Mord unter Physikern von Diracdet (Teil 4 des Detektiv Conan-Noir Crossovoers) ================================================================================ Kapitel 8: Analogien -------------------- Hallo an alle Lesenden, an dieser Stelle zunächst mal wieder ein riesiges Danke Schön an die fleißigen Kommischreiber. Und ich muss mich leider entschuldigen, wenn ich euch etwas in die Irre geführt habe, es war kein logischer, eher ein inhaltlicher Fehler. Aber bis jetzt scheitn er sowieso nicht aufgefallen zu sein und bald schon begründe ich ihn auch. Aber jetzt noch nicht. Jetzt kommen wir nämlich erstmal endlich zur Tür... Und dann mal sehen, wem alles ein Licht aufgeht in diesem Fall... ;] Viel Spaß beim Lesen wünsche ich euch, bis nächste Woche, lG, Diracdet ________________________________________________________________________________ Kapitel 8: Analogien Mamorus Augen bekamen ein Leuchten der Zuversicht, wie es bisher nur Fudo zeigen konnte. Nun schien auch er ganz in dieser Ermittlung, mit der er eigentlich nicht mehr zu schaffen hatte als Zeuge zu sein, integriert. Megure wandte sich an Noriko, die nun wieder aufnahmebereit zu sein schien. „Fräulein Fue. Wie genau meinten Sie das, Sie hätten das Opfer hier nicht erwartet? Wollte er etwa auch auf diese Feier eines Kommilitonen?“ Einen Moment versuchte sie, ihrer immer noch leicht wirren, aber aufklarenden Gedankengänge Ordnung aufzuzwingen, um die Antwort auf diese einfache Frage zu finden. „Nein..., eben nicht. Er wollte wohl ursprünglich auch mit hin. Aber dann meinte er gestern Abend, dass er doch noch mal einen wichtigen Termin wahrnehmen müsste. Wenn er es so formuliert, weiß ich, er redet nicht gerne darüber und frag auch nicht weiter nach. Aber er sagte, dass es wohl spät werden würde und ich nicht mit dem Abendessen auf ihn warten sollte.“ „Das heißt, wir wissen weder, wo er hin wollte, noch warum er doch so früh hier war. Das ist natürlich wieder ein Rückschlag...“ Grübelnd ging er die Gesichter der Studenten ab, bis ihm plötzlich ein leicht nervöser Ausdruck im Blick von Takai auffiel. Er wollte sich noch wegdrehen, aber dem Kommissar war es nicht entgangen und schnurstracks setzte er die zwei Schritte vorwärts und baute sich vor ihm auf. „Gibt es etwas, was Sie uns sagen wollen, Herr Usunomo?“ „Ich... äh... nun ja...“ „Ich höre...“, bohrte er nun mit immer grimmiger werdender Miene in den Augen seines Gegenüber. „Ich... ich kann Ihnen sagen, wo Masao war und warum er so schnell wiedergekommen ist. Sein Termin war nämlich ein Treffen mit mir.“ Auf einmal hatte er die ungeteilte Aufmerksamkeit für sich. „Sehen Sie... ich hatte ihn gestern Abend bei unserer Feier angesprochen, dass ich etwas wichtiges zu besprechen hätte mit ihm, aber möglichst unter vier Augen. Da hat er sich für heute am frühen Abend mit mir im Café zwei Straßen weiter verabredet.“ Die Augen gingen dem Kommissar fast über, lediglich die Routine hielt seine Stimme noch in geregelten Bahnen. „Jetzt bin ich aber neugierig. Sie sehen hoffentlich ein, dass in diesem Punkt so weit Klarheit bestehen muss. Die Angestellten des Cafés können wir jederzeit wegen Ihrer Anwesenheit befragen. Also was war es, weswegen Sie Herrn Yamato so dringend sprechen wollten? Im Geheimen?“ Takais Schlucken war deutlich zu hören. „Ich wollte, dass er... dass er mir bei einer anstehenden Prüfung lernen hilft. In Astrophysik.“ Ein Raunen ging durch die Reihe seiner Kommilitonen, während der Kommissar hingegen unverständlich drein blickte. „Äh und das mussten Sie geheim halten, weil Ihnen das peinlich war? Versteh ich das richtig?“ Jedes Wort stand in seiner Intonation stellvertretend für diesen Eindruck, der bei Megure allmählich Überhand gewann. 'Irgendwie ist hier wohl keiner völlig normal, was?' „Es ging wirklich um Astrophysik? Klassische Planeten- und Sternenmodelle?“, erkundigte sich Fudo staunend. Takai nickte nur leicht, den Kopf zu Boden gewandt. „Wow. Die Welt ist aus den Fugen!“ Fast wäre ihm noch ein ironischer Pfeifton entglitten, aber er verkniff ihn sich dann doch, als ihn Megure und auch Inspektor Yamato energisch ansahen. „Könnten Sie uns mal aufklären?“, fauchte letzterer ihm nun entgegen. „Astrophysik, also nicht das, was Sie in Science-Fiction Romanen oder populärwissenschaftlicher Literatur lesen, sondern Modelle zur Beschreibung von Entstehung, Struktur und Entwicklung von Planeten, Sternen und Galaxien, das ist ein Gebiet der statistischen Physik im Nichtgleichgewichtszustand. Wenn Sie sich an Mamorus Worte über Entropie erinnern würden, das ist die Größe, die in so einem Prozess immer ansteigt.“ Fast automatisch mussten Ran und Sonoko nicken. Das hatten die beiden doch vorhin erklärt. Galaxien als ideales Gas mit Gravitation. Fudo setzte unvermittelt fort „Takai ist unser Experte für statistische Physik, ob Gleichgewicht oder Nichtgleichgewicht. Sie verstehen doch, dass die Aussage, er bräuchte für ein solches Fachgebiet Hilfe, einen Teil meines Weltbildes ins Wanken bringt. Ich kann verstehen, dass er das uns nicht sagen wollte.“ 'Weltbild...? Ins Wanken bringen...?' Der wohl etwas zu mitleidvolle Blick Megures ließ Fudo einen Schritt nach hinten machen und sich dann wieder Takai zuwenden. „Masao hatte dann wohl nur verstanden, dass es etwas wichtiges sei und hat dich umsonst ins Café bestellt, was? Ich kam ja erst ein bisschen später zur Feier, wegen der Nachhilfe.“ Der 'Experte' runzelte etwas mit der Stirn. „Hm... Ich hab ihm die Lage erklärt und er meinte, ob ich das nicht schon gestern hätte sagen können. Aber da waren halt immer Noriko oder Kiyoko dazwischen.“ „Entschuldige, wenn ich gefeiert habe, aber bei mir sind Prüfungen normalerweise nicht so ein leichtes Ding wie bei euch!“, fuhr Kiyoko ihn von der Seite an, aber Takai schien nun selbst aufgeladen zu sein. „Na das ist es doch, dass bei mir die Prüfung diesmal auch alles andere als ein Spaziergang wird! Ist das so schwer zu kapieren?“ Als er sich in seinem Schrei weiter nach vorne beugte und sogar seine Arme erhob, griff Mamoru von der Seite ein und fuhr seinen Arm wie eine Barriere aus, so dass er ihn einen halben Meter zurückdrängte und Takai wieder zu sich kam. Zum zweiten Mal heute schien ihn ein Kommilitone zur Vernunft zu bringen, was ihm sichtlich peinlich wurde. „Entschuldige, Kiyoko. Es ist nur so, das waren auch ziemlich genau die Worte von Masao im Cafe. Ich bin dabei wohl genauso ausgeflippt wie eben. Wenn Sie also eine Kellnerin dort fragen, müsste sie Ihnen bestätigen, wie blöd ich mich benommen habe.“ „Sicher, das überprüfen wir. Takagi...“ Er gab ihm ein Zeichen und Takagi setzte die nahtlose Hierarchiekette fort zu einem Polizisten niederen Ranges, dass dieser sich um das Café kümmern möge. „Und deshalb sind Sie beide also früher zurück gekommen, als ursprünglich geplant?“, brachte Megure es dann wieder auf die ursprüngliche Aussage zurück. „Mhm. Er hat dann darauf bestanden, wieder nach hause zu gehen, anstatt unnötig viel Geld dort auszugeben. Auf dem Weg ist er mit mir bereits einige Punkte durchgegangen und kam, als wir das Wohnheim erreichten, zu der Erkenntnis, ich wäre eigentlich schon gut genug vorbereitet und bräuchte keine personifizierte Hilfe mehr. Ich kam nur noch kurz zu ihm rein, um mir zwei Bücher, die er zu dem Thema besaß, auszuleihen. Er gab sie mir mit so ein paar merkwürdigen Worten in die Hand. 'Wenn du die Dinge so sehen würdest wie ich, Takai, dann hättest du solche Probleme nicht.' Er nahm Prüfungen immer recht locker. Aber er hatte ja auch nie irgendwelche größeren Schwierigkeiten. Vielleicht meinte er nur, ich sollte nicht alles so eng sehen, aber das kann ich nun mal nicht. Sie sehen ja, worum es dabei für mich geht.“ Er wies mit einem Augenwink den Kommissar auf die anderen Studenten hin, die sich zwar um die Traube der anderen sammelten, aber seit Takais Erklärung des Treffens mehr tuschelten denn zuhörten. Nachdenklich senkte der Kommissar sein Haupt leicht nach vorne, der Hut zeichnete seine Augenbrauen künstlich noch ernster ab, als sie ohnehin schon wirkten. „Hm. Dann ist es wirklich allmählich merkwürdig. Danach war die Tat wohl wirklich nicht geplant, denn das Zusammentreffen des Täters mit dem Opfer scheint ja mehr ein unglücklicher Zufall gewesen zu sein. Könnte es sich womöglich um einen Diebstahl gehandelt haben, den ein Kommilitone begehen wollte? Vielleicht war er bereits im Zimmer, als Sie kamen, hatte sich versteckt, wartete, bis Sie gegangen waren, wurde von Masao überrascht und die Tragödie nahm ihren Lauf. Das würde die meisten Punkte erklären. Allerdings ist da natürlich noch die Tür. Die ist ja doch ein größeres Problem.“ „Wieso ist das ein Problem?“, unterbrach ihn Ran und zeigte auf das Türschloss. „Das ist doch kein besonders sicheres oder ausgefeiltes System. Im Gegenteil, die Schlösser sind relativ breit für ziemlich klobige Schlüssel. Das ist doch für heutige Einbrecher kein Problem, so ein Schloss zu knacken.“ Der Kommissar begab sich auf ihre Anfrage selbst noch einmal zur Tür, warf der Verriegelung aber nur einen kurzen Blick zu und drehte sich mit unverändert ernster Miene zurück. „Das sind noch die Türen aus den Bürozeiten, was?“ „Natürlich!“, erklärte Mamoru. „Die eigentlich sichere Tür ist ja unten, mit einem modernen Schloss, hier oben erschien das nicht allzu notwendig, zumal, wer klaut schon bei Studenten?“ Unwillig wendete er sich vom Studenten ab und wieder der Oberschülerin zu. „Dachte ich mir. Du hast schon Recht Ran, es ist kinderleicht, so eine Tür ohne Schlüssel zu öffnen, wenn man die Tricks kennt. Nur leider... geht es hier um das genaue Gegenteil. Nämlich dieses Schloss ohne Schlüssel zu verschließen. Je einfacher es zu öffnen ist, desto schwieriger ist das Schließen, und umgekehrt. Ein modernes Schloss ist von außen ziemlich sicher. Professionelles, meist sogar elektrisch verstärktes Werkzeug ist notwendig, um die massiven, ausgeklügelten Schlösser zu knacken. Umgekehrt sind der viele Schnickschnack, insbesondere die Art, wie die Verriegelung erfolgt, oder wie das Schloss von innen geöffnet werden kann, Ansatzpunkte, um es zu verschließen, ohne den offiziellen Weg zu benutzen. Genau das liegt hier aber nicht vor. Man kann von innen nicht mal ohne Schlüssel öffnen, wenn abgeschlossen wurde, beziehungsweise, abschließen, wenn offen ist. Die Verriegelung selbst funktioniert genau darüber, dass eine dem Schlüssel angepasste Form beim Drehen im Schloss einen Metallbügel in die gegenüberliegende Holzvertiefung treibt. Das kann mit Gerätschaften nachgemacht werden, aber nicht ohne Schäden am Holz zu hinterlassen. Oder an der Tür selbst. Diese Tür ohne den Schlüssel zu verschließen, der laut Aussage aller Zeugen sich nicht mal in diesem Zimmer befand, ist praktisch unmöglich!“ „Heißt das...“, sie stockte, obwohl es ruhiger werden müsste, pochte ihr Herz scheinbar noch schneller. „Heißt das, es könnte doch Selbstmord gewesen sein?“ Das war ihr eigentlich lieber, als einen weiteren Mörder kennen gelernt zu haben. Megure schüttelte ganz leicht den Kopf, ohne das Gesicht zu verziehen. „Nun, wenn mir mal außen vorlassen die Variante, das Opfer wollte mit seinem Tod irgend wen diskreditieren, dann war es sicher Mord. Die zweite Nachricht spricht da wohl Bände. Und es gibt sicher eine Person, die dieses Zimmer verschließen konnte und diese Person ist auch die Einzige, die sagen konnte, ob die Tür wirklich zu war...“ Fast lautlos schwangen die Köpfe der Beteiligten zu Noriko, die erst langsam realisierte, was er meinte. „Sie... Sie glauben, ich hätte...“, weiter kam sie gar nicht. Zum Einen schien ihr bei dem Gedanken schlecht zu werden, zum Anderen wurde sie von Kiyoko unterbrochen, die sich tapfer vor sie stellte. „Das soll wohl ein schlechter Scherz sein, Herr Kommissar. Sie glauben ernsthaft, dass Noriko die Person, die sie liebte, getötet hat, und dann seine Leiche in einem Zimmer einschließt, zu dem nur sie einen Schlüssel besitzt?“ „Nicht doch, nicht doch...“ Megure versuchte zwar noch die Wogen zu glätten, aber der kalte Blick, den ihm nicht nur Kiyoko, sondern auch die anderen entgegen hielten, war doch schon beängstigend. „Und dann noch von selbst, ohne Zeugen aufzuschließen, um uns dann nur zu sagen, die Tür wäre zu?“, setzte sie noch einen oben drauf. Da kam die Erklärung kaum mehr durch. „Wir müssen... nur sicher gehen, dass alle Optionen zumindest geklärt werden... und wir...“ Er verstummte endgültig, als Kiyoko ihm noch näher trat und ihre Augen noch erschreckender funkelten. Aber es war nun mal nicht von der Hand zu weisen. Niemand hatte die abgeschlossene Tür gesehen und für Noriko war es ein leichtes, was für andere unmöglich erschien. Ihre Aussage ist ohne Zeugen wertlos und all ihre Trauer könnte gespielt sein. Nur war das auch nicht viel mehr, als die anderen Theorien, die mittlerweile durch den Raum schwirrten. Vermutungen. Haltlose, von einem Anwalt vom Kaliber einer Eri Kisaki in der Luft zerfetzte Vermutungen. Es war offensichtlich, es fehlte etwas greifbares. So viel war da in dieser Wohnung, in diesem Fall, und doch ergab sich absolut kein klares Bild. Er brauchte einen anderen Ansatz. Aber welchen? Takagi konnte die Gedanken seines Vorgesetzten in dessen Augen in etwa ablesen. Wenn er sie fixierte, nicht von dessen Gegenüber abließ, so hatte er diese Person entweder schon als Täter im Geiste überführt, oder aber er verdeckte Ratlosigkeit, bluffte, was sein Blatt anging, dass keinen Trumpf mehr besaß. Inspektor Yamato ließ seinen Blick immer nur zwischen dem Kommissar und Mamoru hin und her schwanken. Letzterer sollte wohl den entscheidenden Gedanken seiner Meinung nach finden. Aber auch der Student rätselte zusammen mit Fudo über dessen Notizheft und die Interpretation der blutigen Linien. Immer mal hörte man daraus einzelne Begriffe, die dem Polizisten nichts sagten, wohl auch nicts sagen sollten. „...Spektrallinien... Spin-Spin-Kopplung... Bragg Struktur...“ Das Stirnrunzeln der beiden ließ aber durchsickern, dass sie zu keinem vernünftigen Schluss kamen, was denn nun Masao sagen wollte. Auch Takagi verfolgte mit einem leichten inneren Lächeln die Gedankenspiele. 'Es bedarf wohl doch eines Detektivs, um dieses Rätsel zu lösen...' Sein Blick wanderte langsam, suchend nach der Person, die er für diese Position auserkoren sah, aber bei Ran, wo er ihn vermutete, fand er ihn einfach nicht. Weiter ging die Rundschau, bis er endlich an der Tür fündig wurde. Conan kniete neben dem halb geschlossenen Eingang und betrachtete nachdenklich das Ensemble an Inventarteilen, die Noriko beim Öffnen zur Seite befördert... hat... oder haben soll. 'Hm. Mal angenommen, sie hat uns soweit die Wahrheit gesagt. Dann lag all das, was nun entlang der Schneise zu finden ist, hinter der Tür. Da man von außen nicht hineinsehen konnte, könnte es auch schon alles ein Stück weit an die Wand geschoben wurden sein, als der Täter das Zimmer normal verließ. Aber wie hat er zugeschlossen? Könnte es etwas mit den hier liegenden Dingen zu tun haben? An den Schlüssel im anderen Zimmer ran zu kommen, ist wirklich praktisch unmöglich. Die Fenster waren allesamt verschlossen und frei von Beschädigungen. Also bleibt nur diese Option. Was haben wir nun hier? Ein Kissen, ganz oben, das hätte dann also direkt unterhalb des Schlosses gelegen. Schreibutensilien. Man könnte auch sagen, der Inhalt einer Federtasche. Kulis, Bleistifte, Lineal, Schere, Anspitzer und Radiergummi. Verstreut über die ganze Türfront. Ach ja, und jede Menge Büroklammern. Aber was soll man damit anfangen?' Sein Kopf raste vor Gedanken, diese verknüpften, auf verschiedenste Weise, die einzelnen Teile und die Tür, um eine sinnvolle Lösung des Problems herbeizuführen, aber ohne Erfolg. Als er etwas entnervt zur Seite blickte, bemerkte er, dass Takagi ihn ansah. In diesem Moment begannen seine Augen immer zwischen dem Jungen und dem Kommissar hin und her zu schwenken. Ein lautloses Zeichen. 'Hilf ihm!' „Äh, Herr Kommissar?“, wendete sich der kleine Junge an ihn und schritt von der Tür weg. „Ja, was denn, Conan?“ Er konnte nicht sagen, warum, aber er war aus einem unerfindlichen Grund erfreut, jetzt in seinen Gedanken von ihm unterbrochen zu werden, statt von irgend jemand anderem. „Wenn es wirklich ein Diebstahl war, wie Sie sagten, müsste dann nicht etwas gestohlen worden sein?“ „Sicher, nur...“, er sah zu Noriko, die sich daraufhin unbeholfen in ihrer Wohnung umschaute und schließlich verlegen den Kopf schüttelte. „Tut mir Leid, Herr Kommissar, ich erkenne zwar alle diese Dinge, die hier herum liegen. Aber ich kann Ihnen ohne Weiteres nicht sagen, ob dabei etwas fehlt.“ „Schon klar. Ich wollte Sie damit jetzt ohnehin nicht belästigen, zumal dieses Chaos es unmöglich macht, schnell eine Inventur durchzuführen. Ähm... Also siehst du, Conan, ich beschäftige mich schon mit dieser Frage, nur leider ist es zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, sie zu beantworten.“ „Aber ich dachte, es kommen als Täter nur diese 5 Leute in Frage und ihre Zimmer sind doch alle nebenan.“ Die großen, Neugier ausstrahlenden Augen brachten Megure fast dazu, noch eine typisch Antwort für ein Kind zu geben, aber dann ließ ihn die Erkenntnis peinlich berührt den Mund halten. 'Äh, die Verdächtigen. Ihre Zimmer. Gleich hier. ... Gott sei Dank, dass Mori nicht auch noch hier ist. Der hätte mir gleich eine Standpauke gehalten, ich sollte mal wieder ins Handbuch gucken. Man, ist das peinlich...' „Ähem. Fräulein Fue. Sie sagten doch, Sie erkennen die hier verstreuten Sachen. Würden Sie auch einzelne Objekte, die Ihnen oder dem Opfer gehören, wieder erkennen, wenn Sie sie sehen?“ „Ich denke schon...“ „Gut! Meine Damen und Herren Studenten. Ich möchte Sie bitten, jeweils mit einem Polizisten auf Ihre Zimmer zu gehen und dort zu warten, bis Fräulein Fue und wir vorbeikommen und uns diese etwas genauer ansehen. In Anbetracht der Sachlage kann ich natürlich einen Durchsuchungsbefehl bekommen, da Sie die einzigen Verdächtigen sind, aber ich vertraue auf Ihre Kooperationsbereitschaft. Äh... Ran, Sonoko, könntet Ihr vielleicht...“ „Wir waren ja bei Mamoru Beziehungsweise Fudo mit im Zimmer, da können wir auch wieder hin.“, erklärte Ran ganz schnell und zerrte schon halb an Mamorus Arm, dass Conan plötzlich so ein komisches Gefühl durchzog. 'Was hat sie denn?' Auch Megure wirkte etwas verdutzt, befürwortete aber diese Variante. „Ja, ich denke, das wäre das Beste. Also Inspektor Yamato, Inspektor Takagi, Fräulein Fue, würden Sie mich begleiten?“ Er schickte die Polizisten mit samt einem der Studenten, die keinerlei Einwende hatten, und zweimal auch einer Oberschülerin fort, ließ zwei Polizisten zur Überwachung des Tatortes und wandte sich mit seinen Kollegen und Noriko zum Ausgang. Als Mamoru die Tür aufschloss, sah er kurz zur Seite in Rans Gesicht. Entschlossenheit stand darin und sie richtete sich gegen den daneben stehenden und wartenden Beamten. Wieder eingetreten in die Wohnung postierte er sich am Eingang und wartete mit wachsamem Auge, welches auf den beiden ruhte. „Ähm...“, begann Mamoru zögerlich. „Herr Polizist, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn Ran und ich kurz ins Zweitzimmer gehen. Wir haben noch etwas wichtiges zu klären, was allerdings unter vier Augen besprochen werden müsste.“ Verlegen blickte er in die festen, ruhigen Pupillen des Mannes, der kaum älter wirkte als 25. „Tut mir Leid, Herr Ietasu, aber ich habe strikte Anweisung, Sie könnten etwas für den Fall wesentliches vertuschen.“ Er war sichtlich nicht geneigt, sich erweichen zu lassen. „Aber sehen Sie doch, Ran wird noch im Zimmer sein. Sie hat definitiv nichts mit dem Fall zu tun, Sie war heute das erste Mal hier und genau wie ich während der ganzen für den Mordfall infrage kommenden Zeit schon in diesem Zimmer, ein ansonsten abgeschlossenes Studierzimmer.“ „Trotzdem, ich kann nicht...“ Wie aus dem Nichts stand Ran plötzlich vor ihm mit einem herzzerreißenden Hundeblick. „Ach bitte, Herr Polizist. Das ist wirklich so wichtig! Ich passe auch auf, dass Mamoru nichts macht, was die Ermittlungen behindert. Wenn Sie uns nur lassen.“ „Aber... aber... ich kann doch nicht...“ Er glaubte sogar, je eine Träne in ihren Augenwinkeln zu sehen, schluckte einmal und nickte nur noch kurz. „Aber bitte schnell, bevor der Chef kommt, sonst kriege ich Riesenärger!“ Auf der Stelle erschien ein so warmes, fast schon kindliches Lächeln auf ihrem Mund, dass auch er nur die Lippen nach oben richten konnte und seine Mütze sicherheitshalber ins Gesicht zog. „Keine Sorge, wir beeilen uns.“, rief sie ihm noch hinterher und schon waren beide hinter der Tür ins Studierzimmer verschwunden. Kiyoko Asunos Zimmer, Nummer 605, war eine Einraumwohnung, ähnlich dem Hauptzimmer in Mamorus Wohnung, nur stand gegenüber vom Bett eine große Schrankwand mit hervor ragendem Arbeitstisch. Mehrere Bücherstapel darauf ließen nur eine vorgefertigte Lücke für zwei Seiten A4 Format, genug Platz zum lesen des einen oder anderen Werkes, oder zum Schreiben auf entsprechenden Blättern. „Sagten Sie nicht, Sie wären fertig geworden mit Ihrer Prüfung?“, erkundigte sich Megure bei diesem Anblick. „Doch, gestern, und gestern Abend haben wir gefeiert, wie Sie wissen. Danach habe ich fast den ganzen Tag durchgeschlafen, weil ich vom Lernen übermüdet war, und die restliche Zeit bis zu Norikos Schrei einfach nur ausgespannt. Deshalb habe ich sie noch nicht weggeräumt. Ich konnte ja nicht erwarten, dass jetzt gerade die Polizei hier etwas sucht.“ „Schon gut, schon gut, war nur eine Frage. Fräulein Fue, fällt Ihnen spontan etwas auf?“ Sie ging zusammen mit Kiyoko durch deren Wohnung, besah sich Bücher, Schubläden, die Küchenschränke, sowie auch den großen Kleiderschrank genauer, ohne etwas derartiges zu finden. „Hm, es hat sich nichts verändert.“, glitt es dabei schließlich von ihren Lippen. „Sehen Sie, Herr Kommissar, ich habe noch vor der Feier mit Kiyoko auf ihre Prüfungsergebnisse angestoßen und es stehen sogar noch die Gläser da.“ Sie wies auf zwei benutze und noch nicht ausgespülte Sektgläser auf der Abtropffläche neben der Spüle hin. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie seit gestern Abend überhaupt noch etwas gemacht hat.“ „Na, aber das könnte auch alles Tarnung sein.“, fuhr sie auf einmal Inspektor Yamato an, dass beide Frauen merklich zusammen zuckten. „Sie hat nichts, absolut gar nichts gemacht. Außer einen Mord geplant!“ „Aber woher hätte sie denn dann wissen sollen, wann Masao zu Hause sein würde?“, hielt Takagi ihm entgegen. „Na dann eben doch ein Raub!“ „Ja aber hier scheint doch nichts zu sein!“ „Vielleicht war sie durch die Anwesenheit von Masao so abgelenkt, dass sie es vergessen hat.“ „WAS BITTE? Sie soll einen ganzen Tag nichts getan haben, um sich auf einen Raub bei einem Freund in einem benachbarten und nicht vor Einbrechern geschützten Zimmer vorbereitet haben, dann einen Mord begehen, weil dieser auftaucht, so bei Sinnen sein, dass sie die Sterbenachricht und die verschlossene Tür hinkriegt, aber vergisst, was sie stehlen wollte?!“ Als der Inspektor darauf auch noch grinsend den Kopf neigte und „... so in etwa...“ murmelte, musste Takagi doch sehr stark sich konzentrieren, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ein leises Stöhnen drang von vor der Tür, dass den anderen, die genauso geschockt waren von den Theorien des Inspektors wie Takagi, wohl nicht bemerkten. Ein kleiner Schatten war zu erkennen. 'Ach da steckst du, Conan. War ja klar, dass du dir die Zimmer auch ansiehst.' „Na schön, Inspektor Yamato,“, begann Megure wieder ganz ernsthaft. „Sie sollten sich etwas im Zaum halten, schließlich sind Sie persönlich betroffen und daher kann ich Sie jederzeit wegen Befangenheit von dem Fall ausschließen.“ Ein Murren glitt durch die Lippen des alten Mannes, dann zog er sich von Kiyoko zurück. „Entschuldigen Sie, werte Dame... vorläufig.“ „Bitte, Fräulein Asuno, bleiben Sie noch einen Moment hier. Wenn wir die anderen Zimmer kontrolliert haben, können wir hoffentlich bald den Fall abschließen.“ Ran lehnte sich diesmal schnaufend an die Innenseite der Tür. „Puuh!“ „Beeindruckendes Schauspiel. Wirklich!“, bestätigte ihr Mamoru, während er seinen Laptop auf den Tisch stellte und anschaltete. Sie lächelte nur kurz ironisch, wurde dann aber ernst. „Du weißt es jetzt, oder?“ „Dass dein verschwundener Freund Shinichi Kudo ist?“ „Mhm...“ Er sah erstaunt in ihr trauriges, leicht auch von Angst verzerrtes Gesicht. „Nein, eigentlich wusste ich es bis eben nicht.“ „Was?“ Der Ruf schreckte ihn förmlich hoch, aber Ran fühlte sich von ihm verschaukelt. Er musste doch nun klar verstehen, was gemeint war. „Dass du mit dem Namen Shinichi auf Shinichi Kudo angespielt hast, das war mir von Anfang an klar. Aber ich dachte, du trautest dich nicht, seinen wahren Namen zu sagen, also hast du spontan an ihn gedacht, da er auch verschwunden war. Das eben war Ironie, weil ich in Artikeln über ihn gelesen hatte, er wäre Einzelgänger und hätte keine feste Freundin. Ich wollte dich aufziehen, sorry.“ Die Angst hatte Ran nun doch ergriffen. Sie selbst hatte Shinichis Geheimnis einfach so preisgegeben! Sie selbst hatte den vielleicht unverzeihlichsten Fehler begangen! Sie segelte ja schon nahe am Schwurbruch, so sehr sie nun nachforschte, obwohl sie ihm versprochen hatte, sich nicht mit seinem Fall zu beschäftigen. Aber dieses Geheimnis, das Geheimnis um den Aufenthaltsort des angeblich schon verstorbenen Detektivs... „Bitte Mamoru, niemand darf davon erfahren, was...“ „Hatten wir das Thema nicht vorhin schon? Glaub mir, ich verrate nichts. Wenn dieser, zugegeben sehr unschöne Abend vorbei ist, werde ich das meiste davon sowieso nach Möglichkeit aus meinem Gedächtnis streichen. Daran will ich mich nicht erinnern. Aber sag mal, wir waren doch noch vorhin bei einer Frage stehen geblieben...“ Die Wohnung Nummer 608, die Takai Usunomo gehörte, lag als einzige auf der anderen Seite des Flurs und war daher spiegelverkehrt zu den anderen angeordnet. Auch hierbei handelte es sich um eine Einzimmerwohnung. Die Einrichtung glich der von Kiyoko, und auch bei ihm war auf einem vorgebauten Arbeitstisch kaum sichtbarer Platz zwischen Büchern. Zwei obenliegende hob er auf und reichte sie Noriko. „Hier. Das sind die beiden Bücher, die ich mir von Masao ausgeliehen habe.“ „Nun, Herr Kommissar..., diese beiden Bücher erkenne ich auch, die gehören tatsächlich Masao.“ Sie gab sie an ihn weiter und Megure blätterte sie kurz durch, um zu sehen, ob alles in Ordnung war mit ihnen. „Äh... ja,... ganz schön, diese Bücher... interessanter Inhalt...“, und legte sie verlegen wieder auf den Tisch. Eine weitere Untersuchung aller Fächer des Zimmers erfolgte, legte aber wieder kein neues Diebesgut frei. Und sogar Inspektor Yamato verkniff sich einen Kommentar, suchte lediglich in den Augen des jungen Mannes, die Wahrheit zu finden. 'Warst du es? Du warst immerhin nach eigener Aussage im Zimmer. Was, wenn alles andere eine Lüge war?' „Weißt du, wie ein Pendel funktioniert?“ Mit diesem Satz unterbrach Mamoru ihre Gedanken. Ran überlegte einen Moment, was sie denn genau am Ende, als Norikos Schrei sie unterbrach, besprochen hatten und was nun das Pendel damit zu tun hatte. „Ähm, das war so, dass da eine Kraft immer entgegen der Bewegung wirkte, die... linear... mit dem Weg ging, genau.“ „Ja, das trifft es, und so funktioniert nicht nur das Pendel sondern auch eine Feder. Oder die Schwingung von Molekülen in erster Näherung. Eine lineare Kraft bedeutet nämlich ein quadratisches Potential, also eine Parabel und im Minimum dieser Parabel ist dann immer das Gleichgewicht, aus dem diese Kraft auslenkt und zu dem die Rückkraft es zurück drängt.“ „Ähm... das ist toll, Mamoru, aber was hat das mit der Frage zu tun, wie ich mich gegenüber Conan verhalten soll?“ Das war die Frage, über die sie gesprochen hatten. Mamoru meinte, er hätte einen Vorschlag diesbezüglich, so weit erinerte sie sich zurück. „So wie dieses Pendel funktioniert auch das Licht.“ „Aber was soll das mit... WAS?!“ Sie wollte erneut zur Frage ansetzen, als sie diese letzte Zeile im Kopf verarbeitete. Das Licht verhält sich wie ein Pendel?! Ein Lächeln bildete sich auf dem Gesicht des Studenten. „Ja, ungefähr wie du jetzt, hat wohl auch Erwin Schrödinger reagiert, als er bemerkte, dass bei so einem Potential wie beim Pendel genau die Energien und Verteilungen herauskamen, die Einstein für die Photonen zur Erklärung des Photoeffektes vorausgesagt hatte. Licht selbst ist eine Überlagerung dieser Energiezustände, müsste man noch sagen, aber die Quintessenz, das was ich sagen wollte, ist, es gibt ein sehr fundamentales Prinzip zur Problemlösung in der Physik, das der Analogien. Gemeinsamkeiten, Verbindungen, die es erlauben, auch ohne allzu großen Aufwand Eigenschaften von Phänomenen zu beschreiben, einfach, weil sie schon bei anderen Phänomenen auftraten und untersucht worden. Es lassen sich wegen dieser Analogie Lichtzustände, welche nur schwer beobachtet werden können, einfach durch Atome in einem entsprechenden Potential beschreiben.“ „Analogien... du meinst, in Conans Fall, ich sollte sie beide gleich behandeln?“ „Nun, das dürfte schwer werden. Aber du sagtest doch, es gibt so unzählige Gemeinsamkeiten, dann muss es auch tiefer gehende Verhaltensweisen geben, die für beide passend sind. Eine ist mir bereits aufgefallen, wobei ich denke, diese ist nichts neues für dich. Angenommen, er ist Shinichi. Dann hält er es offensichtlich geheim und will nicht, dass jemand das herausfindet. Angenommen, er ist nicht Shinichi. Dann ist er ein hochbegabter kleiner Junge, den auch andere Menschen für Shinichi Kudo halten könnten, aber immer noch ein kleiner Junge. Man muss ihn davor schützen, dass zu viele Leute in ihn die Erwartungen stellen, die sie an Shinichi Kudo haben. Er wollte es nicht und es wäre nicht gut für seine Entwicklung. In beiden Fällen solltest du verhindern, dass seine Fähigkeiten all zu oft in der Öffentlichkeit bekannt werden, Ran. Das ist eine Analogie zwischen beiden.“ Ran ließ im Laufe des Gespräches den Kopf leicht nach vorne sinken, verlor sich in Gedanken. 'Ja..., das kenne ich tatsächlich, Mamoru.' Ihre Gedanken hingen einigen Ereignissen der letzten Wochen nach, wenn sie Conans ambitionierten Schlussfolgerungen einen Riegel vorschob, ihn zurück in die... die Realität, wie sie nun mal war, holte. Er war ein Kind, ob das nun im Inneren so war oder nicht. Und Aufmerksamkeit in diesem Maße konnte für ihn nicht gut sein. Eine Wärme erfüllte auf einmal ihr Herz. 'Danke, Mamoru.' Megure und die anderen traten aus Takais Zimmer. „Als nächstes ist Herr Nakano dranne, Zimmer 611.“ Inspektor Yamato zuckte kurz mit den Schultern. „Da würde ich einen genaueren Blick riskieren, Herr Kommissar. Der Junge ist nicht ganz normal.“ „Jetzt hören Sie schon auf, Yamato! Takagi!“ „Äh, ja, ich komme gleich.“ Er stand als letztes in der Tür, und während die anderen sich auf den Weg machten, wartete er noch kurz. Dann erblickte er den Schatten hinter einem Vorsprung, über seinen Notizen kauernd. Vorsichtig näherte er sich ihm, bis er Conan das direkte Licht von der Lampe mit seinem Kopf weg nahm. „Äh... Takagi... Sie.“ „Solltest du nicht mit Ran bei Herrn Ietasu warten?“ „Na, aber ich wollte Ihnen doch so gerne helfen.“ Seine großen Augen und die so kindliche Stimme regten beim Inspektor diesmal keine Miene an. „Na schön..., und wer glaubst du, ist der Mörder..., Shinichi?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)