Tausend und 1 Nacht von Kio4578 ================================================================================ Kapitel 21: Kapitel 21 ---------------------- Kapitel 21 Lian ging zu einem Stuhl um sich zu setzen. Er war irgendwie froh, dass er für den Moment allein war, doch eigentlich auch wieder nicht. Im Grunde konnte er fast dankbar sein, das er überhaupt noch lebte, wenn Raphael nicht gewesen wäre, dann wäre er vermutlich gar nicht mehr da. Ärgerlich schüttelte er den Kopf. Jetzt war nicht die Zeit sich über das Gedanken zu machen, was alles anders wäre, dafür hätte er im Alter noch genügend Zeit. „Du kannst nicht hier bleiben.“ Erschrocken fuhr Lian zusammen, er hatte Raphael nicht kommen hören. „Wie?“ fragte er als er sich von seinem ersten Schreck erholt hatte. „Du kannst nicht hier bleiben. Abat schleicht durch den Horst. Das heißt du kannst nicht nach oben sondern nur nach unten.“ „In die Stadt zurück?“ Raphael sah ihn entgeistert an. „Wenn er nicht verschwindet, fürs Erste wenigstens.“ Erwiderte er nach einigem Zögern. [Oder du bleibst erst einmal hier] fügte er in Gedanken noch dazu. Allerdings würde er das sicher nicht vorschlagen, und eigentlich wollte er den Gedanken schon wieder zurückdrängen, doch scheinbar hatte dieser andere Pläne, zumindest verstummte er nicht mehr. Lian nickte. Im Grunde hatte er fast damit gerechnet. Innerlich wünschte er sich einen Erdrutsch oder etwas anderes, was auch den Abstieg nicht einfach bewältigen ließ. Raphael wirkte angespannt, sofern er das beurteilen mochte. Zumindest schien er über die Anwesenheit von Abat nicht eben begeistert zu sein. „Gibt es keine andre Möglichkeit?“ fragte der Junge nach einem Moment ohne wirklich darüber nachgedacht zu haben diese Frage auch nur in Erwägung zu ziehen, den Bruchteil einer Sekunde später erfasste er den Sinn seiner Frage. Raphael sah ihn an. War das etwa gerade ernst gemeint? „Wie soll die bitte aussehen? Willst du warten bis er dich gefunden hat?“ Trotz seines rasenden Pulses sah Lian ihn an. „Nein, natürlich nicht. Doch wenn es so wäre? Was sollte er denn tun?“ „Er wird sich ganz sicher nicht mehr an dich erinnern.“ Erwiderte der Vampir spitz. „Das habe ich nicht gesagt.“ „Ich versteh dich nicht. Mir scheint du verkennst du Lage in der du dich gerade befindest. Ganz gleich wo du dich nun aufhältst ob hier oder im Haus, jeder würde sehen das an beiden Orten der sichere Tod auf dich warten könnte.“ „Das ist aber nicht wahr.“ „Abat wird dich sicher kein zweites mal ohne weiteres gehen lassen und er ist auch ganz bestimmt nicht zufällig hier.“ „Wisst ihr das sicher?“ Raphael seufzte leicht. „Hör mir zu Lian.“ Der Vampir stutzte kurz, hatte er den Jungen gerade mit seinem Namen angesprochen? Doch dann schüttelte er in Gedanken den Kopf. „Abat und Daeíon sind niemals weiter als 500 Schritt auseinander. Glaube nicht das er ihn sucht, nein, er sucht die, die Daeíon finden will.“ „Wie bitte?“ „Du hast mich schon verstanden. Wenn er dich erst mal wieder findet, dann wird er auch nicht mehr aufhören zu suchen.“ „Aber was will er von mir?“ „Er will nicht dich, sondern mich.“ erwiderte Raphael resignierend. Scheinbar wollte der Junge tatsächlich nicht weg. „Was? Wenn das stimmt, dann wundert mich einiges nicht mehr.“ Murmelte Lian, für einen normalen Menschen wahrscheinlich nicht mehr verständlich, für den Vampir jedoch laut genug. „Abat ist direkt nach Daeíon aufgetaucht oder? Du ahnst noch nicht einmal was für ein Glück du tatsächlich hattest.“ Erwiderte der Vampir. Lian nickte. „Und was möchtest du nun anstellen? Oder anders, wieso sträubst du dich eigentlich so, der Sicherheit wegen, erst einmal irgendwo anders hin zu gehen?“ Seine Stimme hatte etwas lauerndes, das war nicht mal ihm entgangen. Wie auf Stichwort stieg eine leichte Röte in ihm auf, diese jedoch ignorierte er einfach. „Ihr erwartet vermutlich eine gute Begründung. Ich hab nicht viel mehr zu verlieren, nur mein Leben und wenn euch das hilft, dann ist das ein Preis den ich gern bereit bin zu zahlen. Das ist alles was ich zu eurer Frage sagen kann.“ Dann verstummte er, nicht mehr in der Lage den Vampir länger ansehen zu können. Sein Blick war auf den Boden gerichtet. Raphael sah ihn überrascht an. Es dauerte einen Moment bis er überhaupt etwas sagte. „Das ist keine Begründung das ist ziemlich dumm…“ erwiderte er leise. „Dann ist es so, aber das ist alles was ich dazu sagen kann.“ Der Vampir sah ihn eine Weile schweigend an. Eine ganze Weile wie Lian feststellte, als er hin und wieder versuchte aufzublicken. „Komm mit.“ Sagte er schließlich nach einer ganzen Weile. „Wohin?“ Raphael maß ihn mit einem Blick der nicht zu deuten war. Jede weitere Frage sparte er sich und folgte ihm stattdessen. Der Vampir führte ihn zu einem Gang den Lian bisher nicht gefunden hatte. Er wirkte ebenso alt wie alles andere hier, aber schon nach einem ersten intensiveren Blick, war es nicht zu übersehen das er ebenso gut erhalten war. Dann blieb er stehen. Als der Junge ihn fast umrannte blickte er schließlich auf. Er fand sich vor einer Tür wieder. Sie schwang auf und ein weiterer Raum kam zum Vorschein. „Du kannst vorerst hier bleiben, und meinetwegen tun was du willst, aber erwartet nicht dass ich dir helfe wenn einer der beiden dich finden sollte.“ Damit ließ er ihn stehen und war verschwunden. Lian starrte noch eine ganze Weile auf die Türe, bevor er sie hinter sich schloss. Als er sicher war das sie ganz ins Schloss gefallen war, sank er an der Wand auf den Boden und versuchte irgendeinen sinnvollen Gedanken zu fassen zu bekommen. So war das aber nicht geplant. Ok er hatte sich schon damit abgefunden, das sein Wille in der Nähe des Vampires eigene Wege zu gehen pflegte und sich fast ganz seiner Kontrolle entzog. Ja und vielleicht hatte er auch wesentlich mehr persönliches Interesse an Raphael und zu einem geringeren Teil an seiner Geschichte, doch da das eine früher…oder eher sehr viel später aufs selbe hinauslaufen würde, war es ihm nicht so wichtig das eine vom andren zu trennen, aber dass ihn jetzt schon der Tod willkommener war, als der Gedanke irgendwann von hier gehen zu müssen, ging weit über seinen eigentlichen Plan hinaus. Was war los mit ihm? Oder war die Frage viel eher, was sollte er mit seinen Erkenntnissen anfangen? Natürlich, er konnte sie noch vor den intensiven Blick des Vampires verbergen, doch wie lang würde das noch gut gehen? Es genügte, wie ihm vor nicht all zu vielen Minuten klar wurde, ein kleiner Satz um mehr, als gewollt, von seinen wirklichen Gedanken Preis zu geben. Seufzend stand er auf, er musste sich für den Moment einfach ablenken, wenn die beiden länger hier umher wandern würden, würde er jeden klaren Gedanken so bitter benötigen, wie die Luft zum atmen. Gefühlsduseleien hatten hier ohnehin keinen Platz und in der Welt des Vampires waren sie wahrscheinlich gänzlich verschwunden. Lian schüttelte den Kopf und lief unruhig auf und ab. Etwas zwang ihn in Bewegung zu bleiben. Selbst seine Sinne schienen angespannter als sonst. Lag das an der Umgebung oder lag das daran das er Raphael nicht wieder zurück kommen hören hatte? Unentschlossen sah er zur Tür. Eigentlich war es ganz einfach, er müsste sie nur aufmachen und nachsehen, seine Zettel lagen sowieso auf dem Flur, notfalls hätte er sogar noch eine Ausrede. Doch gerade als er seine Gedanken in die Tat umsetzen wollte, nahm die Unruhe in ihm weiter zu. Irgendetwas war hier seltsam, nicht im Raum und auch nicht im Flur davor, die gesamte Umgebung schien irgendwie und auf unerklärliche Weise verändert. Wüsste er es nicht besser würde er vermutlich sein Gefühl als Widerstand deuten, doch gegen wen oder sollte er sich besser fragen gegen was? Hatte der Horst etwa noch ein paar mehr Geheimnisse denen er noch nicht auf die Spur gekommen war? War es am Ende gar kein fauler Zauber der die Gebäude und das Gestein so gut erhielten? Ärgerlich schüttelte er den Kopf. Er war hier auf einem Berg der weder selbst denken noch in irgendeiner Weise ein eigenständiges Leben haben konnte. Andererseits…[Nein Schluss damit!] rief sich Lian selbst zur Ordnung und trat entschieden in den Tunnel. Irgendwie war ihm plötzlich eiskalt. Was ging hier vor? Wieso fühlte er sich auf einmal so unwohl und was viel wichtiger war. Wo war Raphael? Unschlüssig sah er sich um. Wenn Abat direkt über seinem Kopf herum lief, war es wahrscheinlich reichlich unklug auf den einzigen, ihm bisher, bekannten Weg nach oben zu gehen, also blieben ihm genau 2 Möglichkeiten. Er lief in Richtung altes Anwesen und hoffte einen anderen Ausgang zu finden, oder aber er blieb hier stehen und tat nichts, was ihn wiederum nicht sonderlich beruhigen würde. Er entschied sich für die Erste. Selbst wenn er nicht nach oben käme, zumindest konnte er sich auf den Rückweg nicht verlaufen, denn der führte immer nur weiter in den Berg selbst. Als er den Gang wieder erkannte blieb er erneut stehen. Er spürte einen leichten Luftzug. Der konnte entweder aus der undichten Klappe nach unten durch strömen oder, was in Anbetracht seiner Stärke wahrscheinlich war, er kam aus einer anderen Richtung. Lian drehte sich mehrmals um seine eigene Achse und sah sich um. Tatsächlich schien er die Richtung richtig zu deuten. Der Zug kam rechts von ihm, der alte Brunnen war über ihm. Langsam und seltsam leise ging er nach rechts weiter. Da sein Zeitgefühl ihn ohnehin schon lang verlassen hatte, kam er irgendwann tatsächlich an einer Art Ausgang an. Er hatte was von einem Mauseloch, und war im Grunde unwesentlich größer, wenn man es mit den Augen eines Menschen betrachtete, doch zum ersten mal kam ihm seine Größe gelegen. Er würde da noch durch schlüpfen können. Noch einmal hielt er inne und horchte angespannt auf die Geräusche die er draußen hören konnte. Doch einzig der Wind und ein paar Vögel waren zu hören. Schließlich zwängte er sich tatsächlich durch den Spalt und sah sich vorsichtig um. Er war nicht mehr bei dem Horst, doch der war unweit von ihm entfernt. Es war schon spät am Nachmittag und am Horizont stieg langsam die Nacht empor. War er so lang unterwegs? Er musste in der Nähe des alten Hauses sein, zumindest konnte er über sich die verrosteten Stäbe des Zaunes erkennen. Lian richtete sich vorsichtig auf und spähte über die bröckelige Mauer. Zumindest soweit schien seine Theorie aufzugehen. Als er sicher war das ihn keiner sehen konnte und auch keiner bemerkt hatte, stieg er höher. Der alte Brunnen war von seiner Position aus mehr zu erahnen als zu erkennen, und selbst das auch nur wenn man von ihm wusste. Das Anwesen war noch ein ganzes Stück von ihm entfernt. Das Grundstück war größer als er gedacht hatte, doch das war schließlich auch nicht das schlechteste. Er ging weiter und duckte sich als er am Rand eine Bewegung wahr nahm. Sie war so schnell, dass er sich fragte wie er sie überhaupt hatte sehen können. Unweit davon war noch eine andere zu erkennen. Die war allerdings weniger elegant und wirkte eher unbeholfen und schwerfällig. Tatsächlich musste es jedem Vampir ähnlich vorkommen wie Lian, wenn sie die Menschen bei ihren Bewegungen beobachteten um sie entweder zu erschrecken, zu töten oder gar nichts zu tun. Doch wer war dort? Der eine war, zweifellos, ein Mensch, aber der andere? War es Raphael oder Daeíon? Oder sogar beide? Bei beiden würde er zumindest erahnen können wieso er überhaupt auch nur eine Bewegung sehen konnte, oder hatte er sich unbewusst auf die Geschwindigkeit eines gehenden Vampires eingestellt und seine Augen geschärft? Das war eigentlich eher lächerlich als logisch. Aus Berichten wusste er zwar, dass man sehr wohl eine Steigerung des Sehvermögens erreichen konnte, allerdings nur eher mühselig und meistens ohne Erfolg. Lian duckte sich immer tiefer je näher er dem Waldrand kam. Zumindest Abat war noch nicht viel weiter gegangen und inzwischen konnte er sehen, dass seine Augen angestrengt etwas zu verfolgen versuchten. Lian folgte seinem Blick, doch bis auf ein paar kurze Schatten, konnte er nicht behaupten, sehr viel zu erkennen. Die Punkte sahen aus wie Vögel die weit oben flogen, der einzige Unterschied war, das sich diese Bewegungen fast in seiner unmittelbaren Nähe abspielten und nicht 100km über ihm. Er musste vorsichtig sein. Der Junge war fast sicher das jede unbedachte Bewegung neben Abat auch gleich noch die andren Beiden auf den Plan rufen würde und mindestens einer wäre darüber alles andere erfreut, wahrscheinlich würde das auch einem Todesurteil gleich kommen. Lian entschied sich genau hier zu bleiben wo er war. Viel weiter konnte er ohnehin nicht nach vorn gehen, zum einen ließen die Mauerreste nach, zum anderen gab es auch kein Gebüsch mehr in der Nähe. Plötzlich hielten die Schatten in ihrem Tanz inne und blieben stehen. Tatsächlich hatte er beide gesehen nicht nur einen. Jetzt schien auch Abat wieder ein wenig entspannter. „Wie ich sehe haben wir unsere Vögelchen am Ende doch wieder entdeckt.“ Hörte er den Jäger sagen. „Wie ich sehe hast du nach wie vor nichts dazugelernt.“ Hallte es von der anderen Seite wieder bevor nur noch ein dumpfer Schlag zu hören war und Abat vorn über kippte. Lian schauderte schon allein beim klang dieser Stimme, das war eindeutig nicht Raphael. „Nun können wir uns ein bisschen unterhalten.“ „Kein Bedarf.“ „Ich sehe schon…du bist nach wie vor nicht leicht zu beeindrucken oder?“ „Was willst du hier?“ „Was ist das für eine Begrüßung nach so langer Zeit?“ „Eine die nicht mal dann angemessen wäre wenn du tot vor mir liegen würdest.“ Erwiderte Raphael. „Nun…das mit dem tot sein kommt mir irgendwie bekannt vor nicht wahr? Aber wie mir scheint, kann man selbst ihm ein wenig unter die Arme greifen. Wieso bist du nicht zurück gekommen?“ Schlagartig schwang Daeíons Stimme um. Was vorher noch recht normal klang hatte nun eher den Ton einer Drohung. Lian fragte sich wie Raphael so ruhig bleiben konnte, während der andren ihn, ziemlich bewusst, zu provozieren versuchte. „Ich wüsste nicht weshalb ich dir darauf antworten sollte.“ „So sind die Regeln…“ „Die dir gerade dann recht kommen wenn du sie selbst aufgestellt hast…“ „Nun sag nicht das sie dir nicht gefallen…“ schon wieder ein Stimmumschwung in zwei kurzen Sätzen. „Was willst du hier?“ „Stur wie eh und je…ich hätte ein wenig mehr Dankbarkeit erwartet.“ „Wofür?“ „Nun…sieh dich an und sie mich an…spürst du nicht diese Kraft in deinen Gliedern? Und ach die wundervollen Jahre süßer Schreie…“ Raphael sah ihn an, Daeíon war schon immer eine reichlich komplexe Persönlichkeit, wirr wie er in solchen Momenten klang, er war tausendmal gefährlicher als man ihm ansah und er war mächtig. Im Grunde kannte er das Wesen das vor ihm stand gar nicht mehr. Anders als er, hatte er sich niemals gegen das gesträubt was aus ihm geworden war, ihm bereitete es mit den Jahren immer mehr Freude. Schreie und Qualen klangen für ihn wie Melodie…Raphael selbst hatte sich immer nur angewidert abgewendet und war gegangen. Lians Blick war die ganze Zeit auf seinen Vampir gerichtet. Es schien ihm als prallten dort zwei Welten aufeinander. Auf der einen Seite Raphael und auf der anderen Seite, die wesentlich kühler wirkte, beinahe furchteinflößend, Daeíon. Wenn er auch vorher nichts davon wusste, dass es mehr Wesen derselben Art, aber dennoch auf völlig verschiedener Weise gab, so würde er spätestens hier verstehen was damit gemeint war. Nein, Daeíon war nicht Raphael und Raphael war nicht Daeíon. Diese beiden Wesen passten ungefähr so gut zusammen wie Feuer und Wasser. „Was willst du hier?“ Daeíon grinste sein Gegenüber an. Es war eisig. „Ich habe dich gesucht…aber das weißt du doch sicher…“ „Wieso?“ „Nun erst heißt es du wärst nicht mehr da…dann auf einmal will man dich wieder gesehen haben…du weißt doch wie sehr ich es Hasse nicht auf dem Laufenden zu sein.“ „Seit wann?“ „Aber…nun enttäuscht du mich aber.“ „Ich habe dich nicht um das hier gebeten.“ Knurrte Raphael. „Ich weiß…aber weißt du…es wäre doch schade gewesen wenn du wirklich gestorben wärst.“ „Sicher…für dich vielleicht.“ Daeíon kam näher. „Willst du mir das etwa immer noch vorhalten? Ich nahm an die Jahrtausende würden dir den Blick klären! Aber wie mir scheint…“ „Sehr richtig! Das ist ein Irrtum!“ „Nun es ist nicht zu ändern. Also solltest du dich besser langsam damit abfinden. Bedenke welche ungeahnten Möglichkeiten dir nun offenstehen. Davon träumen die sterblichen doch nur.“ „Du hast es niemals gelernt oder?“ Raphael funkelte ihn an. „Was, sterblich zu sein? Nein…und wenn ich ehrlich bin, ich finde sie widerlich.“ „Auch dein Leben begann als widerlicher sterblicher…“ „Sehr richtig…und mir war das Schicksal gnädig und der liebe Gott hat mich verbannt.“ „Du hast dich selbst verbannt…also was willst du hier!?“ „Ich wollte dich einfach wiedersehen...das letze Treffen war reichlich kurz nicht wahr?“ „Es genügte…Wieso kannst du Dinge nicht auf sich beruhen lassen?“ „Es ist einfach nicht zu glauben! Du denkst immer noch wie ein Mensch! Hör auf damit!“ „Warum? Wiederstrebt es dir? Und? Sollte mich das interessieren? Ich denke nicht. Lass mich einfach in Frieden!“ „Hör auf damit!“ Daeíon war nach vorn geschnellt und wollte Raphael packen, doch der wich ihm fast schon mit spielerischer Leichtigkeit aus. „Lásah…das müssen wir wirklich ändern. Du bist mir als mein Feind eindeutig zu gefährlich…dabei...sollte Blut doch dicker sein als Wasser? Selbst du musst es zugeben…könntest du mich denn wirklich jemals töten?“ Raphael sah ihn an. Lian hatte die Worte zwar gehört, jedoch sträubte er sich mit aller Macht gegen die Möglichkeit dass die beiden in irgendeiner Weise verwandt sein könnten. Für einen Moment leuchteten die Augen seines Vampires erneut auf. „Ist es nicht eher so…das dir dein Denken im Weg ist? Erinnerungen…ach ja…diese kleinen Gedächtnissynphonien, die einen immer wieder in die Quere kommen…ich weiß…das du sie immerfort verdrängt und von dir gewiesen hast, doch ich denke du weißt das deine Erinnerungen ein einziges Gefängnis sind…Das einzige Gefängnis aus dem man nicht ausbrechen kann, selbst du nicht.“ Noch immer stand Raphael reglos da und sah Daeíon an. Schon für diese Worte hätte er ihn am liebsten umgebracht, doch war er soweit? „Nun denn…ich erwarte das du zurück kommen wirst…und ich rate dir…es zu tun!“ „Niemals.“ Plötzlich zischte etwas durch die Luft. Da Lian so sehr auf Raphael fixiert war, hatte gar nicht bemerkt, das Abat sich wieder aufgerappelt und seine Armbrust gespannt hatte. Ihr Ziel stand keine 5 Meter von ihr entfernt und der Bolzen durchschlug sein Ziel. Für einen Moment wirkte Raphael überrascht, doch in der selben Sekunde wurde Abat erneut zum Schweigen gebracht, während sein Vampir langsam immer bleicher wurde, als er ohnehin schon war. Erschrocken schlug Lian die Hand vor dem Mund. Im selben Moment hatte er begriffen was geschehen war. Abat war für die jagt dieser Wesen ausgerüstet, es war nur logisch das er vermutlich wirkungsvollere Waffen besaß als die Menschen in der Stadt. „Idiot!“ hörte er Daeíon schreien, doch im selben Augenblick grinste er diebisch. „Nun…das erleichtert einiges. Ich kann dich so nicht ziehen lassen…du bist einfach eine zu große Gefahr für mich…wenn du nicht für mich bist, dann bist du gegen mich. Und wenn du gegen mich bist…werden wir kämpfen müssen…“ Raphael sah ihn verachtend an. „Das passt zu dir…etwas anderes habe ich nicht erwartet…du warst schon immer ein Feigling der den einfachsten Weg wählte. Deswegen wirst du auch immer vor mir fliehen nicht wahr? Und wenn du nicht mehr fliehen kannst, dann holst du deinen Schoßhund…wie erbärmlich…“ klang es spöttisch von dem Vampir zurück. Was hatte er vor? Er reizte ihn, sollte er wirklich einen Kampf provozieren wollen? Lian sah ihn entsetzt an. Er blutete, der Bolzen war anders und die Wunde schloss sich nur langsam. Wenn es zum Kampf kam…dann war es fast unvermeidlich wer unterlegener war. Lian schüttelte den Kopf. Das durfte doch nicht sein Ernst sein… „Reiz mich nicht Lásah!“ „Ich sage nur die Wahrheit.“ „Zwing mich nicht dich zu töten!“ „Tu doch was du nicht lassen kannst.“ „Oh nein…dann würde ich dir vermutlich noch einen Gefallen tun…“ „Ich bin nicht mehr der der ich war…bevor du mich töten kannst wirst du in alle Winde zerstoben…Du weißt das du nicht gewinnen kannst.“ Erwiderte der Vampir. Es klang fast traurig, aber gerade das schien die Wahrheit seiner Worte zu verstärken. Im Augenwinkel registrierte Lian eine Bewegung. Scheinbar war der Jäger Zusammenstöße der Art mit Daeíon gewohnt, er erholte sich regelmäßig, sehr schnell wo jeder andere vermutlich Tage lang schlafen würde. Schon wieder legte er einen Bolzen auf. Doch diesmal schien ihn Raphael ebenfalls im Auge behalten zu haben. Blitzschnell war er bei Daeíon und zerrte diesen in die Schussbahn des zweiten Bolzens. Auch dieser ging einfach durch den Vampyr durch, doch Daeíon taumelte schon nach ein paar Sekunden und sah Raphael verwirrt an. Scheinbar war Lian nicht der Einzige der seine Bewegung nicht sah. „Was…“ „Nun…zumindest wird es jetzt wieder fairer…“ erwiderte Raphael. Lian schauderte. Er wusste, dass sein Vampir stark war…doch er schien nicht nur den Menschen überlegen und er war ganz eindeutig in der besseren Position. Was auch immer das für Bolzen waren die Abat benutzte, sie verursachten selbst nach dem Einschlag wesentlich größere Schäden bei Daeíon während Raphaels Wunde nach wie vor, wenn auch langsam, aber stetig heilte. Wütend fuhr Daeíon herum und versetzte Abat einen Schlag der ihn noch ein paar Meter durch die Luft beförderte bevor sein Flug, unsanft, an einem Baum ein jähes Ende fand. Lian hörte ein paar Knochen brechen. Auch schienen die Schmerzen, die Daeíon haben musste, ihn nahezu rasend zu machen. Er war lediglich noch ein Abbild von seiner Erscheinung und wirkte nun noch gefährlicher und wilder als vorher. Sein Verstand schien vernebelt und das weiß seiner Augen hatte einen dunkleren Ton angenommen. Er schnellte vor, seine Bewegungen schienen schneller zu sein als am Anfang sodass auch Raphael Mühe hatte rechtzeitig zu reagieren. Lian beobachtete die Szene mit gemischten Gefühlen. Solang Daeíon vor Wut raste standen seine Chancen recht gut nicht gesehen zu werden. Er schlich vorsichtig näher in die Richtung in die Abat geflogen war. Vielleicht war er auf dem falschen Weg, dennoch wollte der Junge wissen ob er überhaupt noch lebte. Als er ihn erreicht hatte tastete er ihn ab. Daeíon hatte ziemlich zugelangt. Abat würde so schnell nicht mehr aufstehen. Schnell nahm er ein paar umherliegende Stöcke, ein paar Bändern von den Kleidern des Jägers und stützte die gröbsten Verletzungen, die meistens Brüche waren. Er würde reichlich Schmerzen haben, wenn er sein Bewusstsein wiedererlangen würde, aber zumindest wäre er für ein paar Wochen ausgeschalten. Lian sah ihn genauer an. Seine stattliche Ausrüstung konnte sich durchaus sehen lassen, es war ein Wunder das er sich nicht selbst aufgespießt hatte. Plötzlich knackte es hinter ihm. Lian wirbelte herum und griff wie in Trance nach einem Messer das er bei Abat zu fassen bekam. Er sah nicht viel, aber er spürte ziemlich eindeutig den Widerstand der auf seine geliehene Waffe prallte. Erschrocken wandte er sich ganz um. Vor ihm…oder eher beinahe auf ihm, war Daeíon der ihn ansah. Erst nach endlosen Sekunden schien er zu begreifen was geschehen war. Lian hielt das Messer noch immer fest…er musste sich korrigieren, es war eher ein Dolch der bis zum Schaft im Oberkörper das Vampyr verschwunden war. „Das kann doch wohl nicht…“ mit einer unglaublichen Geschwindigkeit war er wieder aufgesprungen und hatte Lian gleich mit in die Höhe gerissen während er unsanft den Dolch aus seinem Köper zerrte. Der Junge unterdrückte einen Schmerzschrei. Natürlich hatte Daeíon nicht wirklich Rücksicht darauf genommen, das Lian noch gar nicht los gelassen hatte. Unsanft schleuderte Dolch und Halter von sich. Lian prallte ziemlich hart auf den Rücken, sodass ein paar Sterne vor seinen Augen tanzten. Es war unglaublich wie viel Kraft in der kleinen Bewegung war. Jeder andere wäre bei dem Versuch es dem Vampyr nach zu machen gescheitert. Er rang nach Luft und öffnete die Augen. Ob Sterne oder nicht, er glaubte nicht das Daeíon sonderlich viel Rücksicht darauf nehmen würde ob er nun benommen war oder nicht. Wenn er ihn schon erwischte, dann wollte er es wenigstens auch sehen. Tatsächlich nahm er die Bewegung am Rande seines Augenwickels war. Es sah ein wenig unkoordiniert aus, also konnte es nur der angeschlagenere der beiden ungleichen Wesen sein. Lian rappelte sich mühsam auf, eigentlich war es nur noch eine Frage von ein oder 2 Lidschlägen bis Daeíon ihn erreicht haben würde, er glaubte nicht das er ein zweites mal ausweichen können würde. Selbst wenn, würde es ihm nur einen Aufschub gewähren, so wütend dieser Vampyr war, war es nicht mal mehr eine Frage wann er ihn erreichen würde, sondern eher, wie wohl sein Ende aussehen würde. Doch plötzlich schwang der Schatten um und steuert stattdessen auf Raphael zu. Der schien nun doch ein wenig zu kämpfen zu haben, zumindest schaffte er es nicht mehr rechtzeitig auszuweichen. Plötzlich war der Nebelschleier vor den Augen des Jungen verschwunden und er war wieder hellwach. Was auch immer dort vor sich ging, egal welche Mächte hier am Werk waren, Daeíon wirkte plötzlich noch gefährlicher und ungehaltener als vorher. Scheinbar wirkte sich Schmerz bei jedem anders aus, oder sein Vampir bewies eine ausgezeichnete Willenskraft…oder eher Sturheit? Als Daeíon bereits mehrmals der überlegenere von Beiden war löste sich Lian endgültig aus seiner Starre. Während seine Kräfte langsam schwanden, schienen sich die von dem anderen noch zu steigern und je mehr er sich selbst steigerte umso unmenschlicher wurde er. Sein Aussehen glich nun eher dem eines wilden Tieres, das von Freund und Feind nicht mehr unterscheiden konnte. Raphael hatte Mühe sich gegen die unvorhersehbaren Attacken zu wehren und langsam nahm seine Kleidung das Aussehen von Stoffbahnen an. Und scheinbar hatte er Lian schon wieder ganz vergessen, denn ihn schien es nicht sonderlich zu interessieren das sie sich immer weiter in seine Richtung bewegten. Doch dann wurde der Junge stutzig. Daeíon attackierte Raphael gar nicht, er stellte sich ihm nur immer wieder in den Weg. Je näher sie kamen umso deutlicher konnte er das sehen. [Was soll das?]schoss es dem Jungen durch den Kopf. ______________ Thx für´s lesen. Kommis, Anregungen Fragen wie immer. *Kekse da lass* LG Kio ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)