When nothing is like it should be von _Hikari-chan_ (Wenn nichts ist, wie es sein sollte) ================================================================================ Kapitel 4: Überschäumender Hass ------------------------------- Hier endlich das nächste Kapitel ^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Silva?“ Vorsichtig betrat Lyserg den Souvenirshop, in dem er den Patchee entdeckt hatte, und zog den Kopf leicht ein. Sofort war der Ältere bei ihm und sah auf ihn herab. „Ja, was ist? Habt ihr euch doch entschlossen, Hao auszuliefern?“ Lyserg nickte. „Ja, haben wir. Bitte komm mit mir. Er ist momentan bewusstlos, du wirst also keine Probleme haben, ihn zu töten.“ Schnell drehte sich Lyserg um und verließ den Shop, dicht gefolgt von Silva, nachdem dieser Kalim den Laden übergeben hatte. Kurz darauf erreichten sie auch schon das Haus und betraten es. „Ich bin wieder da!“, rief Lyserg und wurde schon im nächsten Moment von Silva am Kragen gepackt und zu sich herumgedreht. „Warum rufst du so laut? Willst du Hao warnen?“ „Nein. Ich will Hao genauso tot sehen, wie du, immerhin hat er meine Eltern getötet, falls du das vergessen haben solltest.“ „Gut, dann lass mich vorbei.“ Silva ließ den Jüngeren los und drängte sich an ihm vorbei auf den Flur, den er entlang ging, während er immer wieder Türen aufriss, um zu sehen, ob Hao sich in einem der dahinter liegenden Zimmer verbarg. Dann blieb nur noch Yos Schlafzimmer. Silva riss die Türe auf und blieb erschrocken stehen. Alle hatten sich um das Bett versammelt, in dem Hao lag. Doch als Silva seinen Blick auf den Boden vor dem Bett richtete, weiteten sich seine Augen. Dort lag ein zweiter Hao. Einer von beiden musste also der Falsche sein. „Was soll das hier werden?“ Wütend sah Silva von Einem zum Anderen und Anna zuckte unschuldig aussehend mit den Schultern. „Ich weiß nicht, was du meinst. Hao ist verletzt und Yo war von dem Kampf erschöpft. Und da das hier Yos Zimmer ist und gleichzeitig das einzige, in dem noch ein Bett frei war, haben wir Hao eben auch hier hereingelegt.“ „Findest du das etwa lustig? Spiel hier nicht die Dumme, Anna. Welcher der beiden ist Hao und welcher ist Yo?“ Silva ging auf die Blonde zu, blieb allerdings erneut stehen, als er ihren Blick sah. Wenn Blicke töten könnten, dann wäre er wohl gerade eben gestorben. „Rühr mich ja nicht an, Silva, oder es ist das Letzte, was du tust. Ich weiß nicht mehr, welcher der beiden Yo und welcher Hao ist. Sie sehen gleich aus, was wohl an der Tatsache liegt, dass sie Zwillinge sind. Wusstest du das etwa nicht?“ „Doch, das wusste ich, aber du solltest trotzdem wissen, welcher der beiden Yo ist, er ist schließlich dein Verlobter. Also spiel nicht die Unwissende, Anna, und sag mir, welcher Hao ist.“ Die Wut in Silvas Stimme war deutlich zu hören, aber dennoch blieb er, wo er war. Anna währenddessen sah nachdenklich von Yo, der auf dem Boden lag, zu Hao und dann wieder zu Yo. Dann schüttelte sie den Kopf. „Ich weiß es wirklich nicht mehr. Entweder, du tötest einen der beiden auf gut Glück und riskierst es, den Falschen umzubringen, oder du lässt es bleiben. Du kannst natürlich auch versuchen, herauszufinden, wer von den beiden Hao ist, aber wenn er vorher aufwacht, wird das für dich sicher auch nicht so toll ausgehen.“ Silvas Augen schossen Blitze, während er in Gedanken seine Möglichkeiten durchging. Anna indessen konnte ein leicht schadenfrohes Lächeln nicht unterdrücken. „Ich denke nicht einmal daran, es sein zu lassen. Ich werde- … du kleine- … verdammt!“ Mit einem Schnauben drehte sich Silva um und verließ den Raum; einen Moment später hörte man die Haustüre knallen. Lachend setzte sich Yo auf und zog sich die Perücke vom Kopf, um sie anzusehen. „Das war genial. Ich habe Silva noch nie so wütend gesehen“, brachte er immer noch lachend hervor, doch als er zu Hao sah, wurde er augenblicklich wieder ernst. Das war knapp gewesen. Zu knapp für seinen Geschmack. „Wo hattest du das Ding eigentlich her, Chocolove?“ Yo richtete den Blick auf seinen Freund und dieser zuckte mit den Schultern. Dann fing er die Perücke auf, die Yo ihm zuwarf. „Ich wollte sie für einen meiner Witze verwenden. Aber das geht jetzt wohl nicht mehr, da ihr sie schon kennt“, erwiderte dieser schmollend und erntete dafür fassungslose Blicke von seinen Freunden. „Du hast nur Glück, dass der da gerade bewusstlos ist“, murmelte Lyserg und deutete auf Hao, doch Chocolove zuckte nur noch einmal mit den Schultern. Dann stöhnte Hao leise auf und sofort ruhten alle Blicke auf ihm, die meisten wütend oder hasserfüllt. Nur Yos Blick war besorgt, als er seinen Bruder ansah. „Ich denke, wir sollten zurück in die Küche gehen, sonst wecken wir Hao noch auf“, schlug Faust vor und alle nickten. Es war klar, dass niemand wollte, dass Hao allzu bald aufwachte, und wenn sie nicht mit Yo befreundet wären, dann würde Hao wohl überhaupt nicht mehr am Leben sein. Schweigend blieb Yo sitzen, als seine Freunde aufstanden und zur Tür gingen, sein Blick war weiterhin auf seinen Bruder gerichtet. „Kommst du, Yo?“ Auf die Frage seiner Verlobten hin schüttelte Yo den Kopf. „Ich bleibe hier. Zumindest, bis er aufwacht.“ „Gut, sei aber bitte vorsichtig, Yo. Versprich es mir.“ „Sicher, ich verspreche es, Anna.“ Yo drehte den Kopf und lächelte für einen Moment, was von Anna mit einem Nicken quittiert wurde. Dann waren Hao und Yo allein und Yo seufzte erleichtert auf. Auch wenn er nicht die gleichen Fähigkeiten wie Hao besaß und somit auch keine Gedanken lesen konnte, so hatte er durchaus die Anspannung im Raum fühlen können und auch den Hass, den vor allem Lyserg Hao entgegenbrachte, doch er hatte nichts daran ändern können. Yo war ebenfalls bewusst, dass das sicher nicht Silvas letzter Besuch gewesen sein würde, was ein weiterer Grund dafür war, weshalb er bei Hao bleiben wollte. Als Faust ihm wenig später etwas zu essen brachte, rührte sich Yo nicht. Erst als Faust sich über Hao beugte und ihm seine Hand auf die Stirn legte, zuckte Yo zusammen und sah Faust an. „Was tust du da?“, verlangte er zu wissen, während er Faust immer noch misstrauisch nicht aus den Augen ließ. „Ich überprüfe nur, ob sein Fieber gesunken ist. Mach dir keine Sorgen, Yo. Ich hab dir doch versprochen, ihm zu helfen, und dieses Versprechen werde ich auch halten. Warte einen Moment“, bat Faust, bevor er aufstand und das Zimmer verließ. Kurz darauf kehrte er wieder zurück, in den Händen hielt er eine mit Wasser gefüllte Schüssel, über deren Rand ein weißes Tuch hing. Schweigend sah Yo zu, wie Faust das Tuch ins Wasser tauchte und auf Haos Stirn legte. „Das sollte gegen das Fieber helfen, solange er bewusstlos ist. Und wenn er aufwacht, bring ihn nach Möglichkeit dazu, eine davon zu schlucken.“ Faust drückte Yo eine Tablettenschachtel in die Hand, die der Junge scharf musterte. „Das ist ein zusätzliches Medikament gegen das Fieber. Ich denke, er wird es eher nehmen, wenn es von dir stammt, als von einem von uns anderen“, fügte Faust hinzu, als er Yos Blick bemerkte, und der jüngere Asakura nickte. „Danke, Faust.“ Yo legte die Tabletten neben die Schüssel und Faust verließ den Raum wieder. Sobald Faust gegangen war, veränderte sich Yos Gesichtsausdruck, denn nun musterte er seinen Bruder niedergeschlagen. Es war seine Schuld, dass es Hao jetzt so schlecht ging; wenn er nicht gegen ihn gekämpft hätte, dann wäre sein Bruder jetzt wohl nicht so verletzt. Plötzlich zuckte Hao zusammen, riss die Augen auf und traf genau auf Yos Blick. Dieser brauchte einen Moment, bis er realisiert hatte, dass Hao wach war, und sah seinen Bruder erleichtert an. „Hao? Wie geht es dir?“, fragte er, doch Hao hatte die Augen bereits wortlos wieder geschlossen. Leise seufzte Yo. Erschrocken zuckte Yo zusammen und sah sich um. Er war eingeschlafen, ohne es zu merken, und inzwischen war es mitten in der Nacht. Doch warum war er gerade jetzt aufgewacht? Hatte er etwas gehört oder … „Nein … bitte … nicht …“ Ruckartig drehte Yo seinen Kopf, um Hao anzusehen, als dieser sprach, und jetzt wusste er auch wieder, was ihn aufgeweckt hatte: Hao hatte so wie gerade eben im Traum gesprochen. „Hao?“ Besorgt nahm Yo das Tuch von Haos Stirn und merkte dabei, dass Hao richtig zu glühen schien. War das Fieber so stark angestiegen? Yo stand auf, um das Tuch erneut in die Schüssel mit dem Wasser zu tauchen, und bei dieser Bewegung fiel eine Decke von seinen Schultern. War Anna etwa hier gewesen und hatte sie ihm umgelegt? Das würde wohl noch am ehesten erklären, wo die Decke herkam. Als das Tuch wieder feucht und kühl genug war, ging Yo zurück zum Bett, um es erneut auf Haos Stirn zu legen, während sein Bruder sich unruhig hin und her wälzte und seine Augen sich unter den Lidern bewegten. Träumte er schlecht? Das würde auch erklären, warum er im Schlaf gesprochen hatte. Als er das Tuch auf Haos Stirn legte, berührte Yo ihn für einen Moment und Hao wurde augenblicklich ruhiger und hörte auf, sich herumzuwälzen. Verwirrt sah Yo ihn an. Lag das an seiner Berührung gerade eben oder war der Traum einfach vorbei? Yo zuckte mit den Schultern. Er wusste es nicht, aber vielleicht würde er Hao am nächsten Morgen danach fragen, wenn er daran dachte. Yo beobachtete seinen Bruder noch einige Minuten, um sicherzugehen, dass dieser auch wirklich wieder ruhig schlief, dann legte er seinen Kopf neben Haos auf das Bett und schon nach wenigen Minuten schlief auch Yo wieder tief und fest. Am nächsten Morgen blinzelte Yo verschlafen und blickte dann direkt in die Augen seines Bruders. „Hao! Du bist wach! Wie fühlst du dich?“ Yos Freude war nicht zu überhören, doch Hao drehte den Kopf nur gleichgültig so, dass er zur Decke sah. „Besser. Warst du die ganze Nacht hier?“ Die Stimme des Älteren war kaum mehr, als ein Flüstern, und Yo nickte. Da fiel ihm ein, worum Faust ihn am letzten Abend gebeten hatte. „Faust hat gesagt, du sollst die hier nehmen, wenn du wach bist. Die helfen gegen das Fieber. Bitte nimm sie, Hao.“ Während er sprach, hatte Yo schon nach den Tabletten gegriffen und eine aus der Schachtel genommen, um sie Hao hinzuhalten. Dieser sah erst die Tablette und dann Yo misstrauisch an. Einen Moment später nickte er allerdings, nahm die Tablette und schluckte sie wortlos hinunter. „Danke, Hao.“ Yo richtete sich auf und beugte sich nach vorne, um das Tuch auf Haos Stirn noch einmal abzunehmen und erneut kühlen, bevor er es anschließend vorsichtig wieder auf der Stirn seines Bruders platzierte. Dabei berührte er den Älteren ein weiteres Mal leicht und dieser schloss die Augen, während er tief ein- und ausatmete. Erschrocken zog Yo die Hand zurück, aus Angst, Hao in irgendeiner Weise wehgetan zu haben. „Du hast mir keine Schmerzen bereitet, Yo. Im Gegenteil. Wenn du mich berührst, dann … habe ich das Gefühl, dass es mir dadurch besser geht. Als ob du mir etwas von deiner Kraft abgibst.“ Yo sah Hao verwirrt an und dieser drehte den Kopf erneut zu seinem Bruder. „Ich weiß nicht, warum, aber es ist so, Yo“, antwortete Hao erneut auf Yos Gedanken, bevor dieser sie überhaupt aussprechen konnte, und der Jüngere schüttelte den Kopf. „Mir ist auch egal, warum. Und nachdem du wieder mal meine Gedanken gelesen hast, solltest du das wissen, Hao.“ Ein schwaches Lächeln zeigte sich auf Yos Gesicht und nachdem er einen Moment gezögert hatte, griff er dann doch nach Haos Hand. Wenn es wirklich stimmte und er Hao so helfen konnte, dann würde er das tun. Es war seine Schuld, dass es Hao nun so schlecht ging, also wollte er ihm helfen, und das, so gut er konnte. Doch Hao entzog ihm seine Hand. „Lass das, Yo. Ich brauche deine Hilfe nicht, ich komme auch gut alleine zurecht. Das bin ich bis jetzt immer.“ Yo zog seine Hand wieder zurück und schwieg eine Weile. Er sah auf den Boden, während Hao an die Decke starrte. „Silva war gestern hier“, murmelte Yo dann nach einer Weile, da er das Gefühl hatte, dass Hao es besser erfahren sollte. Sofort sah sein Bruder ihn erschrocken an. „Was- … was wollte er? Woher wusste er …?“, wollte er wissen, während seine Augen Yos fixierten. „Er hat gesehen, wie ich dich hergetragen habe, und …“ Yo schloss für einen Moment die Augen, um Haos Blick zu entgehen. „Und Lyserg hat mich verraten“, sprach Hao Yos Gedanken aus und der Jüngere nickte. „Bitte, Hao, du darfst ihm nicht böse sein. Er-“ „Keine Sorge, Yo, das bin ich nicht. Ich habe nichts Anderes von ihm erwartet. Schließlich hasst er mich. Und es ist ja auch nicht gerade so, als ob ich es nicht gewöhnt bin, verraten zu werden.“ Auch wenn es von Hao wahrscheinlich nicht beabsichtigt war, so konnte Yo durchaus den Schmerz in dessen Stimme hören, und es war kein Schmerz, verursacht durch die Wunde, sondern eher durch den erneuten Verrat. „Hao …“ „Vergiss es einfach. Ich brauche dein Mitleid nicht, Yo, das habe ich nie gebraucht und werde ich auch nie brauchen. Erzähl mir lieber, warum ich noch lebe. Wie seid ihr Silva losgeworden?“ Haos Stimme klang kalt und Yo fragte sich, ob er sich das gerade eben vielleicht doch eingebildet hatte. „Wir haben Silva mit einem Trick hereingelegt, durch eine Perücke.“ Hao quittierte Yos Worte mit einem Nicken und Yo sah seinen Bruder einen Moment lang schweigend an. „Bist du wütend, Hao? Hasst du mich? Ich würde es verstehen.“ Yo hatte die Frage gestellt, bevor er genauer darüber nachgedacht hatte, und jetzt wurde ihm bewusst, dass er Angst vor der Antwort hatte. Er wollte nicht, dass Hao ihn hasste, doch im nächsten Moment wurde ihm klar, dass Hao seine Gedanken wahrscheinlich sowieso gelesen hatte. „Du kannst ehrlich antworten, Hao, ich werde nicht sauer auf dich sein“, fügte er noch schnell hinzu und Hao zuckte leicht mit den Schultern, woraufhin er schmerzerfüllt das Gesicht verzog. „Nein, ich hasse dich nicht. Auch wenn ich am liebsten sagen würde, dass ich es tue. Doch du bist- …“ Hao brach ab und schwieg einen Moment. „Eigentlich sollte ich dir dankbar sein. Als erstes hast du mich nicht getötet, so wie die Asakura vor dir, und dann schützt du mich auch noch vor deinen Freunden und Silva. Aber dennoch kann ich dir nicht dankbar sein“, beendete Hao dann seinen Satz und sah Yo gequält an, woraufhin dem Jüngeren klar wurde, dass Hao seine Worte wirklich so meinte, wie er sie sagte. Er wollte gerade noch etwas antworten, doch in dem Moment ging die Tür auf und Yo fuhr herum. Lyserg stand plötzlich im Zimmer und hatte seinen Blick stur auf den Boden gerichtet. „Anna schickt mich. Es gibt Frühstück und sie sagte, ich soll dich holen.“ Yo nickte und stand auf. „Ich komme nach dem Frühstück wieder, Hao, und bring dir auch etwas zu essen mit“, versprach Yo seinem Bruder und sah ihn an. Verwirrt stellte er dann allerdings fest, dass dieser die Augen schon wieder geschlossen hatte, doch dann zuckte er mit den Schultern und verließ den Raum, um in die Küche zu gehen. Schweigend ging Lyserg neben ihm her. Zu Yos Erstaunen wartete Mikihisa in der Küche auf ihn. Yo blieb im Türrahmen stehen und sah ihn einen Moment lang an, dann betrat er die Küche ganz und setzte sich an den Tisch. „Was willst du hier?“, wollte Yo von seinem Vater wissen, kaum, dass er saß. „Silva hat mir erzählt, dass Hao noch hier ist und dass du ihn nicht besiegt hast. Er hat mich gebeten, mich darum zu kümmern.“ Mikihisas Stimme klang völlig ruhig und Wut durchzuckte Yos Gesichtszüge. „Also bist du auch hier, um ihn zu töten? Warum könnt ihr ihn nicht einfach in Ruhe lassen?“ Yo sah seinen Vater wütend an, doch dieser verschränkte nur gleichgültig die Arme. „Weil er eine Gefahr für uns alle ist, Yo, das musst du doch verstehen. Und als Asakura ist es nun mal unsere Aufgabe, ihn alle fünfhundert Jahre wieder zu töten, bis wir einen Weg gefunden haben, zu verhindern, dass er erneut ins Leben zurückkehrt.“ „Wenn das so ist, kann ich dir nur das gleiche sagen, wie das, was ich schon zu Hao gesagt habe: Ich will kein Asakura mehr sein, wenn es in dieser Familie nur darum geht, Hao zu töten. Das ist nicht fair. Das ist einfach nicht fair!“ Wütend sprang Yo auf und sah seinen Vater an. „Setz dich wieder, Yo. Denk doch einmal daran, was Hao allein in diesem Leben schon für Unheil angerichtet und was er vor allem unserer Familie angetan hat.“ Doch Yo setzte sich nicht. Stattdessen starrte er seinen Vater wütend an. „Ihr seid doch selbst schuld an den Dingen, die er getan hat. Schließlich habt ihr begonnen, indem ihr versucht habt, ihn direkt nach seiner Geburt, als er noch ein Säugling war, zu töten. Habt ihr auch nur versucht, ihn zu verstehen? Oder versucht, ihn noch einmal in die Familie zu integrieren? Nein, denn für euch zählen ja nur die Fehler, die er einmal gemacht hat. Jeder macht Fehler, das ist menschlich. Er ist mein Bruder und ich werde ihm nichts antun. Und aus genau demselben Grund, werde ich auch verhindern, dass irgendjemand sonst ihm etwas tut. Ich werde ihn beschützen.“ „Yo …“, begann sein Vater, doch Yo schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab. „Nein, ich werde meine Meinung nicht ändern. Ich will nichts mehr davon hören.“ Immer noch wütend sah Yo seinen Vater an, bis dieser seufzte. „Schon gut, Yo, ich habe verstanden. Für den Moment werde ich ihm nichts tun, also setz dich wieder und frühstücke mit uns.“ Für einen Moment zögerte Yo, doch dann kam er der Bitte nach und setzte sich wirklich wieder, behielt seinen Vater jedoch im Blick. „Anna? Ich habe eine Frage, vielleicht weißt du ja die Antwort darauf. Und zwar scheint Hao aus einer Berührung von mir Kraft zu schöpfen. Weißt du den Grund dafür?“ Fragend sah Yo nun zu seiner Verlobten, die ihrerseits mit den Schultern zuckte. „Ich denke mal, das geschieht, weil ihr Zwillinge seid. Ihr seid miteinander verbunden. Und wenn es dem Einen schlecht geht, kann ihm der Andere mit einer Berührung Kraft geben“, antwortete Mikihisa an Stelle von Anna und Yo drehte sich ruckartig zu ihm um. „Ich habe Anna gefragt.“ „Und ich habe für Anna geantwortet, als sie es nicht wusste. Du bist immer noch mein Sohn, also kannst du ruhig auch mich fragen. Yo-“ Plötzlich hallte ein lautes Klirren durch das Haus, gefolgt von einem Schrei. Erschrocken weiteten sich Yos Augen. „Das war Hao. Irgendetwas muss passiert sein.“ Schon im nächsten Moment war Yo aus der Küche und zu dem Zimmer gelaufen, in dem Hao lag. Obwohl er merkte, dass seine Freunde ihm folgten, reagierte er nicht darauf und riss die Tür zu seinem Zimmer auf. Entsetzt beobachtete er die Szene, die sich ihm bot. Hao saß mit dem Rücken zur Wand an einer Seite des Zimmers und vor ihm stand Silva. Vor dem Fenster lagen Glassplitter und das Fenster selbst war zerbrochen, was wohl das Klirren erklärte. „Silva!“ Wütend rief Yo den Namen des Patchee. Ihm war klar gewesen, dass Silva wiederkommen würde, aber er hatte gehofft, dass es nicht so schnell geschehen würde. Und vor allem, dass Silva Hao nicht erwischen würde, wenn dieser allein war. Der Angesprochene sah den jüngeren Asakura an und Yo konnte den Hass und die Wut in Silvas Augen sehen. „Was tust du hier, Silva? Das hier ist eine Angelegenheit der Asakura, nicht der Patcheen.“ Mikihisa hatte hinter Yo den Raum betreten und sah Silva an. „Anscheinend seid ihr aber nicht in der Lage dazu, ihn zu töten. Deshalb werde ich das jetzt erledigen.“ Silva wandte den Blick von den beiden ab, um erneut Hao anzusehen, ehe er auf ihn zuging. „NEIN! Das darfst du nicht tun!“ Yo spürte noch, wie Mikihisa versuchte, ihn festzuhalten, doch er wich dessen Hand aus und lief zu Hao, ehe Silva ihn erreichen konnte. Schon im nächsten Moment stand Yo mit ausgebreiteten Armen und ernstem Gesicht vor seinem Bruder, bereit, ihn mit seinem Leben zu schützen, falls dies nötig werden sollte. Auf keinen Fall würde er zulassen, dass Silva Hao nun tötete. „Geh aus dem Weg, Yo. Du wirst mich sowieso nicht aufhalten können. Nicht noch einmal. Er muss sterben.“ Die Wut in Silvas Stimme war nicht zu überhören. Stur schüttelte Yo den Kopf und mit jeder Sekunde, die verging, wuchs sein Entschluss, Hao zu beschützen. „Yo, geh aus dem Weg. Ich will dich nicht verletzen müssen. Ich will nur Hao, sonst nichts“, wiederholte Silva, doch Yo rührte sich nicht vom Fleck. „Bitte tu, was er sagt, Yo. Das ist es nicht wert.“ Yo zuckte zusammen und sah für einen Moment zu seiner Verlobten. „Doch, das ist es, Anna.“ „Nein, Yo, Anna hat Recht. Du musst das nicht für mich tun. Ich brauche deine Hilfe nicht. Gegen Silva komme ich auch allein an.“ Der Jüngere fuhr herum und sah seinen Zwilling scharf an, als dieser sprach und keuchend aufstand. Erschrocken merkte Yo, dass Hao schwankte, und machte einen Schritt auf ihn zu, als Hao umzukippen drohte, doch Hao schlug Yos Hand weg und schüttelte wütend den Kopf, woraufhin er das Gesicht für einen Moment verzog. Dennoch hatte Yo seinen Bruder für einen Moment berührt und so bemerkt, dass Haos Fieber keineswegs gesunken war und auch die Wunde ihm noch zu schaffen machen schien. „Nimm doch bitte ein Mal meine Hilfe an, Hao. Nur ein Mal.“ „Das habe ich bereits. Und ein Mal ist mehr, als genug. Ich brauche niemanden. Das habe ich noch nie und das wird sich auch nicht ändern.“ Hao stieß sich von der Wand ab und Yo versuchte, ihn davon abzuhalten, zu Silva zu gehen, woraufhin er einen Schlag in den Magen von Hao bekam. Eines musste er Hao wirklich lassen, auch wenn er verletzt war, so wusste er, was er wollte, und nahm keine Hilfe an. Aber etwas Anderes hatte er nicht wirklich erwartet, das hätte wohl nicht zu Hao gepasst. Starr vor Entsetzen sah Yo zu, wie sein Bruder auf Silva zuging und wie dieser unwillkürlich einen Schritt zurückging. „Was ist los, Silva? Wolltest du mich nicht töten? Los, tu es. Aber vergiss nicht, in fünfhundert Jahren werde ich zurückkommen, und du, oder eher deine Nachfahren, werden bereuen, dass du mich getötet hast.“ Haos Stimme klang kalt und gefühllos und Yo bewunderte Hao unwillkürlich dafür, dass er in solch einer Situation ruhig bleiben konnte. Er selbst konnte es ja eindeutig nicht. Für einen Moment drehte Hao den Kopf, um Yo anzusehen, und in diesem Augenblick wurde Yo klar, dass Hao jeden seiner Gedanken lesen konnte. Entschuldigend zuckte er mit den Schultern, doch dann weiteten sich seine Augen erschrocken, als er sah, was Silva hinter Hao tat. Während er aufsprang, um seinen Bruder mit sich zu Boden zu reißen, hatte Silva seinen Totem, Pole Hou, den er in dem Moment, als Hao abgelenkt zu sein schien, gestartet hatte, auf Hao gerichtet und abgefeuert. Zusammen wurden die Zwillinge gegen die Wand geschleudert und erneut klirrte Glas, als der Totemic Soul Blast, der Angriff des Totem Pole Hou, das Fenster über ihnen zerbrach. Als Yo sich aufrichtete, durchzuckte ihn ein Schmerz an seinem Arm, und als er hinsah, entdeckte er Blut, das daran hinunterlief. Anscheinend hatte er Glück im Unglück gehabt, denn der Totemic Soul Blast hatte ihn nur gestreift. Außer einer Schramme konnte er keine Wunde an seinem Arm entdecken. „Was sollte das, Silva? Du hast Yo getroffen!“ „Das war nicht meine Absicht, Mikihisa. Doch wenn Yo sich in den Weg wirft, dann lässt sich das nun mal nicht ändern, dann ist er selbst schuld, wenn er verletzt wird.“ „Yo! Bist du verletzt?“ Der Angesprochene drehte den Kopf und sah seine Verlobte zu ihm laufen. Seinen Vater sah er nicht an. Jetzt spielte er den Besorgten und das nur, weil er getroffen worden war. Er hatte ihm noch nicht verziehen, dass Hao ihm egal zu sein schien. „Alles in Ordnung, Yo-dono?“ Amidamaru tauchte ebenfalls neben Yo auf und der Junge nickte. „Ja, nur eine kleine Schramme. Mir geht es gut.“ Obwohl die Lage so ernst war, brachte Yo ein Lächeln zu Stande, um die beiden zu beruhigen, sah dann aber erschrocken zu Hao, als dieser ein leises Stöhnen von sich gab. „Hao!?“ Alarmiert entdeckte Yo die Blutspur, die sich über Haos Gesicht zog. Hatte Silva ihn erwischt? Er hatte doch versucht, ihn zu schützen. Zu seiner Erleichterung sah Hao ihn an und setzte sich auf. „Ich habe nichts abbekommen, Yo. Und ich habe dir gesagt, dass ich deine Hilfe nicht brauche. Ich komme auch gut alleine zurecht.“ Erneut lächelte Yo nur als Erwiderung auf Haos Worte; es ging ihm wohl wirklich gut. Als Hao aufstand, erhob sich Yo ebenfalls wieder und sah zu Silva. Dieser hatte Haos Rettung durch Yo beobachtet und auf seinem Gesicht zeichnete sich noch mehr Wut ab, als zuvor schon. Noch bevor jemand von den Anwesenden reagieren konnte, hatte Silva schon einen zweiten Totemic Soul Blast aus seinem Totem Pole Hou abgefeuert und sowohl Hao als auch Yo und seine Freunde erwischt. Diesmal gab nicht nur ein weiteres Fenster, sondern gleich die ganze Wand nach, und die Freunde wurden mit Hao und Mikihisa nach draußen, auf den hinteren Hof des Hauses, geschleudert, wo sie bewusstlos liegen blieben. Niemand von ihnen bekam mit, wie Silva zu dem Loch in der Wand ging, von dort aus auf den Hof sprang und vor Hao stehen blieb. Angewidert und voller Hass sah Silva auf den Jüngeren herab. „Verräter.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)