Vacuum City von -Neya- (the assassin and the boy) ================================================================================ Kapitel 2: My home is my castle ------------------------------- Autor: -Neya- Fandom: Original, Vacuum City Genres: S-Fiction/Fantasy, Humor, Drama, Shonen-ai Kapitel: 2/? Schreibstil: Präsens, Ich-Perspektive Zeit: ca. 6 Std. über zwei Tage verteilt Musik: Heat Guy J - Plastic Cowboy Note: Alles meins, meins, MEINS! Kommentar: Sorry, dass es so lange gedauert hat, aber hier ist endlich das 2. Kapitel. ^^ Hoffe es gefällt, auch wenn es wieder recht kurz geworden ist. °^° Ich bemühe mich wirklich um längere, aber bisher komme ich immer nur auf ca. 12 WORD-Seiten je Kap. *besserung gelob* Ich werde versuchen regelmäßiger zu Updaten, aber bitte habt Geduld. Von ständigem Nachfragen werde ich nicht schneller Schreiben, das kommt von selbst. Aber keine Sorge, ich vergess euch schon nicht zu informieren. o,o Sonstiges: Danke an meine Beta-Catze. *schnuffz* °^° Wo wär ich nur ohne dich? x-x Ich habe Updates bei den Steckbriefen vorgenommen: - Steckbrief 0.) hier ist nun noch eine Beschreibung so wie eine Skizze zu D's Wohnung. Vielleicht ist es ganz hilfreich, wenn man das mal gesehen hat, so kann man sich das vielleicht bessser vorstellen wie er da haust. ^^° - Neuer Chara-Steckbrief: Ale (Ouzos Privatlehrer) Zu den Kommentaren: -Ray- Sarkasmus ist irgendwie ein Markenzeichen von mir. x__X Ich habe es bisher noch nie geschafft den mal nicht in eine Story mit einfließen zu lassen, das ist wie ein Fluch. Aber solange es gefällt, brauche ich mir da ja keine Sorgen zu machen. ramirez21 Nein, die Story ist noch nicht fertig. Sobald ich ein Kap fertig geschrieben habe, lade ich es hier hoch. Die Grundidee und der ungefähre Verlauf liegen schon fest, nur wie gesagt, mit den Updates dauert es immer etwas, da ich nicht vorgeschrieben habe. Dimitjana *lach* Freut mich, wenn du Spass an der Story hast, sowas hört man als Autor doch immer gerne. =) *das Wort Langeweile in eine Schublade quetsch* Irgendwann kann ichs sicherlich noch mal gebrauchen. Interceptor Wenn du es jetzt schon kompliziert findest, dann wart mal ab, wenn es richtig los geht. XD; Joa, die sind schon ziemlich unterschiedlich, aber Einheitsbrei kriegt man heutzutage schon zur genüge vorgesetzt, da muss ich nicht noch mitziehen. Kassi-chan *gg* Ouzo ist halt ein verwöhntes reiches Politikergör. Aber den kriegen wir schon noch erzogen. Aber da er ja halt noch jünger ist, ist es ganz normal, dass er nicht weit vorausplant. Wer tut das in dem Alter schon? Und ich glaube D hat bald keine Geduldsfäden mehr, die ihm reißen können. xcx Angel_Seraphim Alle Welt mag D. o-o Na da hab ich ja was losgetreten. *lolz* Danke fürs Lob, auch wenn ich selbst noch nicht von mir behaupten kann, dass ich gut genug bin, was mein Schreibtalent anbelangt, aber ich übe. °^° Yume4 O__O Ein Hund namens Ouzo. Aber Hörner hat er keine gehabt, oder? xD; Sicher, bist auf meiner Mailingliste, also gibts immer ne ENS bei Updates. ^__~ Ina_Nami Na dann hoffe ich, dass die Begeisterung anhält. °-°' Ja, D ist schon so ein armes Schwein, aber ich will ihm das Leben ja auch nicht zu einfach machen. *durch und durch Sadist* Ouzo denkt eh selten darüber nach was er tut, er ist halt bockig und ein Dickschädel. Aber sonst wär es ja auch langweilig. Mag sein, dass er momentan noch ein wenig eingeschüchtert D gegenüber ist, aber nach dem was da bisher passiert ist kann man ihm das auch nicht übel nehmen. Er taut schon noch auf. Ich danke euch allen für die lieben Kommentare, freue mich immer auf Reaktionen zu meiner Story. ;O; *alle nufflz* Und danke an alle, die diese Story in ihre Favoriten genommen haben. Ich wünsch euch viel Spaß beim 2. Kap. =) Vacuum City Part II: My home is my castle [Grüne Zone – Minestrone Manor] Gin »Bitter…«, murmle ich leise und stelle meine Kaffeetasse ab. Als wäre die letzte Nacht nicht schon anstrengend genug gewesen, da bekommt man auch noch so eine abartige schwarze Brühe vorgesetzt, die einem tatsächlich als Kaffee untergejubelt wird. Resignierend starre ich auf den Monitor der Überwachungsanlage. Verdammt noch mal, wie hat er es geschafft, die Kamera außer Gefecht zu setzen? Verstimmt spule ich bis an die Stelle zurück, an der das Band endet. Da sitzt er an seinem Schreibtisch… blättert in einem seiner Schulbücher… und dann setzt das Band aus. »Scheinbar hat er die Zeitschaltung manipuliert«, vernehme ich eine Stimme hinter mir und verziehe missmutig das Gesicht. »Da würde es mich doch interessieren, von wem er das Wissen dafür hat…«, gebe ich neutral zurück und werfe einen Blick hinter mich. Das unschuldige Schulternzucken von Ale bringt mich nahezu auf die Palme. Wie kann dieser Mann in so einer Situation nur so ruhig bleiben? Der Junge ist nun seit knapp 8 Stunden verschwunden, wer weiß, was ihm zugestoßen ist! Ouzo weiß doch überhaupt nicht, was sein Handeln mit sich führt. Manchmal überlegt er einfach nicht… Unruhig laufe ich hinüber zur Grenzkontrolleanzeige. Demnach müsste er sich irgendwo in der gelben Zone herumtreiben. Ihn dort zu finden dürfte allerdings ziemlich schwierig werden. Einfach eine großflächige Hausdurchsuchung durchzuführen, erweckt zuviel Aufsehen. Aber wir können doch nicht einfach hier herumsitzen und darauf warten, dass er von selbst wieder auftaucht. Wieso habe ich Idiot den Alarm nicht auf den Bereich zur weißen Zone eingestellt? Dann wäre er gar nicht erst bis dort unten gekommen! Aber woher sollte ich auch ahnen, dass er es überhaupt schafft wieder auszubüchsen. Nach seinem letzten missglückten Versuch dachte ich eigentlich, dass er es langsam aufgibt. »Haben sie schon die Medien informiert, Gin?« Entsetzt starre ich mein Gegenüber an, der nun einen Blick auf die Aussagenprotokolle des Wachdienstes wirft. »Diese Angelegenheit muss so diskret wie möglich abgehandelt werden. Der Senator ist nervlich sowieso schon am Ende, da fehlt uns noch, dass die Sache publik wird.« Eine Fahndung einzuleiten wäre zu gefährlich für Ouzo. Da er sich in der gelben Zone herumtreibt, kann es durchaus sein, dass ihn dort jemand erkennt und verschleppt. Möglicherweise sitzt er bereits in irgendeinem unterirdischen Bunker, gefesselt und geknebelt und wird zu irgendwelchen abstoßenden Dingen gezwungen… Ein flaues Gefühl breitet sich in meiner Magengegend aus und ich setze mich auf die Tischkante. Wieso habe ich nicht besser auf ihn aufgepasst? Ich hätte merken müssen, dass er in letzter Zeit viel zu ruhig gewesen ist. Das passte einfach nicht zu ihm. Als Bodyguard hast du auf der ganzen Linie versagt Gin, vollends versagt. Mir durch die Haare fahrend atme ich einmal tief durch. Verdammt Ouzo, wieso tust du mir und deinem Vater das an? »Der Kaffee schmeckt bitter«, höre ich Ale sagen und ich werfe ihm einen warnenden Blick zu. Der Kaffee wird nicht das Einzige sein, das in nächster Zeit einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen wird. Denk nach Gin, denk nach. Was kann ich tun? Hausdurchsuchungen fallen flach, viel zu auffällig. Aber vielleicht, wenn wir… Mich vom Tisch erhebend gehe ich hinüber zur Sprechanlage. Das wäre eventuell eine Möglichkeit ihn ausfindig zu machen, ohne dass die Öffentlichkeit Wind davon bekommt. Ein leises Knistern ertönt und die leicht übermüdete Stimme des Wachpostenleiters dringt aus dem Lautsprecher. - Ja Mister Tonic? - »Veranlassen sie eine Überwachung sämtlicher Lebensmittelläden in der gelben Zone.« Irgendwann muss der Junge auch etwas Essen, spätestens dann müsste er irgendwo auftauchen... hoffe ich. [Blaue Zone – Wohnung von D 83] Ouzo Eigentlich wirkt bei Tageslicht jeder noch so armselige Ort freundlicher als bei Nacht. Aber das kann ich nicht unbedingt von meinem momentanen Umfeld behaupten. Der Raum ist so kahl und trostlos wie letzte Nacht. Keine Möbel außer dem Bett und dem Sofa auf dem ich sitze. Etliche Kisten stehen herum und erwecken eher den Eindruck, als würde der Kerl sich mitten in einem Umzug befinden. Der Putz bröckelt von den Wänden, die Decke ist schmutzig und an einer Stelle ist sogar ein faustgroßes Loch zu sehen. Selbst der Steinboden ist uneben und von etlichen Rissen durchzogen. Man muss ja direkt Angst haben, dass plötzlich alles über und unter einem zusammenbricht. Mir durch die Haare fahrend werfe ich einen Blick auf meine Uhr. Es ist später Vormittag und der Kerl schläft noch immer. Durch das geöffnete Fenster dringt lautes Stimmengeschwirr herein. Scheint eine belebte Stelle dort unten zu sein. Gähnend strecke ich mich, zucke aber direkt daraufhin zusammen. Scheiße, meine Schulter schmerzt noch immer. Ein wehleidiges Gesicht ziehend taste ich mit den Fingern über die schmerzende Stelle. Na immerhin ist es nicht mehr so schlimm wie letzte Nacht. Resignierend schwinge ich meine Beine vom Sofa und stehe ein wenig wackelig auf. Ouch, das nenne ich aber mal Muskelkater. Mir tut alles weh. Ein wenig angeschlagen tapse ich so leise wie möglich auf das Bett zu. Neugierig bin ich ja schon, wie der Typ bei Tageslicht aussieht. Vorsichtig trete ich näher an das Kopfende heran. Die Decke liegt halb auf dem Boden, während er mit beiden Armen sein Kissen umklammert hält. Ich frage mich immer, wie Leute es schaffen auf dem Bauch einzuschlafen? Das wäre mir viel zu unbequem. Interessiert lasse ich meinen Blick über seinen Rücken wandern. Was ist das? Mich weiter zu ihm hinunter beugend betrachte ich die weiße Narbe auf seiner rechten Schulter. Sieht aus, als wäre er angeschossen worden. Ohne weiter darüber nachzudenken strecke ich meine Hand aus, halte mich aber im letzten Augenblick davon ab die Narbe zu betasten. Großer Gott Ouzo, bist du noch ganz dicht! Wenn der Kerl aufwacht, na dann gute Nacht. Tief durchatmend lasse ich meinen Blick weiter hoch schweifen. »D 83«, murmle ich leise, als ich das Brandzeichen in seinem Nacken näher betrachte. So heißt er also. Dann stimmt es wirklich, dass allen Bewohner der gelben und blauen Zone der Name eingebrannt wird. Irgendwie wird mir leicht flau in der Magengegend. Die Lebensbedingungen hier sind ja wirklich furchtbar. Was mein alter Herr sich dabei gedacht hat, diese beizubehalten, muss ich nicht wirklich nachvollziehen können. Seufzend trete ich einen Schritt zurück. Wenn ich mich so umsehe ist es kein Wunder, dass die Leute hier unten kriminell werden. Irgendwas mieft hier. Die Nase rümpfend hebe ich meinen Arm. »Iiirg«, entfährt es mir und ich schüttle meinen Kopf. Meine Güte, ich stinke ja schlimmer als Gin nach seinem morgendlichen Lauftraining. Angewidert vor mir selbst blicke ich mich um. Na bei der Tortur gestern und der Anstrengung ist es ja kein Wunder, dass man anfängt zu schwitzen. Ob es hier eine Dusche gibt? Den Raum genauer unter die Lupe nehmend fallen mir zwei kleine Türen an der gegenüberliegenden Wand auf. Auf gut Glück schleiche ich um das Bett herum und drücke die erste Klinke hinunter. Ach du Schreck, hier gibt es ja nicht einmal ein Fenster. An der Wand umhertastend finde ich nach kurzer Zeit einen Schalter und eine recht schwache Glühbirne springt an. Na ja, besser als im Dunkeln zu tappen. O~kay, was ist das? Hier ist ja gar nichts. Aber es riecht nach Schießpulver und… Mein Blick wandert nach unten, wo ein alter Korb voller Wäsche steht. Daneben ein Werkzeugkasten und… ja, sehr schön, das war es auch schon. Ein- vielleicht zwei Quadratmeter? Mehr misst dieser Raum doch nicht. Jedenfalls gibt es hier keine Möglichkeit sich zu waschen. Leicht frustriert knipse ich den Schalter aus und ziehe die Tür zu. Weiter links ist noch eine Tür, vielleicht habe ich ja hier mehr Glück. Mit einem Quietschgeräusch ziehe ich diese auf und zucke sichtlich zusammen. Ich werfe einen kurzen Blick über die Schulter, aber der Kerl pennt seelenruhig weiter. Erleichtert atme ich aus und trete ein. Schwaches Licht fällt durch mehrere Risse in der Decke, die eine rechteckige Form bilden. Mich an der Wand entlang tastend finde ich einen weiteren Lichtschalter. Mal sehen. Ein großer Schrank und… eine Leiter? Aaah, deswegen kommt da oben Licht herein, da ist eine Luke. Dann geht’s da also aufs Dach. Ein wenig unschlüssig bleibe ich neben dem Schrank stehen. Eigentlich gehört es sich ja überhaupt nicht in den Sachen von anderen Leuten herumzuwühlen, aber ich bin nun einmal von Natur aus neugierig. Die Griffe umklammernd versuche ich den Schrank zu öffnen. »Abgeschlossen«, seufze ich enttäuscht und trete zwei Schritte zurück. Schade, würde mich ja mal interessieren, was der Kerl so zu verbergen hat. Gut, da haben wir noch eine Tür. Die Wohnung scheint ja doch größer zu sein als angenommen. Mal sehen was jetzt kommt. Herr Gott, welcher Architekt hat die Schalter denn so weit unten angebracht? Murrend drücke ich den Lichtschalter und endlich scheine ich das Badezimmer gefunden zu haben. Irgendwie bekomme ich hier drinnen Platzangst. Kein Fenster, welch eine Überraschung. Die Decke ist auch recht niedrig. Ich drehe mich um und schließe nach kurzem Zögern die Tür hinter mir. Eigentlich ist es schwachsinnig, wer sollte mich hier schon beobachten? Langsam pelle ich mich aus meinen Klamotten und lasse sie angeekelt zu Boden sinken. Durchgeschwitzt bis auf die Unterwäsche und dann auch noch drin geschlafen. »Ouzo, du bist echt ein Schwein.« Vorsichtig stütze ich mich an der Wand ab, als ich in die kleine Badewanne steige. So wie es aussieht, muss ich mich wohl hinhocken. Die Brause ist viel zu niedrig angebracht. Nach einer kleinen weißen Tube greifend öffne ich deren Verschluss. Riecht irgendwie komisch. Aber ich habe jetzt mein Waschzeug natürlich im Rucksack gelassen. Mal wieder sehr intelligent eingefädelt. Na egal, wird schon gehen. Hauptsache, ich werde diesen Schweißgeruch los. Ich stelle den Wasserhahn an und augenblicklich schießt mir ein dünner Strahl entgegen. Kalt! Eine Gänsehaut bildet sich auf meinem Oberkörper und ich knie mich auf den Boden der Wanne. Provisorisch drehe ich an dem kleinen Rädchen und das Wasser schießt nun von oben auf mich herab. Ein leiser Schrei entweicht mir, da das Wasser wirklich eiskalt ist. »Huh!« Meinen Kopf schüttelnd schließe ich die Augen und wasche mir das Gesicht. Diese Zustände hier sind wirklich schlimmer als ich gedacht habe. Nicht einmal warmes Wasser gibt es hier. Den Mund öffnend lasse ich das Wasser hinein prasseln und spucke es im selbigen Moment wieder aus. Schreck lass nach, jetzt weiß ich auch, warum das Wasser so hart ist, das besteht zum Großteil ja nur aus Kalk. Angewidert wische ich mir über den Mund, bevor ich eine großzügige Menge Gel aus der Tube drücke und es in meinen Handflächen verteile. Den Geruch kann ich wirklich nicht einstufen. Langsam seife ich mich ab. Normalerweise dusche ich immer ausgiebig, aber das Wasser ist so verdammt kalt, da macht das ja gar keinen Spaß. Den Kopf in den Nacken legend schließe ich die Augen. Was fängst du jetzt mit dir an? Irgendwie habe ich keine Ahnung, was ich jetzt machen soll, wo ich endlich hier unten bin. Ich bezweifle langsam, dass es hier groß was zu sehen gibt außer dem Elend in dem hier alle hausen. Ruckartig wird plötzlich die Zimmertür aufgerissen und ich erstarre innerlich zu einer Salzsäule. Oh mein Gott. Er ist wach! Meine Nackenhärchen stellen sich auf und ich schlucke schwer. Ein wenig schläfrig geht er an mir vorbei in Richtung Toilette. Mit großen Augen starre ich ihn an. Das ist doch jetzt nicht sein Ernst? Quasi im Halbschlaf klappt er den Deckel hoch und seine Shorts rutscht ihm hinunter zu den Kniekehlen. Das darauf folgende, mir sehr vertraute plätschernde Geräusch, gibt mir den letzten Rest. Das darf doch wohl nicht wahr sein. Kennt der Kerl denn gar kein Schamgefühl?!? Mit hochrotem Kopf und rosafarbenen Haaren, die mir nun im Gesicht kleben, da ich peinlich berührt nach unten starre, breite ich meine Handflächen in meinem Schritt aus. In diesem Augenblick wünsche ich mir wirklich, die marode Decke würde runter krachen. Ein leises Quietschen ist zu hören, als er den Deckel runter klappt und auf die Spülung drückt. Geh weg! Guck bloß nicht her! Wieso sagt er nichts? Guckt er etwa? Scheiße, ich schaffe es nicht einmal mehr den Kopf zu heben, um nachzusehen, was er treibt. Es riecht nach Qualm. Entsetzt blicke ich zu ihm hinüber. Da sitzt er doch tatsächlich auf der Toilette und raucht! Ist der Kerl noch ganz dicht! »Wenn du fertig bist, dann dreh was Wasser ab«, murmelt er gleichgültig zwischen zwei Zügen und kratzt sich den blanken Bauch. Es kommt wirklich selten vor, aber in diesem Moment fehlen mir wirklich die Worte. Das muss ein schlechter Traum sein. Aufwachen Ouzo, das bildest du dir alles nur ein. Gott, ich werde zukünftig nie wieder irgendwo duschen ohne die Tür zu verbarrikadieren. Eine Weile blickt er schweigend zu mir hinüber. Das Wasser prasselt weiterhin unaufhaltsam auf meinen nun seltsamerweise erhitzen Körper. Noch ein wenig verschlafen mustert er mich, dann steht er nach ein paar Minuten auf und kommt auf mich zu. Ein Blitz durchzuckt meinen Körper, als er neben mich greift und die Wasserzufuhr unterbricht. Seine Fingerknochen streifen an meinem Oberarm entlang und ich habe das Gefühl, als wenn mein Gesicht in Flammen stünde. »Sieh zu, dass du fertig wirst und verschwinde.« Mit diesen Worten geht er zur Tür und verlässt das Badezimmer. Mit pochendem Herzen hocke ich in der Wanne. Wenn ich Gin das erzähle, bekommt der doch einen Herzinfarkt nach dem anderen. D 83 Meine Nerven. Leicht angepisst finde ich den Weg zurück zu meinem Bett. Im ersten Moment habe ich gedacht, dass es draußen regnet, aber dabei war es nur das Rauschen meiner Dusche, die mich aus dem Schlaf gerissen hat. Der scheiß Wasserboiler wird aber auch immer lauter. Nicht einmal mehr ausschlafen kann man in seiner eigenen Wohnung! Seufzend sammle ich meine Klamotten von gestern zusammen und verfrachte sie in meine Abstellkammer. Ich sollte mal wieder Wäsche waschen, hier bilden sich ja schon Kulturen. Mein Blick wandert hinüber zum Sofa, wo noch der Rucksack des Jungen auf dem Boden liegt. Ganz ruhig bleiben D, sobald der Quälgeist aus dem Bad draußen ist, setzt du ihn vor die Tür. Das laute Grummeln meines Magens lässt mich zusammenzucken und ich streichle mir über den Bauch. Nach vier Tagen Wasserdiät brauche ich mal wieder feste Nahrung. Ich muss dringend zu J! Hoffentlich hat der Kerl von gestern das Geld für den Auftrag schon vorbei gebracht. Ich bin nämlich total abgebrannt… mal wieder. Vielleicht solltest du deinen Zigaretten und Drogenkonsum ein wenig einschränken, D?! Du hast ja kaum noch Munition, um deine Aufträge auszuführen. Wenn du so weiter machst, dann liegst du hier irgendwann in der Ecke. Ich betrachte die kleinen Glassplitter auf dem Boden, die von der Kapsel stammen, die ich letzte Nacht an die Wand geknallt habe. Wieso passiert es ausgerechnet mir, dass das Scheißteil undicht ist und die ganze Flüssigkeit bereits ausgelaufen war, ehe ich sie mir spritzen konnte? Aber darüber reden wir auch noch J, mir diesen Müll zu verticken, du bist ja wohl nicht mehr klar im Kopf. Leise fluchend hebe ich meinen Schlüssel auf, den ich neben meine Nachtlampe gelegt habe und trotte ins Nebenzimmer zu meinem Kleiderschrank. Ein leises Klickgeräusch ertönt und ich ziehe die Tür auf. Den Blick in Richtung Badezimmer vermeide ich dieses Mal. Der Junge sah eh schon vollkommen fertig aus. Diese Fourth sind aber auch prüde. Als hätte er etwas, das ich noch nicht gesehen habe. Ein verächtliches Schnauben geht von mir aus, als ich den kargen Inhalt meines Schrankes begutachte. Na ganz reizend, so wie es aussieht werde ich wohl heute oder morgen noch waschen müssen. Murrend hole ich eine neue Hose und ein Shirt hervor, ehe ich den Schrank wieder abschließe. Neben meinen Kleidungsstücken lagern hier sowohl meine Waffen als auch meine Munition… und meine Ersparnisse, sofern es mal welche geben sollte. Meine Ohren zucken kurz und ich blicke zur Seite. Ein nasser Haarschopf blickt um die Ecke und ich hebe fragend eine Augenbraue. Na was ist denn jetzt noch? »Probleme?«, frage ich unfreundlich und er blickt leicht beschämt zu Boden. Also steht rosa für Schamgefühl? Typen mit bonbonrosafarbenen Haaren laufen einem auch nicht alltäglich über den Weg. Amüsiert grinse ich ihn an, was er scheinbar auch wieder falsch deutet, da er mit gesenktem Blick und seinen alten Klamotten, die er zu einer Kugel zusammengerollt und vor seinen Unterleib drückt, an mir vorbeihuscht. Kopfschüttelnd schlüpfe ich in meine Sachen und knipse das Licht hinter mir aus. Die Lampe dürfte auch bald ihren Dienst verweigern. Man, wie ich diese Bruchbude doch hasse. Es vergeht ja kaum eine Woche, in der nicht irgendetwas seinen Geist aufgibt. Missmutig betrete ich den Wohnraum, wo der Junge nun halbwegs angezogen in seinem Rucksack kramt. Gut, soll er sich ruhig beeilen, je schneller bin ich ihn los. Gähnend kratze ich mir den Hinterkopf und nehme die letzte Zigarette aus meiner Packung. So D, nun wird’s langsam kritisch. Keine Lebensmittel, kein Nikotin und kein Green 4 mehr im Haus. Wenn du in der nächsten Stunde nicht eines von Dreien auftreiben kannst, dann war’s das. Noch einen Tag mit Leitungswasser überlebst du nicht. »Fertig?«, frage ich den Jungen, der nun schweigend auf meinem Sofa sitzt und an den Gurten seines Rucksackes herumfummelt. Was denn? Wenn er mir jetzt vorjammert, dass ihm von gestern noch alles weh tut, dann trete ich ihn persönlich die Treppe hinunter! Schweigend warte ich ab, mit irgendetwas scheint er zu ringen, da er ständig seinen Mund öffnet und dann wieder schließt. Etwas ungeduldig kaue ich auf dem Filter meiner Zigarette herum. Ach du Schreck, na was kommt jetzt noch? Diesen auf Mitleid erregenden Blick hasse ich ja wie die Pest. »Könnte… ich vielleicht noch etwas hier bleiben?«, bringt er leise hervor und sieht mich bettelnd an. Da hör sich doch- Ich glaub ich bin hier falsch. Mein Augenlid zuckt verräterisch und ich schnippe verärgert die Asche auf den Boden. »Nein.« »Nur ein-zwei Tage?« »Nein!« Ich bin doch nicht die Wohlfahrt! Ich hab schon genug Probleme mit mir selbst, da brauch ich nicht noch einen Ausreißer wie dich, der mir den ganzen Tag auf den Geist geht und mir die Security ins Haus holt! Ruckartig springt er auf und ich staune schon wieder über seine Körpergröße. »Ich werde bestimmt nicht stören. Geld hab ich wirklich genug, ich weiß nur nicht wohin…« Unbeeindruckt starre ich ihn an. Ist das etwa MEIN Problem? Ich denke nicht! Wenn er schon so drauf ist, dass er seinen Luxus da oben zurück lässt - weiß der Geier was ihn da geritten hat, mir würde das ja nicht im Traum einfallen – dann soll er auch zusehen, was er nun macht. Hier bleibt er jedenfalls nicht. Mit einer halbwegs eleganten Handbewegung ziehe ich meine Wohnungstür auf und deute ihn mit einer eindeutigen Geste an, wohin er seinen kleinen Arsch jetzt bewegen kann. »Abmarsch, Kleiner«, gebe ich in einem scharfen Ton zurück. Ich hab’s jetzt wirklich eilig, also sieh zu, dass du Land gewinnst. Schon wieder dieser Blick, als hätte man gerade einen Hammer genommen und all seine Erwartungen kaputtgeschlagen. Langsam schlurft er an mir vorbei. Das helle rosa verschwindet und seine Haare werden zunehmend dunkler, beinahe so schwarz wie meine eigenen. Nun guck mich nicht so an, als wäre ich der Buhmann hier! Ich hab schon mehr für dich getan, als ich eigentlich verpflichtet bin. Ruckartig ziehe ich die Tür hinter ihm zu und marschiere wortlos die Treppen hinunter. So, ein Problem weniger. Wie ich ihn einschätze, wird er jetzt sowieso zurück in seine Zone gehen. Frage mich eh was er sich davon versprochen hat, wenn er sich hier unten versteckt? Verstecken, pff. Vor was denn? Vor Macht, Luxus und einem sorglosen Leben? Manche Leute haben so ein verdammtes Scheißglück und sind trotzdem unzufrieden, ich versteh das nicht. Echt zum kotzen… Im Gegensatz zu letzter Nacht verlasse ich den Wohnblock nun auf der gegenüberliegenden Seite, von wo aus ich direkt auf den Marktplatz gelange. Der Geruch von Essen dringt an meine Nase und ich verziehe verstimmt das Gesicht. Wäre es nicht unter meinem Niveau, dann würde ich im Vorbeigehen was einstecken. Aber aus dieser Phase sind wir ja nun raus, nicht wahr, D? Seufzend quetsche ich mich durch die Massen. Wie ein dickflüssiger Brei zieht sich die Menge an Soom's und Menschen durch das Viertel und man muss schon gut aufpassen, dass man nicht überrannt wird. Rücksicht wird hier klein geschrieben, den wievielten Ellenbogen habe ich jetzt schon in die Seite bekommen? Ausdruckslose Gesichter, teils gelangweilt, teils gehetzt, strömen an einem vorbei wie maskierte Schatten. Kurz gesehen – schnell wieder vergessen. In diesem Auflauf ist man selbst nicht mehr als ein weiterer Namenloser Körper der durch die Gegend gestoßen wird. Ich weiß schon, warum ich bis nachmittags schlafe, dadurch entgehe ich dem Trubel, der sich um die Mittagszeit aufbaut. Hoffentlich findet der Junge auch zurück zur Grenztreppe… Ach verdammt! Das hat dich man so was von gar nicht zu kümmern. J’s Geschäft liegt ein wenig versteckt in einer Seitenstraße, aber bessere Ware als da, bekommt man im ganzen Viertel nicht. Mehrere Soom's drängen sich um die Regale und ich hebe verdutzt eine Augenbraue. Dass J’s Laden so voll ist, habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen. Aber das liegt wohl eher daran, dass ich mich um diese Uhrzeit auch nicht hier blicken lasse. J scheint Ware bekommen zu haben, die Regale sind im Gegensatz zu gestern gut aufgefüllt. Mich an einem üppig gebauten Typen vorbeidrängend, marschiere ich auf den Kassenbereich zu. Kein J, nur ein mir neues Gesicht hinter der Theke. Sag nicht, dass der Sack sich nun schon Personal in den Laden holt. Wenn er zu viel Geld hat, dann soll er es ruhig sagen. Ein wenig angenervt warte ich ab, bis der Junge das Weib vor mir abkassiert hat, ehe ich mich mit den Ellbogen auf der Glasplatte abstütze. Ein wenig unruhig sieht er mich an, bevor er sich leise räuspert und nervös mit seiner Zunge über sein Lippenpiercing fährt. Ich weiß, wenn ich nicht ausgeschlafen habe, sehe ich nicht sehr freundlich aus, aber das ist doch kein Grund, so zu reagieren. »Kann ich behilflich sein?«, fragt er schließlich und ich puste mir durch die langen Ponyfransen. »Wie wär’s, wenn du den Mund mal richtig aufmachst, wenn du mit jemandem sprichst?«, frage ich mit einem leicht gereizten Unterton und schlage mir gedanklich vor den Kopf. Was hast du dir dabei nur gedacht, J? Wenn hier ein paar Typen reinkommen, die rumpöbeln, bricht der vor Schreck doch gleich zusammen. Eingeschüchtert blickt er zu mir hinüber und zuckt sichtlich zusammen, als ihm jemand eine Hand auf die Schulter legt. »Ich übernehme Q, geh du mal die Regale nachfüllen«, sagt J mit seinem allseits bekannten Geschäftsmannlächeln und ich verdrehe die Augen. Ach bitte, seit wann bist du denn so höflich drauf? »Was soll diese Fehlinvestition?«, frage ich direkt heraus und deute mit einer knappen Kopfbewegung auf den Jungen, der nun aus dem hinteren Ladenbereich einige Kisten heranschleppt. J lacht amüsiert und fährt sich durch die Haare. Wie immer mit Iro und viel zu engem Shirt, wen will er denn damit beeindrucken? »So viel investiert habe ich gar nicht«, gibt er gelassen zurück und blickt sich kurz im Laden um. »Er zahlt es gut zurück«, fügt er mit einem Schmunzeln hinzu und würde ich J nicht kennen, würde mir jetzt die Kinnlade runterklappen. »Mit dem Kind? Du bist doch verrückt«, entgegne ich zweifelnd und schiele hinüber zu dem Kleinen, der nun im Gemüsefach nachfüllt. »Nur kein Neid.« Sich eine Kippe anzündend stützt J sich mit einem Arm am Tresen ab und pustet den Rauch in die Luft. Gierig inhaliere ich diesen ein und seufze innerlich. Ich brauch mein Geld und zwar gleich. »Ich nehme ein paar Sachen mit, verrechnen wir das gleich mit dem Betrag?«, frage ich und gehe zur Seite, da ein weiterer Kunde nun hinter mir steht und seine Sachen bezahlt. J blickt ein wenig angespannt zu mir rüber, einen Tick zu angespannt, was ist nun wieder los? Wenn er mir jetzt sagt, dass der Penner meine Kohle noch nicht vorbeigebracht hat, dann raste ich aus! »Wiedersehen«, sagt J freundlich und ich warte ab, bis der Kerl außer Hörweite ist. Mit einer mehr als bösen Vorahnung beuge ich mich weiter vor. »Was ist los?«, frage ich direkt heraus und allein schon die Tatsache, dass J sich am Kinn kratzt reicht aus, um meine Laune am Boden zu zerschmettern. »Was?«, wiederhole ich ungeduldig und er resigniert. »Gehen wir kurz nach hinten.« Bitte was? Ey komm schon J, mach jetzt keinen Scheiß, für schlechte Nachrichten bin ich momentan überhaupt nicht empfänglich! »Q, pass auf die Kasse auf!«, ruft er dem Jungen zu und verschwindet durch den Vorhang in den hinteren Lagerraum. Ich ahne schlimmes. Wenn er mir hier vorne nicht sagen kann was passiert ist, dann dürfte das wohl daran liegen, dass er weiß, dass ich auf die Nachricht negativ reagieren werde. Angespannt ziehe ich den Vorhang hinter uns zu und folge J in sein Büro. Meine Güte, von Ordnung hat er auch noch nichts gehört. Soviel Rechnungs- und Bestellformulare, die sich hier türmen… Ein Wunder, dass die Berge noch nicht zusammengefallen sind. Hier herrscht wirklich eine stickige Luft. Feine Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn und ich atme tief durch. Wie in einem Brutkasten. J drückt seine Zigarette am Schreibtisch aus und lässt den Filter unachtsam auf den Boden fallen. »Also«, beginnt er langsam und setzt sich auf seinen Schreibtisch. Ich hingegen ziehe es vor zu stehen, damit ich im Falle dessen, dass er mir jetzt ans Bein pisst, gegen irgendetwas treten kann. »Seine Schickse hat ihn kalt gemacht«, fügt er nach einer kurzen Pause hinzu und sieht mich resignierend an. Kalt gemacht? Nicht im Ernst jetzt… das kann nur ein schlechter Scherz sein. »Verarsch mich nicht…«, bringe ich gepresst hervor und mustere J durchdringend. Der macht allerdings keine Anstalten sich zu korrigieren. »Wie? Wann?«, frage ich ungeduldig nach und kaue auf meiner Unterlippe, um vor Wut jetzt nicht loszubrüllen. Irgendjemand scheint mich wirklich zu hassen. Der Kerl kann doch nicht wirklich tot sein! »Na wie wohl. So, wie du es auch machst – PENG, ein Atemloch mehr im Kopf«, entgegnet J leicht amüsiert, verkneift sich aber zu seinem Glück jeden weiteren Kommentar, da ich ihm sonst gleich seine Papierwirtschaft um die Ohren geworfen hätte. Schweigend lasse ich mich auf eine leere Obstkiste sinken die neben der Tür steht und schließe die Augen. Mein Kopf dröhnt, als würde er jeden Augenblick auseinander platzen. Das darf doch alles nicht wahr sein. »Ist wirklich dumm gelaufen. Aber wer hätte auch ahnen können, dass der Idiot ihr im Suff erzählt, dass er ihren neuen Lover abmurksen lässt? Jedenfalls hat sie ihn abgeknallt und ist dann abgehauen.« J fährt sich seufzend durch die Haare und zieht eine neue Zigarette aus seiner Hosentasche. Scheiße, Gott verdammte Scheiße! Er hat ja keine Ahnung, wie nötig ich das Geld brauche! Was mache ich denn jetzt? Morgen ist die Miete fällig und ich hab keinerlei Notunterkünfte. Aufgebracht springe ich auf und funkle J wütend an. »Wieso hast du dir das Geld nicht vorab geben lassen? Seit wann fahren wir denn die Schiene, dass wir erst den Job erledigen und dann darauf hoffen, dass wir bezahlt werden?«, fahre ich ihn an und trete gegen die Kiste. Unbeeindruckt pustet er mir den Rauch aus seinem Mund entgegen und erhebt sich von seinem Tisch. »Ich hatte schon öfter mit dem zu tun, bisher lief immer alles reibungslos.« »Das interessiert mich doch einen Scheißdreck, J! Ich bin derjenige, der jetzt die Arschkarte gezogen hat, nur weil du nicht vorab das Geld kassiert hast!« Schweigend blickt er mich an, ehe er in Richtung Tür geht. »Tut mir Leid, kann ich leider nicht ändern. Du hast zugestimmt, der Rest ist nicht mehr mein Problem.« Mit der Faust gegen die Tür schlagend knurre ich ihn angesäuert an. »J…«, zische ich drohend und kann mich nur schwer zurück halten, meinem Vermittler jetzt keine Reinzuwürgen. Gut, es ist wirklich nicht sein Problem, er vermittelt und der Rest ist meine Angelegenheit, ich hole mir nur hinterher das Geld von ihm. Schwer atmend starre ich an ihm vorbei in Richtung Wand. Beruhig dich D, wenn du es dir mit J verscherzt, dann hast du noch weniger Aufträge als bisher. »Ich bin abgebrannt… ich brauche das Geld.« J resigniert und legt mir eine Hand auf die Schulter. »Ich kenne da wen, da könntest du dir was leihen«, meint er schließlich und ich blicke ihn spöttisch an. Sicher doch, ich gehe zu einem dieser Leihbetrüger und zahle am Ende das Dreifache von dem zurück, was ich mir geliehen habe. Nie im Leben! »Hast du nicht irgendeinen Job? Ist mir egal was, ich nehme alles.« Scheiß auf deine Prinzipien, die Luft wird gefährlich dünn um dich herum, D. »Derzeit leider nicht. Du weißt, dass du meine erste Wahl bist bei den größeren Aufträgen.« Das weiß ich auch, J. Danke für den Hinweis, nur bringt mir das jetzt herzlich wenig. »Ist doch irgendwie lachhaft, dass man nicht einmal mehr in diesem Gewerbe genug zu tun hat«, meine ich ironisch und streiche mir den Pony aus dem Gesicht. Ein wenig angenervt tritt J einen Schritt zurück. »Na, wen wundert es bei der Überbevölkerung? Heute glaubt doch jeder dahergelaufene Soom, er sei ein guter Killer oder Dealer, weil man auf diese Weise schnell viel Geld macht. Durch diese Idioten, die absolut keine Ahnung von den Marktwerten haben, geht unsereins langsam aber würdevoll bankrott, weil die wirklich für ein Stück Brot losziehen und Jobs erledigen!« Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, dass J momentan auch leichte Schwierigkeiten hat. Nur im Gegensatz zu ihm bin ich kein Dealer. Es ist einfacher Leute umzubringen, als an Stoff zu kommen. Daher dürfte die Flaute bei ihm nur vorübergehend sein. »Schlechter Monat?«, frage ich und meine Wut verpufft langsam. Aufregen bringt mir nichts, außer einem erhöhten Blutdruck. »Gab schon bessere«, bringt er frustriert hervor und so langsam gibt er sich wieder normal. So wie er sich vorne im Laden aufgeführt hat… das war nicht der J, den ich kenne. Dieses freundliche Getue ist so falsch, ich könnte das auf Dauer wirklich nicht aushalten. Aber bei ihm hängt halt eine Menge davon ab, je besser er sich öffentlich als netter Geschäftsmann verkauft, desto geringer ist die Gefahr, dass jemand seinen Laden hochgehen lässt. Eine Razzia hatte er bisher noch nicht. »Wenn irgendetwas kommt, egal was, gib Bescheid…« »Kennst mich doch. Willst du die Adresse von dem Kerl?« »Lass stecken, so tief am Boden liege ich noch nicht, dass ich mir was leihe«, erwidere ich leicht verbittert und atme einmal tief durch, ehe ich die Tür zum Büro aufziehe und durch das Lager zurück in den Verkaufsraum gehe. »Man sieht sich.« Q steht hinter dem Tresen und wirft mir einen unruhigen Blick zu. Wortlos gehe ich an ihm vorbei und verlasse den Laden. So, was nun D? Du brauchst jetzt dringend Geld und es ist kein Auftrag in Sicht. »Ich werde bestimmt nicht stören. Geld hab ich wirklich genug, ich weiß nur nicht wohin!« Warum kommt mir der Satz ausgerechnet jetzt in den Sinn? Will sich das Schicksal gerade über mich lustig machen?! Nein, nein, das wäre auch keine Möglichkeit gewesen, ich meine, wie soll das funktionieren? Er ist aus seiner Zone geflüchtet, schlimmer noch, er ist der Sohn vom Senator! Wenn die ihn bei mir in der Wohnung finden würden, dann habe ich mehr Löcher im Kopf als ein Fischernetz. Andererseits vermutet ihn ja keiner hier unten, die Scanner haben wir ja umgangen. Schwachsinn, was denkst du darüber nach, D? Der ist jetzt sowieso schon über alle Berge, also vergiss es. Das wäre auch keine Lösung für deine Probleme, auch wenn es dich kurzfristig aus der Misere ziehen würde. Aber mit jemandem zusammen zu leben endet nur im Chaos, ich spreche aus Erfahrung! Abgesehen davon habe ich keine Geduld mit Jugendlichen, ich bin eh schon ziemlich angenervt in letzter Zeit, da würde mir ein Untermieter gerade noch zu meinem Glück fehlen. Schweigend bleibe ich stehen. Wieso nur fühle ich mich jetzt wie der größte Dummkopf aller Zeiten? Vielleicht läuft er ja doch noch irgendwo herum? Blauäugig bist du ja, glaubst du allen ernstes der Kleine würde noch einmal freiwillig mit zu dir kommen, nachdem du ihn quasi vor die Tür gesetzt hast? Und überhaupt, der ist doch jetzt im Nachhinein bestimmt froh, dass er nicht länger auf so engem Raum mit einem Arsch wie dir hocken muss. Innerlich mit mir selber ringend kapituliere ich am Ende doch. Hilft alles nichts, ich muss ein oder zwei meiner Schusswaffen versetzen. Viel bringt es nicht, aber wenigstens könnte ich die Miete zahlen. Nur ohne meine Waffen bin ich aufgeschmissen. Mit einer allein komme ich nicht weit. Aber anders geht es jetzt nicht. Frustriert dränge ich mich durch die Massen zurück in Richtung Wohnblock. Du musst jetzt wirklich Prioritäten setzen, D. Du brauchst nur ein oder zwei Aufträge, dann kannst du dein Zeug wieder auslösen. Vielleicht vertick ich mein Sofa auch. Wäre nicht das Erste meiner Möbelstücke, das dran glauben muss. Um die Ecke biegend bleibe ich abrupt stehen. Das ist doch jetzt nicht wahr. Wie vom Donner gerührt betrachte ich den Typen, der gegen die Hauswand gelehnt am Boden sitzt, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hat und in einem Buch blättert. Er ist noch hier? Zweifelnd blicke ich auf gen Himmel. Ist das jetzt ein Zeichen oder wollt ihr mich verarschen? Langsam setze ich mich in Bewegung und bleibe nur wenige Zentimeter vor ihm stehen. Mein Schatten fällt über sein Buch und er schreckt leicht zusammen. »Wie viel?«, murmle ich und kann selbst nicht glauben, dass ich das jetzt tatsächlich frage. Dir ist echt nicht mehr zu helfen, D… du bist so was von fertig. Überrascht blickt er auf und sieht mich mit großen Augen an. Was denn? Hat er gedacht, dass ihn wer anders anspricht? Ein wenig ungläubig sieht er mich an, ehe er das Buch zuklappt und sich vom Boden aufrappelt. »Wie viel würdest du wollen?«, kommt die prompte Gegenfrage und ich weiß schon, warum ich Jugendliche nicht ausstehen kann. Anstatt einer klaren Antwort bekommt man eher eine Gegenfrage. Grummelnd blicke ich mich um. An den Fenstern steht niemand und auch sonst scheint keiner in der Nähe zu sein. Alle Welt versammelt sich wohl wirklich im Marktviertel. »Achtzig«, gebe ich knapp zurück und bin mal gespannt, ob er soviel dabei hat. Eigentlich kommt die Miete nur Sechzig, aber von irgendetwas leben muss ich ja schließlich auch. Überrascht blickt er mich an und öffnet seinen Rucksack. »Gut, Achtzig pro Tag ist okay.« WAS ZUM-?!? Achtzig am Tag? Hab ich mich da gerade verhört? Entsetzt blicke ich ihn an, als er seine Börse aus dem Rucksack zieht. Augenblicklich greife ich nach seinem Arm und er lässt seine Geldbörse zurück in den Rucksack fallen. »Nie - und ich wiederhole – Nie wieder holst du in der Öffentlichkeit dein Geld raus. Wenn erstmal jemand spitz kriegt, dass hier was zu holen ist, dann steigen die mir noch in die Bude!«, zische ich in einem warnenden Ton und ziehe unruhig seinen Rucksack zu. Ich glaube das ja nicht, diese verdammten Fourth! Verstimmt beiße ich mir auf die Zunge, um einen bissigen Kommentar zu unterdrücken. Wie ich es hasse. Diese unterschiedlichen Lebensstandards sind doch echt nicht mehr feierlich. Der tut ja geradezu so, als wären Achtzig Lans nichts weiter. Unser einer muss für diesen Betrag hart arbeiten. »Also… darf ich bleiben?«, fragt er nach kurzem Schweigen und ich blicke zu ihm auf. Sein blondes Haar fällt unter der Kapuze vor und ich gebe mir gedanklich einen Tritt in den Allerwertesten. Schlimmer kann es wirklich nicht mehr kommen. Und wenigstens bist du vorübergehend finanziell abgesichert, auch wenn es ein neuer Tiefpunkt in deinem Leben ist, dass du dich nun von einem Kind wie ihm abhängig machen lässt. Erwartungsvoll blickt er mich an und ich resigniere. Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl bei der Sache. Der Junge ist echt verrückt, dass er freiwillig bei mir bleiben will. »Vorübergehend.« Hoffentlich bereue ich das später nicht. tbc... Kommentar: So, das wars mal wieder. ^^° Hoffe es hat gefallen. Verbesserungsvorschläge und Kritik gern gesehen. Wer auf meine Mailingliste möchte, der kann mir gern bescheid geben. Schöne Woche noch. Baba -Neya- ("^^) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)