Ein Licht in der Dunkelheit von Licht (Wo Hoffnung ist, da ist auch Licht...) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 1.2 ---------------------- Am Nachmittag machten sie sich auf den Weg. Von Westen her zogen allmählich dunkle Wolken auf und die Luftfeuchtigkeit erhöhte sich spürbar. „Ich hoffe doch, es fängt nicht zu regnen an, während wir im Dorf sind“, murmelte Yvannie und warf einen besorgten Blick gen Westen. In der Ferne tauchten nun die äußersten Häuser des Dorfes auf. Es schien in einem Kreis um einen großen Platz angeordnet zu sein. Die Häuser wirkten alle sehr alt und einige schienen kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen. Andere wiederum schienen sich trotz ihres Alters gut zu halten und wirkten beinahe wie neu. „Am besten, du lässt dir von Cal das Dorf zeigen. Ich muss nämlich noch Stoff und ein paar Kräuter für das Abendessen besorgen. Wir treffen uns am Dorfplatz wieder!“ Ohne Skys oder Cals Antwort abzuwarten, verschwand sie hinter einer Straßenbiegung. Die beiden sahen ihr verwirrt nach. „Was ist los mit ihr?“, fragte Sky Cal. „Ich schätze mal, sie will hier nicht allzu viel Zeit verbringen. Du siehst ja wie das Wetter umgeschlagen hat“, entgegnete er. „Und außerdem hasst sie Regen“, fügte er noch hinzu als einige wenige Tropfen zu Boden fielen und die Erde befeuchteten. ‚Den Regen hassen? Warum?’, fragte sich Sky und sah zum Himmel. Cal riss sie aus ihren Gedanken und drängte sie, mit ihm zu kommen. „Na komm, dann werde ich dir mal alles zeigen! Am besten, wir fangen am Dorfplatz an. Er ist das Zentrum des Dorfes. Alle Feste werden dort gehalten.“ Er zog sie durch die engen Straßen. Sky bemerkte, dass nicht sehr viele Menschen unterwegs waren, was sie irgendwie beunruhigte. Aber die wenigen, denen sie begegneten, drehten sich nach den beiden um und sahen ihnen mit verstohlenen Blicken nach. Sky schob es auf die auffällige Frisur, die ihr Yvannie verpasst hatte und strich sich nervös durchs Haar, wobei sie den Knoten löste, der es zusammenhielt. Ihr schneeweißes Haar verdeckte ihr kurz die Sicht, bis sie es mit einem sanften Kopfschütteln auf ihren Rücken warf. „Da wären wir“, bemerkte Cal und lächelte, als er sie ansah. „So finde ich es besser“, meinte er lächelnd und griff nach ihren Haaren. „Wirklich wie Sternenlicht… Ich habe so etwas noch nie gesehen, wunderschön.“ Sky sah sich um. Vor ihnen, in der Mitte des Platzes, türmte sich die riesige Statue eines Mädchens auf. „Wer ist das?“, fragte sie neugierig und starrte die Statue mit großen Augen an. „Das ist das Symbol des Dorfes. Vor dreitausend Jahren, zu Beginn des großen Krieges zwischen Licht und Dunkelheit, erwachte eine Legende zum Leben, um den Menschen zu helfen. Sie wurde den Überlieferungen zufolge von sieben Wächtern an diesem Ort gefunden, aber ich denke, dass da irgendwas falsch überliefert wurde und…“ Sky bemerkte nicht, dass Cal soeben fortfahren wollte seine Zweifel an den Überlieferungen kundzutun. „Irgendwie kommt sie mir bekannt vor…“, murmelte sie ihm dazwischen und wandte sich ihm wieder zu. Er schien ihre Bemerkung nicht gehört zu haben. „Jedenfalls… Deswegen trägt dieses Dorf den Namen Cantír, was in der alten Sprache soviel bedeutet wie…“ Sky zuckte zusammen, als sie hinter Cal einen jungen Mann stehen sah. „Cal…“, begann sie, doch dieser hatte den jungen Mann längst bemerkt. „Sedryn! Was machst du denn hier?“, fragte er überrascht, als ein Lächeln über das schöne Gesicht des Mannes huschte. Er hatte schwarze lange Haare, die zu einem lockeren Zopf in seinem Nacken zusammengebunden waren. „Willst du mir nicht deine hübsche Begleiterin vorstellen?“ Die Stimme des Mannes klang warm und rein und jagte Sky einen angenehmen Schauer über den Rücken. Das Lächeln, das er ihr zuwarf, ließ sie rasch den Blick abwenden um die sanfte Röte, die sich auf ihr Gesicht schlich, zu verbergen. „Das ist Sky, eine Freundin von Yvannie und mir.“ „Du hast eine verblüffende Ähnlichkeit mit ihr!“, bemerkte er grinsend. „Nur das ihr Haar nicht weiß ist und auch deine Augen spiegeln etwas anderes wider…“ Er beugte sich nach vorn, um sie genauer zu betrachten, doch Sky wich erschrocken zurück. Was wollte dieser Mann von ihr? „Ich tu’ dir nichts“, meinte er grinsend und hob abwehrend die Arme nach oben. ‚Was ist das?’, fragte sich Sky verwirrt. ‚Warum fühle ich mich in seiner Gegenwart so seltsam? So… so hilflos?’ „Sky? Alles in Ordnung?“, fragte Cal und musterte sie besorgt. Sie nickte zögerlich und wandte sich wieder der Statue zu. Jenes Mädchen faszinierte sie ungemein. Dieser Blick, irgendwie kam er ihr vertraut vor. Sie kannte das Mädchen, da war sie sich sicher. Doch woher? Und vor allem, wie konnte sie sie kennen, wenn all das vor dreitausend Jahren geschehen war? Cal und Sedryn redeten leise miteinander und entfernten sich immer weiter von Sky. „Wir sind gleich wieder zurück, Sky. Warte hier auf mich, ja?“ Sie nickte geistesabwesend und starrte weiterhin die Statue an. „Du siehst Yvannie so ähnlich…“, murmelte sie vor sich hin. „Aber du bist es nicht… oder doch? Nein. Dreitausend Jahre sind eine lange Zeit, die kein Mensch überbrücken kann… Du kannst es nicht sein.“ Sie drehte sich um, doch Cal und Sedryn waren verschwunden. Hatten sie sie vergessen? Sie war sich nicht sicher und versuchte zurückzudenken. Hatte Cal ihr nicht irgendetwas gesagt? Sky senkte den Blick. Was auch immer er gesagt hatte, sie hatte es vergessen. Panik machte sich in ihr breit. Verwirrt rannte sie los um ihn zu suchen. Als sie das Dorf verlassen hatte, blieb sie stehen und warf einen ängstlichen Blick zurück. Niemand, den sie hätte fragen können, war zu sehen. Ein kalter Windstoß ließ sie frösteln. Das Heulen des Windes jagte ihr einen eisigen Schauer über den Rücken und ließ sie zusammen zucken. Sie hatte Angst. ‚Irgendetwas stimmt mit dem Wind nicht!’, dachte sie erschrocken. ‚Diese Kälte… diese unbeschreibliche Kälte…’ Sie hatte das unheimliche Gefühl beobachtet zu werden und rannte schließlich weiter. Als sie einen nahen Hügel erklomm, begann es stärker zu regnen. „Ich werde ihn nie finden…“, flüsterte sie verzweifelt und kauerte sich unter einem einsamen Baum nieder, als der Regen immer stärker und kälter wurde. In der Ferne konnte sie leise Stimmen flüstern hören. Kalte, tote Stimmen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)