Der Herr der Zeit von KimRay (Part IV: Über dem Abgrund) ================================================================================ Kapitel 27: Spuren ins Leere ---------------------------- Titel: Der Herr der Zeit (27/ ca.31+Epilog) Autor: KimRay e-mail: KimRay@gmx.de Kategorie: ?? Unterkategorie: Drama Inhalt: Der schwarze Lord übernimmt in England die Macht und Hogwarts erstarrt in der Zeitfalle, doch wie es der Zufall gibt es zwei Schüler, die wie üblich nicht das tun, was sie eigentlich tun sollten. Was passiert, wenn Harry Potter den Helden spielt, Draco Malfoy mit Hauselfen und Velas streitet und Severus Snape seine Meinung ändert? Lest selbst! Das ist wirklich eine üble Inhaltsangabe! *heul* DISCLAIMER: Alle urheberrechtlich geschützten Figuren in dieser Story gehören natürlich den jeweiligen Eigentümern. Ich habe sie mir nur ausgeliehen. Einzig die Idee und neue Charaktere sind komplett von mir. Anmerkungen: Okay, wie versprochen und pünktlich! Keine Todesdrohungen bitte! Beta: FiZi, Feary...und Tolotos ;)! Big thanks!! Dazu muss ich aber bemerken, dass ich es erst heute noch mal überarbeitet habe und sich garantiert neue Fehler eingeschlichen haben...also nicht die betas schimpfen. Big thanks für die Kommis an: sekhmet, littleRanchan, Viebi_Lucifer, Astrido, Devil_SSJPan, , Ayashi15, CatarinaBlack, Wasserhexe(*wink*), Jeanca, teufelchen_netty, sata, Medialuna, elbin-luna-chan, greenbubble, Emily_Strange, Ayuki-chan, TheTwixer und despaired_fighter. Immer weiter so. Ihr baut mich auf. Kapitel 27 Spuren ins Nichts Draco saß auf einem Stuhl in sicherer Entfernung von Harrys Bett, als Severus Snape nach dem Ende ihres Unterrichts den Krankenflügel betrat. Er stoppte kaum, dass er Draco neben Harrys Bett sitzen sah. "Mister Malfoy? Gibt es ein Problem?" , ging es Draco durch den Kopf. Er hatte im Moment auf jeden Fall ein Problem, doch das war es garantiert nicht, was Snape meinte. Draco war froh, dass Harry wieder weggetreten war, bevor ihr Zaubertränkeprofessor aufgetaucht war. "Madam Pomfrey ist bis jetzt noch nicht aufgetaucht.", definierte er das im Moment vordergründige Problem und setzte gedanklich <...zum Glück...> nach. Snape runzelte nur die Stirn, bevor er im Büro der Schulkrankenschwester verschwand, um deren Verbleib zu hinterfragen. Es dauerte nicht lange, bis er wieder zurückkam und Draco hinaus komplimentierte. "Gehen Sie zu Ihrem nächsten Unterricht, Mister Malfoy! Madam Pomfrey ist wegen eines Zwischenfalls nach Hogsmeade gerufen worden. Professor Dumbledore schickt den Hauselfen zu Mister Potter, bis sie zurückkommt." "Aber...!" "Kein ,Aber'...Sie haben Unterricht, Mister Malfoy, und Mister Potter wird mit Sicherheit noch eine Weile schlafen!" Die Frage, die Snape sich stellte, war, wie er wieder aufwachen würde. Immerhin war sein Verstand beim seinem letzen Opiumrausch gründlich durcheinander gerüttelt worden. Es hatte Severus überrascht von Professor Dumbledore zu hören, dass er sich inzwischen Gedanken um die Richtigkeit seines Detego memorabilis machte. Als er ihm gesagt hatte, dass Harry offenbar noch einen gewissen Zugriff auf Wissen aus seiner Phase als Herr der Zeit hatte, hatte er keine Reaktion gezeigt. "Was ist mit ihm los?" Draco zog Severus Snapes Aufmerksamkeit wieder effektiv auf sich. Er wollte sich nicht einfach abservieren lassen. Severus sah ihn unwillig an, ließ sich jedoch dazu herab, zu antworten. "Ein kleines Problem mit Rauschmitteln. Wie kam es übrigens, dass ich das Glasfläschchen von den Klatschmohnsamen in seinem Kessel gefunden habe?" Als er Harrys ruinierten Trank in den Ausguss befördert hatte, war es genau da wieder aufgetaucht. "Ungeschick?!", gab Draco ebenso unklar zum Besten, wie Snape selbst sich wegen Harrys Zustand ausdrückte, doch das war keine gute Idee, denn der Lehrer fixierte ihn nun sehr grimmig und Draco konkretisierte seine Aussage. "Es ist ihm aus der Hand gerutscht!" Severus hatte fast nichts anderes mehr erwartet. Die Dämpfe hatten ihn also tatsächlich sofort beeinflusst. Es überraschte ihn, dass Harrys Toleranzgrenze gegenüber diesem Rauschmittel so niedrig lag. "Verschwinden Sie zu Ihrem Unterricht!", blaffte er Draco nun erneut an, doch dieser war von dem Themenwechsel nicht begeistert. "Ich..." Er wollte wissen, was Snapes Aussage über die Rauschmittel zu bedeuten hatte. Hatte Harry etwa Kontakt zu Drogen gehabt? "Ich sagte, Sie sollen verschwinden! Dobby wird jeden Moment auftauchen, um bei Harry zu bleiben, bis Madam Pomfrey zurück ist und Ihr nächster Unterricht hat inzwischen begonnen. Es geht nicht an, dass Sie wegen dieser Sache noch Ihren Unterricht schwänzen!" Severus hatte nicht die Absicht sich weiter mit Draco auseinander zu setzen. Es gab Sachen, die gingen den Blonden nichts an, egal, was er glaubte. Das Einzige, was ihn interessierte war Harrys Zustand. Es mochte zwar sein, dass es Draco genauso ging, doch deswegen war er ihm trotzdem keine Rechenschaft schuldig. Es war ein unglücklicher Zufall, dass Madam Pomfrey ausgerechnet heute nach Hogsmeade gerufen worden war, wo es bei den Wiederaufbauarbeiten einen Unfall gegeben hatte, doch es ließ sich nicht ändern. Helfen konnte sie Harry sowieso nicht. Er musste seinen Rausch ausschlafen. Daran konnte niemand etwas ändern, auch Draco nicht. Dieser hatte sich ärgerlich abgewandt, um die Krankenstation zu verlassen. Sein offensichtlicher Unwille rang Severus schon wieder ein spöttisches Lächeln ab. Der Junge konnte manchmal so offensichtlich sein. Er fragte sich eigentlich nur, wie lange er es noch schaffen würde, wenigstens der Allgemeinheit gegenüber seine Fassade aufrecht zu erhalten. Heute vor dem Unterricht hatte er damit zweifelsfrei schon größte Mühe gehabt, nachdem sich mit diesem Finnegan unerwartet jemand an Harry herangemacht hatte, den er möglicherweise als Konkurrenz betrachtete. Severus schüttelte unwillig den Kopf. Was gingen ihn die Probleme pubertierender Teenager an? Im Moment ging es vor allem um Harrys Wohlergehen. Er sprach einen weiteren Analysezauber, um festzustellen, dass es ihm wirklich noch gut ging und sich sein Zustand nicht verändert hatte. Das Ergebnis beruhigte ihn. Es sah zwar so aus, als sei die Bewusstlosigkeit noch ein wenig tiefer, als zuvor, doch deswegen machte er sich keine Sorgen. Es war nicht das erste Mal, dass er ihn so sah. Er fragte sich im Moment eigentlich nur noch, wo der doch sonst immer so übereifrige Hauself blieb. Dobby erschien ein paar Minuten später. "Dobby grüßt Professor Snape! Professor Dumbledore hat ihn gebeten, hier her zu kommen! Dobby bitte die Verzögerung zu vergeben!...Musste seine Pflichten erst beenden." "Schon gut, schon gut! Gib nur gut auf Mister Potter Acht! Er wird vermutlich nicht aufwachen, bis Madam Pomfrey zurückkommt, doch alleine lassen sollten wir ihn auch nicht!" "Was sein mit Harry Potter Sir?", Dobby war ans Bett herangetapst und hatte Harrys Hand gefasst, um zu erspüren, was ihm fehlte. Es überraschte ihn, dass Harry so vollkommen weggetreten war, ohne das er erkennen konnte, warum. "Tiefe Ohnmacht! Überreaktion auf ein Nervengift!", erklärte Severus mit grimmigem Gesicht <...da wirst auch du nicht helfen können...> Dobby hatte schon während Harrys Koma erfolglos versucht etwas mit der ihm eigenen Heilmagie zu bewirken. Dieser Hauself war schon so ein Fall für sich, mit all seiner Neugier, seinem Eigensinn und seiner dämlichen Redeweise, doch er vergötterte Potter und das war im Moment genau richtig. Er würde ihn genau wie damals während des Quidditchspiels nicht aus den Augen lassen. "Pass gut auf ihn auf." "Das tut Dobby, Sir, gewiss, Sir!" und damit hüpfte er auf den Stuhl, auf dem zuvor Draco gesessen hatte, machte es sich bequem und fixierte mit einem liebevollen Lächeln den schwarzhaarigen, blassen Jungen im Bett, den er schon hoch achtete seitdem er ihm das erste Mal begegnet war. Kopfschüttelnd verließ Severus Snape die Krankenstation. * * * Harry schrak zwei Tage später schreiend aus einem wirren Alptraum auf. Madam Pomfrey hatte größte Mühe, ihn zu beruhigen und war versucht, ihn wieder zu betäuben, als er um sich zu schlagen begann, doch von einem Augenblick zum anderen fasste er sich, die Hände in den Umhang der Krankenschwester gekrallt und schwer atmend. "Geht es wieder?" Die Sorge stand Poppy klar ins Gesicht geschrieben, doch Harry sah es nicht. Noch immer klammerten sich seine Finge in den Umhang der Schulkrankenschwester und vor seinem inneren Auge flackerten Bilder des Grauens. Trotzdem nickte er steif. "Harry, mein Junge, was ist passiert?" "Alptraum!", kam heiser die Antwort. Es war vermutlich nicht der erste. Mehrere Male war sie in den letzten zwei Tagen von seiner Unruhe aufgeschreckt worden, doch geschrieen hatte er nie und um sich geschlagen auch nicht. Beunruhigt setzte sie sich auf die Bettkante, als er sich weit genug gefasst hatte, sie loszulassen. "Was ist passiert?" Das Letzte, woran er sich erinnerte, war, dass sie in Zaubertränke einen Beruhigungstrank zu brauen begonnen hatten. Danach rissen seine Erinnerungen ab. "Du bist in Professor Snapes Unterricht umgekippt Harry. Professor Snape kann es nur so erklären, dass du auf die Opiumdämpfe überempfindlich reagierst." "Opiumdämpfe?" Irritiert sah er sie an. Warum sollte er auf Opiumdämpfe überempfindlich reagieren? Er hatte doch noch nie etwas mit Opium zu tun gehabt. "Sie sind beim Brauen entstanden. Normalerweise würden sie nur in geringer Menge vorkommen, doch jemand hat wohl zuviel von den Klatschmohnsamen zugegeben und darum war die Konzentration in der Luft verhältnismäßig hoch.", erklärte Madam Pomfrey weiter. "Und das hat mich ausgeknockt?" "Offensichtlich. Einen anderen Grund konnten wir nicht finden!" Sie hatte alles Mögliche versucht, um hinter die Ursache für Harrys tiefe Ohnmacht zu kommen, doch es war nichts zu finden gewesen. Selbst auf mögliche Behandlungen des Rauschzustandes hatte er nicht angesprochen. Alles deutete auf eine massive Überdosis hin - oder extreme Sensitivität der Droge gegenüber, was aber voraussetzen würde, dass er schon einmal damit zu tun gehabt hatte. Das war aber nicht der Fall und darum schob Madam Pomfrey seinen Zustand auf eine Überdosis, auch wenn es nicht erklärte, dass kein anderer aus seiner Klasse Probleme damit gehabt hatte. "Wie lange war ich weg?", fragte Harry inzwischen. "Zwei Tage." "ZWEI TAGE? Das ist nicht Ihr Ernst, oder?" Er konnte nicht fassen, was sie gesagt hatte. Es konnte doch nicht sein, dass er deswegen zwei Tage bewusstlos war, doch Madam Pomfrey bestätigte genau das. Langsam verlor Harry den Überblick über seine Probleme. Als sei es nicht schon genug, dass er mit seiner augenblicklichen Situation so kaum noch zurecht kam. Harry ließ sich ins Kissen zurücksinken, als die Schulkrankenschwester ihn durchzuchecken begann. Blicklos starrte er die Decke an, als die Bilder seines Alptraumes überraschend wieder in seinem Bewusstsein auftauchten. Alles in ihm wehrte sich dagegen und er versuchte verzweifelt, sie zu verdrängen. Es war ganz einfach grausig. Etwas hatte brutal ganze Horden von magischen Kreaturen niedergemetzelt - gnadenlos und unbeirrt. Es war durch Blut gewatet und über zerfetzte Körper gestiegen, hatte Vampire in Flammen aufgehen lassen und die Schädel von Harpyien zertrümmert. Ihm schauderte bei diesen Bildern und Furcht griff mit kalter Hand nach ihm. Es war so beängstigend real und das Schlimmste dabei war, dass er es so empfand, als habe er selbst diese Grausamkeiten angerichtet. In diesem Traum waren es seine Hände, die mit violettem Blut beschmiert waren und die Streitaxt nicht mehr halten konnten. "Harry, alles in Ordnung mit dir?" Harry schrak auf. Er war sich nicht bewusst, dass Madam Pomfrey ihn nicht aus den Augen gelassen hatte und die Werte eines Analysezaubers über ihm flackerten. Ihr Blick war besorgt, denn sie verschlechterten sich stetig. Sein Puls war nach oben gegangen, seine Atmung war ungleichmäßig und alle Werte deuteten auf Stresssyndrom hin. "Ja...", brachte er mühsam heraus und versuchte sich zusammenzunehmen. "Harry...bitte sag mir auf der Stelle die Wahrheit." Noch immer war Madam Pomfreys Blick auf die Zauber gerichtet und erneut gerieten sie durcheinander. Harrys Blick wanderte panisch sonst wohin. "Dieser Alptraum...", brachte er gehetzt heraus, "...ich... er...!" Verzweifelt schüttelte er den Kopf und starrte auf seine Hände. "Madam Pomfrey, welche Kreatur hat violettes Blut?" "Um Gottes Willen, Harry! Bergtrolle haben Blut das eher zu blau tendiert...aber richtig violett ist es nur bei rumänischen Bergtrollen! Warum willst du das wissen?" "Weil ich es an meinen Händen sehe!" Seine Sicht verschwamm und seine Werte gerieten endgültig außer Kontrolle. Er versuchte sich aufzusetzen und presste die Hände vor die Augen, als Madam Pomfrey seine Schultern fasst, um ihn wieder aufs Bett zu zwingen. Einen Moment lang versuchte er sich noch dagegen zu wehren, doch dann verlor er erneut das Bewusstsein und kippte beinahe vom Bett. "Himmel, Junge, was machst du nur für Sachen!", verzweifelte Madam Pomfrey und schob ihn sachte wieder in die Kissen, bevor sie erneut die Werte checkte. Sie waren wieder im Lot, doch zufrieden war sie nicht damit, denn alles deutete darauf hin, dass Harry sich all das selbst antat. * * * "Wie geht es 'arry?" Gabrielle stürzte sich auf Draco, kaum, dass er ihre und Fleurs Räume betreten hatte. Er hatte einen weiteren Versuch gemacht, zu Harry zu kommen, doch es war unmöglich. Diesmal hatte Madam Pomfrey die Krankenstation komplett abgeriegelt. Draco ließ sich müde in einen der Sessel fallen. Er hatte alles versucht um, hineinzukommen, doch er schaffte es nicht und leider war ihm zu seiner grenzenlosen Verwunderung auch noch die Karte des Rumtreibers abhanden gekommen Das machte es um einiges schwieriger, da er nie wusste, ob Harry wirklich allein war und er noch vorsichtiger sein musste, als normalerweise. Er hatte den vagen Verdacht, dass Harry sie ihm abgenommen hatte, als sie sich auf der Krankenstation geküsst hatten, doch leider konnte er sich nicht sicher sein. "Ich hab keine Ahnung.", beantwortete er Gabrielles Frage. "Keine Chance rein zu kommen. Pomfrey hat diesmal wirklich an alles gedacht. Schätze die Gerüchte gefallen ihr nicht besonders." Gabrielle kauerte sich in ihrem Sessel zusammen und starrte Draco grimmig an. "Das ist alles deine Schuld!" "Gabrielle, bitte!" Fleur warf ihrer Schwester einen strafenden Blick zu. Gabrielle wusste, dass sie Draco wegen des Dramas, das er vor vier Tagen in Zaubertränke aufgeführt hatte den Kopf schon gründlich genug gewaschen hatte. "Lass es, Fleur, Gabrielle hat Recht und das weißt du!" Draco starrte auf seine Hände. Er wusste nur zu genau, was er angerichtet hatte. Nicht, dass es ihn störte, dass Finnegan nun genauso wie Chang Spießruten lief, doch was passieren würde, wenn Harry die Krankenstation erst einmal wieder verlassen durfte, daran wollte er gar nicht denken. Er hatte sich hinreißen lassen. Die Eifersucht hatte seinen Verstand abgeschaltet und er war nur noch verletzt und wütend gewesen. Was dieses Outing für Harry bedeuten würde, hatte ihn in dem Moment gar nicht interessiert. Inzwischen wusste er es und bereute zutiefst, was passiert war. Jeder Hogwartsschüler von der ersten Klasse aufwärts diskutierte nun Harry Potters Liebesleben. Erneut beschämt stützte er den Kopf in die Hände. "Verdammter Mist!" "'ör auf!! Es ist zu spät, sisch darüber den Kopf zu zerbreschen! Isch 'ätte wissen müssen, dass isch disch so nischt 'ätte ge'en lassen dürfen...aber es ist nun zu spät...also ,'ör auf disch fertig zu machen...frü'er oder später 'at es eh dazu kommen müssen...", rief Fleur Draco nun energisch zur Ordnung. "Sie sind alle so dämlisch!", schmollte Gabrielle. "Wie kann man so engstirnig sein!" "Und du 'örst auch auf! Würdest du genau 'in'ören, wüsstest du, dass es schlimmer aussieht, als es ist..." "Aber...", versuchte Gabrielle zu widersprechen, doch Fleur ließ sie nicht zu Wort kommen. "Nein...Gabrielle! Es ist nur nur Klatsch... im Moment 'ochinteressant ... aber das geht vorbei...und auch, wenn es ein paar abfällige Stimmen gibt, sind die doch e'er selten! Immer'in reden wir 'ier von 'arry Potter. Außerdem...isch glaube nischt, dass Madam Pomfrey 'arry aus der Krankenstation entlässt, bevor das schlimmste vorbei ist..." Draco hob den Kopf und sah sie an. "Wie kommst du darauf?" Sie hörte sich an, als wüsste sie genaueres. Fleur zeigte ihr selbstgefälliges Lächeln. Draco hatte mehr als einmal auf die heimlichtuerische Methode versucht in die Krankenstation zu kommen. Sie handhabte das ein wenig raffinierter. Madam Pomfrey würde nie jemanden abweisen der ihre Hilfe brauchte. "Oh...isch 'atte 'eute meine schlimme Migräne... Es dauert immer eine Weile, bis der Heiltrank wirkt und Madam Pomfrey 'at nie etwas gegen ein nettes Schwätzschen! Sie weiß, dass isch es mit 'arry gut meine." "Wie geht's ihm?", fragten beide wie aus einem Munde und Fleur wurde wieder ernst. "Schlescht!...Gestern ist er aus einem furschtbaren Alptraum erwacht...verschüttete Erinnerungen denke isch! Violettes Blut von rumänischen Bergtrollen an seinen 'änden! Es 'at ihn gleisch wieder umge'auen!" "Du denkst er erinnert sich?" Dracos Blick war plötzlich verschlossen, sein Gesicht eine emotionslose Maske. Es bestätigte Fleur, dass da etwas gewesen sein musste, was er verschwieg, denn schon seit dem Zwischenfall war er nervöser und unkonzentrierter, als je zuvor. "Warum sollte er sisch erinnern, Draco?", fragte sie hinterlistig nur um dann wieder einmal jegliche Hoffnungen zu zerschlagen. "Nein...isch denke nischt, dass er sisch erinnert...dann 'ätte er sicher e'er einen Tobsuchtsanfall bekommen! Weil ihn alle Welt belogen 'at!" Das war richtig und Dracos Blick wanderte in die Ferne, während Gabrielle Fleur weiter aushorchte. Nach dem Zwischenspiel auf der Krankenstation hatten sich seine Hoffnungen kurzfristig überschlagen, dass alles wieder beim Alten sein könnte. Je genauer er dann jedoch darüber nachgedacht hatte, umso klarer war ihm geworden, dass er nicht wirklich sagen konnte, was ihm im Moment lieber war: ein Harry der ihn hasste und verachtete, oder ein Harry, der ihn fragte, warum er ihn verraten hatte. Beide Möglichkeiten waren nicht besonders tröstlich. * * * "Fertig, Harry?" Harry saß auf der Bettkante und starrte ins Leere, als Madam Pomfrey aus ihrem Büro kam. Er nickte nur. Die letzten drei Tage waren die Hölle gewesen. Nachdem er einen weiteren Tag verschlafen hatte, war es am vierten dann mit der Ruhe vorbei gewesen. Madam Pomfrey hatte versucht, dahinter zu kommen, was ihn so sehr belastete, dass er mit einem Stresssyndrom reagierte, kaum dass er auch nur ansatzweise in den Schlaf glitt, wurde er von diesem furchtbaren Alptraum mit den rumänischen Bergtrollen heimgesucht und zur Krönung aller üblen Umstände, hatte die Schulkrankenschwester Snape auf ihn losgelassen. Es ging um diesen Alptraum. Das war Harry vollkommen klar, doch Snape war der Letzte, mit dem er das diskutieren würde. Auch dann nicht, wenn es dazu beitragen sollte, einen Trank zu brauen, der ihm half diesen Traum loszuwerden. Sein unkooperatives Verhalten hatte letztendlich Professor Dumbledore auf den Plan gerufen. Der Schulleiter hatte seinen Detego memorabilis wiederholt, in der Hoffnung, dahinter zu kommen, woher die Alpträume kamen, doch es war ihm nicht gelungen. Das Ergebnis war das gleiche wie beim letzten Mal und Harry hatte sich des Eindruckes nicht erwehren können, dass Dumbledore inzwischen an der Richtigkeit dieses Zaubers zweifelte, aber er äußerte sich nicht dazu. Er hatte ihn nur gefragt, warum es ihm so schlecht ging. Es war nicht schwierig für Harry plausible Ausreden zu finden. Die Gedächtnislücken und seine Probleme im Unterricht waren gute Gründe. Um ganz sicher zu gehen ließ er noch anklingen, dass ihn die Geschichte mit Cho ebenfalls ziemlich mitgenommen hatte. Das war auf jeden Fall genug. Der Blickwechsel zwischen Madam Pomfrey und Professor Dumbledore bei dieser Andeutung entging Harry. Er konnte nicht wirklich sagen, warum es ihm so schlecht ging. Es war reiner Instinkt - der Instinkt, dass etwas nicht stimmte - dass die Wahrheit nicht so war, wie sie von seiner Umwelt dargestellt wurde und es war unmöglich, Dumbledore diese Vermutung ins Gesicht zu sagen. Es hieße, den Schulleiter der Lüge zu bezichtigen und Harry war sich ziemlich sicher, dass das keine gute Idee wäre. All das wurde jedoch im Moment von etwas ganz anderem in den Hintergrund gedrängt. Madam Pomfrey hatte sich bis gestern geweigert, Besucher zu ihm zu lassen, ohne dass ihm wirklich klar war, warum. Selbst gestern hatten nur Hermione und Ron die Erlaubnis bekommen, ihn zu sehen. Es war ein sehr unangenehmes Gespräch gewesen, das sich da ziemlich zähflüssig zwischen seinen Freunden und ihm entwickelt hatte. Harry war sehr schnell klar geworden, dass etwas nicht stimmte und er hatte Hermione mit seiner energischen Frage, was sie ihm nicht sagen wollten, ziemlich überrumpelt. Nachdem sie es ihm sichtlich verlegen erzählt hatte, wunderte ihn nichts mehr. Sein unbeabsichtigtes Outing durch Malfoy hatte er komplett vergessen. Und das war auch der Grund, dass er seinem heutigen ersten Unterricht seit dem Zwischenfall in Zaubertränke nicht wirklich begeistert entgegen sah. Wenn er ehrlich war, wünschte er sich eigentlich nur noch, dass diese letzten Wochen des Schuljahres so schnell wie möglich und ohne weitere Katastrophen vorbei gingen. "Ach...ehe ich es vergesse! Ich hab noch etwas in meinem Büro!" Madam Pomfrey riss Harry erfolgreich aus seinen Gedanken, als sie in ihrem Büro verschwand, und gleich darauf mit einem zerknüllten Stück Pergament zurückkam. "Das hattest du in der Hand, als ich dich durchgecheckt habe. Es steht zwar nichts drauf, aber da du es so fest umklammert hattest habe ich es nicht weggeworfen...und nun hätte ich es beinahe vergessen!", sie lächelte ermutigend, als sie ihm das Pergament hinhielt. "Lass dich nicht unterkriegen, Harry, das wird schon alles wieder!", setzte sie nach. Er brauchte nicht noch mehr Stress und sie hatte ihm in den letzten Tagen regelrecht eingebläut, dass er das alles nicht so ernst nehmen sollte. Die Meinungen tendierten inzwischen eh vor allem dahin, dass jeder selbst wissen musste, welche Art Beziehung er bevorzugte. Das verschaffte Madam Pomfrey ungemeine Erleichterung, denn sie war nicht wirklich zufrieden mit Harrys Zustand. Sie hatte eher den Eindruck, als habe er sich verschlossen. "Danke, Madam Pomfrey!" Harry sah die Krankenschwester nicht an bei diesen Worten. Er wusste inzwischen, dass er nur eine Chance hatte - durchhalten, koste es, was es wolle. Harry war entschlossen, das bis zum Ende des Schuljahres zu schaffen, auch wenn er noch nicht so recht wusste, wie. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass er sich beinahe darauf freute, die Zaubererwelt für eine Weile hinter sich zu lassen, selbst wenn es hieß, dass er sich mit einem zwei Jahre älteren Dudley auseinandersetzen musste. Es tat weh, doch Harry kannte die Gründe. Er kam hier im Moment überhaupt nicht mehr zurecht und all das gute Zureden machte es nur noch schlimmer. Er war sich sicher, dass etwas nicht mit ihm stimmte. Von allen anderen immer wieder das Gegenteil zu hören hatte ihn zuerst fertig gemacht und nun begann es ihn zu verärgern. Harry brach diesen Gedankengang ab, denn es tat ihm nicht gut. Sein Herzschlag hatte sich beschleunigt, er wurde hibbelig und verspürte Ärger, der ihn zu überwältigen drohte. Keine guten Voraussetzungen, einer Meute sensationsgieriger Mitschüler gegenüber zu treten. In der Hoffnung, sich zu beruhigen, faltete er entschlossen das leere Pergament auseinander, während Madam Pomfrey wieder in ihrem Büro verschwand und erstarrte beinahe in der Bewegung, als ihm klar wurde, was es war. Er hatte die Karte des Rumtreibers wieder gefunden. ~ "Tief durchatmen, Harry!" Ron und Hermione hatten ihn nach dem Frühstück von der Krankenstation abgeholt. Sie hatten so lange getrödelt, bis kaum noch ein Schüler in den Gängen unterwegs war und das sagte Harry, dass es heftig werden würde. Er verdrängte es. Hermione hatte ihm ein paar grundlegende Tipps gegeben und Harry war entschlossen, ihrem Rat zu folgen. Es war seine einzige Chance. Er musste ignorieren, was um ihn herum vorging und ruhig bleiben. Er konnte sich von den Gerüchten nicht auch noch verrückt machen lassen. Sie betraten das Klassenzimmer für Verwandlungen in der letzten Minute, Ron und Hermione rechts und links von ihm. Schlagartig war Ruhe in der Klasse und Harry fixierte Professor McGonagall, die vor der Klasse stand, während alle anderen ihn anstarrten. Ihre Hauslehrerin schenkte ihm ein wohlwollendes Lächeln. "Guten Morgen, Mister Potter, schön Sie wieder hier zu haben!" "Guten Morgen Professor, McGonagall!" Ohne jemand anderen eines Blickes zu würdigen setzte Harry sich auf seinen Platz neben Ron und Professor McGonagall begann mit ihrem Unterricht. Sie waren noch immer bei den Verwandlungen toter Materie in Lebewesen, doch sie vermied es diesmal, ihn wegen seiner neuesten Fähigkeiten in den Vordergrund zu rücken. Harry war ihr dankbar dafür. Wenn es nach ihm ginge, wäre er lieber heute als morgen im Boden versunken. ~ "...Und Pomfrey sagte, du hättest sie in der Hand gehabt, als sie dich auf der Krankenstation behandelt hat?" Hermiones Stirn war gerunzelt und ihr Blick sehr nachdenklich. Am Morgen hatte Harry nicht den Nerv gehabt, die Karte des Rumtreibers zur Sprache zu bringen, doch jetzt beim Mittagessen, konnte er es nicht mehr für sich behalten. Vor allem, weil er keine Ahnung hatte, wieso sie wieder aufgetaucht war. "Hey Harry...ich brauch ein Statement von dir...", wurden sie jedoch schon wieder unterbrochen, "...wir haben Wetten angenommen, ob du dich nun mit dem Iren einlässt, oder nicht und es wäre ganz Recht, wenn wir das jetzt langsam klären könnten!" George gab Harry einen derben Schlag auf den Rücken, schob seinen Bruder aus dem Weg und drängelte sich auf dessen Platz. Das war die neueste schockierende Idee der Weasley-Zwillinge und Harry hatte beinahe der Schlag getroffen, als ihm klar wurde, warum er schon seit dem Morgen immer wieder danach gefragt wurde, ob er nun mit Seamus zusammen war, oder nicht. Er war jedes Mal dunkelrot geworden und es hatte ihm regelrecht die Sprache verschlagen, als Ron ihn ebenfalls dunkelrot darüber aufgeklärt hatte, was seine Brüder diesmal verbrochen hatten. "Wenn du nicht willst, dass ich dich zum Nordpol hexe, solltest du dich in Geduld üben, George!", entgegnete Harry leichthin auf Georges Frage, doch ein gewisser, gereizter Unterton und ein nicht definierbares Funkeln in seinem Blick strafte seine Lässigkeit lügen. George schaffte es nicht, seine Warnung zu überhören, doch er grinste trotzdem breit. "Da ich davon ausgehe, dass du dazu möglicherweise tatsächlich in der Lage bist, werde ich das wohl tun müssen! Aber schwör mir trotzdem, dass ich der Erste bin, der es erfährt, darum habe ich nämlich mit Fred und Lee auch noch gewettet!" "Ach ja?...interessant!" <...den Teufel werde ich tun!> George grinste noch breiter, stand auf und klopfte ihm schon wieder derb auf die Schulter. Es sah ganz so aus, als sei der Schwarzhaarige ein wenig geladen. "War'n Scherz, Harry!", marschierte er noch immer lachend in Richtung seines Platzes davon. Harry sah ihm grimmig nach. Auch wenn ihm nicht wirklich gefiel, dass jemand auf den Ausgang seines ziemlich chaotischen Liebeslebens wettete, musste er doch zugeben, dass es eine gewisser Erleichterung war zu sehen, wie locker die meisten an die Sache heran gingen. Er hatte nicht die Absicht, es den Zwillingen zu sagen, dazu war er zu ärgerlich, doch im Grunde hatten sie ihm einen Gefallen getan. Seine Befürchtungen was die Reaktionen seiner Umwelt auf die Sache mit Seamus anging, hatten sie erfolgreich aus der Welt geschafft. Seamus war ein weiteres heikles Thema. Der Ire verhielt sich vollkommen normal, doch von Hermione hatte Harry erfahren, dass ihn vor allem die Slytherins aufs übelste durch den Dreck gezogen hatten. Es mochte sein, dass dieser Kuss von Seamus nur die Folge einer unglücklichen Verkettung von Zufällen war, doch deswegen gefiel es Harry trotzdem nicht, dass man seinen Hauskameraden dafür verhöhnte. Ungewollt wurde sein Blick von einem blonden Haarschopf am Tisch der Schlangen angezogen und er konnte nicht umhin, die Erinnerung, die ihm bei der Geschichte mit Seamus gekommen war zu verdrängen: Wut und Abscheu und ein hässlicher Streit mit Malfoy. Es war nur ein kurzer Geistesblitz gewesen, doch es hatte gereicht, seinen Ärger gewaltig anzuheizen. "Lass es, Harry...es reicht, dass Ron letzte Woche schon dreimal Strafarbeit wegen des Frettchens bekommen hat.", kam es da auch schon von schräg gegenüber und Harry schaute überrascht zu Hermione. "Es war nicht zu übersehen, was dir durch den Kopf gegangen ist!", erklärte sie. Harry überging es, wohl wissend, dass ihre Freundin ihn viel zu gut kannte. Sie konnte sagen, was sie wollte: Malfoy würde die Quittung für dieses Chaos auf jeden Fall noch bekommen. Zu diesem Entschluss war er schon auf der Krankenstation gekommen. "Was war denn mit Malfoy?", fragte er jedoch pflichtschuldig. Die Antwort bekam er von Ron selbst. "Der Bastard hat dich beinahe auf den Boden geknallt, als du in Zaubertränke k.o. gegangen bist! Und dann hat Snape, die Ratte, ihn auch noch mit dir in die Krankenstation geschickt...ich dachte, ich krieg mich nicht mehr!", meckerte der Rotschopf. "Malfoy hat mich auf die Krankenstation gebracht?" Überraschung und Unglaube schwangen in Harrys Stimme. Das hatte ihm bis jetzt noch keiner gesagt. "...äh...", stotterte Ron plötzlich verlegen, doch Hermione sah es ganz locker. "Wir hielten es für besser, dir das schonend beizubringen!" "Dann wundert mich eigentlich nur noch, dass ich das überlebt habe!" knurrte Harry nun und widmete sich wieder seinem Essen, noch ein wenig ärgerlicher als zu vor. Und dann hob er schockiert den Kopf und sein Blick traf Hermiones. "Was, Harry?" "...äm...nichts!", überlegte er es sich anders, stand abrupt auf und verließ hastig die Große Halle. Das, was ihm gerade durch den Kopf ging war zu absurd, um es auszusprechen, doch los wurde er den Gedanken deswegen trotzdem nicht. Ron hatte zu Beginn ihrer Diskussion wegen der Karte des Rumtreibers suggeriert, dass er sie jemandem abgenommen zu haben schien und nun erklärten sie ihm, dass Malfoy ihn auf die Krankenstation gebracht hatte. Wunderte sich darüber wirklich niemand? Harry hatte Mühe das gedanklich auf die Reihe zu kriegen. Gesetzt dem Fall, Malfoy wäre tatsächlich in Besitz seiner Karte gewesen - was für sich allein schon schwer nachvollziehbar war - wie war es dann möglich, dass er nah genug an den Slytherin gekommen war, um sie ihm abzunehmen? Es war ein Gedankengang, der ihm nicht wirklich gut tat. Und es war alles andere, als praktisch, dass sie im Anschluss an die Mittagspause wieder einmal Zaubertränkeunterricht bei Professor Snape hatten. Hatte sich Severus gefragt, wie es zwischen Malfoy und Harry nun weitergehen würde, so wurde diese Frage mehr als nur deutlich im ersten Zaubertränkeunterricht, an dem Harry nach seinem k.o. wieder teilnahm beantwortet. Am Ende konnte er sich nur noch fragen, was den Gryffindor gebissen hatte. Er machte Draco auf eine Art und Weise fertig, die man nur als eines echten Slytherins würdig bezeichnen konnte. Immerhin wusste Severus, dass Harry in seinem ersten Jahr genauso in seinem Haus hätte enden können, anstatt nach Gryffindor zu kommen und heute begriff er, dass er tatsächlich das Potential dafür hatte. Der Trank, den sie brauten war simpel. Ein einfacher Trank für tiefen, erholsamen Nachtschlaf. Es gab nicht viel, was man falsch machen konnte - aber es gab eine Menge was man an diesem Trank verdrehen konnte. Es war schnell offensichtlich geworden, das Draco keine Ahnung hatte, was mit seinem Trank nicht stimmte und auch Sev selbst brauchte eine Weile, bis ihm klar wurde, was vor sich ging. Obwohl sein bester Schüler genau das tat, was in der Anleitung stand, geschah etwas vollkommen anderes, als vorgesehen. Weder die Farbe, noch die Konsistenz stimmten, der Geruch war eine grauenhafte Angelegenheit und Severus war sicher, dass das Ganze auch noch ungenießbar war. Er gab Draco eine zweite Chance, schaute ihm über die Schulter und stellte fest, dass es denselben üblen Verlauf nahm. Das war der Moment in dem ihm klar wurde, dass jemand an Dracos Zutaten herumgepfuscht hatte - und es konnte fast nur einen geben, der dazu eine Notwendigkeit sah. Severus Miene wurde düster. "Mister Potter, nennen Sie mir die Wirkung von Drachentränen, wenn man sie einem Sud aus Chamomilla, Blutwurz und Mondsteinpulver hinzufügt!", fragte er hart. Das konnte er nicht durchgehen lassen. Harrys Blickt traf seinen. Kalt und verschlossen. "Ich habe keine Ahnung!" "Mister Potter, ich warne Sie! Beantworten Sie meine Frage! Oder wollen Sie mir lieber sagen, was mit dem Mondsteinpulver passiert, wenn es mit dem Auszug aus den Blättern von Sonnentau in Berührung kommt?" Wieder keine Reaktion. Er musste wirklich ärgerlich sein. Es war Draco, der reagierte. Er testete Professor Snapes Frage und stellte sofort fest, dass das ein ganz schwerer Fehler war. Ein Spatel des Pulvers und ein Tropfen des Auszuges - und sie beide, er selbst und Harry - Snape war in Deckung gegangen, als ihm klar wurde, was Draco tat - begannen zu Keuchen. Der Geruch war so widerlich, das einem schlecht davon wurde. "Man bist du bescheuert, Malfoy!", keuchte Harry und hatte Mühe zu Atem zu kommen. Wie konnte der Idiot so blöd sein, das auch noch auszuprobieren? "Du verdammter Bastard hast an meinen Zutaten rumgepfuscht!", fauchte Draco schwer atmend zurück. Er konnte nicht fassen, dass Harry so fies gewesen war. "Ich hab gar nichts!", log Harry eiskalt, obwohl er wusste, dass Snape ihn längst durchschaut hatte. "Potter, duuu...!", Dracos Hand war an Harrys Umhang. Er war so in Rage, dass ihn das Bedürfnis, seinem Gegenüber eine Tracht Prügel zu verpassen, rücksichtslos überwältigte, denn eine Ahnung sagte ihm, dass das Harrys Rache für Finnegan war. "SCHLUSS JETZT! Alle beide! Strafarbeit. Heute Abend um zwanzig Uhr...genau hier in diesem Klassenzimmer!", donnerte da jedoch Severus dazwischen. "Ich hab nichts gemacht!", konterte Harry ohne mit der Wimper zu zucken und Draco zerrte erneut an seinem Umhang. "...doch hast du..." Seit wann war Harry so hinterhältig? "Ruhe, Mister Malfoy und lassen Sie Potter auf der Stelle los!" Mit einem heftigen Stoß vor die Brust, tat Draco was Snape verlangte und hatte gleichzeitig das Bedürfnis, Harry einen Kinnhaken zu verpassen. Der Gedanke, dass dieser sich tatsächlich dafür revanchierte, wie er, Draco, Finnegan behandelt hatte, trieb ihn zur Weißglut und dass er das fieser Weise auch noch tat, indem er ihn in Zaubertränke bloßstellte, gab ihm den Rest. Severus ging dazwischen. "Wie viel Punkte soll ich Ihnen abziehen, Mister Potter, wenn Sie mir meine Fragen nicht beantworten?" <...du machst für mich einen Festtag aus diesem langweiligen Nachmittag, Harry! Einen richtigen Festtag!> "100 für die erste Frage und noch mal 100 für die zweite?" Es war Wissen aus seinem Kopf. Das wusste Severus. Nur daher konnte er es wissen, wie man die Zutaten so ruinieren konnte, wie er es getan hatte! Die Klasse war erstarrt. Harry schwieg. Nur sein Blick sagte seinem Lehrer, dass er wütend genug war, ihn ins nächste Jahrhundert zu hexen. Es war Hermione, die den Ausschlag gab. Snape war nicht mehr von seinem Opfer abzubringen und diese Strafe wäre der Kahlschlag für das Stundenglas von Gryffindor. "Rede, Harry!", blaffte sie ihn an. Sie hatte keine Ahnung, was er getan hatte. Sie hatte nicht mal eine Ahnung, woher er wusste, was er dazu offenbar benötigt hatte. Niemand schien es zu wissen außer Snape...und Harry. Wie sonst war es zu erklären, dass Malfoy so dämlich war, es zu versuchen und immerhin war Malfoy einer der Besten in Zaubertränke? Das war jedoch alles nebensächlich. Sie wollte nicht noch mehr Punkte verlieren. Der Blick, den Harry ihr zuwarf, war düster, doch er tat, was sie verlangte. "Drachentränen kehren die Wirkung von Chamomilla um und verändern die Farbe, das Mondsteinpulver wird ausgefällt und der Sonnentau zersetzt es.", knurrte Harry. "Und...wissen wir nun, warum Sie Strafarbeit bekommen, Mister Potter?" All seinen Mitschülern inklusive Draco stand bei seiner Antwort der Mund offen. Keiner hatte gewusst, was er selbst als Selbstverständlichkeit betrachtet hatte. Harry war ernüchtert. Und Severus wusste, dass er wieder einmal ein Gespräch mit Albus Dumbledore führen musste. ~ "Harry warte!" Harry stoppte unwillig, als er Seamus rufen hörte. Niemand hatte es nach dem Zaubertrankdesaster noch gewagt, ihn anzusprechen, oder schief anzusehen. Es war überdeutlich gewesen, dass er vor Wut beinahe explodierte. Selbst Hermione hatte davon abgesehen, ihm auf den Zahn zu fühlen, woher er gewusst hatte, was Snape wissen wollte. Sie gab sich vorerst damit zufrieden, dass sie die Punkte nicht verloren hatten und Harrys im Moment zweifellos miese Laune hielt sie gründlich davon ab, ihm Vorwürfe zu machen, oder ihm hartnäckige Fragen zu stellen. "Seamus...ich sage es dir ganz ehrlich, das ist nicht der passende Zeitpunkt!" <...nein...ganz gewiss nicht!> Seamus senkte den Blick. "...ähm...darum geht es auch nicht...ich...ich wollte nur sagen, es tut mir leid!" Das nahm Harry allen Wind aus den Segeln und kühlte seine im Moment permanente Wut herunter. "Das muss es nicht, Seamus!", konstatierte er resigniert. "Ich bin selber Schuld. Das weißt du. Hätte ich mich weniger dämlich angestellt, wäre es nie so weit gekommen!" Seamus konnte nicht umhin, ein wenig schief zu grinsen. "Damit hab ich nicht gerechnet, Harry...ich meine, dass du...na ja...so...so..." "...offensichtlich?" "Nö, Harry, damit, dass du so schüchtern bist!" Harry schüttelte leise lachend den Kopf. "Das trifft es wohl auch...da hast du recht! Sorry, Seam...aber ich muss jetzt gehen, Snape will meinen Kopf..." "Fragt sich nur zu was...ich hab eher den Eindruck, er hat im Moment 'n Faible für dich!", entgegnete der Ire düster. Der Schock angesichts dieser Idee zeichnete sich deutlich in Harrys Zügen ab. "Um Himmels Willen, erzähl nicht so was...mir wird schlecht!" "Kann ich verstehen!" Der Ire grinste. "Sorry, Seamus...aber ich muss wirklich gehen, wenn ich nicht zu spät kommen will!" und damit wandte er sich ab und ging in Richtung Kerkereingang davon, doch Seamus hielt ihn noch einmal auf. "Harry?...Wann kriegen Fred und George eigentlich ihre Antwort?" Er hatte nicht mehr den Mut, Harry direkt zu fragen. Eine Ahnung sagte ihm, dass seine Chancen schlecht standen. Harry stoppte erneut, doch es dauerte einen Moment, bis er sich noch einmal zu Seamus umwandte. Es fiel ihm schwer, es so zwischen Tür und Angel zu sagen, doch es war eine Sache, der er eh lieber aus dem Weg gehen würde und darum war es die perfekte Gelegenheit. Seine Instinkte sagten ihm ohnehin, dass Seamus seine Antwort schon kannte. Er sah sich noch einmal um, das Bedauern klar in seinen Augen. "Es tut mir leid...Seamus, aber...ich kann nicht!" Er sah Seamus den Kopf senken und wusste, dass er seinen Hauskameraden verletzt hatte, doch er konnte nicht anders. Er spürte schon seit dem Moment, als sein Verstand nach diesem Kuss wieder klar geworden war, dass er einen Fehler gemacht hatte, auch wenn er nicht sagen konnte, warum. Er war entschlossen, diesen Fehler nicht zu wiederholen, bis er endlich wusste, was mit ihm nicht stimmte. Es dauerte nur einen Moment, bis Seamus den Blick wieder hob und ihn mit einem schiefen Lächeln bedachte. "Hab ich's nicht geahnt?" Mutiger, als er sich fühlte, wandte er sich ab und ging zurück in die Große Halle. Harry ließ ihn nicht aus den Augen, bis das Portal wieder hinter ihm zugefallen war. Er wünschte sagen zu können, dass er erleichtert war, doch das war unmöglich. Er wusste zu genau, wie es sich anfühlte, wenn man abgewiesen wurde. Das hatte Cho ihm überdeutlich klar gemacht, obwohl er selbst es gewesen war, der zu dem Zeitpunkt schon die Nase voll gehabt hatte von dieser Beziehung. Seamus war verletzt...und er war der Grund dafür. Das war und blieb ein mieses Gefühl. ~ Als Harry spät in dieser Nacht endlich nach einer ausgiebigen, heißen Dusche in sein Bett fiel, nahm er sich vor, Severus Snape nie wieder zu provozieren. Seine Arme schmerzten noch immer, obwohl er zehn Minuten heißes Wasser darüber laufen lassen hatte, um die verkrampften Muskeln zu entspannen. Snape hatte sie alle Tische im Klassenraum für Zubertränke mit einer groben Bürste und kaltem Wasser schrubben lassen. Das Ziel war, jede auch noch so kleine, uralte Verunreinigung zu entfernen. Ein sinnloses Unterfangen, wenn man nur kaltes Wasser verwenden durfte, doch die Zauberstäbe hatte er ihnen abgenommen. Sie waren beide gescheitert und die Folgen ernüchternd. Sie beide hatten so lange jeden Abend in den Kerkern zu erscheinen, bis die Tische wirklich keine Rückstände mehr aufwiesen. Leider konnte Snape das nämlich ganz genau mit einem speziellen Zauber nachweisen. Harry wusste, dass Malfoy von dieser Aussicht genauso begeistert war, wie er. Die blonde Ratte hatte die ganzen dreieinhalb Stunden geschwiegen, obwohl Harry nur auf einen weiteren Ausrutscher gewartet hatte. Er hatte Snape wohl ernst genommen, der ihnen klar gedroht hatte, sie auch im nächsten Jahr weiter zu beschäftigen, sollte er etwas von einer weiteren Auseinandersetzung mitbekommen. Harry zog sich die Decke über den Kopf und rollte sich darunter zusammen. Verdammter Malfoy! Immer wieder war ihm an diesem Abend die Erinnerung in dem Kopf gehüpft, wie geschlagen der Blonde ausgesehen hatte, als er ihn nach VgddK mit Snape reden sehen hatte. Es war ein irritierender Gedanke - vor allem, wenn man die ganze Zeit vor Augen geführt bekam, mit wie viel Grazie und Beherrschung Malfoy selbst die niedrigste Aufgabe bewältigte. Harry gab ein wütendes Knurren von sich. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Wieso tingelten all seine Gedanken ausgerechnet in diese Richtung? , beantwortete er sich diese Frage selbst. Unwillig ließ er seine Gedanken zu diesem ersten Blickwechsel zwischen ihnen schweifen, als er nach dem Koma wieder zum Unterricht gekommen war. Malfoy hatte seine Emotionen ins Chaos gestürzt - und es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass er das offenbar noch immer tat. ~ "Harry...WACH AUF!" Ron rollte sich im Halbschlaf auf die andere Seite und hoffte, dass sein Weckruf so wie sonst auch immer wirkte, doch da hatte er sich leider getäuscht. Die Unruhe hinter den Vorhängen von Harrys Bett wurde nur noch intensiver. Ron setzte sich in seinem Bett auf. Nach Snapes Strafarbeit müsste er doch eigentlich k.o. genug sein, um tief und fest zu schlafen, aber offensichtlich war diese Annahme falsch. "Harry?" Er hätte nicht sagen können, warum, doch irgendwie schien dieser Alptraum nicht so wie die anderen zu sein. Es war nicht zu überhören, wenn Harry zu träumen begann und die anderen drei Bewohner ihres Schlafsaales hatten längst Zauber über ihre Betten gelegt, die Geräusche ausschlossen, nachdem klar geworden war, dass es mit Harry keine ruhigen Nächte mehr gab. Ron wagte das nicht. Er wollte Harry nicht seinen Träumen überlassen. Harry hatte seiner Meinung nach genug durchgemacht und so weckte er ihn, wenn er zu träumen begann. Eigentlich reichte es meistens, wenn er ihn laut ansprach, doch heute funktionierte es nicht und so kletterte Ron mit einem resignierten Seufzen aus dem Bett, um seinen Freund wach zu rütteln. "Harry, wach auf, man, ich hatte gehofft, Pomfrey habe das in den Griff gekriegt...", murrte er verschlafen, als er den Vorhang zu Harrys Bett aufschob, halb blind nach dem Schwarzhaarigen tastete und begann ihn zu schütteln. "Komm schon Kumpel, es reicht jetzt!" Harry fuhr mit einem heiseren Keuchen hoch, ein Lumos erschien aus dem Nichts und Ron riss schockiert die Augen auf. Harrys Bett war bis auf ihn selbst leer. Decke und Kissen waren verschwunden, genau wie das T-Shirt und die Pyjamahosen, in denen er normalerweise schlief. Hastig kniff er die Augen zu, als ihm klar wurde, dass sein Freund gar nichts mehr an hatte. "Sorry...Kumpel...ich dachte...", er ließ den Satz unvollendet. Es war vollkommen klar, aus was für einer Art Traum er Harry gerade eben geweckt hatte und so trat er augenblicklich den Rückzug an. Harry, noch nicht wieder ganz bei sich, schlug die Hände vors Gesicht, als langsam in sein Bewusstsein einsickerte, was er getrieben hatte. Diese Art von Träumen hatte er schon länger nicht mehr gehabt. "Scheiße...Ron?" "Gute Nacht, Harry!" kam es gedämpft von Ron, der sein brennendes Gesicht in sein Kissen versenkt hatte. "Sorry, Ron!" Harrys Gesicht brannte mindestens genauso heiß, wie Rons. "Vergiss es...tut mir leid!", kam es noch ein wenig leiser und Harry ließ sich leise stöhnend auf seine leere Matratze fallen. "So ein Shit!", fluchte er verhalten und sprach einen Silentium. Er wusste, dass Ron es nur gut meinte, doch diese Aktion gerade hätte er ihnen beiden lieber erspart. Resigniert ließ er seinen Blick über sich und sein Bett wandern und fragte sich, was ihn dazu veranlasst hatte, all seine Sachen auszuziehen. Das war ihm noch nie passiert, auch wenn er zugeben musste, dass dieser Traum nie zuvor so intensiv gewesen war. Seidige Haut und ein schlanker, maskuliner Körper. Harry kniff die Augen zu. Schmale elegante Hände, geschickt, dass ihm schon bei der bloßen Erinnerung daran heiß wurde. Ein verzweifeltes Stöhnen kam ihm über die Lippen, als er die Reaktionen seines Körpers erneut spüren konnte und versucht war, sich einfach weiter treiben zu lassen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Energisch fuhr er hoch und rief sich zur Ordnung, bevor er begann zwischen Vorhang und Bett nach seinen Sachen zu fischen. Als erstes brachte er die Bettdecke zum Vorschein und fand darin seine Boxershorts und das T-Shirt. Die Pyjamahose lag auf der anderen Seite des Bettes. Das einzige, was er nicht fand, war sein Kissen. Es steckte nirgends zwischen Vorhang und Bett. Harry angelte seinen Zauberstab vom Nachttisch, beugte sich über den Bettrand und beschwor unter dem Bett einen Lumos, als auf einmal die Frage in seinem Kopf auftauchte, wo der Lumos am Himmel seines Bettes herkam. Fassungslos verlor er den Halt und knallte mit dem Kopf auf den Boden. "Autsch...verdammter Mist! Was geht hier ab, man?" Ärgerlich langte er nach dem Kissen, das tatsächlich unters Bett gerutscht war und wollte sich wieder aufrichten, als ihm klar wurde, dass neben den üblichen Federn, Pergamenten und Socken noch etwas anderes hier unten lag. Die Frage nach dem Lumos verschwand aus seinem Kopf, als ein Schauer über seinen Rücken rann. Zögernd streckte er den Arm aus, griff nach dem weißen Stoff, der zusammen geknüllt auf dem Dank Hexerei blitzblanken Boden lag und holte ihn langsam hervor. Schon als seine Finger das seidige Material berührten, schoss ein vertrautes und doch fremdes Gefühl durch seine Adern. Was auch immer da lag, er hatte es nicht zum ersten Mal in der Hand. Was in aller Welt hatte das zu bedeuten? Er krabbelte zurück aufs Bett, kreuzte die Beine im Schneidersitz und betrachtete das weiße Bündel genauer. Es brauchte nicht viel, um ihm klar zu machen, dass es ein Hemd war. Harrys Hände begannen zu zittern, denn eins war sicher: solche Hemden besaß er nicht. Seidig weich und strahlend weiß war es ihm jedoch trotzdem beängstigend vertraut. Eine Ewigkeit saß er nur da und starrte es an, bevor er es wie unter Zwang noch immer ein wenig zögerlich an sein Gesicht hob und den schwachen Duft einatmete, der dem Stoff anhaftete. Harrys Herzschlag überschlug sich und seine Augen fielen zu. Er kannte dieses Hemd und er kannte diesen Duft. Sein Kopf begann zu schwirren und seine Gefühle gerieten außer Kontrolle, als er versuchte zu leugnen, doch es war unmöglich. Dieser Duft war so einmalig Draco Malfoy, dass es nichts zu leugnen gab, auch wenn er keine Ahnung hatte, woher er das so genau wusste. Graue Augen tauchten zum zweiten Mal in dieser Nacht in seinem Bewusstsein auf. Wärme umfing ihn wie ein schützender Mantel und Vergessen schien so nah, wie nie zuvor - Vergessen und Frieden. Harry riss sich gewaltsam in die Gegenwart zurück, weigerte sich diese Empfindungen zuzulassen - nicht, wenn Draco Malfoy darin involviert war. Der Schauer, der daraufhin durch seinen Körper rann, war kalt und bedrohlich, verloren und hoffnungslos, doch das war um Längen besser, als die andere Version, denn es ähnelte dem, was er kannte. Mit kalten Augen starrte er den unschuldigen Stoff an und fragte sich, wie bei allen schwarzen Hexen ein Hemd seines Erzrivalen den Weg unter sein Bett fand. Das schmerzhafte Ziehen in seiner Brust ignorierte er dabei geflissentlich. * * * "Harry, ich geh schon mal!" Ron war bei diesen Worten rosa im Gesicht. Er hatte noch nicht verarbeitet, was in der Nacht vorgefallen war. "Hm...!", war es hinter den noch immer geschlossenen Vorhängen von Harrys Bett zu hören. "Mach dich dann aus den Federn...es wird Zeit! Und penn ja nicht wieder ein.", setzte er vorsichtshalber nach. "Hm...!", kam erneut eine Antwort. Überzeugt, dass Harry wach war, verließ Ron den Schlafsaal, denn er war nicht ganz sicher, ob er es schon schaffen würde, seinem Freund gegenüber zu treten, ohne vor Verlegenheit im Boden zu versinken. Leider war Harry jedoch alles andere, als wirklich wach und drehte sich auf die andere Seite um weiterzuschlafen, kaum, dass Ron seine Warnung ausgesprochen hatte. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis er endlich aus dem Schlaf schrak. Augenblicklich überkam ihm ein ganz schlechtes Gefühl Es war zu ruhig. Ein hastiger Blick auf seinen Wecker sagte ihm auch überdeutlich warum: der Unterricht hatte schon vor zehn Minuten angefangen. Harry war mit Höchstgeschwindigkeit aus dem Bett und im Bad, auch wenn er sich vollkommen klar war, dass er eh keine Chance mehr hatte. Das würde für Snape das Fass zum Überlaufen bringen, dessen war er sicher, denn leider hatten sie in der ersten Doppelstunde mittwochs VgddK. Die Versuchung den Unterricht sausen zu lassen war groß, doch Harry verdrängte sie. Er würde sich nicht von Snape in die Flucht schlagen lassen, egal, was es bedeutete. Fünfzehn Minuten später hatte er es in Rekordzeit geschafft, sich fertig zumachen, den Weg in die Kerker zurückzulegen und auch wieder zu Atem zu kommen, doch deswegen war er trotzdem beinahe eine halbe Stunde zu spät, als er mit eisiger Entschlossenheit anklopfte und die Tür öffnete, ohne eine Antwort abzuwarten. Severus wurde aus seinem Vortrag gerissen, als es an der Tür klopfte und gleich darauf jemand eintrat. Es war ihm natürlich aufgefallen, dass Harry fehlte, auch, wenn es ihn heute überraschte. Gestern war er viel zu wütend gewesen, um sich heute eine Blöße zu geben und dem Unterricht fern zu bleiben, auch wenn es vielleicht mehr als genug Gründe dafür gab. Die Symptome, die Madam Pomfrey beschrieb gefielen ihm trotz seines Ärgers auf den Bengel gar nicht, denn sie bedeuteten, dass Harry nicht mit seiner Situation klar kam auch wenn es angesichts seiner augenblicklich dauerhaften Wut bei weitem nicht mehr so auffällig war, wie vor seinem k.o.. Severus bezweifelte, dass all das nur an den fehlenden Erinnerungen lag. Mit Sicherheit gab es inzwischen viel mehr, was Harry aus dem Konzept brachte und leider wusste er nur allzu genau, dass Harry kein Mensch war, der sich seiner Umwelt offenherzig anvertraute. Vermutlich hatte niemand eine Ahnung, wie es ihm tatsächlich ging. Als er sich umwandte, um festzustellen, wer seinen Unterricht störte, hatte er schon einen schneidenden Kommentar auf den Lippen, doch der kam ihm gründlich abhanden, als er den verflixten Bengel in der Tür stehen sah. Es war so einmalig der Harry, dem er monatelang nachgehetzt war, dass es schon fast nicht mehr zu glauben war. Er hatte verpennt. Snape brauchte nur einen Sekundenbruchteil, sich darüber klar zu werden, denn seine Haare zeigten nur allzu deutlich, dass er gerade erst aus dem Bett gefallen war. Der Umhang hing ihm nur um die Schultern und war nicht geschlossen. Das Hemd steckte nicht in der Hose und die Krawatte fehlte. Snape versuchte verzweifelt, sich zusammen zu nehmen, und ihm die mit Sicherheit erwartete, boshafte Strafpredigt zu verpassen, denn der Ausdruck in diesen grünen Augen war reine Provokation, doch es gelang ihm nicht. Er sah ein Bild vor sich, dass er sein Leben lang nicht mehr vergessen würde und leider jeden Gedanken an Strafe verschwinden ließ: Harry in seinem kargen Wohnzimmer, so viele Male, immer wenn die Hoffnung verloren schien und er doch wieder aufgewacht war. Die Farbe wich aus Severus Gesicht und seine Lippen kniffen sich zu einem schmalen Strich zusammen. Wieso musste er ihn gerade daran erinnern? An verlorene Hoffnungen und neue Anfänge? Warum war und blieb dieser Bengel für ihn gleichbedeutend mit dem Wort Hoffnung? "Setzen, Potter!", stieß Severus kalt hervor und wandte sich abrupt wieder der Tafel zu. Er musste nicht sehen, wie Harry irritiert die Brauen hob seinen Slytherins die Kinnladen herunterfielen und die Gryffindors fassungslose Blicke wechselten. Es war auch so schon die größte Blamage seiner Karriere. Harry, nachdem er erst einmal begriffen hatte, dass Snape ernst meinte, was er gesagt hatte, tat, was er von ihm verlangt hatte, angelte unauffällig nach der Krawatte in seiner Umhangtasche und legte sie diskret um. Er hatte keine Ahnung, was gerade vor sich gegangen war und wusste nur, dass ihm die ganze Klasse verständnislose Blicke zuwarf. Nicht wirklich verwunderlich. Sein Blick wurde von Seamus eingefangen, der lautlos die Worte ,Hab ich es dir nicht gesagt.' formte und spürte das Blut in seine Wangen steigen. "Mister Potter, Mister Finnegan, Sie befinden sich im Unterricht! Für Ihren...Flirt...ist später Zeit!", höhnte da aber auch schon Snape. Harrys Irritation löste sich in Wohlgefallen auf und machte seinem üblichen Ärger auf den Lehrer Platz, als die Slytherins schon wieder ihr nerviges Gelächter hören ließen. Und dann blieb sein Blick an Draco Malfoy hängen und ihm fiel ein, was er in der Nacht zuvor unter seinem Bett gefunden hatte. Erst Rons Rippenschieber brachte ihn danach wieder in die Gegenwart zurück. ~ Draco flüchtete nach dieser Doppelstunde VgddK regelrecht aus dem Unterrichtsraum. Er war fertig mit den Nerven. Schon der Anblick, den Harry geboten hatte, als er endlich aufgetaucht war, hatte seinen Verstand beinahe verdampft, doch dieser Blick. Dieser Blick, als er zufällig an ihm hängen geblieben war, hatte ihm den Rest gegeben. Er hatte ihn sogar vergessen lassen, dass Harry einen Augenblick zuvor noch mit Finnegan, der verdammten Ratte, geflirtet hatte. Draco hatte keine Ahnung, was der Ausdruck in Harrys Augen zu bedeuten hatte, doch er fühlte sich erschreckend an diesen Morgen erinnert, als Harry das erste Mal nach seinem Koma wieder in die Große Halle gekommen war, nur, dass diesmal er es gewesen war, der augenblicklich den Blick hatte abwenden müssen. Sie hatten jetzt Verwandlungen und Draco war mehr als nur froh darüber, dass sie heute keinen weiteren Unterricht mehr mit den Gryffindors haben würden. Noch so eine Stunde würde er nicht überleben. "Alles in Ordnung, Draco?" Draco unterdrückte ein verzweifeltes Stöhnen, als Goyle sich mit dieser Frage auf seinen Platz neben ihm schob. Offensichtlich war nicht verborgen geblieben, dass er ein wenig neben sich stand. "Mir geht's gut!", knurrte er und Goyle wurde sofort klar, dass es besser war, den Mund zu halten. Pansy, Blaise und Millicent, die ein paar Minuten später in den Unterrichtsraum kamen war das jedoch nicht klar. "Und Draco, was hältst du davon?", fragte ihn Pansy, machte es sich auf ihrer Tischplatte bequem und grinste dabei übers ganze Gesicht. Draco konnte ihr nicht folgen und hatte auch keine Lust dazu. "Wovon?" "Na von Potter und Snape?", platzte Blaise heraus und hatte Mühe sich das Lachen zu verkneifen. Draco runzelte die Stirn. War ihm irgendwas entgangen? "Was meinst du?" "Man, Draco, das war doch wohl offensichtlich, oder? Potter kommt zu spät, sieht aus, als wäre er gerade aus dem Bett gefallen und Snape bestraft ihn nicht!...Sieht aus, als habe der süße, kleine Gryffindor endlich einen Weg gefunden, unseren miesepetrigen Hauslehrer zu besänftigen, oder? Wo er doch Vorteilhafterweise schwul ist... Jetzt ist mir klar, warum er sich nicht mit dem Iren eingelassen hat. Er hatte was anderes im Sinn!", lästerte Pansy ungeniert weiter. Als es in Dracos Kopf Klick machte und er begriff, worauf sie abzielte, war es schon zu spät. Er hatte seiner schmähsüchtigen Hauskameradin so schnell eine Ohrfeige verpasst, dass sie gar nicht wusste, wie ihr geschah. Zehn Minuten später fand Draco sich in Severus Snapes Büro wieder und schwieg beharrlich. Das tat er schon, seit Professor McGonagall, die seinen Ausrutscher leider gesehen hatte, ihn zur Rede zu stellen versucht hatte und er hielt sich auch daran, als Snape mit dem Verhör weitermachte. Er war mit den Nerven am Ende. Soviel stand fest. Pansy behaupten zu hören, dass Harry was mit Snape hatte, sprengte seinen Vorstellungsrahmen. Snape schwieg eine ganze Weile, als ihm klar wurde, dass er keine plausible Erklärung bekommen würde. Langsam geriet das Ganze außer Kontrolle. Um Dracos Nerven konnte es nicht sonderlich bestellt sein, wenn er jetzt schon seine Hauskameraden ohrfeigte. "Nun, Mister Malfoy, das bedeutet natürlich Strafarbeit! Ich denke, ich werde schon noch ein paar Tische zum Schrubben finden, wenn Sie und Mister Potter die in meinem Klassenzimmer endlich zu meiner Zufriedenheit gereinigt haben! Vielleicht kühlt das ja auch Ihr hitziges Temperament ein wenig ab! Ich wusste zwar nicht, dass Sie welches haben, aber Abkühlung ist auf jeden Fall von Nöten. Ach so. Und fünfzig Punkte Abzug für Slytherin natürlich nicht zu vergessen. Dieses Benehmen, aus welchen Gründen auch immer, ist vollkommen inakzeptabel. Ich bin enttäuscht von Ihnen." Es war eine harte Strafe, dessen war sich Snape bewusst, doch er ging davon aus, dass es Draco helfen würde, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Zu gern wüsste er, warum Parkinson eine geknallt bekommen hatte. Es konnte nur mit Harry zusammenhängen. "Sie können gehen!" "Danke, Sir!" Draco stand auf, um den Raum zu verlassen. Severus sah ihm nach und fragte sich erneut, wie lange er noch durchhalten würde. ~ Wie Draco den Rest des Tages überstand wusste er nicht. Er wusste nur, dass es so nicht mehr weitergehen konnte. Seine Klassenkameraden mieden ihn im Moment und sogar Greg Goyle war zu feige, in seine Nähe zu kommen, wenn er Gelegenheit hatte ihm auszuweichen. Offenbar wussten sie nicht, was sie von seinem Verhalten halten sollten. Pansy hatte seine heftige Reaktion auf ihren Klatsch inzwischen auf ihre ganz persönliche, fiese Art und Weise interpretiert und ihn damit auch noch den letzten Nerv geraubt. Wohl wissend, dass er sich keinen weiteren Ausrutscher leisten konnte, hatte sie ihm ihre Theorie in Verwandlungen, wo er leider trotz aller widrigen Umstände neben ihr sitzen musste, lang und breit erklärt. Sie hatte das ganze nur leider vollkommen falsch ausgelegt. Jetzt war er in ihren Augen derjenige, der etwas mit Snape hatte. Draco war es gleichgültig so lange sie nicht Harry wieder mit irgendjemandem ins Bett steckte und damit seine offenbar unkontrollierbare Eifersucht auf den Plan rief. Ihm war so ziemlich alles gleichgültig - zumindest bis zu dem Zeitpunkt, wo sich der Beginn ihrer zweiten gemeinsamen Strafarbeit näherte. "Fleur, tu etwas!" Die Tür zum Quartier der beiden Delacours flog eine Viertelstunde vor acht Uhr abends auf und Draco stürmte herein ohne anzuklopfen. "DRACO...bist du noch ganz bei Sinnen?" "Nein...das ist ja das Problem! Ich brauch deine Hilfe...lass dir etwas einfallen!" "Isch kann dir nischt ,'elfen. Wie soll isch das denn anstellen?" "Keine Ahnung! Verhexe mich...verpass mir einen Zauber, der mich krank macht...oder noch besser, vergifte mich...ICH KANN DA NICHT HINGEHEN!...Das steh ich nicht noch mal durch!" "Draco...isch weiß nischt wie...! Es gibt keine Zauber, die Gefühle kontrollieren können...nischt so!" "Imperius!...Imperius kann keine Gefühle kontrollieren! Aber er kontrolliert Persönlichkeiten! Und wenn du mir befiehlst...mich auf keinen Fall auf eine Konfrontation mit Harry einzulassen...dann müsste es gehen!" "Bist du von Sinnen?" "BITTE...Fleur...ich steh das nicht durch...nicht nach dem Tag!" "Draco, isch versteh disch ja, aber das ist schwarze Magie! Verboten! Und außerdem übertreibst du, mein Süßer!" "Bitte!" Er stand da und starrte sie flehend an. Fleurs Brust zog sich zusammen bei diesem Anblick. Es war so untypisch für den Draco den sie kannte. Es war schwer ihm seinen Wunsch abzuschlagen. "Sag mir, was gesche'en ist, als du 'arry auf die Krankenstation gebracht 'ast?" "Das ist nicht fair, Fleur!" "Was du verlangst ist auch nischt fair!" Dracos Miene wurde mürrisch. Er wusste, dass sie schon seitdem herausbekommen wollte, was vorgefallen war. Dieser verdammte Kuss hatte seine ganze mühsam zusammengekratzte Beherrschung vernichtet und so sehr er ihn auch genossen hatte, inzwischen verfluchte er ihn, denn seitdem hatte er nichts mehr unter Kontrolle. Ansonsten wäre er nicht hier. "Er hat mich gefragt, ob ich ihn wieder irgendwo vom Boden aufgelesen habe!" Das war die unverfänglichste Antwort und Draco wusste, dass das Fleur reichen würde. Sie kannte seine Erinnerungen und wusste, was seine Aussage bedeutete. Einen Moment lang sah Fleur Draco nur an. Ihr war klar, dass das nicht alles war, was vorgefallen war, doch es erklärte so einiges. Harry hatte sich also unter dem Einfluss des Opiums erinnert. Nun wunderte sie gar nichts mehr. Draco hatte jedes Recht, durcheinander zu sein, vor allem, weil diese Erinnerungen offenbar wieder verschwunden waren. Kurz entschlossen hob sie den Zauberstab. "Imperio!" Sie konnten bloß hoffen, dass das niemand mitbekam. ~ Harry fluchte, als seine Arme so zu brennen begannen, dass es unerträglich wurde. Wütend schleuderte er die Bürste in den Eimer mit dem kalten Wasser. Heute Morgen hatte es zum Glück nur ein paar Minuten gedauert, bis das Brennen des Muskelkaters abgeklungen war, doch morgen würde er dieses Glück sicher nicht mehr haben. Und leider wusste er nur zu genau, dass das mit Sicherheit nicht der letzte Abend war, den er hier beim Schrubben verbrachte. Inzwischen konnte er sich denken, welche der unauffälligen Flecken auf den Tischen, die Rückstände waren, die Snapes Zauber sichtbar machte. Es handelte sich um eine Art Wachs oder Harz, das so tief in den Ritzen saß, dass es mit der Bürste nicht herauszubekommen war. Ohne heißes Wasser würden sie damit niemals fertig. Frustriert wanderte sein Blick zu seinem blonden Widersacher, der am anderen Ende des Klassenzimmers den am weitesten entfernten Tisch schruppte und heute schon von Anfang an bemerkenswert ruhig war. Nun...Ärger hatte er ja auch schon genug gehabt, als dass er noch das Bedürfnis nach mehr haben konnte. Harrys Blick ging ins Leere, als ihm wieder einfiel, was er am liebsten vergessen wollte. Das mysteriöse Hemd lag im Moment sicher verstaut unter dem extra hinein gehexten, doppelten Boden seiner Truhe und inzwischen weigerte er sich, zu akzeptieren, das es ganz eindeutig Malfoy gehörte. Mit Sicherheit gab es noch andere Hogwartsschüler, die teure Hemden trugen. So plausibel das auch erschien, blieb noch immer die Frage, warum dieses Hemd unter seinem Bett war und seitdem beschäftigte ihn noch etwas anderes. Er hatte seine Beziehung zu Cho Chang vergessen. Konnte er auch eine Beziehung zu einem anderen Jungen vergessen haben? Seine automatische Antwort auf diese Frage lautete ,Nein', doch bis vor einer Woche hatte er auch noch geglaubt, vollkommen und absolut heterosexuell zu sein - und hatte sich ebenfalls getäuscht. Langsam wurden diese Erinnerungslücken zu einem ernsthaften Problem. Harrys Finger begannen mit den Kanten seines Umhanges zu spielen. Konnte er eine Beziehung zu Draco Malfoy vergessen haben? War er überhaupt dazu fähig, sich auf eine solche Beziehung einzulassen? Die Reaktion des Blonden heute Morgen in VgddK war ihm nicht entgangen. Was, verdammt noch mal, hatte das alles zu bedeuten? "Malfoy?" , schallte Fleurs Stimme durch Dracos Kopf und er reagierte nicht. Harry runzelte die Stirn, als Malfoy ihm nicht antwortete. "Malfoy...", unentschlossen begann er den Raum zu durchqueren. Er hatte schon den ganzen Abend ein seltsames Gefühl, was das Benehmen des sonst so fiesen Slytherins anging. hörte Draco Fleur erneut. "Lass mich in Ruhe!", meinte er leise, wandte sich ab und suchte sich einen anderen Tisch zum Schrubben. Harry starrte ungläubig auf seinen Rücken. War er auch unentschlossen, ob er wirklich fragen sollte, was ihm heute schon den ganzen Tag unerwünschter Weise durch den Kopf ging, wurde das von der absoluten Notwendigkeit überschattet, dass er wissen musste, was mit Malfoy nicht stimmte. Mit ein paar Schritten war er wieder bei Malfoy, packte ihn am Arm und zwang ihn, ihn anzusehen. "Malfoy...was ist los mit dir? Geht's dir nicht gut?" Eins stand fest, wenn er Potter seinen Arm mit Gewalt entzog würde es Streit geben. Garantiert! "Lass mich ganz einfach in Ruhe!", forderte Draco deshalb mit etwas mehr Nachdruck als beim ersten Mal. Harrys Augen kniffen sich zu schmalen Schlitzen zusammen, als sein Blick den der ungewohnt ausdruckslosen, grauen Augen traf. Etwas stimmte nicht mit Malfoy. Dessen war er sich sicher. "Finite incantatem!", fauchte er und die Wucht des allumfassenden Gegenzaubers ließ Draco rückwärts taumeln. "Spinnst du?" Soviel zu seinem perfekten Plan. Woher hatte er das gewusst? Und wie verdammt noch mal hatte er den Zauber ohne Zauberstab aufgehoben? "Das gleiche kann ich ja wohl dich fragen! Kein Wunder, dass du dich wie ein Idiot benimmst. Wieso verdammt noch mal du unter...", wollte Harry eigentlich fragen, denn das war der verdacht, der sich angesichts Malfoys Benehmen sofort aufdrängte, doch Draco schnitt ihm das Wort ab. "ICH...ich benehme mich wie ein Idiot? ICH??? Der Idiot hier bist ja wohl du!" "Malfoy darum geht es jetzt nicht, wer..." "Wem haben wir es denn zu verdanken, dass wir hier sind?...Doch ja wohl dir, Narbengesicht!" "HEY...jetzt komm mal wieder zu dir! Darum geht es gar nicht! Ich dachte nur, es interessiert dich vielleicht,, dass die Aufgabe, die dein innig geliebter Professor Snape uns gegeben hat nicht lösbar ist ohne heißes Wasser!" , stellte Harry entschieden fest und der Gedanke an den Imperius-Fluch verschwand vorerst aus seinem Kopf. Er bekam nicht einmal mit, dass er einen Schritt zu weit gegangen war. Draco sah rot. Sich von Harry unterstellen lassen zu müssen, ein inniges Verhältnis welcher Art auch immer mit Professor Snape zu haben, zerfetzte den dünnen Mantel von Dracos Beherrschung. "Was hast du gesagt?" Alarmiert stellte Harry fest, dass Malfoy gerade am ausflippen war. "...ähm..." "Ich hab dich was gefragt!" Dracos Hände packten Harrys Umhang. "Hey...behalt deine Pfoten bei dir!" Harry stieß den Slytherin heftig von sich. Er war sich keiner Schuld bewusst und hatte außerdem mit der Tatsache zu kämpfen, dass es wirklich der Duft von Malfoys Eau de Toilette war, den er an diesem Hemd erkannt hatte, denn gerade eben nahm er ihn schwach, aber unverkennbar bei seinem Gegenüber wahr."Was bildest du dir eigentlich ein?", fauchte Draco weiter. "Nimm das auf der Stelle zurück!" und wieder schnappte er Harry am Umhang. "Malfoy, ich warne dich!" Harrys im Moment leicht erregbares Gemüt klinkte sich ein und auch seine Finger krallten sich in die Kleidung seines Gegenübers. "Ich weiß nicht, was dich gebissen hat, aber ich rate dir, nimm deine Pfoten weg!" Mit einem harten Ruck schob Draco Harry gegen die Wand. "Ach...darf dich nicht jeder anfassen, oder was? Dir werde ich helfen..." Dracos Verstand hatte sich verabschiedet. Wut und Eifersucht übernahmen das Kommando. Harry war der letzte, der das Recht hatte ihm Vorwürfe zu machen. "Glaub ja nicht, dass die irische Schlampe auch nur den Hauch einer Chance hätte...wenn..." Ein Tritt gegen das Schienbein unterbrach seinen Redefluss. Harrys Finger umklammerten seine Handgelenke und die Wut loderte in seinen grünen Augen. "Malfoy, ich...!" Er kam nicht weiter. Seidige Lippen berührten seine eigenen, Hände umklammerten seine Schultern und der Boden unter seinen Füßen verschwand. Harrys Verstand setzte aus, als er Dracos Kuss hemmungslos erwiderte, seine Arme sich wie von selbst um dessen Nacken schlangen und seine Knie zweifelsfrei nachgaben. ging es Draco durch den Kopf, denn zu bekommen, was er sich so verzweifelt wünschte, ließ all seine Wut verfliegen. Es war das Dümmste, was er hatte tun können, denn Harry hatte keine Ahnung, was vor sich ging. Er konnte ihn damit in die Hölle schicken und leider war ihm das bei seiner momentan leicht entfachbaren Wut zuzutrauen. , konnte Draco das fiese Stimmchen aus dem Hintergrund schon wieder hören und wusste, dass er dafür sogar sterben würde. Exakt das, was Draco von ihm erwartete. Es war unmöglich, das zu verleugnen. Verzweifelt klammerten sich seine Arme fester um die Schultern des Schwarzhaarigen. Er hielt es nicht mehr aus. Er konnte es einfach nicht mehr ertragen. Er war am Ende. In diesem Moment gab es daran nichts mehr zu verleugnen. Draco wollte sich umdrehen und weglaufen, doch er konnte nicht. Es war an Harry, für sie beide wieder zu Sinnen zu kommen...und das tat dieser sehr abrupt. MALFOY. DRACO MALFOY. Das war Draco Malfoy, den er da hemmungslos küsste. Es war Draco Malfoy, der verhinderte, dass er wie eine schmachtende Jungfrau vollkommen hingerissen und hilflos zu Boden sank. Schlagartig wieder voll da stieß Harry Draco hart von sich, als ihm die Tragweite dieses Gedankens klar wurde und er begriff, dass die kühlen Finger des Blonden schon unter seinem Hemd waren. Fassungslos und schwer atmend starrte er sein Gegenüber an. Die sonst so blassen Wangen des Slytherins waren rosa angehaucht, seine Haare zerzaust und seine Lippen vom küssen rosig geschwollen. <...anbetungswürdig...oh mein Gott...> Harrys Blick wandte sich gehetzt ab. Panisch flackerte er über die Tische, wohl wissend, dass ihre Aufgabe noch lange nicht beendet war und er nicht einfach abhauen konnte. Aber er musste hier raus. Er musste hier raus. Zitternd und verzweifelt hob er die Rechte. Auch heute hatte Snape ihre Zauberstäbe wieder eingesammelt. Was auch immer durch seinen Kopf huschte...er konnte es nicht verwirklichen. Er war nicht einmal bewusst, dass er erst ein paar Minuten zuvor einen Zauber ohne Zauberstab gesprochen hatte und tat es rein instinktiv wieder. "Renovis...!" kam es flüsternd über seine Lippen und alle Tische flackerten in grünlichem Licht. Er schüttelte ungläubig den Kopf, doch komischer Weise zweifelte er nicht eine Sekunde daran, dass er sein Ziel erreicht hatte. Snape würde nichts mehr finden. Und dann wandte sich sein Blick erneut Draco zu. Noch immer schwammen die Gedanken formlos durch seinen Kopf, konnte er nicht fassen, was sich gerade abgespielt hatte. Draco konnte die Panik in den grünen Augen sehen. In Harry hatte sich ein Abgrund aufgetan. Das war ihm klar. Ohne seine Erinnerungen musste ihm sein Verhalten wie beginnender Wahnsinn vorkommen. Es war lächerlich, was alles ein antrainierter Reflex sein konnte, denn immerhin schien Küssen ebenfalls dazu zu gehören. "Hör zu, Potter, mach dir...es...mir ist klar, dass du etwas irritiert bist....aber..." "OBLIVIATE!" Der Fluch war so heftig, das Draco rückwärts gegen die Wand geschleudert wurde und zu Boden ging. Er hielt sich den Kopf, als die Tür des Kerkers auf und wieder zu flog. "Danke, Harry...aber etwas weniger hätte es auch getan!", murmelte er, während sein Abwehrbann sich nur langsam wieder beruhigte Resigniert blieb er am Boden sitzen, zog die Knie zur Brust, schlang die Arme darum und ließ das Kinn darauf sinken. Es sah ganz so aus, als überließe Harry ihm den Job Snape zu erklären, was vorgefallen war. Er fragte sich nur noch, wie das hätte funktionieren sollen, wenn der Obliviate wirklich gelungen wäre. "Mister Malfoy?" Draco, noch immer am Boden kauernd, hob den Kopf. Sein Hauslehrer war auf die Minute pünktlich und die Irritation über den Fakt, dass Draco hier allein am Boden hockte, war ihm anzumerken, doch er überging es. Ein einziger Blick genügte, um klarzustellen, dass etwas vor gefallen war, was Draco vollkommen aus der Bahn geworfen hatte - nichts, womit Severus sich unbedingt auseinander setzen wollte. Harry konnte jedenfalls was erleben, wenn er Draco mit der Strafarbeit hängen lassen hatte. Entschlossen schwang er den Zauberstab, um die Tische zu checken. Das Ergebnis überraschte ihn beinahe noch mehr, als Dracos Resignation. Sie waren wie neu. Ein weiterer Zauber zeigte ihm an, dass sie mit Renovis in Stand gesetzt worden waren und die Power hinter diesem Zauber ausgereicht hätte, sie in Bäume zurück zu verwandeln. "Wie hat er das gemacht?" Draco antwortete nicht. Er hob nur die Rechte und schwang sie zweimal hin und her. Mehr brauchte es nicht, um Severus klar zu machen, was geschehen war. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, das wusste er. Harrys magisches Potential ließ zu, dass er es ohne Zauberstab verwendete. Er hatte es nie erlebt. Seines Wissens nach hatte er es als Herr der Zeit nie getan, doch offenbar war er als Harry Potter dahinter gekommen. Severus schüttelte kaum merklich den Kopf. Langsam wurde es wirklich Zeit, dass der Junge sich seiner selbst endlich wieder bewusst wurde. "Ist mit Ihnen alles in Ordnung, Mister Malfoy?" Draco wollte mit einem Kopfnicken antworten, doch inzwischen dröhnte ihm so der Schädel, dass es nicht möglich war. Harrys Obliviate war eindeutig zu heftig gewesen. "Kopfschmerzen!", antwortete er und erhob sich langsam. Severus Miene wurde düster. "Obliviate?" "Lassen Sie ihn in Ruhe, okay!", wich Draco der Frage aus und wusste gleichzeitig, dass es Snape Antwort genug war. Der Lehrer verschwand in seinem Büro und tauchte einen Moment später mit einer Phiole wieder auf, die er Draco gemeinsam mit seinem Zauberstab in die Hand drückte. "Nehmen Sie das! Und ruhen Sie sich aus! Ihre Strafarbeit hat sich erledigt!" "Danke!" Schlafen war das einzig richtige. Zu etwas anderem war er mit Sicherheit nicht mehr in der Lage. Es schockierte ihn, dass Snape das so genau wusste. Langsam wandte er sich der Tür zu. "Ach und, Draco!...Geh ihm aus dem Weg. Ich bin mir im Moment nicht sicher, wohin sich seine Entwicklung bewegt! Unter Kontrolle hat er sich jedenfalls nicht mehr!" Es war ein enormes Zugeständnis, was er Draco da machte. Doch leider war der Blonde offenbar eine Art Katalysator. Jede extreme, abnorme Reaktion, die Harry zeigte, geschah in seiner Gegenwart. Severus schob es auf die starke, emotionale Verbindung, die sie besessen hatten. Die Hoffnung, dass Harry seine Vergangenheit wirklich vergessen hatte, zerschlug sich für ihn. Er gab etwas, das den Jungen kontrollierte und er wusste, dass er mit Albus Dumbledore reden musste. Sie konnten ihn so nicht weitermachen lassen. Severus wandte sich ab und verließ den Klassenraum. Es war an der Zeit, nachdrücklich klarzustellen, dass es besser war, Harry zu sagen, was mit ihm nicht stimmte, auch wenn der Schulleiter davon sicher überhaupt nicht begeistert sein würde. * * * Harrys wilde Flucht endete auf dem Nordturm. Er hatte diesen Weg nicht bewusst gewählt. Seine Füße hatten ihn automatisch hier her getragen und der Blick in die Ferne ließ ihn spüren, warum. Seine Seele brannte. Sie brannte in demselben Feuer, wie die Sonne, die langsam hinter dem Verbotenen Wald verschwand. Der Schmerz war nicht alles verzehrend und unerträglich, doch er war auf eine Art bittersüß, die ihm die Tränen in die Augen trieb. Er tat nichts dagegen, ließ es einfach geschehen. Es war ein Gefühl, so fern und unerreichbar, eine Sehnsucht, die sich an Ufer klammerte, die Harry nicht mehr kannte. Seine Augen fielen zu, als er sich an das Gefühl von Draco Malfoys Lippen auf seinen erinnerte - fremd und vertraut zugleich - so wie die Sehnsucht. Der Blonde hatte ihn geküsst, von sich aus und er hatte den Kuss augenblicklich erwidert. Er konnte nicht erklären, was dabei mit ihm passiert war. Er hatte Cho geküsst und er hatte Seamus geküsst, doch mit diesem Kuss war nichts davon zu vergleichen. Er hatte alles um sich herum vergessen, sogar, wen er vor sich hatte. Alles hatte sich so angefühlt, als sei es vollkommen selbstverständlich. Da war keine Angst, einen Fehler zu machen. Niemals zuvor in seinem Leben hatte sich etwas so richtig angefühlt. Harry lief ein Schauer über den Rücken. Es war die erste klare Spur in seine Vergangenheit und das, was sie ihm sagte, stellte alles, woran er jemals geglaubt hatte auf den Kopf. Malfoys Verhalten sagte ihm, dass es nicht das erste Mal war. Sie hatten sich schon früher geküsst. Harry konnte sich seine eigenen Reaktionen nicht anders erklären. Und da war noch so viel mehr. Das Hemd gehörte ganz klar Malfoy. Er hatte den Duft wieder erkannt. Auch andere Kleinigkeiten fielen ihm nun im Nachhinein auf. Es waren Malfoys Hände die er letzte Nacht im Traum gesehen hatte, schmal und elegant, perfekt gepflegt. Verzweifelt rieb er sich mit den Händen übers Gesicht. Er wollte nicht sehen, wohin all diese Spuren führten. Es konnte doch nicht sein, dass er etwas mit Draco Malfoy gehabt hatte - intensiv und nachhaltig genug, das die Sehnsucht danach wie Feuer in seiner Seele brannte. Dass alles konnte doch nicht wirklich wahr sein? Oder doch? ~ "Hermione ich muss mit dir reden!" Die Sonne war untergegangen, die unerträgliche Sehnsucht verschwunden und Harry wusste, dass er nicht mehr die Augen verschließen konnte. Er hatte Hermione mit der Karte des Rumtreibers in der Bibliothek gefunden und beschlossen es augenblicklich hinter sich zu bringen. Hermione hob den Blick von ihrem Buch und sah ihn einen Moment lang an, bevor sie das Buch zuklappte, ihre Sachen zusammenpackte und aufstand. "Komm mit!" Ein paar Minuten später fanden sie sich in einem ungenutzten Klassenzimmer wieder und Harry starrte aus dem Fenster in die Dunkelheit, während Hermione ihn nicht aus den Augen ließ. "Worüber wolltest du reden, Harry?" Eine überflüssige Frage, das wusste sie. Im Grunde hatte sie nur noch darauf gewartet, dass er es nicht mehr aushielt. Alles, was sie seit seinem Erwachen aus dem Koma abgespielt hatte, hatte genau darauf abgezielt. Seine anfänglich zweifellos erzwungene Normalität, dann Verschlossenheit und Depression und nun Aggression deuteten ganz klar darauf hin. Harry kam mit seiner Umwelt überhaupt nicht zurecht und die Rätsel, die er seiner Umwelt aufgab, wurden immer größer. Sie hatte sich sogar über die Auswirkungen von Opiumdampf kundig gemacht, um endlich zu verstehen, was mit ihm vor sich ging. Das Resultat war ein weiteres Rätsel, denn Harrys extreme Reaktion deutete auf eine Überdosis oder eine Überreaktion infolge eines Missbrauchs hin. Beides war nicht zu erklären. Genauso wie dieser Spheare patrocinium und sein Wissen gestern in Zaubertränke nicht zu erklären waren. Oder wie nicht zu erklären war, warum Draco Malfoy ihn nach dem Opiumzwischenfall erst zu Boden gestoßen hatte, als er sicher war, dass Ron ihn auffangen konnte. Hermiones schaffte es nicht, daran zu zweifeln, dass all das zusammenhing. Ihr Verstand machte schon seit Tagen Überstunden und die Antwort, die im hintersten Winkel ihres Bewusstseins lauerte gefiel ihr überhaupt nicht. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis Harry ihre Frage beantwortete. "Wie fühlt sich November für dich an, Mione?" Das war eine Frage, mit der Hermione als allerletztes gerechnet hätte. Sie verstand nicht ganz, was er meinte. "Wie meinst du das?" "Zeitlich! Ich meine vom Gefühl her? Ist es wie gestern, oder kommt es dir vor, als sei eine Ewigkeit vergangen?" "Für dich war es nicht, als sei es gestern, als du aufgewacht bist, nicht wahr?", beantwortete sie seine Frage mit einer Gegenfrage, sofort von düsteren Ahnungen geplagt. "Ich hab aus dem Fenster geschaut und mich an November erinnert. Nebel, Nieselregen und Herbst! Und doch wusste ich, dass es vollkommen falsch ist! Es war nicht gestern...es war vor einer Ewigkeit!" "Harry...du warst im Koma und hast eine Menge Erinnerungen verloren...", versuchte Hermione den Gedanken, der sich ihr immer mehr aufdrängte erneut zurück zu weisen. "Warum habe ich diese Erinnerungen verloren, Hermione? Sag mir das!", unterbrach er sie und sah sie an. Hermione konnte die Verzweiflung in seinem Blick sehen. Es tat weh. Sie wusste, dass es ihm nicht gut ging, doch dass es so schlimm war hatte sie nicht erwartet. "Harry!!! Worauf willst du hinaus?" "Wenn ich nach diesen Erinnerungen suche...kann ich sie nicht finden...aber ich kann sie fühlen! Ich spüre Sehnsucht...und Verzweiflung...Angst und entsetzliches Grauen! Zuviel ist geschehen und nichts passt zusammen. Ich kriege es einfach nicht auf die Reihe. Was hat das zu bedeuten, Hermione? Warum habe ich das Gefühl, als sei ein ganzes Leben vergangen?" Er sah sie an und die Qual in seinem Blick war offensichtlich. Hermione musste schlucken. Da war sie, die Frage, die schon seit Tagen am Rande ihres Bewusstseins lauerte. War Harry unter diesem Zeitbann, oder nicht! Es schien unmöglich und doch würde es alles andere erklären, egal, ob es seine Fähigkeiten oder die offensichtliche Unsicherheit seiner Gegenwart gegenüber war. Und doch gab es etwas, was es vollkommen unsinnig erscheinen ließ: Voldemort hätte ihn gefunden und erledigt, sobald ihm klar gewesen wäre, dass er nicht wie die anderen gefangen war. "Harry, das hättest du nicht überlebt!", wies sie die Möglichkeit, die er anscheinend schon in Betracht zog weit von sich. Harry streckte die Hand aus und murmelte einen Zauber. Der Spheare patrocinium hüllte Hermione ein und deren Hand klappte über ihren Mund, um das leise Wimmern zu unterdrücken, das sich ihrer Kehle entrang. Natürlich - mit diesen Kräften konnte er überleben. "Aber wie?" "Ich weiß es nicht...das ist doch das Problem." "Mein Gott, sicher...möglich ist es, du und Malfoy ihr wart nicht im Schloss..." "WAS?" Hermione blieb schockiert der Mund offen stehen, bei dem Ausdruck in Harrys Gesicht. "Wieso waren Malfoy und ich nicht im Schloss?" Seine Gedanken überschlugen sich. Da war sie, die Erklärung. Wieder konnte er spüren, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief. Immer und immer wieder lief es auf Malfoy hinaus. "Ihr hattet Strafarbeit von Snape...", erklärte seine Freundin, "...Grauflechten sammeln... Ron und ich haben bei Hagrid auf dich gewartet! Wir waren nur zum Abendessen im Schloss und hatten dir was mitgebracht. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass ihr wieder aufgetaucht seid! Der Zeitzauber muss vorher eingesetzt haben. Oh mein Gott!" In Hermiones Kopf entwickelte sich ein Alptraumszenario. Er war mit Malfoy zusammen gewesen, als Voldemort den Zeitzauber gesprochen hatte. "Das heißt also, ich war mit Draco Malfoy zusammen, als Voldemort den Zeitbann über Hogwarts gesprochen hat?", kam es ausdruckslos von Harry. Hermione konnte sich des Eindruckes nicht erwehren, dass ihn das nicht mehr wirklich überraschte. "Harry?!?" Harry fixierte den Tisch neben ihr. Etwas dort begann silbern zu Flimmern und einen Moment später tauchte ein weißes Stoffbündel auf. Hermiones Kehle wurde eng. Fremdkörperapparation - Magie jenseits aller Zauberschülerfähigkeiten und das auch noch ohne Zauberstab. Fassungslos starrte sie ihn an Was auch immer sie sich gern eingeredet hätte, Harry konnte nicht unter diesem Zeitbann gewesen sein. Solche Fähigkeiten erlangte man nicht im Schlaf. "Was ist das?" Hermione ging zu dem Tisch und nahm das Bündel in die Hand. Es war ein Hemd und sie musste nicht lange suchen, um herauszubekommen, wessen Hemd es war. An der linken Manschette waren wie bei den meisten maßgeschneiderten Kleidungsstücken die Initialen des Besitzers eingestickt. D.M. Draco Malfoy. "HARRY! Wie kommst du verdammt noch mal an ein Hemd von Draco Malfoy?" Harry stieg das Blut ihn die Wangen. Um ihre Beherrschung war es endgültig geschehen. Was spielte sich hier ab. Was vermutete Harry? Worauf lief das alles hinaus? Erst Seamus und jetzt womöglich...Malfoy? Seine Reaktion sagte alles und Hermione riss sich augenblicklich zusammen. Er konnte jetzt alles brauchen, nur keine Panik von ihr, die sie doch dafür bekannt war, immer einen kühlen kopf zu bewahren. "Ich hab's unter meinem Bett gefunden!", erklärte er leise, wohl wissend, was ihr mit Sicherheit durch den Kopf ging. "Woher weißt du, dass es Malfoys ist?" Es überraschte Harry, dass sie das so zielsicher festgestellt hatte. Hermione brachte seine Frage wieder zu Sinnen. Mühsam fasste sie sich und versuchte ruhig zu reagieren. Entschlossen hielt sie ihm die Manschette mit den Initialen hin. Es war nicht zu übersehen, dass ihm das zum ersten Mal auffiel. Ihr Blick wurde inquisitorisch. "Harry!! Woran hast DU erkannt, dass es Malfoy gehört?" Harrys Blick traf überrascht ihren - bevor er ihr den Rücken zuwandte und schwieg. "Das Eau de Toilette...ich fasse es nicht!" Auch sie hatte den schwachen Duft wahrgenommen, doch sie hätte ihn niemals jemandem bestimmten zuordnen können. Harry hatte es gekonnt. In ihren Augen grenzte das an eine Katastrophe, denn es wies darauf hin, dass er mit dem Blonden tatsächlich vertrauter sein musste, als ihnen lieb sein konnte. Hermione bekam eine Gänsehaut. Sie stand auf und begann auf und abzugehen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Harry und Malfoy. Das war doch unmöglich. "Ich brauch deine Hilfe, Mione! Ich kenne einen Zauber, der einen möglichen Bann auf meinen Erinnerungen brechen kann, aber ich kann ihn nicht selbst machen!" "Ein Bann?...Wer sollte deine Erinnerungen gebannt haben?" <...dumme Frage, Mione...> "Du denkst, Malfoy hat mit deinen Erinnerungen herumgepfuscht?" Harry wandte ihr wieder den Blick zu. Das Amüsement war ihm anzusehen. Etwas sagte ihm, das Draco Malfoy der Letzte war, der das Bedürfnis hatte, ihm seine Erinnerungen zu nehmen. Aber es gab ein paar andere, bei denen Voldemort seiner Meinung nach den Anfang machte. Auch wenn er es nicht wirklich verstand. "Nein, Mione...das denke ich nicht...aber ich denke, es gibt da jemanden anderen!" "Voldemort?" "Keine Ahnung...und dann ist da noch dieser Herr der Zeit! Immerhin war ich halb tot, als es vorbei war." Hermione spürte einen eisigen Schauer bei diesen Worten. Das war korrekt. Harry war halb tot gewesen. Und das weckte plötzlich ihre Bedenken. Was, wenn es gute Gründe für das Fehlen dieser Erinnerungen gab? "Harry vielleicht solltest du mit Professor Dumbledore reden! Was, wenn du gar nicht mehr wissen willst, was geschehen ist? Was, wenn dieser Bann dazu da ist, dich zu beschützen?" Erneut starrte Harry ins Leere. An Hermiones Worten war einiges dran. Vielleicht wollte er sich wirklich nicht erinnern? Er spürte den inzwischen vertrauten, kalten Schauer und dann fühlte er wieder diese Wärme, die er in der Nacht zuvor so energisch von sich gewiesen hatte. Und die Sehnsucht, die ihn weinen ließ. Er musste es wissen. Koste es, was es wolle. Immerhin war Draco Malfoy noch in Hogwarts. Waren sie tatsächlich nicht unter diesem Bann gewesen, hätte er keine Hindernisse mehr zwischen sich und Voldemort gehabt - aber er war noch da - und plötzlich wollte Harry wissen, warum. "Das ist mir egal. Wirst du den Zauber machen?" Hermione schrumpfte unter seinem Blick. Nie zuvor hatte sie ihn so gesehen. Er war schon immer von Entschlossenheit und Kraft umgeben gewesen, doch jetzt war es Furcht einflößend. "Ich weiß nicht, ob ich das kann...du machst Zauber aus dem Effeff ...ich bin schon lange nicht mehr so gut wie du!" "Bitte!" Resigniert ließ sie die Schultern hängen. "Sag ihn mir!" Harry musste den Zauberspruch dreimal wiederholen, ehe sie Aussprache und Betonung auf die Reihe brachte. "Fertig?" fragte er und sah sie an. Hermione nickte entschlossen. Sie ging nicht davon aus, dass es klappte, aber versuchen würde sie es. "Okay...schließ die Augen...ich will nicht sehen, wie ich dir wehtue!", scherzte sie und Harry tat mit einem müden Lächeln, was sie verlangte. Einen Moment später hörte er sie den Zauber sprechen und spürte ein Prickeln, das seinen ganzen Körper durchzog. Irgendwie hatte er sich das anders vorgestellt, doch Mione würde es schon richtig machen. Hermione machte einen Schritt rückwärts, als der Spheare patrocinium, den Harry nicht wieder weggenommen hatte, silbern zu schillern begann und zusammenbrach. Etwas geschah, doch sie begriff zu spät, was. Panik rollte über sie hinweg. Panik so grauenhaft und bedrohlich, das ihr schlecht wurde und sie sich zusammenkrümmte. Innerhalb von Sekunden, wurde sie von solch entsetzlicher Angst beherrscht, dass ihr der Zauberstab aus den zitternden Fingern fiel. Kälte umfing sie und die Welt um sie herum wurde grau. Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung überwältigten sie und sie bekam das Gefühl, darin zu ertrinken. Verzweifelt versuchte sie sich zu wehren, sich bewusst zu machen, dass es dafür keinen Grund gab, doch sie hatte keine Chance. Die dunkle Macht, die sie bedrohte gab ihr keine Chance, sie verhöhnte sie, flutete durch ihre Adern und machte klar, dass sie nicht entkommen würde. Verzweifelt schlangen sich ihre Arme um ihren Körper und sie wich zurück, bis es nicht mehr weiter ging. Sie würde nicht entkommen. Sie konnte nicht entkommen. Es war so grauenhaft, so furchtbar und von überall kroch die Finsternis auf sie zu. Als sich der Boden schwarz und unendlich unter ihr auftat, begann sie zu schreien. "Mione!" Als Harry Hermione schreien hörte riss er die Augen auf und begriff, dass sie panisch vor Angst mit dem Rücken zur Wand am Boden kauerte und am ganzen Leibe zitterte. "Mione, um Himmels Willen! Was ist denn passiert?" Als Harrys Hände Hermiones zitternde Schultern berührten, verschwand die Angst unterzugehen, doch der Abgrund unter ihren Füßen blieb. "Harry!", schluchzte sie vor Erleichterung und klammerte sich an ihn. "Mione, was ist denn passiert?" Harry konnte nicht anders, als sie festzuhalten. Sie zitterte am ganzen Leibe und klammerte sich an ihn, als könne nur er sie vor dem Ertrinken retten. "Es war so schrecklich!", wimmerte sie leise. "Was denn?" "Ich weiß es nicht...plötzlich Panik...und nur noch Angst Hoffnungslosigkeit und Finsternis! Ein Abgrund aus Verzweiflung." Das Schluchzen ebbte ab und Hermione kuschelte sich in Harrys Arme, schmiegte sich an ihn, als wolle sie ihn nie mehr loslassen. Seine Nähe versprach Trost und Wärme und um keinen Preis wollte sie ihn loslassen. "Aber wie denn?" Hermiones Reaktionen überforderten ihn. Er konnte nicht verstehen, was geschehen war und spürte, wie sich seine Nackenhaare aufrichteten. Was er hörte, gefiel ihm nicht. "Ich hab diesen Zauber gemacht und ich glaube, er hat sogar funktioniert! Aber...aber dann hat etwas diesen Spheare patrocinium gesprengt...und plötzlich...plötzlich hatte ich das Gefühl, als würde ich nie wieder froh, als würde ich in Finsternis und Kälte versinken...ohne Hoffnung...ohne Chance auf Rettung...fast so, als sei ein Dementor im Raum!" Hermiones Stimme hatte inzwischen spürbar an Festigkeit zugenommen. Sie fühlte sich um Längen besser, als noch vor wenigen Augenblicken und ihr Blick maß irritiert Harrys überbesorgte Züge. "Es ist kein Dementor im Raum...das würde ich spür...!" Er unterbrach sich mitten im Satz, ließ sie los, stand auf und ging von ihr weg - Hermione spürte die Kälte, die zurückblieb. Es war, als wäre die Wärme mit ihm gegangen. "Harry...nicht...nicht weggehen, bitte?" Die Angst war zurück. Mühsam rappelte sich Hermione auf die Beine. Sie fühlte sich noch immer schwach, kalt und ängstlich und der Schock darüber, dass Harrys Nähe das so problemlos wieder in Ordnung bringen konnte, war enorm. Doch im Moment war er nebensächlich. Hermione war noch nicht wieder okay und sie wusste, dass nur er das ändern konnte. Mit zitternden Beinen ging sie auf ihn zu, doch er hielt sie auf. "Nein!" Harrys Stimme war kalt, sein Gesicht verschlossen und hart, die Augen dunkel und überschattet. Hermione konnte nicht glauben, was sie sah. Das war nicht der Harry, den sie kannte. Sie wollte die Wärme zurückholen und noch ein wenig länger in der Sicherheit verweilen, die seine Nähe versprach, doch eine unsichtbare Barriere hielt sie zurück. "Bleib weg...ich hab dich angegriffen!" "Unfug, du hast mich gerettet!", platzte sie heraus und überwand den Widerstand. "Mione nein, das...ich war das...ich hab es nicht gemerkt, aber ich hab dich angegriffen, ich weiß nicht wie, aber ich weiß, dass ich es war..." "Hör auf solchen Unfug zu reden! Dass bist nicht du...du bist nicht grausam." Und ohne zu zögern stolperte sie gegen ihn, lehnte sich an seine Schulter und krallte die Finger in seinen Umhang. Harry nahm sie nicht in die Arme. Er konnte nicht, denn das Entsetzen darüber, was er ihr, zweifellos angetan hatte, hielt ihn zurück,), doch er sah, dass sie wusste wovon sie sprach. Farbe kehrte in ihre blassen Wangen zurück, das Zittern ebbte endgültig ab. Ihre Atmung wurde ruhiger. Die kalten Finger erwärmten sich. War das wirklich er? Konnte er sie so einfach vernichten und im nächsten Moment wieder heilen? Harrys Magen zog sich schmerzhaft zusammen und plötzlich war er es, der sich wie ein Ertrinkender vorkam, als sich seine Arme um Hermiones Schultern klammerten. "Hermione, was passiert mit mir?" Hermione erwiderte seine Umarmung. "Ich weiß es nicht, Harry..." Stumm lehnte sie ihre Stirn gegen seine Schulter. Ihre Kraft war zurück und ihr Verstand arbeitete wieder einwandfrei. So deutlich, wie sie gespürt hatte, dass Harry die Effekte dieses psychischen Kollapses heilte, so deutlich wusste sie plötzlich auch, dass er Recht hatte. Harry hatte sie angegriffen, als sie versuchte hatte, seine verlorenen Erinnerungen zu enthüllen. Die Warnung, das nie wieder zu tun, hatte sich klar und deutlich in ihren Verstand gebrannt, doch das würde sie nicht aufhalten. Was auch immer mit harry geschehen war, sie würde es herausfinden. Das war sie ihm schuldig. * * * "Mione, ist mit dir alles okay? Wo warst du gestern Abend?" Ron, mit einem ungewohnt blassen Harry an seiner Seite, kam wie üblich ziemlich spät zum Frühstück. Hermione hatte sich im Gegensatz zu Harry wieder gefasst. Sie hatte die halbe Nacht versucht, ihn zu überzeugen, dass sie wieder okay war. Es hatte ihn vollkommen fertig gemacht. Und natürlich war das Rätsel noch ein wenig größer geworden. Inzwischen hatte Hermione die wildesten Theorien. Dass Harry aus welchen Gründen auch immer, nun über Voldemorts ganze Kraft verfügte, war nur eine davon. "Morgen, ihr zwei. Mir geht's bestens.", antwortete sie und beobachtete, wie Harrys Blick, wie magisch angezogen zum Tisch der Slytherins wanderte. Harry und Malfoy. Noch immer konnte sie nicht fassen, was Harry da befürchtete, auch wenn es wohl schwierig war, die Fakten zu verleugnen. Harry fehlten diese sechzehn Monate, die der Zeitbann über Hogwarts gelegen hatte. Dessen war sie sicher und in dieser Zeit konnte alles Mögliche geschehen sein. Immerhin benahm sich der Slytherin auch nicht mehr genauso, wie er es vor dem Zeitbann getan hatte. "Harry, iss was!Du wirst jeden Tag dürrer!" Ron schob einen voll gefüllten Teller zu Harry.Er "Wenn du so weiter machst, bläst die bei unserem Spiel gegen Slytherin das laueste Lüftchen vom Besen!" Der Blick, den ihm dieser daraufhin schenkte, war schon fast amüsant, so genervt schaute er drein. Das war im Moment wirklich seine geringste Sorge. "Entschuldigt mich!" und damit stand er auf und verließ die große Halle. Sie hatten Pflege magischer Geschöpfe und die frische Luft kam ihm gerade Recht. "Hab ich was Falsches gesagt?" Hermione hatte Ron ungewohnt ernst fixiert und versuchte sich gerade vorzustellen, wie er darauf reagieren würde, wenn irgendwann herauskam, dass Harry tatsächlich etwas mit Malfoy hatte. Sie stellte fest, dass sie den Gedanken nicht wirklich weiterführen wollte. Die Erinnerung an das Benehmen ihres Freundes an die Zeit, als Harry im Koma gelegen hatte, reichte ihr. "Nicht wirklich!", entgegnete sie bemüht locker, obwohl sie sich vorstellen konnte, warum Harry dem Spiel gegen Slytherin sicher nicht wirklich begeistert entgegen sah. "Hermione, was ist los mit ihm. Ich hatte gedacht, es würde besser, aber irgendwie hab ich nicht mehr den Eindruck!" Ihr Freund war in sein Essen vertieft und stellte diese Frage mehr oder weniger nebenbei, doch er brachte das Wesentliche auf den Punkt. "Ich weiß es nicht, Ron, aber ich kann dir versichern, dass ich es herausfinden werde!" Ihr entschlossener Ton entging Ron nicht. "Hoy...Harry, was machst du denn schon um diese Zeit hier draußen?" "Morgen, Hagrid! Frische Luft schnappen, denke ich!" "Alles okay mit dir? Bist'n bisschen blass um die Nase?" "Zu wenig Schlaf!" Nicht wirklich eine Ausrede. Er hatte wirklich nicht geschlafen. "Wieder schlecht geträumt, oder?" Harrys Probleme hatten sich offensichtlich herumgesprochen. Er nickte um allen weiteren Fragen aus dem Weg zu gehen. "Hast du 'n Moment Zeit?" "Sicher, warum?" Es war sicher noch eine halbe Stunde bis zum Beginn des Unterrichts. "Hab ne Kleinigkeit, bei der du mir vielleicht kurz helfen könntest!" Hab heute im Morgengrauen einen verletzten Falken gefunden! Sein Flügel müsste geschient werden, aber er ist ziemlich widerspenstig!...Wenn du ihn vielleicht halten könntest!!" Ein paar Minuten später saß Harry in Hagrids Hütte, hatte einen Becher Tee und ein paar von den steinharten Keksen vor sich und schaute dem zierlichen Falken ernst in die Augen, während Hagrid Verbandsmaterial zusammensuchte. "Na, du Schöner? Wie schafft man es, sich so den Flügel zu brechen!" Der linke Flügel des Tieres hing unnatürlich verbogen herab. "Ist'n Weibchen, Harry!" "Ah...also du Schöne! Ich hätt es wissen müssen!" Harry hob die Hand und streichelte dem Falken sachte über den Kopf. "Vorsicht...sie ist sehr angriffslustig!" Er warf Hagrid einen irritierten Blick zu. "Wie kommst du denn da drauf?" "Hat mich schon ein paar Mal gebissen und hackt sobald ich ihr zu nahe komme!" Harrys Hand hing bewegungslos in der Luft, während er den Falken erneut ansah. "Du bist nicht angriffslustig, oder?" Leises Pfeifen war zu hören und Hagrid sah sich zu ihm um. "Hoy, Harry, wie hast du das gemacht?" "Was denn?" "Sie aus dem Käfig heraus geholt, ohne das sie dich gebissen hat?" "Sie ist freiwillig zu mir gekommen!" Hagrid sah ihn an und es war nicht zu übersehen, dass er ihm nicht glaubte. "Na ja...vielleicht lässt sie sich dann auch freiwillig die Schiene anlegen!" und mit diesen Worten kam er entschlossen auf den Tisch zu, die Hände voller Bandagen und kleinen Holzstöckchen. Harry konnte die Bedenken des Falkenweibchens augenblicklich verstehen. "Warte...warte, Hagrid...ich...lass mich was versuchen!" Schützend hob er die Hände über den eleganten Vogel, der schon wieder furchtsam zu entkommen suchte, "Keine Angst...wir tun dir nicht weh!", Wieder fixierten ihn die Perlaugen des Falkenweibchens und Harrys Rechte näherte sich ihrem gebrochenen Flügel. "Schhh...ganz ruhig!", flüsterte er, als das Tier auszuweichen versuchte. Und wieder funktionierte es. Der Spruch tauchte aus seinem Unterbewusstsein auf und kaum, dass er ihn murmelte, konnte er die Magie schon spüren. Der gebrochene Flügel wurde in warmes, goldenes Licht getaucht und als es erlosch, flatterte der Falke energisch mit beiden Flügeln, bevor er einen schrillen Schrei hören ließ, und sich ein wenig in die Luft erhob. "Langsam, langsam, Kleine...die Fenster sind zu, warte!" "Ich bring sie raus, Hagrid, keine Sorge." Das Tier hatte sich vollkommen unbesorgt auf Harrys Unterarm niedergelassen und Harry zuckte unmerklich zusammen, denn die Krallen des Falken waren wirklich scharf. "Hoy, Harry, sieht aus, als mag sie dich wirklich! Das war ein sauberes Stück Arbeit. Man merkt, dass du regelmäßig im Krankenflügel bist!...warte, ich mach die Tür auf. Bring die kleine Hübsche raus!" Harry streichelte dem Falkenweibchen ein weiteres Mal sanft über den Kopf. Warum waren nicht alle Probleme so einfach zu lösen? Draußen vor der Tür hob er den Arm in die Luft und ließ sie frei: "Flieg...flieg nach Hause!" Mit einem schrillen Schrei erhob sich der elegante Vogel in die Luft, zog einen weiten Kreis über den Ländereien und ließ noch ein paar Mal seinen durchdringenden Ruf hören, bevor er über dem Verbotenen Wald verschwand. Harry sah ihm auch noch nach, als Hagrids große Hand auf seiner Schulter landete: "Beneidenswerte Tiere, nicht wahr...sich einfach so in die Luft schwingen und davon fliegen...ohne Sorgen...ohne alles ...beneidenswert." Er musste zugeben, dass Hagrid Recht hatte. tbc R&R please!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)