Wenn Zwei miteinander streiten, mischt sich immer jemand Drittes oder Viertes mit ein! von MitsuruSenpaii (The More You're Alike, the More You Fight) ================================================================================ Kapitel 1: Ein Sadist muss tun, was ein Sadist eben tun muss. ------------------------------------------------------------- Langweilig. Schule war langweilig. Stinklangweilig. Sterbenslangweilig. Und weil das so war, wunderte es wohl auch nicht, dass Sougo Okita fast ausschließlich, und wann immer sich eine Gelegenheit dazu bot, am Pennen war. Wobei - was bedeutete "Gelegenheit"? Sougo schlief auch, wenn sich nicht die Gelegenheit dazu bot; was schlicht und ergreifend daran lag, dass er sich wenig daraus machte, ob sein Geschnarche irgendjemanden störte. Auch störte es ihn nicht, dass er mal wieder den Unterricht verpasste. Und den genervt klingenden Lehrer mit der silbernen Haarpracht, der schon zum dritten oder vierten Mal ein "Okita-kun? Oi, Okita-kun...? Du hörst mich doch, oder? Ich bin mir sicher, dass du mich hörst, also stell dich nicht schlafend!" von sich gab, versuchte er geflissentlich zu ignorieren. Die Pausenglocke erklang, und Sougo setzte sich auf, als wäre nie etwas passiert. "Ich wusste doch, dass du nicht schläfst!", ließ der Lehrer namens Ginpachi-Sensei auf seine eigentümliche Art und Weise vernehmen, doch Sougo bohrte sich nur desinteressiert im Ohr, während er so tat, als würde er ihn nicht hören. Tja. Das war Sougos Tag: Morgens in die Schule kommen, weil es ja irgendwie Pflicht war, zu erscheinen. Dann in allen auch nur irgendwie relevanten Schulstunden pennen. Und in der wenig vorhandenen Wachzeit? Da ging Sougo seinem liebsten Hobby nach: Leute quälen. In besonders fieser Form. Unauffällig ließ er seinen Blick durchs Klassenzimmer schweifen, auf der Suche nach einem potenziellen Opfer. Normalerweise würde er sich den Lehrer herauspicken, aber die nächste Stunde fand bei Matsudaira-Sensei statt, und mit dem wollte sich Sougo nicht unbedingt anlegen. Außerdem: Was hätte er schon davon? Es würde nur Sinn machen, wenn Ginpachi-Sensei die nächste Stunde unterrichten und somit Opfer eines "Zwischenfalls" werden würde, denn der war es ja, der mit seinem ständigen Gemaule Sougos Nerven strapaziert hatte. Dann wäre da noch Toshirou Hijikata, sein persönliches Opfer auf Lebenszeit, für jetzt und alle Ewigkeit. Sougo wurde nie müde, den Älteren zu quälen, zu dissen oder auf sonstige Art und Weise fertig zu machen. Selbst vor geplantem Mord schreckte Sougo nicht zurück. Beim Gedanken daran, auf welch vielfältige Möglichkeiten er bereits beim Umbringen von Hijitaka in seinen Tagträumen zurück gegriffen hatte, lief ihm das Wasser im Munde zusammen. Nichts bereitete ihm eine größere Freude, als Hijikata leiden zu sehen, ihn zu erniedrigen, und nichts wünschte er sich mehr, als ihn endlich unwiderruflich aus dem Weg zu räumen. Nichts wünschte er sich mehr, als dass Hijikata endlich sterben würde. "Oi, Sougo, du ... sabberst." Das war er: Hijikata-san. Ein ätzender Typ, der immer auf cool tat. Er dachte wahrscheinlich, er wär's, weil er bei den Frauen gut ankam. Mit seinem verwegenen Blick, den Strubbelhaaren und der obligatorischen Zigarette im Mundwinkel, die er natürlich nur in geheimen Ecken des Pausenhofs im Mund hatte, und die manchmal von der Ferne her eher an einen Lutscher als an eine Zigarette erinnerte. "Sei still und verrecke. Bitte." Sougo machte sich nicht einmal die Mühe, darüber nachzudenken, was er Hijikata antworten könnte - die Antwort kam von alleine, ganz automatisch. Eigentlich war Hijikata Sougos erste Wahl wenn es darum ging, irgendwas auszuhecken, jemanden fertig zu machen, seiner Lieblingsbeschäftigung nachzukommen. Problem an der ganzen Sache war nur, dass Hijikata mittlerweile schwer zu treffen war. Auf Fallen und Tricks fiel er nicht mehr rein, dafür kannte er Sougo zu gut. Wenn der Junge mit den sandblondenen Haare nun ein Brötchen mit extra viel Mayonnaise besorgen würde, würde Hijikata es aus dem Fenster werfen - einfach, weil er ahnen würde, dass Sougo zuvor irgendwas reingemischt hatte. Seine Deckung war mittlerweile fast makellos. Er ließ sich nichts zu Schulden kommen, und sein Schutzwall war eine Mauer ohne Kerben. Der einzige Weg, mit dem man Hijikata noch schaden konnte, war auf direkte, brutale Art; mit roher, realer Gewalt. Doch daraus würde in diesem Moment nichts werden. Denn Kondo war da, und wo Kondo war, konnte Sougo unmöglich seine Bazooka hervor holen, um Hijikata zu Staub zu verarbeiten. Kondo würde dies niemals zulassen. Kondo glaubte, sie waren alle Freunde. Und Kondo könnte - so ganz nebenbei - verletzt werden. Bald war die Pause vorbei. Und Sougo hatte noch immer nichts gefunden, was er verzapfen konnte. Würde man ihn nicht kennen, könnte man vielleicht auf den Gedanken kommen, er wäre einer dieser typischen halbstarken Wichte, die immer darauf bedacht waren, Ärger anzustiften, da sie das brauchten, um sich toll zu fühlen. Aber Sougo war nicht so. Er fühlte sich nicht toll, und der einzige Grund, wieso er solche Dinge tat, war, weil es ihm eine unermessliche Freude bereitete, andere zu quälen. In dem Moment erhob sich das China-Girl und stürmte ohne ersichtlichen Grund aus dem Klassenzimmer. Die Chance. Seine Chance! Das China-Girl kam zurück, den Arm voller Fressalien. Sougo hatte bereits seinen ständigen Begleiter, seine rote Schlafmaske mit den aufgemalten Augen, wieder über sein Gesicht gezogen, und den Kopf auf den Armen ablegt, um den Schlafenden zu mimen. Gleich... Der gewohnte Lärm trat ein, denn wo immer China-Girl war, ging es laut her. Sie war eine Persönlichkeit - Sougo schaffte es kaum, sie mit einem Mädchen gleichzusetzen; da war "Persönlichkeit" noch die mildeste Bezeichnung, die er ihr geben konnte - mit einem abartig lauten Organ. Der Lärm verstummte jedoch, als sie anscheinend endlich Platz nahm und fast in selben Moment ein lauter, langer Ton erklang, den man nur mit einem Wort treffend beschreiben kann: Furz. Sougo gab sich die größte Mühe, um nicht in laut schallendes Gelächter auszubrechen. Er musste ja seine Unschuld wahren. Und wie sollte sie auch darauf kommen, dass er es war? Stattdessen hob er den Kopf, zog die Schlafmaske über seine Stirn und blinzelte gespielt träge in den Klassenraum. China-Girl hatte sich eben wie nicht anders zu erwarten mit vollem Karacho auf ihren Stuhl nieder gelassen, auf dem Sougo zuvor ganz unauffällig ein Furzkissen der besonders fiesen Sorte - nämlich eins, was neben dem ekligen Sound auch noch einen dazu passenden Geruch abließ - platziert hatte. Das Ergebnis war überwältigend: Jeder, aber wirklich jeder in der Klasse hatte das, was er zuvor getan hatte, unterbrochen und starrte nun teils geschockt, teils sogar angewidert zu dem China-Girl, welches ebenfalls mitten in der Bewegung inne gehalten hatte. JETZT. Doch der Moment ... blieb, wie er war. Zumindest kurz. Das China-Girl wurde nicht rot, es fing auch nicht an zu quietschen oder zu stammeln oder gar zu weinen, und ... auch sonst war da keine Reaktion, die man in irgendeiner Weise auf Scham zurück führen konnte. Sie saß einfach in genau derselben, unbequemen Haltung da, mit der sie sich auf dem Stuhl nieder gelassen hatte. "Uhm ... Kagura...-chan?" Die Stimme kam von vorne, von Megane-Boy, der das China-Girl schon lange kannte und sich gern als ihr Vormund aufspielte. Aber auch jetzt blieb die gewünschte Reaktion aus. Stattdessen sah das China-Girl auf, und dann ... steckte sie sich den Finger in die Nase, wo sie zu bohren anfing, und ließ mit näselnder Stimme verlauten: "Na und? Menschlichen Bedürfnissen muss man freien Lauf lassen!" Im nächsten Moment brach die Hölle aus, denn jeder versuchte, so schnell wie möglich aus dem Klassenzimmer zu flüchten, wo der Gestank mittlerweile unerträglich wurde. Eins musste man ihnen lassen: Blitzmerker waren sie, allesamt. Entweder das, oder sie waren einfach nur alle unsagbar hart im Nehmen, denn Sougo selbst hätte ohne Grund nach dem Hochgehen der Furzbombe keine weitere Sekunde in dem Klassenzimmer ausgehalten. Gerade, als sich auch Sougo erhob, um der restlichen Belegschaft der Klasse in die sicheren Gegenden außerhalb des Klassenzimmers zu folgen, wandte sich das China-Girl um, und mit einem Male wusste er, dass sie es auch wusste. Er hatte sie unterschätzt. Gewaltig. "Also, dieses Mädchen hat absolut keine Manieren." Sougo hatte sich, zusammen mit Kondo und Hijikata, aufs Dach geflüchtet. An Unterricht war jetzt eh nicht mehr zu denken. Selbst wenn er stattfinden würde, würden keine sieben Pferde sie zurück in dieses verseuchte Klassenzimmer bringen. "Wir von der Shinsengumi sollten eigentlich ein gutes Beispiel abgeben und zurück gehen, oder?", gab Kondo zu bedenken, doch Hijikata schüttelte nur den Kopf, ehe er sich eine obligatorische Zigarette anzündete. "Ich bezweifle, dass in der nächsten Stunde in diesem Klassenzimmer Unterricht stattfinden wird. Aber keine Sorge, Kondo-san. Yamazaki wird uns schon Bescheid geben, wenn der Unterricht weiter geht." Daraufhin klopfte Kondo-san ihm auf den Rücken und rief lachend, wie vorbildlich das war; dass er stolz auf Hijikata war, weil der stets auf den guten Ruf der Shinsengumi achtete. Was im Übrigen nur eine edle Umschreibung für "Ordnungsaufsicht" war. Sougo hörte dem nicht zu. Erstens wurde ihm schlecht davon, wenn Hijikata gelobt wurde, und zweitens konnte er an nichts anderes als seine vermeintliche Niederlage denken. Er hatte das China-Girl unterschätzt, hatte ihren Charakter falsch beurteilt. Obwohl ihm eigentlich hätte klar sein müssen, dass eine solche Attacke keinerlei Wirkung auf dieses Mannsweib haben würde. China-Girl - welches eigentlich Kagura hieß - war weit davon entfernt, auch nur annähernd weiblich und feminin zu wirken. Das einzig Weibliche an dem Gör war wohl die Schuluniform. Es gab jedoch Tage, da erkannte man selbst diese nicht mehr; da sie es oft genug vorzog, über beziehungsweise unter der Schuluniform einen Jogginganzug zu tragen. Dem war auch heute wieder der Fall, und so thronte auf ihren Schultern eine rote Joggingweste mit weißen Streifen, während sie unter dem Faltenrock eine passende Jogginghose in selber Farbkombi trug. Aber das war noch längst nicht alles. Gekrönt wurde das Ganze durch die Frisur, bestehend aus den beiden Dutts mit den chinesischen Ornamenten, und die fette Hornbrille, die mehr als die Hälfte des Gesichts einnahm und es sogar unmöglich machte, ihre Augenfarbe zu bestimmen. Das alles wären noch Punkte, die jemand, der weniger Wert auf Äußerlichkeiten legte als Sougo, hätte ignorieren können. Wer aber bis jetzt noch nicht abgehauen war, würde sich spätestens bei Offenbarung ihres Charakters aus dem Staub machen. Denn wo man beim Aussehen zumindest noch erahnen konnte, dass Kagura dem weiblichen Geschlecht angehörte, wäre dies allein vom Charakter her überhaupt nicht zu bestimmen. Und da zählte Sougo in der Nase oder den Ohren popeln und ihre ungesittete Art zu sprechen noch zu den kleineren Übeln. Nun, all dies mochte den Eindruck erwecken, als habe Sougo sie lange beobachtet. Aber in Wahrheit waren das nur die Offensichtlichkeiten, die wohl jedem auffallen würden, der mit ihr in einer Klasse war. Von ihrem übermenschlichen Appetit hatte er bisher zum Beispiel noch nicht viel mitbekommen, da Kagura die Pausen oftmals in der Mensa verbrachte, um sich dort über alles, was auch nur in irgendeiner Form essbar war, herzumachen. Aber das Offensichtliche reichte aus, um sie zu einem Wesen zu machen, welches von Sougo fast noch mehr Verabscheuung verdiente, als sie Hijikata zuteil wurde. Und das wollte etwas heißen. Vor allem hatte sich Kagura nun aber Sougos Aufmerksamkeit zugezogen. Aufmerksamkeit im Sinne eines neuen Opfers, welches man nach Beliebem qäulen konnte. "Wollen wir doch mal sehen, wer stärker ist." Vielleicht gibt es an dieser Stelle Leute, die es immer noch nicht verstanden habe, deshalb hier eine Erklärung: Sougo war ein Sadist. Ein Sadist, den wohl keine Mutter zum Schwiegersohn haben wollte, und bei dem selbst die hartgesottensten Masochisten sich zweimal überlegen müssten, ob sie sich mit ihm einlassen. Er war keiner der Sorte "Oh, ich beiße dir in einer ungünstigen Situation ins Ohrläppchen, hahahaha, ich bin ja so sadistisch", und auch keiner der Sparte "Ich lache diese Frau aus, die hingefallen ist und nun wie eine Schildkröte auf dem Rücken liegt und nicht mehr hoch kommt - oh damn, ich bin ja so ein Sadist!", wie man sie häufig trifft. Also niemand, der ein gesundes Maß an S an den Tag legte, aber durchaus auch zu normalen Aktionen und Reaktionen fähig war; sondern wahrlich ein Vorzeige-Sadist, der durch und durch S war, in allen möglichen und unmöglichen Situationen des Lebens. Was er jedoch nicht war, war ein Bilderbuch-Sadist, denn ihn würde man in keinem Bilderbuch der Welt ablichten - es sei denn, es wäre besonders brutal und ab 18 Jahren. Sougo hatte kein Problem damit, Menschen zu töten. Oder sagen wir mal: In irgendeinem Paralleluniversum, in dem die Ziffer 42 "Nein" bedeutete, in dieser seltsamen Stadt namens Edo, in einer Welt, die von Aliens namens "Amanto" bevölkert war; dort hatte Sougo kein Problem damit, Menschen zu töten. Denn dort gehörte Töten zu seiner Arbeit als Captain der Ersten Division der Shinsengumi. Hier hingegen war Sougo nur ein normaler Schüler, der bisher niemanden getötet hatte. Aber was nicht ist, konnte noch werden. Und es verging auch keine Sekunde, in der er nicht darüber sinnierte, sein ewiges Hassobjekt Hijikata aus den Weg zu räumen, ohne in die missliche Lage zu kommen, für diese vermeintlich weltverbessernde Tat zur Rechenschaft gezogen zu werden. Als der anerkannte Sadist jedoch aus seinem allüblichen Schlummer erwachte, musste er feststellen, dass er dieses Mal nicht von Hijikata geträumt hatte, der da durch seine Hände gestorben war, sondern von China-Girl, das ... - Schweigen. Sougo klappte die Schlafmaske hoch und war der ungeteilten Aufmerksamkeit der gesamten Klasse ausgesetzt, die ihn fast ausschließlich mit mehr oder minder verdecktem Hohn und Spott anstarrte. "Oi, Sougo. Du ... du solltest dich mal wieder waschen gehen." Es war Hijikata, der dies ansprach und sich dabei ein gehässiges Grinsen nicht verkneifen konnte, während Sougo die Schlafmaske vollständig abnahm und von Kondo einen Taschenspiegel gereicht bekam. Letzterer konnte sich das Lachen nur unter Aufbietung sämtlicher Willenskraft verkneifen. Dort, wo die Schlafmaske das Gesicht verdeckt hatte, war seine Haut rein und makellos. Was für ein hübscher Bursche er doch war, so schön und rein, mit einem braven und lieblichen Aussehen, das im krassen Gegensatz zu seiner tiefschwarzen, blutrünstigen Seele stand. Doch... - Doch was war das? Dort, wo keine Schlafmaske sein Gesicht hätte schützen können, waren Schmierereien aller Art zu finden: Tränen direkt unter dem Gebiet, wo die Maske war, einen Bart über dem Mund, Sterne, sonstige Krakeleien; und dort, wo er mit dem Kopf auf den Armen gelegen hatte, war alles zu einer hässlichen schwarzen Pampa verschmiert. Als hätte er im Dreck gebadet. Er, der schöne Sougo, der einzige Bishounen hier. Sougo musste nicht fragen, wer dafür zuständig war. Es reichte, einen Blick zu China-Girl zu werfen, die sich als Einzige darum bemühte, ihn nicht anzustarren, und deren verzweifelte Versuche, das Gelächter zu unterdrücken, auch von hinten durch den Kopf hindurch erkennbar waren. Eigentlich konnte er sich nur fragen, wann sie das angestellt hatte, ohne dass es jemand mitbekommen hatte. Wortlos stand Sougo auf, und verließ das Klassenzimmer - die verwirrte Tsukuyo-Sensei ignorierend. Und während er vor dem Spiegel in der Jungentoilette stand und sich die Schmiere aus dem Gesicht wusch, schwor er, dass er sich dafür rächen würde... Die nächsten Wochen werden im Zeitraffer dargestellt, denn auch Fanfiction-Autoren greifen von Zeit zu Zeit mal zu diversen Mittelchen, um Zeit zu sparen. Und wieso sollte nur Sunrise sowas erlaubt sein? Die Beiden also, Super Sadist Sougo und das brutale China-Girl Kagura, haben nun einander als Erzfeinde auserkoren, und sich geschworen, den jeweils anderen in Grund und Boden zu stampfen. Doch das war gar nicht so leicht; denn wie sich in einer offenen Konfrontation zeigen sollte, waren er, als der beste Schwertkämpfer der Shinsengumi aka "Eigentlich-ist-das-nur-die-Ordnungsaufsicht", und sie, als "Yato" und das stärkste Mädchen überhaupt, sich kräftemäßig nahezu ebenbürtig. In einem direkten Kräftemessen konnte er sie also nicht schlagen, also wählte er den Weg, der ihm sowieso am ehesten lag: Durch viele Fallen und Tricks. Aber irgendwie ... fruchtete auch das nicht sonderlich. Die Nägel, die er auf ihrem Stuhl ausgebreitet hatte, was von ihr aber nicht mehr als ein loses Schulterzucken eingebracht hatte; die Insekten in ihrem Schuhfach, was zwar für eine Menge Geschrei gesorgt hatte, bei China-Girl jedoch nur ein Gähnen hervor gerufen hatte; oder der Spind voller Nacktschnecken, den sie aber nicht einmal bemerkt hatte, da sie so gut wie nie ihren Spind aufzusuchen schien. Und als er ihr, während sie im Sport war, die Schuluniform entwendet hatte, brachte dies lediglich das Gemaule der Lehrer als Gewinn - ihr selbst machte es anscheinend nichts aus, lief sie einfach den gesamten Schultag über im Jogginganzug herum. Das Einzige, was ausnahmsweise zu fruchten schien, war ein wirklich fieser und gut durchdachter Plan seitens Sougo, an dem dieser eine ganze Woche über gewerkelt hatte: Als sie Megane-Boy, aka Shinpachi Shimura - teilweise so etwas wie ihr Vormund, teilweise einfach nur Opfer der chinesischen Launen - zum Essen besorgen losschickte, machte sich Sougo kurz darauf ebenfalls auf den Weg in die Mensa - rein zufällig, natürlich. Er folgte Megane-Boy unauffällig und beobachtete diesen dann dabei, wie er Unmengen an Fressalien beschaffte. Und als Shinpachi dann endlich den Rückweg antrat, um Kagura den Berg mit Lebensmitteln zu bringen, rannte Sougo in Megane-Boy hinein - auch das rein zufällig, er hatte ihn ja nicht kommen sehen oder so. Danach ging alles sehr schnell, und Sougos jahrelange Übung in ... "solchen" Dingen machte sich bemerkbar. Ohne, dass Shinpachi es merkte, schnappte sich Sougo zwei der Brötchen, löste bei einem fast geräuschlos die Plastikhülle, und schmierte aus einer kleinen Flasche Tabasco, welche er im Jackenärmel seiner Schuluniform aufbewahrt hatte, besagte Flüssigkeit auf das Brötchen. Dann ließ er es zurück in die Hülle gleiten, rieb an deren Verschlusspunkt etwas, und - tadaa - wie neu gekauft. (Letzteres wäre natürlich nicht nötig gewesen, und zudem wäre es auch nicht möglich gewesen, aber wer achtet schon auf solche Details?) Er reichte Shinpachi das Brötchen, zusammen mit dem unpräparierten anderen, und lächelte sein freundlichstes, lieblichstes und gewinnendes Lächeln. Welches sich in der Sekunde, in der sich Megane-Boy umwandte und gen Klassenzimmer sprintete, in die sadistische und dämonische Fratze des "Prince S" verwandelte. Und als er, nur noch wenige Schritte vom Klassenzimmer entfernt, einen lauten Schrei hörte, dem kurz darauf mehrere Sätze wie "Ich bringe diesen Bastard um" oder "Wenn ich den Scheißkerl in die Finger kriege, ist er dran!" folgten, da wusste Sougo, dass er Erfolg hatte, und ein sadistisches Erfolgsgefühl machte sich in ihm breit. Doch auch Kagura gab nicht auf, ihm eins auswischen zu wollen, und nach dieser hinterhältigen Attacke kam es immer öfters zur offenen Konfrontation. Einmal ging sie sogar so weit, Hand an seine heißgeliebte Bazooka zu legen, was beinahe in einem Massaker geendet hätte; und ein andermal wurde Kondo-san involviert, welcher sich dann natürlich bei Sougo beschwert hatte, da ihm die Reibereien zwischen den Beiden nicht entgangen waren. So ging das, wie bereits erwähnt, mehrere Wochen. Und es sah auch nicht so aus, als würde sich alsbald ein Sieger hervor tun. Während Kagura nach einer Weile wirklich Hass auf ihn zu entwickeln schien, gewann Sougo der Sache bald einen gewissen Gehalt an ... Spaß ab. Es war interessant, sich mit einer Person zu messen, die so gegensätzlich, aber in gewissen Dingen auch so gleich war. Es kam ihm vor, als wäre er ein kleiner Junge, der zum ersten Mal jemanden zum Spielen im Sandkasten gefunden hatte. Mit Hijikata konnte er immerhin nicht "spielen", denn bei den Mordversuchen diesem gegenüber steckte wahrer Hass dahinter. Aber bei dem China-Girl ... Es war Samstag. Ja, die Schüler der Gintama-High mussten auch samstags in die Schule, wer auch immer sich das ausgedacht hatte. Es war Freistunde. Ein Großteil der Klasse war sonstwohin entschwunden; und wie immer, wenn er sich nicht gerade mit China-Girl oder Mayo-Baka (gleichzusetzen mit Hijikata) in den Haaren hatte, döste Sougo vor sich hin. Plötzlich ging ein Murmeln in der Klasse um, und als Sougo den Kopf hob und die Schlafmaske nach oben stülpte, hörte er Kondo leise sagen: "Es ist Mitsuba-dono." Sofort war Sougo am Fenster, um ebenfalls einen Blick zu erhaschen. Aus den Augenwinkeln bekam er noch mit, wie Hijikata eher übereilt als cool das Klassenzimmer verließ, aber das war okay. Er würde eh nicht zu ihr gehen. Nein, nicht er. Wortlos wandte sich auch Sougo um und verließ das Klassenzimmer. Als er beim Treppenhaus angekommen war, begann er zu rennen. Was tut sie hier? Was? Was anderes ging ihm nicht durch den Kopf. Nur, was sie hier wollte. Als er bei ihr ankam, schenkte sie ihm das selbe Lächeln wie immer. "Hallo Sou-chan, ich -" Doch er ließ sie erst gar nicht ausreden, sondern nahm sie an der Hand und führte sie hinters Schulgebäude, wo sie nicht jeder beobachten konnte. "Was tust du hier?", fragte er sie dann schroff. Etwas zu schroff. "Dich besuchen - was denn sonst?", war ihre gut gelaunte Antwort. Zumindest schien sie heute einen guten Tag zu haben. "Du hast dich schon länger nicht mehr gemeldet, da hab ich mir Sorgen gemacht." Er wollte etwas erwidern, da bemerkte Sougo, dass sie nicht mehr alleine waren. Jemand beobachtete sie. Geistesgegenwärtig holte Sougo seine Bazooka raus, die er weiß Gott wo verstaut hatte, und schoss geradewegs auf die Hauswand zu, an deren Ecke er den Beobachter vermutete. Ein paar erstickte Schreie bewiesen, dass er mit seiner Vermutung nicht daneben lag. Im nächsten Augenblick hatte er einen der Übeltäter, Yamazaki, bereits am Kragen und war bereit, ihn jeden Moment mit dem Schwert zu erstechen. "Ich bin gleich fertig hiermit." Doch gerade, als er zustechen wollte, ließ Mitsuba ein "Nicht, Sou-chan" verlauten. "Du sollst doch nicht so brutal zu seinen Freunden sein." Kurze Sekunde des absoluten Schweigens. Dann, plötzlich: "Tut mir vielmals leid, O-nee-chan!" Er ließ Yamazaki gehorsam los, ehe er sich seiner offensichtlichen Schwester wieder zuwandte. Es ging einfach nicht anders. Ihr Gegenüber konnte er nicht anders. "Geht es dir auch wirklich gut, Schwester? War die Reise nicht zu beschwerlich?" Kondo erschien wie aus dem Nichts auf der Bildfläche, mit seiner schallenden Lache. "Handzahm wie immer, wenn es um Mitsuba geht, was Sougo?" Er half Yamazaki auf die Beine, der eben beinahe Sougos Schwert zum Opfer gefallen wäre. "Eeeeeh? Wer ... wer ist das?", fragte dieser, verstand die Welt nicht mehr und meinte damit Sougo, der wie komplett ausgewechselt wirkte mit dieser sanften Stimme und der unterwürfigen Art, mit der er seine Sätze an Mitsuba formulierte. "Das ist Mitsuba-dono, Sougos Schwester", erklärte daraufhin Kondo. Weiter im Kontext hieß es da, dass sie früh ihre Eltern verloren hätten, und Mitsuba seitdem so etwas wie Sougos Ersatzmutter gewesen wäre und er deshalb sehr an ihr hing. Der Erwähnte wiederum ignorierte die rührselige Geschichte, die Kondo da erzählte, sondern fragte stattdessen: "Darf ich heute schwänzen und meiner Schwester die Stadt zeigen? Bitte, bitte!" Es war das erste Mal, dass seine Schwester hier war, daher wollte Sougo den Tag auf jeden Fall mit ihr verbringen, ihr die Stadt zeigen, und dergleichen. Daraufhin schnappte Mitsuba empört nach Luft. "Aber Sou-chan, man schwänzt nicht einfach den Unterricht!" An Kondo gewandt meinte sie: "Tut mir leid, ich wusste nicht, dass Sou-chan auch samstags Schule hat, sonst wäre ich erst morgen zu Besuch gekommen." Doch der winkte nur ab. "Schon okay, schon okay. Geht schon. Ich lasse mir eine Ausrede einfallen für die letzte Stunde." Das ließ sich Sougo nicht zweimal sagen. "Komm, Schwester!" Diese schien erst zögerlich, doch als sie das Gesicht ihres Bruders sah, konnte sie sich dem nicht länger entziehen. Als sie außer Sicht waren, gab Yamazaki erneut seine Verwirrung zum Besten. "Ich ... ich kann nicht glauben, dass das eben der Captain war. Er wirkte wie ausgewechselt!", stammelte er schon fast hilflos. Aber Kondo lachte erneut nur auf. "Wie gesagt, er liebt seine Schwester wirklich abgöttisch und ist ihr gegenüber total zahm. Aber das ist gut so. Jeder braucht mal einen Moment oder einen Menschen, bei dem er seinen Schutzwall fallen lassen kann. Besonders jemand wie er, der sonst keinem vertraut und auf niemanden baut. Lassen wir ihnen den gemeinsamen Tag. Es wird ihm sicherlich gut tun. Und nun zurück ins Klassenzimmer, die Freistunde ist gleich um!" Die Beiden versuchten noch, die restlichen, eher unwichtigen und daher namenlosen Mitglieder der "Shinsengumi-die-eigentlich-gar-nicht-so-heißt" wieder auf die Beine zu bringen, und nach drei Minuten verschwand dann auch der Letzte um die Ecke in Richtung Haupteingang. Was keiner wissen konnte: In unmittelbarer Nähe befand sich jemand, der die gesamte Szenerie mitbekommen hatte. Und dieser Jemand machte sich in just diesem Moment auf den Weg, um Sougo und seiner Schwester zu folgen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)