Nameless von shino-girl ================================================================================ Kapitel 22: Erwachen -------------------- Nur langsam kämpfte sich ihr Bewusstsein wieder an die Oberfläche. Brachte zuallererst den Bewegungsdrang mit sich. Ihre Glieder fühlten sich durch das lange, unbewegte liegen wie eingerostet an. Gequält rollte sich die Langhaarige auf die Seite, brachte sich damit in eine weitaus angenehmere Position. Hinata zog sich die gut gefütterte Decke gähnend enger um sich und kuschelte sich darin ein. Die wohltuende Wärme und die wunderbar weiche Matratze luden sie geradezu ein noch ein bisschen vor sich hin zu dämmern. Kurz vorm Einschlafen waren sie auf einmal da. Die letzten Worte, die sie von Naruto noch vernommen hatte. Die letzte Erinnerung ließ ihre Augen aufschnellen. Sofort wusste sie, dass diese bereits einige Zeit zurück lag. Das spürte sie. Nur wie lange? Und wie kam sie hierher? Auf Anhieb hatte sie ihr altes Zimmer im Hyuuga-Anwesen erkannt. Nachdem sie sich aus der Daunendecke geschält hatte stand sie vorsichtig auf. Hinata hatte schon im Liegen dieses dumpfe Gefühl im Kopf, welches sich jetzt in heftiges Pochen verwandelte. Und auch ihre Beine schienen sie nicht richtig ausbalancieren zu wollen. Kurze Zeit blieb sie neben dem Bett stehen, hielt sich dabei an der Wand fest. Nutzte diese keine Pause um wieder ein Gefühl für ihren Körper zu bekommen. Dann schnappte sie sich ihre Jacke, die ordentlich über der Stuhllehne hing und verließ das Zimmer. Wie auch früher schon schlich sie sich durch die Gänge und achtete sorgfältig darauf niemandem zu begegnen um ungesehen verschwinden zu können. Heute schien sie allerdings erwartet zu werden. Denn auch wenn sie niemanden im Gang und den Zimmern ausgemacht hatte, griffen jetzt zwei Hände zielgerichtet nach ihr. Verdrehten ihr einen Arm schmerzlich auf den Rücken, mit der anderen Hand griff er unbarmherzig in die langen Haare und zog daran. Hinata gab so weit wie möglich nach, legte ihren Kopf in den Nacken bis es nicht mehr ging. Dann stoppte der Zug, hielt allerdings eine leichte Spannung aufrecht. Machte sie unfähig sich gegen ihn zur Wehr zu setzen. Sie konnte erkennen, wie ihr Vater aus der Tür trat, an der sie als nächstes vorbei gekommen wäre. Mit verschränkten Armen blieb er vor ihr stehen. „Was wird das?“ Keine Begrüßung, nur diese kalt gestellte Frage. „Ich will weg von hier, weg von dir.“ – „Und wo willst du hin? Zu Naruto?“ Hiashi baute sich vor seiner Tochter auf, blickte ausdruckslos auf sie herunter. „Er will dich nicht bei sich haben. Er hat dich hierher gebracht. Was sagt dir das?“ Hinata wollte die Worte ihres Vaters nicht an sich heran lassen. Sie war sich sicher, dass Naruto das nur getan hatte um sie zu beschützen. Aber wenn er doch Recht hatte? Wenn Naruto sie wirklich nicht bei sich haben wollte. Verzweifelt versuchte sie in seinem harten Blick etwas zu lesen. Versuchte die Wahrheit heraus zu finden. „Erkennst du es endlich? Er hatte nur Mitleid mit dir.“ Ein boshaftes Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus, als er sah, was diese Wörter in seiner Tochter anrichteten. „Nein… nein, das stimmt nicht.“, wisperte die Langhaarige. Kämpfte gegen die Wörter ihres Vaters, die sich wie Maden in ihre Gedanken fraßen und alles zu zerfressen schienen. „Hiashi!“ Sauer hallte es über den Flur zu ihnen hinüber. Hinatas Mutter brachte ihren Mann dazu inne zu halten, so hatte sie genug Zeit zu ihnen zu stoßen. Das Clanoberhaupt gab ein kleines Handzeichen und kaum eine Sekunde später hatte Hinata ihre Freiheit wieder. Allerdings wusste sie nicht, was sie damit anfangen sollte. Eng schlang sie ihre Arme um ihren Körper, ließ den Kopf hängen. Erst die Arme ihrer Mutter, die ihr behutsam den Weg zeigten, brachten sie dazu aufzusehen und auf den Weg zu achten. In der Küche angekommen, drückte die ältere Frau sie auf einen Stuhl und wenige Minuten später stand eine dampfende Tasse Tee vor ihr. Lange war es still zwischen den Beiden. Hinata drehte das Porzellan nachdenklich in ihren Händen, was besorgt beobachtet wurde. „Hatte Naruto wirklich nur Mitleid mit mir?“, kam es dann nach langer Zeit von Hinata. Natürlich hatten die Worte ihres Vaters sich in ihren Gedanken eingenistet und gaben ihren Selbstzweifeln neues Material. „Hat dir dein Vater das eingeredet?“ Ein zaghaftes Nicken folgte auf diese Gegenfrage. Ein Schmunzeln schlich sich in das Gesicht ihrer Mutter. Ja, sie hatte damit gerechnet, dass Hiashi diese Situation nutzen würde um der Beziehung ihrer Tochter zum Hokagen zu schaden. Aber mit solchem Kinderkram, das hatte sie nicht kommen sehen. „Soll ich dir sagen, was wirklich passiert ist?“ „Du hättest Naruto sehen sollen, als er dich Donnerstagabend zu uns gebracht hat. Er schien fast in Schuldgefühlen zu ertrinken. Er hatte dich in zwei Decken eingerollt aus Angst du könntest frieren. Ich habe ihn in dein Zimmer begleitet. Es ist ihm so schwer gefallen, dich aus den Armen zu geben und ins Bett zu legen. Er hat dir immer wieder zärtlich über die Wange gestrichen und über die Haare. Hat sich bestimmt tausend Mal bei dir entschuldigt. Als er es dann endlich schaffte von dir weg zu kommen hat er dich noch in die dicke Decke gesteckt und dich liebevoll geküsst.“ Zärtlich strich sie die zwei einzelnen Tränen weg, die ihrer Tochter aus den Augen kullerten. Hinata war so erleichtert darüber. Alles, was Hiashi ihr gesagt hatte war gelogen und diente nur dazu sie zu verunsichern. „Schätzchen, er liebt dich so sehr. Lass dir von deinem Vater nichts anderes einreden.“ Bestätigend nickte die Langhaarige, nahm dann ihren ersten Schluck aus der Tasse. Starrte danach wieder auf die immer noch dampfende Oberfläche. „Mama, welcher Tag ist heute?“ „Samstag.“ „Und wann ist Naruto gegangen?“ „Gestern Vormittag. Zusammen mit den anderen. Mit deinen Freunden, Neji und fast allen aus der Nebenfamilie. Sogar Iruka und die anderen Lehrer. Jeder, der irgendwie einsatzfähig ist.“ „Außer ich.“ „Auch wenn du es jetzt noch nicht verstehst oder verstehen willst. Naruto hat dir den größten Gefallen getan, den es gibt. Er hält dich da raus. Er gibt dir die Chance ohne solch schrecklichen Erinnerungen leben zu müssen.“ „Ich fühl mich aber so verdammt unnütz!“ „Das bist du nicht. Du bist hier und damit der einzige Grund für Naruto wieder zurück zu kommen.“ „Ich habe solche Angst… dass ihm was passiert… dass ich ihn nicht wieder sehe.“ Hinata wurde in eine schützende Umarmung gezogen. Ihre Mutter strich ihr zärtlich über den Rücken und flüsterte ihr aufmunternde Worte zu. „Kann ich nicht wenigstens zurück in unsere Wohnung?“, fragte Hinata nuschelnd, nachdem sie sich wieder von ihrer Mutter distanziert hatte. „Das geht leider nicht.“ Entschuldigend strich ihre Mutter über die langen Haare. „Ich werde ihm auch nicht folgen…“, versuchte sie es weiter. „Naruto hat uns klare Anweisungen gegeben.“ – „Er hat was?!“ Davon hörte die Kunoichi zum ersten Mal. „Du sollst hier wohnen, solange er nicht da ist. Dein Vater soll auf dich aufpassen und dich davon abhalten zu verschwinden. Und ich, ich soll darauf achten, dass es dir an nichts fehlt und es dir gut geht.“ Wieder lächelte die Frau Hiashis. Auch sie stand quasi unter dem Schutz des hochrangigen Freundes. Naruto hatte es dem Clanoberhaupt deutlich zu verstehen gegeben, dass er es nicht dulden würde, wenn Hiashi seiner Tochter schadete. Und er den Entscheidungen seiner Frau bezüglich Hinatas Wohl ohne Wenn und Aber Folge zu leisten hat. Und sie würde nachher mit ihrem Mann sprechen. Und klarstellen, dass es keine derartigen Aktionen mehr gab. Hiashi hatte kein Recht sie noch einmal so festzuhalten, geschweige denn noch einmal solche Worte an sie zu richten. Dieses eine Mal der Überlegenheit würde sie ausnutzen und ihm die gleiche Behandlung zukommen lassen, mit der er über die ganze Familie herrschte. „Ich geh dann mal in mein Zimmer…“, murmelte die Lilahaarige. Sie wollte jetzt einfach nur alleine sein. Wollte sich unter tausenden Decken verkriechen und für lange Zeit nicht mehr hervor kommen. Sie fühlte sich so bevormundet. Erst ihr Vater, der immer über sie und ihr Leben bestimmte und jetzt auch Naruto. Der sie einfach betäubte und zu ihren Eltern verfrachtet hatte. Sie hasste das Gefühl. Warum konnte sie nicht wie jeder andere auch ihr Leben selbst in die Hand nehmen, wieso machten das immer andere und aus welchem Grund ließ sie es auch noch zu? Ohne weiter auf ihre Mutter geachtet zu haben, hatte sie die Küche verlassen und flüchtete in ihr Zimmer. Dort rollte sie sich auf dem Bett zusammen und dachte nach. Es verging viel Zeit in der ihr viel durch den Kopf ging. Die lähmende Angst Naruto könnte etwas zustoßen konkurrierte mit dieser Wut, auf ihn, sie so derart zu übergehen. Ihre Selbstzweifel und die Worte ihre Vaters, die diese Zweifel noch verstärkten. Das damalige Gespräch mit Iruka-Sensei kam ihr wieder in den Sinn. Erinnerte sie daran nur sich selbst zu sehen und keine anderen Erwartungen. Und sie traf einige Entscheidungen. Für sie selbst und nur für sie selbst. Verschwendete keinen Gedanken darauf, es jemandem Recht zu machen. Und als ihre Mutter mit zwei lecker aussehenden Broten auf einem Teller in ihr Zimmer kam um ihr ein kleines Abendessen zu bringen, fing sie damit an die Entscheidungen in die Realität umzusetzen. „Mama, es ist mir egal, was Naruto gesagt hat. Ich gehe morgen wieder nach Hause. Wenn du auf mich aufpassen willst kannst du gerne jeden Tag vorbei kommen. Aber ich lebe ab sofort mein Leben und lass mir nicht mehr alles vorschreiben. Nicht von Vater und auch nicht von Naruto!“ Die Überraschung stand der älteren Frau deutlich ins Gesicht geschrieben. So kannte sie ihre Tochter nicht und dennoch stahl sich nach wenigen Sekunden ein glückliches Lächeln auf ihr Gesicht. Sie freute sich darüber, dass ihr einst so schüchternes Mädchen wohl endlich ihren Platz im Leben gefunden hatte und sich nicht mehr alles gefallen ließ. „Ist gut.“, stimmte sie daher zu. Hinata würde von ihrer Entscheidung in diesem Fall eh nicht mehr absehen, da brauchte sie nicht zu diskutieren. Sie setzte sich auf die Bettkante und stellte den Teller zwischen sie beide, deutete ihr zu essen. „Wie kommst du zu dieser Entschlossenheit?“ Natürlich war sie neugierig, was ihre Kleine zu diesem extremen Schritt gebracht hatte. Doch Hinata zuckte nur mit den Schultern, versuchte sich aber dennoch zu erklären. „Ich habe so lange unter Vater gelitten und Naruto weiß das. Aber anstatt mit mir eine Lösung zu finden legt er mich schlafen und bringt mich hierher. Als ob es nicht schlimm genug ist mir Schlafmittel zu geben… Nein, ausgerechnet hier will er mich dann auch noch einsperren. Dadurch ist er kein bisschen besser als Vater und das nehme ich ihm richtig übel…“ Verstehend nickte ihre Mutter, nahm aber gleichzeitig auf die Verzweiflung zur Kenntnis die aus ihrem kleinen Mädchen sprach. „Du bist wütend auf ihn.“ Ein bestätigendes Nicken kam von Hinata. „Und du hast Angst.“ Wieder ein Nicken, diesmal schimmerten allerdings schon Tränen in ihren Augenwinkeln. „Ich habe Angst, dass ich jetzt wütend auf ihn bin, wegen diesem bescheuerten Grund. Und dass ich das vielleicht nie mit ihm klären kann. Ich will nicht, dass es Das ist an was ich denke, wenn ich mich an ihn erinnere.“ Wieder legten sich die warmen Arme ihrer Mutter um sie. „Er kommt zurück. Und bis dahin erinnerst du dich nur an die schönen Dinge, die du mit ihm erlebt hast.“ Hinata nickte, schniefte ihren Kummer weg. Auch wenn das nicht so funktionierte, wie sie hoffte. Die Gesellschaft ihrer Mutter genoss sie noch eine Weile, ehe sie wieder ihre Privatsphäre bekam. Hosted by Animexx e.V. 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