Der Herr der Zeit von KimRay (Part IV: Über dem Abgrund) ================================================================================ Kapitel 9: Magie und Logik -------------------------- So, da ist das nächste Kapitel! Langsam sehe ich bei Animexx nicht mehr durch. Einmal kommen die Kapitel am nächsten Tag und dann wieder ewig gar nicht! Darum nicht wundern, wenn ich meinen üblichen Rhytmus nicht mehr einhalte! Geht ja so gar nicht! ^^° In diesem Kapitel zeichnet sich ab, wie es mit Draco und Harry weitergehen wird, aber es geht nicht allein darum. Vor allem geht es um die Story, also viel Spaß beim Lesen und das Kommentare schreiben nicht vergessen, ja! Schreibt mir eure Meinung, das ist mir echt wichtig! An dieser Stelle auch noch mal ein Riesendankeschön an Feary, die ich mit meinen Riesenkapiteln im Moment glaube ich ganz schön stresse! Ihr habe ich es zu verdanken, wnn keine Wörter mehr fehlen und auch die Rechtschreibung okay ist! Natürlich auch ein Riesendankeschön an die Kommi-Schreiber!...Weiter so! Bis bald, KimRay Kapitel 9 Magie und Logik Sechs Wochen später gab Harry das Warten auf. Inzwischen gingen sie in Hogwarts aus und ein und holten sich, was sie brauchten. Die Heulende Hütte quoll über vor lauter Büchern und Harry kannte mittlerweile so viele Schutz-, Bann- und Abwehrzauber, dass es für den Rest seines Lebens reichte. Ähnlich war es mit Zaubern zur Beeinflussung seiner Gegner, zum Aufspüren oder Verstecken von Informationen und Menschen, oder zum Lähmen, Betäuben und Fesseln des Gegners. Langsam platze ihm der Kopf vor Zaubersprüchen und Rezepten für Gifte, Gegengifte, Heiltränke, Wahrheitselixiere und ähnlich nützliche Gebräue. Es war praktisch einfach an Snape vorbei gehen zu können und sich an dessen Vorräten zu bedienen, denn die Zaubertrankzutaten waren tote Materie und nicht von dem Zeitzauber beeinflusst. Malfoy hatte sich ohne jeden Zweifel aufs Giftmischen spezialisiert. Er war in Zaubertränke schon immer ein Musterschüler gewesen, doch inzwischen übertrieb er es und Harry dachte mit Schrecken an den Lähmtrank, den er ihm vor einigen Tagen in den Tee gegeben hatte, nur um ihn zu testen. Noch jetzt kochte er vor Wut, wenn er daran dachte, auch wenn Malfoy ihm sofort ein Gegengift geben hatte. Harry fühlte sich nicht wohl, wenn er Malfoy völlig ausgeliefert war. Er hätte nicht sagen können, warum, denn Malfoy gab ihm eigentlich keinen Grund dazu, doch es war ganz einfach so. Das war ihm in den wenigen Minuten, in denen er von Malfoys Trank völlig gelähmt gewesen war, klar geworden und darum hatte er extrem wütend reagiert. Malfoy hatte nur sein übliches kaltes Lächeln auf den Lippen gehabt, als er zornig davon gestürmt war und erst zwei Tage später wieder in der Heulenden Hütte erschien, ohne ein Wort mit ihm zu wechseln. Er wandte sich wieder den Büchern zu, die er alle zurückbringen und einsortieren wollte, bevor sie die Heulende Hütte verließen. Er hatte in der Verbotenen Abteilung nicht ein Buch gefunden, das Zeitzauber behandelte und all seine Versuche, heraus zu finden, wo sich die geheime Kammer wirklich befand, waren bisher fehlgeschlagen. Stück für Stück begann er die Bücher in eine Truhe zu stapeln, die er zu diesem Zweck aus Hogwarts hergebracht hatte, doch er war nicht richtig bei der Sache und nach ein paar Minuten saß er auf der Kante des Tisches und versank wieder in Zweifeln. Er wusste, dass er keine Chance hatte Hogwarts in die Zeit zurück zu holen, wenn er es nicht mal schaffte, die Kammer zu finden, in der sich die benötigten Bücher befanden. Draco blieb stehen, nachdem er dreimal an der Tür zu Potters Zimmer vorbei gegangen war und ihn dabei jedes mal regungslos auf der Tischkante sitzen gesehen hatte. Er wurde immer mürrischer und Draco verstand nicht warum, denn die Fortschritte, die er mit den Büchern machte, waren beeindruckend. "Wenn du fertig werden willst, solltest du was tun!" Harry wandte sich unwillig zur Tür um, wo Malfoy lässig gegen den Türrahmen gelehnt stand. Ihr Verhältnis konnte man nur noch als extrem angespannt bezeichnen und er war froh, endlich aus der Enge der Heulenden Hütte heraus zu kommen. Malfoy nutzte inzwischen jede Gelegenheit, ihn zu provozieren. In Hogwarts gab es zum Glück genügend Platz, um sich aus dem Weg zu gehen. Ohne zu antworten begann er wieder Bücher in die Truhe zu stapeln und Draco beobachtete ihn dabei. Er wusste ganz genau, dass er ihn damit nervte, doch Potters abweisende, mürrische Haltung zwang ihn förmlich dazu, ihn zu einer Reaktion zu provozieren. Ihr zwischenzeitlich ganz entspanntes Verhältnis hatte sich in Luft aufgelöst. Das wusste er, und er wusste auch, dass er dazu einen wesentlichen Teil beigetragen hatte. Der Zwiespalt, in den er sich manövriert hatte, machte ihm zu schaffen und seine Launen unerträglich. Potter ignorierte es die meiste Zeit und das regte ihn erst recht auf. Draco fragte sich, ob er schon immer so launisch gewesen war, aber er vermutete, dass er das früher ganz einfach mit seinen Gemeinheiten kompensiert hatte und das war jetzt leider unmöglich, denn Potter war ein gefährlicher Gegner und ein Frontalangriff nur um Dampf abzulassen war viel zu riskant. Harry hatte inzwischen die Truhe voll. Er warf Malfoy einen wütenden Blick zu, als er sich aufrichtete, die Truhe am Griff nahm und damit apparierte. Draco blieb allein zurück. Das obligatorische Grinsen war aus seinem Gesicht verschwunden, denn langsam nahm der Frust überhand und er schaffte es nur noch in Potters Gegenwart seine Fassade aufrecht zu erhalten. Das Problem war, dass ihm dieses Bewusstsein nichts nützte. Potter war seine einzige Gesellschaft im Moment und er konnte sich nur mit ihm auseinandersetzen, doch der Umstand, dass er eigentlich etwas ganz anderes wollte, machte das unmöglich. Als Harry Stunden später zurückkam, war Malfoy verschwunden. Harry fragte sich nicht, wo er steckte. Er war nur froh, dass er weg war, denn langsam bekam er das Gefühl, dass Malfoy ihn provozieren wollte. Seine Launen konnte er inzwischen gut ignorieren und manchmal war es sogar amüsant, aber wenn er nichts Besseres zu tun hatte, als ihn zu beobachten, wurde er innerhalb von Minuten nervös und spätestens nach einer Viertelstunde wütend. Etwas hatte Malfoy an sich, dass ihn nervös machte. Immer wieder bekam er den Eindruck, als ginge diesem die ganze Zeit etwas durch den Kopf, dass ihm keine Ruhe ließ. Die Tatsache, dass es etwas mit ihm zu tun hatte, beunruhigte dabei noch mehr. Er wischte diese Gedanken aus seinem Kopf und konzentrierte sich wieder auf die Bücher. Es war fast Mitternacht, als er die letzten zusammengesucht und in der Truhe verstaut hatte. Harry sah sich noch mal in dem Zimmer um, in dem er jetzt fast drei Monate verbracht hatte. Es tat ihm nicht weh hier zu verschwinden, dazu waren diese drei Monate zu chaotisch verlaufen und im Grunde war er froh, aus der Enge heraus zu kommen. Fast automatisch brachte er schnell alles in Ordnung, sah sich noch einmal in allen Räumen um und schnappte sich dann seine Truhe, um nach Hogwarts zu verschwinden. Was Malfoy machte interessierte ihn nicht. Hauptsache er bekam endlich wieder Abstand zu ihm. In der Bibliothek machte er sich dann jedoch nicht mehr die Mühe, auch diese Bücher noch einzusortieren. Froh, endlich wieder in Hogwarts zu sein, egal in welchem Zustand es sich befand, machte er sich zu Fuß auf den Weg in den Gryffindorturm. Er hatte beschlossen sich dort einzurichten, denn das war der Platz in Hogwarts, an dem er sich am wohlsten fühlte. Harry musste sich jedoch eingestehen, dass er froh war, dort keinen seiner erstarrten Schulkameraden um sich zu haben. Fast alle Schüler waren zu dem Zeitpunkt, als Voldemort den Zeitzauber sprach in der Großen Halle gewesen, um zu Abend zu essen. Selbst auf den Gängen hatte er bis jetzt nur zwei Schüler gesehen, beide aus Ravenclaw und ihm nicht bekannt. Mühsam schob er das Portrait der fetten Dame beiseite, um in die Gemeinschaftsräume zu gelangen. Er musste sich schnellsten etwas einfallen lassen, um auch das in Zukunft wieder mit Magie erledigen zu können, denn so wurde es auf Dauer zu anstrengend. Mit einem Zauberspruch entzündete er das Feuer im Kamin und ließ sich in einen Sessel davor fallen. Es war empfindlich kalt im Schloss. Im Winter war es ja schon immer nicht besonders angenehm gewesen, doch wenn viele Räume geheizt waren und Hauselfen dafür sorgten, dass die Feuer in den Kaminen nie ausgingen, war es auf jeden Fall angenehmer, als wenn man das Feuer selbst anzünden und am brennen halten musste. Harry starrte in die Flammen und versank in Gedanken. Nach ein paar Minuten, als das Feuer richtig brannte, streichelte Wärme seine Wangen und zum ersten Mal seit Monaten fühlte er sich ein kleines bisschen geborgen. Wehmütig hing er seinen Erinnerungen nach und wünschte sich von ganzem Herzen, dass alles wieder so war, wie früher. Mit Wehmut dachte er an seine Schachspiele mit Ron und an die endlosen Diskussionen mit Hermine, wenn es ums erledigen ihrer Hausaufgaben ging. Er stellte fest, dass ihm die beiden hier noch mehr fehlten, als in der Heulenden Hütte. Harry wusste, dass ihm seine Freunde eine große Hilfe auf der Suche nach der verborgenen Kammer wären, doch sie waren nicht hier. Einen Moment lang war er versucht, hinunter in Hagrids Hütte zu apparieren, um wenigstens theoretisch mit ihnen zusammen zu sein, doch er verwarf die Idee. Dazu fühlte er sich vor dem warmen Feuer im Moment viel zu wohl. Ihm war klar, dass es nur einen Weg gab seine Freunde zurück zu bekommen und sein Entschluss, alles zu tun, um dieses Ziel zu erreichen, war niemals zuvor so fest gewesen. Als Draco wenig später in den Gemeinschaftraum der Gryffindors apparierte, schlief Harry fest. Er saß mit dem Kopf auf die Arme gestützt halb zusammengerollt in dem Sessel und ließ sich vom Feuer wärmen. Draco wunderte sich nur, dass er den Turm nicht mit einem Schutzzauber belegt hatte. Er war in den Kerkern gewesen und hatte versucht, sich dort wohl zu fühlen, doch es war ihm nicht gelungen. Es war beißend kalt da unten und selbst ein Feuer hatte Mühe, die Räume zu erwärmen. Das Hauptproblem war jedoch, dass er sich nicht mehr so recht mit seinem früheren Leben identifizieren konnte und sich in der Kälte der Slytheringemeinschafträume allein nicht sonderlich wohl fühlte. Ihm war klar, dass Potter von seiner Anwesenheit hier nicht begeistert sein würde, doch das war ihm gleich. Sie würden es schon schaffen, sich aus dem Weg zu gehen. Dafür würde Potter garantiert sorgen. Ohne weiter darüber nach zudenken, ging er die Treppe hinauf in den Schlafsaal der Fünftklässler, der noch immer ein wenig verwüstet war, doch inzwischen beherrschte er den Reparozauber fast im Schlaf und damit konnte man die Schäden problemlos beheben und ein paar Minuten später war alles so, wie zuvor, bevor Voldemort ihn hier erwischt hatte. Sogar das Fenster, das Potter zertrümmert hatte, war wieder ganz und das prasselnde Feuer im Kamin vertrieb Schatten und Kälte. Draco sah sich um und versuchte zu ergründen, wie er sich hier fühlte, denn immerhin hatte er hier die bittersten Erfahrungen seines bisherigen Lebens gemacht, doch er spürte nichts. Inzwischen waren die Erinnerungen daran so surreal, dass es mit der Wirklichkeit nichts mehr gemein hatte. Entschlossen ging er auf das Bett zu, das am weitesten von Potters Eule, die neben dem ersten Bett links vom Eingang auf ihrer Stange in der Zeitfalle erstarrt war, entfernt stand. Ein Blick zu den Schulsachen auf dem Schränkchen daneben sagte ihm, dass es Seamus Finnigans Bett war, und ein Grinsen huschte bei dieser Erkenntnis über sein Gesicht, denn das Bewusstsein, wie ähnlich sich der Ire und er im Grunde waren, machte das ganze irgendwie zweideutig. Ohne noch lange nachzudenken, zog er die Vorhänge des Bettes zu, entledigte sich seiner Sachen und verkroch sich unter die Decke. Er musste sich dringend seine Sachen aus den Kerkern holen, doch darüber würde er nachdenken, wenn er wieder wach war. Im Moment wollte er nur noch ein warmes, weiches Bett zum schlafen. Innerhalb von wenigen Minuten schlief er genauso fest, wie Harry unten in seinem Sessel. Als Harry wieder erwachte, war es fast Mittag. Wahrscheinlich hätte er noch länger geschlafen, doch das Feuer im Kamin war heruntergebrannt und die Kälte, die sofort aus allen Ritzen kroch, hatte ihn geweckt. Er stand auf, um den Stapel Scheite, die immer neben dem Kamin lagen, hinein zu legen und wieder zu entzünden. Es gab eine Menge Sachen, an die er sich wohl erst gewöhnen musste. Die Tatsache, dass es in Hogwarts keine Magie mehr gab, machte es nicht gerade einfacher und die Hauselfen, die sonst immer jedes Feuer am brennen gehalten hatten, gehörten leider zu dieser Magie. Frierend stieg er die Treppen zum Schlafsaal hinauf, um sich etwas Wärmeres zum Anziehen zu holen. Er wühlte schon in seiner Truhe nach dem letzten Pulli von Mrs. Weasley, als er verblüfft feststellte, dass dort alles in Ordnung gebracht worden war und auch die Asche im Kamin noch ein wenig Wärme ausstrahlte. Alarmiert sah er sich um und entdeckte, dass die Vorhänge zu Seamus Bett zu gezogen waren. Eine Ahnung keimte in ihm auf, die sofort seinen Unwillen auslöste. Mit hastigen Schritten ging er hinüber, um nachzusehen, ob er richtig vermutete. Die silberblonden Haare auf dem Kissen ließen jedoch keine Zweifel zu. Malfoy lag in Seamus Bett, hatte die Decke bis über die Ohren gezogen und schlief tief und fest. Fassungslos schüttelte Harry den Kopf. Woher nahm dieser Kerl die Frechheit sich einfach im Gryffindorschlafsaal einzuquartieren? Er ließ den Vorhang fallen, ging zu seiner Truhe, um sich seine Sachen heraus zu nehmen und verschwand wieder in den Gemeinschaftsraum. Malfoys Dreistigkeit machte ihn regelrecht sprachlos. Als Malfoy am Spätnachmittag endlich aufwachte, war Harry schon lange in der Bibliothek verschwunden. Er fror erbärmlich, denn das Feuer im Kamin war ausgegangen und die Asche schon kalt. Hastig zog er sich seine Sachen über und apparierte in den Slytherinschlafsaal um sich etwas Wärmeres zum anziehen zu besorgen. Dort war es noch kälter, als oben im Gryffindorturm. Entschlossen ging er durch alle Räume und schickte das Holz neben den Kaminen nach oben in die Räume der Gryffindors. Sie mussten auf dem schnellsten Weg heraus bekommen, wo sie neues herbekommen sollten, wenn hier keins mehr zu finden war. Wieder oben im Schlafsaal entfachte er das Feuer im Kamin neu und legte im Gemeinschaftsraum Holz nach, bevor er sich auf die Suche nach Potter machte, die nicht allzu lange dauerte, denn es gab fast nur einen Raum, wo er stecken konnte. Potter stand mitten in der Verbotenen Abteilung der Bibliothek und starrte deren Rückwand an. "Hi...gibt es da was Interessantes zu sehen?" Potter sah ihn nicht an, als er bissig meinte, "Was hast du im Schlafsaal der Gryffindors zu suchen?" "Im Kerker ist es so kalt, dass der Atem gefriert und vielleicht fühl ich mich wohl in deiner Gesellschaft!", setzte er spöttisch hinzu. Harry wusste nicht, was er darauf antworten sollte. "Ich will dich da oben nicht haben!" Draco schürzte die Lippen. Es war das erste Mal seit langem, dass er ihm so deutlich machte, dass er genug von seiner Gegenwart hatte. "Glaubst du wirklich, dass mich das interessiert?" Harry sah ihn an und in seinen grünen Augen funkelte die Wut, doch Draco erwiderte den Blick unbeeindruckt. "Geh mir ja nicht auf die Nerven, Malfoy!...Ich warne dich, sonst erlebst du dein blaues Wunder!" Draco grinste. Das war viel zu schnell gegangen und er fragte sich, warum Potter so schnell nachgegeben hatte. "Heißt das, dass ich weiter in Finnigans Bett schlafen kann?" Die Bemerkung klang zweideutig und Harrys Blick wurde eine Spur kälter. "Kann ich dich irgendwie daran hintern?" Diese Frage war rein rhetorisch und klang entsprechend genervt, denn er wusste, dass er es nicht konnte, doch Draco ließ es sich nicht nehmen darauf zu antworten. "Klar, indem du in dem Bett schläfst, aber dann such ich mir einfach ein anderes aus!" Harry wandte den Kopf ab, doch Draco sah trotzdem, dass ihm die Farbe in die Wangen stieg. Er wusste genauso gut, wie jeder andere in Hogwarts, dass Harry Potter als Zweiter hinter Dean Thomas auf Finnigans Favoritenliste stand und fragte sich, ob ihm das bewusst war, auch wenn sich das möglicherweise geändert hatte, seit die Sache zwischen Potter und Chang die Runde gemacht hatte. "Mach doch was du willst!" Draco hob nun doch überrascht die Brauen und war froh, dass Potter keine Ahnung hatte, was dann passieren würde. "Das sowieso! Ich werd mich mal in der Küche nach Lebensmitteln umsehen und schauen, wo Holz gelagert wird. Es ist arschkalt in diesem Sarg!" Er ging in Richtung Tür. "Ach übrigens...was ist nun so interessant an dieser Wand?" Hätten Blicke töten können, wäre Malfoy auf der Stelle tot umgefallen, doch so begann er mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht die Klassenräume auf diesem Gang abzuklappern und alles Holz, das er finden konnte, auf den Gang vor dem Eingang zum Gryffindorturm zu schicken. Harry blieb mit seinem Problem allein. Inzwischen stellte er sich die gleiche Frage wie Malfoy. Wo war das Interessante an dieser Wand? Wie sollte man eine massive Wand mit einfacher Mechanik öffnen? Er hatte schon jeden erdenklichen Zauber ausprobiert, den er finden konnte, um wenigstens einen Hinweis auf einen Öffnungsmechanismus zu bekommen, doch er hatte nichts gefunden. Weder die Bilder an dieser Wand, noch die vier Säulen davor, oder die regelmäßig aufgestellten Vasen und Statuen brachten irgendeinen Effekt, wenn man sie bewegte, anzauberte oder entfernte. Er hatte auch schon nach verborgenen Schaltern, Hebeln oder ähnlichem gesucht, doch nichts brachte Erfolg und wieder einmal hätte er am liebsten jede einzelne Vase im Raum zerdeppert, doch er riss sich zusammen und verließ die Bibliothek um hinaus aufs Gelände zu Hagrids Hütte zu gehen. Er kam dabei nicht mal auf die Idee zu apparieren. Obwohl er erst einen Tag wieder hier war, verfiel er schon in seine alten Gewohnheiten. In Hogwarts konnte man nicht apparieren, also tat er es nicht. Harrys Wunsch nach Normalität war so groß, dass er sie mit allen Mitteln zurück zu zwingen versuchte. Es war schon dunkel, als Malfoy aus der Muggelwelt mit neuen Vorräten zurückkam. Die Lebensmittel in den Vorratskammern von Hagwarts waren ihm allesamt nicht geheuer gewesen, obwohl alles genauso frisch ausgesehen hatte, wie es gewesen war, als der Zeitbann eintrat und genau das war es, was ihn störte. Inzwischen wusste er, was er kaufen musste. Er verstaute die Sachen in der Küche und fragte sich, wo Potter stecken mochte, während er eines der frischen Brötchen hinunterschlang. Kurz entschlossen machte er sich auf die Suche nach ihm. Im Gegensatz zu Harry hatte er kein Problem damit, in Hogwarts zu apparieren. Der Umstand, dass es früher unmöglich gewesen war, hatte ihn eher aufgeregt, doch Potter war weder in der Bibliothek, noch im Gemeinschaftsraum oder im Schlafsaal. Unentschlossen apparierte er in die Große Halle. Er war bisher nur einmal dort gewesen und fühlte sich äußerst unwohl zwischen seinen erstarrten Schulkameraden. Unentschlossen ging er durch die Reihen und suchte nach Granger und Weasley, denn diese beiden waren am ehesten ein Grund für Potter hierher zu kommen, doch sie waren nicht am Gryffindortisch. Dracos Blick blieb an Cho Chang hängen, die sich wohl gerade lächelnd mit einer Freundin unterhalten hatte, als Voldemort seinen Bann aussprach. Sie war ohne jeden Zweifel hübsch und passte irgendwie zu Potter, auch wenn ihn das vielleicht störte. Er war völlig platt gewesen, als er die beiden an Halloween zusammen erwischt hatte, denn es war das erste Mal gewesen, dass man ihn überhaupt mit einer Beziehung in Verbindung bringen konnte. Es hatte niemals irgendwelche Gerüchte über Potters Interessen in dieser Hinsicht gegeben und er war in ihrem Jahrgang einer der wenigen, den man dahingehend nicht einordnen konnte. Daran hatte sich auch nichts geändert, als Finnigan ihn mit begehrlichen Blicken verfolgte und es irgendwann mal das Gerücht gegeben hatte er sei in eine der Parvati-Zwillinge verknallt. Draco hatte nie daran gezweifelt, dass das nur auf dem Umstand gründete, dass er am Weihnachtsball im vierten Jahr mit ihr getanzt hatte. Die Sache mit Chang war für viele eine Überraschung gewesen, vor allem wegen Diggory, doch Draco hatte vor allem Potter bei dieser Geschichte interessiert. Es war das erste Mal gewesen, dass ihn sein Verhältnis zu Potter nachdenklich gemacht hatte, etwas, dass ihm gar nicht passte und das hatte er gnadenlos an ihm ausgelassen, auch wenn er wusste, dass er in Zaubertränke absolut zu weit gegangen war. Heute wusste er das und konnte verstehen, dass Potter damals rot gesehen hatte, denn heute wusste er, wie Potter zum Wert des Lebens stand. Es gab nichts Wichtigeres für ihn. Selbst sein wertloses Leben hatte er gerettet. Draco wandte sich abrupt ab und verließ die Große Halle. Es gab eigentlich nur noch einen Ort, an den sich Potter zurückziehen würde und das war Hagrids Hütte. Er hatte eigentlich keine Lust ihn ausgerechnet dort zu suchen, denn Hagrid verabscheute er noch immer, genauso wie Weasley und Granger, doch ihm war nach einem kleinen Wortgeplänkel und außerdem wäre es ganz praktisch, wenn Potter wieder mal was kochen würde, denn das war ein Kunst, die er niemals begreifen würde. Dabei konnte ihm nicht mal die Zauberei helfen. Das Gelände lag in absoluter Finsternis, doch Draco brauchte kein Licht, um den Weg zu Hagrids Hütte zu finden. Oft genug war er nachts auf dem Gelände gewesen, um Potter und Weasley mal wieder ein Bein zu stellen, doch er brauchte eigentlich nur Potters Fußspuren im Schnee zu folgen, denn die führten ihn direkt zur Hütte. Es überraschte ihn, dass Potter so schnell in seine alten Gewohnheiten zurück verfiel. Draco warf einen Blick durchs Fenster und schrak zurück, als er sich Auge in Auge Hermine Granger gegenüber sah. Ohne jeden Zweifel hatte diese krankhaft neugierige Hexe die ganze Zeit den Waldrand beobachtet, um zu sehen, ob Potter irgendwelchen Ärger mit ihm hatte. Er fragte sich, ob sie mitbekommen hatte, wie sie im Wald verschwunden waren. Drinnen im Kamin brannte ein schwaches Feuer, das den Raum ein wenig erleuchtete. Draco konnte Hagrid am Tisch und Weasley in einem der Sessel sitzen sehen, doch Harry war nicht zu entdecken, obwohl er hier sein musste, denn sonst würde kein Feuer brennen. Er ging zum nächsten Fenster und von da aus konnte er ihn sehen. Er saß an die Wand gelehnt am Boden, neben Granger, den Kopf an der Wand und die angezogenen Knie von den Armen umschlungen. Er war blass und sein Blick erschreckend leer. Draco wandte sich ab und lehnte sich draußen an die Wand. Augenblicklich war ihm klar geworden, dass Potter völlig am Ende war und es versetzte ihm einen Stich, dass er es so perfekt schaffte, ihm etwas vorzumachen. Ihm war schon klar gewesen, dass er nicht wirklich viel von Potter wusste, doch jetzt fragte er sich, ob es überhaupt möglich war, ihn zu durchschauen. Potters Verzweiflung zeigte Abgründe, die Draco ihm nie zugetraut hatte. In seinen Augen war Harry immer ein Kämpfer gewesen, der sich nicht unterkriegen ließ, doch dieser Harry da drin würde nicht mehr lange durchhalten, wenn er so weiter machte. Das wurde ihm erschreckend klar und er begann auch zu ahnen, warum. Potter wollte sein altes Leben zurück und je klarer ihm wurde, dass das unmöglich war, um so mehr ging es mit ihm bergab - eine beängstigende Vorstellung, denn Draco hatte keine Ahnung, was man dagegen machen konnte. Er selbst hatte eigentlich keine Probleme mit seiner momentanen Situation, denn er hatte sowieso bei Null anfangen müssen nach Voldemorts Angriff, doch Harry war in Hogwarts glücklich gewesen und jetzt war er es nicht mehr. Der Verlust seines früheren Lebens schien langsam unerträglich für ihn zu werden. Draco nahm sich vor ihn im Auge zu behalten, denn irgendwie hatte er das Gefühl, dass er in seiner augenblicklichen Verfassung zu allem fähig war. Fest entschlossen, ihn aus seiner Apathie zu reißen, apparierte er in die Hütte. "Hätte ich mir doch denken können, dass ich dich hier finde!" Harry senkte den Kopf auf die Knie, um sich zu sammeln. "Hab ich dir nicht gesagt, du sollst mir nicht auf die Nerven gehen, Malfoy?" Draco beobachtete, wie er aufstand und neben Hermine aus dem Fenster sah. "Ach wie süß!...Potter und Granger in trauter Einsamkeit...eigentlich hätte ich immer erwartet, dass sie sich mit dir zusammen tut...es schockt mich wirklich, dass sie sich mit Weasley eingelassen hat!" Das wusste er also auch. Harrys Finger krallten sich in das Holz des Fensterbrettes. Es hatte ihm gerade noch gefehlt, dass Malfoy ihn hier aufspürte. "Im Gegensatz dazu passt du mit Parkinson wirklich gut zusammen!" Touché! Draco verzog säuerlich das Gesicht. Die Tatsache, dass Pansy einfach nicht begriff, dass er nichts von ihr wollte, nervte ihn enorm, doch die Alternative, zuzugeben, was er wirklich wollte, gefiel ihm genauso wenig und so hatte er sie immer ertragen. "Wenn du meinst...Aber es ist wirklich schade, dass dir deine beiden Busenfreunde nicht zur Seite stehen können, nicht wahr?...Die Unzertrennlichen!...Wäre es nicht perfekt, hier mit ihnen für alle Zeit vereint zu sein?...Leider kann ich dir den Gefallen nicht tun...und ich würde es auch nicht, wenn ich es könnte!", setzte er spöttisch nach. Harry schwieg. Er wusste, dass er etwas sagen müsste, um ihm nicht die Genugtuung zu geben, ihn getroffen zu haben. Zu genau hatte Malfoy ausgedrückt, was er sich wünschte, selbst um den Preis für alle Zeit gefangen zu sein. Draco betrachtete Potters Rücken und wartete auf eine Reaktion, doch es kam keine. Erst als Harry nun doch apparierte, um so schnell wie möglich weg zu kommen, wurde ihm klar, dass er ihn diesmal voll erwischt hatte. Der Gedanke daran ließ einen bitteren Nachgeschmack zurück. In den folgenden Wochen ließ Draco Potter fast nie aus den Augen, auch wenn dieser das nicht mit bekam. Ohne, dass Harry es bemerkte, hatte er die meisten Türen und Räume, die er bevorzugte mit Warnzaubern versehen, durch die er fast immer wusste, wo er gerade steckte. Höchst interessant fand er dabei den Umstand, dass er nicht einmal in die Große Halle ging. Chang schien ihn nicht im Geringsten zu interessieren. Die meiste Zeit verbrachte er in der Verbotenen Abteilung der Bibliothek, die er sich meist mit ihm Teilen musste, und wenn er da nicht war, saß er in Hagrids Hütte und schien gedankliche Zwiegespräche mit Granger und Weasley zu führen, eine Macke, die Draco nur den Kopf schütteln ließ, jedoch ein Zeichen dafür, wie fertig er war. Als er wieder einmal erst kurz vor Mittag in der Bibliothek erschien, um ein Buch über Verwandlungen durchzuarbeiten, sah er Potter wie üblich vor der hinteren Wand auf und abgehen, bis er ihn bemerkte und sich wieder seinem Stapel Bücher zu wandte. Draco ließ ihn nicht aus den Augen und beobachtete ihn so lange, bis er den Kopf hob und ihn ansah. "Was ist?" Er klang wie üblich genervt. "WAS ist mit dieser Wand, Potter?" Draco hatte keine Lust mehr sich darüber den Kopf zu zerbrechen und kam auf den Punkt, auch wenn er nicht erwartete, dass Potter ihm antwortete. Es war schon lange nicht mehr zu übersehen, dass Potter ein besonderes Interesse für die Rückwand der Verbotenen Abteilung zeigte. Harry starrte eine halbe Ewigkeit ins Leere, bevor er entschied, Malfoy zu sagen, was er suchte. Allein kam er nicht weiter. Das hatte er schon lange begriffen. "Sie lässt sich öffnen!" Draco hätte nicht sagen können, was ihn mehr verblüffte, die Tatsache dass er ihm antwortete, oder die Antwort selbst, doch er fing sich schnell und sah sich die Wand an. Solche Geheimräume waren nichts Neues für ihn. In Malfoy Manor gab es eine Menge davon. Man brauchte nur den Zauber, mit dem sie verschlossen waren. "Was hast du schon alles versucht?" "Es ist kein Zauber!...Schon vergessen, die sind außer Kraft, durch den Zeitbann!" Draco war nicht sonderlich überrascht. "Also rein mechanisch?" Er sah Potter aus dem Augenwinkel resigniert nicken. Es passte ihm ganz offensichtlich überhaupt nicht, dass er es nicht allein hinbekommen hatte. "Ohne Granger bis du wirklich eine Niete, oder?" Harry warf ihm einen wütenden Blick zu, doch ihm war alles egal, wenn nur endlich diese Tür aufging. Malfoy untersuchte inzwischen die Säulen und schob die Bilder hin und her. Es war sicher ein komplizierter Mechanismus, der mehr als einen Auslöser hatte. Schließlich sollte es ja schwer sein, diesen Raum zu öffnen. Es mochte zwar sein, dass die meisten Zauberer von Mechanik keine Ahnung hatten, da sie ihre Probleme mit Hexerei lösten, doch auch unter den Zauberern gab es einige Ausnahmen, die sich mit Mechanik, einer absolut logischen Wissenschaft, beschäftigten. Einer davon war Snape. Das wussten nicht viele, doch Snape legte größten Wert auf logisches Denken bei seinen Schülern. Das war vermutlich auch ein Grund dafür, dass ihm die Gryffindors so zuwider waren, denn die hetzten Idealen hinterher, die Snape völlig fremd waren. Gefühle und Illusionen waren nichts für den Hauslehrer von Slytherin. Er verließ sich lieber auf Formeln und exakte Berechnungen und zwang auch seine Schüler, sich damit auseinander zu setzen. Draco mochte gewiss nicht so clever wie Granger sein, was Logik anging, doch er war nicht ganz ahnungslos. Das Potter, der unter den Muggeln aufgewachsen war, absolut nichts davon verstand, war ihm unbegreiflich. "Hast du schon irgendwas gefunden?...Irgendeinen Auslöser oder Hebel?" Wieder ein Kopfschütteln. Ganz offensichtlich war er absolut ratlos. Draco schob wieder Bilder hin und her, doch er konnte keinen Widerstand spüren, der einen Hebel vermuten ließe und nahm die Bilder von der Wand, um einen besseren Überblick zu bekommen. "Wenn hier wirklich irgendwo was ist, ist es verdammt gut versteckt." Harry ging zu einem Regal und zog ein Buch heraus. "Vielleicht geht es damit!" Er begann nach einer Seite zu suchen. "Was hast du vor?" "Hier ist ein Zauber drin, mit dem man Stellen sichtbar machen kann, die häufig benutzt oder berührt werde... eigentlich zum Anbringen von Kontaktgiften!" Draco machte sich nicht viel Hoffnung, doch einen Versuch war es wert. Einen Augenblick später waberte gelber Nebel aus Potters Zauberstab und überzog die ganze Wand. Als er sich verzogen hatte konnten sie erkennen, das die am häufigsten benutzen Stellen dort die Vasen waren und das vermutlich, weil die Hauselfen regelmäßig die Blumen austauschten. Noch immer strahlten die Rosen darin in derselben Pracht, wie an dem Tag, als Hogwarts aus der Zeit verschwand. Draco hob die Brauen und verbiss sich eine spöttische Bemerkung, denn im Grunde war die Idee nicht schlecht gewesen. Die Frage war bloß, wie oft dieser Raum geöffnet wurde und wie lange das letzte Mal her war. "Verdammt noch mal!" Eine der Vasen knallte gegen die Wand und zersprang in tausend Scherben. Draco sah Potter ungläubig von der Seite an, während die völlig unbeschädigten Rosen leise zu Boden fielen. "So kenn ich dich ja gar nicht, Potter!" Harry brannten die Sicherungen durch. Die Tatsache, dass er Malfoy gesagt hatte, worum es ging frustrierte ihn ungemein und trug ihren Teil dazu bei. "Halt die Klappe!...Du kennst mich überhaupt nicht, nur um das mal klar zu stellen!", blaffte er ihn an. Dracos Lächeln wurde sofort spöttisch. "Es müsste dir doch klar sein, dass ich da auch keinen gesteigerten Wert drauf lege!" "Ach ja?...Und warum machst du dich dann nicht endlich aus dem Staub?" Harry sah ihn jetzt an, wieder einmal gnadenlos auf eine Konfrontation aus. "Das hab ich dir schon in der Heulenden Hütte gesagt!" "Es ist mir egal, was du damals gesagt hast! Tauch doch bei den Muggeln unter...Und was deine Einbildung angeht, mir was schuldig zu sein, lass dir sagen, dass ich nichts mehr bereue, als dir den Hals gerettet zu haben! Hätte ich gewusst, was das bedeutet, hätte ich dich bei Voldemort gelassen! Halt dich gefälligst aus meinen Angelegenheiten raus! Du hast doch keine Ahnung, worum es überhaupt geht!" Er wollte sich abwenden und gehen, doch Draco packte ihn am Umhang und riss ihn wieder zu sich herum. In seinem Blick loderte eiskalte Wut und das lag nicht daran, dass Potter ihm einfach so frech ins Gesicht log, sondern resultierte aus seinem Versuch die ehrliche Absicht, ihm zu helfen, gnadenlos in den Dreck zu ziehen. Er konnte die Überraschung über diesen plötzlichen Angriff in den grünen Augen deutlich erkennen und spürte eine kranke Freunde daran, ihn so aus dem Konzept bringen zu können. Langsam trieb ihn Potters Arroganz an die Grenzen seiner Selbstbeherrschung. Draco brachte sein Gesicht ganz nah an Potters und spürte, wie dieser befremdet zurück weichen wollte, doch sein harter Griff am Kragen des Umhanges hinderte ihn daran. Er hatte sich noch nicht wieder gefangen. Das war nicht zu übersehen. "Lass dir eins gesagt sein...Harry Potter...von dir...lass ich mir ganz bestimmt nichts sagen!...Da kannst du in deiner selbstgefälligen Edelmütigkeit schwelgen so viel du willst! Ich entscheide, was für mich das richtige ist...und du...du wärst daran kaputt gegangen, wenn du noch ein Leben verloren hättest!...Das solltest du nie vergessen!" Mit einem derben Stoß schob er ihn von sich, wandte sich ab und verließ die Bibliothek. Harry taumelte rückwärts gegen ein Regal und blieb schwer atmend dagegen gelehnt stehen. Selten hatte er Malfoy zu so einer heftigen Reaktion provoziert, doch das war nicht das, was ihn so sehr schockierte. Es war seine zweite Bemerkung, die ihm den Boden unter den Füßen wegzog. Malfoy hatte damit vollkommen recht und die Tatsache, dass er es durchschaut hatte, traf ihn zutiefst, denn es zeigte, dass er ihn doch schon viel besser durchschaut hatte, als ihm lieb sein konnte. Harry stellte fest, dass er so schnell wie möglich, so viel wie möglich Abstand zwischen sich und Malfoy bringen musste, wenn er nicht wollte, dass dieser ihm immer näher kam und um das zu erreichen gab es wieder einmal nur einen Weg. Langsam rutschte er an dem Bücherregal zu Boden und blieb da sitzen. Alles hing davon ab, dass er sein Ziel erreichte, doch er versank nur immer tiefer in Selbstzweifeln. Hoffnungslos starrte er die Wand an und fragte sich, ob er jemals hinter ihr Geheimnis kommen würde. "Fawkes, warum hast du ihn ausgerechnet dabei im Stich gelassen?", flüsterte er resigniert. Harry hatte schon einige Male versucht in Dumbledores Räume zu apparieren, doch ein unsichtbarer Schild hielt ihn immer wieder auf. Er konnte diesen Schild zwar sichtbar machen, doch der Zauber, der ihm gegen Voldemorts Warnzauber geholfen hatte, schaffte es nicht, den Bannreis, den Fawkes scheinbar erreichtet hatte, zu neutralisieren. Er fragte sich nur, wie der Phönix es geschafft hatte, dem Zeitzauber so lange zu widerstehen, dass dieser Schild auch jetzt noch hielt. Harry stand auf und machte noch einen Versuch, doch es endete genau, wie all die anderen Male auch. Er erschien an derselben Stelle, von der aus er zu apparieren versuchte - vor der steinernen Wand, die darüber entschied, ob Hogwarts je wieder in den Zeitstrom zurückkehren würde, oder nicht. Er wusste nicht, wie lange er die Wand schon wieder angestarrt hatte, als ihm klar wurde, dass er nur eine Wahl hatte. Tom Riddle hatte sogar die Kammer des Schreckens gefunden, als er hier in Hogwarts gewesen war. Vielleicht wusste er auch, wie man diese Wand öffnete? Möglich war es. Er konnte sich zwar noch sehr deutlich an das erinnern, was bei seinem letzten Versuch dieser Art passiert war, doch er wusste, dass er es wenigstens probieren musste. Hermine war nicht hier, um ihm zu helfen und ob Malfoy es noch einmal versuchen würde, war nicht abzusehen. Im Moment wäre es ihm sogar lieber, wenn er ihm nie wieder begegnen müsste, denn die Tatsache, dass dieser all seine Lügen sofort durchschaut hatte, empfand er als sehr demütigend. Harry schloss die Augen und suchte nach der Finsternis in seiner Seele, die Abgründe öffnete, die er sich niemals zuvor hatte vorstellen können. Es war ein Blick in die Seele der Hölle. Harry würde niemals begreifen, wie ein Mensch zu so etwas werden konnte, als er begann in der Finsternis nach Hoffnung zu suchen und dabei spürte, wie seine Kraft Stück für Stück verloren ging, bis der Hass in seinem Kopf zu regieren begann und er die Kontrolle verlor. Der Knall war ohrenbetäubend und Draco hatte das Gefühl, als erzitterten sogar die mächtigen Mauern von Hogwarts bei dieser Explosion. Er brauchte sich nicht eine Sekunde zu fragen, was passiert war. Potter hatte den Kopf verloren und sich wieder an der anderen Hälfte seines Bewusstseins versucht. Er apparierte sofort in die Bibliothek, doch dort atmete er undurchdringlichen Staub und begann sofort zu husten. Er zweifelte nicht daran, dass der Versuch fehlgeschlagen war und die Hälfte der Bücher zu Staub zermahlen hatte. Madam Pince würde einen Schreikrampf kriegen, wenn sie das irgendwann sah. Mit einem Schleuderfluch sprengte er die Tür und einige der Fenster um Durchzug zu schaffen, bevor er nach draußen apparierte, um wieder durchatmen zu können. Er fragte sich zynisch, ob es Potter diesmal geschafft hatte, sich in Fetzen zu sprengen und erschien schon im nächsten Moment wieder in der Bibliothek, denn die Sorge ließ ihm keine Ruhe. Die Staubwolke war noch immer fast undurchdringlich und er hielt sich den Ärmel seines Umhangs vors Gesicht, um atmen zu können, als er vorsichtig begann sich einen Weg durch das Chaos aus Trümmern zu suchen, um Potter zu finden. Das Durcheinander war unglaublich und Draco fragte sich, wieso nicht alle Regale von der Explosion umgefegt worden waren, doch im Moment hatte er andere Sorgen. Potter war nicht zu sehen. Draco hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben und begann nervös zu werden, als er ihn unter zwei Regalen der Verbotenen Abteilung entdeckte. Hastig schleuderte er die schweren Regale aus dem Weg. Dieser Irre musste wirklich einen Schutzengel haben, denn der Tisch zwischen den beiden Regalen hatte deren Fall abgefangen und ihm vermutlich das Leben gerettet. Er war sogar bis auf ein paar Schürfwunden unverletzt, doch das hatte nichts zu bedeuten. Der Einsatz dieser Kraft hatte ihm ganz offensichtlich viel mehr gekostet, als die Explosion selber. Er war eiskalt, totenblass und atmete unregelmäßig flach. Draco riss ihn vom Boden und apparierte in die Krankenstation. Potters Zustand war viel schlechter, als beim letzten Mal und Draco machte sich an Madam Pomfreys Schränken zu schaffen, um einen Aufpäppeltrank aufzutreiben. Es dauerte eine Ewigkeit, bis er etwas Brauchbares fand und dann mit inzwischen bebenden Fingern versuchte, Potter etwas davon einzuflößen. "Komm schon, schluck es runter!...Mach, du sturer Idiot!" Er röchelte, als etwas von der Flüssigkeit in seine Luftröhre geriet und begann zu husten, doch offenbar schluckte er den Rest hinunter, denn seine Atmung wurde ruhiger und regelmäßiger. Draco flößte ihm einen weiteren Schluck ein und hörte erst damit auf, als er wieder ein bisschen Farbe im Gesicht bekam. Danach saß er regungslos auf dem Stuhl neben dem Bett und starrte in das blasse, schmale Gesicht dessen, dem er einst immer wieder den Tod an den Hals gewünscht hatte. Dass sich das schon lange geändert hatte wusste er ja, doch die Panik, die ihn ergriffen hatte, als er glaubte, dass er es diesmal nicht schaffen würde, die würde er nie mehr vergessen. Wer Lust auf mehr Harry Potter von mir hat und nicht auf das nächste Kapitel warten will, kann sich ja mal Verkaufte Seelen anschauen!...Da gilt dasselbe wie hir, schreibt mir eure Meinung! Thanks, KimRay Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)