The Brightest Star von Miasma (Mohatu's Pride) ================================================================================ Prolog: Veränderung ------------------- Hey! So, dies ist das erste Kapitel bzw. der Prolog. Ich habe schon besseres geschrieben, aber bevor ich es noch schlechter werden lasse, indem ich es ständig bearbeite, habe ich es letztendlich so gelassen, wie es war. Ich hoffe, es gefällt euch.^^ Viel Spaß! __________________________________________________________________________ Es war noch dunkel. Doch bald schon würde diese so schwarze und kühle Nacht weichen und einem neuen Morgen Platz machen, der Licht und Wärme bringen würde. Die Tiere der Nacht würden ihre verborgenen Schlupfwinkel aufsuchen, um den Tag über zu schlafen und die Tiere des Tages würden allesamt erwachen und ihren alltäglichen Beschäftigungen nachgehen und erst bei Einbruch des Abends schlafen gehen, um dann von den Tieren der Nacht wieder abgelöst zu werden. Auch heute würden wieder Tiere sterben, gerissen werden von Raubtieren oder ebenjene starben bei der Jagd. Doch auch neues Leben würde geboren werden, Fleisch- und Pflanzenfresser, Tiere, die heranwachsen würden und eines Tages auch auf die Jagd gehen oder vor anderen Raubtieren fliehen würden. Ein ewiger Kreislauf des Lebens, so war es schon immer gewesen und so würde es immer sein. Die Gnus, die Zebras, die Antilopen, die Elefanten, die Coyoten und die Nilpferde, die Nashörner, die Leoparden, die Fenneks und die Geparden, die Affen, die Geier und die Löwen. Sie alle würden schon bald ihre Augen öffnen und in den neuen Tag schreiten und alles wäre wie immer. Nun...Vielleicht nicht alles. Etwas war anders, der neue Morgen würde einer Veränderung mit sich bringen, die es in der langen Zeit, in der dieses wunderbare strahlende und fruchtbare Fleckchen Erde schon bestand, so noch nicht gegeben hatte. Diese Veränderung betraf vor allem die Löwen, aber auch die anderen Tiere im Geweihten Land. Langsam wich die Nacht, doch das Licht der aufgehenden Sonne blieb hinter dichten Wolkenbergen verborgen, weshalb das Land in einem leichten Dämmer blieb. All die Tiere, die im Geweihten Land lebten, erwachten schließlich alle aus ihrem nächtlichen Schlummer. Schon jetzt spürte jeder hier, dass etwas vor sich ging, was es so noch niemals gegeben hatte, dass eine großartige Veränderung sich anbahnte, die man so schnell nicht mehr vergessen würde, nicht vergessen konnte. Die meisten Tiere, ja, vielleicht sogar alle, wussten von dieser Veränderung oder hatten zumindest eine vage Ahnung davon, denn schon Tage zuvor waren der Löwe und die Löwin, die es sich – ungefragt - zur Aufgabe gemacht hatten über das Geweihte Land zu herrschen, dort überall umher stolziert, hatten sich mit den Tieren unterhalten und ihnen allen jene frohe Botschaft übermittelt, die doch ein Grund zur Freude sein sollte, auch wenn nicht wenige der Tiere ein ziemlich ungutes Gefühl bei der Sache hatten. Der Grund der Aufregung, das Wunderbare, die Veränderung war ein Löwenjunges, welches schon bald geboren werden sollte. Die Tochter oder der Sohn des Herrscherpaares wäre dann der erste Erbe des Thrones, den es je gegeben hatte, denn die beiden Löwen waren die ersten, die über das schöne Land herrschten und erstaunlicherweise – die wenigsten Tiere hatten dies erwartet – machten sie ihre Sache ziemlich gut, denn auch wenn die meisten Tiere wahrlich wenig von den Herrschern hielten, so mussten sie sich innerlich eingestehen, dass seitdem alles ein wenig friedlicher im Lande ablief, was aber nicht gar bedeuten sollte, dass sie einverstanden waren mit dieser Herrschaft, die doch letztendlich mehr einschränkte, als dass sie half. Und nun sollte es also einen Erben oder eine Erbin geben. Zum einen vielleicht ein Grund zur Freude, zumindest für die Löwen, denn es sicherte den Fortbestand der königlichen Familie. Andererseits bereitete ebenjene Tatsache so manch einem Zebra, Gnu oder Affen Unbehagen, war den meisten von ihnen die Herrschaft der Löwen doch ohnehin zuwider. Zu wissen, dass jene Tiere, die ein Herdenmitglied bisweilen rissen, über einen herrschten und das vielleicht über Generationen hinweg, war natürlich nicht das, was die anderen Tiere sich unter dem, was man Gerechtigkeit nannte, vorstellten, zumal sie für sich in dieser Herrschaft keinerlei Vorteile, sondern lediglich Nachteile sahen, wenn man mal davon absah, dass das Leben, seitdem die Löwen herrschten, in geordneteren Bahnen verlief; aber auch das hießen nicht alle gut. Die anderen etwas größeren Tiere des Geweihten Landes hatten zwar auch zweigespaltene Gefühle, machten sich aber nicht derlei Sorgen wie die kleineren Tiere, wie zum Beispiel die Zebras, die ja nicht nur die Löwen, sondern auch Leoparden und Geparden fürchten mussten. Elefanten, Nilpferde und andere Raubtiere brauchten sich vor den Löwen zumindest nicht in dem Sinne zu ängstigen, dass sie etwa als Beute enden könnten, doch letztere waren rasend eifersüchtig auf diese dreiste Vorherrschaft der Löwen. Wofür hielten sich die Löwen, dass sie sich einfach zur Herrschaft aufschwangen? Dachten sie etwa, sie seien etwas Besseres? Viele Tiere störte diese Tatsache. Doch merkwürdigerweise hatte auch noch niemand gewagt, sie daran zu hindern. Letztlich fand man sich damit ab. Und nun war es also soweit. Das Löwenjunge schien geboren. Da dies das erste Mal war, dass so etwas geschah, wusste zunächst keines der Tiere so genau, was denn nun zu tun war. Sollten sie einfach abwarten, was als nächstes geschehen würde? Irgendwann dann schien sich eines der Tiere zu etwas entschlossen zu haben – es lief zu dem riesigen, in den Himmel ragenden Felsen, welchen man schon von weitem deutlich sehen konnte und der der Königsfamilie als Zuhause diente und deshalb von allen einfach nur Königsfelsen genannt wurde, von den Löwen selbst aber wurde er als Heimatfelsen bezeichnet. Ein anderes unentschlossenes Tier war dem ersten wohl mangels einer besseren Alternative gefolgt , wieder ein anderes hielt sich an dieses und so ging es immer weiter, bis schließlich fast alle Tiere auf dem Weg zu dem Königsfelsen waren, um das Löwenjunge aus eigenen Augen zu sehen. Die Vorstellung an eine Fortführung der Herrscherfamilie mochte zwar für die wenigsten von ihnen sonderlich angenehm sein, doch vielleicht erschien ihnen die Sache weniger dramatisch, wenn sie den Erben oder die Erbin erst einmal selber gesehen hatten, vielleicht um zu wissen, mit wem sie es in Zukunft zu tun haben würden, auch wenn man das bei so einem kleinem Jungtier ja eigentlich sowieso noch nicht sicher würde sagen können. Dennoch zog es die Tiere wie von magischer Hand zum Schauplatz der Geburt des Kleinen. So geschah es also. Alle Tiere zogen in Richtung Königsfelsen, die Antilopen sprangen flink voraus, ihnen folgten die Zebras, dann die Gnus, dazwischen Raubtiere wie zum Beispiel die schnellen Geparden. Am Himmel flogen die Vögel und selbst die kleinsten Tiere – Mäuse, Kiwis und andere – folgten den langen Strom von Bewohnern des Geweihten Landes. Alle wollten sie nun zum Königsfelsen, von dem Drang getrieben, den Prinzen oder die Prinzessin zu sehen. Niemand griff den anderen an oder zeigte aggressives Verhalten, selbst die Hyänen, die sich der langen Reihe von Tieren irgendwann angeschlossen hatten, verhielten sich ausnahmsweise friedlich, denn alle waren nur auf das Ziel fixiert. Natürlich blieb es den Löwen keineswegs verborgen, dass ein langer Strom von allen möglichen erdenklichen Tieren gen ihren Heimatfelsen zog und diese Tatsache beunruhigte nicht wenige aus dem Rudel, war es doch gemeinhin bekannt, dass nicht wirklich jedes Tier mit der so plötzlichen Herrschaft der Löwen einverstanden war – man befürchtete einen Aufstand der anderen Tiere, die sich benachteiligt fühlten. Zwar war das Rudel der Löwen stark, doch dieser Masse an Tieren waren sie sowohl zahlenmäßig als auch von der Stärke her eindeutig unterlegen. Wie sollten sie gegen all die Gnus ankommen, von den großen Elefanten ganz zu schweigen? Sie hätten keine Chance und wären machtlos, wenn die Bewohner des Geweihten Landes tatsächlich beschließen würden, sich zu widersetzen und die Königsfamilie zu stürzen, die Löwen zu vertreiben oder gar zu töten. Das stetige Näherkommen der Elefanten, Gnus, Zebras und all der anderen Tiere machte die Löwinnen und Löwen des Rudels unruhig, nervös. Bei dem Löwenrudel lebte auch ein Mandrill. Er war zwar noch ziemlich jung, aber dennoch äußerst weise und man fragte in gerne um Rat, auch wenn er kein Löwe war. Sein Name lautete Fundi und er war ein alter Freund der Königin. Als er noch ein Kind gewesen war, waren er und die Königin die besten Freunde gewesen und sie waren es immer noch. Der Affe sah sie im Prinzip als so etwas wie seine ältere Schwester an und als sie schließlich Königin ward, da wollte er auch seinen Teil dazu beitragen, dass die Herrschaft gelänge und somit unterstützte und beriet er das junge Herrscherpaar, so gut es ging und wo es ihm möglich war. Auch jetzt tat er sein Bestes, um den angespannt auf und ab laufenden Gebieter zu beruhigen. Er trat an den Löwenkönig Enkai heran und sprach: „Fürchtet nicht die Tiere. Ihr habt ihnen doch gemeinsam mit Eurer Gemahlin eigens verkündet, dass die Geburt Eures Kindes ansteht. Jetzt ist Euer Sohn geboren, die Tiere spüren die neue Seele, mag sie auch noch so klein sein. Sie wollen bestimmt nur Euren Sohn sehen und ihn Willkommen heißen.“ Der hellbraune kräftige Löwe schwieg einige Momente, sich die Worte des jungen Mandrills durch den Kopf gehen lassend. „Aber es sind zu viele...Wie sollen alle meinen Sohn sehen können?“, so fragte er dann. Der Mandrill überlegte nicht lange, als er antwortete. „Das ist ganz einfach. Ich werde den jungen Prinzen zur Spitze des Heimatfelsend tragen und ihn dort hochhalten, auf das ihn alle Tiere sehen und grüßen können, so, wie es einem Löwen königlichen Blutes gebührt.“ Erwartungsvoll sah der Affe König Enkai an, gespannt auf dessen Antwort. Enkai ließ sich den –zugegeben etwas merkwürdigen – Vorschlag von Fundi zunächst einmal durch den Kopf gehen. Es ist zwar ein merkwürdiger Vorschlag, doch...Ja, warum eigentlich nicht, dachte er bei sich, die Idee ist dennoch gut und so sehen meine Untertanen auch gleich, wer ihr nächster Gebieter sein wird. Je früher sie sich daran gewöhnen, desto besser. Also nickte der graumähnige Löwe – die Farbe seiner Mähne war schon immer grau gewesen und hatte nichts mit seinem Alter zu tun, denn er war noch recht jung – schließlich. „Einverstanden.“ Der Affe lächelte, zufrieden mit dieser Antwort. „Dann gehen wir mal zu Eurer werten Gemahlin.“ Somit gingen die beiden in die große Höhle, wo das Rudel sich immer zum Schlafen aufhielt und wo die Löwinnen in Ruhe ihre Jungen gebären konnten, denn mitten in der Steppe wäre dies eindeutig zu gefährlich, auch wenn es nicht lange her war, seit sowas noch gang und gäbe gewesen ist. Doch mittlerweile hatte man sich an die Sicherheit der Höhle gewöhnt und würde diese um keinen Preis mehr missen wollen. In der Höhle warteten bereits die anderen Löwinnen – es gab keine ausgewachsenen männlichen Löwen im Rudel abgesehen vom König – und Enkais Gemahlin. Die Köpfe aller wandten sich dem Eingang der Höhle zu, als der Löwe und der Mandrill Fundi, der abgesehen von seiner Rolle als enger Vertrauter und Berater des Königspaares auch die des Schamanen einnahm, eintraten. Alle erwarteten von Enkai, dass dieser nun sagte, was zu tun sei und ob sich die Ahnung, dass diese Tiere die da auf den Heimatfelsen zu gingen, womöglich böswillig gesinnt waren, bestätigt hatte. Doch der Löwe ging ohne eine Erklärung an den anderen vorbei zu seiner geliebten Gefährtin, die am Boden lag und sich ausruhte, denn die erst vor kurzem von Statten gegangene Geburt ihres Kindes hatte sie sehr erschöpft. Sie hob ein wenig den Kopf, als sie ihren Gefährten heran nahen sah. Auch in dem Blick ihrer hübschen hellblauen Augen lag eine Frage. „Keine Sorge...“, sagte Enkai leise und schmiegte dann seinen Kopf zärtlich gegen den ihren. „Fundi ist der Meinung, dass unsere Aufregung unbegründet ist, Eaula.“ Eaula schaute ihren Gatten nachdenklich an. Sie vertraute Fundi zwar, mehr als jedem anderen, denn er war wie ein kleiner Bruder für sie, aber sie war sich nicht wirklich sicher, ob er sich nicht dieses eine Mal vielleicht irrte. „Aber was wollen all die Tiere denn dann?“, fragte sie. Der Blick des Königs fiel auf das dunkelbraune Bündel, das zwischen den Pfoten seiner Gefährtin lag. Sein kleiner Sohn, der im Moment noch friedlich vor sich hin schlummerte, nichtsahnend, was für einen Trubel er verursachte. Enkai musste lächeln, dann schaute er wieder Königin Eaula an, welche nun auch leicht schmunzelte, doch verständlicherweise war der besorgte Ausdruck noch nicht ganz aus ihrem Gesicht gewichen, was ihr Gemahl auch voll und ganz nachvollziehen konnte, denn im Prinzip erging es ihm ja eigentlich auch nicht anders. Die Rolle als Herrscher war nicht immer einfach und brachte eine Menge Verantwortung mit sich und nicht immer konnte man sich sicher sein, die richtige Entscheidung zu treffen. So war es freilich auch bei anderen Tieren, doch wenn diese eine womöglich falsche Entscheidung trafen, konnte sie dies höchstens das eigene Leben kosten. Wenn man allerdings als König oder Königin einen fatalen Fehler beging, so konnte das noch schlimmere Folgen haben. Eaula aber sorgte sich viel eher um ihren kleinen Sohn, der doch heute erst das Licht der Welt erblickt hatte. Es war kein Wunder, dass sie unruhig war angesichts der Tatsache, dass eine ganze Menge von Tieren auf dem Weg zum Heimatfelsen war, ja, vielleicht sogar schon eingetroffen war. Letzteres traf wohl eher zu, denn man hörte schon störende Geräusche. Die Löwinnen zuckten mit den Ohren und eine gab ein verärgertes und zugleich verunsichertes Knurren aus tiefer Kehle von sich. Das Gewieher von Zebras, das Gekreische der Affen, lautes Trompeten von Elefanten und etliche andere Stimmen vermischten sich miteinander. „Mach dir keine Sorgen“, wiederholte der König endlich und schaute seine Frau an, „Fundi hat einen Plan.“ Fragend schaute Eaula Fundi an, der sich diskret etwas zurückgezogen hatte, um die Zweisamkeit von dem Königspaar nicht zu stören. Nun näherte er sich wieder lächelnd. Auf ein Nicken von Enkai hin erklärte er auch der Königin seine Idee. Diese hatte etwas mehr Bedenken als der Löwenkönig. „Meinst du wirklich, Fundi, dass dies helfen wird...?“ Fundi zuckte zu Eaulas insgeheimer Enttäuschung lediglich mit seinen Schultern. „Garantieren kann ich für nichts.“ gab er zu, „Doch wir müssen es versuchen, denn etwas anderes bleibt uns nicht übrig.“ Denn er befürchtete, dass alleine die Möglichkeit, sie könnten dem Volk den Thronfolger vorenthalten, nachdem sie seine baldige Geburt doch schon überall verkündet hatten, dieses wütend machen könnte und das wäre wahrlich fatal, jetzt, wo sie direkt vor dem Heimatfelsen standen und das in so großer Zahl . Nach kurzer Bedenkzeit schließlich erklärte auch die Königin sich mit dem Vorschlag von Fundi einverstanden, denn einerseits sagte sie sich, dass Fundi sie tatsächlich noch nie enttäuscht hatte und andererseits sah sie ohnehin keine einzige Alternative. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm wie immer zu vertrauen. „Lasse aber meinen Sohn bloß nicht fallen!“, kam sie dennoch nicht umhin zu ihrem besten Freund Fundi zu sagen. „Wie werd ich denn!“, entgegnete dieser geradezu entrüstet, „ich werde ihn festhalten, als ob mein Leben davon abhinge!“ Schließlich gab die Löwin das kleine dunkelbraune Baby in die Obhut des jungen Affens. Davon wachte der Kleine auf. Mit großen goldbraunen Augen sah er um sich, sich wundernd, warum er sich nicht mehr in der schützenden Umarmung seiner Mutter befand. Er hörte den Tumult draußen vor der Höhle und schaute zu seiner Mutter, die mittlerweile aufgestanden war. Er wollte zurück zu ihr und wimmerte leise. Doch da sprach sie mit beruhigender Stimme auf ihn ein und stupste ihn mit ihrer Nase zärtlich an. Da entspannte er sich wieder, schaute aber immer wieder zu der jungen Königin, als habe er Angst, sie könne ihm weglaufen. Trotz ihrer immer noch bestehenden Erschöpfung wollte Eaula mit nach draußen. Also folgte sie Fundi und ihrem Gemahl, während all die anderen Löwinnen des Rudels in der Höhle blieben. Zu dritt, oder genau genommen zu viert, traten sie also aus dem schützenden Unterschlupf hinaus, um dem Volke entgegenzutreten. Enkai schritt hoch erhobenen Hauptes dahin und die Königin tat es ihm gleich. Stolz, aufrecht und selbstsicher. So und nicht anders sollte es sein. Stimmen der Empörung wurden laut, als die Tiere das Königspaar sahen, dass sich so hochmütig und überheblich präsentierte, ohne wenigstens einen Anflug von Reue zu zeigen, dass es sich einfach das Land Untertan gemacht hatte, ohne die anderen Tiere zu fragen, ob sie überhaupt Wert darauf legten, von nun an einen Herrscher und eine Herrscherin zu haben. Alter Zorn wurde wieder wach, der Wunsch diese hochnäsigen Raubkatzen zu stürzen flammte auf. Ja, dies schien den Tieren nun plötzlich der einzige Grund, weshalb sie überhaupt hegekommen waren. Einige von ihnen schrien wüste Beleidigungen, Elefanten stampften zornig und Affen kreischten und trommelten mit den Fäusten. Eaula und Enkai versuchten, sich von diesem Lärm, dieser geballten Abneigung, die ihnen entgegenschlug, nicht beeindrucken zu lassen, obgleich es sie schon ziemlich traf und ein weiteres Mal – wie einst am Anfang – verunsicherte, wobei Enkai dies besser verbergen konnte als seine Gefährtin. Und auch Fundi ging langsamen und bedachten Schrittes weiter, sich an dem Lärm nicht weiter störend und den jungen Prinzen sicher in seinen Armen haltend. Dann, endlich, war er an der Spitze des Heimatfelsen angelangt; mittlerweile waren die Stimmen der Tiere nur noch ein einziges Getöse, aus dem man kaum noch den Wortlaut verstehen konnte. Fundi warf noch schnell einen aufmunternden Blick zu Eaula und Enkai, die nun doch alle beide sichtlich angespannt wirkten, was ja auch vollkommen verständlich war. Danach schaute der Mandrill wieder zu der Tiermenge, hob die Arme – und hielt das Löwenjunge, welches er darin trug, gen Himmel - der immer noch recht düster war - damit alle Tiere es sahen. Zuerst herrschte noch vereinzeltes Gemurmel, doch auch dieses verstummte, als die Tiere eines nach dem anderen das Löwenbaby sahen, welches von dem Affen hochgehalten wurde. Alle Tiere blickten auf den neugeborenen Prinzen, der wiederum verwundert staunend die Masse an Steppenbewohnern unter sich aus großen goldbraunen Augen betrachtete. Niemand regte sich oder störte die plötzliche eingetretene Stille. Mit einem Mal aber durchbrach der erste helle Sonnenstrahl die dichte Wolkendecke, die schon den ganzen Morgen über dem Geweihten Land gehangen hatte. Das Licht schien genau auf den jungen Prinzen. Er blinzelte. Und als dieses in der Sonne erstrahlende Wesen für alle sichtbar war, da glaubten die Tiere, die ihren Zorn vergaßen, dass wohl ein wahrhaft mächtiges Geschöpf dort oben von dem Affen hochgehalten wurde, wenn es in so hellem Licht erstrahlte. Das konnte doch kein normales Tier sein, so vom Licht umgeben...Man musste ihm Respekt zollen. Und so kam es, dass wohl zunächst nur ein einzelnes Tier sich aus einer Eingebung heraus verneigte, voller Ehrfurcht vor dem Prinzen, der doch eigentlich gar nicht so recht verstand, was hier denn nun eigentlich vor sich ging. Tatsächlich aber tat einer nach dem anderen es dem ersten Tier gleich und kniete nieder vor diesem von Licht umgebenen kleinen Löwen. Alle verbeugten sich, nun nicht mehr anzweifelnd, dass es das einzig Richtige war sich zu verneigen. Vor dem jungen Löwen. Dem Prinzen. Vor dem zukünftigen König Mohatu. __________________________________________________________________________ So, das war's erstmal. Das erste Kapitel wird, denke ich, in Kürze folgen, es ist zumindest schon in Arbeit. Es wird wohl auch länger werden, als dieses hier. Nja, bis dann!^^ lg, Osayio Kapitel 1: Alles, was das Licht berührt --------------------------------------- Jambo! So, endlich habe ich das neue Kapitel fertig und...Ich bin nicht sehr zufrieden damit. Eigentlich kann ich das besser... Aber na ja...Zumindest ist es etwas länger geworden. Ich hoffe, es gefällt euch. Wenn euch irgendwas an dem Text unklar sein sollte (was ich aber eigentlich nicht glaube), dann fragt ruhig nach.^^ lg, Osayio ____________________________________________________________________________________ Das Geweihte Land erstrahlte in rötlichem und goldenem Glanze, als ein neuer Morgen anbrach. Wunderschön und wahrlich prächtig lag das große Land da, darauf wartend, dass das Leben, das es bevölkerte, erwachte. Vögel flogen am wolkenlosen Himmel, die ersten Wesen weit und breit, die das neue Tageslicht erblickten und den jungen Tag begrüßten. Ein weiterer Morgen, der so war wie immer, ein weiterer Tag unter der Herrschaft der Löwen. Mittlerweile hatte sich so manches Tier schon mit der Herrschaft des Löwenpaares abgefunden. Vor allem und zur Verwirrung der Löwen schienen ausgerechnet an dem Tag der Geburt von dem Prinzen einige Tiere einen Sinneswandel gehabt zu haben, auch wenn sich dessen Ursprung niemand so recht erklären konnte. Irgendetwas an dem Prinzen schien den Tieren klar gemacht zu haben, dass diese Veränderung, die Herrschaft der Löwen, nicht unbedingt nur negatives mit sich brachte und bringen würde. Einige Tiere hatten ihre Meinung ab diesem Zeitpunkt geändert. Vielleicht aber hatte auch nicht dieses Ereignis allein, sondern auch die Zeit diesen Sinneswandel mit sich geführt. Es war zur Normalität geworden, dass es nun Tiere gab, die das Leben der Bewohner des Geweihten Landes ein wenig regelten und Gesetze verabschiedeten, von denen manche doch tatsächlich recht nützlich waren oder zumindest zu sein schienen und vor allem Tieren wie zum Beispiel Antilopen und Zebras das Leben ein wenig erleichterten, obwohl diese noch zu Anfang die größten Zweifler gewesen waren angesichts der Tatsache, Raubtiere als Herrscher zu haben. Hingegen waren die anderen Raubtiere, wie zum Beispiel Geparden oder Tiger, von genau diesen Gesetzen eben nicht allzu begeistert. Ja, natürlich gab es immer noch Zweifler und das nicht zu wenig. Zahlreiche Tiere waren nach wie vor gegen die Herrschaft der Löwen, vor allem die anderen Großkatzen, die ja sowieso mit einigen Gesetzen nicht einverstanden waren, weil sie sie in einer gewissen Weise in der Jagd einschränkten. Aber darum ging es ihnen hier nicht. Es ging ihnen viel mehr um das Prinzip. Woher nahmen die Löwen sich denn das Recht, sich derart hervorzutun, sich in dieser Weise über die anderen zu stellen? Hielten sie sich etwa für etwas Besseres, dass sie über alle anderen bestimmen wollten? Es waren immer noch dieselben Fragen wie schon am Anfang der unerwarteten Herrschaft, die den Zweiflern durch den Kopf gingen. Was das betraf, hatte sich wohl wirklich nichts geändert. Manch ein Raubtier munkelte, man sollte die Löwen doch endlich stürzen und ihnen zeigen, dass es so nicht weitergehen durfte. Natürlich bekamen auch die Löwen etwas von diesen eigentlich nicht für ihre Ohren bestimmten Gesprächen mit und waren dementsprechend besorgt. Doch mit der Zeit verflüchtigte sich ihre Sorge wieder ein wenig, denn es passierte... nichts. Es blieb bei den Gesprächen der anderen Raubtiere, dass man sich gegen die Löwen wehren sollte, doch mehr geschah nicht. Niemand wagte sich an die Löwen heran und Übergriffe und Aufstände blieben ein Gerücht, dem man allmählich keinen Glauben mehr schenkte. Es waren mittlerweile schon ein paar Monate vergangen, seitdem der allererste Prinz des Geweihten Landes geboren worden war und das Volk sich gemeinsam vor ihm, der doch damals noch gar nicht so recht gewusst hatte, wie ihm geschah, verneigt hatte. Mittlerweile war er zu einem cleveren Löwenjungen herangewachsen. Äußerlich schaute er seiner Mutter Eaula sehr ähnlich; Sein Fell war dunkelbraun, doch wie bei seinem Vater war der Pelz an seiner Brust, an seinen Zehen und an der Schnauze von einem hellen braunbeige. Ganz besonders stolz aber war der junge Prinz auf seinen ersten dunkelroten Mähnenansatz, der, obwohl er nicht mehr als ein Jungtier war, schon recht ausgeprägt war. Er würde wohl einmal eine prächtige Mähne haben. Seine Eltern waren stets sehr zufrieden mit ihm, denn er gehorchte immer, war klug und machte ihnen eigentlich niemals irgendwelchen Ärger, denn dafür war er viel zu gut erzogen. Es käme ihm nicht in den Sinn, etwas Verbotenes zu tun. Ein richtiger Mustersohn also und genau das verlangten seine Mutter und sein Vater auch; sie waren sehr streng und legten viel Wert auf Disziplin und Ordnung, vor allem Enkai nahm dies äußerst genau, weshalb der kleine Prinz sehr darauf achtete, sich keinerlei Fehltritte zu erlauben. Das hieß natürlich nicht, dass er aufgrund ihrer Strenge Angst vor seinen Eltern hatte, nein, im Gegenteil. Er liebte sie über alles und war deshalb umso mehr darauf bedacht, ihnen auch ja keinen Kummer auf irgendeine Art und Weise zu bereiten. Er versuchte, nach ihrem Vorbild zu leben und stets vernünftig zu sein, schließlich gehörte es sich als Prinz so und nicht anders. Mohatu wurde zudem von seinen Eltern unterrichtet, damit er später ein guter König würde. Da ging es darum, dass man bei den Untertanen – den anderen Tieren und natürlich vor allem das eigene Rudel – keine Rebellen dulden durfte. Wenn sie sich auflehnten, so sollten sie bestraft werden, damit andere es in Zukunft nicht mehr wagen würden, den gleichen Fehler ebenfalls zu begehen. Schließlich wollten die Löwen sich den Throne nicht umsonst angeeignet haben; sie erwarteten, dass ihre zahlreiche Regeln und Gesetze eingehalten wurden und zwar von jedem Tier. Aber selbst innerhalb des Löwenrudels war Vorsicht geboten, denn es konnte mitunter passieren, dass einige Löwinnen sich womöglich dem König oder der Königin nicht beugen wollten oder gar selber den Thron anstrebten – zwar war diese Möglichkeit recht unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. So etwas musste sofort schon im Keime erstickt werden. Dies und vieles mehr lehrte Enkai seinem Sohn Mohatu. Der junge Prinz lernte schnell und gab seinen Eltern selten oder gar nie Anlass, ihn zu tadeln. Auch jetzt am frühen Morgen – die Sonne war eben gerade erst richtig aufgegangen, doch ihre Wärme war schon deutlich zu spüren – lauschte Mohatu den weisen Worten seines Vaters. Sie saßen auf der Spitze des Berges beim Heimatfelsen und schauen auf die weite Steppe, die im goldenen Licht der Sonne erwacht war. In der Ferne war eine Zebraherde zu sehen und nicht allzu weit entfernt glitzerte das Wasserloch, welches vielen Tieren zuverlässig als Tränke diente. „Als König musst du sehr stark sein“ sprach Enkai nun, „du darfst keine Schwäche oder Unsicherheit zeigen. Niemals...Doch es zählt nicht nur die reine körperliche Stärke; du musst auch weise sein und immer die richtige Entscheidung treffen.“ Zudem, so erzählte der Löwenkönig seinem Sohn, würde ja auch der weise Fundi Mohatu stets mit Rat und Tat zur Seite stehen, so, wie er es momentan auch für des Prinzens Eltern tat, auch wenn die beiden mittlerweile schon sicherer und erfahrener geworden waren, ermutigt von der Tatsache, dass die angedrohten Übergriffe auf die königliche Familie sich bisher noch nicht bewahrheitet hatten und es ganz danach aussah, dass dies wohl auch zunächst einmal so bleiben würde. Und der Affe hatte ihnen auch dabei geholfen zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Ja, Fundi war ihnen nach wie vor ein guter Freund und Ratgeber, den sie nicht missen wollten. Mittlerweile aber lebte er nicht mehr direkt beim Königsfelsen, sondern in einem Baum beachtlicher Größe, größer und breiter sogar als jeder beliebige andere Baum in der Gegend, der ganz in der Nähe stand. Dort hatte der kluge Mandrill mit Farbe an den Stamm bemalt und jene beachtliche Szenerie festgehalten, die sich kurz nach Mohatus Geburt abgespielt hatte; all die Tiere, die sich vor dem zukünftigen König, der in hellem Licht erstrahlte, verneigten und das von Sonnenlicht umgebene Löwenjunges selbst, einer jungen Gottheit gleich. Dies mochte vielleicht ein wenig übertrieben erscheinen, doch genauso war der kleine Prinz den Untertanen anscheinend damals vorgekommen; wie ein junger Gott. Und diese Darstellungen an dem breiten Stamm des Baumes hatten wirklich ihre Vorteile. So würden sich auch noch die Löwen viele Generationen später an dieses Ereignis erinnern können und man würde die Geschichte immer wieder weiter geben. Es war eine von Mohatus Lieblingsgeschichten, auch wenn er sich dies alles eigentlich nicht so gut vorstellen oder es nachvollziehen konnte; dafür klang es ihm einfach immer noch zu unglaublich. Warum sollten die Tiere sich vor einem Löwenbaby verneigen? Er war doch nur...Ja, nur Mohatu, der Prinz, und auf diese Tatsache bildete er sich nicht etwa etwas ein; er hielt sich keinesfalls für etwas Besseres, wie manch ein Tier vielleicht zu glauben schien, denn er selber würde niemals behaupten, dass die Löwen etwas besseres sein, als die anderen Steppenbewohner, auch wenn der Bericht von seiner Geburt wohl etwas anders anmutete und er es eigentlich nicht mochte, wenn andere übertrieben viel Respekt vor ihm zeigten, indem sie sich vor ihm verbeugten oder ihm jeden Wunsch von den Lippen abzulesen schienen, damit sie auch ja nicht seinen Unmut auf sich zögen. Dennoch mochte er diese Geschichte und hörte sie sich immer wieder gerne an. „Was ist, wenn ich mal eine falsche Entscheidung treffen sollte, Vater?“, fragte Mohatu dann und schaute zu dem großen Löwenkönig mit dem hellbraunen Fell auf. Er machte sich ein wenig Sorgen über mögliche Folgen einer von ihm falschen Entscheidung. Was würde geschehen und vor allem, würde er solche Fehler wiedergutmachen können? Er hatte Angst vor den Folgen eines Fehltrittes, nicht nur, weil er selbst dadurch wohl unweigerlich zu Schaden kommen würde, sondern auch, weil andere dann ebenso mit in das Unglück hineingezogen würden und er wollte keinesfalls, dass wegen ihm jemand in Schwierigkeiten steckte, vor allem nicht Tiere, die ihm nahe standen und wichtig waren. Es war ihm schleierhaft, wie man immer die richtige Entscheidung würde treffen können, selbst ein König, so dachte er sich, konnte doch nicht immer richtig liegen, aber seine Eltern hatten ja schließlich auch noch keine falschen Entscheidungen getroffen, zumindest war das die Ansicht des jungen Prinzens. In seinen Augen war eigentlich an allem, was seine Eltern sagten, nicht zu rütteln, auch wenn es natürlich Ausnahmen gab, wo auch der kleine Prinz so seine Zweifel hatte. „Dann könnten deine Feinde sich dies zu Nutzen machen und das wiederum könnte dir zum Verhängnis werden, Mohatu. Also lasse es gar nicht erst so weit kommen, mein Sohn.“ Mohatu nickte bei den Worten seines Vaters nachdenklich; als König gab es wahrlich eine ganze Menge zu beachten, man musste immer auf der Hut sein, selbst im eigenen Rudel. Mohatu gefiel dieser Gedanke nicht sonderlich. Noch nicht einmal dem eigenen Rudel vertrauen zu können, ohne die Befürchtung zu haben, dass eine der Löwinnen einem im nächsten Moment des Nachts die Kehle zerbiss, war nun wirklich nicht das, was der kleine Prinz sich unter dem Dasein eines guten Königs vorstellte. Musste ein König nicht auch seinem Volke vertrauen, wissend, dass er sich auf es verlassen konnte und das Volk sich auf ihn? Das erschien Mohatu eher der richtige Weg, das Vertrauen der Untertanen zu gewinnen, anstatt sie mit Strafen zu ängstigen. Doch gedachte der Prinz keinesfalls, dies seiner Mutter oder gar seinem Vater zu erzählen. Er wollte sie nicht verärgern oder kränken und außerdem, so dachte er bei sich, war er ja noch ein Junges und seine Eltern hatten schon gute Gründe, warum sie auf diese Art und Weise regierten und er würde diese Gründe wohl erst verstehen, wenn er ein wenig älter war. Ja, er zweifelte keinesfalls an seinen Eltern; was sie taten, musste doch gut und richtig sein. Also schwieg er lieber und äußerte keinerlei Bedenken gegenüber Vater und Mutter. Manche Gedanken musste man wohl einfach für sich behalten, wenn man nicht den allgemeinen Groll auf sich ziehen wollte, und das war wirklich das Letzte, was Mohatu anstrebte. Seine Eltern würden ihn bloß rügen, wenn er auch nur ansatzweise äußern würde, dass er in mancherlei Hinsicht an ihren Gesetzen und Regeln zweifelte. Plötzlich fiel ihm noch etwas ein, was er seinen Vater Enkai fragen wollte. „Vater...Was soll ich denn machen, wenn sich jemand gegen mich stellt?“ Angesprochener lächelte zufrieden; er hatte auf diese Frage gewartet und war froh, dass Mohatu sie von sich aus stellte und nicht erst darauf gebracht werden musste. Das war nämlich auch wichtig; das Mohatu das Gesagte nachvollzog und dann die richtigen Fragen stellte. „Das ist verschieden“, antwortete der Löwenkönig dann, „je nach Schwere des Vergehens musst du entscheiden. Wenn jemand Gedanken gegen dich und deine Königin äußert, so weise ihn lediglich zurecht, belasse es bei einer Warnung. Wenn die Tat allerdings vermehrt vorkommen sollte, verweise ihn des Rudels.“ Der Prinz sah den König erschrocken an, doch dieser war noch nicht fertig. „Und bei einem direkten Angriff oder Aufstand gegen dich und die Königin...“ Das Lächeln wich nun endgültig aus Enkais Gesicht, denn es war ob dem Ernst dieses Themas in keinster Weise angebracht „musst du diese Person aus dem Geweihten Land verbannen, aber nur, wenn du dir wirklich sicher bist, dass der- oder diejenige eine Gefahr für deine Rolle als König über das Geweihte Land darstellt.“ „Und wohin soll ich sie verbannen...?“, fragte Mohatu nun leise, versuchend, sich seinen Unmut und seinen Schrecken nicht anmerken zu lassen. Er hätte vieles erwartet, aber das nicht... „Siehst du jenes schattige Land dort drüben, wo das Licht nicht mehr hinreicht?“ Mohatu nickte und schaute dann zum fernen Horizont. Dort sah man undeutlich eine anscheinend recht hügelige Landschaft, welche aber nicht vom Lichte berührt wurde und deshalb im Schatten lag, als sei es dort immer Nacht. Der Prinz hatte sich schon des Öfteren gefragt, was das wohl für ein Land war, es aber nicht gewagt, seine Eltern danach zu fragen. Es hatte irgendwie etwas Verbotenes an sich, etwas, etwas, was der Prinz sich nicht so recht erklären konnte. „Wir nennen es das Land jenseits.“ Erklärte ihm nun der König der Löwen, „dorthin haben Verbannte und Geächtete, Verräter und Zweifler, zu gehen. Aber du darfst niemals dorthin, Mohatu.“ Die Stimme des Vaters war noch ernster als sonst, eindringlich und Mohatu lauschte ihm mit gespitzten Ohren aufmerksam. Er fragte nicht nach, warum er nicht in das Land jenseits durfte. Wenn sein Vater dies so verlangte, dann war das halt so und Mohatu hatte sowieso kein wirkliches Interesse daran, ein solches Land zu betreten, denn wer wusste schon, wen man dort alles begegnen würde... So war das also. Aufsässige Tiere, Löwen wie andere Untertanen, wurden in das Land jenseits verbannt. Ein schrecklicher Gedanke, alleine in einem dunklen und kargem Land, abseits von Rudel oder Herde...Mohatu hoffte sehr, dass er eine solche Strafe in seinem Leben niemals würde verhängen müssen. Plötzlich kam ihm etwas in den Sinn, was er eigentlich schon längst vergessen geglaubt hatte. Damals war er noch ganz klein gewesen und somit erinnerte er sich nur sehr verschwommen an dieses weit in seiner Vergangenheit liegende Ereignis. Sein Vater hatte früher eine Löwin aus einem Mohatu unbekanntem Grunde verbannt, wobei er nun schon eine vage Ahnung hatte, warum der König dies damals getan hatte. Anscheinend hatte sie irgendetwas Verbotenes getan, vielleicht hatte sie den König und die Königin stürzen wollen oder sie hatte sträfliches Gedankengut verbreitet. Was genau es gewesen sein mochte, wusste Mohatu bis heute nicht. Er erinnerte sich an ihre Verzweiflung, ihr Entsetzen, als seine Eltern sie in das Land jenseits verbannten, und musste schaudern. Zu seiner Erleichterung wechselte sein Vater schließlich das Thema und riss Mohatu somit aus seinen grüblerischen Gedanken. Er schritt langsam den Heimatfelsen hinab und der Prinz folgte ihm. „Alles, was das LIcht berührt, Mohatu, unterliegt deiner Verantwortung. Die anderen Tiere verlassen sich darauf, dass du deine Entscheidungen stets schnell und richtig fällst, auch in den schwierigsten Situationen. Du darfst niemals aufgeben oder dich deiner Aufgaben entledigen. Nur du alleine bist für sie zuständig und diese Arbeit kann dir keiner abnehmen.“ Dies hatte er ihm schon einmal erzählt, doch er wiederholte es ausdrücklich, damit sein Sohn sich dies auch wirklich gut einpräge. Sie waren nun am Fuße des Heimatfelsens angelangt und schritten jetzt auf die weite schöne Steppe hinaus. Kein Wind wehte und die Sonne brannte mittlerweile warm vom Himmel. Vor kurzem aber erst hatte es geregnet – ein Segen in der Hitze der Savanne – und somit war das hohe Gras wieder saftig grün und die Bäume waren dicht belaubt. Dementsprechend war die Population der Antilopen, der Zebras und all den anderen Wesen, die den Raubtieren mitunter als Beute dienten, wieder recht hoch, denn es gab für alle genug zu fressen und zu trinken. Nach einem nicht allzu langen Fußmarsch kamen die beiden schließlich beim Wasserloch an, welches man vorhin in der Ferne hatte sehen können. Das Wasser glitzerte auch aus der Nähe verlockend in der hellen Sonne, verleitete einen geradewegs dazu in das kühle Nass zu springen um der Hitze ein wenig entgegenzusetzen. „Hierhin, mein Sohn, kommen alle Tiere her, um ihren Durst zu stillen. Weißt du, was noch so besonders an diesem Ort ist?“ Mohatu musste, als er diese Frage hörte, gar nicht erst lange überlegen. „Hier“, so sprach der junge Prinz eifrig , „darf kein Raubtier jagen und kein Tier darf dem anderen auflauern oder angreifen. Hier soll für einen kurzen Moment Frieden herrschen, denn das Wasser ist wichtig für uns alle.“ „Richtig“, bestätigte Enkai. „Sieh, die Tiere wissen, dass ihnen hier keine Gefahr droht.“ Eben war eine Zebrastute zusammen mit ihrem Jungen an das Wasserloch gekommen und senkte, nachdem sie noch einen prüfenden Blick zu den beiden Löwen geworfen hatte, den Kopf, um zu trinken. Ihr Junges jedoch spitzte die Ohren und schaute Mohatu dann eher interessiert als ängstlich an. Der Löwenjunge lächelte ihm vorsichtig zu. Da senkte auch das Fohlen den Kopf und tauchte seine Schnauze in das kühle und erfrischende Wasser. Mohatus Vater wandte sich jetzt wieder zum Gehen. Der Prinz folgte ihm und dachte über das nach, was ihm sein Vater heute alles erzählt hatte. Ihm schwirrte ein wenig der Kopf, von all den Bestimmungen, die man als König hatte, den Dingen, an die man sich halten musste und vor allem jene ferne Erinnerung an die Löwin, die einst verbannt worden war und die Tatsache, dass er, wenn das Glück ihm nicht hold war, wohl auch irgendwann einmal eine Verbannung verhängen musste, auch wenn sein Innerstes sich sehr dagegen sträubte. Mittlerweile stand die Sonne schon etwas höher am Himmel; es war Mittagszeit. Als die beiden schließlich beim Königsfelsen ankamen, kam ihnen auch schon die Königin entgegen. Ihr Bauch war dick, sie trug ein Lächeln auf den Lippen. Sie war wieder trächtig. Mohatu freute sich schon sehr auf sein Brüderchen oder sein Schwesterchen und es würde bestimmt schon bald soweit sein, zumindest hatte die Königin dies neulich verlauten lassen. Er begrüßte seine Mutter, indem er sich an ihre Beine schmiegte. Sie stupste ihn ihrerseits zärtlich mit ihrer Schnauze an. „Und nun erzähle mir, was dein Vater dir heute alles beigebracht hat!“, forderte sie ihn dann, fast im selben Moment dieser zärtlichen Begrüßung auf und setzte sich hin, ihren Sohn dabei erwartungsvoll ansehend. So war es üblich; zuerst lehrte ihn sein Vater jene Dinge, die er als zukünftiger König wissen musste und seine Mutter fragte ihn dann danach ab, um sicher zu sein, dass er sich auch wirklich alles gut gemerkt hatte und es auch verstanden hatte. Das Merken und das eigentliche Verstehen des Gehörten war ein Unterschied, ein großer Unterschied. Dabei war sie sehr genau und wollte alles wissen. Mit ungefähren, dahin gemurmelten Antworten würde sie sich nicht zufrieden geben. „Als König muss ich stark sein und darf Unsicherheit und Schwäche niemals zeigen, unter keinen Umständen, denn das könnte auch mein Rudel verunsichern oder mich gar zum leichten Ziel für Zweifler und jene machen, die selber den Thron anstreben.“, begann der junge Prinz also bereitwillig, „Ich muss auch in schwierigen Situationen stets die richtige Entscheidung treffen. Dabei darf ich nicht zögern und muss schnell handeln.“ Er stoppte einen Moment, um zu hören, ob das, was er bisher erzählt hatte, so richtig war oder ob er noch etwas hinzufügen sollte, weil es seiner Mutter zu ungenau gewesen war. Seine Mutter nickte ihm zu, ihm so bedeutend, dass er nun weiterreden sollte. „Wenn sich jemand gegen mich stellen sollte oder Gedanken gegen mich und meine Art zu regieren äußert – und dabei ist es egal, ob es ein Untertan oder eine Mitglied des Rudels ist – so muss ich den- oder diejenige zur Rechenschaft ziehen. Wenn eine Löwin mich anzweifelt und auch nach wiederholtem Zurechtweisen ihre Meinung nicht ändert, so muss ich sie des Rudels verweisen.“ Er atmete tief durch, als er zum nächsten Punkt kam. „Bei besonders schweren Verstößen habe ich das betroffene Tier in das Land jenseits zu verbannen. Ich selber darf aber niemals dorthin.“ Fügte der Löwenjunge mit dem dunkelbraunem Fell, dass es von seiner Mutter geerbt hatte, hinzu, denn dies zu erwähnen schien ihm wichtig. Enkai lächelte zufrieden; bisher hatte sein Sohn alles richtig wiedergegeben. „Fahre fort“, forderte ihn seine Mutter auf. „Meine Aufgabe kann mir niemand abnehmen und ich darf sie auch niemanden überlassen. Nur ich bin dafür zuständig und lediglich mein Erbe oder meine Erbin darf später die Nachfolge als König oder als Königin antreten.“ Nun kam er zum nächsten Thema, welches schnell erzählt war. „Am Wasserloch darf niemand dem anderen schaden. Dort soll für einen Moment Frieden herrschen, da das Wasser für uns alle wichtig ist.“ Auch Eaula war zufrieden mit Mohatu. „Und nun...“ begann sie. Mohatu schaute sie fragend an. Hatte er etwas vergessen? „Und nun geh spielen“, führte sie den Satz zu Ende. Mohatu lächelte erleichtert. „Ja. Danke Mutter, Vater.“ Er wandte sich um, sah noch einmal zu seinen Eltern. Sein Vater nickte ihm zu. Da lief Mohatu los, froh, nun noch ein wenig spielen gehen zu können, nachdem er die ganze Zeit so aufmerksam zugehört hatte. Später würde der Unterricht vielleicht fortgesetzt werden, aber jetzt hatte er immerhin etwas Zeit. Er lief zuerst in die Höhle, um zu schauen, ob dort einer seiner Spielkameraden war. Doch in der Höhle waren nur ein paar Löwinnen, die sich dort zum Schutze vor der Sonne hingelegt hatten und dösten. „Falls du Choyo suchst, der ist bei Fundi!“, rief de Prinzen eine der Löwinnen mit sonnengelbem Fell zu. „Ach so! Danke für den Hinweis!“ Und somit lief er wieder aus der Höhle hinaus und machte sich auf dem Weg zu Fundis Baum. Der Löwenjunge namens Choyo war ein paar Monate jünger als er selber und somit eigentlich noch zu jung, um für Mohatu als richtiger Spielkamerad zu gelten. Dennoch bezeichnete Mohatu ihn als seinen besten Freund und meinte dies auch ehrlich. Ihn störte dieser Altersunterschied ganz und gar nicht, denn schließlich kam es ja darauf an, ob sie sich verstanden und das taten sie wirklich gut. Und wenn bei de erstmal älter wären, hätte sich das mit dem Altersunterschied sowieso erübrigt. Er jedenfalls konnte sich keinen besseren Freund als den kleinen Choyo vorstellen, auch wenn dieser manchmal ein wenig anstrengend war. Das Zuhause von dem weisen Mandrill war ganz in der Nähe des Königsfelsen und somit hatte der Prinz auch nicht weit zu laufen. Schon bald war er bei dem wirklich gigantischen Baum angekommen. Er mochte diesen Ort sehr gerne; der Baum spendete viel Schatten und somit hielt er sich auch des Öfteren hier auf. Wobei dies einen anderen Grund hatte. Choyo war unglaublich gerne hier an diesem Ort, weniger wegen dem Schatten, sondern viel mehr wegen Fundi. Er liebte die Geschichten des Mandrills über alles und dessen Malereien und war manchmal stundenlang bei ihm und hörte ihm zu. Fundi hatte nichts dagegen und war gerne in Gesellschaft des kleinen Löwenkindes. Kaum war der Prinz dann an seinem Ziel angelangt, da kam ihm, als ob er vorhergesehen hätte, auch schon Choyo auf kurzen Beinchen entgegen gerannt. „Hallo Mohatu!“, rief er dem Prinzen dabei freudig zu und blieb schließlich vor ihm stehen. Mohatu sah ihn lächelnd an. „Hallo Choyo!“ Der kleine Löwe mit dem rostbraunen Fell und denn noch nicht verblichenen Flecken schaute den Älteren mit neugierig funkelnden blauen Augen vorwitzig an. „Sind deine Lehrstunden endlich vorbei, Mohatu, ja?“ Mohatu nickte. „Ja. Zumindest vorerst. Vielleicht werden sie aber heute Abend wieder aufgenommen.“ Choyo grinste. „Dann hast du ja jetzt noch eine Menge Zeit zum Spielen! Ich gehe nur schnell Fundi Auf Wiedersehen sagen, dann komme ich wieder. Warte hier bitte auf mich!“ Und bevor Mohatu überhaupt noch etwas sagen konnte, flitzte der kleine Choyo auch schon wieder davon. Der Prinz setzte sich derweil hin und wartete. Choyo würde ihn wohl mal wieder über alles ausfragen, was er heute so gelernt hatte. Mohatu fühlte sich dann immer etwas an seine Mutter erinnert, denn diese fragte ihn auch immer ab, wobei Choyo es nur nicht so genau nahm, was Mohatu nun sagte. Er vertraute darauf, dass es richtig war und merkte es sich erstaunlich gut, so dass er im Prinzip als König nicht ungeeigneter wäre als der Prinz selbst. Alles, was der Königssohn wusste, wollte sein bester Freund auch wissen, alles, was Mohatu machte, wollte auch Choyo wenigstens einmal ausprobiert haben. Mohatu wusste, dass Choyo auch gerne den selben Unterricht bekommen würde, denn er bekam und beide wussten, dass genau das nun leider nicht möglich und nur ihm, Mohatu vorbehalten war. Mohatu würde es auch viel schöner finden, während den Lehrstunden noch Choyo dabeizuhaben, doch seine Eltern hatten ihm erklärt, das ebendies nun mal leider nicht möglich war. In gewisser Weise konnte Mohatu das auch nachvollziehen, aber dennoch fand er es ziemlich schade. Endlich sah er, wie Choyo wieder auf ihn zugelaufen kam. „Wir können jetzt los, Mohatu!“, sprach der Kleine und lief, abermals ohne auf eine Antwort seines besten Freundes zu warten, schon mal voraus. „Wo gehen wir heute hin?“, fragte Mohatu ihn und lief hinter ihm her. Ihm war es eigentlich egal, wohin sie gingen, Hauptsache, sie machten irgendwas. „Lass uns doch Nomaden spielen“, schlug Choyo lächelnd vor. Das war sein Lieblingsspiel. Mohatu und er taten dabei so, als seien sie Nomaden, die das erste Mal im Geweihten Land waren und dieses erforschten. Dabei sollte Mohatu immer den Anführer spielen – Choyo wollte das so, dem Prinzen selber war es eigentlich egal – und Choyo tat so, als sei er sein jüngerer Bruder, der den Anführer immer beriet und ihm half, auch in den schwierigsten Situationen. Zusammen bestanden sie dann immer große Abenteuer, kämpften gegen böse Löwen und ließen sich dann schließlich im Geweihten Land nieder. Mohatu mochte dieses Spiel auch und wurde ihm eigentlich nie überdrüssig. Also nickte er. „Also gut Choyo, dann spielen wir das also.“ „Jippieh!“, freute sich der kleine Löwenjunge. Doch bevor sie überhaupt beginnen konnten zu spielen, ertönte plötzlich hinter den beiden Löwenkindern ein Rascheln im hohen Steppengras. Choyo spitzte bei dem Geräusch sofort die rotbraunen flauschigen Ohren. „H-Hast du das auch gehört, Mo?“, fragte er dann und klang unsicher, so, als würde er hoffen, dass er sich das Geräusch nur eingebildet hatte. Er nannte Mohatu meistens einfach nur Mo. Natürlich hatte auch Mohatu das Geräusch gehört und blickte sich um. Wieder ertönte das Rascheln, diesmal war es schon näher als noch zuvor. „Bleib dicht bei mir Choyo“, wies er den jüngeren Löwenjungen dann zögernd, aber dennoch bestimmt an, während er auf ein weiteres Rascheln lauschte. „Und kein Mucks...“ Er konnte nichts weiter im hohen Gras erkennen, nichts, was das Geräusch vielleicht verursacht haben könnte. Sie mussten nun sehr vorsichtig sein, dass wusste er...Schließlich erkannten sie nicht, was dort im Gras lauerte. Vielleicht war es bloß eine Maus oder dergleichen. Aber genauso gut konnte es auch ein Leopard sein, der es auf die beiden hilflosen Löwenjungen abgesehen hatte. „Ich hab Angst, Mo...!“, klagte Choyo und drückte sich dicht an seinen älteren Freund, als könne dieser ihn vor allem Unheil, was da kommen mochte, beschützen. Mohatu wusste nicht, was er tun sollte. Er spähte weiterhin ins Gras. „Mo...“, begann Choyo. „Psssst!“, machte dieser, um den Kleinen zum Schweigen zu bringen. „Sei ruhig Choyo!“, ermahnte er ihn und lauschte auf ein weiteres Rascheln. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Wieder ein Rascheln und dann... „Ha! Festgenagelt!“ Mohatu sah sich plötzlich nur noch umgeworfen und zu Boden gedrückt. Entsetzt schrie er auf. Nun war es also vorbei...Er hatte die Augen zugekniffen und öffnete sie erst, als er die ihm nur allzu bekannte Stimme hörte, zögerlich wieder und schaute verwundert in das Gesicht eines kleinen Löwenmädchens, mit blassgelbem Fell und dunklen Augenumrandungen. Derweil kugelte sich der kleine Choyo am Boden vor Lachen. „D-Du bist wirklich drauf reingefallen, Mo!“, jauchzte er vergnügt. Auch das Löwenmädchen kicherte. „Ich hätte nicht gedacht, dass du dich so leicht reinlegen lässt, Prinzlein!“, sprach sie grinsend. Mohatus zuerst verwunderter Blick wich zuerst dem der Erleichterung, dass er es jetzt doch nicht mit einem böswillig gesinnten Raubtier zu tun bekommen würde. Dann, bei dem flüchtigen Gedanken daran, dass das kleine Löwenmädchen, das da über ihm stand, mindestens genauso schlimm war, machte sich schließlich Verärgerung in seinem dunklen Gesicht breit. „Geh von mir runter, Nami!“, forderte er diese beleidigt auf. Es war ihm peinlich, dass er sich so hatte reinlegen lassen, denn eigentlich sollte er seine beiden Freunde so langsam mal kennen und hätte so etwas doch voraussehen können. „Na los, jetzt mach schon. Lass mich endlich los!“ Nami tat jedoch nichts dergleichen. Sie grinste ihn lediglich weiterhin frech an, senkte den Kopf, sodass sich ihre Gesichter ganz nahe waren und ihre Nase fast die seine berührte und sprach: „Na na! Wer wird denn so unhöflich sein! Ich lasse dich erst los, wenn du ganz lieb bitte bitte sagst. Das haben dir deine Eltern doch bestimmt beigebracht!“ Mohatu verdrehte entnervt die goldfarbenen Augen. Dieses Mädchen war doch echt anstrengend... Aber er musste sich innerlich eingestehen, dass er wohl auf sie würde hören müssen Etwas anderes blieb ihm in dieser Situation wohl auch gar nicht übrig. Und von Choyo konnte er anscheinend keine Hilfe erwarten. „Ja genau, sag ganz lieb bitte bitte!“, gab genau dieser nämlich nun auch noch seinen Senf dazu. „Verräter!“, zischte Mohatu ihm zu und funkelte ihn vorwurfsvoll an. Dann seufzte er ergeben und gab sich schließlich geschlagen. Es half ja alles nichts...Er schaute Nami an und holte tief Luft, sich innerlich erst überwinden müssend. „...Bitte bitte, liebe Nami, sei so gütig und lass mich armen Prinzen los...“ Nami lächelte sichtlich zufrieden, als sie des Prinzens Worte vernahm. „Na also, geht doch!“ Mit diesen Worten ging sie von ihm runter und Mohatu konnte endlich wieder aufstehen. Er schüttelte sich den Staub aus seinem dunklen Fell. Choyo trat nun an seine Seite und versuchte, einen entschuldigenden Blick aufzusetzen, was ihm aber nur halbwegs gelang. Nami allerdings war dies so ziemlich egal. Sie hatte dies schon vorher mit dem jungen Choyo geplant gehabt und war äußerst zufrieden, dass der Streich gelungen war. Mohatu wandte sich von ihr ab und schaute zu Choyo. „Komm Choyo, gehen wir endlich.“ Er hatte noch nicht eine Pfote vor die andere gesetzt, da stand auch schon Nami vor ihm. „He, halt! Ihr könnt mich doch nicht einfach so stehen lassen!“ Choyo schwieg einen Moment, sah seinen älteren Freund an und meinte schließlich zögerlich: „Nun...Ich glaube, sie hat Recht, Mohatu. Und deine Eltern wären sicherlich nicht sehr begeistert, wenn...“ „Wenn du einfach deine zukünftige Königin stehen ließest!“, führte Nami den Satz gebieterisch zu Ende. Und sie hatte damit tatsächlich Recht; Sie war Mohatus Verlobte und seine Eltern wollte, dass er sie auch dementsprechend behandelte, denn schließlich musste man als König später auch eine Königin an seiner Seite haben und da erging es Mohatu also nicht anders. Auch wenn sie beide noch jung waren, waren sie also schon einander versprochen. Von dem Gedanken, mit Nami später einmal das Geweihte Land regieren zu müssen und sogar einmal Junge zu haben, war er nicht gerade sonderlich angetan. Er hatte über so etwas eigentlich noch nie wirklich nachgedacht und fand es noch mächtig früh für solch ein Abkommen. Viel lieber wäre es ihm, noch etwas warten zu dürfen und irgendwann die Löwin kennenzulernen, die er als Königin an seiner Seite haben wollte, die er liebte und die diese Liebe erwiderte. Doch es käme ihm auch hier natürlich nie in den Sinn, seinen Eltern zu widersprechen. Er musste es wohl einfach in Kauf nehmen. Nami jedenfalls schien es nicht sehr schlimm zu finden, später einmal mit dem Prinzen vermählt zu sein. Im Gegenteil, sie schien schon jetzt einen Narren an ihm gefressen zu haben, auch wenn sie das auf eine etwas merkwürdige Art und Weise zeigte, und welche Löwin wünschte sich schließlich nicht eine einflussreiche Position als Königin? Bei ihren Worten dachte er einen Moment nach und schließlich war er wieder derjenige, der nachgab. „Na schön, von mir aus...Aber wir wollten gerade Nomaden spielen, da willst du bestimmt nicht mitspielen...“ Das hoffte er zumindest, denn vielleicht würde sie dann von selber verschwinden. Doch seine Hoffnungen erfüllten sich nicht. „Aber Mohatu! Du weißt doch, dass ich dieses Spiel mag! Du bist bestimmt wieder Anführer und Choyo dein kleiner Bruder, oder?“ Er nickte widerwillig. „Dann bin ich die Frau des Anführers, ja?“ „Ja...“ Widerspruch war doch sowieso zwecklos. Auch Choyo nickte brav, wobei es ihm eigentlich ziemlich egal war – er hatte das Problem ja nicht und eigentlich mochte er die kleine Löwin ja auch irgendwie. Es war ja auch nicht so, dass Mohatu Nami gar nicht mochte. Aber er fand sie insgesamt einfach viel zu aufdringlich, zu laut, zu rechthaberisch. Und eigentlich hatte er sich auf das Spielen mit Choyo gefreut. Doch da musste er jetzt durch....Und er wollte auch nicht die ganze Zeit schmollen deswegen und den anderen beiden den Spaß verderben. Vielleicht würde es ja doch noch ganz lustig werden. Also setzte der Königssohn ein Lächeln auf. „Also gut, dann lasst uns mal anfangen!“ Und mit diesen Worten lief er voraus. Die anderen beiden rannten hinterher und somit verschwanden sie im hohen Gras der Steppe. ____________________________________________________________________________________ So, das war's. Ich hoffe, es hat euch gefallen und ich werde versuchen, das nächste Kapi möglichst bald hochzuladen.^^ Bis dahin: Ciao ciao.^^ Kapitel 2: Das Nomadenspiel --------------------------- Sodele, hier ist endlich das nächste Kapitel. Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat. Na ja, würde mich freuen, wenn der eine oder andere mal seine Meinung dazu sagen würde, damit ich weiß, was ich besser machen muss. Das soll zwar keine Kommibettelei werden, aber hey; ein Autor lebt vom Feedback, wie soll ich mich denn sonst verbessern? ;-) Nun denn, dann wünsche ich euch aber erstmal vieeel Spaß.^^ lg, Osayio _________________________________________________________________________________ Geschwind liefen die drei großen Raubkatzen über die weite Steppe, die sich nahezu endlos vor ihnen zu erstrecken schien, immer ihrem noch unbekannten Ziel entgegen, den Blick nach vorne in unbestimmte Ferne gerichtet. Sie waren fest entschlossen, nicht zu scheitern, egal, was da auch kommen würde, egal, wer sich ihnen möglicherweise in den Weg stellen mochte, ganz gleich, was passierte. Das würde sie nicht aufhalten, nein... Sie waren ein Rudel, eine Einheit – zusammen würden, ja, mussten sie es einfach schaffen. Ihnen allen voran lief der mächtige Anführer Utahom. Er war ein sehr großer und stattlicher Löwe, prächtig anzusehen, mit dichter roter Mähne und jahrelanger Erfahrung im Kampf und vor allem in der Führung eines Rudels. So leicht würde sich wohl niemand mit ihm anlegen wollen und bisher hatte er sein zugegeben ziemlich kleines Rudel durch alle Gefahren geführt. Und er gedachte auch diesmal nicht zu versagen, was auch immer geschehen mochte. Er war es seinen Rudelmitgliedern schuldig, nicht zu scheitern, denn schließlich trug er die Verantwortung für die beiden, die ihm doch die wichtigsten Tiere in seinem Leben waren. Sie verließen sich auf ihn und er wollte und würde sie nicht enttäuschen. Direkt hinter ihm lief sein jüngerer Bruder Oyohc. Er war nicht minder beeindruckend als sein älterer Bruder Utahom, allerdings war er etwas schmaler im Umfang, nicht ganz so muskulös und er war sozusagen das Gehirn der Gruppe. Ja, Oyohc war durchaus ein sehr kluger junger Löwe und unterstützte den Anführer in all seinen Entscheidungen und war nicht selten derjenige, der die Lösung eines schwierigen Problems fand. Ohne ihn hätte der Anführer in so manch einer schwierigen Situation wohl nicht mehr weiter gewusst und hätte es längst nicht so weit gebracht. Ja, sein Bruder war eine Person, die er auf keinen Fall würde missen wollen. Schließlich, ganz am Ende, lief die wunderschöne Löwin Inam. Sie war äußerst anmutig anzusehen mit ihrem hübschen hellen Fell und dem schlanken Körper und sie war außerdem die treue Gefährtin des Anführers, die diesen in allen Lebenslagen unterstützte. Für sie würde er wohl wirklich alles tun. Des Weiteren war sie eine sehr talentierte Jägerin, obwohl sie noch ziemlich jung war. Man sagte, sie konnte eine Feldmaus noch auf mehrere Tage Entfernung riechen. Auch sie war damit unerlässlich für das kleine Rudel. Die helle goldene Sonne stand schon hoch am blauen Himmel, der heute von keiner einzigen Wolke getrübt wurde, und brannte erbarmungslos auf das den Nomaden unbekannte Land nieder, als wolle sie es verbrennen mit all seinen Pflanzen und all seinen Anwohnern, die sich dort tummelten. Die Luft flimmerte leicht aufgrund der sengenden Hitze und die meisten der dort lebenden Tiere hatten sich anscheinend an möglichst kühle Fleckchen zurückgezogen, um der Hitze der Sonne zu entgehen, denn die drei Nomaden begegneten auf ihrem Wege niemanden. Dennoch war die wirklich atemberaubende Schönheit jenes großen Landes unverkennbar. Hie und da standen hohe Bäume, dicht belaubt mit dunkelgrünen Blättern und fest am Boden stehend auf einem glatten, dunklen Stamm. Sie sahen aus, als könnten sie jeglichen Wind und Wetter trotzen, als könne nichts ihre kräftigen Wurzeln dem staubigbraunem Boden entreißen, in den sie sich so fest verankert hatten. Zwar war der Erdboden hier trocken, doch weiter in der Ferne konnte man grünes Gras sehen. Die Vegetation hier war üppig und es gab sicherlich viele Tiere hier. Gelegentlich tschilpte der eine oder andere Vogel, der sich unter das kühle Blätterdach der rings umher stehenden Bäume zurückgezogen hatte. Ganz bestimmt ließ es sich hier sehr gut leben. Es war jedenfalls wahrlich wunderschön anzusehen. Mit einem Mal aber blieb der Anführer der Nomaden plötzlich stehen und seine Begleiter taten es ihm schließlich gleich. „Was ist denn los, Bruder?“, fragte Oyohc dann und schaute Utahom mit diesen Worten fragend an, „Warum bleibst du stehen?“ Er hätte erwartet, dass sie noch eine Weile ihren Weg fortsetzten und weiter in das fremde Land vordrangen, doch Utahom schien da anderer Meinung zu sein. „Wir sind lange gelaufen. Eine Rast wird uns gut tun.“ So lauteten die Worte des dunkelbraunen Löwens und der Jüngere nahm sie nickend zur Kenntnis. "Also gut, wie du meinst, Utahom." „Ich gehe für uns jagen“, erklärte sich da die Gefährtin Utahoms sofort bereit. Schließlich war sie eine äußerst pflichtbewusste und fleißige Löwin und eine Mahlzeit könnten sie mittlerweile alle gut gebrauchen, was nach dem langen Weg, den sie schon hinter sich gebracht hatten, ja nun keineswegs weiter verwunderlich war. „Es wird bestimmt nicht lange dauern.“ Zumindest war sie davon überzeugt, denn schließlich wirkte dieses Land äußerst fruchtbar mit all seinen Bäumen und der Grasebene in der Ferne. Gewiss gab es hier entsprechend viel Beute. Somit machte sie, ohne überhaupt auf eine Antwort seitens der anderen beiden Löwen zu warten, kehrt und war in dem hohen trockenen Gras dieses so fremden Landes schon bald nicht mehr zu sehen. Für Oyohc und Utahom hieß es nun also erst einmal warten. Hoffentlich geschah der Löwin nichts...Es war alles so fremd hier und wer wusste schon, wem man hier alles begegnete, welche Tiere hier lebten... Utahom jedenfalls machte sich Sorgen um seine treue Gefährtin und er wäre ihr am liebsten sogleich einfach hinterhergelaufen und hätte sie entweder zurück geholt oder sie immerhin begleitet und ein Auge auf sie gehabt. Doch dies wiederum würde wohl ihren Stolz verletzen, denn es war schließlich nicht so, dass sie sich überhaupt nicht wehren konnte. Immerhin war sie damals, als der Stamm der Nomaden noch größer gewesen war, eine der angesehensten Löwinnen dort gewesen. Sie konnte sich also durchaus verteidigen...Dennoch minderte dies seine Sorge um sie natürlich nicht im Geringsten. Somit verstrich die Zeit geradezu quälend langsam, zumindest dem Anführer des Nomadenrudels kam es so vor. Aber vielleicht machte er sich auch einfach zu viele Gedanken...Inam würde schon zurückkehren, es würde sicherlich nicht mehr lange dauern. Er durfte sich nicht solch große Sorgen machen, immerhin konnte sie schon sehr gut auf sich selbst aufpassen, das wusste er doch ganz genau und es wäre eine Lüge, das Gegenteil zu behaupten und vor allem eine Beleidigung seiner Gefährtin gegenüber. Sie war zwar noch jung, aber nun einmal schon lange kein Jungtier mehr, auf das man ständig aufpassen musste. Dennoch gelang es ihm nicht, seine Sorgen ganz aus seinen Kopf zu bannen, so sehr er es auch versuchte. Er wollte sie nun einmal nicht verlieren. Stieße ihr etwas zu...Der Gedanke war unerträglich und brannte sich in seinen Kopf ein, wie die Strahlen der Sonne in den staubigen Erdboden...Dann...Er könnte sich dies nie verzeihen... Als das unangenehme Schweigen sich so immer länger hinzog, beschloss Oyohc dieses endlich zu brechen. „Wohin willst du als nächstes, Bruder?“ Mit diesen Worten sah er den Älteren fragend an. „Dieses Land scheint zwar sehr fruchtbar zu sein“, kam dann auch schon die Antwort, denn Utahom war dankbar für die Ablenkung, denn so konnte er seine Gedanken anderen Dingen, die nun mal auch wichtig waren, zuwenden, „dennoch sollten wir zur Sicherheit zu allererst nach Wasser suchen. Vielleicht ist hier in der Nähe welches. Wenn wir uns einst wirklich hier niederlassen wollen, so müssen wir in der Nähe vom Wasser bleiben, damit es immer in Reichweite ist.“ Oyohc nickte. Ja, das war einleuchtend und über etwas Ähnliches hatte er so auch schon nachgedacht, dennoch hatte er lieber seinen Bruder fragen wollen, was dieser als Nächstes zu tun gedachte, schließlich war dieser immer noch der Anführer. Er stand auf. „Also dann, auf geht’s!“ Verwundert schaute Utahom ihn an. „Wie, auf geht’s! ?“ Oyohc verdrehte ein wenig entnervt die Augen ob der Begriffsstutzigkeit seines Bruders – zumal er glaubte, dass dieser sich jetzt gerade nur dumm stellte und in Wirklichkeit ganz genau wusste, worauf sein jüngerer Bruder hinaus wollte. „Na, wir wollen doch nach Wasser suchen oder etwa nicht? Jetzt haben wir schließlich die Zeit dafür. Also los, komm schon!“ Er wollte loslaufen, doch sein Bruder folgte ihm immer noch nicht, blieb, wo er war und widersprach stattdessen: „Hör mal, Oyohc, wollen wir nicht lieber auf Inam warten? Wir können doch auch noch danach nach Wasser suchen.“ „Du hast doch eben selber vorgeschlagen, nach Wasser zu suchen, Bruder, also komm schon mit! Inam ist noch nicht so lange fort“, von wegen, Utahom war es wie eine halbe Ewigkeit vorgekommen!, „wir werden bestimmt schon längst wieder hier sein, wenn sie auftaucht. Vorausgesetzt natürlich, du hörst endlich auf, ständig irgendwelche Einwände zu erheben. Du machst dir viel zu viele Sorgen, Uta.“ Das stimmte. Oyohc hatte genau das ausgesprochen, was er, Utahom, insgeheim doch auch dachte. Er sollte sich lieber auf etwas anderes konzentrieren...Schließlich gab er es auf, zu widersprechen und stand auf. „Also gut. Dann gehen wir.“ Sonderlich erfreut klang er dabei jedoch nicht, aber zumindest fügte er sich. Einen kurzen Moment lang dachte Oyohc darüber nach, dass es ja eigentlich vollkommen reichen würde, wenn nur einer nach dem Wasser suchte. Doch insgeheim wollte er Utahom auch von seiner, seiner Ansicht nach, nahezu krankhaften Sorge um seine Gefährtin abbringen und eine Suche wäre da doch genau das richtige, da sein Bruder sich dann erstmal auf andere Dinge würde konzentrieren müssen. Also beschlossen sie nun nach Wasser zu suchen. Falls Inam vorher wieder auftauchte, würde sie bestimmt so klug sein und hier auf sie warten. Wobei beide genau wussten, dass die Löwin genau dies eben nicht tun würde, sondern wohl viel eher der Spur der beiden Löwen folgen würde. Das sähe ihr zumindest ziemlich ähnlich, denn sie war eine Löwin, die äußerst ungerne wartete. Also machten die beiden Brüder sich schließlich auf den Weg, um herauszufinden, ob oder besser wo es in diesem warmen Land Wasser gab. Es war bestimmt welches vorhanden, denn ansonsten wäre die Vegetation hier ja nicht dermaßen üppig. Nur wo, das war die Frage...Nun, sie würden es sicherlich herausfinden, zumindest Oyohc war diesbezüglich optimistisch. Die beiden liefen zügig, rannten aber nicht. Sie mussten schließlich ihre Kräfte noch sparen, denn wer wusste schon, was sie hier in diesem Lande noch alles erwarten würde? Zwar schien es derzeit nicht den Anschein zu haben, aber vielleicht gab es hier ja schon ein anderes Rudel, was sich in diesem Land niedergelassen hatte und wenn dem so war, dann wären diese Löwen sicherlich nicht begeistert über die Neuankömmlinge. Somit liefen die Beiden eine Weile, allerdings ohne dabei etwas zu sagen. Hier und da standen Bäume, prächtig belaubt mit frischen Blättern, willkommene Schattenspender in der Hitze des Mittags. Doch momentan hatten die beiden Brüder noch keine Rast im Sinn und allzu lange waren sie ja auch noch gar nicht unterwegs, auch, wenn sie von der vorherigen Reise noch ein wenig erschöpft waren. Sie liefen mit gleich bleibender Geschwindigkeit weiter, sich achtsam umsehend und die Ohren in die Richtung der Geräusche drehend, die ihre Aufmerksamkeit erregten. Irgendwo tschilpte fröhlich ein Vogel und ein weiterer antwortete ihm mit heller und klarer Stimme. „Sieh doch mal da, Bruder!“, meldete Oyohc sich dann plötzlich zu Wort und brach damit abermals das Schweigen zwischen ihnen. „Siehst du das?“ Utahom schaute in jene Richtung, in die sein jüngerer Bruder soeben gezeigt hatte und...Ja, er sah es auch! Dort glitzerte etwas und reflektierte das grelle Sonnenlicht. Auch von ihrem jetzigen Standpunkt aus konnten es die beiden Löwenmännchen schon sehr gut sehen und es war wohl offensichtlich, was es war. Wasser. „Ja, ich sehe es!“, so erwiderte Utahom nun und lief dann schneller, beschwingt durch die Tatsache, dass das Wasser nicht mehr weit entfernt war, weiter. Erst jetzt merkte er, wie durstig er eigentlich war und konnte es kaum abwarten, das in der Sonne glitzernde Nass zu kosten. Und außerdem wollte er danach gleich wieder umkehren, denn bestimmt war Inam mittlerweile wieder zurück und wartete entweder auf sie oder sie war schon auf dem Weg zu ihnen. Doch wenn er dies recht bedachte, musste sie ja auch auf die Beute – sofern sie erfolgreich gewesen war, doch davon gingen die beiden Löwen aus - aufpassen und je nachdem, wie diese ausgefallen war, konnte sie sie bestimmt nicht ständig den langen Weg hin und her schleppen. So oder so wollte er jedenfalls schnell zurück. Endlich kamen sie bei dem Wasser, welches sie vorher nur durch das verheißungsvolle Glitzern der Sonne bemerkt hatten, an. Dort stillten sie schnell ihren Durst. Kurz sah Utahom sich um. Er entdeckte keine anderen Tiere hier in der Nähe. Falls eben noch welche da gewesen waren – er konnte jedoch keine wittern – so waren sie jetzt anscheinend geflohen. Nach einer kurzen Weile machten die beiden Löwen sich dann auf dem Rückweg und waren bald wieder dort angekommen, wo sie zuvor gerastet hatten. Inam war noch nicht zurück, wie Utahom mit einem Anflug von Unruhe bemerkte, doch er sagte sich, dass sie ja noch nicht allzu lange fort war und dass er sich wahrscheinlich schlichtweg viel zu viele Gedanken um sie machte, denn immerhin war sie schon erwachsen und wusste sich zu wehren. Wehren... Vor was denn eigentlich? Gab es hier irgendwelche Tiere, die ihr ernsthaft gefährlich werden konnten, abgesehen von jenen, die ihr als Beute dienten und sie während der Jagd verletzen konnten? Wieder schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass es hier vielleicht ein anderes Löwenrudel gab, welches sie womöglich nicht gerade willkommen heißen wollte. Ein Rudel mit einem stolzen Männchen als Anführer, welches nur zu gerne eine neue hübsche Löwin in sein Rudel aufnahm...Oder sie tötete, würde sie sich weigern. Er versuchte, diesen unliebsamen Gedanken abzuschütteln, dennoch blieb dieser nun, da er da war, beharrlich haften und ließ ihn nicht mehr in Ruhe. Der dunkle Löwe tat es schließlich seinem Bruder gleich, der sich hingelegt hatte und träge in die Sonne blinzelte und bettete dann seinen Kopf auf die Pfoten, versuchte sich ein wenig zu entspannen und nicht mehr über mögliche Gefahren, die ja noch nicht einmal bewiesen waren, nachzudenken. Schließlich aber – mittlerweile war schon wieder einiges an Zeit vergangen, zu viel Zeit - wollte Utahom nicht mehr länger auf seine treue Gefährtin warten. Vielleicht war ihr wirklich etwas zugestoßen...Das Schreckgespenst des anderen Löwenrudels geisterte hartnäckig durch seinen Kopf. Somit erhob er sich. „Ich warte nicht mehr länger, Bruder. Ich muss Inam suchen. Das ist meine Pflicht...“ Oyohc sah ihn bei seinen Worten ein wenig nachdenklich an. „Bruder, deine Gefährtin ist eine starke Löwin. Sicherlich ist sie bald zurück...“ Es würde Inam bestimmt in ihrem Stolz verletzen, wenn sie sich so schnell Sorgen um sie machten, als ob sie noch ein schwaches und wehrloses Löwenjunges wäre und das war sie ja nun wirklich nicht mehr. Im Gegenteil, man sollte stattdessen lieber Respekt vor ihr haben. Und wenn sich dann noch herausstellen sollte, dass ihr eigentlich gar nichts passiert war, hätten sie umsonst nach ihr gesucht und sie dadurch tatsächlich in gewisser Weise beleidigt, auch wenn Oyohc wusste, dass dies natürlich keineswegs die Absicht seines älteren Bruders war, denn dieser liebte und achtete die Löwin. „Dennoch werde ich sie suchen. Dieses Land kennen wir nicht gut genug und wir wissen nicht, was hier alles lauert.“ Mit diesen Worten wandte der Anführer sich von seinem jüngeren Bruder ab und lief in jene Richtung, die zuvor die Löwin eingeschlagen hatte. Dabei sah er sich nicht etwa nach seinem Bruder um; es war ihm egal, ob der Jüngere ihm folgen würde und er überließ es somit gänzlich diesem, diesbezüglich eine Entscheidung zu fällen. Oyohc sah Utahom hinterher, einen Moment lang ein wenig unschlüssig, was er denn nun tun sollte. Schließlich aber riss er sich aus seiner Starre und folgte ihm geschwind. „Warte, Utahom! Ich komme mit!“ Kurz blieb der größere und ältere Löwe stehen und wartete auf seinen kleinen Bruder, der schließlich an seiner Seite stehen blieb. „Ich werde dir helfen, sie zu finden, Utahom!“ Dieser lächelte. „Ich danke dir, Oyohc.“ Dann liefen sie nach diesem recht kurzen Wortwechsel weiter. Die Meter flogen nur so unter ihren Pfoten hinweg, als sie über die Steppe liefen. Zielstrebig rannten sie weiter geradeaus. Utahom konzentrierte sich, versuchte, vielleicht die Fährte Inams wahrzunehmen oder sie zu wittern. Doch diesbezüglich blieb er leider erfolglos. Ihre Pfoten hatten im harten staubigen Boden der Steppe keine Abdrücke hinterlassen und ihr Geruch war schon verflogen. Dennoch lief er weiter, den Blick nach vorne gerichtet – irgendwie würden sie sie schon finden, sie mussten sie einfach finden! „Inam!“, rief der dunkle Löwe kurz darauf mit lauter Stimme, „Inam, wo bist du?! So antworte doch!“ Es kam jedoch keine Antwort, auch nach wiederholtem Rufen nicht. Der Anführer der Nomaden wurde langsam immer besorgter, versuchte aber, sich dies nicht zu sehr anmerken zu lassen. Sie würden sie schon finden...Das hoffte er zumindest. Doch so langsam stand für ihn fest, dass irgendetwas passiert sein musste...Inam war noch nie so lange weg geblieben. „Wie wäre es, wenn wir uns aufteilen?“, schlug Oyohc schließlich vor, wobei er den anderen fragend anblickte. Angesprochener nickte alsdann nach kurzem Überlegen. „Also gut. Vielleicht haben wir dann ja mehr Glück.“ Also schlug Oyohc nach einer weiteren kurzen Absprache mit seinem großen Bruder den Weg gen Westen ein, währen der Ältere weiter nach Norden lief. Kurz warf er dabei einen Blick nach oben; die Sonne hatte ihren Zenit schon lange erreicht und war nun im Westen, dort, wo sein Bruder Oyohc entlang lief. Bald würde sie ganz untergegangen sein und dann würde das Utahom und den anderen so fremde Land in Dunkelheit liegen und dies würde die Suche nach Inam noch erschweren und möglicherweise auch gefährlicher machen. Es wäre also wirklich besser, wenn sie sie möglichst bald finden würden. So oder so hoffte Utahom natürlich, seine Gefährtin schnell zu finden. Somit lief er weiter, der Wind zerzauste dabei seine dichte rote Mähne und das ständige Trappeln seiner Pfoten entwickelte sich zu einem gleichmäßigen Hintergrundgeräusch, welches er aber gar nicht mehr richtig wahrnahm. Langsam aber sicher sank die Sonne immer tiefer. Das Licht ward schon ein wenig schwächer und auch die Wärme war nicht mehr so deutlich zu spüren, wie noch am Nachmittag, was eigentlich ein Segen sein sollte. Mit dem Licht der Sonne und der Wärme aber schwand auch die Hoffnung Utahoms langsam, aber beständig. Einen Moment lang wurde sein Blick abgelenkt und zwar von einem wahrhaft gigantischem Felsen, der in der Ferne in die Höhe ragte. Irgendwie wurde sein Blick geradezu magisch davon angezogen...Beeindruckt sah er den riesigen Felsen an und wunderte sich ein wenig, dass er ihn nicht schon vorher gesehen hatte, immerhin war er nun wirklich nicht zu übersehen. Aber wahrscheinlich war er einfach zu aufgeregt gewesen wegen Inams Fortbleiben....Und das war er immer noch, also ließ er den Felsen Felsen sein und machte, dass er weiterkam. Somit lief er und lief er immer weiter. Der Felsen rückte ebenfalls stetig näher, doch mittlerweile hatte er keine Augen mehr dafür. Vielleicht würde er sich dies alles später näher ansehen, doch jetzt hatte er nur noch eines im Kopf: Inam. Er musste sie unbedingt finden...Mittlerweile war er sich sicher, dass ihr etwas zugestoßen sein musste und die Angst um sie ließ sein Herz noch schneller schlagen, sodass es schon fast schmerzhaft gegen sein Brust pochte, Nicht vorzustellen, was er tun sollte, wenn sie...Aber solche Gedanken durfte er nicht haben, nein! Das machte alles nur noch schlimmer. Er musste weiter suchen und wenn er die ganze Nacht unterwegs wäre, er würde sie finden! Ansonsten wäre er es nicht wert, sich weiter einen Anführer zu schimpfen. So in seine Gedanken versunken lief er weiter und versuchte, die düstersten Vorahnungen zu verdrängen, was ihm aber nicht ganz gelingen wollte. Doch mit einem Mal sah er etwas oder eher jemanden. Seine Augen weiteten sich, als er erkannte, wer diese Gestalt war. „Inam!“, rief er dann auch schon und rannte noch schneller auf die am Boden liegende Löwin zu. „Inam, da bist du ja...“ Er war endlich bei ihr angekommen und beugte sich zu ihr hinunter, sie dabei besorgt ansehend. Sie hatte ihre hübschen violetten Augen, die ihn schon immer so fasziniert hatten, leicht geöffnet. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „U-Utahom...Du bist mir also doch gefolgt...“ „Was ist passiert, Inam..?“ Vorsichtig schmiegte er seinen Kopf an den ihren. „Ich...Ich habe...gejagt, aber...ich war unvorsichtig. Meine Beute griff mich an und...“, sie stockte kurz und atmete schwer, denn offensichtlich hatte sie Schmerzen. Utahom ertrug diesen Anblick einfach nicht. Sie schloss die Augen und er dachte schon, sie sei jetzt bewusstlos geworden oder dergleichen, doch dann sprach sie weiter. „...Ich glaube, mein Bein ist gebrochen...Ich kann nicht aufstehen. Oh, ich bin s-so froh, dass du hergekommen bist, Utahom. Es tut mir so Leid...“ „Es braucht dir nicht Leid zu tun...“, erwiderte Utahom daraufhin leise und lächelte ganz leicht, „Ich mache dir keinerlei Vorwürfe, das könnte ich doch gar nicht.“ Er war sehr erleichtert, dass er sie endlich gefunden hatte und dass sie noch lebte. Sie konnte sich zwar nicht bewegen, aber zu seiner Erleichterung konnte er zumindest keine äußerlichen möglicherweise blutenden Verletzungen an ihr entdecken, abgesehen von ihrem offensichtlich gebrochenen Bein, was in einem abstrusen Winkel verdreht war. Es war schon mal erleichternd, dass sie immerhin nicht blutete, ein Grund zur Hoffnung, was aber natürlich nicht heißen sollte, dass jene unsichtbaren Verletzungen, die seine Gefährtin möglicherweise davon getragen hatte, gänzlich harmlos waren, im Gegenteil, diese Verletzungen waren oft die schlimmsten, weil man sie nicht sah und weil man nichts dagegen tun konnte. Es wäre wohl am besten, wenn sie sofort zu ihrem Lager zurückkehrten. Dort würde Utahom überlegen, was als nächstes zu tun war. „Ich bringe dich erstmal hier weg“, so sagte er deshalb zu ihr, „sag, wenn ich dir weh tue...“ Sie nickte lediglich leicht, kaum merkbar. Utahom fasste sie nun also am Nackenfell und hievte sie dann äußerst vorsichtig auf seinen Rücken. Kurz zog sie scharf die Luft ein, dann aber lag sie sicher auf ihm. „Geht es so?“, fragte er sie besorgt. Er wollte ihr nicht weh tun und es dadurch möglicherweise noch schlimmer machen, als es ohnehin schon war. „Ja, es geht schon...“, erwiderte sie leise. Selbst wenn er ihr Schmerzen zugefügt hätte, so hätte sie dies wohl nicht zugegeben. Trotz allem wollte sie nicht wie eine Memme dastehen, die nicht mal ein bisschen Schmerz vertragen konnte. Nein, sie würde das schon durchhalten. Sie war eine stolze Löwin. Somit lief der Anführer der Nomaden wieder los, zügig, aber dennoch langsamer als zuvor, um Inam nicht aus Versehen irgendwelche Schmerzen zu bereiten. Mittlerweile war es schon dunkel und eine kühle Brise wehte über die Steppe und ließ die Gräser und die Blätter in den Bäumen rascheln und rauschen. Abgesehen davon herrschte nun eine ungewöhnliche Stille, das fröhliche Zwitschern der vielen Vögel des Tages war verstummt. Und das Lager war, wie Utahom einfiel, noch recht weit entfernt...Vielleicht sollten sie lieber erstmal woanders rasten und später ihren Weg zurück fortsetzen. Zwar würde Oyohc sich garantiert Sorgen machen, aber er würde es schon verstehen. Vielleicht war er ja auch schon zurück beim Nachtlager, weil seine Suche ja offensichtlich erfolgslos gewesen sein musste. Zumindest hoffte Utahom dies, denn irgendwie hatte er ja schon ein schlechtes Gewissen, weil er seinen kleinen Bruder da mit rein gezogen hatte. Natürlich hatte er Oyohc die Entscheidung überlassen, doch letztendlich war dem jungen Löwen ja gar nichts anderes übrig geblieben, als dem Älteren zu folgen; hätte er es nicht getan, so hätte ihn wohl das schlechte Gewissen geplagt. Utahom würde sich bei ihm dafür entschuldigen. Der Himmel hatte sich mittlerweile noch mehr verdüstert; dunkle Wolken bedeckten ihn, dicht und finster, riesigen Bergen gleich, die drohten, sogleich in sich zusammenzubrechen und alles unter sich zu begraben. Möglicherweise würde es bald regnen... Eine Seltenheit in diesem warmen Land, doch der Regen fiel dann stets umso stärker aus. Also wurde es wirklich Zeit zu rasten. Und der große Löwe sah auch schon einen geeigneten Platz dafür. Nicht weit entfernt war eine kleine Baumansammlung, welche bestimmt genügend Schutz vor einem möglichen Regenguss bieten würde. „Da vorne werden wir Pause machen!“, teilte Utahom seiner Gefährtin also mit. Es kam keine Antwort. Anscheinend war sie doch ohnmächtig geworden. Somit lief der Löwe zu den Bäumen. Schnell war er dort angekommen und ließ dort seine Gefährtin behutsam zu Boden gleiten, darauf bedacht, ihr bloß nicht Schmerzen zuzufügen. Sie, die wieder oder auch immer noch bei Bewusstsein war, lächelte ihn schwach an und er legte sich neben sie auf den erdigen Boden. Wieder wehte ein kühler Windhauch. Die Luft roch frisch, irgendwie verheißungsvoll, als läge etwas Besonderes darin. Immerhin waren sie unter den recht großen Bäumen, die schützend ihr Blätterdach über sie ausbreiteten, halbwegs sicher. Inam bettete ihren Kopf auf ihre Pfoten und schloss die Augen. Er aber hielt die seinen offen, denn er wollte über seine traue Gefährtin wachen, während sie schlief. Doch auch er war ziemlich müde und erschöpft, denn schließlich hatten sie eine lange Reise hinter sich, dann auch noch die Suche nach Inam...Utahom versuchte, seine Augen offen zu halten, doch dies wollte ihm nicht mehr so recht gelingen. Schließlich fielen ihm langsam die Augen zu und er sank in einen leichten Schlummer. Dann schlug der Blitz in den Baum ein. _________________________________________________________________________________ So, das war es.^^ Ich hoffe, es hat dem einen oder anderen gefallen. Würde mich natürlich über Kommis freuen - das nächste Kapi ist übrigens schon in Arbeit, mal schauen, wann ich es fertig schreibe, habe in letzter Zeit auch viel anderes zu tun... Nun, wie dem auch sei. Ciao ciao! lg, Osayio Kapitel 3: Raubtier am Himmel ----------------------------- So, hier ist endlich das dritte Kapitel – tut mir Leid, dass es solange gedauert hat, aber die wenigen, die diese FF lesen, halten mir hoffentlich weiterhin die Treue ;-) Das nächste Kapitel dürfte eigentlich etwas schneller da sein, da dieses Kapitel hier eigentlich als ein längeres geplant war, ich habe es aber letztendlich doch geteilt. Nun, wie dem auch sei. Viel Spaß.^^ Lg, Osayio ___________________________________________________________________________________ Nami schrie bei dem lauten Krachen, als der Baum, unter dem sie und Mohatu sich befanden, mit einem Mal von dem Blitz gespalten wurde, erschrocken und sprang sofort auf. Auch Mohatu hatte sich bei dem lauten Geräusch gehörig erschreckt und kam dann hastig auf seine Beine, brachte Abstand zwischen sich und dem nun brennenden Baum. Dennoch handelte er schnell, zumindest schneller als seine Spielkamaradin. „Schnell, wir müssen weg hier!“, rief er Nami zu, die, unsicher, was nun zu tun war, umherschaute mit angstvoll aufgerissenen Augen. Das soeben entfachte Feuer, welches sich gierig in das Holz des Baumes fraß, spiegelte sich fast überdeutlich in ihnen, als ob ein anderes Feuer in ihnen brennen würde, gespenstisch zitternde und tanzende Flammen in ihrem Inneren, eine absurde Kopie der Feuerglut vor ihnen. Nami war in jenem Moment wie versteinert, die Angst und der Schrecken ließen sie nicht klar denken, geschweige denn handeln. Dieses Feuer, oh, dieses schreckliche, gewaltige, verzehrende Feuer... Genau so musste sich wohl ein Beutetier fühlen, welches in den Rachen seines Jägers starrt und nicht mehr tun kann, außer zu warten, dass sich die scharfen Zähne des Feindes in sein Fleisch bohren und zumindest der Angst, dieser schrecklichen Furcht, ein jähes Ende setzen und welches sich dieser Tatsache so bewusst ist, sich in jenem kurzen Moment darüber im Klaren ist, dass es sterben muss, sterben wird. Sie brachte schließlich ein knappes und zaghaftes Nicken zustande und folgte alsdann schnell dem Prinzen, welcher voraus lief, wie selbstverständlich die Führung übernehmend. Es regnete nicht. Lediglich ein Gewitter war über das Geweihte Land hereingebrochen. Die Luft war heiß und trocken. Nichts war da, was das Feuer, das der Blitz entfacht hatte, würde löschen können und es blieb nur zu hoffen, dass es sich nicht weiter ausbreitete. Die lodernden orangenen und gelben Flammen ließen die knorrigen Äste des Baumes, der doch eben noch so frisch und voller Leben gewesen war, scheußlich knacken. Gelblicher Qualm stieg in den dunklen Himmel auf in geballten Wolken, die einen unangenehmen Geruch verbrannten Lebens mit sich brachten. Doch all das sahen Nami und Mohatu nicht mehr und das war wohl auch gut so. Sie sahen beide nur starr nach vorne, nahmen aber kaum etwas wahr. Ihre Pfoten führten sie wie von selbst auf den richtigen Pfad. Wieder zuckte ein gleißend heller Blitz über den finsteren Himmel und als sein Licht wieder schwand, schien es noch dunkler als zuvor zu sein. Der Blitz schien das letzte bisschen Licht aufgesaugt und mit sich genommen zu haben, so kam es den beiden Löwenkindern vor. Mohatu dachte daran, dass seine Eltern ihn bestimmt schon längst erwarteten. Sicherlich würde er später eine gebührliche Standpauke über sich ergehen lassen müssen und vermutlich war dies auch recht so. Aber er war so in das Spiel vertieft gewesen, dass er gar nicht richtig bemerkt hatte, dass es stetig dunkler geworden war, dass Unheil in der Luft gelegen hatte. Er hätte es an dem unheimlich gelblichen Licht sehen müssen, welches nur vorherrschte, wenn ein Gewitter im Anflug war. Er hätte es an den Vögeln beobachten können, die tiefer flogen, als es gewöhnlich der Fall war. Er hätte...Er hätte es an so vielen Faktoren erkennen können. Doch das hatte er nicht. Und nun war er hier, mitten in der Savanne, während über ihm und Nami ein Gewitter tobte. Eigentlich hätte ihm und sicherlich auch Nami das Unwetter nicht gar zu viel ausgemacht, wenn er und sie sicher zu Hause in der Höhle gewesen wären. Doch hier draußen war so ein Unwetter durchaus sehr gefährlich, zu gefährlich, um allzu lange auszuharren. „Los, zum Heimatfelsen!“, rief der Prinz des Geweihten Landes dem Löwenmädchen zu, denn es schien ihm wichtig, selbst die einfachsten Tatsachen, die doch selbstverständlich sein sollten, laut auszusprechen. Doch seine Stimme ging im lauten Grollen des Donners unter, als wolle das Gewitter nicht, dass sie von hier fortkamen, als wolle es sie hier festhalten. Der Himmel schien ihm mit einem Mal wie ein zorniges Tier, welches seiner hilflosen Beute auflauerte und schon seine blitzenden Fänge nach ihr austreckte. Nami hatte aber trotzdem verstanden, was der Prinz ihr hatte sagen wollen, nickte abermals knapp und folgte dann ihm, der voraus lief. Als wieder einer dieser grässlichen Blitze über den düsteren Himmel zuckte, sah man, wenn auch nur für einen kurzen Moment, den vertrauten Heimatfelsen in der Ferne. Mächtig ragte er über das Geweihte Land hinaus, versprach Schutz und Zuflucht. Mohatus Herz pochte aufgeregt gegen seinen Brustkorb und er war sich ziemlich sicher, dass es Nami genauso erging. Aber gleich wären sie ja in Sicherheit, gleich wären sie endlich wieder zu Hause... Plötzlich aber fuhr dem jungen Prinzen der Schreck durch alle Glieder, lähmte für einen Moment seine Gedanken, als ihm siedend heiß einfiel, dass sie etwas sehr wichtiges vergessen hatten oder viel eher jemanden. Choyo... Mit diesem äußerst beunruhigenden Gedanken im Kopf bremste er abrupt ab und blieb stehen. Nami lief in ihrer Angst noch ein paar Schritte weiter, dann aber merkte sie, dass Mohatu nicht mehr an ihrer Seite lief und sie wandte sich zu ihm um, sah ihn an mit einem geradezu entsetztem Gesichtsausdruck, die violetten Augen angstvoll aufgerissen. „Mohatu, jetzt komm schon, wir müssen weiter!“ Ihre Stimme klang ungewollt schrill. Wieder krachte ein Blitz über den beiden Löwenkindern und Nami duckte sich unwillkürlich, als könne sie so dem Gewitter über sich entgehen. Mohatu schüttelte hektisch den Kopf, während er versuchte, das Hämmern in seinen Schläfen zu missachten, seinen rasenden Herzschlag, den er bis in die Ohren zu spüren glaubte. „Nein, Nami, nein! Wir müssen zurück – wir haben Choyo vergessen!“ Er hatte sich um eine einigermaßen ruhige Stimme bemüht, doch dies misslang ihm gründlich. „Zurück?!“, echote Nami und dann nochmal, „Zurück?! B-Bist du verrückt geworden?! Wir können nicht zurück!“ Und sie würde auch nicht zurückgehen, nein...Dafür hatte sie viel zu viel Angst. Allein bei dem Gedanken daran, dass sie noch ein gutes Stück des Weges vor sich hatten, begann sie zu zittern. Sie spürte einen Kloß im Hals und versuchte ihn herunter zu schlucken, was ihr nicht gelingen wollte. Der Kloß blieb, wo er war und ihr ungutes Gefühl verstärkte sich nur noch, während sie den Prinzen angstvoll anschaute. Dieser erwiderte den Blick fest, mittlerweile sich etwas mehr Haltung wahrend, zumindest schien er dies zu versuchen. „I-Ich gehe nicht zurück...!“, redete das Löwenmädchen hektisch weiter, als er nichts sagte. Vor Aufregung und Angst überschlug sich ihre Stimme. „Aber...“, setzte Mohatu an, doch in diesem Moment grollte wieder das Raubtier am Himmel, das auf jeden Preis verhindern wollte, dass Mohatu irgendetwas sagte oder tat, dass ihn zur Untätigkeit oder zur Flucht verdammen wollte. Aber er wollte, er konnte nicht fliehen. Zum einen schrieen alle seine Instinkte danach, gefälligst auf Nami zu hören und mit ihr zum Heimatfelsen zu laufen. Aber er ignorierte diese Stimmen und außerdem hatte er jetzt keine Zeit mehr zu verlieren. Entweder jetzt oder nie! „Dann...gehe ich halt alleine“, sprach er deswegen endlich, darum bemüht, seiner Stimme einen möglichst festen Klang zu verleihen, auch wenn man ihm ansah, wie er sich fühlte. „Das ist doch völlig verrückt! Mach das nicht, Mohatu!“, heulte Nami. Sie wollte nicht, dass er zurücklief und dass ihm dann möglicherweise etwas zustieß. Doch Mohatu war gewillt, jetzt nicht mehr länger zu zögern; er hatte ja auch gar keine andere Wahl, denn immerhin ging es hier um Choyo, seinen besten Freund...Den er einfach so im Stich gelassen hatte. Deshalb wollte er auch eigentlich gar nicht näher auf Namis Protest eingehen. „Ich muss gehen, Nami...“, entschlossen sah er sie an, während er sprach, „Lauf du aber nach Hause und...Und erzähl meinen Eltern, was passiert ist.“ Sie würden sie, wenn sie beim Heimatfelsen ankäme, ohnehin fragen, wo denn er, Mohatu, sei. Und Choyos Mutter sorgte sich sicher auch schon um ihren kleinen Sohn...Ja, er musste den Kleinen unbedingt finden, das war er ihm schuldig, dass war er allen schuldig. Schließlich hatte er Choyo einfach so alleine gelassen. Das schlechte Gewissen plagte ihn und er machte sich bittere Vorwürfe. Bestimmt war Choyo irgendwo ganz alleine und hatte Angst...Mohatu wusste doch, wie sehr sich sein bester Freund vor Unwettern jeglicher Art fürchtete. Der Gedanke daran versetzte Mohatu einen schmerzhaften Stich, doch zugleich war der Prinz des Geweihten Landes nun umso entschlossener, Choyo zu finden. Somit atmete er tief durch und wandte sich dann endlich von Nami ab. „Mohatu?“ Er wandte den Kopf noch einmal zu der kleinen Löwin um. „Was ist noch?“ Er klang ungeduldig, wenn auch unbeabsichtigt. Doch er musste jetzt endlich los, denn er hatte seines Erachtens nach nun schon genug Zeit verloren. „Ich...Ähm...“ Ein Blitz zerriss den dunklen Himmel und erhellte das Gesicht Namis, die zusammen gezuckt war und Mohatu nun unglücklich anschaute. Schließlich fuhr sie mit leiser, kaum hörbarer Stimme fort: „Nun...Pass auf dich auf...ja?“ Dann wandte sie sich abrupt ab und rannte mit gesenktem Kopf in Richtung Heimatfelsen. Auch der Prinz lief nun wieder los, allerdings in die andere, entgegengesetzte Richtung, welche ihn von der Sicherheit weg und zu der Gefahr hinzuführen schien. Er war jedoch erleichtert, dass er sich endlich entschieden hatte, dass Nami sich endlich abgewandt hatte, doch gleichzeitig verspürte er auch ein flaues Gefühl in der Magengegend. Und er hatte nun auch Schuldgefühle gegenüber seiner Freundin. Sie war so in Furcht...Und nun umso mehr. Doch er hatte nicht anders handeln können. Er hätte doch nicht einfach weiterlaufen können, als sei nichts geschehen. Das wäre nicht recht gewesen... So schnell er konnte rannte er, seine Pfoten trappelten auf dem harten Steppenboden und spontan kam ihm das Nomadenspiel wieder in den Sinn, wo sie in einer ganz ähnlichen Situation gewesen waren...Aber das hier war purer Ernst, fernab von kindlichen Spielen, in denen immer alles gut ausging. Er versuchte, die Blitze und das zornige Donnergrollen in den hintersten Teil seines Kopfes zu bannen, nicht mehr daran zu denken, um sich voll und ganz auf die ihm nun bevorstehende Aufgabe zu konzentrieren, seinen Freund zu finden, wo immer er nun auch sein mochte. Nichts anderes zählte jetzt...Doch es klappte nicht. Das Bewusstsein, dass er in großer Gefahr war, hatte sich in seinen Kopf gebrannt wie das Feuer in das Holz des Baumes, hatte diese Tatsache in den vordersten Teil seines Denkens gestellt und ließ ihn nun nicht mehr los. Er wusste nicht mehr, wie lange er gelaufen war. Zuerst war er dorthin zurückgekehrt, wo er Choyo das letzte Mal gesehen hatte, nämlich jener Ort, an dem sie sich dann im Spiel getrennt hatten, um die Suchaktion nach ‚Inam‘ getrennten Weges fortzuführen. Was für eine Ironie angesichts der jetzigen Situation... Leider hatte Mohatu Choyo dort nicht finden können, auch nicht nach mehrmaligen Rufen. Deshalb war der Prinz anschließend dorthin gelaufen, wo sie zuvor zu dritt gerastet hatten. Auch im weiteren Umkreis beider Orte hatte er gesucht und nach Choyo gerufen, jedoch nie eine Antwort bekommen. Er hatte ihn nicht gefunden. Choyo schien wie vom Erdboden verschluckt. Mohatus Nerven lagen blank, aber er versuchte sich einzureden, dass Choyo sich wohl einfach nur irgendwo versteckt hatte und ganz in der Nähe war. Aber dann hätte er doch geantwortet, als Mohatu nach ihm gerufen hatte. Oder hatte Choyo ihn möglicherweise einfach nicht vernommen? Mohatu schaute in den düsteren Himmel. Immer noch hatte das grausige Gewitter sich nicht verzogen. Dicht hingen die dunklen Wolken am Himmel, ballten sich dort und wurden anschließend durchschnitten von einem hellen Blitz. Ja, die Wolken am Himmel wirkten wahrlich wie gigantische Berge und sie würden in sich zusammenbrechen und alles und jeden unter sich begraben. Mühevoll schüttelte er diese Gedanken ab. Wieder zuckte ein Blitz über den Himmel und ließ denselben im gleißenden Lichte erstrahlen, als wäre es noch helllichter Tag und nicht, wie Mohatu glaubte, bereits mitten in der Nacht. Weder Mond noch Sterne waren aufgrund der Wolkenberge zu sehen. Plötzlich fiel ihm ein, dass Choyo womöglich vollends in Panik geraten war und weggelaufen war, blind vor Angst...Dann würde es ihm aber wohl noch schwerer fallen, ihn zu finden, denn das Geweihte Land war schließlich groß...Zu groß für einen kleinen Löwenjungen. Wie sollte er da nur Choyo finden? Wenn er wenigstens irgendwelche Spuren von dem kleinen Löwen entdecken würde, doch dies war leider nicht der Fall. Choyo konnte im Prinzip überall sein. Überall... Mohatu hob wieder den Kopf und blickte nach vorne, als eine Erkenntnis ihn durchzuckte wie einer der Blitze am Himmel. Von hier aus konnte man es nicht sonderlich gut sehen, zumal es vollkommen dunkel war, außer, wenn gerade wieder ein Blitz den Himmel erleuchtete, aber er wusste ganz genau, dass irgendwo dort in der Ferne das Land jenseits lag. Ob Choyo vielleicht... „Nein!“, sagte Mohatu laut zu sich selbst und seine Stimme klang ungewohnt dünn und leise in der Stille, die nur vom Krachen der Blitze und dem Grollen des Donners unterbrochen wurde, „Das ist doch absurd...Choyo würde doch nicht...“ Oder doch? Unsicher spähte der Prinz in die Ferne, das Gewitter nun nicht mehr beachtend. Was sollte er jetzt machen? Weiter laufen? Zurück nach Hause gehen? Oder etwa warten? Eigentlich war es doch überflüssig, sich diese Fragen zu stellen, denn schließlich kam es für ihn ohnehin nicht infrage, die zweite Möglichkeit überhaupt erst ernsthaft in Betracht zu ziehen und die dritte wäre doch reichlich sinnlos. Und dennoch... Mohatu ließ die Ohren hängen und kam sich ziemlich verloren vor. Ich schaffe das einfach nicht, so dachte er unglücklich bei sich und schluckte schwer, Ich schaffe das nicht... „Es...Es tut mir so Leid, Choyo...“, die Worte sprach er laut aus, als hoffte er auf eine Antwort, die aber natürlich nicht erfolgte. Wenn sein Vater ihn jetzt so sähe...Er wäre bestimmt äußerst enttäuscht von ihm. Der junge Prinz konnte sich das strenge Gesicht Enkais, von einer grauen Mähen umrahmt, die harten Züge um die Mundwinkel und den ernsten Ausdruck in den goldenen Augen seines Vaters genau vorstellen, konnte sich denken, dass er viel Ärger mit ihm bekommen würde, wenn er zurückkam und das auch noch ohne Choyo...Er schloss die Augen. Auf einmal hallten ihm die Worte seines Vaters durch den Kopf, jene, die er ihm erst heute gelehrt hatte, doch es kam ihm in diesem Moment wie eine halbe Ewigkeit vor. Als König musst du sehr stark sein; du darfst keine Schwäche oder Unsicherheit zeigen.Niemals...Doch es zählt nicht nur die reine körperliche Stärke; du musst auch weise sein und immer die richtige Entscheidung treffen. Keine Schwäche oder Unsicherheit...Die richtigen Entscheidungen treffen... Ja...Sein Vater hatte Recht. Er durfte jetzt nicht aufgeben! Schließlich war er der zukünftige König und Choyo war ein Mitglied seines Rudels; es unterlag seiner Verantwortung, sein Rudel zu führen und zu schützen und Choyo verließ sich auf ihn! Er würde ihn nicht im Stich lassen. Dann wäre er ein schlechter König und es nicht würdig, sich einen Löwen zu schimpfen. Sein eben noch resignierter Gesichtsausdruck gehörte nun der Vergangenheit an, jetzt sprach sein Blick wilde Entschlossenheit aus, das, was kommen würde, zu überstehen und Choyo zu finden. Es war kein Platz mehr für Angst oder Zweifel, denn wenn er es nicht wenigstens versuchte, war er ein Feigling und obendrein ein Heuchler und Verräter. Ganz egal, wie lange es dauern würde, er würde seinen Freund solange suchen, bis er ihn gefunden hatte! Mit neuer Entschlossenheit lief er wieder los. _____________________________________________________________________________________ So, das war es. Tut mir Leid, dass es so kurz ist, aber wie gesagt war ursprünglich ein längeres Kapitel geplant und ich habe es dann in zwei aufgeteilt (Teil zwei werde ich aber nochmal bearbeiten), weil es einfach besser passte. Kapitel 4: Verloren? -------------------- Jambo! Also, ein großes Sorry an jene, die sich die FF durchlesen. Warum? 1. Es hat so lange gedauert 2. Das Kapitel ist kürzer, als geplant 3. Die Qualität lässt wohl auch zu wünschen übrig, aber ich habe nun mal viel zu tun 4. Der Titel ist - aber das ist gewiss keine Überraschung - nicht sehr einfallsreich. xD Na ja, abgesehen davon wollte ich mitteilen, dass ich für Eaulas Steckbrief ein provisorisches (!) Bild hochgeladen habe. Ein bearbeitetes Bild von Sarabi, um genau zu sein. Später folgen auf diese Weise wahrscheinlich auch noch die anderen Charabilder, irgendwann wird es aber gewiss noch richtige geben.^^ Joa, so viel erstmal dazu. Trotz der niederen Qualität dieses Kapis wünsche ich euch viel Spaß^^ lg, Osayio _________________________________________________________________________ Er wusste nicht, wie viel Zeit seitdem vergangen war. Während seiner Suche nach dem kleinen Choyo war der junge Prinz Mohatu stetig weiter gelaufen, immer weiter, ohne sich darum zu kümmern, dass der Heimatfelsen in immer weiter Ferne rückte, denn schließlich konnte es ja sein, so dachte Mohatu bei sich, dass auch Choyo in seiner Panik sehr weit weg gerannt war, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wohin er lief. Dennoch wurde er enttäuscht - er hatte seinen Freund nirgends finden können und mittlerweile war er schon so weit vorgedrungen, dass die Gegend um ihn herum ihm nurmehr unbekannt zu sein schien, was die Suche zusätzlich erschwerte. Er musste sich, wenn er sich nicht täuschte, wohl mittlerweile schon ganz nah am Land jenseits befinden...Jener Ort, den er doch unter keinen Umständen jemals hatte betreten dürfen, denn abgesehen von Hyänen und derlei Getier lebten hier auch die abtrünnigen Löwen und Löwinnen. Und diese, dessen war sich Mohatu trotz seines jungen Alters sicher, würden gewiss nicht zögern, an ihm, den Prinzen, ihren Zorn an der Königsfamilie auszulassen. Vielleicht würde er gefangen genommen oder gar getötet... Doch was hätte er denn sonst tun sollen? Es wäre nicht richtig gewesen, einfach in die Sicherheit des Heimatfelsens zu laufen, während sein bester Freund noch irgendwo hier draußen war und Hilfe brauchte. Hier, ganz am Rande des Geweihten Landes, war die Vegetation längst nicht mehr so üppig wie im Zentrum dieses so wunderschönen Landes. Es wirkte trostlos und karg, vollkommen ohne Leben, als sei er hier schon lange kein lebendiges Wesen mehr vorbeigekommen. Selbst der Wind schien hier nicht zu wehen, als meide er diesen Ort. Alles in Mohatu drängte ihn plötzlich, diesem Ort den Rücken zuzukehren und woanders weiter zu suchen oder noch eher endlich in die schützende Höhle des Heimatfelsen zurückzukehren. Seine Vernunft sagte ihm, dass er unbedingt umkehren musste und...Ab hier brach seine Erinnerung plötzlich ab. Er konnte sich nur noch erinnern, dass er, so versunken in seinen Gedanken, weiter gegangen war. Dann, ganz unerwartet, war da nur noch Schwärze. Was war nur geschehen? Kurz schoss dem kleinen Löwen der absurde Gedanke durch den Kopf, dass ihn vielleicht einer der Blitze getroffen hatte. Aber so recht wollte er dies dann doch nicht glauben. Aber was konnte sonst geschehen sein? Angestrengt dachte er nach, was ihm jedoch recht schwer fiel, denn sein Kopf schmerzte ihm äußerst unangenehm, ein ständiges Pochen hinter seinen Schläfen, was es nicht einfach für ihn machte, einen klaren Gedanken zu fassen. Außerdem tat auch sein linkes Bein weh. Er bewegte es vorsichtig, bereute dies aber sofort, denn kurz darauf zuckte ein rasender Schmerz durch seinen Lauf. Er zog scharf die Luft ein; grelle Lichter tanzten vor seinen geschlossenen Augen und in seinen Ohren klingelte es. Als der Schmerz schließlich ein wenig nachgelassen hatte, wagte der Prinz endlich, seine goldenen Augen zu öffnen. Am liebsten hätte er sie gleich wieder geschlossen. Vor ihm war eine erdige Wand, die einige Meter nach oben führte. Es war finster. Nur das samtene Licht des Mondes fiel in das Erdloch, die Grube, den Erdspalt oder was auch immer es sein mochte, in das Mohatu gefallen war. Erst jetzt fiel ihm richtig auf, dass die dunklen Wolken vorüber gezogen waren und dass er nichts mehr hörte; ja, gar nichts, es war absolut still. Fast schon schien es so, als hielte die Welt hier den Atem an, was ihr daran erinnerte, wo er sich befand; an der Grenze zum Lande jenseits, das Land, das scheinbar selbst vom Wind gemieden wurde. Das Gewitter war offenbar vorüber gezogen. Doch er saß jetzt in dieser Grube fest und sah in den dunklen, sternenverhangenen Himmel. Dies wäre eigentlich ein wunderbarer Anblick gewesen, vor allem nach diesem schrecklichen Unwetter, doch die Tatsache, dass er hier in diesem Erdspalt festsaß, ließ das aufgeklärte Wetter recht belanglos erscheinen, unwichtig. Tief sog er die erdige Luft ein. Er roch nichts, was ihm vertraut war; er war tatsächlich weitab der Pfade, auf denen er sich sonst immer aufhielt. Natürlich hatte er dies schon vorher geahnt, als er gesehen hatte, wie sich die Umgebung änderte und das Land karger wurde. Doch zu jenem Moment hatte er unterbewusst immer noch damit gerechnet, dass er wieder nach Hause kommen würde. Mittlerweile sah dies schon etwas anders aus, wie er sich mit einem Anflug von Angst eingestehen musste. Immerhin musste er jetzt zunächst einmal hier hinauskommen. Bloß wie sollte er das anstellen? Der Erdspalt, in den er gefallen war, schien ihm sehr tief, die Wände waren steil und schier unbezwingbar für ein Löwenjunges. Und zu allem Überfluss war er sehr weit von zu Hause entfernt. Würde er rufen, so würde ihn von hier aus niemand hören können. Er saß hier fest. Und es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis ein Raubtier erschien, das nur zu gerne seinen Hunger stillen würde und Mohatu als willkommene Mahlzeit ansähe. Und selbst, wenn dies nicht geschähe, so würden der Mangel an Wasser und Nahrung mit der Zeit ihr Übriges tun. Der junge Prinz seufzte leise, fast ergeben, und streckte das verletzte Vorderbein behutsam von sich, bevor er seinen Kopf auf das andere bettete und dabei versuchte, die Schmerzen in seinem Bein sowie jene in seinem Kopf zu ignorieren. Wieder überkam Panik ihn, hinterhältig wie eine Hyäne drang sie in ein Bewusstsein und hinderte ihn daran, klar zu denken. Doch er zwang sich dazu, dem Anflug von Panik nicht nachzugeben. Er musste Ruhe bewahren. Er musste unbedingt hier raus. Er musste weiter laufen. Er musste Choyo finden. Er musste... Über seine Gedanken hinweg schlief der Prinz schließlich ein, fiel in einen traumlosen, leichten Schlummer, der seine Schmerzen zumindest für kurze Zeit ein wenig linderte und ihn seine Sorgen vergessen ließ. „Was?!“, knurrte der König heftig und sah das Löwenjunge mit einem Blick, der es fast zurückweichen ließ, an. „E-Er ist zurückgelaufen!“, wiederholte Nami dann zaghaft, ihre Stimme zitterte. „Er wollte Choyo suchen...“ Ängstlich wartete sie auf die Reaktion des Königs. Sie hatte ihn, soweit sie sich erinnern konnte, bisher noch nie dermaßen in Rage erlebt. Einen Moment lang befürchtete sie gar, Enkai würde sie bestrafen, weil sie seinen Sohn nicht aufgehalten hatte. Doch zu ihrer insgeheimen Erleichterung wandte er sich endlich ab und schritt zur Höhle. Ein paar Löwinnen waren auf der Jagd, doch ein Großteil des Rudels war noch anwesend; die Löwinnen hatten dem Gespräch bange gelauscht und gleich danach war Belle, eine hübsche helle Löwin, zu ihrer kleinen, nach dem Ausbruch des Königs noch verängstigteren, Tochter gelaufen. Die Königin wusste demnach natürlich bereits, was geschehen war, obgleich sie sich aus dem Gespräch zwischen Enkai und Nami rausgehalten hatte. Sie hatte aber jedes Wort mitgehört. Ihr Blick war voller Sorge und sie sah zur Savanne hinaus, während sie im Hintergrund vernahm, wie ihr Gemahl den Löwinnen Anweisungen erteilte. Und irgendwo dort draußen war ihr Sohn, ihr kleiner Prinz. Sie und Enkai hatten ihn immer eher wie einen Erwachsenen behandelt und nicht geschont, doch mit einem Mal wurde der Königin klar, wie klein und hilflos ihr Sohn doch eigentlich noch war. Es wunderte sie, dass ihr dieser Gedanke ausgerechnet jetzt kam, wo es doch vielleicht schon zu spät war. Sie sah Enkai zurückkehren und ging sogleich auf ihn zu. „Brechen wir auf?“, fragte sie ihn; die Ungeduld in ihrer Stimme war deutlich zu vernehmen. Doch ihr war bewusst, dass es nicht fruchten würde, wenn sie planlos losliefen. Gewiss würden sie sich aufteilen, um so das Land besser nach dem verloren gegangenen Prinzen durchforsten zu können. „Die Löwinnen sind bereit“, erwiderte Enkai – einige der Löwinnen waren auf seinen Befehl hin schon losgelaufen - und sagte dann das, was er eigentlich hatte verkünden wollen, „aber du bleibst hier.“ Die Augen der Königin weiteten sich vor Empörung ob dieser Aufforderung. Glaubte Enkai etwa tatsächlich, sie würde einfach beim Heimatfelsen bleiben, während sie ihren geliebten Sohn in möglicherweise großer Gefahr wusste? Sie setzte zu einer Erwiderung an, doch ihr Gefährte unterband dies, indem er fortfuhr: „Vergiss nicht, dass du unser zweites Junges in dir trägst. Zu große Anstrengung könnte es gefährden.“ Sie wirkte immer noch nicht gewillt, auf ihn zu hören. „Aber er ist auch mein Sohn!“, erwiderte die braune Löwin heftiger, als eigentlich beabsichtigt. Enkai seufzte, sichtlich darum bemüht, ruhig zu bleiben. Ihrer beiden Gemüter hatten unter der Tatsache zu leiden, dass ihr Sohn verschwunden war; aber ausgerechnet jetzt zu streiten, würde die Sache nur verschlimmern. Ganz im Gegenteil erforderte diese schwierige Situation doch Zusammenhalt und keine Auseinandersetzungen. „Das weiß ich“, erwiderte er deshalb um Ruhe bemüht, „aber du willst doch nicht das Leben unseres ungeborenen Jungens gefährden, wenn du dich zu sehr anstrengst, oder? Bitte, bleibe hier und bewahre Ruhe. Wir werden ihn finden.“ Vollständig überzeugt schien die Königin noch immer nicht, obgleich sie einen Moment schwieg. In jenem Moment trat der Mandrill Fundi an ihre Seite, der natürlich auch schon erfahren hatte, was geschehen war. „Dein Gemahl hat Recht, Eaula“, sprach der weise Affe zu der Löwin, die wie eine Schwester für ihn gewesen war, „du trägst ein Junges unter deinem Herzen und die Geburt steht bald bevor. Du darfst das Leben des Kleinen nicht schon gefährden, bevor es überhaupt das Licht der Welt erblicken durfte. Das würde der Prinz auch nicht wollen.“ Der Mandrill sprach ruhig, aber bestimmt. „Vertraue deinem Gemahl. Er ist ein starker König und guter Vater; gewiss wird er Mohatu finden.“ Die Sorge wich nicht aus Eaulas Gesicht, während der königliche Berater zu ihr sprach, doch schließlich nickte die Löwin. Was blieb ihr auch anderes übrig? Wohl oder übel musste sie einsehen, dass sie beide Recht hatten. „Nun gut...“, sprach sie leise, „Ich werde euren Worten wohl vertrauen müssen.“ Einen Moment lang schwieg sie, dann blickte sie wieder auf. „Worauf wartest du noch?“, fuhr sie ihren Gemahl an, „lauf! Finde unseren Sohn!“ Enkai nickte, wandte sich abrupt um und sprang in langen Sätzen los, um sich zusammen mit den Löwinnen auf die Suche zu machen. Lange blickte Eaula ihnen mit kummervollen Gesicht hinter. Sie spürte die Hand ihres besten Freundes auf ihrer Schulter. „Mach dir keine Sorgen“, sprach der, „ich bin zwar kein Hellseher, doch Mohatu wird gewiss wieder auftauchen. Die Tiere respektieren mittlerweile die Herrschaft von dir und deinem getreuen Gemahl, sodass sie es bestimmt nicht wagen würden, eurem Sohn ein Haar zu krümmen.“ „Ich hoffe sehr, dass du Rech behältst, Fundi“, erwiderte die Königin bloß leise, konnte sich aber ihres unguten Gefühls weiterhin nicht erwehren. Jedoch blieb ihr nichts anderes übrig, als abzuwarten, dass die Löwinnen und Enkai zurückkehrten mit oder – und dieser Gedanke versetzte ihrem Herzen einen schmerzhaften Stich und ließ Verzweiflung in der Königin aufwallen – ohne ihrem geliebten, kleinen Prinzen. Kapitel 5: Weiß der Geier ------------------------- Jambo! Es tut mir soooo Leid, dass es immer so lange mit den Kapiteln dauert. Im Mai sind Abschlussprüfungen, da werde ich also auch nicht schreiben können, zumal ich dann wahrscheinlich dermaßen Panik schiebe, dass ich eh nichts Gescheites zustande bringe. Aber danach werde ich mir Mühe geben, mit der Geschichte ein gutes Stück voranzukommen, versprochen! Es lesen zwar nicht sehr viele Leute diese FF (zumindest laut Favooliste sind's nur vier oder so xD), aber ich freu mich über jeden Einzelnen. Ein heiseres, lautes Krächzen ließ ihn jäh aus seinem Dämmerzustand aufschrecken. Er hob mühselig den Kopf, ließ aber bei dem dabei sogleich einsetzenden Schmerz – ein Gefühl, als würden sich die scharfen Krallen eines Raubtiers in seinen Schädel krallen – diesen langsam wieder sinken. Grelle Lichter tanzten vor seinen Augen und ihm war übel. Ein paar Mal musste der Prinz tief durchatmen, bis er sich einigermaßen gefasst hatte. Der stechende Schmerz in seinem Bein war nunmehr ein dumpfes Pochen. Aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein, weil er von dem Schmerzen in seinem Kopf so abgelenkt war. Da, wieder dieses Krächzen, welches unangenehm in seinen Ohren nachklang. Mohatu wagte es, nach oben zu sehen, obgleich dies ebenfalls mit einem rasenden Stechen in seinem Kopf quittiert wurde. Über ihm am Himmel, an dem sich langsam die ersten Anzeichen eines neuen Morgens zeigten, kreiste ein Geier. Mohatu wusste, dass dies ganz und gar kein gutes Zeichen war. Der Geier wartete doch nur darauf, dass er sich über ihn hermachen konnte. Es war ein Wunder, dass es überhaupt nur einer war. Normalerweise kreuzten diese Aasfresser doch immer in regelrechten Horden auf und zankten sich um den Kadaver irgendeines Tieres, der von größeren Raubtieren zurückgelassen worden war. Mohatu fühlte sich zwar äußerst schwach, aber sterben wollte er noch nicht. Dazu war er noch nicht bereit. Deswegen nahm er seine verbliebene Kraft zusammen und brüllte zum Geier hoch: „Ver- Verschwinde du blöder Aasfresser! Ich bin nicht tot, du kannst also gleich wieder wegfliegen!“ Nun, was ein Brüllen hatte werden sollen, kam schwach und kläglich aus seinem Munde. Zu seinen Schmerzen war auch der Durst hinzugekommen; seine Stimme klang heiser und seine Kehle fühlte sich wund und ausgedörrt an und dementsprechend wirkte sein Protest wohl alles andere als beeindruckend. Es wunderte ihn somit nicht, dass der Geier abermals ein heiseres Krächzen hören ließ. Offenbar lachte der Vogel ihn aus und wenn er genau hinhörte, konnte er sogar Satzfetzen vernehmen, wenn auch ziemlich undeutlich. „Oh, armer kleiner Löwe. Ist allein. Ist verletzt. Gutes Fleisch, ja!“ Angesichts dessen, dass ihm von vorneherein klar gewesen war, weshalb der Geier hier war, überraschten dessen Worte Mohatu nicht. Doch das änderte nichts daran, dass ihn dabei ein unangenehmer Schauer überlief und er sich die Augen schließend wünschte, der Geier möge verschwinden und irgendwer möge kom.men und ihn aus diesem Loch retten. Warum konnte das alles nicht einfach ein Traum sein? Ein böser Traum, aus dem er bald wieder erwachen würde? Aber das war eine törichte Illusion. Sein Vater hatte ihn schon immer gelehrt, dass er der Wirklichkeit ins Auge blicken musste und sich, nur um Geist und Körper zu schonen, nichts vormachen durfte. Und selbst wenn der junge Prinz gewollt hätte, wäre es ihm nicht gelungen, zu verleugnen, dass seine Lage nun mal kein Traum, sondern bittere Realität war. Und wenn nicht bald jemand kam, da war Mohatu sich sicher, würde auch sein Tod bald Realität sein und der Geier würde sein Fleisch bekommen. Doch er verspürte bei diesem Gedanken keine Panik. Diese war mittlerweile durch eine stille Resignation abgelöst worden. Er wusste, egal, was passieren würde, er würde es akzeptieren müssen. Selbst, wenn da bedeutete, sich mit seinem eigenen Tod abzufinden. Als der kleine Löwe wieder seine goldenen Augen öffnete und nach oben sah, war der Geier verschwunden. König Enkai hatte, kurz nachdem er losgelaufen war und den Heimatfelsen hinter sich gelassen hatte, die Führung des Suchtrupps übernommen. Die dunkle Löwin Safi, deren hellere Schwester Shiela und ganz zum Schluss die alte Wajanja sowie eine junge Löwin, fast noch ein Jungtier, namens Nala liefen in einigem Abstand hinter ihm her. Vier weitere Löwinnen waren in eine andere Richtung ausgeschwärmt; vielleicht würden sie Erfolg bei der Suche nach dem Prinzen haben, wenn Enkai selber dies verwehrt bliebe. Der König und seine Begleiterinnen waren schon eine Weile gelaufen, doch bisher war ihre Suche nach seinem Sohn erfolglos geblieben. Enkai hielt kurz an und hielt die Nase in den trockenen Wind. Viele Düfte wurden ihm zugetragen, der von den Blättern der Bäume, ein schaler Geruch nach Antilope, die sich wohl vor einiger Zeit hier aufgehalten haben musste und der des hohen Steppengrases. In der Nähe roch er außerdem eine Zebraherde, die ihn unter diesen Umständen jedoch herzlich wenig interessierte. Zu seinem Unmut roch er nichts, was auf seinen Sohn hindeuten könnte. Der graumähnige Löwe setzte sich wieder in Bewegung. Noch war nicht alle Hoffnung verloren, schließlich waren sie noch nicht gar zu lange unterwegs; es blieb nur zu hoffen, dass nicht schon irgendein Raubtier Mohatu vor ihnen gefunden hatte, wo auch immer er sich nun befinden mochte. Andererseits...Würde Enkai dann dieses Raubtier suchen, auf dass es das letzte Mal gewesen wäre, dass es sich an seiner geliebten Familie vergriff. Wut wallte allein bei dem Gedanken daran in ihm auf, doch er versuchte, die Gedanken zu verdrängen. Noch war immerhin nichts bewiesen. Mohatu konnte genauso gut noch am Leben sein und es würde nichts helfen, die schlimmsten Dinge vor seinem inneren Auge heraufzubeschwören. Er musste sich auf die vor ihm liegende Aufgabe konzentrieren. Doch je weiter die Suche sie führte, desto unwahrscheinlicherer schien es, dass sie den jungen Prinzen noch finden würden. Sie waren immerhin schon einige Zeit lang unterwegs und hatten nicht mal den kleinsten Hinweis auf den Verbleib des Königssohnes entdeckt. Trotz der Herrschaft der Löwen war die Savanne vor allem für Jungtiere noch ein äußerst gefährlicher Ort, Respekt vor dem König hin oder her. Bald waren die Löwen schließlich an der Grenze des Landes jenseits angekommen. Hatte Mohatu es trotz all der Warnungen und Verbote etwa riskiert, seine Pfoten auf diesen verdammten Boden zu setzen? Enkai hatte von seinem Sohn eigentlich mehr Vernunft erwartet, bei all den Hyänen, welche er kurz nach Beginn seiner Herrschaft verbannt hatte, und anderen niederträchtigen Tieren, die hier hausten. Tiere, die der König lieber gar nicht erst beim Namen nannte. Sein Sohn würde doch sicher nicht die Anweisungen seines Vaters außer Acht lassen? Andererseits war dem König des Geweihten Landes bewusst, wie viel der junge Choyo seinem Sohn bedeutete. Es war durchaus vorstellbar, dass Mohatu wider aller Vernunft auch hier nach Choyo gesucht hatte, obwohl er um die Gefahren wusste, die hier lauerten. Oder vielleicht sogar gerade deswegen. Das bewies ihm schließlich auch der Geruch Mohatus, der hier ein wenig deutlicher in der Luft hing. Enkai hob die Nase und sog die Luft ein. Der Geruch war zwar trotzdem schal, doch Mohatu musste zweifelsohne hier entlanggekommen sein. Das hieß, dass sie sich auf dem richtigen Weg befanden. Mit einem kurzen Schwanzschnippen gab Enkai den vier Löwinnen zu verstehen, dass es weitergehen sollte. Wortlos befolgten sie seinen Befehl und setzten sich abermals in Bewegung. Er beschleunigte seinen Lauf erneut; der Löwe spürte instinktiv, dass er seinem Sohn immer näher kam, dass dieser irgendwo hier in der Nähe sein musste. Seine Sorge um den Prinzen überwog den Zorn, dass dieser offenbar seine Anweisungen missachtet hatte. Er hörte, wie die Löwinnen hinter ihm ebenfalls schnelle wurden – selbst die alte Wajanja - , hörte, wie ihre Pfoten in stetem Rhythmus auf den trockenen und harten Boden trommelten. Plötzlich ertönte von hinten Nalas Stimme. „Majestät, seht nur!“ Er verlangsamte einen Moment lang seinen Lauf und ein vager Hoffnungsschimmer glomm in ihm auf; vielleicht hatte Nala einen weiteren hinweis auf Mohatus Verbleib entdeckt! Zwar lag Mohatus Geruch auch hier in der Luft, aber er war mittlerweile so schal, dass man kaum einordnen konnte, wo er hinführte, weshalb Enkai für jede weitere Spur dankbar war. Als der König sich aber umwandte, sah er, dass die junge Löwin ihren Blick gen Himmel gewandt hatte. Unwillkürlich wandte auch er seinen Blick nach oben und knurrte enttäuscht, als er lediglich einen einzelnen Geier erkannte, der dort oben seine Kreise zog und hin und wieder ein Krächzen hören ließ. Dieser Aasfresser würde ihnen doch auch nicht helfen können. Enkai sah Nala an, eine Erklärung der hellbraunen Löwin erwartend. Während sie hier ihre Zeit verplemperten, befand sein Sohn sich vielleicht in größter Not, weshalb er kein Verständnis für diese nutzlose Verzögerung ihrer Suche aufbringen konnte. „Der Geier sieht doch alles von oben – vielleicht kann er uns einen Hinweis darauf geben, wo der Prinz ist“, erklärte die junge Löwin nun. Ihr Blick aus dunkelgrünen Augen blieb selbstsicher und sie zeigte auch keine Unsicherheit, als der König ein wenig überzeugtes, sondern eher geradezu verächtliches Schnauben von sich gab. „Dieser räudige Aasfresser?“, entgegnete er dann, „Selbst wenn er seinen Schnabel aufmachen würde, würde ich ihm kein einziges seiner lügnerischen Worte glauben!“ Unwillig zog er die Brauen zusammen, als nun auch die helle Löwin Shiela ihre Stimme erhob. „Aber bedenkt doch, Majestät“, sagte die Löwin, sichtlich um einen respektvollen Ton bemüht, um ihn nicht zu verärgern, „einen Versuch wäre es wert. Angesichts Eurer Autorität wird der Geier doch sicherlich nicht lügen.“ Enkai hätte bei ihren Worten am liebsten laut losgelacht. Er dachte bei sich, dass die Löwin reichlich naiv war, wenn sie glaubte, jedes Tier hier würde sich ihm unterwerfen. Gerade im Land jenseits gab es noch gar zu viele Tiere, die sich zwar nicht ins Geweihte Land wagten, ansonsten aber auf sein Wort wenig gaben. Vor allem Vögel fühlten sich eher unabhängig von seinen Befehlen, konnten sie doch jederzeit dorthin fliegen, wohin sie wollten. Andererseits war es wohl wirklich zumindest einen Versuch wert; vielleicht würde ein Gespräch mit dem Geier mehr Klarheit über Mohatus Aufenthaltsort bringen. Der König wollte seinen Mund öffnen, um dem Vogel zu befehlen, herunter zu kommen, doch genau in diesem Moment machte dieser kehrt und flog mit ungelenken Flügelschlägen in die Richtung, aus der er kurz zuvor gekommen war. Kurz zögerte König Enkai noch, dann, einer Eingebung folgend, brüllte er seinen Löwinnen zu „Folgt ihm!“ und rannte in großen Sätzen los. Den Blick hielt er dabei hartnäckig gen Himmel gerichtet, um den dort fliegenden Aasfresser nicht aus den Augen zu verlieren. Der Vogel schien ja genau zu wissen, wohin er wollte. Enkai hoffte nur, dass es nicht der tote Körper seines Sohnes war, an dem der Geier sich laben wollte. Bald schon, nach nur wenigen Minuten, verlor der Geier wieder an Höhe. Scheinbar wollte er landen...Enkai und die vier Löwinnen rannten schneller, doch der König zügelte seine Geschwindigkeit, als er sah, dass der Aasfresser, welcher, den ungelenken Bewegungen nach zu urteilen, erst vor kurzem flügge geworden war, schließlich zur Landung ansetzte. Hatte das etwas zu bedeuten? So oder so gab es nun eine Gelegenheit, mit dem Aasfresser zu reden, wobei der König nach wie vor hartnäckige Zweifel ob der Glaubwürdigkeit des Vogels hegte. Es dauerte nicht mehr lange und die Löwinnen und Enkai waren bei dem Jungvogel angekommen. Sie blieben jedoch in ungefähr drei Metern Abstand stehen, um den Vogel nicht unnötig zu verschrecken, war es doch einleuchtend, dass fünf Löwen alles andere als vertrauenerweckend auf den Aasfresser wirken mussten. Am Himmel war er sicher vor ihnen, am Boden jedoch konnte selbst der größte Flugkünstler schnell zum Opfer eines Raubtiers werden. Das schien der Geier ebenso gut zu wissen, wie die Löwen, denn er neigte nervös den Kopf von einer Seite zur anderen, streckte immer wieder seine breiten, für sein Alter beachtlichen grauschwarzen Schwingen aus und trat von einem schuppigen Bein aufs Andere. Dann aber begann er ohne weitere Aufforderung mit krächzender Stimme zu sprechen. Die Löwen mussten genau hinhören, was er sagte, denn seine Aussprache war alles andere als deutlich, noch dazu schien sein Vokabular auch nicht allzu ausgeprägt zu sein, was mal wieder bewies, was für primitive Tiere diese Geier doch waren. „Viele Löwen. Was wollen sie? Wollen sie kämpfen, ja?“ Es war den Tieren bekannt, dass die Bewohner des Landes jenseits und jene des Geweihten Landes nicht unbedingt gut Freund miteinander waren. Enkai schüttelte bei dieser Frage energisch den Kopf. „Nein, wir wollen nicht kämpfen“, sprach er betont langsam, denn er war sich nicht sicher, wie gut der Geier ihn mit seinem kläglichen Verstand verstehen konnte, „Wir suchen jemanden. Ein Löwenjunges, genau genommen meinen Sohn Mohatu. Er-„ Der Geier unterbrach ihn. „Ohhh, ist der kleine Löwe ausgebüxt? Fortgelaufen, ja? Hast nicht gut aufgepasst. Land ist gefährlich, oh ja. Hungrige Tiere überall...!“ Bevor de Geier noch weiter derlei Unsinn krächzen konnte, stoppte der König den Redeschwall des Vogels mit einem lauten, ungeduldigen Knurren, welches den Geier einen Satz rückwärts machen und aufgeregt mit den Flügeln schlagen ließ. Doch er flog wider Erwarten des Löwenkönigs nicht weg. „Wag es nicht, dich über den König lustig zu machen!“, fauchte eine Löwin, war es doch offensichtlich, dass der Geier sich einen Spaß aus der problematischen Lage der Löwen machte. „Ruhe!“; knurrte der König, diesmal allerdings an die Löwin gewandt. Er musste nachdenken...War es überhaupt lohnenswert mit diesem Geier zu reden? Oder war es nicht doch nur Zeitverschwendung? Aus diesem Gespräch, wenn man es denn überhaupt als solches bezeichnen konnte, was bisher nichts Ertragreiches hervorgegangen. Nun gut, gar zu viel hatten sie ja noch nicht miteinander geredet. Sollte er es riskieren, noch mehr zeit mit diesem lästigen Aasfresser zu verschwenden? Der Gedanke, der Vogel könne ihnen helfen, wollte Enkai beim besten Willen nicht loslassen, obgleich er sich innerlich einen Narren für seine lächerliche Naivität schimpfte. „Hör zu, Geier. Das ist wirklich wichtig. Mein Sohn ist vor ein paar Stunden während des Gewitters verschwunden. Er hat dunkelbraunes Fell, goldene Augen und helle Pfoten. Hast du ihn gesehen? Irgendwo? Ich verspreche dir, ich werde mich für deine Hilfe erkenntlich zeigen.“ Die Lüge ging Enkai leicht von den Lippen; natürlich würde er sich nicht ‚erkenntlich zeigen‘, selbst wenn der Geier ihnen half. Es war nur ein räudiger Aasfresser und er hatte zu gehorchen. So oder so würde Enkai ihm nichts schuldig sein. Aber wenn er dies sagte, würde der Geier ihnen wohl erst recht die Hilfe verweigern, weshalb er auf die Lüge zurückgriff. Der Geier neigte den Kopf langsam von einer Seite auf die andere, als versuche er den Wahrheitsgehalt von Enkais Worten abzuschätzen oder aber, was wahrscheinlicher war, da Enkai bezweifelte, dass der Geier genug Intellekt besaß, um die Lüge zu erkennen, zu überlegen, ob er Mohatu tatsächlich gesehen hatte. „Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Weiß der Geier!“ gab er dann schließlich zur Antwort, krächzend über seinen eigenen Witz lachend. Enkai verdrehte entnervt die Augen; so kamen sie beim besten Willen nicht weiter –wenn es so weiter ging, wären sie in zwei Monden noch hier, ohne jeglichen Erfolg verzeichnen zu können. Am besten, sie ließen diesen verrückten Geier stehen und suchten auf eigene Faust weiter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)