Tagebücher von Leira ================================================================================ Confessions on a bathroom floor ------------------------------- Guten Abend! So... hier kommt nun der zweite Teil des letzten Kapitels; ich denke, ihr könnt euch vorstellen, um was es geht. Nun... dieses Kapitel bezeichnet einen Wendepunkt in der Geschichte; ab nächstem Kapitel wird auch wieder Sayuri, bzw. die Gegenwart, ihren Auftritt haben; ab da wechselt dann ein Kapitel der Gegenwart und eines der Vergangenheit miteinander ab... damit auch klar wird, warum diese Fic ihren Titel hat :D Ich wünsche viel Spaß beim Lesen! Und vielen, vielen, viiiieeeelen Dank euch allen für eure Kommentare!!! MfG, eure Leira :D _________________________________________________________________________________ Kapitel 10: Confessions on a bathroom floor Fast die ganze Nacht lag sie neben ihm, wach… lauschte seinem Atem, eine Hand auf ihrem Bauch und überlegte… Sie wusste, ewig konnte sie es ihm nicht verschweigen. Irgendwann würde es augenscheinlich werden, und dann… dann… Nein. Sie schluckte. Sie wollte es ihm vorher sagen. Er sollte es nicht so erfahren… Ran seufzte. Sie war es ihm schuldig, es ihm ordentlich beizubringen, das war ihr klar. Wo sie ihn ohnehin schon hintergangen hatte, sollte sie wenigstens soviel Mut aufbringen, ein Geständnis abzulegen. Er hatte es damals ja auch getan; er hatte auch all seine Courage zusammengekratzt und ihr alles über Conan erzählt, auch obwohl er gewusst hatte, was auf dem Spiel stand. Dass er sie für immer hätte verlieren können. Diesen Ausdruck in seinen Augen, als er ihr alles dargelegt hatte, diese Unsicherheit in seinem Gesicht... sie würde es nie mehr vergessen. Nie hatte sie gedacht, sie käme irgendwann in die gleiche Situation wie er. Sie setzte sich auf, als der Morgen graute, schaute aus dem nicht ganz verhängten Fenster, sah die Sonne aufgehen, sah sie den Himmel in Rosa und Gold tauchen. Es versprach, ein schöner Tag zu werden. Dann wandte sie den Kopf, blickte ihn an. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie ihn so friedlich schlafen sah. Seine Haare standen noch wirrer ab als sonst, wenn das noch ging; sein Mund war leicht geöffnet, er lag auf der Seite… und atmete leise. Sie seufzte, schwang ihre Beine aus dem Bett. Sie wollte Frühstück machen, Shinichi wachte bestimmt auch bald auf. Schwungvoll stand sie auf - und merkte sofort, dass das eine schlechte Idee gewesen war. Hastig eilte sie ins Badezimmer, hielt sich die Hand vor den Mund. Shinichi blinzelte, öffnete die Augen und starrte ihr verschlafen nach. Das Poltern, das Ran verursacht hatte, als sie ins Badezimmer stürzte, hatte ihn aus dem Schlaf gerissen. Was geht denn hier ab? Langsam setzte er sich auf, tappte ihr hinterher. Als er relativ eindeutige Geräusche aus dem Badezimmer hörte, brauchte es nicht viel, und ihm hätte sich ebenfalls der Magen umgedreht. Er stieß die Tür leise auf, sah seine Frau am Boden kauern. Sie war leicht grün im Gesicht. Der erste Gedanke, der ihm absurderweise durch den Kopf ging, war der, dass sie wohl keine Magendarmverstimmung haben konnte, so früh am Morgen. Eine Grippe ging auch nicht um. Langsam krallten sich seine Hände um das Holz des Türstocks, als ihn die Erkenntnis traf. Stockend atmete er aus. Das kann nicht wahr sein! Ran hörte das leise Keuchen hinter ihr, wandte sich wie in Zeitlupe um. Sie wusste, noch bevor sie in sein Gesicht blickte, jetzt war es gelaufen. Der Fall, den sie hatte vermeiden wollen, war eingetreten. Er stand nur da, an den Türrahmen gelehnt und starrte sie an. Sie klammerte sich an die Klobrille, drehte sich dann langsam ganz um, versuchte, auf die Beine zu kommen. Sie sah ihn stehen, noch bleicher als sonst, einen Ausdruck von Fassungslosigkeit und Entsetzen im Gesicht. „Du hast mich betrogen.“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, aber dennoch hallte sie vernichtend in ihren Ohren. Er fiel mit der Tür ins Haus, das war zu erwarten gewesen. „Du hast mich angelogen. Was denkst du, wie lange du mir das noch hättest verheimlichen können? Du bist schwanger, streit’s bitte nicht ab…“ Es hörte sich an wie eine Anklage. Sie würgte, unterdrückte den Brechreiz. Er sank gegen das Holz, ließ sich langsam zu Boden gleiten. „Warum…?“ Sein Gesicht verzog sich schmerzerfüllt. „Das weißt du…“ Rans Stimme war leise wie ein Wispern, klang verzweifelt. „Shinichi, das weißt du doch…“ „Aber ich versteh’s nicht!“ Er drehte den Kopf. Seine Stimme hatte harsch geklungen, aber dieses kurze Aufflackern von Wut war umgehend einem Ausdruck von seelischer Qual in seinen Augen gewichen, der ihr einen Stich versetzte. Ihn so zu sehen, schmerzte sie. Shinichi wandte den Blick ab. „Und… wie? Wie konnte… überhaupt?“ Mehr sagte er nicht mehr. Ran schluckte. Trotz machte sich in ihr breit. „Ja, ich bin schwanger. Der Wunsch, ein Baby, dein Baby zu bekommen… kam mir noch an dem Tag als du… als du’s mir gesagt hast. Ich hab… ich hab… Muss ich… muss ich dir erklären, wie es geklappt hat? Du bist Detektiv, kannst du dir das nicht denken!?“ Sie schaute ihn an. Er sah immer noch auf den Boden vor ihm, biss sich auf die Lippen, er war kreideweiß im Gesicht. Ran schluckte. Er schien wohl wirklich… geschockt zu sein. Dieses Geständnis war in der Tat mehr als nur unglücklich verlaufen. Sie hätte es ihm wirklich gern anders beigebracht. Ihn gern anders von der Tatsache, dass er Vater werden würde, in Kenntnis gesetzt. Sie schluckte schwer, holte Luft. „Shinichi… versteh doch. Du hast mir keine andere Wahl gelassen.“ Dann stand Ran auf, ging zum Waschbecken, wusch sich gründlich Hände und Gesicht, spülte sich den Mund aus. Er drehte den Kopf weg. „Es tut mir Leid, aber ich wollte es so. Es nicht allein deine Entscheidung…“, wisperte sie. Ran ließ sich vor ihm zu Boden sinken, wollte sein Gesicht mit ihren Fingern berühren, aber er schlug ihre Hand beiseite. Sturheit stand in seinem Gesicht zu lesen, verhaltene Wut glitzerte in seinen Augen. „Aber auch nicht allein deine! Warum konntest du meine Entscheidung nicht akzeptieren? Mich überhaupt mal früher fragen?! Dich hat meine Meinung doch nie interessiert... du wolltest doch nur noch dein Gewissen beruhigen, so ist es doch? Warum tust du mir das an? Was meinst du, wie das für mich ist?!“, fuhr er sie an. „Es geht immer nur um dich! In letzter Zeit...“ Ran biss sich auf die Zunge; der Satz war ihr rausgerutscht, ohne dass sie es hätte kontrollieren können. Die letzten Wochen hatten zunehmend an ihren Nerven gezehrt, ihn so zu sehen, so mitgenommen, so kaputt... so war er früher nie gewesen. So kannte sie ihn nicht. Aber sie liebte ihn. Sie wollte ihm helfen... so gut es eben in ihrer Macht stand. Er starrte sie an, ein Gefühl großer Ohnmacht hatte sich seiner bemächtigt. „Glaubst du, du bist die einzige, die bei diesem Spiel verliert? Ran? Ich kann verstehen, wenn dich mein Verhalten belastet... wenn dich die Situation belastet... was meinst du, warum ich dich gebeten habe, zu gehen?“ Er schluckte schwer, versuchte, sich einigermaßen zu fassen, bevor er fort fuhr. „Verdammt noch mal Ran, überleg doch mal! Was meinst du denn, warum ich mich in den Fall so unmöglich, so… so… selbstzerstörerisch… reinsteigere? Damit ich nicht darüber nachdenken muss, Ran! Damit ich nicht darüber nachdenken kann, was ich alles verliere! Mein Leben, verdammt… zählt das nichts? Ich bin der, der sterben wird! Und ich hab Angst davor… ich seh die Zeit in meinen Händen zerrinnen, sie fließt wie Wasser durch meine Finger, und ich kann nichts dagegen tun... Und dabei… und immer wieder… denke ich daran, wie’s für dich sein muss. Ich will, dass es einfach für dich ist. Aber du machst es dir und mir immer schwerer! Weil du unbedingt mit dem Kopf durch die Wand musst! Und jetzt hintergehst du mich dafür auch noch! Warum… Warum tust du das…?“ Sie starrte ihn an. Sie hatte geahnt, er würde nicht begeistert sein, aber dass er dermaßen am Boden zerstört sein würde, dass es ihn so treffen und niederschmettern würde… das hatte sie nicht geahnt. „Shinichi…“, begann sie leise, wollte sich erklären. Ihn besänftigen. Ermutigen. „Hör auf damit!“, fauchte er sie an, schob sich hoch, blickte sie kalt an. Stand auf, ging auf den Flur hinaus. Er wollte weg hier. „Shinichi…!“ Ihre Stimme klang flehend. Es interessierte ihn nicht. Langsam drehte er sich um. „Ich wollte kein Kind! Verdammt, Ran, ich wollte keins! Nicht so, nicht… wenn ich… wo ich doch… warum konntest du das nicht verstehen?! Warum musst du immer deinen Kopf durchsetzen, warum kannst du nicht einmal, warum können wir nicht einmal das tun, was ich für richtig halte, warum?!“ Er schüttelte konfus den Kopf, ging ins Badezimmer zurück, zog sich um. Shinichi wollte jetzt weg hier, erst einmal weg hier, egal wohin… er musste nachdenken. Überlegen, wie das hier weitergehen konnte, sollte... Sie starrte ihn an. So hatte sie ihn, seit sie ihn kannte, noch nie erlebt. Angst ergriff sie. Unglaubliche Angst, ihn für immer verloren zu haben. Shinichi trat wieder aus dem Badezimmer heraus, zog sich seine Schuhe an. In ihm tobte es, er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Bliebe er jetzt hier… würde das weder für ihn noch für Ran hilfreich sein. Er musste den Kopf frei kriegen. „Shinichi… Shinichi, bitte…!?“ Er hörte sie nicht. Sie brach in Tränen aus, ihre Stimme zitterte. „Wohin… wohin gehst du denn jetzt…?“ Er griff nach seiner Jacke. „Weg.“ Er schaute sie verletzt an. Es tat ihm weh, sie so zu sehen, aber er konnte nicht… nicht bleiben, jetzt, in diesem Moment. Ran wagte nicht, sich ihm zu nähern. Die Furcht fraß sie von innen auf. Langsam wurde ihr klar, was für einen entsetzlichen Fehler sie gemacht hatte. „Was… was verlangst du denn jetzt von mir…? Was… was soll ich tun…?“ Ran war auch aufgestanden, stand mitten am Gang, am ganzen Körper bebend wie eine Pappel im Wind, schaute ihn an. Er blieb in der Bewegung stehen, wie erstarrt. Dann wandte er sich um, langsam, starrte sie an wie vom Donner gerührt. „Ran…“ Seine Stimme klang rau und war sehr, sehr leise. „Von dir verlange ich gar nichts. Es gibt nichts, dass du jetzt noch tun kannst. Aber ich… Ich muss jetzt nachdenken…“ Damit ging er. Sie sank zu Boden, schluchzte hemmungslos. Shiho schaute aus dem Fenster, als er, mit hängenden Schultern und tief in den Taschen vergrabenen Fäusten an ihrem Haus vorbei ging. Der Ausdruck auf seinem Gesicht gefiel ihr nicht. Er schien so verzweifelt. Besorgt. Grübelnd. Gedankenverloren schaute sie rüber zum Haus der Kudôs. Irgendetwas war passiert, soviel war klar. Aber war es gut, oder schlecht…? Sie konnte es nicht sagen. Und sie wagte nicht, hinüberzugehen. Irgendetwas sagte ihr, dass sie sich da nicht einmischen durfte. Also verharrte sie am Fenster; und wartete geduldig. Shinichi hatte der Richtung seiner Schritte keine Beachtung geschenkt. Irgendwann hatte er festgestellt, dass sie ihn in den Park gelenkt hatten. Kurz sah er sich um, fand eine Bank, setzte sich hin, ließ den Kopf nach hinten sinken. Er wurde Vater. Der Gedanke ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Nun… irgendwie… er war biologischer Vater. Zu etwas anderem würde er wohl nie kommen. Shinichi schluckte, Bitterkeit stieg in ihm hoch. All die Gespräche, die sie geführt hatten, waren umsonst. Sie war schon lange schwanger gewesen, bevor sie ihn gefragt hatte, ob er überhaupt Kinder wollte. Sie hatte ihn hereingelegt, noch bevor er ahnte, dass sie ihn austricksen könnte. Er konnte sie ja verstehen. Er konnte ihre Gründe nachvollziehen. Wirklich. Er konnte verstehen, dass sie etwas behalten wollte. Dass sie eine Familie haben wollte. Dass sie mit dem Mann, den sie liebte, den sie geheiratet hatte, ein Kind haben wollte, war eigentlich ganz natürlich. Aber die Umstände machten die Situation so prekär. Es tat ihm ja Leid, dass er so ausgerastet war. Aber… er… er stand vor den Trümmern seiner Existenz. Das wusste er. Alles was er sich aufgebaut hatte, zerfiel vor seinen Augen, bis nicht einmal mehr die Ruinen übrig waren. Er würde alles… alles verlieren, was ihm lieb und teuer war. Gut, sterben musste jeder. Aber für seinen Geschmack kam sein Tod… viel zu früh. Er war noch nicht soweit. Und doch… In etwa fünf Monaten würde er sterben. Er würde das Baby nie sehen. Nie, nie sehen… Ein Kloß machte sich in Shinichis Hals breit, machte ihm das Atmen schwer. Ran würde es allein auf die Welt bringen müssen, ihr Kind… er würde nicht bei ihr sein und ihre Hand halten, würde es nicht sehen… nicht erleben, wie es ihn anschaute. Ran würde es allein großziehen müssen, sein Sohn oder seine Tochter würde keinen leiblichen Vater mehr haben… nie einen kennen. Er würde nicht da sein. Er würde nicht da sein, um ihr oder ihm etwas beizubringen. Ihm beizustehen, bei was auch immer. Er würde nie ein Vater sein. Er würde weder Ran noch dem Kind helfen können. Er würde nicht da sein können für sie… Nie, zu keiner Zeit, in keiner Situation. Er ballte frustriert die Fäuste, musste an sich halten, um nicht laut zu schreien. Es war ungerecht. Ungerecht... Was hatte er der Welt getan… dass er und Ran das verdienten…? Ran… Ran würde ein Kind haben, dass sie tagtäglich an ihn erinnern würde. Eine Erinnerung, die, da musste er sich nichts vormachen, schmerzvoll für sie sein würde. Dieses Vermächtnis… diese ewige Erinnerung… diese lebendige Erinnerung… würde ihr das Leben ohne ihn nicht unbedingt nur erleichtern. Shinichi seufzte. Der Wind strich ihm übers Gesicht, zerzauste sein Haar, griff mit seinen kühlen Fingern in die Blätter, rüttelte an den Ästen. Shinichi legte den Kopf in den Nacken, schaute ins Laub des Baumes über ihm. Minutenlang saß er da, starrte in den Himmel, beobachtete die Wolken, die der Wind vor sich hertrieb, wie ein Hirte seine Schäfchen. Langsam atmete er aus, merkte, wie er sich langsam wieder fing, er sich entspannte, sein Zorn verrauchte. Er war immer noch sauer, ohne Zweifel. Sie hatte in hintergangen, und es wohl dann so hinstellen wollen, als hätten sie die Entscheidung gemeinsam getroffen, und das, so musste er zugeben, hatte er ihr nicht zugetraut. Aber nun war es passiert. Und er musste der Wahrheit ins Auge sehen… gerade er, der doch immer nach ihr suchte. Sie hatte ihn wohl selber gefunden, heute Morgen. Wie hatte er eigentlich so blind sein können? Er seufzte leise, schüttelte sacht den Kopf. Seine Frau bekam ein Kind von ihm, und er reagierte darauf mit purer Panik und Vorwürfen. Was hatte ihn da geritten? Er hätte sich nicht so gehen lassen dürfen… wie musste sie sich denn jetzt fühlen? Leises Stöhnen verließ seine Lippen. Sie hatte es unbedingt gewollt. So sehr gewollt, dass sie keinen anderen Weg gesehen hatte, als ihn zu hintergehen. Sollte ihm das nicht auch etwas sagen? Wie blind hatte ihn der Fall die letzten Wochen über eigentlich gemacht? Wie blind hatte ihn sein Schicksal für seine Umwelt gemacht...? Shinichis Fäuste lockerten sich langsam. Etwas erschöpft fuhr er sich durchs Haar. Das, was passiert war, war nicht rückgängig zu machen. Er hatte eigentlich eine Entscheidung getroffen, für sich, hatte sich gegen ein Kind entschieden; aber diese Entscheidung galt jetzt nichts mehr. Ja… deswegen war er schon noch… ein wenig verärgert. Aber er wollte nicht wütend auf Ran sein. Nicht zornig. Er wollte sich nicht mit ihr streiten, sein Leben war ohnehin schon zu kurz… und sie hatte nicht verdient, dass er sie so behandelte. Sie hatte eigentlich ein schönes Leben verdient... und wollte auch, dass sie das bekam. Unbedingt. Sie würde in ihrem Leben ab jetzt noch oft genug in den saueren Apfel beißen müssen; aber genau davor hatte er Angst. Er hatte gehofft, ihr die meisten bitteren Seiten des Lebens ersparen zu können, indem er ihr den Kinderwunsch hatte ausreden wollen. Stattdessen hatte er ihr wohl auch die letzten Wochen zur Qual gemacht. Und zusätzlich war er ja auch nicht ganz pflegeleicht gewesen… der Fall hatte aus ihm zwischenzeitlich einen anderen Menschen gemacht; er wollte diesen Mörder schnappen, ja, auf jeden Fall; und er fühlte sich für die Morde schuldig… er kam da aus seiner Haut einfach nicht raus. Aber er hatte noch ein Leben… Er war nicht nur Detektiv. Er war auch noch Ehemann, Freund, Sohn, Schwiegersohn… und… werdender Vater. Er liebte sie ja… und ob er wollte oder nicht, auch dieses kleine Wesen, das in ihr heranwuchs, liebte er. Jetzt schon… jetzt schon. Ein warmes Gefühl durchströmte ihn. Es war ja… trotz allem… sein Kind. Ein Kind, das es gab, weil sich zwei Menschen liebten. Er würde es nie zu Gesicht kriegen, wahrscheinlich. Sich diesen Gedanken vor Augen zu führen war unglaublich bitter, und dämpfte dieses zarte Gefühl aufkeimenden Glücks gewaltig. Das Kind würde ihn nicht kennen, also sollte er sich nicht allzu sehr hineinsteigern… Er sollte es sich selber wohl nicht schwerer machen, als er es ohnehin schon hatte, haben würde... Was Ran betraf… keiner konnte sagen, wie gut oder schlecht sie es verkraften würde, allein erziehende Mutter zu sein; eine Mutter, der das Schicksal auch noch so übel mitgespielt hatte. Aber es konnte auch keiner sagen… wie es ihr ohne ein Kind ergangen wäre. Man würde es abwarten müssen. Die Zeit würde es zeigen. Etwas anderes blieb ihnen nicht. Shinichi schluckte schwer. Jetzt war es passiert; er würde Vater werden, und es war nicht rückgängig zu machen. Also warum sollte er jetzt lange verärgert sein… es brachte nichts. Und sie hatte das nicht verdient… sie… sie hatte ja nicht aus böser Absicht gehandelt. Und außerdem gab es jetzt wichtigere Dinge. Viel wichtigere Dinge… Er seufzte leise, dann stand er auf. Er hatte sie wohl genug bezahlen lassen für ihre Sturheit, es wurde Zeit, dass er heimkam. Ein leises Lächeln huschte über sein Gesicht. Shiho stand immer noch am Fenster, als er etwa eine halbe Stunde später wieder am Haus des Professors vorbeiging. „Er kommt zurück.“, murmelte sie leise. Agasa schaute sie fragend an. Sie blieb ihm die Antwort schuldig. Als er die Tür aufmachte, war es gespenstisch still im Haus. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Das Gefühl, vielleicht doch zu weit gegangen zu sein… aber er hatte einfach keinen anderen Weg gesehen. Dann hörte er es. Leises Schluchzen. Es kam aus der Bibliothek. Sie kauerte, immer noch in Tränen aufgelöst, in einem Sessel, schaute ihn aus verheulten Augen an. Sie zitterte, und es war offensichtlich, dass sie nicht nur der Heulkrampf schüttelte. Sie fror. Er blieb stehen. Schuldgefühle machten sich in ihm breit. „Ran…“, murmelte er leise. „Ran, es tut mir…“ Sie starrte ihn an, musterte zaghaft sein Gesicht. Er war bleich, aber er schien nicht mehr wütend zu sein. Im Gegenteil. Er schien sich schlecht zu fühlen. Ran schluckte, stand langsam auf, wankte ein wenig. Shinichi wusste nicht genau, was er tun oder sagen sollte; er wusste, er hatte ihr wehgetan mit seiner Reaktion. „Es… es… es tut mir Leid, Ran… ich hätte nicht…“ Sie blickte ihn immer noch an. Dann rollte eine Träne aus ihrem Augenwinkel. „Es muss dir nicht Leid tun… ich kanns verstehen… ich… bin nur froh, dass du wieder da bist, denn ich… du hast ganz Recht, ich hätte nicht… ich war so dumm…“ Er ging auf sie zu, sie streckte die Arme aus, drückte sich an ihn. Vergrub ihren Kopf an seinem Hals und atmete tief ein. Er war wieder da… Shinichi schluckte, strich ihr über den Rücken, bereute, vorhin einfach gegangen zu sein. Aber er hatte sich nicht anders zu helfen gewusst. „Ich dachte du… es tut… tut mir so Leid… ich hätte dich fragen müssen, es ist ja auch deine Entscheidung, du hast ganz Recht, ich…“ Rans Stimme war kaum zu hören, als sie sprach. Er nahm ihren Kopf in beide Hände, schaute sie bittend an. „Es tut mir Leid… es tut mir so Leid… dass ich so heftig reagiert hab…“ Shinichi suchte nach Worten. „Ich dachte du kommst nicht wieder…“, stammelte sie leise. Er starrte sie wie vom Donner gerührt an, schüttelte den Kopf. „Wie kommst du darauf…? Ich… ich liebe dich doch… wir sind verheiratet… ich… es tut mir Leid, wenn du… ich musste…“ Er schluckte. Offensichtlich war seine Reaktion tatsächlich heftiger ausgefallen, als ihm wirklich bewusst geworden war. „Ich musste mir… klar werden über einige Dinge… es war nun doch ein ziemlicher Schlag ins Gesicht heut morgen… so auf nüchternen Magen…“ Sie hielt inne, schaute ihn an. „Du bist… nicht mehr sauer?“ Er zog die Augenbrauen hoch. „Oh doch, meine Liebe. Sauer schon noch. Aber nicht… wütend, nicht auf… die Tatsache, dass du schwanger bist… nur darauf, dass du mich so hintergangen hast. Ich konnte nicht klar denken ich war so aufgebracht, verstehst du...? Aber mach dir keine Sorgen… wir stehen das durch… solange ich…“ Shinichi brach ab, biss sich auf die Lippen, rang um Fassung. Ran starrte ihn traurig und erleichtert zugleich an. Er hob den Kopf, schaute sie reuevoll an. „Verzeihst du mir?“ Sie schlang ihre Arme um ihn, lehnte ihre Stirn an seine, brach erneut in Tränen aus. „Wenn ich gewusst hätte, dass du solche Gedanken hast… dann wär ich nicht… aber ich musste nachdenken, und das konnte ich hier nicht…“ Ihre Finger krallten sich in seine Jacke. „Natürlich… es ist schon gut… schon gut… ich weiß auch nicht, wie ich… ich hätte wirklich… ich hätte das nicht so im Alleingang entscheiden dürfen… ich wollte dich nicht anlügen, und auch nicht betrügen, ich hab mich so mies gefühlt die letzten Wochen…“ Sie lächelte schüchtern. „Jetzt weiß ich wohl ansatzweise, wie’s dir damals ging…“ Shinichi schaute sie betrübt an, streichelte ihr über den Rücken. Er seufzte, gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Verzeih, wenn ich ein wenig… ein wenig sehr… harsch war… aber…“ Er schluckte schwer. „Was mich so fertig macht, ist nur die Tatsache, dass ich mich nie drum kümmern werden kann. Es wahrscheinlich nicht mal sehen werde… du wirst allein sein damit, ich kann dir nicht helfen… und ich muss noch einen weiteren Menschen verlassen...“ ...den ich so sehr lieben werde… Er seufzte tief. „Ich werde gar keine Beziehung zu meinem Kind haben… keine, an die es sich erinnern wird…“ Ran schloss die Augen, sie ertrug die Traurigkeit in seiner Stimme kaum. Schlang ihre Arme um ihn, legte ihren Kopf an seine Brust, hielt ihn lange einfach nur fest. Dann schob sie ihn sanft ein wenig von sich, nahm sein Gesicht in beide Hände. „Doch das wirst du. Glaub mir, das wirst du, irgendwie wird es schon klappen. Und ich werde dein Andenken als Vater hochhalten, ich versprech’s.“ Eine Träne rollte ihr über Wange. Er beugte sich vor und küsste sie weg, berührte dann mit seinen Lippen sanft die ihren. Als sie sich voneinander lösten, schaute er sie nachdenklich an. „Hast du’s meinen und deinen Eltern schon gesagt? Dass wir Eltern werden- also dass sie Großeltern werden?“ „Meinen schon… deinen noch nicht...“ Er zog die Augen hoch. „Aaahhh… Kogorô… ja, jetzt wird mir einiges klar…“ Ran seufzte, zuckte bedauernd mit den Schultern. „Ich hab ihn nicht angestiftet… ehrlich nicht.“ Er schaute an die Decke als er nachdachte. „Ist ja jetzt auch egal. Aber du, meine liebe Gattin, darfst jetzt auch noch meine Eltern informieren, und wenn du mit dem Telefonieren fertig bist, frühstücken wir, und dann… dann sehen wir mal weiter…“ Er lächelte verhalten; in seinen Augen blitzte es, ein leichter Rotschimmer hatte sich auf seine Wangen geschlichen. Er freute sich. Zwar versuchte er, es nicht zu zeigen, aber doch... es war augenscheinlich. Ran schaute ihn an. Selten hatte sie ihn in letzter Zeit so gesehen, und es erleichterte sie, dass er trotz aller Bitterkeit sich doch noch freuen konnte. Die schönen Seiten noch sehen konnte. Und endlich, endlich lächelte er wieder. „Bis gleich dann!“ Er tippte ihr auf die Nase, drehte er sich um und machte sich auf den Weg in sein Büro. Sie schaute ihm nach, ein Gefühl von Vorfreude und großer Beklemmung machte sich in ihrer Brust breit. Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich… ich liebe dich… Dann drehte sie sich um und griff sich das Telefon. Wie zu erwarten war, standen nicht weniger als eine halbe Stunde später seine Eltern auf der Matte. Sie waren mit dem Frühstück noch gar nicht fertig, als die Klingel durchs Haus hallte. Shinichi bedeckte sein Gesicht mit der Zeitung. „Neeeiiin… nicht jetzt schon…“ Ran streckte eine Hand vor, zog die Zeitung runter. „Machst du auf, oder soll ich?“ „Mach du. Ich geh mich verstecken.“ Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Wenigstens fertig frühstücken hätten sie uns noch lassen können.“, seufzte er gequält; dann stand er doch selber auf, unterm Arm die Zeitung, in der Hand ein Stück Toast, dass er noch in sich reinstopfte, und ging zur Haustür. Ran lächelte, als sie ihn aus dem Zimmer schlurfen sah. Dann machte sie ein wenig Ordnung, setzte neuen Kaffee auf. Shinichi holte Luft, drückte die Klinke runter. Draußen standen, wie erwartet, seine Eltern. Yukiko strahlte ihn an wie die aufgehende Sonne, Yusaku schaute etwas ernster. Er hatte während der Fahrt hierher die Sachlage aus einem anderen Blickwinkel betrachtet als seine Frau, soviel war offensichtlich. „Ran ist in der Küche.“, sagte Shinichi nur. Yukiko umarmte ihn, drückte ihm einen Kuss auf die Wange, eilte dann in die Küche, von wo aus bald ihre Begeisterungsrufe zu hören waren. Shinichi schaute ihr hinterher. Yusaku trat neben ihn. „Shinichi…“ Sein Sohn schluckte, dann wandte er den Kopf. „Du denkst ganz richtig. Ich wollte… wollte keines.“ Er legte die Zeitung langsam, sorgfältig neben das Telefon auf die kleine Kommode, schloss die Haustür. „Versteh mich nicht falsch, bitte… ich… hätte grundsätzlich gern eine Familie mit ihr gehabt, aber unter diesen Umständen wollte ich sie einfach nicht… mit einer so großen Verantwortung allein zurücklassen. Nun…“ Er fuhr sich durch die Haare am Hinterkopf, schaute zu Boden, in seinem Blick lag Bedauern. „Sie hat… hat… nun, offensichtlich war es ihr egal. Aber ich… ich weiß nicht…“ Er seufzte schwer. „Ich werde meinen Sohn oder meine Tochter nie kennen lernen, ich werde mich nicht darum kümmern können, ich…“ Yusaku starrte ihn an. Genau das… genau das hatte er sich gedacht. „Sie oder er wird nie wissen, wer ich war… und ich werde nie sehen… was aus meinem Kind wird… was für ein Mensch aus ihm werden wird…“ Shinichis Stimme verlor sich. Ran zuliebe hatte er all diese Gedanken für den Moment nicht mehr angesprochen, aber nun brach es einfach aus ihm heraus. Yusaku kniff die Lippen zusammen. Es tat ihm weh, ihn so zu sehen, seinen Sohn… und noch mehr schmerzte ihn die Tatsache, dass Shinichi Recht hatte, mit dem, was er sagte. Und keiner von ihnen würde etwas dagegen tun können. Bitterkeit stieg in ihm hoch. So hatte er sich das für seinen Sohn nicht vorgestellt… nein, ein solches Leben hatte er sich für Shinichi nicht gewünscht. Er zögerte ein paar Sekunden, als er ihn so verloren stehen sah; und dann tat er etwas, was er schon lange nicht mehr getan hatte; er zog seinen Sohn an sich, umarmte ihn kurz. Shinichi starrte ihn einigermaßen überrascht an. Yusaku hob die Hand, verhinderte somit, dass er etwas sagen konnte, begann dann selber, mit leiser, ernster Stimme zu sprechen. „Shinichi…“ Er räusperte sich, als er merkte, dass seine Stimme etwas heiser klang. „Ich kann leider nicht… nicht ändern, was passieren wird. Ich würde mit dir tauschen, wenn es nur möglich wäre, sofort… Es ist unfassbar ungerecht, dass dir das verwehrt bleiben wird, Shinichi… das Vatersein, denn ich denke, du hättest es gut gemacht… besser als ich.“ Yusaku versuchte zu lächeln, aber es misslang ihm. „Es tut mir weh, zu wissen, dass du deine Chance nicht kriegen wirst…“ Seine Stimme verlor sich. Shinichi starrte ihn betrübt an. „Vater….“ Yusaku schüttelte den Kopf, räusperte sich. „Ich will nur, dass du eins weißt. Wir werden da sein. Jetzt, und solange man uns braucht. Glaub mir… sei dir versichert, wir, deine Mutter und ich, werden dafür sorgen, dass es weder Ran noch unserem Enkel an irgendetwas fehlt. Wir werden uns um sie kümmern, du brauchst dir darüber keine Sorgen zu machen, hörst du? Das verspreche ich dir… wir werden da sein… wenn du es nicht mehr sein kannst…“ Shinichi schluckte. „Danke.“ Er atmete stockend aus, schaute zu Boden. „Warum passiert mir das…?“, flüsterte er dann leise. Yusaku legte seine Hand auf seine Schulter, drückte sie kurz. „Weil das Leben nicht gerecht ist.“ Dann ging die Tür auf, Yukiko, die sich gewundert hatte, wo ihr Sohn und ihr Ehemann abgeblieben waren, streckte ihren Kopf heraus. Und dann traf es auch sie wie ein Schlag ins Gesicht. Diese Sache hatte nicht nur gute Seiten; und das sie das nicht vorher bedacht hatte, beschämte sie. Sie trat heraus, zog die Tür hinter sich zu. „Shinichi…“ Der Angesprochene schüttelte den Kopf, versuchte ein mehr oder weniger tapferes Lächeln, ging ihr entgegen, dann an ihr vorbei und in die Küche. Yusaku folgte ihm mit einigem Abstand. Seine Frau war aschfahl im Gesicht geworden. „Yusaku…“ Eine Träne rollte ihr über die Wange. „Schhh… Yukiko. Denk jetzt nicht darüber nach...“ Er wischte ihr den salzigen Tropfen von der Wange, drückte sie kurz, und folgte dann seinem Sohn in die Küche, wo er seine Schwiegertochter begrüßte. Sie hatten den ganzen Tag gemeinsam verbracht, in einer irgendwie doch fröhlichen Atmosphäre. Als der Abend dämmerte, entschuldigte sich Shinichi kurz, ging auf die Terrasse, setzte sich in einen Stuhl. Kühle Luft umfing ihn, ließ ihn leicht frösteln. Yusaku sah ihn gehen, folgte ihm. Seine Worte hatten ihn heut den ganzen Tag über nicht in Ruhe gelassen. Draußen angekommen, zündete er sich eine Zigarette an, an der er ein paar Mal zog, bevor er sich seinem Sohn zuwandte. „Kommst du klar soweit?“ Shinichi sah ihn nicht an, als er antwortete. „Muss ich wohl…“ „Shinichi…“, murmelte Yusaku dann leise. „Hör zu… ich weiß, es ist grausam, aber du hast Recht. Dein Kind wird dich nicht kennen lernen…“ Shinichi wandte den Kopf ab, schluckte. Yusaku setzte sich in den Stuhl neben ihn. „Aber das heißt nicht, dass es nicht wissen kann, wer du warst.“ Shinichi schaute ihn an, räusperte sich. „Na, ich nehme an, Ran wird ihr oder ihm mal erzählen, wer ich war. Oder ihr. Oder Kogorô und Eri… und es existieren ja auch Bilder, aber…“ Yusaku seufzte leise. „Etwas anderes ist dir noch nicht eingefallen? Willst du es wirklich komplett allen anderen überlassen, was dein Kind mal von dir denken soll…?“ Sein Sohn blinzelte, dann räusperte er sich leise. „Nein. Aber… ich weiß nicht, ob die Idee… die ich da kurz hatte… eine gute ist.“ „Deine Geschichte aufschreiben?“ „Ja.“ Er knetete nervös seine Hände. Yusaku lächelte. Genau den Vorschlag hätte er ihm machen wollen, wäre er selber nicht drauf gekommen. „Und warum glaubst du nicht, dass das eine gute Idee ist?“ „Weil ich nicht weiß, wie… du bist der Schriftsteller, nicht ich.“ Yusaku beugte sich nach vorn, schaute ihm ins Gesicht. „Aber du bist mein Sohn. Warum sollst du das nicht können? Außerdem sollst du keinen Bestseller schreiben… du sollst… nur erklären, wer du bist. Mit allem, was dazugehört.“ Shinichi blickte ihn lange an. Dann nickte er. „Wahrscheinlich hast du Recht… etwas… etwas Direkteres kann er oder sie eigentlich nicht kriegen…“ Yusaku nickte schwer. „Gehen wir wieder rein?“ Sein Hals fühlte sich trocken an. Shinichi starrte ihn an. „Vater…?“ Yusaku zog ein letztes Mal an seiner Zigarette, dann drückte er sie aus. „Ja…?“ „Versuch… nicht ständig daran zu denken… ja? Du kannst nichts dafür…“ Yusaku blickte ihn an, Bitterkeit machte sich in ihm breit. Aber wie könnte ich nicht, sag mir das… manchmal denke ich… ich habe versagt… Vor etwa einer Stunde waren seine Eltern gegangen. Ran schlief auf dem Sofa, als er ins Wohnzimmer kam. Unter seinem Arm klemmte ein Buch, in der einen Hand hielt er einen Füller, in der anderen Hand eine Tasse Kaffee. Er setzte sich ihr gegenüber in einen Sessel, bedachte sie mit einem leisen Lächeln. Dann stellte er seinen Kaffee auf den Tisch, zog die Kappe vom Füllfederhalter und schlug das leere Notizbuch auf. Er setzte die Spitze des Füllers unschlüssig auf die erste leere Seite, überlegte. Lies sich das Gespräch mit seinem Vater durch den Kopf gehen, versuchte sich klar zu werden darüber, was er seinem Kind unbedingt selber sagen wollte… Eine Weile saß er so da, in völliger Ruhe, nur das Ticken der Wanduhr durchbrach die Stille; dann begann er zu schreiben. 14.07.2002 Hallo… Heute fange ich also an, diese Aufzeichnungen für dich zu schreiben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)