Schlaflos von Cookie-Hunter (Der Albtraum endet nie...) ================================================================================ Kapitel 40: Es ist niemals vorbei --------------------------------- Seufzend fuhr sich Die mit beiden Händen durch die Haare. Er hatte so gehofft, dass er nie wieder Angst um seinen besten Freund haben müsste, doch diese Hoffnungen hatten sich nicht erfüllt. Kyo fing schon wieder an seinen Panzer aufzubauen. Seine Frau fuhr ihn gerade zur Wohnung des Kleineren, da er von der Feier, die ja erst seit etwa einer Dreiviertelstunde zu Ende war, noch reichlich benebelt war. Obwohl der Schock des Anrufs seine Gedanken doch weitaus klarer hatte werden lassen. Und nach dem, was er von Maboroshi erfahren hatte, hatte er auch eine Ahnung, wie dieser Anfall ausgelöst worden war. Besorgt sah seine Frau zu ihm. Sie wusste, wie froh ihr Mann über die Rückkehr des guten Freundes und dessen Freude am Leben war. Das jetzt... Das würde wie damals werden, wo Kyo im Krankenhaus gelegen hatte. Eine anstrengende Zeit. Für ihr ganze Familie. „Ich bleibe den Rest der Nacht hier. Fahr du wieder nach Hause, Schatz.“ Daisuke beugte sich zu seiner Frau herüber, küsste sie auf die Wange, nachdem sie bei dem Hochhaus angekommen waren. „Gut. Rufst du dann morgen früh an und gibst mir einen Überblick? Damit ich weiß, wie ich den Rest des Tages planen kann?“ „Aber natürlich.“ Seufzend stieg der Gitarrist aus dem Wagen, winkte seiner Aimi zu und machte sich dann auf in das Gebäude und nach oben. Jedes Stockwerk, das der Fahrstuhl bewältigte ließ ihn schwerer seufzen, machte ihn noch nervöser. Es gab so viele Zufälle auf dieser Welt. Warum musste dieser eine dumme Zufall ausgerechnet Kyo über den Weg laufen? So stark ihr fünfter Mann auch immer wirkte, so war er doch eigentlich zerbrechlich wie Glas, sobald etwas gegen ihn stieß. Wo sollte das alles denn noch hinführen? Oben an der Wohnung angelangt, klopfte er an der Wohnungstür. Klingeln fand er zu so später Stunde unpassend. Und wer wusste schon, wie viel in den umliegenden Wohnungen zu hören war. Der große Blonde öffnete ihm, sah allerdings reichlich müde und angeschlagen aus. Als Die die Wohnung des Freundes betrat, fiel ihm auf, dass sich im Wohnzimmer sonst niemand aufhielt. „Wo sind Kyo und Nobu?“ „Als Kyo-kun bei unserem Telefonat vorhin so ausgerastet ist, haben wir versucht ihn ruhig zu stellen. Ergebnislos. Auf die herkömmlichen Wege.“ „Wie habt ihr ihn dann beruhigen können?“ In der Wohnung war es schließlich still. Folglich mussten sie es irgendwie geschafft haben. „Ich stelle von vorne herein eines klar: Es war leider notwendig. Sonst hätte er sich oder uns noch ernsthaft verletzt.“ Der Geschäftsmann zog die Lippen kraus, kämpfte mit sich, weil er seine Tat bereute. „Wie habt ihr es geschafft?“ „Mit einem gezielten und kräftigen Schlag in die Magengrube meinerseits.“ Eine Hand an den Kopf gelegt ging der große Blonde zu dem Sofa, wo er sich seufzend niederließ. „Seitdem schläft er. Wir haben ihn in sein Bett gebracht, wo Nobu-chan jetzt darauf achtet, dass es auch so bleibt. Der Ärmste ist völlig fertig mit der Welt.“ Und er konnte es überhaupt nicht leiden, wenn sein Schatz unglücklich war. „Hast du eine Ahnung, was hier los ist?“ Langsamen Schrittes ging Daisuke ebenfalls zu dem Sofa, ließ sich mit einem Seufzer neben dem Jüngeren nieder und fing an zu erzählen: „Das mit Kyo damals... Es hatte genau so angefangen. Er war einkaufen. Spät abends nach einer Probe. Auf dem Rückweg zu seinem Auto wurde er dann von einem Typen überrannt. Verfolgt von einer jungen Frau, deren Handtasche er geklaut hatte. Kyo hat sich den Kerl dann geschnappt und ihm die Tasche wieder abnehmen können. Sie war ihm natürlich unendlich dankbar.“ Seine Stimmung verdüsterte sich. Man sollte nicht schlecht über Tote reden und alles. Aber in Momenten wie diesen wünschte er dieser Frau die Pest an den Hals. „Zum Dank hat sie -um es freundlich zu formulieren- sein Leben komplett verändert.“ „Diese 'sie' war Takeno-san, habe ich recht? Die Frau, die er-“ „Genau die“, unterbrach Daisuke den anderen. Sie wussten schließlich alle, was passiert war. Hören wollte er das nicht noch einmal. Geschehen war geschehen. Es immer wieder zu hören machte es da auch nicht besser. „Ich gehe mal nach den beiden sehen.“ Ächzend stand er wieder auf und schlurfte Richtung Schlafzimmer. Er merkte, wie müde er eigentlich war. Erst die Feier und nun die späte Uhrzeit. Beides zerrte an seinen Kräften. Nicht zu vergessen all die Sorgen die gerade an ihm nagten. Im Schlafzimmer fand er die beiden Gesuchten schlafend vor. Kyo, zusammengerollt zu einer Kugel, die Decke halb über den Kopf gezogen und einem schmerzverzerrten Ausdruck im Gesicht. Daneben Nobu, auf dem Boden sitzend und die Arme auf der Matratze, auf die er den Kopf abgelegt hatte. Auch ihm stand die Sorge ins Gesicht geschrieben. Leise näherte er sich dem Jüngeren, rüttelte ihn bestimmt, aber vorsichtig an der Schulter, damit er wieder wach wurde. Es dauerte einige Momente, bis er die Augen öffnete, was aber verständlich war. „Oi, Nobu.“ „Daisuke-kun? Was machst du denn hier?“ „Ich bin hier, um aufzupassen. Geh du ruhig mit deinem Freund nach Hause. Ich habt für heute schon genug geleistet.“ „Meinst du?“ „Ja, meine ich. Und jetzt ab mit dir.“ Nobu wandte seinen Blick von Dai ab und zu Kyo hin, haderte mit sich selbst. „Geh nach Hause. Ich bin ja jetzt hier“, redete der Gitarrist beruhigend auf ihr Maskottchen ein, legte diesem eine Hand auf die Schulter. „Mach dir keine Sorgen. Er ist doch jetzt nicht alleine.“ „Ich weiß, aber...“ „Nobu Kawagishi, als dein Chef befehle ich dir nach Hause zu gehen und dich schlafen zu legen. Es ist ja nun wirklich nicht nötig, dass wir alle uns hier verrückt machen.“ Er gab sich geschlagen. Gerade auch, weil er an seinen Freund denken musste, der seinetwegen jetzt ebenfalls wach blieb. Resignierend stand er auf, löste seinen Blick allerdings nicht vor dem Älteren, der offensichtlich keine Ruhe in seinem Schlaf finden konnte. „Na gut. Dann gehe ich. Aber wenn du irgendwen brauchst, rufst du mich an. Ich hab es ja nicht weit.“ „Mache ich.“ Zum Abschied umarmte Nobu den Älteren einmal kurz, wie er es gerne und häufig machte, dann schlenderte er nach einer kurzen Verabschiedung Richtung Wohnzimmer, damit er und sein Lebensgefährte sich auf in die eigenen vier Wände machen konnten. Daisuke wartete noch, bis er die Wohnungstür zufallen hörte, dann holte er sich aus dem Wohnzimmer eine Decke und aus dem Esszimmer einen Stuhl, platzierte beides neben dem Bett des Jüngeren. „Und ich hatte so gehofft, dass du endlich deinen Platz in dieser Welt gefunden hast.“ Seufzend strich er seinem schlafenden Freund über den Kopf, ehe er sich die Decke nahm und sich darin einkuschelnd auf den Stuhl setzte. Er brauchte jetzt Schlaf. Ganz dringend. Nur wachte er hoffentlich wieder auf, wenn Kyo Hilfe brauchte. Da waren sie wieder. Die Hände, die ihn zerreißen, ihn zerfetzen wollten. Dabei hatte er diesen Teil des Traumes so gut es ging verdrängt in all den Jahren, die seit dem vergangen waren. Dieser Zusammenstoß hatte so viele Erinnerungen in ihm geweckt und unzählige Narben auf seiner Seele aufgerissen. Lange hatten diese Narben gebraucht, um zu entstehen. Wie lange würde es jetzt wohl dauern, damit sie sich wieder verschlossen? Wieder flüchtete er vor den Händen, lief immer weiter ins Dunkel hinein. Immer auf der Suche nach dem Licht, das ihn beschützte. Auf der Suche nach den Händen, die ihn schützten. Aber er fand sie nicht. Er fand sie einfach nicht. Er fand sie einfach nicht... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)