Vacuum City von -Neya- (the assassin and the boy) ================================================================================ Kapitel 1: Little by little one goes far ---------------------------------------- Autor: -Neya- Fandom: Original, Vacuum City Genres: S-Fiction/Fantasy, Humor, Drama, Shonen-ai Kapitel: 1/? Schreibstil: Präsens, Ich-Perspektive Zeit: ca. 7 Std. über mehrere Tage verteilt Musik: Heat Guy J - The Tribe Note: Alles meins, meins, MEINS! Kommentar: So, endlich ist das 1. Chap geschafft. x__x *sterbz* Ich weiß, die Einleitung ist meistens etwas lahm, aber ich kann nunmal nicht so große Zeitsprünge und Szenenwechsel machen, da dann die Handlungen der Protagonisten nicht mehr nachvollziehbar sind. °^°" Zu den Kommentaren: @Kassi-chan: Also dagegen ist unsere Regierung der reinste Wohltäterverein. *hust* Naja, D würde ich nicht unbedingt als Pessimisten bezeichnen, sondern als dauerhaft schlecht gelaunt. xD; Aber man muss ihn einfach lieb haben. +.+ @beddl-cat: *lach* Dass die Fourth bisher Namen von alkoholischen Getränken haben, liegt daran, dass ich lange darüber nachgedacht habe, welche Namen nicht so häufig verwendet werden. Ich wollte mal ein paar nehmen, die ein wenig herausstechen. Und dann kam das am Ende bei raus. ^^ Wobei ich sagen muss, ich mag ihre Namen. (und dabei trinke ich das Zeug nicht mal °^°) Dimitjana: Freut mich, wenns dir gefällt. ^^ Hab auch etliche Versionen vom Prolog geschrieben, bin aber nie so wirklich zufrieden gewwesen. ü,ü Die momentane Version gefiel mir noch am besten. Wobei du den mangelden Buchstabensalat meinem Beta zu verdanken hast. x__x *ich bin immer so schluderig* Naoki-chan: Oh, da liegt ein Missverständnis vor. Mein RPG-Partner hat mit der Story absolut nichts zu tun, da das RPG nie umgesetzt wurde. Es war nur eine Idee meinerseits, aber die konnte ich dann doch besser so umsetzen. (wenn man RPG spielt, kann man nicht verhindern, dass der andere Spieler den von dir erfundenen Chara OOC macht) Aye, ich bin die Komma-Queen. Ich setze mind. ein Dutzend Kommas zuviel, weil ich immer denk, da könnt noch eins hin. xD; (mein Beta frisst die aber jedes mal wieder auf) ramirez21: Aye, ich hoffe, dass mein Zeichner demnächst Zeit findet, um sich daran zu setzen. (hat eben Abi und daher dürft es noch etwas dauern - aber ich hab ja Zeit °-°) Aye, ich kann es auch nicht ab, wenn ein Text in Fehlern versinkt, weil man sich dann kaum noch auf den Inhalt konzentrieren kann, da man im Hinterkopf noch an den Fehlern knabbert. x__x# Interceptor: xD Na ich will man hoffen, dass ich daraus das machen kann, was ich mir bereits zusammen gesponnen habe. Genügend Notizzettel habe ich hier ja rumfliegen. <-<' Aber ich kenn mich ja, mittendrin werfe ich Handlungen wieder über den Haufen. Aber solange es den Lesern nicht zum Hals raushängt, bin ich da positiv eingestimmt. *gg* Ich dank euch für die Kommis *nuffz* (\(° ^ °)/) Viel Spaß beim 1. Chap. Vacuum City Part I: Little by little one goes far D 83 Als der Kerl langsam an mir vorbei geht, breitet sich ein ungutes Gefühl in meiner Magengegend aus. Der ist ja mindestens einen Kopf größer als ich! Was für ein Riese! Ich mit meinen gerade mal 1,54 Meter Körpergröße, fühle mich gerade gewaltig angegriffen. Leicht angepisst, starre ich ihn an, kann aber nicht viel von seinem Gesicht erkennen. Wieso trägt der Typ bei dieser Hitze eine Kapuze? Der hat bestimmt Dreck am stecken, sonst würde er nicht versuchen, sein Gesicht zu verbergen. Ich seufze innerlich. Was für eine Nacht. Ich mache drei Kreuze, wenn ich die Angelegenheit hinter mir habe und endlich in meinem Bett liege. »Schlaf nicht ein«, zische ich leise und verpasse ihm einen leichten Schubs, sodass er ins Stolpern gerät. Was schleicht der hier so langsam vor mir her? Hofft er etwa darauf, dass irgendjemand auftaucht, um ihm zu helfen? Lachhaft, als würde sich hier irgendjemand um das Wohlergehen anderer Leute kümmern. Das einzige, worin die Leute hier gut sind, ist im Anschwärzen anderer. Scheiße, ich habe eh nur noch wenig Munition, nun muss ich auch noch eine Einheit davon für diesen Idioten vergeuden. Meine finanziellen Mittel sind eh schon begrenzt, da kann ich es mir nicht erlauben, mit Kugeln rumzuaasen. Wenn es nicht unter meiner Würde wäre, dann würde ich seinen Rucksack nach Geld durchwühlen… andererseits, er kann mit dem Zeug eh nichts mehr anfangen, wenn ich ihn entsorgt habe. Abrupt bleibe ich stehen. Herr Gott D, pass gefälligst besser auf, du grübelst immer dann, wenn es am wenigsten angebracht ist! Beinahe wäre ich ihm hinten rein gelaufen. Aber wieso bleibt er jetzt stehen? So langsam aber sicher reißt mir der Geduldsfaden. »Haben wir ein Problem da vorne?«, knurre ich ihn an und drücke ihm meine Knarre zwischen die Schulterblätter. Er zuckt sichtlich zusammen, was meinem angekratzten Ego sogleich einen kleinen Pusher versetzt. Tja, Größe allein, ist in diesem Falle nun mal nicht entscheidend. »Links oder rechts?«, vernehme ich seine leise Stimme und hebe verdutzt eine Augenbraue. Was ist denn mit seiner Stimme? Klingt ja wie ein Kind. Für einen Moment halte ich inne. Besser wird es wohl sein, wenn wir weiter runter gehen. Hier in der gelben Zone ist es mir nun zu unsicher, abgesehen davon, schert sich unten kein Schwein darum, ob jemand tot im Straßengraben liegt oder nicht. »Links«, gebe ich knapp zurück und er setzt sich wieder in Bewegung. Ich kann seinen Kopf rattern hören, bestimmt überlegt er, wie er sich aus der Affäre ziehen kann. Glaub mir, ich würde auch gern darauf verzichten dich abzuknallen, die Kugel bist du mir gar nicht wert. Aber ich kann mir nun einmal keine Augenzeugen leisten… Er holt tief Luft, als wolle er etwas sagen, bringt aber kein Wort heraus. Dafür aber höre ich etwas anderes, das Knurren seines Magens. Seine Hände schlingen sich um seinen Bauch und er geht ein wenig gebückter. Na das Hungerproblem dürfte sich in wenigen Minuten erledigt haben, also kann der Penner mir direkt dankbar sein. D, du bist manchmal wirklich zu sozial. Nach gut einer Dreiviertelstunde Fußmarsch gelangen wir immer näher an die Grenztreppe. Wurde aber auch Zeit. Mit so langen Beinen so lahmarschig zu sein, das geht mir nicht in den Kopf. Die ersten intakten Straßenlaternen seit langem. Endlich erkennt man mal wieder etwas, aber so wirklich wohl fühle ich mich dabei nicht. Licht bedeutet immer, dass man schneller entdeckt wird. Mein Blick wandert über seine Rückfront und mein Verdacht bezüglich seiner Körpergröße wird immer eindeutiger. Der ist doch mindestens 1,90 Meter groß. Nervös blicke ich mich um. Hier ist es mir definitiv zu hell, die dunklen Gassen waren mir doch lieber. Sein Atem geht schwer und unregelmäßig, als er stehen bleibt und leise vor sich hinmurmelt. »…wie viel …«, höre ich heraus und hebe eine Augenbraue. »Wie viel?«, wiederhole ich und bleibe ebenfalls stehen. Meine inneren Alarmglocken schrillen los und ich löse die Sicherung an meiner Knarre. Was hat er jetzt vor? Irgendwelche Mülltonnen hat er dieses Mal nicht zur Verfügung, um nach mir zu werfen. »Wie viel müsste ich zahlen, damit du mich nicht erschießt?«, wiederholt er seine Frage, die nun auch vollständig bei mir ankommt. Ein sachtes Schmunzeln ziert meine Lippen und ich muss den aufsteigenden Lachanfall unterdrücken. Will er jetzt etwa mit mir verhandeln? Einen verächtlichen Laut von mir gebend fahre ich durch meine kurzen Haare. »Soviel hast du nicht. Abgesehen davon, geht es hier nicht ums Geld, du hast zu viel gesehen«, erwidere ich desinteressiert und betrachte ihn leicht amüsiert. Zugegeben, dass mich jemand so ruhig fragt, ob er mich bezahlen kann, damit ich ihn durchkommen lasse, ist mir auch noch nicht untergekommen. »Ich sage bestimmt nichts«, entgegnet er leicht panisch und dreht sich zu mir um. Sein Gesicht ist feucht und seine Augen gerötet. Hat der Kerl etwa geweint? Habe ich gar nicht bemerkt. Nun im Licht der Straßenlaternen, kann man ihn viel besser erkennen. … der ist ja wirklich noch ein Kind. Der Größe nach zu urteilen, hätte ich den viel älter geschätzt. Weiße Haarsträhnen hängen in seinem Gesicht und mir wird auf einmal leicht schwarz vor Augen. Gott verdammte Scheiße, das kann doch jetzt nicht wahr sein! Wie zur Salzsäule erstarrt, sehe ich mein Gegenüber an, der mich nun ein wenig perplex mustert. Sich über die Augen wischend blinzelt er kurz und leckt sich über die Unterlippe, die er sich scheinbar während unserer kleinen Wanderung aufgebissen hat. »Alles in Ordnung?«, fragt er vorsichtig und ich weiche einen Schritt zurück. Na der hat Nerven, ich bin derjenige, der hier die Waffe in der Hand hält, wieso erkundigt er sich dann nach meinem Befinden? Dieses Gesicht… D, du hast hier jetzt nicht wirklich die ganze Zeit den Sohn des Senators vor dir hergeschubst, das kann nicht wahr sein! Dass der Kerl ein Fourth ist, das ist nun klar. Die Größe und die Haare sind zu eindeutig… aber da ich noch nicht sehr viele von denen gesehen habe, kann es sich auch nur um eine, zugegeben erheblich große Ähnlichkeit handeln. Ich schlucke schwer und räuspere mich leise. »Kapuze runter«, murmle ich verbissen und bete innerlich, dass ich mich täusche, dass es sich hierbei nicht um die Person handelt, die ich gerade vor Augen habe. Erschrocken sieht er zu mir hinunter und ich verziehe angepisst das Gesicht. »Und starr nicht von oben auf mich herab!«, fauche ich wütend und würde jetzt am liebsten gegen irgendetwas treten. Ich könnte ausrasten vor Wut, wieso muss immer ich das Pech haben, an Leute zu geraten, denen man besser aus dem Weg geht? Zögernd zieht er sich die Kapuze vom Kopf und das letzte bisschen Hoffnung in mir, verpufft vor meinen Augen. Widderhörner… herzlichen Glückwunsch D, du kannst dir jetzt gleich die Kugel geben! Wenn man dich mit ihm erwischt, dann hast du die längste Zeit Luft geholt! Ouzo Ich hätte es mir eigentlich denken können, dass er so reagiert, nachdem er meine Hörner gesehen hat. Dass diese Form nur in meiner Familie vertreten ist, ist allseits bekannt, demnach dürfte klar sein, dass er nun weiß, wer ich bin. Trotzdem, ein wenig erleichtert bin ich nun doch. Zwar wollte ich mich nicht outen, aber in diesem Falle hat mir meine Herkunft den Arsch gerettet. Scheinbar setzt ihm die Tatsache, dass mein Vater das Stadtoberhaupt ist, gewaltig zu. Neugierig betrachte ich den kleineren Mann vor mir. Ich habe noch nie einen Soom aus der Nähe gesehen. Mein Herz pocht schneller und ich komm nicht drum herum, trotz dieser recht paradoxen Situation, ihn interessiert zu mustern. Soom's sind wirklich klein, er geht mir ja gerade mal bis zu den Schultern. Spitze Ohren wie ich, dunkle Haare, leichter Drei-Tage-Bart. Nur wieso hat er auf der einen Seite die Haare so lang? Wie alt er wohl ist? Trotz der kindlichen Größe, hat er ein recht maskulines Erscheinungsbild. Kraft hat er, das habe ich vorhin schon gemerkt, als er mich vor sich hergeschubst hat. »Hör auf mich anzustarren!«, grummelt er angriffslustig und ich zucke leicht zusammen. Scheint leicht reizbar zu sein der Gute, die Frage ist nur, was hat er jetzt vor? Erschießen wird er mich allem Anschein nach nicht mehr, das dürfte für ihn zu große Konsequenzen haben. Sollte er mich jetzt allerdings laufen lassen, rechnet er damit, dass ich ihn verpfeife. Nachdenklich ziehe ich die Stirn kraus. Wie kann ich jetzt meinen Vorteil daraus ziehen? Ich will auf keinen Fall zurück, dafür bin ich schon viel zu weit gekommen. Aber mein Problem liegt eindeutig darin, dass ich mich hier absolut nicht zurecht finden werde. Allein schon die gelbe Zone war das reinste Straßenwirrwarr, wie wird es dann erst ganz unten, in der blauen Zone sein? Da wird der Sicherheitstrupp mich ja gleich erwischen. Ich habe keine Zeit, die suchen garantiert schon nach mir. Einfacher ist es natürlich, wenn ich mich an jemanden halte, der sich dort auskennt. Abermals wandert mein Blick über die kleine Gestalt vor mir und ich weiß nicht, ob es reine Verzweiflung oder Größenwahn ist, was ich mir gerade in meinem Kopf zusammen spinne. Ich atme einmal tief durch. »Nimmst du mich mit runter?« D 83 Ungläubig starre ich den Jungen an. Was zum-? Ist der noch ganz dicht? Ich soll ihn mit runter nehmen in die blaue Zone? Von was träumt er eigentlich nachts? »Und mich dann wegen Entführung anklagen lassen? Vergiss es!«, entgegne ich gereizt und blicke mich unruhig um. Scheiß Straßenlaternen! Es ist zu hell. Wenn uns hier jemand sieht, dann Gnade mir Gott. Schnurstracks laufe ich in die nächstgelegene Gasse. Das kann doch alles nicht wahr sein. Und wer ist schuld daran? J und sein dämlicher Kunde! Hätte ich diesen hirnverbrannten Auftrag doch nie angenommen. Dann hätte ich halt ein paar Tage lang gehungert, aber wäre jetzt wenigstens aus dem Schneider. Schnelle Schritte sind hinter mir zu hören und lassen mich aus meinen Gedanken fahren. Ich glaube, ich spinne! »Mach, dass du weg kommst«, bringe ich gehetzt hervor. Das fehlt mir gerade noch. Ich hab ihm schließlich eine Knarre in den Rücken gedrückt und er läuft mir jetzt trotz allem hinterher? Der Junge hat wohl zu viel dünne Luft in seiner Zone eingeatmet. »Aber ich muss nach unten. Man sucht mich bestimmt schon.« Ja eben drum ja! Gerade weil man dich sucht, sollst du dich von mir fern halten, du Idiot! Gedanklich mit dem Kopf gegen die Wand rennend, atme ich mehrmals tief ein und aus. Ganz ruhig bleiben D, behalt bloß einen klaren Kopf. Wenn du jetzt losläufst, kannst du ihn ohne Probleme abhängen. Der hält nicht mit dir mit! »Ist das mein Problem? Und nun verschwinde!« Verstimmt zücke ich erneut meine Waffe und drücke sie gegen seine Stirn. Kapier es Junge, du bringst mich in Teufels Küche, also sieh zu, dass du deinen Arsch von mir wegbewegst. Seine Haarfarbe wird dunkler, das Weiß verschwindet und wird überdeckt von einem dunkelblonden Ton. Fasziniert beobachte ich die Wandlung. So etwas einmal nah mitzuerleben, hat schon was. Aaah, was denkst du hier! Hast du sonst keine Probleme? Ein selbstgefälliges Grinsen schleicht sich auf seine Lippen und ich starre ihn perplex an. »Du erschießt mich doch sowieso nicht«, meint er lächelnd und ich merke, wie mein linkes Augenlid anfängt zu zucken. Hat der Mensch noch Töne?! Die Waffe tiefer gleiten lassend richte ich sie nun gegen sein Knie. »Nein, aber dir in die Gliedmaßen zu schießen wäre auch eine Möglichkeit.« Etwas verunsichert, blickt er hinab auf mein Schusseisen. War ja klar, große Klappe und nichts dahinter. Typisch Jugendliche. »Und wenn ich dich verrate?«, fragt er so ruhig er es in seiner Lage zustande bringt und versetzt mir einen verbalen Schlag ins Gesicht. D, du sitzt in der Zwickmühle. Lässt du ihn abhauen, bist du erledigt. Knallst du ihn ab, bist du ebenfalls am Arsch. »Das ist doch-«, fluche ich verzweifelt und lasse die Pistole sinken. Ich kann es drehen und wenden wie ich will. Alles läuft auf dasselbe Ergebnis hinaus. Eine Weile schweigen wir. Mir tut der Kopf weh. Eine Zigarette aus meiner Hosentasche fummelnd stecke ich sie mir zwischen die Lippen. Erstmal eine rauchen, sonst platzt mir der Schädel weg. Angespannt ziehe ich an dem Glimmstängel und puste den Rauch in die stickige Nachtluft. Wenn sie hinter ihm her sind, dann dürfte es nicht mehr lange dauern, bis sie auch hier unten anlangen. »Wenn du mich mitnimmst, verrate ich nichts«, sagt er plötzlich und ich blicke auf. So etwas kackfreches ist mir schon ewig nicht mehr unter gekommen. Grummelnd starre ich ihn an. »Ist dir überhaupt klar, worauf du dich hier einlässt?«, erwidere ich zweifelnd. »Ich glaube, in dem Fall hast du mehr zu verlieren als ich«, gibt er knapp zurück und dreht sich nervös um. Wenn ich eines hasse, dann ist es das Gefühl der Unterlegenheit und in diesem Falle kotzt es mich noch zusätzlich an, dass ich vor einem Kind wie ihm nun den Kürzeren ziehe. Überleg ein bisschen schneller D, wenn die schon auf der Suche nach ihm sind, dann wird es nicht mehr lange dauern, bis sie hier ankommen. Ich resigniere. Gereizt blicke ich zu ihm auf. Wieder kaut er auf seiner Lippe, man merkt ihm an, dass er unter einem immensen Druck steht. »Ich bring dich runter… wenn wir da sind, verpisst du dich Kleiner«, murre ich kapitulierend. Im Moment ist das für mich wirklich die beste Variante. Wenn ich ihn hier lasse, bin ich dran, da er die Klappe nicht hält. Abknallen ist auch nicht drin, also fahre ich wohl am besten, wenn ich ihn runterschleppe und mich dann aus dem Staub mache. Er hat ja dann, was er wollte. Ein Strahlen breitet sich in seinem Gesicht aus und er nickt erleichtert. Meine Güte Junge, was treibt einen wie dich dazu, in ein Drecksgebiet wie die blaue Zone zu wollen? Bei seinem politischen Stand muss er doch ein Leben führen, wovon wir nicht einmal träumen können. Gut, dir kann es egal sein D, das geht dich nichts an. »Dann sieh zu, dass du mithältst.« Mit diesen Worten setze ich mich in Bewegung und laufe die schmale Gasse entlang. Es geht zunehmend bergab, also sind wir demnach gleich an der Grenztreppe. Hinter mir höre ich seine Schritte und endlich legt der Junge mal einen Gang zu. Nur wie bekomme ich ihn über die Treppe? Die Scanner dürften ihn sofort erfassen und dann wissen die sowieso, in welcher Zone er sich gerade aufhält. Meine Schritte verlangsamend bleibe ich schließlich stehen. Keuchend kommt er bei mir an und verschnauft. Fragend blickt er mich an, während ich mir gerade den Kopf darüber zerbreche, wie ich es anstelle, die Scanner zu umgehen. Gut, für mich wäre das kein Problem, ich hab meine Mittel und Wege an ihnen vorbei zu kommen, aber wie sieht es mit ihm aus? So wie seine Kondition ist, zweifle ich stark daran, dass er so weit springen kann und am Ende unbeschadet landet… »Was ist los?«, fragt er ungeduldig und ich werfe ihm einen säuerlichen Blick zu. »Lass mich raten, die gelbe Grenztreppe hast du durch die Scanner passiert«, frage ich ihn, wobei ich mir die Antwort bereits denken kann. Sein unschuldiges Nicken lässt mich genervt aufstöhnen. »Wenn wir die Scanner an dieser Treppe umgehen, geht man davon aus, dass du dich weiterhin in der gelben Zone befindest… und wir haben unten unsere Ruhe.« »Die Scanner kann man doch nicht umgehen«, entgegnet er verdutzt und ich grinse sacht. Natürlich, normalerweise kann man sie auch nicht umgehen. Sobald man eine Treppe passiert, wird man automatisch gescannt, außer man kennt - so wie ich - einen anderen Weg, auch wenn dieser ein wenig holperig ist. Es ist gut zu wissen, dass diese Fourth davon ausgehen, dass man die Zonen nur wechseln kann, indem man durch die Scanner geht. Dass man diese umgehen kann, brauchen die nicht zu ahnen. Wir werden eh schon dauerkontrolliert, da müssen die nicht noch eine Lücke im System finden. »Ich hoffe du kannst weit genug springen«, ist mein ganzer Kommentar und ich laufe auf das letzte Gebäude zu, das sich unmittelbar an der Grenztreppe befindet. Die Scanner verlaufen auf den oberen drei Stufen und bilden eine Höhe von ca. 5,65 Metern. Das Gebäude selbst, eine recht heruntergekommene kleine Absteige, hat eine Höhe von ca. 7 Metern. So gesehen ist es ganz einfach. Wir müssen aufs Dach steigen, Anlauf nehmen und springen. Der Abstand zwischen Dachkante und der dritten Treppenstufe beträgt ungefähr 5,5 Meter, vielleicht ein bisschen weniger. Für mich ist es kein Problem dort rüber zu kommen, aber ob der Junge so viel Kraft in den Beinen hat, dass er es über die Scanner schafft? Vor dem Block anhaltend blicke ich mich nach ihm um. So wie es aussieht, scheint er nicht so ganz zu begreifen, was er jetzt hier soll. Ich hab auch keine Lust mit ihm zu diskutieren, wer weiß, wo sich der Suchtrupp schon befindet. Mich an der Regenrinne festhaltend krabble ich nach oben. Die Wände sind rau und löcherig, man kann sich demnach gut mit den Füßen daran festhalten, ebenso gut kann man sich auch böse die Haut vom Fleisch reißen, sollte man abrutschen. Ein kurzer Blick über die Schulter und ich kriege schon wieder einen Wutanfall. Was steht der Kerl da unten und gafft? Schweigend deute ich ihm mit einer ruckartigen Kopfbewegung an, mir zu folgen. Der leicht verzweifelte Gesichtsausdruck von ihm, lässt meinen Glauben, dass er den Sprung heil übersteht, erheblich schwinden. Nachdenklich blicke ich mich um. Die Notfallleiter ist oben gesichert, wenn ich die runter lasse, löst das zuviel Lärm aus und den können wir nun absolut nicht gebrauchen. Mit einer Hand winke ich ihm zu, dennoch rührt er sich nicht vom Fleck. »Ich bin doch zu schwer, die hält mich doch nicht«, ruft er mir zu und ich stehe kurz davor, ihm etwas an den Kopf zu werfen. Ich würde noch lauter rumbrüllen du Schafskopf! Mir den Zeigefinger vor den Mund haltend zische ich ein tonloses PSCHT und klettere weiter nach oben. D, da hast du dir was aufhalsen lassen. Das ist doch echt nicht zu fassen. Kopfschüttelnd ziehe ich mich über die Dachkante nach oben. Was hier alles an Müll herumliegt ist echt widerlich. Die Nase rümpfend lehne ich mich über die Kante, wo er endlich mal Anstalten macht, es wenigstens zu versuchen. Unsicher klammert er sich mit den Händen an die Rinne und sucht mit seinen Füßen Halt. Wäre die Lage nicht so ernst, würde ich jetzt anfangen zu lachen. Wie kann man nur so ungeschickt sein? Amüsiert beobachte ich seine Bemühungen die Wand hoch zu kraxeln. Als er es bis zum Fensterbrett schafft, hält er inne. Seine Schuhe sind nicht gerade geeignet für derartig sportliche Aufgaben. Na komm schon, die andere Hälfte schaffst du auch. Die Rinne hält dich schon. Mag ja sein, dass er groß ist, aber von der Figur her ist er eher schlaksig. Absolut kein Muskelaufbau zu erkennen. Ich frage mich, was diese Fourth den lieben langen Tag tun. Ungeduldig warte ich ab. Ein leises Knarren geht von der Halterung der Rinne aus und meine Ohren zucken alarmierend. Die wird sich doch jetzt wohl nicht von der Wand lösen? Mich weiter über die Kante lehnend, strecke ich nun eine Hand nach ihm aus. »Nun mach schon«, fauche ich gehetzt und beuge mich weiter vor. Wir haben hier nicht alle Zeit der Welt Junge, das dürftest du doch am besten wissen. Sein Gesicht ist angespannt und die Anstrengung ist kaum zu übersehen. Nach einer schier endlos langen Zeit, kriegt er endlich meine Hand zu fassen. Mich mit den Füßen gegen den Dachvorsprung stützend ziehe ich ihn weiter hoch. Wehe er lässt jetzt die Rinne los, dann machen wir nämlich beide einen Abflug, weil halten kann ich ihn auch nicht. Mühsam schafft er das letzte Stückchen und lässt sich erschöpft auf den Boden sinken. Mir über die Hand reibend blicke ich zu ihm hinunter. »Nun mach dich nicht lächerlich. Das bisschen Klettern«, murmle ich genervt und massiere mir die Schläfen. Mein Kopf tut weh. Wann habe ich das letzte Mal gespritzt? Definitiv vor zu langer Zeit, ich brauch unbedingt eine Dosis. Nikotin tut es nämlich auch nicht mehr, um dieses lästige Pochen in meinem Hinterkopf auszublenden. Leicht beschämt rappelt er sich schließlich auf und klopft sich über die Hose. »Und was machen wir hier oben?«, erkundigt er sich und ich deute nur mit einer Hand in Richtung Dachkante. »Springen.« Ouzo Bitte was? Habe ich was an den Ohren, oder hat der Kerl wirklich gesagt, dass ich vom Dach springen soll? Und dafür mühe ich mich ab und klettere hier hoch? Ich dachte, dass ich jeden Augenblick falle und nun soll ich mal eben so runter springen? »Nicht dein Ernst«, gebe ich schockiert zurück, aber sein Gesicht sagt etwas anderes aus. Für ihn scheint es das Normalste auf der Welt zu sein, dass er vorhat, von hier hinunter zu springen. Wie denkt er sich das denn? Dort unten ist doch nichts worauf man landen kann, außer dem harten Steinboden. Da breche ich mir doch alle Knochen. Scheiße Ouzo, hast du ernsthaft geglaubt, dass eine Flucht so einfach ist? Erst jetzt wird mir so richtig bewusst, dass ich mir keine so großen Gedanken darüber gemacht habe, wie ich eigentlich bis ganz nach unten komme ohne erwischt zu werden. Ich bin einfach abgehauen, irgendwie komme ich schon ans Ziel, das war meine Einstellung. Naiv, wirklich naiv. Leise stöhnend fahre ich mir durch die Haare. Wenn ich die Scanner umgehe, dann sucht man mich unten nicht, damit hat er ja schon recht. Aber dass das nun bedeutet, dass ich von hier oben aus rüber springen muss, das hätte er mir ruhig vorher sagen können. Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe und blicke zu ihm hinüber. Wenn er es mit seiner Größe schafft, dann müsste ich doch erst recht keine Probleme damit haben. Was mich mehr beunruhigt als der Sprung, das ist die Landung. »Wenn du fertig bist, kannst du ja nachkommen«, sagt er plötzlich und dreht sich um. Verdattert beobachte ich ihn, wie er an das andere Ende des Daches läuft und von dort aus losrennt. Alles geht ziemlich schnell, er stürmt an mir vorbei, drückt sich mit aller Kraft vom Rand ab und verschwindet in der Dunkelheit. Erschrocken laufe ich zum Dachrand und starre hinunter. Eine dunkle Silhouette ist zu erkennen, die ein paar Treppenstufen hinunter kullert und dann aufsteht, als wäre nichts gewesen. Ein dicker Kloß bildet sich in meinem Hals. Trotz der Dunkelheit kann ich erahnen, wie tief es nun hinunter geht. Ich schlucke schwer und zögere. Will ich das wirklich riskieren? Will ich wirklich ein paar Prellungen und Knochenbrüche riskieren, nur um meinem Vater zu zeigen, was ich von seinem übertriebenen Kontrollwahn halte? Lasse ich mich dieses Mal erwischen, liegt die Chance, dass ich es noch einmal bis hierher schaffe, unter 1 %. Gin wird dann wahrscheinlich nicht mehr von meiner Seite weichen, am Ende halst der Alte mir noch weitere Leibwächter auf. Während ich darüber nachsinne, bewegen sich meine Beine wie von selbst ans Ende des Daches. Dort angekommen, bleibe ich stehen und blicke hinauf in den schwarzen Nachthimmel. Kein Stern ist zu sehen, alles liegt im Dunkeln verborgen. Sei kein Feigling Ouzo, lauf schon! Ein letztes Mal tief durchatmend renne ich los. Lauf weiter, brems bloß nicht ab, denk nicht nach! Nicht denken, bloß nicht denken, spring einfach! Spring! In dem Moment, als meine Füße sich vom Dach abdrücken, wird mir schwarz vor Augen. Der Wind schlägt mir ins Gesicht und ich breite meine Arme aus. Freier Fall, nichts um dir herum, dass dich hält oder irgendwie abbremst. Übelkeit breitet sich in meinem Magen aus, als ich im nächsten Sekundenbruchteil einen stechenden Schmerz in meiner Schulter spüre, da mein Körper auf die harten Treppenstufen knallt. Einen erstickenden Laut von mir gebend beiße ich die Zähne zusammen, um jetzt bloß nicht aufzuschreien. Dieser Schmerz zieht sich durch meinen gesamten Arm und meine Augen werden glasig. Mir ist schlecht. Richtig, richtig schlecht. Ich will mich am liebsten übergeben. Keuchend halte ich mir die Schulter und öffne die Augen. Ein Paar Schuhe vor mir anstarrend blicke ich mit Schmerz verzogenem Gesicht auf. Was grinst der Kerl so dämlich? »Respekt, hätte nicht geglaubt, dass du springst«, vernehme ich seine Stimme, die hohl in meinen Ohren widerhallt. Bitte? Wieso lässt er mich erst aufs Dach steigen, wenn er von vorn herein davon ausgegangen ist, dass ich es sowieso nicht schaffe? Wütend und schniefend rapple ich mich auf, meine pochende linke Schulter dabei umklammernd. Ich habe kaum noch ein Gefühl in meinem Arm. Schweiß steht mir auf der Stirn und ich atme mehrmals tief ein und aus. Wenn du dich jetzt noch übergeben musst, dann ist die Sache für dich gelaufen. Sollen sie mich doch einfangen, so beschissen wie jetzt habe ich mich noch nie gefühlt. »Soll ich sie dir einrenken oder bist du glücklich so?«, fragt er schließlich und ich blicke wimmernd zu ihm hinüber. Ob ich so glücklich bin?!? »Du bist wohl bescheuert!«, fahre ich ihn an und versuche zu verhindern, dass ich jetzt anfange zu heulen. Arschloch… So ein blödes Arschloch! Die ersten Tränen kullern über meine Wangen, als ich versuche, meinen Arm zu bewegen. Ich höre ihn leise seufzen und spüre ein Stück Tuch an meiner Wange. Perplex öffne ich die Augen und sehe ihn fragend an. »Beiß da drauf«, sagt er nur und drückt das Tuch gegen meinen Mund. Ohne das zu hinterfragen, folge ich seinem Befehl, auch wenn mir nicht ganz wohl bei der Sache ist. Spätestens in dem Moment, in dem er meine Hand von der Schulter weg schlägt, breitet sich wiederum Panik in mir aus. Ich kneife die Augen fest zusammen und beiße in das nach Schießpulver stinkende Tuch. Wenn nicht von dem Schmerz, dann muss ich mich von diesem Geruch übergeben. Seine Hände positionieren sich auf meinem Körper und ein unangenehmes Knackgeräusch ertönt, als er ruckartig meine Schulter wieder einrenkt. Mir wird schwummerig. Vor Schmerzen keuchend, sacke ich zusammen und beiße weiterhin in das Tuch, das von meinem Speichelfluss schon ziemlich feucht ist. Scheiße tut das weh. Er bückt sich vor mich und zieht mir das Tuch aus dem Mund. Augenblicklich fange ich an zu würgen, aber es kommt nichts hoch. Mein Gesicht ist bestimmt kalkweiß. Leicht benommen sehe ich ihn an. Seinen Blick kann ich nicht deuten, aber trotzdem würde ich ihm jetzt am liebsten an den Hals springen. »Nun übertreib es nicht. An so was ist noch niemand gestorben«, meint er abwertend und erhebt sich. Na herzlichen Dank für das Mitgefühl… Schniefend stehe ich vom Boden auf. Mein Kreislauf spinnt und ich taumle ein paar Stufen hinunter. Ich hab es geschafft, ich bin über die Scanner gesprungen. Würde mir nicht alles wehtun, könnte ich mich direkt darüber freuen. Momentan ist die Reue größer als das Glücksgefühl… Schweigend steige ich die lange Grenztreppe hinunter. Wenn ich jetzt anfange zu laufen, dann kippe ich um. Mein Herz hämmert im schnellen Takt gegen meinen Brustkorb und ich bekomme nur schwer Luft. »Hey, nicht so schnell«, rufe ich ihm hinterher. Wieso wartet der Kerl denn nicht? Mühsam versuche ich ihm zu folgen. Mir tut alles weh, meine Beine sind wacklig und mir ist immer noch flau im Magen. Ruckartig bleibt er stehen und dreht sich zu mir um. »Du bist hier, das war der Deal. Der Rest geht mich nichts mehr an«, gibt er leicht genervt zurück und geht weiter. Erschrocken sehe ich ihm nach. Er will mich hier alleine lassen? Wo soll ich denn jetzt hin? Es ist mitten in der Nacht. »Warte mal! Wo soll ich denn bleiben?!« Gehetzt beiße ich die Zähne zusammen und laufe ebenfalls los. Scheiß auf den Schmerz, ich will jetzt nicht mutterseelenallein hier auf der Treppe stehen, ohne einen Anhaltspunkt, wo ich die Nacht verbringen kann. »Halt, warte doch! Ich bezahle dich auch«, keuche ich verzweifelt und biege kurz nach ihm in eine Seitenstraße ein. Gott, wenn ich angenommen habe, dass in der gelben Zone die Häuser eng beieinander stehen und einen herunter gekommenen Eindruck erwecken, dann weiß ich nicht, wie ich diesen Zustand beschreiben soll. Diese Wohnblocks sehen aus, als würden sie jeden Augenblick in sich zusammenstürzen. Die Straßen sind dreckig und schmal. Man fühlt sich eingeengt, regelrecht erschlagen. Nervös blicke ich mich um. Wo steckt er denn jetzt? Ich hab ihn doch nicht verloren… »Scheiße.« Leicht eingeschüchtert blicke ich mich um. Wo bin ich jetzt genau? Verdammter Mistkerl. Haut der einfach ab. Hat er denn gar kein Gewissen? »Arschloch... das ist nicht fair«, rufe ich in die verlassene Straße und atme tief durch. Was mache ich denn jetzt. Scharf die Luft einziehend, da meine Schulter immer heftiger pocht lehne ich mich gegen die dreckige Wand und schließe die Augen. Beruhig dich, wenn du hier jetzt rumbrüllst, hilft dir das auch nicht weiter. Ich bin müde. Mein Körper ist total ausgepowert und das stetige Hungergefühl treibt mich geradezu in den Wahnsinn. Wirklich sehr gut organisiert Ouzo. Kleidung, Waschzeug und Geld nimmst du mit, aber an Lebensmittel hast du natürlich nicht gedacht. Ich könnte mich selbst so derbe in den Arsch treten, wenn ich dann nicht befürchten müsste, dass meine Beine vollends versagen. Hier in der Straße stinkt es gewaltig nach verdorbenen Lebensmitteln… und Zigarettenrauch. Wo kommt denn dieser Geruch nun her? Mich nun genauer umblickend erkenne ich eine kleine dunkle Gestalt, die auf einem der Müllcontainer sitzt und zu mir hinüber starrt. »Du…«, bringe ich heiser hervor und räuspere mich. Wie lange steht er denn schon da? Ich dachte, er wäre längst über alle Berge. Auch wenn der Kerl mir nicht ganz geheuer ist… auch wenn ich gesehen habe, wie er jemanden erschossen hat, so kann ich die sich in mir ausbreitende Erleichterung kaum beschreiben. »Was geht eigentlich in deinem Kopf vor?«, fragt er mich ruhig und ich blinzle leicht perplex. Wie ist denn diese Frage gemeint? »Ist dir überhaupt klar, mit wem du hier redest?« fragt er weiter und nimmt einen weiteren Zug von seiner Zigarette. »Vorgestellt hast du dich noch nicht, also keine Ahnung«, versuche ich so gelassen wie möglich zurück zu geben. Ich verstehe nicht ganz, worauf er nun hinaus will. Aber wenigstens ist er noch da. Sich von dem Container abstoßend landet er auf dem Boden und geht ein paar Schritte auf mich zu. »Willst du mich hier verarschen, Kleiner? Du weiß genau, was du vorhin gesehen hast, also wieso läufst du mir nach? Hast du keine Angst?« Sich vor mich stellend wirft er seine Kippe auf den Boden und sieht mich durchdringend an. Was glaubt er denn, dass ich das so einfach vergesse? Natürlich ist mir nicht ganz wohl bei der Sache, schließlich habe ich noch nie gesehen, wie jemand abgeknallt wurde, aber… »Ich hab momentan mehr Angst davor hier allein zu sein, als in deiner Gesellschaft«, entgegne ich leise und beobachte sein Gesicht, das mich nun ziemlich überrascht mustert. Damit scheint er nicht gerechnet zu haben, da er nun schweigt. Man weiß aber auch wirklich nicht, was gerade in ihm vorgeht. Anders als bei uns, wechselt die Haarfarbe von Soom's nicht nach Laune, weshalb es für mich sehr schwer ist, einzustufen in welcher Stimmung er sich gerade befindet. »Ich… brauche nur einen Unterschlupf. Ich hab genug Geld.« Wenn es ihm nur ums Finanzielle geht, das ist kein Problem. Geld ist mir nicht wichtig, solange ich wenigstens heute Nacht nicht draußen schlafen muss. »Ich werde mit niemanden darüber reden, versprochen«, füge ich nach kurzer Pause hinzu und hoffe, dass ich ihn irgendwie rumkriege. Unruhig läuft er zum Container und zurück. Sich durch die kurzen Haare fahrend murmelt er etwas Unverständliches vor sich hin. Ich resigniere. Schon verrückt. Vor wenigen Stunden, habe ich mit meinem Lehrer über die Gesetze diskutiert und nun stehe ich hier in der Unterschicht und rede auf einen Mörder ein, damit er mich mit zu sich nach Hause nimmt. Wahnsinnig, völlig gedankenlos, anders kann ich mein Handeln nicht beschreiben. »Eine Nacht… morgen früh bist du verschwunden.« Hätte ich nicht so viele Bedenken, würde ich ihm jetzt wahrscheinlich um den Hals fallen, obwohl ich ihm diesen vor wenigen Minuten noch hätte umdrehen können, da er mich diese Tortur hat mitmachen lassen. Kopfschüttelnd setzt er sich in Bewegung, dieses Mal allerdings ein wenig langsamer. Scheinbar fühlt er sich hier unten sicherer als in der gelben Zone. Erleichtert darüber, dass ich nun einen Schlafplatz habe, folge ich ihm. Auch wenn ich dort wahrscheinlich genau so sicher bin, als wenn ich hier draußen übernachten würde. Unser Weg führt immer tiefer hinab. Vereinzelt hört man Stimmen aus den Wohnungen oder das schrille Quieken der Ratten, die sich um die überquellenden Container sammeln. Hier zu leben stelle ich mir sehr schwer vor. Alles ist heruntergekommen, schmutzig und trostlos. Eine leichte Gänsehaut bildet sich auf meinen Armen, als wir in eine dunkle Gasse abbiegen. Hier sieht man ja nicht einmal die Hand vor Augen. Wie lange laufen wir eigentlich schon? Ich kann kaum noch meine Beine heben. Wenn man sich hier nicht auskennt, verläuft man sich hoffnungslos. In keinem meiner Lehrbücher gab es eine Karte von den Gebieten. So langsam verstehe ich auch warum. In diesem Wirrwarr würde man sich nicht einmal damit zu recht finden. Am Ende der Gasse bleibt er stehen. Eine winzige Lampe springt an und man erkennt eine kleine Hintertür. Neugierig blicke ich auf. Eine Sackgasse, an deren Ende sich ein großes mehrstöckiges Gebäude befindet. In seiner Tasche suchend, zieht er wenig später einen Schlüssel hervor. Das kleine L-förmige Metallende gegen die Sperrvorrichtung drückend, geht die Tür auf und er verschwindet im Inneren. Hastig folge ich ihm. Nur wenige Zentimeter hinter mir schlägt die Tür zu und ich zucke kurz zusammen. Das Flackern einiger schwacher Deckenleuchten zeigt den Weg zu einer Treppe. Links und rechts befinden sich Türen. Ich frage mich, wie viele Soom's hier leben. Das Gebäude ist wie ein Schlauch. Sehr schmal, aber dafür ziemlich hoch. Na super, jetzt auch noch Treppen steigen, ich breche gleich zusammen. Mühsam schleppe ich mich in den ersten Stock. Wo steckt er denn nun schon wieder? Suchend blicke ich mich um. »Ganz nach oben«, vernehme ich seine Stimme, die von weiter oben kommt. Wie kann er nach all dem noch soviel Power haben? Der ist ja genau so schlimm wie Gin. Der scheint auch Kraftreserven ohne Ende zu haben. In einigen Stockwerken geht nicht einmal mehr die Deckenbeleuchtung, weswegen ich mich an das Geländer klammere, um bei diesen schmalen Stufen bloß nicht den Halt zu verlieren. Ich will schlafen, einfach nur schlafen. Endlich. Nach einer schier endlos langen Zeit komme ich oben an. Hier befinden sich nur zwei Türen, von denen eine halb offen steht. Hier wohnt er also. Zögernd bleibe ich vor der Tür stehen. Soll ich wirklich hier rein gehen? Ich kenne den Kerl nicht. Ich weiß nichts von ihm, außer, dass er scheinbar kein großes Problem damit hat, einem eine Knarre an den Kopf zu halten und zudem ziemlich unfreundlich ist. Nervös drücke ich die Tür weiter auf und schließe sie sacht hinter mir. Eine kleine Lampe steht auf dem Boden vor seinem Bett, auf dem er nun sitzt und an irgendetwas herumhantiert. Neugierig blick ich mich um. Hier sind kaum Möbel vorhanden, einzig ein kleines Sofa steht in der Ecke, ansonsten stehen überall Kisten und Kartons an den Wänden. Der Raum ist klein und kahl, aber ein großes Fenster ist über dem Bett, also fühlt man sich wenigstens nicht ganz wie in einem Bunker. Erschöpft lasse ich meinen Rucksack auf den Boden fallen und gehe zu ihm hinüber. »Scheiße«, entfährt es ihm und er wirft etwas Kleines gegen die Wand, das mit einem leisen Klirren zu Boden fällt. Was ist denn nun? Leicht angepisst blickt er zu mir auf. »Wo… darf ich schlafen«, frage ich vorsichtig und ein ironisches Lächeln schleicht sich auf seine Lippen. »Bei den vielen Möglichkeiten, kannst du dir eine aussuchen«, erwidert er sarkastisch und lässt sich zurück auf die Matratze fallen. Im Bett kann ich demnach nicht schlafen, aber ich habe zuviel Bedenken mich auf den Boden zu legen. Wer weiß, was hier des Nachts herumkrabbelt. Bleibt mir wohl nur das Sofa. Innerlich resignierend tapse ich dort hinüber und lasse mich fallen. Nicht gerade sehr groß. Die Hälfte meiner Beine ragt ja drüber hinweg. Keine Kissen, keine Decke. Das Licht geht ohne Vorwarnung aus und ich erkenne nur seine Silhouette vor dem Fenster, als er sich aus seinen Klamotten befreit und sich dann hinlegt. Alles ist still. Nur sein leises Atmen ist im Dunkeln zu hören. Die Beine anziehend schließe ich die Augen. Meine Schulter pocht noch immer, aber das ist jetzt auch egal. Ich muss wenigstens ein paar Stunden schlafen. Unruhig drehe ich mich etwas herum, den Rücken nun an die Lehne gedrückt. Die Luft im Raum ist stickig, es riecht zudem nach Zigaretten und mir ist unangenehm warm. Allerdings traue ich mich auch nicht, ein paar meiner Sachen auszuziehen. Seine Atemzüge werden immer regelmäßiger. Scheint wohl schon eingeschlafen zu sein. Mein Magen knurrt leise und ich reibe mir über den Bauch. Fassen wir noch mal zusammen Ouzo. Du befindest dich in der Wohnung eines Mörders und liegst zudem auf einem unbequemen, viel zu kleinen Sofa, hast verdammt großen Hunger und unerträgliche Schmerzen. Viel Schlaf wirst du diese Nacht nicht bekommen. Morgen früh muss ich hier wieder weg… aber was mache ich dann? tbc... Kommentar: Sooo, Ende im Gelände. Das wars mal zur Einleutung/dem 1. Chap. °^° Hoffe es hat gefallen, auch wenn der Einstieg ja immer ein bissle langweilig ist. (aber das wegzulassen, würde halt das Verhalten der Charas nicht erklären) Kommis, Kritik und Fragen jederzeit gern gesehen. Keine Angst, ich beiße nicht - kritisiert ruhig, das ist mir echt wichtig o,o). Baba -Neya- ("^^) P.S. Wenn jemand eine ENS möchte, wenn ich das nächste Update hochlade, der soll bescheid geben ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)