Tendency von DieJESSYcA ================================================================================ 006 --- Was man nicht weiß... Maya saß vor Scotts Türe und wartete bereits seit einer guten Stunde darauf, dass er endlich nach Hause kam. Sie schrieb ihm eine weitere Nachricht: »Mach mal hinne! Ich warte schon seit Ewigkeiten auf dich!« Mit ihrer kurzen Jeans hatte sie sich auf der Treppe vor Scotts Haus niedergelassen und tippte gelangweilt auf ihrem Handy herum. Gelegentlich warfen ihr Passanten kurze, mitleidige Blicke zu und wahrscheinlich wäre sie schon längst wieder abgezogen, wenn sie nicht so dringend mit Scott hätte sprechen wollen. Fünf Minuten bekommt er noch... Sie zog ein altes Comicheft aus ihrer Handtasche, welches sie heute schon dreimal durchgeblättert hatte, und begann von vorne. Hätte sie gewusst, dass Scott erst so spät wieder auftauchen würde, hätte sie sich wohl mehrere Comics mitgebracht. Maya seufzte leise, während sie mit den Augen über die bunten Bilder und von Sprechblase zu Sprechblase flog. Natürlich saß sie auch zwanzig Minuten später noch immer auf der Treppe, als Scott, der alte Streuner, sich endlich wieder nach Hause bequemte. "Hey", begrüßte er die zierliche Frau mit den schwarzen Locken und den vielen Tattoos, die auf seiner Treppe saß, "Was gibt's, dass du so einen Stress veranstaltest?" Maya klappte das Comicbuch zu und stand auf. "Entspann dich", entgegnete sie ihm und klopfte sich dabei die Hose ab, "Ich bin schließlich diejenige, die sich hier den Hintern plattgesessen hat." Scott schnaubte: "Ha, ja. Du weißt aber auch, dass ich nicht gestört werden will, wenn ich beschäftigt bin." "Klar. Aber das ist es wert, versprochen", verkündete sie mit fester Überzeugung. Diese Information würde Scott auf jeden Fall dafür entschädigen, dass er seine abendlichen Vergnügungen unterbrechen musste, da war sie sich sicher. "Ich erzähle es dir drinnen", fügte sie noch hinzu und grinste ihn zufrieden an. "Wenn's sein muss...", Scott seufzte leicht genervt, ging aber dennoch an ihr vorbei, die Treppen hinauf und öffnete die Türe. Seine Wohnung bestand zum Großteil aus einem Wohnzimmer mit weitläufigen Klinkersteinwänden. Es erinnerte stark an eine umgebaute Lagerhalle, nur eben besser eingerichtet. Die Schere zwischen der verschlissenen Räumlichkeit und den edlen Möbeln konnte kaum weiter auseinanderklaffen. Scotts Geschmack war zweifelsohne recht unkonventionell. Maya ließ sich gleich auf eines seiner Sofas fallen und machte es sich gemütlich. "Also?", Scott hatte aus der Küche zwei Gläser geholt und ihr eines in die Hand gedrückt, "Was ist so interessant?" Maya bedankte sich kurz, trank einen Schluck und weihte Scott schließlich ein: "Es ist ein Gerücht in Umlauf, dass Tyler Jacobs in einige Schwierigkeiten verwickelt wurde." "Soll heißen?" "Ich habe gehört, dass er wohl bis zum Hals in der Scheiße steckt." "Und weiter?", Scott sah sie fragend an. Maya zuckte mit den Schultern. "Das ist alles?!", er atmete frustriert aus, "Und deswegen schiebst du so einen Stress?" "Ja, sorry. Alles Weitere kann man sicher auch noch in Erfahrung bringen", rechtfertigte sie sich und verschränkte die Arme, "Ich dachte, du würdest dich freuen." Scott fasste sich kurz an den Kopf. Sicher freut es ihn, wenn Tyler in Schwierigkeiten steckte. Er konnte den Kerl nicht ausstehen, was schon seit einigen Dekaden der Fall war. Es war daher auch stets erbaulich, wenn sein geliebter Feind Probleme hatte. "Ein paar mehr Infos hättest du schon noch auftreiben können", antwortete er schließlich, "Immerhin hattest du auch genug Zeit, während du auf mich gewartet hast." "Geht's noch?", sie schnaubte beleidigt, "Bist wohl heute mit dem falschen Fuß aufgestanden, was?" Scott zog leicht die Augenbrauen hoch und trank aus seinem Glas. "Ich glaube eher, dass du heute dein Hirn im Bett vergessen hast", entgegnete er schnippisch. "Was?!", Maya wurde nun deutlich lauter, "Ich glaube, ich habe mich verhört!" "Ey!", eine zweite Frauenstimme drang durch den Raum. Maya und Scott drehten sich zur Türe um. "Euch hört man ja bis runter auf die Straße", Megan hatte sich selbst hereingelassen und kam zu den beiden herüber, "Gibt's einen Grund, warum ihr euch so anfaucht?" "Scott ist nicht mehr ganz dicht", erklärte Maya die Situation. Der verdrehte daraufhin nur leicht die Augen. "Ist ja nichts Neues", stellte Megan kurz fest, "Und sonst?" Nun ergriff Scott das Wort: "Unsere kleine Miss Japan hat Gerüchte gehört, dass Jacobs in Schwierigkeiten stecken soll. Sie weiß aber weder genau weswegen, noch ob es überhaupt stimmt." Megan nickte. Sie strich sich ihre platinblonden Haare aus dem Gesicht bevor sie antwortete: "Schön, dass ihr mich auch mal einweiht." "Wir hätten dich schon noch angerufen, Missy." "Maul, Scotti", sie warf ihm einen stechenden Blick aus ihren blauen Augen zu. Megan hasste es, wenn er sie so nannte. "Sorry Megan, dachte du würdest noch pennen. Wollte dich nicht aus deinem Schönheitsschlaf wecken", entschuldigte sich Maya mit einem Zwinkern, "Aber Scott scheint mit der Info ohnehin nicht viel anfangen zu wollen... also hat sich das wohl erledigt." "Ihr beiden seid einfach unmöglich", brummte Scott und stand auf, "Glaubt ihr, ich verschwende meine kostbare Zeit mit euren Anfeindungen?" "Da kannst du dir gerne an die eigene Nase fassen", entgegnete Megan ruhig, "Im Übrigen: Ich habe dieses Gerücht auch gehört. Er soll sich einen Schüler zugelegt haben." Dann war Stille. Scotts und Mayas dunkle Augenpaare waren fassungslos auf die tätowierte Blondine gerichtet. Megan sah die beiden abwechselnd an. Langsam aber sicher breitete sich ein schelmisches Grinsen auf ihren Lippen aus. "Überrascht?", fragte sie schließlich. Maya nickte nur. Scott antwortete: "Das ist tatsächlich eine Überraschung", er legte die Stirn in Falten, "Wie sicher bist du dir?" "80 Prozent. Er war mit einem jungen Mädchen unterwegs und laut meiner Quelle war das definitiv ein Jung-Vampir", erläuterte sie ihre Aussage, "Wobei ich es mir eigentlich nicht vorstellen kann. Das passt nicht zu ihm." "Passt überhaupt nicht", stimmte Maya zu, "Zumindest bezweifle ich, dass er das freiwillig tut." Scott sah nachdenklich aus. Er versuchte sich darauf einen sinnvollen Reim zu machen, nur war das nicht so einfach. "Vielleicht stimmt es auch überhaupt nicht", warf er schließlich ein, "Könnte auch gut sein, dass uns jemand verarschen will." Die beiden Frauen sahen ihn fragend an. "Denkst du?", Maya hielt das für relativ unwahrscheinlich, "Für den Fall, dass es aber wahr ist, sollten wir uns das nicht entgehen lassen." "Das sollten wir wohl nicht", fügte Megan noch hinzu, "Wie ist also der Plan?" Scott seufzte. Er ging ein paar Schritte durch den Raum und überlegte. Megan hatte sich inzwischen neben Maya aufs Sofa gesetzt. Die beiden Frauen beobachteten Scott schweigend, bis der sich ihnen wieder zuwandte. "Wir werden Jacobs und seine Kumpanen beschatten", verkündete er schließlich, "Und das natürlich unbemerkt." "Kein Problem!", erwiderte Maya, "Das ist eine meiner leichtesten Übungen." Möglicherweise lag es daran, dass Maya nicht gerade die Größte war. Mit einem Meter und 59 Zentimetern konnte man eindeutig leichter in der Masse verschwinden, auch wenn man einige auffällige Tattoos an Armen, Rücken und Dekolleté besaß, als mit zehn Zentimetern mehr und langen, hellblonden Haaren. Megans Tattoos spielten hierbei wohl eher eine untergeordnete Rolle, zwar waren sie zahlreicher, und zogen sich vom Hals bis zu den Füßen, jedoch waren die Haare wohl das größere Problem, wenn es darum ging, möglichst unauffällig zu sein. "In dem Fall übernehme ich Aaron", verkündete Megan. Das war wohl die passendste Lösung. Er hielt sich ohnehin nicht oft zwischen Menschenmengen auf, und es somit keine Rolle spielte, ob sie darin untertauchen konnte, oder nicht. Scott nickte: "Gut", er wandte sich an Maya, "Du kümmerst dich um das Kätzchen und ich behalte Jacobs im Auge." Maya nahm gerade das Glas von ihren Lippen und warf Scott einen flehenden Blick zu. "Muss das sein?", fragte sie, "Ich kann die Alte nicht ausstehen..." "Sorry Zuckerschnute, aber du sollst sie auch gar nicht mögen", entgegnete Scott, der nicht mehr an seiner Entscheidung rütteln ließ. "Nenn mich nicht so", beschwerte sie sich. Megan schmunzelte vergnügt und schnappte sich Mayas Glas. "Du schaffst das schon", sagte sie, trank den letzten Schluck und stellte es zurück auf den Glastisch. Sie war froh, dass nicht sie sich um Cathlyn kümmern musste. Die Frau war anstrengend Maya seufzte nur schwer, sie musste sich wohl damit abfinden. "Dann hätten wir das ja geklärt", fuhr Scott fort, "Und falls die Drei keine nützlichen Infos rausrücken, hören wir uns einfach in Alexanders Clubs um. So oft wie die dort rumhängen, wird vielleicht jemand etwas mitbekommen haben", er sah die beiden ernst an, "Megan, du übernimmst das DEVOUR, Maya den CAIN's CLUB und ich höre mich im PROTOTYPE um. Und Megan...", er warf ihr einen strengen Blick zu, "lass die Informanten am Leben." "Pfff... So blutrünstig bin ich jetzt auch wieder nicht", verteidigte sie sich, "Ich bin voll harmlos." Sowohl Scott als auch Maya hoben leicht die Brauen an. Megan rollte die Augen und stand auf. "Ich mache mich jetzt sowieso erstmal auf den Weg zu Aaron. Und den werde ich sicher nicht umlegen", erklärte sie ruhig, "Am Ende würden mir womöglich noch Körperteile fehlen." "In Ordnung", sagte Scott, "Und sobald jemand irgendwas Informatives herausgefunden hat, gibt er den anderen Bescheid. Klar soweit?" "Wir sind nicht dumm, Scott", schnaubte Megan leicht entnervt. Seine gebieterische Art ging ihr zuweilen ziemlich gegen den Strich. Niemand hatte ihn zum Anführer erwählt und trotzdem verhielt er sich so. Sie beugte sich kurz runter zu Maya und drückte ihr einen kleinen Kuss auf die Wange. "Ciao Süße, wir sehen uns", verabschiedete sie sich und ging wortlos an Scott vorbei Richtung Ausgang. Maya hatte zum Abschied nur kurz die Hand gehoben. "Mach es anständig!", rief Scott ihr hinterher. Megan verabschiedete sich von Scott mit ihrem Mittelfinger und verschwand zur Tür hinaus. Der Kerl war heute ganz besonders zum Kotzen. Warum auch immer. Megan kannte ihn und seine Launen schon seit geraumer Zeit. Manchmal war es ihr mehr als schleierhaft, warum sie sich überhaupt mit ihm zusammengetan hatte, aber wahrscheinlich lag das an Maya. Ohne sie wäre Megan schon längst über alle Berge gewesen, doch auf irgendeine perverse Art und Weise mochte Maya diesen Lutscher, also musste Megan sich irgendwie mit ihm arrangieren. Vermutlich. — Scott schmunzelte leicht, nachdem Megan verschwunden war. Er liebte es, wenn sie sich aufregte. "Ich werde mich dann wohl auch auf den Weg machen", verkündete Maya und erhob sich ebenfalls von der großen Couch, "Ich melde mich, sobald ich was habe." Er nickte. Zumindest bei Maya musste er sich keine Sorgen machen, dass sie es verbockte. Sie würde sich sicherlich nicht in irgendwelche Auseinandersetzungen verwickeln lassen, jedenfalls nicht leichtsinnig, so wie Megan das gelegentlich tat. Scott fuhr sich mit den Fingern über sein stoppeliges Kinn. Dreitagebart. "Ich springe noch schnell unter die Dusche, dann werde ich auch losziehen", erklärte er, "Viel Spaß." Maya lächelte kurz, als er ihr viel Spaß wünschte und machte sich auf den Weg zum CAIN's CLUB. Da Cathlyn vermutlich sowieso wieder in irgendeinem von Alexanders Clubs unterwegs war, konnte sie auch gleich mit dem CAIN's anfangen. Wie gewöhnlich war der Club voll und laut. Es war wohl der ausschweifendste der drei Clubs, der heißeste und der unübersichtlichste. Perfekt, um sich ungesehen an jemanden heranzutasten, der für gewöhnlich gute Augen und Ohren hatte. Hier drinnen waren diese beiden Sinne ohnehin recht nutzlos, daher konzentrierte man sich nicht allzu sehr darauf und so konnte einem leicht die eine oder andere Kleinigkeit entgehen. Zum Beispiel Maya. Sie hatte sich bereits unbemerkt an die Bar begeben, von wo aus sie einen besseren Überblick hatte. Cathlyn stand tatsächlich auf der Tanzfläche. Umringt von mehr oder minder attraktiven Kerlen, aber in jedem Fall ohne Aaron und Tyler. Volltreffer! Sie würde sie also problemlos im Auge behalten können, ohne auf die beiden Jungs achten zu müssen. Cathlyn war offensichtlich in ihrem Element und schien auch nicht sonderlich aufmerksam zu sein. Wobei sie das in Alexanders Clubs für gewöhnlich sowieso nicht sein musste. Diesmal war es anders. Mayas Blicke klebten an ihr, wie Mücken an einem Fliegenpapier. "Wollen Sie etwas trinken?", fragte eine männliche Stimme und Maya fuhr herum. Der Barkeeper sah sie fragend an, immerhin stand sie schon eine ganze Weile an der Bar ohne sich etwas zu trinken geben zu lassen. "Eh, nein", antwortete sie, überlegte es sich dann aber anders, "Wobei, doch. Machen Sie mir einen Long Island Iced Tea, bitte? Aber nicht so süß." "Kommt sofort", der Barkeeper machte sich gleich ans Werk. Maya drehte sich zurück zur Tanzfläche. Ach verflucht... Cathlyn stand nicht mehr dort, wo sie sie vor zwei Minuten noch beobachtet hatte. Mayas Augen flogen über die Menschenmenge. Nichts. Jetzt wäre es hilfreicher gewesen, ein wenig größer zu sein. Sie beschloss zu warten. Vielleicht war sie nur kurz ihr Make-Up auffrischen gegangen. Ihr Handy vibrierte. Eine Nachricht von Megan: »Stinklangweilig hier. Wie sieht’s bei dir aus?« "Hier, Ihr Drink", verkündete der Mann hinter der Bar. Maya sah überrascht von ihrem Handy hoch. Sie lächelte: "Danke." Nahm das Glas entgegen und im selben Moment war ihr das Lächeln schlagartig wieder aus dem Gesicht gefallen. Cathlyn stand nur wenige Meter von ihr entfernt ebenfalls an der Bar. Wo kommt die denn jetzt her?! Maya drehte sich eilig von ihr weg. Sie senkte den Blick auf ihr Handy und hoffte, dass Cathlyn sie nicht bemerkt hatte. Ein Atemzug. Zwei. Es blieb ruhig. Maya atmete tief durch. Cathlyn war wohl zu beschäftigt, um sie zu bemerkten. Sie unterhielt sich ungeniert mit dem Barkeeper, während Maya sich ein männliches Schutzschild angelte. Sie platzierte die breiten Schultern dieses Mannes gekonnt zwischen sich und Cathlyn, sodass sie vor ihren Blicken geschützt war. Es funktionierte. Sie konnte Cathlyns Unterhaltung mit dem Barkeeper problemlos verfolgen, während sie ihren redseligen Verehrer mit knappen "Aha's" und "Ist ja interessant's" bei Laune hielt. Es fehlte nur noch die entscheidende Information, doch Cathlyn gab nichts preis. Ihre Unterhaltung war belanglos, als wäre sie nur auf einen kostenlosen Drink aus. Mayas Glas war inzwischen leer und sie hatte noch immer nichts Brauchbares. Sie seufzte schwer, servierte den breit gebauten Typen ab und glitt vom Barhocker. Dann antwortete sie Megan: »Cathlyn ist im CAIN's… Flirtet aber nur mit dem Barmann…« — Megan schmunzelte leicht, als sie Mayas Nachricht erhielt. »Na wenigstens die amüsiert sich.« Bei Maya war es also kein Stück besser. Und wenn man mochte, so konnte man es als Vorteil sehen, dass Megan zumindest ihre Ruhe hatte. Sie hatte sich in der Nähe von Aarons Wohnung auf eine Gartenmauer gesetzt und behielt seine Haustüre im Auge. Meine Fresse…Wie kann man nur so langweilig sein...? Aaron saß seit gefühlten zehn Stunden in seiner Wohnung und machte keinerlei Anstalten, sich nochmal nach draußen zu begeben. Megan hatte durch sein Fenster gesehen. Er saß gemütlich in einem Sessel und war in irgendein altes Buch vertieft gewesen. Absolut uninteressant und schrecklich ermüdend. Gefährlich ermüdend sogar. Etwas drückte ihr fest die Kehle zu und ein harter Schlag traf sie gegen den Hinterkopf. Sie schlug entsetzt die Augen auf. Aaron hatte sie unsanft aus ihrem kleinen Nickerchen gerissen und fest gegen die Wand genagelt. "Wen haben wir denn da?", knurrte er, "Eines von Rivers Schoßhündchen!", er drückte ihr die Luft ab, "Was willst du hier?" Sie grub ihre Finger in seinen Arm, um ihn loszuwerden, nur war Aaron deutlich stärker als sie. "Ich bin nicht sein Schoßhündchen", gab sie etwas erstickt von sich, "Lass mich los!" Sie funkelte ihn böse an, doch Aaron dachte nicht im Traum daran, sie einfach loszulassen. Selbst Schuld. Da Megans Arme zu kurz waren, um ihn wirklich zu erreichen, zog sie ihr Bein mit Schwung nach oben zwischen seine Beine. Er keuchte, ließ sie notgedrungen los und fluchte: "Miststück! Das brauch ich noch!" Megan räusperte sich, nachdem er sie losgelassen hatte. "Dass ich nicht lache", sie lächelt zufrieden. Aaron brauchte einige Sekunden, bis er wieder gerade stehen konnte. Er richtete sich auf und sah nun noch finsterer aus, als zuvor. "Ich frage dich noch ein letztes Mal: Was willst du?", seine Stimme klang bedrohlich. Er würde auch nicht zögern ihr weh zu tun, sollte sie nicht kooperieren. "Gott, bist du unfreundlich", schnaubte Megan recht unbeeindruckt, "Kann man nicht einfach mal vorbeikommen, um Hallo zu sagen?" "Ja klar. Verarsch jemand anderen", brummte er, "Also spuck es aus. Warum hängst du vor meinem Haus rum?", seine Hände spannten sich zu bedrohlichen Fäusten, "Sag's mir, oder ich zerreiß dich gleich in winzig kleine Stücke." "Schon gut, schon gut", Megan trat sicherheitshalber einen Schritt zur Seite und hob beschwichtigend die Hände. Sie wusste, dass sie in einem Nahkampf keine allzu großen Chancen gegen Aaron hatte, also galt es diesen zu vermeiden. "Ich wollte nur…", Megans Blick fiel auf eine Mülltonne, "den Müll wegbringen!", sie trat die metallene Tonne so fest sie konnte in Aarons Richtung. Er musste diesem Geschoss unweigerlich einige Sekunden seiner Aufmerksamkeit schenken, welche Megan zur Flucht nutzte. Er fluchte laut: "Dieses Weib!", und verfolgte sie. Er würde sie nicht einfach so davonkommen lassen. Es musste schließlich einen Grund dafür geben, dass sie sich hier aufgehalten hatte. Sie war keine hundert Meter weit gekommen, als Aaron ihre Flucht grob beendete und sie mit der Brust zur Wand drückte. "Ich frage dich jetzt ein aller letztes Mal", knurrte er ihr finster ins Ohr, "Was willst du?" Er hatte seine Hand fest in ihre Haare vergraben und drückte ihre Wange an die kalte, raue Wand. Es war unmöglich, aus dieser Lage wieder herauszukommen. "Für einen so langweiligen Bücherwurm bist du ganz schön schnell", entgegnete sie kühl. "Tja, Überraschung", erwiderte Aaron nur trocken, drehte sie mit einer schnellen Handbewegung wieder in seine Richtung und setzte einen harten Schlag mit der Faust in ihr Gesicht. Megan taumelte einige Schritte. Ihre Schläfe pochte schmerzvoll. Ou shit… Sie hielt sich den Kopf, als sie sich ihm wieder gerade gegenüberstellte. "Scott hat mich geschickt", erklärte sie leise brummend, "Er will wissen, ob ihr was im Schilde führt." Vermutlich war es besser für sie, wenn sie Aaron ein paar Antworten gab, statt sich hier den Schädel weichprügeln zu lassen. "Achja? Und wie kommt er darauf?", Aaron fixierte jede ihrer Bewegungen. Nochmal würde er sie nicht flüchten lassen. Andererseits hatte sie das auch gar nicht mehr vor. Sie sprach weiter: "Er hat Gerüchte gehört, dass ihr irgendwas aushecken sollt, um uns eins reinzuwürgen. Wäre ja nicht das erste Mal." "Musst du gerade sagen", er schnaubte abfällig, "Aber ich kann dich beruhigen: Wir haben nichts dergleichen geplant." "Schön. Und warum regt es dich dann so auf, dass ich hier bin? Wenn ihr nichts zu verbergen habt?", Megan musterte seine strengen Gesichtszüge ausgiebig. "Ich habe sicher nichts zu verbergen", erwiderte er ziemlich ernst, "Ich kann es nur nicht leiden, wenn ihr verlaustes Pack in meinem Revier unterwegs seid. Das bedeutet nichts als Ärger, also sieh zu, dass du Land gewinnst." "Wie charmant. Danke", gab sie trocken zurück, ging vorsichtshalber noch einige Schritte rückwärts und wandte ihm dann den Rücken zu. "Und richte Rivers aus, dass er das nächste Mal persönlich herkommen soll, damit ich ihm die Fresse polieren kann!", rief Aaron ihr hinterher. Megan drehte sich noch einmal um: "Bin ich Postbote, oder was?! Du kannst mich mal!" "Nein danke, das überlasse ich Rivers. Der vögelt eh alles", entgegnete er mit einem schiefen Grinsen. "Neidisch?", antwortete sie schnippisch. Sie registrierte noch seine dezente "Fuck you"-Geste und setzte damit endgültig einen Haken unter diese Begegnung. Es wurde Zeit, dass sie Bericht erstattete, auch wenn Scott sicher nicht allzu begeistert davon sein würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)