Solitude von Riafya (Still with me is only you...) ================================================================================ Prolog: The Beginning --------------------- Arriving on a Thursday, Walking down the streets of another big town And the sun is starting to heat up The environment of the enemy's ground And I'm starting to believe That this is the end And this is the beginning Cause this is the end While I try to calm down My circulation I know I will have to go on to pretend (I know) Cause this is the beginning This is the beginning And this will be the end Ian O'Brien – The Beginning ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Irgendwo am Ende der Welt sollte es eine Schule geben. Ein Hort des Wissens, der Bildung und der guten Manieren. Ihr Name war Royal-Society-High-School und wurde nur von den Söhnen und Töchtern der Reichen und Schönen in unserer Welt besucht. Ab und zu verirrte sich auch ein junges Genie in die Mitte der Schülerinnen und Schüler, um sein außerordentliches Wissen mit den anderen teilen und erweitern zu können. In dem Prospekt, das die Heimleiterin ihm gegeben hatte, hieß es, dass die Einrichtung aus mehreren Häusern bestand. Zuerst wären die vier Schulgebäude, jedes für einen anderen Schwerpunkt des Lehrstoffes eingerichtet und eines mit mehreren Turnhallen. Dann gab es das Gemeinschaftshaus in dem sich eine Bibliothek, eine Aula und Räume für Freizeitaktivitäten wie Töpfern oder Musizieren befanden. Zum Schluss gab es noch drei Häuser, in denen die Bewohner der Schule schliefen: Eines für die männlichen Schüler, eines für die weiblichen Schüler und eines für die Lehrer und Angestellten. Das Gelände befand sich auf einem Berg in der Nähe einer gemütlichen Kleinstadt am Pazifischen Ozean. Es war durchzogen mit einer gigantischen Parkanlage und umgeben von unendlich wirkenden Feldern. Während O-too-san ihn mit dem alten Wagen zu dem Internat brachte, starrte der siebzehnjährige Junge aus dem Fenster und lauschte dem Radiosender, den der Ältere eingestellt hatte. Er steckte bereits in der Schuluniform und sein Haar war ordentlich zurück gekämmt, damit er auf dem Schulleiter einen guten, ersten Eindruck machte. „Vergiss nicht Reino“, hatte die Heimleiterin zu ihm gesagt, während sie seine Krawatte ihren Wünschen entsprechend gebunden hatte, „Du bist der Stolz unseres ganzen Waisenhauses. Nicht jedem wird die Ehre zuteil als Normalsterblicher in der Royal-Society-High-School aufgenommen zu werden. Du musst stets fleißig lernen, damit du deine hervorragenden Leistungen beibehältst und sie keinen Grund haben, dich wieder raus zu schmeißen.“ „Natürlich, Kana-san“, hatte er höflich geantwortet und sich von ihr einen feuchten Kuss auf die Wange drücken lassen. Seine Brüder und Schwestern hatten alle vollzählig beobachtet, wie er und O-too-san seinen Koffer mit den neuen Schulsachen in den Kofferraum gehievt und schließlich losgefahren waren. Einige hatten geweint. Andere hatten ihm einfach neidisch hinterher gesehen. In den Ferien würde er sie alles wiedersehen. Das Waisenhaus gewährte einem solange Unterschlupf, bis man eine Arbeit gefunden und eine eigene Wohnung gefunden hatte. Es war der perfekte Ersatz für jede Familie. Vorausgesetzt man konnte Familie ersetzten. Es war ein Donnerstag in der letzten Woche der Frühlingsferien. Die Schüler des Internats reisten immer einige Tage früher an, damit sie sich wieder an den Tagesablauf und die Umgebung gewöhnen konnten, bevor der Schulalltag begann. Außerdem konnte der Schulleiter so einen besseren Blick auf die neuen Schüler werfen. O-too-san lenkte den Wagen nun auf ein großes Tor zu, neben dem ein Pförtnerhäuschen stand. Ein älterer Mann, der wahrscheinlich schon sein ganzes Leben hier Wache hielt, beobachtete misstrauisch ihr Näherkommen und ließ sich schließlich den Brief des Schulkomitees zeigen, als sie neben ihm angehalten hatten. Er überprüfte das Schriftstück zweimal und beäugte Reino zweifelnd, bevor er schulterzuckend das Tor öffnete und sie hinein ließ. Das fing ja gut an! Eine halbe Stunde später standen sie vor dem Büro des Direktors. Ein Schild mit der Aufschrift „Rory Takarada – Schulleiter“ wies noch einmal deutlichst daraufhin. O-too-san und Reino wechselten noch einen letzten Blick, dann klopfte der Ältere an. Ein freundliches „Herein“ ertönte und sie traten ein. Das Büro sah aus, wie in den Filmen, die Kana-san so gerne schaute. Altertümliche Möbel, viel Holz und Leder, ein antiker Globus, ein Kamin und Wände voller Bücherregale. Rory Takarada selbst saß hinter einem Monster von Schreibtisch und war gerade an seinem Hightech-PC tätig. Er trug einen eleganten Anzug und das lange Haar, welches überhaupt nicht zu seiner würdevollen Stelle passen wollte, war zu einem kurzen Zopf geflochten worden. Als er seine beiden Besucher erblickte, sprang er erfreut auf und ging um den Schreibtisch herum auf sie zu. „Ah, Lawliet-kun, da sind Sie ja!“ Begeistert schüttelte er zuerst Reino und dann O-too-san die Hand und gebot ihnen dann, auf den Ledersesseln, welche vor seinem Arbeitsplatz standen, Platz zu nehmen. Er selbst ließ sich wieder in seinem Stuhl fallen und stützte sich auf das Holz vor ihm. „Willkommen auf der Royal-Society-High-School. Es ist mir eine Freude, jemand so Begabtes wie Sie bei uns begrüßen zu dürfen.“ „Und für uns ist es eine außerordentliche Ehre, dass Reino einen Platz in ihrer Schule bekommen hat, Takarada-san“, versicherte ihm O-too-san ernsthaft. Rory lächelte daraufhin und fixierte seinen neuen Schüler. „Wir nehmen nicht viele außerhalb der Highsociety auf“, erinnerte er die beiden. „Doch durch Zufall sind wir auf Ihre Talente aufmerksam geworden, weshalb wir Ihnen ein Stipendium bis zu den nächsten Ferien genehmigen. Ob es verlängert wird, hängt von Ihren Leistungen und Ihrem Betragen ab. Wir verlangen von unseren Schülern Verantwortung, Disziplin und im Falle von Anweisungen, Gehorsam. Des weiteren dulden wir keine Art der Gewalt. Wenn Sie mit einem Mitschüler oder Lehrer ein Problem haben, werden Sie das diplomatisch klären, verstanden? Und falls Sie einmal das Bedürfnis haben sollten, irgendwo einschlagen zu müssen: In einer unserer Turnhalle gibt es Boxsäcke“, fügte er schmunzelnd hinzu. Reino nickte grinsend. „Selbstverständlich, Sir.“ „Sehr schön!“ Rory klatsche in die Hände, bevor er nach einem Telefon griff, welches sich auch auf seinem Schreibtisch befand und wählte eine Nummer. „Hallo, Kuu? Könntest du bitte Fuwa-kun zu mir schicken? Ja, genau. Danke.“ Er strahlte Reino an. „Nun, Lawliet-kun, einer Ihrer zukünftigen Klassenkameraden. Er wird Sie zu Ihrem Haus führen und Sie, nachdem Sie ausgepackt haben, durch die Schule führen. Ihr Gepäck müsste sich bereits in Ihrem Zimmer befinden. Solange werden ich und Ihre Begleitung noch ein paar letzte Dinge besprechen.“ „Natürlich, Sir“, entgegnete er höflich. Einige Minuten später klopfte es an der Tür und ein blonder Junge mit kurzen Haaren betrat den Raum. Auch er trug die Schuluniform und lächelte freundlich in die Runde. „Ah, Fuwa-kun, da sind Sie ja. Das hier ist Lawliet-kun, er wird dieses Semester in Ihren Jahrgang kommen. Könnten Sie sich bitte seiner annehmen?“ „Selbstverständlich, Sir“, erwiderte der Junge sofort, während er Reino neugierig musterte. „Darf ich fragen, in welches Zimmer ich Ihn führen soll?“ „In Tsuruga-kuns“, antwortete Rory vergnügt. Reino fiel auf, dass Fuwa bei der Erwähnung dieses Namens die Augen weitete. „Er hat noch keinen Zimmergenossen, soweit ich informiert bin. Und nun fort mit euch, Jungs.“ Kurze Zeit später liefen sie durch das verlassene Schulhaus. Reino gefiel diese neue Umgebung, sie hatte einen leicht altertümlichen Touch und im Sommer herrschte hier sicher eine angenehme Kühle, da die Wände aus Stein waren, welche die Wärme nur spärlich hinein ließen. Die beiden Jungen bestritten ihren Weg schweigend, doch der Neue bemerkte, dass Fuwa ihm immer wieder verstohlene Blicke zuwarf. Schließlich schien der Blondhaarige es nicht mehr auszuhalten und sagte: „Ich bin Shotaro Fuwa, aber du kannst mich gerne Sho nennen.“ Reino blieb stehen und musterte ruhig sein erwartungsvolles Gesicht. Er lächelte. „Freut mich, dich kennen zu lernen, Sho-kun. Ich bin Reino Lawliet.“ „Rrrawrrriett“, versuchte Sho verwundert seinen Namen auszusprechen. „Das ist kein japanischer Name, oder?“ „Nein. Ein L kommt in der japanischen Sprache normalerweise nicht vor.“ „Coool“, raunte Sho, bevor er damit begann, über alles mögliche aufzuklären: Die Lehrer, die sie hatten, die Ausflüge in die Stadt, welche sie jedes Wochenende unternehmen durften und andere Nichtigkeiten. Schließlich traten sie aus dem Gebäude auf das Schulgelände und Sho führte ihn einen gepflegten Weg entlang, der unter Kirchbäumen hindurchführte, die um diese Jahreszeit immer noch in voller Blüte standen. Nach etwa fünf Minuten kamen sie vor einem Haus an, das früher wahrscheinlich als Scheune gedient hatte. Heute befanden sich darin ein großer Speisesaal, ein Gemeinschaftsraum und viele Zweierzimmer, die alle ein eigenes, kleines Badezimmer besaßen. Zumindest, wenn man Sho Glauben schenken durfte. Als sie das Gebäude betraten, kam ihnen ein Mann in den Dreißigern entgegen. Er trug einen blauen Jogginganzug und passend dazu Turnschuhe. Auch er war blond und seine Augen leuchteten in einem verblüffenden Blau, woraus Reino schloss, dass es sich nicht um einen Japaner handelte. „Ah, da ist ja unser Neuzugang!“, rief er enthusiastisch, als er die beiden Jungen erspähte und ging auf sie zu. „Reino Lawliet, nicht wahr?“ Er streckte ihm die Hand hin und Reino schüttelte sie. „Mein Name ist Kuu Hizuri, ich bin dein Hausvorstand, das heißt solltest du irgendwelche Schwierigkeiten, Fragen oder Probleme haben, kannst du dich jederzeit an mich wenden.“ „Vielen Dank, Hizuri-san“, erwiderte Reino lächelnd. „Keine Ursache, dafür werde ich immerhin bezahlt, nicht wahr?“, meinte der Mann lachend. „Ihr wisst, wo ihr hin müsst?“ „Zu Tsuruga-Sempai, hat der Schulleiter gesagt“, antwortete Sho. „Genau so ist es, Shotaro. Ren war ohnehin viel zu lange alleine, es wird ihm gut tun, endlich einen Mitbewohner zu haben. Nun denn, ihr schafft das schon. Wir sehen uns beim Abendessen.“ Mit diesen Worten verließ er das Gebäude und joggte den Weg entlang, den sie gerade gekommen waren. „Und? Wie findest du ihn?“, fragte Sho neugierig, während sie eine Treppe hinaufstiegen. „Er scheint ziemlich nett zu sein“, antwortete Reino wahrheitsgemäß. „Geht er oft joggen?“ Aus irgendeinen Grund fand sein Klassenkamerad diese Frage irre komisch, zumindest begann er schallend zu lachen. „Was ist daran so witzig?“, fragte er verdutzt. Glucksend schüttelte Sho den Kopf. „Entschuldige, aber... wie du das so unschuldig gesagt hast, ist einfach zu komisch“, erklärte er grinsend. „Weißt du, Hizuri-san ist mit der Vorsteherin der Mädchen verheiratet, Julie Hizuri. Immer, wenn einer von den beiden joggen geht, tut es der andere auch. Ein ziemlicher Zufall, nicht wahr?“ „So, das ist dein Zimmer“, sagte Sho schließlich. Sie befanden sich im obersten Stockwerk des Gebäudes am hintersten Ende des Korridors. Reino war über diesen Umstand erleichtert, so würde er nicht jeden Tag das ganze Haus an seiner Tür vorbei laufen hören müssen. Neben der Tür befand sich ein kleines Schild auf dem die Namen „Ren Tsuruga“ und „Reino Lawliet“ standen. Vorsichtig griff er nach der Türklinke und drückte sie hinunter. Sie ließ sich ohne Probleme öffnen. Das Zimmer, welches sich dahinter befand, war größer, als Reino es erwartet hatte. Von seinem Leben im Waisenhaus war er es gewohnt, nur wenig Platz zu haben, doch hier gab es mehr als genug, sogar für zwei Personen. Die Möbel waren zwei frisch überzogene Einzelbetten jeweils an einer der beiden Seitenwänden. Neben ihnen standen vor zwei großen Fenstern, die genug Licht hinein ließen, um das Zimmer fast vollkommen zu erleuchteten, zwei Schreibtische mit jeweils einen Stuhl davor. Ansonsten gab es für beide noch jeweils einen Kleiderschrank und mehrere Regale, die an der Wand über dem Bett hingen. In der Mitte des Raumes befand sich eine kleine Sitzecke mit drei gemütlich aussehenden Sesseln und einem kleinen Glastisch, auf dem eine gefaltete Tageszeitung, ein Schlüssel und eine handgeschriebene Notiz lag. In die rechte Wand war darüber hinaus eine Tür eingelassen, die wahrscheinlich zu dem erwähnten Badezimmer führte. Reino erkannte sofort, dass es die linke Seite war, welche ihm überlassen wurde, da sich in den Regalen an der rechten Wand bereits einige Bücher, CDs und Familienfotos befanden. Außerdem entdeckte er auf dem Schreibtisch seines Mitbewohners ein Radio, benutzte Stifte und mehrere, vollgeschriebene Blätter. Was ihm sofort auffiel, war die Tatsache, dass alles ordentlich da lag. Ohoh, hoffentlich war sein Mitbewohner kein Ordnungsfanatiker, sonst könnte ihr Zusammenleben unter Umständen etwas schwierig werden. Vor seinem Bett fand er seinen Koffer und die kleine Reisetasche wieder, in denen sich sein ganzer Besitz befand. Sho lief mit offenen Mund durch das Zimmer und betrachtete alles neugierig. Als er den fragenden Blick seines Mitschülers bemerkte, lächelte er verlegen. „Es ist nur so, ich bin noch nie in einem der Eckzimmer gewesen. Das sind immer die am Anfang und Ende des Ganges und werden nur von den Besten der Besten bewohnt. Du hast wirklich verdammtes Glück, dass Rory dich bei Tsuruga-Sempai eingeteilt hat.“ Reino nickte und ging auf den Glastisch zu, um die handgeschriebene Botschaft zu lesen. Sie war von seinem Zimmergenossen. Hallo, Reino Lawliet und willkommen auf unserer Schule. Entschuldige bitte, dass ich nicht da sein kann, um dich auf dem Schulgelände herumzuführen, doch ich bin immer noch bei meiner Familie und werde erst Samstagabend zurückkehren. Ich wünsche dir ein paar schöne, erste Tage und lebe dich gut ein. Bis Samstag, Ren Tsuruga P.s.: Wenn du willst, kannst du mein Radio benutzen, doch ich würde dich bitten, den Rest meiner Habseligkeiten während meiner Abwesenheit in Frieden zu lassen. P.p.s.: Der Schlüssel gehört zu unserer Zimmertür. Schließe am besten immer ab, wenn du das Zimmer verlässt, einige unserer Mitschüler wissen nicht immer, was ihnen gehört. Blinzelnd legte er die Botschaft wieder zurück und wandte sich Sho zu, der ihn neugierig musterte. Als er Reinos Blick bemerkte, zauberte sich ein Lächeln auf sein Gesicht und er sagte: „Ich werde in einer Stunde wieder da sein, um dich etwas herumzuführen. Du kannst ja solange auspacken.“ „Okay, bis dann.“ Sho nickte ihm noch einmal zu und ließ ihn dann allein. Seufzend ließ sich Reino auf einen der Sessel fallen und starrte an die Decke. Hier war er also, in seinem neuen Leben. Das war der Beginn für ein neues Abenteuer und gleichzeitig das Ende eines alten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)