Tagebücher von Leira ================================================================================ Besuch bei Tante Sonoko ----------------------- Buenos dias! Vielen, vielen Dank für die Kommentare zum letzten Kapitel! Ehrlich, vielen Dank an alle, die sich die Zeit dafür nehmen, ich weiß es zu schätzen! Wie gewohnt folgt nun eines aus der Gegenwart- ohne Buch, aber dafür mit einem Besuch bei einer Person, die mir immer sympathischer wird ^^ Sonoko *g* Ich hoffe, ich hab sie einigermaßen getroffen... ^^ Viel Spaß beim lesen, bis nächste Woche, MfG, Eure Leira ;D ______________________________________________________________ Kapitel 23: Besuch bei Tante Sonoko Gegenwart Sayuri kniff die Augen zusammen, dann seufzte sie betrübt. Der Anblick, der sie so bekümmert stimmte, war die Anzahl der Seiten, die sie gerade mit Daumen und Zeigefinger zusammenpresste, um abschätzen zu können, wie viel Text es noch war. Wie viel ihr vom letzten Buch ihres Vaters geblieben war, was noch zu lesen vor ihr lag. Es war ungefähr noch ein Drittel. Sie schluckte schwer, biss sich dann auf die Lippen, rutschte unruhig auf dem Futon in Shihos Zimmer hin und her. In den letzten paar Minuten war ihr eine Erkenntnis gekommen: sie hatte sich bemüht, langsamer zu lesen, entgegen ihrer Absicht. Zuerst war es ihr gar nicht aufgefallen, dass sie sich selber betrog; aber das tat sie. Sie las absichtlich langsamer, um nicht so schnell zum Ende zu kommen. Weil sie nicht wollte, dass es endete. Weil sie nicht wollte, dass es aufhörte, sie verhindern wollte, dass er wieder verschwand, denn eines war ihr klar… ein weiteres Mal würde sie diese Bücher wohl nicht lesen können… nicht, wenn sie das Ende erst einmal kannte. So konnte sie sich noch in der Sicherheit der Unwissenheit wiegen, denn sie wusste nicht, was noch kam… aber wenn sie hiermit einmal durch war, wusste sie nicht, ob sie es ertrug, diesen Weg nochmal zu beschreiten. Auszüge würde sie vielleicht dann und wann lesen können… mit Sicherheit. Aber alles am Stück nie wieder, dafür war diese Geschichte nicht gemacht. Noch einmal zu erleben, wie er starb… Nein. Sayuri klappte das Buch zu, legte es wieder unter ihr Kopfkissen, schluckte. Tatsache, sie hatte sich selber manipuliert. Aber egal wie langsam sie las, irgendwann würde sie die letzte Seite umblättern, den letzten Satz, das letzte Wort, den letzten Buchstaben lesen... und damit war seine Geschichte dann zu Ende. Und langsam verstand sie, wie es für ihre Mutter gewesen sein musste, ihn zu verlieren. Das was sie selbst nun schriftlich erlebte... was sie im übertragenem Sinne mitbekam, hatte ihre Mutter hautnah erleben müssen. Sie hatte nichts tun können, als er ihr immer mehr entglitt. Als er starb. Sie verließ, und sie wusste, sie würde ihn nie wieder sehen. Nie wieder hören, fühlen, nichts… Alles was sie tun konnte, war zuzusehen… die Augenblicke zu genießen, so gut es ging, und zu warten… vergeblich auf ein Wunder zu hoffen, vielleicht auch die schreckliche Zukunft zu verdrängen, es einfach vergessen zu wollen, dass er bald tot sein würde… Sayuri strich sich über die Augen. Allein die Vorstellung war grauenhaft. Ihre Mutter war irgendwann angekommen, bei letztem Tag, letzter Stunde, letztem Atemzug. Und so wie sie jetzt reagierte... so, wie sie jetzt noch litt, ihn jetzt noch vermisste, der Gedanke an ihn sie so mitnahm... ... musste es für sie unerträglich gewesen sein, ihn sterben zu sehen. So hilflos mit ansehen zu müssen, wie der, den sie so liebte, sie verließ. Der Tod war so schrecklich endgültig. Sayuri griff sich mit beiden Händen in die Haare, seufzte schwer, versuchte den Kloß, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, runterzuschlucken. Ihre Mutter tat ihr so unendlich Leid. Und sie hatte nicht wirklich etwas getan, um es ihr leichter zu machen, im Gegenteil; sie hatte ihr die letzten Tage, Wochen noch schlimmer gemacht, als sie wohl ohnehin waren. Sie war wütend gewesen und hatte sie das auch spüren lassen. Jetzt plagte sie das schlechte Gewissen. Sie war mittlerweile drei Tage weg von daheim, aber sie wagte nicht, ihr einfach so wieder unter die Augen zu treten. Ein leises Zittern schüttelte das Mädchen, ein Schauer rann ihr über den Rücken, als sie an die Szene im Büro dachte. Schnell warf sie einen kurzen Blick auf das Päckchen, das der Auslöser für diesen Streit gehabt war. Sie war ein wenig ratlos, was sie nun tun sollte. Sayuri wollte ihr helfen, das wollte sie wirklich. Aber sie wusste nicht, wie und wo sie anfangen sollte. Am Besten war wohl, sie redete mit Menschen, die ihre Mutter wirklich gut kannten; und aus irgendeinem Grund schloss sie ihre Großeltern mütterlicherseits aus dieser Überlegung aus. Die Eltern ihres Vaters schienen ihr auch nicht wirklich geeignet. Sie wusste, selbst wenn man ein wirklich gutes Verhältnis zu den Eltern hatte, so würde es immer Dinge geben, die unausgesprochen blieben. Die man eher anderen Personen mitteilte. Und wer eine solche Person war, wusste sie auch schon. Tante Sonoko. Die beste Freundin ihrer Mum. Sayuri nickte sich im Stillen selber zu, packte das Päckchen ein in ihre Tasche, zog ihr Heiligtum, das letzte Buch, unter dem Kopfkissen hervor und steckte es dazu, zog sich eine Jacke über und schlüpfte in ihre Schuhe. Dann steckte sie kurz ihren Kopf zum Professor in sein Experimentierlabor und rief „Bis später!“, ehe sie hinaus eilte. Ab zu Tante Sonoko. Die würde um diese Uhrzeit schon zuhause sein, das hoffte sie zumindest. Ran seufzte, als sie ihr Frühstücksgeschirr abspülte. Sie vermisste ihre Tochter. Schrecklich. Ihr fehlte ihre Anwesenheit, ihr Lachen und ihre gelegentliche Motzigkeit, wenn sie genervt war oder ihr etwas nicht passte. Sie vermisste die Gespräche, das gemeinsame Essen, einfach… alles. Sogar, auf eine Art, die sie nur schwer begreifen wollte, Sayuris Fragen über Shinichi, wenn sie ehrlich war. Es hatte zwar weh getan, ihr darüber zu berichten, aber gleichzeitig… tat es auch gut, zu wissen, dass sie ihren Kummer mit jemandem teilen konnte, der ihn auf ähnliche Weise so vermisste wie sie. Ran fühlte sich einsam, zum zweiten Mal in ihrem Leben schrecklich verlassen. Mittlerweile tat es ihr Leid, sie so angefahren zu haben. Sie hatte sich schrecklich benommen, das wusste sie, und wäre Shinichi hier, so würde sie ihm nicht in die Augen sehen können, sosehr schämte sie sich für ihr Verhalten. Es war keine Art... wie sie mit ihm umging. Und mit seiner Tochter. Hatte sie sich nicht immer geschworen, sein Andenken hochzuhalten? Verdammt nochmal, hatte sie ihm nicht versprochen, ihrer Tochter zu erklären, wer er gewesen war...? Sein Andenken zu bewahren?! Damit sie soviel wie möglich von ihm hatte...? Wusste, was er für ein wunderbarer Mensch gewesen war? Wie sehr er sie geliebt hatte? Was für ein toller Vater er geworden wäre...? Ran lachte bitter. Dieser Pflicht war sie ja in den letzten Tagen, Wochen und Jahren hervorragend nachgekommen. Sie stellte einen spülschaumtriefenden Teller beiseite, griff sich das Geschirrtuch und wischte sich die Hände daran trocken. Ihre Finger zitterten, als sie ihre Gedanken fortsetzte. Nie vergessen hatte sie ihn wollen, ja... niemals… niemals vergessen. Sie schluckte schwer. Nie vergessen, wer er gewesen war. Was er ihr gegeben hatte. Was sie gehabt hatten. Damals hatte sie noch nicht gewusst, wie viel er ihr nehmen würde, wenn er ging. Sie hatte keine Ahnung gehabt. Tatsache war, dass er wirklich... eine Hälfte von ihr mitgenommen hatte. Mit sich gerissen. Er hatte ihr ihr Herz nie zurückgegeben. Gut, damit hatte sie gerechnet... sie hatte eingeplant, dass sie auf ewig verbunden sein würden - sie hatte so gar gewollt! - und es hatte sich damals alles so wundervoll romantisch angehört, als sie es ihm erklärt hatte, vor der Hochzeit. Shinichi... war damals schon skeptisch gewesen. Es schien, als hätte er damals schon gewusst, nicht nur geahnt, wie das hier mal enden würde mit ihr. Er hatte sie gewarnt. Sie dachte an seine Augen, an diesen zweifelnden, unsicheren Blick, jedes Mal wenn sie so optimistisch geredet hatte. Was war sie doch naiv gewesen... viel zu spät hatte sie erkannt, was das alles mit ihr anrichten würde. Sie bereute nicht, ihn geheiratet zu haben... das nicht. Sie bereute nicht, ihn geliebt zu haben... auf keinen Fall. Eigentlich bereute sie gar nichts... aber nichtsdestotrotz fiel es ihr schwer, mit der Situation jetzt klar zu kommen. Es war fast nicht auszuhalten... dieser Schmerz fraß sie von Innen auf, und jetzt, wo Shinichi auf einmal wieder so präsent war in ihrem Leben... wurde diese Qual fast unerträglich. Sie wünschte sich so sehr, er wäre wieder hier... oder aber... ... würde sie ein für alle Mal in Ruhe lassen. Eine Träne rollte über ihre Wange. Gedankenverloren griff sie sich an den Hals, wo ein kleines Kristallherz immer noch baumelte. Ran schluckte, dann fasste sie einen Entschluss. Wenige Minuten später verließ sie das Haus. Sayuri stand vor der Villa ihrer Patentante Sonoko und lehnte sich auf den Klingelknopf, um einen möglichst nervenaufreibenden Dauerton zu erzeugen, der durchs ganze Haus schrillte. Sie konnte ihn hier draußen sehr gut hören – also musste er die Bewohner des Hauses in den Wahnsinn treiben. Ungeduldig trommelte sie mit den Fingern ihrer rechten Hand auf ihren linken Unterarm, seufzte, schaute auf die Straße hinaus und wieder zurück zum Haus. „Tante Sonoko... nun komm schon...“, murmelte sie bettelnd. „Komm schon, komm schon, komm schon!“ Dann ging die Tür auf, und eine etwas ältere, mollige Frau schaute sie tadelnd an. Sayuri schrak aus ihren Gedanken, stolperte zurück, starrte in das strenge Gesicht der alten Dame. „Junges Fräulein, wo sind Ihre Manieren?“ „Zuhause vergessen.“, erwiderte das Mädchen kurz angebunden. „Ist Tante Sonoko da?“ Die Haushälterin von Sonoko Kyogoku nickte steif und winkte sie mit einer noch steiferen Geste ins Haus, schloss hinter ihr das Portal. Die Herrin des Hauses ließ auch nicht lange auf sich warten; kaum war Sayuri in der Eingangshalle und hatte sich die Schuhe ausgezogen, trat ihre Patentante aus einem Zimmer, schaute sie interessiert an. „Sayuri, na so was! Hallo, schön dich zu sehen! Aber ich muss doch gestehen, mit dir hätte ich jetzt nicht gerechnet. Was gibt’s, Lieblingspatenkind?“, fing sie gutgelaunt zu plaudern an. Sayuri schaute auf, schlüpfte gekonnt in die Besucherpantoffeln und grinste ihre Tante kokett an. „Ich kann leicht dein Lieblingspatenkind sein, Tante. Du hast nur mich.“ „Messerscharf analysiert, Holm-...“ Sonoko blieb das Wort im Hals stecken, als ihr aufging, zu wem sie gerade redete. Das Mädchen schaute sie nur an, das Lächeln war ihr auf den Lippen gefroren. „Ganz... ganz Recht. Deswegen bin ich hier...“ Ihre Stimme wurde leise. „Ich... ich wollte dich um Rat fragen... weißt du, ich hab mich mit Mama... ein wenig verkracht, wegen... wegen...“ Sie biss sich auf die Lippen. Sonoko seufzte. „Wegen Shinichi, nicht wahr? Deinem Dad. Noch im Tod macht er nur Ärger.“ Sie grinste sarkastisch, winkte nach oben. „Du nimmst es mir doch nicht übel, oder? Schließlich... weißt du, dass es so ist.“ Das Grinsen wich aus ihrem Gesicht. „Er wusste es schon immer... wie das mal enden würde.“, raunte sie kaum hörbar. „Nun, gut...“ Dann wandte sie sich wieder ihrer Patentochter zu. „Schön, Sayuri, dann komm mal mit. Lassen wir uns eine Tasse Tee und was Süßes bringen...“, sie warf ihrer Haushälterin einen kurzen Blick zu, „und reden wir über... über deine Mum und deinen Dad. Ich denke, bei dem Thema kann man sich wohl leicht mit Ran etwas in die Haare kriegen...“ Sie legte Sayuri eine Hand in den Rücken, schob das Mädchen vor sich her ins Wohnzimmer. Minuten später saßen sie dann auf dem Sofa im Salon, vor sich eine Platte mit Plätzchen, Keksen und Pralinen sowie einer Kanne Tee und zwei geradezu putzigen Tässchen aus Porzellan. ‚Vornehm geht die Welt zugrunde...’, dachte Sayuri bei sich, schnappte sich ein Plätzchen, kaute gedankenverloren. „Weißt du, dass es dieses Sofa war, auf dem deine Mum und ich saßen, als sie mich fragte, ob ich deine Patentante werden will?“, fing Sonoko an, den Faden wieder aufzunehmen. Sayuri schüttelte den Kopf. „Doch... das war genau hier. Allerdings schaffte sie das erst, nachdem sie sich von einem kleinen... Zwischenfall erholt hatte.“ Sonoko seufzte, verdrehte kurz gedankenverloren die Augen, lehnte sich zurück, ehe sie sprach. „Zwischenfall im Sinne von Heulkrampf. Deine Mutter hat deinen Vater über alles geliebt, ich denke, soviel weißt du mittlerweile, auch wenn ich nicht genau weiß, wie viel du schon herausgefunden hast.“ „Viel“, murmelte Sayuri, schlürfte ihren Tee geräuschvoll aus dem feinen Porzellan. „Gut... dann kann ich ja frei reden. Das erleichtert die Sache etwas.“ Die blonde Frau nickte. „Also. Ran kam her, allein, und wollte mich fragen, ob ich die Patentante für ihr Baby werden will, falls es ein Mädchen wird. Wärst du ein Junge, wär Heiji dein Patenonkel. Das hatten die beiden unter sich so ausgemacht. Nun... zu dieser Frage kam sie allerdings erst später, und da war auch dein Vater dann anwesend.“ Sonoko trank mit spitzen Lippen ein Schlückchen Tee. „Mann, diese Tassen sind ein Witz… da passt ja gar kein Tee rein.“ Sayuri schaute sie an, zog eine Augenbraue hoch. „Lenkst du ab?“ „Ich?“ Sonoko tat erschrocken. „Niemals. Aber…“ „Also, was war dann mit meiner Mutter an jenem Tag?“ Sayuri ließ nicht locker. Sonoko stellte die Tasse ab, schenkte sich nach, seufzte dann ergeben. „Schön. Schon gut. Ran... ist damals hier zusammengebrochen, wie gesagt. Hat geweint und konnte nicht mehr aufhören. Sie hat mir nämlich gestanden, wie sie deinen Vater ausgetrickst hat, der ja eigentlich in seiner Situation keine Kinder...?“ Sie warf dem Mädchen neben sich einen fragenden Blick zu, fuhr erleichtert fort, als Sayuri wissend nickte. „... wollte, und wie Leid ihr das getan hatte. Sie hat mir gestanden, wie schwer es da schon für sie gewesen ist, das alles zu ertragen. Die Nachricht, dass er sterben würde... so bald schon sterben würde, wegen dieser dummen Sache mit...“ Ein erneuter Blickkontakt folgte, der wieder mit einem leichten Kopfnicken bestätigt wurde. „... Conan. Ran hielt den Gedanken fast nicht aus. Sie ertrug es tapfer, aber ihn zu sehen, mit ihm zusammen zu sein, ihre Zeit zu genießen und dabei zu wissen, dass das alles so begrenzt sein würde, trieb sie an ihre Grenze. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn so hintergangen hatte, gleichzeitig war sie ihm so dankbar, dass er es verstand, sie unterstützte, ihr helfen wollte... einfach bei ihr war.“ Sonoko räusperte sich, ließ ihr feines Benehmen fallen und trank ihren Tee auf Ex aus. „Vieles, das sie bedrückte, sagte sie ihm nicht. Auch ihren Eltern nicht. Er wusste es wohl trotzdem, er kannte Ran einfach viel zu gut... er sah ihr an, wenn etwas nicht stimmte, spürte es, hörte es am Klang ihrer Stimme... aber er bohrte nicht nach. Er tat nichts, wollte nichts tun, was sie in irgendeiner Weise verletzte oder zu einer Aussage zwang, die sie nicht machen wollte.“ Eine kleine Pause trat ein. „Hat sie das... dann... dir erzählt...?“ Sayuris Stimme klang leise, fragend. Sonoko nickte langsam. „Ja.“ „Was...?“ Die blonde Frau schluckte, stand auf, ging hin und her, warf ihr immer wieder einen Blick zu. „Ich weiß nicht, ob ich dir das sagen darf. Andererseits hat sie es mir nie verboten, darüber zu reden, und es wäre wohl wichtig für dich zu wissen, um zu verstehen, warum sie immer noch so schlecht klar kommt... warum sie ihn am liebsten vergessen würde, mittlerweile, warum sie den Gedanken an ihn einfach nicht erträgt...“ Sonoko seufzte tief, schloss kurz die Augen, blieb stehen. Das schlechte Gewissen stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Sie hat ihn so sehr geliebt... so unglaublich geliebt... dass der Gedanke an ein Leben ohne ihn sie so sehr entsetzt hat... so niedergeschmettert hat... dass sie sich das Leben nach seinem Tod einfach nicht vorstellen konnte.“ Sayuri öffnete entsetzt die Augen, hob langsam die Hand, hielt sie sich vor den Mund. Sonoko schaute sie an, nahm ihre Hände in die ihren, hielt sie fest, schaute sie ernst an. „Hör zu, daran hat sie nie gedacht... nicht das, was du denkst! Ran hat nie... niemals überlegt, sich selbst das Leben zu nehmen, nicht, wo du doch auch noch da warst! Niemals. Sie wollte ich doch unbedingt, sie hätte dich nie allein gelassen. Und er… Shinichi hätte ihr solche Gedanken sofort ausgeredet, auch wenn er sie selber auch mal hatte...“ Sie senkte kurz den Kopf, schüttelte ihn langsam. „Sie hat nur immer wieder gefragt, unter Tränen, was sie denn machen sollte, wenn er weg wäre. Sie wollte das nicht. Sie konnte sich ein Danach einfach nicht vorstellen. Ein Leben ohne ihn. Sie wollte den Abschied nicht, diese Gewissheit, dass er für immer fort wäre… Sie wusste, es würde kommen, irgendwie würde sie es meistern, aber sie wusste nicht, wie. Und ein Teil von ihr wollte es auch nicht wissen. Sie wollte ihn einfach nicht verlieren... Ran wollte ihn einfach nicht gehen lassen. Sie hatte Alpträume deswegen... hat davon geträumt, dass er gestorben war, ist aufgewacht, stets so leise, dass er es nie gemerkt hat, hat gelauscht, ob er noch geatmet hat... jedes Mal, mit jedem Traum wurde ihre Verlustangst größer, der Schmerz intensiver. Und man sah... man sah, obwohl er sehr tapfer war, wie es dann doch langsam bergab ging mit ihm. Vor allem sie sah es.“ Sonoko seufzte. „Deine Eltern waren seelenverwandt. Ich dachte nie, dass es das gibt, aber sie waren es... sind es vielleicht noch immer. Er hat sie so geliebt, seine Ran... er hätte wirklich alles für sie getan. Und er hat... hat sich ein Bein ausgerissen, um es ihr so leicht wie möglich zu machen, er war so lieb zu ihr, so fürsorglich, er... er hat wirklich alles getan, was in seiner Macht stand. Und Ran - Ran hat all das aufgesogen wie ein Schwamm. Seine Liebe, seine Nähe, seine Wärme... sie waren einander so nah... man mochte glauben, die beiden würden sich gegenseitig dieses Leben geben, einer ohne den anderen wäre tot. Und das ist eingetroffen. Shinichi... Shinichi starb, und Ran war plötzlich allein. Ihr Partner war fort, ihre Lebensquelle war weg – wo vorher Licht und Leben waren, herrschten nun Kälte und Dunkelheit, und so schlichen sie sich in Rans Welt ein. Sie war ohne ihn nicht mehr ganz. Er hat ihr Herz mit sich ins Grab genommen und ihr seins dagelassen, aber was nützte ihr das? Ich weiß, das hört sich kitschig an... aber so beschreibt man es am besten. Und nun… Was nützt es ihr heute, zu wissen, dass er sie bis zu seinem Tod geliebt hat... sie vermisst ihn immer noch, sein Leben, sein Lachen, seine Liebe, und weiß, sie bekommt das alles nicht mehr wieder. Sie vermisst die Schulter, an die sie sich lehnen kann, die Arme, in denen sie sich sicher fühlen kann... ihr fehlt die Wärme, die die Kälte in ihrer Welt vertreibt. Du hast ihr Leben in der Hinsicht zwar unglaublich bereichert, und sie liebt dich, das weißt du, hoffentlich... sie liebt dich über alles. Aber ihr Wunsch, ihre Hoffnung, die sie wohl insgeheim hegte, dass du... dass du ihn irgendwie ersetzen könntest, blieb unerfüllt. Und er hat sie davor auch oft genug gewarnt.“ Ran blinzelte, war stolz auf sich. Sie stand vor seinem Grab und weinte nicht. Tief atmete sie durch, schluckte, dann hob sie ihre Hände zu ihrem Hals, umgriff die Kette mit dem kristallenen Herzen. Starr war ihr Blick auf seinen Grabstein geheftet. „Hier. Bitte. Nimm‘s zurück... ich geb‘s dir wieder...“ Ihr Flüstern verhallte ungehört, ging unter im Gezwitscher der Vögel, die die ersten wirklich warmen Strahlen der Frühlingssonne zu neuem Leben erweckt hatten. Dann riss sie an der Kette, spürte einen scharfen Schmerz im Nacken, doch sie hatte erreicht, was sie wollte. Am schwächsten Glied war das goldene Band gerissen. Sie hielt die Kette hoch, seufzte leise. Vor ihre Nase baumelte es, das Herzchen, sein letztes Weihnachtsgeschenk an sie, hing fing das Licht ein, brach es, reflektierte es in Millionen von Farben. Es hatte in all den Jahren nichts von seiner Brillanz eingebüßt. Ran schluckte erneut, stellte erstaunt fest, dass ihr das Schlucken diesmal wesentlich schwerer fiel als noch gerade eben. In ihrem Hals bildete sich ein dicker Kloß, als sie auf den Stein zutrat. Langsam, zögernd, beugte sich vor, streckte ihre Hand aus, legte die Kette samt Anhänger auf die Tafel, zog dann ihren Arm wieder zurück, stolperte ein paar Schritte rückwärts. Bitteschön... jetzt hast du deines wieder... vielleicht... Vielleicht kann ich jetzt abschließen...? Sie hustete, rang das aufkeimende Verlustgefühl nieder, drehte sich um und ging, wandte sich nicht mehr um, starrte stur gerade aus. Versuchte, zu vergessen, was hinter ihr lag. Sonoko strich ihrer Patentochter liebevoll übers Haar, setzte sich dann wieder neben sie aufs Sofa, seufzte leise. „Sie kannten sich schon ihr ganzes Leben. Sie konnte es sich nicht vorstellen, wie es sein würde, ohne ihn... und dann zu sehen, zu erleben, wie er langsam verging... sie nichts dagegen tun konnte, ihn jeden Tag ein Stückchen mehr verlor... das machte aus Ran... einen anderen Menschen. Du kennst sie nicht so, wie wir sie kannten. Du kennst sie leider nicht aus der Zeit, als dein Vater noch da war. Sie war seit seinem Tod nie wieder so ausgelassen... nie wieder so fröhlich. Sie hat das Leben nie wieder so genossen, wie während der Zeit mit ihm. Wäre er nicht gestorben, so früh... die beiden wären für die Ewigkeit gemacht gewesen.“ Sayuri schluckte, schaute ihre Tante unsicher an. Das Gefühl, ihrer Mutter Unrecht getan zu haben, das sie schon seit Tagen plagte, verstärkte sich immer mehr. Sie hatte sich nie vorgestellt, vorstellen wollen, wie es für sie gewesen war. Die meiste Zeit hatte sie an sich selbst gedacht... was ihr genommen, vorenthalten worden war. Dabei hatte ihre Mutter... nicht weniger, eher noch mehr, verloren als sie. „So... so sehr haben sie sich... geliebt?“ Sonoko nickte langsam. „Ja.“ Sie ließ ihren Kopf auf ihre Hände sinken. „Es ist eine Schande, dass dir das verwehrt geblieben ist. Eine Familie, eine richtige. Dass du ihn als Vater nie kennen lernen durftest. Er hätte das gut gemacht.“ Ein sanftes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. „Er war ja schon total hin und weg, als er deine Bewegungen in Rans Bauch spüren konnte. Ehrlich, ich dachte nie, dass er so putzig sein kann. Gefreut hat er sich, wie ein kleines Kind.“ Sonokos Lächeln wurde noch breiter, erlosch allerdings bei dem Blick auf ihre Patentochter. Eine Träne rollte aus Sayuris Augenwinkel, ohne dass sie es bemerkte. Die blonde Frau schaute sie traurig an. „Es ist nicht fair, für dich. Deine Mama liebt dich... sie liebt dich wirklich, über alles... aber wie viel schöner könntest du es jetzt haben, wäre er noch hier... hätte er nicht so verdammt früh...“ Sie brach ab, starrte auf die Tischdecke, griff sich dann eine Handvoll Pralinen und stopfte eine nach der anderen in sich hinein. Sayuri tat es ihr gleich. „Wenn sie wenigstens mal ihren Frieden mit sich und ihm machen könnte, wäre das ja schon viel wert.“, nuschelte sie dann kauend, schluckte runter. „Ja, deswegen bin ich hier. Papa...“ Sonoko blinzelte sie einigermaßen erstaunt an, schwieg aber. Sayuri fuhr unbeirrt fort. „Er hat mir... ich weiß nicht, ob dir das bekannt ist, Tante Sonoko... er hat mir Bücher geschrieben.“ Sonoko nickte. „Ran hat’s mal erwähnt, ja.“ Das Mädchen holte Luft. „Schön. Also in einem dieser Einträge... da hat er mal angedeutet, dass es so enden könnte, wie es momentan aussieht. Das Mama total... fertig ist, und traurig, und... verzweifelt, und der Gedanke an ihn für sie... etwas schmerzvoll sein könnte.“, umschrieb sie vorsichtig. Sonoko nahm sich einen Keks, ließ ihn den Pralinen folgen. „Weiter. Erzähl schon weiter...!“ „Also... er hat gemeint, falls es wirklich so ist, hätte er für sie... eine Art Abschiedsgeschenk versteckt. Er wollte ihr es so nicht geben, weil er sich nicht so von ihr verabschieden wollte... fand‘s zu traurig und wohl auch ein wenig zu hart... aber er hat ihr eins dagelassen, und mich beauftragt, es zu suchen und ihr zu geben, falls es nötig ist.“ „Und du befindest es für nötig?“ „Ja.“ Sayuri nickte fest. „Absolut. Und das ist auch der Grund, warum ich mich mit Mama verkracht hab. Sie hat mich im Büro...“ Sonoko hob die Hand, öffnete den Mund. „Halt mal... du warst in Shinichis Büro?!“ Das Mädchen neben ihr äußerste zustimmendes Gemurmel. „Oha. Ich kann mir vorstellen, Ran war sauer...“ Langsam ging sie weiter, Schritt für Schritt. Schaute auf den Boden, bohrte ihren Blick regelrecht ins Gras, versuchte nicht daran zu denken, was sie auf dem Grabstein zurückließ und warum, sondern setzte vehement einen Fuß vor den anderen, kam sich dabei vor, als würde sie durch Wasser waten – der Widerstand, gegen den sie ankämpfte, war fast materiell. Sie blieb stehen, atmete heftig wie nach einem Marathonlauf, ihr Blick immer noch starr in die Luft vor sich gerichtet. Ihr Brustkorb hob und senkte sich schnell - sie hob den Blick, sah das Portal bereits vor sich. Ihr Ziel. Mit geballten Fäusten und zusammengebissenen Zähnen machte sie einen weiteren Schritt nach vorn; und dann war es vorbei mit ihr. Auf dem Absatz machte sie kehrt, begann durch die Gräberreihen zurück zu hetzen, achtete nicht auf die verdutzte, irritierten, ja zum Teil sogar verärgerten Blicke der anderen Friedhofsbesucher. Sie hatte nur eins im Sinn. Sie wollte zurück an das Grab, sich das Herz wiederholen. Viel zu spät war ihr eins bewusst geworden – sie wollte doch gar nicht das Herz wieder zurückgeben an den Besitzer. Sie wollte nur… wollte ihn wieder haben. Und nicht riskieren, dass sie alles von ihm verlor. Sie wollte nichts zurückgeben… wenigstens behalten, was sie noch hatte, von ihm. Das Gefühl, einmal geliebt worden zu sein. Sie wollte es gar nicht zurückgeben, dieses Gefühl… Außer Atem blieb sie stehen, als sie Shinichis Grab erreicht hatte, schaute hektisch um sich, ließ ihre Augen über den Stein schweifen. Langsam weiteten sich Rans Augen vor Entsetzen, ihr Herz setzte einen Schlag aus. Es war weg. Die Kette samt Herzanhänger – verschwunden. Hastig trat sie näher, ließ ihre Hand über den Grabstein tasten, schaute ins Gras ringsumher, erfolglos. Ihr Atem ging schnell, ihr Herz raste, als sich die Erkenntnis in ihr regte – das kristallene Herz war wirklich weg. Tränen stiegen ihr in die Augen, langsam trat sie näher, schluckte schwer. Sie begann zu zittern, unwillkürlich, sah den Friedhof, die Sonne, das Gras und die Bäume nicht mehr, nur die leere Stelle auf seinem Grabstein... die Stelle, wo sie das Herz hingelegt hatte... und an der es nun nicht mehr lag. „Nein...“, hauchte sie leise. Verzweiflung begann sich in ihr breitzumachen, als sie sich um ihre eigene Achse drehte, ihre Blicke schweifen ließ auf der Suche nach ihrem funkelnden Kleinod. Rans Gedanken rasten. „Nein, nein, nein...!“ Sie fing an zu jammern, unablässig flüsterten ihre Lippen dieses Wort, fast wie ein Mantra. Das konnte einfach nicht wahr sein... sie durfte es nicht verloren haben! Panik stieg in ihr hoch, und sie schalt sich dafür. Schließlich war sie selber es gewesen, die das Herz unbedingt hatte loswerden wollen, und nun kam sie mit den Konsequenzen nicht klar. Ihre Hände fingen an zu zittern, ihr Herz schlug gegen ihren Brustkorb, schmerzhaft, schnell. Sie wollte es wiederhaben. Dieser eine Gedanke beherrschte ihr Denken. Das Herz, es gehörte ihr... und sie wollte es wieder. Sie wollte dieses Symbol wieder... es hing soviel daran. So viele Erinnerungen, so viele Gefühle... sie durfte es nicht verlieren. Wo konnte es also sein...? Sie war vielleicht fünf Minuten nicht hier gewesen... wer konnte es so schnell geklaut haben? Wer hatte ihr das Herz gestohlen? Und wie hatte sie nur so blöd sein können, es nicht vorher zu verstehen...? Nicht zu verstehen, dass sie es brauchte... es nicht hergeben durfte? Dann hörte sie einen Vogel schreien, starrte nach oben. Über ihr im Geäst saß sie – ein schwarzer Vogel mit weißen Flügelspitzen; eine Elster. In ihrem Schnabel hing die Kette. Ran erstarrte, dann trat sie langsam, sehr vorsichtig und sanft noch ein wenig näher, um sie nicht zu erschrecken, ließ den Vogel nicht aus den Augen. „Gibs mir wieder... bitte. Du musst verstehen, das war ein Missverständnis.“, flüsterte sie. Ihre Stimme bebte, sie streckte bittend ihre Hände aus, langsam, um die Elster nicht zu verschrecken, zu riskieren, dass sie davonflog. „Bitte, gibs mir wieder. Du kannst es nicht haben.“ Sie gab wohl ein Bild für Götter ab, als sie für die, die weiter weg standen, scheinbar mit einem Geist sprach. „Bitte... bitte...!“, murmelte sie leise. Ihr Flehen blieb ungehört. Der schwarze Vogel neigte sein Haupt, blickte sie aus neugierigen Knopfäuglein an. Die Kette in seinem Schnabel pendelte, der Anhänger blitzte und funkelte, warf sein buntes Muster auf Blätter und Äste. „Komm schon...“ Ihre Gedanken überschlugen sich, suchten nach Plänen, um der Elster ihre Beute wieder abzuluchsen, aber ihr fiel nichts ein. Und so stand sie unter dem Baum, Tränen begannen ihr über die Wangen zu laufen, als ihr die Ausweglosigkeit ihrer Situation bewusst wurde. „Bitte... bitte gibs mir wieder... es ist meins. Es gehört mir. Behalt meinetwegen die Kette, aber gib mir den Anhänger!“ Ihre Stimme wurde lauter, drängender. Und dann sprang sie. Sprang in die Luft, mit ausgestreckten Armen, wollte nach der Elster greifen, aber verfehlte sie. Mit einem empörten, keckernden Laut flog der Vogel auf, stieß kurz auf sie herab, bevor er mit ausholenden Flügelschlägen das Weite suchte. Aber das registrierte Ran gar nicht mehr. Sie ging mit zitternden Beinen dorthin, wo die Elster im Eifer des Gefechts etwas hatte fallen lassen... als sie sie angeschrien hatte, hatte sie den Schnabel öffnen müssen... und dabei war ihr die Kette entglitten. Ran sank zu Boden ins Gras, zupfte die Kette aus dem Gras, hielt das Herz auf ihrer Handfläche, ließ es funkeln. Dann stand sie wieder auf, ihre Beine immer noch wacklig vor Erleichterung, und warf seinem Grab einen kurzen Blick zu. „E... entschluldige.“ Dann senkte sie den Kopf, ihre Wangen waren hochrot, ehe sie den Friedhof verließ und den nächsten Juwelier aufsuchte. Sie brauchte eine neue Kette. Sonoko seufzte lange und laut, als sie das Päckchen vor sich auf dem Tisch betrachtete. „Und das hast du gefunden?“, fragte sie überflüssigerweise. „So sieht’s aus.“, murmelte Sayuri zustimmend. „Und seither war ich nicht mehr daheim... weil ich mich mit ihr zerstritten hab.“ Sie seufzte leise. „Lass mich raten... jetzt weißt du nicht, was du tun sollst. Wie du dich verhalten sollst, wenn du ihr wieder unter die Augen trittst? Ob und, wenn ja, wie du ihr das Päckchen geben sollst?“ Das Mädchen nickte. „Ja. Alles.“ „Hm.“ Sonoko verdrehte die Augen gen Himmel. „Ich denke, am Weitesten kommen wir damit, wenn wir uns eine Frage stellen...“ „Die da wäre?“ Sonoko schmunzelte. „Was hätte dein Vater getan?“ Sayuri zog überrascht die Augenbrauen hoch. Die blonde Frau nickte nachdrücklich. „Genau. Ich bin zwar ihre beste Freundin, aber ich... ich kannte sie bei weitem nicht so gut wie dein Vater, und ich kenne sie nicht in allen Lebenslagen, so wie er es tat, und du es tust. Also... Shinichi...“ Sie überlegte kurz. „Shinichi wäre wieder heimgegangen zu ihr, und hätte abgewartet. Wenn sie seine Hilfe, seine Hand gebraucht hätte, hätte er sie ihr gereicht. Wenn sie hätte reden wollen, hätte er zugehört, und wenn sie hätte zuhören wollen, hätte er geredet... und ich denke, so wirst du es auch halten müssen, meine liebste Patentochter.“ Sonoko lächelte ihr zu. „Geh nach Hause, geh zu ihr, sie sorgt sich bestimmt schon wahnsinnig und vermisst dich sicher... du solltest sie nicht mehr länger warten lassen. Schau einfach, wie die Lage ist. Vertrau deinem Instinkt, damit bist du immer gut beraten.“ Sayuri seufzte leise. „Wahrscheinlich hast du Recht...“, murmelte sie dann. „Na, aber klar doch.“ Sie stand auf, scheuchte ihr Patenkind ebenfalls hoch. „Und nun geh schon. Geh. Na los! Ab mit dir, ab, ab, ab!“ Ein breites Grinsen erschien auf ihrem Gesicht. Sayuri stolperte vor ihr her, schaffte es gerade noch, nach dem Päckchen zu greifen, bevor sie sich wenige Minuten später mit höchst verdutztem Gesicht vor der Tür wiederfand. Dann seufzte sie, drehte sich um und stiefelte die Treppe hinunter. „Vertrau deinem Instinkt. Na toll.“, murmelte sie vor sich hin, drehte grübelnd eine Locke ihres Haars um ihren Finger. „Das sagt die Frau so einfach...“ Gedankenverloren warf sie einen Blick nach oben, blinzelte. Die Sonne schien, wärmte ihr das Gesicht. Vertrau deinem Instinkt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)