Nur ein bisschen.. von Arisa-Yuu (oder vielleicht doch mehr) ================================================================================ Kapitel 6: Zeit.... ------------------- Zusammen mit den lauter werdenden Schritten erhöhte sich auch zunehmend mein Herzschlag. Ich war gespannt, wie die Sehne eines Bogens kurz vor dem Abschuss. Unruhig trommelte ich mit den Fingern auf dem Gehäuse meiner Gitarre herum, bis ich endlich eine Gestalt erkennen konnte. Komisch ich hatte Ruki viel kleiner in Erinnerung oder trug er heute seine Plateauschuhe? Nein, trug er nicht und es war auch nicht der Rothaarige, der auf mich zu lief, sondern ein Polizist. Für einen Moment glaubte ich meinen Augen nicht trauen zu können, aber selbst wenn ich nachtblind wäre, würde sich nichts daran ändern, dass es sich um einen Mann in Polizeiuniform handelte. Sein Gesichtsausdruck sagte mir, dass er nicht sonderlich gut gelaunt war oder seine Hose war zu eng. Beides war nicht auszuschließen. “Haben Sie hier eben gesungen..?“, fragte er mich gerade heraus, nachdem er nur noch wenige Meter entfernt war. “Nein, ich habe den Müll durchsucht..“ war meine sarkastische Antwort. “Und warum tragen Sie dann dieses Instrument mit sich rum..?“ Gut kombiniert Watsen. Anscheinend waren die japanischen Polizeibeamten nicht so dumm, wie es ihnen nachgesagt wurde. “Die habe ich im Müll gefunden. Eine Schande was heut zutage alles weg geschmissen wird..“ blieb ich bei meiner Ausrede. Was mich jedoch viel mehr interessierte war, warum Ruki immer noch nicht hier war und warum ich mich hier mit einen aushilfs- Colambo unterhalten musste? “Sind Sie Komiker? Ich weiß zwar nicht warum Sie hier Lärm gemacht haben, aber etliche Bewohner des Hauses haben sich beschwert und ich werde Sie jetzt mit auf das Polizeirevier nehmen. Finden Sie das immer noch lustig..?“ erklärte meine Gegenüber mit einem hämischen Grinsen im Gesicht, das ich ihm am liebsten mit meiner Faust wieder ausgetrieben hätte. “Ich habe keinen Lärm gemacht. Ich habe gesungen, klar..“ erwiderte ich empört. Banausen! “Also waren Sie es doch. Ich muss Sie bitten mir zu folgen, um die Anzeige wegen Ruhestörung aufzunehmen..“ faselte der Polizist, was ich allerdings nicht weiter beachtete. Ich sah erneut die Fassade empor, zu dem Fenster im vierten Stock, hinter dem sich Ruki´s Wohnung befand. Meine Hoffnung dort den Umriss einer Person zu entdecken, wurde je zerstört. “Haben Sie gehört? Sie werden mich begleiten, sonst sehe ich mich gezwungen Sie in Handschellen abzuführen und Sie wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt fest zu nehmen..“ schnauzte mich der Village People- Verschnitt an, da ich ihn wohl zu wenig Aufmerksamkeit zukommen ließ. “Ich habe keine Zeit dafür. Ich warte hier auf..“ noch bevor ich meinen Satz beenden konnte, zerrte mich der Kerl am Oberarm hinter sich her, dass ich fast mein Gleichgewicht verlor. Ich war zu perplex, um mich wirklich zu wehren und war nur noch dazu in der Lage einen flüchtigen Blick zurückzuwerfen.. “Hey, Schönling, wenn du deinen Kaffee nicht trinken willst, kannst du ihn mir geben..“ . Es war nicht zu fassen. Einfach nicht zu glauben. Da machte ich mir die Mühe und sang zum ersten Mal im meinem Leben für jemand anderen, und das Ergebnis war, das ich in einen nicht gerade großen Raum hockte, deren Fenster vergittert waren. Mit drei anderen Männern, die allein schon wegen ihrer Klamotten, wie Verbrecher aussahen. Das Einzige, was ich großzügiger weise bekommen hatte, war ein Plastik Becher, der mit so etwas ähnlich wie Kaffee darin. Zumindest sah es danach aus. Riechen tat es eher wie zu lang gekochter Asbest. “Ich habe dich was gefragt, Kleiner..“ kam es schnaubend, von einem meiner unfreiwilligen Zimmer genossen. Einen schlecht riechenden, beinahe zahnlosen Sumoringer-Verschnitt, der sich mit verschränkten Armen vor mir aufgebaut hatte. “Hier..“ ich reichte ihm dem Becher. Sollte er sich doch daran vergiften oder vielleicht war sein Magen schon an Sachen gewöhnt, die den Ph- Wert von 7 weit überschritten. Er grunste kurz, ließ mich dann aber endlich in Ruhe und ich konnte wieder meiner Hauptbeschäftigung nach gehen. Auf die Wanduhr starren. Das tat ich regelmäßig. Alle fünf Sekunden und das seid weit über einer Stunde. Wie lange sollte ich noch hier hocken? Der Polizist hatte mir versichert, dass ich bald wieder nach Hause konnte, nachdem er meine Personalien aufgenommen hatte. Da mich einer von den Bewohnern in Ruki´s Hochhaus doch tatsächlich wegen Ruhestörung angezeigt hatte. Ruhestörung! Ich hatte lediglich ein Lied gesungen. Zwar laut und nach zwanzig Uhr, aber das war noch lange kein Grund gleich die Bullen zu rufen oder sehe ich das falsch? Noch dazu hatte sich die Person, für die ich gesungen hatte nicht blicken lassen, und wenn ich Pech hatte, war er noch nicht einmal in seiner Wohnung gewesen und ich hatte mich ganz umsonst zum Deppen gemacht und wurde noch dazu angezeigt. “Was hast du angestellt..?“, fragte mich plötzlich eine rauchige Stimme, die zu dem alten Mann gehörte. Er saß mir direkt gegen über und ich konnte deutlich seine Sake-Fahne riechen. Widerlich. “Hab gesungen..“, murmelte ich frustriert und rechnete damit ausgelacht zu werden. “Dann haben sie doch endlich angefangen die Teilnehmer dieser bekloppten Talentshows einzusperren. Wurde aber auch Zeit..“ antwortete er mir mit sichtlicher Genugtuung, ehe ich allerdings darauf reagieren konnte, wurde die Tür geöffnet und ein junger Polizist steckte seinen Kopf in den Raum. “Du da. Mit kommen..!“ gab er im Befehlston von sich und deutete mit einer knappen Kopfbewegung an, dass ich gemeint war. Schnell, aber immer noch lässig stand ich auf und folgte dem Beamten, der mir durch einen schmalen Flur vorausging. “Kann ich endlich gehen..?“, wollte ich forschend wissen, da ich nichts mehr wollte als mich zu Hause einzuschließen. Mit meinen besten Freunden. Zigaretten und Alkohol. “Hai, die Anzeige wurde zurückgezogen und jemand ist hier der ihre Strafgebühr für den Polizeieinsatz bezahlt hat..“ klärte mich der Polizist auf, was meine Augenbrauen in die Höhe wandern ließ. Warum wurde die Anzeige wieder zurückgezogen und vor allem wer hatte das Geld bezahlt. Keiner meiner Freunde wusste, zum Glück, das ich mich auf dem Polizeirevier befand oder etwa doch? Egal wer es war. Ich würde ihn irgendwie bestechen müssen, dass er es auf keinen Fall weiter erzählte, sonst wäre mein Ruf für immer im Arsch. Ich muss mich berichtigen. Mein Ruf war definitiv im Arsch. Denn niemand Geringeres, als Ruki höchst persönlich stand in der Empfangshalle der Polizei und hielt meine Gitarre, nebst anderen Kleinigkeiten in den Händen, die mir nach meiner unfreiwilligen Verhaftung abgenommen wurden. Kein Anzeichen von Trauer oder Enttäuschung in seinem Gesicht, wie noch vor ein paar Stunden. Ganz im Gegenteil. Er grinste mir rotzfrech ins Gesicht und schien das alles mehr als lustig zu finden. Für einen kurzen Moment wünschte ich mir nie für ihn gesungen zu haben, aber dafür war es zu spät. “Was ist so komisch..?“, knurrte ich ihn verstimmt an, nachdem ich vor ihm stehen geblieben und meine Sachen entgegen genommen hatte. Wenigstens hatte ich meine Kippen und mein Liebling zurück, und damit meinte ich meine Gitarre, nicht den Rothaarigen. “Nichts..“, meinte er scheinheilig und ich musste ihn noch nicht einmal ansehen, um zu wissen, dass er sich ein Lachen verkneifen musste, aber wenigstens verkniff er sich einen blöden Kommentar. Noch zumindest. “Gut, dann können wir ja gehen..“ entgegnete ich kühl und stapfte mit meiner Gitarre auf dem Rücken an ihm vorbei, aus dem Polizeirevier. Nikotin! Ich brauchte ganz dringend eine Zigarette zur Beruhigung. Im Gehen holte ich mir einen Glimmstängel aus der Schachtel und steckte ihn zwischen meine Lippen. “Willst du gleich wieder Ärger bekommen? In der Nähe der Polizei ist rauchen verboten..“ erst jetzt registrierte ich das Ruki neben mir her lief. Ich schenkte ihm ein kurzes Schulter zucken, während ich meine Hosentaschen mit den Händen nach meinem Feuerzeug absuchte. Leider schien es sich in Luft aufgelöst zu haben, zusammen mit meiner Zigarette. Die war nämlich nicht mehr an ihren angestammten Platz, sondern befand sich jetzt auf wundersame weise in der Hand des Kleineren. “Bist du meine Mutter oder was? Ich rauche wann und wo ich will..“ motzte ich ihn an und machte mich daran mir eine neue Nikotinquelle aus der Hosentasche zu fummeln, ohne stehen zu bleiben. “Sei froh das ich hier bin, sonst hättest du die ganze Nacht bei der Polizei verbringen können und hättest noch dazu eine Anzeige am Hals..“ wehrte er triumphierend ab und grinste mich erneut an. War klar das er mir das unter die Nase reiben würde. “Wenn du nicht so bescheuerte Nachbarn hättest, wäre ich gar nicht erst in diese Lage gekommen. Wer bitte ruft die Polizei, weil jemand singt..?“ Darüber konnte ich nur immer wieder den Kopf schütteln. Gut, das es bei Romeo und Julia noch kein Telefon gab, sonst hätten sie Romeo wahrscheinlich auch eingesperrt oder sich über die zu laute Lärche am nächsten Morgen beschwert. “Das war Frau Hitzuna. Sie ist schon sehr alt und ein bisschen verwirrt. Sie dachte im Innenhof würde eine Hasch-Party stattfinden. Ich konnte sie davon überzeugen, dass sie die Anzeige zurücknimmt. Du schuldest mir also noch etwas..“ erklärte Ruki mir schmunzelnd und drehte meine Zigarette zwischen seinen Fingern. “Wofür? Ich habe nichts Verbotenes getan, und wenn du mitbekommen hast, dass ich Schwierigkeiten bekomme, hättest du das gleich verhindern können..“ fuhr ich ihn aufgebracht an und fluchte gleich darauf, weil mir meine Zigarettenschachtel aus der Hand gefallen war, geradewegs in einen Gully. Zu allen Überfluss landete ein Wassertropfen in Meinem Gesicht, gefolgt von noch einen und noch einen. Es begann zu regnen. Super! “Nein, das war die Strafe für diese dumme Wette. Außerdem habe ich dich nicht darum gebeten für mich zu singen. Das war deine Entscheidung..“ motzte er mich an, was mich ein wenig verletzte. Ich hatte das schließlich nur für ihn getan, um ihn zu beweisen, dass ich die gleichen Gefühle für ihn hegte, wie er für mich. Anscheinend schien ihn das nicht zu interessieren. “Die ich mittlerweile nicht nur einmal bereut habe. Du brauchst dich nicht zu sorgen, dass es noch ein weiteres Mal passieren wird..“ glitt es monoton über meine Lippen, ehe ich meinen Blick von ihm ab wand und mit großen Schritten auf ein geschlossenes Kiosk zu lief. Der Regen wurde nämlich immer stärker und ich wollte mich dort zumindest so lange unterstellen, bis er nachgelassen hatte. Natürlich hatte nicht nur ich diesen Einfall, sondern auch Ruki. Demonstrativ sah ich in die andere Richtung. Ich wollte nicht mit ihm reden. Schon gar nicht über die vergangenen Stunden. Zwar würde ich gern wissen, was er über meinen Song dachte und ob ihm das als Beweis reichte, aber ich würde ihn sicher nicht anbetteln. Ich spitzte meine Ohren, nachdem ich ein leises Klacken vernommen hatte. Keine fünf Sekunden später stieg mir ein wohl bekannter Geruch in die Nase. Sofort drehte ich mein Gesicht wieder zu dem Rothaarigen und zog verärgert die Augenbrauen zusammen. Der Typ rauchte MEINE letzte Zigarette, genau vor meinen Augen und schien noch nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei zu haben. Das übertraf selbst meine Dreistigkeit um Längen. Meine Raucherlunge meldete sich zu Wort und ich konnte nicht verhindern, das ich den vorbei wabernden Rauch gierig ein sog. Den Ruki freundlicher oder fieserweise in meine Richtung blies. Mein absurdes Verhalten schien er jedoch nicht zu beachten. Sein Blick war starr nach vorn gerichtet, als würde er den Regen beobachten. Das Einzige was ihn von einer Statue unterschied, war die Bewegung seines Armes, wenn er die Kippe zu seinem Mund führte. Wieder blies er den Rauch aus, doch das war nicht alles, was seine Lippen verließ. Ich konnte es erst nur ganz leise vernehmen, doch es wurde immer lauter. Ein summen. Ruki summte vor sich hin und ich musste nicht lange zu überlegen, um welche Melodie es sich handelte. Ich war sichtlich überrascht, da ich den Song nur einmal gesungen hatte, trotzdem beherrschte er die Melodie, als würde er ihn schon jahrelang kennen. Nicht nur das. Aus dem Summen wurden nach und nach Wörter, Sätze und schließlich sang er das Lied. Mein Lied. Dass ich nur für ihn geschrieben und gesungen hatte. Ich schloss meine Augen und konnte nicht anders als zu lächeln. gokigen nanamena megami ni ima I PLAY TO A GODDESS koneko wo kabutta tenshi ni ima I PLAY TO AN ANGEL baramake sekaijuu ni senbou no manazashi wo Die letzte Zeile sang ich leise mit und öffnete danach wieder meine Augen. Meine Wut war verschwunden. Regelrecht verpufft, wie der Rauch vorhin. Ich musste neidlos zugeben das Ruki eine wirklich gute Stimme hatte. Vielleicht sogar noch ein wenig besser, als meine. “Hast du den Song selbst geschrieben..?“, fragte er mich ruhig und sah mich dabei sogar wieder an. Noch dazu lächelte er. Ehrlich, nicht hinterhältig. “Hai, und du warst der Erste, für den ich ihn gespielt habe..“ gestand ich ein bisschen verlegen, da das einer Liebeserklärung so ziemlich gleich kam und ich immer noch nicht wusste, was der Jüngere davon hielt. Wieder trat Stille ein. Nur das Rauschen des Regens war zu hören. Gleichmäßig und stetig. Die Straßenlaternen erhellten die Umgebung nicht wirklich und es hatte den Anschein, als wäre Tokyo ausgestorben, bis auf Ruki und mich. “Ich will nicht, dass du es noch mal singst..“ brachte er nachdrücklich über seine Lippen, während er die aufgerauchte Zigarette zu Boden schnippte, zusammen mit einem Klumpen rohes Fleisch, welches vorher mein Herz gewesen war. Das brauchte ich nun nicht mehr. Ich presste meine Lippen hart aufeinander, doch noch, bevor ich etwas erwidern konnte, spürte ich plötzlich einen warmen Körper, der sich an mich schmiegte. Verwundert sah ich auf ihn hinab und öffnete meinen Mund, aber er kam mir wieder zuvor. Er schüttelte lächelnd seinen Kopf und legte dabei seinen Zeigefinger leicht auf meine Lippen, um mich am Sprechen zu hindern. Ich verstand beim besten Willen nicht, was das sollte. Seid wann war ich so handzahm und seid wann ließ ich mich von Gefühlen so durcheinander bringen? “Nicht vor anderen. Du darfst es nur noch allein für mich singen. Für niemanden sonst..“ fuhr er leise fort. Seine Stimme war nicht mehr als ein Hauchen und sorgte dafür das sich meine Nackenhärchen aufstellten. Dann nahm er seinen Zeigefinger von meinen Lippen und ersetzte sie durch die seinen. Sie fühlten sich unbeschreiblich weich an und waren unverwechselbar. Takanori. Ich lächelte in den Kuss hinein und schlang leicht einen Arm um den zierlichen Körper des anderen. Zog ihn noch ein wenig näher an mich. Es bedurfte keiner Wörter mehr. Denn es war alles gesagt. Wir hatten uns alles an den Kopf geworfen und uns immer wieder entschuldigt. Wir waren uns aus dem Weg gegangen und hatten doch jedes Mal wieder zusammengefunden. Und wir hatten Grenzen überschritten, die es ohne den anderen gar nicht gegeben hätte. Ich gebe zu, dass ich nie an die große Liebe geglaubt habe und schon gar nicht auf die Liebe auf den ersten Blick, aber seid ich Ruki kenne, weiß ich das ich nichts ausschließen sollte. Selbst wenn es unwahrscheinlich sein mag. Manchmal trieft einen die Liebe wie ein Hammerschlag und setzt einen außer Gefecht. Vollkommen.. Es ist kitschiger geworden, als ich beabsichtigt hatte.. Wie dem auch sei, Ich hoffe euch hat die FF dennoch gefallen. Vielleicht schaut ihr auch in zukünftigen FF´s rein^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)