Die Legende von Erfanela von Shana_the_Deathberry ================================================================================ Kapitel 3: Die Fremde --------------------- Kapitel 3. Das erste was Kaja wieder wahrnahm war das sanfte Rauschen der Wellen und das so vertraute Pfeifen des Windes. Ihr noch betäubter Verstand erinnerte sich nur langsam an das Geschehene, aber ihre schmerzenden Glieder halfen ihrem Erinnerungsvermögen nach. Dieses Monster hatte sie erwischt…aber müsste sie dann nicht eigentlich ertrunken sein? Kaja hätte zu gern die Augen geöffnet um zu sehen ob sie tot war, aber jede Faser ihres Körpers sträubte sich gegen Bewegungen. Konnte man es überhaupt sehen wenn man tot war? War man weißen Wölkchen umgeben? Von feuerroten Flammen? Oder sah man einfach…nichts? Vielleicht waren am Ende doch die Behauptungen der Priester wahr - dass die Seele nach dem Tod eins wurde mit der Welt. Eine Woge eiskalten Wassers schwappte über ihre Füße, was ihr eine Gänsehaut bescherte. Aber Tote frieren doch nicht…oder? Kaja behauptete also erst einmal, dass sie noch am Leben war. Sie wusste, dass die Chancen, dass sie es tatsächlich war, denkbar schlecht standen. Aber was sollte sie schon tun? Kaja lag, vor lauter Erschöpfung völlig bewegungsunfähig, irgendwo an einem Strand - sie spürte den Sand unter ihren Händen. Also war sie an Land und das konnte nur heißen, dass sie wieder auf Nerjila war! Sie musste nur noch warten bis sie gefunden wurde und dann wäre endlich wieder alles so wie vorher. Man würde sie als Kaera sofort zurück ins Schloss bringen, zurück zu der königlichen Familie, zurück zu der Prinzessin….die nächste Welle der Erschöpfung erreichte sie und zog Kaja wieder mit in einen tiefen Schlaf. Als sie das nächste Mal aufwachte, bekam sie keine Luft. Etwas schweres lag auf Kajas Oberkörper. Etwas nasses berührte ihre Wange. Kaja schlug die Augen auf und blickte direkt in ein Paar pechschwarzer Knopfaugen, die sie misstrauisch betrachteten. Ein tiefes Knurren drang aus der Kehle des Etwas als es sich noch näher über sie beugte. Die junge Kaera erkannte das Wesen erst, als hinter ihr eine Stimme ertönte, die das Tier aufschrecken ließ. Es war ein Wolf. Kaja hatte noch nie so einen Wolf gesehen. Er war viel größer als seine Artgenossen auf Nerjila und vollkommen schwarz, bis auf das merkwürdige Muster, das sich durch sein Fell zug. Es sah aus, als hätte jemand dem Tier mit weißer Farbe eine Bemalung verpassen wollen - und zwar mit größter Sorgfalt. Die in sich windenden Linien und Punkte sahen aus wie ein Kunstwerk. Die Stimme, die den Wolf abgelenkt hatte, ertönte erneut. Kaja hörte wie sich Schritte ihr näherten. Jetzt wäre der ideale Zeitpunkt gewesen aufzuspringen und die Flucht zu ergreifen - oder zumindest eine würdige Kampfhaltung einzunehmen. Aber es ging nicht. Ihr Körper streikte noch immer und widersetzte sich stur weiterhin jedem Befehl. Die Schritte waren angekommen. Kaja konnte nicht in das Gesicht der Besitzer dieser Füße sehen - jetzt, wo der Wolf von ihr heruntergegangen war, schien ihr unbarmherzig die Sonne ins Gesicht. Sie war zu stark geblendet, als das sie etwas hätte erkennen können. Aber sie hörte die Person. Eine helle Stimme redete schnell in einer sehr melodisch klingenden Sprache, die Kaja völlig fremd war. Anscheinend waren die Füße also Frauenfüße. Aber diese Sprache… “Ikile man nijroli kosane itell an!” Mit wem redete die Stimme? War da etwa noch jemand? Oder redete sie mit dem Wolf, der immer noch aufmerksam neben ihr saß? Oder mit sich selbst? “Asella cion e serané oni?” Sie schluckte schwer. Das klang wirklich nicht wie die Sprache, die sie selber sprach. Auf Nerjila gab es nur eine Sprache. Hieß das etwa…? Plötzlich verschwand die Sonne aus Kajas Gesicht. Stattdessen blickte sie nun in ein fremdes Gesicht, das so….anderes war, das Kajas innerer Verstand sofort begriff, dass sie sich nicht auf Nerjila befand. Die Fremde hatte blutrote Augen. Mehr konnte Kaja nicht erkennen, denn die Fremde hatte den Rest ihres Körpers unter einem langen, einfachen weißen Gewand verborgen, das nur an den Säumen mit einem Muster verziert war. Ein Tuch bedeckte die untere Hälfte ihres Gesichts, sodass man nur die Augen sehen konnte. Ihre Haare waren unter der großen Kapuze verborgen. An ihrem Hals hing eine lange Kette. Die Fremde starrte sie aus ihren Rubinaugen an. Kaja starrte zurück. Sie hätte eh nicht gewusst was sie sonst hätte tun sollen. Plötzlich sagte die Fremde wieder etwas: ”Ihtelèm omud sa nered?” Hatte sie etwas gefragt? Kaja versuchte etwas zu sagen, aber ihre Stimme brach. Was war nur mit ihrem Körper los? Als sie keine Antwort erhielt, seufzte die Frau neben ihr. Oder war es ein Mädchen? Kaja konnte das Alter nur anhand der Augen unmöglich schätzen - sie hätte 15, aber genauso gut 100 sein können. Die Fremde hob den Blick von Kaja und sagte etwas. Der Wolf knurrte leise. Moment, sprach sie mit einem Wolf? Dann blickte sie Kaja wieder an und legte ihr die Hand auf die Augen. “Aneleth.” Im nächsten Augenblick war die Kaera wieder eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)