalin und der Drang zu überleben ließen ihr Herz wild rasen. Sie kam hier nicht mehr raus. Sie würde den Kazekage niemals wieder sehen. Sie konnte ihn nie fragen, weshalb seine Meinung über sie so stark gesunken war. „Eins…“ Nein! Sie musste ihn wieder sehen, sie musste noch einmal in seinen grünen Augen versinken und sie musste dafür sorgen, dass er sie wieder mochte! Matsuri biss sich fest auf ihre Unterlippe und ihre Arme zitterten vor Anstrengung, als sie versuchte sich aufzurichten. Sie musste hier raus. „Null. Sag Aufwiedersehen!“ Aus den Augenwinkeln sah Matsuri die Zettel an den Kunais aufglühen, ehe sie schnell abzubrennen begannen. Alle auf einmal. Hunderte. Entsetzen lähmte Matsuri und erstarrt beobachtete sie ihren Tod näher rücken. Es war zu spät. Doch ein kaum vernehmbares Flattern drang an ihr Ohr und noch bevor die junge Frau es wirklich registriert hatte, legte sich weiche Wärme auf ihren Körper und drückte sie zurück auf den Boden. „Unten bleiben.“, wurde ein Befehl in ihr Ohr geflüstert und Matsuris Augen weiteten sich, als sie sich der Stimme bewusst wurde. Um sie herum explodierten die Kunais, der Boden erzitterte unter der Wucht der Detonation und Matsuri hatte sich noch nie so sicher gefühlt wie in diesem Augenblick, in dem Gaaras Körper auf ihrem ruhte und sein warmer, ruhiger Atem ihre Wange streichelte. TBC~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)