Legenden der Leidenschaft (OS - Sammlung) von Fantasia (Letztes Update: 20.01.2011) ================================================================================ Kapitel 1: Training (Minato x Kushina) -------------------------------------- Legenden der Leidenschaft Training (Minato x Kushina) „Minatooooo…“, motzte sie, „Das geht einfach nicht.“ Verbissen konzentrierte sich die junge Frau auf den kleinen rosa Ball in ihrer Hand, doch zu ihrem Verdruss schaffte sie es nicht, das Chakra rotieren zu lassen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass das Gummiding nicht mit einem Knall explodierte. Sie spürte es, noch bevor es geschah. Peng. „Siehst du?“ Vorwurfsvoll wedelte Kushina mit den Überresten des Balls vor Minatos Gesicht herum, beugte sich weit zu ihm hinunter. Der blonde junge Mann lachte. Er saß an den Stamm eines hohen Baumes gelehnt und hatte sich von Kushina breitschlagen lassen, ihr bei ihrem Training Gesellschaft zu leisten. Wenn sie ihn so eindringlich nervte, dann konnte er einfach nicht Nein sagen. Seine blauen Augen blitzten vergnügt und er tätschelte gutmütig den Kopf der jungen Frau. „Arme Kushina. Übung macht den Meister, kann ich da nur sagen. Und ganz nebenbei, Geduld ist eine Tugend.“ Kushina schnaubte verächtlich und schüttelte seine Hand ab. „Ich bin geduldig. Äußerst geduldig sogar. Aber hier…“, angesäuert ließ sie die Gummifetzen auf die Überreste der anderen hundert Bälle fallen, „…stoße ich an meine Grenzen! Wer hat sich diesen blöden Trick mit den Bällen überhaupt einfallen lassen? Ist bestimmt auf deinem Mist gewachsen. Damit dauert es ja Jahre, bis man das Rasengan irgendwann mal halbwegs hinkriegt! Muss doch einen schnelleren Weg geben…“ Maulend ließ sie sich neben Minato plumpsen, der sich seufzend seinen Schriftrollen widmete. Wenn er ihr Training schon überwachte, dann wollte er nebenbei wenigstens mit den tausenden Missionsberichten weiterkommen, die er dem Sandaime noch immer nicht geliefert hatte. In letzter Zeit bekam er einfach zu viele Missionen mit seinem Team zugeteilt. Dabei wusste Hokage-sama doch, dass er es hasste, wenn er mit der Arbeit nicht perfekt hinterher kam! Gott sei Dank hatte er wenigstens heute frei bekommen und Kushinas Training bot ihm eine perfekte Gelegenheit, alles in Ruhe nachzuholen. Auch, wenn sie ihm alle halbe Stunde die Ohren voll jammerte. Aber das war wirklich nicht seine Schuld, dafür konnte er nichts. Schließlich hatte er sie nicht gezwungen, das Rasengan zu lernen. Kushina hatte eines Tages selbst mit der Idee auf der Matte gestanden. Und da er ja ein unglaublich netter Mensch war, hatte er sich erbarmt. Aber er hatte nie behauptet, dass es einfach werden würde. „Tja.“, sagte Minato dann ernst, während er in einer seiner Taschen nach Tinte und Feder kramte, „Dann wirst du wohl aufgeben müssen.“ Der Wind rauschte durch die Wälder Konohas, trieb die Blätter mit sich und spielte mit den langen roten Haaren der jungen Frau. Sie schwieg verbissen und ihre Augen huschten immer wieder zu Minato hinüber. Er zeigte überhaupt kein Interesse mehr an ihr, war total in seiner Arbeit versunken. Aufgeben? „Baka.“, brummte sie dann und rappelte sich auf. Zielstrebig marschierte sie zu dem Sack voller federleichter Gummibälle hinüber, zog einen knallroten heraus und schenkte ihm tödliche Blicke. „Zeig mir noch mal, wie du das machst.“, verlangte sie dann von Minato. „Bitte.“ Der Blonde seufzte übertrieben laut, grinste jedoch als er sich schwerfällig erhob und langsam zu ihr hinüberschlenderte. Motivation war eben alles. Ihm war sowieso klar gewesen, dass sie nun erst recht weitermachen würde. Manchmal war sie wirklich mehr als leicht zu durchschauen. Minato stellte sich dicht hinter Kushina und roch verträumt an ihrem Haar. Er liebte dieses Shampoo. Es roch wie eine wilde Blumenwiese. Es roch wie… Kushina eben. Viel besser als jegliche Ramen, das musste er eingestehen. Er seufzte äußerst zufrieden. Entrüstet drehte Kushina ihren Kopf zu ihm herum. Dass dieser Kerl auch nie bei der Sache bleiben konnte! Immer wenn er so nah an sie ran kam, begann er, an ihr herumzuschnüffeln! Kakashis Ninken färbten doch hoffentlich nicht auf ihn ab! Oder nein, noch schlimmer… Kushina fiel nur eine Person auf der Welt ein, der einer Frau so unverfroren nahe kam! „Du bist genau wie-…“ „Jiraiya, jaja, ich weiß.“, vollendete Minato ihren Satz grinsend. Er hatte auf diese ehrenvolle Beleidigung gewartet. Den Dialog hier kannte er schließlich schon in und auswendig. Kushina schnitt ihm eine Grimasse und richtete ihren Blick dann stur auf den Ball in ihrer Hand. Sie wollte doch einfach nur dieses bescheuerte Rasengan lernen! Wenn Minato das konnte, dann konnte sie es wohl schon lange! „Jetzt sag schon!“, brummte sie ärgerlich. Seine Anmerkung in Bezug auf Aufgeben hatte sie noch nicht ganz verwunden. Aufgeben… also wirklich, kannte er sie nun oder nicht?! Minato gluckste leise, doch noch ehe sie erneut Protest erheben konnte, nahm er ihr den Ball geschickt und blitzschnell aus der Hand. Sie hätte sowieso keine Chance gehabt, ihn zu behalten. Er war nicht umsonst Konohas gelber Blitz. „Sieh genau hin…“, flüsterte er dicht an ihrem Ohr und konnte aus den Augenwinkeln erkennen, dass sich auf ihrem Oberarm Gänsehaut bildete. Der Ball bebte leicht, zerplatzte jedoch nicht. „Reine Konzentration.“, murmelte Minato leise und reichte den Ball wieder an Kushina weiter, streifte flüchtig die Hand der jungen Frau. Ihre Augen huschten noch einmal kurz zu ihm, dann atmete sie tief durch. Sie ließ sich nicht von ihm nervös machen, bestimmt nicht. Egal, ob er nun so dicht bei ihr stand, egal, dass sich ihre Hände vorhin kurz so sanft berührt hatten. Er machte das doch absichtlich, nur um sie abzulenken! Nein, nicht mit einer Uzumaki! Pure Entschlossenheit durchströmte sie. Kushinas Chakra floss in den Ball und er erbebte leicht. Der Gummi dehnte sich an manchen Stellen gefährlich aus, doch noch schien er zu halten. Ja, so würde es klappen… Und Minato konnte einfach nicht widerstehen. Er hatte mit sich gerungen, wirklich! Er konnte ja sehen, dass sie sich gerade unglaublich bemühte, dass es wahrscheinlich hinhauen würde… aber es ging einfach nicht. Minato gestand es sich ja ein, er war in manchen Momenten eben wirklich schwach. Jiraiya wäre stolz auf ihn gewesen. Er lehnte sich noch weiter zu der Rothaarigen hin. Sein Oberkörper ruhte auf ihrem Rücken und seine Hände legten sich wie von selbst auf Kushinas Bauch. Sein Atem wurde schneller und er ließ ihn die Wange der jungen Frau kitzeln. „Wie gesagt, reine Konzentration…“, raunte er ihr betont sinnlich zu, ehe er seine Lippen sanft auf ihre Haut legte und ihre Wange sachte entlang fuhr. Oh ja, so ließ er sich Training in der Tat einreden. Solche Momente machten die derzeitige harte Arbeit definitiv wett. Peng. Mit einem lauten Knall verabschiedete sich dieser zeitlose Augenblick. Kushina erwachte aus ihrer Starre und bemerkte erst jetzt, dass sie überhaupt in einer gewesen war. Schon als sie den leichten Druck seines Körpers auf ihrem gespürt und seinen warmen Atem auf ihrer Haut wahrgenommen hatte, war ihr Umfeld irgendwie… verschwunden. Und als seine Lippen dann ihre Wange berührten und sie entlang gestrichen waren, war das der Gnadenstoß für ihre Konzentration und vor allem für den Gummiball gewesen. „ELENDER BAKA!“, brüllte sie dann, als sie sicher war, wieder vollste Kontrolle über ihre Stimme zu haben. Errötet durch die zarte Berührung und verärgert weil der Ball wieder in tausende Einzelteile zersprungen war, fuhr sie zu Minato herum. Sie war versucht, ihm eine zu scheuern, doch dieses Vorhaben verschwand urplötzlich aus ihren Gedanken, als sie seinen warmen Mund nun direkt auf ihrem spürte. Sofort schlug ihr Herz schneller, sofort spürte sie ihren Körper angenehm kribbeln. Leicht begann er seine Lippen gegen ihre zu bewegen und Kushina war mit einem Mal dankbar, dass er seine Arme um ihren Körper geschlungen hatte. Sie fühlte ihre Knie langsam weich werden und ohne es beeinflussen zu können, schloss sie ihre Augen und erwiderte Minatos weichen Kuss zärtlich. Minato hatte eigentlich damit gerechnet, dass sie ihm eine knallen würde, doch er war eindeutig schneller gewesen. Wie gesagt, gelber Blitz… Damit hatte er die größte Gefahr gebannt und Kushina weich bekommen. Er hatte seine Arme um ihren Körper gelegt, zog sie nun enger an sich und ließ seine Hände über ihren Rücken wandern. Sachte bewegte er seine Lippen gegen die der jungen Frau und liebkoste sie sanft. Minato sog beinahe unmerklich an ihrer Unterlippe, ließ jedoch gleich wieder von ihr ab. Er trennte sich bloß Millimeter von ihr und sah, dass Kushina ihre Augen geschlossen hatte und ihre Gesichtszüge ganz entspannt waren. Minato lächelte sanft, beugte sich dann wieder zu ihr vor, schloss seine Augen und küsste sie noch einmal zärtlich. Diese weichen Lippen zu berühren, die so viel besser als jede Ramen schmeckten, war reiner Genuss, reine Wohltat. Er löste eine Hand von Kushinas Rücken und streichelte stattdessen sanft ihre Wange. Er konnte sich einfach nicht von ihr trennen… Eine kleine Weile standen die beiden nur eng umschlungen da und gaben sich den Liebkosungen des jeweils anderen hin. Kushina vergaß alles um sich herum, auch wenn sie das irgendwie ärgerte. Doch dieses andere Gefühle, dieses wunderschöne Gefühl, das ihren Körper noch immer unter Strom setzte, war natürlich viel stärker. Außerdem kam sie sich in Minatos Nähe, in seinen Armen, immer unglaublich sicher vor… dann konnte sie eben noch immer kein Rasengan… sie brauchte es nicht, solange er bei war… Schließlich trennte sich Minato wieder von Kushina, legte seine Stirn vorsichtig auf ihre. Kurz schloss er seine Augen, atmete tief durch und sah Kushina dann innig an. Worte bedurfte es jetzt keiner und selbst sie schwieg, obwohl Minato durchaus klar war, was das bei ihr hieß. Er lächelte belustigt. „Tja, an der Konzentration müssen wir wohl noch ein wenig arbeiten.“ Kushina hatte leise geseufzt, als er sich wieder von ihr gelöst hatte. Wenn er erst einmal angefangen hatte, dann wünschte sie sich nichts mehr, als dass die Zeit stehen bleiben würde. Doch Minatos Worte rissen sie aus ihrer Verträumtheit und mit einem Schlag hatte er es geschafft, diese süße Stimmung kaputt zu machen. Naja, nicht wirklich kaputt… aber musste er sie auch immer in den unpassendsten Momenten ärgern?! „Baka, Baka, Baka! Ich wette, ich hätte es geschafft!“, brodelte sie dann und spürte, dass sie langsam wieder klare Gedanken fassen konnte. Oh hohoho, das war schlecht für Minato. Der Blondschopf grinste Kushina bloß schief an. Mit so einer Reaktion hatte er früher oder später gerechnet. Trotzdem bereute er nichts… „Wenn du das sagst. Dann wirst du es beim nächsten Versuch bestimmt hinkriegen.“, meinte er überzeugt und zwinkerte ihr zu. Wenn sie schon wütend war, dann musste er sich auch nicht mehr wirklich zurückhalten. Hach, sie war schon etwas ganz Besonderes. Minato lachte leise über Kushinas verdrießliches Gesicht. Zudem grummelte sie vor sich hin, stampfte mit den Füßen auf dem Boden auf und ihre langen, roten Haare wirbelten kreuz und quer durch die Luft. Und in ihren Augen blitzte es so wunderbar lustig, dass er gar nicht fähig war, seine ernste Miene beizubehalten. Kushina funkelte Minato an. „Du! Lach nur!“, knurrte sie, „Du wirst schon sehen, ich werde das Rasengan früher oder später lernen! Auch ohne deine Hilfe! Wenn ich dich darum bitte, dann wird das doch nie was werden!!“ Schmollend wand sich Kushina aus Minatos Armen und stapfte zu dem Sack zurück. Er war aber auch wirklich ein Idiot! Genie hin oder her, Mann blieb immer noch Mann! Sie hatte es doch schon immer gewusst, mit ihm war einfach nicht ordentlich zu reden. Jedes Training, zu dem sie ihn überreden konnte, endete so. Nicht, dass es ihr nicht gefiel… aber… verdammt! Er hatte ihren Verstand total benebelt. Kushina fragte sich wirklich, wieso sie sich trotzdem nichts sehnlicher wünschte, als wenn er ihr bei ihrem Training Gesellschaft leistete. Vielleicht, weil er derzeit sowieso so wenig Zeit hatte… Egal, so würde sie bestimmt noch Jahre für das Rasengan brauchen! Doch als Kushina Minatos anhaltendes Gelächter hinter sich hörte, musste sie unwillkürlich lächeln und fuhr kurz mit ihrem Finger über ihre Lippen. Okay, sie wusste, wieso sie so gerne mit ihm trainierte. War es wirklich so schlecht, dass es noch Jahre dauern würde…? Owari~ Kapitel 2: Fernglas (Minato x Kushina; Jiraiya) ----------------------------------------------- Legenden der Leidenschaft Minato x Kushina; Jiraiya Wolkenloser Himmel und strahlender Sonnenschein begrüßten die Frösche, die ihren Kopf aus dem Wasser streckten und leise und wohlig vor sich hin quakten. Die Stimmung in Konohagakure hatte schon am frühen Vormittag einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Frühling und Urlaub lagen in der Luft, da diese Woche die erste richtige warme seit der Kälteperiode war, die das Feuerreich nur einmal im Jahr heimsuchte und alle Bewohner in ihre Häuser zwang. Folglich waren an diesem warmen Frühlingsmorgen die Dorfbewohner ausgesprochen guter Stimmung, als sie ihren üblichen Geschäften auf der Hauptstraße nachgingen und sich nebenbei die wärmenden Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen ließen. Auch hinter den Hokagefelsen, bei den heißen Quellen, herrschte wahre Euphorie. Die Badehausbetreiber frohlockten über ihren klingenden Kassen und die jungen und auch älteren Frauen vergnügten sich in dem warmen Quellwasser. Ihr Lachen und ihre Freude konnte man noch meterweit hören. Diese Tatsache versetzte noch eine gewisse andere Person in Hochstimmung, die breit grinsend und verträumt lachend, mit einem Fernglas und einem Notizblock bewaffnet, hinter einem Busch hockte. „Oh ja, meine Hübschen, das Wetter heute ist einfach traumhaft, hohohoho… so warm, ihr müsst nicht bis zum Kinn im Wasser sitzen. Hihihi, nein, die Kältewochen haben eurer Schönheit keinen Abbruch getan…“, gluckste Jiraiya vor sich hin und verstellte das Fernglas immer mal wieder, doch ein besseres, näheres Bild konnte er kaum noch bekommen. Vielleicht lag es auch daran, dass Sandaime-sama ihm ein zweimonatiges Verbot erteilt hatte, das besagt, dass er sich dem Badehaus nicht näher als 300 Meter nähern durfte. Oh ja, dieser Urteilsspruch behagte Jiraiya ganz und gar nicht und er hatte sich furchtbar darüber aufgeregt. Hinzu kam, dass er genau wusste, dass der Dritte selbst ein Spanner zum Quadrat war. Obwohl Spanner das falsche Wort war. Hier wurden bloß Recherchen betrieben. Ein Buch schrieb sich schließlich nicht von selbst. Gerade eben stieg eine der jungen Frauen lachend aus dem Wasser, doch bedauerlicherweise hatte sie dem Fernglas den Rücken zugewandt. Jiraiya grummelte missmutig vor sich hin und der ganze Busch, hinter dem er saß, erzitterte, als er sich in eine bessere Position brachte. „Na kommt, meine Schönen… irgendwann muss euch in der Quelle doch zu heiß werden.“, beschwor er die Frauen leise, doch sie schienen sein Flehen nicht zu erhöhen und hatten nur weiterhin ihren Spaß mit dem warmen Wasser, das sie sich aus Jux und Tollerei gegenseitig frech ins Gesicht spritzten. Jiraiya seufzte mitleidserregend und schraubte wieder an dem Fernglas herum, als hinter ihm eine plötzliche Windböe Blätter und trockene Erde aufwirbelte. Gerade, als sich der Sannin in seinem Busch umdrehen wollte, erspähte er ein junges Mädchen, das freudig lachend aus dem Wasser stieg und nach ihrem Handtuch griff. Doch leider hatte sie das Pech, oder auch Glück, wie Jiraiya es oftmals nannte, dass ihr wunderbarer Körper diesmal nicht vor dem alten Spanner verborgen blieb. Augenblicklich schoss Jiraiya die Röte ins Gesicht und er brach in gackerndes Gelächter aus, was jedem Vorübergehenden kalte Schauer über den Rücken gejagt hätte. „Hehehehehe, wunderbar, ganz ausgesprochen erstaunlich, in welch tadelloser Form-…“ „Sensei…?“, räusperte sich jemand hinter ihm, doch Jiraiya ignorierte diese Tatsache geflissentlich, während er sich hastig Notizen machte und seine Augen förmlich an dem Fernglas klebte. Er kicherte wie irre vor sich hin und er überhörte auch das tiefe Seufzen hinter sich. „Sensei.“ Die junge Frau wickelte sich in ihr weißes Badetuch und mit langsamen und fließenden Bewegungen drückte sie das verblieben Wasser aus ihren Haaren, lächelte selig und bewegte ihren Körper elegant aus der Sichtweite des Fernglases. Enttäuscht seufzte Jiraiya laut auf und jammerte anschließend leise vor sich hin. „Sensei!“, kam es nun schon ein wenig lauter von außerhalb des Busches und Jiraiya verdrehte genervt die Augen, steckte den Kopf zwischen den Ästen und Blättern hindurch und sah den hinter ihm aufgetauchten Shinobi reichlich missmutig an. „Was, Bengel?“, knurrte er ungehalten, „Ich arbeite!“ Und mit diesen Worten verschwand er wieder in seinem Busch und der Bengel seufzte tiefer als es bisher sonst jemand an diesem wunderschönen Frühlingstag getan hatte. „Ich muss Sie bitten den Busch zu verlassen, Sensei, und mir das Fernglas auszuhändigen. Andernfalls sehe ich mich gezwungen Gewalt anzuwenden.“, klärte er Jiraiyas Rücken auf und wenige Sekunden später drehte sich der weißhaarige Sannin spöttisch lächelnd um. „Uh, muss ich jetzt Angst haben? Du kannst Sarutobi-sensei meine besten Grüße überbringen, ich folge bloß seinen Lehren.“ Zack, wieder klebte sein Blick an seinem Fernglas. Der Bengel seufzte zur Abwechslung mal wieder und konnte nur den Kopf schütteln, während er sich gewissenhaft seine Kleidung sauber klopfte und über die nächsten Schritte nachdachte. „Sandaime-sama hat mich über das Ihnen auferlegte Verbot unterrichtet und mir die Aufgabe zugewiesen Sie zu überwachen. Also muss ich Sie freundlichst bitten aus dem Busch zu kommen und die Frauen ungestört baden zu lassen, Jiraiya-sensei.“ Die Worte hörten sich in der Tat nach einem letzten diplomatischen Versuch an und grollend drehte sich Jiraiya ein weiteres Mal um. „Seit wann redest du noch geschwollener als sonst?“, fragte er trocken, „Und seit wann nimmst du Missionen dieser Art so ernst, wo wir doch beide wissen, dass ich spätestens morgen um dieselbe Zeit wieder hier sitzen werden und dieses Spiel erneut losgeht?“ Eine äußerst berechtigte Frage und der Bengel grinste ein wenig verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. „Seit Sandaime-sama mir mit Ichiraku-Verbot gedroht hat, sollte ich Sie nicht höchstpersönlich von den Badehäusern wegschleifen. Ich denke, die Ältesten sitzen ihm im Nacken.“ Jiraiyas Miene verfinsterte sich. „Ich konnte Utatane und Mitokado noch nie ausstehen.“, bemerkte er abfällig und schweren Herzens wälzte er sich aus dem Busch, dem wenige Sekunden später prompt die Hälfte seiner Blätter fehlten, nachdem diese sich im Haar des Sannin verfangen hatten und hängen geblieben waren. Jiraiya streckte sich durch, ließ diverse Gelenke knacken und schraubte wehmütig das Fernglas kleiner. Sein Schüler verzog ein wenig mitleidig das Gesicht. „Es tut mir leid, aber ich muss Ihnen das Fernglas abnehmen, Sensei. Sie können es in zwei Monaten im Hokagebüro abholen. Sie haben Sandaime-samas Wort.“, auffordernd steckte der Bengel Jiraiya seine Hand entgegen und bekam das Fernglas prompt gewaltsam in die Finger gedonnert. Wütend stapfte Jiraiya ein paar Schritte an seinem Schüler vorbei, wobei er munter vor sich hin zeterte. „Ich will nicht sein Wort, ich will sein Fernglas! Es ist hundertmal besser als meines und ich weiß sogar, wo er es versteckt hält! Ich werde es ihm heute Nacht stehlen und eine freundliche Notiz hinterlassen. Ich bin zwar alt, aber verdammt, ich bin Sannin und ich habe meine Rechte!“ Gelassen und ein wenig grinsend hielt sein Schüler mit ihm Schritt. „Nicht, wenn Sie gegen das Anti-Stalking-Gesetz verstoßen. Tut mir leid, Sensei.“ „Du bist ein verdammter Klugscheißer, Minato Namikaze, und du wirst jeden Tag schlimmer!“, kam es bloß zutiefst beleidigt und gekränkt und mit der Gesamtsituation unzufrieden von Jiraiya, der nun begonnen hatte die Blätter des Busches aus seinen Haaren zu zupfen. Die beiden Shinobi hatten nun einen kleinen Waldweg erreicht, der mit steilem Gefälle hinunter ins Dorf führte, das sich nun in seiner vollen Pracht vor ihren Augen erstreckte. „Ich hab Sie auch lieb, Sensei. Und als Versöhnungsgeschenk lade ich Sie auf eine Portion Ramen ein. Was halten Sie davon?“ Jiraiya murmelte nur etwas vor sich hin, doch Minato nahm das als ein Ja und schritt munter voran. Er mochte Ramen. Er liebte sie. Er verehrte sie. Und außerdem arbeitete Kushina seit gestern in dem Laden und das wollte er sich auf keinen Fall entgehen lassen. ~ Ein lautes Krachen ertönte im hinteren Teil des Ladens, gefolgt von einem lautstarken Fluch. „Verdammter Mist, verdammter!“ Der junge Teuchi seufzte mitleidserregend und erntete mitfühlende Blicke von Jiraiya und Minato. Der Ramenladenbesitzer rang theatralisch mit den Händen. „Ich beginne zu glauben, dass Sandaime-sama mich bestrafen möchte!“, klagte er sein Leid, ehe er resigniert in die Küche verschwand um das Schlimmste zu verhindern. „Wieso hat mein geliebter Sensei deine kleine Freundin an den für sie abschreckendsten Ort der Welt verbannt?“, erkundigte sich Jiraiya neugierig bei Minato, der sich nicht entscheiden konnte, ob er den Sannin amüsiert oder verärgert ansehen sollte. Er richtete seine noch unbenutzten Essstäbchen auf den älteren Mann, stützte sich mit seinem Ellbogen an der Theke ab und sah Jiraiya schließlich stirnrunzelnd an. „Soweit ich weiß hat Kushina ein paar Akademieschülern beigebracht sich in Ratten zu verwandeln… und die haben daraufhin die kleine Nichte von Dan erschreckt. Orochimaru-sama hat das Spektakel beobachtet und Hokage-sama von den zweifelhaften Jutsus der Schüler berichtet. Der hat dann ein paar Nachforschungen angestellt… und ist zu dem Schluss gekommen, dass das ganze Theater mal wieder auf Kushinas Mist gewachsen ist. Deshalb muss sie zur Strafe hier im Laden schuften. Und sie ist nicht meine kleine Freundin, wenn ich das noch anmerken darf.“ „Aber du wärst nicht abgeneigt.“, meinte Jiraiya bloß und grinste seinen Schüler an, der es vorzog zu schweigen. Alles ging Jiraiya nun auch wieder nichts an, obwohl Minato den dummen Verdacht hatte, dass sein Sensei aufmerksamer war, als er sein sollte. Kushina war eben… Kushina. Sie faszinierte ihn auf eine erschreckende Art und Weise und es versetzte Minato nun mal in Hochstimmung, wenn er wusste, dass er sie bald wieder sehen würde. Sie war eben Kushina! Und verdammt, er schämte sich nicht, das alles auch zuzugeben! Jiraiyas Blick war unterdessen düsterer geworden und missmutig stocherte er mit den Stäbchen in der Luft herum. „Orochimaru ist eine Petze. Schoßhündchen vom Chef, wie immer. Ich kann ihn nicht ausstehen.“ Ein undefinierbarer Ton schwang in seiner Stimme mit und wie so oft konnte Minato ihn nicht deuten. Die Beziehung zwischen seinem Sensei und dessen bestem Freund hatte er noch nie nachvollziehen können. Einerseits hassten und bekämpften sie sich, andererseits… hassten und bekämpften sie sich. Doch Sandaime-sama war fest davon überzeugt, dass sie die besten Freunde waren. Es war sehr seltsam und dieser Unterton in Jiraiyas Stimme brachte nicht allzu viel Licht in die Sache. „Wie auch immer.“, meinte der Namikaze also nur und sein Sensei nickte. Ein paar Sekunden vergingen schweigend, dann ertönte wieder Gepolter in der Küche. „Kushina…“, Teuchis tiefer Seufzer ihres Namens war laut und deutlich zu vernehmen. Jiraiya grinste und urplötzlich schlug er so fest mit seiner Hand auf die Theke, dass Minato erschrocken zurückzuckte und beinahe von seinem Stuhl gefallen wäre. „Hey, kriegen wir unsere Ramen heute noch?!“, rief der Sannin amüsiert zur Küche hin und Minato fragte sich – schwankend zwischen Belustigung und Entsetzen -, ob er Todessehnsucht hatte. Es herrschte Stille im hinteren Teil des Ladens, doch dann ganz langsam, wie in einem Horrorfilm, konnte man Schritte vernehmen. Bedächtige, exakt gesetzte Schritte, die sich unaufhaltsam dem Thekenbereich näherten. Und dann, nach einer gefühlten Unendlichkeit, tauchte ein Umriss im Durchgang zur Küche auf und unwillkürlich wichen Minato und Jiraiya ein paar Zentimeter zurück. „Aber natürlich.“, zwitscherte eine Stimme mit angsteinflößender Freundlichkeit und nur wenige Augenblicke später bekamen die beiden Gäste ihre großen Suppenschüsseln vor die Nase geknallt, „Wohl bekommt’s.“ Der drohende Unterton war nicht zu überhören und Jiraiya und Minato rührten ihre Ramen nicht an. Ersterer behielt die junge rothaarige Frau genau im Auge, als er sich zu Minato hinüberlehnte. „Ich wette, sie hat es vergiftet.“, sagte er halblaut, sodass sie es auch gut hören konnte. Minato wusste, dass er sich auf dünnem Eis befand, doch er konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen. Es war Kushina. Kushina, die ihn mit ihrer alleinigen Anwesenheit und ihrem Blick herausforderte. Das passierte ihm wahrlich nicht oft und das war wohl Grund genug für seine nächsten Worte. „Und zwar unabsichtlich. Sie ist ja nicht das größte Talent in der Küche.“ Er war so gut wie tot, aber das war es definitiv wert gewesen. Das nächste was er sah, waren viele rote Haare, die ihm die Sicht versperrten, als er am Kragen gepackt und halb auf die Theke gezogen wurde. Wenige Sekunden später konnte er in die grünen Augen von Kushina spähen, die ihn alles andere als liebevoll musterten. „Kann ja nicht jeder so ein Klugscheißer sein wie du! Du wirst immer und immer schlimmer!“, keifte sie ihn an und Jiraiya lachte herzlich auf. „Ich habe ihm heute beinahe dasselbe gesagt, mein Täubchen.“ „Ich bin nicht Ihr Täubchen, Ero-sennin.“, gab Kushina gehässig zurück und der Sannin verzog das Gesicht. „Ich verbiete mir diese Bezeichnung.“ „Dann eben Froschkönig.“ „Solange du meine Königin bist… warum nicht.“, konterte Jiraiya süffisant grinsend und Minato nutzte Kushinas vor Ärger sprachlose Sekunden prompt aus. In ihren grünen Augen stand die Empörung und die verlieh ihrem Blick etwas Leidenschaftliches und… Unbezwingbares. Sie war faszinierend. Er konnte nicht widerstehen. „Könntest du mich freundlicherweise loslassen, mein Mantel hängt in den Ramen.“, klagte er und prompt stieß Kushina ihn unsanft zurück auf seinen Stuhl. Hochmütig reckte sie ihre Nase und ordnete ihre langen, roten Haare unter ihrem Haartuch, das sie hier in dem Ramenladen tragen mussten. Anschließend klopfte sie ein wenig Mehl von ihrer hellgrauen Schürze, wobei sie aufmerksam von Minato beobachtet wurde. „Steht dir.“, bemerkte er schließlich und seine Worte waren eine Mischung aus ehrlicher Bewunderung und Belustigung. Kushina war schön. „Frau kann alles tragen. Männer nicht. Sieht man an deinem Mantel.“, meinte Kushina trocken und zupfte ein kleines Stück Seetang von ihrer Schürze. Sie hasste diese Arbeit. Ramen waren nur zum Essen da. Nicht zum Kochen. Fertig. Das sollte mal schön jemand anderes machen. Minato unterdessen sah die junge Frau empört an und pikiert strich er seinen Mantel glatt. „Was hast du gegen meinen Mantel?“, fragte er angesäuert und Jiraiya verdrehte die Augen, ehe er sich über seine Ramen hermachte. Vergiftet oder nicht, er hatte Hunger und er musste noch nicht einmal etwas zahlen. Außerdem, sollte er sich hier tatsächlich etwas einfangen, dann musste er ins Krankenhaus und das war ja nicht schlecht. Er hatte Tsunade schon länger nicht mehr besucht. Sie vermisste ihn bestimmt. Verschmitzt und ein wenig bösartig grinsend lehnte sich Kushina über die Theke, stützte ihr Kinn auf einer ihrer Hände ab und lächelte Minato an. „Ich bitte dich. Diese Flammen, sofern diese Dinger das darstellen sollen, hätten Akademieschüler malen können.“ „Ach? Die, die sich unlängst auf höchst erstaunliche Weise das Verwandlungsjutsu beigebracht und die arme Shizune als Ratten zu Tode erschreckt haben?“ „Tja, sind eben alle kleine Genies.“ „Ich wusste, dass ich guten Einfluss habe.“ „Wow, Minato beeindruckt kleine Kinder. So weit will ich es auch mal bringen.“ „Träum weiter, als Genie wird man geboren.“ „Aber man muss nicht unbedingt als eines sterben.“ „Ist das eine Drohung?“ „Was wäre wenn?“ „Du hättest ohnehin keine Chance gegen mich.“ „Wille schlägt Talent. Fleiß schlägt Talent. Intelligenz schlägt Talent. Tut mir leid, Minato.“ „Mir auch, immerhin hast du gerade alle Gründe genannt, warum ich gewinnen würde.“ „Idiot.“ „Zicke.“ „Arsch.“ „Junge.“ Minato grinste Kushina amüsiert an, während die ihn erbost niederstarrte. Es war so was von überhaupt nicht cool mit diesem Typen! „Hau ab! Ich will dich nicht mehr sehen!“, zischte sie mit einem Mal und die Empörung in ihren Augen war in Zorn umgeschlagen… und in noch etwas, das der Namikaze jedoch nicht sofort deuten konnte. Just in dem Moment, in dem Minato etwas sagen wollte, kam Teuchi wieder nach vorne und sah Kushina tadelnd an. „Wir sind ein Restaurant und wir wollen, dass unsere Kunden bleiben, Kushina!“, wiederholte er an diesem Tag wohl schon zum tausendsten Mal, wie man seiner Stimme anhören konnte. Die junge Uzumaki war im Begriff etwas darauf zu erwidern, doch letztendlich seufzte sie einfach nur tief, murmelte eine Entschuldigung und ohne ein weiteres Wort zu sagen oder Minato und Jiraiya eines Blickes zu würdigen verschwand sie in der Küche. Minato und Jiraiya sahen sich überrascht an und achteten gar nicht auf Teuchi, der vor sich hin jammerte, während er mit einem weißen Tuch über den Tresen wischte und etwaige Unreinheiten entfernte. „Was war denn das für ein Abgang?“, fragte Minato irritiert und Jiraiya zuckte mit den Schultern. „Ich vermute mal, wir haben es zu weit getrieben… oder besser, du hast es zu weit getrieben. Ich denke, sie war wirklich verärgert und gekränkt.“ „Wieso das denn? Solche Gespräche führen wir doch andauernd.“ Leider. Es war wie ein Teufelskreis. Er fühlte sich herausgefordert, stieg auf ihre Spielchen ein und sie spielte natürlich mit. Sie war faszinierend und deshalb konnte Minato diesen letzten Blick nicht vergessen. Da war etwas in ihren Augen gewesen, das ihn beunruhigte. Jiraiya verdrehte die Augen. Und sein Schüler sollte tatsächlich ein Genie sein? „Sie ist heute schlecht drauf und du machst dich genau über die Dinge lustig, die sie wahrscheinlich beschäftigen. Du sagst sie kann ohnehin nicht gegen dich gewinnen und stellst somit ihre Rolle als Kunoichi in Frage. Du sagst ihr, dass sie nicht Kochen kann und du behauptest sie sei ein Junge. Folglich greifst du hier ihre Weiblichkeit an. Böse, böse Fehler, Minato.“ Der junge Namikaze überlegte einen Moment. Ob er es tatsächlich zu weit getrieben hatte? Ihr Gespräch war nicht anders als sonst verlaufen. Vielleicht hatte er diesmal wirklich einen gröberen Fehler gemacht. Dieser letzte Blick… Minato seufzte tief. Er war ja nicht dumm. „Erstaunlicherweise haben Sie Recht, Sensei…“, murmelte er nachdenklich und milde verblüfft und Jiraiya verzog angesäuert das Gesicht. Er mochte es nicht, wenn seine herausragende Intelligenz in Frage gestellt wurde. Der Sannin hob die Suppenschüssel an seine Lippen, trank die scharfe, heiße Flüssigkeit und schob die leere Tasse Teuchi zu. Seine Aufmerksamkeit galt jedoch noch immer seinem Idiotengenie. „Was gedenkst du zu tun?“, fragte er betont gelangweilt und Minato zögerte einen Moment. Gut. Da er anscheinend wirklich einen Fehler gemacht hatte, blieben ihm nicht viele Optionen offen. Wenn er Fehler machte, dann behob er diese so schnell wie möglich. Minato wusste, dass er nicht perfekt war, doch nichts sprach dagegen trotzdem sein Bestes zu geben und zu versuchen so gut wie möglich zu sein. Es war kein Drang, aber… Minato wollte alles richtig machen. Das war wohl auch der Grund, weshalb man ihn in Konohagakure als Genie betrachtete. Gerade eben hatte er diese Bezeichnung jedoch wirklich nicht verdient. Er musste erst einen schwerwiegenden Fehler wieder gutmachen. Er wollte diesen Blick aus der Welt schaffen. Noch immer völlig in Gedanken versunken glitt der junge Shinobi von seinem Tresenstuhl. „Ich nicht will, dass Kushina und ich wie Sie und Tsunade-sama enden. Jede zweite Woche ernst gemeinte Todesdrohungen zu bekommen steht nicht auf der Liste der Dinge, die ich mir von meinem Leben erwarte. Folglich werde ich wohl versuchen das wieder gerade zu biegen.“ Minato sah auf und bemerkte, dass die Theke mittlerweile leer geräumt war. Er legte seine flache Hand auf die glatte Oberfläche und mit einem eleganten Sprung befand er sich auf der anderen Seite der Theke. Ganz schön eng hier. Aber der Ramengeruch war fast noch intensiver! „Ich darf doch, Teuchi-san?“, fragte er überflüssigerweise – aber durchaus höflich – und der Ladenbesitzer konnte nur überrumpelt nicken, während Jiraiya sich gerade noch ein Grinsen verkniff. Minato tat das Richtige. Als der junge Namikaze sich auf den Weg in den hinteren Teil des Ladens machte, fiel dem Sannin jedoch noch etwas ein. „Ich bekomme nicht jede zweite Woche Morddrohungen!“, rief er seinem Schüler hinterher, der jedoch schon verschwunden war. Gehört hatte er ihn bestimmt noch. „Nur jede dritte…“, murmelte Jiraiya und seufzte leise. Es war Zeit zu gehen. Minato würde schon ohne ihn zu Recht kommen. Die letzten Jahre hatte er auch kein Problem damit gehabt. „Rechnung geht auf das Bürschchen. War wie immer ausgezeichnet.“, sagte der Shinobi lässig zu Teuchi, erhob sich und verschwand aus dem Laden. ~ Minato betrat die Küche und atmete tief den Ramengeruch ein. Noch niemals zuvor war er so überwältigend gewesen wie in diesem Moment und Minato beschloss, dass er von nun an ab und an in dem Laden aushelfen würde. Die Küche war klein und der Dampf der aus den Kochtöpfen mit den Nudeln aufstieg war wohl der Hauptgrund, weshalb es in dem winzigen Raum ein wenig dunstig war. Und natürlich heißer. Schwüler. Doch all das kümmerte den Namikaze herzlich wenig, als er am anderen Ende des Raumes Kushina erspähte. Augenscheinlich war sie gerade mit Gemüseschneiden beschäftigt. Die Bewegungen ihrer Arme waren ein wiederkehrender, kräftiger Rhythmus, sofern der blonde Shinobi das richtig erkennen konnte… gar nicht so einfach. Schließlich stand Kushina mit dem Rücken zu ihm und er sah wie schon so oft ihr langes, rotes Haar, das sich gleichmäßig ihren Bewegungen anpasste. Minato schlängelte sich an Kisten, Tischchen, Stapeln an Dosen und etlichem anderen Zeug vorbei, umging die heißen Dämpfe die aus den drei Nudelkochtöpfen aufstiegen und war schließlich so weit zu Kushina vorgedrungen, dass er in normaler Lautstärke mit ihr reden konnte. „Hey-…“, begann er, doch die junge Kunoichi unterbrach ihn sofort. „Ich hab dir doch gesagt, dass du abhauen sollst!“, fuhr sie ihn an, drehte sich jedoch nicht zu ihm um. Anscheinend war er ihr das überhaupt nicht wert und die Tatsache wurmte den Namikaze. Ganz gewaltig sogar, denn ihr letzter Blick war noch immer vor seinen geistigen Augen. Er würde sich nicht von ihr verjagen lassen. „Ich wüsste nicht, wieso ich deinen Befehlen nachkommen sollte.“, widersprach er gelassen, doch die auftretende Schärfe in seinen Worten verlieh ihm einen Unterton, den Kushina besser nicht ignorieren sollte. Sie würde wissen, dass es ihm gerade wirklich ernst war und mehr war kaum damit beabsichtigt. Das Geräusch des scharfen Messers, das die junge Frau verwendete, setzte aus und auch nicht mehr ein. Die Uzumaki drehte sich nicht um. „Ich will dich nicht mehr sehen. Ist das Grund genug?“, fragte sie und auch ihren Worten haftete ein bestimmter Tonfall bei. Der Tonfall, der zu dem Blick passte. Minato wusste nicht genau, was er tun sollte und diese ungewohnte Situation kam so plötzlich, dass er nur hilflos seine Arme heben und wieder fallen lassen konnte. „Du siehst mich doch gar nicht an.“, meinte er schließlich lahm und Kushina lachte bitter auf. „Dann will ich dich nicht mehr hören und nichts mehr mit dir zu tun haben und-… verschwinde!“, versuchte sie es noch einmal und Minatos Widerstand begann zu bröckeln. Wenn sie ihn gerade wirklich nicht hier haben wollte…? Vielleicht war es doch besser nachzugeben. Er wollte es sich nicht noch mehr mit ihr verscherzen. Nicht noch einmal diesen Tonfall hören und diesen Blick sehen. Minato wandte sich leicht zum Gehen. Er wusste, wann er verloren hatte und wann es klüger war auf bessere Zeiten zu hoffen. „In Ordnung… ich bin eigentlich nur gekommen um zu sagen, dass es mir leid tut.“, meinte er abschließend. Ihm blieb nichts anderes übrig. „Wir sehen uns.“ Was hätte er sonst tun können? Minato seufzte noch einmal kaum hörbar und machte sich daran sich seinen Weg durch die unordentliche, duftende Küche zu bahnen. Gerade als Minato den Raum halb durchquert hatte und neben altem Seetang stand – der wirklich nicht gut roch – ertönte hinter ihm Kushinas Stimme. „Du bist so ein Idiot, Minato!“, meinte sie heftig und der Namikaze drehte sich verwirrt wieder zu ihr um. Weshalb hielt sie ihn auf, wenn er doch gerade ihrem Wunsch nachkommen wollte? „Äh…“, war sein geistreicher Beitrag, da er nicht wusste wie er antworten sollte. Noch immer war er etwas überrumpelt und noch immer arbeitete sein Gehirn zu langsam. Wahrscheinlich war es von den intensiven Ramendämpfen benebelt. Kushina übernahm seine Antwort jedoch gütigerweise für ihn. „Klar, du das Genie, du der Beste, du der Alleskönner! Der, dem die Frauen hinterher jagen, weil er ja so was von männlich ist! Das weiß ich alles!“, ereiferte sie sich und das Geräusch des Messers wurde lauter, während Minato schweigend wieder zurück zu ihr ging. Anscheinend wollte sie doch reden. Alles andere wäre auch wirklich bedenklich gewesen. Sie war Kushina… „Und mir ist auch klar, dass ich in nichts mithalten kann. Ich bin kein Genie und ich bin nicht überall die Beste und erst recht bin ich keine Alleskönnerin! Ich scheitere schon am einfach Gemüseschneiden!“ Mit einer Schnelligkeit und Heftigkeit, die Minato nicht erwartet hatte, packte Kushina das Messer und warf es zornig durch die Küche. Das scharfe Geschoss blieb in der Holzwand stecken und Minato schluckte leicht. Das hätte ins Auge gehen können. Die Uzumaki war wohl wirklich ziemlich aufgebracht und langsam begann Minato zu begreifen, wie sehr sein Sensei im Recht gewesen war. Kushina hatte ihre Hände auf der kleinen Arbeitsfläche zu Fäusten geballt. Ihr Körper zitterte leicht. Vor Wut? Minato war sich nicht sicher. „Dass ich alles andere als weiblich bin, das weiß ich auch. Du bist nicht der Erste, der das gesagt hat!“ Minato trat weiter an Kushina heran und war in wachsendem Ausmaße bestürzt. Anscheinend hatten seine Worte nicht nur Schaden angerichtet, sondern auch Wunden aufgerissen… was ihn ungemein verärgerte. Er war der Einzige, der solche Dinge zu ihr sagen durfte, da sie sich sicher sein konnte, dass er sie nicht ernst meinte. Niemand durfte sie ehrlich beleidigen. „Kushina-…“ „Nein, hör mir zu!“, hielt sie ihn energisch auf und er verstummte augenblicklich, „Weißt du, vielleicht bin ich gerne so! Vielleicht bin ich gerne keine typische Frau und vielleicht will ich nicht überall die Beste sein! Vielleicht will ich alles auf meine Weise machen, vielleicht will ich hin und wieder Rückschläge um besser zu werden und um Erfahrungen zu sammeln. Vielleicht bin ich gerne Kushina Uzumaki und vielleicht will ich all diese Dinge überhaupt gar nicht mehr hören! Schon gar nicht von dir!“ Kushinas Schultern bebten als sie verstummte und versuchte tief durchzuatmen. Minato beobachtete sie einen Moment bei dem kläglichen Versuch und sein Verstand wurde durch den Zorn wieder klarer. Niemand beleidigte Kushina und erst recht kam niemand ungeschoren damit davon. Aber das war gerade nebensächlich. Kushina war verletzt und er war in diesem Moment der Hauptschuldige. Es gab nur einen Weg das wieder gutzumachen und ihr zu helfen. Minato trat an Kushina heran und zog sie sanft in seine Arme, legte ihren Kopf an seine Brust und strich leicht über ihre bebenden Schultern. Die junge Frau verbarg ihr Gesicht in seiner Jonin-Weste und ihre Finger gruben sich in sein Gewand. Dann regte sie sich nicht mehr und sagte auch kein Wort. Hätte sie angefangen zu weinen hätte Minato sich gezwungen gesehen augenblicklich diese Idioten zu suchen, die sie beleidigt hatten, und ein nettes Pläuschchen mit ihnen zu führen. Aber es war besser, dass Kushina ihm keinen Anlass dazu bot. So konnte er ruhig mit ihr stehen bleiben und dafür sorgen, dass sie wieder zu der Kushina wurde, die er so gerne hatte. Die, bei der er sich entschuldigen musste, da er sie verletzt hatte. Sie war Kushina. „Es tut mir leid.“, wiederholte er leise und deutlich. Er hatte nicht gewusst, was er mit all diesen Worten in ihr auslöste und er wünschte sich nichts mehr als sie zurücknehmen zu können. Kushina nickte leicht und ein Lächeln schlich sich auf Minatos Lippen. Er war froh, dass sie ihm glaubte. Wie um ihre trübsinnige Stimmung und seine aufflackernde Mordlust zu vertreiben, schob der Namikaze die junge Frau mithilfe seines Körpers zurück zur Arbeitsfläche. Dann huschte er zum Küchenmesser, zog es mit einigem Kraftaufwand aus dem Holz und flitzte zu der Uzumaki zurück. Er stellte sich hinter sie, reichte ihr das Messer und legte seine Hände um ihre. Es war wohl besser, wenn sie im Moment nicht mehr über die Geschehnisse sprachen und sich den vor ihnen liegenden Gurken widmeten. „Ich zeige dir, wie man das macht. Dann kannst du Gemüseschneiden und fühlst dich besser.“ Er lachte leise und geschickt führte er ihre Hände. Da er von dem Gurkenschneiden nicht weiter beansprucht wurde, widmete er einen Teil seiner Aufmerksamkeit Kushinas heller Haut. Sie war glatt und weich, jedoch nicht so wie die Hände anderer junger Damen, die er unfreiwilligerweise hatte halten müssen. An Kushinas linker Hand war zum Beispiel eine kleine feine Narbe und Stellen an den Fingern ihrer rechten Hand waren rauer. Hier kam ihre Haut wohl öfter in Kontakt mit abgenutzten, effektiven Waffen. Minato mochte Kushinas Hände, denn sie erzählten beim alleinigen Ansehen Geschichten. Der Namikaze sagte kein Wort, ließ seine Hände bloß leicht auf Kushinas liegen. Gleichmäßig wurde die Gurke kleiner und der Haufen der Stückchen größer. „Na siehst du. Ist doch gar nicht so schwer.“, meinte Minato vergnügt, wie um von der aufgekommenen, seltsamen Stille abzulenken, als die Gurke zu Ende geschnitten war. Er konnte Kushinas Rücken an seiner Brust spüren und mit einem Mal war er selbstsicher wie eh und je. Einen Moment später befand er diesen Gedanken als ausgesprochen ironisch, als Kushina sich plötzlich umdrehte, ihn ein wenig wegdrückte, seine Lippen mit ihren verschloss und sein Denken aussetzen ließ. Wenn Minato gedacht hatte, dass Kushinas Hände Geschichten erzählten, dann hatten ihre Lippen Tausendundeine Nacht geschrieben. Zart lag ihr Mund auf seinem und sie hatte ihre Augen geschlossen, wirkte ganz entspannt. Minato fand sie in diesem Moment so unglaublich faszinierend und schön, dass er die sachte Berührung nicht erwidern konnte. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie so etwas… Gutes… gespürt und erneut hatte Kushina ihn überrumpelt. Zweimal an einem Tag! Da war es doch verständlich, dass seine Reaktion ein wenig auf sich warten ließ. Anscheinend ein wenig zu lange für die junge Frau, denn als Minato noch immer bewegungslos die sanfte Berührung genoss, spannte sich ihr Körper an und machte unsichere Anstalten sich zurückzuziehen. Doch da setzte das Denken des talentiertesten und intelligentesten Shinobis Konohas wieder ein. Es war, als wäre er aus einer Starre erwacht und das Gefühl des Kusses war nun dreimal intensiver. So intensiv, dass Minato sich fragte weshalb er die Spannung nicht schon vor Jahrhunderten gespürt hatte. Kushina Uzumaki… die Kushina, die er kannte, seit sie ihn bei ihrer Ankunft aus dem Whirlpool-Reich über den Haufen gerannt hatte, die Kushina, die mehr Ärger machte als alle Akademieschüler zusammen und die Kushina, die so anders war als alle anderen Mädchen und jungen Frauen, die er kannte. Die Kushina, mit der er so wunderbar streiten und über die er sich lustig machen konnte, die Kushina, die niemals aufgab und durch eisernen Willen besser war also so manche Shinobi mit ein wenig Talent… die Kushina, die ihn mit ihrer einzigartigen Präsenz herausforderte und seine Neugier und sein Interesse weckte. Ja, das alles war Kushina und hatte Minato schon immer fasziniert. Seine Hände umfassten ruckartig ihre Taille und pressten ihren Körper fest an seinen, während er seine Lippen auffordernd gegen ihre drängte. Hatte er auf diesen Augenblick gewartet, hatte er darauf hingearbeitet? Nein, eigentlich nicht. Vielleicht war er deshalb so viel besser als alle anderen zuvor. Gierig tasteten seine Hände über Kushinas Rücken und er ließ dem überwältigenden Gefühl in seinem Inneren für einen Moment die Oberhand. Er wusste, dass es für ihren ersten Kuss vielleicht zu viel war, doch er konnte sich nicht vorstellen, dass es Kushina gerade störte. Ihre Arme schlangen sich um seinen Nacken und sie stellte sich leicht auf die Zehenspitzen um seinem Kuss standhalten zu können. Immer wieder trafen sich ihre Lippen und was als beinahe regungslos und zu plötzlich begonnen hatte, steigerte sich mehr und mehr und förderte das Verlangen nach einem intensiveren Kuss des anderen. Minato gefiel dieser kleine Machtkampf, da er wusste, dass er gewinnen und sie nicht wütend sein würde. Doch er rief seine Gedanken wieder ein wenig zur Ordnung und begann sich unter Kontrolle zu bringen. Wenn er sich zu viel gehen ließ, dann konnte er nicht genießen. Kushina machte es ihm schwer, sich darauf zu konzentrieren. Ihr Kuss und ihr Verhalten offenbarten ihm in dem Moment mehr als er je zu träumen gewagt hatte. Sie war natürlich darauf bedacht nichts durchscheinen zu lassen, doch ihre Lippen küssten so viel sanfter als seine und so viel zurückhaltender, als wäre sie noch immer nicht sicher, das Richtige zu tun… aber es innerlich doch schon zu wissen. Als wäre sie nicht sicher, ob er überhaupt dasselbe wollte… und innerlich doch nichts mehr zu hoffen. Minato mochte diesen Konflikt in ihr und um sie etwas aus der Reserve zu locken, küsste er sie weicher, zärtlicher. Natürlich wollte er, was sie wollte. Kam es plötzlich? Vielleicht in ihrer Handlung, aber bestimmt nicht in ihren Gedanken. Selbst, wenn sie diesen absichtlich aus dem Weg gegangen waren. Mehr oder weniger zumindest. Es war richtig so. Sie wussten beide, dass es richtig war. Mit einer Hand hielt Minato Kushina weiter fest an seinen Körper gepresst, mit der anderen wanderte er von ihrer Taille zu ihrem Rücken, fuhr unter ihr weiches Haar und glitt hinauf zu ihrem Nacken. Sanft liebkoste er die Haut ihres Halses mit zarten Streicheleinheiten. Mehr musste er nicht tun und mehr wollte er nicht tun, denn Kushinas Reaktionen waren eindeutig… und sie verlangten ebenfalls nicht mehr. Ihre Augen waren noch immer geschlossen und sie seufzte leise, als sie sich vollends an ihn sinken ließ. Minato hatte ihren Willen gebrochen und er wusste, dass das in Zukunft nur bei Küssen der Fall sein würde. In dem Moment bedauerte er es, doch er wusste, dass alles andere langweilig sein würde. Sie war Kushina. Sie forderte ihn und das zog ihn magisch an. Unendlich langsam löste die junge Uzumaki ihre Lippen von seinen und eine sanfte Röte legte sich auf ihre Wangen, als sie in seine blitzblauen Augen blickte. Minato konnte sich ein Grinsen verkneifen und lächelte bloß leicht. Wie unbeabsichtigt strich er mit seinem Daumen noch immer über die weiche Haut ihres Halses. „Na, bist du jetzt wieder glücklich?“, fragte er und lachte leise, als Kushina prompt roter wurde ein eine leichte Grimasse schnitt. Doch sie nickte und das reichte dem Namikaze voll und ganz. „Wunderbar. Dann habe ich nur noch eine Frage…“, begann er nachdenklich und sein Tonfall wurde ein wenig kühler, „Wer hat gemeint, dass du dumm und keine Frau wärst?“ Um diese Personen würde er sich in den nächsten Tagen kümmern. Ohne Frage. Kushina seufzte leise und schüttelte leicht lächelnd den Kopf. „Vergiss es. Was interessiert mich die Meinung von ein paar dahergelaufenen Bürschchen?“ „Dann waren es also mehrere. Shinobi?“ „Minato, lass es gut sein.“ „Ich könnte sie fertig machen.“ „Das ist es nicht wert.“, meinte Kushina und rollte leicht mit den Augen. „Bist du es nicht wert?“, konterte Minato, seufzte dann jedoch resigniert. Hier würde er nicht weiterkommen. Kushina strich behutsam über seine Brust und der Namikaze lächelte über ihre plötzliche Verhaltenheit. Erstaunlicherweise passte es zu ihrem Temperament, auch wenn ihm das wahrscheinlich niemand glauben würde. Minato wäre gerne ewig hier mit Kushina stehen geblieben, doch mitten in der Ramenladenküche war es ihm zu… unsicher. Schließlich konnte jeden Moment Teuchi hereinschneien und dann würden alle im Dorf über Kushina und ihn Bescheid wissen, noch bevor er den Laden verlassen hatte. Minato hatte nicht im Sinne, sein Privatleben eine derart öffentliche Angelegenheit werden zu lassen. Es würde sich ohnehin nicht vermeiden lassen und so konnte er wenigstens sicher sein, dass ihm und Kushina noch ein paar ungestörte Stunden bleiben würden, in denen nur sie beide von diesem Kuss eben wussten. Schweren Herzens ließ Minato zu, dass Kushina einen Schritt von ihm zurücktrat und ihn forschend ansah. „Wie gesagt. Lass die Sache ruhen. Es hat mich nur aufgeregt, weil-…“, sie stockte einen Moment und Minato konnte ihren Satz leicht vollenden. „Weil ich es gesagt habe. Du weißt, dass ich es nicht ernst gemeint habe.“ „Ja. Und deine Meinung ist die einzige, die mich je wirklich interessiert hat.“ Minato konnte darauf nichts antworten, denn es war die reinste Wahrheit. Er war der Einzige, von dem sie sich ab und an etwas sagen ließ. Ab und an. Wieder legte sich angenehme Stille um die beiden Shinobi, aber sie wurde alsbald von Teuchis mittlerweile ungeduldiger Stimme durchbrochen. „Kushina! Ich brauche dreimal Misoramen und einmal Spezialität des Hauses mit Udonnudeln!“, gab er die Bestellungen weiter und Kushina seufzte leise. Mit grimmiger Entschlossenheit wandte sie sich wieder dem Gurkenhäufchen zu. „Ich denke es ist besser, wenn du jetzt gehen würdest… wir wollen doch nicht wirklich jemanden vergiften.“ Minato grinste. „Lenke ich dich ab?“, fragte er selbstgefällig und Kushina sah ihn finster an. „Nein. Ich will nur nicht, dass du aus Versehen was in die Ramen stößt.“ „Spricht da die Erfahrung?“, erkundigte sich Minato galant und wurde wenige Sekunden später aus der winzigen Küche geschoben. Kushina stemmte die Hände in die Hüften und sah den blonden Shinobi unnachgiebig an. „Mach, dass du verschwindest!“, befahl sie und Minato lachte leise. Er zwinkerte ihr vergnügt zu, schwang sich über die Theke und beachtete die Gäste nicht, die ihn mit offenem Mund anstarrten. „Ich hole dich ab, wenn du Schluss hast. Warte auf mich.“, bat er fröhlich, winkte Kushina noch einmal charmant zu und löste sich dann in einem kleinen Blätterwirbel auf. Die Uzumaki seufzte leise, drehte sich um und marschierte zurück in die Küche zu ihrem Gurkenhäufchen. „Immer diese Theatralik…“, murmelte sie vor sich hin, warf das Gemüse in eine kleine Schüssel und ging dann zu den Nudeltöpfen hinüber. Gedankenverloren rührte sie um und ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Natürlich warte ich auf dich.“ ~ Mehrere Stunden später hing Jiraiya mit ein wenig zusammengekniffenen Augen halb aus dem Fenster des Hokageturmes. Vor dem kleinen Ramenladen tummelten sich die Menschen und doch konnte er Kushina und Minato ganz eindeutig erkennen. Sie stachen einzeln hervor, doch zusammen waren sie glatt noch spektakulärer. Tja, das war dann wohl das neue Traumpaar Konohas. Warum nicht. War schließlich sein Schüler. Am verblüffendsten war für Jiraiya jedoch die Tatsache, dass er das alles ganz ohne Fernglas erkennen konnte! Und das würde er Sandaime-sama auch in wenigen Minuten berichten, wenn ihm endlich der Eintritt in die heiligen Hallen gewehrt werden würde. Zwei Monate ohne eigenes Fernglas! Minato musste heute Morgen gescherzt haben, der kleine Witzbold. Jiraiya lehnte sich noch ein wenig weiter aus dem Fenster. Anscheinend war Kushina unentschlossen, ob sie verlegen zur Seite sehen oder cool wie immer bleiben sollte, als Minato ganz selbstverständlich und mit seinem umwerfendsten Lächeln ihre Hand nahm und sie so durch die Menschenansammlung zog. Es war offensichtlich, dass er damit all seinen Groupies zeigen wollte, dass sie sich gefälligst ein neues Objekt der Begierde zu suchen hatten. Jiraiya grinste. Ihm war klar, dass Minato Kushina in beinahe jeder Situation durchschauen konnte und meistens nur zum Spaß auf ihre Spielchen einging. Sie konnte ihn schwer aus der Reserve locken und doch gelang es ihr ab und an… was mehr war, als sonst jemand zustande brachte. Vielleicht war genau das der Grund, wieso dieses versteckte Leuchten in Minatos Augen war, wenn er sie ansah oder mit ihr sprach. Doch umgekehrt war mindestens genauso viel Anziehung vorhanden, wie Jiraiya mit seinem geschulten Auge schon über Jahren hinweg beobachtet hatte. Die ganze Beziehung der beiden war nicht an ihm vorübergegangen. Er war anwesend gewesen, als sie sich das erste Mal getroffen hatten, er hatte amüsiert zugesehen, als Kushina Minato das erste Mal herausgefordert und er sie im Handumdrehen besiegt hatte, er war dabei gewesen, als sie sich aufgrund einer lächerlichen Meinungsverschiedenheit über Wochen hinweg aus dem Weg gegangen waren und er hatte beobachtet, als sie richtige Freunde geworden waren. Er hatte ihren unzähligen, freundschaftlichen Neckereien gelauscht, er hatte bemerkt wie aus dieser Beziehung… mehr… geworden war. Still und heimlich natürlich. Minato hatte es trotz seiner Genialität nicht sofort bemerkt und Kushina hatte ohnehin vehement versucht sich den Tatsachen zu entziehen. Und jetzt… tja tja… Jiraiya lehnte sich noch ein wenig weiter vor und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. Mit einem unterdrückten Fluchen hielt er sich gerade noch am Fensterrahmen fest und war doch glatt richtig ärgerlich, dass er zu diesen Maßnahmen gezwungen wurde. Seinem Sensei würde noch Hören und Sehen vergehen, wenn er sein Fernglas zurückverlangte, aber Hallo! Und wie aufs Stichwort öffnete sich die Tür zum Büro und einer der unzähligen, unterwürfigen kleinen Chunin bat Jiraiya herein. Nicht, dass der Sannin etwas gegen Chunin hatte. Jeder musste durch diese Phase und manche blieben eben… stecken. Na wie auch immer. Es ging hier nicht um Chunin, es ging um sein Fernglas! Und das würde er sich jetzt wiederholen. Wie sollte er denn sonst die Beziehung zwischen Minato und Kushina weiterhin verfolgen…? Oh ja, das Fernglas musste wieder her. ~Owari~ Kapitel 3: Ein guter Tag (Minato x Kushina; andere Charaktere) -------------------------------------------------------------- Legenden der Leidenschaft Minato x Kushina; andere Charaktere Der Tag hatte wirklich gut angefangen. Ganz ausgezeichnet sogar, wenn man von Kushinas rein subjektiver Sichtweise ausging. Zum ersten Mal seit Wochen hatte sie heute Morgen warmes Wasser beim Duschen gehabt. In ihrem alten Wohnblock war das nun wirklich keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Milch im Kühlschrank war noch nicht abgelaufen gewesen und sie hatte sich doch tatsächlich eine Schüssel Müsli machen können. Das geschah vielleicht einmal im halben Jahr. Auch wenn Minato das ein ordentlicher Dorn im Auge war. Aber wenigstens beschränkte er sich noch auf die Haltbarkeit der Lebensmittel und nicht auf deren Ausgewogenheit. Das würde sie ihm dann übel nehmen. Und dann durfte er keinen Sex mit ihr haben. Aber das war auch nicht das Thema hier. Kushinas Gedanken glitten nur ein wenig ab, weil das hier wahrscheinlich die letzten Gedanken waren, die sie in ihrem noch viel zu jungen Leben haben würde. Und das sah sie nicht so wirklich ein. Es passte nicht in diesen guten Tag, in ein paar Minuten zu sterben. Und doch war es so und Kushina konnte noch nicht einmal trauern. Sie erinnerte sich an dämliche Dinge und sie hatte keine Zeit zu bedauern, denn sie war noch immer mitten in den Kampf verwickelt, der diesmal wohl wirklich ihr letzter sein würde. Nicht, dass sie sich das in ihrer Kunoichi-Laufbahn nicht schon öfters gedacht hatte, aber irgendwie hatte sie das Ruder noch immer herumreißen können und war breit grinsend davongekommen. Aber heute musste sogar sie sich eingestehen, dass es durchaus an der Zeit war, mit dem Leben abzuschließen. Aber wie machte man das eigentlich? Indem man an erstaunlicherweise nicht abgelaufene Milch und dumme Sprüche von Minato Namikaze dachte? Kushina Uzumaki konnte nicht weiter darüber nachgrübeln, denn in dem Moment musste sie einen Angriff eines feindlichen Shinobis mit ihrem Kunai parieren, dessen Wucht sie bis in die letzte Zelle ihres Körpers erschütterte. Scharf zog sie Luft und spürte, dass sie zurückgedrängt wurde. Sie stemmte sich mit ganzer Kraft gegen den Angreifer, doch sie war schlicht zu schwach. Sie erwiderte den Blick des Mannes mit einer Mischung aus Wut, Trotz und Verzweiflung, was diesen jedoch bloß leise lachen ließ. Sein heißer, stinkender Atem ekelte Kushina und angewidert musterte sie das Gesicht ihres Gegenübers. Eingemummt in einen Mantel, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und wohl seit Tagen nicht mehr gewaschen. Der Dreitagebart war unverkennbar und die Lippen des Mannes verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. „Schließ mit deinem Leben ab, kleines Blättchen.“, wisperte er ihr zuckersüß zu. „Ich versuche es gerade.“, kam es bissig von Kushina zurück und noch einmal drückte sie ihr Kunai mit aller Kraft gegen das des Angreifers, doch sie hatte keinerlei Chancen und sie spürte, dass ihr Körper dem Druck nicht standhielt. Kushina unterdrückte einen Schrei, als der feindliche Shinobi sie wegschleuderte und sie einige Meter weiter hart am Boden aufprallte. „Verdammt.“, keuchte sie, rappelte sich mühsam ein wenig auf, aber blieb liegen. Ihr Blick glitt über das Kampffeld, doch nur wenige Sekunden später wurde ihre Sicht von zwei durchaus weiblichen Füßen versperrt. „Alles in Ordnung, Shina?“, kam es mit vor Sorge bebender Stimme von Yoshino Nara und die junge Uzumaki ließ sich von der Frau auf die Beine ziehen. Keuchend hielt sich Kushina die Seite. Das würde theoretisch ordentlich blaue Flecken geben. Aber praktisch würde sie sich nicht mehr lange darüber ärgern können, denn sie würde ja bald sterben. „Ist das noch wichtig?“, brummte sie missmutig und tastete nach ihren Kunais. Sie würde hier nicht einfach so untergehen, das war klar, und sie würde bis zur letzten Sekunde weiterkämpfen. „Sag das nicht.“, bat Yoshino beinahe verzweifelt und Kushina erkannte in der jungen Nara nicht mehr die Frau wieder, die Shikaku und auch hin und wieder sie selbst so sehr fürchteten. Die ganze Gelassenheit und Selbstsicherheit war verschwunden. Wahrscheinlich war das so, wenn man wusste, dass man bald starb. Kushina hatte immer angenommen, dass genau das Gegenteil der Fall war. Die Augen der jungen Uzumaki glitten hektisch über das Kampffeld. Sie befand sich mit ihrem Team an der nördlichen Grenze des Feuerreichs, kurz vor dem Land des Reises. Der Baumbestand nahm alle hundert Meter rasant ab und somit boten ihnen die Wälder nicht mehr ausreichend Schutz vor der übermächtigen Attacke der Oto-nin. Übermächtige Attacken der Oto-nin… war sie die Einzige, die die Ironie in diesen Worten witzig fand? Sie hätte sich würdigere Mörder gewünscht als dreckige, stinkende Banditen! Kushina wurde von bedrohlichem Knurren aus ihrem Gedanken gerissen. Dem Geräusch folgten ein durchdringendes Winseln und ein wütender Aufschrei. „Arschloch!“, schleuderte Tsume Inuzuka einem der Oto-nin entgegen, doch ihre Aufmerksamkeit galt ganz ihrem treuen Gefährten Kuromaru, der von einem Shuriken getroffen zu Boden gegangen war. Jaulend rappelte sich das sonst so gefährliche Tier auf und Kushina erkannte selbst aus dieser Entfernung die schwere Beinwunde, die der monströse Hund davongetragen hatte. Blut tropfte auf die Erde. „Verdammt…“, zischte Kushina, als sie einen der Oto-nin bemerkte, der Tsumes Unachtsamkeit sofort nutzte. Mit einem triumphierenden Grinsen sauste er auf sie zu, doch eine Armada an Waffen stoppte seinen Siegeszug. Eine Sekunde später hatte er Kushinas Faust im Gesicht und taumelte keuchend einige Schritte zurück. „Miststück.“, knurrte er, machte aber keine Anstalten erneut anzugreifen. Der Kampf wurde langsamer, die Parteien sammelten sich. Kushina begann ihre Gegner zu zählen. Zehn. Und die sahen putzmunter aus. Gott, sie waren so was von unterlegen. „Seid ihr in Ordnung?“ Das letzte Teammitglied kehrte zu Kushina, Yoshino und Tsume zurück. Hizashi Hyuuga hatte keine Schramme vorzuweisen, doch sein blasses Gesicht ließ auf akuten Chakramangel hinweisen. Yoshino nickte zitternd, Tsume war fieberhaft dabei Kuromaru zu versorgen, Kushina schnaubte. „Fragt sich bloß wie lange noch.“, murmelte sie und wahrscheinlich war das das erste und letzte Mal in ihrem Leben, dass Hizashi Hyuuga ihr nicht widersprach. Konnte man das in Anbetracht der Umstände als Erfolg verbuchen? Eher weniger. Kushina war versucht zu lachen, doch die Aussichtslosigkeit ihrer Situation traf sie mit voller Wucht und schnürte ihr die Kehle zu. Sie wollte nicht sterben. Sie wollte nicht. Es gab noch so viele Dinge, die sie tun musste! „Wir können es schaffen.“, mischte sich Tsume das erste Mal in die nie wirklich aufgekommene Diskussion ein. „Hokage-sama weiß, dass sich die Mission erschwert hat. Er weiß, dass wir Hilfe benötigen. Er weiß, dass es nur eine Frage der Zeit gewesen ist, bis sie uns erwischen. Er wird jemanden geschickt haben. Er wird uns helfen.“ „Aber wann?“, entwich es Yoshino. Ihrer Stimme haftete die Panik bei, die Kushina vehement zu unterdrücken versuchte. „Ich weiß nicht. Er wird uns helfen. Sie werden kommen.“, wiederholte Tsume und strich abwesend über Kuromarus Kopf, sah niemanden ihrer Teammitglieder an. Kushina begriff, dass die Worte wohl bloß eine Art Gebet darstellen sollten. Ja. Er würde ihnen helfen. Irgendjemand würde ihnen helfen. Sie mussten hier nicht sterben. Die Panik begann Kushinas Glieder zu lähmen. Sie wollte nicht sterben. Es gab so viele Dinge, die sie tun musste. „Sie werden gleich angreifen.“, meldete Hizashi ruhig. Er hatte die Feinde genau im Auge behalten. Solch kurze Pausen auf dem Kampffeld verhießen nie etwas Gutes. Kushina wusste das. Kushina kannte das. Sie wollte weglaufen, aber ihr war klar, dass sie nie schnell genug sein würde, ihr war klar, dass sie die anderen nicht im Stich lassen konnte. Sie war an ihren Tod gebunden und die Ernüchterung darüber konnte es beinahe mit der Panik aufnehmen. Beide Gefühle zersetzten ihren Körper. Sie wollte nicht sterben. Immerhin musste sie Minato sagen, dass ihr Lebensmittelkonsum ausgewogen war! Und wieder so ein seltsamer Gedanke im Angesicht des Todes. Wieder Minato… „Macht euch bereit.“, flüsterte Hizashi und eine Schweißperle lief über seine Schläfe, als er zum wohl letzten Mal in seinem Leben sein Byakugan aktivierte. Kushina versuchte ihre Panik und ihre Gelähmtheit abzuschütteln. Sie würde kämpfend untergehen. Das Kunai in ihrer Hand zitterte. Dann griffen die zehn feindlichen Shinobi an. Kuromaru kläffte. Die Geräusche der aufeinander prallenden Waffen waren vertrauter als der Regen, der manchmal gegen ihre Fensterscheiben klopfte. Ihre Bewegungsabläufe waren routinierter als ihr morgendlicher Gang zum Kühlschrank. Sie hatte das alles schon tausende Male getan. Sie hatte schon tausende Male gekämpft und sie hatte schon tausende Male überlebt. Sie war schon tausende Male nach Hause zurückgekommen. Sie war schon tausende Male auf mehr oder weniger charmante Art und Weise von Minato begrüßt worden. Schon tausende Mal. Sie wollte nicht, dass das aufhörte. Es sollte nicht aufhören. Minato hatte sie erst an die hundert Male geküsst. Ihr Verstand hatte sich mit dem Tod abgefunden, ihr Herz nicht. Sie musste ihm doch sagen, dass sie sich ausgewogen ernährte… sie musste ihm sagen, dass die Milch nicht immer abgelaufen war. Sie musste ihm sagen, dass sie auch Obst und Gemüse aß. Sie musste ihm so viele Dinge sagen und-… Mit einem verzweifelten Aufschrei wirbelte Kushina herum und schlitzte den Ärmel eines Oto-nins auf. Er lachte aufgrund ihres schwachen Angriffes. Er lachte sie aus. Er lachte, weil er wusste, dass er gewonnen hatte. Kuromaru knurrte, fauchte, grollte, brüllte so wütend. Tsume blockte so viele Attacken. Yoshino bewegte sich so flink und präzise. Hizashi war so genau, so treffsicher. Aber trotzdem lachten ihre Gegner, weil sie gewinnen würden und weil es nur eine Frage der Zeit war, bis auch die letzten Kräfte ihre Körper verlassen hatten. Bald hatten sie verloren-… Der Oto-nin stieß sie zurück. Kushina geriet ins Taumeln, ihre Muskeln zitterten. Der Feind packte ihr Haar und riss ihren Kopf nach hinten. Sein heißer, stinkender Atem schlug in ihr Gesicht. Ihr wurde schwindelig. „Schluss mit den Spielereien.“, hauchte der Shinobi und vor Kushinas Augen flimmerte es. Das war das Ende. Dabei hätte heute ein guter Tag werden können. Dabei hatte der Tag so gut angefangen. Es konnte nicht einfach so vorbei sein. Kuromaru jaulte. Ein dumpfes Geräusch war zu vernehmen. „Schon gut…“, drang Tsumes Stimme leise an ihr Ohr. Sie klang besänftigend. Als wollte sie den Hund beruhigen. Kushina schielte in ihre Richtung. Einer der Feinde hatte sie am Hals gepackt und leicht in die Höhe gehoben. Ihre Augen lagen auf Kuromaru, der am Boden lag und weiterhin leise winselte. Kushina wandte ihren Blick ab, hörte einen Schmerzenslaut an ihrer anderen Seite. Yoshino und Hizashi waren zu Boden gegangen. „Sie werden uns helfen.“, wisperte Yoshino und ihre Finger tasteten unschlüssig nach verbliebenen Waffen an ihrem Körper. Da waren keine mehr. „Ja, ganz bestimmt.“ Hizashi rührte sich nicht. Seine Atmung ging schnell. Zu schnell. Er hatte sein Limit erreicht. Kushina wandte auch hier ihren Blick ab. Der Tag hätte gut werden müssen. Sie hatte hier nicht zu sterben. Das war falsch. Sie musste zurück. Sie wollte nicht sterben. „Hast du Angst, Püppchen…?“, wisperte ihr der Shinobi zu und langsam zückte er ein Kunai. Er hielt das Messer an ihre Kehle. Kushina atmete nicht mehr. Sie wollte nicht sterben. Ihr Körper erschlaffte, die Waffe entglitt ihren Fingern. Das war falsch. Der Tag hatte so gut angefangen. Und sie musste noch mit Minato schimpfen. Sie konnte hier nicht sterben. „Sag Auf Wiedersehen.“, verlangte der Shinobi süffisant. Kushina biss auf ihre Unterlippe und schloss ihre Augen. Der Griff des Gegners wurde brutaler. Er riss ihren Kopf heftiger zurück, drückte das Metall unnachgiebig an ihren Hals. Sie wollte nicht. Ein sanfter Windhauch streifte ihre Wange, ein gurgelndes Geräusch durchbrach die Stille, die sich um Kushina gelegt hatte. „Auf Wiedersehen.“, drang eine eiskalte Stimme an ihr Ohr und im nächsten Moment ließ der Oto-nin ihre Haare los. Kushina stolperte, zitterte, fiel auf die Knie. Erst jetzt begann sie wieder zu atmen, erst jetzt registrierte sie das Rasen ihres Herzschlages und erst jetzt hörte sie das Rauschen ihres Blutes in ihren Ohren. Sie fühlte die Erde unter ihren Fingern, sie fühlte jede einzelne ihrer Verletzungen. Sie war am Leben. Kushina sah auf, registrierte die Leiche des Feindes unweit von ihr, registrierte dessen durchschnittene Kehle, sah auf den Rücken eines Mannes, auf den vertrauten Rücken von-… Er ging vor ihr in die Knie und eine der wunderschön gearbeiteten ANBU-Masken tauchte vor ihr auf. Kushina hätte sie unter tausenden erkannt. Mit einer fließenden Bewegung schob er sie nach oben. Dann blickte Kushina in zwei hellblaue, kristallklare Augen und spürte seine Hände ihr Gesicht umfassen. Seine Lippen formten Worte und er schien sie zu wiederholen. Sie drangen nur langsam zu ihr durch. Sie war gebannt vom Blond seiner Haare. „Kushina. Kushina, geht’s dir gut? Kushina!“ Die Uzumaki erwachte aus ihrer Trance und starrte ihn an. „Minato…“, murmelte sie abwesend. Minato Namikaze. Er war hier. Er redete mit ihr, denn sie war nicht tot. Sie hatte auf wundersame Weise überlebt. Sie war gerettet worden. Er hatte sie gerettet. Sie war nicht tot. Sie hatte überlebt. Leben kehrte in die junge Frau zurück, Adrenalin strömte durch ihre Adern. Sie lebte. Sie konnte Minato ansehen. Sie konnte mit ihm reden. „Die Milch heute Morgen ist nicht abgelaufen gewesen. Ich habe Müsli gegessen. Ich ernähre mich ausgewogen.“, behauptete sie geistesgegenwärtig und ihre Augen begannen zu leuchten. Sie legte ihre Hände auf Minatos. Ihre Finger zitterten immer noch. Ihr ganzer Körper zitterte vor Schock und Adrenalin. Sie hatte überlebt. Sie lebte. Minato lachte, aber seine Augen blieben ernst und besorgt. „Okay. Ich zweifle nie wieder an dir.“, schwor er hoch und heilig, dann wandte er seinen Blick von ihr ab und Kushinas Augen folgten ihm. Die Kampfsituation hatte sich geändert. Minatos plötzliches Auftauchen aus dem Nichts und sein rascher Mord an einem der Oto-nin hatten die restlichen Feinde aus der Bahn geworden. Sie hatten von Tsume, Yoshino und Hizashi abgelassen, doch bevor sie sich hatten zu Recht finden können, waren weitere Shinobi aus dem kargen Unterholz hervorgebrochen. Kushina kannte die Tiermasken, doch noch bevor der immense Wall an Glücksgefühlen ihren Körper vollends durchschwemmt hatte, begannen die Angriffe. Einer der ANBU ging zwischen Yoshino und Hizashi in die Knie, formte schnelle Handzeichen und presste seine Hände auf den Boden. Blitzschnell und kaum erkennbar erhoben sich Schatten vom Boden, formten dolchartige Geschosse und durchbohrten zwei der verbliebenen neun Oto-nin. Ein anderer ANBU kämpfte fließend, beinahe tanzend, und berührte seine Gegner mit einer Geschwindigkeit, die kaum nachzuvollziehen war. Zumindest nicht, wenn man sich gerade vom beinahen Ableben erholen musste. Für Kushina war das Rechtfertigung genug und eigentlich war es ihr egal, denn sie war einfach froh, dass Tsume ebenfalls in Sicherheit war. Verletzt, erschöpft, gerade eben unansprechbar… aber am Leben. Sie hatten überlebt. Die restlichen Feinde wurden von einem monströsen Feuerball verpulvert. Das alles ging sehr schnell. Zu schnell für Kushina. Sie war froh, dass Minato bei ihr geblieben war. Er schirmte sie ab. „Gibt es noch mehr?“, fragte er sie plötzlich ernst. Kushina reagierte nicht sofort und er schüttelte sie leicht. „Kushina! Gibt es andere?“ „Nein.“, antwortete die Rothaarige endlich, „Nein. Das waren alle.“ Ihre Augen glitten über die vor wenigen Minuten noch so gefährlichen Männer. Jetzt gab es nur noch Leichen. Tot. Aber sie hatte überlebt. Sie hatten alle überlebt. „Nicht der Rede wert.“, fügte sie leichthin hinzu. Das Beben ihres Körpers ließ nach. Minato erhob sich, packte sie am Arm und zog sie ebenfalls hoch. Ihre Beine zitterten, gaben jedoch nicht nach. „Okay?“, fragte Minato und Kushina nickte. „Okay.“ Er ließ sie los und drückte ihr eines seiner Kunai in die Hände. „Für alle Fälle.“, murmelte er abwesend. Einen Moment später tauchte einer der ANBU neben ihnen auf. „Nicht der Rede wert? Du hast Nerven, Uzumaki. Eindeutig.“ Geschickt wurde die Maske hochgeschoben und zum Vorschein kam Fugaku Uchihas angespanntes Gesicht. Kushina spürte wie sich ihre Lippen zu einem schiefen Lächeln verzogen. Sie fuhr sich mit ihren zitternden Fingern durch ihr Haar. Hörte das Beben ihres Körpers wohl irgendwann wieder auf? Das hier war ein guter Tag! Das war ein guter Tag… „Ist ja alles gut gegangen.“, tat Kushina seine Worte ab und beobachtete mit leichtem Lächeln, wie sich Yoshino völlig aufgelöst von Shikaku in seine Arme ziehen und beruhigen ließ. Ja, das war kein Verhalten, das ein Shinobi an den Tag legen sollte, aber unter gegebenen Umständen war das wohl zu verzeihen. Hizashi unterdessen wurde von seinem Bruder versorgt und das war ein Bild, das Kushina besonders gefiel. „Ich habe gewusst, dass ihr uns helft.“, ertönte plötzlich Tsumes Stimme und sie kam langsam – natürlich in Begleitung von Kuromaru – auf die kleine Gruppe bestehend aus Kushina, Minato und Fugaku zu. „Kuromaru hat euch bemerkt, bevor ihr da wart. Aber ihr seid beinahe zu langsam gewesen.“ Fugaku zuckte mit den Schultern. „Darum hat er auch einen Alleingang hingelegt.“, brummte er in Minatos Richtung, „Er war nicht mehr zu stoppen. Schnell ist er. Muss man ihm lassen.“ Kushina lachte leise und Minato grinste schief, aber wieder erreichte die Belustigung nicht seine Augen. Das machte der Uzumaki etwas Angst, das brachte sie aus ihrem gerade eben ohnehin instabilen Gleichgewicht. Sie fasste nach seinem Arm und er stützte sie instinktiv. „Nicht okay.“, stellte er entschieden fest, „Kein Widerspruch.“ Kushina seufzte, schwieg und betrachtete erst dann das Kunai, das Minato ihr in die Hand gedrückt hatte. Sie registrierte nicht sofort, was an dem Messer anders war. Dann bemerkte sie die seltsame Form. Das Kunai hatte drei Zacken vorzuweisen. Der Griff fühlte sich rauer an als sonst. Das Metall war viel schwerer. Das war kein normales Messer. „Was-…“, begann sie, doch der Blondschopf unterbrach sie. „Später.“, murmelte er ihr zu und Kushina brachte keinen Einwand hervor, denn in diesem Moment kamen Shikaku, Yoshino, Hiashi und Hizashi auf sie zu. Der Nara wich nicht von der Seite seiner jungen Frau, während der Hyuuga-Erbe seinen Bruder stützte. „Gehen wir.“, schlug Shikaku vor, während er schützend einen Arm um Yoshino legte. Sie war noch immer völlig durch den Wind. Kushina konnte das verstehen. Jedes andere Verhalten wäre grotesk gewesen. Sie selbst fühlte genau das, was Yoshino verdeutlichte. Die Uzumaki hatte keine Ahnung, warum sie äußerlich trotzdem so ruhig blieb. Shikaku redete weiter. „Heute schaffen wir es nicht mehr zurück nach Konoha, aber wir sollten nicht hier bleiben. Mir wäre es recht, wenn wir die Wälder erreichen würden. Das ist unser Gebiet. Sollten wir verfolgt werden, sind wir im Vorteil.“ „Kushina sagt, es gibt keine Feinde mehr.“, berichtete Minato, wurde jedoch von Hiashi unterbrochen. „Hinfällig. Sieh sie dir an. Blass wie eine Leiche. Sie steht unter Schock. Ich traue ihren Worten nicht.“, bemerkte er ruhig. Kushina fühlte Empörung in sich aufsteigen. Sie stand nicht unter Schock! Sie war nur unglaublich erleichtert nicht gestorben zu sein! Nichts mit Schock. Was bildete sich dieser Hyuuga überhaupt ein?! Arroganter, eingebildeter-… Fugaku lächelte belustigt. „Hyuuga, deine Worte treiben Röte in ihr Gesicht. Reg dich ab, Kushina. Er hat Recht.“, stellte er fest, „Wir gehen zurück ins Feuerreich. Los.“ Shikaku und Hiashi nickten. Schweigend zogen sie sich die Tiermasken vors Gesicht und bevor Kushina sich auch nur in irgendeiner Weise beschweren konnte, hatten Fugaku und auch Minato ihre Masken aufgesetzt. Jeglicher Einwand war folglich sinnlos. Nicht, dass sie einen Einwand vorzubringen hatte, aber hier ging es ums Prinzip! Kushina steckte das seltsame Kunai in ihre Waffentasche und als die Gruppe aufbrach, blieb Minato dicht an ihrer Seite. Später… Kushina schlief schlecht. Wenn sie es genau nahm, konnte sie den Zustand, in dem sie sich befand, noch nicht einmal wirklich als Schlaf definieren. Sie träumte, wusste jedoch, dass sie eigentlich nur vor sich hin dämmerte. Sie wusste, dass sie sich in einem der Zelte befand, sie wusste, dass Minato neben ihr lag und wahrscheinlich noch immer Löcher in das dunkle Stoffdach starrte. Sie wusste, dass Tsume und Kuromaru ein Zelt weiter schliefen und sie wusste, dass Fugaku und Shikaku Wache hielten, während Yoshino und Hizashi sich erholten. Hiashi döste grundsätzlich irgendwo draußen in der Natur. Das hatte Minato ihr in einer ruhigen Minute einmal geflüstert. Diese Gedanken, die Kushina während ihres schlafähnlichen Zustands hatte, vermischten sich leider nicht mit den Bildern, die vor ihren Augen tanzten. Also musste Kushina an den brutalen Griff des Shinobis denken. Der machte ihr jedoch nicht zu schaffen. Sie bildete sich ein den Geruch seines heißen Atems zu riechen. Doch auch das störte sie kaum. Sie spürte das kalte Metall des Kunais an ihrer Haut, aber nicht einmal dieses erschreckende Detail brachte sie groß aus der Ruhe, in der sie sich seit ihrem Beinahetod befand. Nein. Ihr Dämmerschlaf bescherte ihr einen ganz anderen Albtraum. Er erinnerte sie an das Gefühl völliger Hoffnungslosigkeit und den drängenden Wunsch zu überleben, selbst im Angesicht des unvermeidbaren Todes. Der albtraumartige Zustand erinnerte sie an den Augenblick, in dem sich ihr Körper ihrem Schicksal ergeben hatte, ohne dass sie selbst es erlaubt hatte. Das Gefühl ließ ihre Eingeweide gefrieren. Das Gefühl ließ ihren Magen krampfen. Kushinas Atem wurde schneller und sie spürte ihre Hände zittern. „Hey. Alles okay?“, fragte Minato plötzlich leise und Kushina fuhr erschrocken aus ihrem Dämmerschlaf auf. „Ich schlafe nicht.“, murmelte sie und schloss wieder ihre Augen. Seine Stimme hatte ihre Panikattacke fortgewischt. Kushina hörte, wie sich Minato neben ihr zur Seite drehte. Einen Moment später spürte sie seine Hand auf ihrer. Ihr Atem verlangsamte sich. „Ich weiß.“, flüsterte Minato in die Stille, „Hab keine Angst. Ich bin bei dir.“ „Ich habe keine Angst.“, erwiderte Kushina automatisch. Sie hatte keine Angst. Lächerlich. Es gab nichts mehr, wovor sie sich fürchten musste! Der gut angefangene Tag hatte eine böse Wendung genommen und im Endeffekt hatte sie doch ihr Happy End bekommen. Sogar lebend. Es gab nichts, wovor sie noch Angst haben musste. Minato seufzte leise. „Ich mag keine Lügen.“, stellte er sachlich fest. „Und ich keine Unterstellungen.“, gab Kushina zurück und drehte sich ebenfalls zur Seite. Sie öffnete ihre Augen und blinzelte in die Dunkelheit. Sie wollte Minato ansehen. Die junge Frau umfasste seine Hand. Ihre Finger verflochten sich automatisch. „Ich habe keine Angst.“ Kushina fühlte seinen nachdenklichen, ruhigen Blick und sie mochte ihn nicht. Minato hatte nicht nachdenklich und ruhig zu sein. Er war ein Trottel. Er musste immer etwas Deplatziertes sagen. Er war Minato, Himmel noch mal! Er konnte sich nicht benehmen, er war unausstehlich, arrogant, selbstverliebt, ein Angeber-… „Ich habe heute Angst gehabt.“, sagte er plötzlich und die Feststellung ließ in Kushina für einen Moment die Vermutung aufkommen doch eingeschlafen zu sein. Sie ging sogar so weit zu behaupten, dass Minato mit seinen Worten jegliche Gedanken aus ihrem Gehirn vertrieben hatte. „Wie bitte?“, fragte sie irritiert nach, „Wovor denn?“ Schließlich war er nicht in einen aussichtslosen Kampf verwickelt gewesen. Er hatte dem Tod nicht ins Gesicht geblickt und sein Körper hatte sich nicht schon von dieser Welt verabschiedet gehabt. Wovor hätte Minato Namikaze bitteschön Angst haben müssen? Der Namikaze lachte schwach. Vermutlich aufgrund ihres perplexen Tonfalls. Kushina war unschlüssig, ob sie seine Belustigung gut oder schlecht finden sollte. Normalerweise mochte sie sein Lachen. Sie mochte dann das Funkeln in seinen Augen. Doch gerade eben hatte sie die Befürchtung, dass seine Augen genauso ernst waren wie vorhin. „Ich hatte Angst zu langsam zu sein.“, erklärte er sich schlicht, „Ich habe noch immer Angst zu langsam zu sein.“ Das war die zweite Feststellung, die Kushinas Vermutung zu schlafen erneut aufflammen ließ. Die Behauptung ging ja nahezu als Beweis durch! Er, Minato Namikaze, Multitalent und Genie aus Konohagakure, hatte Angst gehabt zu langsam zu sein? Das war ja lächerlich! „Wie bitte?“, wiederholte Kushina, „Wie kommst du auf die Idee zu langsam zu sein?“ Minato schwieg und die Uzumaki blieb ebenfalls stumm. Die Situation machte ihr Angst und das hasste sie. Sie mochte es nicht, wenn Minato so ruhig war. Gut, manchmal war er einfach still und in sich gekehrt und einfach ruhig, aber es gab Abwandlungen von Ruhigsein! Das hier war eine schlechte Abwandlung. Minato hatte keine Angst. Gut, natürlich war Kushina klar, dass jeder Mensch vor irgendetwas Angst hatte, aber dass Minato diese Tatsache einfach so aussprach, das traf sie tief. Er war doch Minato! Er war Minato… „Wäre ich heute nur eine Sekunde später aufgetaucht, dann-…“ „Das kann nicht dein Ernst sein!“, unterbrach Kushina ihn geistesgegenwärtig und verstärkte den Griff um seine Hand. Sie sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Das ist dumm, Minato! Das darfst du nicht denken und das weißt du!“ Er durfte nicht an sich zweifeln! Zweifel waren in ihrem Leben verboten! Das hatte er ihr selbst tausende Male gepredigt. Das hatte ihr die ganze Welt tausende Male gepredigt. Das war ein Grundsatz. Minato durfte nicht zweifeln, ganz egal was der Auslöser dafür gewesen war. „Natürlich weiß ich das!“, brauste Minato unerwartet auf und der plötzliche Ärger in seiner Stimme erschreckte Kushina. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie nicht bemerkt hatte, dass seine Stimmung umgeschlagen war. Sie mochte es nicht, wenn er sie anfuhr. „Dann sag nicht solchen Blödsinn!“ „Das ist kein Blödsinn, Kushina.“ „Natürlich ist das Blödsinn! Du kannst nicht anfangen an dir zu zweifeln, nur weil die Situation heute etwas knapp gewesen ist!“ „Etwas knapp?“, fuhr Minato erneut ungehalten auf und der Druck seiner Finger wurde für einen Moment unangenehm fest, „Du hättest tot sein können, verdammt noch mal!“ „Aber ich bin nicht tot! Du bist rechtzeitig gekommen, du hast mich gerettet, du bist der Held des Tages. Du bist schnell genug gewesen!“ „Ich weiß, dass ich schnell genug gewesen bin! Ich weiß, dass ich schnell bin!“, erwiderte er gereizt und Kushina seufzte genervt auf. „Was ist dann dein Problem?!“, fragte sie energisch. Also wirklich! Männer und ihre Probleme! „Das Problem ist, dass ich dich liebe!“ „Siehst du, alles gar nicht so drama-… wie bitte?“ Wie oft hatte sie diese zwei Wörtchen in den letzten drei Minuten ausgesprochen? Aber warum zur Hölle musste er sie mit seinen Feststellungen so dermaßen aus der Bahn werfen? Er hatte gerade gesagt, dass er sie… liebte…? Vielleicht war das wirklich nur ein Traum. Aber plötzlich fühlte sich Kushina bei dem Gedanken daran aufzuwachen unwohl. Minato liebte sie… „Ich habe gesagt, dass ich dich liebe.“, wiederholte er in dem Moment schlicht. Der Ärger war aus seiner Stimme verschwunden. Die Spannung in ihm hatte sich allem Anschein nach entladen. Schön für ihn. Kushina rappelte sich auf und verpasste ihm eine ordentliche Kopfnuss. „Au!“, rief Minato entrüstet, „Womit habe ich das denn verdient?“ Missmutig richtete er sich ebenfalls auf und schenkte Kushina einen düsteren Blick. Sie ignorierte das geflissentlich. Er hatte ihr gestanden, dass er sie liebte… Kushina funkelte Minato an und stemmte ihre Hände in die Hüften. „Das war mit Abstand die unromantischste Liebeserklärung aller Zeiten, Namikaze!“, beschwerte sie sich, „Das Problem ist, dass ich dich liebe! Bereite ich dir sonst noch irgendwelche Probleme? Hä?“ Kushina grummelte empört vor sich hin und Minato betrachtete sie stumm. Er schwieg so lange, bis sich die junge Uzumaki von selbst beruhigte und absolute Stille in dem kleinen Zelt ausbrach. Erst dann erhob Minato wieder das Wort und sein Tonfall war ruhig, gelassen und ernst. Er würde keine Widerworte dulden. Kushina wusste nicht, ob sie seine plötzliche Autorität – die er in ihrer Gegenwart nur hie und da durchscheinen ließ – gerade eben angebracht finden sollte. „Du bereitest mir sogar ausgesprochen viele Probleme.“, stellte er sachlich fest, „Jeden Tag in jeder Woche in jedem Monat in jedem Jahr, seit wir uns kennen. Ob es sich nun um Eifersuchtsattacken auf meine Fähigkeiten, verpatzte Mordanschläge, beinahe gelungene Vergiftungen oder andere Vorkommnisse handelt, ist egal.“ Kushina wünschte, dass sein Tonfall umschlagen und sie zum Lachen bringen würde, doch Minato blieb weiterhin ernst, beinahe kühl, und die Rothaarige sah sich gezwungen ihren Blick von ihm abzuwenden. „Du bereitest mir sogar Probleme, wenn du gar nicht da bist.“, redete der Namikaze weiter und seine Stimme wurde leiser. Nachdenklicher. Weicher. „Dann sehe ich mich gezwungen in meinem Bett zu liegen und mich zu fragen, welche Katastrophe gerade über dich hereinbricht und ob du fähig bist dich alleine in Sicherheit zu bringen. Dann muss ich mich von dem Wunsch ablenken dir einfach nachzulaufen und dich zurückzuholen, damit du dein Chaos in meiner Nähe verbreiten kannst, während ich ein Auge auf dich habe. Und dann gibt es natürlich noch ein weiteres schwerwiegendes Problem.“ Minato seufzte leise und Kushina wagte es wieder aufzusehen. Sein klarer, aufmerksamer Blick traf sie mit voller Wucht und ihr Herzschlag verdreifachte sich in derselben Sekunde. Der Blondschopf lächelte mit einem Mal belustigt und diesmal erreichte die Geste auch seine Augen. „Wenn du weg bist, schmecken mir keine Ramen.“, klagte Minato eine Spur vorwurfsvoll, doch noch ehe Kushina den Gedanken fassen konnte etwas zu erwidern, war der Namikaze plötzlich überall. Er beugte sich weit zu ihr vor und umfasste ihre Handgelenke mit seinen Fingern. Seine Lippen schwebten an ihrem Ohr. Sein angenehmer Duft stieg in ihre Nase. „Ich liebe dich.“, hauchte er, „Immer.“ Kushina errötete und ihr Herz trommelte unkontrolliert in ihrer Brust. Er liebte sie. Minato liebte sie. Er hatte es gesagt. Er hatte die Worte gesagt. Minato Namikaze, der sie bloß ärgerte und sich über sie lustig machte und sämtliche ihrer herausragenden Qualitäten anzweifelte. Minato Namikaze, der ihr einen Vortrag über gesunde Ernährung hielt, selbst jedoch jeden Tag Nudelsuppe in sich hinein schüttete. Minato Namikaze, den sie schon ewig kannte und nie gemocht hatte und den sie doch plötzlich so unglaublich gerne hatte. Mehr als gerne. Mehr als alles andere. Er war Minato. Und sie war Kushina. Und Halleluja, sie waren beide noch am Leben! Die Uzumaki vergrub für einen Moment ihr Gesicht in seiner Halsbeuge und sie spürte, wie er ihr einen sanften Kuss aufs Haar hauchte. Kushinas Herz klopfte heftig und Wellen an Zuneigung durchfluteten sie. Sie wischten jegliche andere Emotionen fort. Sie reinigten sie. Sie machten sie ruhig und glücklich. „Ich liebe dich auch. Immer.“, flüsterte sie leise und Minato antwortete nicht darauf. Das musste er auch nicht. Keine Worte konnten dieser Situation hier gerecht werden. Nach einer gefühlten Unendlichkeit trennten sich die beiden Shinobi wieder voneinander und als Kushina in Minatos Augen sah, errötete sie. Sie ärgerte sich darüber und Minato grinste sie schief an. „So. Deinen Worten und deiner gesamten Reaktion nach zu urteilen, war dieses Liebesgeständnis besser als das vorherige.“, stellte er selbstzufrieden fest und prompt fand Kushina zu ihrem üblichen Selbst zurück. „Idiot.“, zeterte sie und verschränkte ihre Arme vor der Brust, „Ist ja alles schön und gut, aber meiner Frage bist du trotzdem ausgewichen.“ Um hier mal auf den Ursprung dieses Gesprächs zurückzukommen! „Warum denkst du, dass du schneller werden musst?“, fragte Kushina weiterhin ahnungslos. Minato konnte darüber nur den Kopf schütteln. „Ist das nicht offensichtlich?“, brummte er, „Ich will nie wieder beinahe zu spät sein. Niemals wieder. Wie gesagt, das heute-…“ „Jetzt fang nicht wieder davon an!“ „Unterbrich mich nicht. Jaja, ich soll das als Shinobi nicht denken und ich denke das auch nicht aus beruflichem Aspekt. Es geht mir dabei rein um dich und um mich. Ich will dich nicht sterben lassen. Ich will dich nicht sterben sehen. Nicht, wenn ich es hätte verhindern können.“, stellte er klar und wieder duldete sein Tonfall keine Widerworte, „Deshalb muss ich schneller werden. Unbedingt. Das heute war zu langsam. Ich bin zu langsam gewesen.“ Kushina biss sich leicht auf ihre Unterlippe und fasste nach Minatos Hand. „Vergiss das.“, bat sie leise, „Das heute, das war-… das war nichts. Alles ist gut gegangen.“ „Ich soll das vergessen? Das geht nicht, denn es war nicht nichts.“, hielt Minato eisern dagegen, „Du hast dein Kunai fallen lassen. Du hast dich mit deinem Ableben abgefunden. Du hast aufgegeben, Kushina. Das ist nicht nichts.“ Die Uzumaki ließ ihren Freund los, als hätte seine Haut sie verbrannt. Er ignorierte diese Tatsache gekonnt, während er in der Dunkelheit etwas zu suchen schien. Kushina dachte über seine Worte nach. Sie hatte aufgegeben? „Das stimmt nicht.“, begann sie zögerlich, wohl wissend, dass er ihr Lügen vorwerfen würde, „Ich habe nicht aufgegeben. Ich nicht. Aber-… aber ich war am Ende und ich konnte mich kaum noch bewegen und ich war irgendwie-…“ „Geschockt? Gelähmt?“, ergänzte Minato halbherzig, „Wie auch immer. Ich weiß, was ich gesehen habe. Und es gefällt mir nicht.“ Darauf wusste Kushina nichts mehr zu sagen und sie beobachtete den Namikaze ein paar Sekunden lang bei seiner Suche. Dann wurde ihr die Stille zu schwer. „Was suchst du?“, fragte sie leise und Minato seufzte. „Das Kunai, das ich dir gegeben habe.“ Stumm griff Kushina nach ihrem Waffenbeutel, den sie grundsätzlich neben ihrem Rucksack deponierte. Sollten sie in der Nacht angegriffen werden, waren jegliche Waffen griffbereit. „Hier.“ Ihre Finger berührten sich, als Minato das schwere Metall entgegennahm. Der Namikaze fasste nach ihrer Hand und zog die junge Frau zu sich. Er legte seine Stirn an ihre Schläfe und atmete tief durch. „Verzeih, wenn ich hart bin.“, murmelte er, „Ich hatte Angst.“ Kushina schüttelte sachte ihren Kopf. Sie legte ihre Hand auf Minatos und fuhr sanft über seine Haut. Sie spürte seine Wärme so gerne unter ihren Fingerspitzen. Dann berührte Kushina das kühle Metall des Wurfmessers. „Schon gut. Ich auch.“, gestand sie endlich und sie war ihm dankbar, dass er das unkommentiert ließ. Kushina seufzte. Sie hasste nichts mehr, als sich Angst einzugestehen. Ja, sie hatte Angst gehabt. Ja, sie hatte nicht sterben wollen. Ja, sie hatte Panik bekommen. Ja, sie hatte das Messer unabsichtlich fallen lassen. Sie hatte Angst gehabt. Und sie wollte wirklich nicht darüber sprechen. Ihre Finger glitten wieder über das dreigezackte Kunai. „Erklär mir bitte, was das ist.“ Minato legte seine Lippen für einen Moment auf ihre Wange, dann kehrte seine Sachlichkeit, seine Erhabenheit, zurück. „Das ist meine Möglichkeit schneller zu werden.“, begann er ruhig, „Das ist mein neues Jutsu.“ „Ein Messer?“, fragte Kushina skeptisch, spöttisch, und sie sah Minato in der Dunkelheit förmlich seine Augen verdrehen. „Mein Jutsu in Kombination mit einen Messer. Mit diesem speziellen Kunai. Auf dem Griff ist ein Siegel angebracht. Wo auch immer es platziert wird, es ermöglicht mir diese Stelle von jedem Ort aus in kürzester Zeit zu erreichen.“, Kushina konnte den Stolz in seiner Gelassenheit heraushören und das brachte sie unbewusst zum Schmunzeln, „Ich nenne das Jutsu Hiraishin no Jutsu.“ „Hiraishin no Jutsu…“, wiederholte Kushina nachdenklich, „Hört sich mächtig an.“ „Kommt ja auch von mir.“ Kushina schnitt eine Grimasse und legte ihren Kopf anschließend an Minatos Schulter. „Und damit wirst du schneller werden?“ „Damit schaffe ich eine neue Definition von Geschwindigkeit. Ich bewege mich durch Raum und Zeit.“ „Also wie eine Beschwörung?“ „Ja. Mehr wie eine Beschwörung.“, stimmte Minato zu, dann umfasste den Griff des Kunais fest und drückte die Waffe anschließend bestimmend in Kushinas Hand, „Du musst es immer bei dir haben. Verstanden?“ „Du kannst nicht immer kommen und mich retten-…“ „Versprich es.“ Minatos schloss Kushinas Finger um das Kunai und die junge Frau seufzte leise. Sie nahm die Waffe an sich. „Versprochen.“ „Gut. Ich kann und ich werde immer kommen um dich zu retten. Man sieht ja, was passiert, wenn ich nicht bei dir bin.“, stichelte er. Kushina schnaubte. „Vorsicht, ich bin bewaffnet.“, warnte sie den jungen Shinobi, legte das Messer jedoch zur Seite. Sie wollte jetzt kein Kunai in der Hand haben. Sie wollte Kampf und Tod und Angst jetzt vergessen. Die Uzumaki seufzte zufrieden und ließ sich in ihren kuscheligen, weichen Schlafsack zurücksinken. Sie zog Minato mit sich. Sie genoss das Gefühl seines warmen Körpers an ihrem. „Soso… du liebst mich also.“, begann sie, rollte sich auf die Seite und strich spielerisch durch sein blondes Haar. Minato schnitt eine Grimasse. „Erschreckenderweise ist diese Aussage korrekt, ja.“ Dafür kassierte er einen sanften Klaps auf die Wange. Kushinas Finger verharrten auf seinem Gesicht. Der Blondschopf schien keine Einwände zu haben. „Und wie geht es jetzt weiter?“, fragte Kushina unschuldig. Minato verdrehte seine Augen. Er legte seine Arme um den Körper seiner Freundin, zog sie enger an sich und rollte sich sachte auf sie. Kushinas Herzschlag verdoppelte sich und ihr entwich ein zufriedenes Seufzen. Minato grinste. „Ich kann mich an Zeiten erinnern, in denen du auf meine Nähe anders reagiert hast.“, neckte er die junge Frau und legte seine Lippen sinnlich auf ihre. Kushina liebte den Moment, in dem sie sich zum ersten Mal küssten. Sein Mund war betörend und sie schämte sich nicht sich ihm sofort hinzugeben. Aber nur für einen kurzen Moment. Dann schob sie ihn wieder weg und sah ihn tadelnd an. „Du weichst meinen Fragen aus, Mister.“, mahnte sie und entlockte ihm damit ein Seufzen. Er schien zu überlegen. Oder zu resignieren. „Hm… gut. Ich liebe dich und du liebst mich.“, fasste er knapp zusammen, „Ich lebe in meiner Wohnung und du lebst in deiner.“ „Richtig.“, bestätigte Kushina und ihre Hände begannen erneut mit seinen Haaren zu spielen. Sie mochte die Richtung, in die dieses Gespräch ging. „Da wir uns lieben, so abwegig sich das auch anhört, schlage ich vor, dass wir zusammenziehen.“, meinte Minato gelassen, während er sich von Kushina dichter an ihren Körper ziehen ließ. „Hm… ich mit dir zusammenziehen? Mit dem größten Macho und Angeber, den Konoha je hervorgebracht hat? Mit einem selbstverliebten, überheblichen, besserwisserischen Shinobi? Welche überzeugenden Argumente kannst du mir dafür liefern?“, fragte Kushina gespielt skeptisch. Minato verdrehte seine Augen. „Ich dachte immer, Frauen tun alles für die Liebe.“ „Tja, falsch gedacht. Immerhin geht es hier um dich und um mich. Du weißt doch, wir beide sind hochexplosiv.“ Minato lächelte selbstgefällig. „Du bist hochexplosiv. Ich bin ein Unschuldsengel.“, korrigierte er sie überzeugt. Kushinas einzige Reaktion war ein schiefes Grinsen. „Wohl gerade vom Himmel gefallen, was?“ „Direkt in deine Arme.“ „Charmeur.“ „Steht’s zu Diensten, Schätzchen.“ „Dann muss ich wohl bei dir einziehen.“ „Wäre besser so.“ „Würdest du mich denn zwingen?“ „Finde es heraus.“ Kushina lachte. Wie seltsam. So wütend sie derartige Diskussionen vor Urzeiten gemacht hatten, umso mehr genoss sie sie jetzt. Die junge Frau zog das Gesicht ihres Freundes nah an ihres und legte ihre Lippen sehnsüchtig auf seine. Gerade eben hatte sie ihn wirklich, wirklich lieb. Minato erwiderte ihren Kuss begehrlich und so küssten sie sich, anstatt ihre nette Unterhaltung fortzuführen. „Du machst mich glatt sprachlos.“, murmelte Minato zwischen neuerlichen Aufeinandertreffen ihrer Münder und Kushina kicherte in den Kuss hinein. Ihre Finger verflochten sich in seinem Haar. Früher hätte ihn das wahnsinnig gemacht. Jetzt liebte er sie. „Dabei hättest du mir überzeugende Argumente liefern sollen.“, erinnerte sie ihn abwesend und gab sich ganz den Liebkosungen hin, die Minato ihr zukommen ließ. Er seufzte ergeben. Tja, sie gewann immer. Das hatte er nur noch nicht durchschaut, der gute Minato, das clevere Kerlchen. „Du wohnst im Zentrum Konohas.“, ein Kuss auf ihre Lippen, „Jedes meiner Fangirls wird dir neidvolle Blicke zuwerfen, wenn du mit dem Wohnungsschlüssel vor ihren Augen herumwedeln kannst.“, sein Mund trennte sich von ihrem und wanderte über ihre Wangen hinunter zu ihrem Kiefer, „Meine Wohnung ist hochgelegen. Du hast Ausblick über Konoha. Das gefällt dir doch.“, sanft küsste er sich ihren Hals entlang, „Meine Wohnung ist größer. Mein Kühlschrank ist geräumiger.“, er benetzte ihre Haut mit zärtlichen Liebkosungen. Kushina entwich ein seliges Seufzen. „Außerdem ist es bei mir sauberer.“ „Hey…“, wandte Kushina schwach ein, doch der Protest verstummt völlig, als Minato auch seine Hände auf Wanderschaft schickte. „Mein Bett ist breiter.“, raunte er lockend und ein dünnes Lachen entwich ihrer Kehle. Der Namikaze erstickte es, indem seine Finger unter ihr Oberteil schlüpften. „Wir könnten das hier jede Nacht haben…“ Sanft tasteten sich seine Hände Kushinas nackten Bauch entlang, strichen über ihre Seiten und berührten jede freie Stille, die sie erreichen konnten. Kushinas Atem wurde schwerer. Jegliche Gedanken kamen zum Stillstand. Minato lachte plötzlich leise. „Ichirakus ist gleich gegenüber.“, fügte er amüsiert hinzu. Kushinas Lippen formten ein Lächeln und ihre Finger gruben sich in Minatos Haar. So weich… „Und das wichtigste Argument überhaupt… ich könnte endlich für deine kontinuierliche, ausgewogene Ernährung sorgen.“ Seine Worte rissen Kushina kurz aus ihrer Traumwelt und sie brummte unwillig. „Die Milch ist nicht immer sauer. Heute war sie das nicht. Ich hatte Müsli-…“ Minato presste seinen Mund auf ihren und erstickte somit etwaige weitere Worte. Kushina wollte protestieren und ihn beschimpfen und ihn einen arroganten Idioten nennen, sie wollte ihm sagen, dass sie sich verdammt noch mal ausgewogen genug ernährte, aber-… seine Lippen waren so unglaublich viel besser als sonst etwas auf der Welt. Dieser heutige Tag hatte wirklich gut angefangen. Mit warmem Wasser und guter Milch, mit Müsli und Sonnenschein. Wegen unglücklicher Verkettungen diverser Umstände hatte der Tag zwar aufgrund ihres nur sehr knappen Überlebens einen kleinen Dämpfer bekommen, doch selbst nach dem Schock und der Angst und der Panik dieses Erlebnisses war Kushina alles andere als unzufrieden. Ja, der heutige Tag hatte wirklich gut angefangen. Aber erst jetzt war er perfekt geworden. ~Owari~ Kapitel 4: Zweideutigkeiten I : Hören (Team Sieben) --------------------------------------------------- Hören „Mach schon, Naruto!“ „Ja, ich bin ja schon bereit!“ „Wir müssen das hier machen, bevor Sasuke-kun zurückkommt!“, zischte Sakura. Im nächsten Moment hörte man einen leisen Aufschrei von Naruto. „Pass auf, Sakura-chan! Ich kann nicht-…“ „Dann zieh dich gefälligst aus! Die Kleidung ist sowieso im Weg! Das hier wird Schweißarbeit.“ Das darauf folgende Geräusch signalisierte Sasuke, dass Naruto seine Kleidung auf den Boden geworfen hatte. Langsam wich dem Uchiha das Blut aus dem Gesicht und unwillkürlich lauschte er konzentrierter. „Hilf mir doch, Naruto… muss ich hier alles selbst machen?“ „Hey, ich überlass dir doch nicht den ganzen Spaß!“ „Dann komm endlich her!“ Sasuke lauschte gebannt und er bildete sich ein, schweres Atmen zu hören. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn, doch er konnte sich nicht dazu bringen, sich zu entfernen. Sein Herz setzte aus, als er unterdrücktes Keuchen von Naruto vernahm. „Das ist anstrengend…“, beschwerte er sich leise, wurde jedoch von Sakura unterbrochen. Ihre Stimme klang ebenfalls eindeutig angestrengt. „Stell dich nicht so an, Baka. Wir haben noch nicht mal richtig angefangen…“ Die letzten Worte waren immer leiser geworden, ganz so, als konzentrierte sich Sakura auf etwas anderes. Wieder war es kurze Zeit lang still, dann seufzte die Haruno tief auf. Beinahe zeitgleich ertönte Narutos Stimme. „Fertig. Ist das gut so, Sakura-chan?“ „Ja, das reicht. Und jetzt mach weiter!“ „Aber nicht alleine, du musst schon helfen.“ Sasukes Magen zog sich krampfhaft zusammen und seine Augen weiteten sich. Gebannt wartete er darauf, wieder etwas zu hören. Die stillen Minuten vergingen, ab und an unterbrochen von schwerem Atmen. Plötzlich hörte man einen unterdrückten Schrei von Naruto, doch Sakura unterband das sofort. „Sei leise, Baka!“, zischte sie. „Aber Sakura-chan… sieh nur, wie groß er geworden ist!“, freute sich Naruto. „Ja, ich kann ihn ja sehen…“ „Ich bin einfach der Beste!“ „Hey, das war nicht nur dein Verdienst, daran war ich auch beteiligt!“ „Jaja…“ „Lass uns endlich weitermachen…“, seufzte Sakura. „Natürlich, immerhin muss mein kleiner Freund noch wachsen!“ „Dein kleiner Freund? Unser kleiner Freund trifft es wohl schon eher!“ „Jaja, wir haben beide unsere Freude an ihm.“ „Aber wir sind noch lang nicht fertig! Und jetzt beweg ihn ein bisschen näher zu mir!“ Sasuke schluckte hart. Jetzt wurde es wohl ernst. Wieder ein Augenblick Stille, dann stöhnte Naruto leise auf. „G-Gut so, Sakura-chan? Das ist echt… schwer.“ „Stell dich nicht so an, du Schlappschwanz. Bist du nun ein Mann oder nicht? Und jetzt bin ich dran.“ „Okay… sei aber vorsichtig…“ Auf Narutos verunsicherte Warnung folgte nur ein entnervtes Seufzen von Sakura, das sich jedoch schnell in ein unterdrücktes Stöhnen wandelte. „Siehst du…?“, fragte sie herausfordernd, wenngleich es auch ziemlich angestrengt klang. Narutos Antwort war noch immer nicht wirklich überzeugt, doch plötzlich sog er erstickt Luft ein. „Fester zupacken, Sakura-chan!“, rief er drängend aus und Sakura keuchte angespannt auf. Einige Sekunden vergingen wieder ruhig, dann ertönte erneut die Stimme der jungen Haruno. „Na, wie habe ich das gemacht?“, fragte sie und den Stolz konnte man deutlich heraushören. Narutos Stimme zitterte ein wenig, als er antwortete. „Ich fühle mich richtig… erleichtert…“ „Kann ich sehen. Das hast du mir wohl nicht zugetraut, was?“, feixte sie, „Und jetzt bringen wir es zu Ende. Es muss schnell gehen, Sasuke-kun kann jede Sekunde zurückkommen. Wenn er uns erwischt, dann wird er nicht sehr begeistert sein…“ Naruto seufzte gequält. „Da hast du Recht. Bringen wir es schnell zu Ende.“ „Ja. Obwohl es schade ist… ich habe nicht gedacht, dass das so viel Spaß macht!“ „Ha, weil du mir nie glaubst, Sakura-chan!“ Sasuke hörte eine Weile nur den Atem der Beiden und er wollte schon erleichtert ausatmen, als Sakuras Stimme noch einmal ertönte. „So, jetzt nimm das Ding und steck es rein. Aber tief und fest!“ Sasuke spürte, dass sein Herz zu schlagen aufhörte und dass auch das restliche Blut aus seinem Gesicht wich. Naruto keuchte und seine Stimme klang gepresst. „Noch… tiefer…?“, ächzte er und Sakura sog scharf Luft ein. „Ja… nur noch ein kleines Stück, dann ist es perfekt…“, wies sie ihn leise an und Sasukes Hände ballten sich immer wieder zu Fäusten, während sich kalter Schweiß auf seiner Stirn bildete. „Ja, Naruto… noch ein bisschen… noch mehr… Ja!“, rief Sakura aus und Sasuke verdrehte es den Magen. Er stolperte einen Schritt zurück, war dann jedoch wieder wie erstarrt und hielt sich die Hände auf die Ohren. Er wollte nichts mehr hören, Himmel noch mal! Vor allem jetzt nichts mehr! Sasuke wusste nicht, wie lange er so dagestanden hatte, doch letztendlich wagte er es wieder, die Hände von den Ohren zu nehmen und erneut zu lauschen. Sakura seufzte gerade tief. „Hätten wir das auch geschafft. Und Gott sei Dank hat Sasuke-kun uns nicht erwischt!“ „Ja, da hast du Recht, Sakura-chan. Und jetzt sei ehrlich, wie hab ich das gemacht?“, fragte Naruto vergnügt und Sasuke war sich hundertprozentig sicher, dass Sakura bei ihren nächsten Worten die Augen verdrehte. „Noch mal… das waren wir beide! Aber gut… das was du gemacht hast… hätte Sasuke-kun wahrscheinlich nicht besser gekonnt.“ Daraufhin erfolgte ein triumphierender, erfreuter Aufschrei von Naruto und Sasukes Miene verfinsterte sich. Naruto war besser? Pah. „So, wir tun, als wäre nie etwas gewesen, okay?“, versicherte sich Sakura eindringlich. „Natürlich, er wird nie erfahren, was wir gemacht haben.“ „Wunderbar.“ Daraufhin schwiegen beide und Sasuke ballte seine Hände kurz zu Fäusten. Er sollte nicht erfahren, was die beiden hier getrieben hatten?! Energisch machte der Uchiha einen Schritt nach vorne, zögerte keine Sekunde mehr und zischte dann um die Ecke. Perplex riss er seine Augen auf, als er Sakura und Naruto erblickte. Was?! TBC~ ~~~~ Tja, was hat Sasuke-kun da wohl gesehen...? Kapitel 5: Zweideutigkeiten II: Sehen (Team Sieben) --------------------------------------------------- Sehen „Mach schon, Naruto!“ Ungeduldig beobachtete Sakura Naruto, der hastig auf sie zulief. „Ja, ich bin ja schon bereit!“, antwortete er und kam schlitternd vor Sakura zum Stehen. Gar nicht so einfach auf schneeigem Untergrund. Energisch zog sich Sakura die Handschuhe über ihre Finger. „Wir müssen das machen, bevor Sasuke-kun zurückkommt!“, zischte sie Naruto zu, packte ihn am Kragen und zog ihn hinter sich her. „Pass auf, Sakura-chan, ich kann nicht-…“, wandte Naruto ein, denn seine dicke Winterkleidung behinderte ihn erheblich beim Gehen. Außerdem hatte Sakura ihn am Schal gepackt und würgte ihm die Luft ab. „Dann zieh dich gefälligst aus! Die Kleidung ist sowieso im Weg! Das hier wird Schweißarbeit.“, behauptete Sakura und Naruto seufzte unhörbar, traute sich aber nicht, sich Sakuras Befehl zu widersetzen. Er wickelte den Schal von seinem Kopf und schlüpfte dann schwerfällig aus seiner Winterjacke. Achtlos schmiss er sie neben sich in den Schnee und ließ die Schultern kreisen. So war das doch schon viel besser! Sakura unterdessen hatte sich schon zum Schnee hinuntergebeugt und warf Naruto einen vernichtenden Blick zu, der ihn schaudern ließ. „Hilf mir doch, Naruto… muss ich hier alles selbst machen?“ Beleidigt schüttelte der Uzumaki den Kopf. „Hey, ich überlass dir doch nicht den ganzen Spaß!“ „Dann komm endlich her!“ Naruto verdrehte seine Augen und begann dann, Sakura zu helfen. Er formte einen kleinen Schneeball, rollte ihn über den Boden und stellte vergnügt fest, dass die Kugel immer größer und größer wurde. Und deshalb auch eindeutig schwerer. „Das ist anstrengend…“, beschwerte er sich leise, wurde jedoch von Sakura unterbrochen, die ebenfalls eine ziemlich große Kugel über den Boden rollte. Der Schnee war ideal zum Formen und deshalb auch eindeutig schwerer als der schöne Puderzuckerschnee, den sie immer so romantisch fand. „Stell dich nicht so an, Baka. Wir haben noch nicht mal richtig angefangen…“ Konzentriert rollte sie den Ball hin und her, um ihn auch ja schön rund zu halten. Naruto brummte lautlos vor sich hin und einige Sekunden später blieb er stolz neben seiner Schneekugel stehen. „Fertig. Ist das gut so, Sakura-chan?“ Die Haruno sah auf. „Ja, das reicht. Und jetzt mach weiter!“ „Aber nicht alleine, du musst schon helfen!“ Sakura verdrehte ihre Augen und ließ von ihrer etwas kleineren Kugel ab. Sie ging zu Naruto hinüber und zusammen schoben sie den Ball über die große Schneefläche. Einige Minuten später jauchzte Naruto fröhlich auf. Sakura schlug ihm gegen den Kopf. „Sei leise, Baka!“, zischte sie. Wenn Sasuke sie hörte! „Aber Sakura-chan… sieh nur, wie groß er geworden ist!“, freute sich der Uzumaki. „Ja, ich kann ihn ja sehen…“, stimmte Sakura resigniert zu und stemmte ihre Hände in die Hüften. Sie nickte zufrieden. Das hatten sie gut gemacht. „Ich bin einfach der Beste!“ „Hey, das war nicht nur dein Verdienst, daran war ich auch beteiligt!“, warf Sakura entrüstet ein. „Jaja…“, brummelte Naruto verstimmt. Dass sie ihm auch keinen Erfolg gönnen konnte! „Lass uns endlich weitermachen…“, seufzte Sakura. Naruto richtete sich zu voller Größe auf. „Natürlich, immerhin muss mein kleiner Freund noch wachsen!“ „Dein kleiner Freund? Unser kleiner Freund trifft es wohl schon eher!“, wies Sakura ihn wieder auf die Tatsache hin, dass er das hier nicht alleine vollbrachte! „Jaja, wir haben beide unsere Freude an ihm.“, tat Naruto einfach ab und Sakura seufzte erneut tief. „Aber wir sind noch lang nicht fertig! Und jetzt beweg ihn ein bisschen näher zu mir!“ Sakura huschte aufgeregt zu ihrer eigenen, kleineren Kugel zurück und wartete auf den Uzumaki, der sich plötzlich alleine mit den Schneemassen herumschlagen musste. „G-Gut so, Sakura-chan? Das ist echt… schwer.“ „Stell dich nicht so an, du Schlappschwanz. Bist du nun ein Mann oder nicht? Und jetzt bin ich dran.“ Sie klatschte leicht in ihre Hände, konzentrierte sich und packte dann ihre Schneekugel. Das war ja richtig schwer! Naruto sah sie besorgt und skeptisch an. „Okay… sei aber vorsichtig…“ Sakura seufzte entnervt, dann hob sie ihren Ball in die Höhe und stöhnte angestrengt. „Siehst du…?“, fragte sie herausfordernd, wenngleich etwas erstickt. Argh, diese verdammte Kugel-… „Fester zupacken, Sakura-chan!“, drängte Naruto plötzlich, als er bemerkte, dass die Kugel ein Eigenleben entwickelte. Nicht gut! Sakura hievte die Kugel auf die andere und war mächtig stolz auf sich. „Na, wie habe ich das gemacht?“, fragte sie begeistert. Naruto schien seinen Schock noch nicht verwunden zu haben. „Ich fühle mich… erleichtert…“, gestand er schließlich. „Kann ich sehen. Das hast du mir wohl nicht zugetraut, was?“, feixte sie, „Und jetzt bringen wir es zu Ende. Es muss schnell gehen, Sasuke-kun kann jede Sekunden zurückkommen. Wenn er uns erwischt, dann wird er nicht sehr begeistert sein…“ Naruto seufzte gequält. „Da hast du recht. Bringen wir es schnell zu Ende!“ „Ja. Obwohl es schade ist… ich habe nicht gedacht, dass das so viel Spaß macht.“ Sakura seufzte etwas enttäuscht. Es war eben lustig an etwas Schönem zu arbeiten und Naruto nebenbei herumzukommandieren. Sonst war das schließlich Sasukes Job. Schnell formte sie eine weitere Kugel, die deutlich kleiner als die anderen war und pflanzte sie auf dem mittleren Ball. Sie grinste Naruto an und er grinste zurück. „Ha, weil du mir nie glaubst, Sakura-chan!“ Er hatte ja von Anfang an gesagt, dass die Idee wahnsinnig lustig war. Er kramte in einer der Taschen und förderte stolz eine Karotte ans Tageslicht. Sakuras Augen strahlten auf. Sie riss ihm das Gemüse aus der Hand und inspizierte es genau. Ja, so ging das. Sie drückte es Naruto zurück in die Finger. „So, jetzt nimm das Ding und steck es rein. Aber tief und fest!“, trug sie ihm herrisch auf. Naruto grinste breiter und kam ihrem Befehl nur zu breitwillig nach. Er rammte die Karotte in die Schneemassen, die Sakura ganz schön fest zusammengepresst hatte. Er musste ordentliche Kraft investieren, um die Nase zu befestigen. „Noch… tiefer…?“, ächzte er und Sakura sog scharf Luft ein, als ihr kleiner Ball auseinanderzufallen drohte. Idiotischer Baka! „Ja, Naruto… noch ein bisschen… noch mehr… Ja!“, rief sie aus, als der Riss wirklich aufzubrechen drohte. Fertig, aus, gut genug. Naruto trat zurück und gemeinsam mit Sakura betrachtete er das fertige Werk. Die Anstrengung trieb ihnen beiden große weiße Wölkchen vors Gesicht, doch sie waren mehr als stolz auf sich. „Hätten wir das auch geschafft.“, seufzte Sakura tief, „Und Gott sei Dank hat Sasuke-kun uns nicht erwischt!“ „Ja, da hast du Recht, Sakura-chan. Und jetzt sei ehrlich, wie hab ich das gemacht?“, fragte Naruto vergnügt und Sakura verdrehte ihre Augen. „Noch mal… das waren wir beide! Aber gut… das, was du gemacht hast… hätte Sasuke-kun wahrscheinlich nicht besser gekonnt.“ Da er es nämlich überhaupt nicht versucht hätte. Diese Art von Späßen war nicht seine liebste, da war sich Sakura sehr sicher. Naruto unterdessen triumphierte und hopste aufgeregt um Sakura herum. Idiot. Sie lächelte. Immerhin hatte er wirklich Freude gehabt. „So, wir tun, als wäre nie etwas gewesen, okay?“, fragte sie sicherheitshalber nach. Leugnen ging schwer, aber sie freute sich jetzt schon auf Sasukes Gesicht. „Natürlich, er wird nie erfahren, was wir gemacht haben.“ Das war etwas gutgläubig, aber Sakura widersprach nicht. „Wunderbar.“, sagte sie stattdessen und nickte zufrieden. Gerade, als sie sich wirklich zu entspannen begann und ihr Werk weiterhin bewunderte, vielleicht an manchen Stellen noch glatter strich, ertönte hinter ihnen ein wütendes Stampfen durch den Schnee. Warum sie das gleich erkannte? Es gab nur einen Menschen auf der Welt, der sich seinem Team so näherte und somit jegliche Tarnungen fallen ließ. „Sasuke-…“, begann sie, als der Uchiha um die Ecke schoss und erstarrte, als seine Augen Naruto, sie und ihre Arbeit fixierten. Naruto fühlte sich in der Sekunde ertappt, doch er reckte trotzig sein Kinn und verschränkte die Arme vor der Brust. „Musst nicht so entsetzt schauen, Teme! Sakura und ich hatten unseren Spaß beim Schneemannbauen!“ The End~ ~ Ich hoffe, es hat gefallen und Teil Zwei war nicht zu langweilig! xxx Fantasia Kapitel 6: Wüstenträume I (Gaara x Matsuri) ------------------------------------------- Wüstenträume Teil I In leichtem Laufschritt eilte Matsuri durch die breiten Gänge des Kazekage-Anwesens. Gewissenhaft überprüfte sie währenddessen ihre Ausrüstung und kramte in ihrem Rucksack herum, ehe sie ihn mit einem fröhlichen Lächeln schulterte, um die nächste Ecke abbog und prompt mit jemandem zusammenkrachte. Leise stöhnend taumelte sie zurück und hielt sich den Kopf. „Matsuri!“, ertönte ein tadelnder Ausruf und die junge Frau sah überrascht auf. Erst nach mehreren Augenblicken wurde ihr klar, mit wem sie zusammengestoßen war und sofort spürte sie ihre Wangen aufglühen. Sie verbeugte sich tief und war dankbar nur noch auf die Füße von Baki und dem jungen Kazekage blicken zu müssen. „Tut mir wirklich leid, Baki-sensei. Das war keine Absicht!“, entschuldigte sich Matsuri peinlich berührt. „Ich gehe davon aus, dass du kein Attentat auf mich verrichten wolltest.“, erwiderte der stattliche Jonin und Matsuri konnte seinen Tonfall nicht deuten. War er nun amüsiert oder verärgert? Sie verharrte in gebeugter Haltung. „Nein, natürlich nicht, Baki-sensei.“ „Sehr gut. Und jetzt richte dich auf und erweise dem Kazekage den Respekt, der ihm zusteht. Es rühmt sich nicht ihn zu ignorieren.“ Matsuri war sich sicher, dass ihr Gesicht der Farbe einer Tomate glich. Beschämt richtete sie sich auf und wagte es kaum Gaara Sabakuno in die Augen zu sehen. Wie immer ließ sein Auftreten ihren Atem stocken und sein Anblick ihr Herz unwillkürlich schneller schlagen. Er war anziehend. Seine Haltung war erhaben wie eh und je, er stand ruhig vor ihr und trotzdem war sie von der Kraft, die er ausstrahlte, wie erschlagen. Er machte auf sie noch immer denselben Eindruck wie am ersten Tag ihrer Begegnung, als er ihr Sensei geworden war. Über die letzten paar Jahre hinweg war er jedoch deutlich gewachsen… und natürlich Kage geworden. Sein Kleidungsstil hatte sich dementsprechend verändert und man sah auf den ersten Blick, dass es sich bei ihm um eine wichtige Persönlichkeit handelte. Bloß das satte Rot seiner Haare und das blasse Grün seiner Augen waren gleich geblieben. Matsuri drohte mehr denn je völlig in seinem Anblick zu versinken und so verbeugte sie sich erneut hastig um seinem durchdringenden Blick zu entgehen. „Guten Morgen, Kazekage-sama.“, begrüßte sie ihn förmlich und hoffte das Zittern ihrer Stimme gänzlich unterdrückt zu haben, „Ich hoffe, Ihr seid wohlauf.“ Mehrere Sekunden vergingen in Stille und da Gaara keine Anstalten machte zu antworten, sah sich Matsuri gezwungen aufzusehen. Sofort trat sie sein stechender Blick und ihre Atmung beschleunigte sich kaum merklich. Nach einer gefühlten Unendlichkeit ließ die Intensität seiner blassen Augen nach und er erlaubte ihr ihren rasenden Herzschlag beruhigen zu versuchen. „In der Tat.“, erklang seine gleichmäßige, samtige, ruhige, tiefe Stimme und rief kribbelnde Gänsehaut auf Matsuris Haut hervor. Aus für die junge Frau unerklärbarem Grund haftete seinem Tonfall jedoch eine Spur von Verachtung und Missfallen bei. Matsuri zuckte verletzt zurück und ihr war klar, dass er jede ihrer Bewegungen registrierte. „Ich… ich muss jetzt los.“, hauchte Matsuri und wurde erneut von Baki zurückgehalten, der von der Spannung zwischen ihr und Gaara anscheinend nichts mitbekommen hatte. „Du bist auf dem Weg nach Konoha, nicht wahr?“, fragte er und Matsuri nickte abwesend, mit den Gedanken bei Gaaras Missfallen. Sie wagte es nicht in anzusehen. Was hatte sie getan um seine Abneigung hervorzurufen? Die vorsichtige Nähe, die sich vor langer Zeit zwischen ihnen entwickelt hatte, war mit seiner Ernennung zum Kazekage völlig verschwunden. Er war kaum noch ihr vertrauter Gaara und das machte sie traurig. Baki riss sie zurück in die Realität. „Sei vorsichtig. Angeblich treiben sich Räuber in der Wüste herum. Unsere Jagdninja sind unterbesetzt und wir haben uns noch nicht um das Problem gekümmert.“, klärte er sie warnend auf. „Hai, Baki-sensei.“ „Gut. Mehr habe ich nicht zu sagen. Viel Glück und pass auf dich auf, Matsuri.“ Wie schon so oft in den letzten Minuten verbeugte sich Matsuri tief. „Danke, Sensei. Kazekage-sama.“ Erneut reagierte Gaara nicht und schließlich richtete sich die junge Frau ohne Aufforderung auf und sah den Rothaarigen hoffnungsvoll an. Vielleicht würde er auch noch ein paar nette Worte fallen lassen…? Vielleicht wollte er auch, dass sie auf sich Acht gab? Doch Gaara sah sie nur an und sie konnte seinen Blick nicht deuten. War er noch immer voller unerklärlicher Verachtung für sie? Oder flackerte in seinen Augen gerade eben eine Spur Trotz auf? Er verwirrte Matsuri vollends. „Lass uns gehen, Baki.“, sagte der Kage plötzlich und seine Stimme war monoton und gleichgültig. Sein ehemaliger Sensei nickte und die beiden Männer machten sich auf den Weg ohne Matsuri eines letzten Blickes zu würdigen. Ihre Schritte waren die einzigen, die in dem sonst leeren Gang widerhallten. Matsuri stand an der Ecke und sah dem Kazekage nach. Sie biss sich leicht auf ihre Unterlippe. Er tat ihr weh und er wusste das. Er musste es wissen. Oder… oder war sie ihm mittlerweile so gleichgültig geworden? Matsuri zog ihre Arme schützend vor ihr schmerzendes Herz, das sich einfach nicht beruhigen konnte. Noch immer ruhten ihre Augen auf seinem Rücken und dann auf seinem Profil, als Baki eine der unzähligen Türen des Gebäudes öffnete, eintrat und Gaara den Anschein erweckte es ihm gleich zu tun. Matsuri wandte ihren Blick ab und versuchte die Enttäuschung aus ihren Gedanken und aus ihrem Körper zu verbannen. Sie musste sich auf ihre Mission konzentrieren, denn sie wollte dem jungen Kage keinen offensichtlichen Grund geben noch schlechter über sie zu denken, als er es anscheinend ohnehin gerade tat. Solche Blicke wie vorhin wollte sie nicht noch einmal aus seinen Augen ertragen müssen. Ihre Hände ballten sich zu bebenden Fäusten und sie kniff ihre Augen fest zusammen. „Auf Wiedersehen, Gaara.“, wisperte Matsuri, ehe sie endgültig um die Ecke verschwand und sich auf ihren Weg machte. So bemerkte sie nicht, dass Gaara in der Bewegung erstarrt war und sein Blick hastig zu der Stelle glitt, an der er sie vermutet hatte. Matsuri war längst fort. ~ Wenige Tage später Ein kräftiges Klopfen ertönte an der Tür und auf Gaaras Wink hin wurde sie von einem Bediensteten geöffnet. Mit schnellen energischen Schritten betrat und durchquerte Temari Sabakuno das Büro ihres kleinen Bruders. Vor seinem Schreibtisch kam sie zum Stehen und wippte ungeduldig mit ihrem Fuß auf und ab, während Gaara in aller Ruhe durch die Unterlagen der vor ihm aufgeschlagenen Mappe ging. Erst als er die Akte wenige Minuten später schloss und seine Schwester auffordernd ansah, richtete diese ihr Wort an ihn. Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und beugte sich über den Tisch. Ihre grünen Augen funkelten. „Mach was gegen die Banditen, Gaara!“, verlangte sie und der Rothaarige verschränkte gelassen seine Hände im Schoß, als er sich im Sessel zurücklehnte. „Die Jäger müssten jeden Tag von ihrer Mission heimkommen. Wir sind unterbesetzt.“ „Wir sind immer unterbesetzt. Fordere Hilfe von Konoha an. Die Hokage ist ebenfalls nicht glücklich über die Vorgänge in unserer Wüste!“, beharrte Temari und Gaara runzelte seine Stirn. „Weshalb so plötzlich? Vor ein paar Tagen waren die Räuber noch kein Thema.“ Temari stöhnte ergeben auf, ging um den Schreibtisch herum und drückte Gaara eine Schriftrolle in die Hand, die sie griffbereit in ihrer Tasche aufbewahrt hatte. Kritisch beäugte der Kazekage das Dokument, ehe er es langsam auseinander zog. „Die Dinge haben sich eben geändert, Gaara! Tsunade-sama hat uns vorhin erst die Nachricht zukommen lassen, dass sie keine Händler und Vermittler und sonstige Leute nach Suna schicken wird. Die Bedrohung ist derzeit zu groß. Wahrscheinlich haben sich noch mehr Banditen der Gruppe angeschlossen.“ Gaara las aufmerksam besagte Nachricht und nickte anschließend langsam. „Verstehe.“, murmelte er und reichte die Rolle an seine Schwester zurück, „Wir werden die Situation beobachten.“ Temari starrte ihren Bruder fassungslos an. „Gaara!“, rief sie entsetzt, doch der Kazekage ließ sie mit einem kalten Blick verstummen. „Wir sind unterbesetzt.“, wiederholte er gereizt und es war offensichtlich, dass das sein letztes Wort war. Temari verschränkte ihre Arme vor der Brust und trat einige Schritte zurück. Ihre Augen verengten sich deutlich. „Schön.“, zischte sie, „Fein. Du wirst sehen, was du davon hast.“ Wütend stapfte sie aus Gaaras Büro und knallte die Tür lautstark hinter sich zu. Der Kazekage seufzte. ~ Nur Stunden später „Kazekage-sama!“ Außer Atem stürzte ein Chunin in Gaaras Büro. Er keuchte schwer und reichte nach Luft ringend ein Pergamentblatt an Kankuro weiter, der es ernst überflog, während seine Schwester hinter ihn trat und neugierig über seine Schulter lugte. Gelassen stapelte Gaara ein paar Akten und sah erst auf, als seine Geschwister beinahe gleichzeitig scharf Luft einzogen. „Sie haben Matsuri.“, sagte Kankuro knapp und Gaara erstarrte kaum merklich. „Was?“, fragte er eisig, erhob sich und streckte seine Hand fordernd nach dem Papier aus. Sein Bruder reichte es ihm schweigend, während Temari ihrem Ärger Luft machte. „Ich habe es dir gesagt! Du hättest gleich etwas gegen diese Räuber unternehmen sollen!“ Schnell flogen Gaaras Augen über die Nachricht der Entführer. Der feste Griff seiner Finger zerknitterte das Papier und er schnaubte verächtlich. „Sie wollen mir tatsächlich drohen und mich erpressen.“, meinte er grimmig, knüllte das Papier zusammen und warf es angewidert auf seinen Schreibtisch. Abrupt drehte er sich zu dem großen Fenster hinter sich um, vor dem sich Sunagakure erstreckte. Gaaras Hände ballten sich zu Fäusten. Sie hatten Matsuri. Langsam trat Kankuro neben ihn und warf ihm einen kurzen Blick zu. „Was denkst du?“, fragte er neugierig und Temari stöhnte gequält auf. „Die Frage ist wohl eher, was wir machen werden!“ Wie von selbst griff Temari nach ihrem riesigen Fächer, der in ihren Händen zu einer tödlichen Waffe wurde. Gaara wandte sich nicht zu ihr um. „Wir machen gar nichts.“, sagte er gelassen, aber bestimmt. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. „Würdest du das bitte wiederholen?“, fragte Temari bedrohlich ruhig und Kankuro trat vorsorglich mit erhobenen Händen zwischen seine Geschwister. Der Kazekage drehte sich zu der jungen Frau um. Mit verengten Augen sah er sie an. „Ich sagte, dass wir nichts machen werden.“, wiederholte er kühl und schritt gemächlich an Kankuro vorbei. Lächerlich, ihn vor irgendetwas beschützen zu müssen. Temari stellte sich ihm in den Weg und schüttelte ihren Kopf. Die Grade in Gaaras Büro fielen spürbar. „Das kann ich nicht erlauben, Gaara. Egal wie wenig du dich um deine Shinobi scherst, du wirst Matsuri nicht ihrem Schicksal überlassen, weil wir an Unterbesetzung an Jagdninja zu leiden.“ Temaris Worte waren messerscharf, doch sie hatte ihre Stimme gesenkt gehalten. Gaara erwiderte ihren stechenden Blick ohne mit der Wimper zu zucken. Kankuro seufzte leise. Es war nie einfach mit seinen Geschwistern. „Du hörst mir nicht zu.“, erwiderte Gaara schroff, „Wir machen nichts. Aber ich habe mich noch nie zu Wir gezählt.“ Temaris Augen weiteten sich überrascht und Kankuro musste ein Grinsen zurückhalten. Seine Schwester unterschätzte den Kazekage – ihren Bruder – gewaltig. In Gaaras blassen Augen flackerte Wut auf. „Und jetzt geh mir aus dem Weg, bevor ich dich dazu zwingen muss.“ Für mehrere Sekunden entstand tödliches Schweigen, dann trat Temari einen Schritt zur Seite und Gaara machte sich auf den Weg zur Tür. Er legte eine Hand auf die Klinke, hielt jedoch noch einmal inne. „Ich denke, du kannst mir zustimmen, wenn ich behaupte, dass ich effektiver bin als alle Jagdninja Sunagakures zusammen. Nicht wahr, Temari?“, Gaara öffnete die Tür, „Ich bin bald wieder zurück.“ Er verließ den Raum. „Mit Matsuri.“, war das letzte, was seine Geschwister vernehmen konnten, ehe er sich endgültig auf den Weg machte. Kankuro brach in schallendes Gelächter aus und Temari verschränkte empört ihre Arme vor der Brust. ~ An einem anderen Ort Matsuri befand sich in einer ausgesprochen prekären Situation. Sie seufzte leise und ihr düsterer Blick glitt über die halb angeheiterte, halb sturzbetrunkene Räuberhorde. Toll. Ganz ausgezeichnet. Sie war von einer Meute Barbaren überrumpelt und entführt worden. Sie war eine erbärmliche Kunoichi. Gaara würde bestimmt noch wütender auf sie werden. Ob er sich wohl Sorgen machte? Oder war ihm egal, dass sie hier saß und verzweifelt eine Möglichkeit suchte zu entkommen? Es gab bloß keine. Die Banditen hatten sie überfallen, als sie auf dem Weg nach Hause gewesen war. Sie hatten nicht gewonnen, weil sie so stark waren, nein… nur war Matsuri schwach wenn es darum ging mit mehreren Gegnern gleichzeitig fertig werden zu müssen. Sie hatten kurzen Prozess mit ihr gemacht. Matsuri seufzte erneut. Und jetzt saß sie hier, Arme und Beine gefesselt, in einer großen, breiten, tiefen Grube, gleich hinter einer monströsen Sanddüne irgendwo abseits des Weges zwischen Suna und Konoha. Niemand würde sie finden. Und noch ein Seufzer entwich der Kunoichi. Was hätte Gaara wohl getan? Hm. Er hätte die Umgebung auskundschaftet. Resigniert wiederholte Matsuri diese Aktion zum mindestens hundertsten Mal in den letzten Stunden. Wüste. Tiefe Grube. In der Mitte kleines Lagerfeuer. Drum herum Betrunkene. An den Wänden der Grube Kisten an Vorräten und Waffen, so weit Matsuri das beurteilen konnte. Fertig. Mehr gab es hier nicht. Zweiter Schritt. Nach Gefahren Ausschau halten. Nun ja, ganz offensichtlich zählten die Entführer als Gefahr, egal ob betrunken oder nicht oder in der Überzahl oder nicht. Man durfte den Feind niemals unterschätzen. Eine zweite Gefahr stellten natürlich noch die Waffen dar, denn hauptsächlich gab es neben den Kurzschwestern der Banditen explodierende Kunais, die alle gleich neben Matsuri gelagert wurden. Welch Ironie. Ihre größte Angst gleich an ihrer Seite. Wunderbar. Nur ein Handzeichen von einem Räuber und ihr Leben war zu Ende. Drittens. Gaara würde wohl nach einer Möglichkeit suchen, die Fesseln loszuwerden. Sie war mit dicken, festen Seilen gefesselt. Sie konnte sich also nicht mit roher Gewalt befreien, denn dazu war sie eindeutig zu schwach. Also brauchte sie ein Hilfsmittel. Ein scharfes… Langsam ging Matsuris Blick zu den explodierenden Kunais. Ein paar lagen einfach nur neben den vollgefüllten Kisten herum. Anscheinend waren die Banditen sehr dumm oder gaben nicht viel auf weibliche Shinobi. In beiden Fällen war Matsuri im Vorteil. Aber ausgerechnet Kunais… Die junge Frau seufzte resignierend, ließ sich auf den Boden fallen und robbte so unauffällig wie möglich in Richtung eines Kunais, dessen Spitze halb aus dem Sand heraus ragte. Perfekt um die Seile loszuwerden. Gesagt, getan. Unendlich langsam und vorsichtig befreite sich Matsuri von den Fesseln. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb sie sich ihre Gelenke. Das Gefesseltsein war nicht halb so schmerzhaft wie das spätere Freikommen. Matsuri war stolz auf sich. Sie hatte sich befreit! Ha! Gaara-sama hätte es kaum besser machen können! Von der Tatsache abgesehen, dass er niemals in solch eine Situation gekommen wäre, da er sich nicht von ein paar Räubern hätte überrumpeln lassen. Er war stark, sie war schwach. Vielleicht war ihm das noch deutlicher bewusst geworden, als er zum Kage ernannt worden war. Vielleicht war das der wahre Grund, weshalb er sie vor ein paar Tagen so verächtlich und missfallend angesehen hatte… Matsuri schüttelte energisch ihren Kopf. In dieser Situation waren solche Gedanken – und vor allem Gefühle – fehl am Platz. Es galt zu überleben! Und natürlich unbemerkt aus der Grube zu verschwinden. Selbst wenn sie ihr Chakra in die Füße konzentrierte und die Wand hinauflief, so gab es keinen Punkt, an dem sie nicht entdeckt werden würde. Und wenn auch nur die kleinste Möglichkeit bestand, dass ihr die Meute hier erneut auf den Fersen war – betrunken oder nicht – dann konnte sich Matsuri gleich freiwillig fesseln lassen. Sie war nicht schnell genug um ihnen zu entkommen und nicht stark genug um sie zu besiegen… da machte sich Matsuri gar nichts vor. Was hätte Gaara getan? Nun ja. Er hätte seine Arme gehoben und auf wunderliche, magische, faszinierende Weise hätten sich Sand und Wüste seinem Willen unterworfen und ihn hier rausgeschafft. Matsuri seufzte. Das konnte sie vergessen. Sie war leider nicht dazu in der Lage mal eben die Landschaftsstruktur zu ändern oder auch nur irgendetwas ihren Wünschen zu unterwerfen. Leider… vielleicht würde Gaara sie dann ein wenig mehr mögen-… falsche Gedanken. Egal. Sie saß hier in der Falle. Die Räuberhorde johlte auf. Der Alkohol war in großen Mengen geflossen und folglich genossen diese Typen die angebrochene Nacht in vollen Zügen. Langsam rappelte Matsuri sich auf ihre Beine. Vielleicht hatte der Alkohol die Kerle schon in ihren Reaktionen eingeschränkt… möglicherweise hatte sie jetzt im Kampf eine Chance gegen sie. Und wie sie es drehte und wendete, wenn sie die Flucht anstrebte, so würde sie einer direkten Konfrontation ohnehin nicht entgehen können. Griff sie gleich an, dann hatte sie immerhin noch das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Verstohlen griff Matsuri nach einem der herumliegenden Kunais und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als sich ihre Finger um das kühle Metall schlossen. Sie hasste diese Waffen. Matsuri sah zum Lagerfeuer hinüber. Wenn sie das Kunai direkt dort hineinwarf, dann würde es bestimmt auch eine Explosion geben. Wenn der Zettel abbrannte, flog alles in die Luft. So lief das. Ohne noch einen Moment nachzudenken, schoss Matsuri die Waffe direkt in die Flammen. Dann passierte alles sehr schnell. Das Kunai explodierte wie vorhergesehen und das Feuer schoss als Stichflamme hoch in die Luft. Die Banditen sprangen erschrocken schreiend auf die Beine, taumelten ein wenig und fingen sich relativ schnell wieder. Mit einem Schlag war Matsuris Hoffnung dahin. Die Feinde waren zwar betrunken, aber nicht vollständig außer Gefecht gesetzt. Automatisch wich die Kunoichi einen Schritt zurück und prallte gegen die Höhlenwand, womit sie die Aufmerksamkeit der Räuber auf sich lenkte. „Da! Die Kleine aus Suna ist frei!“, wurde geschrieen und im nächsten Moment sah sich Matsuri völlig umzingelt. Sie schluckte tapfer. Wenn sie schon unterging, dann wenigstens kämpfend. Falls man irgendwann ihre Leiche finden würde, dann würde Gaara wenigstens wissen, dass sie nicht aufgegeben hatte! „Kommt nur her.“, wisperte sie angriffslustig. Der Kampf dauerte nicht lange und Matsuri war mit der Menge der Angreifer heillos überfordert. Sie wehrte so viele Attacken wie möglich ab, doch einer der Banditen traf sie mit seiner Faust fest im Magen. Stöhnend ging sie in die Knie und hustete stark. Wenige Augenblicke später verspürte sie einen harten Schlag auf den Kopf. Vor ihren Augen flimmerte es schwarz und das Blut rauschte laut in ihren Ohren. Sie verlor die Orientierung und wenn einer der Banditen sie nicht gepackt hätte, wäre sie vollends zu Boden gestürzt. „Aufsässiges Mädchen. Nutzlos noch dazu. Der Kazekage hat auf unsere nette Nachricht nicht reagiert. Sie ist den Leuten aus Suna egal. Geben wir ihr den Rest.“, konnte Matsuri hören und ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Der Kazekage hatte nicht reagiert… die Erkenntnis erschütterte sie mehr als ihre Situation hier. Sie war ihm egal. Sie war Gaara egal. „Hm… sie steht anscheinend auf Explosionen. Geben wir ihr eine richtige!“ Die Räuber lachten lautstark und Matsuri bekam am Rande mit, dass sie in den sandigen, staubigen Boden zwischen den explodierenden Kunais geworfen wurde. Noch immer drehte sich ihre Umgebung, sie sah kaum etwas und ihr Kopf pochte unerträglich schmerzhaft. Als Matsuri versuchte sich aufzurappeln, verließen sie jegliche Kräfte. Sie würde hier in die Luft fliegen, irgendwo in einer Grube mitten in der Wüste, weil sie zu schwach war sich zu befreien. Und Gaara war es egal. Kraftlos gruben sich Matsuris Finger in den staubigen Boden und ihre Augen begannen zu brennen. Nein! Sie wollte nicht sterben. Nicht so, nicht hier. Nicht alleine. „Bereit für dein Ende, Kleines?“, rief von weither einer der Räuber und Matsuri versuchte erneut sich aufzurappeln. Sie musste weg, sie musste hier raus! „Drei…“ Matsuri versuchte ihren Blick zu schärfen und sich auf ihr Gehör zu konzentrieren. Irgendwo musste es einen Ausweg geben. Ganz bestimmt. „Zwei…“ Vergeblich. Nach den zwei heftigen Schlägen war ihre Kraft noch immer völlig aus dem Gleichgewicht. Sie konnte sich kaum bewegen und das Adrenalin und der Drang zu überleben ließen ihr Herz wild rasen. Sie kam hier nicht mehr raus. Sie würde den Kazekage niemals wieder sehen. Sie konnte ihn nie fragen, weshalb seine Meinung über sie so stark gesunken war. „Eins…“ Nein! Sie musste ihn wieder sehen, sie musste noch einmal in seinen grünen Augen versinken und sie musste dafür sorgen, dass er sie wieder mochte! Matsuri biss sich fest auf ihre Unterlippe und ihre Arme zitterten vor Anstrengung, als sie versuchte sich aufzurichten. Sie musste hier raus. „Null. Sag Aufwiedersehen!“ Aus den Augenwinkeln sah Matsuri die Zettel an den Kunais aufglühen, ehe sie schnell abzubrennen begannen. Alle auf einmal. Hunderte. Entsetzen lähmte Matsuri und erstarrt beobachtete sie ihren Tod näher rücken. Es war zu spät. Doch ein kaum vernehmbares Flattern drang an ihr Ohr und noch bevor die junge Frau es wirklich registriert hatte, legte sich weiche Wärme auf ihren Körper und drückte sie zurück auf den Boden. „Unten bleiben.“, wurde ein Befehl in ihr Ohr geflüstert und Matsuris Augen weiteten sich, als sie sich der Stimme bewusst wurde. Um sie herum explodierten die Kunais, der Boden erzitterte unter der Wucht der Detonation und Matsuri hatte sich noch nie so sicher gefühlt wie in diesem Augenblick, in dem Gaaras Körper auf ihrem ruhte und sein warmer, ruhiger Atem ihre Wange streichelte. TBC~ Kapitel 7: Wüstenträume II (Gaara x Matsuri) -------------------------------------------- Was zuletzt geschah... Kraftlos gruben sich Matsuris Finger in den staubigen Boden und ihre Augen begannen zu brennen. Nein! Sie wollte nicht sterben. Nicht so, nicht hier. Nicht alleine. „Bereit für dein Ende, Kleines?“, rief von weither einer der Räuber und Matsuri versuchte erneut sich aufzurappeln. Sie musste weg, sie musste hier raus! „Drei…“ Matsuri versuchte ihren Blick zu schärfen und sich auf ihr Gehör zu konzentrieren. Irgendwo musste es einen Ausweg geben. Ganz bestimmt. „Zwei…“ Vergeblich. Nach den zwei heftigen Schlägen war ihre Kraft noch immer völlig aus dem Gleichgewicht. Sie konnte sich kaum bewegen und das Adrenalin und der Drang zu überleben ließen ihr Herz wild rasen. Sie kam hier nicht mehr raus. Sie würde den Kazekage niemals wieder sehen. Sie konnte ihn nie fragen, weshalb seine Meinung über sie so stark gesunken war. „Eins…“ Nein! Sie musste ihn wieder sehen, sie musste noch einmal in seinen grünen Augen versinken und sie musste dafür sorgen, dass er sie wieder mochte! Matsuri biss sich fest auf ihre Unterlippe und ihre Arme zitterten vor Anstrengung, als sie versuchte sich aufzurichten. Sie musste hier raus. „Null. Sag Aufwiedersehen!“ Aus den Augenwinkeln sah Matsuri die Zettel an den Kunais aufglühen, ehe sie schnell abzubrennen begannen. Alle auf einmal. Hunderte. Entsetzen lähmte Matsuri und erstarrt beobachtete sie ihren Tod näher rücken. Es war zu spät. Doch ein kaum vernehmbares Flattern drang an ihr Ohr und noch bevor die junge Frau es wirklich registriert hatte, legte sich weiche Wärme auf ihren Körper und drückte sie zurück auf den Boden. „Unten bleiben.“, wurde ein Befehl in ihr Ohr geflüstert und Matsuris Augen weiteten sich, als sie sich der Stimme bewusst wurde. Um sie herum explodierten die Kunais, der Boden erzitterte unter der Wucht der Detonation und Matsuri hatte sich noch nie so sicher gefühlt wie in diesem Augenblick, in dem Gaaras Körper auf ihrem ruhte und sein warmer, ruhiger Atem ihre Wange streichelte. Wüstenträume Teil II Sekunden später war der Spuk der Explosionen vorbei und Matsuri drehte ein wenig ihren Kopf um sich besser umsehen zu können, nur um zu bemerken, dass Gaaras Gesicht ihrem noch immer sehr nahe war. Mit rasendem Herz und größter Kraftanstrengung drehte Matsuri ihren Körper herum um auf dem Rücken liegen zu können, wobei sie jedoch in Kauf nehmen musste, dass Gaara sich etwas von ihr entfernte. Mit großen Augen sah sie ihn an und brachte kein Wort heraus. Um sie herrschte Dämmerlicht und erst jetzt verstand Matsuri, dass sich der Sand des Kazekage in letzter Sekunde wie eine schützende Kugel um sie geschlossen hatte. Nach den heftigen Detonationen begann der Sand stellenweise auseinander zu fallen und einzelne Körner verfingen sich in Gaaras sattrotem Haar. Matsuri war dem Anblick völlig verfallen. Noch immer kniete beziehungsweise lag der Kazekage über ihrem Körper und die junge Frau konnte die starke Anziehung kaum verkraften. „Gaara…“, flüsterte sie mit zitternder Stimme und der Blick seiner blassgrünen Augen wurde intensiver. Die Kugel um sie herum zerfiel immer schneller und zog sich in das große, harte Gefäß auf Gaaras Rücken zurück, in dem er – seit sie denken konnte – den Sand transportierte, der ihn in jeder Situation beschützte. Ein schmerzlicher Ausdruck schlich sich in Matsuris Miene. Dieser einzigartige, zeitlose Moment würde gleich zu Ende sein. Sie konnte es nicht ertragen. „Ich muss dir so nahe kommen, weil dich mein Sand sonst nicht beschützt.“, ertönte plötzlich Gaaras weiche, samtene Stimme und es hörte sich an, als bat er für diesen Umstand um Verzeihung. Versteckter Schmerz loderte in seinen Augen. Matsuri war verwirrt, doch kein Wort kam über ihre Lippen, bevor das letzte Stück der schützenden Sandkugel zerfiel und Gaaras Blick sich von ihrem Gesicht löste. Seine einnehmenden Augen schossen nach vorne und fixierten die Räuber, die Matsuri nicht sehen konnte. All ihre Aufmerksamkeit lag auf dem Kage, der instinktiv seine Handflächen neben ihrem Kopf abstützte und sich erneut über sie lehnte. Matsuri drohte einen Herzstillstand zu erleiden. Die Banditen ebenfalls, aber bestimmt nicht aus denselben Gründen wie die junge Kunoichi unter dem Rothaarigen. „Scheiße, es ist der Kazekage!“ „Gaara aus der Wüste!“ „Rennt um euer Leben!“ Matsuri beobachtete, wie sich ein gefährliches Lächeln auf Gaaras Lippen schlich, und Gänsehaut machte sich auf ihrem Rücken breit. Es stand außer Frage, was Gaara mit den Räubern vorhatte. Er verstärkte den Druck auf seine Arme, denn aus den Augenwinkeln konnte die junge Frau sehen, wie seine Muskeln erzitterten. Ein Schauer lief durch Matsuris Körper, als die immense Macht seines Chakras sie traf, wie eine Welle durch sie hindurch glitt und sie erst dann aus der Umklammerung entließ. Mehrere Sekunden lang geschah nicht, ehe aus weiter Ferne dumpfes Grollen zu vernehmen war und manche Banditen zu schreien begannen. Matsuris Augen weiteten sich entsetzt, als sie an Gaaras Gesicht vorbei hinauf zum Grubenrand spähte, wo sich Unmengen an Sand zu einer gigantischen Welle auftürmten. Das Geräusch war durch und durch beängstigend und Matsuri entwich ein erschrockenes Keuchen. Sofort kehrte Gaaras Blick zu ihr zurück, doch sie konnte ihre Augen nicht von der tanzenden, monströsen Sandwelle losreißen. Sie hatte von diesem Jutsu, das zu den mächtigsten Angriffen des Kazekage zählte. Suna no Tsunami. Der Sand würde auf sie hinunterstürzen und alles erdrücken und erschlagen, was sich in den Weg stellte. Matsuri war leider deutlich bewusst, dass Gaara und sie selbst einwandfrei dazuzählten. Instinktiv verspürte die junge Frau den Drang wegzulaufen und ihr Adrenalinspiegel schoss in die Höhe. „Gaara…“, wimmerte Matsuri und der rothaarige Shinobi musterte sie eindringlich. Er zwang sie sie anzusehen und sein ruhiger Blick verursachte die Beschleunigung ihres Atems. „Hast du Angst?“ Seine Stimme war gelassen, obwohl seine Arme noch immer völlig angespannt waren, und Matsuri konnte nicht aufhören sich in seinen Augen zu verlieren. Sein Gesicht war ihrem so nahe, dass sie jedes Detail seiner anscheinend so makellosen Haut erkennen konnte. Er war blass, aber nicht kränklich. Er hatte diesen Hauch an Traurigkeit an sich, wirkte trotzdem so beruhigend. In seinen Augen standen Vorsicht und Unsicherheit, in seinem Ausdruck Gelassenheit und Kontrolle. Er war anziehend, er strahlte Sicherheit und Ruhe aus und er nahm ihr mit einem Blick jegliche Gedanken. Matsuri schüttelte ihren Kopf. „Nein. Ich habe keine Angst.“, hauchte sie, konnte das Zittern aber nicht aus ihrer Stimme verbannen. Sie sah Gaaras Mundwinkel für einen Moment zucken, doch die übertriebene Aufmerksamkeit wallte noch immer in seinen Augen. „Ich werde dich beschützen.“, murmelte er weich, aber Matsuri konnte jedes Wort verstehen und sie ließen alles andere unwichtig werden. Ganz ruhig lag sie unter Gaara und mit aller Zeit der Welt musterte sie sein Gesicht, als er es wieder nach vorne wandte und jegliche Gefühle aus seinem Verhalten wichen. Seine Muskeln zitterten und sein Atem steigerte sich und Matsuri war fasziniert Gaara angestrengt zu erleben. Er wirkte so viel menschlicher und mit plötzlichem Herzrasen wurde sich die junge Kunoichi bewusst, dass sie sich zu den wenigen Menschen zählen durfte, die den Kazekage in so einer Situation erlebt hatten. Gebannt zwang sie ihren Körper ihr endlich wieder zu gehorchen und vorsichtig legte sie ihre Hand auf seine Brust und spürte sein Herz unter ihren Fingern schlagen. Völlige Ruhe erfüllte Matsuri und sie blendete ihre komplette Umgebung aus. Nur Gaara zählte, nur Gaara mit seiner Anstrengung seinem schlagenden Herzen und seiner Menschlichkeit. Der Sabakuno zuckte unter ihrer Berührung zurück und automatisch entfernte sich sein Körper mehrere Zentimeter von ihrem. Folter konnte nicht schlimmer sein. Gaaras Blick huschte zu Matsuri zurück, unsicher und abgelenkt. Die Sandmassen am Grubenrand waren zu unwirklicher Größe angewachsen und das bedrohliche Donnern wurde lauter. Die Banditen schrieen und rannten. Sinnlos. „Ich habe keine Angst, Gaara.“, wiederholte Matsuri völlig überzeugt und lächelte schwach, „Nicht solange du bei mir bleibst.“ Der Sabakuno sah sie unergründlich an und richtete seinen Blick anschließend starr nach vorne. Matsuri ließ ihre Hand wieder sinken und sie hatte große Angst mit ihren Worten Schaden angerichtet zu haben, doch einen Moment später spürte sie den Druck von Gaaras Körper erneut an ihrem und seine Wärme war deutlicher als je zuvor. Matsuri seufzte erleichtert und sah am Kopf des Kazekage vorbei hinauf zum Sandtsunami. Sie hatte keine Angst. Das alles war Gaara. Und Gaara beschützte sie. Der Körper des Kazekage erzitterte, doch kein Laut entwich ihm und Matsuri errötete. Wer hätte es in dieser Situation nicht getan? Sie lag unter ihm! Er lag auf ihr! Er war Gaara… „Halt dich an mir fest.“, befahl Gaara, sah sie an und wandte seinen Blick nicht mehr von ihr ab. Sie sahen sich tief in die Augen und behutsam legte Matsuri ihre Arme um Gaaras Oberkörper, darauf bedacht das große Gefäß auf seinem Rücken nicht zu berühren. Es war weniger ein Problem, als sie vermutet hatte und ein sanftes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, als sie in Gaaras Augen den Drang las sich zurückzuziehen und zurückzuweichen. Langsam begann Matsuri zu begreifen, dass er mit direkter Nähe noch weniger zu Recht kam als mit indirekter. Zaghaft unterbrach sie den Blickkontakt, zog Gaaras Körper dichter an ihren und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. Sie war ihm niemals näher gewesen, sowohl seelisch als auch körperlich, und das zauberte ein losgelöstes Lächeln auf ihre Lippen. Gaaras Muskeln entspannten sich langsam und ein weiterer Schwall an Chakra durchdrang Matsuris Körper. Das Donnern schwoll extrem an und mit ohrenbetäubendem Lärm fielen Tonnen von Sand in die Grube. Matsuri kniff ihre Augen fest zusammen und drückte sich enger an Gaara. Er war ganz still und ließ sich vollends auf die junge Frau sinken, als die Wüste sie begrub. ~ Später „Es ist vorbei.“, drang Gaaras Stimme wenige Minuten später leise und ruhig an Matsuris Ohr. Sie nickte. Das hatte sie schon bemerkt. Die Stille um sie herum war drückend. „Du kannst mich jetzt loslassen.“, bemerkte Gaara noch leiser und Matsuris Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Gleich würde sie die Nähe verlieren. Gleich war es vorbei. Die Nähe zwischen dem Sabakuno und ihr würde der Vergangenheit angehören und niemals wieder erwähnt werden. Damit musste Matsuri sich abfinden. „Sehr wohl, Kazekage-sama.“, murmelte sie. Was machte sie sich vor? Dass Gaara diese Nähe auch nur halb so viel bedeutet hatte wie ihr? So wie er sie vor ein paar Tagen angesehen hatte, hätte er schon eine 180 Grad Wendung machen müssen… er war und blieb Kazekage und sie war nur Chunin und er hatte sie vor einer Horde Räuber retten müssen-… Abrupt richtete Gaara sich auf und Matsuri zuckte zurück. Da war er wieder, dieser missfallende Blick, den sie kaum ertragen konnte. „Jetzt bin ich wieder Kazekage-sama?“, zischte er verächtlich und wich vor Matsuri zurück, „Aber wenn ich dich rette, dann bin ich gut genug für meinen Namen?“ Matsuri starrte Gaara perplex an und rappelte sich auf ihre Knie. Aufstehen ging in der Sandkugel ohnehin nicht, die sich natürlich erneut als undurchdringbarer Schutz erwiesen hatte. Dummerweise konnte sie auch kaum etwas erkennen. Sie mussten tatsächlich unter Tonnen von Sand begraben liegen. Matsuri mochte die Dunkelheit nicht. Sie hatte Angst eine wichtige Regung in Gaaras Gesicht zu versäumen, nachdem seine Stimme trotz der Verachtung und der Wut verletzt geklungen hatte. Und vielleicht verwirrt? Unsicher… Was hatte sie denn gesagt, das so eine Reaktion hervorrief? „Es ist dunkel.“, wisperte Matsuri schüchtern und mehrere Sekunden lang geschah nichts, ehe sie Funken blauen Chakras durch den Sand wallen sah. Sie erhellten die Dunkelheit und erleichtert konnte Matsuri den Kazekage erkennen, der so weit weg wie möglich an der Kugelwand lehnte und ihren Blick mied. Sein großes Sandgefäß stand achtlos neben ihm. „Danke… Gaara.“, flüsterte die junge Frau intuitiv und augenblicklich bemerkte sie, dass seine Körperspannung nachließ. „Ja.“, meinte er leise, „Das ist mein Name. Gaara.“ Er schwieg und Matsuri tat es ihm gleich. Sie verstand nicht, auf was er hinaus wollte und es schien nicht als gedachte der Kazekage an diesem Umstand etwas zu ändern. Also fasste Matsuri all ihren Mut zusammen und stellte ihm die für sie gerade wichtigste Frage. „Ist der Grund, dass du so wütend auf mich warst… bist… meine… meine Adressierung an dich?“, hauchte sie zaghaft und langsam sah Gaara auf. Das Funkeln der Chakrafäden im Sand spiegelte sich in seinen blassgrünen Augen und Matsuri war so gebannt von dem Anblick, dass es all ihre Willenskraft brauchte um seinen Worten zu lauschen. „Für meine Familie bin ich Gaara, der immer besonders ist, ihr Bruder. Für Naruto bin ich Gaara, der sein Schicksal teilt, sein Freund. Für die Dorfbewohner war ich Gaara, das Monster. Jetzt bin ich bloß noch der Kazekage.“, erklärte er langsam und behielt Matsuri misstrauisch im Auge, als hatte er Angst, dass sie ihn auf unerklärliche Art und Weise noch einmal verletzen würde, „Ich war nie Gaara Sabakuno.“ Matsuris Körper begann zu zittern und langsam krabbelte sie auf den Rothaarigen zu. Er wich nicht zurück, sah sie jedoch weiterhin argwöhnisch an. Skeptisch… und trotzig… und bittend… „Gaara…“, flüsterte Matsuri ehrfürchtig und konnte ihren Blick nicht von seinen blassgrünen Augen lassen, die ihr mehr verrieten als jemals zuvor. Der Kage sah die junge Frau nachdenklich an, ehe er behutsam eine Hand nach ihr ausstreckte und mit seinen Fingern vorsichtig ihre Schläfe berührte. Der leichte Kontakt brachte Matsuris Herz sofort zum Rasen. Sie hing an jedem Wort, das er an sie richtete, und an jedem Blick, den er ihr schenkte. „Außer bei dir… ich war Gaara-sensei… ich war Gaara-sama… dann Gaara. Nie jemand anderes.“ „Sensei.“, Matsuri lächelte leicht. Das war so lange her, dass es unwirklich erschien. Intuitiv rutschte Matsuri näher an Gaara heran und behutsam legte er seine ganze Hand auf ihre Wange. Matsuri spürte sich erröten und auch Gaara bemerkte die Farbveränderung trotz des bläulichen Lichts in der Kugel. Irritiert und verunsichert wollte er seine Hand wegziehen, doch hastig legte Matsuri ihre eigene auf seine kalten Finger. „Nicht.“, hauchte sie und zögerlich kam der Shinobi ihrem Wunsch nach. Er ließ sie näher an sich herankommen, bis sie schließlich neben ihm kniete. Matsuri konnte wie so oft Zögern in seinen Augen lesen, doch diesmal schien er es von selbst überwinden zu können. „Ich will für dich nicht Kazekage-sama sein.“, flüsterte Gaara gequält und schloss erschöpft seine Augen, „Ich will, dass du mehr bist als eine rangniedrigere Kunoichi und meine Schülerin. Ich will, dass du mich als der ansprichst, der ich bin. Gaara. Nicht mehr und nicht weniger.“ Die Worte des Sabakunos verklangen und er ließ seine Augen geschlossen, saß einfach nur da. Matsuris Augen wurden feucht. Das war mit Abstand das Schönste, das je jemand zu ihr gesagt hatte. Und natürlich war der Moment noch viel einzigartiger, weil die Worte von Gaara gekommen waren. Gaara Sabakuno, Gaara-sama, dem Kazekage, ihrem Sensei… Gaara. Sie liebte das Gefühl seiner Hand auf ihrer Wange und unbewusst schmiegte sie sich gegen die weicher Berührung. Matsuri wollte Gaara noch näher sein. Sie wollte wieder von seiner Präsenz paralysiert und von seinem fesselnden Duft umhüllt werden und sie wollte die Wärme seines Körpers direkt auf ihrem spüren. Er hatte Angst, dass sie ihm wehtat und ihn verletzte, doch ihr war klar, dass er sich in irgendeiner Weise genauso nach ihrer Nähe sehnte. Und war diese nur in Worten. „Gaara.“, flüsterte Matsuri und konnte nur so das Beben ihrer Stimme überspielen. Der Kazekage schlug seine Augen auf und diesmal war der Blick aus diesen wunderbar funkelnden grünen Augen beinahe weich. Matsuris Herz raste gnadenlos. „Darf ich dich umarmen?“, fragte sie heiser und Gaaras Augen weiteten sich verblüfft. Sofort kehrte Anspannung in seine Haltung zurück und der Shinobi erstarrte. Matsuri hätte gelogen, hätte sie behauptet, dass die Reaktion sie überraschte. Die junge Frau unterbrach den Blickkontakt nicht, als sie sich langsam und behutsam in Gaaras Arme sinken ließ. Sie hatte begriffen, dass er Nähe nur zulassen konnten, wenn sie ihm aktiv gegeben wurde. Mehrere Sekunden lang rührte sich Matsuri nicht und konzentrierte sich bloß auf jede einzelne seiner Regungen um ihm die Chance zu geben sie jederzeit von sich zu stoßen. Doch er tat es nicht. Satt dessen wich die Anspannung langsam aus seinem Körper und seine Atemzüge wurden tiefer. Vorsichtig vergrub Matsuri ihr Gesicht in Gaaras Brust und nahm seinen berauschenden Duft in sich auf, fühlte wie sich sein Oberkörper bei jedem seiner Atemzüge hob und senkte und hörte sein Herz gleichmäßig schlagen. Er war eine irreale Existenz und Matsuri fühlte sich von seiner alleinigen Anwesenheit benebelt und beflügelt. Wie zuvor stellte sie fest, dass es keinen Ort auf der Welt gab, an dem sie sich sicherer fühlen könnte als in Gaaras unmittelbarer Gegenwart. Sie hätte den Rest ihres Lebens in dieser Stellung, in seinen Armen, verbringen können. Die junge Kunoichi seufzte glücklich und plötzlich realisierte sie, dass Gaara zögerlich seine Arme um ihren Körper legte und sie behutsam enger an sich zog. Matsuris Finger vergruben sich instinktiv in seinem Gewand und sie drückte sich automatisch fester an ihn. Sie wollte bei ihm sein. Immer nur bei ihm sein und sich von seiner Präsenz völlig einnehmen lassen. Gaaras Umarmung wurde stärker und er hob die junge Frau sachte auf seinen Schoß, doch die Bewegungen und Berührungen des Shinobis waren so vorsichtig, als ob er damit rechnete, dass sie jede Sekunde zu… zu Sand zerfallen würde. Niemals hätte Matsuri gedacht mit Gaara in so einer Situation zu sein. Sie hatte davon geträumt und es sich ab und an gewünscht, aber diese Anwandlung bloß als dumme, unwirkliche Tagträume abgetan. Und jetzt war sie mittendrin in ihrem persönlichen Paradies und ihr Herz raste ungehindert in ihrer Brust, als sie es wagte ihre Arme um den Hals des Sabakunos zu schlingen und ihren Kopf leicht an seine Schulter legte. Es war Matsuri unbegreiflich, wie etwas Gottgleiches wie Gaara existieren konnte. Sie spürte jeden seiner Atemzüge, sie fühlte die Wärme, die er ausstrahlte, sie bemerkte die sachten Bewegungen seiner Finger auf ihrem Rücken und sie genoss seinen Duft und die Weichheit seines Körpers. Er war so menschlich, er war so real und so irreal und es machte sie so glücklich bei ihm zu sein. Matsuri seufzte leise. Sie wollte nichts falsch machen, sie wollte Gaara nicht überfordern. Ausgerechnet sie wollte ihn nicht überfordern. Eine Chunin einen Kage. Matsuri Gaara. Die junge Frau lächelte bei dem Gedanken daran. Vorsichtig hob sie ihren Kopf und sah neugierig zu ihm auf. Sie wollte unbedingt Gaaras Gesicht sehen, das das faszinierendste an seinem Körper war. Sie wollte die Reflexion der flimmernden Chakrafunken in den blassgrünen Augen sehen, in die sie sich bei ihrer ersten Begegnung Hals über Kopf verliebt hatte. Matsuris Herz blieb stehen. Gaara lächelte. „Du bist glücklich.“, flüsterte Matsuri ergriffen und augenblicklich erlosch das Lächeln auf Gaaras Gesicht. Zögerlich sah er zu der jungen Frau hinab. Ihre Worte schienen ihn zu überfordern. „Ja?“, gab er leise zurück und Matsuri kicherte. Sie kuschelte sich an Gaaras Körper und erschauderte vor Wohlgefallen. Seine Umarmung wurde lockerer und er sah sie irritiert an. „Habe ich etwas… falsch gemacht?“ Überrascht schüttelte Matsuri ihren Kopf und lächelte dann verständnisvoll. Sie legte ihre Hand auf Gaaras Brust und seufzte zufrieden, als sein Herz unmittelbar unter ihren Fingern schlug. „Nicht doch. Ich bin einfach nur sehr, sehr gerne in deiner Nähe und das macht mich wirklich, wirklich glücklich.“, erklärte sie und Gaara nickte nachdenklich. Fasziniert beobachtete Matsuri, wie sein Lächeln langsam entstand. Zuerst zuckten seine Mundwinkel auf herklopfenverursachende Art und Weise und dann… dann war es plötzlich wieder da. Gaaras Lächeln. Und es gab nichts Schöneres auf der Welt. „Willst du nach Hause, Matsuri?“, fragte Gaara plötzlich und zögerlich strich er mit einer Hand über ihre Schläfe, „Du bist vielleicht verletzt.“ Die junge Frau schüttelte ihren Kopf. „Du warst doch bei mir.“, entgegnete sie, „Du hast mich beschützt.“ „Ich war zu spät.“ Verwirrt sah Matsuri Gaara an und dann ging ihr ein Licht auf. Lachend griff sie an ihren Hinterkopf, an dem sie eine kleine Beule spüren konnte. Dämlicher Bandit. „Das ist doch nichts. Als du da warst, da war alles wieder gut.“ Gaara schwieg, doch er stoppte nicht mit seinen sanften Streicheleinheiten, die Matsuris Herz zum Rasen brachten. Vorsichtig tasteten seine Finger über ihr Haar und berührten behutsam ihre Verletzung. Matsuri seufzte leise. Sie ließ sich langsam gegen Gaara sinken, schloss ihre Augen und genoss das Heben und Senken seines Brustkorbes. Sie genoss das Geräusch seines Herzschlags an ihrem Ohr. „Ich würde gerne für immer hier bleiben.“, gestand Matsuri flüsternd und errötete heftig. Gaaras Nähe ließ sie leichtsinnig mit ihren Worten werden. Der Kazekage reagierte nicht. Matsuri schwieg verbissen und vergrub ihr Gesicht in seiner Brust. Sie spürte Gaaras Finger sanft über ihr Haar streichen. „Für immer ist zu lang.“, flüsterte er kaum hörbar, doch Matsuri schüttelte nur ihren Kopf. „Für immer ist gerade lang genug.“, hielt sie eine Spur trotzig dagegen und war selbst völlig überrascht über ihre Ehrlichkeit. Doch Gaaras Anwesenheit beflügelte sie. Er beflügelte sie immer, machte sie ganz kribbelig und ganz schüchtern und ganz aufgeregt. Sie konnte dem Drang nicht widerstehen, sich leicht an ihn zu kuscheln. Seine Nähe faszinierte sie, seine Existenz war irreal, sein Verhalten war unwiderruflich bannend. Eine Ewigkeit war nicht lange genug. Niemals. „Hast du keine Angst?“ Seine Worte waren ein Wispern unter den Tonnen von Sand, die sie begraben hielten. „Wovor?“, gab Matsuri leise zurück. Er hatte diese Frage schon einmal gestellt. Gaara schwieg. Das junge Mädchen trennte sich widerstrebend von seinem Körper und kniete sich neben ihn. Zögerlich fasste Matsuri nach der Hand des Kazekage und hielt sie fest umschlossen, wenngleich sein Blick den ihren niemals streifte. „Ich habe keine Angst, Gaara.“, flüsterte sie leise, „Wovor denn? Vor den Sandtonnen, die uns jede Sekunde erdrücken könnten?“ Sie lachte leise, doch Gaara schüttelte seinen Kopf. „Das würde ich nie zulassen.“ „Siehst du.“, Matsuri lächelte, dann hob sie eine Hand und fuhr ganz, ganz behutsam durch sein Haar. Sie bemerkte, dass sich Gaara anspannte, doch er schreckte nicht zurück, er entzog sich nicht ihren Berührungen. „Vor den Sandkörnern, die so wunderschön funkeln?“ Sie würde einfach weiterfragen und ihn ansehen. Er war so schön im matten Chakra-Licht, so wunderschön, wenn sein Haar Schatten warf, wenn das Rot verschiedene Intensitäten erreichte. So schön, wenn das Licht in seinen Augen widergespiegelt wurde. Gaara schüttelte wieder seinen Kopf. „Vor mir?“, fragte er leise. Matsuri umschloss wieder seine Hand, zog sie näher an seinen Körper. „Niemals.“, sagte sie, ihre Stimme bebend vor aufrichtiger Zuneigung und haltloser Aufrichtigkeit. Sie würde ihn niemals fürchten. Niemals. „Weißt du, was ich-…“ Matsuri unterbrach ihn mit einem heftigen Kopfschütteln. „Ich weiß, was du warst.“, vollendete sie seinen Satz, „Aber du bist es nicht mehr. Du bist der gutherzigste, liebste Mensch, den ich kenne. Was war, spielt keine Rolle. Nie, nie, niemals.“ Er sollte das nicht denken. Keine Sekunde lang. Sie würde ihm überall hin folgen, sie würde nie von seiner Seite weichen, wenn er sie nicht darum bat. „Ich würde dir mein Leben anvertrauen. Ich vertraue dir mein Leben an. Immer.“ Matsuri lächelte schief, als Gaara seinen Blick hob und sie mit einem Ausdruck in den Augen ansah, den sie nicht deuten konnte. Der Kazekage hob seine kühle Hand und streichelte sanft über ihre Wange, ließ seine Finger in ihren Nacken wandern und zog sie näher. Für einen Moment dachte Matsuri, dass er sie küssen würde. Für einen Moment schrie ihr ganzer Körper nach der sanften Berührung seiner Lippen, doch sie wusste, dass er niemals nur auf die Idee kommen würde, das zu tun. So war Gaara nicht. Wahrscheinlich mochte sie ihn deshalb. Ihre Gesichter waren sich sehr nahe, dann schloss Gaara seine Augen, wandte sich ab und ließ sie los. „Wir sollten jetzt gehen.“, beschloss er und noch bevor Matsuri protestieren konnte, hatte er seine Hand gehoben und konzentrierte sich. Fernes Grollen erreichte sie, Sandkörner rieselten auf Matsuris Körper. Sie rutschte automatisch näher an den Sabakuno, beobachtete fasziniert, wie die Chakraströme in den Sandkörnern zu glühen und zu pulsieren begannen. Der Sand reagierte auf Gaara. Dann begann alles um sie herum zu beben und Matsuri kniff ihre Augen zusammen, vergrub ihre Finger geistesgegenwärtig in Gaaras Gewand. „Hab keine Angst.“, murmelte der Kazekage, dann schwoll das Beben an und Matsuri fühlte, dass sie sich bewegten, unaufhaltsam nach oben bewegten. Sie wurden schneller, schneller und schneller, und dann-… Stille. Matsuri riss ihre Augen auf und die dunkle Wüste des Windreiches erstreckte sich unter ihr. Wind spielte mit ihrem Haar, sauste um ihre Ohren und hieß sie mit seinem vertrauten Geheul willkommen, während sie mit dem mächtigsten Shinobi Sunagakures auf seiner festen Sandwolke hoch über den Dünen durch die Lüfte glitt. Matsuri wandte sich um und ihr Blick fiel auf die Schlucht, in die die Banditen sie entführt hatten – doch sie existierte nicht mehr. Der Sand hatte sie aufgefüllt und verschwinden lassen, von der Landkarte radiert. Matsuri drückte sich an Gaara und betrachtete die Dunkelheit, die sich vor ihnen ausbreitete. „Ich bin noch nie geflogen.“, flüsterte sie ergriffen. „Ich bin noch niemals zu zweit geflogen.“, erwiderte der Kazekage schlicht und Matsuri beobachtete, wie sich Sand von der Wolke löste, sich um Gaaras Rücken ballte und das unverkennbare Gefäß bildeten, das seine mächtigste Waffe beherbergte. Danach schwiegen sie und sprachen nicht mehr, bis sie Sunagakure erreicht hatten. ~ Ein paar Tage danach In leichtem Laufschritt eilte Matsuri durch die breiten Gänge des Kazekage-Anwesens. Gewissenhaft überprüfte sie währenddessen ihre Ausrüstung und kramte in ihrem Rucksack herum, ehe sie ihn mit einem fröhlichen Lächeln schulterte, um die nächste Ecke abbog und prompt mit jemandem zusammenkrachte. Leise stöhnend taumelte sie zurück und hielt sich den Kopf. „Matsuri!“, ertönte ein tadelnder Ausruf und die junge Frau sah überrascht auf. Erst nach mehreren Augenblicken wurde ihr klar, mit wem sie zusammengestoßen war und sofort spürte sie ihre Wangen aufglühen. Sie verbeugte sich tief und war dankbar nur noch auf die Füße von Baki und dem jungen Kazekage blicken zu müssen. „Tut mir wirklich leid, Baki-sensei. Das war keine Absicht!“, entschuldigte sich Matsuri peinlich berührt. „Ich gehe davon aus, dass du kein Attentat auf mich verrichten wolltest.“, erwiderte der stattliche Jonin und Matsuri konnte seinen Tonfall nicht deuten. War er nun amüsiert oder verärgert? Sie verharrte in gebeugter Haltung. „Nein, natürlich nicht, Baki-sensei.“ „Sehr gut. Und jetzt richte dich auf und erweise dem Kazekage den Respekt, der ihm zusteht. Es rühmt sich nicht ihn zu ignorieren.“ Matsuri war sich sicher, dass ihr Gesicht der Farbe einer Tomate glich. Beschämt richtete sie sich auf und wagte es kaum Gaara Sabakuno in die Augen zu sehen. Wie immer ließ sein Auftreten ihren Atem stocken und sein Anblick ihr Herz unwillkürlich schneller schlagen. Er sah traumhaft aus. Einfach traumhaft. Sein rotes Haar war von so satter Farbe, das Matsuri kaum noch andere wahrnahm – das grün seiner wunderschönen Augen ausgenommen. Seine wunderschönen Augen, die sie so ruhig und berechnend ansahen, dass sie am liebsten sofort tot umgefallen wäre. Und seine makellose, reine, glatte Haut, die jedem professionellen Model Konkurrenz hätte machen können. Matsuri wollte seufzen und schwärmen, doch sie hatte Bakis Anweisung nicht vergessen. Ihr Lächeln wurde breiter, ihr Herz klopfte schneller und sie verneigte sich tief. „Guten Morgen, Gaara. Ich hoffe, es geht dir gut.“ Baki schnappte empört nach Luft und Matsuri sah wieder auf, sah Gaara wieder an und starb tausend Tode, als sie das sanfte Lächeln auf seinem Gesicht sah, das Amüsement in seinen Augen, die Entspanntheit seiner Gestik und Mimik. Alles an ihm war anziehend, alles an ihm hätte sie Millionen dummer Dinge tun lassen. „Danke der Nachfrage.“, antwortete er in seiner melodischen Stimme, „Es geht mir ausgezeichnet.“ „Das freut mich.“ Baki sah entsetzt zwischen ihnen hin und her, doch die beiden ignorierten ihn geflissentlich. „Ich hoffe, dass ich dich später in meinem Büro erwarten darf.“ „Natürlich.“, strahlte Matsuri, „Ich werde pünktlich sein!“ Baki räusperte sich laut. „Du musst los, Mädchen!“, brummte er, „Wehe, du machst heute nur einen Fehler.“ Matsuri grinste und verneigte sich vor Baki. „Natürlich nicht, Baki-sensei.“, sagte sie förmlich, „Wir sehen uns bestimmt noch, bevor meine Schicht zu Ende ist.“ „Das nehme ich an.“, brummte Baki weiter, „Und jetzt los. Du hast einiges zu tun!“ „Ja. Bis später, Baki-sensei.“, verabschiedete sie sich, dann wandte sie sich noch einmal an den Kazekage, „Bis später, Gaara.“ Sie zischte fröhlich davon, voller Erwartung an das Treffen in wenigen Stunden, so versunken in ihre Euphorie, dass sie nicht bemerkte, dass sich der Sabakuno noch einmal nach ihr umwandte und ihr nachsah. Sein Lächeln schwand nicht, als er sich abwandte und Baki folgte. Owari~ Kapitel 8: Immer (Sakura x Sasuke) ---------------------------------- Immer Als ihr Handy klingelte, war Sakura heillos überfordert. In der einen Hand hielt sie vier kleine Einkaufstüten, in der anderen drei große. Ihre vibrierende Handtasche rutschte andauernd von ihrer Schulter auf ihren Arm, kollidierte mit den Tüten und drängte diese gegen und zwischen ihre Beine, sodass sie auf dem rutschigen Gehweg beinahe zu Fall gekommen wäre. Ihr langer, fester, dunkelroter Wintermantel verschaffte ihr nicht unbedingt mehr Bewegungsfreiheit und die warmen grauen Stiefel mit den Absätzen waren nicht die beste Schuhwahl gewesen, die sie heute Morgen hätte treffen können. Wenigstens hatte es aufgehört zu schneien, der Blizzard hatte Osaka aus seiner Umklammerung entlassen – zumindest vorläufig. Die Schneemassen der letzten Tage hatte die örtlichen Straßendienstunternehmen völlig unerwartet getroffen – Schnee im Winter war auch wirklich außergewöhnlich – und mit dem Auto in der Stadt oder in den umliegenden Gebieten voranzukommen war Selbstmord. Also hatte sich Sakura dazu entschlossen die öffentlichen Verkehrsmittel in Anspruch zu nehmen, doch mit diesem Entschluss war sie nicht die einzige Bewohnerin Osakas gewesen. Die U-Bahnen waren seit heute Früh gestopft voll und auch jetzt, am späten Nachmittag, hatte sich nichts daran geändert. Sakura hatte sich gerade die vereisten Stufen aus dem Untergrund hinauf auf die Straße gekämpft – was mit Einkaufstüten beladen eine echte Herausforderung dargestellt hatte, von den Gleichgewichtsproblemen einmal abgesehen. Jetzt stand sie auf einer weiteren überfüllten Einkaufsstraße und wusste nicht, ob und wie sie ihren Anruf entgegennehmen konnte. Der Klingelton war laut und durchdringend – und mit Rudolph, the red-nosed reindeer völlig weihnachtlich – und machte keinerlei Anstalten zu verstummen. Sakura stolperte zur Seite und atmete tief durch, dann stellte sie ihre Einkaufstüten ab und drückte sie mit ihren Beinen gegen ein Schaufenster. Hastig zog sie den Reißverschluss ihrer Handtasche auf und kramte nach ihrem Handy. Es vibrierte und trällerte vor sich hin und gerade in dem Moment, in dem sie es endlich zu fassen bekam und aus den Untiefen ihrer Tasche zog, verstummte es. Sakura stöhnte gequält, schlüpfte mit einer Hand aus ihren dünnen, weißen Handschuhen und aktivierte den Bildschirm. Ein Anruf in Abwesenheit. Baka. 17:03. Mit eisigen Fingern versuchte sie die Anrufliste aufzurufen. Kaum zog sie die Handschuhe aus, erfror sie. Manchmal hatte Sakura den starken Verdacht, dass The Day After Tomorrow schon längst zu Today geworden war. Anrufen. Sakura schob das Telefon unter ihre lockere, weiße Haube und hielt es fest an ihr Ohr. Der Lärmpegel um sie war zu groß für ein Gespräch. Es läutete dreimal, dann wurde abgehoben. „Sakura-chan!“, begrüßte sie Narutos muntere Stimme, „Ich habe dich gerade eben angerufen.“ „Ich hab’s gemerkt. Dein Timing war wie immer herausragend.“ „Oh? Tut mir leid. Was machst du denn gerade?“ „Weihnachtsshopping. Hardcore Weihnachtsshopping.“ Naruto lachte und Sakura hielt das Handy mit ihrer Schulter in Position, ehe sie ihren dünnen Handschuh wieder über ihre erfrorene Haut zog und die Hände aneinander rieb. Sie beobachtete ihren Atem, der als weißes Wölkchen in den Himmel stieg und lehnte sich anschließend an das Schaufenster. „Klingt anstrengend. Ich habe gehört, dass das Wetter in Osaka richtig, richtig scheiße ist?“ „Hmmm, nicht, wenn man auf Winter, Kälte und engen Körperkontakt mit Fremden in der U-Bahn steht. Ist es in Tokyo besser?“ „Eindeutig. Heute hatten wir sogar Sonnenschein. Das ist Winterwetter. Ich habe schon Angst vor meiner Rückreise nächste Woche. Ich erwarte eine Willkommensparty und Punsch. Bei dir.“ „Du bist erst seit zwei Tagen weg. Das hört sich so an, als hättest du ein Jahr im Ausland verbracht. Und dabei besuchst du nur gewissenhaft und völlig selbstlos deine Eltern zur Weihnachtszeit.“ „Hey, du reißt Witze über meine Liebe zu den Kochkünsten meiner Mutter. Meine Abwesenheit sollte einen Verlust für dich darstellen!“, empörte sich der Uzumaki. Sakura verdrehte ihre Augen und beobachtete die Menschen, die hektisch an ihr vorbeihasteten, manche noch beladener als sie selbst. „Ein großer Verlust. Rufst du deshalb an? Um dich bestätigt zu fühlen und mir zu erzählen, wie toll das Wetter in Tokyo ist?“ Naruto lachte erneut, doch die Belustigung schwand schnell aus seiner Stimme und er wurde ernst, zögerlich. „Ich wünschte es. Aber das ist nicht alles. Ich mache mir Sorgen um Teme-…“ „Interessiert mich nicht!“, fauchte Sakura beleidigt, „Er kann bleiben, wo der Pfeffer wächst!“ Ihr Stimmvolumen war binnen einer Sekunde in die Höhe geschossen und zwei kleine Kinder, die an der Hand ihrer Mutter gingen, sahen sie mit großen Augen an. Sakura schenkte ihnen ein gezwungenes Lächeln. „Schau, ich weiß, dass ihr gerade wieder ein großes Drama durchlebt, aber ich mache mir wirklich Sorgen.“, wiederholte Naruto ernst. Kein Hauch Belustigung drang an sie heran und Sakura wurde automatisch aufmerksamer, angespannter. „Warum? Was ist passiert?“ Naruto machte sich oft Sorgen um Sasuke, aber richtiger Ernst war selten dabei. Sie kannten sich ewig und Sasuke war kein Mensch, um den man sich ernsthaft kümmern musste. Zudem nahm Naruto das Leben meist locker und weniger ernst – Sorgen aus seinem Mund waren ernst. Sehr ernst. „Ich versuche ihn seit gestern Nachmittag zu erreichen, aber ich komme immer nur auf die Mailbox. Er hat nicht zurückgerufen. Klar, er hat viel zu tun und so weiter, aber normalerweise meldet er sich spätestens nach zwei Stunden. Ich habe es heute wieder versucht, aber er hat nichts von sich hören lassen.“ „Vielleicht hat er vor Weihnachten wirklich mehr zu tun.“, wandte Sakura ein, kaute auf ihrer Unterlippe. Sasuke hob selten sofort ab, doch er rief zurück. Immer, egal wie genervt oder wütend oder müde er war, weil er wusste, dass sie sich sonst Sorgen machten. „Ja, das habe ich anfangs auch gedacht. Aber ich habe vor ein paar Stunden bei ihm im Büro angerufen. Angeblich haben sie ihn dort seit zwei Tagen nicht gesehen.“ „Was?“, fragte Sakura überrumpelt, „Er war nicht arbeiten?“ Es gab absolut keinen triftigen Grund auf der Welt, warum Sasuke Uchiha nicht pünktlich um sieben Uhr morgens sein Büro betrat. Das hatte er oft genug deutlich gemacht. „Nein.“, bekräftigte Naruto nun eindeutig besorgt, hilflos, „Bei jedem anderen würde ich mich nicht weiter wundern, aber das ist einfach nicht Sasukes Art-…“ „Nein, das ist sie nicht.“, stimmte Sakura und fühlte ihren Körper erkalten, „Ich… ich besuche ihn. Ich werde zu ihm fahren.“ „Danke. Danke, Sakura-chan.“, sagte Naruto erleichtert, „Ich weiß, ihr habt einen Streit-…“ „Vergiss es.“, tat Sakura ab, „Ich fahre sofort zu ihm.“ Was zählte ihre dumme Kabbelei? Sie hatte seit drei Tagen nichts von Sasuke gehört, doch wenn sie beide stur waren, dann waren sie beide stur. Dass er nicht zur Arbeit gegangen war, beunruhigte Sakura zutiefst. „Okay. Melde dich, wenn du etwas weißt.“ „Klar. Bis später.“ „Bis später.“ Naruto legte auf und Sakura zog das Handy unter ihrer Haube hervor, schmiss es achtlos in ihre Tasche und schulterte sie erneut. Sie beugte sich zu ihren Einkaufstüten hinunter, hob sie hoch und machte sich hastig auf den Weg zurück in die U-Bahn. Erst dreißig Minuten später betrat sie erneut einen Gehweg und atmete tief durch. In den unterirdischen Waggons war es stickig, stickig und eng und ungemütlich gewesen, erst recht wenn man wie sie zweimal die Linie hatte wechseln müssen. Und zu guter Letzt noch mit der normalen Schnellbahn zu fahren hatte ihr den Rest gegeben. Nicht, dass Sasuke nicht wirklich phänomenal wohnte, aber ohne Auto war es eine Katastrophe zu ihm zu kommen – zumindest dann, wenn man mit Einkaufstüten beladen war. Jetzt stand ihr bloß noch ein Fußmarsch bevor und dann… ja, dann würde sie bei Sasukes Wohnhaus angekommen sein. Und dann würde sie weitersehen. Sakura war noch immer unruhig, als sie durch die Straßen spazierte. Die Hektik um sie herum war zwar nicht so präsent wie in den Einkaufscentren, aber hier in Osaka waren immer überall zu viele Leute. Normalerweise hatte Sakura damit kein Problem, aber sich ihre Gedanken drehten, bevorzugte sie Ruhe und Frieden. Sasuke war nicht zur Arbeit gegangen und hatte sich nicht bei Naruto gemeldet. Ihr Gehirn hatte hunderte verschiedene Gründe in Betracht gezogen, angefangen von simplem Verlegen des Telefons – obwohl Sasuke solche Fehler nicht unterliefen – bis hin zu lebensgefährlichen Unfällen, von denen sie einfach nichts erfahren hatte. Sakuras Finger schlossen sich fester um die Einkaufstüten und sie verfluchte sich für die Funkstille, die seit drei Tagen zwischen ihnen herrschte. Dann arbeitete Sasuke eben viel, dann hielt er eben nichts von Weihnachten, dann nervte ihn ihr Enthusiasmus, dann nervten ihn Lieder und Plätzchen und Geschenke. So war Sasuke eben. Er war nie wie alle anderen. Er war kein… sozialer Mensch. Er machte sich keine großen Gedanken um die Kleinigkeiten, die ihr Herz erwärmten. Sakura zweifelte nicht darin, dass er sie liebte, aber-… aber manchmal machte er ihr Leben schwer. Und manchmal konnte sie das nicht ertragen und manchmal brachte er das Fass zum Überlaufen und manchmal musste sie ihn anschreien und ihm Dinge vorwerfen, die ihn nie beschäftigt hatten und nie beschäftigen würden. Manchmal stritten sie und manchmal schrien sie sich an und manchmal fielen unschöne Worte, aber sie vertrugen sich immer und immer wieder, denn sie konnte nicht ohne einander leben – zumindest nicht mehr als eine Woche lang. Narutos Anruf hatte sie wahnsinnig gemacht. Was war passiert? Nach einigen Minuten hatte sie den hohen Gebäudekomplex erreicht und trat durch die Glastür ins Innere. Ein Wachmann nickte ihr zu – sie war oft genug hier gewesen um die Angestellten wie Sasuke sofort zu erkennen. Möglicherweise hätte sie von dem luxuriösen Appartementblock eingeschüchtert sein sollen, doch bei Sasuke war das nicht der Fall. Bei ihm war immer mehr gewesen und sie kannte ihn schon ihr Leben lang. Sakura zögerte kurz, trat dann aber an den Wachmann heran. Vielleicht hatte er mehr Informationen, wenngleich die junge Frau das bezweifelte. „Entschuldigung.“, begann sie, „Haben Sie Uchiha-san in den letzten beiden Tagen zu Gesicht bekommen?“ Der Wachmann überlegte kurz, dann schüttelte er seinen Kopf. „Nein. Ich habe Uchiha-san nicht zu Gesicht bekommen, aber vielleicht einer meiner Mitarbeiter. Wir wechseln uns alle drei Stunden ab.“ Sakura nickte, verneigte sich kurz und lächelte schwach. „In Ordnung. Danke.“ Der Wachmann erwiderte ihr Lächeln und öffnete anschließend die zweite Glastür, die zu den drei Aufzügen führte. Sakura trat hindurch und wenige Sekunden später drückte sie auf den Knopf, der den Lift ins Erdgeschoss zurückholte. Mittlerweile schwitzten ihre Hände und ihr Herz raste. Niemand hatte Sasuke gesehen. Niemand hatte mit ihm gesprochen. Er war nicht zur Arbeit gegangen. Das vertraute Pling des Aufzuges riss sie aus ihren angstvollen Gedanken und sie betrat die Kabine. 50igstes Stockwerk. Ganz oben. Sasuke wollte nicht, dass über ihm gepoltert wurde, wie er so locker ausdrückte. Auch das wunderte Sakura nicht weiter. Der Lift setzte sich in Bewegung und sie schoss in den Himmel hinauf, wenngleich die Fahrt nicht länger als eine halbe Minute dauerte. Dasselbe Pling ertönte und Sakura betrat mit ihren Einkaufstüten das letzte Stockwerk, auf dem sich nur zwei Wohnungen befanden. Und Sakura war so, so dankbar, dass sie eine Zugangskarte zu Sasukes Heiligtum besaß. Er hatte sie ihr unlängst überreicht, einfach so, weil er nichts auf Geburtstage oder Weihnachten gab – einfach so, weil er sie liebte und weil sie ein Teil seines Lebens war. Einfach so. Sakura stellte die Einkaufstüten neben der Fußmatte ab und begann in ihrer Tasche nach ihrem Portemonnaie zu kramen. Mit zitternden Fingern zog sie die Zugangskarte hervor und zögerte. Was, wenn etwas Schreckliches geschehen war? Großer Gott, sie konnte nicht ohne ihn leben. Sakura zog die Karte durch das hochmoderne Schloss und ein kleines Kontrolllicht sprang von Rot auf Grün. Sakura öffnete die Tür, griff nach den Tüten und betrat die Wohnung. Drinnen herrschte Totenstille und kein Licht brannte. Sasuke hatte sein Heim modern eingerichtet. Metall und Glas waren vorherrschend, Grau- und Stahltöne dominierten. Sakura gefiel das. Es passte zu seiner Persönlichkeit und sie selbst hatte kleine Details hinzugefügt, wie zum Beispiel die Blumenvase auf dem niedrigen, langen Tisch, der im Vorzimmer stand. Sakura stellte die Tüten beiseite und betrachtete die Blumen – sie ließen die Köpfe hängen, das Wasser war schal. Sasuke mochte das nicht. „Sasuke-kun?“, rief sie leise, doch sie erhielt keine Antwort. Kein Geräusch war zu vernehmen. Sakura schlüpfte aus ihrem Mantel und hängte ihn an einen der Kleiderhaken, die an einem Metallbrett an der Wand angebracht waren, dann schlüpfte sie aus ihren Stiefeln und stellte sie vor den Schuhkasten. Sie realisierte, dass Sasukes Schuhe ebenfalls hier standen. Ihr Herz raste und mit schnellen Schritten drang sie weiter in die Wohnung vor. Vom Vorzimmer aus zweigte rechts eine Tür in die Küche ab. Sakura öffnete sie lautlos und trat ein. Der Raum befand sich wie immer in tadellosem Zustand. Der Kühlschrank summte vertraut, das Weinlager war eingeschaltet, der Geschirrspüler halb geschlossen und ausgeräumt. Die Arbeitsflächen und das Waschbecken waren blitzblank geputzt, die hohen Barhocker standen in Reih und Glied an der großzügigen Kücheninsel. Der Obstkorb-… der Obstkorb stand zwar wie immer in der Mitte, doch zwei Orangen waren faul geworden. Das irritierte Sakura. Sasuke entsorgte verdorbenes Obst. Ihr Blick glitt von der Küche hinüber in den offenen, anschließenden Essbereich. Der Tisch und die Stühle waren von derselben Art, an der kahlen Wand hing ein großes Bild, das den schwarz-weiß skizzierten Fujiyama zeigte. An der hinteren Wand des Esszimmers prangte ein riesiges Fenster, das einen Ausblick auf die Skyline Osakas bot. Heute hatte Sakura keine Aufmerksamkeit dafür. Sie öffnete eine breite Schiebetür, die ins Wohnzimmer führte. Sasuke hatte keine richtige Tür gewollt, doch das Wohnbereich war vom Essbereich wenn erforderlich abzugrenzen – er hasste es, wenn sich Kochgerüche in der Wohnung ausbreiteten. Sakura schloss die Tür nicht ganz hinter sich, denn es bestand kein Grund dazu. Das Wohnzimmer war so verlassen wie der Rest des Appartements. Der Raum war großzügig geschnitten, eine Wand bestand bloß aus einer Glasfront. An der Wand rechts neben Sakura befand sich Designermobiliar, auf dünnen, robusten, kleinen Stehern, glatt und kühl. Die Konstruktion bot Platz für den großen Plasmafernseher, DVD-Player, die Stereoanlage, CDs und Bücher. Sasuke dachte praktisch. Gegenüber dieser Einrichtung stand eine riesige, L-förmige Bankgarnitur in Cremefarbe. Zwei kleine Kissen lagen in den Ecken – auf die hatte sie bestanden, nur um Akzente zu setzen. Sakura hatte gnädig zugestimmt. Ein Glastisch stand in der Mitte, erneut mit einem kleinen Obstkorb, dessen Inhalt dem Haltbarkeitsdatum gefährlich nahe kam. Hinter dem Sofa prangte an der kahlen Wand ein weiteres Bild, erneut eine schwarz-weiße Skizze, diesmal jedoch vom Kaiserpalast. Weit und breit keine Spur von Sasuke. Sakura verließ auch das Wohnzimmer und betrat einen kleinen Gang. Vorne rechts befand sich das Badezimmer. Die junge Haruno warf einen Blick hinein. Alles trocken, alles perfekt. Die Tür zur Toilette war unverschlossen, das Arbeitszimmer ebenfalls verlassen. Niemand da. Es blieb nur noch das Schlafzimmer, ganz hinten links. Er musste dort sein. Er musste. Die Tür war angelehnt und Sakura schob sie behutsam auf, steckte ihren Kopf hinein. „Sasuke-kun?“, fragte sie leise. Die Jalousien vor den Fenstern waren heruntergelassen, im Zimmer war es dunkel. Das große, breite Doppelbett war das vorherrschende Element in dem Raum. Sakuras Augen glitten durch den Schlafzimmer-… Und da war er. Er lag regungslos in seinem Bett, reagierte nicht auf ihr Auftauchen. Erleichterung flutete durch Sakuras Körper, so mächtig, dass sie automatisch das Zimmer betrat und auf ihn zuging. Für einen winzigen Moment lang war unwichtig, was los war, denn er war hier und sie konnte ihn sehen und mit ihm sprechen und reagieren. „Sasuke?“, fragte sie etwas lauter, doch wieder bekam sie keine Antwort. Die Sorge kehrte so plötzlich zurück, wie sie verschwunden war. Die Decke lag unordentlich über seinem Körper, sein Atem war schwer. Sakura ließ sich neben dem Bett auf die Knie fallen, tastete hastig nach seiner Hand. „Sasuke!“, sagte sie nachdrücklich. Sie fand seine Finger, seine warme Haut-… seine heiße Haut. Erkenntnis schoss durch ihren Körper, ließ ihr Herz stehen bleiben, ihre Gedanken aussetzen. Sie legte ihre Hand an seine Stirn – er glühte. Er verglühte. Erst jetzt bemerkte Sakura den seltsamen Geruch im Zimmer – Krankheit, Fieber. Wie lange lag er schon hier? Erst seit heute? Oder doch seit gestern? Es musste seit gestern sein. Er war schließlich nicht zur Arbeit gegangen. „Großer Gott, Sasuke.“, wisperte sie erschüttert, dann schlug sie die Bettdecke zurück, tastete über sein verschwitztes Oberteil. Wieso hatte er sich nicht gemeldet, wieso hatte er sie nicht angerufen, ihr nicht Bescheid gegeben? Wegen dem Streit? Wegen dem dummen, dummen Streit? Egal. Das konnten sie später klären. Sakura erhob sich, ging zu den Jalousien hinüber und zog sie nach oben, riss die Fenster sperrangelweit auf. Kälte stob ins Innere des Zimmers, vertrieb die stickige, kranke Luft. Sakura ging zu Sasuke zurück und zog das verschwitzte Shirt über seinen Kopf, schüttelte anschließend die Bettdecke auf und legte sie zurück über seinen brennenden Körper. Sie streichelte sanft durch sein Haar, dann verließ sie seine Seite und huschte lautlos aus dem Zimmer, ging zurück ins Bad und kramte in einem der Kästen nach Medikamenten. Sasuke war in diesem Punkt nur spärlich ausgestattet, doch sie fand ein paar Vitamine und Erkältungsmittel, ebenso ein Fieberthermometer. Sakura nahm ihren Fund mit in die Küche, zog aus einer der Laden ein Tablett und legte die Medikamente darauf ab. Anschließend holte sie ein großes Glas aus einem Regal, füllte es randvoll mit Wasser und stellte es auf das Tablett dazu, ehe sie eine Teekanne suchte, fand und mehr Wasser aufsetzte. Während es erhitzte, öffnete die junge Frau den Kühlschrank und betrachtete die Lebensmittel. Das meiste Fleisch war verdorben und sie warf es sofort weg, doch das Gemüse hatte sich gehalten. Ein wenig Hühnerfleisch fand sie im Gefrierfach, zusammen mit mehr Gemüse. Das war gut. Sie konnte eine ordentliche Suppe aufsetzen – später. Zuerst brauchte Sasuke Flüssigkeit. Zusätzlich füllte Sakura eine große Schale mit eisigem Wasser, stellte sie zu den vorbereiteten Sachen dazu. Zu guter Letzt pfiff der Teekessel. Sakura öffnete den Deckel, kramte in einem Regal nach Teepulver und gab zwei kleine Löffel in das heiße Wasser, nahm noch einen weiteren Becher und machte sich dann zurück auf den Weg ins Schlafzimmer. Leise stellte sie ihre Ausrüstung auf den Nachttisch, schob den digitalen Wecker etwas zur Seite und bemerkte so dort auch Sasukes Telefon, das aufgeregt blinkte. Sakura ignorierte es, ging zu den Fenstern hinüber und schloss sie wieder – genug gelüftet. Sie holte noch einen frischen Waschlappen aus dem Badezimmer und ließ sich Sekunden später neben Sasuke auf die Matratze sinken. Sie drehte das Nachtlicht auf, damit es nicht völlig dunkel war, und griff nach dem Fieberthermometer. Die Sekunden verstrichen quälend langsam, dann durchbrach das durchdringende Piepsen die Stille. Sakura warf einen Blick auf das Thermometer und seufzte leise. 39.4. „Dummkopf.“, flüsterte sie, legte ihre Hand schließlich auf seine Wange und streichelte sanft über die heiße Haut. Sasukes Wangen waren gerötet, der Rest seines Gesichts war bleich. Schweiß stand auf seiner Stirn, sein Atem war flach. Sakura tauchte den Waschlappen in die Wasserschüssel, dann strich sie langsam über seine heiße Haut. Sasuke zuckte instinktiv zusammen, doch sein Körper entspannte sich zusehends, je länger sie sein Gesicht kühlte. Sakura verlor ihr Zeitgefühl, doch als sie das nächste Mal einen kurzen Blick auf den Wecker auf dem Nachttisch warf, war eine halbe Stunde vergangen. Mittlerweile war es halb sieben. Sakura legte den Waschlappen in die Wasserschüssel und berührte mit ihren Fingern die Keramikkanne. Sie war noch immer heiß, doch hatte bestimmt ein paar Grad verloren. Gut so. Es war Zeit, dass Sasuke etwas zu sich nahm. „Sasuke-kun.“, sagte Sakura leise, streichelte sanft über seine Wange, „Sasuke-kun, wach auf.“ Sakura redete leise auf ihn ein, schüttelte ihn ganz, ganz sachte. Nur langsam schien er aus seinem Fieberschlaf zu sich zu kommen. Er blinzelte, doch das Nachtlicht ließ ihn zusammenzucken. Gequältes, leises Stöhnen verließ seinen Mund, als er seine Hand vor die Augen legte, sich zur Seite rollen wollte. „Sasuke-kun.“, versuchte Sakura seine Aufmerksamkeit zu erregen, „Du musst etwas trinken. Sofort.“ Ihre Stimme schien endlich zu ihm durchzudringen. „Sakura…?“, murmelte er, drehte sich schwerfällig wieder auf den Rücken und versuchte sie anzusehen, „Was-…“ „Ruhig.“, antwortete Sakura leise, lächelte matt, „Wir reden später. Jetzt musst du trinken. Ich helfe dir.“ Dass Sasuke nicht protestierte, war ein klares Zeichen, dass es ihm nicht gutging. Ein Uchiha Sasuke brauchte keine Hilfe, niemals. Sakura goss ein wenig Tee in den Becher, richtete Sasuke auf und hielt das Getränk an seine Lippen. Er nahm ein paar Schlucke und das reichte Sakura. „So, und jetzt musst du ein bisschen Medizin nehmen. Dann geht es dir bald besser.“, sagte sie leise und sie wiederholten die Prozedur komplikationslos. Sakura ließ Sasukes Kopf wieder auf das Kissen sinken. Er sah sie durch halbgeöffnete Augen an und sie schenkte ihm ein Lächeln, von dem sie sicher war, dass er es vergessen würde. Sasuke hob kraftlos seine Hand und Sakura ergriff sie sofort, schloss ihre Finger um seine. „Bleib…“, murmelte er kaum hörbar und seine Lider fielen über seine Augen. Sakura drückte einen Kuss auf seine Hand, lehnte sich vor und berührte mit ihren Lippen seine glühende Stirn. „Immer.“, wisperte sie, doch er war längst wieder eingeschlafen. Sakura ließ sich auf einen der Barhocker an der Kücheninsel sinken und scrollte durch die Kontakte ihres Telefons. Sie hatte Naruto versprochen sich zu melden. „Hey, Sakura.“, ertönte es nach nicht einmal zweimal Tuten in der Leitung. „Und?“ „Er ist zuhause und krank. Ich habe ihn im Schlafzimmer gefunden. Sein Fieber ist hoch und ich glaube nicht, dass er das Bett seit gestern verlassen hat.“ „Er ist so ein Idiot.“ „Das kannst du laut sagen.“, murmelte Sakura, „Warum hat er mich denn nicht angerufen? Er sollte doch wissen, dass ich für ihn alles stehen und liegen lassen würde!“ „So ist er aber nicht, Sakura-chan.“, hielt Naruto dagegen, „Du weißt doch, dass er keine Hilfe braucht.“ „Wenn wir nicht gestritten hätten, dann hätte ich eher bemerkt, dass etwas nicht in Ordnung ist.“ „Das konnte keiner wissen. Mach dich nicht fertig. Ihr hättet bloß gestritten, weil er sich nicht ins Bett hätte stecken lassen. Und jetzt ist bist du ja bei ihm, er ist bestimmt dankbar.“ „Tja, sonst würde er wohl sterben.“, brummte Sakura, klemmte das Telefon zwischen Ohr und Schulter und begann den Obstkorb auszusortieren. „So schlimm?“ „Ich weiß noch nicht. Ich habe ihm ein paar Vitamine und Erkältungsmedikamente gegeben. Ich hoffe, dass sie anschlagen.“ „Okay, das wird schon. Spätestens in drei Tagen ist er wieder auf den Beinen. Teme schmeißt so schnell nichts um.“, behauptete Naruto überzeugt, eindeutig erleichterter als noch bei ihrem Gespräch vor wenigen Stunden. „Gut, ich muss jetzt Schluss machen, Familienessen steht an. Überbringe Teme doch bitte meine besten Genesungswünsche. Wir hören uns.“ „Ist gut, bis dann, Baka.“ Sakura legte auf, warf die verdorbenen Früchte in den Mistkübel und ging anschließend zu Sasuke zurück. Sie ließ sich neben ihm auf das Doppelbett fallen, drehte sich auf die Seite und legte ihre Hand auf seine Stirn. Die Haut glühte noch immer, doch Sasukes Schlaf war ruhiger und entspannter. Das war ein gutes Zeichen. Sakura zog seine Bettdecke zurecht und beobachtete ihn – sie würde aufpassen. Immer. Der nächste Morgen kam schneller, als Sakura erwartet hatte – was vermutlich daran lag, dass sie irgendwann eingeschlafen war. Doch sie erwachte, weil die Matratze ruckelte. Im ersten Moment war die junge Haruno orientierungslos, aber dann kehrten die Erinnerungen an gestern Abend zurück. Sakura riss ihre Augen auf, kniff sie jedoch sofort wieder zusammen. Es war zu hell im Zimmer. Das musste wohl bedeuten, dass es schon später Vormittag war. Sakura blinzelte leicht, sah auf die Bettseite neben sich. Ihr verschlafener Blick wurde erwidert und sie war sofort hellwach. „Sasuke-kun.“, flüsterte sie, streckte ihre Hand nach ihm aus und legte sie auf seine Wange, fuhr weiter zu seiner Stirn. Warm, nicht mehr heiß. „Hey.“, antwortete der Uchiha leise und legte seine Hand schwerfällig auf ihre. Sakura umschloss seine Finger, rutschte dichter an ihn heran und hauchte einen Kuss auf seine Stirn. „Wie fühlst du dich?“ „Erschlagen.“, murmelte Sasuke, „Aber nicht mehr sterbend.“ „Idiot.“, wisperte Sakura, „Ich hab mir solche Sorgen gemacht! Ich habe nicht gewusst, was los ist, und dann liegst du einfach hier-…“ „Tut mir leid.“ Die junge Frau verstummte. Sie sahen sich einige Sekunden lang nur schweigend an, dann streichelte Sakura wieder sanft über sein Gesicht, strich verlorene Haarsträhnen zurück. „Schon okay.“, flüsterte sie, „Jetzt ist es in Ordnung. Ich bin ja da.“ Sasuke lächelte matt. „Ja. Kein Streit mehr.“ „Kein Streit mehr.“, wiederholte Sakura leise. Sie hätte stundenlang hier liegen können, doch das war falsch. Also rappelte sich die Haruno auf und realisierte erst dann, dass sie sich noch in ihrer Kleidung von gestern befand. Sie schob den Gedanken daran beiseite – sie würde sich dann umziehen, wenn sie Zeit dazu hatte. In Sasukes Kleiderschrank befanden sich auch ein paar ihrer Klamotten. Sakura schlüpfte aus dem Bett und spürte, dass ihr Sasukes Blick folgte. Sie huschte zu den Fenstern hinüber und riss sie wie gestern Abend sperrangelweit auf. Frische Luft war essenziell. Anschließend kehrte sie zurück an Sasukes Seite und grinste schief, griff nach der Decke. „Was-…?“ Sakura zog sie von seinem Körper, schüttelte sie auf und gerade als sich Gänsehaut auf Sasukes warmer Haut ausbreitete, legte sie sie wieder über ihn und packte ihn fest ein. „Schon vorbei.“, sagte sie, dann hauchte sie einen Kuss auf seine Stirn, „Hast du Lust auf Frühstück?“ „Nicht wirklich.“ „Du musst aber etwas zu dir nehmen.“, tadelte Sakura, „Tee?“ „Okay.“ Sakura lächelte, räumte die Medikamente vom Tablett auf dem Nachttisch und hob den Rest in die Höhe. „Ich komme gleich wieder.“ Der Rest des Vormittags verging im Flug. Mittags kochte Sakura eine warme Hühnersuppe und zu diesem Zeitpunkt verspürte Sasuke auch Hunger. Das war gut, das war ein eindeutiger Schritt zur Genesung – und die Medikamente zeigten ebenfalls Wirkung. Das Fieber war mit unter 38 Grad bloß noch erhöhte Temperatur, aber Sakura wollte nichts riskieren und schickte Sasuke nach seinem ausgiebigen Gang zur Toilette und ins Badezimmer prompt zurück ins Bett. Er nahm ihre Befehle widerstandslos entgegen, ein weiterer Grund sie ihm auch zu geben – wenn sie die Chance hatte ihn zur Erholung zwingen zu können, dann nutzte sie sie auch. Sasuke schlief schnell ein und Sakura entschied sich dazu Besorgungen zu machen. Sasuke würde bald wieder gesund sein und dann brauchte er ein paar Essensvorräte, die nicht bloß aus Karotten und Gurken bestanden. Sakura zog sich schnell frische Kleidung an, schlüpfte anschließend in ihren dunkelroten Wintermantel und ihre grauen Stiefel, setzte die weiße Haube auf und zog die weißen Handschuhe über. Ein schneller Griff nach der Handtasche und sie verließ das Appartement. Als sie die Wohnung eine gute Stunde später wieder betrat, war es bereits nach sechs Uhr abends. „Ich bin wieder da!“, rief sie, für den Fall der Fälle, dass Sasuke aufgewacht war. Sakura transportierte die Einkaufstüten vom Vorzimmer in die Küche und wäre beinahe in den Uchiha gekracht. „Sasuke?“, fragte sie irritiert und hievte ihre Einkäufe auf die Kücheninsel, „Warum liegst du nicht im Bett?“ „Ich habe Fieber gemessen.“, antwortete Sasuke und ließ sich langsam auf einen der Barhocker sinken, „Unter 37. Und es ist Abend. Ich bin geheilt.“ Sakura runzelte ihre Stirn und trat an ihn heran. „Mister Ich-bin-geheilt hätte sich aber ruhig ein Ich-will-auch-gesund-bleiben T-Shirt anziehen können, anstatt halb nackt in der Küche herumzusitzen.“ Sie legte eine Hand auf Sasukes Stirn. Eindeutig nicht mehr heiß, doch sie blieb skeptisch. „Sag nicht, das würde dich stören.“, bemerkte Sasuke süffisant, aber auch darauf ging Sakura nicht ein. Natürlich störte sie sich keinesfalls an seinem Anblick, aber sie hatte seinen gestrigen Zustand nur zu gut in Erinnerung. „Du solltest dich weiter ausruhen.“, sagte sie, legte ihre Hände auf seine Brust und streichelte sanft über die Haut, sah Sasuke mit großen Augen an. „Bitte.“ Sasuke seufzte und fuhr sich durch sein Haar. „Ich muss wieder zu Kräften kommen. Ich kann nicht tagelang hier herumliegen und nichts tun.“ „Doch, genau das kannst du. Und genau das sollst du.“, hielt Sakura dagegen, „Du bist krank.“ „Ich war krank.“ „Niemand ist binnen 24 Stunden gesund, wenn er so beisammen war wie du gestern! Und vorgestern! Du hast auf keinen von Narutos Anrufen reagiert, du warst nicht einmal arbeiten!“ „Ganz genau.“, sagte Sasuke ungerührt, „Ich kann die Firma nicht alleine lassen.“ Sakura biss sich auf die Unterlippe und wandte ihren Blick von seinen unnachgiebigen Augen ab. Sie wollte nicht erneut wegen der Arbeit streiten. Sie wollte nicht diskutieren. Heute Morgen hatte er ihr keinen Streit versprochen, aber-… „Die Firma ist kein Lebewesen.“, sagte sie leise, „Sie ist ein Platz, an dem andere Menschen arbeiten, die dich vertreten können.“ „Aber sie müssen mich nicht vertreten. Es geht mir gut.“, entgegnete Sasuke ungerührt, „Und die Firma ist nicht nur ein Ort. Du weißt, wie viel sie mir bedeutet.“ Sakura ließ von Sasuke ab und ging zu ihren Einkäufen hinüber. Sie räumte sie aus, begann sie anschließend in den Kühlschrank und in Regale einzuordnen. „Ja.“, antwortete sie leise, „Die Firma bedeutet dir mehr als ich.“ „Das-…“, brauste Sasuke auf, aber Sakura unterbrach ihn mit einem Kopfschütteln. „Dazu will ich keine Rechtfertigung hören. Wenn du deinen Job mehr liebst, muss ich das akzeptieren. Aber ich finde es schrecklich, unglaublich schrecklich, dass du die Firma über deine Gesundheit stellst. Und deshalb bitte ich dich, ich flehe dich an, zurück ins Bett zu gehen. Ich bringe dir noch etwas zu essen und zu trinken.“ Sakura drehte sich nicht zu Sasuke um, als sie den Kühlschrank schloss und begann die Lebensmittel, die sie nicht eingeräumt hatte, auszupacken. Ihr Freund sagte kein Wort, doch er erhob sich und verließ die Küche. Sakura seufzte und ballte ihre Hände zu Fäusten. War es verwerflich, dass er ihr krank und gebrechlich und schwach manchmal so viel lieber war? Eine gute halbe Stunde später hatte Sakura jeglichen Zorn und jegliche Enttäuschung heruntergeschluckt, gab frisch gekochten Reis in eine große Schüssel und goss Gemüse und ein wenig Saft darüber. Zusammen mit Stäbchen und einem großen Glas Wasser stellte sie alles auf das Tablett und kehrte ins Schlafzimmer zurück. Sasuke lag tatsächlich brav in seinem Bett – sie hatte daran gezweifelt – und sah an die Zimmerdecke. Sakura stellte das Tablett ab und blieb unentschlossen neben ihm stehen. „Hier.“, sagte sie schließlich, „Du solltest wirklich etwas essen. Und ich-… ich werde im Wohnzimmer ein wenig fernsehen-…“ Sasuke sah sie völlig unerwartet an, griff nach ihrer Hand und riss sie zu ihm hinunter. Sakura war zu geschockt um zu schreien, als sie plötzlich auf dem Uchiha lag. Ihr perplexer Gesichtsausdruck entlockte ihm ein flüchtiges Lächeln, doch er schob sie neben sich und die kurze Regung verschwand. „Denkst du tatsächlich, ich liebe die Firma mehr als dich?“, fragte er ernst. Sakura wandte ihren Blick ab, doch Sasuke griff nach ihrer Hand, umschloss sie fest, „Das stimmt nicht. Du täuschst dich, Sakura.“ Sie wollte nicht darüber sprechen, nicht jetzt – aber Sasuke wollte noch weniger darüber reden, das wusste sie. Er begann das Gespräch. Wenn sie es jetzt abblockte, dann-… „Ach ja?“, fragte sie also, griff nach ihrem Kopfpolster und umklammerte ihn mit ihren Armen, „Das Gefühl habe ich nicht.“ „Das tut mir leid.“ „Das macht aber nichts besser.“ Sasuke drehte sich auf die Seite und sah sie direkt an, streckte seine Hand nach der ihren aus. Sakura blockte ihn nicht ab, doch sie erwiderte seine Berührung nicht mehr als notwendig war. „Was macht es besser?“, fragte er ernst. „Hör auf zu arbeiten.“, sagte Sakura unverblümt und erntete bitteres Lachen. „Das ist nicht dein Ernst. Ich kann nicht aufhören zu arbeiten.“ „Dann tritt kürzer. Sei manchmal früher bei mir. Bleib zuhause, wenn du krank bist.“ „Manchmal ist das nicht möglich-…“ „Nicht einmal für mich?“, fragte Sakura, verflocht ihre Finger nun doch mit Sasukes, drückte seine Hand mit ihrer gegen das Kissen. Sie hatte das Gefühl ihn zu verlieren und ihn nicht halten zu können. „Bitte. Du musst mich nicht so sehr lieben-…“ „Hör auf, das zu sagen!“, fuhr Sasuke dazwischen. Sakura zuckte zusammen, wollte ihm ihre Hand entziehen, doch das ließ er nicht zu. „Soll ich aufhören zu arbeiten? Soll ich die Firma aufgeben? Ich würde das für dich tun, aber ich wünschte, du würdest es nicht verlangen.“ Sakura schwieg und betrachtete Sasuke lange. Sein Atem ging schneller, sein Blick war mehr als durchdringend. Er meinte ernst, was er sagte, aber-… „Wirklich?“, fiepte sie und erntete ein abfälliges Augenrollen. „Ja. Wirklich.“ „Wirklich wirklich?“ „Sakura.“, drohte Sasuke, seufzte dann aber tief, „Wirklich wirklich. Muss ich dir wirklich alles beweisen, nachdem ich beinahe gestorben wäre?“ „Daran warst du selbst schuld.“, konterte Sakura, „Du hättest mich anrufen können!“ „Ich dachte nicht, dass ich an etwas Schnupfen und ein bisschen Halsweh sterben könnte.“, tat Sasuke ab und zog Sakura das Kissen aus den Armen. Er rutschte näher an sie heran und sie wehrte sich nicht, denn seine Nähe war niemals selbstverständlich. Sie würde nie selbstverständlich sein. „Du bist dumm.“, flüsterte Sakura und drängte sich an ihn, stellte fest, dass er auf sie gehört und sich ein T-Shirt angezogen hatte. „Nein. Du bist dumm, Sakura. Sehr, sehr dumm. Als ob mir irgendetwas mehr bedeuten könnte als du. Es gibt bloß Dinge, die ich ebenfalls liebe. Nicht so sehr, aber doch.“ „Ich weiß.“, flüsterte Sakura, „Tut mir leid. Wir werden nie mehr deshalb streiten.“ „Okay.“, murmelte Sasuke, „Das ist gut. Ich habe übrigens ein Weihnachtsgeschenk für dich besorgt. Möchtest du es jetzt schon haben?“ Sakura sah Sasuke einen Moment lang sprachlos an, dann schüttelte sie aber entschieden ihren Kopf. „Nein. Es ist ein Weihnachtsgeschenk. Weihnachten ist erst in ein paar Tagen. Also darf man davor auch keine Geschenke öffnen.“, erklärte sie weise und entlockte dem Uchiha ein Schmunzeln. „Hier riecht es gut.“, wechselte er dann weniger galant das Thema. Sakura setzte sich auf und zog Sasuke ebenfalls in die Höhe. „Ich habe dir etwas gekocht.“, sie lehnte sich über ihn hinweg zum Nachtkästchen und hob die Reisschüssel und die Stäbchen vom Tablett. Sie drückte Sasuke beides in die Hand. „Du musst nicht alles essen. Nur ein bisschen. Das ist wichtig.“ „Jaja.“, brummelte der Uchiha, wehrte sich aber nicht gegen ihre Belehrungen und begann langsam zu essen. Sakura beobachtete ihn zufrieden, stahl sich ab und an einen Bissen von seinen Stäbchen und fühlte sich gut. Schließlich stellte Sasuke die Schüssel jedoch zur Seite und seufzte tief, ließ sich wieder auf das Kissen sinken. Sakura schlüpfte neben ihm unter die Decke, nachdem sie sich diesmal Nachtgewand angezogen hatte, und der Uchiha drehte sich zur Seite. Er legte erschöpft einen Arm um Sakura und zog sie näher an sich. „Ich bin müde.“, sagte er leise. Die junge Frau nickte und fühlte seine Temperatur. „Du bist schon wieder ein bisschen warm.“, antwortete sie leise, „Bestimmt, weil du eben gegessen hast und Essen anstrengend ist. Und weil du dich vorhin aufgeregt hast. Stress ist schlecht. Stress macht dich nur krank. Deshalb will ich, dass du dich öfter entspannst. Okay?“ „Okay…“, erwiderte Sasuke brav. „Sehr schön.“, Sakura schmiegte sich an Sasuke, „Und du musst morgen unbedingt Naruto zurückrufen. Ich habe gestern noch mit ihm telefoniert – gute Besserung übrigens – und er hat sich wirklich Sorgen gemacht. Und morgen gehen wir zusammen duschen-…“ Weiter kam sie nicht, denn Sasuke hatte seine Lippen mit ihren verschlossen, ganz kurz, ganz fest. Sakura schwieg, als er sich wieder von ihr löste. „Ruhig.“, murmelte er, „Schlafen.“ „Okay.“, wisperte Sakura und streichelte über seine warme Wange, „Dann schlaf.“ Sasuke lächelte schwach. „Bleib.“, flüsterte er, sein Atem wurde ruhiger. Sakura hauchte einen letzten Kuss auf seine Stirn, zog die Decke sorgfältig über ihn. „Immer.“, hauchte sie ihm zu. Drei Tage später war Sasuke völlig genesen, stand vor dem Spiegel und richtete sein Jackett. Sakura trat vor ihn, legte eine passende Krawatte um seinen Hals und band sie geschickt. „Gut so?“, fragte sie schief lächelnd und Sasuke beobachtete Sakuras Handwerk. Er nickte. „Passabel.“ „Danke. Los. Du kommst zu spät. Und wenn du zu spät kommst, dann musst du länger arbeiten.“, Sakura schnappte sich Sasukes Hand und zog ihn aus dem Schlafzimmer durch die Wohnung hin zum Eingangsbereich. Dort stellte sie sich auf die Zehenspitzen und hauchte einen Kuss auf die Lippen des Uchihas. Er drückte sie kurz an sich, dann ließ er von ihr ab und griff nach seinen dunkelgrauen Mantel, schlüpfte geschmeidig hinein und widmete sich anschließend seinen Schuhen. „Und du fühlst dich wirklich gesund?“, fragte Sakura ein allerletztes Mal, als sie ihm seinen Aktenkoffer reichte, „Übermorgen ist Weihnachten. Ich will nicht, dass du einen Rückfall hast.“ Sasuke schmunzelte. „Es geht mir gut.“, versicherte er ihr, zog sie zu einem weiteren letzten Kuss an sich, „Wir sehen uns heute früher. Bist du abends hier?“ „Wenn du willst.“ „Auf die Frage antworte ich nicht.“ „Gut.“, Sakura lächelte, dann klopfte sie auf seine Brust und drängte ihn zur Tür. „Geh, Workaholic.“ „Ach ja.“, Sasuke grinste, weil er seinen Aufbruch ein weiteres Mal herauszögerte, „Bist du sicher, dass du dein Weihnachtsgeschenk noch nicht haben möchtest?“ Sakura verdrehte ihre Augen und stemmte ihre Hände in die Hüften. „Ich bin mir absolut sicher. Und jetzt verschwinde, Uchiha!“, polterte sie theatralisch, entlockte Sasuke ein Lächeln – und dann verschwand er tatsächlich. Sakura sah ihm nach, bis er im Aufzug verschwunden war, dann schloss sie gewissenhaft die Eingangstür. Ihr Blick fiel auf die Einkaufstüten, die sie all die Tage hier bei Sasuke hatte stehen lassen. Ob er wohl neugierig geworden war? Nein, bestimmt nicht. Sakura seufzte tief, packte die Tüten und trug sie ins Wohnzimmer. Es war Zeit, die Geschenke einzupacken. Geschenke… Sakuras Gedanken glitten zurück zu Sasuke, als sie sich auf die weiche Couch fallen ließ und ihre Augen zur Skyline Osakas huschten. Sasuke hatte bestimmt nur eine Kleinigkeit besorgt, weil sie weihnachtsfanatisch war und weil er sie wirklich, wirklich liebte und ihr eine Freude machen wollte. Sakura lächelte und begann glücklich vor sich hin zu summen, als sie neues Geschenkpapier aus einer der Tüten zog. Weihnachten konnte kommen. Uchiha Sasuke lehnte im Fahrstuhl an der Wand und ließ seine Hand in die Innentasche seines Mantels gleiten. Er mochte Weihnachten nicht. Krampfhafter Frieden war kein Frieden, sondern Heuchelei, an einen Gott glaubte er nicht und Geschenke zu kaufen war anstrengend. Er tat dieses Jahr bloß Sakura den Gefallen mit seinem Präsent zu warten, weil sie Weihnachten liebte, weil sie gerne einkaufte, weil sie gerne überrascht wurde, weil sie vor Liebe überschäumte und er sie gerne so sah… und weil sie verdient hatte, dass er ihr Wünsche erfüllte. Niemand hatte sich jemals so um ihn gekümmert, wie sie das tat. Niemand. Sasukes Finger bekamen die kleine, samtene Schatulle zu fassen und er zog sie aus der Innentasche hervor. Locker öffnete er sie mit seinem Daumen und betrachtete den schlichten Silberring mit geschickt eingebetteten Diamanten versunken. Nein, er musste nicht auf Weihnachten warten um eine Gelegenheit zu finden, ihr diesen Ring zu schenken und sie für immer an sich zu binden, um ihr ein für alle Mal zu beweisen, dass sie das Allerwichtigste in seinem Leben war. Als der Fahrstuhl mit einem Pling im Erdgeschoss hielt, klappte Sasuke die Schatulle zu und lächelte. Er tat so viel nur für sie. Weihnachten konnte kommen. Owari~ Frohe Weihnachten... Kapitel 9: Gewitter (Itachi; Sasuke) ------------------------------------ Gewitter Laut prasselte der Regen auf das Flachdach des Anwesens und ließ ein monotones Geräusch in den Zimmern und Gängen widerhallen. Lose Fensterläden schlugen gegen die Außenwände, als zornige Windböen am Haus rüttelten und von mächtigem, dröhnendem Donner begleitet wurden. Blitze zuckten willkürlich über den Himmel, ließen das Zimmer im Sekundentakt hell aufleuchten. Itachi schlief nie, wenn es gewitterte. Die Geräusche faszinierten ihn. Er liebte die Wildheit der Natur, die sich nachts noch viel allmächtiger anhörte als tagsüber. Er mochte das Gefühl klein und unbedeutend zu sein, machtlos gegenüber all dem, was die Welt für ihn bereithielt. Druck und Erwartungen hatten ihn vom ersten Schritt an begleitet und nur in Nächten wie diesen hatte er das Gefühl damit umgehen zu können. Nur in Nächten wie diesen wusste er, was getan werden musste um das natürliche Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Er liebte Gewitter und er hieß sie willkommen. Seine Gedanken tobten mit ihnen und wenn sich der Sturm legte und der Donner verstummte, so war sein Verstand klarer und ruhiger als zuvor. Der junge Uchiha lag in seinem Bett und betrachtete versunken die Zimmerdecke, in der mehrere kleine, winzige Löcher klafften. Seine Finger schlossen sich um das kalte Metall des Kunais, dann spannte er seinen Arm an und warf. Ein dumpfes Geräusch ertönte, als sich die Spitze in die Decke bohrte. Es donnerte. Itachi lächelte, das Wurfmesser löste sich und sauste gefährlich auf sein Gesicht zu, doch der Junge fing es locker ab. Sekunden verstrichen, in denen er nur lauschte. Dann warf er erneut und das Gewitter entlud sich heftig und unaufhaltsam. Seine Zimmertür wurde langsam aufgeschoben und Itachis Lächeln wurde breiter. Er fing das Kunai ab und legte es unter sein Kopfkissen, dann drehte er seinen Kopf zu seinem kleinen Bruder, der zögerlich im Spalt zwischen Zimmer und Gang stand. „Komm.“, sagte Itachi leise und beim nächsten Donner stob Sasuke ins Zimmer, zog die Tür hinter sich zu und flüchtete zum Bett seines großen Bruders. Er hielt einen großen Teddybär fest an sich gedrückt und zitterte am ganzen Körper. Stumme Tränen quollen aus seinen Augen. Itachi setzte sich auf, beugte sich zu dem kleinen Jungen und hob ihn ins Bett, drückte ihn sanft auf die Matratze und zog die Bettdecke über ihn. Sasuke schniefte und wischte über sein nasses Gesicht. Itachi ließ sich neben ihn sinken und sein kleiner Bruder drängte sich in seine Arme, kuschelte sich an seinen Körper und zitterte. „Gewitter können dir nicht wehtun, Sasuke.“, sagte der ältere Uchiha leise, „Alles ist gut.“ „Nur wenn du da bist.“, krächzte der Junge, „Du beschützt mich.“ „Natürlich.“ Es war völlig ausgeschlossen Sasuke nicht zu beschützen. Es gab niemanden sonst, der dazu in der Lage war. Ihre Mutter wurde von Fugaku beeinflusst und Fugaku tolerierte keine Schwäche. Außerdem war er mit… anderem beschäftigt. Mikoto mochte stark und durchsetzungsfähig sein wenn die Sonne aufging, aber nachts konnte sie ihren Jüngsten nicht beschützen und behüten. Bloß sein Schutz war allumfassend. „Wird es noch lange dauern?“, erkundigte sich Sasuke verängstigt. Itachi streichelte langsam über seinen Rücken. „Nein. Wenn es am lautesten ist, ist es bald vorbei.“ „Das kannst du nicht sicher wissen.“, wisperte Sasuke, doch Itachi schmunzelte. „Vor der Dämmerung ist die Nacht am schwärzesten. So verhält es sich mit allen Dingen.“ „Versprochen?“ „Versprochen.“ Sasuke nickte sachte, fuhr sich wieder über sein nasses Gesicht und atmete dann tief durch. Er wuselte sich aus Itachis Armen, drückte den Bären aber fester an seinen Körper und wartete gebannt auf den nächsten Donner, rührte sich keinen Millimeter, als das Krachen die Erde erschütterte. Itachi lächelte und legte seine Hand auf Sasukes. Sie lagen schweigend da, bis das Gewitter abgeklungen war. Itachi streichelte über Sasukes Wange, wischte die letzten Tränenspuren von seiner Haut. Der kleine Junge ließ es willig geschehen und beobachtete seinen Bruder mit großen, dunklen Augen. „Hast du vor gar nichts Angst, Nii-san?“, fragte er leise und ehrfürchtig. Itachi war von dieser Frage überrascht, schüttelte jedoch lächelnd seinen Kopf. „Doch. Natürlich habe ich Angst.“, antwortete er genauso leise. „Wovor?“, hauchte Sasuke fasziniert. „Vor der Dunkelheit.“ Der kleine Uchiha drückte seinen Teddybär unwillkürlich fest an sich. Seine Augen weiteten sich. „Ich auch!“, wisperte er aufgeregt, „Vor allem dann, wenn du nicht da bist.“ Itachi zog die Bettdecke ordentlich über Sasukes schmalem Körper zurecht, fuhr durch sein unordentliches Haar und rutschte näher an ihn. Sein kleiner Bruder kuschelte sich an ihn und seufzte leise, erschöpft. „Du solltest schlafen, Sasuke.“, schlug Itachi sanft vor, „Morgen ist es wieder hell.“ „Ich möchte aber mit dir reden.“, murmelte der Zwerg, „Morgen bist du wieder auf Mission und weg.“ „Ich komme wieder.“ „Versprochen?“ Itachi sah Sasuke verwundert an. „Natürlich. Warum sollte ich nicht wiederkommen?“ „Weiß nicht.“, nuschelte der Kleine, drückte seinen Teddy fest an sich, „Weißt du was?“ „Hm?“ „Ich habe noch viel größere Angst, dass du weggehst und mich alleine lässt.“ Itachi betrachtete seinen kleinen Bruder sanft, strich wieder durch sein Haar. Er war so unschuldig und zerbrechlich. Er musste beschützt werden. Das war seine Aufgabe. Er war der große Bruder und er würde Sasuke vor all dem Übel bewahren, das dort draußen auf ihn lauerte. Und das größte von allen war die Dunkelheit. „Ich werde immer bei dir sein, Otouto.“, flüsterte Itachi, „Und jetzt schlaf. Morgen ist es hell und ich werde hier sein. Dann musst du keine Angst mehr haben. Ich liebe dich sehr, Sasuke.“ „Und ich liebe dich, Nii-san. Mehr als Tomaten.“, flüsterte der kleine Uchiha aufrichtig, gähnte und schloss erschöpft seine Augen, kuschelte sich tiefer in die Decke und an seinen Bruder. Itachi schloss einen Arm um seinen Körper, wartete, bis er ruhig und sicher eingeschlafen war. Dann sah er weiterhin in die Dunkelheit und lauschte dem stetigen Regen. Jahre später Gleißende Blitze zuckten über den Himmel und erhellten seine kleine Kammer, ehe krachender Donner die Wände und den Boden erzittern ließ. Sasuke lag in seinem Bett und regte sich nicht, sah emotionslos aus dem Fenster, an dessen Scheibe tausende kleine Wassertropfen hinabperlten. Das Gewitter tobte und vernichtete, war gewaltvoll und übermächtig. Genauso würde seine Rache sein. Niederschmetternd. Zerstörerisch. Unaufhaltsam. Sein Bruder war tot. Fort. Gestorben. Möglicherweise für den Frieden. Möglicherweise für Konoha. Völlig sicher für ihn. Irgendjemand musste bezahlen, damit es aufhörte wehzutun. Ein gewaltiges Donnern zerriss die Luft und Sasuke schloss seine Augen, bewegte sich nicht und wartete darauf, dass das Gewitter vorüberzog und nur noch in seinem Inneren weitertobte. Er gab sich der Dunkelheit und Schwärze der Nacht hin, lauschte und sank anschließend in leichten Halbschlaf. Als er am nächsten Morgen erwachte und die Augen aufschlug, wurde es nicht hell. Owari~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)