Amnesia von Leira (Wer ist man noch, wenn man sich selbst vergisst?) ================================================================================ Kapitel 16: Die Ruhe vor dem Sturm ---------------------------------- Schande über mein Haupt, Leute. *sichschämt* *seufz* Es tut mir ehrlich Leid, euch immer noch so lange warten zu lassen, aber der Berg an Arbeit, der sich bei mir häuft, wird und wird nicht kleiner. *seufz* Aber keine Angst, abgebrochen wird nicht! Ich möchte euch auf jeden Fall aber sehr für die Kommentare zum letzten Kapitel danken, ich freu mich ehrlich, dass ihr trotz meiner Unpünktlichkeit noch dabei seid! Ich arbeite dran, dass es wieder geregelter geht, aber momentan is bei mir die Hölle los. Nun... in diesem Sinne... ich schätze, ein paar von euch werden mich für dieses Kapitel verfluchen. Trotzdem hoffe ich, dass ihr mittlerweile neugierig genug seid, um herausfinden zu wollen, wie das hier ausgeht ^.~ Mit den besten Grüßen, eure Leira :) _______________________________________________________________________ Kapitel 16: Die Ruhe vor dem Sturm Professor Hiroshi Agasa saß beim Frühstück, schlug nichts ahnend die zusammengerollte Zeitung auf, fing an, mit einer Handflächen über das Papier zu streichen, um es zu glätten, in seiner anderen hielt er sein Frühstücksbrötchen, von dem er sich gerade einen großen Bissen genehmigen wollte; allerdings blieb es beim Versuch. Was er auf der Titelseite zu sehen bekam, sorgte dafür, dass ihm fast das Herz stehen blieb. Als Ai zehn Minuten später in die Küche kam, dicht gefolgt von Heiji, fand sie den Professor wie zur Salzsäule erstarrt am Küchentisch sitzend, mit aufgerissenen Augen, eine Hand mit einem Brötchen irgendwo zwischen Tisch und Mund schwebend. Die Szene wirkte wie eingefroren; tatsächlich war die Erdbeermarmelade das einzige, was sich noch bewegte; langsam rann sie vom Brötchen, schien förmlich über die Hand des Professors zu kriechen, bis sie in der Nähe des Handgelenks in klebrigen Tropfen auf den Tisch fiel. Die beiden schauten sich kurz fragend an, dann traten sie näher und sahen, was den Professor so entsetzt hatte. Siegessicher grinsend wie eh und je blickte Shinichi ihnen entgegen; mit erhobenem Zeigefinger und in Farbe, nahm er fast ein Viertel der Seite ein. Heiji kannte das Archivbild. Allerdings war auch nicht das Bild das, was ihn so erbleichen ließ; sondern die Überschrift. Shinichi Kudô auf der Flucht vor der Polizei? „NEIN!“, entfuhr es Heiji entsetzt. Ruckartig riss er das Blatt zu sich, begann zu lesen, konnte nicht fassen, was er sah. Ai hatte nur die Schlagzeile gelesen; was an und für sich reichte, aber sie blieb ihm Gegensatz zu Heiji ganz ruhig. „Er spaltet das Lager.“ Ihre Stimme war leise und klang leicht melancholisch, als sie wissend mit ihren hellblauen Augen das Foto betrachtete. Heiji ließ die Zeitung sinken, schaute sie verblüfft an. Langsam atmete er wieder durch, die ersten Zeilen des Berichts waren schon viel weniger reißerisch als seine Überschrift. Agasa hob ebenfalls den Kopf und ließ nun sein Brötchen sinken, legte seinen Arm unbedacht in den Marmeladenfleck. Er schien es nicht zu bemerken, sondern blickte seine kleine Mitbewohnerin fragend an. Ai kletterte auf einen Stuhl, zog eine Tasse zu sich heran und goss sich Kaffee aus der Kanne ein, überflog die Zeilen schnell. „Wie ich vermutet habe, genau.“ Sie schlürfte genussvoll einen Schluck Kaffee. „Hey, Kröte.“ Heiji beugte sich vor sie. „Wie du was vermutet hast, bitte? Muss man dir alles aus der Nase zieh’n? Klärste uns mal auf?!“ Entnervt schaute er sie aus Halbmondaugen an; sie starrte nicht minder genervt zurück. „Nun,“ begann sie, „das ist doch offensichtlich, du Meisterdetektiv. Hier steht, Shinichi Kudô wäre bei einem Mordversuch zugegen gewesen und nun unauffindbar, was ihn eventuell als Täter in Betracht kommen lässt. Eventuell, man kann sehen, wie wenig die Zeitung selber dran glaubt bis auf die Schlagzeile… und die lautete so, damit sich dieses Käseblatt gut verkauft...“ Sie blickte auf, pflückte Agasa sein immer noch unangetastetes Marmeladenbrötchen aus der Hand, warf ihm einen fragenden Blick aus blauen Augen zu; er nickte abwesend, und so biss sie herzhaft hinein. Anscheinend hatte sie sich endlich wieder einigermaßen gefangen. Agasa seufzte, konnte nicht leugnen, dass ihn das ein wenig beruhigte. Das kleine Mädchen hingegen kaute, warf einen kalkulierenden Blick auf die Zeitung, schluckte dann runter und fuhr fort. „Wir können also davon ausgehen, dass er es nicht war; es gibt keine Beweise und hätte Shinichi tatsächlich jemanden umgebracht, im Auftrag der Organisation, stünde es nicht in der Zeitung. Offensichtlich will ihn jemand gesellschaftlich in den Abgrund treiben, nur dazu sind solche Spekulationen da, und ich denke, eigentlich hätte das hier ursprünglich noch viel schlimmer ausfallen müssen. Ich tippe darauf, dass er gestern noch büßen musste… oder das die ganze Sache von vorneherein eine Falle war.“ Sie schluckte schwer, schaute betrübt in ihre Tasse, zog sich dann die Sahne heran und schüttete so viel von der weißen Flüssigkeit hinein, bis ihr Kaffee eine milchigbraune Farbigkeit hatte. Langsam nahm sie einen Schluck. Er schmeckte cremig und leicht nach Mokka. „Er musste büßen, dass er mich gerettet hat, oder man wollte ihn testen, wie sehr man ihm trauen kann. Egal, was es war, es hatte Konsequenzen für ihn. Und so wie’s aussieht, hat der Boss ein wenig seinen Einfluss geltend gemacht, damit man ihm nicht gleich öffentlich den Kopf abreißt… ginge es nach dem Triumvirat oder auch nach Gin, säße er bestimmt schon im Knast, zumindest aber wär ne polizeiliche Fahndung am Laufen. Hier wird allerdings nicht mal nach ihm gefahndet. Man bittet ihn lediglich um Kooperation.“ Das Kantinengemurmel und die Geräusche von klappernden Tellern gingen an ihr völlig vorbei. Sie hatte eine einigermaßen lange Nacht hinter sich, und trank gerade die dritte Tasse schwarzen Kaffee in kleinen Schlucken. Ihr gegenüber saß er, las die Zeitung. Sharon beobachtete jedes Zucken seiner Mimik; nicht, dass es davon viele zu sehen gäbe. Shinichi hatte sich beindruckend gut im Griff. Nach dem gestrigen Abend hatte er sich wohl einigermaßen von seinem Schock erholt, auch wenn er immer noch etwas blass war. Er wirkte weder niedergeschlagen noch erleichtert, sondern sehr… neutral. Ja, neutral war wohl das beste Wort, um das zu beschreiben, was sie sah. Die personifizierte Neutralität. Langsam blickte er auf. „Es ist… nicht so schlimm, wie ich dachte.“ Langsam reichte er ihr das Blatt, trank seinen Kaffee mit einem Zug leer. „Für Ran wohl trotzdem nicht angenehm, aber ich bin noch kein Mörder. Nicht mal wirklich tatverdächtig… wie kommt das…?“ Sharon lächelte hintergründig. „Kontakte.“ „Hm.“ Shinichi seufzte, schenkte sich noch eine Tasse Kaffee ein. Dann fuhr er wieder hoch. „Und was ist jetzt mit Gin?“ „Um ehrlich zu sein, nichts. Der Status ist der gleiche wie gestern. Man hat ihn nicht abgezogen, er ist immer noch der Mann des Triumvirats – er und Absinth gehen ja sehr konform, was ihre Politik dich betreffend angeht. Das dicke Ende kommt bestimmt noch.“ Shinichi schluckte, starrte in seine Tasse. „Das dicke Ende kommt immer. Der Tag wird kommen… ich bin nur froh… dass Ran das nicht erfahren muss…“ Er schloss kurz die Augen, dann schaute er sie ernst an. „Ich würde nicht wollen, dass sie durch diese Hölle gehen muss… glauben muss, sie hätte sich so sehr in mir getäuscht, glauben muss, ich wäre ein Mörder… sie darf es nie erfahren. Wenn es passieren muss… dann soll wenigstens sie es nicht wissen. Ich werde ohnehin nie zu ihr zurückkommen… und für sie selber ist es besser, sie weiß von nichts. Wenn sie immer an den Shinichi Kudô glauben kann, den sie mal kannte…“ Er lächelte bitter, rührte langsam etwas Zucker in seinen Kaffee, hielt allerdings inne, als ihm der Geruch von kaltem Rauch in die Nase stieg. „Was willst du?“, fragte er, ohne aufzusehen. Sharon blickte gelangweilt auf, bewunderte Shinichi für seine Gelassenheit, bedachte dann Gin, der hinter ihm stand, mit einem fragenden Blick. „Yeah. Why are you disturbing our breakfast…?“ Gin bedachte sie mit einem kühlen Blick, der jedoch nichts war im Vergleich zu dem, der Shinichi galt, als der sich die Mühe machte, sich ebenfalls umzudrehen. Er wünschte ihm den Tod, das war nur zu deutlich in seinen Augen zu lesen. Shinichi hielt ihm stand. „Wir haben einen Job. Heute Abend, Shibuya. Der neue Deal.“ Mehr sagte er nicht, dann drehte er sich um und ging. Sharon schaute ihm nachdenklich hinterher. Dann wandte sie sich zu Shinichi, seufzte leise. „Das dicke Ende.“ Shinichi blickte auf, schaute sie an; dann stand er auf, verließ eiligen Schrittes den Frühstücksraum. Ihm war schlecht, ihm schwirrte der Kopf… und er musste nachdenken. Ein paar sehr unangenehme Gedanken wälzen, die sich ihm gerade wieder aufgedrängt hatten, beim Lesen dieses Artikels und dem Gespräch mit Sharon. Auf dem Balkon ihres Hotelzimmers auf Izu hielt sie die Zeitung in ihren zitternden Händen. Vor ihr stand Sonoko, einigermaßen aufgebracht, hielt ihr ihr Handy hin. „Ruf an. Um Himmels Willen, mir ist egal, wen - aber ruf an!!!“ Ran jedoch schien sie gar nicht zu hören. Shinichi Kudô auf der Flucht vor der Polizei? Das war die Schlagzeile über einem Archivbild von Shinichi. Darunter der Bericht. Shinichi Kudô wurde darin als Zeuge eines Mordversuchs aufgeführt, und laut der Zeitung unauffindbar zu einer Aussage. Ran schluckte schwer, las den Bericht immer und immer wieder, schüttelte nur den Kopf. „Da stimmt was nicht.“, murmelte sie leise. „Da stimmt was nicht.“ Sonoko ließ ihre Hand mit dem Handy sinken, stemmte sich stattdessen beide Fäuste in die Hüfte. „Warum?“, hakte sie dann widerwillig ein. „Was soll da nicht stimmen? Er hat einen Mordversuch gesehen und Schiss gekriegt. Vielleicht wollt er sich seine eigene Haut retten…?“ Leises Rascheln begleitete Rans Versuche, die Zeitung zusammen zu falten, bevor sie sie schließlich irgendwie gefaltet zur Seite legte und zu Sonoko aufsah. Der Wind fuhr ihr ins Haar, als sie den Kopf schüttelte. „Nein, Sonoko. Shinichi würde bei sowas nicht weglaufen, und das weißt du eigentlich genauso gut wie ich. Und erst Recht würde er sich nicht weigern, der Polizei für Auskünfte zur Verfügung zu stehen. Das geht hinten und vorne einfach nicht zusammen.“ Sie biss sich auf die Lippen. „Irgendwas an dem Bericht stimmt nicht. Irgendwas mit Shinichi… stimmt nicht. Und wenn ich jemanden anrufe, dann werde ich aber bestimmt nur die gleichen Ausflüchte wie immer hören. Sie wissen, wo Shinichi ist, aber mir sagt keiner was. Sie wissen, genau wie ich, dass mit ihm was nicht stimmt! Der Professor kann so schlecht lügen, Sonoko…“ Sie lächelte bitter. „Dabei hätte er es doch so einfach. Ich würd ihm wirklich gern glauben, dass sich Shinichi nur wieder in einem Fall festgebissen hat. Aber so ist es nicht… er weiß das, ich weiß das. Er macht mir was vor, aber er tu‘ts so unüberzeugt und mit derart schlechtem Gewissen, dass er mir eigentlich schon Leid tut.“ Sie sackte zusammen auf ihrem Stuhl auf dem Balkon ihres Hotelzimmers, atmete langsam aus, strich sich über die Stirn. Sonoko ließ sich gegen die Brüstung sinken, schaute sie nachdenklich an. „Also warten…?“ „Was anderes bleibt mir nicht. Offensichtlich will man mich nicht da haben… und wenn ich nicht weiß, wo Shinichi ist, brauch ich mit der Suche nicht anfangen…“, murmelte Ran, lachte hilflos. „Er könnte ja überall sein… aber ich bin hier, und offensichtlich soll ich hier bleiben, damit ich ihnen oder ihm nicht in die Quere komme? Ich weiß es nicht.“ Ein Ausdruck großen Unwillens trat auf ihr sonst so engelhaftes Gesicht. „Aber eins darfst du mir glauben, wenn wir zurückkommen, dann dürfen sie sich was anhören, wie kommen sie dazu, derart zu entscheiden für und über mich! Ich bin kein kleines Kind mehr…!“ Sie seufzte entnervt, dann schlich sich wieder der Sonoko mittlerweile altbekannte, bedrückte und sorgenvolle Ausdruck auf Rans Gesicht, und sie wusste genau, wem ihr nächster Gedankengang galt. „Ich hoffe nur, das alles ist bald… vorbei. Und ich bete dafür… dass es ein gutes Ende nimmt.“ Sie schaute auf, blickte aufs Meer, wo die Strahlen der Morgensonne wie gefallene Sterne auf den Wellen tanzten, aber wirklich Sinn für dieses bezaubernde Bild hatte sie nicht. Was ist nur los… Was hast du diesmal angestellt,… Shinichi. Agasa, Heiji und Ai saßen schweigend am Küchentisch. Ai trank ihren Kaffee aus, blickte stumm in die leere Tasse. „Das alles, weil man ihn erkannt hat… weil er einmal nicht aufmerksam genug war, zu spüren, dass man ihn belauscht…“ Heiji schaute sie von oben herab an; unangenehme Gedanken hatten sich in seinen Kopf geschlichen und tanzten dort Polka, jedesmal, wenn er versuchte, sie zu ordnen. „Irgendwie hab ich das Gefühl, dass diese Geschichte kein gutes Ende nimmt…“, murmelte er leise, sank gegen seine Stuhllehne, ließ seinen Kopf nach hinten fallen, seufzte laut. Agasa wollte ihnen etwas entgegnen, als ein leises Motorengeräusch an ihre Ohren drang. Sie alle wandten sich um, schauten hinaus- und sahen den Wagen von Yusaku Kudô in seine Einfahrt einbiegen. Agasa wischte sich über seine Augen, seufzte. „Er war lange weg.“ Heiji, der ebenfalls der Geräuschquelle seinen Kopf zugewandt hatte, und Ai, die in ihre leere Tasse schaute, als würde sie im langsam festtrocknenden Kaffee die Antwort auf ihre Fragen finden, nickten nur. Der junge Detektiv seufzte. „Und was machen wir heut…? Was fangen wir an mit dem ganzen Tag…?“ Ai ließ sich vom Stuhl gleiten, während Heiji seinen Kaffee nun ebenfalls leerte. „Wir fahren nach Tottori und halten Ausschau. Oder?“ Sie warf dem alten Professor einen fragenden Blick zu. Der nickte nur, sah sie dabei allerdings nicht an, weil etwas anderes seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Er schaute aus dem Fenster, wo er drei Gestalten auf dem Gartenweg erspäht hatte, die auf ihrem Weg zur Tür waren. Die drei Agenten vom FBI näherten sich; auch in ihren Händen war eine Tageszeitung. Agasa stand auf, öffnete die Haustür. Die drei Agenten traten schweigend ein, setzten sich. Black warf einen Blick in die Runde, bemerkte dann die Zeitung auf dem Tisch. „Ah gut. Ihr… seid also schon im Bilde. Dann brauch ich euch nicht mehr informieren, diesbezüglich.“ Heiji, Professor Agasa und Ai nickten synchron. Jodie, die ihre Zeitung hielt, legte sie zu der auf den Tisch, schenkte sich nach einem kurzen, fragenden Blick zu Agasa eine Tasse Kaffee ein. Shuichi tat es ihr gleich. Black setzte sich an den Tisch, räusperte sich, zwirbelte seinen Bart. „Wir wissen auch die Hintergründe, haben die Polizei diesbezüglich schon informiert, ich muss sagen, ich hab ihren Kommissar ja noch nie derart excited erlebt. Ich fürchte, der gute Meguré war kurz vor einem Herzanfall, er konnte sich irgendwie nicht wirklich einen Reim auf die Sache machen, aber jetzt scheint soweit wieder alles geklärt.“ Er seufzte leise. „Kir hat vor einer Stunde bei uns angerufen, sie hat den Tathergang von Vermouth, die ihn wiederum von ihm…“, er nickte zur Zeitung, von der Shinichis Konterfei immer noch siegesgewiss in den leeren Luftraum über ihn grinste, „hat.“ Agasa, der sich mittlerweile auch wieder gesetzt hatte, beugte sich vor. Heiji, der seine Hände bis gerade in den Hosentaschen vergraben hatte, zog sie heraus, umklammerte die Stuhllehne. „Ja?! Und das heißt jetzt genau??“ Ein leicht amüsiertes Funkeln trat in die Augen des alten FBI-Agenten, als er den Eifer des jungen Mannes bemerkte, wurde aber sogleich wieder ernst. „Dass mit Gins Besuch hier gestern war eine Falle für unseren Mr. Holmes, in die er eigentlich nur tappen konnte. Nachdem sie alle wieder im Hauptquartier angekommen waren, hat Gin ihn auf Befehl des Triumvirats mitgenommen, zu den Klienten, das heißt, zu zwei von drei Klienten… mit denen gestern eigentlich der Deal stattgefunden hätte...mit dem Ziel, einen von ihnen zu töten, und Shinichi den Mord anzuhängen.“ Er seufzte. „Aber beginnen wir von vorn. Gin, Vermouth und… Armagnac… begeben sich nach Shibuya, zum Treffpunkt, wo die Übergabe stattfinden soll. Dort angekommen, warten sie vergebens auf die Klienten. Gin schlägt vor, sich aufzuteilen und nach ihnen zu suchen, eine Möglichkeit, um sich von den beiden abzusetzen. Tatsächlich hatte er im Vorfeld die Klienten informiert, auf eigene Faust, dass der Termin verschoben würde. Auf… heute Abend. Nun riechen Sharon und Shinichi den vermeintlichen Braten, kommen hierher, retten uns, beziehungsweise dich, junge Dame,“ seine Augen schwenkten kurz in Ais Richtung, „und flüchten. Im Hauptquartier angekommen, verabschiedet sich Sharon, Shinichi bleibt allein.“ Er hielt inne, bat um ein Glas Wasser. Ai sprang vom Stuhl, um es ihm zu besorgen, schaute ihn dabei nicht an. Er ahnte, warum sie so reagierte. Sie gab sich die Schuld, schließlich war sie es gewesen, die man gestern hatte retten müssen. Es stand zweifellos fest, was mit ihr passiert wäre, hätte Gin sie allein gefunden, egal ob Falle oder nicht. Hätte Gin die Gelegenheit bekommen, sie als Sahnehäubchen dieses Coups noch mitzunehmen, hätte er es getan. Langsam trank er einen Schluck, bemerkte, wie wohl es tat, seine ausgetrocknete Kehle zu befeuchten. Das Schicksal des jungen Detektiven und auch das des kleinen Mädchens vor ihm ließ ihn nicht kalt, auch wenn er sich stets gut unter Kontrolle hatte. „Das Triumvirat, das nun den Beweis für seine Illoyalität in den Händen hat, beschließt, ihm den gesellschaftlichen Todesstoß zu geben - und zwar umgehend…“, übernahm nun Akai, der an der Kühlschranktür lehnte, das Reden. „Es wird keine Zeit verloren; Gin und Shinichi fahren also zu den Klienten. Im Zuge des Gesprächs haben die beiden, ein Vater und seine erwachsene Tochter, ihn erkannt; was, im Nachhinein gesehen, ja Sinn und Zweck der Übung war. Gin schoss auf die Tochter, trug dem Vater auf, Shinichi als Täter zu nennen und ließ ihn allein zurück. Sharon hat ihn aufgegabelt, kurz bevor der Notarzt kam, den Shinichi noch gerufen hatte. Man… will ihn offensichtlich wirklich gründlich ruinieren. Vermouth muss dem Boss wohl nahe gelegt haben, dass ein wegen Mordversuchs gesuchter Kudô der Organisation nicht gut tut, oder aber er hat das selbst erkannt, anders kann ich mir diesen Artikel nicht erklären. In der Organisation wird offensichtlich an zwei Fronten gekämpft, was uns eigentlich zum Vorteil gereichen könnte.“ Er nickte zu den Zeitungen auf dem Tisch. „Sie hätten ihn umbringen können.“, murmelte Jodie und sprach damit aus, was Ai sich dachte. „Ja.“, James nickte. „Allerdings, wie Kir auf meine Bemerkung diesbezüglich meinte, würde sie das kaum verwundern, dass man das nicht gemacht hat… wozu hätte man ihn denn dann überhaupt am Leben gelassen? Ihnen, oder besser dem Boss, muss was an ihm liegen… er rettet ihm jedes Mal wieder seinen Kopf. Und das Triumvirat ist mittlerweile soweit, entweder gegen ihn oder gegen den Boss oder gegen beide… einen derart großen Hass zu schüren, dass ihnen eine einfache Kugel in seinem Kopf offensichtlich nicht mehr ausreicht. Sie wollen ihn ruinieren, und damit alle, die etwas mit ihm zu tun haben. Wenn eine solche Lichtfigur wie Shinichi Kudô es war und immer noch ist, derart abstürzt, dann bleibt das nicht ohne Konsequenzen für sein Umfeld.“ Heiji schluckte, verschränkte die Arme vor der Brust, blickte stur zu Boden, dachte nach. „Der Boss ist jemand, der ihn kennt. Jemand aus seinem Umfeld.“ James Black lächelte leise. „Ja, soweit sind wir auch, das zu glauben. Gut geschlussfolgert. Im Übrigen sind wir nicht die einzigen, die das glauben… Herrn Moris Frau glaubt das auch, sie teilte es uns gestern Abend mit, und sie scheint mir eine durchaus intelligente und scharfsinnige Frau zu sein… wir sind uns also einig.“ Langsam glitt ihm das Lächeln von den Lippen. „Nur stellt sich nun die unerfreuliche Frage… who is it? Es könnte… jeder von uns sein… eigentlich. Denn wen… wen kennt er denn sonst so gut? Oder wer kennt ihn so gut, außer uns…“ Shinichi lief Kreise, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, dachte nach. Zermarterte sich sein Hirn nach allen Regeln der Kunst. Es gab zu viele Fragen, mittlerweile. Gestern Abend hatte er gedacht, sein Leben wäre vorbei. Shinichi Kudô war ein potentieller, gesuchter Mörder geworden, in Sekundenbruchteilen. Heute sah alles ganz anders aus; und das konnte nur deshalb geschehen sein, weil jemand seine Finger im Spiel hatte. Jemand Mächtiges. Jemand, an dessen Fingern eine Menge Fäden hingen, mit denen er andere tanzen ließ wie Marionetten. Ein Strippenzieher. Nur so konnte er es sich erklären, dass er heute noch kein Geächteter war. Nun stellte sich die Frage- welches Interesse hatte dieser Jemand daran, ihm, wie auch immer, zu helfen? Und wer war dieser jemand? Außer Frage stand für Shinichi, wer dieser Jemand war… der Boss. Ja. Er allein konnte dafür mächtig genug sein. Allein das Gin gerügt worden war… konnte nur vom Boss kommen. Keinesfalls vom Triumvirat; denen hatte Gins Aktion wohl eher gefallen. Also der Boss… Dass er es gewesen war, leuchtete ein. Schließlich versuchte der Boss, seit er hier war, ihm das Leben zu retten, warum auch immer. Es begann damit, dass man ihm auf seinen Befehl hin das Gegengift gab, was hirnrissig war; man hätte ihn als Kind genauso gut foltern und töten können, wenn nicht noch besser. Nein. Nach allem, was bisher passiert war, war Shinichi sich sicher, der Boss hatte ihm seinen Körper wiedergeben wollen… um ihm einen Gefallen zu tun. Gut, er hatte ihn damit fast umgebracht, aber – Was soll’s. Man kann nicht alles haben, nicht jedes Risiko eliminieren. Punkt zwei war so offensichtlich wie gewagt; die Rettungskation in der Folterkammer. Hier hätte er sterben müssen! Eigentlich. Dieser Tag wäre sein Todestag geworden. Gin hatte die Waffe schon im Anschlag gehabt, Absinth den Befehl schon gegeben…! Nur ein Telefonat hatte ihn vor der Hinrichtung bewahrt… ein sehr folgenschweres Telefonat, und mittlerweile wünschte er sich immer öfter, es wäre nie geführt worden. Und dieses Telefonat war es auch gewesen, das so unendlich viele Fragen aufwarf. Cognac hatte ihm das Leben gerettet und es ihm gleichzeitig zur Hölle gemacht. Er drohte ihm damit, Ran zu töten, wenn er nicht gehorchte, und von Sharon wusste er, dass er über Ran Bescheid wusste; dass die Drohung keinesfalls leer war. Shinichi schluckte, fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht, durch die Haare, blieb stehen. Der Boss kannte Ran. Und er wusste, dass er selber für Ran alles tun würde. Er kannte ihn… Das war sicher. Und offenbar war er ihm ähnlich, wie geartet auch immer diese Ähnlichkeit war; man hatte gesehen, was es Absinth für ein Vergnügen gewesen war, ihm das unter die Nase zu reiben. Sah er ihm ähnlich? War er ihm vom Wesen her ähnlich, vom Charakter? Wenn ja… wollte er das denn? Der Boss war ein Mörder. Sicherlich wollte er keinem Mörder charakterlich ähneln. Shinichi seufzte, ein sarkastisches Lächeln huschte über seine Lippen, verschwand, so schnell wie es gekommen war. Er wusste es nicht, aber was es auch war, worin diese Ähnlichkeit bestand… es behagte ihm nicht. Und daraus ließ sich wohl auch dieser Satz erklären… „Es ist eine Gnade für dich, dass du unwissend sterben darfst.“ Shinichi murmelte die Worte leise, legte seine Stirn in Falten. Tu dir einen Gefallen, frag nicht weiter… Wie Sharon schien auch Absinth der Ansicht zu sein, es wäre eine… Gnade… für ihn, nicht zu wissen, wer der Boss war… Warum? Würde ihn dieses Wissen kaputtmachen? Was sonst… warum sonst sollte es denn eine Gnade sein? Es musste jemand sein, bei dem es ihn schwer treffen würde, wenn er wüsste, dass er der Chef dieser Organisation war… Also doch jemand, der ihm nahestand…? Sharon allein war in der Beziehung ja ohnehin sehr seltsam. Sie wurde nervös, wenn das Gespräch auf den Boss kam; wenn er Fragen stellte, nach ihm, seiner Identität. Die Reaktion auf seine Mutmaßungen war allzu deutlich gewesen… sie war vor ihm geflohen, regelrecht. Egal wer der Boss war; das Wissen um seine Identität musste ihn wohl erschüttern. Shinichi ließ seine Hände sinken, verschränkte sie vor der Brust, starrte mit leerem Blick und zusammengepressten Lippen auf den Boden. Er dachte an gestern. Seine Mutmaßung, was… Als er gemeint hätte, es könne nicht mehr schlimmer werden, selbst wenn der Boss sein Vater wäre, hatte sie wirklich nur wegen Scotch so erschrocken geschaut? Er hielt die Luft an. Warum sollte sie sich vor Scotch erschrecken? Vermouth, eins der hochrangigsten Mitglieder hier überhaupt, eine Serienkillerin, eine wahre femme fatale… vor einem halbidiotischen Wissenschaftler… erschrecken? Lachhaft, eigentlich. Aber… Sie war regelrecht entsetzt gewesen. Shinichi hob die Hand, presste den Handballen gegen seine Stirn, begann ihn gegen seinen Kopf zu hämmern. Nein. Sein Vater war in Japan. Nein, nein… Und er schrieb Bücher über einen Baron der Nacht. Über einen Mörder. Shinichi ächzte, starrte mit aufgerissenen Augen auf den Boden, schüttelte langsam den Kopf. Er wollte sich weigern, seine Gedanken von gestern Abend noch einmal hervorzukramen, er war doch verwirrt gewesen, hatte doch neben sich gestanden, als er die Auslage in dem Buchladen angeschaut hatte, er hatte doch nicht gewusst, was er sagte… Er war doch total fertig gewesen, unfähig zu einem klaren Gedanken, wegen dieser Rettungsaktion… Er hatte doch nicht klar denken können… er war doch unzurechnungsfähig gewesen… Ja… Der Baron der Nacht ist ein Verbrecher. Shinichi presste die Augen zusammen. Hör auf, das zu denken! Drehst du jetzt durch, oder was? Du kennst deinen Vater seit neunzehn Jahren, es wär dir oder deiner Mutter doch aufgefallen, wenn er ein Schwerverbrecher wäre… Er öffnete die Augen wieder, atmete ein und wieder aus, versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Er dachte wirres Zeug. Kein Wunder, bei dem, was er momentan durchmachte. Vielleicht gab ihm doch einer irgendwelche Drogen hier. Es war alles möglich… Aber sein Vater, sein eigener Vater, war nie im Leben der Boss der schwarzen Organisation. Denn dann hätte er bestimmt nicht so einen Sohn wie ihn bekommen. Er wäre doch nie zu so einem Moralapostel, zu einem Verfechter der Gerechtigkeit, zu einem Detektiven geworden… wäre sein Vater einer der gefürchtetsten Schwerverbrecher Japans. Shinichi lachte auf. Allein der Gedanke war absurd. Absurd! Absolut lächerlich. Aber… Warum schreibt mein Vater, der doch selber Detektiv sein könnte, Bücher über einen Mörder? Warum schreibt er nicht über einen Detektiv? Shinichi unterdrückte seinen Würgereiz. Er bekam diese Gedanken nicht aus seinem Kopf. Sein Name war Armagnac. Der Boss hieß Cognac. Zwei verwandte Weinbrandsorten… Auch das würde darauf hindeuten, dass… Nein. Er fantasierte sicher nur. Bestimmt war das nur eine perfide Methode des Bosses, ihn zu täuschen und zu quälen. Bestimmt. Sein Vater- der Boss?! Nein. Er lachte bitter, schüttelte den Kopf. Nein. Er kannte doch seinen Vater! Der würde ihm das hier doch nie antun…! Niemals! Langsam ließ er sich auf sein Bett sinken. Wäre sein Vater der Boss, und würde er ihn lieben, und den Eindruck hatte er eigentlich schon; dass seine Eltern ihn doch gern hatten… hätte er doch schon längst versucht, ihn von der Sache abzuziehen. Ihm irgendwie das Gegengift beschafft und ihn auf andere Spuren gebracht. Genau genommen hat er das auch versucht… Und das Gegengift… ist vielleicht gerade erst fertig geworden. Shinichi schüttelte erneut den Kopf. Nein! Sag mal, was tust du! Bist du völlig bescheuert, sowas darfst du gar nicht denken! Diesen mickrigen Versuch, ihn davon zu überzeugen, dass Interpol die Sache übernehmen sollte und er mit ihn die Staaten kommen sollte, konnte man doch nicht als ernsthaften Versuch bezeichnen, ihn hier wegzubringen. Er kaute auf seiner Unterlippe herum, durchfurchte seine Haare mit seinen Fingern. Nein. Gut, es traf erstaunlich viel zu; sein Vater kannte ihn wohl neben Ran und Agasa am besten; er kannte Ran, wusste, dass er sie liebte, über alles. Aber… er würde Ran doch auch nicht in solche Gefahr bringen! Niemals! Sein Vater war Autor und schrieb über einen Verbrecher, und wenn schon?! Und überhaupt war er nicht der einzige Autor, der über einen Verbrecher schrieb. Arsène Lupin war auch als Dieb der Protagonist bei Leblanc, nicht der Detektiv. Das war nun wirklich nichts, woraus man ihm einen Strick drehen konnte! Er konnte schreiben, worüber er wollte! Shinichi lachte triumphierend auf. Außerdem - Sharon würde doch ganz anders austicken, wenn Yusaku der Boss wäre… immerhin kannte sie ihn, seinen Vater! Und seine Mutter! Genau genommen haftete ihr der Ruf seines Lieblings an… wie konnte da sein Vater der Boss sein… welche Art von Liebling wäre sie denn…? Er verzog das Gesicht. Nein. Ausgeschlossen. Mochte sein, dass es jemand war, den er kannte, aber… Aber doch nicht sein Vater… Das alles waren doch keine stichhaltigen Beweise! Er stand wieder auf, die Fäuste in die Hosentaschen gerammt, lief im Kreis. Allein der Gedanke daran war verrückt. Es gab keinen Beweis, das waren alles nur Mutmaßungen eines total übermüdeten, überreizten und strapazierten Hirns, nichts anderes. All diese Hinweise trafen auch auf andere zu. Selbst ähnlich sein konnte er auch wem anderes. Es gibt viele Arten, jemandem zu ähneln. Shinichi seufzte, hörte auf, auf seiner Lippe zu beißen, als er Blut schmeckte, atmete langsam aus. Nein. Er ist es nicht. ER ist es nicht! Es musste irgendjemand sein, den er kannte, der ihn kannte. Es konnte jemand vom FBI sein. Oder von der Polizei. Sogar Agasa, auch wenn er das für unwahrscheinlich hielt. Aber nie im Leben sein Vater. Schon aus einem Grund nicht… weil er sein Vater war. Shinichi schluckte. Sein Vater hätte ihm dieses Leben hier nicht eingebrockt… Den stichhaltigsten Punkt der dieses Argument entkräftete, verbannte er nach ganz hinten in seinen Kopf. Er hatte ihm das Leben gerettet. Nur wegen dem Boss lebte er noch… Eine andere Möglichkeit als dieses Leben hier gab es nicht, um ihn vor dem Tod zu bewahren. Müde wischte er sich über die Stirn, fühlte sich irgendwie ausgezehrt, hohl. Diese Denkerei trieb ihn in den Wahnsinn. Und der Gedanke an den heutigen Abend auch. „Ja. Der Gedanke kam uns auch… deshalb hielten wir es für das Beste, heute nochmal nach Tottori zu fahren, um dort noch einmal zu suchen… vielleicht finden wir ja jemand bekannten in der Nähe, auch wenn… uns alle das als Täter wohl selber noch nicht ganz ausschließt; aber je länger wir zusammenbleiben, desto eher können wir uns ausschließen, denn sobald der Boss den nächsten Schritt macht, und keiner von uns sich auffällig verhalten hat, können wir uns ausschließen. Und Shuichi wird nach Izu fliegen… zu Ran. Für den Fall der Fälle… dass man sie angreift.“ Heiji blickte auf. „Klingt vernünftig.“, murmelte er. „Habense schon einen Verdacht, wer’s is?“ Black schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht. Wir können konkret keinen benennen… wir könnten es alle sein… und keiner von uns. Aber der Boss der Schwarzen Organisation kennt ihn definitiv zu gut, um nur Außenstehender zu sein, und mir fällt auch kein anderer Grund ein, warum man ihn so unbedingt am Leben lassen will, dort, wenn einem nicht persönlich was an ihm liegt.“ Ai und Agasa nickten. Shuichi leerte seine Tasse, stieß sich von der Kühlschranktür ab. „In diesem Sinne würde ich dann auch von hier verschwinden. Ich muss den Flieger kriegen.“ James nickte nur, während Jodie seinen Arm kurz drückte. „Mach ihr keine Angst and be a nice guy, yes, Shu?“ Sie versuchte ein Lächeln, aber aus ihren Augen sprach die Sorge. Shuichi schaute sie unbewegt an. „Bin ich nicht immer ein netter Junge, Jodie?“, meinte er trocken, ehe er sich umwandte. Black schmunzelte leicht, dann wandte er sich zu den anderen dreien wieder um. „Nun, ich würde sagen, wir teilen uns auf. Sie, Professor, würde ich mit Ai auf die Suche schicken, Heiji, du kommst mit uns…“ Die Türklingel unterbrach seinen Redefluss. Ai und der Professor tauschten erstaunte Blicke, dann sprang Ai erneut vom Stuhl, um die Tür zu öffnen. Wenige Sekunden später wurden Kinderstimmen laut. Dann drang Ais Stimme an ihre Ohren. „Hört zu, das ist lieb von euch, aber…“ „Wir wollen auch suchen!“ Ayumis fiepsiges Stimmchen war erstaunlich laut. „Wir wollen auch helfen! Wir sind auch Conans Freunde! Du willst doch nicht sagen, ihr habt die ganze Zeit nur die Hände im Schoß gefaltet, du und der Professor!“ Genta klang verärgert. „Und überhaupt ist es unsere Pflicht als Detectiveboys, diesem Verbrechen auf die Spur zu gehen! Conan hätte sicher von uns erwartet…“ Die vier Erwachsenen in der Küche verdrehten die Augen. „Die habn‘ gerade noch gefehlt.“, murmelte Heiji genervt. Damit quollen sie durch die Küchentür, blieben erstaunt stehen. „Conan hätte sicher nich‘ von euch gewollt, dass ihr euch in Gefahr begebt, ihr Landplagen.“, bemerkte Heiji unfreundlich. Die drei Kinder schienen seine Worte nicht zu hören; wenn sie sie doch wahrnahmen, so übergingen sie sie geflissentlich. Stattdessen bestürmten sie James Black und Jodie Starling mit Vorwürfen. „Warum haben Sie sich nicht bei uns gemeldet?“ „Sagen Sie nicht, Sie hätten nicht nach Conan gesucht!!“ „Das glauben wir Ihnen nämlich nicht! Sie wollten uns nur nicht dabei haben!“ „Wir wissen genau, was Sie von uns denken!“ „Dass wir Kinder sind!“ „Genau!“ „Jawohl!“ „Dass wir bei so einer Suche nichts zu suchen haben!!!“ „Genau!“ „Jawohl!“ „Da irren Sie sich aber! Wir sind die Detective Boys, und wir finden es gemein, dass sie uns nichts gesagt haben! Uns nicht mitgenommen haben! Wir sind Conans Freunde, wir machen uns Sorgen!“ „Genau!“ „Jawohl!“ „Und egal, wo Sie heute hingehen, wir kommen mit!!!“ „Genau!!!!!!!!“ „Jawohl!!!!!!!!“ Ayumi hatte sich wahrlich in Rage geredet, während Mitsuhiko und Genta ihre kleine Freundin tatkräftig unterstützt hatten. Ai stand hinter ihnen, schwieg beeindruckt, während Jodie und James leicht überrumpelt schienen. „Hey hey… calm down, Bakerstreet Irregulars… ihr dürft heute mitsuchen.“ Etwas nervös wischte sich der betagte Engländer sich den Schweiß von der Stirn, warf seiner jungen Mitarbeiterin einen kurzen Blick zu. Sie nickte geschlagen. „Gut...“, murmelte er dann leise. „Dann teilen wir uns auf.“ Nachdenklich strich er sich über seinen Bart. „Jodie, du fährst mit dem Professor und der kleinen Ai. Ich fahre mit dir…“, er nickte Heiji ernst zu, „und mit euch.“ Er wagte ein großväterliches Lächeln, als er zu den Kindern blickte. Drei sehr entschlossen dreinblickende Kindergesichter schauten zu ihm auf. „Good.“, schloss er dann. „We have no time to loose. Lasst uns aufbrechen.“ Während also sich die Gruppe um Jodie und James Black auf den Weg machte, saß Kogorô Môri in der Wohnung seiner Frau und hörte ihr zu. Er hatte Eri selten so aufgebracht erlebt; sie rannte vor ihm auf und ab, und redete ohne Unterlass. Mittlerweile war er soweit, verstanden zu haben, dass sie die Zeitung gelesen hatte und kein Wort glaubte. Schließlich blieb sie vor ihm stehen, still. Er hob den Kopf, schaute sie an. „Und was denkst du nun, Eri?“ Sie seufzte, ließ sich in den anderen Sessel sinken, nickte. Dann schaute sie ihn an. „Ja. Ich denke wirklich, diese Organisation gibt es und sie ist ziemlich groß, auch wenn man kaum Beweise findet… Aber Himmel, Kogorô… wenn diese Organisation wirklich so skrupellos ist, so grausam… wie könnt ihr glauben, ihr kriegt ihn da heil wieder heraus…? Ich mein, du siehst es ja…“ Sie hob die Zeitung hoch, schwenkte sie vor seiner Nase energisch herum, so heftig, dass er ein wenig zurückwich, unwillkürlich. „Die sind verdammt gut. Ich denke, das hier hätte eigentlich anders ausgehen sollen, und eigentlich bestätigt mir dieser Artikel, dass er da drin einen wirklich guten Freund hat.“ Sie lächelte zynisch, seufzte dann, ließ sich gegen die Tischkante sinken. „Nichtsdestotrotz, das ist zu viel… egal wer er ist, wer… der Boss ist, er wird ihn nicht immer beschützen können, er wird ihn nicht retten können. Shinichi wird draufgehen, auf irgendeine Weise. Es wird Ran das Herz brechen, aber ich glaube nicht daran, dass wir ihn nochmal lebend wieder sehen werden. Und selbst wenn er überlebt... das heißt, wenn er es schafft, sich für Ran zum Verbrecher zu machen… wenn es wirklich dazu kommt… und er jemanden töten muss, um sie zu schützen, glaubst du, er lässt sich hier nochmal blicken?“ Sie hielt die Zeitung erneut in die Höhe, ließ sie dann wieder sinken, seufzte. Kogorô schüttelte den Kopf. „Nein.“ Er seufzte. „Nein… aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass wir ihn wiedersehen. Über kurz oder lang. Ich denke nicht, dass er sein Leben so zu Ende gehen lässt…“ Langsam setzte er sich weiter auf, lehnte seine Unterarme auf seine Knie, faltete seine Hände. „Er ist nicht der Typ dafür. Es kommt mir vor wie bei Conan… er war gezwungen, so zu sein, aber abgefunden hat er sich damit nicht.“ Eri warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. „Du magst ihn.“ Kogorô seufzte, schaute zu Boden, sagte nichts. „Soweit man mich informiert hat, schickt man heute einen FBI-Agenten zu Ran, um auf sie aufzupassen. Die Lage scheint sich zuzuspitzen.“ Damit stand er auf, nickte ihr zu, verließ ihre Wohnung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)