Der Herr der Zeit von KimRay (Part IV: Über dem Abgrund) ================================================================================ Kapitel 5: Eisige Augen ----------------------- Hier ist dann mal das fünfte Kapitel! Ich hoffe es gefällt und ein großes Danke an Ginny, die mir immer so nette Kommentare schreibt! Viel Spaß! Kapitel 5 Eisige Augen Voldemorts Gesicht erschien ganz dicht vor Harrys. Er konnte seinen kalten Atem spüren und fragte sich, was an diesem Wesen noch lebendig war. Das Gesicht verzerrte sich zu einer spöttischen Fratze und sagte etwas, doch Harry verstand es nicht. Er wollte wegrennen, doch er konnte sich nicht bewegen. Plötzlich stellte er fest, dass er wieder an den Grabstein von Voldemorts Vater gefesselt war, um ihn herum ein Heer von Todessern, die alle wie irre lachten. Voldemort wandte sich ab und Harrys Blick folgte ihm hilflos. Cedric geriet in sein Blickfeld. Er lag vor dem Grab am Boden, im Tod seltsam verrenkt. Fassungslos starrte Harry in seine toten Augen, die ihn vorwurfsvoll anstarrten und dann hörte er seine Stimme. Warum hast du mir Cho weggenommen?. Harry wollte schreien, brachte jedoch keinen Ton heraus und schaffte es auch nicht den Blick von Cedric zu lösen, doch da tönte ein anderer Schrei durch die Dunkelheit und Harry riss den Kopf hoch. Er sah Malfoy am Boden liegen, sich krümmend und windend, und er schrie sich die Seele aus dem Leib. Voldemorts Zauberstab war auf ihn gerichtet und Harry hatte keine Zweifel, dass er ihn mit Cruciatus quälte. Malfoy schrie und schrie und Voldemort ließ nicht von ihm ab, auch nicht, als sein Schreien langsam schwächer wurde. Nein... nein... nein...nein... nein... nein... nein... nein... hör auf... hör doch auf... lass ihn... nein... nein... bitte... bitte nicht... hör auf... ich tu, was du willst... hör auf... hör endlich auf... Harrys Stimme war nur noch ein Wimmern, genau wie Malfoys. Narcissa Malfoy tauchte neben ihm auf und sah ihn vorwurfsvoll an. Warum hast du das getan...warum hast du meinen Liebling da mit reingezogen?... Warum lässt du ihn sterben? Harry starrte sie an, als könne er nicht verstehen, was sie sagte, doch da hörte Malfoy auf zu wimmern. Er schloss die Augen, um nichts sehen zu müssen, aber alles um ihn herum brannte sich durch seine Lider. Er konnte noch genauso sehen, wie zuvor. Sein Blick klammerte sich an dem gequälten Gesicht von Dracos Mutter fest, doch die griff in sein Haar und zerrte daran, bis er den Kopf wenden und zu Draco sehen musste. Draco lag genauso verkrümmt am Boden, wie Cedric und seine Augen waren genauso tot und leer. Harrys Blick blieb an diesen leeren grauen Augen hängen, obwohl Narcissa Malfoy ihn losgelassen hatte und neben ihm wimmerte. Das ist deine Schuld...du warst es ...du hast ihn getötet...du bist Schuld, dass er tot ist...du bist sein Mörder ...Mörder ... Mörder...Mööööördeeerr!!!!!! Plötzlich verwandelte sich das Gesicht Voldemorts in das seinige. Er starrte sich selbst an, wie er den Zauberstab noch immer auf Malfoy gerichtet hielt und dann richtete er genau diesen Zauberstab auf sich selbst und hörte sich mit Voldemorts schrillem Lachen den Avada Kedavra sprechen. Ein grünes Leuchten aus seinem eigenen Zauberstab raste auf ihn zu und er begann zu schreien. Nnnnneeeeeeiiiiinnnnnn........................ Harry fuhr schweißgebadet aus dem Schlaf, nur um festzustellen, dass es ein Traum gewesen war. Er keuchte und spürte Tränen auf seinen Wangen. Kraftlos, aber unendlich erleichtert ließ er den Kopf wieder sinken. Erst da wurde ihm bewusst, dass er sich wirklich nicht bewegen konnte und für einen kurzen Moment machte sich Panik in ihm breit, dass er doch nicht geträumt haben könnte, doch dann hörte er ein leises stetiges Pochen und bemerkte, dass er auf etwas warmen lag. Malfoy. Er lag noch immer auf Malfoy und hatte sich scheinbar völlig in dessen Umhang verheddert. Zudem hatte er das unangenehme Gefühl, dass ihn dessen Arme umklammerten, wie Schraubzwingen. Malfoy schlief und das Pochen, das er hörte, war sein Herzschlag. Harry fand sich mit seiner aussichtslosen Lage ab und schnaufte tief durch. Draco war am Leben. Diesmal hatte Voldemort es nicht geschafft einen Unschuldigen zu töten. Die Ereignisse der letzten Stunden strömten erneut auf Harry ein und zum ersten Mal fragte er sich, was mit ihm los gewesen war. Es war unglaublich, dass er in der Lage gewesen war, Voldemort so entgegen zu treten. Bei ihrer letzten Begegnung hatten ihm die ganze Zeit die Knie gezittert, auch wenn das vielleicht eher an seiner Beinverletzung gelegen hatte, und diesmal hatte er ihn angebrüllt und schonungslos provoziert, ja, es sogar geschafft einen seiner Flüche zu blocken und schneller als er zu sein, als er Malfoy angriff. Harry wusste nicht, was er davon halten sollte und zwangsläufig traten die Bilder des Traumes wieder in sein Bewusstsein, an den er sich erschreckend genau erinnern konnte. War er wie Voldemort? Konnte er so sein? Harry weigerte sich das zu glauben. Das Problem war jedoch, dass sich immer mehr Eigenschaften offenbarten, die Voldemorts ähnlich waren. Er musste an Albus Dumbledores Worte denken, dass Voldemort mit seinem Todesfluch einige seiner Kräfte auf ihn übertragen hatte und er fragte sich, ob er im Ernstfall wirklich die Wahl hatte, sich zu entscheiden, auf welcher Seite er stand, denn vorhin unten in der Halle, wäre ihm alles Recht gewesen, wenn er nur Malfoy nicht sterben sehen musste. Er hatte Dracos Leben gerettet, auf die harte Tour, doch er fragte sich, was geschehen wäre, wenn Voldemort es ihm im Austausch gegen seine Loyalität angeboten hätte. Harry wusste, dass er Malfoy um jeden Preis gerettet hätte, und ihm graute vor der Vorstellung, dass er vielleicht auch das getan hätte, nur um sich vor der Qual eines weiteren Toten zu retten, denn etwas sagte ihm, dass dann alles verloren war. Harry ließ den Kopf wieder auf Malfoys Brust sinken, so zuwider ihm das auch war, doch ihm tat eh schon alles weh und so konnte sich wenigstens sein Nacken entspannen. Es war stockdunkel und Harry fragte sich, wohin Malfoy sie gebracht hatte. Die Tatsache, dass Draco Malfoy apparieren konnte, war eine Überraschung gewesen. Er war fast sicher, dass er noch ein paar andere Tricks drauf hatte. Vermutlich hatte sein Vater ihn in den Ferien immer gedrillt. Harry fragte sich nur, wie sie das Zauberverbot für Hogwartsschüler umgangen hatten. Was ihn jedoch noch mehr verblüfft hatte, war der Umstand, dass es funktioniert hatte. Es bestätigte sein Gefühl, dass mit Hogwarts etwas ganz und gar nicht stimmte und er fragte sich, ob Malfoy das auch gemerkt hatte, oder einen Trick drauf hatte, der es ermöglichte auch hier zu apparieren, was allerdings schwer vorstellbar war. Er mochte einiges drauf haben, doch dass war doch ein bisschen hoch gegriffen. Harry hob den Kopf wieder, denn das Schlagen von Malfoys Herzen ließ ihm keine Ruhe und hinderte ihn am denken. Vorsichtig versuchte er sich zu befreien. Der Effekt war, dass sich Malfoys Finger in seinen Umhang krallten und er sich unruhig unter ihm bewegte. Resigniert starrte er in Malfoys blasses Gesicht. Inzwischen hatten sich seine Augen so weit an die Dunkelheit gewöhnt, dass er den Riss unter dessen rechtem Auge sehen konnte. Harry zweifelte nicht daran, dass das schmerzhafte Brennen auf seinem linken Jochbein von einer ähnlichen Verletzung stammte. Für die Zukunft würden sie beide mit einer Fluchnarbe im Gesicht rum laufen. Malfoys Seniors Fluch hatte sie gestreift, als er durch sie durchgegangen war. Darum fühlte er sich vermutlich auch so kraftlos. Noch jetzt tat Harry jeder Knochen weh, bei dem Gedanken, wie sie durch die Luft auf die Treppen geschleuderte worden waren. Malfoy würde sich wahrscheinlich noch ein bisschen mieser als er fühlen, nachdem er die ganze Zeit auf ihm gelegen hatte. Harry begann der Nacken so sehr zu schmerzen, dass er es nicht mehr schaffte den Kopf oben zu halten und so ließ er ihn resigniert wieder sinken. Das Resultat war, dass er Malfoys Herz noch deutlicher schlagen hörte und jeder Schlag fand ein Echo in seiner Seele. Malfoy war am Leben. Sein Herz schlug noch. Er lebte. Er war nicht tot, wie Cedric. Harry versuchte diese Tatsache, wie sonst immer, in seinem Inneren zu verschließen, denn Cedrics Tod ließ ihm keine Ruhe und immer noch stellte er sich die Frage, ob es einen anderen Weg gegeben hätte, doch das führte zwangsläufig jedes mal zum selben Ergebnis - der Einsicht, dass Cedric sterben musste, weil er ihn überredet hatte das Turnier gemeinsam zu beenden. Die Konsequenz daraus waren unerträgliche Schuldgefühle, die er nur bewältigen konnte, indem er sie verdrängte, doch das schaffte er im Moment offensichtlich nicht. Harry versuchte die Tränen, die in seine Augen stiegen, zurück zu blinzeln, doch es gelang ihm nicht. Gnadenlos stürzten sie aus seinen Augen, netzten seine Wangen und tränkten den Stoff von Malfoys Hemd. Tränen für Cedric Diggory, die er nie hatte weinen können, weil er sich bis heute nicht verziehen hatte, dass Cedric gestorben war. Tränen für seine eigene Unschuld, die er in dieser grausamen Nacht verloren hatte. Heute, als Voldemort Draco Malfoy dasselbe Schicksal angedroht hatte, war der Damm, der seine Gefühle von damals zurück gehalten hatte, gebrochen. Wieder hatte er die Angst, die Panik und das Grauen gefühlt, die er empfunden hatte, als er begriffen hatte, was geschehen war und er wusste, dass genau das Dracos Leben gerettet hatte. Er wusste, dass Cedric im verziehen hatte und ließ sich von seinem Traum nichts anderes weiß machen, doch bis jetzt hatte er es nicht geschafft, sich selbst zu verzeihen, denn er konnte sich nicht mit der Tatsache abfinden, dass er keine Chance gehabt hatte und das Cedric gestorben war. Harry wusste nicht, ob er sich das jemals verzeihen können würde. Er spürte ein Schluchzen in seiner Kehle und versuchte krampfhaft, es hinunter zu schlucken, doch er schaffte es nicht, es zurück zu halten. Es war, als wollten all diese Gefühle heraus. Viel zu lange hatte er sie verdrängt. Der Schock, dass mit Malfoy heute fast das Selbe passiert wäre, hatte Harrys Widerstand gebrochen und er war heilfroh, dass dessen Herz unter seinem Ohr noch genauso regelmäßig schlug, wie zuvor und er offensichtlich noch immer tief und fest schlief, denn die Vorstellung, er könnte mitbekommen, dass er wie ein kleines Kind weinte, ohne sich beruhigen zu können, trieb ihm die Schamesröte auf die Wangen. Harry erwachte zum zweiten Mal, als der Herzschlag in Malfoys Brust sich beschleunigte. Er hob den Kopf und sah in sein Gesicht. Seine Augen bewegten sich unruhig unter den Lidern und seine Lippen zitterten. Harry brauchte sich nicht zu fragen, was er träumte. Die Vorstellung, dass sein eigener Vater ihm den Todesfluch entgegen geschleudert hatte, war mehr als genug, um Alpträume heraufzubeschwören. Erneut versuchte er sich vorsichtig zu befreien, denn Draco würde gewiss nicht begeistert sein, mit ihm in den Armen aufzuwachen, doch da fuhr er auch schon hoch und Harry polterte zu Boden. Er konnte sehen, wie Malfoy schützend die Arme vor dem Gesicht kreuzte und wollte schon fast beruhigend seinen Arm berühren, als er sich plötzlich fing, die Arme senkte und sich aufrichtete. Nicht zum ersten Mal beneidete ihn Harry um seine Selbstbeherrschung. Draco sah keuchend zu ihm herunter, als er begriffen hatte, dass es ein Traum gewesen war. "Bist du endlich da, wo du hingehörst?", kam es rau über seine Lippen und er wollte nicht darüber nachdenken, wo Potter bis jetzt gewesen war, doch er fühlte sich wie gerädert. Harry hob nur die Brauen, bevor er langsam aufstand und sich streckte. Auch wenn er wenigstens auf Malfoy gelegen hatte, fühlte er sich doch zerschlagen. Es war nicht angenehm, sich nicht bewegen zu können. Harry schob den Vorhang des Bettes, auf dem sie gelegen hatten, beiseite. Erst als er zu Boden gegangen war, hatte er begriffen, dass sie in einem Himmelbett mit zugezogenen Vorhängen gelegen hatten und als er sich jetzt umsah, bemerkte er überrascht, dass sie sich im Jungenschlafsaal der Gryffindors befanden. Draco stand nun ebenfalls langsam auf. Er wirkte steif und Harry zweifelte nicht daran, dass er sich auch so fühlte. Er war wieder Nacht. Vermutlich hatten sie den ganzen Tag wie besinnungslos auf dem Bett gelegen und Harry fragte sich, warum Voldemort sie nicht gefunden hatte, doch dann wurde ihm klar, dass es keinen Gryffindor gab, der je die Seite gewechselt hatte und deshalb keiner der Todesser wusste, wo sich deren Schlafsäle befanden. Dracos cleverer Zug überraschte ihn ein wenig. Er stand vor dem großen Wandspiegel und starrte in sein blasses Gesicht. Jetzt konnte Harry die Schnittwunde auf seinem rechten Jochbein deutlich sehen, genauso wie die, die sein linkes Jochbein zierte. Die Verletzungen waren gegengleich identisch und Harry sah im Spiegel, dass Dracos Blick an seinem Gesicht hing. Ihre Blicke trafen sich. Jegliche Kälte war aus Malfoys Augen verschwunden. Emotionen wühlten das Grau auf und ließen es in allen Schattierungen schimmern. Die letzten Stunden hatten ihn völlig aus der Bahn geworfen und er hatte Mühe sich zu fangen. Draco starrte wieder auf den Schnitt unter seinem Auge. Er zweifelte nicht daran, dass die Narbe, die er zurück lassen würde, gleich der auf Potters Stirn ihn für alle Zeiten daran erinnern würde, was geschehen war - der Fluch seines eigenen Vaters hatte seines und Potters Gesicht berührt und Draco wusste, dass er nicht mehr leben würde, wenn Potter nicht gewesen wäre, doch er wusste nicht, ob er sich darüber wirklich freute. Eisige Kälte griff nach ihm und nur seine anerzogene Beherrschung hielt ihn gerade. Wenn es nach dem ginge, was in seinem Inneren tobte, wäre er auf die Knie gefallen und hätte vor Verzweiflung geschrieen. Wie hatte er das tun können? Was war er für ein Mensch, dass er ihn, seinen eigenen Sohn, töten konnte, ohne eine Miene zu verziehen? Konnte es wirklich sein, dass Voldemort ihn so unter Kontrolle hatte, dass er alles tat, was dieser verlangte? Draco konnte und wollte sich nicht vorstellen, dass sein Vater niemals etwas für ihn empfunden hatte. Er war sein Vater und auch, wenn er nie den Mut aufgebracht hatte, es zu zeigen, war es doch so, dass er seinen Vater, trotz all seiner Härte und Kälte, bewundert, verehrt und vermutlich auch geliebt, hatte. All das hatte sich in den letzten Stunden zerschlagen und nun wusste er nicht mehr, wo er hin gehörte, denn auch seiner Mutter konnte er nicht verzeihen, was sie getan hatte. Harry beobachtete ihn im Spiegel und fragte sich, was in seinem Kopf vorging. Er ahnte, dass es alles andere als einfach war, mit den gegebenen Tatsachen fertig zu werden. "Hast du verstanden, was ich meine?" Wieder trafen sich ihre Blicke im Spiegel. "Oh ja, das hab ich!" Noch immer klang seine Stimme rau und brüchig. Er schaffte es nicht, seine Gefühle zu unterdrücken, etwas, dass ihm noch nie passiert war. "Dein Vater ist nicht mehr er selbst!.....Voldemort knechtet seine Leute, gnadenlos. Widerstand gibt es bei ihm nicht!" Dracos Augen waren wieder kalt geworden, als er leise sagte: "Sprich in meiner Gegenwart nie mehr von meinem Vater, Potter!... Nie wieder... hast du gehört?... Ich dachte immer es sei nicht so toll, keine Eltern zu haben... Heute habe ich begriffen, dass du froh sein kannst, keine zu haben....!" Harrys Reaktion kam völlig unerwartet für Draco. Er wandte sich um, zerrte etwas aus dem Koffer vor dem Bett, in dem sie gelegen hatten und verließ den Schlafsaal. Viel zu spät wurde ihm klar, dass er Potter zum ersten Mal wirklich verletzt hatte und dabei war das noch nicht mal seine Absicht gewesen. Harry umklammerte den Verschluss des Tarnumhanges, als könne ihn das vor Malfoys Worten schützen, während er mit der Karte des Rumtreibers vor Augen durch die Gänge hetzte. Malfoy hatte ihn so kalt erwischt, dass er nicht in der Lage gewesen war, anders zu reagieren. Es war wie ein Schlag ins Gesicht gewesen, als Harry versucht hatte, das Verhalten von Malfoys Vater mit dem seiner eigenen Eltern auf einen Nenner zu bringen, während er gleichzeitig absolut sicher war, dass sein Vater niemals dergleichen getan hätte. Harry wusste, dass er das nicht beweisen könnte, schon allein die Vorstellung davon tat weh und sorgte gleichzeitig dafür, dass er Malfoys Reaktion irgendwie verstehen konnte. Leider war er im Moment emotional nicht in der Lage, damit umzugehen. Zuviel war passiert und es gab zu viele Sachen, um die er sich Gedanken machen musste: Was war wirklich mit den Schülern passiert? Warum zeigte die Karte nur noch Voldemort und seine Todesser? Warum hatte Dumbledore nichts unternommen? Tausend Fragen, auf die er keine Antwort fand. Die Gänge, durch die er hetzte, waren menschenleer. Doch es gab auch keine Zeichen für Gewalttaten. Es gab gar nichts, woraus er schließen konnte, was passiert war. Und dann war da noch dieses seltsame Gefühl, dass Hogwarts nicht mehr so existierte, wie zuvor. Ein Indiz dafür war der Umstand, das Draco appariert war, denn normalerweise konnte man das in Hogwarts nicht. Was also hatte Voldemort angestellt? Harry war sich noch immer sicher, dass den Schülern und Lehrer nichts geschehen war. Er wusste nicht warum, doch er zweifelte nicht an dieser Überzeugung, auch wenn alles menschleer war. Seine ziellose Wanderung endete auf dem Nordturm. Harry war schon einmal mit Hermine hier gewesen, um Norbert, Hagrids Drachenbaby, mit Freunden von Rons Bruder Charlie nach Rumänien zu schicken. Damals war die Sache alles andere als erfreulich verlaufen. Heute waren keine Lehrer in Sicht, die ihm hätten Schwierigkeiten machen können. Er stellte fest, dass ihm das irgendwie nicht gefiel. Der kalte Novemberwind strich ihm durchs Haar und blies die Kapuze von seinem Kopf. Harry schloss die Augen und genoss die kühlende Luft auf seiner brennenden Haut. Er musste nachdenken. Er musste unbedingt nachdenken und sich klar werden, was er tun konnte. Doch das war nicht so einfach, wenn im Kopf alles durcheinander lief und er am liebsten alles vergessen hätte Dumbledores Worte Einen schwarzen Magier kann man nur mit seinen eigenen Waffen schlagen!, fielen ihm ein, doch wenn er Professor McGonagalls Worte richtig interpretierte, war das alles andere, als ungefährlich. Harry schalt sich einen Narren. Wie sollte ein kleiner Zauberschüler, wie er, gegen einen mächtigen schwarzen Magier, wie Voldemort antreten. Dazu war er viel zu unerfahren. Die Frage war, wer es noch tun könnte, jetzt, wo Dumbledore ganz offensichtlich ausgeschaltet war. Harry lehnte seine Stirn gegen die kalten, steinernen Zinnen und versuchte seine aufgewühlten Gedanken zu beruhigen. Es dauerte eine Ewigkeit, und er war schon ziemlich erfroren, bis er es endlich schaffte seinen Kopf leer zu bekommen und sich auf das wesentliche zu konzentrieren. Zuallererst musste er wissen, was wirklich geschehen war. Dann musste er dafür sorgen, dass Malfoy sich in Sicherheit brachte und etwas sagte ihm, dass das der schwierigere Teil seiner Pläne war, denn sein Verhalten im verbotenen Wald ließ darauf schließen, das er sich schon wieder in seiner Schuld wähnte. Und danach musste er sich fragen, wie es weiterging. Er wusste, dass es im Moment keinen Sinn hatte, darüber nachzudenken, denn zuerst musste er die Lage klären und Malfoy loswerden. Harry ließ die Schultern hängen. Er wusste nicht, wie es weitergehen sollte und beschloss zuerst einmal in den Gryffindorturm zurück zu gehen. Unbewusst strich er sich über die Narbe auf seiner Stirn. Die Tatsache, dass der Schmerz darin noch nicht zurück gekommen war, begann ihn nervös zu machen, doch er verdrängte es - wie so vieles. Automatisch checkte er trotz Tarnumhang die Karte des Rumtreibers, bevor er sich auf den Weg nach unten machte, nur um gleich darauf in der Bewegung zu erstarren. Worte erschienen auf dem Pergament. Worte, die er nie zuvor gesehen hatte, Hallo, Harry, ich habe verdammt lange gebraucht dich zu finden! Harry starrte auf das Papier und fragte sich, was los war. Du fragst dich, was geschieht, nicht wahr?... Das wundert mich nicht...es ist ja auch seltsam, mit einem Stück Papier zu kommunizieren! >Wer ist da?< Ich bin es Harry...Albus Dumbledore... noch kann ich denken und deine Gedanken fühlen... auch wenn ich nicht weiß, wie lange Fawkes noch durchhält... es ist ein Glück, dass du diese Karte hast!.... Doch ich darf keine Zeit verschwenden!... ich war mehr als überrascht, festzustellen, dass du und Mr. Malfoy nicht auf dem Gelände wart, als Voldemort seinen Zeitbann sprach und es ist auch nicht besonders dienlich, denn ich denke inzwischen weiß er, dass du am Leben und außerhalb des Bannes bist! >Zeitbann?< Harry hatte begriffen, dass Dumbledore seine Gedanken empfing. Voldemort hat Hogwarts aus dem Zeitstrom entfernt und damit auch alle Menschen, die sich im Radius seines Bannes befinden...ich kann nur mit dir reden, weil Fawkes seine Kräfte einsetzt, um mich bei Bewusstsein zu halten... wie lange weiß ich nicht... ich habe sehr lange gebraucht, dich und die Karte zu finden...Wichtig ist, dass ich einen Gegenzauber gesprochen habe, den nur du lösen kannst... >Iiiiiiccchhhhhh?.... ich bin einer ihrer Schüler, Professor Dumbledore!> Du bist der einzige Zauberer, der es gewagt hat Voldemort entgegen zu treten, den er noch nicht geschlagen hat, Harry! Stille! Die Karte zeigte keine weiteren Worte und Harry war nicht in der Lage zu denken. Dumbledore Worte hatten seinen Kopf leer gefegt. Hast du verstanden, was ich sagen will? >Ja!< Harry, du bist im Moment der einzige, der etwas tun kann!... Hör mir gut zu...Zeitzauber gehören zur hohen Magie...es gibt in Hogwarts Bücher darüber, doch nicht in der verbotenen Abteilung...Diese Magie ist nicht jedem zugänglich...in der Bibliothek gibt es einen geheimen Raum...Er befindet sich im hintersten Teil der verbotenen Abteilung...dort findest du Zauber, die dir helfen... der einzige Lehrer...der dir...Snape Eine Pause entstand, von der Harry nicht wusste, was er halten sollte. >Professor?< ...du kannst mich leider nicht erreichen, denn Fwakes hat einen Bann über meine Räume gelegt, der mich schützt, also musst...Lehrer zurückholen, der dir hilft...gemeinsam könnt... Snape kann...der Zauber braucht viel Kraft Wieder eine Pause. Harry hatte das deutliche Gefühl, das nicht alles bei ihm ankam und verlor den Überblick. Was wollte Dumbledore ihm sagen? ...übrigens musst du dich und Mister Malfoy von der Karte löschen, denn dann kann dich auch Voldemort nicht finden...der Zauberspruch lautet Reducio Veritae Persona aber nun zu der Kammer... Pause. ... es scheint, als gingen Fawkes Kräfte zu Ende...Hör zu Harry...alle Zauber in Hogwarts sind außer Kraft, weil es sich nicht mehr in der Zeit befindet,...doch die Kammer... Schon wieder eine längere Pause, Harry befürchtete schon, dass es vorbei war, als noch einmal Krakel auf dem Papier entstanden, die er kaum entziffern konnte Kammer...hinterster Teil de rverbo...Abteilung...kein Zauber...ein ...sim...Trick......es.........reine.........me... Du......lo.........denk...Einen schwarzen Magier ... kann ...... ... man...dass ist......Aufgabe Harry wartete, doch es erschien nichts weiter. >Verdammt, wie kann es ausgerechnete jetzt aufhören, was meint er mit Trick?.... Kein Zauber?.....Wie kann das sein....Ich fasse es einfach nicht...Will Dumbledore, dass ich gegen Voldemort antrete?...Was meint er mit Aufgabe...Einen schwarzen Magier kann man nur mit seinen eigenen Waffen schlagen?... Aber doch nicht ich?... Ich kann doch nicht Hogwarts in die Zeit zurück holen!.... Ich doch nicht...ich bin Schüler... nur Schüler... Harrys Gedanken rissen ab. Er konnte nicht fassen, was soeben geschehen war. Dumbledore hatte ihm gerade erklärt, dass er der letzte war, der Voldemort entgegen treten konnte - er, ein fünfzehnjähriger Zaubererschüler. Wie konnte er das von ihm erwarten? Was erwartete er überhaupt? Harry zweifelte kaum noch daran, dass er irgendetwas falsch verstanden hatte, doch leider schaffte er es nicht, sich zusammenzureimen, worum es genau ging. Es blieb die Tatsache, dass Dumbledore von ihm erwartete, dass er handelte, auch wenn er nicht genau wusste, was er tun sollte. Nach einer Ewigkeit schaffte er es endlich, sich wieder zu fassen. Im Osten ging schon die Sonne auf, als er sich sammelte und beschloss erst einmal Malfoy und sich von der Karte zu löschen, doch ein Blick darauf versetzte ihm erneut einen Schock. Die Todesser und Voldemort waren im Gryffindorturm und Malfoy war mitten unter ihnen. "Soso... da haben wir ja den Ausreißer!... Malfoy, wie konntest du einem minderjährigen Zauberer beibringen zu apparieren?....... Schlimm, schlimm, schlimm!" Draco, wieder einmal starr vor Entsetzen, sah in das Gesicht seines Vaters, doch er erkannte ihn kaum. Seine Augen waren verquollen, die Lippen aufgeplatzt, Wangen, Stirn und Kinn aufgeschürft und alles andere blau unterlaufen. Nichts war mehr zu sehen von der eleganten Erscheinung Lucius Malfoys. Zweifellos war Voldemort sehr wütend gewesen, doch Draco stellte fest, dass er ihm nicht leid tat. "Nun ja, der Fehler ist behoben... jetzt müssen wir nur noch auf den strahlenden Helden warten!" Draco wandte Voldemort den Kopf zu und sah ihn zum ersten Mal direkt in die Augen. Das Entsetzen blieb aus. Zuviel hatte ihn in den letzten Stunden überrollt. Seltsamerweise hoffte er, dass Potter nicht noch einmal den selben Fehler machen würde. Vermutlich war es ganz einfach so, dass er genug gesehen hatte, um zu wissen, dass er nicht noch einmal so unverschämtes Glück haben konnte. Voldemort starrte in sein blasses Gesicht und Draco wurde klar, warum Potter so mutig gewesen war. Wenn man in diese Augen sah, schloss man mit dem Leben ab und danach war alles egal. "Was für ein kleiner Süßer, Malfoy, eigentlich schade, dass du ihm das mit deiner Alten nicht austreiben konntest!.....Genauso ein Weichling wie deiner Goyle!" Terence Goyle senkte den Blick, als er auf seinen Sohn Gregory angesprochen wurde, der genau wie Draco nach Hogwarts zurückgekehrt war. "Vincent ist da ganz anders!...." Es dauerte einen Moment, bis Draco klar wurde, dass er Crabbe Junior meinte. "Willst du ein bisschen Spaß haben, Vincent? Ich hab gehört, dass unser lieber Draco hier ganz schön fies sein kann!" In Crabbe jr. Gesicht breitete sich ein Grinsen aus, das Draco nur als pervers definieren konnte. Zum ersten Mal schauderte er. "Du kannst ihn haben....aber lass ihn leben, bis wir Potter haben!" Jetzt packte Draco das Entsetzen und er erwischte sich, wie er darauf hoffte, dass Potter doch erschien. Einen Moment später setzte sein Verstand aus, denn Voldemort hatte ihn mit Imperius belegt. "Auf die Knie, Kleiner!... Und du siehst zu, Malfoy!" Alles, was dann kam, wollte Draco nur noch vergessen. Voldemort ließ ihn auf allen Vieren von einem Todesser zum nächsten kriechen, Stiefel lecken und Hosensäume küssen. Irgendwann schaltete Draco den Rest Verstand, den er noch hatte ab, doch als Voldemort den Imperius an Crabbe Senior weitergab, wurde es noch schlimmer. Sein ehemals bester Freund machte sich einen Spaß daraus ihn nach Strich und Faden zu verprügeln und konnte gar nicht genug davon bekommen, dass er vor ihm am Boden kroch und um Gnade winselte. Er war gerade dabei, Dracos Hemd herunter zu reißen, als ein heftiger Ruck anzeigte, dass Voldemort wieder das Kommando übernommen hatte und ihn erneut vor Crabbe jr. auf die Knie zwang. Plötzlich herrschte Stille und Draco wandte den Kopf. Er hatte nicht mitgeschnitten, dass das Fenster zerschlagen worden war, denn sein einziges Ziel war, all das aus seinem Kopf auszuschließen, doch plötzlich konnte er wieder sehen, klarer als je zuvor. Auf dem Fenstersims stand Potter. Draco hatte keine Ahnung, wie lange er da stand und es war ihm auch gleich, Hauptsache, diese Demütigungen hatten ein Ende. "Ich hatte die Hoffung schon fast aufgegeben!", ließ sich Voldemort vernehmen. Harry stieg unbeeindruckt vom Fenstersims und kam auf Draco, der noch immer wie ein geschundenes Tier am Boden hockte zu. "Das ist es, was du brauchst, nicht wahr? ... Demütigen, quälen, verletzen, vernichten! Das ist deine Erfüllung! ... In so einer Welt lohnt sich das Leben nicht!" Harry packte Draco schmerzhaft an der Schulter und zog ihn auf die Füße, denn er konnte seinen Anblick so nicht mehr ertragen. Tief in ihm loderte etwas, was er nie zuvor gespürt hatte. "Ich hoffe wirklich, dass ich niemals so weit komme!" "Du geht's nirgends wo mehr hin und brauchst dir darum keine Sorgen mehr zu machen!" Voldemort konnte nicht ahnen, was Harry gemeint hatte und erneuerte den Imperius auf Malfoy. Er zwang ihn wieder auf die Knie, doch zum ersten Mal rührte sich etwas in Dracos Kopf. >Ich darf das nicht zulassen!< "Vincent, gib ihm seinen Zauberstab!" Crabbe gehorchte augenblicklich und hielt Draco seinen Zauberstab hin. Er spürte, wie Voldemort ihn zwang, diesen zu nehmen. Was sollte das werden? Voldemort ließ ihn aufstehen und einige Schritte zurücktreten. "Und was nun, Potter?" Harry starrte in Dracos Gesicht und fragte sich, was Voldemort vorhatte, doch eigentlich war es gleich. Bevor er vom Feuerblitz, der jetzt irgendwo in der Tiefe im Gras lag, auf den Fensterkopf gestiegen war, hatte er sich von seinem Leben verabschiedet. Er war der Aufgabe, die Dumbledore ihm stellte nicht gewachsen, er wusste nicht einmal, ob er Malfoy noch einmal retten konnte, doch er wusste, dass er es wenigstens versuchen musste. "Nun, kleiner Malfoy, wenn du diese Aufgabe meisterst, befreie ich dich von all deinen Leiden und mache dich zu einem der meinen! Dann darfst du mit Vincent spielen!" In Harry Gesicht zeigte sich ein zynisches Lächeln. Das passte zu Voldemort. Er fragte sich nur noch, warum er bisher nicht auf die naheliegendste Idee gekommen war. Er wusste, dass er handlungsunfähig war, solange Voldemort Malfoy in der Hand hatte, doch offenbar konnte er sich absolut nicht vorstellen, dass es irgend etwas gab, was Harry zwingen könnte, sich in seine Hände zu geben. Dabei wäre es so einfach. Um ein Leben zu retten, würde er alles tun. Crabbe jr. keuchte inzwischen erschrocken und Harry sah, wie ihn sein Vater trat, doch er konzentrierte sich auf Draco, denn er ahnte, was kommen sollte und fragte sich, was geschehen würde. Das Ergebnis war auf jeden Fall das selbe. Draco Malfoy würde leben. Draco sah teilnahmslos in das Gesicht seines Gegenübers, denn Voldemort hatte seinen Imperius verstärkt. "Töte ihn, Draco!... Nutze Avada Kedavra!... Ich weiß, dass du es kannst... ich helfe dir!" Es herrschte Totenstille, als Draco langsam den Zauberstab hob und auf Harry richtete. Harry rührte sich nicht. Seine Augen trafen Dracos. Wie im Spiegel konnte er das Fluchmahl sehen, doch er wusste nicht, was er tun würde. Es war ihm gleich, denn der Gedanke, von dem, was Dumbledore erwartete, erlöst zu werden, war verlockend. Hing er denn wirklich nicht am Leben? Zynisch beantwortete er seine eigene Frage: An welchem Leben? Von seinem Leben war nichts mehr übrig. Draco klammerte sich an diese grünen Augen. Mit allem an Verstand, was er noch aufbringen konnte, krallte er sich an ihnen fest. Er spürte, wie Voldemort stumm sein Handeln lenkte und er wusste, wenn er siegte, würde Potter sterben und er wäre am Ziel seiner Träume, doch seine Mutter wäre für den kläglichen Rest ihres Lebens unglücklich. Würde er sie wirklich strafen für das, was sie getan hatte, wenn er auf Seiten Voldemorts stand? Wenn er sich seinen Vater ansah wusste er, dass er diese Frage nur mit ja beantworten konnte. Draco spürte, wie seine Lippen begannen den Todesfluch zu formen. Er musste sich entscheiden. Wieder klammerte er sich an Potters grünen Augen fest. Die Selben, die ihn angesehen hatten, als sie zusammen am Fuß der Treppe gelandet waren, nachdem sein Vater ihn hatte töten wollen, doch etwas darin fehlte. Einen Moment lang fragte er sich, was es war, bis er begriff, dass es das Leben darin war. Potters Augen waren tot. Er hatte aufgegeben und Draco fragte sich, wie das sein konnte. Potter hatte sich niemals unterkriegen lassen. Er durfte sich nicht unterkriegen lassen! Wie sollte es sonst weiter gehen? In diesem Moment wurde Draco Malfoy klar, dass er sich von seiner Vorstellung ein Todesser zu sein, soweit entfernt hatte, wie er es nie für möglich gehalten hätte. Seit er denken konnte, hatte sein Vater darauf hingearbeitet, dass er eines Tages mit ihm gemeinsam an Voldemorts Seite stand und Draco hatte das niemals angezweifelt. Es hatte ihm Spaß gemacht über Schlammblüter herzuziehen und in den Augen seines Vaters minderwertige Zaubererfamilien zu verspotten, ohne dass er es je hinterfragt hatte. Doch das war es nicht, was es bedeutete ein Todesser zu sein. Das hatte er in der letzten Stunde begriffen. Potter hatte mit jedem Wort recht gehabt, was er gesagt hatte: Demütigen, Quälen, Verletzen, Vernichten, ohne Gnade, ohne Gewissen, ohne auch nur zu denken und absoluter Gehorsam gegenüber den Lord, das war es, was einen Todesser ausmachte und Draco hatte das deutliche Gefühl, dass er das nicht wollte, auch wenn es ihn vielleicht das Leben kostete. Er hatte verstanden, was seine Mutter ihm hatte sagen wollen. Draco traf eine Entscheidung. Noch immer war sein Zauberstab auf Potter gerichtet, noch immer spürte er, dass es fast unmöglich war dem Willen Voldemorts zu widerstehen, doch er wusste, dass er sich wehren musste, wenn er Potter nicht töten wollte und das wollte er nicht. Vermutlich hatte er es nie wirklich gewollt. Es war nicht das Selbe, wenn man es immer wieder sagte, oder vor jemandem stand und sich fragen musste, ob man es wirklich tun sollte. Unmerklich veränderte sich der Ausdruck in den grünen Augen, denn sie hatten in den grauen gesehen, dass eine Entscheidung gefallen war. Keuchend riss Draco den Zauberstab nach unten. "Nein!!!" Im gleichen Moment wurde er an die Wand geknallt und dort festgenagelt. "Hab ich mir's doch gedacht!... Das man aber auch alles selber machen muss!" Es klang nach Lachen. Harry zweifelte nicht daran, dass er es von Anfang an gewusst hatte, doch sein Blick hing immer noch an Malfoys. Er fragte sich, wie er so wahnsinnig sein konnte, denn er zweifelte noch immer nicht daran, dass das für sie beide das Todesurteil war. Doch Malfoys Blick sagte etwas anderes und er spürte, dass er ihn zwang zu handeln. "Ja, genau, schau ihn dir noch mal genau an, Potter!... Es ist das letzte Mal! Wenn ich mit dir fertig bin und er weiß, was ihn erwartet, lass ich den kleinen Vince weitermachen. Was hältst du davon?.... Der wird bestimmt Spaß daran haben Malfoy noch ein paar von den Demütigungen heimzuzahlen, mit denen er ihn die ganzen Jahre gequält hat!" Harrys Blick traf Voldemorts. "Noch mehr demütigen, oder?... Du glaubst, das macht ihn glücklich? Er weiß doch nicht mal, was glücklich sein heißt!" Seine Stimme war leise und ausdruckslos, doch er sah zu Crabbe junior und begriff, dass es diesen wahrscheinlich wirklich auf perverse Art glücklich machen würde. >Wie kann man nur so krank sein?< Malfoy mochte sein ganzes Leben ein Idiot gewesen sein, doch das, was ihm hier geschah, hatte selbst er nicht verdient. Das hatte niemand verdient. Voldemort ließ ihn nicht aus den Augen und bemerkte seinen Blick zu Crabbe. "Keine Sorge, es macht ihn glücklich, das weiß ich!" Sein widerliches, lippenloses Grinsen bestätigte seine Worte. "Aber das braucht dir keine Sorge zu machen!.... Du wirst es nicht mehr erleben!" Urplötzlich wurde Harry klar, was er meinte und dieser Augenblick fehlte ihm, um auszuweichen. Voldemort lähmte ihn. Er kam auf ihn zu und strich ihm mit dem Zauberstab über den Schnitt unter dem Auge. "Weißt du eigentlich, dass du nie wieder soviel Glück haben wirst, wie gestern Nacht?" Harry bezweifelte nicht, dass er recht hatte, doch auch seine Stimme war gelähmt und so konnte er nicht antworten. An der Spitze von Voldemorts Zauberstab erschien eine blaue Flamme, wieder berührte er sein Gesicht. In Harrys Kopf explodierten Schmerzen, obwohl er auf seiner Haut nicht einmal eine Rötung hinterließ. Sein Herz begann zu rasen und sein Körper schien in Flammen zu stehen. Harry wollte schreien, konnte es aber nicht. Im nächsten Moment sackte er am Boden zusammen und der Schmerz hörte auf. Voldemort hatte von ihm abgelassen. Er keuchte. "Ohne deine schöne Stimme macht das gar keinen Spaß. Mein Bedarf an Schreien ist noch längst nicht gedeckt!" Harrys Blick traf erneut Voldemorts und Erstarrung machte sich in ihm breit. Seine Zweifel an seiner Fähigkeit, Dumbledores Bitte zu erfüllen, lähmten ihn. Er wollte sich nicht wehren. Er wollte sterben. Flüchten. Potters unbeeindrucktes Gesicht begann Voldemort zu reizen. "So, es interessiert dich also nicht... nein! Darf ich weiter machen?... kein Gewimmer, kein Geheule!.... Wir werden ja sehen!" und in diesem Moment traf ihn der Cruciatus mit voller Wucht. Hatte Harry geglaubt, er wüsste noch, was das bedeutete, so hatte er sich getäuscht. Er hatte es vergessen. Solchen Schmerz musste man wohl vergessen. Sein Körper wurde von glühenden Messern zerschnitten, ohne dass man eine Wunde sah und er schrie, schrie wie beim letzten Mal und noch mehr. Wie hatte er sich das antun können? Warum war er nicht einfach abgehauen? Wieso hatte er diesen Schmerz vergessen? Voldemort ließ nicht von ihm ab. Er verstärkte den Fluch im Gegenteil noch. "Ja.... so ist es gut.... das will ich hören.... das entschädigt mich dafür, dass mir diese verdammte Schule durch die Lappen gegangen ist.... genau so!" Für Harry machte es keinen Unterscheid mehr. Sein Körper war an der Grenze des Erträglichen angelangt und seine Stimme überschlug sich. Draco schloss die Augen und wünschte sich, Voldemorts Befehl ausgeführt zu haben. Hatte er noch irgendwelche Zweifel gehabt, so verschwanden die, als er Potter schreien hörte. Da war es sogar eine Gnade, wenn einen der eigene Vater umbringen wollte. Draco war sicher, dass das die beste Lösung gewesen wäre. Er wünschte, seine Ohren auch verschließen zu können, denn dann müsste er auch Potters Schreie nicht mehr hören. Es war noch schlimmer, als seinen sich windenden und krümmenden Körper zu sehen. Woher nahm er die Kraft, dass so lange auszuhalten? Draco riss die Augen wieder auf, als die Schreie aufhörten einen Moment befürchtete er das Schlimmste, auch wenn er nicht mehr so genau wusste, was das Schlimmste war, doch dann sah er, dass Potter noch immer keuchend atmete. Voldemort stand vor ihm und sah auf ihn hinunter, das Gesicht ausdruckslos, "Bettle....bettle um deinen Tod.....mach schon!" Harry presste die Stirn gegen den Steinboden und ließ die Kälte in seinen Körper eindringen, um die Nachwirkungen des Cruciatus zu überwinden. Er konnte Voldemort ganz deutlich verstehen und wusste, dass es ganz einfach war, doch etwas wehrte sich dagegen. So sehr würde er sich nicht erniedrigen, "Niemals!", es war nur noch ein heißeres Flüstern, doch jeder im Raum hatte es verstanden. Das Grinsen, das in den Gesichtern der meisten Todesser erschienen war, als Voldemort Potter die Wahl ließ, verschwand wieder und Dracos Lippen öffneten sich fassungslos, "Hör auf!....Hör auf....", schrie er Voldemort an. Der wirkte wieder ein wenig amüsiert, "Siehst du, dein Freund bettelt für dich!", jedes Wort troff vor Hohn, "Würdest du für ihn auch betteln?..." Draco fuhr zusammen, "Nein....du doch nicht....Potter doch nicht.....es reicht, doch, dass deine Mutter gebettelt hat, nicht wahr....zum Glück wusste sie nicht, wie wertlos dein Leben war!" Harry wandte den Kopf langsam Voldemort zu, um ihn ansehen zu können. Jede Bewegung tat ihm weh. Er hatte es immer noch nicht gemerkt. Gerade eben war er wieder an der Lösung vorbei geschlittert. "Niemals!", kam es erneut über seine Lippen, obwohl er sich von ganzem Herzen wünschte, dass er vorbei war, und wieder hüllte der Cruciatus ihn in Schmerzen. Diesmal war Voldemort wirklich wütend und traktierte ihn noch heftiger. Draco spürte Tränen über seine Wangen rinnen. Er sah den verächtlichen Blick seines Vaters und das fiese Grinsen von Crabbe junior, doch es war ihm gleich. Das war nicht mehr erträglich. Er wusste nicht, wie lange Voldemort Potter schon quälte und er hatte das Gefühl, dass er immer wütender wurde. Warum, konnte er sich nicht mehr fragen. Er konnte nicht mehr denken. Ein wütendes Kreischen beendete Harrys Qualen von neuem. Er schnappte keuchend nach Luft und fragte sich, ob das die Art sein würde, auf die er sterben würde, denn der Schmerz nahm ihm die Fähigkeit zu atmen. Gerade eben hatte er nur noch weißen Nebel gesehen. Warum machte Voldemort nicht einfach Schluss? >Wehr dich!<, schrie eine Stimme in seinem Kopf. >Du darfst nicht einfach aufgeben!< >Wozu?<, kam die Gegenfrage. >Weil du leben musst!< >Wozu??< >Sieh in dein Herz, dann weißt du es!< Voldemort versetzte ihm einen Tritt und schleuderte ihn mit einem Fluch gegen die Wand. >Sieh in dein Herz!!!!! Tue es!< Harry schloss die Augen, er war so fertig, dass selbst diese Stimme ihn beeinflussen konnte. Ein weiterer Fluch knallte ihn auf den Boden und Harry ballte die Hände zu Fäusten, um sich konzentrieren zu können. Das erste, was er sah, war Malfoy, wie er an der Wand hing, den verzweifelten Blick an ihn geklammert und sich genau wie er wünschend, dass es vorbei wäre. >Tiefer!< Hogwarts und Dumbledore, McGonagall und der Gryffindorturm blitzten auf, Cho, die Weasleys, Hagrid, Ron und Hermine. Etwas machte sich in ihm breit. Ein Gefühl, dass er nie zuvor gespürt hatte. Ein weiterer Tritt Voldemorts in seinen Magen, hinterließ brennende Übelkeit, doch Harry gab keinen Ton von sich. Er war weit fort und er wusste, dass noch etwas kommen würde. Er sah strahlendes Licht und spürte neben diesem fremden Gefühl tröstende Wärme, bevor der Nebel zerriss und er seine Mutter und seinen Vater sehen konnte. Ihre Gesichter waren voller Entsetzen und Sorge um ihn. >Dafür....Harry!... Dafür!< Ein Ton drang an sein Ohr, so hell, klar und voller Hoffnung und Wärme, der alle Schmerzen verschwinden ließ. Harry kannte ihn. Es war der Gesang eines Phönix - Fawkes. Plötzlich begriff Harry, wie nah er dem Ende war, denn er war sicher, dass Fwakes sonst nicht eingegriffen hätte. Er fragte sich, wie dieser Phönix das machte. Harry hob den Kopf. Wärme, Hoffnung und Trost waren verschwunden. Zurückgeblieben waren die Schmerzen und dieses andere Gefühl, das immer mächtiger wurde. Er sah sich zu Voldemort um, der sehr zufrieden schien. "Und...bettelst du jetzt?" "Niemals.....!" Voldemort lachte nur. "Macht weiter, bist er um Gnade wimmert... Irgendwann hat er genug!...." Wieder suchte ihn der Cruciatus heim, diesmal gleich von mehreren Seiten, was aber keinen großen Unterschied macht, doch Harry schrie nicht mehr und Voldemort wandte sich ihm verblüfft zu, bevor rasende Wut sich in ihm breit machte. Wieder knallte Harry gegen die Wand, diesmal jedoch blieb er hängen, denn Voldemorts Fluch presste ihn so hart dagegen, dass er das Gefühl hatte zerquetscht zu werden. "Hör auf so zu tun, als könntest du das ertragen!.... Sogar Malfoys Bengel heult schon!" Harry sah zu Draco hinüber und stellte schockiert fest, dass Voldemort die Wahrheit sagte, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, dass Malfoy sich dessen bewusst war, dass ihm die Tränen über die Wangen rannen. Draco hatte es aufgegeben wegzusehen, denn was auch immer geschah, diese Bilder hatten sich in seine Seele gebrannt. "Ihm reicht es ganz offensichtlich... Aber weißt du was, Potter...", Voldemort machte einen Gedankensprung, "ich werde ihn erlösen... ich werde deinen Wunsch erfüllen, Lucius.....dein Bengel wird ein Todesser und garantiert nie wieder heulen. Er fuhr herum und der Fluch, der Harry gehalten hatte, schleuderte alle Bilder von den Wänden, während Harry zu Boden knallte, doch er starrte noch immer Malfoy an und sah in dessen Gesicht das blanke Entsetzen. Draco widerstand der Lähmung und schüttelte voller Verzweiflung langsam den Kopf. "Nein...." Er wollte es nicht. Er wollte nicht so wie sein Vater oder Crabbe junior sein. Niemals, doch er sah in Voldemorts Augen, dass er keine Wahl mehr hatte. Das Gesicht seiner Mutter flackerte vor seinen Augen, >Verzeih mir....Verzeih mir, dass ich dir nicht geglaubt habe... verzeih mir!!!< Er riss seinen Blick von Voldemort und starrte zu Potter hinüber. "Hilf mir.....lass es nicht zu...bitte!" Dracos Stimme war nur noch ein tonloses Flüstern und Voldemort knallte ihm den Zauberstab ins Gesicht. "Er wird dir nicht helfen... denn er ist am Ende... fertig... er ist tot.", doch Draco starrte noch immer Harry an und sah, dass er aufstand. Alle Aufmerksamkeit war auf Voldemort und Malfoy junior gerichtet. So bemerkte keiner, dass Harry sich langsam aufrichtete, die Füße einen nach dem anderen aufsetzte und aufstand. Schmerzen zerrissen seinen Körper, dass es fast unerträglich war, doch sie waren nichts mehr im Vergleich zu dem, was jetzt sein ganzes Denken und Handeln beherrschte. Harry hatte erkannt, was tief aus seiner Seele aufstieg. Er wusste, was es war. Es war Hass, abgrundtiefer, gnadenloser, alles verzehrender, bitterer Hass auf Voldemort. Er konnte ihn in jeder Faser seines Körpers spüren und auf seinen Lippen schmecken. Er schmeckte nach dem Blut in seinem Mund und brannte in seiner Seele, genauso stark wie die Schmerzen in seinem Körper. Bis zu diesem Moment hatte er nicht wirklich gewusst, was es hieß zu hassen. Voldemort hatte ihm alles genommen, was ihm etwas bedeutete, angefangen mit seinen Eltern, seinen Freunden und Lehrern, bis hin zu Hogwarts, seinem Zuhause und selbst wenn Malfoy das unbedeutendste in seinem Leben war, würde er nicht zulassen, dass er das auch noch nahm, wenn Draco Malfoy es nicht wollte und das er es nicht wollte, bezweifelte Harry nicht mehr. Er hatte es schon geahnt, als er sich weigerte, ihn zu töten, doch der Blick, mit dem er ihn jetzt ansah, löschte alle Zweifel aus. "Niemals lasse ich das zu!" Einen Moment herrschte verblüffte Erstarrung, bevor sich alle Blicke wieder Harry zuwandten. Voldemorts rotglühende Augen trafen auf Harrys jetzt eisige, grüne. Draco kannte diesen Blick. So hatte Potter ausgesehen, bevor sie sich in Zaubertränke geprügelt hatten. Damals hatte er bewusst nicht nach seinem Zauberstab gegriffen. Jetzt zog er ihn langsam aus der Innentasche seines Umhangs. "Was hast du gesagt....?" Voldemorts Stimme klang jetzt düster und ungläubig. "NIEMALS LASSE ICH DAS ZU!" Er flüsterte noch immer heiser. Seine Stimme gab nichts mehr her. Voldemort schleuderte ihm einen Fluch entgegen, den er im Reflex abwehrte, so dass er Crabbe senior an die Wand knallte und ihn besinnungslos zu Boden rutschen ließ. Er meinte es ernst, doch das beeindruckte Harry nicht mehr. Ohne Rücksicht auf Verluste griff er auf die Kräfte zu, die der Hass in ihm frei setzte - Voldemorts Kräfte, jene, die er ihm mit dem Todesfluch eingebrannt hatte, doch dessen war dieser sich nicht bewusst. "Du willst also immer noch nicht aufgeben... hast du noch nicht genug.... willst du noch mehr Schmerzen.... soll ich dich richtig demütigen, willst du wie dein kleiner Freund hier Stiefel lecken?" Voldemort zerrte an Dracos Haaren, doch dieser gab keinen Laut von sich. Die Hoffnung war zu ihm zurückgekehrt, als er Potters Blick gesehen hatte. Voldemort schlug Dracos Kopf gegen die Wand, dass diesem fast die Sinne schwanden. "Also gut... hören wir auf mit den Scherzen und machen ernst.... Imperio!" Harry spürte den Fluch und ließ den Kopf sinken. Er konnte spüren, wie Voldemorts Macht versuchte von ihm Besitz zu ergreifen, doch überraschender Weise machte es ihm keine Mühe, sie abzuwehren. Nur langsam wurde er sich bewusst, wie viel Macht er bei dem Versuch ihn zu töten wirklich übertragen hatte. Voldemort, überzeugt, dass er ihn im Griff hatte, befahl: "Komm her... Komm her und gib mir deinen Zauberstab!" Nichts geschah. Voldemort erhöhte den Druck auf Harry. "Ich befehle dir, komm her... du hast kein Recht den gleichen Zauberstab in den Händen zu halten, wie ich.... die Macht eines Phönix gebührt allein mir!" Draco sah, wie die Todesser zurück wichen. Er fragte sich, ob Potter unter Imperius stand, oder nicht. Er sah zwar so aus, doch er tat nicht, was Voldemort sagte. "Ich befehle dir.... komm her.....!", kreischte Voldemort jetzt richtig wütend. Stück für Stück verlor er die Beherrschung. Er riss seinen Zauberstab nach oben, doch da hob Harry langsam den Kopf und er sah seinen Blick, eisig, leer und dunkel. Zum ersten Mal überkam ihn ein Hauch von Zweifel. "Imperio!" Erneut ging der Fluch über Potter hinweg, als gäbe es ihn gar nicht. Eine fürchterliche Ahnung brach über Voldemort herein, doch er wies sie energisch von sich und sprach unhörbar einen weiteren Fluch. Harrys Zauberstab schoss nach oben und warf den Fluch zurück, der einen schwarzen Brandfleck an der Decke hinterließ. Wieder trafen eisige, grüne Augen auf glühende rote. Voldemort versuchte es noch einmal, doch bevor er es schaffte einen weiteren Fluch zu sprechen, flüsterte Harry: "Accio!" Alle Zauberstäbe im Raum, bis auf Dracos, schossen auf ihn zu und blieben über ihm in der Luft hängen. Panik brach los. Die Todesser schrieen durcheinander, doch sie wagten es nicht, Potter anzugreifen. Dieser starrte noch immer in Voldemorts Augen. Voldemorts streckte seine Hand aus und versuchte seinen Zauberstab zurück zu zwingen, doch es gelang ihm nicht. Sehr langsam, denn er wehrte sich gegen diesen Gedanken, wurde ihm klar, dass Potter über seinen Zauberstab genauso viel Macht hatte, wie er selbst. Es war nicht nur Priori Incantatem, das Potters und seinen Zauberstab verband, es war seine frühere Macht in Potters Körper, die ihm die Fähigkeit verlieh auch seinen Zauberstab zu beherrschen. Es gab nur einen Gedanken, der Voldemort ein wenig beruhigte, denn wenn er eines wusste, dann das diese, seine Kraft Potter letztendlich vernichten würde, wenn er sie länger nutzte. Vielleicht würde dieser Todesfluch doch noch sein Ziel erreichen, denn Voldemort zweifelte nicht daran, das Potter niemals freiwillig auf so viel Macht verzichten würde und dafür irgendwann mit seinem Leben bezahlen würde. Harry flüsterte erneut: "Disaccio!" Sein Zauberstab zeigte in Richtung Fenster und die Zauberstäbe Voldemorts und der Todesser schossen davon. Draco zweifelte nicht daran, dass sie sich über das gesamte Gelände verteilten, doch sein Blick hing an Potter, der schwankend und ganz offensichtlich am Ende seiner Kraft auf ihn zukam. Niemand stellte sich ihm in den Weg. Voldemort stand reglos und irgendwie zufrieden aussehend im Raum und starrte Potter nach und seine Todesser waren damit beschäftigt ihre Zauberstäbe zurück zu holen. Draco sah ihn Potters Augen. Die bedrohliche Leere darin war verschwunden und mit ihr offensichtlich auch der Großteil seiner Kraft. "Finite incantatem!" Draco sackte zusammen und fiel nach vorn gegen Potter, den er fast mit zu Boden riss. Er wusste, dass er es erneut versuchen musste, doch er war genau wie Potter am Ende seiner Kraft und hatte keine Ahnung, ob er es schaffen konnte. Ebenso wenig wusste er noch wohin. Es gab keinen Platz mehr, wo sie sicher waren. Fest stand jedoch, dass sie hier weg mussten und so schlang er seine Arme um Potters Schultern und spürte, wie dessen Arme sich gleichzeitig um seine Taille klammerten. Draco hatte keine Ahnung, ob er es war der apparierte, oder Potter, doch als er sah, wo sie waren ahnte er, dass auch das Potter erledigt hatte. Er fragte sich nur noch, woher er das alles so plötzlich konnte, doch jetzt war er ohne jeden Zweifel völlig am Ende und Draco hielt ihn fest, als er sich von ihm lösen wollten und dabei fast zu Boden stürzte. Sie waren im dritten Stock an der Statur der buckligen Hexe, die Draco nie beachtet hatte. Harry hob den Zauberstab und klammerte sich mit der anderen Hand an Malfoys Umhang fest. Es ging nicht mehr anders, auch wenn es ihm nicht gefiel. Es kostete ihn all seine körperliche Kraft, wenn er Voldemorts Kräfte einsetzte und er begann zu ahnen, dass Professor McGonagall genau das gemeint hatte, als sie sagte, es sei gefährlich, schwarze Magie einzusetzen. "Dissendium!", kam es fast tonlos über seine Lippen, während er mit dem Zauberstab fahrig über den Rücken der Statur wischte. Fassungslos sah Draco, wie dieser sich öffnete. Es war der Geheimgang zum Honigtopf, den Harry in seinem dritten Jahr genutzt hatte, um heimlich nach Hogsmeade zu gehen. Er kannte ihn dank der Karte des Rumtreibers, die er damals von Fred und George Weasley bekommen hatte. Harry hatte nicht geahnt, dass sie ihm eines Tages vielleicht das Leben retten würde. Harry versuchte sich durch die schmale Öffnung zu zwängen, doch er hätte es nicht geschafft, wenn Malfoy ihm nicht geholfen hätte. Dieser hielt ihn am Kragen seines Umhangs fest, als er spürte, dass es drin offenbar sofort nach unten ging und stieg ihm mühsam nach. Drin sah er sich einer steilen Rutsche gegenüber. Er sah Potter, der auf dem kleinen Absatz davor zusammengesackt war an. Er hatte das Bewusstsein verloren. Draco starrte eine Ewigkeit in sein blasses Gesicht, doch dann zuckte er die Schultern. "Okay, Potter, wenn du meinst!... Hab sowieso keine Wahl!" Er zog Harry erneut vom Boden und ließ sich ins Ungewisse fallen, denn alles, was vor ihnen lag konnte nur noch besser sein, als das, was sie hinter sich hatten. So, das ist das Ende des ersten Teils! Sehen wir mal, wie es weitergeht! Bye KimRay Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)