Clouds darken the sky von sinistersundown (Zwischen den Fronten) ================================================================================ Welcome back, Axel! ------------------- "Wo...ist Vater denn?" Roxas ließ sich tief seufzend auf das große Sofa im Wohnzimmer fallen. Warum hatte ihn Axel bloß wieder her gebracht? Und warum hatte er gelogen, als Marianne gefragt hatte, wer er sei? Nun gut, das er auf ihn aufgepaßt hatte stimmte ja, aber... "Dein Vater ist wieder geschäftlich unterwegs... er wollte eigentlich erst fliegen, wenn du wieder zu Hause bist. Aber es ließ sich nicht mehr verschieben. Heute morgen um vier ist er los" antwortete Marianne, als sie Roxas einen heißen Tee einschenkte. Sie fand es absolut daneben von ihrem Chef. Ja... daneben war noch harmlos ausgedrückt. Sein Sohn war fort, und anstatt alles abzusagen und ihn zu suchen überließ er es seiner Frau und Tai. Die Hausherrin, Cassandra, war sowieso vollkommen fertig mit den Nerven. Sie gab sich die Schuld daran, das Roxas fortgelaufen war. Und da hatte sie nicht mal Unrecht. Sie hatte zum Teil Schuld; die andere Hälfte trug ihr Mann. Wenn sie nicht so ignorant wären und Cassandra ihren Sohn nicht geschlagen hätte... "So viel 'hätte' und 'wenn'..." jagte es Marianne durch den Kopf. Sie ließ sich neben Roxas nieder. Sie konnte wohl als einzige in diesem Haus nachvollziehen, warum Roxas fort gegangen war. Trotzdem war sie froh, das er wieder da war. Ohne ihn fehlte einfach etwas... vielleicht wäre ihm ja auch wirklich etwas passiert; was Marianne aber ausschloß. Dieser Axel war ja da gewesen... "Sag mal Roxas...", Angesprochener schaute gelangweilt auf und unterbrach sein Trübsal blasen für einen Moment, "...dieser Axel - war das der Bodyguard, den Tai arrangiert hatte?" Mariannes Stimme hatte etwas Seltsames an sich, das merkte Roxas sofort. Langsam nickte der Junge. "Warum fragst du ?" setzte er noch hinterher. Vielleicht würde sie ihm erzählen, was eben in der Empfangshalle los war. Sie und auch Axel hatten sich komisch verhalten. Sein ehemaliger Begleitschutz wurde zum Lügenbold, bekam den Mund nicht mehr zu als er Marianne sah und war irgendwie nicht mehr ganz da gewesen. Und Marianne... Seine Aupair hatte Axel nachgeschaut. Mit einem fast schon verträumten Blick. Das machte sie eigentlich nicht, nachdem sie sich von jemandem verabschiedet hatte. Also, was zum Geier war da los...? "Oh...warum ich frage...einfach so, weißt du. Ich war ja dem ganzen Abend anderweitig beschäftigt..." antwortete Marianne und hob abwehrend die Hände, so als wenn Roxas nicht weiter bohren sollte. Da hatte sie aber falsch gedacht. Nicht mit Roxas - sonst bohrte sie immer solange nach, bis er ihr alles erzählte und nun würde es mal anders herum laufen! "Marianne? Warum hast du ihn denn so komisch angesehen...?" kam er gleich auf den Punkt, der ihn stutzen ließ. Es war ja wohl mehr als seltsam und auffällig gewesen. Das Kindermädchen seufzte tief. Da hatte sie den Salat. Wie sollte sie das denn erklären? Sie wußte doch selbst nicht, was ihr da durch Kopf und Glieder schoss, als sie Axel in seine...leuchtenden Augen sah. Dieses seltsame Gefühl, die Hitze und der Schauer über dem Rücken, das Kribbeln - man würde es wohl als "Schmetterlinge im Bauch" oder einfach "Liebe" bezeichnen. Doch war es das wirklich...? "I don't know..." begann sie mit gesenktem Blick... Dieser Morgen war mit Abstand einer der schönsten und zugleich verwirrendsten gewesen. Noch nie war er zwischen etwas so hin und her gerissen gewesen - zumindest konnte sich Axel an nichts erinnern. Unweigerlich mußte er daran denken, das seine Vergangenheit ein großes Rätsel war... Er schüttelte benommen den Kopf, als Demyx ihn zum zweiten Mal fragte, was denn nun sei. "Du wolltest mir doch was erzählen oder nicht?" fragte er und setzte sich einfach auf den Sattel von Axels Maschine. Sein bester Freund sah ihn noch einen Moment an, ehe er checkte, was Demyx von ihm wissen wollte. "Oh...ja klar." Axel grinste. "Als ich den Kleinen nach Hause gebracht hatte...alter Schwede..." Kurz dachte er an Marianne zurück, wäre sogar fast wieder in Gedanken versunken wenn er nicht den fragenden Blick auf sich bemerkt hätte. "Sein Kindermädchen. Marianne. Meine Fresse, so'n Mädel ist mir noch nie unter die Linse gekommen!" unterbreitete Xemnas' Ziehsohn dem Musiker. Demyx zog eine Braue hoch. "Okay. Ein Kindermädchen. Und?" Axel entgleisten die Gesichtszüge. "Was und?! Die ist....die ist unglaublich, Demy!" meinte er, stieß einen Pfiff aus. Er würde nun glatt zugeben, sich eventuell verschossen zu haben. Nun starrte Demyx ihn an. "Aku...wenn es das ist, was ich denke das es das ist - dann wünsche ich mir das es das nicht ist, Alter!" redete er konfus und verschränkte die Arme, musterte Axel genau. Gott, der Kerl hatte gerade die letzte Beziehung beendet! Was neues anzufangen wäre ja jetzt die Höhe! Der sollte mal abschalten von den ganzen Weibern! "Was denn? Die müßtest du mal sehen! Dann würdest du mich verstehen!" verteidigte sich Axel und scheuchte Demyx von dem Sitz runter. Wenn der eine Ahnung Hätte! Marianne war unglaublich schön in seinen Augen. Und er war sich sicher, das es in ihrem Inneren genauso aussah. Wenn sie sich solche Sorgen um Roxas machte, mußte sie ein gutes Herz haben. Axel zog sich den Helm und die Handschuhe über. Sein Freund sah ihn mit den Augen rollend an. "Meinst du nicht das das mit Sylena gereicht hat? Diese Furie hast du doch gerade hinter dir!" meinte Demyx; ihm lag das Wohl von Axel schon am Herzen. Sicher, ganz zu Anfang konnten sich die beiden nicht riechen, aber das war längst vorbei und der junge Fahrer sah es als seine Aufgabe an, Axel vor noch mehr Enttäuschung zu wahren. "Erinnere mich nicht an Sylena! Die kann mir gestohlen bleiben! Und jetzt geh' mal aus dem Weg!" zischte Axel nun bissig und schob sein Bike vor, um besser aus der Ausfahrt zu kommen. Es war doch seine Sache, was er nun tat! Klar, Demyx konnte sich Sorgen machen wie er wollte - aber er konnte selbst nichts dagegen machen. Marianne, das Kindermädchen des Knirpses ging ihm nicht mehr aus dem Schädel. Was ihn aber noch mehr wurmte: Wie sollte er sie wiedersehen? Besonders nach der Sache gestern Abend? Dieser Tai würde ihn sicher wegscheuchen, wenn er einfach mal vorbei käme... "Meine Fresse, was denk' ich mir da...?" fragte sich Axel in Gedanken, während er sich auf dem Sitz niederließ, den Schlüssel ins Zündschloss steckte und den Motor startete. Er warf Demyx noch einen Blick zu, dann gab er Gas und fuhr von der Auffahrt. Endlich wieder frei sein... Demyx sah ihm nach, Wind fuhr durch seine Haare. "Ich hoffe nur, das du dich da nicht in irgendwas rein reitest..." Seufzend wand er sich um. Roxas sah Marianne genau in die Augen. Okay, erstmal wirre Gedanken sammeln, das mußte er nun tun. Sie hatte ihm gerade alles erzählt, was ihr gestern durch den Kopf ging, als sie Axel gesehen hatte. Und das war ziemlich, nein sehr verwirrend. Wenn Roxas es richtig verstand, dann...mochte Marianne Axel. Aber wie konnte das nach einem solch kurzen Treffen möglich sein? War sie vielleicht überarbeitet? Eine Weile sah er sie noch an. Ihm kam das spanisch vor, das sie nach so einem kurzem Treffen so etwas sagen konnte... "Ich glaube ich mag ihn"... Es ging nicht! Und doch. Da war etwas. Etwas, was alles in seinem Verstand auf den Kopf stellte. Und nicht wegen Mariannes Worten. Nein. Wegen Axel... "Marianne...was meinst du damit? Du sagtest das du ihn magst - aber wie kann das sein? Ihr habt euch doch nur kurz gesehen!" wiederholte Roxas seinen Gedanken nun laut. Der Junge hatte das Bedürfnis, es zu wissen. Er wußte selbst nicht warum; aber etwas sagte ihm, das es wichtig war über so etwas Bescheid zu wissen. Etwas in ihm wollte wissen, wie es möglich sein konnte, das man... so schnell Vertrauen zu einer Person aufbauen konnte. Denn "ich mag ihn" war doch auch "ich vertraue ihm", oder nicht? Roxas wußte es nicht. Er hatte nie jemanden wirkliches Vertrauen geschenkt - nur Marianne und seinem verschollenem Bruder, weshalb er auch nicht wirklich sagen konnte wann man jemanden wirkliches, echtes Vertrauen schenkte - denn seines wurde oft genug gebrochen und mißbraucht. Und das bereits in jungen Jahren. Sein Kindermädchen schaute ihn nun etwas verwirrt an, so also ob sie nicht wußte ob sie antworten sollte oder nicht. Lange sah sie Roxas einfach nur an und spielte nervös mit einem Zipfel ihres Rocks; dann seufzte die junge Frau tief. Ein warmes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. "Weißt du Roxas... es gibt Dinge, die man nicht so einfach erklären kann. Die in keinem noch so dicken Buch stehen. Und die Liebe-" Sie brach abrupt ab und schlug sich fassungslos über ihre eigenen Worte die Hand vor den Mund. Was sagte sie da? Liebe? Liebe?! Nein, sie konnte den Kerl doch nicht schon... Ihre Augen huschten verwirrt umher. Sie wußte, das so etwas durchaus möglich war, aber... Gerade sie mußte es treffen? Marianne nahm die Hand von ihrem Gesicht, ließ sie auf ihren Schoß sinken und dachte nach. Roxas vergaß sie vollkommen. Wenn es wirklich so war, dann hatte sie ein Problem. Sie würde diesen Axel sicher nicht wiedersehen und er würde sie von ihrer Aufgabe ablenken und das würde auch wieder zu Problemen führen. "Liebe" und Job waren zusammen gepackt noch nie ihre Sache gewesen. Sie schaffte es einfach nicht, es unter einen Hut zu bringen, ohne sich in Probleme und peinliche Situationen zu bringen. Es hatte sie schon einmal ihre wirklich gut bezahlte Arbeit in England gekostet. Und sie brauchte das Geld unbedingt; aus familiären Gründen. Darum war sie auch hierhergekommen. Um abzuschalten und eine neue Erfahrung zu machen, nämlich als Aupair. Und nun hatte sie eine Arbeit gefunden, die ihr Spaß bereitete - und praktisch einen kleinen Bruder. "Marianne? Was hast du denn auf einmal? Was meinst du mit Liebe? Ich meine... du kannst Axel doch nicht..." Noch bevor Roxas seinen Satz richtig stellen konnte, ging die große Flügeltür auf und eine ziemlich abgehetzte Frau trat ein. Cassandra war abermals den Tränen nahe, als sie ihren Sohn dort sitzen sah. Auch wenn er sie geschockt ansah, es war egal, Hauptsache es ging ihm gut. Das war alles, was in diesen Sekunden für die Hausherrin zählte. "Roxas!" brachte sie atemlos hervor und stolperte wortwörtlich nach vorne. Angesprochener starrte sie nur an - er hatte Angst. Angst, erneut geschlagen zu werden. Für ihn war seine Mutter längst ein Symbol der Angst. Sie hatte Angst, er hatte Angst - dann war das Bild doch perfekt! Sie war der Meinung, ihm könnte schon etwas passieren wenn er mit Marianne, und das kam schon sehr selten vor, aus dem Haus ging. Wenn überhaupt durfte er nur mit Begleitung raus und das dann auch nicht nicht für lange. "Fehlt nur noch, das ich mir nicht mal mehr einen Apfel schälen darf...könnte mir ja sonstwas abhacken..." dachte Roxas sarkastisch, und ihm lief ein Schauer über den Rücken als seine Mutter ihn in den Arm nahm. Sie weinte, zitterte am ganzen Leib - und war sichtlich erschrocken, als Roxas sie von sich drückte. Er wollte diese Berührungen nicht, schon gar nicht von ihr. Emotionslos schaute der Junge zur Seite. Allein diese kleine Geste sagte bereits "fass mich unter keinen Umständen an!". Und wenn doch, so schwor sich Roxas, würde er sich wieder verziehen. Er wollte einfach nur noch alleine sein, seine Ruhe haben und über das nachdenken, was schon seit heute morgen in seinem Kopf herum geisterte... "R...Roxas...du kannst doch nicht...ich habe..." stammelte Cassandra. Sie starrte auf ihren Sohn, welcher sie gerade abgewiesen hatte. Sie wollte doch nur noch einmal mit ihm reden. Ihm erklären, was los war... Erst jetzt wurde ihr wahrscheinlich zum ersten Mal klar, was sie die ganzen Jahre getan hatte - doch aus irgendeinem Grund verschloß sie den Gedanken, etwas mit dieser mehr als übertriebenen Liebe falsch gemacht zu haben, schnell wieder in eine Kiste, weit im dunkelsten Winkel ihres Verstandes. Nein. Diesmal hatte sie sicher nichts falsch gemacht! Nicht noch einmal... oder doch? Warum zweifelte sie nun...? Cassandra bemerkte den tadelnden Blick von Marianne auf sich; sie schien sehr sauer zu sein und eindeutig war sie auf Roxas' Seite. Schließlich seufzte Cassandra tief, fuhr sich mit der Hand über das bleiche Gesicht. Langsam ließ sie sich neben Roxas nieder; auf den weiteren Versuch ihn zu berühren reagierte ihr Sohn empfindlich. Er schlug ihre Hand bei Seite und rückte von ihr weg, näher zu Marianne. Warum war er nur so...aufmüpfig? Noch nie war das so gewesen wie jetzt. Und auch Roxas verstand es nicht ganz - woher nahm er nur plötzlich den Mut, sich zu wehren? Lag es vielleicht an den Worten eines Mannes der, ganz im Gegensatz zu Roxas, Lebenserfahrung hatte? Lag es an diesem Motorradfahrer? "Roxas... ich bitte dich, höre mir wenigstens noch ein mal zu! Ich...bitte, ich...es...es tut mir so entsetzlich Leid!" Die letzten Worte gingen in einem Wimmern unter, die Hausherrin konnte ihre Tränen einfach nicht mehr zurückhalten. Abermals tropften Tränen auf den roten Teppich, welcher fast überall im Haus zu finden war - doch diesmal stammten sie nicht von Roxas. Nein, diesmal stammten sie von einer Frau. Einer Frau, die von Sorge geblendet war; so sehr, das sie alles was wirklich wichtig war, alles was man Realität nannte, nicht sah. Und dafür hasste sie ihr Sohn mittlerweile. Ja, Roxas konnte es wirklich Hass nennen. Anders könnte er dieses betäubende Gefühl, welches sich durch seine Adern schlich nicht nennen. Und ihre Worte waren ihm egal. Sie wären so oder so in ein paar Tagen wieder nichtig und alles würde erneut in das alte Muster laufen. Verstand sie denn nicht, das sie ihn nicht vor allen Gefahren dieser Welt schützen konnte? Cassandra tupfte sich mit einem Stofftaschentuch dürftig die Tränen von den Wangen, schniefte und blickte Roxas an, welcher den Blick von ihr gewandt hatte. Und wenn sie einfach zu erzählen begann? Er würde sie doch hören und vielleicht auch... mit ihr reden...? Fahrig atmete die Frau aus, biß sich noch einmal auf die Unterlippe ehe sie in ihren wirren Gedanken nach den passenden Worten suchte. Sie schluckte, ehe sie nach einer weiteren stillen Minute ihre Stimme hob: "...als du sagtest...wir seien...un...unmenschlich-" fing sie an, aber stockte sofort. Eine sorgsam verschlossene Erinnerung wurde für diesen kurzen Moment wieder frei. Sie hatte diesen Satz schon einmal gehört. Denselben, den Roxas gestern noch zu ihr gesagt hatte. "Ihr seid so unmenschlich..." Sie hatte ihn schon einmal gehört. Damals, vor gut zehn Jahren... damals, an dem Abend an dem sich alles änderte - für sie und auch für Roxas... "Ihr lügt! Ihr lügt doch, verdammt noch mal! Vater, sag das das nicht wahr ist, bitte!" Draußen vor den Toren des Anwesens braute sich bereits ein Gewitter zusammen. Es war Hochsommer, schwüle Luft tränkte die Atmosphäre. Ganz leise krabbelte er zum Geländer der Wendeltreppe, darauf bedacht stehts im Schatten zu sein, so das man ihn nicht entdeckte. Eigentlich hätte der Kleine schon längst schlafen sollen; es war schließlich schon fast elf Uhr. Aber er konnte nicht schlafen, es war zu laut. Drei Stimmen diskutierten nun schon eine ganze Weile unten in der Empfangshalle. Er verstand nicht viel - aber es mußte etwas Schlimmes sein, wenn es seinen geliebten Bruder so in Rage brachte. Seine Augen glitzerten bereits vor Angst. "Es...bitte versteh' doch, wir wollten es dir doch sagen aber es war...es war noch zu früh! Denke doch auch an deinen Bruder! Es wäre ein Schock für ihn und er ist doch noch so klein!" Verzweifelt versuchte sie damals, ihren Ältesten zu beruhigen. Das der Jüngere oben am Geländer hockte und lauschte, bekam sie nicht mit. Warum um Gottes Willen mußte der Ältere es auch auf solchem Wege erfahren? Warum? Es hatte alles zerstört. Die Idylle, die Cassandra sich so mühsam aufgebaut hatte, nach dem sie beinahe alles verloren hatte... Ihr Sohn tobte, war wütend und konnte nicht glauben, was er gerade durch Zufall erfahren hatte. "Ihr seid so unmenschlich!" rief er... Cassandra atmete fahrig aus und verdrängte schnell diese schmerzende Erinnerung. Abermals sah sie zu Roxas. "...als du das sagtest...ich...ich konnte mich nicht mehr beherrschen...es...es hat sich ein Schalter in meinem Kopf umgelegt und...! Ich wollte diese Worte nicht noch einmal hören...nicht auch noch von dir..." wisperte die Frau. In diesen Momenten glich sie eher einem Gespenst. Sie war sehr blass, ihre Augen gerötet, das Gesicht vom weinen verzerrt. Auch zitterte sie leicht. Das alles ging ihr sehr an die Nieren, auch weil diese Ereignisse an die Vergangenheit erinnerten. Roxas würdigte sie keines Blickes. Sollte sie sich doch diesmal an ihm die Zähne ausbeißen und auf Granit stoßen! Lieber sah er sich den Boden an. "Pech" meinte er schlicht, die Stimme mehr ein Hauchen welche erst kräftiger wurde, als er den Kloß in seinem Hals herunter schluckte. Marianne blieb stumm. "...denke doch lieber darüber nach, warum ich weggelaufen bin, anstatt die Hand gegen mich zu erheben. Du nimmst mir doch alles! Du und Vater, ihr nehmt mir doch meine gesamte Kindheit und selbst das reicht euch nicht! Ihr nehmt mir förmlich die Freiheit! Nie darf ich raus und mich mit anderen treffen! Nie darf ich alleine etwas unternehmen! Wie soll ich mich denn jemals in der Welt da draußen zurechtfinden, wenn ich nie meine eigenen Erfahrungen machen darf? Wenn ich nie eine Chance dazu habe? Soll ich dir mal was sagen, 'Mutter'? Diese beiden Tage an denen ich fort war, waren die schönsten meines verdammten Lebens! Ich war nicht eingesperrt wie in einem Gefängnis, ich durfte hin gehen, wo ich wollte und ich durfte mit anderen in Kontakt treten! Ich durfte Leben!" Roxas hatte seine Hände in seine Hose gekrallt, während er sprach. Seine Stimme war brüchig, aber jedes noch so kleine Wort war verständlich. Und er fühlte sich um Lasten erleichtert. Nie durfte er so mit seiner Mutter reden. Immer wurde alles, was dieses Thema betraf unterbunden. Doch nun, nun durfte er es endlich in Worte fassen, das was ihn schon Jahre beschäftigte. Noch immer sah er nicht in die glasigen Augen seiner Mutter. Sie hatte die Luft angehalten, starrte den Jungen an. Ihre Augen huschten umher und ihr Geist versuchte das, was sie gerade gehört hatte zu verarbeiten, einzuordnen und zu verstehen. Ganze Minuten war es still; Marianne schaute immer wieder zwischen den beiden hin und her, zupfte nervös an ihrem Rock. Es mußte doch etwas geschehen! "...es...tut mir Leid." Cassandra stand auf. Sie starrte zu der großen Flügeltür, schluckte und faltete die Hände ineinander. Sie verstand die Leiden ihres Sohnes. Sie hatte sie schon immer verstanden, tief in ihrem Inneren. Und tief aus diesem Inneren drang auch immer wieder diese Stimme hervor, die sagte: "Beschütze ihn, lass ihn nicht heraus!" Die Hausherrin hatte ihr stehts folge geleistet, weil sie es für richtig hielt - und weil sie ihre Angst damit stillen wollte. Nie durfte die Wahrheit über ihre Vergangenheit ans Licht kommen...! Doch nun... vielleicht war es ja nicht falsch, wenn sie... "Bitte warte hier, Roxas. Nur einen Moment...!" sagte sie, ihre Stimme war noch leicht verzerrt. Dann ging sie. Die Tür schloß sich und hinter ihr blieb ein verwirrter Roxas und eine ebenso verwirrte Marianne zurück. "Hm..." Marianne blinzelte, und schaute schließlich zu Roxas. Nach Ewigkeiten hatte er wieder aufgeschaut. Nun starrte er, wie seine Mutter zuvor, auf die Tür. In seinem Kopf mußte unendlich viel passiert sein. Er hatte ihr endlich die Meinung gesagt. Vielleicht hatte es sogar Wirkung gezeigt. Sie war stolz auf Roxas. Endlich hatte er es geschafft. Und es war richtig gewesen! "Du hast genau das Richtige getan, Roxas" meinte sie vorsichtig. Angesprochener schaute langsam auf sie, blickte ihr lange in die blauen Augen. Dann seufzte er. "Ich hoffe nur, das ich es nicht vielleicht doch bereuen werde...! Ich habe schon so viel bereuen müssen, wenn es um meine "Freiheit" ging..." meinte der Junge noch etwas atemlos. Auch er konnte noch nicht fassen, das er es tatsächlich geschafft hatte den Mut dafür aufzubringen. Er wagte gar nicht daran zu denken, wer daran Schuld sein könnte... Roxas fing plötzlich an, nervös mit den Fingern zu spielen. In seinem Kopf jagten die verschiedensten Gedanken und Ereignisse durcheinander. Und alle hatten sie etwas mit dem rothaarigen Bodyguard zu tun. Der Junge konnte sich denken, warum ihm Axel nicht mehr so leicht aus dem Kopf ging; schließlich war er eine Person, die ihn als erste Außenstehende wahrgenommen hatte und nicht nur die Aufgabe gesehen hatte, ihn zu beschützen. Lange hatte er nach anderen Wörtern gesucht, um das was er fühlte, als er dort zwischen den ganzen Fahrern saß zu beschreiben. Doch er fand nur zwei Gegensätze: Geborgenheit und Unwohl... Die Tür ging auf. Marianne blickte auf die eingetretene Person, während Roxas es wieder vor zog, den Boden zu betrachten. Auch ohne auf den Besucher zu schauen, wußte er, das es seine Mutter war - mit Tai im Schlepptau. Was dieser nun mit der ganzen Sache zu tun hatte, wußte der Junge nicht. Es war ihm auch egal. Roxas merkte, wie sich seine Mutter wieder neben ihm niederließ, doch diesmal vermied er es von ihr zu rutschen, da Tai nun auch anwesend war. Der stand nun ihm gegenüber und nur der Glastisch trennte sie. Der Junge spürte ein seltsames Unbehagen, seit der Sicherheitsmann dort war. Sein Blick hatte schon länger etwas durchbohrendes angenommen. Wenn Roxas es übertrieben und kitschig ausdrücken würde, "wie die Augen eines Dämons". "Roxas...bitte schau mich an, oder wenigstens nicht mehr den Boden. Ich...möchte dir einen Vorschlag unterbreiten, mein Sohn". Erneut versuchte Cassandra zu Roxas vorzudringen. Sie wollte versuchen, es für beide Seiten angenehmer zu gestalten, hatte eine Idee mit der sie sogar zufrieden sein könnte. Wenn alles glatt lief und sie es nach ihren Vorstellungen formen konnte. Vielleicht war Roxas ja bereit zu kooperieren? Vielleicht war er zufrieden mit dieser "Lösung"? Auf jeden Fall wollte sie es versuchen. Wieder verstrichen ein paar Momente, ehe Roxas tatsächlich den Blick auf Cassandra richtete. Sie mußte erneut schlucken, denn das was sie dort in diesen blauen Augen sah, versetzte ihrem Herzen einen Stich: Hass. Roxas hatte sich an ein paar Simple Worte erinnert. An die von Axel. Seiner Meinung nach sollte er mit seinen Eltern reden und nicht auf stur stellen. Inständig hoffte er, das es etwas brachte und es kein Fehler war, nun auf zuschauen. Die Hausherrin mußte sich ziemlich zusammenreißen, um die Sprache wieder zu finden. "Wie du siehst habe ich hier die Personal Listen...", sie deutete auf die Zettel, welche sie dabei hatte, "... es sind die des Sicherheitspersonals. Genauer gesagt stehen auf diesen drei Zetteln alle Namen der Bodyguards, die wir je beschäftigt haben." Kurz wandte sie den Blick auf ihren Sohn, wollte sehen ob er schon jetzt Interesse zeigte. Roxas' Mimik hatte sich tatsächlich geändert; aber sie zeigte nun Verwirrung. Ebenso wie die von Marianne und Tai. Auch er wußte nicht, was die Hausherrin vor hatte. Er sollte nur mitkommen. Dabei war er gerade erst von der Suche zurückgekehrt... Innerlich fluchte er. Tai wußte genau, wo Roxas gewesen war - bei einem dieser Gossenkinder! Der Junge machte nichts als Ärger...! Tai verzog ärgerlich das Gesicht, fing sich aber sofort wieder. Unangenehme Fragen waren das Letzte, was er nun gebrauchen könnte. Roxas schnaubte, schielte auf die besagten Zettel. "Und was habe ich nun mit damit zu tun...?" fragte er monoton. Er malte sich in diesen Momenten alles mögliche aus; verschärfte rund-um-die-Uhr Bewachung, vielleicht ein Zahlenschloss an seiner Tür oder vielleicht wurde auch die Kinder-Sicherung an seinem Fenster wieder angebracht...? Roxas würde es sicher in ein paar Minuten erfahren und sein Leben erneut verfluchen. Langsam war die Akademie, die Schule die er schon längst besuchen sollte, keine schlechte Option mehr. Vielleicht war ihm dort ja wohler... Cassandra räusperte sich, brachte ein gequältes Lächeln über die vollen Lippen. "Also... wenn du es so sehr wünscht, etwas unternehmen zu können, dann werde ich es dir gewähren...", bei dem Ertönen dieser Worte wurden Roxas' Augen groß und er sog überrascht die Luft ein, "...aber nur... mit professioneller Betreuung" setzte Cassandra hinzu und deutete abermals auf die Listen in ihrer Hand. Sie durfte einfach nicht zulassen, das er etwas alleine in der Stadt machte. Es gab zu viele Rückstände der Vergangenheit auf diesen rauhen Straßen, das Risiko, das ihr Sohn hinter Dinge kam die für die Ewigkeit unter Verschluß gehalten sollten...war zu groß. Nein. Es mußte jemand dabei sein. Jemand, dem man vertrauen konnte. Gerade, weil sie aus sehr wichtigen Gründen ihrem Mann folgen mußte... es war mindestens genau so dringend, wie das Wohl ihres Jüngsten. Cassandra würde gerne denjenigen dann noch einmal selbst unter die Lupe nehmen, um zu entscheiden ob es die Richtige Betreuung für ihren Sohn war, aber sie hatte dafür sicher keine Zeit mehr. Tai würde sie diese Aufgabe erledigen lassen. Es war wirklich von großer Wichtigkeit, das derjenige auf alles in Roxas Umgebung achten konnte, wenn sie gemeinsam aus dem Haus gehen würden... Für Roxas war es so klar gewesen. Es lag auf der Hand, das es dort einen Harken gab. Nämlich der Begleitschutz - aber was er nun damit genau zu tun hatte, wußte Roxas nicht. Wie auch? Aber nachfragen würde Roxas bestimmt nicht. Nein, er würde nur sprechen, wenn es absolut nötig war. "Wäre ja auch zu schön gewesen..." dachte sich der Junge im Stillen. Er blickte seine Mutter weiterhin scharf an; sie wartete anscheinend darauf, das er etwas dazu sagte. Wenn das wirklich der Fall war, konnte sie lange darauf warten und als Marianne die Situation richtig interpretierte, räusperte sie sich vernehmlich. Vielsagend blickte sie Roxas' Mutter in die Augen, schielte kurz zu den Zetteln. "Sagen sie ihm, was sie vorhaben!" schien sie damit ausdrücken zu wollen. Cassandra verstand. Sie biß sich auf die Unterlippe und fuhr fort. "...ich hatte gedacht... also; wenn schon ein Begleiter... dann auch jemanden, den du gut in Erinnerung hast." Mit diesen Worten legte sie ihrem Sohn die Listen mit den Namen der Bodyguards auf den Schoß. Roxas sollte entscheiden, wen er als Begleiter haben wollte. Vielleicht wäre er dann wenigstens ein wenig zufriedener. Sie wußte nur zu gut, das Roxas am liebsten ganz alleine los gehen würde, um diese "gefährliche" Welt dort zu erkunden. Aber nicht mit ihr. Es war zu seinem und zu dem Wohl der ganzen Familie. Ein wenig perplex schaute der Blonde auf die Listen, über hundert Namen die er sich nun durchsehen sollte - nun war er sich wirklich sicher, das seine Mutter nicht mehr ganz klar im Kopf war. Er kannte doch die Namen seiner ehemaligen Bodyguards nicht auswendig! Geschweige denn, das er diesen dann auch ein Gesicht zuordnen könnte...! Verwirrt huschten seine Augen zwischen den Zeilen hin und her, suchten aber nicht nach jemanden. Was sollte das...? Plötzlich schnappte Roxas leicht nach Luft. Na schön. Er durfte sich jemanden aussuchen, also würde er das auch tun. So begann der Junge, die drei Zettel nach einem Namen, einem ganz bestimmten Namen zu durchforsten. Es war jeweils der volle Name, das Alter und das Datum aufgelistet, an dem die jeweilige Person ihren Dienst aufgenommen, bzw. beendet hatte. Doch für den Jungen war nur das Datum des Einstiegs wichtig, damit er die von ihm bevorzugte Person auch finden konnte: Axel. Der Axel, mit dem er schon mehr erlebt hatte, als mit sonst einem Personenschutz. Dieser Bodyguard war am 7. diese Monats bei ihnen angefangen und hatte an diesem Tag auch aufgehört. Es sollte nicht schwierig sein, durch die penibel geordneten Listen den richtigen Namen zu finden. Aber egal, was Roxas machte, egal wie oft er die Zeilen mit dem Zeigefinger absuchte - er fand nirgends dieses Datum. Nirgends Axels Namen. Das konnte doch nicht sein! "Axel... ich finde seinen Namen nicht." Tai schaute auf. Sein Blick traf den von Roxas. Der Junge wußte genau, an wen er sich zu wenden hatte; aber Tai würde nicht antworten. Er wußte, warum dieser Name nicht auf der Liste stand. Weil er ihn nicht nachgetragen hatte, wie es eigentlich seine Aufgabe gewesen war. Tai hatte seine Gründe, und die würde er sicher nicht preisgeben! "Nun... einfach aus dem Grunde, weil er nur für einen Abend im Einsatz war" antwortete Tai schlicht. Dabei ließ er Roxas nicht aus den Augen. Cassandra hatte diesen kleinen Dialog verfolgt, ebenso wie Marianne. Beide verstanden nicht. Auch, wenn dieser Bodyguard nur für einen Abend angestellt gewesen war, so mußte sein Name dort stehen. Warum hatte Tai ihn also weggelassen? "Roxas... willst du denn gerade diesen...?" harkte die Hausherrin nach, ihr Blick wanderte dabei zu Tai - und sie war nicht gerade erfreut. Doch der Sicherheitsmann verzog keine Miene. Marianne spielte noch nervöser mit ihrem Rock. Die ehemalige Aupair konnte sich vage vorstellen, warum Roxas gerade Axel haben wollte. Aber wie sollte das mit ihr und ihm werden? Sie war ja noch total verwirrt von diesem kurzen Treffen...! Roxas schaute abermals auf die Listen. "Ja. Entweder er oder gar keiner." In diesen Worten schwang noch etwas anderes mit. Wenn Roxas keinen Begleitschutz bekäme, hieße das für seine Mutter, das er keinen Ausgang erlaubt bekommen würde; das wiederum würde höchst wahrscheinlich dazu führen, das Roxas abermals ausbüchsen würde. Was ihm aber sicherlich kein weiteres Mal gelingen würde. Nun kannten Tai und sein Personal Roxas' kleines Geheimnis. Den Schlüssel würde man noch in Verwahrung nehmen, am besten sogar einschmelzen. Seine Mutter musterte ihn noch eine Weile, dann seufzte sie. Cassandra stand auf und nahm die Listen wieder an sich. "Tai? Ich will, das sie diesen Bodyguard kontaktieren! Noch heute! Und ich dulde kein 'nein!'. Von beiden Seiten nicht. Sagen sie ihm, das er für ein bis zwei tage die Woche hier arbeiten wird. Und nun machen sie, das sie in die Hufe kommen!" befahl sie, schaute noch einmal auf Roxas, welcher sie nun wieder ansah. Seine Mimik hatte sich wieder gelockert. Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen der Mutter, sie wollte ihrem Sohn schon durch die Haare fahren, hielt dann aber inne und zog die Hand wieder zurück. Sie ging, Tai folgte ihr. Erst, als sich die Tür schloß und die Schritte verstummten, traute sich Roxas, wieder zu atmen. Er hatte vor Aufregung glatt die Luft angehalten. "Ich glaube nicht, das sie das macht! Da ist etwas faul!" Ruckartig wandte sich Roxas zu Marianne. Er wollte sie etwas fragen, stoppte aber. Marianne saß da, vollkommen in Gedanken. Sie schien noch nicht einmal mit bekommen zu haben, das seine Mutter und Tai gegangen waren. Roxas mußte er seinen Moment überlegen, bis er schließlich auf die Idee kam, das sie sich wegen Axel den Kopf zerbrach. Unweigerlich dachte der Junge an das Gespräch zurück, das die beiden geführt hatten, bevor seine Mutter hereingeplatzt kam. Sie sagte, sie wüßte nicht genau, was sich dort durch ihre Glieder stahl, als sie Axel sah. Es war beängstigend und doch unglaublich schön gewesen. Vertraut ebenfalls. Ein Kribbeln, wie tausend Ameisen, die einem über den Rücken wanderten. Doch Roxas konnte das einfach nicht verstehen. Wie konnte sie behaupten, das sie Axel mochte, wenn sie ihn nur kurz gesehen und mit ihm gesprochen hatte? Das ging doch gar nicht! Auch der Bodyguard hatte sich seltsam verhalten. Wenn Roxas es nicht besser wüßte, würde er sagen, das Axel gerade zu hypnotisiert gewesen war, als er Marianne die Treppen runter kommen sah. "Verstehe einer die Erwachsenen..." dachte er sich, seufzte. "Du denkst wieder an Axel, wegen vorhin, oder?" fragte Roxas nun ohne Umschweife. Sein Kindermädchen registrierte erst einige Sekunden später, das sie angesprochen worden war. Zögernd schaute die junge Frau auf. Ja, sie machte sich wieder Gedanken um diesen fremden Kerl. Er ging ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder ertappte sie sich selbst dabei, wie sie die ersten Eindrücke und Bilder von Axel zurück ins Gedächtnis rief. Wie sie sich an die Stimme erinnerte. Marianne seufzte tief, massierte danach ihre Schläfe. Dann nickte sie. Roxas verdrehte die Augen. Wenn dieses Vorhaben wirklich funktionieren sollte, was der Junge stark bezweifelte, dann konnte es sicher turbulent und ziemlich heiter mit den beiden werden! Als Axel den Wohnungsschlüßel umdrehte und durch die Tür trat, summte er leise vor sich hin. Er ließ die Tür ins Schloß fallen, hängte seinen Helm samt Handschuhen an einen Harken und zog sich die Schuhe aus. Nun war er wieder bester Laune. Die Fahrt mit seiner Maschine hatte ihn nach der kurzen Diskussion mit Demyx wieder entspannt. Und er hatte für einen Moment an etwas anderes denken können. Denn nun hingen seine Gedanken wieder an einen Namen: Marianne. Axel schnaubte leicht lächelnd. Er sollte erstmal wieder einen ganz klaren Kopf bekommen und sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Später konnte er immer noch an das Kindermädchen denken, und sich eventuell darüber Gedanken machen, wie er sie wiedersehen konnte. Der Bodyguard wollte gerade sein Handy aus der Motorradjacke fischen, als ihm ein beißender Geruch in die Nase stieg. Er verzog das Gesicht und machte seine mit der freien Hand die Wohnzimmertür auf. Also, entweder hatte er neuer Dings etwas an den Augen, oder aber sein Ziehvater saß gerade tatsächlich auf dem Sofa und rauchte. Axel zog verwundert eine Braue hoch und wedelte mit der Hand, um den Rauch zu vertreiben. "Seit wann rauchst du wieder?" fragte er und trat in das Zimmer. Xemnas schielte zu seinem Ziehsohn, brummte dann aber nur und nahm stattdessen noch einen Zug von der Zigarette. Seit über drei Jahren hatte er keine Zigarette mehr angerührt, warum fing er also wieder damit an...? Axel kam das mehr als spanisch vor. Normalerweise zog sein Vater immer alles durch, was er anfing. Er musterte Xemnas und setzte erneut zu der Frage an. War es so schwierig eine Antwort zu geben? Abermals sagte der Superior der Sensing Nobodies kein Wort, sondern nahm lustlos sein Handy, suchte etwas in dem Speicher und warf es Axel zu. Dieser fing es überrascht auf, warf noch einen fragenden Blick auf Xemnas, machte sich dann aber daran die SMS vor seinen Augen zu lesen. Während er die knappen Zeilen überflog, wurden seine Augen groß vor Unglauben. Das der es noch einmal wagte, sich zu melden...! "...morgen um 20:00 Uhr...heilige Scheiße, was will der denn von dir? Ich dachte diese "Sache" hättest du längst geklärt?" meinte Axel und las sich die SMS noch einmal durch. Als Absender war ein 'Unbekannt' zu lesen und doch wußte er sowie Xemnas, von wem die Nachricht stammen mußte. Man konnte sagen das es ein alter Bekannter war mit dem die Sensing Nobodies, ins Besondere Xemnas, schon viel zu tun hatten. Der Harken an der ganzen Sache war allerdings, das beide Seiten sich nicht riechen konnten. Und nun wurde anscheinend wieder Streit angezettelt. Xemnas schnaubte. "Das dachte ich auch. Aber dieses Arsch will wohl nix kapieren. Und wenn ich nicht komme hauen sie garantiert auf den Putz. Und du weißt, wozu's das letztes Mal geführt hat!" sagte er gereizt und drückte seine Flappe mit Zeigefinger und Daumen aus. Schon lange war er nicht mehr so wütend gewesen. Diese kleine Nachricht, die ihn aufforderte sich am nächsten Abend mit dieser verhassten Person zu treffen, hatte Xemnas den ganzen Tag versaut; was dazu führte das er sich irgendwie beruhigen mußte - da kamen ihm die Zigaretten gerade recht. Axel legte das Handy wieder auf den Tisch. Er konnte sich absolut nicht erklären, was diese Leute damit bezweckten. Sie hatten schon vor einem Jahr mit ihnen abgerechnet und waren damals notgedrungen zu einem Waffenstillstand gekommen, welcher auch bis heute anhielt. Wie gesagt, bis heute. Anscheinend wollten sie... Der junge Fahrer hielt in seinem Gedankengang inne. Sein Handy klingelte. Seufzend wandte sich Axel um und ging in den Flur zu seiner Jacke. Als er auf das Display schaute, knurrte er. "Unbekannter Teilnehmer..." murmelte er. Kurz starrte er noch auf das vibrierende Gerät; wenn das wieder dieser Nervsack Tai war, konnte der sich auf etwas gefasst machen! Mit verärgerte Mimik nahm Axel schließlich ab. "Ja?!" fragte er schroff, machte die Tür zu. Stille herrschte. "Ich dachte mir schon, das Sie genervt sein würden. Schließlich rufe ich sie heute schon das zweite Mal an." Mit dem Fuß auf und ab wippend, und ebenfalls nicht bei bester Laune, stand Tai in einem dunklem Flur im Keller des Anwesens. Hinter ihm baute sich eine Metalltür auf - und hinter dieser fanden sich wiederum ein paar Männer des Sicherheitspersonals. Sie überwachten die Kameras, das gesamte Gelände und natürlich auch das Anwesen. Tai war absolut dagegen, gerade diesen Kerl für diese Aufgabe einzuspannen. Er konnte Lügner nicht ausstehen. Vielleicht würde es auch noch zu unangenehmen Situationen zwischen ihm und diesem Axel kommen, aber Tai konnte sich nicht gegen das Wort von Roxas' Mutter stellen. Am anderen Ende konnte Tai ein Grummeln vernehmen. "Und was gibt mir die Ehre, Sie ein weiteres Mal heute zu hören, Tai?" knurrte Axel. Angesprochener schloß kurz die Augen. "Ich will es kurz machen, da wir beide anscheinend nicht gerade bester Laune sind und ich nicht unnötig Zeit verlieren will, da ich noch so einiges auf dem Zettel habe. Die Hausherrin und auch Roxas wünschen Sie als Bodyguard in diesem Haus. Für jeweils ein bis zwei Tage die Woche. Ihre Aufgabe wird es wieder sein, auf Roxas Acht zu geben. Nehmen Sie an oder nicht? Falls ja, wird ihnen der genaue Hintergrund dieser Entscheidung und der ganze Kleinkram vor Ort erläutert." Tai massierte sich die Schläfe, er mußte ruhig bleiben. Also ging er auf und ab, wartete auf eine Antwort. Die auch nach längerem Warten nicht zu kommen schien. Axel war gerade vollkommen überrumpelt worden. Er sollte also wieder als Bodyguard in diesem Haus arbeiten?! Zweimal die Woche? Waren die noch ganz dicht?! Was sollte das werden? Gestern stand er doch noch mit Tai auf Kriegsfuß und nun wurde er von ihm angerufen "hey, arbeite für uns!" Da war doch was nicht normal... vor allem, Axel nahm nie eine Arbeit an die länger als eine Woche dauerte - jedenfalls nicht in ein und demselben Haus. Er könnte sich ja langweilen... "Moment mal. Wieso wieder so verdammt plötzlich? Und warum ich? Ihr habt doch sicher hunderte zur Auswahl!" fragte Axel ziemlich schroff. Er verlangte eine Antwort. Dann würde er es sich noch einmal überlegen... "Wie gesagt werden die Hintergründe dieser Entscheidung noch erläutert, sollten Sie zusagen. Was Ihre Frage bezüglich der Wahl angeht... Roxas wünschte es. Er meinte, das nur Sie in Frage kommen würden, Axel." "Wage du es noch einmal meinen Namen in den Mund zu nehmen und ich komm und helf' dir gleich!" Das hätte Axel jetzt am liebsten gesagt, aber er behielt es für sich. Denn nun war er vollkommen verwirrt. Der Kleine wollte also unbedingt ihn als Beschützer...? Er dachte darüber nach. Langsam konnte sich Axel ein Bild machen. Er schien Roxas ja gut in Erinnerung geblieben zu sein, weshalb der Junge ihn auch haben wollte. Es wunderte ihn sowieso, das Roxas anscheinend die Entscheidung treffen durfte. Nach allem, was er bis jetzt mit bekommen hatte, war das nicht jeden Tag der Fall... Axel überlegte nun ernsthaft. Vielleicht sollte er es einfach mal wagen, zumal die Bezahlung gar nicht mal so schlecht für einen Abend gewesen war. Rechnete er es also hoch- Ihm kam plötzlich wieder ein Name in den Sinn. Ein verdammter Name, der alles über den Haufen warf. Gott, war er blöd gewesen! Damit wäre doch auch sein eines Problem gelöst...! "Also...das Sie keine Antwort geben, nehme ich an, das Sie den Vorschlag abl-" "Ich nehm' an. Ich nehm' AN, verdammt nochmal!" antwortete Axel nun etwas lauter, als er wollte. Er konnte sie wiedersehen. Dieses Mädchen. Marianne...! Holla die Waldfee! Ein verschmilstes Lächeln stahl sich nun auf seine Lippen. Vielleicht... wäre das ja seine Chance, und er könnte sich darüber klar werden, was ihn heute Morgen noch so verwirrt hatte! "Wann soll ich anfangen...?" fragte Axel. Tai hätte ihn am liebsten angefaucht. Jetzt hatte dieser verdammte Hund doch angenommen! Das war nicht akzeptabel - er mußte etwas tun. Aber nicht jetzt. Und nicht am Telefon. Er würde Axel schon noch dazu bringen, wieder das Weite zu suchen; ansonsten stand er womöglich noch im Weg... Der Sicherheitsmann hatte sowieso ein ungutes Gefühl bei diesem Kerl. Schon von Anfang an. Tai seufzte. "Am besten kommen sie morgen am Nachmittag vorbei, damit wir alles klären können. Wann ist egal, Hauptsache am Nachmittag. Näheres über die Arbeitszeiten weiß ich nämlich auch noch nicht" antwortete Tai, grinste dabei. Wenn er am Nachmittag kam, konnte Tai sich sicher sein, das die Hausherrin nicht mehr da war. Und dann hatte er das Anwesen in der Hand. Ihm wurde schließlich die Verantwortung übertragen, wenn keiner der beiden Besitzer da waren... Axel stimmte zu. Das Gespräch wurde dann auch jäh beendet. Er würde Marianne wiedersehen können... Ein paar Minuten schaute der Motorradfahrer noch auf das Display, ehe er sich um wandte, um Xemnas von seiner neuen Arbeit in Kenntnis zu setzen. Auf ein Neues! AN: Hui... das bisher längste Kapitel ist auch zu Ende... also, irgendwie mag ich lange Kapitel. In letzter Zeit bin ich auch sehr produktiv, was diese FF angeht... Liegt entweder daran, das ich viel umschreibe und aus einer kleinen Sache eine Eigenstory mache, oder aber daran, das man sich so schön austoben kann... jetzt ist Axel also wieder da~ha. Naja, noch nicht, aber bald ;) Man sehen, wie das wird! Und was mit Marianne und ihm nun los ist...hehehe. Jar, hoffe das es net langweilig war; höchstwahrscheinlich wird das nächste Kapitel auch lang (hab ja schon vorrausgeplant>.>´) und mal sehen... vielleicht gehe ich auch mehr auf die Sensing Nobodies ein...? Ihr werdet es erleben! An dieser Stelle möchte ich mich nochmal bei allen bedanken für 20+ Kommentare! Das hätte ich ehrlich nicht gedacht... gerade bei so einer Idee nicht...irgendwie.... aber ich freue mich, wenn euch die Story gefällt! Also, bis zum nächsten Mal! MFG, Sinister-Sundown Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)