Vacuum City von -Neya- (the assassin and the boy) ================================================================================ Prolog: Human blood is all one colour ------------------------------------- Autor: -Neya- Fandom: Original, Vacuum City Genres: S-Fiction/Fantasy, Humor, Drama, Shonen-ai Kapitel: Epos Schreibstil: Präsens, Ich-Perspektive Zeit: ca. 1, 5 Std. Musik: Heat Guy J - The Tribe Note: Alles meins, meins, MEINS! Kommentar: Vacuum City entstand aus einer RPG-Story die ich mir ausgedacht habe, die aber nie umgesetzt wurde, daher habe mich dazu entschlossen Vacuum City als Story zu schreiben. Dies ist eines meiner wenigen größeren Projekte und ich hoffe mal, jemand hat Gefallen daran. ^^ Chara-Pics sind noch in Bearbeitung, werden aber, sobald diese fertig sind, in den Steckbriefen ergänzt. Hier mal der Prolog, ist leider nicht sehr lang. ,-, Für Fragen stehe ich jederzeit offen. Vacuum City Prolog: Human blood is all one colour [Gelbe Zone – Lokal “Rotten 7“] D 83 Worauf habe ich mich da nur wieder eingelassen? Diese Frage stelle ich mir an diesem Abend bestimmt schon zum x-ten Male, aber wirklich schlau werde ich aus meinem Verhalten nicht. Es ist nicht der erste Auftrag in dieser Zone, nur arbeite ich sehr ungern so nahe an der Grenze zum weißen Gebiet. Hier ist die Gefahr deutlich höher erwischt zu werden, als bei uns im blauen Bereich. Scheiße J, den nächsten Kunden, den du mir vermittelst, werde ich vorher gründlich prüfen. Angepisst ziehe ich eine Zigarette aus meiner Hosentasche und fummle an meinem Feuerzeug. Für solche Kindereien habe ich ehrlich gesagt keine Zeit, aber in diesem Fall stimmte der Preis einfach. Ein kurzer Blick auf meine Uhr, lässt meine eh schon beschissene Laune auf den Tiefpunkt sinken. Nichts zu sehen, der Kerl ist längst über der Zeit. Hoffentlich sind die Informationen, die dieser schmiere Typ mir gegeben hat, kein Fake. Meinen Pony beiseite schiebend, beobachte ich das mir gegenüberliegende Lokal “Rotten 7“. Sehr bequem ist es hier hinter den Müllcontainern nicht, von dem bestialischen Gestank, der von ihnen ausgeht mal ganz abgesehen. Angewidert rümpfe ich die Nase. Feiner Rauch steigt vor meinem Gesicht auf, als ich durch den Mund ausatme. Wollen doch mal sehen, was meine Verabredung so treibt. Das Fenster des Lokals näher analysierend, kneife ich mein linkes Auge zusammen. Manchmal behindert die normale Sehstärke doch gewaltig. Ein leises Surren geht von meinem rechten Auge aus, als das Fenster in greifbare Nähe rückt, als stünde ich direkt davor und beobachte das Geschehen durch die Scheibe. Allerdings könnte ich auf das sich mir dort bietende Schauspiel auch gut verzichten. Menschen sind echt ätzend, wenn sie besoffen sind. Das Gesicht verziehend lasse ich meinen Blick schweifen. Wo steckt der Kleine nur… Waa- »Drecksack«, schimpfe ich leise, als sich ein recht unförmiges Abbild eines Menschen vor das Fenster stellt. Klasse, soviel zum Thema Sichtbehinderung. Grummelnd lasse ich meinen Pony wieder ins Gesicht fallen und öffne mein linkes Auge. Resigniert nehme ich einen weiteren Zug von meiner Kippe, während ich in meiner Tasche herumfummle. Einen kleinen Chip herausziehend lehne ich mich mit dem Rücken gegen die kalte Steinmauer. Okay, gehen wir die Daten noch mal durch. Den Minichip vor mein rechtes Auge haltend lege ich ihn vorsichtig über die Iris. An dieses Kribbeln werde ich mich nie gewöhnen, aber wenigstens muss ich mich schon seit Jahren nicht mehr davon übergeben. Gut, was sagt die Akte über den Kleinen aus? Vor meinem inneren Auge taucht der Steckbrief meines Kandidaten auf und ich gehe die Angaben nochmals durch. Name: M 75 – männlich. Spezies: Mensch Normaler Durchschnittstyp - 19 Jahre alt, ausdrucksloses Gesicht und recht unauffällig, keinerlei Vorstrafen. Eigentlich jemand, den man sieht und wenige Sekunden später wieder vergessen hat. Anders als mein Auftraggeber, der scheinbar ein Problem damit hat, dass er mit seiner Privathure anbändelt. Meine Ohren zucken und ich entferne den Chip. Die Tür des Lokals geht auf. Vorsichtig schiele ich um den Container und beobachte einen brünetten Jungen, der ein wenig orientierungslos auf die Straße stolpert. Oh man Kleiner, in deinem Alter sollte man nicht soviel trinken. Du kannst ja kaum noch stehen. Kopfschüttelnd beobachte ich ihn, wie er volltrunken in eine Seitenstraße abbiegt. Na wunderbar. Nun läuft der Idiot auch noch in die Nähe der Grenztreppe. Fluchend warte ich, bis er aus meinem Sichtfeld verschwunden ist, ehe ich mich erhebe und über den Platz laufe. Um diese Uhrzeit ist so gut wie niemand mehr unterwegs, mit Ausnahme der Trunkenbolde und Zocker, die sich um ihr gesamtes Hab und Gut erleichtern wollen. Unauffällig biege ich ebenfalls um die Häuserecke. Das stetige Flackern einer defekten Straßenlaterne ist die einzige Lichtquelle in dieser Straße. Nur wenige Meter vor mir läuft er. Hält sich schwankend mit einer Hand an der Wand fest. Ein Blick nach hinten genügt und ich zücke mein 17er Schusseisen. Keine Sorge, es wird nicht lange dauern, ein gezielter Kopfschuss und du kriegst nichts mehr mit. [Weiße Zone – Grenztreppe] Ouzo Jetzt wo ich hier bin, werde ich nervös. So weit habe ich es noch nie geschafft. Die Grenztreppe liegt unmittelbar vor mir und ich blicke mich unruhig um. Niemand ist zu sehen, nur das regelmäßige Aufblitzen der Scanner ist im Dunkeln zu erkennen. Ob Gin schon gemerkt hat, dass ich mal wieder verschwunden bin? Eigentlich dürfte er es noch nicht mitbekommen haben, dafür habe ich seine Gewohnheiten in den letzten Wochen zu genau studiert. Aber spätestens, nachdem ich die Scanner durchschreite, wird der Alarm bei uns zu Hause ausgelöst, also ist es so gesehen gleichgültig, ob er es jetzt merkt, oder erst, wenn ich die Grenze zur gelben Zone passiere. Mir durch die Haare streichend hocke ich mich hinter einen kleinen Busch. Jetzt, wo ich es so weit geschafft habe, kann ich doch nicht mehr kneifen. Diese Schwäche würde ich mir bis in alle Ewigkeit vorwerfen. Einen Streifen Fizzy-Gum in den Mund schiebend versuche ich mein immer noch schnell schlagendes Herz zu beruhigen. Mir bleiben noch gute 12 Minuten, dann müsste Gin mit seinem Kontrollgang bei meinem Zimmer angelangt sein. Der Arme kriegt bestimmt wieder einen halben Herzinfarkt, wenn er das offene Fenster sieht, durch das ich abgehauen bin. Ein etwas wehleidiges Grinsen bildet sich auf meinem Gesicht. Tut mir leid, es ist nicht so, dass ich ihm Sorgen bereiten will, aber nach dem letzten Wutausbruch meines alten Herrn, habe ich keinen Bock mehr, wie eine Ratte im Käfig zu versauern. Ich kann eigentlich nur eines tun, wenn ich die Scanner passiert habe – rennen! Eine andere Chance habe ich nicht, es bis hinunter in die blaue Zone zu schaffen. Dort wird man mich bestimmt nicht so schnell finden... Warum nur bin ich so nervös? Meine Nerven liegen blank und mein Magen rebelliert. Seit Stunden habe ich nichts mehr gegessen. Aber lieber verhungere ich, als mit dem Flittchen meines Alten an einem Tisch zu sitzen. Erneut steigt die Wut in mir auf und ich erhebe mich. Ein letzter Blick zurück und ich laufe los. Ein Kribbeln durchzuckt meinen Körper, als ich die Scannerwand durchquere und die lange Treppe hinunter laufe. Nun müsste in unserem Haus der Alarm losgehen. Ein Schmunzeln ziert mein Gesicht, als ich wie besessen die Treppe hinunterstürme. Es ist ein eigenartiges, fremdes Gefühl, sich in die verbotene Zone zu wagen, der Nervenkitzel bringt mich regelrecht um den Verstand. Keuchend komme ich unten an, biege eilends in eine nahe gelegene Straße ein. Laufen, lauf schneller - bloß weg hier! Mein Herz bummert wie wild gegen meinen Brustkorb und meine Haare kleben mir im Nacken. Gott, ich schwitze richtig vor Nervosität. Ein kühler Wind weht mir entgegen und ich verliere so langsam die Orientierung in diesem Straßenwirrwarr. Die gelbe Zone ist leicht heruntergekommen, Häuser stehen eng beieinander, die Straßen sind schmal und alles wirkt irgendwie… grau und trostlos. So extrem habe ich mir den Unterschied nicht vorgestellt. Meine Schritte verlangsamend sehe ich mich genauer um. Irgendwie ziemlich unheimlich hier… und so still, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte. Schwer atmend bleibe ich stehen. Ich sollte mir demnächst vornehmen, mehr zu trainieren, meine Kondition ist ja echt lachhaft. Mir eine vorwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht pustend gehe ich weiter. Dieses Straßenlabyrinth ist schwer zu durchschauen, aber wenn ich mich geradeaus halte, müsste ich früher oder später die nächste Grenztreppe erreichen. Schritte. Ist da jemand? Vorsichtig schleiche ich mich heran und blicke um die Häuserwand, als ein leiser, dennoch eindeutiger Knall ertönt. Mit weit aufgerissenen Augen sehe ich eine schmale Gestalt zusammensacken. Der Geruch von Schießpulver liegt in der Luft und ich halte entsetzt den Atem an. Scheiße, der ist doch nicht etwa-? Eine weitere Person ist im schwachen Licht der Straßenlaterne zu erkennen und ehrlich gesagt, will ich nicht wissen, um wen es sich dabei handelt. Panik breitet sich in mir aus und ich laufe weiter. Der Kerl wurde erschossen, großer Gott, was geht denn hier ab? »HEY!«, schreit der Kerl hinter mir her und seine Schritte hallen auf dem steinernen Boden wieder. Der glaubt doch wohl nicht ernsthaft, dass ich stehen bleibe?! Vielleicht war die Idee, hierher zu kommen, doch nicht so gut und Vater hat am Ende doch recht gehabt. So habe ich mir meinen Ausflug nicht vorgestellt. Anstatt vor meinem Bodyguard zu flüchten, laufe ich nun vor einem Attentäter davon. Und zu allem Überfluss habe ich nicht einmal den geringsten Schimmer davon, wohin ich überhaupt laufe. Die Gassen hier sind so schmal und jede Straße gleicht der anderen, das reinste Labyrinth. Ein lautes Keuchen geht von mir aus, als ich einen Blick über die Schulter riskiere. Er ist weg. Habe ich ihn abgehängt? Oh Gott, mein Herz. Schwer atmend ringe ich nach Luft. Scheiß Kondition! Die Augen schließend atme ich tief durch und blicke mich um. Wie ausgestorben, kein Geräusch ist zu hören. Moment, hier riecht es nach Rauch… Zigaretten. Bewegungslos verharre ich an der Straßenecke. Eine Gänsehaut zieht sich über meine Arme und ich erschaudere. Ein Klickgeräusch ertönt hinter mir. Starr blicke ich geradeaus. Hinter mir… wie kommt der Kerl da hin? Er hat mich doch nicht überholt. Scheiße Ouzo, was hast du denn gedacht? Dass du dich hier verstecken kannst, wo du noch nicht einmal weißt, wo du bist. Leise höre ich seine Schritte hinter mir. Wenn man nicht genau hinhört, würden sie einem gar nicht auffallen. Weglaufen bringt nichts, was mach ich jetzt. Man kann hier aber auch nichts erkennen. Wieso gibt es hier so wenig Licht? Ich könnte heulen, wieso muss das ausgerechnet heute Nacht passieren? »Sorry, das ist nicht persönlich gemeint«, höre ich seine Stimme, die leise zu mir vordringt. Ein klammes Gefühl breitet sich in mir aus. Meine Handflächen sind feucht vor Angstschweiß und ein unangenehmes Kneifen breitet sich in meinem Magen aus. Der wird mich doch wohl nicht…? Mein Blick wandert panisch zur Seite und ehe ich mich versehe, greife ich ohne groß darüber nachzudenken nach einer der dort überquellenden Mülltonnen und schleudere sie auf die Gestalt hinter mir. [Gelbe Zone] D 83 Erschrocken springe ich zur Seite, dennoch erwischt mich der Deckel am Knie und ich gerate ins Stolpern. Was zum Henker? Ist der Kerl noch ganz gesund? Was schmeißt der hier mit einer Mülltonne nach mir! Gott, das stinkt ja noch bestialischer als die Container am Lokal. Bloß nicht zu tief durchatmen, sich jetzt zu übergeben wäre der totale Tiefpunkt des Tages. Die Zähne zusammenpressend knurre ich ihn wütend an. Na wunderbar, was kommt als nächstes? Ich hab doch gleich gewusst, dass die heutige Nacht voll in den Arsch geht, der Auftrag war ja schon der Witz der Woche, und nun wird man auch noch mit Mülltonnen attackiert. Hoffentlich ist niemand wach geworden, das laute Scheppern dürfte kaum jemand überhört haben. Meine Schusswaffe auf ihn richtend blicke ich mich um. In den Blocks gehen zumindest keine Lichter an, aber das hat nichts zu heißen. Die Leute hier sind neugierig, am Ende steht einer hinter der Gardine und beobachtet alles. Aber ich kann ihn nicht davon kommen lassen, er hat zuviel mitbekommen… »Scheiße«, schimpfe ich leise und trete gegen einen aus der Mülltonne gefallenen schimmligen Brotlaib. Nein, es hilft alles nichts, ich muss ihn kalt machen, aber nicht hier. Denk nach D, denk nach… Innerlich resignierend, gehe ich zwei Schritte auf ihn zu. »Abmarsch«, zische ich ihn an und winke mit meiner Knarre in Richtung Seitenstraße. Erstmal weg hier. Und wehe ihm, er krallt sich noch eine Tonne, dann breche ich ihm beide Arme. tbc... Kommentar: Kommis/Kritik wäre schön, da ich ja auch wissen muss, ob ich weiterhin hier hochladen soll, oder ob gar kein Interesse daran besteht. o.o Baba -Neya- ("^^) Kapitel 1: Little by little one goes far ---------------------------------------- Autor: -Neya- Fandom: Original, Vacuum City Genres: S-Fiction/Fantasy, Humor, Drama, Shonen-ai Kapitel: 1/? Schreibstil: Präsens, Ich-Perspektive Zeit: ca. 7 Std. über mehrere Tage verteilt Musik: Heat Guy J - The Tribe Note: Alles meins, meins, MEINS! Kommentar: So, endlich ist das 1. Chap geschafft. x__x *sterbz* Ich weiß, die Einleitung ist meistens etwas lahm, aber ich kann nunmal nicht so große Zeitsprünge und Szenenwechsel machen, da dann die Handlungen der Protagonisten nicht mehr nachvollziehbar sind. °^°" Zu den Kommentaren: @Kassi-chan: Also dagegen ist unsere Regierung der reinste Wohltäterverein. *hust* Naja, D würde ich nicht unbedingt als Pessimisten bezeichnen, sondern als dauerhaft schlecht gelaunt. xD; Aber man muss ihn einfach lieb haben. +.+ @beddl-cat: *lach* Dass die Fourth bisher Namen von alkoholischen Getränken haben, liegt daran, dass ich lange darüber nachgedacht habe, welche Namen nicht so häufig verwendet werden. Ich wollte mal ein paar nehmen, die ein wenig herausstechen. Und dann kam das am Ende bei raus. ^^ Wobei ich sagen muss, ich mag ihre Namen. (und dabei trinke ich das Zeug nicht mal °^°) Dimitjana: Freut mich, wenns dir gefällt. ^^ Hab auch etliche Versionen vom Prolog geschrieben, bin aber nie so wirklich zufrieden gewwesen. ü,ü Die momentane Version gefiel mir noch am besten. Wobei du den mangelden Buchstabensalat meinem Beta zu verdanken hast. x__x *ich bin immer so schluderig* Naoki-chan: Oh, da liegt ein Missverständnis vor. Mein RPG-Partner hat mit der Story absolut nichts zu tun, da das RPG nie umgesetzt wurde. Es war nur eine Idee meinerseits, aber die konnte ich dann doch besser so umsetzen. (wenn man RPG spielt, kann man nicht verhindern, dass der andere Spieler den von dir erfundenen Chara OOC macht) Aye, ich bin die Komma-Queen. Ich setze mind. ein Dutzend Kommas zuviel, weil ich immer denk, da könnt noch eins hin. xD; (mein Beta frisst die aber jedes mal wieder auf) ramirez21: Aye, ich hoffe, dass mein Zeichner demnächst Zeit findet, um sich daran zu setzen. (hat eben Abi und daher dürft es noch etwas dauern - aber ich hab ja Zeit °-°) Aye, ich kann es auch nicht ab, wenn ein Text in Fehlern versinkt, weil man sich dann kaum noch auf den Inhalt konzentrieren kann, da man im Hinterkopf noch an den Fehlern knabbert. x__x# Interceptor: xD Na ich will man hoffen, dass ich daraus das machen kann, was ich mir bereits zusammen gesponnen habe. Genügend Notizzettel habe ich hier ja rumfliegen. <-<' Aber ich kenn mich ja, mittendrin werfe ich Handlungen wieder über den Haufen. Aber solange es den Lesern nicht zum Hals raushängt, bin ich da positiv eingestimmt. *gg* Ich dank euch für die Kommis *nuffz* (\(° ^ °)/) Viel Spaß beim 1. Chap. Vacuum City Part I: Little by little one goes far D 83 Als der Kerl langsam an mir vorbei geht, breitet sich ein ungutes Gefühl in meiner Magengegend aus. Der ist ja mindestens einen Kopf größer als ich! Was für ein Riese! Ich mit meinen gerade mal 1,54 Meter Körpergröße, fühle mich gerade gewaltig angegriffen. Leicht angepisst, starre ich ihn an, kann aber nicht viel von seinem Gesicht erkennen. Wieso trägt der Typ bei dieser Hitze eine Kapuze? Der hat bestimmt Dreck am stecken, sonst würde er nicht versuchen, sein Gesicht zu verbergen. Ich seufze innerlich. Was für eine Nacht. Ich mache drei Kreuze, wenn ich die Angelegenheit hinter mir habe und endlich in meinem Bett liege. »Schlaf nicht ein«, zische ich leise und verpasse ihm einen leichten Schubs, sodass er ins Stolpern gerät. Was schleicht der hier so langsam vor mir her? Hofft er etwa darauf, dass irgendjemand auftaucht, um ihm zu helfen? Lachhaft, als würde sich hier irgendjemand um das Wohlergehen anderer Leute kümmern. Das einzige, worin die Leute hier gut sind, ist im Anschwärzen anderer. Scheiße, ich habe eh nur noch wenig Munition, nun muss ich auch noch eine Einheit davon für diesen Idioten vergeuden. Meine finanziellen Mittel sind eh schon begrenzt, da kann ich es mir nicht erlauben, mit Kugeln rumzuaasen. Wenn es nicht unter meiner Würde wäre, dann würde ich seinen Rucksack nach Geld durchwühlen… andererseits, er kann mit dem Zeug eh nichts mehr anfangen, wenn ich ihn entsorgt habe. Abrupt bleibe ich stehen. Herr Gott D, pass gefälligst besser auf, du grübelst immer dann, wenn es am wenigsten angebracht ist! Beinahe wäre ich ihm hinten rein gelaufen. Aber wieso bleibt er jetzt stehen? So langsam aber sicher reißt mir der Geduldsfaden. »Haben wir ein Problem da vorne?«, knurre ich ihn an und drücke ihm meine Knarre zwischen die Schulterblätter. Er zuckt sichtlich zusammen, was meinem angekratzten Ego sogleich einen kleinen Pusher versetzt. Tja, Größe allein, ist in diesem Falle nun mal nicht entscheidend. »Links oder rechts?«, vernehme ich seine leise Stimme und hebe verdutzt eine Augenbraue. Was ist denn mit seiner Stimme? Klingt ja wie ein Kind. Für einen Moment halte ich inne. Besser wird es wohl sein, wenn wir weiter runter gehen. Hier in der gelben Zone ist es mir nun zu unsicher, abgesehen davon, schert sich unten kein Schwein darum, ob jemand tot im Straßengraben liegt oder nicht. »Links«, gebe ich knapp zurück und er setzt sich wieder in Bewegung. Ich kann seinen Kopf rattern hören, bestimmt überlegt er, wie er sich aus der Affäre ziehen kann. Glaub mir, ich würde auch gern darauf verzichten dich abzuknallen, die Kugel bist du mir gar nicht wert. Aber ich kann mir nun einmal keine Augenzeugen leisten… Er holt tief Luft, als wolle er etwas sagen, bringt aber kein Wort heraus. Dafür aber höre ich etwas anderes, das Knurren seines Magens. Seine Hände schlingen sich um seinen Bauch und er geht ein wenig gebückter. Na das Hungerproblem dürfte sich in wenigen Minuten erledigt haben, also kann der Penner mir direkt dankbar sein. D, du bist manchmal wirklich zu sozial. Nach gut einer Dreiviertelstunde Fußmarsch gelangen wir immer näher an die Grenztreppe. Wurde aber auch Zeit. Mit so langen Beinen so lahmarschig zu sein, das geht mir nicht in den Kopf. Die ersten intakten Straßenlaternen seit langem. Endlich erkennt man mal wieder etwas, aber so wirklich wohl fühle ich mich dabei nicht. Licht bedeutet immer, dass man schneller entdeckt wird. Mein Blick wandert über seine Rückfront und mein Verdacht bezüglich seiner Körpergröße wird immer eindeutiger. Der ist doch mindestens 1,90 Meter groß. Nervös blicke ich mich um. Hier ist es mir definitiv zu hell, die dunklen Gassen waren mir doch lieber. Sein Atem geht schwer und unregelmäßig, als er stehen bleibt und leise vor sich hinmurmelt. »…wie viel …«, höre ich heraus und hebe eine Augenbraue. »Wie viel?«, wiederhole ich und bleibe ebenfalls stehen. Meine inneren Alarmglocken schrillen los und ich löse die Sicherung an meiner Knarre. Was hat er jetzt vor? Irgendwelche Mülltonnen hat er dieses Mal nicht zur Verfügung, um nach mir zu werfen. »Wie viel müsste ich zahlen, damit du mich nicht erschießt?«, wiederholt er seine Frage, die nun auch vollständig bei mir ankommt. Ein sachtes Schmunzeln ziert meine Lippen und ich muss den aufsteigenden Lachanfall unterdrücken. Will er jetzt etwa mit mir verhandeln? Einen verächtlichen Laut von mir gebend fahre ich durch meine kurzen Haare. »Soviel hast du nicht. Abgesehen davon, geht es hier nicht ums Geld, du hast zu viel gesehen«, erwidere ich desinteressiert und betrachte ihn leicht amüsiert. Zugegeben, dass mich jemand so ruhig fragt, ob er mich bezahlen kann, damit ich ihn durchkommen lasse, ist mir auch noch nicht untergekommen. »Ich sage bestimmt nichts«, entgegnet er leicht panisch und dreht sich zu mir um. Sein Gesicht ist feucht und seine Augen gerötet. Hat der Kerl etwa geweint? Habe ich gar nicht bemerkt. Nun im Licht der Straßenlaternen, kann man ihn viel besser erkennen. … der ist ja wirklich noch ein Kind. Der Größe nach zu urteilen, hätte ich den viel älter geschätzt. Weiße Haarsträhnen hängen in seinem Gesicht und mir wird auf einmal leicht schwarz vor Augen. Gott verdammte Scheiße, das kann doch jetzt nicht wahr sein! Wie zur Salzsäule erstarrt, sehe ich mein Gegenüber an, der mich nun ein wenig perplex mustert. Sich über die Augen wischend blinzelt er kurz und leckt sich über die Unterlippe, die er sich scheinbar während unserer kleinen Wanderung aufgebissen hat. »Alles in Ordnung?«, fragt er vorsichtig und ich weiche einen Schritt zurück. Na der hat Nerven, ich bin derjenige, der hier die Waffe in der Hand hält, wieso erkundigt er sich dann nach meinem Befinden? Dieses Gesicht… D, du hast hier jetzt nicht wirklich die ganze Zeit den Sohn des Senators vor dir hergeschubst, das kann nicht wahr sein! Dass der Kerl ein Fourth ist, das ist nun klar. Die Größe und die Haare sind zu eindeutig… aber da ich noch nicht sehr viele von denen gesehen habe, kann es sich auch nur um eine, zugegeben erheblich große Ähnlichkeit handeln. Ich schlucke schwer und räuspere mich leise. »Kapuze runter«, murmle ich verbissen und bete innerlich, dass ich mich täusche, dass es sich hierbei nicht um die Person handelt, die ich gerade vor Augen habe. Erschrocken sieht er zu mir hinunter und ich verziehe angepisst das Gesicht. »Und starr nicht von oben auf mich herab!«, fauche ich wütend und würde jetzt am liebsten gegen irgendetwas treten. Ich könnte ausrasten vor Wut, wieso muss immer ich das Pech haben, an Leute zu geraten, denen man besser aus dem Weg geht? Zögernd zieht er sich die Kapuze vom Kopf und das letzte bisschen Hoffnung in mir, verpufft vor meinen Augen. Widderhörner… herzlichen Glückwunsch D, du kannst dir jetzt gleich die Kugel geben! Wenn man dich mit ihm erwischt, dann hast du die längste Zeit Luft geholt! Ouzo Ich hätte es mir eigentlich denken können, dass er so reagiert, nachdem er meine Hörner gesehen hat. Dass diese Form nur in meiner Familie vertreten ist, ist allseits bekannt, demnach dürfte klar sein, dass er nun weiß, wer ich bin. Trotzdem, ein wenig erleichtert bin ich nun doch. Zwar wollte ich mich nicht outen, aber in diesem Falle hat mir meine Herkunft den Arsch gerettet. Scheinbar setzt ihm die Tatsache, dass mein Vater das Stadtoberhaupt ist, gewaltig zu. Neugierig betrachte ich den kleineren Mann vor mir. Ich habe noch nie einen Soom aus der Nähe gesehen. Mein Herz pocht schneller und ich komm nicht drum herum, trotz dieser recht paradoxen Situation, ihn interessiert zu mustern. Soom's sind wirklich klein, er geht mir ja gerade mal bis zu den Schultern. Spitze Ohren wie ich, dunkle Haare, leichter Drei-Tage-Bart. Nur wieso hat er auf der einen Seite die Haare so lang? Wie alt er wohl ist? Trotz der kindlichen Größe, hat er ein recht maskulines Erscheinungsbild. Kraft hat er, das habe ich vorhin schon gemerkt, als er mich vor sich hergeschubst hat. »Hör auf mich anzustarren!«, grummelt er angriffslustig und ich zucke leicht zusammen. Scheint leicht reizbar zu sein der Gute, die Frage ist nur, was hat er jetzt vor? Erschießen wird er mich allem Anschein nach nicht mehr, das dürfte für ihn zu große Konsequenzen haben. Sollte er mich jetzt allerdings laufen lassen, rechnet er damit, dass ich ihn verpfeife. Nachdenklich ziehe ich die Stirn kraus. Wie kann ich jetzt meinen Vorteil daraus ziehen? Ich will auf keinen Fall zurück, dafür bin ich schon viel zu weit gekommen. Aber mein Problem liegt eindeutig darin, dass ich mich hier absolut nicht zurecht finden werde. Allein schon die gelbe Zone war das reinste Straßenwirrwarr, wie wird es dann erst ganz unten, in der blauen Zone sein? Da wird der Sicherheitstrupp mich ja gleich erwischen. Ich habe keine Zeit, die suchen garantiert schon nach mir. Einfacher ist es natürlich, wenn ich mich an jemanden halte, der sich dort auskennt. Abermals wandert mein Blick über die kleine Gestalt vor mir und ich weiß nicht, ob es reine Verzweiflung oder Größenwahn ist, was ich mir gerade in meinem Kopf zusammen spinne. Ich atme einmal tief durch. »Nimmst du mich mit runter?« D 83 Ungläubig starre ich den Jungen an. Was zum-? Ist der noch ganz dicht? Ich soll ihn mit runter nehmen in die blaue Zone? Von was träumt er eigentlich nachts? »Und mich dann wegen Entführung anklagen lassen? Vergiss es!«, entgegne ich gereizt und blicke mich unruhig um. Scheiß Straßenlaternen! Es ist zu hell. Wenn uns hier jemand sieht, dann Gnade mir Gott. Schnurstracks laufe ich in die nächstgelegene Gasse. Das kann doch alles nicht wahr sein. Und wer ist schuld daran? J und sein dämlicher Kunde! Hätte ich diesen hirnverbrannten Auftrag doch nie angenommen. Dann hätte ich halt ein paar Tage lang gehungert, aber wäre jetzt wenigstens aus dem Schneider. Schnelle Schritte sind hinter mir zu hören und lassen mich aus meinen Gedanken fahren. Ich glaube, ich spinne! »Mach, dass du weg kommst«, bringe ich gehetzt hervor. Das fehlt mir gerade noch. Ich hab ihm schließlich eine Knarre in den Rücken gedrückt und er läuft mir jetzt trotz allem hinterher? Der Junge hat wohl zu viel dünne Luft in seiner Zone eingeatmet. »Aber ich muss nach unten. Man sucht mich bestimmt schon.« Ja eben drum ja! Gerade weil man dich sucht, sollst du dich von mir fern halten, du Idiot! Gedanklich mit dem Kopf gegen die Wand rennend, atme ich mehrmals tief ein und aus. Ganz ruhig bleiben D, behalt bloß einen klaren Kopf. Wenn du jetzt losläufst, kannst du ihn ohne Probleme abhängen. Der hält nicht mit dir mit! »Ist das mein Problem? Und nun verschwinde!« Verstimmt zücke ich erneut meine Waffe und drücke sie gegen seine Stirn. Kapier es Junge, du bringst mich in Teufels Küche, also sieh zu, dass du deinen Arsch von mir wegbewegst. Seine Haarfarbe wird dunkler, das Weiß verschwindet und wird überdeckt von einem dunkelblonden Ton. Fasziniert beobachte ich die Wandlung. So etwas einmal nah mitzuerleben, hat schon was. Aaah, was denkst du hier! Hast du sonst keine Probleme? Ein selbstgefälliges Grinsen schleicht sich auf seine Lippen und ich starre ihn perplex an. »Du erschießt mich doch sowieso nicht«, meint er lächelnd und ich merke, wie mein linkes Augenlid anfängt zu zucken. Hat der Mensch noch Töne?! Die Waffe tiefer gleiten lassend richte ich sie nun gegen sein Knie. »Nein, aber dir in die Gliedmaßen zu schießen wäre auch eine Möglichkeit.« Etwas verunsichert, blickt er hinab auf mein Schusseisen. War ja klar, große Klappe und nichts dahinter. Typisch Jugendliche. »Und wenn ich dich verrate?«, fragt er so ruhig er es in seiner Lage zustande bringt und versetzt mir einen verbalen Schlag ins Gesicht. D, du sitzt in der Zwickmühle. Lässt du ihn abhauen, bist du erledigt. Knallst du ihn ab, bist du ebenfalls am Arsch. »Das ist doch-«, fluche ich verzweifelt und lasse die Pistole sinken. Ich kann es drehen und wenden wie ich will. Alles läuft auf dasselbe Ergebnis hinaus. Eine Weile schweigen wir. Mir tut der Kopf weh. Eine Zigarette aus meiner Hosentasche fummelnd stecke ich sie mir zwischen die Lippen. Erstmal eine rauchen, sonst platzt mir der Schädel weg. Angespannt ziehe ich an dem Glimmstängel und puste den Rauch in die stickige Nachtluft. Wenn sie hinter ihm her sind, dann dürfte es nicht mehr lange dauern, bis sie auch hier unten anlangen. »Wenn du mich mitnimmst, verrate ich nichts«, sagt er plötzlich und ich blicke auf. So etwas kackfreches ist mir schon ewig nicht mehr unter gekommen. Grummelnd starre ich ihn an. »Ist dir überhaupt klar, worauf du dich hier einlässt?«, erwidere ich zweifelnd. »Ich glaube, in dem Fall hast du mehr zu verlieren als ich«, gibt er knapp zurück und dreht sich nervös um. Wenn ich eines hasse, dann ist es das Gefühl der Unterlegenheit und in diesem Falle kotzt es mich noch zusätzlich an, dass ich vor einem Kind wie ihm nun den Kürzeren ziehe. Überleg ein bisschen schneller D, wenn die schon auf der Suche nach ihm sind, dann wird es nicht mehr lange dauern, bis sie hier ankommen. Ich resigniere. Gereizt blicke ich zu ihm auf. Wieder kaut er auf seiner Lippe, man merkt ihm an, dass er unter einem immensen Druck steht. »Ich bring dich runter… wenn wir da sind, verpisst du dich Kleiner«, murre ich kapitulierend. Im Moment ist das für mich wirklich die beste Variante. Wenn ich ihn hier lasse, bin ich dran, da er die Klappe nicht hält. Abknallen ist auch nicht drin, also fahre ich wohl am besten, wenn ich ihn runterschleppe und mich dann aus dem Staub mache. Er hat ja dann, was er wollte. Ein Strahlen breitet sich in seinem Gesicht aus und er nickt erleichtert. Meine Güte Junge, was treibt einen wie dich dazu, in ein Drecksgebiet wie die blaue Zone zu wollen? Bei seinem politischen Stand muss er doch ein Leben führen, wovon wir nicht einmal träumen können. Gut, dir kann es egal sein D, das geht dich nichts an. »Dann sieh zu, dass du mithältst.« Mit diesen Worten setze ich mich in Bewegung und laufe die schmale Gasse entlang. Es geht zunehmend bergab, also sind wir demnach gleich an der Grenztreppe. Hinter mir höre ich seine Schritte und endlich legt der Junge mal einen Gang zu. Nur wie bekomme ich ihn über die Treppe? Die Scanner dürften ihn sofort erfassen und dann wissen die sowieso, in welcher Zone er sich gerade aufhält. Meine Schritte verlangsamend bleibe ich schließlich stehen. Keuchend kommt er bei mir an und verschnauft. Fragend blickt er mich an, während ich mir gerade den Kopf darüber zerbreche, wie ich es anstelle, die Scanner zu umgehen. Gut, für mich wäre das kein Problem, ich hab meine Mittel und Wege an ihnen vorbei zu kommen, aber wie sieht es mit ihm aus? So wie seine Kondition ist, zweifle ich stark daran, dass er so weit springen kann und am Ende unbeschadet landet… »Was ist los?«, fragt er ungeduldig und ich werfe ihm einen säuerlichen Blick zu. »Lass mich raten, die gelbe Grenztreppe hast du durch die Scanner passiert«, frage ich ihn, wobei ich mir die Antwort bereits denken kann. Sein unschuldiges Nicken lässt mich genervt aufstöhnen. »Wenn wir die Scanner an dieser Treppe umgehen, geht man davon aus, dass du dich weiterhin in der gelben Zone befindest… und wir haben unten unsere Ruhe.« »Die Scanner kann man doch nicht umgehen«, entgegnet er verdutzt und ich grinse sacht. Natürlich, normalerweise kann man sie auch nicht umgehen. Sobald man eine Treppe passiert, wird man automatisch gescannt, außer man kennt - so wie ich - einen anderen Weg, auch wenn dieser ein wenig holperig ist. Es ist gut zu wissen, dass diese Fourth davon ausgehen, dass man die Zonen nur wechseln kann, indem man durch die Scanner geht. Dass man diese umgehen kann, brauchen die nicht zu ahnen. Wir werden eh schon dauerkontrolliert, da müssen die nicht noch eine Lücke im System finden. »Ich hoffe du kannst weit genug springen«, ist mein ganzer Kommentar und ich laufe auf das letzte Gebäude zu, das sich unmittelbar an der Grenztreppe befindet. Die Scanner verlaufen auf den oberen drei Stufen und bilden eine Höhe von ca. 5,65 Metern. Das Gebäude selbst, eine recht heruntergekommene kleine Absteige, hat eine Höhe von ca. 7 Metern. So gesehen ist es ganz einfach. Wir müssen aufs Dach steigen, Anlauf nehmen und springen. Der Abstand zwischen Dachkante und der dritten Treppenstufe beträgt ungefähr 5,5 Meter, vielleicht ein bisschen weniger. Für mich ist es kein Problem dort rüber zu kommen, aber ob der Junge so viel Kraft in den Beinen hat, dass er es über die Scanner schafft? Vor dem Block anhaltend blicke ich mich nach ihm um. So wie es aussieht, scheint er nicht so ganz zu begreifen, was er jetzt hier soll. Ich hab auch keine Lust mit ihm zu diskutieren, wer weiß, wo sich der Suchtrupp schon befindet. Mich an der Regenrinne festhaltend krabble ich nach oben. Die Wände sind rau und löcherig, man kann sich demnach gut mit den Füßen daran festhalten, ebenso gut kann man sich auch böse die Haut vom Fleisch reißen, sollte man abrutschen. Ein kurzer Blick über die Schulter und ich kriege schon wieder einen Wutanfall. Was steht der Kerl da unten und gafft? Schweigend deute ich ihm mit einer ruckartigen Kopfbewegung an, mir zu folgen. Der leicht verzweifelte Gesichtsausdruck von ihm, lässt meinen Glauben, dass er den Sprung heil übersteht, erheblich schwinden. Nachdenklich blicke ich mich um. Die Notfallleiter ist oben gesichert, wenn ich die runter lasse, löst das zuviel Lärm aus und den können wir nun absolut nicht gebrauchen. Mit einer Hand winke ich ihm zu, dennoch rührt er sich nicht vom Fleck. »Ich bin doch zu schwer, die hält mich doch nicht«, ruft er mir zu und ich stehe kurz davor, ihm etwas an den Kopf zu werfen. Ich würde noch lauter rumbrüllen du Schafskopf! Mir den Zeigefinger vor den Mund haltend zische ich ein tonloses PSCHT und klettere weiter nach oben. D, da hast du dir was aufhalsen lassen. Das ist doch echt nicht zu fassen. Kopfschüttelnd ziehe ich mich über die Dachkante nach oben. Was hier alles an Müll herumliegt ist echt widerlich. Die Nase rümpfend lehne ich mich über die Kante, wo er endlich mal Anstalten macht, es wenigstens zu versuchen. Unsicher klammert er sich mit den Händen an die Rinne und sucht mit seinen Füßen Halt. Wäre die Lage nicht so ernst, würde ich jetzt anfangen zu lachen. Wie kann man nur so ungeschickt sein? Amüsiert beobachte ich seine Bemühungen die Wand hoch zu kraxeln. Als er es bis zum Fensterbrett schafft, hält er inne. Seine Schuhe sind nicht gerade geeignet für derartig sportliche Aufgaben. Na komm schon, die andere Hälfte schaffst du auch. Die Rinne hält dich schon. Mag ja sein, dass er groß ist, aber von der Figur her ist er eher schlaksig. Absolut kein Muskelaufbau zu erkennen. Ich frage mich, was diese Fourth den lieben langen Tag tun. Ungeduldig warte ich ab. Ein leises Knarren geht von der Halterung der Rinne aus und meine Ohren zucken alarmierend. Die wird sich doch jetzt wohl nicht von der Wand lösen? Mich weiter über die Kante lehnend, strecke ich nun eine Hand nach ihm aus. »Nun mach schon«, fauche ich gehetzt und beuge mich weiter vor. Wir haben hier nicht alle Zeit der Welt Junge, das dürftest du doch am besten wissen. Sein Gesicht ist angespannt und die Anstrengung ist kaum zu übersehen. Nach einer schier endlos langen Zeit, kriegt er endlich meine Hand zu fassen. Mich mit den Füßen gegen den Dachvorsprung stützend ziehe ich ihn weiter hoch. Wehe er lässt jetzt die Rinne los, dann machen wir nämlich beide einen Abflug, weil halten kann ich ihn auch nicht. Mühsam schafft er das letzte Stückchen und lässt sich erschöpft auf den Boden sinken. Mir über die Hand reibend blicke ich zu ihm hinunter. »Nun mach dich nicht lächerlich. Das bisschen Klettern«, murmle ich genervt und massiere mir die Schläfen. Mein Kopf tut weh. Wann habe ich das letzte Mal gespritzt? Definitiv vor zu langer Zeit, ich brauch unbedingt eine Dosis. Nikotin tut es nämlich auch nicht mehr, um dieses lästige Pochen in meinem Hinterkopf auszublenden. Leicht beschämt rappelt er sich schließlich auf und klopft sich über die Hose. »Und was machen wir hier oben?«, erkundigt er sich und ich deute nur mit einer Hand in Richtung Dachkante. »Springen.« Ouzo Bitte was? Habe ich was an den Ohren, oder hat der Kerl wirklich gesagt, dass ich vom Dach springen soll? Und dafür mühe ich mich ab und klettere hier hoch? Ich dachte, dass ich jeden Augenblick falle und nun soll ich mal eben so runter springen? »Nicht dein Ernst«, gebe ich schockiert zurück, aber sein Gesicht sagt etwas anderes aus. Für ihn scheint es das Normalste auf der Welt zu sein, dass er vorhat, von hier hinunter zu springen. Wie denkt er sich das denn? Dort unten ist doch nichts worauf man landen kann, außer dem harten Steinboden. Da breche ich mir doch alle Knochen. Scheiße Ouzo, hast du ernsthaft geglaubt, dass eine Flucht so einfach ist? Erst jetzt wird mir so richtig bewusst, dass ich mir keine so großen Gedanken darüber gemacht habe, wie ich eigentlich bis ganz nach unten komme ohne erwischt zu werden. Ich bin einfach abgehauen, irgendwie komme ich schon ans Ziel, das war meine Einstellung. Naiv, wirklich naiv. Leise stöhnend fahre ich mir durch die Haare. Wenn ich die Scanner umgehe, dann sucht man mich unten nicht, damit hat er ja schon recht. Aber dass das nun bedeutet, dass ich von hier oben aus rüber springen muss, das hätte er mir ruhig vorher sagen können. Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe und blicke zu ihm hinüber. Wenn er es mit seiner Größe schafft, dann müsste ich doch erst recht keine Probleme damit haben. Was mich mehr beunruhigt als der Sprung, das ist die Landung. »Wenn du fertig bist, kannst du ja nachkommen«, sagt er plötzlich und dreht sich um. Verdattert beobachte ich ihn, wie er an das andere Ende des Daches läuft und von dort aus losrennt. Alles geht ziemlich schnell, er stürmt an mir vorbei, drückt sich mit aller Kraft vom Rand ab und verschwindet in der Dunkelheit. Erschrocken laufe ich zum Dachrand und starre hinunter. Eine dunkle Silhouette ist zu erkennen, die ein paar Treppenstufen hinunter kullert und dann aufsteht, als wäre nichts gewesen. Ein dicker Kloß bildet sich in meinem Hals. Trotz der Dunkelheit kann ich erahnen, wie tief es nun hinunter geht. Ich schlucke schwer und zögere. Will ich das wirklich riskieren? Will ich wirklich ein paar Prellungen und Knochenbrüche riskieren, nur um meinem Vater zu zeigen, was ich von seinem übertriebenen Kontrollwahn halte? Lasse ich mich dieses Mal erwischen, liegt die Chance, dass ich es noch einmal bis hierher schaffe, unter 1 %. Gin wird dann wahrscheinlich nicht mehr von meiner Seite weichen, am Ende halst der Alte mir noch weitere Leibwächter auf. Während ich darüber nachsinne, bewegen sich meine Beine wie von selbst ans Ende des Daches. Dort angekommen, bleibe ich stehen und blicke hinauf in den schwarzen Nachthimmel. Kein Stern ist zu sehen, alles liegt im Dunkeln verborgen. Sei kein Feigling Ouzo, lauf schon! Ein letztes Mal tief durchatmend renne ich los. Lauf weiter, brems bloß nicht ab, denk nicht nach! Nicht denken, bloß nicht denken, spring einfach! Spring! In dem Moment, als meine Füße sich vom Dach abdrücken, wird mir schwarz vor Augen. Der Wind schlägt mir ins Gesicht und ich breite meine Arme aus. Freier Fall, nichts um dir herum, dass dich hält oder irgendwie abbremst. Übelkeit breitet sich in meinem Magen aus, als ich im nächsten Sekundenbruchteil einen stechenden Schmerz in meiner Schulter spüre, da mein Körper auf die harten Treppenstufen knallt. Einen erstickenden Laut von mir gebend beiße ich die Zähne zusammen, um jetzt bloß nicht aufzuschreien. Dieser Schmerz zieht sich durch meinen gesamten Arm und meine Augen werden glasig. Mir ist schlecht. Richtig, richtig schlecht. Ich will mich am liebsten übergeben. Keuchend halte ich mir die Schulter und öffne die Augen. Ein Paar Schuhe vor mir anstarrend blicke ich mit Schmerz verzogenem Gesicht auf. Was grinst der Kerl so dämlich? »Respekt, hätte nicht geglaubt, dass du springst«, vernehme ich seine Stimme, die hohl in meinen Ohren widerhallt. Bitte? Wieso lässt er mich erst aufs Dach steigen, wenn er von vorn herein davon ausgegangen ist, dass ich es sowieso nicht schaffe? Wütend und schniefend rapple ich mich auf, meine pochende linke Schulter dabei umklammernd. Ich habe kaum noch ein Gefühl in meinem Arm. Schweiß steht mir auf der Stirn und ich atme mehrmals tief ein und aus. Wenn du dich jetzt noch übergeben musst, dann ist die Sache für dich gelaufen. Sollen sie mich doch einfangen, so beschissen wie jetzt habe ich mich noch nie gefühlt. »Soll ich sie dir einrenken oder bist du glücklich so?«, fragt er schließlich und ich blicke wimmernd zu ihm hinüber. Ob ich so glücklich bin?!? »Du bist wohl bescheuert!«, fahre ich ihn an und versuche zu verhindern, dass ich jetzt anfange zu heulen. Arschloch… So ein blödes Arschloch! Die ersten Tränen kullern über meine Wangen, als ich versuche, meinen Arm zu bewegen. Ich höre ihn leise seufzen und spüre ein Stück Tuch an meiner Wange. Perplex öffne ich die Augen und sehe ihn fragend an. »Beiß da drauf«, sagt er nur und drückt das Tuch gegen meinen Mund. Ohne das zu hinterfragen, folge ich seinem Befehl, auch wenn mir nicht ganz wohl bei der Sache ist. Spätestens in dem Moment, in dem er meine Hand von der Schulter weg schlägt, breitet sich wiederum Panik in mir aus. Ich kneife die Augen fest zusammen und beiße in das nach Schießpulver stinkende Tuch. Wenn nicht von dem Schmerz, dann muss ich mich von diesem Geruch übergeben. Seine Hände positionieren sich auf meinem Körper und ein unangenehmes Knackgeräusch ertönt, als er ruckartig meine Schulter wieder einrenkt. Mir wird schwummerig. Vor Schmerzen keuchend, sacke ich zusammen und beiße weiterhin in das Tuch, das von meinem Speichelfluss schon ziemlich feucht ist. Scheiße tut das weh. Er bückt sich vor mich und zieht mir das Tuch aus dem Mund. Augenblicklich fange ich an zu würgen, aber es kommt nichts hoch. Mein Gesicht ist bestimmt kalkweiß. Leicht benommen sehe ich ihn an. Seinen Blick kann ich nicht deuten, aber trotzdem würde ich ihm jetzt am liebsten an den Hals springen. »Nun übertreib es nicht. An so was ist noch niemand gestorben«, meint er abwertend und erhebt sich. Na herzlichen Dank für das Mitgefühl… Schniefend stehe ich vom Boden auf. Mein Kreislauf spinnt und ich taumle ein paar Stufen hinunter. Ich hab es geschafft, ich bin über die Scanner gesprungen. Würde mir nicht alles wehtun, könnte ich mich direkt darüber freuen. Momentan ist die Reue größer als das Glücksgefühl… Schweigend steige ich die lange Grenztreppe hinunter. Wenn ich jetzt anfange zu laufen, dann kippe ich um. Mein Herz hämmert im schnellen Takt gegen meinen Brustkorb und ich bekomme nur schwer Luft. »Hey, nicht so schnell«, rufe ich ihm hinterher. Wieso wartet der Kerl denn nicht? Mühsam versuche ich ihm zu folgen. Mir tut alles weh, meine Beine sind wacklig und mir ist immer noch flau im Magen. Ruckartig bleibt er stehen und dreht sich zu mir um. »Du bist hier, das war der Deal. Der Rest geht mich nichts mehr an«, gibt er leicht genervt zurück und geht weiter. Erschrocken sehe ich ihm nach. Er will mich hier alleine lassen? Wo soll ich denn jetzt hin? Es ist mitten in der Nacht. »Warte mal! Wo soll ich denn bleiben?!« Gehetzt beiße ich die Zähne zusammen und laufe ebenfalls los. Scheiß auf den Schmerz, ich will jetzt nicht mutterseelenallein hier auf der Treppe stehen, ohne einen Anhaltspunkt, wo ich die Nacht verbringen kann. »Halt, warte doch! Ich bezahle dich auch«, keuche ich verzweifelt und biege kurz nach ihm in eine Seitenstraße ein. Gott, wenn ich angenommen habe, dass in der gelben Zone die Häuser eng beieinander stehen und einen herunter gekommenen Eindruck erwecken, dann weiß ich nicht, wie ich diesen Zustand beschreiben soll. Diese Wohnblocks sehen aus, als würden sie jeden Augenblick in sich zusammenstürzen. Die Straßen sind dreckig und schmal. Man fühlt sich eingeengt, regelrecht erschlagen. Nervös blicke ich mich um. Wo steckt er denn jetzt? Ich hab ihn doch nicht verloren… »Scheiße.« Leicht eingeschüchtert blicke ich mich um. Wo bin ich jetzt genau? Verdammter Mistkerl. Haut der einfach ab. Hat er denn gar kein Gewissen? »Arschloch... das ist nicht fair«, rufe ich in die verlassene Straße und atme tief durch. Was mache ich denn jetzt. Scharf die Luft einziehend, da meine Schulter immer heftiger pocht lehne ich mich gegen die dreckige Wand und schließe die Augen. Beruhig dich, wenn du hier jetzt rumbrüllst, hilft dir das auch nicht weiter. Ich bin müde. Mein Körper ist total ausgepowert und das stetige Hungergefühl treibt mich geradezu in den Wahnsinn. Wirklich sehr gut organisiert Ouzo. Kleidung, Waschzeug und Geld nimmst du mit, aber an Lebensmittel hast du natürlich nicht gedacht. Ich könnte mich selbst so derbe in den Arsch treten, wenn ich dann nicht befürchten müsste, dass meine Beine vollends versagen. Hier in der Straße stinkt es gewaltig nach verdorbenen Lebensmitteln… und Zigarettenrauch. Wo kommt denn dieser Geruch nun her? Mich nun genauer umblickend erkenne ich eine kleine dunkle Gestalt, die auf einem der Müllcontainer sitzt und zu mir hinüber starrt. »Du…«, bringe ich heiser hervor und räuspere mich. Wie lange steht er denn schon da? Ich dachte, er wäre längst über alle Berge. Auch wenn der Kerl mir nicht ganz geheuer ist… auch wenn ich gesehen habe, wie er jemanden erschossen hat, so kann ich die sich in mir ausbreitende Erleichterung kaum beschreiben. »Was geht eigentlich in deinem Kopf vor?«, fragt er mich ruhig und ich blinzle leicht perplex. Wie ist denn diese Frage gemeint? »Ist dir überhaupt klar, mit wem du hier redest?« fragt er weiter und nimmt einen weiteren Zug von seiner Zigarette. »Vorgestellt hast du dich noch nicht, also keine Ahnung«, versuche ich so gelassen wie möglich zurück zu geben. Ich verstehe nicht ganz, worauf er nun hinaus will. Aber wenigstens ist er noch da. Sich von dem Container abstoßend landet er auf dem Boden und geht ein paar Schritte auf mich zu. »Willst du mich hier verarschen, Kleiner? Du weiß genau, was du vorhin gesehen hast, also wieso läufst du mir nach? Hast du keine Angst?« Sich vor mich stellend wirft er seine Kippe auf den Boden und sieht mich durchdringend an. Was glaubt er denn, dass ich das so einfach vergesse? Natürlich ist mir nicht ganz wohl bei der Sache, schließlich habe ich noch nie gesehen, wie jemand abgeknallt wurde, aber… »Ich hab momentan mehr Angst davor hier allein zu sein, als in deiner Gesellschaft«, entgegne ich leise und beobachte sein Gesicht, das mich nun ziemlich überrascht mustert. Damit scheint er nicht gerechnet zu haben, da er nun schweigt. Man weiß aber auch wirklich nicht, was gerade in ihm vorgeht. Anders als bei uns, wechselt die Haarfarbe von Soom's nicht nach Laune, weshalb es für mich sehr schwer ist, einzustufen in welcher Stimmung er sich gerade befindet. »Ich… brauche nur einen Unterschlupf. Ich hab genug Geld.« Wenn es ihm nur ums Finanzielle geht, das ist kein Problem. Geld ist mir nicht wichtig, solange ich wenigstens heute Nacht nicht draußen schlafen muss. »Ich werde mit niemanden darüber reden, versprochen«, füge ich nach kurzer Pause hinzu und hoffe, dass ich ihn irgendwie rumkriege. Unruhig läuft er zum Container und zurück. Sich durch die kurzen Haare fahrend murmelt er etwas Unverständliches vor sich hin. Ich resigniere. Schon verrückt. Vor wenigen Stunden, habe ich mit meinem Lehrer über die Gesetze diskutiert und nun stehe ich hier in der Unterschicht und rede auf einen Mörder ein, damit er mich mit zu sich nach Hause nimmt. Wahnsinnig, völlig gedankenlos, anders kann ich mein Handeln nicht beschreiben. »Eine Nacht… morgen früh bist du verschwunden.« Hätte ich nicht so viele Bedenken, würde ich ihm jetzt wahrscheinlich um den Hals fallen, obwohl ich ihm diesen vor wenigen Minuten noch hätte umdrehen können, da er mich diese Tortur hat mitmachen lassen. Kopfschüttelnd setzt er sich in Bewegung, dieses Mal allerdings ein wenig langsamer. Scheinbar fühlt er sich hier unten sicherer als in der gelben Zone. Erleichtert darüber, dass ich nun einen Schlafplatz habe, folge ich ihm. Auch wenn ich dort wahrscheinlich genau so sicher bin, als wenn ich hier draußen übernachten würde. Unser Weg führt immer tiefer hinab. Vereinzelt hört man Stimmen aus den Wohnungen oder das schrille Quieken der Ratten, die sich um die überquellenden Container sammeln. Hier zu leben stelle ich mir sehr schwer vor. Alles ist heruntergekommen, schmutzig und trostlos. Eine leichte Gänsehaut bildet sich auf meinen Armen, als wir in eine dunkle Gasse abbiegen. Hier sieht man ja nicht einmal die Hand vor Augen. Wie lange laufen wir eigentlich schon? Ich kann kaum noch meine Beine heben. Wenn man sich hier nicht auskennt, verläuft man sich hoffnungslos. In keinem meiner Lehrbücher gab es eine Karte von den Gebieten. So langsam verstehe ich auch warum. In diesem Wirrwarr würde man sich nicht einmal damit zu recht finden. Am Ende der Gasse bleibt er stehen. Eine winzige Lampe springt an und man erkennt eine kleine Hintertür. Neugierig blicke ich auf. Eine Sackgasse, an deren Ende sich ein großes mehrstöckiges Gebäude befindet. In seiner Tasche suchend, zieht er wenig später einen Schlüssel hervor. Das kleine L-förmige Metallende gegen die Sperrvorrichtung drückend, geht die Tür auf und er verschwindet im Inneren. Hastig folge ich ihm. Nur wenige Zentimeter hinter mir schlägt die Tür zu und ich zucke kurz zusammen. Das Flackern einiger schwacher Deckenleuchten zeigt den Weg zu einer Treppe. Links und rechts befinden sich Türen. Ich frage mich, wie viele Soom's hier leben. Das Gebäude ist wie ein Schlauch. Sehr schmal, aber dafür ziemlich hoch. Na super, jetzt auch noch Treppen steigen, ich breche gleich zusammen. Mühsam schleppe ich mich in den ersten Stock. Wo steckt er denn nun schon wieder? Suchend blicke ich mich um. »Ganz nach oben«, vernehme ich seine Stimme, die von weiter oben kommt. Wie kann er nach all dem noch soviel Power haben? Der ist ja genau so schlimm wie Gin. Der scheint auch Kraftreserven ohne Ende zu haben. In einigen Stockwerken geht nicht einmal mehr die Deckenbeleuchtung, weswegen ich mich an das Geländer klammere, um bei diesen schmalen Stufen bloß nicht den Halt zu verlieren. Ich will schlafen, einfach nur schlafen. Endlich. Nach einer schier endlos langen Zeit komme ich oben an. Hier befinden sich nur zwei Türen, von denen eine halb offen steht. Hier wohnt er also. Zögernd bleibe ich vor der Tür stehen. Soll ich wirklich hier rein gehen? Ich kenne den Kerl nicht. Ich weiß nichts von ihm, außer, dass er scheinbar kein großes Problem damit hat, einem eine Knarre an den Kopf zu halten und zudem ziemlich unfreundlich ist. Nervös drücke ich die Tür weiter auf und schließe sie sacht hinter mir. Eine kleine Lampe steht auf dem Boden vor seinem Bett, auf dem er nun sitzt und an irgendetwas herumhantiert. Neugierig blick ich mich um. Hier sind kaum Möbel vorhanden, einzig ein kleines Sofa steht in der Ecke, ansonsten stehen überall Kisten und Kartons an den Wänden. Der Raum ist klein und kahl, aber ein großes Fenster ist über dem Bett, also fühlt man sich wenigstens nicht ganz wie in einem Bunker. Erschöpft lasse ich meinen Rucksack auf den Boden fallen und gehe zu ihm hinüber. »Scheiße«, entfährt es ihm und er wirft etwas Kleines gegen die Wand, das mit einem leisen Klirren zu Boden fällt. Was ist denn nun? Leicht angepisst blickt er zu mir auf. »Wo… darf ich schlafen«, frage ich vorsichtig und ein ironisches Lächeln schleicht sich auf seine Lippen. »Bei den vielen Möglichkeiten, kannst du dir eine aussuchen«, erwidert er sarkastisch und lässt sich zurück auf die Matratze fallen. Im Bett kann ich demnach nicht schlafen, aber ich habe zuviel Bedenken mich auf den Boden zu legen. Wer weiß, was hier des Nachts herumkrabbelt. Bleibt mir wohl nur das Sofa. Innerlich resignierend tapse ich dort hinüber und lasse mich fallen. Nicht gerade sehr groß. Die Hälfte meiner Beine ragt ja drüber hinweg. Keine Kissen, keine Decke. Das Licht geht ohne Vorwarnung aus und ich erkenne nur seine Silhouette vor dem Fenster, als er sich aus seinen Klamotten befreit und sich dann hinlegt. Alles ist still. Nur sein leises Atmen ist im Dunkeln zu hören. Die Beine anziehend schließe ich die Augen. Meine Schulter pocht noch immer, aber das ist jetzt auch egal. Ich muss wenigstens ein paar Stunden schlafen. Unruhig drehe ich mich etwas herum, den Rücken nun an die Lehne gedrückt. Die Luft im Raum ist stickig, es riecht zudem nach Zigaretten und mir ist unangenehm warm. Allerdings traue ich mich auch nicht, ein paar meiner Sachen auszuziehen. Seine Atemzüge werden immer regelmäßiger. Scheint wohl schon eingeschlafen zu sein. Mein Magen knurrt leise und ich reibe mir über den Bauch. Fassen wir noch mal zusammen Ouzo. Du befindest dich in der Wohnung eines Mörders und liegst zudem auf einem unbequemen, viel zu kleinen Sofa, hast verdammt großen Hunger und unerträgliche Schmerzen. Viel Schlaf wirst du diese Nacht nicht bekommen. Morgen früh muss ich hier wieder weg… aber was mache ich dann? tbc... Kommentar: Sooo, Ende im Gelände. Das wars mal zur Einleutung/dem 1. Chap. °^° Hoffe es hat gefallen, auch wenn der Einstieg ja immer ein bissle langweilig ist. (aber das wegzulassen, würde halt das Verhalten der Charas nicht erklären) Kommis, Kritik und Fragen jederzeit gern gesehen. Keine Angst, ich beiße nicht - kritisiert ruhig, das ist mir echt wichtig o,o). Baba -Neya- ("^^) P.S. Wenn jemand eine ENS möchte, wenn ich das nächste Update hochlade, der soll bescheid geben ^^ Kapitel 2: My home is my castle ------------------------------- Autor: -Neya- Fandom: Original, Vacuum City Genres: S-Fiction/Fantasy, Humor, Drama, Shonen-ai Kapitel: 2/? Schreibstil: Präsens, Ich-Perspektive Zeit: ca. 6 Std. über zwei Tage verteilt Musik: Heat Guy J - Plastic Cowboy Note: Alles meins, meins, MEINS! Kommentar: Sorry, dass es so lange gedauert hat, aber hier ist endlich das 2. Kapitel. ^^ Hoffe es gefällt, auch wenn es wieder recht kurz geworden ist. °^° Ich bemühe mich wirklich um längere, aber bisher komme ich immer nur auf ca. 12 WORD-Seiten je Kap. *besserung gelob* Ich werde versuchen regelmäßiger zu Updaten, aber bitte habt Geduld. Von ständigem Nachfragen werde ich nicht schneller Schreiben, das kommt von selbst. Aber keine Sorge, ich vergess euch schon nicht zu informieren. o,o Sonstiges: Danke an meine Beta-Catze. *schnuffz* °^° Wo wär ich nur ohne dich? x-x Ich habe Updates bei den Steckbriefen vorgenommen: - Steckbrief 0.) hier ist nun noch eine Beschreibung so wie eine Skizze zu D's Wohnung. Vielleicht ist es ganz hilfreich, wenn man das mal gesehen hat, so kann man sich das vielleicht bessser vorstellen wie er da haust. ^^° - Neuer Chara-Steckbrief: Ale (Ouzos Privatlehrer) Zu den Kommentaren: -Ray- Sarkasmus ist irgendwie ein Markenzeichen von mir. x__X Ich habe es bisher noch nie geschafft den mal nicht in eine Story mit einfließen zu lassen, das ist wie ein Fluch. Aber solange es gefällt, brauche ich mir da ja keine Sorgen zu machen. ramirez21 Nein, die Story ist noch nicht fertig. Sobald ich ein Kap fertig geschrieben habe, lade ich es hier hoch. Die Grundidee und der ungefähre Verlauf liegen schon fest, nur wie gesagt, mit den Updates dauert es immer etwas, da ich nicht vorgeschrieben habe. Dimitjana *lach* Freut mich, wenn du Spass an der Story hast, sowas hört man als Autor doch immer gerne. =) *das Wort Langeweile in eine Schublade quetsch* Irgendwann kann ichs sicherlich noch mal gebrauchen. Interceptor Wenn du es jetzt schon kompliziert findest, dann wart mal ab, wenn es richtig los geht. XD; Joa, die sind schon ziemlich unterschiedlich, aber Einheitsbrei kriegt man heutzutage schon zur genüge vorgesetzt, da muss ich nicht noch mitziehen. Kassi-chan *gg* Ouzo ist halt ein verwöhntes reiches Politikergör. Aber den kriegen wir schon noch erzogen. Aber da er ja halt noch jünger ist, ist es ganz normal, dass er nicht weit vorausplant. Wer tut das in dem Alter schon? Und ich glaube D hat bald keine Geduldsfäden mehr, die ihm reißen können. xcx Angel_Seraphim Alle Welt mag D. o-o Na da hab ich ja was losgetreten. *lolz* Danke fürs Lob, auch wenn ich selbst noch nicht von mir behaupten kann, dass ich gut genug bin, was mein Schreibtalent anbelangt, aber ich übe. °^° Yume4 O__O Ein Hund namens Ouzo. Aber Hörner hat er keine gehabt, oder? xD; Sicher, bist auf meiner Mailingliste, also gibts immer ne ENS bei Updates. ^__~ Ina_Nami Na dann hoffe ich, dass die Begeisterung anhält. °-°' Ja, D ist schon so ein armes Schwein, aber ich will ihm das Leben ja auch nicht zu einfach machen. *durch und durch Sadist* Ouzo denkt eh selten darüber nach was er tut, er ist halt bockig und ein Dickschädel. Aber sonst wär es ja auch langweilig. Mag sein, dass er momentan noch ein wenig eingeschüchtert D gegenüber ist, aber nach dem was da bisher passiert ist kann man ihm das auch nicht übel nehmen. Er taut schon noch auf. Ich danke euch allen für die lieben Kommentare, freue mich immer auf Reaktionen zu meiner Story. ;O; *alle nufflz* Und danke an alle, die diese Story in ihre Favoriten genommen haben. Ich wünsch euch viel Spaß beim 2. Kap. =) Vacuum City Part II: My home is my castle [Grüne Zone – Minestrone Manor] Gin »Bitter…«, murmle ich leise und stelle meine Kaffeetasse ab. Als wäre die letzte Nacht nicht schon anstrengend genug gewesen, da bekommt man auch noch so eine abartige schwarze Brühe vorgesetzt, die einem tatsächlich als Kaffee untergejubelt wird. Resignierend starre ich auf den Monitor der Überwachungsanlage. Verdammt noch mal, wie hat er es geschafft, die Kamera außer Gefecht zu setzen? Verstimmt spule ich bis an die Stelle zurück, an der das Band endet. Da sitzt er an seinem Schreibtisch… blättert in einem seiner Schulbücher… und dann setzt das Band aus. »Scheinbar hat er die Zeitschaltung manipuliert«, vernehme ich eine Stimme hinter mir und verziehe missmutig das Gesicht. »Da würde es mich doch interessieren, von wem er das Wissen dafür hat…«, gebe ich neutral zurück und werfe einen Blick hinter mich. Das unschuldige Schulternzucken von Ale bringt mich nahezu auf die Palme. Wie kann dieser Mann in so einer Situation nur so ruhig bleiben? Der Junge ist nun seit knapp 8 Stunden verschwunden, wer weiß, was ihm zugestoßen ist! Ouzo weiß doch überhaupt nicht, was sein Handeln mit sich führt. Manchmal überlegt er einfach nicht… Unruhig laufe ich hinüber zur Grenzkontrolleanzeige. Demnach müsste er sich irgendwo in der gelben Zone herumtreiben. Ihn dort zu finden dürfte allerdings ziemlich schwierig werden. Einfach eine großflächige Hausdurchsuchung durchzuführen, erweckt zuviel Aufsehen. Aber wir können doch nicht einfach hier herumsitzen und darauf warten, dass er von selbst wieder auftaucht. Wieso habe ich Idiot den Alarm nicht auf den Bereich zur weißen Zone eingestellt? Dann wäre er gar nicht erst bis dort unten gekommen! Aber woher sollte ich auch ahnen, dass er es überhaupt schafft wieder auszubüchsen. Nach seinem letzten missglückten Versuch dachte ich eigentlich, dass er es langsam aufgibt. »Haben sie schon die Medien informiert, Gin?« Entsetzt starre ich mein Gegenüber an, der nun einen Blick auf die Aussagenprotokolle des Wachdienstes wirft. »Diese Angelegenheit muss so diskret wie möglich abgehandelt werden. Der Senator ist nervlich sowieso schon am Ende, da fehlt uns noch, dass die Sache publik wird.« Eine Fahndung einzuleiten wäre zu gefährlich für Ouzo. Da er sich in der gelben Zone herumtreibt, kann es durchaus sein, dass ihn dort jemand erkennt und verschleppt. Möglicherweise sitzt er bereits in irgendeinem unterirdischen Bunker, gefesselt und geknebelt und wird zu irgendwelchen abstoßenden Dingen gezwungen… Ein flaues Gefühl breitet sich in meiner Magengegend aus und ich setze mich auf die Tischkante. Wieso habe ich nicht besser auf ihn aufgepasst? Ich hätte merken müssen, dass er in letzter Zeit viel zu ruhig gewesen ist. Das passte einfach nicht zu ihm. Als Bodyguard hast du auf der ganzen Linie versagt Gin, vollends versagt. Mir durch die Haare fahrend atme ich einmal tief durch. Verdammt Ouzo, wieso tust du mir und deinem Vater das an? »Der Kaffee schmeckt bitter«, höre ich Ale sagen und ich werfe ihm einen warnenden Blick zu. Der Kaffee wird nicht das Einzige sein, das in nächster Zeit einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen wird. Denk nach Gin, denk nach. Was kann ich tun? Hausdurchsuchungen fallen flach, viel zu auffällig. Aber vielleicht, wenn wir… Mich vom Tisch erhebend gehe ich hinüber zur Sprechanlage. Das wäre eventuell eine Möglichkeit ihn ausfindig zu machen, ohne dass die Öffentlichkeit Wind davon bekommt. Ein leises Knistern ertönt und die leicht übermüdete Stimme des Wachpostenleiters dringt aus dem Lautsprecher. - Ja Mister Tonic? - »Veranlassen sie eine Überwachung sämtlicher Lebensmittelläden in der gelben Zone.« Irgendwann muss der Junge auch etwas Essen, spätestens dann müsste er irgendwo auftauchen... hoffe ich. [Blaue Zone – Wohnung von D 83] Ouzo Eigentlich wirkt bei Tageslicht jeder noch so armselige Ort freundlicher als bei Nacht. Aber das kann ich nicht unbedingt von meinem momentanen Umfeld behaupten. Der Raum ist so kahl und trostlos wie letzte Nacht. Keine Möbel außer dem Bett und dem Sofa auf dem ich sitze. Etliche Kisten stehen herum und erwecken eher den Eindruck, als würde der Kerl sich mitten in einem Umzug befinden. Der Putz bröckelt von den Wänden, die Decke ist schmutzig und an einer Stelle ist sogar ein faustgroßes Loch zu sehen. Selbst der Steinboden ist uneben und von etlichen Rissen durchzogen. Man muss ja direkt Angst haben, dass plötzlich alles über und unter einem zusammenbricht. Mir durch die Haare fahrend werfe ich einen Blick auf meine Uhr. Es ist später Vormittag und der Kerl schläft noch immer. Durch das geöffnete Fenster dringt lautes Stimmengeschwirr herein. Scheint eine belebte Stelle dort unten zu sein. Gähnend strecke ich mich, zucke aber direkt daraufhin zusammen. Scheiße, meine Schulter schmerzt noch immer. Ein wehleidiges Gesicht ziehend taste ich mit den Fingern über die schmerzende Stelle. Na immerhin ist es nicht mehr so schlimm wie letzte Nacht. Resignierend schwinge ich meine Beine vom Sofa und stehe ein wenig wackelig auf. Ouch, das nenne ich aber mal Muskelkater. Mir tut alles weh. Ein wenig angeschlagen tapse ich so leise wie möglich auf das Bett zu. Neugierig bin ich ja schon, wie der Typ bei Tageslicht aussieht. Vorsichtig trete ich näher an das Kopfende heran. Die Decke liegt halb auf dem Boden, während er mit beiden Armen sein Kissen umklammert hält. Ich frage mich immer, wie Leute es schaffen auf dem Bauch einzuschlafen? Das wäre mir viel zu unbequem. Interessiert lasse ich meinen Blick über seinen Rücken wandern. Was ist das? Mich weiter zu ihm hinunter beugend betrachte ich die weiße Narbe auf seiner rechten Schulter. Sieht aus, als wäre er angeschossen worden. Ohne weiter darüber nachzudenken strecke ich meine Hand aus, halte mich aber im letzten Augenblick davon ab die Narbe zu betasten. Großer Gott Ouzo, bist du noch ganz dicht! Wenn der Kerl aufwacht, na dann gute Nacht. Tief durchatmend lasse ich meinen Blick weiter hoch schweifen. »D 83«, murmle ich leise, als ich das Brandzeichen in seinem Nacken näher betrachte. So heißt er also. Dann stimmt es wirklich, dass allen Bewohner der gelben und blauen Zone der Name eingebrannt wird. Irgendwie wird mir leicht flau in der Magengegend. Die Lebensbedingungen hier sind ja wirklich furchtbar. Was mein alter Herr sich dabei gedacht hat, diese beizubehalten, muss ich nicht wirklich nachvollziehen können. Seufzend trete ich einen Schritt zurück. Wenn ich mich so umsehe ist es kein Wunder, dass die Leute hier unten kriminell werden. Irgendwas mieft hier. Die Nase rümpfend hebe ich meinen Arm. »Iiirg«, entfährt es mir und ich schüttle meinen Kopf. Meine Güte, ich stinke ja schlimmer als Gin nach seinem morgendlichen Lauftraining. Angewidert vor mir selbst blicke ich mich um. Na bei der Tortur gestern und der Anstrengung ist es ja kein Wunder, dass man anfängt zu schwitzen. Ob es hier eine Dusche gibt? Den Raum genauer unter die Lupe nehmend fallen mir zwei kleine Türen an der gegenüberliegenden Wand auf. Auf gut Glück schleiche ich um das Bett herum und drücke die erste Klinke hinunter. Ach du Schreck, hier gibt es ja nicht einmal ein Fenster. An der Wand umhertastend finde ich nach kurzer Zeit einen Schalter und eine recht schwache Glühbirne springt an. Na ja, besser als im Dunkeln zu tappen. O~kay, was ist das? Hier ist ja gar nichts. Aber es riecht nach Schießpulver und… Mein Blick wandert nach unten, wo ein alter Korb voller Wäsche steht. Daneben ein Werkzeugkasten und… ja, sehr schön, das war es auch schon. Ein- vielleicht zwei Quadratmeter? Mehr misst dieser Raum doch nicht. Jedenfalls gibt es hier keine Möglichkeit sich zu waschen. Leicht frustriert knipse ich den Schalter aus und ziehe die Tür zu. Weiter links ist noch eine Tür, vielleicht habe ich ja hier mehr Glück. Mit einem Quietschgeräusch ziehe ich diese auf und zucke sichtlich zusammen. Ich werfe einen kurzen Blick über die Schulter, aber der Kerl pennt seelenruhig weiter. Erleichtert atme ich aus und trete ein. Schwaches Licht fällt durch mehrere Risse in der Decke, die eine rechteckige Form bilden. Mich an der Wand entlang tastend finde ich einen weiteren Lichtschalter. Mal sehen. Ein großer Schrank und… eine Leiter? Aaah, deswegen kommt da oben Licht herein, da ist eine Luke. Dann geht’s da also aufs Dach. Ein wenig unschlüssig bleibe ich neben dem Schrank stehen. Eigentlich gehört es sich ja überhaupt nicht in den Sachen von anderen Leuten herumzuwühlen, aber ich bin nun einmal von Natur aus neugierig. Die Griffe umklammernd versuche ich den Schrank zu öffnen. »Abgeschlossen«, seufze ich enttäuscht und trete zwei Schritte zurück. Schade, würde mich ja mal interessieren, was der Kerl so zu verbergen hat. Gut, da haben wir noch eine Tür. Die Wohnung scheint ja doch größer zu sein als angenommen. Mal sehen was jetzt kommt. Herr Gott, welcher Architekt hat die Schalter denn so weit unten angebracht? Murrend drücke ich den Lichtschalter und endlich scheine ich das Badezimmer gefunden zu haben. Irgendwie bekomme ich hier drinnen Platzangst. Kein Fenster, welch eine Überraschung. Die Decke ist auch recht niedrig. Ich drehe mich um und schließe nach kurzem Zögern die Tür hinter mir. Eigentlich ist es schwachsinnig, wer sollte mich hier schon beobachten? Langsam pelle ich mich aus meinen Klamotten und lasse sie angeekelt zu Boden sinken. Durchgeschwitzt bis auf die Unterwäsche und dann auch noch drin geschlafen. »Ouzo, du bist echt ein Schwein.« Vorsichtig stütze ich mich an der Wand ab, als ich in die kleine Badewanne steige. So wie es aussieht, muss ich mich wohl hinhocken. Die Brause ist viel zu niedrig angebracht. Nach einer kleinen weißen Tube greifend öffne ich deren Verschluss. Riecht irgendwie komisch. Aber ich habe jetzt mein Waschzeug natürlich im Rucksack gelassen. Mal wieder sehr intelligent eingefädelt. Na egal, wird schon gehen. Hauptsache, ich werde diesen Schweißgeruch los. Ich stelle den Wasserhahn an und augenblicklich schießt mir ein dünner Strahl entgegen. Kalt! Eine Gänsehaut bildet sich auf meinem Oberkörper und ich knie mich auf den Boden der Wanne. Provisorisch drehe ich an dem kleinen Rädchen und das Wasser schießt nun von oben auf mich herab. Ein leiser Schrei entweicht mir, da das Wasser wirklich eiskalt ist. »Huh!« Meinen Kopf schüttelnd schließe ich die Augen und wasche mir das Gesicht. Diese Zustände hier sind wirklich schlimmer als ich gedacht habe. Nicht einmal warmes Wasser gibt es hier. Den Mund öffnend lasse ich das Wasser hinein prasseln und spucke es im selbigen Moment wieder aus. Schreck lass nach, jetzt weiß ich auch, warum das Wasser so hart ist, das besteht zum Großteil ja nur aus Kalk. Angewidert wische ich mir über den Mund, bevor ich eine großzügige Menge Gel aus der Tube drücke und es in meinen Handflächen verteile. Den Geruch kann ich wirklich nicht einstufen. Langsam seife ich mich ab. Normalerweise dusche ich immer ausgiebig, aber das Wasser ist so verdammt kalt, da macht das ja gar keinen Spaß. Den Kopf in den Nacken legend schließe ich die Augen. Was fängst du jetzt mit dir an? Irgendwie habe ich keine Ahnung, was ich jetzt machen soll, wo ich endlich hier unten bin. Ich bezweifle langsam, dass es hier groß was zu sehen gibt außer dem Elend in dem hier alle hausen. Ruckartig wird plötzlich die Zimmertür aufgerissen und ich erstarre innerlich zu einer Salzsäule. Oh mein Gott. Er ist wach! Meine Nackenhärchen stellen sich auf und ich schlucke schwer. Ein wenig schläfrig geht er an mir vorbei in Richtung Toilette. Mit großen Augen starre ich ihn an. Das ist doch jetzt nicht sein Ernst? Quasi im Halbschlaf klappt er den Deckel hoch und seine Shorts rutscht ihm hinunter zu den Kniekehlen. Das darauf folgende, mir sehr vertraute plätschernde Geräusch, gibt mir den letzten Rest. Das darf doch wohl nicht wahr sein. Kennt der Kerl denn gar kein Schamgefühl?!? Mit hochrotem Kopf und rosafarbenen Haaren, die mir nun im Gesicht kleben, da ich peinlich berührt nach unten starre, breite ich meine Handflächen in meinem Schritt aus. In diesem Augenblick wünsche ich mir wirklich, die marode Decke würde runter krachen. Ein leises Quietschen ist zu hören, als er den Deckel runter klappt und auf die Spülung drückt. Geh weg! Guck bloß nicht her! Wieso sagt er nichts? Guckt er etwa? Scheiße, ich schaffe es nicht einmal mehr den Kopf zu heben, um nachzusehen, was er treibt. Es riecht nach Qualm. Entsetzt blicke ich zu ihm hinüber. Da sitzt er doch tatsächlich auf der Toilette und raucht! Ist der Kerl noch ganz dicht! »Wenn du fertig bist, dann dreh was Wasser ab«, murmelt er gleichgültig zwischen zwei Zügen und kratzt sich den blanken Bauch. Es kommt wirklich selten vor, aber in diesem Moment fehlen mir wirklich die Worte. Das muss ein schlechter Traum sein. Aufwachen Ouzo, das bildest du dir alles nur ein. Gott, ich werde zukünftig nie wieder irgendwo duschen ohne die Tür zu verbarrikadieren. Eine Weile blickt er schweigend zu mir hinüber. Das Wasser prasselt weiterhin unaufhaltsam auf meinen nun seltsamerweise erhitzen Körper. Noch ein wenig verschlafen mustert er mich, dann steht er nach ein paar Minuten auf und kommt auf mich zu. Ein Blitz durchzuckt meinen Körper, als er neben mich greift und die Wasserzufuhr unterbricht. Seine Fingerknochen streifen an meinem Oberarm entlang und ich habe das Gefühl, als wenn mein Gesicht in Flammen stünde. »Sieh zu, dass du fertig wirst und verschwinde.« Mit diesen Worten geht er zur Tür und verlässt das Badezimmer. Mit pochendem Herzen hocke ich in der Wanne. Wenn ich Gin das erzähle, bekommt der doch einen Herzinfarkt nach dem anderen. D 83 Meine Nerven. Leicht angepisst finde ich den Weg zurück zu meinem Bett. Im ersten Moment habe ich gedacht, dass es draußen regnet, aber dabei war es nur das Rauschen meiner Dusche, die mich aus dem Schlaf gerissen hat. Der scheiß Wasserboiler wird aber auch immer lauter. Nicht einmal mehr ausschlafen kann man in seiner eigenen Wohnung! Seufzend sammle ich meine Klamotten von gestern zusammen und verfrachte sie in meine Abstellkammer. Ich sollte mal wieder Wäsche waschen, hier bilden sich ja schon Kulturen. Mein Blick wandert hinüber zum Sofa, wo noch der Rucksack des Jungen auf dem Boden liegt. Ganz ruhig bleiben D, sobald der Quälgeist aus dem Bad draußen ist, setzt du ihn vor die Tür. Das laute Grummeln meines Magens lässt mich zusammenzucken und ich streichle mir über den Bauch. Nach vier Tagen Wasserdiät brauche ich mal wieder feste Nahrung. Ich muss dringend zu J! Hoffentlich hat der Kerl von gestern das Geld für den Auftrag schon vorbei gebracht. Ich bin nämlich total abgebrannt… mal wieder. Vielleicht solltest du deinen Zigaretten und Drogenkonsum ein wenig einschränken, D?! Du hast ja kaum noch Munition, um deine Aufträge auszuführen. Wenn du so weiter machst, dann liegst du hier irgendwann in der Ecke. Ich betrachte die kleinen Glassplitter auf dem Boden, die von der Kapsel stammen, die ich letzte Nacht an die Wand geknallt habe. Wieso passiert es ausgerechnet mir, dass das Scheißteil undicht ist und die ganze Flüssigkeit bereits ausgelaufen war, ehe ich sie mir spritzen konnte? Aber darüber reden wir auch noch J, mir diesen Müll zu verticken, du bist ja wohl nicht mehr klar im Kopf. Leise fluchend hebe ich meinen Schlüssel auf, den ich neben meine Nachtlampe gelegt habe und trotte ins Nebenzimmer zu meinem Kleiderschrank. Ein leises Klickgeräusch ertönt und ich ziehe die Tür auf. Den Blick in Richtung Badezimmer vermeide ich dieses Mal. Der Junge sah eh schon vollkommen fertig aus. Diese Fourth sind aber auch prüde. Als hätte er etwas, das ich noch nicht gesehen habe. Ein verächtliches Schnauben geht von mir aus, als ich den kargen Inhalt meines Schrankes begutachte. Na ganz reizend, so wie es aussieht werde ich wohl heute oder morgen noch waschen müssen. Murrend hole ich eine neue Hose und ein Shirt hervor, ehe ich den Schrank wieder abschließe. Neben meinen Kleidungsstücken lagern hier sowohl meine Waffen als auch meine Munition… und meine Ersparnisse, sofern es mal welche geben sollte. Meine Ohren zucken kurz und ich blicke zur Seite. Ein nasser Haarschopf blickt um die Ecke und ich hebe fragend eine Augenbraue. Na was ist denn jetzt noch? »Probleme?«, frage ich unfreundlich und er blickt leicht beschämt zu Boden. Also steht rosa für Schamgefühl? Typen mit bonbonrosafarbenen Haaren laufen einem auch nicht alltäglich über den Weg. Amüsiert grinse ich ihn an, was er scheinbar auch wieder falsch deutet, da er mit gesenktem Blick und seinen alten Klamotten, die er zu einer Kugel zusammengerollt und vor seinen Unterleib drückt, an mir vorbeihuscht. Kopfschüttelnd schlüpfe ich in meine Sachen und knipse das Licht hinter mir aus. Die Lampe dürfte auch bald ihren Dienst verweigern. Man, wie ich diese Bruchbude doch hasse. Es vergeht ja kaum eine Woche, in der nicht irgendetwas seinen Geist aufgibt. Missmutig betrete ich den Wohnraum, wo der Junge nun halbwegs angezogen in seinem Rucksack kramt. Gut, soll er sich ruhig beeilen, je schneller bin ich ihn los. Gähnend kratze ich mir den Hinterkopf und nehme die letzte Zigarette aus meiner Packung. So D, nun wird’s langsam kritisch. Keine Lebensmittel, kein Nikotin und kein Green 4 mehr im Haus. Wenn du in der nächsten Stunde nicht eines von Dreien auftreiben kannst, dann war’s das. Noch einen Tag mit Leitungswasser überlebst du nicht. »Fertig?«, frage ich den Jungen, der nun schweigend auf meinem Sofa sitzt und an den Gurten seines Rucksackes herumfummelt. Was denn? Wenn er mir jetzt vorjammert, dass ihm von gestern noch alles weh tut, dann trete ich ihn persönlich die Treppe hinunter! Schweigend warte ich ab, mit irgendetwas scheint er zu ringen, da er ständig seinen Mund öffnet und dann wieder schließt. Etwas ungeduldig kaue ich auf dem Filter meiner Zigarette herum. Ach du Schreck, na was kommt jetzt noch? Diesen auf Mitleid erregenden Blick hasse ich ja wie die Pest. »Könnte… ich vielleicht noch etwas hier bleiben?«, bringt er leise hervor und sieht mich bettelnd an. Da hör sich doch- Ich glaub ich bin hier falsch. Mein Augenlid zuckt verräterisch und ich schnippe verärgert die Asche auf den Boden. »Nein.« »Nur ein-zwei Tage?« »Nein!« Ich bin doch nicht die Wohlfahrt! Ich hab schon genug Probleme mit mir selbst, da brauch ich nicht noch einen Ausreißer wie dich, der mir den ganzen Tag auf den Geist geht und mir die Security ins Haus holt! Ruckartig springt er auf und ich staune schon wieder über seine Körpergröße. »Ich werde bestimmt nicht stören. Geld hab ich wirklich genug, ich weiß nur nicht wohin…« Unbeeindruckt starre ich ihn an. Ist das etwa MEIN Problem? Ich denke nicht! Wenn er schon so drauf ist, dass er seinen Luxus da oben zurück lässt - weiß der Geier was ihn da geritten hat, mir würde das ja nicht im Traum einfallen – dann soll er auch zusehen, was er nun macht. Hier bleibt er jedenfalls nicht. Mit einer halbwegs eleganten Handbewegung ziehe ich meine Wohnungstür auf und deute ihn mit einer eindeutigen Geste an, wohin er seinen kleinen Arsch jetzt bewegen kann. »Abmarsch, Kleiner«, gebe ich in einem scharfen Ton zurück. Ich hab’s jetzt wirklich eilig, also sieh zu, dass du Land gewinnst. Schon wieder dieser Blick, als hätte man gerade einen Hammer genommen und all seine Erwartungen kaputtgeschlagen. Langsam schlurft er an mir vorbei. Das helle rosa verschwindet und seine Haare werden zunehmend dunkler, beinahe so schwarz wie meine eigenen. Nun guck mich nicht so an, als wäre ich der Buhmann hier! Ich hab schon mehr für dich getan, als ich eigentlich verpflichtet bin. Ruckartig ziehe ich die Tür hinter ihm zu und marschiere wortlos die Treppen hinunter. So, ein Problem weniger. Wie ich ihn einschätze, wird er jetzt sowieso zurück in seine Zone gehen. Frage mich eh was er sich davon versprochen hat, wenn er sich hier unten versteckt? Verstecken, pff. Vor was denn? Vor Macht, Luxus und einem sorglosen Leben? Manche Leute haben so ein verdammtes Scheißglück und sind trotzdem unzufrieden, ich versteh das nicht. Echt zum kotzen… Im Gegensatz zu letzter Nacht verlasse ich den Wohnblock nun auf der gegenüberliegenden Seite, von wo aus ich direkt auf den Marktplatz gelange. Der Geruch von Essen dringt an meine Nase und ich verziehe verstimmt das Gesicht. Wäre es nicht unter meinem Niveau, dann würde ich im Vorbeigehen was einstecken. Aber aus dieser Phase sind wir ja nun raus, nicht wahr, D? Seufzend quetsche ich mich durch die Massen. Wie ein dickflüssiger Brei zieht sich die Menge an Soom's und Menschen durch das Viertel und man muss schon gut aufpassen, dass man nicht überrannt wird. Rücksicht wird hier klein geschrieben, den wievielten Ellenbogen habe ich jetzt schon in die Seite bekommen? Ausdruckslose Gesichter, teils gelangweilt, teils gehetzt, strömen an einem vorbei wie maskierte Schatten. Kurz gesehen – schnell wieder vergessen. In diesem Auflauf ist man selbst nicht mehr als ein weiterer Namenloser Körper der durch die Gegend gestoßen wird. Ich weiß schon, warum ich bis nachmittags schlafe, dadurch entgehe ich dem Trubel, der sich um die Mittagszeit aufbaut. Hoffentlich findet der Junge auch zurück zur Grenztreppe… Ach verdammt! Das hat dich man so was von gar nicht zu kümmern. J’s Geschäft liegt ein wenig versteckt in einer Seitenstraße, aber bessere Ware als da, bekommt man im ganzen Viertel nicht. Mehrere Soom's drängen sich um die Regale und ich hebe verdutzt eine Augenbraue. Dass J’s Laden so voll ist, habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen. Aber das liegt wohl eher daran, dass ich mich um diese Uhrzeit auch nicht hier blicken lasse. J scheint Ware bekommen zu haben, die Regale sind im Gegensatz zu gestern gut aufgefüllt. Mich an einem üppig gebauten Typen vorbeidrängend, marschiere ich auf den Kassenbereich zu. Kein J, nur ein mir neues Gesicht hinter der Theke. Sag nicht, dass der Sack sich nun schon Personal in den Laden holt. Wenn er zu viel Geld hat, dann soll er es ruhig sagen. Ein wenig angenervt warte ich ab, bis der Junge das Weib vor mir abkassiert hat, ehe ich mich mit den Ellbogen auf der Glasplatte abstütze. Ein wenig unruhig sieht er mich an, bevor er sich leise räuspert und nervös mit seiner Zunge über sein Lippenpiercing fährt. Ich weiß, wenn ich nicht ausgeschlafen habe, sehe ich nicht sehr freundlich aus, aber das ist doch kein Grund, so zu reagieren. »Kann ich behilflich sein?«, fragt er schließlich und ich puste mir durch die langen Ponyfransen. »Wie wär’s, wenn du den Mund mal richtig aufmachst, wenn du mit jemandem sprichst?«, frage ich mit einem leicht gereizten Unterton und schlage mir gedanklich vor den Kopf. Was hast du dir dabei nur gedacht, J? Wenn hier ein paar Typen reinkommen, die rumpöbeln, bricht der vor Schreck doch gleich zusammen. Eingeschüchtert blickt er zu mir hinüber und zuckt sichtlich zusammen, als ihm jemand eine Hand auf die Schulter legt. »Ich übernehme Q, geh du mal die Regale nachfüllen«, sagt J mit seinem allseits bekannten Geschäftsmannlächeln und ich verdrehe die Augen. Ach bitte, seit wann bist du denn so höflich drauf? »Was soll diese Fehlinvestition?«, frage ich direkt heraus und deute mit einer knappen Kopfbewegung auf den Jungen, der nun aus dem hinteren Ladenbereich einige Kisten heranschleppt. J lacht amüsiert und fährt sich durch die Haare. Wie immer mit Iro und viel zu engem Shirt, wen will er denn damit beeindrucken? »So viel investiert habe ich gar nicht«, gibt er gelassen zurück und blickt sich kurz im Laden um. »Er zahlt es gut zurück«, fügt er mit einem Schmunzeln hinzu und würde ich J nicht kennen, würde mir jetzt die Kinnlade runterklappen. »Mit dem Kind? Du bist doch verrückt«, entgegne ich zweifelnd und schiele hinüber zu dem Kleinen, der nun im Gemüsefach nachfüllt. »Nur kein Neid.« Sich eine Kippe anzündend stützt J sich mit einem Arm am Tresen ab und pustet den Rauch in die Luft. Gierig inhaliere ich diesen ein und seufze innerlich. Ich brauch mein Geld und zwar gleich. »Ich nehme ein paar Sachen mit, verrechnen wir das gleich mit dem Betrag?«, frage ich und gehe zur Seite, da ein weiterer Kunde nun hinter mir steht und seine Sachen bezahlt. J blickt ein wenig angespannt zu mir rüber, einen Tick zu angespannt, was ist nun wieder los? Wenn er mir jetzt sagt, dass der Penner meine Kohle noch nicht vorbeigebracht hat, dann raste ich aus! »Wiedersehen«, sagt J freundlich und ich warte ab, bis der Kerl außer Hörweite ist. Mit einer mehr als bösen Vorahnung beuge ich mich weiter vor. »Was ist los?«, frage ich direkt heraus und allein schon die Tatsache, dass J sich am Kinn kratzt reicht aus, um meine Laune am Boden zu zerschmettern. »Was?«, wiederhole ich ungeduldig und er resigniert. »Gehen wir kurz nach hinten.« Bitte was? Ey komm schon J, mach jetzt keinen Scheiß, für schlechte Nachrichten bin ich momentan überhaupt nicht empfänglich! »Q, pass auf die Kasse auf!«, ruft er dem Jungen zu und verschwindet durch den Vorhang in den hinteren Lagerraum. Ich ahne schlimmes. Wenn er mir hier vorne nicht sagen kann was passiert ist, dann dürfte das wohl daran liegen, dass er weiß, dass ich auf die Nachricht negativ reagieren werde. Angespannt ziehe ich den Vorhang hinter uns zu und folge J in sein Büro. Meine Güte, von Ordnung hat er auch noch nichts gehört. Soviel Rechnungs- und Bestellformulare, die sich hier türmen… Ein Wunder, dass die Berge noch nicht zusammengefallen sind. Hier herrscht wirklich eine stickige Luft. Feine Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn und ich atme tief durch. Wie in einem Brutkasten. J drückt seine Zigarette am Schreibtisch aus und lässt den Filter unachtsam auf den Boden fallen. »Also«, beginnt er langsam und setzt sich auf seinen Schreibtisch. Ich hingegen ziehe es vor zu stehen, damit ich im Falle dessen, dass er mir jetzt ans Bein pisst, gegen irgendetwas treten kann. »Seine Schickse hat ihn kalt gemacht«, fügt er nach einer kurzen Pause hinzu und sieht mich resignierend an. Kalt gemacht? Nicht im Ernst jetzt… das kann nur ein schlechter Scherz sein. »Verarsch mich nicht…«, bringe ich gepresst hervor und mustere J durchdringend. Der macht allerdings keine Anstalten sich zu korrigieren. »Wie? Wann?«, frage ich ungeduldig nach und kaue auf meiner Unterlippe, um vor Wut jetzt nicht loszubrüllen. Irgendjemand scheint mich wirklich zu hassen. Der Kerl kann doch nicht wirklich tot sein! »Na wie wohl. So, wie du es auch machst – PENG, ein Atemloch mehr im Kopf«, entgegnet J leicht amüsiert, verkneift sich aber zu seinem Glück jeden weiteren Kommentar, da ich ihm sonst gleich seine Papierwirtschaft um die Ohren geworfen hätte. Schweigend lasse ich mich auf eine leere Obstkiste sinken die neben der Tür steht und schließe die Augen. Mein Kopf dröhnt, als würde er jeden Augenblick auseinander platzen. Das darf doch alles nicht wahr sein. »Ist wirklich dumm gelaufen. Aber wer hätte auch ahnen können, dass der Idiot ihr im Suff erzählt, dass er ihren neuen Lover abmurksen lässt? Jedenfalls hat sie ihn abgeknallt und ist dann abgehauen.« J fährt sich seufzend durch die Haare und zieht eine neue Zigarette aus seiner Hosentasche. Scheiße, Gott verdammte Scheiße! Er hat ja keine Ahnung, wie nötig ich das Geld brauche! Was mache ich denn jetzt? Morgen ist die Miete fällig und ich hab keinerlei Notunterkünfte. Aufgebracht springe ich auf und funkle J wütend an. »Wieso hast du dir das Geld nicht vorab geben lassen? Seit wann fahren wir denn die Schiene, dass wir erst den Job erledigen und dann darauf hoffen, dass wir bezahlt werden?«, fahre ich ihn an und trete gegen die Kiste. Unbeeindruckt pustet er mir den Rauch aus seinem Mund entgegen und erhebt sich von seinem Tisch. »Ich hatte schon öfter mit dem zu tun, bisher lief immer alles reibungslos.« »Das interessiert mich doch einen Scheißdreck, J! Ich bin derjenige, der jetzt die Arschkarte gezogen hat, nur weil du nicht vorab das Geld kassiert hast!« Schweigend blickt er mich an, ehe er in Richtung Tür geht. »Tut mir Leid, kann ich leider nicht ändern. Du hast zugestimmt, der Rest ist nicht mehr mein Problem.« Mit der Faust gegen die Tür schlagend knurre ich ihn angesäuert an. »J…«, zische ich drohend und kann mich nur schwer zurück halten, meinem Vermittler jetzt keine Reinzuwürgen. Gut, es ist wirklich nicht sein Problem, er vermittelt und der Rest ist meine Angelegenheit, ich hole mir nur hinterher das Geld von ihm. Schwer atmend starre ich an ihm vorbei in Richtung Wand. Beruhig dich D, wenn du es dir mit J verscherzt, dann hast du noch weniger Aufträge als bisher. »Ich bin abgebrannt… ich brauche das Geld.« J resigniert und legt mir eine Hand auf die Schulter. »Ich kenne da wen, da könntest du dir was leihen«, meint er schließlich und ich blicke ihn spöttisch an. Sicher doch, ich gehe zu einem dieser Leihbetrüger und zahle am Ende das Dreifache von dem zurück, was ich mir geliehen habe. Nie im Leben! »Hast du nicht irgendeinen Job? Ist mir egal was, ich nehme alles.« Scheiß auf deine Prinzipien, die Luft wird gefährlich dünn um dich herum, D. »Derzeit leider nicht. Du weißt, dass du meine erste Wahl bist bei den größeren Aufträgen.« Das weiß ich auch, J. Danke für den Hinweis, nur bringt mir das jetzt herzlich wenig. »Ist doch irgendwie lachhaft, dass man nicht einmal mehr in diesem Gewerbe genug zu tun hat«, meine ich ironisch und streiche mir den Pony aus dem Gesicht. Ein wenig angenervt tritt J einen Schritt zurück. »Na, wen wundert es bei der Überbevölkerung? Heute glaubt doch jeder dahergelaufene Soom, er sei ein guter Killer oder Dealer, weil man auf diese Weise schnell viel Geld macht. Durch diese Idioten, die absolut keine Ahnung von den Marktwerten haben, geht unsereins langsam aber würdevoll bankrott, weil die wirklich für ein Stück Brot losziehen und Jobs erledigen!« Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, dass J momentan auch leichte Schwierigkeiten hat. Nur im Gegensatz zu ihm bin ich kein Dealer. Es ist einfacher Leute umzubringen, als an Stoff zu kommen. Daher dürfte die Flaute bei ihm nur vorübergehend sein. »Schlechter Monat?«, frage ich und meine Wut verpufft langsam. Aufregen bringt mir nichts, außer einem erhöhten Blutdruck. »Gab schon bessere«, bringt er frustriert hervor und so langsam gibt er sich wieder normal. So wie er sich vorne im Laden aufgeführt hat… das war nicht der J, den ich kenne. Dieses freundliche Getue ist so falsch, ich könnte das auf Dauer wirklich nicht aushalten. Aber bei ihm hängt halt eine Menge davon ab, je besser er sich öffentlich als netter Geschäftsmann verkauft, desto geringer ist die Gefahr, dass jemand seinen Laden hochgehen lässt. Eine Razzia hatte er bisher noch nicht. »Wenn irgendetwas kommt, egal was, gib Bescheid…« »Kennst mich doch. Willst du die Adresse von dem Kerl?« »Lass stecken, so tief am Boden liege ich noch nicht, dass ich mir was leihe«, erwidere ich leicht verbittert und atme einmal tief durch, ehe ich die Tür zum Büro aufziehe und durch das Lager zurück in den Verkaufsraum gehe. »Man sieht sich.« Q steht hinter dem Tresen und wirft mir einen unruhigen Blick zu. Wortlos gehe ich an ihm vorbei und verlasse den Laden. So, was nun D? Du brauchst jetzt dringend Geld und es ist kein Auftrag in Sicht. »Ich werde bestimmt nicht stören. Geld hab ich wirklich genug, ich weiß nur nicht wohin!« Warum kommt mir der Satz ausgerechnet jetzt in den Sinn? Will sich das Schicksal gerade über mich lustig machen?! Nein, nein, das wäre auch keine Möglichkeit gewesen, ich meine, wie soll das funktionieren? Er ist aus seiner Zone geflüchtet, schlimmer noch, er ist der Sohn vom Senator! Wenn die ihn bei mir in der Wohnung finden würden, dann habe ich mehr Löcher im Kopf als ein Fischernetz. Andererseits vermutet ihn ja keiner hier unten, die Scanner haben wir ja umgangen. Schwachsinn, was denkst du darüber nach, D? Der ist jetzt sowieso schon über alle Berge, also vergiss es. Das wäre auch keine Lösung für deine Probleme, auch wenn es dich kurzfristig aus der Misere ziehen würde. Aber mit jemandem zusammen zu leben endet nur im Chaos, ich spreche aus Erfahrung! Abgesehen davon habe ich keine Geduld mit Jugendlichen, ich bin eh schon ziemlich angenervt in letzter Zeit, da würde mir ein Untermieter gerade noch zu meinem Glück fehlen. Schweigend bleibe ich stehen. Wieso nur fühle ich mich jetzt wie der größte Dummkopf aller Zeiten? Vielleicht läuft er ja doch noch irgendwo herum? Blauäugig bist du ja, glaubst du allen ernstes der Kleine würde noch einmal freiwillig mit zu dir kommen, nachdem du ihn quasi vor die Tür gesetzt hast? Und überhaupt, der ist doch jetzt im Nachhinein bestimmt froh, dass er nicht länger auf so engem Raum mit einem Arsch wie dir hocken muss. Innerlich mit mir selber ringend kapituliere ich am Ende doch. Hilft alles nichts, ich muss ein oder zwei meiner Schusswaffen versetzen. Viel bringt es nicht, aber wenigstens könnte ich die Miete zahlen. Nur ohne meine Waffen bin ich aufgeschmissen. Mit einer allein komme ich nicht weit. Aber anders geht es jetzt nicht. Frustriert dränge ich mich durch die Massen zurück in Richtung Wohnblock. Du musst jetzt wirklich Prioritäten setzen, D. Du brauchst nur ein oder zwei Aufträge, dann kannst du dein Zeug wieder auslösen. Vielleicht vertick ich mein Sofa auch. Wäre nicht das Erste meiner Möbelstücke, das dran glauben muss. Um die Ecke biegend bleibe ich abrupt stehen. Das ist doch jetzt nicht wahr. Wie vom Donner gerührt betrachte ich den Typen, der gegen die Hauswand gelehnt am Boden sitzt, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hat und in einem Buch blättert. Er ist noch hier? Zweifelnd blicke ich auf gen Himmel. Ist das jetzt ein Zeichen oder wollt ihr mich verarschen? Langsam setze ich mich in Bewegung und bleibe nur wenige Zentimeter vor ihm stehen. Mein Schatten fällt über sein Buch und er schreckt leicht zusammen. »Wie viel?«, murmle ich und kann selbst nicht glauben, dass ich das jetzt tatsächlich frage. Dir ist echt nicht mehr zu helfen, D… du bist so was von fertig. Überrascht blickt er auf und sieht mich mit großen Augen an. Was denn? Hat er gedacht, dass ihn wer anders anspricht? Ein wenig ungläubig sieht er mich an, ehe er das Buch zuklappt und sich vom Boden aufrappelt. »Wie viel würdest du wollen?«, kommt die prompte Gegenfrage und ich weiß schon, warum ich Jugendliche nicht ausstehen kann. Anstatt einer klaren Antwort bekommt man eher eine Gegenfrage. Grummelnd blicke ich mich um. An den Fenstern steht niemand und auch sonst scheint keiner in der Nähe zu sein. Alle Welt versammelt sich wohl wirklich im Marktviertel. »Achtzig«, gebe ich knapp zurück und bin mal gespannt, ob er soviel dabei hat. Eigentlich kommt die Miete nur Sechzig, aber von irgendetwas leben muss ich ja schließlich auch. Überrascht blickt er mich an und öffnet seinen Rucksack. »Gut, Achtzig pro Tag ist okay.« WAS ZUM-?!? Achtzig am Tag? Hab ich mich da gerade verhört? Entsetzt blicke ich ihn an, als er seine Börse aus dem Rucksack zieht. Augenblicklich greife ich nach seinem Arm und er lässt seine Geldbörse zurück in den Rucksack fallen. »Nie - und ich wiederhole – Nie wieder holst du in der Öffentlichkeit dein Geld raus. Wenn erstmal jemand spitz kriegt, dass hier was zu holen ist, dann steigen die mir noch in die Bude!«, zische ich in einem warnenden Ton und ziehe unruhig seinen Rucksack zu. Ich glaube das ja nicht, diese verdammten Fourth! Verstimmt beiße ich mir auf die Zunge, um einen bissigen Kommentar zu unterdrücken. Wie ich es hasse. Diese unterschiedlichen Lebensstandards sind doch echt nicht mehr feierlich. Der tut ja geradezu so, als wären Achtzig Lans nichts weiter. Unser einer muss für diesen Betrag hart arbeiten. »Also… darf ich bleiben?«, fragt er nach kurzem Schweigen und ich blicke zu ihm auf. Sein blondes Haar fällt unter der Kapuze vor und ich gebe mir gedanklich einen Tritt in den Allerwertesten. Schlimmer kann es wirklich nicht mehr kommen. Und wenigstens bist du vorübergehend finanziell abgesichert, auch wenn es ein neuer Tiefpunkt in deinem Leben ist, dass du dich nun von einem Kind wie ihm abhängig machen lässt. Erwartungsvoll blickt er mich an und ich resigniere. Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl bei der Sache. Der Junge ist echt verrückt, dass er freiwillig bei mir bleiben will. »Vorübergehend.« Hoffentlich bereue ich das später nicht. tbc... Kommentar: So, das wars mal wieder. ^^° Hoffe es hat gefallen. Verbesserungsvorschläge und Kritik gern gesehen. Wer auf meine Mailingliste möchte, der kann mir gern bescheid geben. Schöne Woche noch. Baba -Neya- ("^^) Kapitel 3: Once a liar, always a liar ------------------------------------- Autor: -Neya- Fandom: Original, Vacuum City Genres: S-Fiction/Fantasy, Humor, Drama, Shonen-ai Kapitel: 3/? Schreibstil: Präsens, Ich-Perspektive Zeit: ca. 4,5 Std. Musik: Heat Guy J - God never knows Note: Alles meins, meins, MEINS! Kommentar: ja... ich schäm mich. ü__ü Hat wieder so lange gedauert und dann ist das Kap auch noch kürzer als die bisherigen. Q__Q Aber in einem Buch sind ja auch nicht alle Kaps gleich lang. °^° *sich in Ausreden flücht* Ich bemühe mich das nächste Kap schneller fertig zu schreiben. ,-, Sonstiges: Da ich nun Anfragen wegen der Steckbriefbilder bekommen habe, wann diese denn endlich fertig sind, dazu kann ich nur sagen - tut mir leid, aber ich kann das leider nicht beeinflussen, das liegt im Ermessen des Zeichners. ,___, ABER - ich gebe euch mal zwei Erstentwürfe von Ouzo und D, die ich bereits erhalten habe. Ich hatte noch minimale Änderungen, aber das Ergebnis trifft meine Vorstellung der beiden schon zu 90 %. ^^ Ouzo http://i38.tinypic.com/2vb65b7.jpg D 83 http://i35.tinypic.com/11t4bd1.jpg D 83 Rückfront ... dieses Pic stammt von mir x__x eigentlich wollte ich mich nicht dran wagen mit meinem nicht vorhandenen Talent meine Charas umzusetzen, aber ich wollte mal eine Rückenansicht haben und hab mal drauf los und... nya, seht selbst <-<# http://i37.tinypic.com/2aaevmb.jpg Ich habe Updates bei den Steckbriefen vorgenommen: - Neuer Chara-Steckbrief: Z 32 (Ärztin und Bekannte von D) Zu den Kommentaren: Yume4 Jap, der hätte seine Waffen verpfändet, lieber die Weg, als auf der Straße sitzen, aber Gott sei dank, blieb er vor dieser Entscheidung ja bewahrt °^° *deinem Hund Hörner ankleb* Angel_Seraphim Wie sagt man, in der Not frisst der Teufel fliegen - und in der Not bietet ein kleiner Kobold einem Ausreißer eine Unterkunft an xD; Ja, ich liebe bonbonrosafarbene Haare bei Ouzo xD *fangörgekreischz* ramirez21 Nun, die Frage bzgl. der Chara-Pics hab ich ja oben schon erläutert. Sind leider noch nicht fertig, aber ich hab mal zwei Kopfskizzen hochgeladen, die ich vor einigen Wochen bekommen habe ^^ Dimitjana Vorsicht und Ouzo vertragen sich nicht, dass ist wie bei kleinen Kindern. Denen kann man sagen, die Herdplatte ist heiß - die schnallens erst, wenn sie mind. 1x draufgepackt haben. °-° Interceptor Zusammenleben... *hust* Ich glaube man kann in diesem Kap schon einen kleinen Einblick darüber erhaschen, hoffe dass dieser auch der Zufriedenheit des Lesers unterliegt Dionaea Myu, danke fürs Kompliment. =) Ich hab auch lange keine eigenen Sachen mehr gebracht bis auf ein paar One-Shots. Daher freu ich mich, dass es wirklich User gibt, die neben Fandom auch noch sowas hier lesen. ;O; Kassi-chan xD; Die Badezimmerszene war auch für mich ein Highlight. Wieder eine von vielen Ideen, die ich eigentlich mit streichen wollte, da es sonst zuviel an Nebenszenen gibt, aber ich konnts doch nicht über Herz bringen. °^° Ina_Nami Oh ja, die beiden zusammen auf engstem Raum zusammengepfercht °-° Die Badezimmerszene ist da auch nur eine von vielen "unangenehmen" Situationen mit denen die Beiden noch konfrontiert werden Lori_Alea Mit "gab es schon öfter", meinst du damit den Plot, dass ein reicher Junge abhaut und sich bei jemanden versteckt, oder den gesamten Aufbau von VC? o,o Ich persönlich hatte da noch nichts vergleichbares gelesen, was z.B. meine Stadt und deren Gesetze u.s angeht. ^^° traum *g* Alle mögen D, hätte ich nicht mit gerechnet, da er ja irgendwie der totale Anti-Held ist, auf gut deutsch. ^^ Aber danke fürs Kompliment. Freue mich immer, wenn mein Stil gut ankommt. =) Danke für die lieben Kommis. *0* Werden ja immer mehr. *bounce* Und danke an alle die moi Story in ihren Favos haben. Schon 28! 0.0 So, das von meiner Seite aus, viel Spaß bei Chap 3. =) Vacuum City Part III: Once a liar, always a liar [Blaue Zone – D’s Wohnung] Ouzo Gelangweilt blicke ich aus dem Fenster. Das regelmäßige Ticken meiner Armbanduhr scheint immer lauter zu werden. Seufzend lasse ich meine Arme aus dem Fenster baumeln und platziere mein Kinn auf dem Fensterbrett. Ein leiser Piepton geht von meiner Uhr aus. Wieder eine Stunde um, nun ist es 8 Uhr morgens. Mit Ausnahme einiger Soom's, die schon vor einer Stunde ihre Wohnung verlassen haben, ist kaum jemand über den großen Marktplatz unten gelaufen. Scheinbar geht das richtige Treiben erst um die Mittagszeit los. Mein Blick wandert zur Seite und bleibt an einem schwarzen Haarschopf kleben. Ein leises Schnarchgeräusch geht von D aus, der die letzten zwei Tage auch nicht vor mittags aus dem Bett gekommen ist. Das Gesicht verziehend rutsche ich ein wenig weiter auf die Matratze. So ein großes Bett für so einen kleinen Mann… und ich darf weiterhin auf dem winzigen Sofa schlafen. Ein Gähnen entweicht meiner Kehle und ich schmatze leise. In der ersten Nacht ist so viel passiert, dass ich gar nicht mehr wusste, wo mir der Kopf steht. Nun stehe ich vor demselben Problem wie zu Hause. Langeweile. Ich darf ja nicht einmal alleine das Gebäude verlassen! »Du verläufst dich am Ende sowieso nur und ich habe keine Zeit dich zu suchen.« Pff, wenn er mir die Gegend zeigen würde, dann würde ich mich schon noch zurecht finden. Grummelnd starre ich seinen Hinterkopf an. Blöder Kerl. »Du bist viel zu auffällig. Bei dir würde nicht einmal eine gute Tarnung was bringen.« Auffällig? Was kann ich denn dafür, wenn bei ihm die Wachstumshormone bereits abgestorben sind? Das ist doch kein Grund, mir gleich Ausgehverbot zu verpassen! Ich bestehe ja nicht darauf, dass ich alleine hier umherirre, er kann ja gerne mitkommen. »Du kapierst es nicht, Kleiner. Wenn ich morgens nach Hause komme, dann will ich schlafen, wenn ich wach bin, esse ich – und danach habe ich gewiss Besseres zu tun, als für dich den Fremdenführer zu spielen.« So ein blöder Idiot… Schmollend schließe ich die Augen. Den ersten Tag hier habe ich so gut wie nur auf dem Sofa gelegen. Ich war so erschöpft, dass ich gar nicht beschreiben kann, wie erleichtert ich gewesen bin, dass er es sich doch noch überlegt hat. Gestern war es schon schwer eine Beschäftigung zu finden. In dieser Wohnung gibt es nicht viele Möglichkeiten, mit denen man sich die Zeit vertreiben kann. Ich frage mich, ob alle Wohnungen so spärlich eingerichtet sind. Diese weißen Wände, da juckt es einem ja regelrecht in den Fingern sich einen Eimer Farbe zu kaufen und hier zu streichen… Die Augen öffnend ziehe ich meine Arme wieder hinein. Leichte Abdrücke sind durch das Fensterbrett auf meinen Unterarmen zu erkennen. Was mache ich jetzt? Fragend blicke ich zu D hinunter, der sich ein wenig unruhig unter der Decke bewegt und diese schließlich zur Seite strampelt. Ein sachtes Grinsen ziert mein Gesicht, als ich den kleinen Speichelfleck auf dem Kissen sehe. So kaltschnäuzig und egoistisch er auch ist, wenn er schläft, erinnert er ziemlich an ein kleines Kind, das sich im Schlaf hin und herwälzt und sich dabei vollsabbert. Gut… ein kleines Kind mit Bartstoppeln, dagegen müsste man eigentlich auch mal etwas unternehmen. Den Kopf schief legend strecke ich eine Hand aus und fahre mit dem Zeigefinger über seine linke Wange. Kratzig wie eine alte Bürste. Komisches Gefühl, aber irgendwie… Nachdenklich fahre ich weiter mit den Fingerspitzen über die dunklen Haare. Sein langer Pony hängt ihm über die rechte Gesichtshälfte und nach kurzem Zögern schiebe ich diesen beiseite. Die starre, goldfarbene Iris blickt mich an und ich brauche erst einige Sekunden, ehe ich schnalle, dass er mich anstarrt. Erschrocken zuckt meine Hand zurück und mir schießt die Röte ins Gesicht. Seine Nase rümpfend öffnet er nun sein zweites Auge und blickt mich verpennt an. »M-Morgen«, nuschle ich leise und ich hoffe, dass ich nicht schon wieder aussehe wie rosa Zuckerwatte. Peinlich! Wortlos betrachtet er mich einige Zeit lang, ehe er lauthals gähnt, leise vor sich hinbrabbelt und mir den Rücken zudreht. Perplex blicke ich seine Rückfront an und vernehme kurz darauf wieder diesen leisen, mir mittlerweile gut bekannten Schnarchlaut. Verständnislos schüttle ich den Kopf. Der Kerl schafft mich. Entweder rastet er aus, wenn man es am wenigsten erwartet und wenn man sich innerlich auf ein Donnerwetter einstellt, dann passiert nichts. Dieser Mann ist mir wirklich ein Rätsel. Das zweite Problem neben der Langeweile ist die Tatsache, dass es erst was zu essen gibt, wenn D einkaufen war – und das ist meist erst am späten Nachmittag der Fall. Mir hängt der Magen dann schon meist so in den Kniekehlen, gestern dachte ich wirklich, ich kipp gleich um. Mich vom Bett erhebend strecke ich mich und tapse hinüber zu meinem Rucksack. Mittlerweile bin ich schon so weit, dass es mir egal ist, wenn ich vor ihm in Shorts herumlaufe. Ich hab schließlich nicht genug Hosen dabei, um davon auch noch eine zum Schlafen zu missbrauchen. Aber wenn ich weiterhin täglich frische Sachen anziehe, werde ich wohl demnächst nichts mehr über haben. D läuft ja seit vorgestern mit den gleichen Klamotten rum, ich frage mich, ob er nichts anderes besitzt. Eine Waschmaschine gibt es hier auch nicht, kann er sich scheinbar nicht leisten. Oder schmeißt er seine Sachen weg, wenn sie abgenutzt sind und kauft sich dann neue? Ich meine, das Bisschen, das da in der kleinen Kammer im Korb liegt, kann doch nicht alles sein? Da habe ich ja mehr in meinem Rucksack dabei und das ist nur ein Bruchteil meiner Sachen. Die Stirn kraus ziehend starre ich eine Weile lang auf die Tür zur Abstellkammer, ehe ich meine eigenen verschmutzen Klamotten, die ich in einem kleinen Beutel gehortet habe, aufraffe und auf die Tür zugehe. Okay, ich hab zwar keine Ahnung wie ich das anstellen soll, aber ich versuch jetzt einfach mal, hier ein wenig Ordnung zu machen. Mich aufs Schlimmste gefasst machend öffne ich die Tür und starre leicht eingeschüchtert auf den überquellenden Korb. Großer Gott, ein erwachsener Mann und dann so ne Wirtschaft. Wie hat er bisher überlebt? Zaghaft umklammere ich die Griffe und ziehe den Korb heraus. Der Geruch von altem Holz und Schießpulver breitet sich aus und ich blähe die Wangen auf. Oh man! Da haben sich hoffentlich noch keine Kulturen gebildet. Meinen eigenen Wäschebeutel auf den Korb drückend hieve ich diesen hoch und trotte damit in Richtung Badezimmer. Gut, wenn er keine Maschine hat, dann muss ich es halt mit der Badewanne versuchen. Den Lichtschalter mit dem Ellbogen betätigend betrete ich das kleine Badezimmer. »Also dann Ouzo, nun kannst du zeigen, dass du zu mehr fähig bist als nur zum Lernen.« Die Ärmel hochkrempelnd lasse ich Wasser in die Wanne laufen und blicke mich um. Scheint hier wohl kein Waschmittel zu geben. Aber wie soll ich denn das eingetrocknete Blut aus den Sachen kriegen? Das ist doch alles Mist hier! Wieso hat der keine Waschmaschine? Verstimmt greife ich nach meiner Duschgelflasche. Okay, wenn er kein Waschmittel hat, dann muss ich dich wohl opfern. Ich hoffe, dass Tropic in etwa seinen Geschmack trifft, ansonsten tut es mir leid. Die Hälfte des Duschgels ins Wasser drückend greife ich anschließend nach dem Wäschekorb und ziehe das erste Kleidungsstück heraus. Ist das ein Shirt oder ein Putzlappen? Dieses zerlöcherte Etwas fällt ja bald auseinander. Kopfschüttelnd lasse ich den Stoff in das mittlerweile schaumige Wasser gleiten und fange an mit meiner Handbürste über die Flecken zu schrubben. Ein Glück, dass ich mein Waschzeug von zu Hause eingepackt habe, sonst würde ich wohl auch bald so streng riechen… Wehe, er weiß das nicht zu würdigen! Derartige Arbeiten musste ich nie verrichten, also wäre ein wenig Dankbarkeit nicht zuviel verlangt. Hoffentlich gibt es auf dem Dach eine Möglichkeit, wo ich die Sachen trocknen kann, hier drin sehe ich weniger die Chance, dass ich Erfolg haben werde… D 83 Ein dumpfer Laut… Fäuste… Holz… wer um alles in der Welt veranstaltet da bitteschön ein Klopfkonzert an meiner Tür? Ignorieren… es ist viel zu früh… Klopfen - immer lauter, immer schneller. »Aah! Scheiße!«, entfährt es mir und ich richte mich kerzengerade im Bett auf. Mit dunklen Ringen unter den Augen schiele ich zur Haustür. Wer auch immer da draußen steht, er scheint eines nahenden grausamen Todes sterben zu wollen. Fluchend trete ich meine Decke beiseite und stehe angeschlagen auf. Mein Blick fällt auf meinen kleinen Wecker, der mir gerade mal halb Zehn anzeigt. Das darf doch nicht wahr sein. Erst stört mich der freche Bengel und nun das! Wütend tapse ich hinüber zur Tür und spähe durch den Spion. Gut, im Nachhinein hätte ich mir das schenken können, da im selben Augenblick jemand laut meinen Namen ruft. »D! Nun komm schon!«, vernehme ich eine mir bekannte Stimme und ich resigniere innerlich. Das Klopfen nimmt zu und ich lehne meine Stirn gegen das Holz. Nein, ich habe keine Muße jetzt aufzumachen. Ich bin nicht in Stimmung für seine Gesellschaft. Warum lässt du dich hier immer noch blicken, G? Seufzend fahre ich mir durch die Haare. »D! Hallo?!?« Dieser Kerl… Ruckartig drehe ich den Schlüssel herum und reiße die Tür auf. Den verdatterten Gesichtsausdruck meines Gegenübers betrachte ich argwöhnisch und funkle ihn sichtlich angepisst an. »Na endlich«, bringt er kurz darauf hervor und grinst mich breit an. Glaub mir, jedem anderen hätte ich für diese Frechheit eins aufs Maul gegeben. G, was um alles in der Welt, willst du hier? »Du siehst scheiße aus, hast du nicht geschlafen?« Ich könnte dich… Mich in den Türrahmen lehnend verschränke ich die Arme vor der Brust. »Stell dir vor, es gibt Leute, die tatsächlich zu nachtschlafenden Zeiten wie die Blöden gegen meine Haustür trommeln«, gebe ich spitz zurück und er fängt an zu lachen. Eigentlich müsste man annehmen, dass jemand, mit dem man zwei Jahre seines Lebens zusammen gewohnt hat, eigentlich wissen müsste, zu welchen Uhrzeiten man schläft… Allein schon wegen diesen Gedanken bereue ich es, dass ich ihm die Tür geöffnet habe. »Was willst du?«, frage ich direkt und blicke ihn von der Seite her an. G ist dünn geworden, seine Wangenknochen stechen viel mehr hervor als zu dem Zeitpunkt, wo ich ihn zum letzten Mal gesehen habe. »Was für eine Begrüßung«, gibt er schmollend zurück und will, als wäre es selbstverständlich, an mir vorbei in Richtung Wohnung gehen. Halt, da war doch was! Ruckartig schlage ich meine Hand gegen die gegenüberliegende Seite des Türrahmens und versperre ihm somit den Durchgang. Eine Augenbraue hebend sieht er mich perplex an. »Was willst du, G?«, wiederhole ich meine Frage und ziehe die Tür hinter mir weiter zu. Großer Gott, wenn G den Jungen bei mir sieht, dann gute Nacht. Ein besseres Mittel zur Erpressung würde es für ihn gar nicht geben! Wenn es um Geld geht, dann ist er wirklich der größte Egoist der mir je untergekommen ist. Das konnte auf Dauer ja nicht funktionieren. Ein Wunder, dass es überhaupt zwei Jahre lang gut ging. »D, ich weiß wie deine Wohnung aussieht, kein Grund sich zu genieren«, meint er abwertend und versucht erneut hinein zu gehen. Mit einer Hand umklammere ich seine Schulter und drücke ihn zurück. »Du hast hier nichts mehr zu suchen. Das sage ich dir hier nicht zum ersten Mal.« Mir ist schlecht. Ein dicker Kloß bildet sich in meinem Hals. So langsam wird es peinlich, D. Wenn ich nur wüsste, wo der Bengel steckt. Im Wohnraum ist er nicht… G sieht mich durchdringend an, ehe er sich durch die Haare fährt und den Kopf schief legt. »Du bist reichlich nervös, hast du ne Leiche da drin?« fragt er und grinst amüsiert, da er genau weiß, mit was ich mein Geld verdiene. Den Mund zu einem dünnen Strich zusammen kneifend blicke ich zur Seite. Diese Anspielungen kann er sich wirklich schenken. Als wenn ich nicht wüsste, warum er hier ist. »Wie viel ist es dieses Mal?« Verlegen kratzt er sich am Hals und lächelt mich dümmlich, aber mit einer gewissen Überlegenheit an, dass mir leicht übel wird. »120 Lans würden reichen«, sagt er schließlich und ich muss mich zusammenreißen, um jetzt nicht loszuwettern. 120 Lans, wie kann der Idiot nur wieder soviel Schulden gemacht haben! Anstatt sein gesamtes Geld zu verzocken, sollte er mal anfangen, regelmäßiger zu essen! Grummelnd starre ich ihn an. Am liebsten würde ich ihn jetzt am Kragen packen und kräftig durchschütteln. »Du wartest hier…«, sage ich kurz darauf und verschwinde wieder in der Wohnung. Wie lange will er das Spielchen noch weiter treiben? Und wie lange will ich mir das noch bieten lassen? Ich weiß nicht, ob er mich wirklich verpfeifen würde, wenn ich ihm irgendwann kein Geld mehr zukommen lasse… bei G lässt sich das nur schwer sagen. Eigentlich müsste man in der langen Zeit ja ein gewisses Vertrauen aufgebaut haben, aber ich frage mich wirklich, was für eine Art von Beziehung wir überhaupt geführt haben. In meiner Tasche wühlend ziehe ich ein paar Scheine heraus. 15 Lans. Scheiße, wieso habe ich Idiot nicht auf sein Angebot von einer täglichen Zahlung eingeschlagen, anstatt ihm nur wöchentlich 80 abzuknöpfen? D, du bist wirklich zu gut für diese Welt. »Gibt’s Probleme?«, vernehme ich eine Stimme hinter mir und drehe mich abrupt um. »Ich sagte, du sollst am Eingang warten!«, fahre ich G an und richte mich auf. Unverschämter Mistkerl! Nervös blicke ich mich um. Kleiner, egal wo du steckst, komm jetzt bloß nicht um die Ecke geschossen! Ohne auf meinen Protest einzugehen, lässt G sich auf mein Bett plumpsen und lehnt sich zurück. »Man, die Decke ist noch genauso zerlöchert wie früher«, murmelt er und grinst sacht. Abfällig blicke ich zu ihm hinab. Meine Hand ausstreckend lasse ich die Scheine auf ihn hinunter fallen. »Mehr hab ich derzeit nicht«, gebe ich knapp zurück und lasse meine Tasche auf den Boden plumpsen. Ich spüre seine Finger an meinem Hosenbund, als er diesen zurückzieht und gegen meine Haut schnappen lässt. »Hey D…«, murmelt er und sieht mich mit einem eindeutigen Schlafzimmerblick an. Meine Kehle fühlt sich plötzlich so ausgetrocknet an. Schwer schlucke ich den entstandenen Kloß hinunter und wende mich von ihm ab. »Den Weg zur Tür findest du noch allein?« Wieso werden meine Handflächen so schwitzig? So notgeil kannst du echt nicht sein, D. Du wirst dich jetzt nicht dazu herablassen, auf Mitleidssex kannst du verzichten! G’s Arme legen sich um meinen Bauch und ich zucke sichtlich zusammen. Seine Nasenspitze drückt gegen meine Wirbelsäule und ich atme tief durch, um jetzt nicht doch wieder in mein altes Muster zurückzufallen und ihn hier und jetzt in die Matratze zu nageln. »Was is’n los mit dir?«, murmelt er und sein warmer Atem streift über meine Haut. Ich dreh gleich durch. Verdammt nimm endlich deine Hände weg! Ich schließe die Augen und hole einmal tief Luft, ehe ich nach seiner linken Hand greife und ihn ruckartig von meinem Bett zerre. Überrumpelt stolpert er hinter mir her, als ich ihn in Richtung Tür ziehe. »Für diesen Kinderkram habe ich jetzt keinen Nerv. Komm morgen wieder wegen dem Rest«, gifte ich ihn an und verfrachte ihn schwungvoll vor die Haustür. Sichtlich überrascht sieht er mich an und ich werfe ihm noch einen letzten Blick zu, ehe ich die Tür zuknalle. Einen Augenblick herrscht Stille, dann vernehme ich leise Schritte, die sich die Treppe hinunter bewegen. Gott sei dank. An der Tür hinab auf den Boden sinkend platziere ich mein Gesicht auf den Knien. »Scheiße…« Was für ein beschissener Tag. Ich hab jetzt schon keine Lust mehr. Nachdenklich starre ich auf den alten Steinboden und schlage kurz darauf meinen Hinterkopf gegen die Tür. »Scheiße!« Wütend stehe ich auf und marschiere in Richtung Badezimmer. Hilft alles nichts, ich brauche eine Dusche. Die Tür zum Nebenraum aufreißend bleibe ich verdutzt vor der Leiter stehen. Wieso ist die Luke offen? So langsam dämmert mir, dass da nur einer für in Frage kommt. Kurz zögere ich, dann schüttle ich den Kopf und betrete das Badezimmer. Nein, erst duschen, danach kannst du schimpfen, D. »Wieso brennt hier das Licht?«, frage ich in den leeren Raum und könnte schon wieder ins Essen brechen. Was zum Teufel glaubt der Junge eigentlich, wo der Strom herkommt? Verstimmt tapse ich hinüber zur Badewanne. Was zum… was ist das? Die Wanne ist fast bis zum Anschlag gefüllt, zudem riecht es seltsam fruchtig im ganzen Raum - und was soll dieser orangefarbene Schaum auf dem Wasser? Soviel Wasser… was für eine Verschwendung. Gleich heule ich. Was hab ich denn getan? Mein angestautes Problem hat sich soeben verabschiedet. Die Wut war wirksamer als jedes noch so kalte Wasser. Jetzt ist Schicht. Ich glaube, wir beide werden jetzt mal ein ernstes Gespräch führen. Aufgekratzt drehe ich mich um und stürme zur Leiter. Mit ein paar schnellen Schritten gelange ich zur oberen Luke, die noch immer sperrangelweit offen steht und stecke meinen Kopf hindurch. »Hey!«, rufe ich ihm entgegen, bringe aber weiter nichts hervor, da mein Blick nun auf der Wäsche ruht, die über das halbe Dach verteilt auf dem Boden liegt. Das ist jetzt nicht wahr… Ouzo Erschrocken zucke ich zusammen und drehe mich um. Meine Güte, kann der Kerl nicht mal einen Warnpfiff geben? Ständig schleicht er sich an einen heran. Wie kommt es überhaupt, dass er jetzt schon auf den Beinen ist? »Was tust du hier?« »Schönen guten Morgen der Herr«, gebe ich zynisch zurück. Scheinbar gehört es hier nicht mit zur allgemeinen Höflichkeit, dass man sich einen guten Morgen wünscht. Schweigend krabbelt er aus der Luke und sieht sich um. Leichte Röte schießt mir ins Gesicht und ich kaue auf meiner Unterlippe. Eigentlich habe ich gehofft, dass ich mit der Wäsche fertig bin, bevor er aufsteht. Wortlos blicke ich zu ihm hinüber. Seinen Blick kann ich nicht deuten, irgendwie scheint er ein wenig neben der Spur zu sein. Ebenfalls über den Boden schauend betrachte ich mein Werk. Mein Problem war, dass es hier oben weder eine Leine gibt, noch eine Möglichkeit eine eventuell vorhandene zu befestigen. Aber Steine gibt es – und nicht zu knapp. Ein ganzer Haufen Backsteine, wer weiß, wozu die einmal gedacht waren. Und ich wollte ja nicht, dass beim ersten Windzug alles davon weht. Gut, normalerweise legt man saubere Wäsche nicht auf den Boden und stellt einen Stein drauf, damit sie da bleibt wo sie ist, aber ich hatte ja nichts anderes zur Verfügung! Wieso sagt er nichts? »Ich… habe gewaschen«, sage ich schließlich, da ich dieses Schweigen nicht länger aushalte. Zweifelnd blickt er mich an, dann wieder auf den Boden und sackt schließlich zusammen. Hockend stützt er sein Gesicht in die linke Hand und sein Körper fängt an zu zittern. Großer Gott, was ist denn nun los? »Geht es dir nicht gut?« Zögernd trete ich näher an ihn heran, als er mit einem Mal in schallendes Gelächter ausbricht und ich daraufhin verschreckt einen Schritt rückwärts mache. Hilfe, was ist denn jetzt? »Ist mir neu, dass man die Wäsche auf den dreckigen Boden legt zum trocknen«, bringt er schließlich hervor und blickt zu mir auf, ein Schmunzeln im Gesicht, aber mit einem Unterton in der Stimme, dass ich verärgert die Wangen aufblase. »Dann verrat mir mal, wo ich die Sachen hätte aufhängen sollen!« Da hört sich doch alles auf. Jetzt verarscht der mich hier auch noch. »Wer hat gesagt, dass du die Wäsche machen sollst?«, kommt die prompte Gegenfrage. »Na, wer hätte es denn sonst gemacht? Du scheinst dich ja nicht drum zu kümmern. Abgesehen davon, wie wäre es mit einer Waschmaschine? Das Zeug in der Wanne zu schrubben bringt nicht wirklich viel und dauert eine Ewigkeit.« Verständnislos sieht er zu mir hinüber. Na was kommt jetzt? »Erstens ist eine Waschmaschine teuer, frisst Wasser und Strom und Zweitens bringe ich mein Zeug in die Reinigung«, gibt er neutral zurück und so langsam komme ich mir richtig hintergangen vor. »Woher soll ich denn das wissen?« Leise murre ich vor mich hin und blicke hinunter auf die noch nassen Klamotten. Die roten Backsteine liegen nach wie vor mitten drauf und mittlerweile komme ich mir richtig dumm vor. »Du hast das alles mit der Hand gewaschen… in der Badewanne. Du ganz alleine.« Ja ja, mach dich nur lustig. Wie hätte ich es denn sonst machen sollen? Dass es hier in der Nähe eine Reinigung gibt, kann ich ja nicht wissen. Ich darf ja nicht vor die Tür… Ich nicke nur knapp und stecke meine Hände in die Hosentaschen. Klasse gemacht Ouzo. Da wolltest du mal ein wenig behilflich sein und am Ende hast du doch wieder alles falsch gemacht. Wieso fühlt sich das jetzt so scheiße an… Ein Seufzen geht von ihm aus, als er sich vom Boden erhebt und noch mal einen amüsierten Blick über mein Werk wirft. »Hunger?«, fragt er plötzlich und ich traue meinen Ohren nicht. Das wäre das erste Mal, dass ich hier vormittags was zu Essen bekomme. Ich nicke nur und zur Bestätigung, gibt mein Magen eindeutige Geräusche von sich. Mit einer schnellen Bewegung bückt D sich zu einem seiner noch nassen Shirts und kantet den Stein beiseite. »Gut, ich nehme mir 5 Lans und hole was«, sagt er und schüttelt das Shirt einmal kräftig durch. »Das ist noch nicht trocken«, protestiere ich, aber das scheint ihn wenig zu kümmern. Die Nase rümpfend schnüffelt er an dem Stoff und blickt mich skeptisch an. »Was ist das?« Oh weh, er mag es scheinbar doch nicht. »Duschgel… Tropic-Duft…« Sein Gesichtsausdruck spricht Bände. Er mag es nicht, definitiv! [Grüne Zone – Minestrone Manor] Gin Keine Spur, nicht einmal ein Anzeichen dafür, dass er überhaupt dort ist, wo wir ihn vermuten. Der Senator sitzt mir auch im Nacken und wenn ich nicht bald einen Hinweis über Ouzos Aufenthaltsort habe, dann wird die Sache gewaltig unangenehm. »Wo steckst du nur...« Wie paralysiert starre ich auf den Monitor, sehe mir das Überwachungsvideo der Grenztreppe nun schon zum x-ten Male an. Hier durchquert er die Lichtschranke zur gelben Zone. Der westliche Bezirk ist mit unter einer der am meist belebten in diesem Gebiet. Er hätte dort schon längst irgendwo auftauchen müssen. In einem Gasthaus, Tages-Hotel, Lebensmittelladen… Aber nichts. Drei Tage und wir stehen da, wo wir am Anfang gewesen sind. »Sie sollten etwas schlafen, Gin«, vernehme ich Ales Stimme hinter mir und gebe nur ein unzufriedenes Brummeln von mir. Nicht schlimm genug, dass ich Druck vom Chef bekomme, dieser Möchtegernpädagoge scheint auch keine andere Form der Beschäftigung zu finden, als mir mit dummen Ratschlägen zu kommen. »Solange Ouzo nicht wieder da ist, kriege ich ohnehin kein Auge zu«, gebe ich schließlich zurück und spule das Band an den Anfang. Mich in meinem Stuhl zurücklehnend fahre ich mir über das Gesicht. Ob ich selbst nach ihm suchen sollte? Möglicherweise finde ich im Alleingang mehr heraus. Niemand kennt den Jungen so gut wie ich. Denk nach Gin, wo würde er wohl hingehen? Was wäre sein Ziel, außer uns alle in Panik zu versetzen? »Ich bin sicher, dass es ihm gut geht.« Optimismus in allen Ehren, aber jetzt geht er mir damit gewaltig auf die Nerven. Mich zu Ale umdrehend blicke ich ihn durchdringend an. »Und woher wollen Sie das so genau wissen?« Sein darauf folgender, leicht einfältiger Blick, gibt mir den letzten Rest. »Naja, ich denke, sollte ihn jemand entführt haben, hätten wir doch bestimmt schon ein Erpresserschreiben oder ein Video erhalten.« Entführt… Erpresservideo… Den Kopf in die Handflächen stützend halte ich mich nur schwer davon ab, jetzt nicht laut zu schreien. Herzlichen Dank Herr Professor, nun geht es mir erst recht beschissen. Diese Person raubt mir noch den letzten Nerv. Und unter diesen Umständen soll ich dann einfach schlafen gehen? »Ale…«, bringe ich gepresst hervor und wende mich wieder dem Monitor zu. »Ja?« »Setz noch mal neuen Kaffee auf.« Hier wird nicht geschlafen, ehe Ouzo wieder sicher zu Hause ist und wenn ich an Koffeinüberschuss zusammenbreche! [Blaue Zone – J’s Laden] D 83 Gibt es einen bestimmten Grund, dass J mich seit meinem Auftauchen hier so merkwürdig anstarrt? Ich komme mir allmählich vor wie bei einer Freakshow, in der ich die Hauptattraktion bin. Nachdem Q mich abkassiert hat, quetsche ich meinen Einkauf in eine Plastiktüte und werfe J einen fragenden Blick zu. Hat er vielleicht einen Auftrag für mich? Der von letzter Nacht war ja wohl der Witz des Jahres, zudem äußerst schlecht bezahlt - aber ich und meine große Klappe, von wegen, ich würde alles nehmen… J lehnt sich über die Theke weiter vor und schnüffelt auffällig in meine Richtung. Mit großen Augen starre ich ihn ungläubig an. Ist der Mann schon wieder breit oder was ist sein Problem? »Du riechst so frisch heute«, sagt er plötzlich und ein leichter Rotschimmer breitet sich in meinem Gesicht aus. J, ich hasse dich! »Wenn was ist, du weißt, wie du mich erreichst«, gebe ich barsch zurück und verlasse fluchtartig das Geschäft, den perplexen Blick von J und einigen Kunden in meinem Nacken spürend. Gott, ist das peinlich. Hinter der nächsten Häuserwand bleibe ich stehen und rieche selbst nochmal an meinem Shirt. Ich rieche wirklich… frisch. Angesäuert dränge ich mich durch das alltägliche Vormittagsgetümmel, innerlich tausend Flüche auf den Bengel zeternd. tbc... Kommentar: Und Sense. Nyo, ich hoffe es hat euch gefallen. =) Eigentlich habe ich G's Auftritt erst für ein späteres Kapitel geplant, aber es hat sich dann mal wieder anders ergeben und somit hat er jetzt seinen Premiereauftritt gehabt. °^° Ich glaube, viele werden ihn hassen - aber urteilt nicht zu schnell! ,____, *G knubbl* Verbesserungsvorschlägeund Kritik gern gesehen. Meinungen sind mir sehr wichtig, nur so kann ich mich verbessern. Wer auf meine Mailingliste möchte, der kann mir gern bescheid geben. Schönes WE! Baba -Neya- ("^^) Kapitel 4: Children and drunken fools tell the truth ---------------------------------------------------- Autor: -Neya- Fandom: Original, Vacuum City Genres: S-Fiction/Fantasy, Humor, Drama, Shonen-ai Kapitel: 4/? Schreibstil: Präsens, Ich-Perspektive Zeit: ca. 6 Std. über mehrere Tage verteilt Musik: Heat Guy J - Plastic Cowboy Note: Alles meins, meins, MEINS! Kommentar: Ich schäme mich, 2 Monate hats gedauert - aber ich hab so wenig Zeit gehabt und bin daher nie wirklich zum Schreiben gekommen. ü__Ü *sob* Hoffe, dass ihr da drüber hinweg seht. ,___,# - Update bei den Steckbriefen - Es gibt einen neuen Steckbrief - Q 41 (der Junge der derzeit bei J arbeitet) Zu den Kommentaren: Spinnennetz 0o0 Was klaust du hier!?! *dir nen frisch gewaschenen D rüberschieb* Dimitjana xD; Aye, ich konnts mal wieder nicht lassen, mein Comedy-Gen war im letzten Chap mal wieder verstärkt hervorgebrochen ü,ü *aber Ouzo hats ja nur gut gemeint* °^° *pat* kann er ja auch nix für, dass er keine Ahnung von nix hat Interceptor Naja, genau genommen sind nur D's Klamotten frisch, aber vllt. erklärt Ouzo sich bereit und wäscht D auch mal ordentlich durch xD; *wobei der sich bestimmt nicht von nem Backstein auf dem Dach platt drücken lassen wird* Angel_Seraphim ö,ö Dein D? Nix, D gehört nur mir *sich an ihn krall* >-< *einen schiefen Blick von Ouzo ernte* <.<# Aber ich hab mir schon gedacht, dass G sich zu einem unbeliebten Chara entwickelt, dabei isser garned so schlecht ü,ü Natsuki_Sayori Ouuuw, ich glaube, DAS willst du nicht wissen °____°' Da würde ich zumindest keine Garantie für deine spätere körperliche Gesundheit übernehmen Zeckentodesengel Na dann hoffe ich, dass ich mit dem Chap nicht zu viel Bockmist fabriziert habe und du mir ne Zecke an den Kopf wirfst, weil deine Erwartung enttäuscht wurde Q__Q Kassi-chan XDD Rosa Schürze *___*# Der Junge wird mich meucheln, wenn ich ihm das antue. Wobei D ja was zu lachen hätte, wenn der arme Junge nur mit Schürzchen durch seine Bude wuselt. Naja, wenn es Fragen zu G gibt, immer her damit, wobei ich hoffe, dass in diesem Chap ein wenig mehr Aufklärung dazu herrscht Danke für die Kommis und danke an alle, die meine Story in den Favos haben. ^^ Innerhalb von einem Kapitel 14 Favos mehr zu haben find ich toll. ;___; *gratz!* So, das von meiner Seite, viel Spaß beim nächsten Chap. =) Vacuum City Part IV: Children and drunken fools tell the truth [Blaue Zone – D’s Wohnung] D 83 Es gibt jeden Tag diesen gewissen Moment… Den Moment, an dem man sich am liebsten vom nächstgelegenen Gebäude in die Tiefe stürzen oder sich eine Kugel in den Kopf jagen möchte. Für einen kurzen Augenblick fühlt man sich, als könnte man sorgenfrei über die Dächer der Stadt tanzen, schwerelos und frei - und im nächsten Sekundenbruchteil holt einen die Schwerkraft der Realität ein und man rast mit voller Geschwindigkeit gen Boden. Der Aufprall ist hart – das Gefühl einer Ohnmacht nahe zu stehen, vor Schmerzen innerlich zu schreien, da einem jeder Knochen im Leibe zerquetscht wird… Ich hasse diese gewissen Momente. Mit schweißbenetzter Stirn krame ich in meiner Tasche und ziehe kurz darauf eine kleine grüne Kapsel heraus. Mit zitternden Händen drücke ich die kleine Glaskapsel in mein Ladegerät und setzte es an meiner linken Schläfe an. Ein leises Knistern, ähnlich dem eines kleinen Elektroschockers ist zu vernehmen, als ich mir die grünliche Flüssigkeit in den Kopf jage. Erschöpft lasse ich mich zurück auf mein Bett sinken und starre an die marode Zimmerdecke. Das Ladegerät liegt locker in meiner Hand, die hin und wieder leicht zusammenzuckt. Mein Herz hämmert schneller, lässt mein Blut unter Hochdruck durch meinen Körper schießen, bis sich endlich der gewünschte Effekt einstellt und alles zu erschlaffen droht. Ein grünlicher Schimmer breitet sich vor meinen Augen aus und ich atme tief durch. Ouzo Schweigend starre ich zu D hinüber. Diese Prozedur spielt sich jeden Tag hier ab und als ich ihn beim ersten Mal dabei beobachtet habe, wurde mir ein klein wenig schlecht. Erst dachte ich, er schießt sich in den Kopf… Green 4… ich bin noch nie mit Drogen in Kontakt gekommen, aber die Art und Weise wie er sich kurz vor dem Schuss und hinterher verhält, ist schon beunruhigend. Man könnte meinen, dass er hinterher noch schlechter drauf ist als vorher. Ich werfe einen kurzen Blick auf meine Uhr. Noch 12 Minuten, dann ist alles wieder vorbei. Irgendwie missfällt es mir, dass er das Geld, das ich ihm zukommen lasse, dazu benutzt, um sich so ein Dreckzeug zu kaufen. Verstimmt beiße ich mir auf die Unterlippe. In meinem Lehrbuch ist über diese Droge nicht viel bekannt. Ich habe zwar gedacht, dass es vielleicht ganz nützlich ist, wenn ich mein Buch mitschleppe, um hier unten ein wenig besser zurecht zu kommen - aber im Endeffekt spiegelt es nicht im Entferntesten das wieder, was sich hier in der blauen Zone wirklich abspielt. Langsam stehe ich von dem kleinen Sofa auf und verschwinde in Richtung Nebenzimmer. Ich brauche frische Luft, zumal habe ich keine Lust mir die nächsten 10 Minuten seinen dümmlich zufriedenen Gesichtsausdruck anzusehen. Kopfschüttelnd krabble ich die Leiter hoch und stoße die Luke auf. Ein lauer Wind weht mir entgegen und ich atme einmal tief durch. Es ist spät am Nachmittag und die ersten Lichter des Amüsierviertels gehen bereits an. Mich an den Rand des Daches stellend blicke ich zu den bunten Lichtern hinüber und höre die ersten leisen musikalischen Klänge durch das laute Stimmgeschwirr zu mir hoch dringen. Was da nachts wohl so abläuft? Bei uns gibt es kein solches Milieu, daher ist mir das auch so ziemlich fremd. Neugierig bin ich ja schon, aber ich glaube nicht, dass ich mich so ganz allein dahin trauen würde. D würde mich ohnehin nicht lassen. Tagsüber darf ich ja schon nicht raus, da wird er garantiert nicht erfreut darüber sein, wenn ich einen Abstecher in die Nachtszene unternehme… Leicht frustriert lasse ich mich auf den Boden sinken, die Arme um meine Beine schlingend. Den Kopf auf meinen Knien platzierend beobachte ich weiterhin die Leuchtreklamen, die nach und nach anfangen sich zu bewegen. Bald geht die Sonne unter… Ob er heute wieder raus geht? Bei dem Gedanken, dass er die Nächte zuvor immer verschwunden ist, weil er irgendwelche, ihm vollkommen fremde Leute umbringen muss, wird mir leicht unwohl in meiner Haut. Was kann eine Person nur dazu treiben, dieser Tätigkeit nachzugehen? Dass er nachts überhaupt noch schlafen kann ist wirklich erstaunlich. Komischer Kerl… Nachdenklich puste ich mir eine vorwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht und seufze leise. Ich würde wirklich zu gern- Aus meinen Gedanken aufschreckend drehe ich mich um. Das Knarren der Leiter ist kaum zu überhören, ebenso das leise Schnauben des an ihr hochkletternden Soom's. Ist es schon wieder vorbei? Fragend blicke ich hinüber zu D, der sich ein wenig verstimmt durch die Haare fährt und auf mich zutapst. Mit einem gedehnten Stöhnen bleibt er neben mir stehen und zündet sich eine Zigarette an. Einen gesunden Lebenswandel kann ich das wirklich nicht nennen. Rauchen, Drogen… da fehlt nur noch, dass er sich als Alkoholiker entpuppt, dann erfüllt er wirklich alle Voraussetzungen eines kaputten Geistes… Schweigend starrt er geradeaus, ehe er einen weiteren tiefen Zug von seiner Kippe nimmt. Irgendetwas hat er doch vor. Ein wenig skeptisch blicke ich ihn an, als sein Blick den meinigen trifft und mir eine Gänsehaut über den Rücken jagt. Er scheint wirklich ziemlich schlecht gelaunt zu sein – in dem Fall ist es wohl besser vorerst die Klappe zu halten. »Ich brauche 105 Lans…«, sagt er schließlich und ich glaube mich verhört zu haben. Ich bin weniger entsetzt über die Summe, vielmehr darüber, in welch einem selbstverständlichen Ton er das sagt. Es klingt weniger wie eine Frage, ob ich ihm was gebe, sondern mehr wie eine Aufforderung. Die Stirn runzelnd presse ich die Lippen zusammen und blicke wieder in Richtung der Reklameschilder. »Sind die Drogen schon wieder ausgegangen?«, murmle ich leise, mehr zu mir selbst als zu ihm, aber in der Gewissheit, dass er es trotzdem hört. Eine Weile herrscht eine unangenehme Stille, ehe er seine Zigarette hinunter wirft und mich durchdringend mustert. Wieso fühle ich mich plötzlich so unwohl in meiner Haut? Nervös lecke ich mir über die Unterlippe und versuche seinen Blick zu meiden. Ich kann es nicht erklären, aber jedes Mal, wenn er mich so anstarrt, habe ich das Gefühl, dass er durch meine äußere Hülle hindurchblickt, bis tief hinein aufs Mark. Mein Gedärm krampft sich darunter jedes Mal aufs Neue zusammen. Nach kurzem Zögern stehe ich auf und gehe zurück zur Leiter. Nein, in diesen Momenten ist es wirklich gesünder für mich nichts zu sagen. D 83 Gott, dieses Kind geht mir auf den Sack! Angepisst laufe ich die Treppen des Wohnblocks hinunter und verlasse das Gebäude. Den Kommentar hätte er sich wirklich sparen können. Schnaubend laufe ich über den nun recht leeren Marktplatz in Richtung Amüsierviertel, das Geld des Jungen in meiner Hemdinnentasche verstaut. Echt nervig… Drogen kaufen? Schön wär’s! Nein, dieses Geld dient dazu, meinem Ex mal wieder aus der Scheiße zu helfen. D, du bist wirklich nicht mehr ganz dicht. Eigentlich verdienst du für diese Aktion eins in die Fresse. Wie dämlich muss man sein, um die Schulden dieses Schmarotzers abzuzahlen? G könnte mich zwar verpfeifen, aber in dem Falle könnte ich ihn auch einfach abknallen und ich hab endlich meine Ruhe! … wenn das nur so einfach wäre. Resignierend fahre ich mir durch die Haare. Als könnte ich G mal eben so einfach erschießen. Und gerade weil er das weiß, nutzt er es seither schamlos aus… Bastard. Meine Schritte verlangsamend biege ich um die nächste Ecke. Die grell leuchtenden Schilder stechen mir ins Auge und ich rümpfe die Nase. Erbärmlich sich so an alte Erinnerungen zu klammern, dass ich es zulasse, dass der Mistkerl mich erpresst. Je näher ich dem Viertel komme, desto mehr zwielichtige Gestalten kommen einem entgegen. Angefangen von Jugendlichen, die hier schnell viel Geld machen wollen, indem sie sich selbst zur Schau stellen oder in der Spielhölle zocken, hinüber zu den schon älteren Amüsiermädchen, die lässig mit einer Kippe im Mundwinkel an den Eingangstüren der Clubs stehen und jedem Kerl ein verführerisches Lächeln zuwerfen, von dem sie annehmen, er habe genügend Geld bei sich, um sie für einige Stunden auszuhalten – bis hin zu den eher unscheinbaren Kerlen, die mehr Dreck am stecken haben als ich. In diesem zähflüssigen Strom von Huren, Kleinkriminellen und Spielern, geht man regelrecht unter. Der Geruch von Zigaretten und billigem Alkohol liegt in der Luft und legt sich um einen wie ein dicker Mantel. Das Atmen fällt einem zunehmend schwerer… Mich durch die Masse drängend steuere ich den vereinbarten Treffpunkt an - eine eher heruntergekommene Bar, an dessen Reklametafel bereits einige Buchstaben flackern, als würden sie jeden Moment erlischen. Trotz allem scheint das den Kundenstrom nicht zu stören, der Laden ist brechend voll. Lautes Gelächter dringt durch die offene Eingangstür heraus und ich atme einmal tief durch, ehe ich eintrete. Hoffentlich ist der Idiot schon da, ich möchte mich nicht länger als nötig hier herumtreiben. [Blaue Zone – Club “haLf pAst TEn”] T 75 Lautes Johlen, das Geräusch von unzähligen Schuhen die auf den Boden stampfen und die grölenden Anfeuerungsrufe der angetrunkenen Männer umschließen den schmalen Tisch an dem ich mit befinde. Hände klatschen ununterbrochen ineinander und dichter Rauch schwebt wie eine Wolke über unseren Köpfen. Mir gegenüber sitzt er – der Loser, der vor gut einer Stunde noch groß dahergeredet hat, wie schnell er mich fertig machen wird. Ein Schmunzeln ziert meine Lippen, als ich zum wiederholten Male das kleine Glas zum Mund führe und es mit einer schnellen Bewegung hinunterkippe. Mein Hals brennt bereits vom Hochprozentigen, ein unsagbar angenehmes Gefühl. Da sitzt er, leichenblass im Gesicht und gefährlich hin und herschwankend auf seinem Stuhl. Junge, gib es besser gleich auf, ehe du uns noch den Laden voll kotzt. Auffordernd blicke ich zu ihm hinüber. Seine zittrige Hand greift nach dem bis zum Rand gefüllten Schnapsglas und seine rot unterlaufenen Augen starren mich verklärt an. Die Arme vor der Brust verschränkend lehne ich mich zurück. »Na los«, gebe ich in einem abfällig amüsierten Ton von mir und das Gelächter um uns herum nimmt weiter zu. Verärgerte Gesichter blicken mich an, Gesichter der Kerle die gegen mich gewettet haben und denen nun klar wird, dass sie gleich um einige Scheine ärmer sein werden. Ein lautes Klirren ertönt, als das Glas aus seiner Hand rutscht und er hastig vom Stuhl aufsteht. Eine Spur zu hastig, da er mitten in der Bewegung zusammenzuckt und sich beide Hände vor sein verschwitztes Gesicht hält. Echt widerlich! Geräuschvoll erbricht er sich über seine Klamotten. Mit Genugtuung beobachte ich die dickflüssige Masse, die durch seine Finger tropft, ehe er abermals anfängt zu würgen und mit einem kräftigen Tritt eines in der Nähe stehenden Soom's auf dem Boden landet. Mir eine Zigarette anzündend klopfe ich mit den Fingerknochen auf den Tisch. »Noch wer?«, frage ich in die Runde, ernte aber nur ablehnendes Kopfschütteln. Geldscheine werden von einem zum anderen gereicht, das Ende einer weiteren Trinkrunde. Die zufriedenen Gesichter derer, die auf mich gesetzt haben – sowie die mürrischen Visagen der Idioten, die auf den Kerl wetteten, der nun in seinem eigenen Erbrochenem am Boden liegt und über den einfach hinweggetrampelt wird, ruhen auf mir und ich lächle sacht. »Auf dich ist echt verlass, T«, vernehme ich eine Stimme hinter mir und eine große Männerhand legt sich auf meine rechte Schulter. Mit einer schnellen Bewegung umklammere ich sein Gelenk und ziehe sie ruckartig beiseite. »Pack mich nicht mit deinen Wichsgriffeln an«, gifte ich verstimmt und lasse ihn los. Ekelhaft, was manch einer glaubt sich erlauben zu dürfen, nur weil ich im Moment recht gut drauf bin. Ich nehme einen tiefen Zug von meiner Zigarette und blicke durch die Runde. »Was ist? Die Show ist vorbei! Seht zu, dass ihr abzieht.« Mein Blick wandert durch den überfüllten Raum, als ich leicht verdutzt eine mir bekannte Person im Eingangsbereich erblicke. Grinsend stehe ich auf. Ein leichter Schwindel durchflutet meinen Kopf und ich halte mich kurz an der Tischkante fest. Aufpassen T, du willst doch nicht öffentlich durchsickern lassen, dass du schon gut abgefüllt bist? Mich an den Tischen vorbeidrängend steuere ich meinen ehemaligen Schüler an. Was ausgerechnet D in diesen Schuppen treibt, wo er doch nichts für Bars über hat? D 83 Ein wenig verdutzt drehe ich mich nach einer weiblichen Stimme um, die scheinbar meinen Namen ruft. Der Anblick einer älteren Frau mit langen schwarzen Rastazöpfen, die mir grinsend zuwinkt, lässt meinen Magen leicht zusammen krampfen. T 75, die hat mir gerade noch gefehlt. »Na D, immer noch am Leben?«, fragt sie amüsiert und ihre Fahne schlägt mir unangenehm ins Gesicht. Besoffene Kerle sind das eine, aber betrunkene Frauen sind fast noch ätzender. »Na T, immer noch am Saufen?«, entgegne ich leicht abwertend, woraufhin sie anfängt zu lachen. Ihre leicht raue Stimme habe ich schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gehört, dennoch wäre es mir lieber gewesen, sie heute nicht zu treffen. Mit einer knappen Kopfbewegung deutet sie mir an ihr zu folgen. »Was ist, trinkst du einen mit?« Ihr Auge blickt mich auffordernd an, während ihr Fake hinter einer Augenklappe versteckt liegt. Eine Braue hebend betrachte ich sie. Sie weiß genau, dass ich nicht trinke, dennoch muss sie mich das jedes Mal fragen, wenn wir uns in einem Lokal begegnen. »Hast du G gesehen?«, erkundige ich mich und übergehe somit ihre Einladung. Mir ist es hier definitiv zu überfüllt. Wie kann man sich in diesem Getümmel nur wohl fühlen? Sie blickt mich ein wenig verständnislos an und zieht die Stirn kraus. »G? Welchen?« »67…« Welchen? Als wenn sie das nicht von selbst wüsste, ich habe ja nur mit dem Kerl näheres zu tun. Ihr Blick spricht Bände. Sie hat noch nie viel von G gehalten, demnach dürfte es sie weniger freudig stimmen, dass ich auf der Suche nach eben jenem bin, anstatt mit ihr einen auf Bruderschaft zu trinken. »Da sieht man dich nach Wochen endlich mal wieder und muss nun feststellen, dass du noch kein bisschen schlauer geworden bist«, meint sie spöttisch und tippt mir gegen die Stirn. Ihre Hand weg schlagend trete ich einen Schritt beiseite. Ich habe wirklich keine Lust mir wieder ihre spitzen Bemerkungen anzuhören, wo sie ohnehin schon wieder einen zuviel drin hat. Den Vortrag kann sie sich wirklich sparen, als wenn ich selbst nicht wüsste, dass ich mir kein bisschen helfe, indem ich G weiterhin unterstütze. »Also?« Ein Seufzen geht von ihr aus und sie fährt sich über ihr dunkles Gesicht. T hat sich wirklich kaum verändert, sowohl ihre optische Erscheinung als auch ihre Laster sind nach wie vor gleich. »Nein, habe ich nicht«. Danke - und war das nun so schwer mir normal zu antworten? Aber das bedeutet, dass ich nun gezwungen bin hier zu warten. Ganz klasse, das fehlte mir noch. Er will schließlich etwas von mir, da kann ich ja wohl davon ausgehen, dass er wenigstens einmal pünktlich auftaucht. »Hey!«, entfährt es mir, als ein angetrunkener Kerl mich von hinten anstößt und sich an mir vorbei drängt. Ich krieg ne Krise! Wütend schnaube ich und funkle T böse an, die nun erheitert vor sich hinkichert. Albernes Weib, kaum zu glauben, dass sie eine der Top-Assassins in der Stadt ist. Wenn ich nicht bei ihr gelernt hätte, würde ich das jetzt gewaltig anzweifelnd. Mir jeglichen weiteren Kommentar sparend drehe ich mich um. Hier drin hält man es ja nicht mehr aus. Jeder der sich freiwillig diesem Umfeld aussetzt, muss nicht mehr ganz dicht sein. Ohne mich zu verabschieden, lasse ich T hinter mir stehen. Diese Frau… Ins Freie tretend atme ich einmal tief durch. Gut, die Luft hier ist nicht die beste, aber im Gegensatz zu dem Smog da drin ist das die reinste Erholung. Ich schließe kurz meine Augen und grüble darüber nach, ob ich weiter hier warten oder besser wieder Heim gehen soll. Ich bin müde… Seit der Junge bei mir wohnt, habe ich keine Nacht mehr durchgeschlafen. Mir über die Augen reibend lehne ich mich gegen die kalte Wand neben dem Eingang. In meiner Hosentasche suche ich nach meinen Zigaretten, muss aber zu meinem Ärger feststellen, dass ich vorhin die letzte geraucht habe. Murrend werfe ich die leere Schachtel auf den Boden. Scheiß verdammter! »Zigarette?«, vernehme ich eine mir nur zu vertraute Stimme und blicke auf. Na das wurde aber auch Zeit. G sieht mich mit seinem allseits bekannten Grinsen an und hält zwei Zigaretten in der Hand. »Du bist spät«, erwidere ich und er zuckt nur mit den Schultern. Mistkerl, allein dafür könnt ich dir an die Gurgel gehen… Sich beide Zigaretten in den Mund steckend entzündet er sie und reicht mir anschließend eine rüber. »Und trotzdem wartest du«, meint er selbstzufrieden und ich merke, wie mein linkes Augenlid anfängt zu zucken. Treib es bloß nicht zu weit. Nach kurzem Zögern, nehme ich die mir entgegen gehaltene Zigarette an und stecke sie mir zwischen die Lippen. Na igitt, was für Zeug hat er denn da reingemischt? »Bleibt mir was anderes übrig?« Witzbold, lieber warte ich hier auf dich, als wenn du mir später vor der Haustür stehst. Derzeit ist das leider eine sehr schlechte Lage… Ein sachtes Lachen geht von ihm aus und abermals fällt mir auf, wie mager er geworden ist. Seine Augen wirken müde und seine Hautfarbe war auch schon mal gesünder. In mich hinein seufzend deute ich ihm an, mir in eine Seitenstraße zu folgen. Muss ja nicht jeder mitkriegen, wenn ich ihm hier ein Bündel in die Hand drücke. Ein wenig überrascht sieht G mich an und wirft einen Blick hinter sich. »Gehen wir nicht rein?«, fragt er und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich jetzt annehmen, er klingt ein wenig enttäuscht. »Nicht um alles in der Welt gehe ich da noch mal rein. Für heute reicht’s«, murmle ich leise und drehe dem Laden den Rücken zu. Ein unzufriedenes Stöhnen geht von ihm aus, aber er folgt mir kommentarlos. Was glaubt er denn, dass ich mich da mal eben so locker flockig an einen Tisch setze und ihm unter der Platte das Geld rüber schiebe? Abgesehen davon bin ich nicht scharf darauf, dass T mehr mitbekommt als sie soll. Um die nächste Ecke biegend bleibe ich in der Nähe einer Feuerleiter stehen, die zu einem recht baufälligen Wohngebäude gehört. Wer sich freiwillig hier ein Zimmer nimmt… Ohne ein Wort greife ich in meine Innentasche und ziehe das Geld heraus. Um von weitem nicht zu auffällig zu wirken, trete ich näher an ihn heran und ziehe G in eine Umarmung, während ich das Bündel schnell in seiner Hosentasche verschwinden lasse. »Ich hoffe, du lässt dich in nächster Zeit nicht mehr blicken«, wispere ich ihm ins Ohr und lasse ihn los. Sein Blick ist schwer zu deuten. Seine Hand wandert an seine Gesäßtasche und tastet über die kleine Beule. »Wie jetzt, das war’s?«, fragt er schließlich und sieht mich leicht vorwurfsvoll an. Bitte was? Na jetzt schlägt es 13! Was will er denn noch? »Wüsste nicht, was es noch gäbe«, entgegne ich leicht unterkühlt und blicke in Richtung Straße. Niemand zu sehen, nur das laute Stimmengeschwirr aus den nahe liegenden Clubs dringt zu uns vor. Im nächsten Moment befinde ich mich mit dem Rücken zu Wand, während G’s Kopf sich gegen meine Schulter drückt. »D…« Nicht doch! Mein Puls fängt augenblicklich an zu rasen und ein leichter Schweißfilm bildet sich in meinen Handflächen. »Lass gut sein…«, murmle ich angespannt und drücke ihn von mir weg. Das fehlte mir gerade noch. Wo es mir eh schon so beschissen geht, kommt er wieder damit an. Wenn das seine Art und Weise ist, sein hoffentlich vorhandenes schlechtes Gewissen zu bereinigen, dann sehe ich schwarz. Sein warmer Atem streift meinen Hals und ungewollt muss ich an gestern zurück denken, wo er wieder bei mir angekommen ist. Halt, stopp! Denk nicht mal im Traum daran, D! Du hast dir geschworen dich nicht wieder von ihm mitreißen zu lassen. Ein Schlussstrich ist ein Schlussstrich. Am Ende bist du eh wieder derjenige der verarscht wird. Auf diese ganze Scheiße habe ich keinen Bock. Es bringt doch eh nichts mehr… Ein erstickender Laut geht von mir aus, als G’s Hand sich an meinem Reißverschluss zu schaffen macht und sich seine Zähne in meine Halsbeuge graben. Verdammter Bastard… »Du kannst sagen was du willst, deine Reaktion ist eindeutig…«, flüstert er mir ins Ohr und ich beiße mir frustriert auf die Unterlippe. Mistkerl… Gott verdammter Mistkerl! [Blaue Zone – D’s Wohnung] Ouzo Mit dunklen Ringen unter den Augen beobachte ich den Sonnenaufgang. Es ist 6 Uhr in der Früh, aber D ist bisher nicht zurückgekommen. Zum x-ten Male frage ich mich, was wohl passiert sein könnte. Vielleicht hatte er einen Auftrag und etwas ist schief gelaufen? Aber wozu hat er dann das Geld gebraucht? Gähnend rubble ich mir über die Augen. Ich hab keine Ruhe gehabt, die ganze Nacht wach zu liegen und sich zu fragen, wieso er nicht zurück kommt war wirklich furchtbar. Erklären kann ich mir das nicht, aber ich habe kurzweilig eine derartige Panik bekommen, dass ich alle paar Minuten zum Fenster gelaufen und hinunter geguckt habe. Was ist, wenn er wirklich nicht mehr zurück kommt? Was mache ich dann? Ganz ruhig Ouzo, mach dich nicht schon vorher verrückt, vielleicht hat er einfach etwas zu erledigen, das ein wenig länger dauert. Er wird schon wieder auftauchen… Und wenn nicht? Was dann? Ohne ihn bin ich gezwungen selbst vor die Tür zu gehen, weil ich keine Lebensmittel hier habe. Aber dann wird man mich früher oder später entdecken und ich bezweifle, dass andere genau so verschwiegen sind wie D. Die Augen schließend lehne ich meine Stirn gegen die kühle Fensterscheibe. Ich bin müde, aber die Ungewissheit hält mich wach. Kaum zu glauben dass jemand wie er mir den Schlaf raubt. Ob es Gin auch so geht? So langsam begreife ich erst, wie schlimm das für ihn und meinen Vater sein muss in dieser Ungewissheit zu leben… Wie es ihnen wohl gerade geht? Sorgen machen sie sich bestimmt, das steht außer Frage. Seufzend fahre ich mir durch die Haare. Scheiße, ein schlechtes Gewissen kann ich nun wirklich nicht gebrauchen. Fünf Tage bin ich nun schon hier und verstecke mich. Fünf Tage ohne ein Lebenszeichen von mir zu geben. Vielleicht sollte ich eine anonyme Nachricht verfassen, damit sie sich wenigstens nicht allzu viele Sorgen machen. Andererseits, vielleicht begreift mein alter Herr dann endlich einmal, dass er es mit seinem Überwachungswahn übertreibt. Sollen sie sich doch Sorgen machen, Schuld haben sie im Endeffekt selbst! Ein Klicken an der Haustür reißt mich aus meinen Gedanken und ich drehe mich hastig um. Ouch! Mein Nacken. Verdammt, was muss ich auch in so einer verdrehten Haltung auf D’s Bett sitzen. Mit großen Augen beobachte ich die kleine Person, die zur Tür herein tapst und diese mit einem Tritt hinter sich ins Schloss fallen lässt. Erleichterung breitet sich in mir aus. D geht es gut, Gott sei Dank. Bleibt nur zu klären, wo er die ganze Nacht über gesteckt hat. Er hätte ja wenigstens bescheid geben können, wenn er schon nicht nach Hause kommt. Ist ja nicht so, als wenn ich mir hier keine Gedanken mache! Egoist… »Wo warst du?«, frage ich direkt heraus und richte mich ächzend auf. Meine Beine sind wie betäubt, alles kribbelt. Wortlos schlüpft er aus seinen Schuhen und schlurft auf mich zu. Was hat er denn? »D?« Ein leises Brummeln geht von ihm aus und ich blicke ihn irritiert an? Bitte was? Wie wäre es, wenn du den Mund beim Sprechen mal öffnen würdest? Ohne mich weiter zu beachten, zieht er sich aufs Bett und lässt sich neben mir ins Kissen fallen. Leicht verärgert bücke ich mich zu ihm hinunter. Was ist denn das an seinem Hals? Sieht aus wie Bissspuren. Überall rote Flecken... Und wonach riech er denn? Ist mir neu, dass er Parfüm- Im nächsten Augenblick breitet sich ein gesunder Rotschimmer in meinem Gesicht aus und ich blicke beschämt zur Seite. Das glaub ich ja jetzt nicht! Ich sitze hier und habe Horrorvisionen, dass ihm was passiert ist und er vergnügt sich die ganze Nacht! Wütend rüttle ich an seiner Schulter. »Hey! Nun penn hier nicht weg, ich erwarte eine Erklärung!« So ein blöder Kerl! Ein unzufriedenes Grummeln dringt aus dem Kissen zu mir vor und er rollt sich weiter von mir weg. Mein Auge zuckt verräterisch und ich hätte nicht übel Lust ihm jetzt eine zu verpassen. Gut, so gesehen geht es mich überhaupt nichts an, was er mit wem wo und wann treibt – ABER er kann wenigstens bescheid geben, dass er über Nacht weg bleibt. Schließlich hat er mir gegenüber eine gewisse Verantwortung. Wozu bezahle ich- Oh – mein – Gott! Deswegen hat er wohl so viel Geld gebraucht! Das ist doch wohl- Nach dem Kissen greifend ziehe ich es ruckartig unter seinem Kopf hervor, ehe ich es ihm über selbigen ziehe. Vollkommen perplex rappelt er sich auf und sieht mich sichtlich angepisst an. »Sag mal hast du sie noch alle!«, fährt er mich an, was ich aber nur mit einem beleidigten Blick quittiere. Das gibt’s doch nicht. Murrend stehe ich vom Bett auf und knicke weg. Meine Beine fühlen sich an wie Gummi und können mein Gewicht in diesem Zustand nicht mehr halten. Erschrocken und mit einem dumpfen Laut falle ich auf den Boden und ziehe die halbe Decke mit mir. So ein beschissener Morgen! Ich kann gar nicht verstehen, wieso ich mir überhaupt Sorgen gemacht habe. Anstatt die ganze Nacht auf seinem Bett zu knien, hätte ich besser daran getan zu schlafen. Er scheint zumindest keinen Gedanken daran verschwendet zu haben, wie ich mich während seiner Abwesenheit gefühlt habe! Mir auf die Unterlippe beißend bleibe ich noch eine Weile auf dem Boden liegen, ehe ich mich mit den Armen abstütze und aufs Bett schiele. Da liegt er schon wieder und präsentiert mir regelrecht spöttisch seine Rückfront. »Blöder Kerl…«, fluche ich leise und rapple mich vom Boden auf. Schlaf du nur, ich werde jetzt erstmal ausgiebig duschen! Erhobenen Hauptes tapse ich ein wenig wackelig in Richtung Nebenraum und schlage provokativ die Tür hinter mir zu. Es dauert nicht lange und ich vernehme D’s lautes Organ, das einen nicht jugendfreien Fluch auf mich wettert. Pff, mir doch egal, ich hab die letzte Nacht nicht geschlafen – und du wirst dafür heute morgen auch nicht viel Schlaf bekommen! tbc... Kommentar: So, das wars mal wieder. x__X Hoffe es hat gefallen, auch wenns nicht viel war. ,__, Fragen, Kritik, Kommis oder sonstige Rückmeldungen gern gesehen. Baba -Neya- ("^^) P.S.: ich versuche mein bestes das nächste Kap schneller abzuliefern >//> Kapitel 5: Health is better than wealth --------------------------------------- Autor: -Neya- Fandom: Original, Vacuum City Genres: S-Fiction/Fantasy, Humor, Drama, Shonen-ai Kapitel: 5/? Schreibstil: Präsens, Ich-Perspektive Zeit: ca. 5 Std. über mehrere Tage verteilt Musik: The Servant - Cell Note: Alles meins, meins, MEINS! Kommentar: Hach ja, eigentlich sollte das alles zu Nikolaus fertig sein, aber die Neya war mal wieder zu lahmarschig. ü,ü Chara-Bilder Wenn alles glatt läuft, werde ich beim nächsten Update die Bilder mit hochladen. Die Hälfte ist jetzt ca. fertig und hat Farbe. =) *begeisterung schrei* Zu den Kommentaren: Dionaea Gute Frage, ich glaube Ouzo denkt nicht wirklich daran, dass er bald kein Geld mehr hat °^° Lol, und D ist jetzt Walt Disney? xD Und Gottes Willen, ich freue mich über so lange Kommis! 0o0 Der is ned bescheuert ;O; midoriyuki xD; ich glaube viele mögen G ned, dabei gehören immer zwei dazu und D ist auch ein bissle weich in der Birne, dass er nicht von ihm los kommt x,x Und dass Ouzo mal wieder was falsch interpretiert is ja nix neues *lol* YunniBunny zu Fakt eins: jaaa, ich weiß ich bin ein Schneggle, aber ich komme meist nur am WE zum tippseln ü,ü zu Fakt zwei: ich bemüh mich so weiter zu machen xD (sollte es qualitative Abweichungen geben, bitte schreien) Kassi-chan Noch ein G-Hasser °.°' Wie jetzt, alle ätzend bis auf D? @___@ Mach mich ned schwach, meine Chars sind alle kaputt, aber doch ned ätzend xD; *sich mal vor den rest der Leute werf* x,x beddl-cat =D Aaah, jemand der T mag *hug* Joa, sich die Nummern zu merken ist schon so ne Sache, aber kein Thema xP Aber ich glaube, dass Ouzo eine weniger gute Hausfrau abgeben würde *ich sage nur frische wäsche* Angel_Seraphim x__X keine Chara-Deaths ohne meine Einwilligung *hackebeil wegnehm* -Ray- Standhaftig war D ja, nur nicht psychisch sondern körperlich *hust* xD; aye, er ist auch ein Depp, dass er da noch rumschnackselt mit G, aber er is 'n Kerl x,x MelodyPlayer *lol* Herr Wasserverschwender xD Die Rache des Ouzo! *weißer Hai-Musik einblend* Interceptor Ob der Irrtum geklärt wird ist fraglich, ich liebe Missverständisse °__° Joa, die raufen sich schon zusammen - was natürlich schneller gehen würde, wenn D mal ein wenig offener wär SlippedDee XDD Prinzessinhafte Attitüde? Du schaffst mich @-@ Der arme Kerl, er kann doch nix dafür, dass er ein wenig weltfremd erzogen wurde *gg* G = Nutte whatever, tztz, er is keine Nutte, er is ein Ex (und das is noch sclimmer ++) - und in punkto Entwurf, ich glaub da waren wir uns eh einig am Ende xD; Ina_Nami Du opferst deinen Schlaf x___x Nicht, dass du dann durchhängst auf Arbeit! Aber danke ;^; Soooo, lange Rede, kurzer Sinn, viel Spaß bei Kapitel 5 ^^! Vacuum City Part V: Health is better than wealth [Blaue Zone – D’s Wohnung] D 83 Sichtlich genervt betrachte ich mein Gegenüber. Kaum zu glauben, dass jemand so beschissen aussehen kann, nur weil er ein paar Stunden zu wenig Schlaf abbekommen hat. Mein Spiegelbild argwöhnisch musternd kratze ich mir über den blanken Bauch. Du hast ein wenig abgenommen, D. Vielleicht sollte ich das Training in nächster Zeit nicht so schleifen lassen. Den Kopf schief legend blinzle ich verpennt und rubble mir über den Hinterkopf. Es ist bereits später Nachmittag und ich habe zum einen kaum geschlafen - dank meines Untermieters – und zum anderen habe ich seit gestern Mittag nichts mehr gegessen. Resigniert streiche ich mir meinen Pony aus dem Gesicht und kneife mein linkes Auge zu. Mich auf das Schlüsselloch konzentrierend zoome ich es immer näher heran, bis ich sogar die kleinen rostigen Stellen deutlich vor mir sehen kann… bis auf diese verdammte kleine nebelige Stelle im oberen rechten Viertel. Scheiße, wann war ich das letzte Mal zur Inspektion? Ich lasse meinen Pony zurückfallen und öffne mein linkes Auge. Die Nase rümpfend drehe ich mich auf dem Absatz um und lasse mit einer flinken Handbewegung meine Shorts zu Boden gleiten. Unelegant kicke ich das Stück Stoff in die nächstgelegene Ecke und lasse mich rücklings in die Wanne sinken. Mit der rechten Hand stelle ich die Brause an und wenige Sekunden später schießt das kalte Leitungswasser auf mich herab. Während ich ein Bein über dem Wannenrand baumeln habe, lehne ich mich zurück gegen die Wand. Vielleicht ist ja nur ein wenig Dreck drauf, mal sehen. Mit Daumen und Zeigefinger drücke ich am Ober- und Unterlid des rechten Auges und ziehe sie ein wenig auseinander, sodass ich mit meiner anderen Hand mein Fake greifen kann. Ätzend, wieso muss dieser Verschluss ständig haken? Murrend drehe ich mein Auge nach links und eine leichte Vibration geht durch meine rechte Gesichtshälfte. Okay, das war falsch! Eine Gänsehaut bildet sich auf meinen Unterarmen, wobei ich jetzt nicht sagen kann, ob das vom kalten Wasser oder von dem unangenehmen Gefühl kommt. Nach gut drei Minuten löst sich endlich die Verankerung und ich kann mein Fake herausnehmen. Meine Lider loslassend rubble ich mir über die freigelegte Stelle. Man, das kribbelt. Ich untersuche den kleinen runden Gegenstand in meiner Hand, ähnlich einem Augapfel, aber auf der Rückseite erweckt er eher den Anschein, als wäre er eine aufgemotzte Cybermurmel. Seufzend rubble ich über die vermeintlich schmutzige Stelle, aber ich kann ehrlich gesagt keine Schmutzpartikel entdecken, die für die leicht eingeschränkte Sicht hätten sorgen können. »Dreck«, schimpfe ich leise, dennoch gehen meine Worte unter dem Brausen der Dusche unter. Denk nach D, wann warst du zum letzten Mal beim Check? Ist bestimmt schon einige Wochen her… Mein Fake in den Fingerspitzen haltend starre ich die goldfarbene Iris an. Wieso eigentlich immer ich? Und wieso eigentlich immer dann, wenn ich es am wenigsten gebrauchen kann? Verstimmt greife ich hinter mich und entnehme eine Zigarette aus der Seifenablage. Gut, Seife lag dort schon lange keine mehr, aber zu irgendetwas muss das Ding ja gut sein. Mir den Filter in den Mund steckend stelle ich die Dusche aus. Wassertropfen perlen von meinen Haaren und ich rümpfe die Nase. Wo ist- … ich dreh ihm bald den Hals um! »Hey! Wo hast du mein Feuerzeug gelassen?«, schreie ich in Richtung Schlafzimmer und kaue auf dem Filter herum. Das darf doch wohl nicht wahr sein! Was fällt dem Wicht ein, meine Sachen ohne Vorwarnung zu verlegen? Dumpfe Schritte sind im Nebenzimmer zu hören, als auch schon ein blonder Wuschelkopf im Türrahmen erscheint. Ein wenig verdattert starrt er mich an, ehe seine Haare einen rosafarbenen Touch bekommen. Oh man… »Feuerzeug?«, wiederhole ich und ziehe eine Braue hoch. Was ist? Soll ich ihm ein Bild malen, damit er sich erinnert, oder wie soll ich dieses Schweigen deuten? Ein wenig entgeistert blickt er zu mir hinüber, ehe er seinen Kopf gen Boden senkt und leise vor sich hinbrabbelt. Gott im Himmel! »Nimm die Socke ausm Mund und sprich mal Klartext!« Ich hab eh schon bescheidene Laune, da fehlt mir noch dieses nervige Rumgeseier hier. Leicht angepisst stütze ich mich auf dem Wannenrand ab, als mir das Fake aus den Fingern rutscht und mit einem leisen Klimpern auf den Boden aufschlägt und über die Fliesen kullert. »Fuck!«, entfährt es mir und ich ziehe mich ächzend aus der Wanne. Im Adamskostüm krauche ich auf allen Vieren hinter meinem Auge her, dass schließlich in der Nähe des Waschbeckens zum Stillstand kommt. Ich könnte kotzen! Unsicher hebe ich den kleinen Gegenstand auf und betrachte ihn leicht panisch. Hoffentlich ist da jetzt nichts kaputt! Scheiße D, wie blöd muss man sein! Vor mich hinfluchend stehe ich auf und werfe einen kurzen Blick auf die Salzsäule im Türrahmen. Was ist denn nun los? Weiß-rosafarbene Haare? Kann er sich gerade nicht entscheiden oder was soll das? Eine Braue hebend starre ich ihn an, als er sich Kommentarlos umdreht und rasch das Weite sucht. »Ich will mein Feuerzeug wieder - und zwar flott!«, rufe ich ihm nach und widme mich nun meinem eigentlichen Problem. »Na Kollege, hast du was abbekommen?«, murmle ich leise und drehe mein Fake hin und her. Kein Riss, aber das hat nix zu heißen. Mir über das Gesicht fahrend stöhne ich genervt auf. Dann wird wohl doch mal wieder eine Visite bei Z notwendig sein. So ein Scheiß aber auch! Ouzo Oh Gott… ich glaube ich muss kotzen. Mir die Hand vor den Mund haltend lasse ich mich leicht angeschlagen auf dem Sofa nieder. Das… oh man! Scheiße! Ganz ruhig Ouzo, das kann doch jetzt nicht echt gewesen sein. Das war nicht wirklich sein Auge, das da vor deinen Füßen rumgerollt ist… Gleich kommt’s mir hoch. Zittrig taste ich mein Gesicht hab, wo beide Augäpfel da sind, wo sie hingehören. »Scheiße…«, stöhne ich leise und atme einmal tief durch. Na jetzt bin ich satt. Ist ja nicht so, dass ich nicht weiß, dass viele falsche Körperteile haben, aber es ist das erste Mal, dass ein Auge auf mich zugerollt ist. Dann hat er also ein Loch... uuuh! Eine Gänsehaut bildet sich auf meinen Armen und ich rubble nervös über sie hinweg. Schwer schluckend fahre ich mir durch die Haare. Das dürfte erklären, wieso er sich den Pony so lang hat wachsen lassen. Ich bin bestimmt weiß wie die Wand. Denk bloß an was anderes, gar nicht länger darüber nachdenken. … wieso fällt mir jetzt nur der Anblick ein, wie er da nackt über den Boden gekrochen ist? Mein linkes Augenlid zuckt leicht und ich lasse mich zurück sinken. Ich glaub ich dreh hier bald durch. Der Kerl hat weder Schamgefühl noch den Anstand seine Körperteile zusammenzuhalten während andere in der Nähe sind. Wenn er vorhat, mich auf diese Art und Weise zu vergraulen, dann Glückwunsch! Angematscht lege ich meinen Arm übers Gesicht und resigniere. Auf diese Erfahrung hätte ich ehrlich gesagt verzichten können. Unruhig kaue ich auf meiner Unterlippe. Wenn das echt sein Auge war… das muss doch bestimmt höllisch wehgetan haben… Wie er das wohl verloren hat? Nachdenklich ziehe ich die Stirn kraus und öffne meine Augen einen Spalt. Vielleicht ein Unfall? Oder möglicherweise bei einem seiner Einsätze… schließlich hat er ja auch eine Schussnarbe an der Schulter, wundern würde mich das nicht. Dumpfe Schritte sind zu hören und ich drehe meinen Kopf in Richtung Tür. Nun wenigstens mit Shorts bekleidet betritt er den Raum und… was hat er da jetzt in der Han- Ouuh! Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken und ich drehe mich schnell wieder weg. Hat er das immer noch nicht eingesetzt? Ein dicker Kloß bildet sich in meinem Hals, den ich verzweifelt versuche hinunter zu schlucken. Sich jetzt zu übergeben wäre echt ein Tiefpunkt. Erschrocken zucke ich zusammen, als ich einen Zeigefinger auf meiner Schulter spüre, der gewaltsam gegen jene drückt. Danke schön – noch ein blauer Fleck mehr! »Was?«, gebe ich so kontrolliert wie möglich zurück und starre weiterhin die Rückenlehne des Sofas an. »Solltest du noch mal was von meinen Sachen verlegen, dann setzt es was«, vernehme ich seine Stimme und der Geruch von Nikotin dringt an meine Nase. Also hat er es doch gefunden – mist! Sein Finger tippt weiterhin gegen meine Schulter, als mir bewusst wird, dass er mit diesen Fingern ja auch das Auge… Leicht angeekelt richte ich mich ruckartig auf und rutsche von ihm weg. »Ist ja gut«, entgegne ich aufgebracht und meide den Blickkontakt mit ihm. Ob man da was sehen kann? Wie das wohl aussieht? Bestimmt guckt da das ganze blutige Fleisch raus und so. Ouzo, das war jetzt keine hilfreiche Vorstellung. Mir ist schlecht… richtig, richtig schlecht! »Nicht, dass es mich interessiert, aber was ist los?« Dieser Kerl… in punkto Benehmen muss da wirklich so einiges getan werden. Diese ’Leck-mich-am-Arsch’ Einstellung ist langsam echt ätzend! »Alles bestens, nur pack das Ding endlich weg«, gebe ich knapp zurück und fuchtle mit einer Hand. Ich will das nicht sehen, nein – einmal ist genug! Schweigen, dann gibt das Sofa am anderen Ende etwas nach und ich spüre seine Beine an meinen Füßen. Ungewollt schiele ich zu ihm hinüber und- »Aah, du blöder Arsch!«, keife ich entsetzt, da er mir mit einem süffisanten Grinsen sein Auge entgegenstreckt. So ein blöder, blöder Mistkerl! Mich als Kind betiteln, aber sich selbst wie eins aufführen! D, ich hasse dich! Ein amüsiertes Lachen geht von ihm aus und er lehnt sich zurück – ja, quetsch mir ruhig die Beine ein, macht ja nichts! Ist ja nicht so, dass ich sie später noch brauchen werde! Wie eklig muss man sein? Das ist doch nicht mehr normal. Das Gesicht verziehend strafe ich ihn mit einem bösen Blick und verkneife mir den aufsteigenden Kommentar. Ein flaues Gefühl zieht sich durch meine Magengegend und ich starre auf die Nähte meines Shirts. »Muss ich diese Überreaktion verstehen?«, fragt er schließlich und grinst leicht überheblich. Ihm meinen Mittelfinger zeigend presse ich meine Lippen zusammen. Überreaktion, ja sag mal hackt’s ihm? Tut mir ja furchtbar leid, dass ich es nicht gewohnt bin, dass die Leute in meinem Umfeld sich mal eben ein Auge aus dem Kopf zupfen und damit durch die Gegend laufen! »Das ist nicht echt, also kein Grund zur Panik«, meint er plötzlich und ich schiele vorsichtig zu seiner Hand. Nicht echt… gut, hab ich mir schon irgendwo gedacht, aber trotzdem sieht es eklig aus. »Ist trotzdem kein Grund mir das Ding unter die Nase zu halten… außer du bist drauf aus, dass ich dir in die Wohnung breche…«, gebe ich schmollend zurück und tipp mit meinem großen Zeh gegen seinen Rücken. Resignierend beugt er sich ein Stück weiter vor, sodass ich meine Beine hervorziehen kann. Herzlichen Dank, dass ich auch mal einen seiner sozialen Momente erwische. Ein falsches Auge… dann hatte er wohl wirklich einen Unfall. »Stört mich nicht, du darfst dann hinterher wischen«, erwidert er neutral und ich könnt ihm jetzt irgendwas an den Kopf werfen, wenn es in dieser Bruchbude etwas gäbe, das man werfen könnte. Hab ich eben was von sozialem Moment gesagt? Wohl eher ein sozialer Sekundenbruchteil – bestimmt unbewusst von seiner Seite aus. Für einen kurzen Augenblick spiele ich mit dem Gedanken aufzustehen, aber irgendwie… Schweigend blicke ich zu D hinüber, der nun ein wenig nachdenklich mit dem falschen Auge spielt. Eine Grimasse ziehend schüttle ich den Kopf. »Kannst du das nicht mal langsam wieder reinsetzen? Sonst entzündet sich das ganze Fleisch dahinter noch«, bringe ich gequält hervor und er sieht mich ein wenig perplex an. »Fleisch?« Erst ein wenig verdattert, dann aber mit einem zunehmenden Grinsen sieht er zu mir hinüber und muss sich sichtlich den aufsteigenden Lachanfall verkneifen. Ja, schon gut, macht ja nix! Wieso mach ich mir überhaupt Gedanken um seine Gesundheit? Blöder Arsch… »Ich weiß zwar nicht, was du dir da gerade vorstellst, aber da ist nichts« meint er schließlich und schiebt sich seinen Pony beiseite. So schnell, wie er die Haare aus seinem Gesicht zieht, kann ich gar nicht reagieren. Ich setze schon zu einem entsetzen Schrei an - da ich schon Horrorvisionen von blutigen, verquollenen Stellen vor Augen habe - als ich nur eine dunkle Metalleinkerbung sehe. Ein wenig überrumpelt blicke ich ihn an, aber scheinbar hat er kein großes Problem damit mir das so offen zu zeigen. Naja… kein schöner Anblick, aber wenigstens keine offenen Stellen. »Weißt du, in deinem Alter sollte man schon in einem gewissen Maße abgehärtet sein.« Abge- Nun schlägt aber der Gong! »Tut mir schrecklich leid, dass ich bei solchen Anblicken immer mit leide«, gebe ich murrend zurück und ziehe einen Flunsch. Das hat doch nichts mit abgehärtet sein zu tun. Der Anblick ist einfach grausig und ich mag mir gar nicht vorstellen, was das für Schmerzen gewesen sein müssen… allein die Vorstellung, dass ich eines meiner Augen verlieren könnte… nee, wuah – Gänsehaut, Gänsehaut! Etwas überrascht sieht er mich an. Was nun? »Wieso mit leiden? Wer sagt denn, dass ich leide?«, fragt er mich verständnislos und ich ziehe eine Braue hoch. »Ähm, ich weiß nicht, in wieweit es schon zu dir vorgedrungen ist, aber ein Körperteil zu verlieren ist immer ein ziemlich bescheidener Moment und wenn ich mir vorstelle, wie… na ja das halt...« Oh man, nun reiß dich mal zusammen Ouzo und verdräng mal deine Fantasien. Das geht ja man gar nicht. Ein gedehntes Seufzen geht von ihm aus und er kratzt sich an der Nase. »Schon mal dran gedacht, dass ich mir das freiwillig hab einsetzen lassen?« Wie jetzt, was heißt freiwillig? Ein sachtes Lachen dringt über seine Lippen. Was denn? Guck ich jetzt wirklich so bedeppert drein, wie ich annehme? Aber wieso sollte er sich denn freiwillig ein künstliches Auge einsetzen lassen? »War… das alte nicht mehr gut?«, frage ich verständnislos, da ich mir das nur so erklären kann, dass sein altes Auge irgendwie nicht mehr richtig funktionsfähig gewesen ist. Eine Weile mustert er mich, scheinbar überlegt er jetzt, was er mir darauf sagen soll. »Doch, aber dieses hier ist besser«, meint er schließlich und hält sein falsches Auge zwischen Daumen und Zeigefinger hoch. Uuuh, gruselig! Muss ich das jetzt verstehen? Wieso sollte man sich ein gesundes Auge rausnehmen lassen, nur weil ein künstliches angeblich besser ist? Ich würde mir doch auch nicht einfach mal was abnehmen lassen, nur weil die Technik schon so weit entwickelt ist. »Tut mir leid, aber dafür hab ich irgendwie kein Verständnis. Ich meine… wieso denn? Das war doch ein Teil von dir und der… na, der war doch noch gesund, wieso dann?« Das muss er mir jetzt erklären, der Kerl ist doch echt nicht mehr bei Verstand. »Wieso willst du das eigentlich wissen?«, gibt er scheinbar leicht verdutzt zurück und legt den Kopf schief. Wieso, wieso? Auf eine Frage mit einer Gegenfrage antworten ist unhöflich. Ich stöhne leicht genervt und beuge mich weiter vor. »Weil es mich mal interessiert, was einen geritten haben muss, dass er sich ein Auge entfernen lässt und es gegen so ein Ding austauscht!« Na toll, nun hab ich auch noch drauf geguckt. Sieht auf dem ersten Blick wirklich aus wie ein Augapfel, mit Ausnahme der Iris, die ein wenig seltsam goldfarben schimmert. D wirft mir einen langen Blick zu und ich fühle mich ein wenig unwohl in meiner Haut. Ob er das jetzt als unhöflich empfindet, dass ich ihn so was frage? Andererseits glaube ich, dass dieser Mann nicht einmal weiß, was Höflichkeit überhaupt bedeutet. »Ich sag’s mal so, es ist eine Art Statussymbol unserer Branche.« Statussymbol? Branche? »Ich glaube, meinen ’Beruf’ muss ich dir nicht erklären?«, fährt er schließlich fort und ich schüttle den Kopf. Nein, gewiss nicht – ich verzichte auf Einzelheiten. Der Einblick, den ich bei unserer ersten Begegnung hatte, der reicht mir bis heute. »Dann lauf hier mal nachts durch die Straßen. Es gibt kaum Lichtquellen, alles ist unübersichtlich und du kannst auf weite Entfernung nichts sehen, was tust du?« Ist das jetzt ne Fangfrage? »Na, Taschenlampe an und ein Fernglas würde ich benutzen…« Was will er denn jetzt von mir hören? Und wieso guckt er mich jetzt so bedeppert an? »… wenn du vorhast, jemanden umzubringen, dann leuchtest du dir deinen Weg mit einer Taschenlampe? ’n bisschen sehr auffällig, ne?« »Ich hab ja gar nicht vor, jemanden umzubringen!«, gebe ich entrüstet zurück. »Ja, okay Taschenlampe wäre wohl nicht so praktisch… aber ein Fernglas-« »Kannst du auch vergessen, wenn es dunkel ist.« … wieso muss er damit jetzt recht haben? Okay, Taschenlampe geht nicht, da zu auffällig. Ein Fernglas ist überflüssig ohne Taschenlampe… aber wie dann? Grübelnd ziehe ich die Stirn kraus. Es ist dunkel und man sieht nichts. »Das hier…«, sagt D und hält mir abermals sein falsches Auge hin. »…ersetzt beides.« Perplex betrachte ich das Auge. Kann man damit wirklich so gut sehen? Oh man, was machst du denn Ouzo, so was nimmt man nicht in die Hand, nein, nein! Aber scheinbar ist meine Neugierde doch größer als mein Ekel und ein wenig unruhig, greife ich mit den Fingerspitzen nach dem kleinen Gegenstand. Eiskalt. Fühlt sich an wie eine Murmel. Das habe ich jetzt nicht erwartet, ich dachte eher, dass sich das weich und wabbelig anfühlt. Eine goldfarbene Iris, bei näherer Betrachtung sieht es aus, als würde sich mittendrin eine Art Zahnrad abbilden. Die Rückseite besteht aus Metall. Kleine Noppen zeichnen sich daran ab und ich streiche vorsichtig darüber. Gott, das muss doch voll schräg aussehen, wenn uns jetzt jemand beobachtet. »Also kannst du damit im Dunkeln sehen«, schlussfolgere ich schließlich und er grinst, dass es mir leichte Röte ins Gesicht jagt. »Ist der Lan gefallen? Ist halt ne Entscheidung die man fällen muss. Einmal entfernt, kannst du dein richtiges Auge in die Tonne treten. Raus ist raus. Aber wenn man sich erstmal dran gewöhnt hat, dann empfindet man die normale Sehstärke eher als lästig.« »Hmm.« Nachdenklich drehe ich das Auge in meiner Hand herum. Na toll, nun fange ich schon so an wie er. Nach einem kurzen Moment, reiche ich es ihm zurück. »Kann mir schon vorstellen, dass das praktisch ist, wenn man damit im Dunkeln sehen kann… aber mir dafür mein richtiges Auge rausnehmen zu lassen…« Nein, ich glaube das würde ich nie im Leben tun. Allein schon der Gedanke, ich müsste eines meiner Körperteile hergeben um besser klarzukommen, verursacht bei mir eine leichte Übelkeit. »Gibt’s viele, die so was haben?« »Einige, zumindest die, die professionell an die Sache rangehen.« Professionell? Also hat so ein falsches Auge was mit Professionalität zu tun? Na ich weiß ja nicht. »Also bist du ein Profi?«, frage ich gedehnt und er streicht sich übers Kinn. »Profi… ja, das könnte man so sagen«, meint er und schmunzelt. Ähm, das war jetzt eigentlich nicht als Kompliment gedacht, aber scheinbar zählt das für ihn als eines - wobei ich nicht verstehe, warum man sich brüstet, ein Profikiller zu sein? Ich resigniere. Der Kerl ist wirklich seltsam drauf. Nachdenklich ziehe ich am Bund meiner Socke, der schon ein wenig ausgeleiert ist. Dass man wirklich auf so was angewiesen ist? »So, nun bin ich mal dran.« Bitte was? Überrumpelt blicke ich zu D hinüber, der es sich nun im Schneidersitz bequem gemacht hat und die Arme vor der Brust verschränkt. … wieso muss ich jetzt auf die Stelle gucken, wo seine Shorts in dieser Position spannt? Mir auf die Zunge beißend starre ich gen Boden. Eine vorwitzige rosafarbene Haarsträhne tanzt vor meinen Augen und ich könnte mich dafür in den Arsch beißen. Noch nie war es mir peinlich jemand anderem gegenüber meine Gefühle zu offenbaren. Ich finde das sehr unangenehm, wenn er sieht, dass mir etwas peinlich ist. Das war zu Hause nie der Fall… wobei ich dazu sagen muss, dass es zu Hause auch nie einen Grund dafür gab, dass mir etwas peinlich wurde. »Dran womit?«, wiederhole ich tranig und wippe etwas nervös mit den Füßen. »Mit Fragen stellen. Wieso bist du hier?« Scheiße, wieso muss er ausgerechnet auf dieses Thema zu sprechen kommen? Nervös lecke ich mich über die Lippen. Was will er denn jetzt hören? »Naja, du hast mich doch mitgenommen«, murmle ich leise und aus den Augenwinkeln heraus sehe ich, wie sein Gesichtsausdruck entgleitet. Uh oh. »Mitgenommen? Falls es dir entgangen ist, aber du hast versucht mich zu erpressen. Du drängst dich hier schließlich auf und hast mir die Ohren voll genölt!« Eieiei, nun ist er scheinbar leicht angepisst. »Ich wusste ja nicht, wo ich sonst hätte bleiben sollen«, versuche ich mich zu verteidigen, was ihn wohl erstrecht entsetzt. »Und da bin ich die beste Möglichkeit gewesen?«, fragt er mit einem leicht sarkastischen Unterton und ich könnte ihm schon wieder was an den Schädel werfen. »Es war ja sonst niemand da!« »Ach so, verstehe. Also wärst du mit jedem mitgegangen, der dir begegnet wäre. Ein wenig sehr dumm, oder nicht?« Blöder Kerl! Natürlich ist das sehr dumm gewesen! Ich weiß selbst, dass ich ein wenig blauäugig an die Sache rangegangen bin, aber ich wäre bestimmt nicht mit jedem mitgegangen. »Wäre ich nicht…« Ein leises Murmeln geht von mir aus und ich resigniere innerlich. Keine Ahnung was in mich gefahren ist, aber ich fühlte mich in seiner Nähe nicht wirklich gefährdet und dass, obwohl er mich mit einer Waffe bedroht hat. Ist einfach so passiert… ich weiß es doch auch nicht… einfach passiert. »Schön, ist jetzt auch egal, aber ich denke ich habe ein recht darauf zu erfahren, wieso du noch hier bist, wie lange du vorhast mir noch den Untermieter vorzuspielen und was du dir davon versprichst hier zu sein.« Geht es nur mir so, oder klingt er jetzt direkt mal wie ein Erwachsener? Diese direkt gestellten Fragen gefallen mir nicht. Wie soll ich darauf antworten, ohne, dass er sonst was von mir denkt. Und wieso interessiert es mich, was er für eine Meinung von mir hat? Ist ja nicht so, als wäre die bei uns was wert… einzelne Buchstaben sind nichts wert. So steht es zumindest in meinem Lehrbuch. Trotzdem möchte ich nicht wie ein Depp vor ihm stehen. Ich kratze mir mit den Fingernägeln über den Unterarm und atme mehrmals tief durch. Wieso bin ich hier? Wenn ich ihm das so sage, wie es ist, dann hält er mich doch für total bekloppt. »Ich wollte… mich nur einmal wieder frei bewegen können…«, sage ich schließlich und blicke ihn ein wenig unruhig an. Das muss sich für ihn doch total bescheuert anhören. Sein Blick spricht Bände und ich könnte mir selbst eine reinhauen. Wieso kann ich mich nur so schlecht ausdrücken? Normalerweise habe ich doch sonst auch keine Probleme damit. Oder es liegt daran, dass es für jemanden - der in solchen Kontrollverhältnissen die in den unteren Zonen herrschen aufgewachsen ist - sich einfach nur lächerlich anhört, wenn jemand wie ich davon redet, sich frei bewegen zu können. Und wieso sagt er jetzt nichts? Na los, sag was dazu! Mir egal was, aber starr mich nicht so an, als hätte ich sie nicht mehr alle beisammen! Na los doch Ouzo, erklär dich, so schwer ist das doch nicht. »Es… klingt vielleicht blöd für jemanden wie dich, wenn einer wie ich so was sagt.« Gott, einer wie du, einer wie ich… du sprichst schon so wie die Bücher, als wären wir wirklich so anders, dass wir uns nicht als eine Volkseinheit ansehen können. »Tut es allerdings«, entgegnet er leicht verärgert. Na super, wie erkläre ich ihm das, ohne, dass ich meinen Vater dadurch schlecht wirken lasse? Aber kann ich meine Umstände überhaupt erklären, wenn ich es herunterspiele? Es ist nun mal so, dass mein alter Herr einen Schaden weg hat. Vielleicht sollte ich es so einrichten wie er. Ich stelle ihm meine Lage als Frage vor, mal sehen, was er dazu sagt. »Wenn du… also stell dir vor, du hast finanziell keine Sorgen, du bist rund herum abgesichert und dein gesellschaftlicher Stand ist höher als der von allen anderen in deiner Umgebung…« Wieso guckt er jetzt schon wieder so? »Ja, das stelle ich mir sehr, sehr schlimm vor«, meint er mit einem zynischen Unterton und mir verschlägt es kurz die Sprache. Hallo? Ich war noch nicht fertig mit meiner Ausführung! Mistkerl! »Ja, sehr schlimm sogar! Dann stell dir vor, dass du rund um die Uhr bewacht wirst. In jedem Raum befinden sich Kameras, selbst in deinem Schlafzimmer! Du kannst nicht einen Schritt tun, ohne dass dir jemand hinterher läuft, selbst bis zum Badezimmer! Jeder deiner Schritte wird beobachtet, du darfst nicht einmal alleine das Haus verlassen, ohne eine Eskorte! Egal was du auch machen willst, jedes Mal brauchst du dafür eine Einwilligung und meistens lautet die Antwort sowieso: nein!« So langsam platzt mir der Kragen. Was denkt er denn, dass man als Sohn des Senators wirklich so ein unbeschwertes Leben hat? »Du hast keine Vorstellung davon, wie ätzend es ist, wenn man über Jahre hinweg nicht einmal mehr in den Garten gehen darf, ohne Begleitschutz! Und Freunde? Ja, die findest du haufenweise, einen im Kleiderschrank, einer der unter meinem Stuhl sitzt – ich bin da so was von scheiße einsam! Wenn Gin nicht wäre, dann wäre ich schon aus dem Fenster gesprungen, weil ich diese Kontrolle nicht mehr aushalte! … ich kann nicht mehr… es kotzt mich so was von an! Einfach mal raus gehen, sich mit jemandem treffen, einfach durch die Gegend laufen, so was gibt’s bei uns zu Hause nicht…« Ich schlucke schwer und blinzle mehrmals. Meine Augen werden glasig und meine Hände fangen an zu zittern. »Ich weiß, dass ihr hier unten kontrolliert werdet und dass ihr eure Zonen nicht verlassen dürft…. Aber ich… ich darf wenn es nach meinem Vater geht, noch nicht einmal mehr das Haus verlassen. Und es reicht… es reicht einfach…« Ich huste mehrmals laut auf. Ouzo, vergiss nicht zu atmen. Schniefend wische ich mir über mein nasses Gesicht und beiße mir auf die Unterlippe. »Was nützen einem schon Geld und Wohlstand, wenn man keine Luft mehr zum Atmen hat?«, frage ich und blicke zu D hinüber, der nun schweigend am anderen Ende des Sofas sitzt. Scheiß Heulerei, das war so eigentlich nicht gedacht. Toll, nun tut mir auch noch der Hals weh. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass ich immer lauter gesprochen habe. Ich fühle mich jetzt richtig beschissen, aber auch irgendwie erleichtert. Wie lange wollte ich das alles schon mal laut aussprechen? Ein etwas tröstlicher Gedanke, das alles einmal gesagt zu haben ohne es bereuen zu müssen. Ich räuspere mich leise und wische mir nochmals über die Augen. D hat bisher noch nichts gesagt. Wahrscheinlich findet er das alles einfach nur kindisch. So wie er und die anderen hier unten sich ihr Überleben sichern müssen, damit würde ich nie klar kommen. Wahrscheinlich klingt das hier alles wie das Gejammer eines verzogenen Görs, das nicht zu schätzen weiß, was es hat. »Was würde ich tun, das war deine Frage, richtig?«, sagt er plötzlich und ich blicke verklärt zu ihm hinüber. Ich kann seinen Gesichtsausdruck nicht ganz deuten, aber das liegt wohl auch dran, dass ich gerade nicht besonders gut sehen kann. Ein knappes Nicken ist alles, was ich derzeit noch zustande bekomme. Meine Stimme ist wie eingefroren. »Abhauen.« Mit großen Augen starre ich ihn an. Er wäre auch abgehauen? Wieso macht mich dieses eine Wort, diese Zustimmung jetzt so verdammt glücklich? Ein gedehntes Seufzen geht von D aus und er steht auf. Sein Nacken knackt leise, als er seinen Kopf bewegt und er sieht mich durchdringend von oben herab an. Was hat er denn jetzt? »Stell dir vor, du hättest die Möglichkeit dich hier frei zu bewegen, was würdest du dafür alles opfern?« Mich frei bewegen? Meint er damit, seine Wohnung verlassen und mich hier richtig frei umzusehen? »Alles was dafür nötig ist«, erwidere ich heiser und sehe ihn erwartungsvoll an. »Auch deine Hörner?« tbc... Kommentar: Ja und Ende! x__x Ich glaube, ich kann mir vorstellen, was einige jetzt denken: Wie jetzt, Hörner?? 0o0 Tjoa, was wird wohl passieren, weiter gehts im nächsten Chap. ^^° Hoffe es hat euch gefallen! Wer auf meine Mailingliste möchte, kann mir gern bescheid geben. ^^ Baba -Neya- ("^^) Kapitel 6: Every man is the architect of his own fortune -------------------------------------------------------- Autor: -Neya- Fandom: Original, Vacuum City Genres: S-Fiction/Fantasy, Humor, Drama, Shonen-ai Kapitel: 6/? Schreibstil: Präsens, Ich-Perspektive Zeit: ca. 8 Std. über 2 Tage Musik: Junjo Romantica OST Note: Alles meins, meins, MEINS! Kommentar: So, ich melde mich zurück! >-<# Der Januar war gräßlich, Inventur, Überstunden und dann noch Grippe x__x Ich wollte schon viel eher posten, aber ich hatte einfach keine freie Zeit. ü,ü Chara-Bilder Die ersten 5 Charapics sind nun in den Steckbriefen zu finden! *keks freu* Vielen lieben Dank an die meine Erwartungen wirklich übertroffen hat! *___* Luv them! Für eine größere Ansicht der Pics, bitte hier klicken --> http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/output/?fa=1450334&sort=zeichner&ordner=-1 Zu den Kommentaren: beddl-cat Ja, Ouzo übertreibt manchmal schon sehr, aber ich quäl ihn einfach zu gerne, seine Reaktionen find ich immer wieder amüsant *gg* thx 4 Kommi =3 Aidou-Chan Das ist ein Ausnahmefall gewesen, normalerweise ist D nicht so "liebenswert" xD; Aber ich hätte bei der Augenszene genau so wie ouzo reagiert x.x *schisser sei* Angel_Seraphim Ich glaube rosa wird zu seiner Standardhaarfarbe solange er bei D haust ^^° Aber das stört ja niemanden, wenns weiterhin solche Situationen gibt, gell? *g* Natsuki_Sayori Ja, ich bin wirklich ne lahme Schnecke, aber die Wintermonate sind immer ziemlich stressig weg. Arbeit bei mir ü-Ü Aber solang die Quali nicht drunter leidet und es gefällt, bin ich zufrieden =3 sei-chan666 Danke =D Wenn die Gefühle der Protagonisten so bei euch ankommen, hab ichs ja geschafft was brauchbares zu liefern *grins* Dionaea Mir egal, an welcher Stelle du kommentierst, ich les deine Kommis gerne ++ LOL, ne Diva-Pussy? xD; Da bin ich mal gespannt, was du am Ende von dem Kap hier sagst °__°' Die Frage bzgl. seiner Ausreißaktion hatten wir ja schon geklärt ^^ Kassi-chan ... x__x Bio is gruselig! Aber in punkto Horrorszenarien ist Ouzo genau wie ich xD; Nein, Gefühle haben die keine in den Hörnern, alles weitere klärt sich in diesem Kap. ^^ Interceptor jeder hat irgendwo seine Gemeinsamkeit mit einem anderen, nun heißt es die beiden mehr zusammenzuraufen x-x *optimistisch sei* Ja, ich hab erst überlegt, wie ich das Gespräch führe, aber die ruhige Variante fand ich noch am passendsten Noradne *verbeugz* Danke schön =D Hach ja, D ist schon ne Marke für sich, aber ich persönlich finde, dass die Arschlochnummer gut zu ihm passt, dafür lieb ich ihn ja auch xD; Jujika Huh, danke fürs Lob *^* Kenne auch einige die mit meinem Stil nicht zurecht kommen, da er u. a. auch im Präsens ist und das ja nicht gerade typisch ist ü,ü Stichwort Hörner - ich greife da nicht vor, steht alles im Kapitel hier ^^ Schneeschaf Ouw, du weißt ich will Kritik und deine Meinung ist mir wichtig *nuff* *umguggz* Man merkt, dass ich ne Neigung zu Cliffhanger habe? x.x Ja, das böse Präsens xD *hust* Aber wenns schon nimmer auffällt, bin ich beruhigt Danke an alle, die diese Story kommentieren und favorisieren! *^* Ich freu mich wirklich sehr darüber. So, das von meiner Seite aus, viel Spaß beim neuen Kapitel. ^~^ Vacuum City Part VI: Every man is the architect of his own fortune [Weiße Zone – Bibliothek] Ale »Es gibt also noch keine Spur von dem Jungen..?« »Nein, bisher noch nicht.« Ein dumpfes Pochen hallt in meinem Schädel wieder und ich habe Mühe mich auf das Gespräch zu konzentrieren. Wahrscheinlich liegt es am Ende wirklich an dem Schlafmangel der letzten Tage. Ich resigniere und fahre mir durch die Haare. Den dicken Wälzer auf meinem Schoß desinteressiert betrachtend blättere ich um. Diese Treffen werden auch immer anstrengender. »Diese ganze Angelegenheit entwickelt sich anders als geplant.« Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich jetzt denken, dass das ein direkter Vorwurf an mich ist. Ein Schnauben von mir gebend schließe ich für einen kurzen Moment die Augen. Als würde alles so laufen wie gedacht. Es läuft schon lange nicht mehr so, wie wir uns das vorgestellt haben, wobei sein Verschwinden doch erheblich dazu beigetragen hat, alles zu verkomplizieren. »Seine Spur verliert sich irgendwo an den Grenztreppen zur gelben Zone«, entgegne ich gedämpft und räuspere mich. Wie gewohnt befindet sich so gut wie niemand zu dieser Zeit im Lesesaal, dennoch fällt es mir zunehmend schwerer meine Stimme unter Kontrolle zu halten. Das Scharren eines Stuhles ist hinter mir zu hören, als sich mein Gesprächspartner erhebt und langsam an mir vorbei schlendert, ebenfalls mit einem Buch unter dem Arm. »Möglicherweise könnten wir uns dadurch einen Vorteil verschaffen«, murmelt er leise und begibt sich in Richtung Ausgang. Mein Blick verharrt starr auf der Seite, die meines Erachtens nur einen unverständlichen Brei aus schwarzen Buchstaben wiedergibt. Erst als er den Raum verlassen hat, blicke ich langsam auf. »Scheiße…« Mir die rechte Schläfe massierend blättere ich weiter. Noch ein paar Minuten, dann kann auch ich diesen Raum verlassen. Ob Gin bereits etwas herausgefunden hat? Einerseits wäre es gut, wenn es langsam mal ein paar Anhaltspunkte geben würde, aber innerlich bete ich darum, dass ihn noch niemand gefunden hat. Lautes Gelächter, das von einer kleinen Jugendgruppe ausgeht, reißt mich aus meinen Gedanken und ich schmunzle sacht. Nun gut, es wird Zeit. Stöhnend stehe ich auf und strecke mich kurz. Gott, ich brauch dringend ein paar Stunden Schlaf! Ich stelle das Buch zurück ins Regal und begebe mich in Richtung Ausgang. Wird Zeit das zu holen, weshalb man mich eigentlich hier runter geschickt hat – nämlich die Protokolle der Wachposten. Ein lauer Wind schlägt mir ins Gesicht und ich kneife die Augen ein wenig zusammen. So einen klaren Himmel hatten wir lang nicht mehr. Keine Wolke zu sehen. Summend schiebe ich meine Brille zurück und setze mich in Bewegung. [Grüne Zone – Minestrone Manor] Gin Jeden Tag die gleichen Fakten, jeden Tag die gleichen Aussagen. Mittlerweile kann ich alles schon aus dem Stegreif wiedergeben. Der Senator scheint mir bald an die Gurgel zu gehen, wenn ich nicht bald Informationen über Ouzos Aufenthalt liefere. Ein bedrückendes Schweigen hängt in der Luft und mein Blick verharrt auf dem älteren Mann, der mir gegenüber an einem großen Schreibtisch sitzt und die Finger ineinander verschränkt. Für mich ein Zeichen dafür, dass er doch ziemlich nervös sein muss. Seine Augen starren wie paralysiert auf mein Protokoll, ansonsten kann ich seine Mimik nicht klar deuten. Rote Haare, mehr brauche ich nicht, um zu wissen, dass er gewaltig wütend sein muss. Ich räuspere mich laut und nach einem kurzen Moment regt sich wieder etwas in seinem Gesicht. Ein tiefes Seufzen geht von ihm aus und er lehnt sich in seinem Stuhl zurück. »Ich bin… mehr als nur enttäuscht von Ihnen, Gin, ich glaube, das muss ich nicht weiter verdeutlichen.« Ein unangenehmes Kneifen zieht sich durch meine Magengegend und ich nicke sacht. »Nein, Sir«, gebe ich knapp zurück und halte weiter Blickkontakt mit ihm. Die Sorgenfalten auf seiner Stirn kann ich nur zu gut nachvollziehen. So langsam weiß ich auch nicht mehr, wo mir der Kopf steht. »Es gibt keine Anzeichen dafür, dass er sich noch in der gelben Zone aufhält. Keiner der von mir aufgestellten Posten hat ihn in irgendeinem Geschäft oder an belebter Stelle gesehen«, fahre ich schließlich fort, nachdem der Senator weiterhin schweigend auf seinen Schreibtisch blickt. Mein Mund fühlt sich trocken an und mein Hals fängt an zu kratzen. Der Aschenbecher auf dem Tisch quillt bereits über und ein feiner Dunst hängt in der Luft. Gott, wie gerne würde ich jetzt die Fenster aufreißen. »Gin«, vernehme ich seine raue Stimme und ich blinzle kurz. Nun reiß dich am Riemen und konzentrier dich auf deine Arbeit! »Sir?« »Wenn nicht bald etwas passiert, sehe ich mich gezwungen entsprechende Maßnahmen zu ergreifen…« Entsprechende Maßnahmen? Er will doch wohl nicht die Spezialeinheit losschicken? »Meinen sie nich-« »Irgendjemand muss ihn beeinflussen. Mein Sohn würde nie freiwillig in diesem Milieu verkehren… dazu habe ich ihn nicht erzogen.« Den Kommentar bezüglich Ouzos früherer Versuche von hier wegzulaufen unterlasse ich besser. Die Stimmung ist ohnehin schon genug angeheizt, sodass es momentan besser ist, da nicht weiter drauf einzugehen. Dennoch muss ich zugeben, dass ich ebenfalls schon mit dem Gedanken spielte, dass ihn irgendjemand während seiner Flucht erkannt und verschleppt hat, sonst hätte er sich doch schon gemeldet. So unverantwortlich ist der Junge nicht, dass er uns hier tagelang dieser Ungewissheit aussetzt… das kann ich mir nicht vorstellen. »Sir, ich würde mich gerne persönlich an Ort und Stelle umsehen, möglicherweise bekomme ich im Alleingang ein paar Informationen heraus.« Für einen Augenblick erscheint es mir so, als würde der Senator durch mich hindurch blicken. Graue Augen treffen die meinigen und ich halte leicht angespannt den Atem an. Das Ganze scheint ihn doch sehr mitzunehmen, wenn er schon soweit ist und die Spezialeinheit auf die Stadt loslassen will. Welches Chaos in den unteren Zonen ausbrechen würde, will ich mir lieber nicht bildlich vorstellen. »Wenn Sie sich dadurch einen Nutzen versprechen, halte ich Sie nicht davon ab.« »Vielen Dank, Sir.« Mit einem sachten Kopfnicken drehe ich mich auf dem Absatz um und sehe zu, dass ich aus diesem Raum komme. Ich brauche frische Luft. »Gin!« Ich zucke leicht zusammen, als ich in der halb geöffnete Tür stehe und mich umdrehe. Seine Haare sind schneeweiß und trotz der äußerlichen Gelassenheit kann ich die Panik die in ihm tobt nur zu gut erkennen. »Ich erwarte heute Abend Ihren Bericht.« »Natürlich.« Einen kurzen Moment verweile ich noch, dann ziehe ich die Tür hinter mir zu und atme einmal tief durch. Die Anspannung in mir nimmt langsam ab und ich räuspere mich leise. Diese Gespräche werden von Tag zu Tag unerträglicher. Ich hoffe, dass der Senator nicht bald das Wesentliche aus den Augen verliert. Langsam fange ich mir an Sorgen um ihn zu machen. Hoffentlich begeht er nicht dieselben Fehler wie sein Vater damals. Einen weiteren Aufstand wird diese Stadt nicht verkraften. Schwermütig schleppe ich mich den leeren Korridor entlang und stoße beinahe mit jemandem zusammen. Der verdatterte Gesichtsausdruck von Ale bringt mich innerlich leicht zum schmunzeln. Wie dieser Mann nur ein Vorbild für Ouzo sein kann ist mir unbegreiflich. Dieser Mann ist so unmöglich, wirklich untragbar. Was treibt er sich so lange in der weißen Zone herum? Er sollte schließlich nur bei den Wachposten vorbeigehen! »Ich hab die Protokolle«, gibt er lächelnd zurück und mein Augenlid zuckt leicht. Untragbar, meine Nerven… [Blaue Zone – D’s Wohnung] D 83 Langsam wird es Zeit. Träge erhebe ich mich von meinem Bett und strecke mich. Es ist kurz vor Mitternacht und der Großteil der Bevölkerung dürfte sich jetzt in ihren Wohnungen befinden. Ich werfe einen kurzen Blick in Richtung Sofa. Unser Gespräch liegt jetzt ein paar Stunden zurück. Bin ja mal gespannt, wie der Kleine sich entscheiden wird. Sollte er das, was er vorhin sagte, wirklich ernst gemeint haben, dann kommt er nun mal nicht drum herum. Scheiße D, da bist du in etwas hineingeraten. Du kriegst dein Leben ja selbst schon kaum auf die Reihe und nun musst du dir auch noch Gedanken darum machen, wie man den Bengel hier unten am besten verstecken kann. Unruhig zünde ich mir eine Zigarette an und verlasse den Raum. Die Luke steht nach wie vor offen und ich steige die Stufen hinauf zum Dach. Er hatte jetzt denke ich genügend Zeit um sich das Ganze zu überlegen. Ich für meinen Teil werde jetzt gehen, schließlich kann ich es mir nicht erlauben länger als nötig ohne mein Fake herumzulaufen. Oben angelangt, lasse ich meinen Blick wandern. Wo steckt er denn? Ein großer dunkler Schatten ist neben dem Backsteinhaufen zu erkennen und ich gehe langsam auf ihn zu. Die Arme um die Beine geschlungen hockt er da und irgendwo kann er einem ja schon leid tun. »Hey«, breche ich die Stille und tippe ihn mit meinem Schuh an. Es dauert ein wenig, bis er sich rührt und sich mir zuwendet. »Also wie sieht’s aus?« Einerseits hoffe ich ja, dass er es nicht tut. Vielleicht würde er dann einsehen, dass er hier nicht weit kommen wird und zurück muss. Andererseits wünscht man es wohl keinem in so ein Zuhause zurückzukehren, wenn es wirklich in diesen Verhältnissen liegt, wie er es beschrieben hat. Sein Atem geht schwer und er steht mühsam vom Boden auf. Seine Beine sind durch die Haltung scheinbar eingeschlafen, da er ungeschickt zur Seite taumelt und sich reflexartig an meiner Schulter festhält. »’tschuldigung«, murmelt er und zieht seine Hand zurück. Die Nervosität merkt man ihm an, auch wenn man ihn in dieser Dunkelheit kaum erkennen kann. »Ich… also, ist das auch wirklich sicher? Ich meine… wird dieser Arzt nicht auf den Gedanken kommen… weißt du«, fängt er an zu stammeln und gestikuliert ein wenig unbeholfen mit seinen Armen in der Luft. Ein amüsiertes Lachen dringt über meine Lippen und ich stelle mir gerade den Gesichtsausdruck von Z vor, wenn sie ihn vor sich stehen sieht. Ich weiß schon, worauf er hinaus will und bei Gott, ich würde hier unten keinem Arzt trauen, dass er Stillschweigen über die Sache behält, mit Ausnahme von Z. »Wenn du hier unten überleben willst, dann musst du mir in dieser Angelegenheit ein Stück weit vertrauen, auch wenn’s dir schwer fällt.« Meine Herren, das klingt vielleicht bescheuert. Wer würde schon einem Kerl wie mir Vertrauen? Dass in meiner Aussage leichte Ironie mitgeschwungen hat, wird mir erst jetzt so wirklich bewusst. »Klar vertraue ich dir«, kommt es von ihm und ich muss nun doch ein wenig verdutzt zu ihm aufblicken. So überzeugt wie das gerade klang muss ich wirklich innerlich den Kopf schütteln. Wirklich blauäugig, anders kann ich ihn nicht beschreiben. Wäre er hier unten aufgewachsen, wäre er viel misstrauischer, aber da sieht man gleich, dass er unter anderen Bedingungen gelebt hat als ich in seinem Alter. »Okay… dann gehen wir«, fügt er nach kurzem Zögern hinzu und atmet tief durch. Ein prüfender Blick meinerseits, dann drehe ich mich um und klettere die Leiter hinunter. Nein, wenn du ihn jetzt noch danach fragst, ob er sich da wirklich sicher ist, dann fängt er nur wieder an zu grübeln. Gut, nun muss ich zusehen, dass ich Z damit nicht überfordere. Sie ist zwar die ruhigste Person die ich kenne, trotzdem bin ich mir nicht sicher wie sie reagiert, wenn ich sie darum bitte, dem Sohn des Senators die Hörner zu entfernen. Sollte das alles auffliegen, dann ist sie nicht minder am Arsch wie ich, schließlich handelt es sich hierbei um eine dauerhafte Verstümmelung. Ein Glück, dass Z ihre Praxis in der blauen Zone errichtet hat. Sie als Mensch wäre gar nicht dazu verpflichtet sich hier unten in der blauen Zone nieder zu lassen. Auf dem Weg zur Haustür raffe ich meine Sachen zusammen und lasse mein Fake in meiner Tasche verschwinden, ebenso meine Waffe und ein paar Lans. Wer weiß, wie lange die Angelegenheit dauert, ich denke nicht, dass sie so einen Eingriff schon mal gemacht hat. Welcher Fourth würde sich schon seine Hörner abnehmen lassen, schließlich sind diese ein Statussymbol. Ein wenig unbeholfen zieht er sich seinen Kapuzenpullover an und blickt erwartungsvoll zu mir hinüber. »Was auch passiert, du nimmst die Kapuze erst dann ab wenn ich es sage«, ermahne ich ihn und kann nur hoffen, dass wir nicht von mehr Leuten gesehen werden als nötig. Ich werfe einen Blick in den Hausflur und deute ihm dann an mir zu folgen. Ouzo Ein dicker Kloß steckt in meinem Hals, als ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen lasse. Großer Gott, was tue ich hier eigentlich? Meine Handflächen sind nass vom Schweiß und ich lecke mir über die Lippen. Eilends folge ich D, der schon eine Etage tiefer ist. Mit ihm Schritt zu halten ist wirklich nicht einfach, dabei hat er doch viel kürzere Beine als ich. Nach schier endlos vielen Treppenstufen lange ich endlich unten an. Mein erster Gang vor die Tür seitdem ich bei D bin. Die Nacht in der ich weggelaufen bin scheint mir plötzlich so lang her zu sein, dass ich schon gar nicht mehr weiß, wie es sich anfühlt über eine leere Straße zu laufen. Man kann das nicht damit vergleichen, wenn man oben auf dem Dach steht und alles nur beobachtet. Ein wenig bröckelt die Anspannung von mir ab, als ich mich auf dem leeren Marktplatz umsehe. Vor wenigen Stunden war es hier so voll, dass die Leute kaum vorwärts gekommen sind und nun kann man eine Stecknadel fallen hören. »Steh da nicht rum wie Falschgeld«, murrt D und ich setze mich in Bewegung. Ja, schon gut, ich wollte ja nur mal gucken. Ist kein Grund mich wieder anzunölen. Ich resigniere. Ich wünschte wirklich, man könnte seine Stimmung an seinen Haaren erkennen. In Situationen wie diesen weiß ich einfach nicht, wie ich ihn nehmen soll. Wie ich mich überhaupt verhalten soll. Mal führt er sich auf wie der größte Mistkerl der umherwandelt, und dann… wo-? »D?«, flüstere ich in die Dunkelheit und sehe mich verdattert um. Er war doch eben noch hier. Ich lege einen Schritt zu und gelange in eine schmale Gasse. Gott sei Dank, da geht er. Wie wäre es mit ein bisschen mehr Rücksicht, ich kenne mich hier schließlich nicht aus und bin nicht versessen darauf, hier verloren zu gehen. Meine Schritte hallen leise auf dem steinernen Grund wieder, als ich ihm nachlaufe und neben ihm zum Stehen komme. Ein feiner Zigarettendunst schlägt mir entgegen und ich rümpfe die Nase. Wie man das Zeug nur inhalieren kann. Ich habe einmal eine von meinem Vater geklaut, mir war hinterher so elend, dass ich dachte ich müsste mich übergeben. »Wenn wir da sind, verhalt dich nicht zu auffällig. Setz dich hin und guck niemanden an. Sprich so wenig wie möglich und… nein, am besten überlässt du mir das reden.« »Aber atmen darf ich noch, ja?«, entgegne ich leicht beleidigt und presse die Lippen zusammen. Für wen hält er mich? Denkt er etwa, ich versuche auf Teufel komm raus die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen? Abgesehen davon wüsste ich eh nicht, was ich sagen soll. Wie er sich nur hier zurecht findet? Ich weiß jetzt schon nicht mehr, von wo wir eigentlich gekommen sind. Jedes Gebäude sieht aus wie das andere, keine Schilder oder Wegweiser, man läuft quasi blindlings durch die Gegend in der Hoffnung, dass man am Ende dort landet, wo man auch hin wollte. Vor einem halb zerfallenen Gebäude bleibt er stehen. Seltsamer Schuppen, erinnert mich irgendwie an einen kleinen Lagerraum. Licht dringt durch die verdreckten Glasscheiben hinaus und erweckt keinen sehr einladenden Eindruck. Keine zehn Schritte weiter steht ein alter Müllcontainer, der garantiert schon ewig nicht mehr geleert wurde, da er bereits am überquellen ist. Ein eigenartiger Geruch liegt in der Luft. Es riecht nach einer Mischung aus verdorbenen Lebensmitteln, feuchter Erde und Desinfektionsmittel. Ein laues Gefühl zieht sich durch meinen Magen und ich schlucke sacht. »Also, wenn wir jetzt reingehen setzt du dich hin und wartest.« D’s Stimme klingt ein wenig seltsam, scheinbar ist ihm auch nicht ganz wohl bei der Sache. Also gut Ouzo, sei kein Feigling! Die Tür knarrt laut, als D die Klinke hinter drückt und das Gebäude betritt. Mit einem unguten Gefühl folge ich ihm, meine Kapuze tiefer ins Gesicht ziehend. Ein kleiner mit einigen Stühlen möblierter Eingangsbereich, der erstaunlicherweise sehr sauber aussieht. Die Stühle sehen zwar ein wenig mitgenommen aus, aber der heruntergekommene Eindruck, der einem draußen vermittelt wurde, trifft hier Gott sei dank nicht zu. So sehen hier also Arztpraxen aus? Gibt es hier keinen Empfang? Ein wenig ratlos sehe ich mich um, als ich D’s Ellbogen in die Seite bekomme und er mir mit einem kurzen Blick andeutet, mich endlich zu setzen. Ist ja gut, kein Grund gleich brutal zu werden. Blöder Kerl, dass er immer gleich handgreiflich werden muss. Vorsichtig lasse ich mich auf den Stuhl nieder und schiele unauffällig in D’s Richtung. Der klopft gerade gegen eine schon echt lädierte Tür, über der ein Schild mit der Aufschrift “Behandlungszimmer“ hängt. Nach einigen Sekunden wird die Tür geöffnet, aber zu meinem Leidwesen kann ich von meinem Sitzplatz aus niemanden erkennen. Was das wohl für ein Arzt ist? Momentan habe ich eher diverse Horrorvorstellungen von einem versifften Quacksalber mit dicker Hornbrille und einem blutverschmierten Kittel. … scheiße Ouzo, das ist jetzt nicht sehr hilfreich gewesen. Aah, verdammt! Unruhig scharre ich mit den Füßen auf dem Boden und zucke erschrocken zusammen, als mir jemand gegen die Schulter tippt. »Ich bin der nächste«, vernehme ich die Stimme von D und mir wird noch mulmiger in meiner Haut. Er will mich hier alleine sitzen lassen? Und wenn irgendwer reinkommt? Mein Herz pocht schneller und ich schließe für einen kurzen Moment die Augen. Jetzt, wo ich hier sitze bekomme ich erneut Zweifel, ob ich das wirklich tun soll. Meine Hörner sind mein Familiensymbol, ein Teil von mir… Wenn ich sie abnehmen lasse, kann ich mich dann überhaupt wieder Zuhause blicken lassen? Ein leises Quietschen reißt mich aus meinen Gedanken und ich blicke auf. Aus dem Behandlungszimmer kommt ein etwas älterer Soom mit einem Armverband auf uns zugeschlurft. Ohne uns auch nur eines Blickes zu würdigen verlässt er das Gebäude und die Tür fällt geräuschvoll hinter ihm ins Schloss. »Dann wollen wir mal D.« Mit einem sachten Schmunzeln schlendert D ins Behandlungszimmer. Die Stimme klang jetzt aber sehr feminin. War das die Assistentin? Neugierig sehe ich ihm nach, bis die Tür hinter ihm zuschlägt. Mist, schon wieder nichts gesehen. Okay Ouzo, danach bist du an der Reihe. Mein Gesicht in die Handflächen stützend beuge ich mich weiter vor. Was tue ich hier eigentlich? Will ich wirklich so weit gehen, nur um meinem Vater eins auszuwischen? Allein schon die Vorstellung, wie er reagieren wird, wenn er mich so zu Gesicht bekommt, behagt mir nicht. Ein gedehntes Stöhnen geht von mir aus und ich rubble mir über das Gesicht. Meine Stirn ist feucht und meine Hände eiskalt. Mach dich nicht verrückt. Nur weil deine Hörner ab sind, macht dich das nicht zu einer anderen Person. Du bist immer noch derselbe… Die Wartezeit zieht sich hin wie klebriger Kaugummi. Mir kommt es vor, als würde ich schon eine Ewigkeit hier sitzen und warten. Oh bitte, komm endlich wieder raus, D! Ich werde hier noch wahnsinnig. Mich vom Stuhl erhebend laufe ich den kleinen Gang entlang, bleibe vor der Tür stehen und drehe wieder um. Nein, ich kann da jetzt nicht einfach reinplatzen. Versuch ruhig zu bleiben. Wenn D sagt, dass er diesem Arzt vertraut, dann versuch ihm zu glauben. Es wird schon alles glatt gehen. Denk daran, wenn du die Hörner erst einmal los bist, eröffnen sich dir Möglichkeiten, an die du nie zuvor gedacht hast. Eine andere Art von Freiheit die auf dich wartet. Ich hole mehrmals tief Luft und lasse mich nach einigem hin und her wieder auf den Stuhl sinken. D, komm schon… komm raus… D 83 Ich beiße mir angespannt auf die Unterlippe, als ich ein leises Knistern höre und ein leichter Schock durch mein Gesicht zuckt. Meine Finger verkrampfen sich automatisch bei diesem Geräusch. Ätzend, da stellen sich mir jedes Mal aufs Neue die Nackenhärchen auf. »So, das hätten wir«, vernehme ich die Stimme von Z und ich blinzle ein paar Mal, ehe ich mich aufrichte. Seltsam, irgendwas ist anders. »Ich habe dir eine verbesserte Halterung eingebaut, nun dürfte es einfacher für dich sein es zu entfernen«, fährt sie fort und zieht ihre Handschuhe aus. Ein Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht und ich werfe Z einen dankbaren Blick zu. Also alles was recht ist, die Frau weiß, was sie tut. »Schön, wenn man sich wenigstens noch auf einen hier verlassen kann«, gebe ich zurück, erleichtert darüber, dass mein Auge nun wieder voll einsatzfähig ist. Sogar der Fleck ist verschwunden, der hat mich schon sehr gestört. Z lächelt zufrieden und wäscht sich ihre Hände an einer kleinen Spüle. »Ich würde es begrüßen, wenn du deine Inspektionen regelmäßiger machen würdest.« Das braucht sie mir nicht zu sagen, ich weiß, dass ich diesbezüglich ein wenig fahrlässig bin. »Ich werde mich bemühen«, versichere ich ihr und stehe von dem leider etwas unbequemen Behandlungsstuhl auf. Ouch, mein Nacken! Gut, nun kommt es drauf an, wie erkläre ich ihr das am besten mit dem Jungen? Ein wenig nachdenklich kratze ich mir über den Unterarm, während Z mir meine Reinigungslotion abfüllt. Das Zeug stinkt bis hierher, Gott sei dank muss ich mein Fake nur alle paar Wochen darin auswaschen. Meine Finger stinken danach immer tagelang. »Nun, was gibt es?«, fragt sie nebenher und schraubt die kleine Flasche zu. Ein wenig verdutzt blicke ich zu ihr hinüber, als sie sich mir zuwendet und mir die Flasche reicht. Sie sieht wie immer vollkommen übermüdet aus. Möchte mal wissen, wann sie das letzte Mal so richtig geschlafen hat. Mein fragender Blick scheint sie zu amüsieren, da sie leicht grinsend gegen meine Stirn tippt. »D, wenn du so still bist, dann ist doch was.« Bin ich wirklich so durchschaubar? Ich resigniere und lasse die Flasche in meiner Tasche verschwinden. »Da ist allerdings etwas.« Mir ist ein wenig unwohl in meiner Haut. Ich kann Z vertrauen, keine Frage, aber dass ich sie allein mit diesem Gespräch schon mit in die Sache reinreißen werde, behagt mir nicht. Neugierig blickt sie mich an und nun erkennt man wieder die junge Frau von früher. Zehn Jahre sind wirklich eine lange Zeit. Am besten sagst du es direkt heraus. Um den heißen Brei herum zu labern bringt auch nichts. »Würdest du dich dazu bereit erklären einem Fourth die Hörner abzunehmen?« Ouzo Was treiben die da nur so lange? D ist nun mindestens ne Dreiviertelstunde da drin. Ob der Arzt nicht mitspielt? Oh Gott, wenn er sich nun weigert, D wird den doch wohl nicht abknallen? Angestrengt lausche ich in Richtung Behandlungszimmer, aber ich höre keine verdächtigen Geräusche. Deine Fantasie geht mit dir durch, D wird doch wohl nicht wirklich- Ich zucke erschrocken zusammen, als die von mir in Augenschein genommene Tür plötzlich aufgerissen wird und D im Türrahmen erscheint. Die Erleichterung, die sich gerade in mir ausbreitet ist unbeschreiblich. Himmel sei Dank! Was ist los? Wieso guckt er so seltsam? Mit einer knappen Handbewegung deutet er mir an ins Zimmer zu kommen. Okay, jetzt geht es los. Nun gibt es kein zurück mehr. Tief Luft holend stehe ich auf und gehe zögernd auf die mir aufgehaltene Tür zu, meine Kapuze immer noch tief ins Gesicht gezogen. D schließt die Tür hinter mir und ich blicke mich scheu im Raum um. Keine Fenster, aber dafür eine äußerst grelle Deckenlampe. Ein kleiner Schrank steht neben einer Spüle und in der Mitte befindet sich ein großer Stuhl, der für mich eher an den eines Zahnarztes erinnert. Was für ein Arzt ist das eigentlich genau? Wirklich viel habe ich von D ja nicht erfahren. »Du kannst die Kapuze ruhig abnehmen«, höre ich ihn hinter mir und drehe mich um. Neben ihm steht eine zierliche, etwas ältere Frau mit langen roten Haaren, die etwas wirr zu einem Zopf zusammen gebunden sind. Die Stimme vorhin gehört demnach eindeutig zu ihr. Sag nicht, dass sie der Arzt ist? Mit großen Augen betrachtet sie mich, als ich ein wenig nervös meine Kapuze vom Kopf ziehe. Ihre linke Hand wandert zu ihrem Gesicht und verdeckt ihren Mund. Was ist denn jetzt? Ein wenig hilflos blicke ich zu D, der sich gegen die geschlossene Tür lehnt und die Hände in seinen Hosentaschen stecken hat. »Großer Gott«, flüstert sie und blickt zwischen mir und D hin und her. Ich fühle mich nun doch ein wenig unbehaglich. Ihre Entsetzung ist ja schon nachvollziehbar, aber ich dachte, dass D sie vorbereitet hat? »Ähm… guten Abend«, bringe ich mühsam hervor und räuspere mich. Hilfe, meine Stimme klingt ja furchtbar, als hätte ich an einem rostigen Nagel gelutscht. Ihre Mundwinkel zucken langsam hoch, fallen dann aber wieder hinunter. »Nicht zu fassen…«, ist alles was sie hervor bringt und mustert mich mit wachsendem Interesse. Steh da nicht so blöd rum, D! Mach etwas! Nach einem kurzen Moment des Schweigens geht sie ein paar Schritte auf mich zu und blickt zu mir auf. Irgendwie hat ihre Erscheinung etwas Beruhigendes an sich, aber trotz allem weiß ich nicht so recht, was ich jetzt tun soll. »So, ich glaube den Rest schaffst du alleine«, sagt D plötzlich und öffnet die Tür. Bitte was? Was soll das heißen, den Rest schaffe ich alleine?!? »Mo- moment mal! D, bleib gefälligst hier«, rufe ich entsetzt, aber da hat er auch schon die Tür hinter sich zugezogen. Dieser Verräter, er kann mich doch hier nicht einfach alleine zurück lassen. Gott verdammte Scheiße. Was nun? Nervös wandert mein Blick zu der Frau, die mich nun umkreist und mich von oben bis unten mustert. »Entschuldigung, ich will nicht unhöflich sein, aber diese Situation ist schon einmalig«, höre ich ihre helle Stimme und drehe mich zu ihr um. »Sie werden mich nicht verraten… nicht wahr?«, platzt es wie aus der Kanone geschossen aus mir heraus und sie blickt mich verdutzt an, ehe sie anfängt zu lachen. Was zum- was ist denn jetzt los? »Ach du meine Güte, das mir das wirklich auf meine alten Tage passiert«, bringt sie belustigt hervor und deutet mir an mich zu setzen. »Als D mir das eben erzählte, dachte ich wirklich, er will sich einen Scherz mit mir erlauben.« Mit diesen Worten lässt sie sich auf einen kleinen Drehstuhl nieder und rutscht näher an den Behandlungsstuhl. Der Gedanke, dass D Scherze macht ist für mich so abwegig wie die Vorstellung, dass mein alter Herr mit dem Rauchen aufhört. Nach kurzem Zögern setze ich mich schließlich und lecke mir über die Unterlippe. »Ich muss dich vorab noch fragen, bist du dir sicher, dass du diesen Eingriff willst?« Um ehrlich zu sein, nein! Aber das kann ich nicht sagen. Ich habe es nun bis hierher geschafft, ich kann doch jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Ich nicke knapp und atme tief durch. Mein Herz hämmert im schnellen Takt gegen meinen Brustkorb und mir wird etwas schwindelig. »Ganz ruhig, nur nicht hyperventilieren. Einatmen, ausatmen… einatmen, ausatmen…« Du bist so ein verdammter Feigling, Ouzo! Du hast ja noch nicht einmal Gefühl in den Hörnern, es wird ja nicht einmal wehtun, wieso machst du hier jetzt so eine Szene?!? »Sie… haben das schon mal gemacht?«, frage ich hoffnungsvoll und blicke sie erwartungsvoll an. »Nein, um ehrlich zu sein habe ich auch noch nie davon gehört, dass sich ein Fourth die Hörner entfernen ließ.« Na toll, das wollte ich eigentlich nicht hören. »Ich weiß nicht, ob so was schon einmal bei zugelassenen Ärzten vorkam, aber für mich ist das auch der erste Eingriff dieser Art«, fährt sie fort und lässt den Stuhl nach hinten fahren, sodass ich in eine liegende Position komme. Zugelassene Ärzte, wie meint sie denn das? »Haben Sie keine Zulassung?« »Nein, ich habe mir alles selbst angeeignet«, meint sie unbekümmert und zieht sich ein paar Einweghandschuhe über. Naja, eine Zulassung ist ja nicht so… Moment, selbst angeeignet? D! Oh verdammte Scheiße, weiß die Frau überhaupt, was sie tut? Der Schreck fährt mir in die Glieder und mein ganzer Körper verkrampft sich. Wieso bringt mich dieser Kerl zu einem Arzt ohne Zulassung? Mit einer schnellen Handbewegung lässt sie die Deckenlampe tiefer fahren und ich kneife die Augen zusammen. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und meine Handflächen sind schweißnass. »Keine Angst. Es wird schon gut verlaufen, solange du keine ruckartigen Bewegungen machst.« Mit diesen Worten zieht sie einige Instrumente aus einem Fach unter dem Behandlungsstuhl und mir weicht die Farbe aus dem Gesicht. Meine Fingernägel krallen sich in die Polsterung und ich presse die Lippen zusammen. Reg dich nicht auf, ganz ruhig, nur keine Panik! »Möchtest du lieber eine Beruhigungsspritze?«, fragt sie leicht besorgt und ich bringe nur ein dumpfes »Hmhm«, hervor. Mein Mund geht nicht mehr auseinander, als habe ich die Kontrolle über meinen Körper verloren. D, wenn ich hier lebend rauskomme, dann gnade dir Gott. Mich in so einem Moment alleine zu lassen, ist wirklich scheiße. »Au!«, entfährt es mir, als sich plötzlich eine Nadel in meinen Oberarm bohrt und eine bläuliche Flüssigkeit hineingespritzt wird. Entsetzt starre ich die Ärztin an, die mich nur mit einem beruhigenden Lächeln betrachtet und mir eine schwarze Brille entgegenhält. Wofür zum Henker brauche ich denn eine Taucherbrille? »Setz die besser auf, ich weiß nicht, ob eventuell ein paar Partikel in deine Augen gelangen, wenn ich anfange zu sägen.« Anfangen zu sägen??? D! D 83 Ich bin eigentlich gut in Form, aber selbst für mich ist es auf Dauer schon ziemlich anstrengend, einen über 1,80 m großen Fourth zu stützen, der noch voll gepumpt mit Beruhigungsmitteln ist und kaum in der Lage ist geradeaus zu laufen. Einen hübschen Turban hat Z ihm da verpasst, na gut. Vielleicht gar nicht mal so verkehrt der Verband, wer weiß, wo er heute Nacht noch gegen rennen wird. »Mir’s so schlecht… D«, jammert er und ich verdrehe die Augen. »Selbst schuld, was lässt du dir auch Beruhigungsmittel spritzen!« Echt mal, ich habe bisher auch immer darauf verzichtet und er fühlt ja noch nicht einmal was in den Dingern. Kopfschüttelnd biege ich mit ihm in die nächste Gasse und gelange wenig später auf den Marktplatz. Ein gedehntes Stöhnen geht von ihm aus und er klammert sich Halt suchend an meinen Arm. »Mir platzt der Schädel, D… mein Kopf.« Lieber Gott, schenke mir Geduld! So ein Jammerlappen. Hoffentlich geht das nicht die ganze Nacht so. »Morgen geht’s dir besser und nun sei leise!« Bei dem Gejammer würde es mich nicht wundern, wenn uns früher oder später einer hört. Wie kann jemand der so dünn ist, nur so schwer sein? Schnaufend umklammere ich seine Hüfte, während mein anderer Arm seinen hält, den er über meinen Nacken geschlungen hat. Eigentlich müsste ich mir diese Tortur bezahlen lassen. Na endlich! Erleichtert bleibe ich vor der Eingangstür des Wohnblocks stehen und fummle in der Tasche nach meinem Schlüssel. Ein wenig verklärt starrt der Junge mich an und schließt die Augen. »Hey, wenn du jetzt kotzen musst, schluck’s runter!« Das fehlt mir jetzt auch noch. Eilends öffne ich die Tür und ziehe ihn in den Flur. So, nun noch die Treppen hoch, dann haben wir es. Ich hoffe, dass er keinen all zu schlechten Eindruck von Z bekommen hat, sonst dürfte es schwer werden, ihn zur Kontrolle noch mal dahin zu bekommen. »D…« »Ruhe.« Ohne auf sein protestierendes Nölen einzugehen, schleppe ich ihn die Treppe hinauf. Wenn das kein Training für meine Arme ist, dann weiß ich auch nicht. Ich hoffe für ihn, dass er sich wenigstens darum bemüht mir hier beim Aufstieg zu helfen! Scheiße, haben diese Stufen denn gar kein Ende? Angepisst erreiche ich den nächsten Stock und verschnaufe kurz. Eines steht jedenfalls fest, morgen wird durchgeratzt. Ich kippe gleich aus den Latschen. Mühsam gehe ich weiter und nach einigen Minuten kommen wir endlich oben an. Schweißperlen stehen mir auf der Stirn und ich schnaufe schwerfällig. Unruhig fummle ich an meinem Türschloss herum und trete die Tür kurz darauf auf. Endlich wieder Zuhause! Ein leises Brummen geht von ihm aus und ich schiele fragend zu seinem Gesicht. Er sieht wirklich nicht ganz gesund aus. Ach fuck! Schwerfällig stolpere ich mit ihm in Richtung Bett und lasse ihn auf die Matratze plumpsen. Sich den Kopf haltend, zieht er die Beine an und rollt von mir weg. »Damit das klar ist, morgen schläfst du wieder auf dem Sofa«, murre ich, erhalte aber keine Antwort mehr. Resignierend fahre ich mir durch die Haare. Was für ein Tag! tbc... Kommentar: Ja, und schon wieder zu Ende ö,ö Ich hoffe ihr habt Gefallen dran gefunden, sollte es irgendwelche Fragen geben, immer her damit! Ich bin offen für Kritik, also keine scheu =) Wenn jemand auf meine Mailingliste will soll mir bescheid geben, ihr bekommt dann immer ne ENS wenns was neues gibt. ^^ Baba -Neya- ("^^) Kapitel 7: Nothing is older than Yesterday ------------------------------------------ Autor: -Neya- Fandom: Original, Vacuum City Genres: S-Fiction/Fantasy, Humor, Drama, Shonen-ai Kapitel: 7/? Schreibstil: Präsens, Ich-Perspektive Zeit: ca. 3 Std. über 3 Tage verteilt Musik: The Velvet - Bittersweet Symphony Instrumental Note: Alles meins, meins, MEINS! Kommentar: Ja, es hat gedauert und ich sage offen, ich habe mich sehr schwer mit diesem Teil getan. Er ist kürzer, aber ich finde, dass diese Szene für sich selbst abgeschlossen sein sollte. Hoffe ihr seid nicht zu sehr enttäuscht. Charapics: Diejenigen die es noch nicht gesehen haben, die Charapics sind nun vollständig. ^^ Vielen Dank an ! *nuffz* Zu den Kommentaren: Archedis Danke >///< Freut mich, wenn ich das Verhalten gut und verständlich rübergebracht habe. Ja, auch wenns schwer gewesen ist, aber die Hörner mussten nunmal dran glauben. ü,ü -Ray- Ja, es fiel mir auch nicht leicht, aber vom logischen Standpunkt aus, wär er so oder so nicht drum herum gekommen °^°' beddl-cat Bereuen wird er das garantiert, aber damit hat er rechnen müssen. Nun, ich würde schon sagen, dass er auf D angewiesen ist, selbst wenn er sich frei bewegen kann. Immerhin kennt er sich nicht aus und weiß nicht, wie er sich in der Öffentlichkeit geben soll ohne aufzufallen. Natsuki_Sayori Hoffe mit dem Kapitel ist die Beschreibung von Ouzos Empfinden wieder einigermaßen ausgeglichen. ^^ Das Haarproblem klärt sich im nächsten Kap. Teshi-san Danke ^^. Ja, D kann shcon ein lieber sein, wenn er will. *ihn antok* Aber Ouzo wirds bereuen, aber was soll er machen, es ging nunmal nicht anders. ü,ü Y0k0 Was D gemacht hat - gute Frage. Er war draußen und hat gewartet. Er ist zwar recht abgebrüht, aber dennoch musste er sich den Eingriff nicht unbedingt ansehen, weil er genau weiß, was danach mit Ouzo los sein wird. Noradne xD; Ich an ouzos Stelle wäre wieder rausgerannt. Ich hasse OPs. Danke für den Hinweis, hab den Fehler gleich verbessert. ^^ Interceptor Dankefein ^^ Hab mich bemüht, aber letzten Endes hats doch 3 Monate gedauert, gomen. Jujika Das Haarproblem kläre ich im nächsten Kapitel, aber gut mitgedacht. =)Das abnehmen der Hörner hat zumindest nichts mit den wechselnden Haafarben zu tun. SlippedDee GingerAle rockt doch xD Ja, Gin und Ale kriegen auch noch nen größeren Auftritt in den späteren Kaps. Das wird noch ein Tumult. x.- winterspross Danke. =) Hab auch einigees durchdacht als ich diese Welt erschaffen habe. Aber die Kobolde sind keine untermenschen. Ich habe halt ne andere Vorstellung von Kobolden und ich nenne sie daher auch so. ^^° Naja, die Buchstaben sind ja zig-fach vertreten, aber die Hauptprotagonisten habe ich natülrich unterschiedlich besetzt, weil sonst wärs echt verworren. BloodyAugust *lol* Ja, D ist schon ne Marke für sich. ^^ Entweder man mag ihn oder nicht. Gin wird glaube ich in Ohnmacht fallen wenn er Ouzo so sieht. ü,ü GrinSeKätZchEn Thx fürs Kompliment. o//O Naja, knapp bei Kasse ist er eher wegen den Drogen. ^^° Fertigessen, da kommt er ja nicht durm rum, gibt ja keine Kühlschränke da unten und durch die hohen Temperaturen verdirbt alles recht schnell. Kassi-chan Nein, die Hörner wachsen nicht nach, ab ist ab. Ja, Z ist eine Frau, aber das hab ich im Stecki ja auch vermerkt. ^^ (gut, durch das Pic ist es nun wirklich eindeutig) Wie Ouzo reagiert, wird sich in dem Kap hier zeigen. Shinito *-* fühl mich geehrt, dass die FF weiter empfohlen wird. *keks freu* Danke fürs Kompliment. >///< So, lange Rede, kurzer Sinn, ich hoffe ihr seid nicht zu enttäuscht über das folgene Kapitel. Es ist nur halb so lang wie die vorherigen, aber ich hatte wirklich gewaltig Mühe damit. Ich wollte die Szene in sich abgeschlossen haben. Das nächste Kapitel wird hoffentlich schneller fertig und nicht wieder 3 Monate auf sich warten lassen. Tut mir wirklich leid, ich bemühe mich. ;___; Vacuum City Part VII: Nothing is older than Yesterday Was ist nur los mit mir? Was passiert hier? Die Luft ist stickig und meine Sachen kleben an meinem Körper wie eine zweite Haut. Wieso schwitze ich so stark? Mein Atem dröhnt in meinem Kopf wider und das grelle weiße Licht über mir nimmt mir jegliche Sicht. Ich kneife die Augen zusammen und drehe meinen Kopf unter leisem Stöhnen zur Seite. Dieses Licht schmerzt… wieso reagieren meine Augen so empfindlich? Das Luft holen wird zunehmend schwerer, jeglicher Teil meines Körpers fühlt sich an wie betäubt… wie ein fremder Part, den ich nicht mehr länger unter Kontrolle halten kann. Links neben mir klappert es leise… ein Klirren, gefolgt von dem leisen Gemurmel einer Frauenstimme. Wer ist das? Ein Ziehen geht durch meinen Kopf und ich beiße die Zähne zusammen. Kleine schwarze Punkte tanzen vor meinen Augen umher, immer langsamer und träger, bis sie letzten Endes zum Stillstand kommen. Wieder diese Stimme. Ich höre sie etwas nahe an meinem Ohr, aber ich verstehe nichts – es ist, als würde ich isoliert in einer dicken, wabbeligen Wolke liegen, die alles um mich herum versucht abzuschirmen. Meine Finger tasten unruhig über den kalten, glatten Bezug der Armstützen. Angespannt halte ich den Atem an, kralle meine Nägel in die Polsterung, als wäre das die einzige Möglichkeit, das letzte bisschen Kontrolle in mir zu bewahren. Ich will etwas sagen, aber es dringt kein Laut aus meinem Mund. Mir ist schlecht, alles fängt an sich zu drehen. Da sind sie wieder, diese verdammten Punkte beginnen wieder zu tanzen. Nein, am besten die Augen geschlossen halten… ich will nichts mehr sehen. Etwas zieht an meinem Kopf, ein leises Quietschen dringt durch die Wolke zu mir vor und ich zucke leicht zusammen. Was ist hier los? Diese Ungewissheit macht mich wahnsinnig, rast mit mir in voller Fahrt gegen die nächstgelegene Mauer und zerschmettert jeglichen vernünftigen Gedanken in mir. Mein Herz pocht im schnellen Takt gegen meinen Brustkorb, als wolle es herausbrechen. Jeder Schlag pulsiert durch meine Adern wie ein Blitzschlag. Gott, ist mir schlecht… meine Kehle ist ausgetrocknet und ich versuche mehrmals zu schlucken, aber kein Muskel bewegt sich. Meine Zunge liegt wie ein Fremdkörper in dem trockenen Mundraum… Wieder dieses leise Klirren… diese Stimme. Was sagst du mir? Keine Angst? Keuchend ermahne ich mich dazu die Augen geschlossen zu halten. Dann ein Krascheln, gefolgt von dem beißenden Geräusch, das nur eine Säge verursachen kann. Mein Kopf ruckt hin und her, immer schneller und schneller. Ein Ruck nach dem anderen, dazu das immer schneller werdende Geräusch der Säge. Großer Gott, was passiert hier mit mir? Nein, ich will das nicht… nein… Ich möchte mich übergeben, mir ist schlecht. Ein feuchter Film bildet sich in meinen Augenwinkeln und ich grabe meine Nägel noch tiefer in die Polsterung. Gleich… gleich muss mein Kopf abreißen… ich fühle es - es fehlt nicht mehr viel, dann löst er sich vom Rumpf. Er liegt nur wie eine ausgeleierte Kugel herum, die immerfort hin und her gestoßen wird. Nein, ich muss wissen was hier passiert - was passiert hier mit mir? Meine Augen aufreißend blicke ich in das weiße Licht. Abermals beginnen die Punkte zu tanzen und mir dreht sich alles. Ich hatte noch nie so sehr das Bedürfnis mich zu übergeben, wieso nur kann ich es nicht? Mein Blick wandert mühsam zur Seite. Rote Haarsträhnen reflektieren sich in einem glänzenden Stück Metall… Ruckartig bewegt es sich. Ritsch – Ratsch - Ritsch – RATSCH [Blaue Zone – Wohnung von D 83] Ouzo Schweißgebadet komme ich langsam wieder zu mir. Meine Augenlider flackern leicht und ich ziehe die Luft scharf ein, als ich das unangenehme Dröhnen in meinem Kopf wahrnehme. Scheiße… was war denn das? Mühsam öffne ich das linke Auge und langsam werde ich mir meiner Umgebung wieder bewusst. Über mir die mir bekannte marode Decke… ich bin also doch bei D. Ein leises Stöhnen dringt über meine Lippen, als ich versuche mich umzudrehen. Was ist mit meinem Kopf, wieso fühlt er sich so schwer an? Ich kann mich ja kaum bewegen. Hilflos kralle ich mich mit den Fingern im Bettlacken fest und ziehe mich gewaltsam zur Seite. Kraftlos rollt mein Kopf widerwillig mit. Dass man sich so beschissen fühlen kann… das ist ja noch schlimmer, als der Morgen nachdem ich mir die Schulter ausgekugelt habe. Ein dünner Schweißfilm bildet sich auf meiner Stirn und ich ziehe die Beine an. Vorsichtig öffne ich meinen Mund. Meine Lippen sind rau wie Sandpapier… fehlt eigentlich nicht mehr viel und sie reißen auf. Langsam tastet meine Zungenspitze über sie hinweg, aber wirklich viel nützt das nicht. Ich bin regelrecht ausgetrocknet. Kein Speichel mehr da… Schnaubend unterdrücke ich den leisen Lachanfall, der versucht in mir aufzuwallen. Großer Gott, was bist du doch erbärmlich. Schniefend öffne ich mein zweites Auge und starre in Richtung Tür. Wie spät ist es? Das grelle Sonnenlicht kann auf vieles schließen. D…. D, wo steckst du? »D..?«, bringe ich wie betäubt hervor und versuche krampfhaft mich aufzurichten. Mich mit den Unterarmen auf der Matratze abstützend wuchte ich meinen trägen Körper nach oben. Mein Kopf sackt zur Seite und das Dröhnen wird lauter. Ein unangenehmer Druck breitet sich unter meiner Schädeldecke aus, als wolle er sie zerschmettern. »Scheiße…«, fluche ich verbissen und atme mehrmals tief durch. Wieso ist mein Kopf nur so schwer? Ich kann ihn nicht mal richtig gerade halten. Suchend blicke ich mich in dem kleinen Zimmer um, aber kein D zu sehen. Wo steckt der Kerl, wieso lässt er mich hier alleine? Und wieso zum Teufel könnte ich jetzt anfangen zu heulen? Scheiß Traum, scheiß Kopfschmerzen… Zitternd stütze ich mich mit der linken Hand ab, damit ich nicht wieder zurück sacke und taste mit der rechten vorsichtig über mein Gesicht. Mund… Nasenspitze… Nasenrücken… Stirn und-… Stoff. Noch mehr Stoff… Meine Hand rutscht zur Seite, doch wo eigentlich meine Hörner sein sollten, befindet sich nur eine dicke Stoffschicht. Die Erinnerung an die Säge dringt wieder zu mir vor und mir wird leicht schwarz vor Augen. Ritsch… Ratsch… RITSCH - RATSCH Ich keuche verstört auf und presse meine Hand auf meinen Mund. Sie sind weg… weg… Vor mit beginnt alles zu verschwimmen. Meine Augen werden glasig und ich lasse mich zurück auf die Matratze sinken. Sie sind wirklich weg… einfach abgesägt. Fassungslos starre ich an die Decke, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Du hast es so gewollt, nun ist es zu spät… du kannst das nicht rückgängig machen. Mein Brustkorb hebt sich schwerfällig und ich taste an dem Verband nach dem Anfang. Ich will es sehen… ich will meinen Kopf sehen…. Die Stellen wo eigentlich etwas sein müsste, wo jetzt aber nichts mehr ist. Ungeduldig taste ich über den rauen Stoff, aber es findet sich kein Anfangsstück. Unruhig zupfe ich an einer Stelle herum. Komm schon, verdammt noch mal, geh endlich ab! »Sind wir endlich wach, Prinzessin?«, vernehme ich D’s Stimme und zucke leicht erschrocken zusammen. Meine Augen suchen nach ihm, aber es dauert einen Moment, bis ich meinen Kopf in die gewünschte Richtung drehen kann. Verklärt blicke ich die Gestalt an, die nun die Tür hinter sich schließt und auf mich zukommt. »Wo…«, bringe ich krächzend hervor, kann den Satz aber nicht zu Ende führen. Ich fühle mich plötzlich wie gelähmt. Wasser… ich brauche was zu trinken. Das Gefühl, dass der gesamte Mundraum sich zu Staub verwandelt, ist alles andere als angenehm. Ein leichter Hustenreiz überkommt mich und ich zucke bei jedem sichtlich zusammen. D’s Schritte entfernen sich und kurz darauf höre ich leises Wasserrauschen aus dem Badezimmer. Was dauert denn da so lange? Was treibt der Kerl nur? Mir erscheint es, als würden mehrere Stunden vergehen, bis seine Silhouette endlich wieder in mein Blickfeld tritt. Zielstrebig kommt er zu mir hinüber und beugt sich über mich. »Kannst du versuchen dich aufrecht zu halten, bis wir im Bad sind? Ich kann dich nämlich nicht lange halten.« Wieso halten? Was soll ich denn im Bad? Ich habe Durst, verdammt! Aber anstatt ihn deswegen anzufahren, halte ich es für ratsamer ihm folge zu leisten. D wird schon wissen was er tut… hoffe ich. Ruckartig packt er meinen Arm und zieht mich hoch. Meinen Arm um seinen Nacken legend zerrt er mich vom Bett. Meine Füße berühren den kalten Boden und ich ermahne mich selbst zur Disziplin. Verdammt Ouzo, bis zum Bad sind es nur ein paar Schritte, reiß dich zusammen! Wackelig drücke ich mich vom Bett hoch und sacke augenblicklich zusammen. D gibt einen erstickenden Laut von sich, als mein gesamtes Gewicht auf ihm lastet und er drückt mir seinen Ellbogen in den Bauch. »Scheiße Kleiner, nun stell dich nicht so an!«, bringt er angesäuert hervor und stolpert mit mir ein paar Schritte vor. Meine Beine fühlen sich an wie Gummi, ich habe keine Kraft mehr in meinem Körper. Langsam geht es voran… langsam und holperig. Ich stoße mehrmals gegen die Wand und D hat sichtlich Mühe mich zu halten, trotz allem lässt er mich nicht einfach auf den Boden fallen. Beschämt blicke ich gen Boden und suche tastend an der Wand nach etwas Halt. Nach ein paar Zusammenstößen mit den Türen, gelangen wir endlich ins Badezimmer. Dieses künstliche Licht ist definitiv angenehmer als die grelle Sonne. Fragend blicke ich mich um, werde aber im nächsten Moment von D weiter gezerrt. Als wir vor der Badewanne stehen bleiben, blicke ich ihn nur irritiert an. Was hat das zu bedeuten? »Erstmal musst du wach werden«, ist sein einziger Kommentar als er mich auf dem Wannenrand absetzt und nach hinten drückt. Erschrocken reiße ich die Augen auf, als ich nach hinten rutsche und das kalte Wasser über mir zusammenschlägt. Kalt! Eiskalt – Das Gefühl von vielen kleinen Nadeln, die in meine Haut stechen… Nach Luft schnappend tauche ich auf und ein Zitteranfall durchfährt meine Glieder. Keuchend halte ich mich am Rand fest und blicke zu ihm auf. Dieser Wahnsinnige zündet sich doch jetzt tatsächlich eine Zigarette an! »Aa- … Arsch… loch«, bringe ich bibbernd hervor und werfe ihm einen zornigen Blick zu. Ein sachtes Schmunzeln zieht sich auf seine Lippen und er blickt überlegen auf mich herab. »Dir auch einen schönen guten Tag«, erwidert er leicht belustigt und schnippt etwas Asche auf den Boden, ehe er einen weiteren Zug nimmt. Wie überfahren starre ich ihn an. Dieser… wieso heule ich jetzt? Scheiße, scheiße. Mir über das Gesicht fahrend hoffe ich inständig, dass er das nur für Wasser hält, dass da an meinem Gesicht hinunter läuft. Eine Weile verhaaren wir schweigend, ehe D die entstandene Stille mit einem resignierten Seufzen bricht. »Um etwas zu bereuen, ist es nun zu spät«, meint er neutral und sieht mich ernst an. Ein dicker Kloß steckt in meinem Hals und ich nicke sacht. Das braucht er mir nicht zu sagen, das weiß ich selbst… trotzdem kann ich dieses Reuegefühl nicht mal eben so einfach ausknipsen. Auch wenn ich mich ziemlich miserabel fühle, so hat dieses kalte Bad doch etwas Gutes. Ich fange nämlich an, wieder Kontrolle über meinen Körper zu bekommen. Es geht zwar nur sehr langsam, aber wenigstens kann ich meinen Kopf schon wieder halbwegs normal bewegen. Die dicke Wolke um mich herum wird immer durchsichtiger… nie wieder Beruhigungsmittel! Dieses Zeug ist ja furchtbar! Wenn man sich danach wirklich so angematscht fühlt, ist es kein Wunder, dass D sich bei seiner OP keins verabreichen ließ. Ich atme tief durch und blicke hinab in das kalte Wasser. Langsam verforme ich meine Hände und tauche sie wie eine Schale in die klare Flüssigkeit. Es widerstrebt mir zwar dieses kalkhaltige Wasser zu trinken, vor allem nachdem ich auch noch da drin sitze, aber ich habe so einen unerträglichen Durst. Zitternd führe ich meine Hände zum Mund und die ersten kalten Tropfen rinnen hinein. Schwerfällig schlucke ich und ein Brennen zieht sich durch meine Kehle. Echt widerlich dieser Geschmack… widerlich. Abermals tauche ich meine Hände hinein und trinke einen weiteren Schluck… noch einen... Und noch einen. Wenn D nicht plötzlich an meinem Verband ziehen würde, hätte ich wohl so lange weiter gemacht, bis die Wanne leer ist. »Zuviel Kalkwasser ist nicht gut«, sagt er mahnend und ich verziehe leicht das Gesicht. »Ich… bin im Moment nicht sehr wählerisch«, bringe ich mit einem Hauch Sarkasmus heraus und er hebt eine Braue. Was? Tut mir ja leid, aber wenn nichts anderes da ist, muss ich ja wohl hierauf ausweichen. »Der Verband kommt jetzt runter«, entgegnet er schließlich, ohne auf meine Aussage weiter einzugehen. Wahrscheinlich wird ihm gerade selber bewusst, dass es hier ja nichts anderes gibt, was man trinken könnte. D hat keine Vorräte an Lebensmitteln, es gibt hier nur Tagesrationen… was für ein unpraktischer Zustand. Er fummelt an einer Stelle an meinem Hinterkopf und beginnt damit den Stoff abzuwickeln. Es ist kein weißer Verbandstoff wie bei uns, nur ein schmutzig wirkendes Beige, das nun langsam ins Wasser sinkt, je mehr D abwickelt. Unruhig lecke ich mir über die rauen Lippen und versuche mein mittlerweile wieder schneller schlagendes Herz zu beruhigen. Nun ist es soweit. Bin ja mal gespannt was mich erwartet. Wenn ich derzeit so beschissen aussehe, wie ich mich fühle, wird’s wohl ein ziemlicher Schock werden. Ein verbittertes Grinsen schleicht sich auf meine Lippen und meine Nackenhärchen stellen sich auf. »So…«, vernehme ich seine Stimme hinter mir und er rafft den Stoff zusammen und verfrachtet diesen in einen kleinen Korb unter dem Waschbecken, in dem auch einige Kleidungsstücke liegen. Was hat er damit vor? Sag nicht, er will das aufheben? Vom Waschbecken aus sieht er zu mir hinüber. Seine Augen mustern mich durchdringend und ich fühle mich zunehmend schlechter. Seine Miene lässt auf nichts schließen, was ist nun? Sag etwas, irgendwas! »Und?«, bringe ich gepresst hervor und frage mich, ob ich das Unglück überhaupt sehen will. »Nichts.« Toll, danke für die Aussage D, damit hast du mir jetzt wirklich sehr geholfen. Nach ein paar Minuten wird es mir zu bunt. Steht da und sagt nichts, guckt mich nur an wie einen Aussätzigen. Mit dem letzten bisschen Kraft, die ich noch in meinem Körper habe, hieve ich mich in der Wanne hoch. Meine Beine wackeln, als ich langsam einen Fuß über den Rand schwinge und ihn auf dem Boden absetze. Unelegant stolpere ich nach vorne und ziehe mein zweites Bein hinter mir her. D tritt zwei Schritte vom Waschbecken zurück und gibt mir den Blick auf den Spiegel frei. Zögernd schlurfe ich auf ihn zu, hinterlasse eine große Pfütze auf dem Boden bis ich endlich davor stehe. Ich habe Ringe unter den Augen… ziemlich käsig sieht du aus Ouzo. Trotz des weniger frischen Zustandes ist es zweifelsohne mein Gesicht… ein wenig erschöpft und übermüdet, aber ansonsten wie immer. Meine Unterlippe zittert und ein salziger Geschmack dringt in meinem Mund. Um zu bereuen, ist es jetzt zu spät… sie sind weg. Meine Haare liegen ein wenig flacher um meinen Kopf und an den Seiten ist nichts mehr. Keine Spur mehr darauf, dass dort mal Hörner gewesen sind. Du bist wirklich verrückt… anders kann man das doch nicht mehr erklären. Meine Finger tasten langsam über die seitlichen Stellen. Da ist etwas, etwas Raues an meinem Schädel, gut versteckt unter den langen Haaren. Ich schiebe ein paar lästige Strähnen beiseite und drehe meinen Kopf. Ein weißer Kreis… abgeschliffen… alles was an meine Hörner erinnert. Nur ein weißer, harter Kreis auf meiner Haut. Die Augen schließend lasse ich meine Haare zurückfallen und atme tief durch. »D… ich bin müde… Ich geh ins Bett.« Das alles hat wirklich sehr an mir gezerrt. Ich will wieder ins Bett. Möglicherweise war das alles nur ein böser makaberer Traum. »Nicht mit den nassen Klamotten«, vernehme ich seine Stimme und nicke sacht. Nein, mit nassen Sachen geht man nicht schlafen. Ich schüttle langsam den Kopf und schlurfe in Richtung Tür, wobei ich mich langsam aus meinen Sachen pelle. Schwer klatschen sie auf den Boden, voll gesaugt vom kalten Wasser. Als ich im Vorraum angelangt bin, schlüpfe ich noch aus meiner Unterhose und stolpere durch die Tür in Richtung Bett. Angematscht lasse ich mich auf die Matratze sinken und ziehe die Decke über meinen Kopf. Mein nasses Gesicht hinterlässt einen feuchten Fleck auf dem Kissen, aber das ist jetzt auch egal. Im Moment ist mir so ziemlich alles gleich, ich will nur wieder einschlafen. tbc... Kommentar: So, das wars dann. Hoffe ich konnte Ouzos Gefühle halbwegs realistisch rüber bringen. Wenns Fragen gibt, immer her damit, ich bemühe mich um Antwort. ^^ Kritik jeder Zeiut gerne gesehen und bis zum nächsten Kap. Ich arbeite derzeit an Sidestorys zu Vacuum City, wodurch man die einzelnen Charas besser kennen lernen soll. Man soll mehr über ihre Vergangenheit wissen, damit man ihr jetziges Handeln besser nachvollziehen kann. °^° Baba -Neya- ("^^) Kapitel 8: Every cloud has a silver lining ------------------------------------------ Autor: -Neya- Fandom: Original, Vacuum City Genres: S-Fiction/Fantasy, Humor, Drama, Shonen-ai Kapitel: 8/? Schreibstil: Präsens, Ich-Perspektive Zeit: ca. 7 Std. über 6 Tage verteilt Musik: Lady Gaga - Alejandro Note: Alles meins, meins, MEINS! Kommentar: So! Ich habs geschafft, das nächste Kapitel zu Vacuum City geht nun nach knapp 1,5 Jahren online. xD Erstmal danke an diejenigen, die mir schon per ENS mitteilten, dass sie die Story noch nicht vergessen haben und an meine Haus-Catze. ;__; Ich werde mich ranhalten, nun regelmäßiger zu schreiben! °^° Neuigkeiten!!! Es gibt nun eine Änderung bei Vacuum City: - Die Bezeichnung Kobold habe ich nun eleminiert und diese durch eine neue Rassenbezeichnung ersetzt, ich nenne D und Co von nun an Soom! Also nicht wundern, wenn ihr in den folgenden und früheren Kaps über diesen Begriff stolpert, ich habs in jedem Kapi abgeändert. ^^ So, das erst mal von meiner Seite aus. Ich hoffe ich habe es soweit hinbekommen, dass mein Stil sich nicht zu sehr von dem damaligen unterscheidet. °^° Vacuum City Part VIII: Every cloud has a silver lining »Worauf wartest du?« Ein warmer Windzug streifte seine verschwitzte Stirn und er schluckte angespannt den entstandenen Kloß in seinem Hals hinunter. Wie eine bittere Pille quetschte er sich seine ausgetrocknete Kehle hinab. Die Sommernächte waren schwül und stickig, dennoch bildete sich eine Gänsehaut auf seinen Armen, als er durch das Visier spähte – die junge Frau auf der anderen Straßenseite genau ins Auge gefasst. Wie alt mochte sie sein? Vielleicht Anfang 20… »100 Lans… du musst nur abdrücken.« Die raue Frauenstimme ließ ihn leicht zusammenzucken. Wie eine Wildkatze hockte sie am Rande des Daches, ihr Opfer nicht aus den Augen lassend. Ihre schlanken Finger strichen über die rostige Regenrinne und er meinte, ihre Ungeduld zu spüren. Sein Puls begann zu rasen und er leckte sich über die spröden Lippen. Salzig und trocken – so wie der karge Boden unter ihnen. Sein Zeigefinger begann zu zittern, als sich die junge Frau langsam aus seinem Blickfeld entfernte. Gott, was tat er hier eigentlich? Wie kam es dazu, dass er mitten in der Nacht auf einem lädierten Dach lag und mit einer Waffe auf eine ihm völlig unbekannte Person zielte? Eine von vielen Fragen, die ihm in diesem Moment durch den Kopf schossen. In seinem Schädel staute sich ein immenser Druck an. Kopfschmerzen - ein unangenehmes Stechen zog sich durch seine Schläfen und das Verlangen sich zu übergeben nahm von Sekunde zu Sekunde zu. Er spürte das kalte Metall in seiner verschwitzen Hand - die Härte des Abzuges, der sich immer tiefer in sein Fleisch grub. »Verdammt, D!« Ein Zucken – ein Knall… Seine Augenlider pressten sich wie von selbst zusammen. Er wollte nicht hinsehen, wollte nicht wissen, ob er es tatsächlich getan hatte. Innerlich hoffte er, dass der Schuss vorbei ging – aber er wusste, dass er sie getroffen hatte. Das Blut in seinen Adern pulsierte und er hörte es regelrecht in seinen Ohren rauschen. Sein Adrenalinspiegel stand kurz vorm explodieren, als ihn eine Hand grob am Arm packte und hochriss. Die Augen weit aufgerissen, starrte er das junge Mädchen an, das ihn mit einem sachten Schmunzeln in Richtung Feuerleiter zerrte. Ihre Fingernägel gruben sich tief in seine Haut als sie ihn mit sich zog. In einigen Häusern gingen bereits die Lichter an und die ersten Köpfe ragten aus den Fenstern. Während die ersten Menschen auf die Straße eilten, rannte er wie vom Teufel besessen die schmalen Gassen entlang, dabei ständig ihren Rücken vor Augen. Wenn er sie verlor, würde er sich unter Garantie verlaufen, denn die Straßen und Gassen in der blauen Zone bildeten das reinste Labyrinth. Wer sich nicht auskannte, der verlor schnell die Orientierung. Er hechelte, seine Lunge brannte und er bekam Seitenstechen. Mühsam versuchte er mit ihr Schritt zu halten. Sie war schnell – schnell und kompromisslos. Etwas, das ihn von Anfang an an all dem hier zweifeln ließ. »Wie weit würdest du gehen, um in dieser Stadt an Geld zu kommen?« Weit… sehr viel weiter, als er es je für möglich gehalten hätte. [Blaue Zone – Wohnung von D 83] D 83 Missmutig öffne ich das linke Auge und ein resigniertes Stöhnen entweicht meiner Kehle. Wieso träume ich plötzlich von früher? Warum ausgerechnet von dem Tag, wo so ziemlich alles in meinem Leben schief gegangen ist, was schiefgehen konnte? Gähnend strecke ich mich und richte mich leise fluchend auf. Die zweite Nacht auf dem Sofa und mein Rücken fühlt sich an, als hätte vergangene Nacht jemand mit einem Vorschlaghammer seinen Frust an ihm ausgelassen. Verpennt fahre ich mir durch die Haare und gähne herzhaft. Mein Blick wandert hinüber zum Bett und bleibt an dem großen Hügel kleben, der sich unter meiner Decke abzeichnet. So, das reicht – ab heute schläft die Landplage wieder auf dem Sofa! Äußerst schlecht gelaunt richte ich mich auf und ziehe meine Shorts ein Stück höher, die mal wieder auf halb neun hängt und kurz davor ist, von meiner Hüfte zu rutschen. Scheiße D, pass bloß auf, dass du nicht noch mehr abnimmst! Noch ein wenig verpeilt tapse ich in Richtung Badezimmer. Ich brauche heute einen klaren Kopf, schließlich hat J es endlich mal wieder geschafft einen Auftrag an Land zu ziehen, der keine Kinderscheiße ist. Mit einem lauten Klatschgeräusch betätige ich den Lichtschalter und meine Augen bleiben an dem kleinen Korb kleben, in dem noch immer die Verbände vor sich hin vegetieren. Kopfschüttelnd latsche ich zum Waschbecken und drehe den Wasserhahn auf. Hoffentlich verkraftet er die ganze Geschichte... dass er den Schritt bereut, danach brauche ich gar nicht fragen, das liegt auf der Hand. Mir ein paar Handladungen kaltes Wasser ins Gesicht klatschend gehe ich meine heutigen Pläne nochmal durch. Erstmal muss ich mich um sein zweites Problem kümmern, wenn ich das erledigt habe, dann kann man den Kerl eigentlich auf den Rest der Gesellschaft loslassen. Hoffentlich erwartet er nicht all zu viel von alldem. Ob er dann verschwindet? Braucht er mich dann noch..? Resigniert drehe ich das Wasser ab und greife nach meinen Zigaretten, die ausnahmsweise mal da liegen, wo sie auch hingehören – in der Seifenschale! Warum wollte Z eigentlich seine Hörner behalten? Wäre mir neu, dass die Gute auf Trophäen aus ist. »Ich bin derzeit an etwas dran, D... und eine Probe von einem Fourth würde das Ganze garantiert schneller voran bringen!« Nachdenklich stehe ich vor meinem Kleiderschrank und öffne das Schloss. »… ja ganz toll!« D, du bist manchmal einfach zu dämlich! Es gibt Tage, da könnte ich mir selbst in den Arsch treten. Verstimmt betrachte ich die kleine Metalldose, deren leerer Inhalt mich regelrecht verspottet. Da hast du heute einen Auftrag und nicht mal mehr eine einzige Kugel im Haus. Das darf doch alles nicht mehr wahr sein! Verärgert trete ich die Schranktür zu und steuere mein Schlafzimmer an. Pennt der etwa immer noch? Also so langsam dürfte sein Brummschädel aber behoben sein... oder hat Z ihm eine doppelte Dosis verabreicht? Na schön, dich knöpfe ich mir vor, wenn ich von J zurück bin. Eilig ziehe ich mir ein paar zerknüllte Sachen über, die unter Garantie auch schon einmal besser gerochen haben und verlasse meine Wohnung. Langsam wirst du wirklich senil. Das ist mir ja noch nie passiert, dass ich nicht mehr über meinen Vorrat an Munition bescheid wusste... dieser Quälgeist von einem Fourth bringt mir noch alles durcheinander. [Gelbe Zone – Grenztreppen] Gin Gott, schenke mir Geduld – sonst werde ich ihn gleich erwürgen! Mein rechtes Augenlid zuckt verräterisch als ich Ale beobachte, der wie ein aufgescheuchtes Huhn von einem Kontrollpunkt zum nächsten läuft und lauthals mit den Wachposten kommuniziert. Dieses Organ... meine Nerven! Von Diskretion hat dieser Mann scheinbar noch nie etwas gehört. Gedanklich verfluche ich mich selbst dafür, dass ich seinen Drängen nachgegeben habe, mich zu begleiten. Eigentlich wollte ich mich im Alleingang ein wenig umsehen – unabhängig von den Protokollen und den Aussagen der Wächter, aber welcher normale Mann kann sich schon konzentrieren bei dieser Geräuschkulisse?! »Gin! Gin, also hier hat-« Warnend hebe ich meinen Zeigefinger und Ale verstummt augenblicklich. Leicht verdutzt starrt er mich an, während seine Lippen noch immer ein stummes Wort formen. »Nicht so laut...«, gebe ich leicht gereizt zurück und streiche mir ein paar vorwitzige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Heute Morgen habe ich das Anwesen so schnell verlassen, dass ich nicht mal dazu gekommen bin, mich halbwegs ordentlich zu kämmen. Wahrscheinlich, weil ich gehofft habe ihm so zu entkommen, aber zu meinem Leidwesen gehört dieser Lehrkörper zu den Frühaufstehern. »Haben sie Kopfschmerzen... oder vielleicht einen Kater?«, fragt Ale und betrachtet mich prüfend – mit einem Blick, der mir regelrecht durch Mark und Bein geht. Während meine Haarfarbe für einen kurzen Sekundenbruchteil einen leichten rosa Touch annimmt, räuspere ich mich laut und weiche seinem Blick aus. »Sind sie sicher, dass sie nicht noch anderweitige Verpflichtungen haben?«, gebe ich knirschend zurück und wende mich von ihm ab. Ich kann mich nicht erinnern, jemals soviel Zeit mit jemandem verbracht zu haben, mit Ausnahme von Ouzo – wahrscheinlich bin ich es nur einfach nicht mehr gewohnt. Nachdenklich starre ich die lange Treppe hinunter die direkt in die Blaue Zone führt. Seine Spur verliert sich hier, niemand hat ihn gesehen – die Scanner haben ihn auch nicht erfasst. Das ganze ergibt irgendwie keinen Sinn... irgend etwas scheinen wir zu übersehen... »Verpflichtungen habe ich im Moment nur meinem Magen gegenüber.« Verdattert starre ich Ale an, der mich nun sacht angrinst und mit einer knappen Kopfbewegung nach hinten deutet. »Zeit für's Mittagessen, nach ihrem vorzeitigen Aufbruch heute morgen, konnte man ja nicht mal mehr frühstücken.« Ja hör mir doch– »Ich habe weiß Gott andere Dinge im Kopf als mich um so Nebensächlichkeiten wie Nahrung zu kümmern.« Ich schnaube kurz und schüttle den Kopf. Ich kann mich doch nicht in aller Seelenruhe in ein Lokal setzen und- Der plötzliche Klammergriff um mein Handgelenk reißt mich aus den Gedanken und ich stehe nun wirklich kurz davor die Beherrschung zu verlieren. »Auch wenn es ihnen nicht passt, Gin... aber es wird Ouzo wenig helfen, wenn ich sie in ein paar Tagen ins Klinikum einweisen muss, wenn sie mir hier umkippen...« Für einen Moment öffne ich den Mund, schließe ihn aber kurz darauf wieder. Dieser ernste Blick, der keine Wiederworte duldet... als wenn man einer vollkommen anderen Person gegenüber steht. »Wenn's denn sein muss...« »Na also.« Vergnügt lässt er mein Handgelenk los und kurz darauf hallt seine Stimme abermals hinüber zum Wachposten. Als ob es den guten Mann interessiert, dass wir uns nun zum Essen verabschieden. Innerlich resigniere ich und werfe noch einen letzten Blick hinab zur blauen Zone. Mein Gefühl sagt mir, dass da irgendwas vor unseren Augen abläuft und wir einfach zu blind sind, es zu erkennen... Hoffentlich hat er keine Dummheiten gemacht. [Blaue Zone – Wohnung von D 83] Ouzo Es ist ja nicht so, dass ich erwarte von ihm bemuttert zu werden, aber dennoch ist es leicht frustrierend, wenn man feststellen muss, dass man nach dem gestrigen beschissenen Tag, plötzlich aufwacht und sich alleine in der Wohnung befindet. Wo zum Teufel steckst du wieder, D? Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe, während meine Finger behutsam über die glatt geschliffenen Stellen an meinem Schädel streichen. Der Vorfall liegt mir immer noch schwer im Magen, aber jetzt – wo dieses verfluchte Beruhigungsmittel endlich seine Wirkung verloren hat – bin ich mental ein wenig stabiler als gestern. Es ist schon ein eigenartiges Gefühl, mein Kopf fühlt sich viel leichter an, aber mit dem Gleichgewicht ist es nun so eine Sache. Als ich vorhin kurz ins Bad musste, bin ich erstmal zur Seite getaumelt. Totale Schlagseite – herzlichen Glückwunsch. Hoffentlich gibt sich das mit der Zeit... Nur keine Panik Ouzo... es waren nur deine Hörner, kein lebensnotwendiger Körperteil den du benötigst. Es handelt sich nur um ein Statussymbol und da du- »Verdammt...« Meine Eingeweide verkrampfen sich und mein Herzschlag nimmt plötzlich zu. Im schnellen Rhythmus bummert es gegen meinen Brustkorb und ich atme einmal tief durch. Wem will ich hier was vormachen? Statussymbol... unbedeutender Körperteil... trotz dieser Fakten fühle ich mich zwiegespalten. Wie ein Puzzle, dem zwei Teile kurz nach der Vollendung abhanden gekommen sind. Mach dich nicht wieder verrückt. Nun ist es zu spät... man gewöhnt sich an alles... Ich lasse mich zurück auf die Matratze fallen und presse mein Gesicht wieder in D's Kissen. Der Schockmoment, als ich beim Aufwachen feststellen musste, dass mein blanker Hintern die Zimmerdecke anlachte, treibt mir erneut die Schamesröte ins Gesicht. Gott, wenn D zu dem Zeitpunkt noch da gewesen ist... »Naah, schlechter Gedanke!!!« Meine Finger krallen sich im Laken fest und ich ziehe die Beine an. Mein Magen fängt wieder an zu rebellieren, aber da D es ja immer noch nicht geschafft hat, sich mal Vorräte zuzulegen, heißt es warten, bis er sich irgendwann mal wieder blicken- Meine Ohren zucken, als ich das Türschloss höre. Träge hebe ich den Kopf und beobachte die Klinke, die nun ruppig nach unten gerissen wird. »D!«, entfährt es mir und ich räuspere mich erschrocken. Okay, scheinbar ist lautes Reden derzeit noch nicht so gut, mein Hals fühlt sich total kratzig an... Mit der rechten Hand meinen Hals umklammernd richte ich mich im Bett auf und der teils belustigte, teils prüfende Blick den er mir zuwirft, lässt mich prompt erröten. Er hat's gesehen, ganz bestimmt! Eine vorwitzige bonbon-rosafarbene Strähne tanzt vor meinen Augen umher und ich könnte mich dafür schon wieder in den Arsch treten. D lässt seufzend einen Beutel auf den Boden fallen und tritt die Tür hinter sich zu. »Wieder nüchtern?«, fragt er mit einer Spur Ironie in der Stimme und meine Augen suchen verzweifelt nach einem Punkt an der Wand, den sie in diesem peinlichen Moment fixieren können. Blöder Idiot... als wenn ich vorher gewusst hätte, dass mir Beruhigungsmittel so schlecht bekommt. »Wo warst du?«, entgegne ich schließlich und fahre mir durch die Haare. Hoffentlich hat er was zu Essen mitgebracht. Ich habe den gestrigen Tag ja fast nur geschlafen. Kein Wunder, dass mein Magen mit mir meckert und meine Kehle sich anfühlt, als hätte ich ein Pfund Straßenschrot hinein geschaufelt. »Was besorgen.« Na danke vielmals, für die überaus ausführliche Antwort! »Hättest wenigstens 'ne Notiz dalassen können...« D wirft einen flüchtigen Blick in meine Richtung und widmet sich dann wieder seiner Tüte. »Hättest, hättest...«, äfft er mich nach und ein leichter Anflug eines Grinsens umspielt seinen Mund, wofür ich ihm jetzt irgendwas an den Kopf werfen könnte. Mal wieder eine perfekte Demonstration von Reife, danke D! »Wie sieht's mit Nebenwirkungen aus? Kannst du schon alleine stehen? Stützen werde ich dich garantiert nicht mehr, da spielt mein Rücken nicht mit.« »Ich war schon im Bad... ansonsten nur ein wenig Schlagseite, aber das wird schon...«, gebe ich leise zurück und meine Fingerspitzen tasten über die abgeschliffenen Stellen an meinem Schädel. Bloß nicht dran denken... nur immer nach vorn schauen, schlimmer kann es doch nun nicht mehr werden, Ouzo. »Gut, dann können wir gleich zum nächsten Punkt kommen.« What the- Was für ein nächster Punkt? Und wieso sieht er mich so verheißungsvoll an? Angespannt beiße ich auf meine Unterlippe und ziehe die Decke ein Stück höher. »Und der wäre?« Bitte sag Mittagessen! D mustert mich schweigend und greift schließlich in seine Tüte. Na, nun bin ich aber gespannt was- ääh... »Was. Ist. Das?« Dieser schwarze Busch sieht aus wie das Fell einer überdimensionalen Ratte, die eine Begegnung mit einem Elektrokabel hatte. Sein Grinsen wird breiter und ich weiß nicht, ob ich ihn jetzt am Kragen packen oder einfach nur vom Bett schubsen soll, auf dem er sich nun niedergelassen hat. »Deine neuen Haare.« Bitte WAS?!? Entsetzt starre ich das Büschel auf der Decke an, und verziehe angewidert das Gesicht. Nicht sein ernst! »Never... DAS soll ich- nein, vergiss es! Da blamiere ich mich ja!« Scheiße, ich glaub' es hackt. Schon schlimm genug, dass ich für meine Freiheit, meine Hörner opfern musste, aber das übergemangelte Gestrüpp da kann er sich mal selber aufsetzen! D zuckt gelassen mit den Schultern und greift erneut in seine Tasche. »Gut, ich hab noch eine zweite Variante...« »Na Gott sei da-« »Abrasieren!«, unterbricht er mich und fuchtelt mit einem äußerst amüsierten Gesichtsausdruck mit einem Rasierer vor meinen Augen herum. Ab...rasieren... Glatze?!? Für einen Moment wird mir leicht flau in der Magengegend und mein Blick verharrt starr auf der Rasierklinge und wandert dann hinunter zu dem Haarbüschel. Och nee... »Hättest du da nicht... etwas...«, beginne ich und hebe den schwarzen Busch mit zwei Fingern an und wedle damit herum. Vielleicht hat sich ja doch 'ne Ratte darin eingenistet. »Etwas?« Man D, ich könnte dir gerade sowas von eine reinwürgen! »Weniger HÄßLICHES kaufen können!«, platzt es aus mir hervor und ich verziehe das Gesicht zu einer Fratze, womit ich scheinbar stark an jemanden erinnere, der ein paar saure Drops zuviel gelutscht hat. D bricht in lautes Gelächter aus und die Tatsache, dass er sich hier über meine Misere derart gut amüsieren kann, während ich hier tausend Tode sterbe... nee, aber das kriegst du noch zurück. Murrend ziehe ich an der Perücke herum und stülpe sie mir skeptisch über den Kopf. Ein leises Grunzen geht von D aus, der sich nun von mir abwendet und in Richtung Badezimmer verschwindet. Kaum ist er um die Ecke gebogen, fängt das Gegröhle von vorne an. Meine Wangen glühen und ehe ich mich versehe, werfe ich die Perücke in die nächstgelegene Ecke. »Du blöder Arsch!«, schreie ich ihm nach und ziehe mir die Decke über den Kopf. Peinlich... nein, das Ding setze ich um's verrecken nicht auf, nie im Leben! Dass D einen derart abartigen Humor hat.... dass der Mann überhaupt so etwas wie Humor hat gibt mir nun doch zu denken... Eigentlich habe ich ihn heute zum ersten Mal so richtig herzhaft lachen hören in der ganzen Zeit- Nein, da war was... beim Wäsche trocknen... Ich resigniere und bohre mein Gesicht in die Matratze. Dieser Soom macht mich fertig. Erschrocken zucke ich zusammen, als die Matratze hinter mir nachgibt. »Verpiss dich!«, schnauze ich ihn an, in der Hoffnung, dass man mich unter der Bettdecke noch gut genug versteht. Wenn mein alter Herr wüsste, was für eine Sprache ich mir hier in wenigen Tagen angeeignet habe, dann würde ihm jetzt garantiert die Ohren klingeln. Ein Stöhnen entweicht meiner Kehle als ich plötzlich sein Gewicht auf meinem Rücken spüre. »Wenn du ausgebockt hast, dann kann ich dir noch meine dritte Variante vorstellen...« Wie jetzt? Ich glaube, nach den ersten zwei Varianten bin ich auf eine dritte nicht mehr sonderlich scharf... Skeptisch hebe ich die Decke an und schiele heraus. Plötzlich taucht ein weiteres Haarbüschel vor meinen Augen auf und ich blinzle verdutzt. Okay... damit könnte sich notfalls was anfangen lassen. [Blaue Zone – Laden von J 96] J 96 Es kommt nicht häufig vor, dass man D mit so guter Laune antrifft – aber der Kerl, den er im Schlepptau hat, widerspricht wohl so gut wie allem, was ich je von D erwartet hätte. Wo hat er diesen Riesen aufgekratzt? Skeptisch mustere ich den schwarzhaarigen Koloss, der unter meiner gewöhnlichen Kundschaft schon ziemlich heraussticht. Der ist doch nie reinrassig... vom Gesicht her ist der bestimmt noch unter 20. »J, wohin mit den Bandagen?« Aus meinen Gedanken gerissen, drehe ich ich zu Q um, der mit einem größeren Karton aus dem Lagerraum kommt – die verräterisch angeschwollene Wange von gestern Abend - und ein dünnen Schweißfilm auf der Stirn hat. »Wo würdest du danach suchen, wenn du welche kaufen willst?« Man Junge, schalt doch mal deinen eigenen Kopf ein. Ein wenig verunsichert starrt Q mich an und drängt sich dann schweigend an mir vorbei und verschwindet in Richtung Drogerieabteilung. Na bitte, geht doch. Okay, wo steckt der Kerl jetzt? Prüfend lasse ich meinen Blick durch den Verkaufsraum schweifen, aber scheinbar scheint er hinter einer Regalreihe abgetaucht zu sein. Ich kenne D und ich kenne seinen Ex... aber der passt so ziemlich gar nicht in D's Beuteschema. »4 Lans«, sage ich geistesabwesend zu einer jüngeren Soom, die mir schweigend ein wenig Kleingeld auf den Pult legt und ihre Sachen in einer Tasche verstaut. »Auf welchem Tripp sind wir denn heute?«, vernehme ich plötzlich eine mir sehr vertraute Stimme und ich schiele zur anderen Seite des Verkaufspultes. D – beide Arme auf dem zerkratzen Holz abgestützt – betrachtet mich interessiert und ich komm nicht drum herum, ihm ein zweideutiges Grinsen zukommen zu lassen. »Das selbe könnte ich dich fragen...«, beginne ich und gehe auf ihn zu. »Versuchst du es nun nebenberuflich als Zuhälter, oder wo hast du die Bohnenstange ausgegraben?« D's Mundwinkel ziehen sich leicht nach unten. Wunder Punkt? »Du weißt genau, was ich von dem Gewerbe halte... abgesehen davon, geht es dich mal einen Scheiß an, was ich mit wem wo und warum mache.« Sein Tonfall ist ernst, dennoch flackert leichte Belustigung in seinen Augen mit und ich bin mir gerade nicht sicher, ob er mich hier aufziehen will oder ob es besser wäre, jetzt keine weiteren Fragen zu stellen. »D, was ist denn das hier?« Verdutzt werfe ich einen Blick zu den Zeitschriften, wo besagte Bohnenstange nun vor hockt und mit einem Heft wedelt. D's Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schlägt er sich gerade gedanklich mit der flachen Hand an die Stirn. »Ich würde noch lauter herum krakeelen...«, höre ich ihn murmeln, als er mich stehen lässt und auf den Kerl zugeht. Irgendwas scheine ich hier gerade zu verpassen. Mich würde mal interessieren, wo der Kerl auf einmal herkommt. Hier in der Gegend habe ich den noch nicht gesehen. Wahrscheinlich stammt der aus der gelben Zone... zumindest würde das meine Vermutung auf einen Mischling unterstützen. Und wieso guckt er jetzt so schockiert? Wenn ein leises Piepsgeräusch aus meiner Hose mich nicht plötzlich wachgerüttelt hätte, würde ich wohl noch weiterhin hier stehen und ihn angaffen. Fuck J, vergiss nicht, dass du immer noch im Laden bist! Leise fluchend ziehe ich meinen P|Mes aus der Tasche und werfe einen kurzen Blick auf den Status. »Übernimm die Kasse«, rufe ich Q zu, der mit der leeren Kiste gerade wieder im Lager verschwinden wollte. Sein fragender Blick lässt in mir eine leichte Zorneswelle anschwellen. Ohne einen Mucks nickt er und ich verschwinde in Richtung Büro. Vielleicht sollte ich langsam mal eine Pause machen, nach der letzten Lieferung heute Nacht habe ich nur noch Papierkram abgearbeitet... und ich brauch unbedingt mal wieder 'nen kleinen Schuss. Mit feuchten Händen fahre ich mir durch die Haare und knalle die Tür hinter mir zu. Ich bin schon wieder viel zu nervös... Meine Gedanken schweifen abermals ab und ich lasse mich auf meinen Stuhl sinken. Schon wieder die Kerle vom Casino... scheint in letzter Zeit wohl öfter Querschläger zu geben, die ihre Schulden nicht berappen können. Während ich mit einer Hand in meiner Schublade nach meinem Glücklichmacher suche, lese ich mir die Nachricht nochmal genauer durch. »...das dürfte wohl eher ein Auftrag für T sein«, murmle ich nachdenklich und schließe die Augen. Es gibt wirklich Tage, die verlaufen einfach nur beschissen. »Verdammt...« [Blaue Zone – Wohnung von D 83] Ouzo Abgesehen von der Tatsache, dass es unter der Perücke ziemlich warm wird, war das wirklich seit langem mal wieder ein angenehmer Tag. Gut, weit sind wir nicht gekommen, aber dass D tatsächlich Wort gehalten und mich mit raus genommen hat, gleicht die ganze Misere der letzten Tage wieder aus. Eine so große Ansammlung von Sooms und Menschen, da kriegt man ja beinahe Angst, dass man in dem Getümmel nicht mehr zurück findet. Einen großen Vorteil hat dieser Gang definitiv gehabt – ich weiß jetzt, wo es hier Lebensmittel zu kaufen gibt! Der Weg ist zwar nicht ganz so einfach, aber wenn man sich gewisse Gebäude merkt, dann findet man schon leicht hin und zurück. Für's erste reicht es heute, ich bin kaputt. Ächzend schleppe ich mich ins Treppenhaus. Wieso die Tür tagsüber offen steht ist mir auch ein Rätsel. Und was ich auch nicht so ganz verstehe... wieso muss ich allein den Einkauf nach Hause schleppen? Er wird ja wohl nicht mitten am Tage einen seiner Jobs ausführen. Nachdenklich schleppe ich mich und die Tüten in den obersten Stock und mache innerlich drei Kreuze, als ich die letzte Treppe erreiche. Seufzend puste ich mir ein paar der falschen Haare aus dem Gesicht und erklimme die letzten Stufen. Der Anblick eines recht heruntergekommenen brünetten Mannes, der leicht verstimmt vor D's Wohnungstür sitzt, lässt mich erschrocken zusammenfahren. Wer um alles in der Welt ist denn das? Ein wenig hilflos bleibe ich auf der vorletzten Stufe stehen und frage mich, ob es jetzt schlau wäre, weiter zu gehen... vielleicht sollte ich nach unten und wart- »Hey! Ist da was zu essen drin?« Ein wenig bedröppelt blicke ich den Kerl an, dessen trübes Gesicht mich interessiert mustert. Der scheint wohl seit langem nicht mehr regelmäßig zu essen, er wirkt ziemlich in sich zusammen gefallen... und vollkommen übermüdet. Zögernd nicke ich und meine Beine steige wie von selbst die letzte Stufe hinauf und bleiben vor ihm stehen. Er sieht mich von unten her an und ein sachtes Grinsen schleicht sich auf seine Lippen. »Willst du auch zu D? Der ist nicht da...«, sagt er leise und seine Finger trommeln nervös gegen den schmutzigen Steinboden. Also kennt er D... Was mache ich denn jetzt? D hat mir eingeschärft, dass ich mich mit niemandem unterhalten soll, wenn er nicht in der Nähe ist... andererseits... Nach kurzem Zögern greife ich in eine der Tüten und ziehe ein belegtes Brötchen heraus, das ich dem Fremden hinhalte. »Jetzt ernsthaft?«, fragt er, als hätte er nicht damit gerechnet, dass ich ihm etwas gebe und macht sich über das Brötchen her. Schweigend betrachte ich ihn. Das scheint ein gewöhnlicher Mensch zu sein, das erkennt man schon an den Ohren. Mich würde aber mal interessieren, woher er D kennt. Vielleicht ein Kunde von ihm? Ein Bekannter..? »Wer... bist'n du eigentlich?«, bringt er zwischen zwei Bissen hervor und ein leichter Rotschimmer legt sich über mein Gesicht. »Einkaufservice...«, entgegne ich und der skeptische Ausdruck in seinem Gesicht sagt alles. Na toll Ouzo, was besseres fiel dir wohl nicht ein? Ein leises Glucksen geht von ihm aus und er schiebt sich den letzten Rest in den Mund, während seine linke Hand die Krümel von seinem schon recht mitgenommenem Hemd fegt. »... Einkaufservice... oh man.« Kopfschüttelnd fährt er sich durch die Haare und lehnt sich zurück gegen die verschlossene Wohnungstür. »Hat er gesagt, wann er wieder kommt?« »Ähm... nicht wirklich.« Wäre mal ein Wunder, wenn D mir mitteilt wo er sich so herumtreibt. »Schade... ich müsste dringend etwas mit ihm klären...« Bilde ich mir das ein oder wird er plötzlich nervöser? Unschlüssig lehne ich mich ans Treppengeländer. Ich kann doch jetzt nicht den Schlüssel raus holen und in die Wohnung gehen. Am Ende erwartet er noch, dass ich ihn reinlasse.... das würde D bestimmt nicht passen. »Sie... kennen D?« Die Frage kommt mir schneller über die Lippen, ehe ich darüber nachdenken konnte. Du sollst nicht mit fremden Leuten reden! Ja, tut mir leid, aber andererseits wäre es mal eine Möglichkeit etwas mehr über D zu erfahren. Ein sachtes Schmunzeln streift über seine Lippen und er schließt die Augen. »Besser als du vielleicht glaubst... aber ich denke nicht, dass mein Verhältnis zu D einen Lieferjungen was angeht, es sei denn..?« Seine Augen ruhen auf mir und ich weiß genau, dass er mich durchschaut hat. Schweigend blicke ich zu ihm hinunter und mein Magen verkrampft sich ein wenig. Nun überlege dir gut, was du darauf antwortest, Ouzo. Du solltest vielleicht mal deinen Kopf benutzen! Ächzend erhebt er sich und sein Nacken knackt leise, als er sich gähnend streckt. Er ist größer als D, aber er wirkt viel schwächlicher. Ich kann schlecht einschätzen, ob der Kerl mir vielleicht gefährlich werden könnte. » Tja... leider habe ich keine Zeit mehr... kannst D mal ausrichten, dass G um 9 beim üblichen Treffpunkt auf ihn wartet.« Mit diesen Worten schlendert er an mir vorbei und ich habe das Gefühl, als hätte ich soeben eine imaginäre Ohrfeige erhalten. Dieses Parfum kenne ich... Ich hab das schon mal gerochen. Mein Herz schlägt schneller und ein dicker Kloß bildet sich in meinem Hals. Üblicher Treffpunkt... damit wäre wohl geklärt, warum D die eine Nacht nicht nach Hause kam. Das letzte was ich von dem Kerl sehe, ist sein Hinterkopf, der in der unteren Etage verschwindet. Danach hallen nur noch dumpf die Schritte auf der Treppe wieder. Warum ist mir jetzt so komisch? Ich warte noch ein paar Minuten, dann schließe ich die Tür auf und betrete D's Wohnung. Resignierend lasse ich die Tüten auf den Boden fallen und lehne mich gegen die Tür, die mit einem lauten Schnappen hinter mir ins Schloss fällt. Es vergingen gute vier Stunden, als ich plötzlich ein energisches Klopfen an der Wohnungstür höre, gefolgt von einem leisen Fluchen. Vorsichtig spähe ich durch den Spion und öffne seufzend die Tür. »Sag mal, liegst du auf deinen Ohren?«, fährt D mich an und ich zucke sichtlich zusammen. Was ist denn nun los? Sein Körper ist angespannt und sein Blick sagt mir, dass es besser wäre, ihn jetzt nicht anzusprechen. Schade, ich habe gehofft, dass seine gute Laune noch etwas länger anhält. Eilends läuft er zu seinem Kleiderschrank und kommt wenige Minuten später zurück. Missmutig blicke ich ihn an, als er sich seine Waffe unter seine Jacke steckt und gehetzt nach etwas sucht. »Wo ist der verdammte Schalldämpfer?« »Woher soll ic-« »Scheiße. Dann halt ohne!« Wie ein Wirbelwind fegt er an mir vorbei in Richtung Tür. Scheint wohl ein dringender Auftrag zu sein. So unruhig war er ja noch nie. Mein Blick verharrt auf meiner Uhr, die halb Acht abends anzeigt. ...kannst D mal ausrichten, dass G um 9 beim üblichen Treffpunkt auf ihn wartet. »Ähm D!«, setze ich an und er dreht sich leicht genervt zu mir um. » Was?« Ungeduldig umklammert er die Klinke. Besser als du vielleicht glaubst... »... Schon gut, ist nicht so wichtig.« D blickt mich angesäuert an, schüttelt schimpfend den Kopf und knallt die Tür hinter sich zu. tbc... Kommentar: Ja, des wars. ^^° Hoffe es hat gefallen, die Lesermeinung ist mir da schon wichtig. =) Fragen oder Verbesserungsvorschläge? Immer her damit, ich beiße nicht! ö.ö Ich hoffe, es waren nicht zuviele Personenwechsel, aber ich muss die anderen Charas ja auch langsam mal soweit mit einbringen, schließlich ist das hier keine Duo-Story. ^^° Wenn jemand ne ENS bei nem Update will, einfach bescheid geben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)