Der Herr der Zeit von KimRay (Part IV: Über dem Abgrund) ================================================================================ Kapitel 7: Ausweglos -------------------- Hi! Da bin ich wieder! Hat ein wenig länger gedauert, als geplant, aber ich glaube, ich habe meine Beta-Leserin genug gestresst und darum hier auch noch mal ein Extra-Dankeschön an Feary! Ich werd mir Mühe geben, nicht mehr so viel Sress zu machen und gut im Vorkauf zu bleiben! So! Es geht erst mal weiter! Ist mir echt schwer gefallen, weil es im Moment erst ruhiger zu geht! Ich hoffe es gefällt euch trotzdem und ihr schreibt mir fleißig Kommentare! Natürlich auch, wenn es euch nicht so gut gefällt! Ich bin immer für Kritik zu haben! Schließlich hat Feary gemeint meine Sätze seinen zu verschachtelt! Kein Problem, ich werd mich bessern! Ich versuche es jedenfalls! *g* Ich glaube Schachtelsätze sind eine Macke von mir, aber wenn am Ende das Verb fehlt wird es zum Problem *gg* Naja, ich hoffe es gefällt euch trotzdem! Bis bald, KimRay Kapitel 7 Ausweglos Etwas kitzelte Harrys Nase und er drehte den Kopf, doch das Kitzeln blieb. Im Halbschlaf rieb er sich übers Gesicht und musste niesen, doch er hatte trotzdem nicht die Absicht wach zu werden. Unwillig zerrte er sich die Decke über den Kopf und kuschelte sich tiefer in das weiche Bett, aber das hatte zur Folge, dass ihm noch mehr Staub in die Nase geriet und er diesmal richtig heftig niesen musste. Resigniert öffnete er die Augen und sah den schäbigen Betthimmel über sich. Erst da begriff er, dass die Ereignisse der letzten Tage kein Traum gewesen waren. Er war nicht im Gryffindorturm in seinem Himmelbett. Er war in der heulenden Hütte, in dem staubigen Bett, auf dem Ron mal gelegen hatte, nachdem Sirius ihm als Hund das Bein gebrochen hatte. Die Erstarrung, die ihn schon ergriffen hatte, als sie Hogsmeade hinter sich gelassen hatten, kam erneut über ihn und jedes Gefühl von Wärme und Geborgenheit, das ihm die kurze Illusion, in seinem Bett im Gryffindorturm zu sein, gegeben hatte, erlosch. Die Realität war, dass Voldemort Hogwarts in seine Gewalt gebracht hatte, dass er und Malfoy gleich zweimal damit beschäftig gewesen waren, ihren Hals zu retten und das Hogsmeade in Schutt und Asche lag. Harry wollte gar nicht darüber nachdenken, was Voldemort noch alles vernichtet und wie viele Leben er schon ausgelöscht hatte. Langsam richtete er sich auf und rieb sich erneut mit den Händen übers Gesicht, doch seine Gedanken konnte er damit genauso wenig vertreiben, wie kurz zuvor den Staub aus seiner Nase. Sie hatten sich in sein Bewusstsein gegraben. Niemals mehr würde er vergessen können, wie grausam Voldemort war. Harry versuchte mit der Wahrheit klar zu kommen. Ihre Lage war so aussichtslos, dass ihm davon schlecht wurde und er hatte keine Ahnung, wie es weiter gehen sollte. War er bei seinem Kampf gegen Voldemort um Malfoys Leben wenigstens noch bereit gewesen, einen Versuch zu machen, Dumbledores Bitte zu erfüllen, hatte ihm das Grauen in Hogsmeade den Boden unter den Füßen weggezogen. Harry war klar geworden, wie allein sie waren. Tief in sich hatte er geglaubt in Hogsmeade jemanden zu finden, der ihnen wenigstens helfen konnte sich in Sicherheit zu bringen, doch als er gesehen hatte, dass alles zerstört war, war etwas in ihm zerbrochen. Es war die Hoffnung gewesen, das Dumbledore Unrecht haben könnte und es vielleicht doch jemanden anderen gab, der gegen Voldemort antreten konnte. Wie es jetzt aber aussah, war das nicht so und selbst wenn, hatten weder er noch Malfoy die Macht diesen jemand zu erreichen. Für einen Sekundenbruchteil kam es ihm in den Sinn Voldemorts übertragene Kräfte zu nutzen, selbst auf die Gefahr hin, dass es ihn sein Leben kostete, doch er wies diesen Gedanken weit von sich, denn zu deutlich standen ihm die Bilder seines Traumes vor Augen. Und schließlich war da noch die Frage, was geschehen sollte, falls er niemanden fand. Dann gab es für Hogwarts keine Hoffnung mehr, sollte er sein Leben lassen. Harry seufzte leise und stand auf, um an das vernagelte Fenster zu gehen. Sonnenlicht flutete durch die Ritzen zwischen den Brettern und ließ Staubkörnchen im Licht tanzen. Alles schien normal, doch er wusste, dass nichts mehr normal war. Gedankenverloren beobachtete er die glitzernden Staubpartikel, die ohne Ziel und Sinn durch den Raum tanzten und wünschte sich, mit ihnen tauschen zu können, doch es war unmöglich. Er war hier, in Hogsmeade, in der heulenden Hütte. Er konnte nicht flüchten, denn wenn er apparierte nutzte er Voldemorts Kraft und setzte sein Leben aufs Spiel. Er war allein. Es gab niemanden, den er um Rat fragen konnte. Malfoy zählte nicht und ob Sirius noch am Leben war wusste er nicht. Nur Hedwig könnte ihn möglicherweise finden, aber sie war oben im Schloss - außerhalb der Zeit und eine andere Posteule stand nicht zur Verfügung. Harry hatte nur sich selbst. Nur er selbst konnte einen Weg finden und plötzlich wurde ihm klar, dass er Voldemort schon zum dritten Mal entkommen war. Er versuchte sich einzureden, dass das Zufall war, doch das war unmöglich. Konnte man die ersten beiden Male vielleicht noch mit einem Zufall begründen, so war sein letzter Kampf mit dem schwarzen Lord kein Zufall mehr gewesen. Bewusst und mit allem, was er zur Verfügung hatte, war er Voldemort entgegen getreten und hatte gegen ihn gekämpft, um Draco Malfoy zu retten. Wenn er genauer darüber nachdachte, war es lächerlich. Ausgerechnet der, den er in Hogwarts am meisten verabscheut hatte, war letzten Endes der Grund dafür, dass er Voldemort alles, was er hatte, entgegen setzte und ihm tatsächlich entkam - gemeinsam mit Draco Malfoy, der es sich ohne jeden Zweifel im letzten Moment anders überlegt hatte und doch kein Todesser mehr werden wollte. Harry seufzte leise. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie es weiter gehen sollte. Er hob den Kopf und starrte Malfoy an, der mit angezogenen Knien in dem großen, staubigen Sessel an der Wand kauerte und noch immer fest schlief. Ihm war klar, dass er ein weiteres Problem war, denn solange er ihn nicht loswurde und in Sicherheit wusste, würde er sich Gedanken machen, ob dieser Idiot nicht vielleicht gerade wieder bis zum Hals in Schwierigkeiten steckte. Abrupt wandte er sich ab und schlug mit der geballten Faust gegen die Wand, dass es krachte. In seinem Kopf herrschte Chaos und er schaffte es nicht seine Gedanken auf die Reihe zu bringen. Zuviel war passiert, das ihm keine Ruhe mehr ließ und der Schmerz, der seit dem Aufwachen wieder hinter der Narbe auf seiner Stirn brannte trug nicht dazu bei, dass es einfacher wurde. Noch immer konnte er nicht so recht fassen, dass es Voldemort wirklich geschafft hatte Hogwarts einzunehmen. Er hatte stets geglaubt, dass Hogwarts sicher war, denn schließlich hatte Dumbledore erklärt, dass es unter dem stärksten Schutzbann verborgen war, zu dem er fähig war und auch alle anderen Lehrer Schutzzauber darüber gelegt hatten, und doch hatte Voldemort es hinweggefegt, ohne auf Widerstand zu stoßen. Eine Ahnung sagte ihm, dass das mit dem Zeitbann zu tun hatte. Wenn er alle Zauber außer Kraft setzte, war das vermutlich auch mit den Schutzzaubern geschehen, doch Harry konnte nicht begreifen, warum Dumbledore das nicht in Betracht gezogen hatte. Er hatte ihm zwar mitgeteilt, dass Zeitmagie zur hohen Magie gehörte, doch auch dann musste ihm klar gewesen sein, dass das Voldemort möglicherweise nicht aufhalten würde. Wieder einmal fragte sich Harry, was er ausrichten sollte, denn das, was Dumbledore ihm aufgetragen hatte, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, seit er es gelesen hatte. Sein größtes Problem war, dass er nicht genau wusste, was er wirklich tun sollte. Wenn Zeitmagie zur hohen Magie gehörte, wie sollte ausgerechnet er es dann schaffen sie anzuwenden? Das Dumbledore das von ihm erwartete, bezweifelte Harry nicht. Er sollte jemanden zurück in die Zeit holen und bis jetzt hatte er den Eindruck, dass das Snape sein sollte. Wieder etwas, was er nicht verstand. Warum sollte ausgerechnet Snape ihm helfen, Snape, der einst Schwarzmagier unter Lord Voldemort gewesen war? Etwas anderes fiel ihm ein. Einen schwarzen Magier kann man nur mit schwarzer Magie besiegen! Genau das hatte Professor Dumbledore zu Professor McGonagall gesagt, doch Harry konnte sich absolut nicht vorstellen, das Snape in der Lage sein sollte Voldemort zu besiegen. Schließlich war Dumbledore der einzige gewesen, den dieser gefürchtet hatte. Snape war garantiert nicht mehr als ein kleines Licht, doch wer blieb dann noch? Draco konnte es nicht sein! Er war nur durch Zufall zwischen die Fronten geraten. Snape konnte es auch nicht sein. Er war zwar ein Meister im Giftmischen, doch das würde Voldemort nicht aufhalten. Professor Dumbledore schied ebenfalls aus, denn er war durch Fawkes Macht geschützt und gefangen zugleich und somit nicht erreichbar. Harry kannte niemanden anderen, der in Betracht kam und nah genug war, um überhaupt zu wissen, was hier geschehen war. Nur er blieb übrig, doch das konnte und wollte er sich nicht wirklich vorstellen, denn er war Voldemort doch erst recht nicht gewachsen. Etwas anderes machte sich wieder in seinem Kopf breit - Voldemort mit seinem Gesicht und die Tatsache, dass er und Malfoy entkommen waren. Der Gedanke gegen Voldemort anzutreten und zu versuchen, die Welt zurück zu holen, in der er zu Hause war, ließ ihn schaudern und doch wusste er, dass Dumbledore ähnliches durch den Kopf gegangen sein könnte, denn schon einmal hatte er zugelassen, dass er gegen Voldemort antrat, wenn auch vielleicht nicht mit voller Absicht. Harry hatte den Kampf gegen Voldemort um den Stein der Weisen gewonnen, genau wie den in der Kammer des Schreckens gegen dessen früheres ICH. Er schaffte es nicht, etwas anderes als brennenden Hass zu empfinden. Zuviel hatte dieses Monster, dass einmal ein Mensch gewesen war, angerichtet, als dass er noch zu etwas anderem fähig sein konnte. Dass Voldemort seine Eltern getötet hatte, hatte er akzeptiert. Was blieb ihm anderes übrig? Immerhin hatte er ein neues Leben und eine Zukunft bekommen, als Hagrid bei den Dursleys erschienen war und ihm offenbarte, dass er ein Zauberer sei, doch auch das hatte Voldemort ihm nun genommen. Harry fragte sich, ob das nicht schon reichte, genug Wut zusammen zu bekommen, um gegen den schwarzen Lord anzutreten. Die bittere Erkenntnis war, dass es ihm nicht reichte, doch genauso bitter war die zweite Erkenntnis, von der Harry genau wusste, dass sie ihm ausreichte. Er hatte sich in den letzten Tagen mehr als einmal gefragt, warum ausgerechnet er leben sollte und Voldemort es nicht schaffte ihn zu vernichten. In Hogsmeade hatte er die Antwort auf diese Frage bekommen. Es war nicht Malfoys Leben, es war auch nicht das, was Voldemort ihm genommen hatte. Es war das Leid und das Grauen, dass er in der Welt der Zauberer verbreitete und das früher oder später auch vor der Welt der Muggel nicht Halt machen würde. Es war die Hoffnung, die sein Name der Zaubererwelt seit Jahren geschenkt hatte. Tom Vorlost Riddle war fest entschlossen die ganze Welt dafür zu bestrafen für das, was ihm als Kind angetan worden war und dem, was er, Harry, erlitten hatte gar nicht so unähnlich war, doch genau diese Tatsache, dass es ihm selbst ähnlich ergangen war, machte ihm klar, dass Voldemort dazu kein Recht hatte. Niemand hatte das Recht seine Wut, seine Angst und seine Zweifel an der ganzen Welt auszulassen. Harry wusste, dass das die Antwort auf die Frage war, warum ausgerechnet er noch am Leben war, denn mit ihm blieb die Hoffnung am Leben. Jemand musste mit allen Mitteln versuchen Voldemort aufzuhalten und wenn Dumbledore der Meinung war, dass er es zumindest versuchen konnte, würde er es tun. Ganz gleich, wie gering seine Chance war. Harry konnte nicht mit der Tatsache leben, nichts getan zu haben, auch wenn er noch keinen Plan hatte, wie das vonstatten gehen sollte. Für einen winzigen Augenblick fragte er sich ob die Macht, die Voldemort bei dem Versuch, ihn zu töten, auf ihn übertragen hatte, ausreichen würde, ihn zu besiegen, doch das seltsame Lächeln, dass auf dessen Lippen gelegen hatte, als sie entkommen waren, ließ ihn nicht daran zweifeln, dass der Preis dafür sein Leben sein würde. Er bereute den Entschluss, diese Kräfte nicht mehr einzusetzen, nicht, so verführerisch das auch war. Resigniert ließ er die Schultern hängen und fragte sich, ob er noch bei Verstand war, denn bei genauerem hinsehen, wurde ihm schnell klar, dass er im Prinzip keine Chance hatte. Immerhin hatten Voldemort und seine Anhänger ein ganzes Zaubererdorf ausgelöscht. Er hoffte, dass es wenigstens ein paar der Leute aus dem Dorf geschafft hatten, zu entkommen. Harry hatte irgendwie geglaubt, hier jemanden zu finden, der ihm helfen konnte, auch wenn er im Nachhinein ahnte, dass das reines Wunschdenken gewesen war und Malfoy Recht gehabt hatte, als er sagte, dass ihm gegen Voldemort niemand helfen würde. Zauberer, die es nicht einmal wagten Voldemorts Namen auszusprechen, wären ihm vermutlich keine Hilfe gewesen. Es war sogar zu bezweifeln, dass sie ihn und Malfoy wenigstens für ein paar Tage versteckt hätten. Zynisch fragte er sich einen Moment lang, was passiert wäre, wenn Voldemort ihn vor fünfzehn Jahren getötet hätte. Ein bitteres Lachen kam über seine Lippen, denn es war lächerlich, dass die Zukunft der Zaubererwelt noch immer an demselben seidenen Faden hing - einem Jungen, der der Macht des schwarzen Lords im Grunde nicht wirklich etwas entgegen zu setzen hatte. Noch einmal wischte sich Harry mit den Händen übers Gesicht und vergaß die tanzenden Staubkörnchen. Es hatte im Moment keinen Sinn sich Gedanken um Vergangenheit und Zukunft zu machen. Wesentlich war, dass Malfoy und er die einzigen waren, die der Zeitfalle in Hogwarts entkommen waren und die sich jetzt Gedanken machen mussten, wie es weiterging. Unwillig starrte er Malfoy an und fragte sich, wie er ihn am besten anfassen sollte, um ihn so schnell wie möglich loszuwerden. Zögernd ging er zu ihm hinüber, um ihn aus dem Schlaf zu reißen, nur um festzustellen, dass er es eigentlich nicht wirklich wollte. Nie zuvor hatte Draco Malfoy so einen entspannten, harmlosen Eindruck auf ihn gemacht und er stellte fest, dass ihn das überraschte. Bis gerade eben hatte er sich Draco nicht einmal harmlos und, so verrückt es klang, unschuldig vorstellen können. Harry schüttelte diesen Gedanken angewidert ab. Es mochte ja sein, dass Malfoy im Schlaf süß und unschuldig aussah, er hatte nie bestritten, dass dieser arrogante Eisklotz gut aussah, doch süß und unschuldig war nun wirklich nicht treffend, wenn er wach war, und das war es leider, was zählte. Er hob schon die Hand, um ihn heftig an der Schulter zu rütteln, als er die Bildkarte am Boden liegen sah. Mehr im Reflex bückte er sich und hob sie auf, um sie anzusehen, denn sie hatte mit der Rückseite nach oben gelegen. Harry wusste nicht, wie lange er dagestanden und fassungslos das mädchenhaft hübsche Gesicht von Draco Malfoys Mutter angestarrt hatte, bevor sein Verstand wieder einsetzte und er sich fragte, wie ein Mensch zwei so unterschiedliche Gesichter haben konnte, denn an den Eindruck, den sie bei ihm zur Quidditch-WM hinterlassen hatte, konnte er sich noch sehr genau erinnern. Hätte sie nicht so verdammt viel Ähnlichkeit mit ihrem schlafenden Sohn gehabt, wäre er vermutlich eher auf die Idee gekommen, dass Malfoy eine Freundin hatte, doch dieses Bild zeigte eindeutig Dracos Mutter, denn sie hatte die selben grauen Augen, wie er und Harry konnte plötzlich sehr gut verstehen, dass er sie abgöttisch liebte, vermutlich viel mehr, als irgend jemand ahnte, denn immerhin hatte er ihr Bild bei sich. Er schob das Bild in Dracos Hand. Es wäre Malfoy mit Sicherheit nicht Recht, wenn er wüsste, dass er, Harry, es gesehen hatte. Wieder starrte er eine kleine Ewigkeit in Malfoys Gesicht. Er hatte wirklich eine ganze Menge Prügel einstecken müssen in den letzten Tagen. Mühsam schob Harry auch das bei Seite. Es würde ihm nicht helfen. Wenn er Malfoy loswerden wollte, durfte er nicht darüber nachdenken, dass er nach dem, was passiert war, nie mehr der Selbe sein würde, ganz gleich wie beherrscht und kalt er nach außen wirkte. Er durfte nicht darüber nachdenken, dass auch Draco Malfoy Gefühle hatte, die man verletzen konnte und er durfte auch nicht darüber erleichtert sein, dass er Dracos Mutter nicht vielleicht irgendwann erklären musste, wie er gestorben war. Ohne auch noch nur einmal nachzudenken, schüttelte er Malfoy grob an der Schulter. "Wach auf, ich muss mit dir reden!" Ihm war klar geworden, dass er niemals sein Ziel, Malfoy zu vertreiben, erreichen würde, solange dieser schlief. Draco murrte leise im Schlaf, doch Harry ließ sich nicht mehr beeindrucken und schüttelte ihn erneut. Ganz offensichtlich wollte Draco aber nicht aufwachen. Er wandte den Kopf und versuchte sich Harrys Griff zu entziehen. Harry verlor die Geduld. Er brauchte nicht lange nachzudenken, um dem Sessel einen Zauberspruch zu verpassen, woraufhin dieser zu bocken begann, wie ein störrisches Pferd, Hermines neuester Lieblingsspruch um Ron und ihn aus den Sesseln im Gemeinschaftsraum zu scheuchen, wenn sie etwas wollte. Malfoy ging zu Boden und Harry durfte seine Reflexe bewundern, denn er landete nicht auf dem Hintern sondern auf den Füßen und - er kochte sofort vor Wut. "Bist du nicht ganz dicht, Potter?" Harry hob unbeeindruckt die linke Augenbraue. "Was kann ich dafür, dass du ein Penner bist?" Er hatte ihm den Rücken zugewandt, doch ein Zischen ließ ihn in Deckung gehen. Der Fluch ging an ihm vorbei und zu seiner eigenen Überraschung entlockte ihm diese Reaktion ein breites Grinsen, denn jetzt wusste er wieder, was Malfoys Wesen ausmachte. "Wenn du jetzt wach bist, kannst du dich ja auch dünne machen!" Draco sah Potter an. Es war nur ein Schleuderfluch gewesen, der ihn höchsten auf den Gang geschubst hätte und er hatte nicht erwartet, das er traf, doch grinsen musste Potter deswegen trotzdem nicht unbedingt, "Ich seh nicht ein, warum!" Harry war noch immer amüsiert und ärgerte sich über sich selbst. "Weil ich keinen Bock auf deine Gesellschaft habe!" Jetzt war Draco dran zu grinsen. "Schon das allein ist ein Grund zu bleiben!" Mit einem coolen Lächeln ließ er sich wieder in den Sessel fallen und schlug die Beine übereinander, doch das war ein Fehler, denn Harrys Zauber wirkte noch und diesmal ging er höchst unelegant zu Boden. Harry sah ihn einen Moment lang mit ausdruckslosem Gesicht an, bevor er sich umwandte und den Raum verließ. Er hatte solche Mühe nicht in lautes Lachen auszubrechen, dass er nur noch weg wollte, denn er war sicher dass Malfoy spätestens dann vor Wut geplatzt wäre. Draco, der Länge lang am Boden liegend, starrte die zerschlissene Decke an. Er zweifelte nicht daran, dass Potter sich irgendwo schlapp lachte. Das Problem dabei war, dass er sich selbst kaum das Grinsen verkneifen konnte. Offenbar drehten sie beide gerade durch, doch Draco stellte fest, das ihm die Tatsache, noch lachen zu können, irgendwie gut tat, besser als alles Grübeln zuvor. Es grenzte ja auch an Blödheit sich ausgerechnet wieder in Potters verhexten Sessel fallen zu lassen. Stunden später war ihm nicht mehr zum Lachen. Potter tat alles, um ihn zur Weißglut zu treiben und obwohl er sich vorgenommen hatte, kooperativ zu sein, ging ihm langsam die Puste aus. Harry hatte es inzwischen fast geschafft das ganze Haus in Stand zu setzen, weil es ihn davon abhielt Malfoy in sonst was zu verwandeln, nachdem dieser offensichtlich entschlossen war ihm ein Gespräch aufzudrängen. Gerade eben hatte ein einziger von Hermines Reparo-Zaubern genügt um alle Wände im Flur wie neu aussehen zu lassen und Malfoy stockte wieder einmal mitten im Satz, weil es ihn offensichtlich überraschte, zu welch banalen Dingen Zauberei zu gebrauchen war. Harry nutzte die Gelegenheit. "Bist du jetzt fertig?" Malfoy war überrumpelt und sah verdutzt aus. Das schien zum Dauerzustand zu werden. Offensichtlich hatte Voldemort seinem eh schon schwachen Hirn ernsthaften Schaden zugefügt. , dachte Harry, doch er sagte, "Malfoy, bring es in dein durchlöchertes Hirn...ich will das du verschwindest!...du gehst mir auf den Geist!" Dracos Gesicht zeigte wie immer Überheblichkeit. "Wenn du eines wissen müsstest, dann dass es mich nicht interessiert, was du willst!" "Das beruht auf Gegenseitigkeit...aber das ist mir gleich...verschwinde einfach!" "Wozu?... mit einem erstklassigen Hauself wie dir lässt es sich doch leben!" Mit verschränkten Armen und spöttisch hochgezogenen Brauen sah er Harry an. Er war sich im Klaren, dass diesen vernünftige Argumente nicht interessierten. Harry stellte fest, dass es Malfoy gelang, was er selbst nicht schaffte. Er machte ihn richtig wütend und obwohl er ihm dafür eigentlich dankbar sein müsste, passte es ihm nicht. Sein Zauberstab knallte auf den Tisch. Was er geflüstert hatte, war Draco entgangen, doch der Effekt ließ nicht auf sich warten. Plötzlich schossen aus allen Ecken Käfer, Spinnen, Fliegen und was nicht noch alles auf ihn zu und hüllten ihn in eine Wolke aus Ungeziefer und Staub, die ihm die Luft zum Atmen nahm. Woher verdammt noch mal kannte Potter all diese fiesen Tricks? Es dauerte einen Moment, bis er Herr der Lage wurde und das Viehzeug mit einem lauten Klirren aus dem Fenster jagte. Diesmal war es vorbei mit seiner Beherrschung. "Es reicht, Potter!" Ein Fluch verfehlte Harry nur knapp und knallte ein Bild, dass er gerade in Ordnung gebracht hatte von der Wand, nur um da einen Brandfleck zu hinterlassen. Das war ernst und Harry war sofort klar, dass er es nur Malfoys Wut zu verdanken hatte, nicht getroffen worden zu sein. Er wich der nächsten Attacke aus. Ohne jeden Zweifel hatte er ihn jetzt da, wo er selbst eigentlich sein wollte, am Rand der Selbstbeherrschung. Der dritte Fluch jagte ihn um die Ecke und er hörte Malfoy kalt lachen. Harry schob sich die Brille wieder richtig auf die Nase. In diesem Zustand würde Malfoy garantiert nicht kapieren, was er wollte und diese Erkenntnis ernüchterte ihn. Mit Wut war nichts zu erreichen, er musste versuchen Malfoy vernünftig klar zu machen, dass er sich in Sicherheit bringen sollte. "Beruhige dich wieder, Malfoy...ich werd dir auch keine Viecher mehr an den Hals hexen!" "Ach...auf einmal so vernünftig...da ging doch bis jetzt kein Weg hin..." Plötzlich stand er vor ihm und das leise Plobb machte ihm klar, dass Malfoy appariert war, doch Harry ließ den Zauberstab unten, obwohl Dracos direkt auf seine Brust gerichtet war. "Du willst es nicht verstehen, oder?" "Oh, ich hab schon begriffen, dass ich verschwinden soll...sei versichert, ich lege auch keinen gesteigerten Wert auf deine Gesellschaft, aber das ist es nicht, worum es geht!" Harrys Blick traf Dracos und zum ersten Mal sah er in diesen kalten, grauen Augen etwas, was neu war. Draco war wütend, doch nicht im geringsten spöttisch. "Hör zu, Potter!...Ich sage es nur einmal!...Mir ist schon klar, das du mich am liebsten los sein würdest!...Keine Sorge...ich hab auch keinen Bock drauf mit dir zusammen arbeiten zu müssen!...aber...erstens: ich weiß nicht wohin und zweitens: ich bin dir was schuldig, auch wenn du was anderes denkst!" "Meinst du nicht, dass es reicht, dass Voldemort auf mein Leben aus ist?" "Glaubst du wirklich, dass mein Vater mich ziehen lässt?...Er hatte kein Problem damit mich zu töten...er wird nicht zulassen, dass ich lebe!" Harry starrte ihn an und wusste keine Antwort. Die Tatsache, dass sein eigener Vater ihn hatte töten wollen, schockierte ihn noch immer. So etwas hatte er sich zuvor nicht vorstellen können. "Dann verschwinde einfach!" Dracos Hände schlugen links und rechts von seinem Kopf gegen die Wand. "Wenn du mir sagst, wohin, sofort!...Hör auf dir Illusionen zu machen...es gibt keinen Platz mehr, an dem ich sicher bin...und dir geht es genauso!...Das weißt du! Voldemort hat unsere Welten vernichtet...deine genauso, wie meine!" Mit einem Plobb war er verschwunden. Harry rutschte an der Wand hinunter in die Knie. Er schlang die Arme um den Kopf und ließ ihn auf die Knie sinken. Malfoy hatte wieder einmal Recht. Das wusste er und trotzdem hoffte er, dass er nicht wieder auftauchen würde, auch wenn er ahnte, dass das nicht so sein würde. Hoffnungslos verzweifelt wünschte er sich, dass all das nur ein schlechter Traum war. Draco erschien schon vor der Tür der heulenden Hütte wieder. Offensichtlich hatte Potter die Zauberbanne dauerhaft außer Kraft gesetzt, ganz gleich wie. Resigniert starrte er in einen strahlend schönen Sonnenuntergang, der die Ruinen von Hogsmeade beschien. Er fragte sich, ob es wirklich einen Weg gab, die Kluft zwischen ihm und Potter zu überwinden. Es mochte ja sein, dass sie sich in den letzten Tagen näher gekommen waren, als ihnen lieb sein konnte, doch deswegen waren sie noch immer Malfoy und Potter, Intimfeinde, die bis vor wenigen Tagen kein gutes Haar aneinander gelassen hatten. Das Problem dabei war sein Gefühl, Potter etwas schuldig zu sein. Wie er es auch drehte und wendetet, Potter hatte ihn vor seinem Vater gerettet und er hatte ihn auch nicht hängen lassen, als Voldemort ihn inmitten der Todesser auf die Knie gezwungen und er nicht mehr an seinem Ende gezweifelt hatte. Draco versuchte sich einzureden, dass es an Dummheit grenzte, was Potter getan hatte, doch es war unmöglich. Potter wäre auf jeden Fall gekommen, er hätte ihn nicht sterben lassen, genauso wenig wie jeden anderen und der Grund dafür war etwas, worüber er sich noch vor kurzem lustig gemacht hatte. Cedric Diggorys Tod sorgte dafür, dass Potter für jedes Leben kämpfen würde, wenn er die Chance bekam - auch für seins. Draco ließ den Kopf hängen. Er konnte sich nicht darüber hinweg täuschen, dass er dafür Achtung empfand, mehr, als er je zuvor für einen Menschen empfunden hatte und das machte die Ehrenschuld, die er als Pflicht ansah, nur noch größer, denn er wusste, dass er für Potter nicht dasselbe getan hätte. Draco war sich bewusst, dass er die Flucht ergriffen hätte, um sein eigenes Leben zu retten und er fragte sich, ob er diese Schuld jemals begleichen können würde. Entschlossen, sich erst einmal um das Wesentliche zu kümmern, wischte er die Verzweiflung beiseite und zog das Etui mit der Bildkarte seiner Mutter hervor, um die seltsame Plastikkarte heraus zu nehmen. Sie hatte gesagt, dass er in der Welt der Muggel alles dafür bekommen würde und er fragte sich, ob das auch für Essen galt, denn seit er wach und außer Gefahr war, spürte er beißenden Hunger. Draco wusste, dass er eigentlich keine andere Wahl hatte, denn hier in Hogsmeade gab es nichts mehr, was ihnen gegen den Hunger helfen konnte. Kurz entschlossen zuckte er die Schultern und beschloss es zu versuchen. Wenn er schon nicht Potters Leben retten konnte, so konnte er doch wenigstens dafür sorgen, dass sie nicht hungern mussten und so war er gleich darauf mit einem leisen Plobb verschwunden. Harry saß am Küchentisch und brütete über der Karte des Rumtreibers, als ihn ein Geräusch irritierte. Inzwischen hatte er die heulende Hütte komplett in Ordnung gebracht und literweise Wasser getrunken, um seinen Hunger zu bekämpfen, doch auch die Karte lenkte ihn nur noch mühsam von der Wirklichkeit ab. Er hatte Hunger und er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er sich etwas zu Essen beschaffen sollte. Mittlerweile war er fast so weit, sich nach Hogwarts zu schleichen und sich Lebensmittel in der Küche des Schlosses zu beschaffen. Genau in diesem Moment erschien Malfoy mitten in der Küche der heulenden Hütte und warf einen verblüfften Blick in die Runde, als der die ordentlich in Stand gesetzte und saubere Umgebung wahrnahm. Harry sah ihn an, wie das erste Auto. Er hatte zwar geahnt, dass er zurück kommen würde, doch Malfoys verblüfftes Gesicht, als er begriff, dass die Küche wie neu war und die Tatsache, dass er mit Supermarkttüten bepackt war, überraschten ihn gewaltig. Erst nach ein paar Minuten registrierte er, dass Draco, nachdem er sich wieder gefasst hatte, begann, Lebensmittel aus den Tüten zu packen. Es brauchte nur ein paar Sekunden, bis er vor Wut kochte, diesmal komplett unabsichtlich, doch die Tatsache, dass es ausgerechnet Draco Malfoy fertig brachte, in einen Muggel-Supermarkt zu marschieren und Lebensmittel einzukaufen, trieb ihn zur Weißglut und so schaffte er es nicht sich zu beherrschen. "Du verdammte Ratte!" Draco sah ihn mindestens genauso überrascht an. "Nie zuvor...nie...niemals habe ich eine so falsche Ratte, wie dich gesehen!" Harry versuchte sich zu beherrschen, schaffte es aber nicht und so hob er seinen Zauberstab und Draco ging in Deckung, als er einen Fluch, den er nicht kannte, nach ihm schleuderte. Er brauchte sich nicht zu fragen, was Potter so aufregte und irgendwie musste er zugeben, dass er Recht hatte. "Reiß dich zusammen. Potter!" Draco verschwand hinter einer Ecke, als ein weiterer Fluch Potters die Tapete versengte. schoss es ihm durch den Kopf und ohne nachzudenken, stellte er sich Harry entgegen und sprach einen Entwaffnungszauber. Harrys Zauberstab flog durch die Luft und in Dracos Hand. Fassungslos starrte er ihn an, doch nur einen Augenblick lang, denn im nächsten Moment stürzte er auf ihn zu und Draco schleuderte die Zauberstäbe von sich. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis sie ringend auf dem Boden lagen, doch so konnte Potter wenigstens keinen ernsthaften Schaden anrichten. Erst nach einer Ewigkeit rückten sie völlig außer Atem voneinander ab. Keiner von ihnen hatte einen wirklichen Vorteil errungen. Draco rieb sich das Kinn und beobachtete Potter aus dem Augenwinkel. Dessen Linke war wirklich nicht zu verachten und er schaffte es nicht, sich ein grinsen zu verkneifen. Harry sah es und starrte ihn wütend an. Er kochte noch immer, auch wenn es inzwischen eher daran lag, dass er es nicht geschafft hatte, Malfoy klein zu kriegen. "Du findest dich wohl auch noch witzig?" "Worüber regst du dich eigentlich so auf?...Ich hab doch nur was zu essen besorgt?" Draco schaffte es tatsächlich unschuldig auszusehen und machte Harry damit noch wütender. "Ach...der Muggelhasser Malfoy marschiert in den nächsten Supermarkt und kauft ein!" Draco stellte fest, dass er Potters Reaktion wirklich albern fand. "Ich kann dir versichern, das war alles andere als einfach und ich fände es wirklich praktisch, wenn du dich um den Rest kümmern würdest!...Immerhin bist du ja bei den Muggeln aufgewachsen...ich kann damit absolut nichts anfangen!" Harry sah ihn auf einmal mit völlig anderen Augen. Er versuchte seine Wut zurück zu holen, doch er schaffte es nicht. Das Bewusstsein, dass Malfoy in der Welt der Muggel völlig hilflos war und er nicht wusste, wohin er sich wenden sollte, machte ihn zum ersten Mal menschlich und das war wirklich neu. Hatte er sich zuerst gegen den Gedanken, dass Draco im Schlaf süß und harmlos wirkte, gesträubt, wurde ihm plötzlich klar, dass er im Grunde auch nur ein Mensch war. Harry wechselte die Farbe, wandte verlegen den Kopf und schüttelte ihn hilflos. Draco sah ihn fragend an. "Was ist jetzt wieder?" Harry schaffte es nicht, das Lachen zurück zu halten, und zum ersten Mal tat ihm das wirklich gut. "Was gibt es jetzt zu lachen, Potter?" Harry lachte noch immer, als er mühsam vom Boden aufstand und sich dabei die Rippen hielt, die ihm wirklich weh taten, doch Draco merkte es nicht. Er sah noch immer Potters lachendes Gesicht, denn er hatte das unbestimmte Gefühl, dass er ihn auslachte. "Schön zu wissen, dass du auch nur ein Mensch bist, Malfoy!...Wirklich schön zu wissen!" Ohne Draco noch einmal anzusehen ging er langsam in die Küche, die sie während ihrer Prügelei verlassen hatten, um festzustellen, was er herangeschafft hatte. Plötzlich und ohne es wirklich zu wollen, hatte Harry beschlossen, sich mit der Tatsache, dass er Malfoy nicht loswerden würde, zu arrangieren. Draco sah ihm nach und fragte sich, ob er das nun als Lob oder als Beleidigung werten sollte. Ein paar Tage später war ihnen jedoch beiden klar, dass es so einfach nicht werden würde. Harry hatte sich zwar damit abgefunden, dass er Draco nicht los werden würde, immerhin wusste er so wenigstens, dass er nicht in Schwierigkeiten steckte, doch Draco fiel es wesentlich schwerer, sich damit abzufinden, was geschehen war. Je mehr Ruhe er hatte, umso mehr Zeit zum nachdenken blieb ihm und je mehr er nachdachte, desto mehr geriet seine Leben aus den Fugen. Und Voldemort kam scheinbar nicht auf die Idee, dass sie noch ganz in der Nähe waren. Harry hatte an diesem ersten Tag etwas brauchbares zum Abendessen aus dem, was Draco angeschleppt hatte, zu Stande gebracht und sie beide hatten das Essen regelrecht hinunter geschlungen, bevor sie sich jeder ein Zimmer ausgesucht hatten und erneut in tiefen, traumlosen Schlaf gefallen waren, doch schon am nächsten Morgen war die Wirklichkeit über sie herein gebrochen. Ein Blick auf die Karte des Rumtreibers genügte, um Harry klar zu machen, dass Voldemort noch immer in Hogwarts war und das war nicht zuträglich für seine Laune und auch das Frühstück konnte daran nichts ändern. Dracos Bemerkung, was er sich eigentlich erhoffe, trug nicht gerade zu seiner Stimmung bei und so hatte es ihn nicht weiter gestört, als Malfoy sich bald wieder verzogen hatte und er weiter über der Karte brüten konnte. Doch sehr bald war ihm klar geworden, dass es Draco nicht gut tat, allein zu sein und nachdenken zu können. Schon am nächsten Tag war der Spiegel zum ersten Mal zersprungen. Zunächst hatte ihn das Geräusch nicht weiter irritiert. Etwas zersprang und fiel klirrend zu Boden, um sich gleich darauf wieder zusammen zu setzen, doch als er es zum dritten Mal hörte, begann er sich Gedanken zu machen. Draco kam an diesem Tag nicht in die Küche, um wie inzwischen üblich stumm etwas hinunter zu schlingen, ganz gleich, was es war, und er erschien auch am nächsten Morgen nicht. Spätestens da starrte Harry auf den leeren Stuhl und begann zu ahnen, dass er es nicht schaffte, seine zerbrochenen Illusionen zu kitten. Nur wenig später klirrte wieder das Glas des Spiegels und er versuchte es zu ignorieren, doch er konnte es nicht, denn langsam wurde ihm bewusst, dass er der Grund dafür war, dass Draco noch am Leben war und sich jetzt mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen musste, um zu begreifen, wohin er wollte. Draco starrte sein Spiegelbild an und sah nur das Gesicht seines Vaters. Es war unerträglich, doch er schaffte es nicht, es abzustellen. Jedes Mal, wenn er in den Spiegel sah, grinste ihn das selbstgefällige Gesicht seines Vater an, der ihn hatte töten wollen und jedes Mal musste er sich fragen, ob er so war, wie Lucius Malfoy - sein Vater, dem er nachgeeifert hatte, seit er denken konnte und der ihn niemals wirklich akzeptiert hatte. Er wusste, dass er dieses Spiegelbild noch tausend Mal zerschlagen konnte und nichts ändern würde, doch die Frage, ob er so war, wie sein Vater, ließ ihn nicht mehr los und schaltete alle anderen Gedanken ab. Das Bild seiner Mutter lag schon lange zwischen den immer neuen Scherben des Spiegels und konnte ihm nicht mehr helfen und es tat nicht einmal weh. Draco hatte allen Halt verloren. Seit er angefangen hatte über die Lage, in der sie sich befanden, nachzudenken, hatte er mit seiner verlorenen Identität zu kämpfen und wusste nicht mehr, was richtig oder falsch war. Harry zerrte sich das Kissen über den Kopf und versuchte zu ignorieren, dass Draco den Spiegel erneut zerschlagen hatte, nur um ihn gleich darauf wieder zusammen zusetzen, doch inzwischen wiederholte sich das Geräusch in seinem Kopf, ohne das er es noch wirklich hören musste. Draco tat seit drei Tagen nicht anderes mehr. Er zerstörte sich mit Selbstzweifeln. Das hatte er inzwischen begriffen. Hatte er am ersten Tag noch Hunger verspürt, war das schon am übernächsten Tag vorbei gewesen und seit dem hatte er nichts mehr gegessen und so sehr Harry auch versuchte sich einzureden, dass ihn das nicht interessierte, so sehr wurde ihm klar, dass das gelogen war, denn jedes Mal, wenn er versuchte es sich einzureden, sah er Narcissa Malfoys Gesicht vor sich und wusste, dass er sich etwas vormachte. Als er Stunden später wieder das Geräusch des zerbrechenden Spiegels hörte warf er sein Kissen gegen die Wand und stand auf. Ganz gleich, was geschah. So konnte es nicht weitergehen. Dracos Blick blieb wieder einmal an seinem Spiegelbild hängen, dass sich in einer Scherbe reflektierte, die als einzige noch im Rahmen des zerbrochenen Wandspiegels hing und wieder starrte ihn das Gesicht seines Vaters an. Er wusste, dass es eine Illusion war, doch die Frage blieb die selbe: War er wie sein Vater? Es war sein eigenes Gesicht. Er hatte das Gesicht seines Vaters. Ein Fluch schleuderte auch die letzte Scherbe aus dem Rahmen, doch wenige Sekunden später, ließ ein neuer Fluch den Rahmen erstrahlen, nur um einen intakten Spiegel zurückzulassen. Harry stand in der Tür und beobachtete Malfoy, der nicht einmal gemerkt hatte, dass er gekommen war. Er fragte sich, was er in diesem Spiegel sah, denn er starrte unverwandt hinein. Irgendwann hob er seinen Zauberstab wieder und der Spiegel zersprang in einem Regen aus Scherben und Splittern, so dass Harry erschrocken einen Schritt zurück trat. Er wusste nicht, wie lange er Malfoy schon beobachtet hatte, doch er wusste, dass er ihn so nicht weitermachen lassen konnte. "Hör auf!" Draco wandte ihm den Kopf zu. Er hatte gerade wieder den Zauberstab gehoben, um den Spiegel erneut zu reparieren und nun sah er Potter verärgert an. "Verschwinde!" "Sicher, aber nur, wenn du damit aufhörst!" "Womit? ...Damit?" Wieder einmal setzte sich der Spiegel zusammen. "Was siehst du Potter?" Dracos Stimme klang flach und ausdruckslos. Harry wandte den Blick von seinem Gesicht zum Spiegel, obwohl er genau wusste, was er da sehen würde. "Draco Malfoy, kurz vorm durchdrehen!" Harry hoffte auf eine der üblichen spöttischen Reaktionen, doch sie kam nicht. Draco hatte wieder den Spiegel fixiert und wollte gerade den Zauberstab heben, als Harry sich ihm in den Weg stellte. "Hör auf, Malfoy!" Malfoy starrte ihn kalt an. "Lass mich in Ruhe, Potter!" Der Fluch ging an Harry vorbei und er hörte den Spiegel zersplittern. Abrupt wandte Harry sich um, scheuchte die Spiegelscherben mit einem Fluch aus dem Fenster, nur um es gleich darauf magisch zu verschließen und sich wieder Malfoy zu zuwenden. "Hältst du es für sinnvoll, deine Zauberkraft mit solchen Unsinn zu verschwenden? Ich weiß nicht, was du siehst, Malfoy...Keine Ahnung, wovor du so viel Abscheu hast und gleichzeitig nicht ohne sein kannst, aber ich weiß, dass dein Vater sein Ziel erreicht, wenn du so weitermachst!...Ich dachte, dass du genau das verhindern willst!...Aber das ist ja deine Sache!...Nicht wahr?...Egal, wie du kaputt gehst, Hauptsache du gehst kaputt!...Immer der gehorsame Sohn, oder?" Ohne ein weiteres Wort, wandte er sich um und stürmte aus dem Zimmer. Er wusste nicht genau, warum er plötzlich so wütend auf Malfoy war, doch er konnte es nicht ertragen jemanden, der ihm immer gnadenlos Paroli geboten und alles getan hatte, um ihm eins auszuwischen, so zu sehen. Er konnte nicht ertragen, dass Malfoy, der irgendwie immer ein würdiger Gegner gewesen war, sich so hängen ließ. Ohne nachzudenken rannte er einfach aus dem Haus. Es war ihm gleich, ob Voldemort ihn finden würde. Er musste hier raus. Nie hatte er sich vorstellen können, dass es nicht reichen könnte, wenn man jemandem einfach nur das Leben rettete und gerade war ihm klar geworden, dass das nur etwas brachte, wenn der Gerettete auch am Leben bleiben wollte. Draco starrte die Zimmertür an, die Potter zugeworfen hatte, nur um gleich darauf zu hören, dass er aus dem Haus rannte. Sein Blick wanderte zu dem nun leeren Spiegelrahmen und er fragte sich, ob Potter Recht hatte und er wirklich dabei war durchzudrehen. Langsam ging er hinüber, um die Bildkarte vom Boden aufzuheben. Er fragte sich, ob Potter sie bewusst liegen lassen hatte, denn eigentlich hätte sie mit den Scherben verschwinden müssen. Plötzlich müde und hungrig starrte er in das Gesicht seiner Mutter und diesmal rang ihm ihr Zwinkern ein schwaches Lächeln ab, als er plötzlich sein Spiegelbild im Fensterglas sah. Fassungslos starrte er es an. Nichts war mehr von den harten Zügen seines Vaters zu entdecken. Was er jetzt sah, war das warme Lächeln seiner Mutter, müde aber warm und weich. Wieder sah er das Bild an. "Ich glaube Potter hat Recht, Mum! Ich bin am durchdrehen! ...Entschuldige!" Entschlossen steckte er das Bild weg und fragte sich, ob es Sinn machte Potter zu folgen, doch etwas sagte ihm, dass dieser nicht besonders erfreut reagieren würde. Er würde sich schon allein wieder fangen. Potter war aus härterem Holz, als er es sich hätte vorstellen können und er fragte sich, wie er das schaffte. Fest stand, dass es keinen Sinn hatte, sich gegenseitig das Leben schwer zu machen. Das Schicksal hatte sie zusammen geworfen und jetzt mussten sie damit zurecht kommen. Draco beschloss dieser ungewissen Zukunft wenigstens eine Chance zu geben und sich nicht von Selbstzweifeln klein kriegen zu lassen. Er war der Sohn seines Vaters, doch das musste nicht heißen, dass er so war, wie sein Vater und eins wusste er ganz genau - niemals wollte er so sein. Etwas sagte ihm, dass dieses Wissen allein schon genügte, um dieses Ziel zu erreichen. Plötzlich fragte er sich, wie er auch nur einen Moment lang hatte glauben können, dass er so war wie Lucius Malfoy. Schließlich hatte er beschlossen, ihn zu hassen und sich für das, was er ihm angetan hatte zu revanchieren. Unwillkürlich suchte er nach der Wut und dem Hass die er im Tunnel empfunden hatte und es fiel ihm beängstigend leicht sie zu finden. Ein kaltes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Er war nicht wie sein Vater. Er würde nie so sein. Er würde seinem Vater beweisen, dass man nicht Todesser sein musste, um Macht zu haben, so wie Potter es ihm bewiesen hatte. Entschlossen verließ er das Zimmer und lief aus dem Haus. Potter sollte nicht denken, dass er einfach so verschwinden konnte. Er brauchte ihn noch. Potter war der Grund, der Voldemort und seinen Vater immer wieder in seine Nähe bringen würde. Er war das Tor für seine Rache an seinem Vater. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)