Winterleiden von blockhead (Pech hat man auch vor Weihnachten) ================================================================================ Kapitel 1: One Shot ------------------- Winterleiden – Pech hat man auch vor Weihnachten „Lass dir eins gesagt sein, Hinata, wenn ich heute aufstehe, dann nur, um ihn eigenhändig umzubringen!“ Mit diesen Worten legte Tenten auf und schmiss ihr Handy in die andere Ecke ihres Schlafzimmers. Draußen vor dem Fenster rieselten dicke, fette Schneeflocken zu Boden und ein ganzer Haufen hatte sich auf ihrer Fensterbank angesammelt. Doch anstatt die Vorweihnachtszeit zu genießen, lag Tenten auf ihrem riesigen Bett, drückte ihr Gesicht in ihr Lieblingskissen und schmollte. Gut, schmollen war vielleicht etwas sachte ausgedrückt – sie war genau genommen am Boden zerstört. Es gab nur eine Person, die an ihrem Unglück Schuld war und diese Person hieß Neji Hyuuga. Dieser blöde Penner. Es kam ungefähr einmal alle sechs Jahre vor, dass die braunhaarige Version eines menschlichen Eisblocks versuchte einen Witz zu machen, doch genau das war vor einer Woche passiert. Neji hatte Tenten – die seit sage und schreibe einem Jahr und fünf Monaten seine Freundin war – einen Paradiesapfel auf dem Weihnachtsmarkt gekauft und, als sie gerade dabei war ihn zu essen, mit Kiba dafür gesorgt, dass sie sich gehörig erschreckte, als sie Naruto und Hinata beim Rummachen sah. (Die beiden Holzköpfe hatten sich endlich ein Herz gefasst und zu einander gefunden und Neji hatte gedacht, dass Tenten dies so mitzuteilen, witzig wäre. Oh, und eine ziemlich gute Idee.) Der kleine Witz ihres Freundes hatte zur Folge gehabt, dass Tenten sich bei dem plötzlichen Anblick erschrocken hatte. Sie hatte das Gleichgewicht verloren, war umgeknickt und hatte sich dabei den Knöchel gebrochen. Niemand machte ihr etwas vor, wenn es um Pech ging, okay. Sie war der größte Pechvogel, den es je gegeben hatte. Nun war also vollkommen klar, wieso Tenten nicht draußen durch den Schnee joggte, wie sie es eigentlich tun würde, sondern stattdessen auf ihrem Bett lag und dort versauerte. Ungefähr die wichtigste Sache, die man über Tenten wissen sollte, war ihre Abhängigkeit von sportlichen Aktivitäten. Überhaupt konnte man sie schon abschreiben, wenn sie morgens nicht ihre 40 Minuten joggen konnte. Und – wie man sich vielleicht vorstellen konnte – konnte sie sich dank eines gewissen Vollidiotens das Joggen für die nächste Zeit abschminken. Dazu kam noch, dass sie ihren Yoga-Kurs, ihren Zumba-Kurs und ihr Capoeira-Training für die nächste Zeit schwer vernachlässigen musste. Natürlich könnte man auf die Idee kommen, zu sagen, dass Tenten nun endlich Zeit hatte, sich auszuruhen und sich etwas um sich selbst zu kümmern, doch das hauptsächliche Problem war, dass sie den ganzen Sport ja nicht (nur) zum Spaß betrieb – sie brauchte den Ausgleich. Und Neji hatte ihr ihn genommen. Die Art, wie Tenten sich auf den Rücken drehte und ihren verarzteten Knöchel dabei in die Luft streckte wie ein unbeholfenes Tierbaby, das nicht wusste wohin mit seinen Gliedmaßen, hatte zugegebenermaßen etwas Witziges, doch der geradezu verbitterte Gesichtsausdruck entzog der Situation jeglichen Humor. Danach machte sie jedoch ein langes, gequältes Geräusch, sodass man meinen könnte, sie würde gerade einen qualvollen, langsamen Tod sterben. „Neji… Ich verfluche dich“, murrte Tenten und presste sich die Handballen auf die geschlossenen Augen. Alles, was sie gerade tun konnte, war, ihre bemitleidenswerte Existenz zu verfluchen. Und Nejis Existenz war auch nicht besser dran, wenn nicht noch schlimmer, als ihre eigene, denn immerhin war es nur seine Schuld, dass sie überhaupt leiden musste. Seine Existenz würde sehr leiden, sobald sie ihn zu fassen bekam. Vorausgesetzt sie schaffte es in nächster Zeit ihre Wohnung zu verlassen – die Chancen dafür waren ziemlich gering. Mit einem Knall flog ihre Zimmertür gegen die Wand und vor Schreck wäre Tenten beinahe aufgesprungen. Nun ja, wenn sie sich nicht daran erinnert hätte, dass ihr Knöchel gebrochen war und auf keinen Fall belastet werden durfte. In der Tür stand Ino Yamanaka. Eine (mit hochhackigen Winterstiefeln) 1,78 m große Erscheinung mit hellblauen Augen und hellblonden Haare, die in einen adretten Dutt gesteckt waren. Komplett wurde ihr Anblick erst durch ihre in die Hüfte gestemmten Armen. „Tenten! Wie lange gedenkst du, hier noch rumzugammeln?“ Ino hatte wirklich eine sehr laute Stimme, wie die junge Frau auf dem Bett befand. „Wie bist du bitte hier reingekommen?“, stellte Tenten ihre Gegenfrage und setzte sich aufrecht hin, „Ich meine, ich hab dich nicht reingelassen!“ Die Blondine verdrehte nur die Augen, klackerte mit ihren fellbesetzten Stiefeln zum Bett hinüber und zeigte vorwurfsvoll auf ihre Freundin. „Selbst wenn du dir den Knöchel fünfmal gebrochen hättest – es gibt keine Entschuldigung, um so auszusehen.“ „So“ beschrieb den Zustand, in dem Tenten sich befand recht gut. Sie trug eine graue Jogginghose und ein labberiges T-Shirt mit halb aufgerissenem Saum und zwei Löchern auf Bauchnabelhöhe. Ihre Haare waren irgendwie zu einem Dutt geknotet und schafften es trotzdem in bemerkenswerterweise von ihrem Kopf abzustehen. Kurz gesagt: so wie Tenten aussah, würde Ino nicht einmal zum Arzt gehen. Außerdem war es vielleicht angebracht zu erwähnen, dass eine Dusche ihr auch nicht schaden würde. „Wozu soll ich mich denn zurecht machen?“, fragte die Angeklagte verzweifelt und zog einen Schmollmund, „Ich kann ohne diese dummen Krücken eh nicht raus, also warum die Mühe?“ Inos Augen verdrehten sich genervt zur Zimmerdecke. Sie öffnete mit einem Zurren den Reißverschluss ihrer weißen Daunenjacke und streifte das Kleidungsstück ab, welches auf einer freien Ecke von Tentens Bett landete. „Ich bitte dich, Süße. Erstens, du brauchst doch keinen Grund um wundervoll auszusehen und zweitens, diese Krücken halten dich doch wohl nicht davon ab deine Höhle hier zu verlassen.“ Wie immer hielt die Blondine nicht mit ihrer Meinung hinterm Berg. Während die Verletzte weiterhin auf dem Bett sag und über die Worte ihrer Freundin nachdachte, ging diese hinüber zu den Fenstern, zog die dunklen Vorhänge beiseite und riss die Fenster weit auf. Das erregte endlich Tentens Aufmerksamkeit. „Ino, spinnst du?! Es ist saukalt draußen!“ Empört schmiss die junge Dame auf dem Bett ein Kissen nach der Täterin, doch diese fing das Wurfgeschoss galant mit einer Hand. Hierbei handelte es sich wahrscheinlich um Inos persönliche Höchstleistung was etwas annährend Sportliches anging. „Die Luft hier drin ist verbraucht“, behauptete Ino, während sie mit einer Hand etwas Schnee von der Fensterbank kratzte, „Und wenn du diesen Schnee nicht in deinem Gesicht haben willst, dann gehst du jetzt duschen!“ Gefühlte drei Stunden später hatte Tenten es geschafft sich präsentabel fertig zu machen. Sie trug ein dunkelrotes, knielanges Blusenkleid aus Chiffon, was Ino ihr aufgeschwatzt hatte. Strumpfhosen waren einfacher über ihren bandagierten, dicken Knöchel zu ziehen und daher war die Brünette auch ganz froh, dass Ino auf ihrer Kleiderauswahl bestanden hatte. Während sich Tenten durch eine Dusche, Haare föhnen, schminken und anziehen gequält hatte, hatte Ino, großzügig wie sie nun einmal war, dafür gesorgt, dass auch die Wohnung ihrer Freundin präsentabel wurde. Sie hatte das Bett gemacht, Sachen vom Boden aufgesammelt, die Kissen im Wohnzimmer aufgeschüttelt, den restlichen Abwasch in der Küche erledigt und die ganze Wohnung gesaugt. Der brünette Teil des Duos wusste diese Handlungen durchaus zu schätzen. Ino war kein Fan der Hausarbeit und wenn sie unbedingt welche machen wollen würde, dann hätte sie diese ja auch in ihrer eigenen Wohnung verrichten können. Doch stattdessen opferte sich die Blondine ganz für ihre Freundin auf, wie es zu dem Gedanken von Weihnachten passte. Selbstlos, lieb, rücksichtsvoll – und gar nicht typisch für Ino. „Ist das vielleicht mein Weihnachtsgeschenk?“, erkundigte sich Tenten vorsichtig, während Ino ihr in die weiten, mit Lammfell gefütterten Stiefelletten half, „Ich hätte nämlich doch lieber den Spa-Gutschein gehabt, als diese Aufräumaktion für meine Wohnung.“ Ein Blick aus den Augen ihrer Freundin sagte: Sei lieber dankbar, dass ich dir den anderen Fuß nicht auch noch breche. Daraufhin entschloss sich Tenten dazu, doch lieber nicht weiter nachzuhaken. Ino richtete sich auf und reichte Tenten ihre Rücken, nachdem die Brünette ihren Wintermantel angezogen hatte. „Ich will einfach, dass du nicht mehr so sauer bist“, erklärte sie liebreizend und hielt für ihre Freundin die Tür auf. Misstrauisch guckend, schaffte die Verletzte es gerade eben über die Türschwelle und in den Flur – sie war so dankbar, dass ihr Haus einen Fahrstuhl hatte. Während sie nach unten fuhren, musterten Tentens braune Augen Ino in der verspiegelten Rückwand. „Da wirst du nichts dran ändern können. Der Knöchel ist gebrochen und die einzige Person, die etwas ändern könnte ist-“ Mit einem charmanten „Ping“ öffneten sich die Fahrstuhltüren und offenbarten Neji. Seine langen Haare trug er in einem Pferdeschwanz. Seine blassen Wangen waren von der Kälte gerötet und seine hübschen Augen bohrten sich in di seiner Freundin. „Tenten, ich muss-“ „Drückst du bitte wieder auf die 4, Ino? Und beeil dich, diese Krücken könnten dir auch etwas brechen.“ Die Blondine machte jedoch keine Anstalten, eine Taste zu drücken. Stattdessen schubste sie Tenten trotz Krücken und gebrochenem Knöchel Richtung Fahrstuhltür und somit Richtung Neji. „Es tut mir Leid. Es war dumm, dich auf glattem Boden zu erschrecken, Ten.“ Sein ungewöhnliches schnelles und ernsthaftes Schuldeingeständnis ließ sie mal wieder viel zu schnell schwach werden. Das war das Problem mit menschlichen Eisblöcken – sie zeigten die minimalste Spur einer Emotion und schon hatte man als Mädchen das Gefühl sie überschütteten einen mit Liebeserklärungen. Gönnerhaft warf Tenten ihrem Freund trotz dieser Tatsache ein kleines Lächeln zu. „Na ja… Ich meine…“ Sie starrte ihn weiterhin, als würde ihr Leben davon abhängen. „Ich meine, du hast es ja nicht mit Absicht gemacht.“ Das Lächeln wurde breiter. „Und wahrscheinlich war eh Kiba Schuld.“ Ino klopfte ihrer Freundin auf die Schulter, als ob sie ein Pferd belohnen würde. „Super, dass ihr das hinbekommen habt. Dann können wir ja jetzt endlich zum Weihnachtsmarkt gehen!“ Drei Stockwerke weiter oben rief eine alte, quäkende Damenstimme: „Endlich, dann macht ihr wenigstens den Aufzug wieder frei, ihr Rotzlöffel!“ Lachend machten die drei Freunde, dass sie an die frische Luft kamen und als sie an der Fußgängerampel standen, legte Neji seinen Arm um ihre Schultern und küsste ihre Schläfe. Er sagte selbstverständlich nichts dazu, aber er war einfach verdammt froh, dass Tenten ihn nicht mehr mit ihren Krücken entmannen wollte. Übrigens muss man wohl nicht hinzufügen, dass Tenten keine zwei Minuten später mitten auf der Straße mit ihrer linken Krücke auf einer gefrorenen Pfütze ausrutschte und erneut hinfiel – diesmal verdrehte sie sich aber zum Glück nur das Handgelenk. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)