Der Herr der Zeit von KimRay (Part IV: Über dem Abgrund) ================================================================================ Kapitel 25: Falsches Spiel -------------------------- Titel: Der Herr der Zeit (25/ ca.30+Epilog) Autor: KimRay e-mail: KimRay@gmx.de Kategorie: ?? Unterkategorie: Drama Inhalt: Der schwarze Lord übernimmt in England die Macht und Hogwarts erstarrt in der Zeitfalle, doch wie es der Zufall gibt es zwei Schüler, die wie üblich nicht das tun, was sie eigentlich tun sollten. Was passiert, wenn Harry Potter den Helden spielt, Draco Malfoy mit Hauselfen und Velas streitet und Severus Snape seine Meinung ändert? Lest selbst! Das ist wirklich eine üble Inhaltsangabe! *heul* DISCLAIMER: Alle urheberrechtlich geschützten Figuren in dieser Story gehören natürlich den jeweiligen Eigentümern. Ich habe sie mir nur ausgeliehen. Einzig die Idee und neue Charaktere sind komplett von mir. Anmerkungen: Wie versprochen habe ich es doch noch mal geschafft. Aber das chap war schon ein hin und her, vor allem, weil ich echt meine Zweifel hatte, ob ich es glaubwürdig rüberbringe! Naja…icvh schätze das werdet Ihr mir dann schon sagen, hoffe ich! *knuddelz* Bis zum nächsten chap wird es erst mal ne Weile dauern! Hab bald Urlaub…zum Glück^^°. Den brauch ich diesmal wirklich. Also viel Spaß beim lesen und liebe Grüße, KimRay!! Beta: Wie immer Feary, fiZi und Wasserhexe! Fix wie immer! Big thanks an Euch! Getrödelt hab diesmal ich. Big Thanks für die kommis gehen an: Jazar, teufelchen_netty, CatarinaBlack, Jeanca, sailorkriegerin, sekhmet, hakkyou, Alegra-san, Devil_SSJPan, SanguisCorvus,CaptainHarlock,chipo-chan, Anime_Angel, elbin-luna-chan, littleRanchan, Aya Malfoy, HorusDraconis, SayuriHantaigawa, Masquerade, Medialuna, Emily_Strange, Astrido und Laix. Wow...weiter so! Vielen, vielen Dank! Kapitel 25 Falsches Spiel Als die Tür der Jungentoilette hinter Harry ins Schloss fiel, ließ er sich, schon jetzt wieder völlig am Ende, dagegen sinken und dachte einen Moment lang daran, sich doch noch einen Tag lang auf der Krankenstation zu verstecken. Er hatte das Frühstück mit Anstand hinter sich gebracht, doch selten zuvor war ihm das so schwer gefallen. Dieser kurze Blickwechsel mit Malfoy hatte ihm komplett den Boden unter den Füßen weggezogen, denn er hatte keine Ahnung, was dabei vor sich gegangen war. Noch jetzt schlug ihm das Herz im Halse wenn er daran dachte. Für einen Augenblick war sein Kopf vollkommen leergefegt worden und das einzige, woran er hatte denken können, war Vergessen gewesen, so, als sei alles um ihn herum unwichtig und bedeutungslos, so, als seien diese Augen das einzige, was zählte, doch das war unmöglich. Er verabscheute Malfoy. Daran hatte sich nichts geändert, nur, weil er eine Weile im Koma gelegen hatte. Warum also brachte ihn der Blick des blonden Slytherin so aus dem Konzept? Er hatte sofort weg gesehen. Etwas, was er nie zuvor getan hatte, doch die Vorstellung, diesen grauen Augen auch nur noch eine Sekunde länger standzuhalten, hatte ihm Schauer über den Rücken gejagt und es war ihm gleich, ob Malfoy deswegen möglicherweise gerade den Spaß seines Lebens hatte. Nie zuvor war Harry einem Blickduell mit ihm ausgewichen, doch er hatte leider in diesem Moment viel zu viel mit dem zu tun gehabt, was diese grauen Augen für ein Chaos in ihm auslösten. Zum Glück hatte niemand etwas gemerkt, denn Gabrielle hatte alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Sie hatte ohne Punkt und Komma geredet und niemanden anderen zu Wort kommen lassen. Hermione war darüber gar nicht glücklich gewesen, doch alle anderen hatten der süßen Blonden fasziniert gelauscht und Harry musste Fleur Recht geben. Gabrielles Charme war unwiderstehlich, wenn man nicht durch einen Zauber davor geschützt wurde. Noch jetzt musste er grinsen, wenn er an Deans und Nevilles verträumten Gesichtsausdruck dachte. Es wäre sicher besser, wenn Gabrielles Zauber von einem Bann eingedämmt würde. Ansonsten hatte Fleur vermutlich die ganze Zeit damit zu tun, alle anwesenden männlichen Wesen zu verhexen, um sie immun zu machen. Harry gab es nicht gern zu, doch Gabrielles Anwesenheit hatte es ihm ungemein erleichtert das Frühstück durchzustehen, denn so war nicht alle Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet gewesen und genau das war etwas, was ihm Sorgen machte. Er fiel ihm überraschend schwer, sich zu Recht zu finden. Der Fakt, dass ihm eine ganze Menge Erinnerungen fehlten, machte es ihm teilweise unmöglich, der Unterhaltung zu folgen, obwohl Hermione fast permanent Erklärungen flüsterte, wenn es um Themen ging, von denen er nichts wissen konnte. Das war jedoch nicht das Schlimmste. Etwas anderes irritierte ihn viel mehr, denn aus allem, was er bis jetzt von seinen Schulkameraden gehört hatte, entnahm er ganz klar, dass der November 1995 für sie alle vom Gefühl her wie gestern war. Harry ging zum Waschbecken und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, um seine Gedanken zu klären, bevor er sich eine Ewigkeit lang im Spiegel anstarrte. Warum hatte er das Gefühl, als liege ein ganzes Menschleben zwischen damals und heute, obwohl er doch genauso unter diesem Zeitbann eingeschlossen gewesen war, wie seine Freunde? „Alles okay, Harry?“ Der Tross, der ihm aus der Großen Halle gefolgt war, hatte sich zum Glück verzogen, als Harry die Toilette wieder verließ. Nur Mione und Ron hatten geduldig auf ihn gewartet. „Klar!“, entgegnete er auf Hermiones Frage. „Und ich dachte schon, diese verflixte kleine Veela hätte dich fertig gemacht mit ihrem Geschwätz!“, kam es von Ron. Harry warf seinem Freund einen leicht verwunderten Blick zu. Wenn er es genau bedachte, hatte Ron schon beim Frühstück nicht den Eindruck gemacht, als sei er von Gabrielles Anwesenheit begeistert. „Ich muss ehrlich zugeben, dass ich ziemlich froh darüber war. Sie hat die Leute von mir abgelenkt!“ Ein abfälliges Schnauben war die Antwort und Hermione verzog genervt das Gesicht. „Ron kann die Delacours nicht leiden! Er hatte ein paar kleinere Zusammenstöße mit Gabrielle! Sie hat eine ziemlich spitze Zunge und springt regelmäßig für Malfoy in die Bresche, wenn sie Gelegenheit dazu kriegt! Es hat mich gewundert, dass sie zu dir gekommen ist!“ Hermione verstand genauso wenig, wie die meisten anderen, dass Gabrielle und Fleur so gut mit Malfoy auskamen, doch Gabrielles Verhalten heute Morgen hatte sie noch ein wenig mehr irritiert. „Sie waren gestern Abend schon bei mir im Krankenflügel!“, klärte Harry sie auf, während er spürte, wie ihm ein wenig Hitze in die Wangen stieg. Fleur hatte keinen Mucks gesagt, doch es war ihm schon ein wenig peinlich, in welcher Situation sie ihn und Cho überrascht hatte. „Echt?“ „Uhu. Sie sind nach der Ausgangssperre aufgetaucht.“ „Und? Was für Erklärungen haben sie abgegeben?“, Ron klang spöttisch und Harry grinste. Ihm war vollkommen klar, was den Rotschopf so entrüstete. Die Freundschaft zwischen Gabrielle, Fleur und Draco Malfoy konnte ihn nur aufregen. „Oh…ganz simpel! Sie haben Malfoy vor zwei Jahren in den Ferien näher kennen gelernt und fanden ihn wohl ziemlich bezaubernd!“ Auch Harry klang nun ein wenig spöttisch, aber nur ein ganz klein wenig. „Schaut so aus, als habe er ihnen überzeugend weisgemacht, was für ein ‚netter’, ‚armer’ Kerl er doch sei!“ Es wunderte ihn nicht wirklich. Harry bezweifelte nicht, dass Malfoy auch ganz anders konnte, wenn er mit Leuten zusammen war, die er auf seine Seite ziehen wollte. „Hm…das kann ich mir hervorragend vorstellen!“ Es sah ganz so aus, als sei Ron damit zufrieden, dass Harry seiner Meinung war. „Schön, dass ihr euch einig seid!“, meckerte Hermione. Sie wusste noch immer nicht so Recht, was sie von Malfoy halten sollte, denn ihr war aufgefallen, dass der Slytherin sich eigentlich ziemlich zurück hielt. Ron war meistens derjenige, der Streit vom Zaun brach. „Was haben wir jetzt eigentlich?“, kam unvermittelt Harrys arglose Frage und das lenkte Hermione augenblicklich vollkommen von Malfoy ab. „Weißt du etwa den Stundenplan auch nicht mehr?“, fragte sie ungläubig und ein schiefes Grinsen war die Antwort, während Ron zu lachen begann. „Oh, HARRY! Du bist wirklich unmöglich!“ und damit schnappte sie ihn am Arm und zog ihn energisch in Richtung Zauberkunstkorridor davon. Als Harry dann am Abend vollkommen am Ende in sein Bett fiel, hoffte er eigentlich nur noch, dass der nächste Tag besser wurde. Der Aufruhr darüber, dass er endlich aus diesem seltsamen Koma erwacht war, ging ihm auf die Nerven und die giftigen Bemerkungen einiger Slytherins trafen besser, als er zugeben würde. Sie hatten Zauberkunst, Geschichte der Magie, Kräuterkunde und Pflege magischer Geschöpfe gehabt. Die ersten drei Unterrichtsfächer waren ja erträglich gewesen, aber Pflege magischer Geschöpfe hatten sie wie üblich mit den Slytherins und deren Blicke waren höhnischer denn je. Hermione hatte ihn so weit wie möglich von ihnen weggezerrt, doch trotzdem waren die spöttischen Bemerkungen nicht zu überhören gewesen. ‚Endlich ausgeschlafen?’ und ‚Schade, dass er dich nicht geschafft hat.’ waren die harmloseren davon. Sie hatten sich jedenfalls ordentlich auf seine Kosten amüsiert – ausnahmslos alle – und Ron war gegen Unterrichtsende so wütend gewesen, dass Harry Hermione freiwillig dabei unterstützt hatte, den Hitzkopf im Zaum zu halten, obwohl es Malfoy mit Sicherheit gern auf eine direkte Konfrontation ankommen lassen hätte. Der Blonde ging ihm nicht aus dem Kopf. Was sich heute Morgen bei diesem kurzen Blickwechsel abgespielt hatte, tauchte immer wieder in seinem Bewusstsein auf und ließ ihm keine Ruhe. Am meisten störte ihn dabei, dass sich jedes Mal sein Herzschlag auf das doppelte beschleunigte und er diesen Blick vor sich sah, kaum, dass er die Augen schloss. Frustriert, schob er das Gesicht ins Kissen und verjagte jeden Gedanken daran. Er verabscheute Malfoy zu tiefst und obwohl er sich eigentlich nur noch an das Quidditchspiel damals im November erinnern konnte, wusste er doch, dass er den Blonden zu dem Zeitpunkt regelrecht gehasst hatte. Dieser seltsame Gedächtnisverlust ließ Harry keine Ruhe. Hermione schüttelte regelmäßig den Kopf, wenn sie mitbekam, wie detailliert er sich zum Teil erinnerte, während andere Sachen komplett fehlten. Vorhin gerade hatte er sie ziemlich schockiert, als er ihr schief grinsend viel Spaß bei ihrem Date mit Ron gewünscht hatte. Das wusste er, obwohl es eigentlich immer noch ein Geheimnis war, aber an den Stundenplan konnte er sich nicht erinnern. Es war, als habe jemand einen Teil seiner Erinnerungen gelöscht, doch Harry war zu müde, um weiter darüber nachzudenken. Entschlossen verdrängte er alle Ungereimtheiten aus seinem Kopf und versuchte einzuschlafen. Leider kam er nicht dazu. Schon beinahe im Halbschlaf weckte ihn stetes Klopfen ans Fenster wenig später wieder auf. Harry stand auf, öffnete das Turmfenster und ließ die Schuleule herein, während von Hedwig ein unwilliges Glucksen zu hören war und sie den Störenfried kritisch beäugte. Der kleine Waldkauz landete auf der Stuhllehne und schuhute leise, als Harry das Pergament von seinem Bein nestelte, aufrollte und zu lesen begann. >>Triff mich in dem Studierzimmer neben dem Klassenzimmer für Geschichte der Magie! Cho.<< Er hätte nicht überraschter sein können und verspürte einen Moment lang leichten Unwillen, denn Cho hatte heute kaum einen Blick an ihn verschwendet. Leider konnte er sich nicht erinnern, ob das zuvor auch schon so gewesen war und darum hatte es ihm überhaupt nicht gepasst. Schließlich war sie ja angeblich seine Freundin. Wenn er es recht bedachte, wollte er eigentlich nur noch schlafen, doch dann fiel ihm die Wirkung wieder ein, die Chos Nähe auf ihn hatte und ein Grinsen schlich sich in sein Gesicht. Es war sicher kein schlechter Gedanke, sich ein wenig ablenken zu lassen. Plötzlich in viel besserer Stimmung, gab er der Schuleule einen Eulenkeks und ließ sie wieder fliegen, bevor er auch Hedwig mit einer Leckerei besänftigte, einen prüfenden Blick in den Spiegel warf und den Schlafsaal verließ. Bis zur Ausgangssperre war es noch eine Weile und immerhin prangte ja das Vertrauensschülerabzeichen an seinem Umhang. Es war sicher nicht verkehrt, sich noch ein wenig zu amüsieren. Auf jeden Fall würde es ihn von seinen düsteren Gedanken ablenken. Draco löschte die Karte des Rumtreibers und ließ sie in seinem Nachtschrank verschwinden, bevor er sich wieder auf seinem Bett ausstreckte und den Himmel darüber anstarrte. Er hatte sie noch immer, obwohl er genau wusste, dass er sie schon längst wieder hätte zurückgeben müssen. Leider wusste er nicht wie und inzwischen war er auch nicht sicher, ob er es noch tun wollte. Sie war praktisch und immerhin würde Harry sich vermutlich eh nie daran erinnern, wo er sie gelassen hatte. Im Moment konnte er sie aber trotzdem nicht sehen. Er wollte nicht wirklich wissen, wohin Harry unterwegs war und wusste, dass das vermutlich auch gesünder für seinen Seelenfrieden war. Der Tag war eine emotionale Berg- und Talfahrt für Draco gewesen und ganz gleich, wie sehr er sich einredete, dass er es schaffen würde, ständig mit Harry konfrontiert zu sein, ohne sich etwas anmerken zulassen, wusste er doch bereits jetzt, dass es sehr schwierig werden würde. Genau wie Harrys, blieben seine Gedanken immer und immer wieder an diesem Blickwechsel in der Großen Halle hängen. Niemals zuvor hatte Harry so schnell die Augen abgewendet. Um genau zu sein waren ihre Blickduelle in den meisten Fällen von anderen unterbrochen worden, denn keiner von ihnen hatte je nachgeben wollen. Und heute Morgen sah er weg, kaum, dass sich ihre Blicke begegnet waren. Draco war sich nicht sicher, was er davon halten sollte, doch eins stand für ihn fest: Wäre Harry der Alte, hätte er nicht den Blick abgewandt. Sicher, es mochte sein, dass ihm eine ganze Menge seiner Erinnerungen vom Beginn des fünften Schuljahres fehlten, doch das änderte nichts an den Regeln, die zwischen ihnen Standard waren. Keiner von ihnen wich einer Konfrontation aus, nicht mal einem Blickduell. Was also hatte das heute Morgen zu bedeuten gehabt? Draco wusste es nicht, doch eins wusste er: Alles andere war wieder beim Alten. Er hatte den Härtetest in Pflege magischer Geschöpfe erfolgreich bestanden. Es gelang ihm sich den Bosheiten seiner Hauskameraden anzuschließen und den schwarzhaarigen Gryffindor genauso wie sie, zu verhöhnen und lächerlich zu machen. Wie er sich dabei fühlte war nebensächlich. Es war auch nebensächlich, dass Harry ohne Zweifel genervt und ärgerlich gewesen war. Das durfte ihn nicht interessieren. Er musste seine Rolle spielen, egal, ob er sich darin wohl fühlte, oder nicht. Draco rollte sich auf den Bauch und zerrte sich das Kissen über den Kopf. Hätte er gewusst, was ihn das kosten würde, hätte er Dumbledore mit seiner verdammten Idee zum Teufel geschickt. Und Harry hatte nichts Besseres zu tun, als sich im Schloss rum zu treiben, um mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendwo diese verdammte Cho Chang zu treffen. Draco wünschte sich nicht zum ersten Mal, zu Dumbledore gehen zu können, um sein Gedächtnis verändern zu lassen. Leider hatte ihm der Schulleiter gesagt, dass es absolut unmöglich war den Bann, der genau das bei ihm verhinderte, zum umgehen. Er hatte keine Wahl. Er musste mit der Wahrheit leben, während Harry die Frechheit besaß, alles einfach vergessen zu haben. * * * „Fleur!...Fleur, warte!“, Harry hetzte die Haupttreppe hinunter, um Fleur einzuholen. Ohne jeden Zweifel war sie wieder einmal auf dem Weg in die Kerker. Die Gerüchteküche brodelte, denn Fleur war fast nur noch mit Malfoy zusammen zu sehen. Bisher weigerte sich Harry jedoch erfolgreich, das Gerücht, dass die beiden ein Paar waren, zu glauben. So viel schlechten Geschmack konnte und wollte er sich bei Fleur einfach nicht vorstellen. Er versuchte seit drei Tagen mit ihr zu sprechen und bekam langsam das Gefühl, dass sie ihm aus dem Weg ging, doch diesmal war er fest entschlossen, sie nicht entkommen zu lassen. Zum wiederholten Male verfluchte er den Umstand, dass die Karte des Rumtreibers nicht mehr auffindbar war und fürchtete sich vor dem Moment, wo die Weasley-Zwillinge das herausbekamen. An den Ärger, der ihm dann bevorstand, wollte er gar nicht denken. Sie hatten alles versucht, sie zu finden, doch sie war weder mit dem Aufrufzauber zurückgekommen, noch hatte Hermione sie mit dem Indago-Zauber finden können. Vermutlich war sie irgendwie gegen solche Zauber geschützt – nicht wirklich verwunderlich. Harry verdrängte es und konzentrierte sich auf die Fragen, die er Fleur unbedingt stellen wollte. Fleur sah ihm entgegen und schaffte es nicht, dabei das grimmige Funkeln aus ihrem Blick zu verdrängen. Harry machte ihr ihren Job, auf Draco Acht zu geben verdammt schwer, denn der blonde Hitzkopf hatte größte Mühe mit der momentanen Situation klar zu kommen. Zu oft war Harry mit Cho Chang auf der Karte zu sehen – und Fleur dachte inzwischen darüber nach, Draco die Karte abzunehmen. „’arry…wie geht es dir?“, schickte sie ihm betont ungezwungen entgegen. Harry konnte nichts dafür, dass er von nichts wusste, egal, ob es ihr passte oder nicht. „Wo ’ast du deine Freundin gelassen?“ Cho hatte ihre Taktik geändert und nahm ihn für sich in Anspruch, kaum, dass sie ihn irgendwo entdeckte. Er wusste nicht, ob ihm das wirklich recht war, denn von Ron wusste er inzwischen, dass sie auch früher eher zurückhaltend gewesen war. „Schätze mal in der Bibliothek!“ Cho hatte ihn gefragt, ob er mit ihr gemeinsam Hausaufgaben erledigen wollte, doch er hatte abgelehnt. Darauf hatte er wirklich keine Lust und außerdem hatte er Quidditchtraining. „Oh…’at sie disch zi’en lassen? Unglaublisch!“ Harry sah Fleur kritisch an. Wieso hatte er das Gefühl, dass sie Cho gar nicht leiden konnte? „Ich bin nicht an Cho fest gekettet, Fleur!“, entgegnete er schärfer als vorgesehen. Fleur setzte jedoch noch einen drauf. „Ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, dass das vielleischt etwas mit dem armen Cedric zu tun haben könnte?“ Harrys Blick wurde dunkel und Fleur entschärfte ihre Bemerkung, „Entschuldige…isch ’ätte das nischt sagen sollen! Was ’ast du gerade vor? Isch begleite disch!“ und sie nahm ihn am Arm und zog ihn mit sich zum Hauptausgang, wohl wissend, dass er Quidditchtraining hatte. Harry ließ es geschehen, auch wenn er noch damit beschäftig war, die Ohrfeigen, die Fleur ihm gerade verpasst hatte zu verdauen. Schließlich war er gekommen, um von ihr selbst zu hören, warum sie ausgerechnet nach Hogwarts gekommen war, um Schutz zu finden. Fleur hatte kein Problem damit, ihm diese Geschichte noch einmal lang und breit auseinander zu setzen. „Warum verstehst du das nischt?“, fragte sie ihn zum Schluss, als ihm die Irritation klar ins Gesicht geschrieben stand. „Fleur…du hast Hogwarts gar nicht gemocht! Warum also wunderst du dich?“ Fleurs Blick glitt in die Ferne, tief in Gedanken. Sie wusste nicht, ob es gut wäre, Harry ihre wirklichen Gründe für die Flucht nach Hogwarts als wagemutige Annahme unterzujubeln. Lieber würde sie ihn mit Draco in Verbindung bringen, doch dazu gab es noch viel weniger Gründe, als für die blauäugige Annahme er sei der Herr der Zeit. „Du weißt, dass isch ihn gese’en ’abe, nischt wahr?“ Sie war einer der wenigen Menschen, dem der Herr der Zeit persönlich gegenüber gestanden hatte. „Den Herrn der Zeit? Ja.“ Der Herr der Zeit war noch immer das alles beherrschende Thema, vor allem, weil er verschwunden war, doch Harry interessierte er nicht wirklich. Er hatte Voldemort erledigt. Okay. Harry nahm es ihm nicht übel, dass er nebenbei auch beinahe ihn mit erledigt hätte, das hatte er schließlich nicht ahnen können. Voldemort war weg. Das war alles, was zählte. Ansonsten hatte Harry genug eigene Probleme. „Was hat das mit deiner Flucht nach Hogwarts zu tun?“ Fleur sah ihn an, ihr Blick irgendwie überschattet, denn sie wusste, dass sie eine Wahrheit aussprach, die für Harry ein Hirngespinst war. „Isch dachte, du seiest es!“ „Was?“ Vollkommen arglos – das war der Eindruck, den Harry auf Fleur machte. Er konnte ihr nicht mal folgen und sie lächelte traurig. „Isch ’abe ihn nischt wirklisch gese’en…wegen des Kapuzenum’anges. Sein Gesischt war im Schatten. Aber isch dachte, du seiest der ’err der Zeit! Und darum glaubte isch in ’ogwarts sischer zu sein.“ „ICH?... Du hast gedacht, ich sei der Herr der Zeit?“, Harry konnte es nicht fassen, auch wenn ihm bei diesem lächerlichen Gedanken nicht wirklich zum Lachen war. Eher lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Fleur tat es mit einem Schulterzucken ab. „Isch weiß…verrückt, nischt wahr?“ „Komplett!“ Harry legte Fleur den Arm um die Schultern und schob sie weiter, denn sie waren stehen geblieben. Sie hatte ihn vollkommen schockiert, auch wenn ihm die Vorstellung, dass ihr der Gedanke an ihn ein Gefühl von Sicherheit vermittelt hatte, sehr angenehm war. Sah ganz so aus, als sehe Fleur in ihm noch immer einen Beschützer. „Hast du Lust beim Quidditchtraining zuzusehen?“, fragte er beschwingt und verscheuchte alles andere aus seinem Kopf. „Natürlisch! Disch fliegen zu se’en ist eine Offenbahrung!“, schmeichelte sie mit einem traurigen Lächeln. „Schätze mal, so toll wird es nicht! Hab nur noch einen Schulbesen!“ Sein Feuerblitz war verschwunden und niemand verstand, wie das möglich war. Fleur wusste es. Draco hatte die Überreste von Harrys Rennbesen am Fuß des Gryffindorturmes gefunden. Er war nicht mehr zu retten gewesen und lag sicher verstaut in einer Kiste unter Dracos Bett in den Kerkern. „Isch glaube nischt, dass disch das auf’ält.“ „Hoffentlich!“, entgegnete er schief grinsend. „Gewiss nischt!“, bekräftigte Fleur und verspürte Wehmut bei seiner Unbekümmertheit. Zum ersten Mal begriff Fleur, was Draco meinte, wenn er sagte, dass es trotz allem so besser war. Harry war glücklich, irritiert und noch immer ein wenig durcheinander wegen der fehlenden Erinnerungen, aber glücklich und sie musste sich die Frage stellen, ob er nicht jedes Recht darauf hatte, endlich frei zu sein. Es war ein Schock für sie, festzustellen, dass ihr die Antwort darauf bei weitem nicht mehr so leicht fiel, wie vor einer Stunde, als sie nur Dracos Blickwinkel der Geschichte in betracht gezogen hatte. „Klasse Spiel, Harry.“ Seamus drehte in der Dusche neben ihm das heiße Wasser auf. Das Training war zu Ende und Harry hatte den Schnatz trotz des miserablen Schulbesens recht schnell erwischt. Er stand schon eine ganze Weile unter der Dusche und ließ sich heißes Wasser über seine verspannten Schultern laufen. Es war verdammt anstrengend gewesen und er hatte festgestellt, dass er vollkommen aus der Form war. „Ich brauch trotzdem noch ’ne Menge Training. Bin komplett aus der Übung!“, entgegnete er und dann spürte er plötzlich ein Kribbeln im Nacken. Vollkommen überrumpelt wischte er sich übers Gesicht. Das war noch so eine Lücke, die Ron ausgefüllt hatte. Seamus war in ihn verschossen – natürlich erst an zweiter Stelle hinter Dean, aber trotzdem. Als Ron ihm das erzählt hatte, war er in schallendes Lachen ausgebrochen, doch gerade eben war ihm nicht mehr zum Lachen. Niemals zuvor war ihm so sehr bewusst geworden, dass jemand ihn ausgiebig von oben bis unten betrachtete. „Man, Harry, bist du dürr!“, meinte Seamus gerade, doch das hinderte ihn nicht daran, weiter den Anblick zu genießen. Harry spürte Hitze in den Wangen und sie kam nicht vom heißen Wasser. Hastig seifte er sich ein, um fertig zu werden. Es war nichts ungewöhnliches, dass sie nach dem Training zusammen unter der Dusche standen. Eigentlich war es üblich und zuvor, als Ron und Fred neben ihm geduscht hatten, hatte ihn das auch überhaupt nicht interessiert. , versuchte er sein Unbehagen zu begründen, bevor er die Dusche abrupt von heiß auf kalt stellte und scharf die Luft einzog, als ihn der eisige Wasserstrahl traf. Er hörte Seamus lachen. „Bist du irre, Harry? Du hast noch nie kalt geduscht!“ Das musste ihm wohl entfallen sein, doch es fiel nicht sonderlich auf, dass er knallrot war. Das war er im Moment am ganzen Körper. „Manche Dinge ändern sich.“, murmelte er undeutlich, als er nach seinem Handtuch griff, es um die Hüften wickelte und die Dusche verließ. Seamus sah ihm nach und fragte sich nachdenklich, wie er diese seltsame Antwort deuten sollte. „Harry, was ist los mit dir?“ Cho schmiegte sich wohlig an Harrys Schulter und sah ihn von unten herauf fragend an. Sie waren am See, unbeobachtet an einer Stelle, an die Schüler nur kamen, wenn sie allein sein wollten. Diesmal hatte Harry sie abgefangen. Dieser Tag hatte ihn doch ein wenig zu sehr aus dem Tritt gebracht und er brauchte Ablenkung. Leider funktionierte es nicht. „Nichts.“, antwortete er abwesend. Seamus Blicke beim Abendessen waren ihm nicht entgangen und Fleurs Bemerkung über Cedric zog in seinem Kopf Kreise. Cho richtete sich auf und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Du fürchtest dich vorm Quidditch, oder?“ Sie wusste, das er heute das erste Training nach dem Koma gehabt hatte und ein paar der Ravenclawzuschauer auf den Tribünen hatten ihr gesagt, dass er sich schwer tat. Harry erwiderte ihren Blick nun beinahe grimmig. Das war etwas, was er vollkommen vergessen hatte. Cho war Sucherin für Ravenclaw und in zehn Tagen würden sie gegen Ravenclaw spielen. „Bestimmt nicht!“, gab er kühn zurück und erwiderte ihren Blick herausfordernd. Sie lächelte noch immer, als sie langsam auf seinen Schoss rutschte. „Das werden wir ja sehen!...Ohne deinen Besen bist du doch verloren!“, provozierte sie. Harrys Arme schlangen sich um ihre schlanke Taille und er zog sie an sich. „Glaubst du wirklich?“ „Ich bin mir sicher!“ „Was krieg ich, wenn ich gewinne?“ Chos Augen funkelten spitzbübisch. „Du wirst nicht gewinnen!“ „Lass es doch drauf ankommen!“, provozierte Harry weiter, nun vollkommen bei der Sache. Cho spielte mit. „Fragen wir doch lieber, was ich kriege!“ Leises Lachen war zu hören, als Harry sich nach hinten ins Gras sinken ließ und sie mit sich zog. „Was möchtest du denn?“, fragte er unschuldiger, als er sich fühlte. Es war angenehm sie so an sich geschmiegt zu spüren und brachte einen Hauch der Kopflosigkeit zurück, die ihn anfangs in ihrer Gegenwart immer so berauscht hatte. Es wunderte Harry nicht wirklich und er fühlte ein Kribbeln im Bauch, als Cho den Kopf senkte und ihn betörend zärtlich küsste. „Das werden wir klären, wenn ich gewonnen habe!“, flüsterte sie an seinem Ohr, bevor ihre Lippen ihn jeder weiteren Entgegnung enthoben und Harry sich voll und ganz darauf konzentrierte, die Reaktionen seines Körpers unter Kontrolle zu behalten. Später, mitten in der Nacht, in seinem Bett fuhr Harry dann schweißgebadet aus dem Schlaf. Sein Herz hämmerte in der Brust und seine Hände zitterten unkontrolliert, während er begriff, dass sich im Traum fulminant entladen hatte, was er den ganzen Abend mühelos zurückgehalten hatte. Vorsichtig warf er einen Blick in die Runde, um sicher zu stellen, dass niemand aufgewacht war, bevor aus dem Bett rutschte, um im Bad zu verschwinden, doch so weit kam er nicht. Als die Bilder des Traumes, aus dem er gerade erwacht war, plötzlich wieder in seinem Kopf auftauchten, erstarrte er voller Entsetzen mitten in der Bewegung, denn mit Cho Chang hatten diese Bilder absolut überhaupt nichts zu tun. * * * „Was ist los, mon cherie?“ Fleur hakte sich bei Draco ein und himmelte ihn an. Er riss seinen Blick von der Tür der Großen Halle los, durch die Harry gerade mit Cho Chang verschwunden war. Noch immer schaffte er es nicht, sich mit dieser Tatsache abzufinden. Der Gedanke, dass die schwarzhaarige Ravenclaw Harry vollkommen in ihrem Klammergriff hatte, verursachte ihm regelmäßig Übelkeit. „Ich weiß nicht!...Ich hab nicht den Eindruck, als sei er wirklich glücklich!“, antwortete er Fleur nachdenklich. Wie er auf diese Idee kam, wusste er nicht genau und doch war es seine Überzeugung. „Vielleicht rede ich mir dass ja auch nur ein, weil ich will, dass er mit dieser Ziege nicht glücklich ist!“ Fleur schwieg. Sie würde ihm nicht zureden, auch wenn sie selbst den Eindruck hatte, dass Harry nicht wirklich glücklich war. Eine Woche war seit ihrem Gespräch vergangen. Oberflächlich machte Harry den Eindruck, als komme er ganz gut klar, doch sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, ihn regelmäßig abzupassen und ein wenig mit ihm zu reden. Behielt man ihm genau im Auge, war nicht zu übersehen, dass seine Unsicherheit größer wurde, anstatt sich zu legen. „Fleur??“ Draco forderte ihre Aufmerksamkeit und sah sie fragend an. Offenbar hatte sie etwas nicht mitbekommen. „Entschuldige…was ’ast du gesagt?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich dachte, du müsstest zu Flitwick?“ „Oh!“ Draco hatte Recht. Sie wollte Professor Flitwick bei der Unterrichtsvorbereitung helfen. Der Zauberkunstprofessor plante eine Demonstration des einfachsten Zeitzaubers. „Das wird langsam zur Manie, oder?“, scherzte Draco. Fleur nahm die Aufgabe, die ihr Professor Dumbledore verpasst hatte sehr ernst und war stets bei Flitwick im Unterricht. „Es macht mir Spaß! Isch glaube, isch sollte mir das mit diesem Job überlegen! Lehrer ist ein interessanter Beruf.“ „Gott schütze die armen Schüler!“ Dafür bekam Draco einen heftigen Stoß in die Rippen und sah zu, dass er aus Fleurs Reichweite kam. „Müsstest du nischt längst in deinem Unterrischt sein…Schüler! Verschwinde!“ „Zu Befehl, Madame Professeur!“ Fleur sah ihm lächelnd nach, als er in die Eingangshalle verschwand. Er hielt sich besser, als sie erwartet hatte, auch wenn es ihm schwer fiel. Harry machte sich nicht die Mühe, Cho nachzusehen, als sie sich schon fast verspätet für ihren nächsten Unterricht verabschiedet hatte. Er stand verloren auf dem Gang und starrte blicklos aus dem Fenster. Was vor ein paar Nächten passiert war, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf und noch einmal hatte er eine Ewigkeit unter der Dusche verbracht. Die verworrenen Bilder seines Traumes peinigten seinen Verstand und seit dem schlief er schlecht, denn die Vorstellung einen weiteren erotischen Traum vom Zusammensein mit einem anderen Jungen zu haben, entsetzte ihn vollkommen. Es war nicht wieder vorgekommen, doch Ruhe ließ es ihm keine und noch schlimmer war die Tatsache, dass Cho seit dem jeden Reiz für ihn verloren zu haben schien. Sie nutzte inzwischen jeder Gelegenheit, ihn abzupassen und warf Fleur, die das momentan trotz ihres innigen Verhältnisses zu Malfoy ebenfalls tat, regelmäßig giftige Blicke zu. Harrys Problem war, dass er Fleurs kameradschaftliche Gegenwart sehr viel angenehmer fand, als Chos eindeutige Forderungen. Wenn sie ihn sah, hängte sie sich an ihn, stellte zur Schau, dass sie mit ihm zusammen war und zeigte offen ihre Zuneigung. Ihn schreckte das peinlichst ab. Gedankenverloren begannen seine Finger wieder einmal mit den Kanten seines Schulumhanges zu spielen. Hermione schimpfte ihn dafür, weil er es innerhalb von gerade mal zehn Tagen doch tatsächlich fertig gebracht hatte, die Kante seines Umhanges komplett abzunutzen und auch ein Reparo-Zauber nichts mehr retten konnte, doch es war wie ein seltsamer Tick. Er konnte es nicht lassen. Harry wusste, dass er dank seiner Kindheit bei den Dursleys ziemlich schüchtern war. Er war nicht damit vertraut, dass man ihm Zuneigung so offen zeigte und spürte, dass ihm ein zurückhaltendes Verhältnis in der Öffentlichkeit lieber war. Es war nichts dagegen einzuwenden, dass Cho klar machte, zu wem sie gehörte, doch er wollte nicht vor aller Augen mitten auf dem Gang zwischen den Unterrichtsstunden geküsst werden. Das Getuschel und die aufmerksamen Blicke brachten ihn in Verlegenheit. Waren auch noch Slytherins aus den höheren Jahrgängen darunter, wollte er am liebsten im Boden versinken, denn die dachten nicht daran, sich höhnisches Gejohle zu verkneifen und Malfoy hatte ihn schon mehrmals verspottet, dass er das wohl nach seiner langen Verschnaufpause brauche. Doch wenn er ganz ehrlich war, war das nicht das Hauptproblem. Harry war sicher, dass ihn das alles überhaupt nicht interessieren würde, wenn es wirklich das wäre, was er unbedingt haben wollte. Offenbar war das aber nicht mehr so. Die wohlige Leere in seinem Kopf stellte sich nicht mehr ein, wenn Cho ihn küsste und das berauschende Gefühl, das seinen Körper so angenehm durchzog, wenn sie ihm nah war, fand er auch nicht mehr. Es war, als sei Chos Reiz für ihn von einem Tag zum anderen erloschen und er wusste, dass das nicht erst nach diesem Traum passiert war. Es war schon nicht mehr dasselbe gewesen, als er Cho in der ersten Nacht in diesem Studierzimmer getroffen hatte und Harry hatte keine Ahnung, warum das so war. „Harry?“ Hermione tauchte neben ihm auf, riss ihn aus seinen Gedanken und fing seine Hände ein, um zu verhindern, dass er den nächsten Schulumhang auch noch innerhalb von Tagen ruinierte. „Harry, was ist los mit dir?“ Harry wich dem Blick seiner Freundin aus, denn er wusste, dass sie die dunklen Gedanken in seinen Augen entdecken würde. „Ich bin okay!“ Das war der Standartsatz, der begann Hermione Sorgen zu machen, denn sie hörte ihn ständig. Leider hatte sie nicht die Zeit darauf näher einzugehen, denn sie hatten VgddK und es war auf jeden Fall besser, wenn Harry vor Snape im Klassenzimmer war. Snape hackte gnadenlos auf ihm herum und es interessiert ihn überhaupt nicht, dass eine Menge von Harrys Erinnerungen lückenhaft waren. Er machte ihn lächerlich, wo er nur konnte. „Komm schon. Wir sollten Snape keinen Grund geben, schon vor der Stunde wieder anzufangen, dir Punkte abzuziehen!“ Entschlossen legte sie ihm den Arm um die Taille und schob ihn den Gang zum Klassenzimmer hinunter. Als sie durch die Tür verschwunden waren, tauchte Draco aus dem Nichts auf. Er hatte Fleurs Anweisung strikt befolgt und sich auf den Weg zum Unterricht gemacht. Dabei hatte ihm der Zufall Cho und Harry in den Weg gestellt. Keiner der beiden hatte ihn bemerkt und so hatte er sich unter seinem Tarnzauber versteckt und war seinem voyeuristischen Drang gefolgt, die beiden zu beobachten. Es hatte nicht viel zu beobachten gegeben, doch dafür hatte Draco etwas anderes begriffen: Es ging Harry NICHT gut. Er war auf jeden Fall NICHT glücklich in dieser Beziehung mit Cho. Und er machte seiner Umgebung auch ZWEIFELLOS etwas vor. Mit diesen irritierenden Erkenntnissen betrat er den Unterrichtsraum für VgddK nur einen Augenblick vor Snape und der Effekt war niederschmetternd. Sein Blick wurde von dem schwarzhaarigen Gryffindor wie magisch angezogen und er schaffte es nicht mehr, ihn aus den Augen zu lassen. Etwas Schlimmeres hätte gar nicht passieren können. Vierundzwanzig Stunden später war Draco dann vollkommen in sich zerrissen. Seit dem Zwischenfall vor VgddK folgte er Harry mit den Augen, vergaß vollkommen fiese Bemerkungen zu machen und hatte sich schon mehr als einmal das Unverständnis seiner Hauskameraden zugezogen, doch er konnte nicht anders. Inzwischen kannte er jedes einzelne Detail von Harrys Misere. Am Samstag wurden es vierzehn Tage, dass er aus dem Koma erwacht war und für Draco gab es keinerlei Anzeichen von Besserung seines Zustandes. Er war noch immer viel zu dünn, doch während er zu Anfang wenigstens den Eindruck gemacht hatte, als ging es aufwärts war das jetzt nicht mehr der Fall. Chang brachte ihn immer wieder schwer in Verlegenheit, seine Gedächtnislücken machten ihm ernsthafte Schwierigkeiten, obwohl Granger ihm permanent Erklärungen gab und im Unterricht schien er die meiste Zeit mit deinen Gedanken ganz woanders zu sein. Am wenigsten interessiert ihn dabei, dass Chang ihn mit ihrem Verhalten ganz klar von sich weg trieb. Er konnte sich denken warum. Harry war nicht der offenherzige Typ. Das hatte er in den Monaten, die sie zusammen gewesen waren gründlich gelernt. Er war schüchtern und zurückhaltend. Natürlich war das damals kein Problem gewesen, denn sie waren allein, doch jetzt störte es ihn natürlich, wenn Cho jede Gelegenheit nutzte, ihn bei der Hand zu nehmen oder zu küssen. Es machte ihn unendlich verlegen und Draco hatte den Eindruck, als versuche er inzwischen, sie auf den Gängen zu meiden. Nicht, dass er etwas dagegen hatte. Ihm war es sehr recht, doch Harry tat es nicht gut, denn er hatte zu all dem anderen, was ihn belastete, noch ein weiteres Problem und die Folgen gefielen Draco nicht. Er verbarrikadierte sich und Draco wusste, dass er nicht der einzige war, der sich deswegen Sorgen machte. Auch Granger schien zu merken, dass es nicht so lief, wie es sollte. Sie drängelte ihn zum essen, half ihm mit den Hausaufgaben aus, gab ihm ständig Nachhilfe und hatte sich ohne Zweifel schon den Ärger von Weasley zugezogen, weil sie ständig Harry auf den Fersen war. Was Draco aber am meisten irritierte, war die Tatsache, dass Fleur sich zu all dem ausschwieg. Sie weigerte sich konsequent, das Thema mit ihm zu diskutieren – für Draco ein klares Zeichen, dass ihr bei der Sache ebenfalls nicht wohl war. Frustriert schlug er das Buch über Verwandlungen, in dem er eigentlich arbeiten müsste, zu und rollte sich auf den Rücken. Es war unmöglich, sich zu konzentrieren, wenn ihm die ganze Zeit seine Sorge um Harry durch den Kopf spukte. Dabei hatte er sich extra in den Schlafsaal verzogen, um ihm ja nicht irgendwo zu begegnen. Resigniert folgte er wieder einmal seinen tiefsten Sehnsüchten, holte die Karte des Rumtreibers aus seinem Nachtschrank, aktivierte sie und begann nach dem Punkt namens Harry Potter zu suchen. „…wenn du also ’ilfe wegen Professeur Flitwicks ’ausaufgaben brauchst, sag es mir bitte! Isch ’elfe dir gern!“ Ein momentan seltenes Grinsen erschien bei Fleurs Angebot auf Harrys Lippen. „Ich glaube nicht, dass das mein Problem ist, Fleur!“ Fleur war erpicht darauf, Harry nicht aus den Augen zu lassen. Er machte ihr inzwischen viel mehr Sorgen, als Draco. Während der Blondschopf zwar unter der Situation litt, hatte er sich jedoch einigermaßen damit arrangiert. Für ihn war es im Moment genug, dass Harry wieder bei Bewusstsein war, auch wenn es inzwischen den Anschein hatte, als nähmen seine Sorgen wieder zu. Leider zu Recht. „Was ist dann dein Problem, mon cherie?“, fragte sie mitfühlend, hakte sich bei ihm ein und ging langsam mit ihm den Zauberkunstkorridor hinunter. Harry schwieg, doch Fleur hatte nicht den Eindruck, als hinge das damit zusammen, dass er nicht antworten wollte. Es schien eher, als wisse er nicht, was er sagen sollte. „’arry…du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst!“ Harry hob den Blick und starrte aus dem Fenster. Genau das war es, was Hermione heute schon zu ihm gesagt hatte. Es schockierte ihn, dass Fleur ihn offenbar genauso gut durchschauen konnte, wie seine beste Freundin. „Was hat eigentlich deinen Freund gebissen?“, die Frage tauchte vollkommen unerwartet in seinem Kopf auf und schlüpfte ihm gnadenlos über die Lippen. Malfoy benahm sich in seinen Augen ganz klar seltsam. Fleur konnte ihm nicht gleich folgen. „Wie bitte?“ „Malfoy!“, half Harry ihr auf die Sprünge. „Was ist mit Draco?“, sofort begann sie sich Sorgen zu machen. Sie ahnte, worauf Harry hinaus wollte und hatte keine Ahnung was sie antworten sollte. Draco tat sich keinen Gefallen, wenn er Harry nicht so behandelte, wie dieser es gewohnt war. Harry sah sie an. „Nun…es schockt mich ein wenig zu sehen, dass er seinen Biss verloren zu haben scheint! Er hat doch sonst nie die Klappe gehalten, wenn er ’ne günstige Gelegenheit hatte!“ Das hatte er also tatsächlich bemerkt. „Nun…“, sie brauchte eine Ausrede, das wusste sie, „…vielleicht hab ich ihn gebeten, sich zurück zu halten?“ „Wow…hast du ihn also tatsächlich an der Kandare, oder? Ich fasse es nicht!“ „’a-r-r-y!“ Harry bekam den Rippenschieber, dem Draco inzwischen fast immer erfolgreich auswich, wenn er sie ärgerte. „Autsch!“ „Wage es ja nischt, noch einmal so etwas zu be’aupten!“ „Ist ja schon gut!“ Fleurs Empörung amüsierte ihn und das schien ihr nicht zu gefallen. Sie begann auf Französisch zu schimpfen und Harry trat den Rückzug an. „Ist ja schon gut, Fleur…ich nehme es zurück!“ Sein Ausweichmanöver endete an der Wand doch Fleur meckerte noch immer. Sie konnte nicht fassen, was er da implizierte und dabei war es vollkommen nebensächlich, dass sie genau das anfangs Mal im Sinn gehabt hatte. Sie war Dracos Freundin – seine beste Freundin – nicht sein Mädchen. Draco wollte keine Mädchen. „Fleur…ich verstehe dich nicht!“, warf Harry zögerlich ein doch auch das brachte sie nicht gleich zur Besinnung. Sie hatte ihn am Umhang geschnappt und schob ihn gegen die Wand. „Fleu-eur! Bitte…ich verstehe kein Wort!“ wiederholte er lauter und war nun richtig belustigt. Fleur schien sich nicht einmal bewusst zu sein, dass sie französisch schimpfte. „Oh…!“, kam sie diesmal zur Besinnung, doch sie hatte nicht mehr die Gelegenheit, zu übersetzen, was sie ihm um die Ohren geknallt hatte. Cho kam dazwischen. „Harry?!“ Wo die schwarzhaarige Ravenclaw so plötzlich herkam wusste Harry nicht, doch ihr Blick verhieß ihm nichts Gutes. Sein gutes Verhältnis zu Fleur passte ihn nicht und er hatte festgestellt, dass sie schnell eifersüchtig wurde. Fleur, die das genauso, wie Harry mitbekommen hatte, ließ ihn los und richtete seinen Umhang, ausnahmsweise rosa angehaucht. „Wir ’atten eine kleine Meinungsverschieden’eit. Nischt ernst zu nehmen! Wir se’en uns ’arry!“, und damit machte sie sich schnellstens aus dem Staub, wohl wissend, dass sie Harry möglicherweise richtig in Schwierigkeiten gebracht hatte. Harry sah Cho auch nicht an, als Fleur verschwunden war. Er starrte den Boden an. Seine Gedanken rasten. „Harry, was…was war das?“, fragte Cho verständnislos und ihr Blick war noch immer misstrauisch. „Genau das, was Fleur gesagt hat: eine Meinungsverschiedenheit!“ „Ich…ich finde nicht in Ordnung, was sie tut!“, warf seine Freundin vorsichtig ein, doch sie kam auf ihn zu und wollte ihn in die Arme nehmen. Harry wich ihr aus und wandte sich zielsicher in Richtung des Studierzimmers, in dem sie sich schon ein paar Mal getroffen hatten. Cho folgte ihm sichtlich nervös. Als die Tür hinter ihm zufiel lehnte er sich dagegen und starrte wieder den Boden an. „Es tut mir leid, Harry!“, versuchte Cho erneut auf ihn zu zugehen, doch sein Blick hielt sie auf. „Ich will das nicht, Cho!“ Es war die Erkenntnis, die sich seit Tagen in seinem Bewusstsein an die Oberfläche kämpfte. Gerade eben, als sie zweifellos drauf und dran gewesen war eine Szene zu machen, wenn Fleur sich nicht so schnell und wissend zurückgezogen hätte, war ihm das klar geworden. „Was, Harry?“, fragte sie vorsichtig zurück, „Es tut mir leid, wenn ich…“ „Nein!“, unterbrach er sie, „Hör mir zu! Ich…ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber…ich…ich fühl mich einfach nicht…nicht wirklich gut bei …bei dieser Sache!“ Chos Augen kniffen sich zu schmalen Schlitzen zusammen, doch das bemerkte Harry nicht, denn er sah sie erneut nicht an, so verlegen war er. „Ich….es tut mir so leid…aber ich…ich erinnere mich absolut nicht daran, dass….dass wir Anfang des Schuljahres schon… schon zusammen waren…es tut mir so leid…Ron musste es mir erst sagen und ich habe…habe es trotzdem total genossen, dass…dass du…mich…es war nicht fair, Cho und es tut mir so leid…aber…ich…“ Er stotterte nur zusammenhanglosen Unsinn. Das wusste er, doch er konnte nicht anders. Das musste geklärt werden. „Was ‚aber’ H-a-r-r-y?“, Chos Tonfall bei dieser Frage war eisig und Harrys Blick flog irritiert zu ihr. Die Kälte und der Abscheu in ihrem Blick verschlugen ihm die Sprache. „’Aber’ du willst nicht mehr, nicht wahr?“, höhnte sie. „Ich…“ Was sollte er sagen? Sie hatte Recht, doch ihre Reaktion verunsicherte ihn vollkommen. Er hätte eher damit gerechnet, dass sie verletzt reagierte, doch sie schien zornig. Sehr zornig. „Es tut mir leid!“, brachte er heraus und starrte sie verständnislos an. „Leid?...Es tut dir leid?“, alle scheinbare Ruhe fiel von Cho ab und Wut blitze in ihren Augen. „Es tut dir also leid, dass ich mich vollkommen umsonst zum Narren gemacht habe, oder?“ „Das…“ Er wollte ihr sagen, dass das nicht wahr war, dass sie sich nicht zum Narren gemacht hatte, doch sie ließ ihn nicht ausreden. „Soll ich dir was sagen, Harry? Ich wusste gleich, dass der verdammte Immun-Zauber dieser dämlichen Halbveela mir Schwierigkeiten machen würde! Ich hatte gehofft, dass es wirklich nur für ihre blöde Schwester gelten würde…aber nein…es hat meinen Corruptela-Zauber auch ausgeblockt!“ „Corruptela…?“, Harry hatte Mühe, ihr zu folgen. Er hatte nicht viel Ahnung von Latein und merke sich nur die Zaubersprüche, doch das Wort sagte ihm etwas. Irgend ein Lehrer hatte es mal erwähnt und er war sich ziemlich sicher, dass es in die Kategorie ‚Verboten’ gehörte. Hatte sie ihn verhext, um ihn für sich zu gewinnen? Warum? Und er hatte doch auch gar nichts gespürt. Cho ließ ihn nicht lange im Unklaren. „Glaubst du wirklich ich würde mich freiwillig mit einem kranken Typen wie dir abgeben? Du fühlst dich doch nur wohl, wenn alle Welt zu dir aufschaut! Du musst immer nur im Mittelpunkt stehen, du musst immer gewinnen und alle anderen ausstechen! Brauchst du das, um deine Minderwertigkeitskomplexe zu kompensieren? Ich dachte es sei einfach, dich rum zukriegen, aber nicht mal das ist bei dir normal. Ich musste mich erst selbst mit diesem verdammten illegalen Zauber belegen, um mich für dich unwiderstehlich zu machen…und dabei hab ich dich nie gemocht Ha-r-r-y!“ Harry wandte sich ab und wollte gehen, doch ein Zauber von Cho versperrte die Tür. „Du hörst dir jetzt an, was ich dir zu sagen habe. HARRY!“ Er blieb mit dem Rücken zu ihr stehen und begann Zaubersprüche zu murmeln, um diese verdammte Tür zu öffnen, doch er entkam ihr nicht. „Vielleicht ist ‚nie’ nicht ganz richtig!“ säuselte sie in widerlichem Tonfall weiter, „Ich fand dich mal wirklich süß. So richtig süß, brav und unschuldig! Das war bevor du Cedric in die Quere gekommen bist.“, bei diesen Worten war ihre Stimme wieder eisig und hasserfüllt, „...danach konntest du mich nicht mehr täuschen!“, verhöhnte sie ihn und traf mit jedem Wort ins Schwarze. Harrys Versuche, die Tür zu öffnen wurden hektisch, er wollte nicht hören, was sie zu sagen hatte, nicht wissen, was sie im Sinn gehabt hatte, als sie ihn in ihrem falschen Netz gefangen hatte. Jetzt war ihm klar, warum es ihm jedes Mal regelrecht den Verstand benebelt hatte, wenn sie in seine Nähe gekommen war und er wusste auch, warum es nach dem Zusammenstoß zwischen ihn und Fleur im Krankenflügel damit vorbei gewesen war. Fleurs Zauber, der ihn vor Gabrielles Veela-Charme bewahrte, hatte auch diesen Corruptela-Zauber blockiert. „Cho...hör bitte auf!“, versuchte er ruhig zu bleiben und dabei war es ihm gleich, was sie alles angestellt hatte, um ihn rumzukriegen. Er wollte nicht hören, was sie so weit getrieben hatte. Es reichte ihm, begriffen zu haben, dass sie ihn mit der ganzen Sache nur verletzten wollen hatte. Cho war jedoch nicht mehr zu bremsen. Alls ihr Abscheu und ihre Verzweiflung brachen aus ihr heraus. Sie hatte Harry nie verzeihen, was damals mit Cedric geschehen war – und sie würde es ihm auch niemals vergeben. Er sollte leiden – leiden, wie sie gelitten hatte. Es war bitter, dass er sich nicht wie erwartet rettungslos in sie verliebt hatte, doch sie kannte Harry, kannte ihn vielleicht besser, als die meisten anderen. Sie wusste ganz genau, dass er ein leichtes Opfer für ihre bösen Worte war. Was Gefühle anging, hatte er zweifellos tatsächlich Minderwertigkeitskomplexe. „Bildest du dir tatsächlich ein, du würdest auch nur ein einziges Mädchen in dieser Schule interessieren, wenn du nicht Harry Potter wärst? Bildest du dir das wirklich ein?“, schlug sie giftig zu, „Willst du wissen, warum ich dich angemacht habe...willst du wissen, warum ich mich dazu herabgelassen habe?“ Nein, wollte er nicht, das hatte er schon begriffen, doch er konnte nicht entkommen. „Um dir weh zu tun! Ich wollte dir wehtun…so richtig weh! Du arroganter kleiner Bastard! Weißt du, was du Cedric angetan hast? Er war der Hogwarts-Champion! Nicht du...aber du kannst es ja nicht ertragen in der zweiten Reihe zu sitzen, nicht wahr, H-a-r-r-y? Und dann hast du ihn auch noch sterben lassen! Du hast ihn sterben lassen...du hast ihn umgebracht, weil du ihn da mit rein gezogen hast...du hast ihn mir weggenommen...weil du niemandem etwas gönnst... Du bist so krank…so widerlich krank und alle spielen mit...alle küssen dir deine Füße, weil du so ‚edel’ und so ‚berühmt’ bist! Ich wünschte, du wärst an Cedrics Stelle gestorben! Ich wünschte du wärst nie geboren...ich wünschte alle würden sehen, was ich in dir sehe...ein Nichts...das nur durch seinen unverdienten Ruhm lebt...ohne den wärest du ein niemand und keiner würde einen zweiten Blick an dich verschwenden...ich hasse dich...Harry Potter...ich hasse dich aus tiefstem Herzen...“ Die Tür sprang auf. Harry wusste nicht mehr warum und es war ihm gleich, Hauptsache, er kam hier weg, doch es war viel zu spät. Chos hasserfüllte Worte dröhnten durch seinen Kopf und stießen auf ein schmerzhaftes Echo. Niemand sah ihn, so wie er war. Alle sahen nur den Jungen der lebte und er konnte nicht an dem zweifeln, was sie sagte – niemand liebte ihn freiwillig, denn er zog das Unglück an. Cedric war seinetwegen gestorben. Und Cho hatte ihn dafür bezahlen lassen wollen. Das war der einzige Grund dafür, dass sie sich mit ihm eingelassen hatte. Harry rannte wie von Furien gehetzt durch die leeren Gänge, denn es war Zeit fürs Abendessen und alle waren in der Großen Halle. Er hielt erst wieder an, als die Mauern von Hogwarts schon weiter hinter ihm und der stille See vor ihm lag. Dort fiel er auf die Knie und presste sich die Hände auf seine vor Anstrengung brennenden Lungen, doch dieser Schmerz war harmlos im Vergleich zu dem, der seine Seele quälte. Chos Worte hatten all die Zweifel, die ihn nach dem Trimagischen Turnier gequält hatten wieder an die Oberfläche gezerrt, doch etwas anderes war beinahe schlimmer. Es war die Antwort auf eine Frage, die ihn unbewusst quälte, seit er wusste, wer er war, eine Frage, die ihn niemals losgelassen hatte. Was wäre, wenn er nicht der wäre, der er war? Wen würde er dann noch interessieren? Das Gefühl seiner eigenen Wertlosigkeit, das ihm die Dursleys von klein auf eingepflanzt hatte, überwältigte ihn und Harry spürte, wie er sich innerlich Chos Wunsch anschloss. Warum nur, war er in Little Hangleton nicht wenigstens mit Cedric gemeinsam gestorben? „Mione?...Mione…hörst du mich?“ Ron war rot wie eine Tomate und wagte es nicht, die Tür zu Miones Schlafsaal weiter, als einen Spalt breit aufzuschieben. Er hatte eine Ewigkeit gebraucht, sich dazu durch zu ringen, sie noch einmal zu wecken, doch der Fakt, dass es schon weit nach Mitternacht war und Harry noch immer nicht in seinem Bett lag ließ ihm einfach keine Ruhe mehr. Schon seit dem späten Nachmittag hatte er ihn nicht mehr gesehen. „MIONE!“, versuchter er es nun doch noch etwas lauter. Hermione fuhr aus dem Schlaf. „Ist da wer?“, fragte sie desorientiert in die Dunkelheit, sich vage bewusst, gerufen worden zu sein. „Ich bin hier!“, kam es leise von der Tür. „Ron?“ „Ja, man!“ „Spinnst du?“ „Komm jetzt endlich da raus, Mione, ich weiß nicht wo Harry ist!“ Langsam hatte er die Nase voll. Er war eigentlich nicht zimperlich, doch der Fakt, was herausgekommen war, als er Harry das letzte Mal nicht in seinem Bett vorgefunden hatte, lauerte seit dem wie ein dunkler Schatten am Rande seines Bewusstseins. Harry war seit seiner Rückkehr jede Nacht in seinem Bett gewesen. Das hatte er sicherheitshalber immer kontrolliert um seine Sorgen zu besänftigen. Selbst wenn er erst spät gekommen war, hatte er gewartet. Hermione war schneller aus dem Bett, als er von der Tür weggehen konnte. „Ist das dein Ernst?“ Sie versuchte im Licht des erlöschenden Kamins ihre Uhr zu erkennen. Es ging auf zwei Uhr morgens zu. „Leider!“ „Wir sollten Professor McGonagall Bescheid sagen!“ „Hältst du das für unbedingt notwendig? Dann kriegt er Riesenärger, Mione. Vielleicht ist er ja auch wirklich nur bei Cho. Aber…aber es lässt mir trotzdem keine Ruhe!“ Ron fixierte verlegen den Boden und Mione verspürte eine heftige Welle der Zuneigung für ihn. Egal, was er manchmal für ein Idiot war, Harry war ihm wichtig und er machte sich genau wie sie große Sorgen um ihn. „Cho war fast bis zur Ausgangssperre in der Bibliothek, Harry nicht!“, stellte sie unentschlossen fest. Sie hatte sich gewundert Cho Chang gemeinsam mit ihren Freundinnen beim Hausaufgabenmachen zu sehen. Sonst war sie immer nur mit Harry zusammen zu sehen gewesen. Es hatte ein ungutes Gefühl bei ihr hinterlassen. „Warte einen Moment!“ Hermione verschwand wieder im Schlafsaal, und kam wenig später vollkommen angezogen zurück. „Okay…ich würde sagen, wir versuchen ihn erst einmal selbst zu finden! Aber…wenn das nicht klappt halte ich es für besser zu McGonagall zu gehen!“ Es gefiel ihr nicht, doch Ron hatte Recht. Harry würde gewaltigen Ärger bekommen, wenn man ihn um diese Zeit irgendwo außerhalb des Schlafsaales fand. „Shit, dass er diese verdammte Karte nicht mehr findet! Fred und George werden ihn foltern, wenn sie das rausbekommen!“, meckerte Ron leise vor sich hin, während sie zum Portraitloch hasteten. Er rannte Hermione beinahe um, als sie plötzlich stoppte. „Weißt du, ob der Tarnumhang in seiner Truhe ist?“ „Äh…nein!“, stotterte er irritiert. „Dann geh gefälligst nachschauen!“, blaffte sie. Ron tat wie ihm befohlen und kam Augenblicke später mit dem Tarnumhang zurück. „Das gefällt mir nicht, Mione!“ Hermione schwieg, doch sie gab ihm gedanklich Recht. Irgendetwas konnte nicht stimmen. Fast eine Stunde später waren sie jedoch keinen Schritt weiter. Hermione hatte mehrere Indago-Zauber versucht, um Harry irgendwo in Hogwarts zu finden, doch keiner davon wirkte. Sie war so weit, zu Professor McGonagall zu gehen, nachdem sie sich noch einmal versichert hatten, dass Harry wirklich nicht in seinem Bett war. Ron gefiel das jedoch noch immer nicht besonders. „Was, wenn…?“, er unterbrach sich, denn der Gedanke, der ihm gekommen war gefiel ihm nicht. Hermione sah ihn ungeduldig an. „WAS?“ „Na ja…ich kann es mir zwar nicht vorstellen, aber Harry kommt ja mit Fleur offensichtlich ganz gut aus! Was, wenn er bei ihr ist…zum reden vielleicht, oder so?“, druckste er herum. Sie musste zugeben, dass diese Idee eine gewisse Berechtigung hatte. Fleur bemühte sich sehr um Harry. Das hatte sie im Lauf der Woche ziemlich überrascht festgestellt. „Weißt du, wo sie untergebracht ist?“, fragte Ron noch immer etwas unsicher. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Halbveela begeistert war, ihn um diese Zeit vor ihrer Tür zu sehen. „Zufällig ja!“, antwortete Hermione, wandte sich ab und hastete erneut davon, Ron dicht auf ihren Fersen. Sie hatte vor ein paar Tagen das Gespräch einiger Siebtklässler aus Ravenclaw mitbekommen. Sie hatten sich drüber unterhalten, dass sie der hübschen Halbveela liebend gern einmal einen Besuch in ihrem Quartier im Ostflügel abstatten würden. Es dauerte trotzdem eine kleine Ewigkeit, bis sie die richtige Tür gefunden hatten. Der Gang mit den Gästequartieren war endlos lang und natürlich hatten die beiden Französinnen das Zimmer am östlichen Ende des Traktes, während der Zugang vom Hauptkorridor im Westen lag. Hermione klopfte energisch und ziemlich am Ende ihrer Geduld laut an, als sie endlich auf die einzige verschlossene Tür hier traf. Es dauerte eine Weile, bis sich drin etwas regte. „Quie est-la?“, kam es verschlafen von hinter der Tür. „Fleur…ich bin es! Hermione! Harrys Freundin!“ Die Tür öffnete sich augenblicklich und Fleur sah die beiden Störenfriede ziemlich verwundert an. „Was soll denn das? Es ist fast 4 Uhr morgens!“ „Ist Harry…äh…ist er vielleicht bei dir?“ Fleur hatte eindeutig geschlafen. Der Gedanke, dass Harry hier bei ihr sein könnte, war völlig abwegig. „WAS?“, kam es sichtlich erschüttert zurück, „Wieso das denn?“ „Weil…weil wir ihn nirgends finden können!“ Hermione kam sich ziemlich dämlich vor. „Kommt ’erein!“, befahl Fleur und hastete ins Nebenzimmer. „Isch zie’e mir nur etwas über!“ Verlegen taten die beiden Gryffindors, was sie gesagt hatte. „Gabrielle, wach auf!“ Fleur suchte ihre Sachen zusammen und rüttelte nebenbei ihre Schwester unsanft wach. „Was ist denn los?“, nörgelte diese gleich darauf verschlafen. „Weasley und ’ermione sind nebenan. ‚’arry ist weg! Du musst zu Draco…wegen der Karte! Isch ’alte sie ’in, bis ihr wieder ’ier seid! Beeil disch!“ Sofort war Gabrielle hellwach, langte nach ihrem Umhang und warf ihn um ihre Schultern. „Der Tarnzauber!“, kommandierte sie dann. Fleur tat, was sie verlangte und versteckte sie unter Dracos Tarnzauber. „Geh dursch den Kamin! Isch lasse die Tür offen…Draco soll mir unauffällig Bescheid geben, sobald ihr zurück seid!“ Beide Kamine ihres Quartiers waren mit dem Kamin im Slytheringemeinschaftsraum verbunden, um die Kommunikation zwischen ihnen so leicht wie möglich zu machen. Fleur hatte die Zauber, die das normalerweise verhinderten, ausgetrickst. „Gut!“, entgegnete Gabrielle und war einen Moment später durch die grün auflodernden Flammen des Kaminfeuers verschwunden. Fleur knöpfte ihren Umhang zu Ende zu und ging wieder nach nebenan, in der Hoffnung, dass es nicht zu lange gedauert hatte. „Wo ’abt ihr schon überall gesucht?“ „Überall im Schloss, wo wir problemlos hinkommen, sogar auf dem Astronomieturm und dem Nordturm. Ich habe auch ein paar einfache Indago-Zauber versucht, aber sie reagieren nicht! Fleur, was ist mit Harry los? Ich begreife nicht, warum er es sich so schwer macht!“ Hermione war ihre Besorgnis deutlich anzusehen und auch der Rotschopf war zweifellos beunruhigt. , dachte Fleur. Sie wunderte sich nicht, dass die Aufspür-Zauber nicht wirkten. Harrys Reducio war noch aktiv. Niemand konnte ihn so einfach finden. „Er spricht nischt darüber! Isch weiß es auch nischt!“, beantwortete sie Hermiones Frage, „Mit dieser Chang kann er nischt zufällig zusammen sein, oder?“ „Ich hab sie den ganzen Abend über mit ihren Freundinnen in der Bibliothek gesehen!“ „’offendlisch ’atte er keinen Ärger! Es gefällt ihr offensischtlisch nischt, wenn er sisch mit mir unter’ält! Sie schien ’eute sehr ärgerlisch!“ „Ich hab eh nicht den Eindruck, als sei er über diese ganze Sache sonderlich glücklich!“, warf Ron abfällig ein. Er wusste, dass Cho Harry mit ihrem Verhalten immer wieder in Verlegenheit brachte. „Oh…gut beobachtet!“, meinte Fleur ein wenig spöttisch und Ron funkelte sie ärgerlich an. Er konnte den beiden Halbveelas noch immer nicht verzeihen, dass sie so eng mit Malfoy befreundet waren, obwohl ihn der Fakt, dass sich Fleur genauso um Harry zu sorgen schien wie sie, ein wenig besänftigte. „Was ist das?“ Fleur wies auf den Tarnumhang. Sie wusste ganz genau, was es war, doch das mussten Ron und Hermione nicht wissen. Beide wurden rot. Hermione hatte den Tarnumhang unbedachter Weise einfach über dem Arm zusammengefaltet. „Äh…das…das ist…“, stotterte sie. Fleur erlöste sie aus ihrer offensichtlichen Bedrängnis. Natürlich wollte Hermione nicht zugeben, dass Harry einen Tarnumhang besaß. „Ist das ‚’arrys?“, lenkte sie ab. „Ja!“ „Lass mal sehen!“ Fleur nahm den Umhang in die Hand und murmelte einen Zauber, den Zauberstab erst auf den Umhang und dann auf den Tisch gerichtete. Sie hatte Erfolg und inspizierte ihre Beute auf dem Tisch. „Ah…sehr gut!“ „Was denn?“, Hermione kam neugierig näher. „Es sind nur zwei, aber es müsste reischen!“ Auf der Tischplatte waren zwei sehr dunkle, Haare zu sehen. „Jetzt müssen wir nur noch hoffen, dass sie auch wirklisch von ’arry sind! Damit müsste der Indago-per-vinculum-Zauber eigentlisch klappen!“ „Mit Harrys Haaren?“, Hermione hörte sich sehr zweifelnd an. „Glaub mir ruhig und pass gut auf!“, zwinkerte Fleur ihr zu, als sie begann einen komplizierten Zauber zu sprechen, der es ihr ermöglichen sollte, den Eigentümer dieser Haare zu finden. „Draco!...Draco wach auf!“ Gabrielle rüttelte sanft an Dracos Schulter, doch er drehte sich knurrend auf die Seite. „Du sollst aufwachen…oder isch küsse disch!“, flüsterte sie mit ihrer besten Imitation von Fleurs Stimme. Das wirkte. Wie von einer Tarantel gestochen fuhr Draco im Bett hoch und rieb sich müde die Augen. „Was…was ist denn los?“ „Bist du wach?“ Gabrielle sah ihn trotz aller Dringlichkeit verschmitzt an und Draco erwiderte ihren Blick grimmig. „Mach das ja nicht noch mal, Gabrielle!“ „Zieh disch an…Wir brauchen disch!“ „Morgens um vier? Was ist denn los?“ „Wiesel und Granger können ’arry nischt finden!“ Das jagte Draco mit Höchstgeschwindigkeit aus dem Bett. Er wühlte in der Schublade seines Nachttisches und zerrte die Karte des Rumtreibers hervor. „Ich schwöre feierlich ein Tunichtgut zu sein!“, stieß er hervor und wartetet ungeduldig, bis sich die Karte aufgebaut hatte. „Schau mit!“, blaffte er dann Gabrielle an, die ihn mit traurigem Blick beobachtet hatte, doch auch gemeinsam konnten sie keinen Punkt namens Harry entdecken. „Verdammter Mist!“ Draco fluchte was das Zeug hielt, als er nach seinen Sachen langte und sich ohne auf Gabrielle zu achten anzog. Diese wandte sich verlegen ab. „Wir sollen zu Fleur kommen. Isch denke, sie ‚’at ge’offt, dass wir ihn so finden!“, erklärte sie. „Auf jeden Fall müssen wir ihn finden!“ Das letzte was er auf der Karte von Harry gesehen hatte, war ein weiteres Treffen mit Cho Chang, doch während er diese in der Bibliothek gesehen hatte, hatte er von Harry seit dem nichts mehr gesehen. „Komm!“ gemeinsam hetzten sie zurück in den Gemeinschaftsraum. „Was hat Fleur vor?“ „Isch ’abe keine Ahnung!“ „Warte!“, Draco hielt Gabrielle am Arm fest, belegte sie beide mit einem Silentium und sprach dann den Tarnzauber. „Halt dich an meinem Umhang fest!“ Sie tat, wie ihr geheißen und gemeinsam stiegen sie in den Kamin nachdem Draco eine Priese Flohpulver hinein geworfen hatte. Einen Moment später erschienen sie im Schlafzimmer der beiden Mädchen wieder. Draco legte Gabrielle die Hand auf die Schulter, um sicher zu sein, dass sie ihn auch hörte. „Was hat Fleur gesagt?“ „Du sollst ihr Bescheid geben, wenn du da bist!“ „Gut!“ Fleur hantierte im Nebenzimmer noch immer mit ihrem Zauber, als Draco weiterhin gut unter Silentium und Tarnzauber verborgen an sie heran trat und ihr in der Hoffnung sie nicht zu sehr zu erschrecken die Hand auf die Schulter legte. Nur so konnte sie ihn trotz des Silentium hören, als er sagte: „Wir sind da, Fleur, aber Harry ist nicht auf der Karte…entweder ist er nicht auf dem Gelände…oder… oder…“ Er brach ab und stellte fest, dass er nicht einmal weiterdenken wollte. Die Furcht, dass Harry etwas zugestoßen sein könnte, tauchte bedrohlich am Rand seines Bewusstseins auf und er versuchte verzweifelt, sie zu verdrängen. Immerhin waren die Todesser mit Sicherheit noch hinter ihm her, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, das Dumbledore für so einen Fall nicht vorgesorgt hatte. Vielmehr Angst machte ihm Harrys zweifellos instabiler Zustand. Fleur ließ sich ihre Besorgnis ob seiner Nachrichten nicht anmerken, als sie sagte. „Okay…schauen wir, ob es funktioniert!“ Nicht nur Hermione und Ron sahen sie erwartungsvoll an, als sie den Zauberstab hob und einen weiteren Zauber sprach. Der Zauberstab, nun locker auf Fleurs Handfläche platziert, ruckte herum und zeigte ganz klar in südliche Richtung. „Es scheint zu funktionieren!...Folgt mir!“ „Kannst du mir das erklären, Fleur…wäre…wäre das wohl möglich?“, die Begeisterung stand trotz aller Besorgnis klar in Hermiones Augen und Draco sah Weasley verlegen grinsen. Er war nicht im Geringsten über Hermiones Frage verwundert. „Natürlisch!“, antwortete Fleur selbstzufrieden. „Gar kein Problem!“, und dann begannen sie ihre Wanderung durch Hogwarts, um endlich Harry zu finden. Es dauerte jedoch nicht lange, bis ihnen klar wurde, dass Harry unmöglich noch im Schloss sein konnte, denn egal, welchen Weg sie in Richtung Süden gingen, sie stießen bald auf die Außenmauern. „Er scheint draußen zu sein!“, meinte Fleur nachdenklich, nahm den Zauberstab herunter und eilte in Richtung des Hauptausganges davon, während Hermione und Ron ihr kaum folgen konnten. „Der kann was erleben, wenn ich ihn zwischen die Finger kriege!“, zischte Ron Hermione ins Ohr, als sie endlich draußen auf dem Gelände waren. Hermione schwieg. Darüber würde sie nachdenken, wenn sie Harry endlich gefunden hatten, doch auch draußen schien das nicht so einfach zu sein. Dracos Hand landete zum wiederholten Mal auf Fleurs Schulter, um von ihr gehört werden zu können. „Führ sie in die Irre!“ „Warum?“, kam geflüstert die Antwort. Fleur gab es nicht gern zu, doch wenn sie sich recht erinnerte lag vor ihnen nur noch der Verbotene Wald. „In der Richtung liegt die Heulende Hütte!“, antwortete Draco ihr. „Ich schätze, da steckt er! Ich bring ihn ins Schloss zurück so schnell ich kann!“ „Aber…“ „Kein ‚aber’, Fleur!“ und damit ließ er sie wieder los und hastete in Richtung der Peitschenden Weide davon, während Fleur tat, was er gesagt hatte. Es war ihm vollkommen gleichgültig, das Gabrielle noch immer seinen Umhang umklammert hielt und ihm entschlossen folgte. Er wollte nur noch Harry finden und möglicherweise konnte er die Hilfe von Fleurs kleiner Schwester unterwegs brauchen. „IMMOBILUS!“ Von einer Sekunde zur anderen erstarrte der wie üblich wild um sich schlagende Baum, kaum, dass Draco seinen Zauber gesprochen hatte. „Wow!“, kam es von Gabrielle und Draco konnte nicht umhin, selbst ein wenig beeindruckt zu sein, doch das verschwand schnell wieder unter dem alles überlagernden Gefühl seiner Angst um Harry. Eilig verschwanden sie im Eingang zu dem verborgenen Gang in den mächtigen Wurzeln der Weide. „Beeil dich, Gabrielle! Lumos!“ Licht flammte auf und die beiden begannen durch den engen Gang zu hetzen. „Du glaubst, ‚’arry ist in der ’eulenden ’ütte?“ „Er ist nicht auf dem Gelände, Gabrielle…und in den See ist er bestimmt auch nicht gefallen! Im Verbotenen Wald ist er garantiert nicht!“ Draco spürte einen Schauer über seinen Rücken rinnen, als ihm die Riesenspinnen dort durch den Sinn gingen. „Warum glaubst du das?“ „Weil er Angst vor Spinnen hat!“ „’arry doch nischt!“ Draco lachte gezwungen angesichts ihrer Überzeugung. „Nicht vor den kleinen Süßen, die man mit dem Hausschuh erledigen kann, Gabrielle, aber vor den riesigen, die fast so groß sind, wie Hagrids Hütte!“ „WAS?“ Gabrielles Augen wurden groß. „Ruhe jetzt!“ Sie hatten die Falltür in Rekordzeit erreicht und Draco sprach einen weiteren Silentium. Inzwischen drückte ihm die Sorge beinahe die Luft ab. Was in aller Welt war passiert, dass Harry so austickte? Es mochte ja sein, dass es ihm nicht so gut ging, doch das war kein Grund, so Hals über Kopf davon zu rennen. Die Sorge, dass seine Erinnerungen vielleicht zurückgekommen sein könnten und er nicht damit fertig wurde, machte sich in ihm breit, als er hastig die Räume der Heulenden Hütte durchsuchte. Er wurde im ersten Stock, in dem Zimmer, das Harry damals genutzt hatte, fündig. Dort lag er – zusammengerollt, wie ein kleines Kind auf dem Bett. Draco blieb wie angewurzelt auf der Türschwelle stehen – sich der Panik, die er bis jetzt mühsam verdrängt hatte, nun vollkommen bewusst. Es war, als fiele eine Zentnerlast von ihm ab, als er Harry wohlbehalten da liegen sah. „Gott sei Dank!“, stieß Gabrielle leise neben ihm hervor und Draco konnte nicht anders, als ihr Recht zu geben, doch sie hatten keine Zeit. Harry musste so schnell wie möglich ins Schloss zurück. „Geh nach unten und halte die Falltür auf. Ich komme gleich!“ Er spürte Gabrielle gehorsam davon huschen und betrat geräuschlos das Zimmer. Harry rührte sich nicht, doch Draco wusste, dass er auf gar keinen Fall aufwachen durfte, denn eine Ahnung sagte ihm, dass er nicht begeistert sein würde, ihn, Draco, zu sehen. Widerwillig richtete er seinen Zauberstab auf den Schlafenden „Somnus totalis!“ Er wusste nicht, ob Harry sich erinnerte und selbst wenn, war es möglich, dass er trotzdem nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. „Levitas!“, schickte er einen weiteren Zauber nach, bevor der die Arme unter Harrys Knie und in seinen Nacken schob, um ihn vom Bett zu heben. Es war ein seltsames Gefühl, ihn endlich wieder in den Armen zu halten, doch Draco verdrängte es. Der Zeitpunkt war alles andere als günstig. Leichtfüßig lief er die Treppe wieder hinunter, denn Dank des Levitas-Zaubers, war Harry kaum so schwer, wie eine Feder. „Gabrielle?“, durchbrach er seinen Silentiumzauber. „Ich bin hier!“, kam die Antwort aus dem Nichts, denn Gabrielle steckte noch immer unter dem Tarnzauber. „Finite incantatem!“, löschte Draco diesen mit einer ungelenken Handbewegung, um sie sehen zu können, bevor er vorsichtig die Stufen in den Gang hinunter stieg. Unten angekommen sah er zu ihr hinauf. „Du musst vorausgehen! Beschwör einen Lumos, damit ich sehe, wohin ich trete!“ „Isch kann disch nischt sehen, Draco!“ „Ich hab die Hände voll!“, leises Lachen war zu hören, als sie an ihm vorbeiging, die Hand tastend nach ihm ausgestreckt. „Ist ’arry okay?“ „Ich denke schon! Ich hab ihn mit einem Schlafzauber belegt! Wäre nicht so optimal, wenn er jetzt plötzlich aufwacht! Ich schätze, er wäre nicht begeistert!“ „’auptsache er ist okay!“, meinte sie und tat, was Draco ihr gesagt hatte. , ging es Draco durch den Kopf, als er den Gang entlang stolperte, Harry fest an sich schmiegte und spürte, wie sich dessen Finger in seinen Umhang krallten. Nach einer kleinen Ewigkeit erreichten sie den Ausgang unter der Peitschenden Weide. „Kannst du Fleur auf dem Gelände finden?“, fragte er Gabrielle dort. „Gewiss!“ „Dann tu das! Ich bring ihn ins Schloss, sie kann ihren Zauber jetzt wieder ordentlich machen und wird ihn sicher schnell finden!...Silentium!“, setzte er nach und sprach auch wieder den Tarnzauber über Fleurs kleine Schwester. „Isch dachte du ’ast die ‚’ände voll, Draco!“, murmelte sie mit einem schiefen Grinsen, ohne dass er es hören konnte und rannte dann davon, um Fleur zu finden, während er sich auf den Weg ins Schloss machte. Er wusste ganz genau, wohin er Harry bringen würde und als er das Portrait der Fetten Dame erreicht hatte, sah er, dass der Sessel, den er im Sinn hatte noch immer genau da stand, wo er schon während des Zeitzaubers gestanden hatte – kuschelig in einer Fensternische mit der Rückseite dem Portrait zugewandt. Granger würde mit Sicherheit eine Krise kriegen, wenn sie ihn da fanden. Entschlossen ging er hinüber, doch als er dann vor dem Sessel stand, rührte er sich nicht mehr. Harry schlief fest in seinen Armen. Seine Finger hatten sich in seinem Umhang verschlungen und die Wange hatte er an Dracos Schulter geschmiegt. Er war blass und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Die Brille saß ihm schief auf der Nase. Draco spürte ein Ziehen in der Brust. Das war so sehr der Harry, den er kannte und es war unerträglich zu wissen, dass diese wohlige Vertrautheit zwischen ihnen Vergangenheit war. Er brachte es einfach nicht fertig ihn auf dem Sessel abzulegen, zog ihm im Gegenteil noch ein wenig fester an sich, das Gesicht in Harrys rabenschwarzes Haar geschmiegt. Harry gehörte zu ihm und Wehmut umklammerte, bei der Vorstellung, ihm nie mehr so nah sein zu dürfen, mit eisiger Hand seine Seele. Seine Sehnsucht nach genau dieser Nähe quälte ihn Tag für Tag gnadenlos und er wusste, dass das, was gerade geschah alles andere als gut für sein Seelenheil war. Was einmal zwischen ihnen gewesen war, existierte für Harry nicht mehr und auch wenn Fleur fest überzeugt war, dass sich das irgendwann wieder änderte, schaffte er es doch nicht, seiner Zweifel Herr zu werden. Er wollte bei Harry sein, wollte das Recht haben, ihm nah zu sein und inzwischen waren ihm sogar die Konsequenzen egal. Es interessiert ihn nicht mehr, dass Harry ihm vielleicht Vorwürfe machen könnte und es war ihm gleich, dass sein eigenes Haus ihn dann mit Sicherheit schneiden würde. Es war ihm gleich, dass er vielleicht unter seinen Erinnerungen leiden könnte und es war ihm sogar egal, ob Harry vielleicht all seine Freunde verlor. Er wollte Harry für sich und der Schmerz, zu wissen, dass das unmöglich war, fraß ihn langsam aber sicher auf. „Was tust du mir an? Sag mir das, Harry, was tust du mir an? Warum hast du mich vergessen? Warum nur?“ flüsterte er gequält und die Sinnlosigkeit seiner Worte war ihm vollkommen gleichgültig. Harry würde ihm nicht antworten. Vermutlich wusste er nicht einmal, wovon er sprach! Als von der Treppe leise die Stimmen von Fleur und Harrys Freunden zu hören waren, legte er Harry noch immer widerwillig vorsichtig auf dem Sessel ab und befreite mit sanfter Gewalt seinen Umhang aus den kalten Fingern, die ihn die ganze Zeit nicht losgelassen hatten, bevor er ihm zärtlich über die Wange streichelte. „Ich liebe dich, du störrischer Esel!“, rutschte es ihm heraus und ohne, dass er sich zurückhalten konnten, berührten seine Lippen flüchtig Harrys, bevor er ein ‚Finite Incantatem’ murmelte, sich abwandte und gehetzt davon lief – sich des unerträglichen Schmerzes in seiner Seele deutlicher als jemals zuvor bewusst. * * * „…ich liebe dich, du störrischer Esel…“ Harry fuhr aus dem Schlaf, das flüchtige Gefühl sanfter Lippen auf seinen eigenen. „Na…endlich aufgewacht?“, kam es giftig von links aus Rons Bett, der sich ebenfalls noch in seinen Decken versteckte. Harry sah ihn nicht an, als er ein leises ‚Ja’ murmelte. Noch immer war er von diesem Traum gefangen, der ihn gerade geweckt hatte. Immer und immer wieder hatte er diese wenigen Worte gehört, zusammen mit ‚Was tust du mir an?’ und ‚Warum hast du mich vergessen?’. Vergessen. Warum kam ihm bei diesem Gedanken Draco Malfoy in den Sinn? Ärgerlich stand er auf um ins Bad zu gehen. Es war eine höllische Nacht gewesen und seine Laune war nicht die Beste. Noch vor Morgengrauen, als seine Freunde und Fleur ihn draußen auf dem Gang vorm Portrait der fetten Dame schlafend in dem Sessel am Fenster gefunden hatten, hatte Hermione ihm eine Standpauke gehalten, die sich gewaschen hatte. Harry hatte nur die Hälfte mitbekommen. Er war vollkommen in der Frage versunken, wieso er im Schloss und nicht mehr in der Heulenden Hütte war. In der Nacht, als er endlich aus der Erstarrung, die die Konfrontation mit Cho bei ihm hinterlassen hatte, erwacht war, hatte er den Gedanken nach Hogwarts zurück zu kehren, absolut nicht ertragen können und war vom Gelände geflüchtet. Die Heulende Hütte war ihm wie eine Zuflucht erschienen. Das war der Platz, den er mit Sirius verband – und mit der glücklichsten Erinnerung, die er zustande brachte. Sirius Angebot, mit ihm zusammen, als Familie zu leben, war wie ein Flämmchen Hoffnung, dass ihn wärmte, selbst jetzt noch, wo es so unwahrscheinlich wie nie zuvor erschien, dass es jemals so weit kommen würde. Harry wusste, dass Albus Dumbledore sich große Sorgen um Sirius’ Verbleib machte und auch wenn der Schulleiter es nicht aussprach, so befürchtete er wohl dass Schlimmste, denn noch immer war er trotz Rehabilitation verschwunden und hatte sich bei niemandem gemeldet. Es hatte ihn überrascht, die Hütte vollkommen wiederhergestellt vorzufinden, doch das war in seiner Qual schnell wieder untergegangen. Dass Cho ihn so betrogen und manipuliert hatte, saß tief und ließ ihn an allem zweifeln. Er war nach oben gestolpert, in dieses Zimmer getorkelt und wollte nur noch vergessen. Harry hatte keine Ahnung, wie lange es gedauert hatte, bis er eingeschlafen war, doch der Platz hatte ihm eine Art inneren Frieden vermittelt – auch wenn die Verzweiflung blieb. Und dann erwachte er im Schloss, konfrontiert mit zwei verärgerten Gryffindors und einer besorgten Fleur. Harry fragte sich noch immer, wer ihn zurück gebrachte hatte und dann war da dieser seltsame Traum. Mal ganz davon abgesehen, dass es ohne jeden Zweifel wieder einmal die Stimme eines jungen Mannes gewesen war, die diese Worte gesagt hatte, spürte er tief in sich ein Echo darauf, dass ihm unerklärlich war. Wen sollte er vergessen haben – und vor allem, warum? Wieso war er so sicher, dass diese Stimme die Wahrheit sagte und warum hatte er das Bedürfnis in gleicher Weise zu antworten? Warum half es ihm, den Schmerz, den Chos falsches Spiel in ihm hinterlassen hatte, so schnell zu überwinden? Harry stellte sich unter die Dusche und drehte das Wasser auf, doch das beruhigende Gefühl, das er dabei sonst so leicht heraufbeschwören konnte, fand er diesmal nicht. Diese Lippen auf seinen – sie waren so fremd und so vertraut, dass ihm ein prickelnder Schauer über den Rücken rieselte und er das Wasser wieder einmal von heiß auf kalt stellte. Es war irritierend und es war frustrierend, doch Harry bekam langsam den Eindruck, als sei ihm der Gedanke an eine Beziehung zum gleichen Geschlecht nicht ganz so fremd, wie er geglaubt hatte. „Harry, du weißt schon, dass du heute ein Quidditchspiel spielen musst.“ Wieder wurde das Wasser auf kalt gestellt und Harry sammelte sich. Ron stand am Waschbecken und putzte sich die Zähne. „Was?“, brachte er noch immer nicht ganz unter Kontrolle heraus. „Heute ist unser Spiel gegen Ravenclaw!“, antwortete Ron und plötzlich war das kalte Wasser im Vergleich zu dem eisigen Gefühl in Harrys Eingeweiden angenehm warm. Eine halbe Stunde später marschierte das Gryffindor-Quidditchtam geschlossen zum Frühstück in die Große Halle ein und die Blicke, die sie dabei dem Tisch der Ravenclaws sandten waren mörderisch. Harry war nicht umhin gekommen, wenigstens einen Teil dessen, was gestern zwischen ihm und Cho vorgefallen war, zu erklären, denn leider hatte Ron – in seiner schockierenden Überbesorgnis – ihm klar angesehen, dass er kurz vorm umfallen war, nachdem er ihn nach seiner Antwort direkt angesehen hatte. Die Gemüter kochten seit dem vor Empörung und selbst die resolute und stets beherrschte Hermione konnte nicht fassen, was die Schwarzhaarige für ein mieses Spiel mit Harry getrieben hatte. Harry hatte es schon wieder satt. Er wünschte, man würde ihm nicht ständig diese verdammte, übertriebene Aufmerksamkeit zukommen lassen. Natürlich war es eine miese Geschichte und natürlich hatte es ihn mitgenommen, doch die innere Distanz, die von Anfang an zwischen ihm und Cho bestanden hatte, da er sich ja nicht mehr an diese Beziehung hatte erinnern können, hatte ihm wohl vor schlimmeren Leid bewahrt. Unglücklicherweise begriffen seine Freunde und Hauskameraden das überhaupt nicht und Harry war froh, ihnen nur einen kleinen teil der Wahrheit gesagt zu haben Das, was sie sonst noch alles zu ihm gesagt hatte, hatte er verschwiegen, obwohl es ihn sehr viel tiefer getroffen und verletzt hatte, als der Verlust einer falschen Freundin. Harry wünschte sich zum ersten Mal ernsthaft zurück ins Koma, denn es gab etwas, was ihm im Moment beinahe noch schlimmer zu schaffen machte: Was, wenn er sich heute da draußen vollkommen blamierte? Es sah ganz so aus, als sei der Knacks, den Chos Handeln seinem Selbstbewusstsein verpasst hatte, um einiges nachhaltiger, als er es eh schon befürchtet hatte. „Hallo, Draco!“ Greg Goyle begrüßte Draco wie nun schon fast üblich in kameradschaftlichen Ton, als er neben ihm auf der Slytherintribüne des Quidditchstadions auftauchte, obwohl sie sonst kaum ein Wort miteinander wechselten. Draco machte es sich auf dem Platz neben ihm bequem und grüßte verhalten zurück. Er war heute ausnahmsweise mal solo. Fleur und Gabrielle hatten sich zum allgemeinen Entsetzen der Gryffindors Hermione Granger angeschlossen, um das Spiel von der Gryffindortribüne aus anzuschauen. Die Stimmung im Stadion war geladen. Inzwischen hatte sich herum gesprochen, was Draco schon nach dem Auftritt des Gryffindor-Quidditchteams beim Frühstück vermutet hatte. Cho Chang und Harry als Paar existierten nicht mehr. Das war jedoch nicht das Wesentliche. Die Gerüchte, die die Runde machten, waren in aller Munde und das kleine Miststück lief seitdem bei den Schülern von dreien der vier Hogwarts-Häuser Spießruten. Es war so ziemlich das Allerletzte, was Cho Chang da getan hatte. Selbst wenn er es vollkommen neutral betrachtete – seine eigenen Gefühle für Harry außer acht ließ und rein sachlich an den Vorfall heran ging – musste er zugeben, dass schon eine gewisse Gestörtheit dazu gehörte, Harry Diggorys Tod in die Schuhe zu schieben. Dann jedoch auch noch aus Rachsucht zu versuchen, ihn zu verführen, abhängig zu machen und ihm Liebe vorzugaukeln, nur um ihn am Ende um so besser verletzten zu können, zeugte von tiefster moralischer Minderwertigkeit. Es war ein fieses Spiel, was sie getrieben hatte, und das bekam sie seit dem Morgen zum Glück zu spüren. Angeblich hatte Logan sie sogar aus seinem Team geschmissen und heute war das letzte Spiel, das sie für Ravenclaw spielte. Draco wunderte es nicht. Für ihn konnte gar nicht schlimm genug sein, was ihr an den Kopf geworfen wurde und sie konnte froh sein, dass er leider neutral bleiben musste. Selten war ihm das so schwer gefallen, denn die Slytherins brachten es zum Teil doch tatsächlich fertig, Chang für ihre Heldentat zu gratulieren. „Was glaubst du, ob sie ihn schafft?“ Goyles Bemerkung riss Draco aus seinen Gedanken. Die Teams waren inzwischen auf dem Feld und er beobachtete so unauffällig wie möglich Harry, der in luftiger Höhe Aufwärmrunden drehte. „Keine Ahnung. Der Besen, den sie ihm da angedreht haben ist wirklich beschissen! Ein Pluspunkt für Chang. Ihre Wut wird vermutlich grenzenlos sein. Noch ein Pluspunkt. Für Potter steht der Fakt, dass er bis jetzt fast immer das Glück auf seiner Seite hatte!“ Draco gab es nicht gern zu, doch er hätte nichts dagegen, wenn Ravenclaw dieses Spiel gewann. Erstens musste er dann nicht gegen Harry spielen und zweitens wäre es eine perfekte Gelegenheit, Cho Chang zu zeigen, wie ordentliche Rache aussah. „Ich frag mich wirklich, was mit seinem Besen passiert ist!“, plapperte Goyle weiter, sehr zufrieden, dass Draco mit ihm sprach. „Ist mir so ziemlich egal…Hauptsache er ist weg!“ Die Kiste unter seinem Bett, in der sich die Reste von Harrys Feuerblitz befanden war sicher versiegelt. Draco hatte anfangs daran gedacht, sie wegzuwerfen, doch er brachte es nicht fertig. Harry hatte damals im Gryffindorturm mehr als seinen Besen riskiert um ihm den Hals zu retten. Er hatte nie danach gesucht und manchmal fragte sich Draco, ob er nicht ganz genau gewusst hatte, dass er ein für alle Mal verloren war. Ein paar Minuten später begann dann endlich das Spiel und Dracos Anspannung steigerte sich ins unerträgliche. Kaum, dass der Startpfiff von Madam Hooch ertönt war, hatte sich Chang an Harry geheftet. Draco bekam den Eindruck, dass sie gern versucht hätte ihn einzuholen und zu attackieren, doch offensichtlich gab das ihr alter Komet 260 nicht her. Er fragte sich, ob Professor McGonagall bei Harrys Besen vielleicht ein wenig nachgeholfen hatte, um ihn etwas aufzupolieren. Harry wich ihr ganz klar aus, wo er nur konnte – und das ziemlich erfolgreich. Draco war so gefesselt von diesem Zweikampf, dass er vom Rest des Spiels kaum etwas mitbekam und so verpasste er auch, wie der Rest des Gryffindorteams dank brodelnder Wut die Ravenclaws, obwohl sie eigentlich ein recht gutes Team waren, regelrecht in Grund und Boden spielte. Am Ende war es eines der kürzesten Spiele, die Hogwarts je gesehen hatte. Es dauerte ganze sieben Minuten und selbst Draco hatte Mühe zu rekapitulieren, wieso Harry plötzlich den Schnatz zwischen den Fingern hielt. Er hatte sich nach unten fallen lassen, als Chang ihm plötzlich doch näher kam, als ihm lieb gewesen zu sein schien und irgendwie musste ihm dabei wohl der Schnatz in die Quere gekommen sein, denn er hatte sein Speed gebremst und die Hand nach oben gerissen. Das Spiel war vorbei und keiner wusste warum. Entsprechend verzögert kam auch der Beifall. Wie immer wurde das Geheul der Slytherins vom Jubel der anderen übertönt, selbst heute, wo es nur zwei Häuser waren, die jubelten. Das Glück war wieder einmal auf Harrys Seite gewesen. Draco beobachtete, wie er von seinem Team eingekesselt und nach unten geleitet wurde. Er fragte sich ob der Eindruck, dass sie ihn abschirmten nur zufällig entstand, denn auch am Boden ließen sie ihn nicht aus ihrer Mitte. Es musste wohl Absicht sein, denn die Gryffindors verschwanden so schnell sie konnten vom Feld. Es hatte wohl selten ein so unspektakuläres Spiel in Hogwarts gegeben. Draco wartete, bis die Tribünen sich leerten, bevor er aufstand um ins Schloss zurück zu kehren. Es überraschte ihn nicht wirklich, dass Goyle an der Treppe auf ihn wartete. „Sieht nach Gryffindor/Slytherin für das Endspiel aus, oder Draco?“ „Hat ganz den Anschein!“, entgegnete Draco ohne eine Wertung abzugeben und während er gemeinsam mit Gregory Goyle zum Schloss zurückging, wurde ihm klar, dass ihn das Glück wieder einmal verlassen hatte. Er würde das Endspiel des Quidditchturnieres in vier Wochen gegen Harry spielen müssen und er wusste leider ziemlich genau, dass er im Grunde schon verloren hatte. tbc R&R please! Sagt mir, was Ihr von Cho haltet! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)