Der Herr der Zeit von KimRay (Part IV: Über dem Abgrund) ================================================================================ Kapitel 12: Nur ein Weg ----------------------- Geschafft! Hier ist das letzte Kapitel von Part II! Ich hab endlich auch den zweiten Teil geschafft! Hat ein bisschen länger gedauert, als erwartet und ich hoffe, dass ich mit Part III ein bisschen schneller bin! Gab eindeutig zu viele Änderungen in Part zwei und dabei war mir Feary als Beta-Leserin wirklich hilfreich! Ist immer praktisch, wenn man seine Fehler mal durch andere Augen sieht. Dann kann man sie nicht mehr übersehen und das ist sehr hilfreich! Also, big thanks, Feary! Du bist mir wirklich eine Hilfe! Hab auch diesmal die kleinen Unklarheiten beseitigt! Und genauso big thanks an alle, die mir weiter Kommentare geschrieben haben obwohl ich bei dieser FF wirklich nicht die schnellste bin! Macht weiter so und spornt mich weiter an, dann ist Part III vielleicht wirklich bis zu meinem Urlaub fertig. Bis zum nächsten Chap. KimRay Kapitel 12 Nur ein Weg "Du wirst es nie lernen, oder?" Harry schlug die Augen auf und starrte ins Dracos eisgraue. Er hockte vor seinem Sessel und hatte ihn geweckt. Harry hob die Hand und strich ihm über die Wange. "Da sind wir wohl schon zwei, oder?" Die Sonne stand im Westen, so wie sie durch die Fenster schien. Er hatte wieder mal den ganzen Tag verpennt, ein bisschen zuviel Zeitzauber letzte Nacht. "Du hast mich allein gelassen!" Es klang nicht wirklich vorwurfsvoll, eher provozierend, so wie früher. "Ich konnte nicht schlafen!" Draco versuchte etwas darauf zu erwidern, doch er konnte es nicht, denn leider hatte er den deutlichen Eindruck, dass Harry andere Geister plagten. Die Erkenntnis des Morgens geisterte durch seinen Kopf und er wurde sie nicht wieder los. Wieso musste er ausgerechnet in Harry Potter verliebt sein? beantwortete er sich seine Frage selbst und niemand hatte das nötiger, als Harry Potter. "Nein, du wirst es nie lernen!" Er stand auf und ging zum Fenster und Harry streckte seine schmerzenden Glieder. "Wahrscheinlich nicht!" Er ging langsam zu ihm. "Drac?...Wie geht es dir?" "Warum machst du dir nur immer um andere Gedanken?" "Weil ich genug von denen habe, die immer nur Harry Potter in mir sehen!...Ich...bin ich...und ich sehe dich!" Draco wandte ihm den Blick zu. "Ich weiß!" Er ließ das im Raum stehen, denn es war das einzige, was zählte. "Was machen wir mit dem fast abgeschlossenen Tag?" "Willst du dich wieder schlagen?" Draco zog die Brauen zusammen. "Nicht unbedingt!...Keinen Bock, dich wieder zu provozieren! Zieh sowieso den Kürzeren bei Voldemort!" Harry warf ihm einen scheelen Blick zu. Zum ersten Mal reagierte er so, wie er es wahrscheinlich früher getan hätte. "Na, Bravo! Ich hätte dich lieber wieder so wie vorgestern!" Diesmal grinste er. "Vergiss es!" "Schon vergessen!" Draco schlang ihm den Arm um die Taille, als er an ihm vorbei gehen wollte, und zog ihn an sich. "Danke, Harry!" "Das ist ja wohl das mindeste, oder?...Ich muss dir danken, Drac und das weißt du!" Draco sah ihn an und wusste, dass das nicht richtig war. Er würde für den Rest seines Lebens in Harry Potters Schuld stehen, denn er hatte ihm gezeigt, wer er war. Der Morgen graute, als Harry auf dem Weg in die Eulerei war. Wieder mal hatte er die ganze Nacht in der Bibliothek verbracht und konnte von Glück reden, dass Draco es nicht mitbekommen hatte. Er hatte keine allzu große Mühe, Dracos Adlereule Zeus unter den anderen Eulen heraus zu finden, denn oft genug hatte er Zeus vor Draco auf dem Tisch der Slytherins landen sehen. Harry wusste, dass er behutsam an diese Sache herangehen musste, wenn Draco nicht den Eindruck bekommen sollte, dass er ihn loswerden wollte. Er hielt es jedoch für das Beste, ihm wenigstens die Möglichkeit offen zu halten, seine Mutter zu finden, wenn er sich an die Ausführung seines Planes machte. Einige Tage waren vergangen, seit ihm klar geworden war, dass sein Plan, Hogwarts in die Zeit zurück zu holen, zu riskant war und seitdem war er damit beschäftigt, den Homorfus immer wieder zu üben, wenn auch nur theoretisch, einen Gedächtniszauber für Draco zusammen zu basteln und zu versuchen, doch noch einen Zeitbann zu Stande zu bringen, doch die kleine graue Maus aus der Küche sprang immer noch munter durch ihren Käfig und wurde langsam dick und rund von den Leckerein, die Harry ihr zu fressen gab. Inzwischen war er so weit einzusehen, dass er es nicht hinbekam, doch seine Versuche gab er nicht auf. Ansonsten wusste er, dass er im Grund so weit war zu gehen, auch wenn er sich im Moment fast nur mit Stärkungstränken auf den Beinen hielt, um Draco nicht aufmerksam zu machen. Darum war er hier um Zeus zu holen. Die majestätische Eule saß auf einer Stange dicht am Fenster und hatte wohl noch geschlafen, als der Zeitbann eintrat. Harry schloss die Augen und konzentrierte sich auf den komplizierten lateinischen Zauberspruch, den er inzwischen in und auswendig kannte, nur um einen Augenblick später die vertraute Hitze in seiner Zauberstabhand zu spüren. Als er die Augen öffnete und Zeus beobachtete, wusste er, dass es ein paar Minuten dauern würde, bis der Zauber wirkte. Wenig später plusterte die Eule ihr Gefieder auf, bewegte ihre Flügel und den Kopf und öffnete die Augen. Ein trauriges Lächeln erschien auf Harrys Lippen. "Hallo Zeus! Schätze mal, du kennst mich nicht!...Aber keine Sorge...ich will dich nur zu Draco bringen!" Harry streckte den Arm aus und fragte sich, wie die Eule reagieren würde. Einige Sekunden lang sah Zeus ihn mit klugen Augen an, doch dann hüpfte er ohne zu zögern auf Harrys Arm und dieser streichelte ihm übers Gefieder. "Er kann sich glücklich schätzen eine so kluge Eule wie dich zu haben, Zeus, auch wenn er wohl nicht begeistert sein wird, dich zu sehen." Mit einem Plopp apparierte er in den Schlafsaal der Gryffindorfünftklässler, in dem sie wieder schliefen. Zeus gluckste leise und flatterte von Harrys Arm aufs Bett, nur um dort sofort schnabelklappernd an Dracos Haaren zu zupfen. Harry verkniff sich ein Grinsen, als dieser den Kopf abwandte. Doch die Eule war hartnäckig und gab auch nicht auf, als Draco wütend knurrte. "Was soll das?" Mit einem Ruck saß Draco im Bett und starrte unwillig auf den Störenfried. "Zeus?!?...was machst du denn hier?" Erst da sah er Harry und während Zeus auf seinen Arm hüpfte und er im Reflex sein Gefieder streichelte, sah er Harry mit verschlossenem Gesicht an. Harry streckte sich wieder neben ihm auf dem Bett aus. "Ich dachte mir, dass du vielleicht gern wissen würdest, wie es ihr geht!" Draco war irritiert. Diese Aktion Harrys gefiel ihm gar nicht und bestätigte seine Vermutung, dass er etwas vorhatte, doch jetzt wollte er erst mal wissen, was das sollte. "Wem...?" Harry sah ihn. Draco war ohne jeden Zweifel nicht sicher, was er hiervon halten sollte. Seine Miene war verschlossen. "Deiner Mutter!" Er tippte mit dem Zauberstab gegen die Tasche von Dracos Jeans, die wieder mal neben dem Bett am Boden lag. Draco ließ sich ebenfalls aufs Bett fallen, starrte unwillig den Betthimmel an und kraulte versonnen Zeus' Brust. Die Eule hatte zufrieden die Augen zugekniffen. "Ach ja...ich hatte ganz vergessen, dass du dir da eine ganz eigene Meinung zurecht gelegt hast!" Er klang unwirsch. Draco wusste, dass Harry sich, was das anging, nicht täuschen ließ und das schon von Anfang an. Die Tatsache, dass er seiner Mutter zu Liebe nach Hogwarts zurückgegangen war, ließ ihn daran nicht eine Sekunde zweifeln, dass er seine Mutter liebte. Harry hatte ihn durchschaut und das hatte ihn wochenlang in Atem gehalten, denn er hatte kein Problem damit gehabt es ihm unter die Nase zu reiben, wenn er es für nötig hielt. Draco war bloß froh, dass er es nicht in der ganzen Schule rum erzählt hatte. Das wäre damals nämlich das Ende für sein Image gewesen. "Die absolut richtig ist!", setzte Harry hinzu. Jetzt sah Draco ihn giftig an. "Das bildest du dir nur ein!" Harry lachte. "Soll ich dir mal was sagen?" "Was?" "Ich war neidisch!" Diese Antwort verschlug Draco die Sprache und ließ ihn vergessen, was er gedacht hatte, als er Harry mit Zeus gesehen hatte, denn einen Moment lang hatte er befürchtet, er würde wieder versuchen, ihn weg zu schicken. Im Grunde war es nicht verwunderlich, dass Harry sich darum Gedanken machte. Immerhin machte er sich ja um alles Gedanken und schließlich hatte er nie Eltern gehabt. Abrupt stützte er sich auf den Ellbogen und beförderte den erschrockenen Zeus auf den Nachttisch. "Ach...und ich dachte immer, du fändest es äußerst amüsant!" Harry sah ihm an, dass er sich über ihn lustig machte. Draco schob sich über ihn. "Das ist nicht witzig!", entgegnete er. "Ach nein?" Draco spielte mit Harrys Haaren und warf Zeus, der ihn höchst interessiert beobachtete einen schiefen Blick zu. "Sieh zu, dass du deine verflixte Eule zurückholst, sonst langweilt er sich!" Überraschend begann Harry zu lachen und verscheuchte Zeus damit. Draco sah ihn an. "Du warst wirklich neidisch?" Harry zuckte die Schultern. "Sie ist wie eine Glucke, absolut nervtötend!" Harry lag auf der Zunge Aber du liebst sie! , doch er verkniff sich diese Bemerkung. Dieses Thema war absolut tabu für ihn. "Tu nicht so, du bist froh, dass du sie hast!" Draco ließ den Kopf auf Harrys Schulter sinken. Zu mehr als einem mürrischen Nicken ließ er sich nicht herab. Harry nahm ihn in die Arme. "Lass Zeus sie suchen!...Sie ist sicher froh zu wissen, dass es dir gut geht...und dir geht es auch besser, wenn du weißt, wo sie ist!" <...und du weißt, wohin, wenn du allein bist!>, setzte er in Gedanken hinzu. Draco wusste, dass er recht hatte und Harry kam nicht mal auf die Idee, dass er es damit nur noch schwerer machen könnte, denn zehn Tage später wünschte er sich, es nie versucht zu haben. Zeus kam mit der kurzen Nachricht, die Draco geschrieben hatte, zurück. Sie waren in der Bibliothek, als die Adlereule durch eines der offenen Fenster hereingeschwebt kam. Dracos Miene gefror zu Eis, als er Zeus kommen sah und Harry wusste warum, denn er erkannte den Umschlag ebenfalls wieder. Sofort bereute er zu tiefst, diesen Versuch gemacht zu haben, denn er war davon ausgegangen, dass Draco positive Antwort bekam und eine Alternative hatte, wenn er ging. Zeus ließ sich auf Dracos ausgestrecktem Arm nieder und gurrte leise. In Harrys Ohren klang es fast bedauernd. Draco strich ihm übers Gefieder, doch er brachte kein Wort heraus. Harry machte einen Schritt auf ihn zu, doch er schüttelte abrupt den Kopf. "Nein...bitte!" Es klang hart und er blieb stehen. Draco disapparierte. Harry blieb allein zurück und machte sich Vorwürfe, denn er ahnte, wie Draco die Sache sah. Einen Moment lang war er fast bereit, seiner Bitte nachzukommen, doch dann begriff er, dass er ihn nicht allein lassen wollte mit dieser Sache. Es dauerte nur einen Augenblick, bis er Dracos eigene Zauber nutzen konnte, um heraus zu bekommen wohin er verschwunden war und zu seiner Überraschung war er im Schlafsaal der Gryffindors. Nur Sekundenbruchteile später stand er hinter ihm. "Schick mich nicht weg!" Draco stand mit dem Gesicht zur Wand neben dem Fenster und hatte die Stirn gegen das Mauerwerk gelegt. Er antwortete nicht. Zeus saß neben der noch immer erstarrten Hedwig auf der Stange. Der Brief hing noch an seinem Bein. Harry wusste nicht, was er sagen sollte. Er ging zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. "Es tut mir leid!...Ich...ich hatte gehofft..." "Ich weiß, Harry!...ich weiß!" Harry zog ihn zu sich herum und nahm ihn in die Arme. "Du weißt, dass das nichts heißen muss! Denk an den Reducio-Zauber!" Er wusste, dass das reines Wunschdenken war, doch er wollte nicht glauben, dass Dracos Mutter nicht mehr am Leben war. "Mum ist eine gute Hexe, aber so was bringt sie nicht! Das hätte mein Vater niemals zugelassen." "Du weißt doch gar nicht, wohin sie gegangen ist!" "Goyles Mutter ist verschwunden, bevor Voldemort die Macht übernommen hat!" Draco war verzweifelt, sonst hätte er all das nie zugegeben. Er war völlig durch den Wind und versuchte das mit seinem leicht spöttischen Ton überspielen. Harry wusste, dass es seine Schuld war. Er zog ihn fester an sich, obwohl er wie erstarrt war. "Gib die Hoffnung nie auf!" "Hoffnung?...Harry, glaubst du wirklich, dass es die noch gibt?" Draco gab seinen Widerstand auf und ließ den Kopf auf Harrys Schulter sinken. Dieser schloss die Augen und glaubte fester als je zuvor in seinem Leben, dass es so war, schon um es Draco zu beweisen. Er akzeptierte nicht, dass Draco seine Mutter verloren haben sollte. Er wollte es nicht akzeptieren. "Ja!", doch Draco glaubte ihm nicht. Das konnte er spüren, in der Verzweiflung, mit der er sich an ihn klammerte. "Irgendwas stimmt nicht!" Draco apparierte neben Harry in der Bibliothek, der wieder mal den Homorfus-Zauber auswendig lernte. Er hatte sich erschreckend schnell gefangen, doch Harry hatte das Gefühl, dass er den Schmerz, der ihn beherrscht hatte, als Zeus ohne Antwort zurückkam, nur tief in sich verschlossen hatte. Er wirkte noch beherrschter, als zuvor. "Was meinst du?" "Der Muggel an der Kasse im Supermarkt ist ziemlich sauer geworden wegen der Karte und ich musste schnell verschwinden!" Draco hielt ihm eine Kreditkarte hin, die auf seinen Namen ausgestellt war und Harry überkam eine düstere Vorahnung. "Hast du eine Nummer dazu?" "Was für eine Nummer?...Ich hab nicht mal ne Ahnung, wie das funktioniert!...Ich musste immer nur unterschreiben!" Ungewollt musste Harry trotz der Schwierigkeiten, in denen sie möglicherweise steckten, lachen. Draco war und blieb der Selbe in dieser Beziehung. Von der Welt der Muggel hatte er keine Ahnung. Er stand auf. "Lass uns nachschauen!" Er zog Draco an sich, bevor er in die Vorstadt von London apparierte, in der die Dursleys lebten, denn dort wusste er genau, wo er eine Bank fand. Einen Moment lang fragte er sich, was die wohl denken mochten, wenn er in den Ferien nicht auftauchte, doch das verdrängte er schnell wieder. Draco sah sich interessiert um, als sie in einer kleinen Parkanlage wieder auftauchten. "Wo sind wir?" "Nicht so wichtig!" Harry hielt auf den Weg zu und schob dabei seinen Zauberstab hinten in den Hosenbund. Draco folgte seinem Beispiel, belegte sie jedoch zuvor mit dem Tarnzauber. Gleich darauf kamen sie an eine stark befahrene Straße. "Sag mir wo wir sind, Harry!" Draco verfolgte abwesend das hektische Treiben. "Vorort von London!" "Und was willst du hier?" "Hier weiß ich, wo die Bank ist und die brauchen wir um herauszufinden, was mit deiner Kreditkarte ist!" Sie überquerten die Straße am Fußgängerüberweg und Harry hielt auf ein hässliches, graues Gebäude zu, über dessen Eingang Bank of England stand. Draco begann zu ahnen, dass das so etwas ähnliches, wie Gringotts war. Er folgte Harry in das Gebäude. "Das ist also eine Muggelbank! Ist ja lächerlich!" Harry wusste, dass er Recht hatte, wenn man dieses Gebäude mit den Augen eines Zauberers sah. Er ging zu einem Kontoauszugsdrucker und hoffte, dass es funktionierte. Einen Augenblick später warf das Gerät ein einzelnes Blatt aus und erschreckte damit Draco, doch Harry war noch weniger begeistert, als er die Nachricht darauf las. Dracos Kredit war hoffnungslos überzogen und die Karte gesperrt. Er fasste ihn am Arm und apparierte nach Hogwarts zurück. "Wir haben ein Problem!" Wieder im Gemeinschaftsraum der Gryffindors ging er aufgewühlt ans Fenster und wandte Draco den Rücken zu. Diese Sache warf all seine Pläne völlig durcheinander, denn eigentlich hatte er in ein paar Tagen verschwinden wollen, doch jetzt musste er sich erst einmal etwas einfallen lassen. "Was ist mit der Karte?" "Hoffnungslos überzogen!" Draco verstand kein Wort und das verärgerte ihn. "Wie bitte?...Könntest du dich mal so ausdrücken, dass ich es verstehe?" Es hörte sich ziemlich genervt an. "Das Konto, auf das sie lief, ist leer und die Karte gesperrt! Das heißt, dass kein Geld mehr da ist!" "Ist das denn so ein großes Problem!" Für einen Malfoy möglicherweise nicht, wenn er nach Gringotts konnte, doch Harry lief dunkelrosa an, denn er ahnte, was jetzt kommen würde und prompt fuhr Draco fort, "Kannst du nicht erst mal was holen?... du bist doch unter Muggeln aufgewachsen und kennst dich aus!" Sicher hatte er damit Recht. Das Problem war jedoch, das Harry kein Muggelgeld besaß und zum ersten Mal wurde ihm richtig bewusst, dass er seit Monaten auf Dracos Kosten lebte, auch wenn diesen das offensichtlich nicht besonders störte. Harry schwieg, und zwar so lange, dass Draco zu ihm kam und ihn ansah, nur um festzustellen, dass er dunkelrot war. "Was ist los, Potter?" Harry spürte, dass er ihn provozieren wollte, doch danach war ihm nicht zumute. "Ich hab kein Muggelgeld!" "Aber du bist doch bei Muggeln aufge...!" Er machte den Mund, der ihm offen stehen geblieben war, wieder zu. Ein Bild flackerte vor seinen Augen: abgetragene Jeans, die oft zwei Nummern zu groß waren, ein Pulli, der einem erwachsenen Mann passen würde, er wehrte sich gegen diesen Gedanken. "Das ist nicht dein Ernst!......Deine Mutter hatte Muggeleltern!" Draco schaffte es tatsächlich nicht abfällig zu klingen, doch das änderte nichts daran, dass Harry noch verlegener wurde. "Ich hab kein Muggelgeld, nur Zauberergold!...Die Muggel, bei denen ich gelebt habe, haben mich nicht besonders gemocht! Sie verabscheuen alles, was irgendwie von ihrer Normalität abweicht...und ich bin schließlich alles, nur nicht normal!...nicht mal als Zauberer!" Harry hatte seine Hände fixiert und Draco wurde zum ersten Mal klar, warum Harry nach den Ferien immer so einen glücklichen Eindruck gemacht hatte, wieder in Hogwarts zu sein und sich von Anfang absolut weigerte zu den Muggeln zurückzugehen. Das änderte zwar nichts an ihrem Problem, doch das war ihm in diesem Moment egal. Er ging auf Harry zu. "Was, ist es dir etwa peinlich, dass diese Muggel so blöd sind?" Ungläubig sah Harry ihn an und fragte sich, ob er ihn absichtlich falsch verstand. Ganz offensichtlich! Draco stand vor ihm und sein Blick sagte alles. Er war fest entschlossen, die entstandene Verlegenheit auf seine ganz eigene Art aus dem Weg zu räumen und sich später um dieses Problem Gedanken zu machen. Harry hob die Hände. "Nein, Drac, hör auf!....es ist kein Problem, ich bin daran gewöhnt!" Draco grinste spöttisch, "Ich weiß!", und schon hatte er Harrys Hände gegriffen und hielt sie über dessen Kopf an der Wand fest, das Gesicht nur wenige Zentimeter vor seinem. Harry wusste, was jetzt kam. Einen Sekundenbruchteil später spürte er Dracos Lippen auf seinen und verfluchte die Tatsache, dass er es nicht schaffte ihn abzuweisen, wenn er ihn so überrumpelte. Er verlor sich in dem Kuss und als Draco seine Hände in eine Hand nahm und begann mit der anderen, erst seinen Hals, dann seine Brust und dann seinen Rücken zu streicheln vergaß er, was ihn deprimiert hatte. Sie fielen auf die Knie, Harry jetzt wehrlos und Draco mal wieder völlig Herr der Lage. Er begann an Harrys T-Shirt zu zerren, ungeduldig, hitzköpfig, begierig darauf, ihn vergessen zu lassen. Harry zog Draco fester an sich und forderte seinen Kuss, hungrig und ungeduldig. Nichts riss ihn so sehr mit sich, wie diese Nähe zu Draco und ihm war klar, dass dieser das ganz genau wusste. Draco hob den Kopf und Harry konnte seinen heißen Atem an seinem Ohr spüren, als er rau flüsterte: "Mir...hörst du...du gehörst mir!...Mir ganz allein, Harry...hast du verstanden...du gehörst mir......." Harry wusste, dass er Recht hatte, in diesen Momenten gehörte er ihm, mit Leib und Seele. Als Harry am nächsten Morgen die Augen aufschlug strömte helles Sonnenlicht durch die großen Fenster des Gryffindor-Gemeinschaftsraumes. Draco bewegte sich neben ihm im Schlaf und schob seinen Kopf näher an seine Schulter. Sie hatten es wieder einmal nicht nach oben geschafft und irgendwann in der Nacht hatte er die Decken hergezaubert. Harry langte nach seiner Brille und sah Draco an. Er fragte sich wieder einmal, ob er noch ganz bei Verstand war, doch er fand, dass Draco, wenn er schlief eher einem Engel ähnelte, als dem Teufel, der er meistens war. Zärtlich strich er ihm das Silberhaar aus dem Gesicht. Draco murrte leise im Schlaf und ein Lächeln schlich sich in Harrys Gesicht - traurig, verzweifelt, glücklich. Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass er hier mit Draco Malfoy in den Decken aus dem Schlafsaal der Gryffindors vor dem Kamin lag und das ganz einfach selbstverständlich für ihn war. Etwas sagte ihm, dass er sich schon viel zu tief in diese Sache verstrickt hatte. Harry riss seinen Blick von Dracos hübschem Gesicht los und starrte an die Decke. Er musste gehen, so schnell, wie möglich. Er tat weder sich noch Draco einen Gefallen, wenn er sich weiter vor machte, dass es für immer so weiter gehen würde. Er sah Draco wieder an und begegnete dessen Blick. Er wirkte ein wenig unruhig, ungewohnt offen und verletzlich. Harry sah in seinen Augen, was er selber immer wieder fühlte, eine absolut irreale Situation, doch er beugte den Kopf zu ihm und küsste ihn. Draco zog ihn in seine Arme, nicht ahnend was Harry gerade durch den Kopf ging, während er seinen Kuss erwiderte. Wie ein Schrei dröhnten diese Gedanken durch Harrys Kopf und er war froh, als Draco endlich seinen Verstand abschaltete. Als Draco das nächste Mal erwachte war er allein. Er zerrte sich die zweite Decke heran und umklammerte sie, als könne sie Harry ersetzen. Er war nicht glücklich. Im Gegenteil hatte Draco das Gefühl, dass er von Tag zu Tag unglücklicher wurde. Nicht eine Minute verschwand die Anspannung aus seinem Blick, nur wenn er sich vollkommen in Gefühlen verlor, schaltete sein Kopf endlich ab. Momentan war Draco trotz des Bewusstseins nicht wirklich etwas ändern zu können, so weit, dass genau dieser Zustand Ziel all seines Handelns wurde, denn er konnte noch immer nicht sehen, wie Harry sich quälte. Draco zog die Decke über den Kopf und fragte sich, ob er den Verstand verlor. Wie konnte es sein, dass das einzige, was ihn noch interessierte, Harry Potters Wohlergehen war? Das war doch krank, das war irre, das war furchtbar! Er war Draco Malfoy, der fieseste Slytherin, den Hogwarts aufbieten konnte. Was sollten die anderen von ihm denken, wenn das hier irgendwann vorbei war? Wieso Potter? Es gab doch genug andere hübsche Jungs! Draco wusste, das er sich etwas vormachte. Es hatte niemals einen anderen Jungen gegeben, der ihn wirklich interessiert hatte. Der einzige, der je sein Interesse geweckt hatte, war Harry Potter. Er hatte sich auf Harry eingeschossen, als er ihn zum ersten Mal gesehen hatte, schon lange, bevor ihm klar geworden war, dass er mit Mädchen nicht viel anfangen konnte, auch wenn er selbst dann niemals auf die Idee gekommen wäre, dass er sich irgendwann auf eine Beziehung mit ihm einlassen könnte. Heute konnte er sich das nicht mal mehr anders vorstellen. Manchmal fragte er sich, was passiert wäre, wenn Harry seine Hand im Hogwartsexpress wirklich nicht ausgeschlagen hätte und womöglich nach Slytherin gekommen wäre. Dieser Gedanke ließ ihn grinsen. Die letzten Jahre wären auf jeden Fall viel langweiliger gewesen und, das vertrieb das Grinsen wieder, denn entweder wäre er jetzt tot - erledigt von seinem eigenen Vater - ein Diener des dunklen Lord oder - und das war wohl am wahrscheinlichsten - gefangen in Hogwarts. Keine besonders schönen Aussichten, wenn er genauer darüber nachdachte. Gringotts war wie immer stark frequentiert. Harry stand jetzt seit einer Stunde an einer Hausecke, schräg gegenüber des Eingangs und beobachtete die Bank. Noch immer fragte er sich, warum er so verrückt war dieses Risiko einzugehen. Inzwischen hatte er mitbekommen, dass Voldemort die gesamte britische Zaubererwelt im Griff hatte. Die Leute wirkten gehetzt und ängstlich. Niemand beachtete ihn. Er hatte sich Dracos Kapuzenumhang ausgeliehen und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Es interessierte niemanden. Harry setzte sich in Bewegung. Es hatte keinen Sinn rumzustehen. Er war sich relativ sicher, dass Draco sich schon fragte, wo er abgeblieben war und schalt sich gleichzeitig, weil ihn das interessierte. Langsam wurde es wirklich eng. Mit jedem Schritt in Richtung Gringotts wurde der Stein auf seiner Brust größer, doch er war entschlossen es durchzustehen. Er hatte genug Zauberergold in seinem Verließ um einen Teil davon in britische Pfund umzutauschen und Draco soviel in die Hand zu geben, dass er eine Weile durchkommen würde, falls er sich entschloss in der Muggelwelt unterzutauchen. Über die Frage, ob er das auch wirklich tun würde, wollte er gar nicht nachdenken. Er konnte nur hoffen, dass sein mühsam zusammen gebastelter Gedächtniszauber das gewünschte Resultat brachte. Für alle Fälle hatte er zwar auch noch eine andere Möglichkeit im Hinterkopf, um ihn zu beschützen, doch die Version, dass Draco in die Menschenwelt verschwand, wäre ihm am liebsten, auch wenn er dort sicher seine Schwierigkeiten haben würde. Zu seinem großen Ärger waren all seine Versuche mit dem Zeitbann bis jetzt fehlgeschlagen. Harry hatte die Stufen erreicht und stieg gezwungen normal hinauf, um die Bank zu betreten. Einmal drin, war er verloren, wenn jemand entschlossen war ihn Voldemort auszuliefern, denn Gringotts war genau wie Hogwarts mit Zauberbannen belegt und man konnte dort nicht apparieren. Drinnen sah er sich unauffällig um. Wieder beachtete ihn niemand. Der Tarnzauber, mit dem er sich wie immer belegt hatte tat seinen Dienst. Harry ging zum nächsten freien Schalter. Der Kobold dort versuchte zweifellos unter seine Kapuze zu spähen, doch er gab es schnell auf und fragte, "Sie wünschen?" "Wie viele Gallonen machen zweitausend britische Pfund?" Der Kobold zog die dünnen grauen Brauen hoch. "Eh...1327 Gallonen, 12 Sickel und 5 Knuts!...aber...!" Harry schnitt ihm das Wort ab. Er ahnte, dass ein solcher Tausch zur Zeit nicht gern gesehen wurde, "Ich wechsle! Nehmen sie das Gold aus Verlies 687!" Er schob den Schlüssel über den Schaltertisch und dem Kobold fiel die Kinnlade herunter, "Mister.......Potter.......!" Harry starrte ihn an, sein Blick war kalt, wie selten. Er wusste, dass er nur darauf hoffen konnte, nicht an den falschen geraten zu sein. Der Kobold wandte sich unauffällig und dienstbeflissen wieder seiner Arbeit zu und begann hinter dem Schalter Pfund-Noten zu zählen. Ganz offensichtlich wollte er vermeiden, dass jemand sah, was er tat. Er schob das Geld in einen Umschlag und diesen zu Harry über den Schalter, genau wie den Schlüssel. Sein Blick war seltsam starr, als Harry sich bedankte und umwandte, doch er zögerte kaum merklich, als er den Kobold leise zischen hörte, "Viel Glück, Mister Potter!" Es fiel Harry schwer, nicht aus der Bank zu rennen. Draußen hastete er durch die Winkelgasse und erst, als er schon fast am Ausgang zum Tropfenden Kessel war, fiel ihm ein, dass er den Weasleys und Hermines Eltern von der hiesigen Post aus eine Eule hatte schicken wollen. Es machte ihn nicht glücklich noch einmal zurück zu müssen, doch er kehrte trotzdem um, denn er war es Rons und Hermines Eltern schuldig, ihnen mitzuteilen, dass ihre Kinder in Sicherheit waren. Er konnte nur hoffen, dass sie alle okay waren. An etwas anderes wollte er gar nicht denken. Als er dann endlich draußen in der Muggelstraße vor dem Tropfenden Kessel stand schob er die Kapuze vom Kopf und atmete tief durch. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn und das lag nicht nur an der Julihitze. Die Muggel hasteten um ihn herum, ohne ihn auch nur zu beachten. Der Tarnzauber funktionierte hervorragend, solange er nicht mit jemandem direkt in Kontakt trat, wie mit dem Kobold in der Bank. Dieser Glückwunsch hatte ihn wirklich überrascht, denn eigentlich war es den nichtmenschlichen magischen Wesen meist egal, wer sie tyrannisierte. Offensichtlich hatte er doch nicht alles mitbekommen, was Voldemort an Gräueltaten angerichtet hatte, denn sonst hätte der Kobold sich sicher nicht zu diesem Wunsch herabgelassen. Die Muggelwelt schien jedoch noch nicht betroffen. Die Muggel hasteten blind vor sich hin, ohne sich auch nur umzusehen. Harry apparierte. Er gehörte nicht in diese Welt. Das spürte er deutlicher, als je zuvor, auch wenn es im Moment wahrscheinlich keinen gefährlicheren Ort als die Winkelgasse für ihn gab, wo sich Zauberer aus ganz Großbritannien trafen, ganz gleich zu welcher Seite sie gehörten. Er konnte nicht ahnen, dass schon wenig später neue, unglaubliche Gerüchte durch alle Pubs und Kneipen der Zaubererwelt schwirrten, in denen es hieß, dass Harry Potter noch am Leben war. Es gab keine Zweifel mehr. Man hatte ihn gesehen, in der Winkelgasse in London, direkt unter Voldemorts Nase, der ein großes Kommando seiner Leute im Zaubereiministerium zurückgelassen hatte, um jedem klar zu machen, dass Widerstand zwecklos war. Harry Potter lebte und niemand zweifelte daran, dass er sich dem dunklen Lord erneut in den Weg stellen würde. Das Licht der Hoffnung brannte noch. "Der Umhang steht dir!...Du siehst richtig gefährlich damit aus!" Draco lehnte lässig an der Wand, als er im Gemeinschaftsraum apparierte. "Wo hast du gesteckt?" "Ich habe Geld geholt!" Harry zog den Umschlag aus der Innentasche des Umhang und warf ihn Draco zu. "Rechnen kannst du ja, oder?" Draco funkelte ihn an, ließ sich aber nicht zu einer Antwort herab. "Wo?" "Gringotts!" Augenblicklich war Dracos Lässigkeit verschwunden, auch wenn er es eigentlich nicht wollte und so klang er noch giftiger. "Bist du von Sinnen? Was, wenn dich einer gesehen hat?" Er kam Harry nach und hielt ihn auf, als er die Treppe zum Schlafsaal hoch gehen wollte. Harry sah ihn an. "Mach dir keine Gedanken, dein guter alter Tarnzauber funktioniert hervorragend! Nur, wenn du direkt mit jemandem in Kontakt trittst verliert er seine Wirkung." Harry zweifelte nicht daran, dass ihn auch die Hexe in der Post erkannt hatte. Er wollte gar nicht wissen, welche Gerüchte inzwischen schwirrten, aber für Draco konnte das nur von Vorteil sein, denn so würde sie niemand mehr in Hogwarts vermuten. Er wandte sich um und ging in dem Schlafsaal, um den Umhang zurückzubringen. Draco sah ihm kopfschüttelnd nach. Langsam aber sicher fragte er sich, was Harry im Schilde führte. Immer deutlicher hatte er das Gefühl, dass es nichts Gutes bedeuten konnte. Er folgte Harry nach oben. "Harry, was ist mit dir los?" Harry sah ihn an. Er fragte sich, ob er etwas zu ahnen begann, ging auf ihn zu und lehnte sich an ihn, doch innerlich wappnete er sich für den Abschied. "Du machst dir immer noch viel zu viele Gedanken um mich!" Draco zwang ihn, ihn anzusehen. "Weil ich weiß, was du für ein Narr bist!" Harry sah ihn pikiert an. "Was sollte das werden, eine Beleidigung?" Draco zog nun spöttisch die linke Braue nach oben. "Du weißt verdammt genau, was ich meine!" Harry grinste. "Darum bin ich ja auch nicht beleidigt!" Er wandte sich um und ging zurück zum Fenster. Es war schwer Draco etwas vorzumachen und Harry wusste, dass er nicht mehr lange durchhalten würde. Er musste seinen Plan durchziehen, so schnell, wie möglich. "Wie wär's wenn du noch ein paar Lebensmittel besorgst und ich dann mal wieder was Ordentliches koche?" In den letzten paar Tagen hatte er nur noch das verwenden können, was von Dracos letztem Einkauf übrig war. Draco wusste, dass er vom Thema ablenkte, doch er stieg darauf ein. "Meinetwegen!...Warum kommst du nicht mit!" Draco ließ ihn nicht aus den Augen, doch Harry erkannte die Falle. "Weil ich heute schon genug von den Muggeln habe!...und außerdem will ich den Zeitzauber noch mal testen!" Jetzt klang Draco fast so kalt, wie früher, als er meinte: "Wen willst du zurückholen?... Weasley!", als Harry jedoch lachte, nahm ihm das den Wind aus den Segeln. "Diese Begegnung wäre wahrscheinlich höchst interessant! Ich wette Ron würde dich vor Wut in der Luft zerreißen!" Draco wusste, dass er Recht hatte. Als er dann jedoch verschwunden war, apparierte Harry doch in Hagrids Hütte, jedoch nicht, um jemanden zurück zu holen. Gedankenverloren stand er minutenlang mitten im Raum und starrte abwechselnd Ron und Hermione an, bevor er erst zur Hermione und dann zu seinem Freund ging, um sich zu verabschieden. Auch Hagird warf er einen bedauernden Blick zu und hoffte nur, dass er es wirklich schaffen konnte. Seine Freunde hatten es verdient, ein glückliches Leben ohne Voldemort zu führen und Harry würde alles tun, um das möglich zu machen. Traurigkeit machte sich in ihm breit und er fragte sich wieder einmal, ob es richtig war, was er tat. Das Lachen von vorhin war ihm vergangen, denn er wusste, dass er Draco auf jeden Fall verlieren würde. Ganz gleich, ob sein Gedächtniszauber wirkte oder nicht, Draco würde ihm nicht verzeihen, was er vorhatte. Harry fragte sich nur noch, was geschehen würde, wenn sie sich entgegen all seiner Erwartungen doch irgendwann wieder begegneten. Die Vorstellung, dass er mit seinem Zauber alles auslöschen könnte, was jemals zwischen ihnen geschehen war, tat weh. "Du bist mit deinen Gedanken sonst wo, Harry! Was ist los mit dir?" Dracos Frage schreckte Harry aus seinen Gedanken. Er hatte am geöffneten Fenster des Schlafsaals gestanden und in den Nachthimmel gestarrt, als er plötzlich hinter ihm stand. "Ich bin nur müde!" Draco schob ihm den Arm um die Taille. "Und warum gehst du dann nicht einfach schlafen...Wie wär's, wenn du einfach aufhören würdest, mir etwas vormachen zu wollen?" Harry wandte sich zu ihm um und zog ihn an sich. Seit Tagen quälten ihn Zweifel, ob er den richtigen Weg ging, denn er wollte nichts so sehr, als bei ihm bleiben, doch er wusste, dass er es nicht könnte. Er könnte nicht so tun, als hätten sie die Ewigkeit ganz für sich allein. In dem Wunsch vergessen zu können suchte er Dracos Lippen und verlor sich noch einmal ganz und gar in Gefühlen, als Draco seinen Kuss erwiderte. "Wir reden morgen, okay?" Draco hob den Kopf und sah ihn an. Plötzlich fragte er sich, ob es noch ein Morgen für sie gab, doch Harry ging müde wie selten zu seinem Bett und warf seine Sachen über den Stuhl. Als er sich kraftlos ausstreckte, verwarf Draco seinen Gedankengang wieder, doch er nahm sich vor, ihm morgen so lange in die Mangel zu nehmen, bis er mit der Wahrheit herausrückte. Als er Stunden später aus der Bibliothek zurückkam, zweifelte er nicht daran, dass Harry schlief. Leise ging er zu ihm und strich ihm zärtlich eine der dunklen Haarsträhnen aus der Stirn. Eigentlich hatte er in der Bibliothek lesen wollen, doch dann war er mit seinen Gedanken abgeschweift. Ganz gleich, was geschah. Er wollte Harry nie mehr verlieren. "Ich liebe dich, Harry!...Ich weiß nicht, was das werden soll, aber ich liebe dich!", flüsterte er leise, bevor er sich umwandte und zu seinem Bett ging Harry biss sich auf die Lippen, als er Draco weggehen hörte. Ein unbeschreiblicher Schmerz zerriss ihm das Herz und am liebsten hätte er die Wahrheit heraus geschrieen, doch wie unter Zwang verbot er sich jeden Laut. Er würde nicht zulassen, dass Voldemort siegte, und wenn es ihn alles kostete, was ihm wichtig war. Seine Seele hatte er schon verloren, als er beschlossen hatte, Draco zu verraten. Kaum das Draco sich hingelegt hatte, griff er nach seinem Zauberstab und brachte es hinter sich. Er konnte nicht wissen, dass Draco schon kaum, dass er denken konnte mit einem Zauber belegt worden war, der es unmöglich machte sein Gedächtnis zu verändern und so alles zu Nichte machte, was er sich zurecht gelegt hatte, ohne dass er es bemerkte. Zuerst war es nur ein komisches Gefühl, doch dann wurde Draco klar, dass sein Abwehrzauber reagiert hatte und er begriff, dass Harry gerade versucht hatte sein Gedächtnis zu beeinflussen. Von einem Moment zum nächsten wütend, wollte er hochfahren und ihn fragen, was das sollte, doch Harry hatte noch einen zweiten Zauber verwendet. Er konnte keinen Finger rühren, nicht einmal die Augen öffnen, so, als würde er tief und fest schlafen und er begann zu ahnen, dass er dass wohl auch eigentlich sollte. Draco packte das Entsetzen, denn plötzlich wurde ihm klar, dass es wirklich kein Morgen mehr geben würde. Er konnte hören, wie Harry sich anzog und dann zu seinem Bett kam. Dort schien er eine Ewigkeit zu stehen, bevor Draco spüren konnte, wie er zärtlich mit den Fingerspitzen über seine Wange strich, doch er konnte nichts tun. Der Schlafzauber hatte vermutlich nur seinen Körper ausgeschaltet, weil der Abwehrzauber in Aktion gewesen war, als Harry ihn aussprach. Draco wollte schreien, damit ihm klar wurde, dass er bei Bewusstsein war, doch nicht einmal das konnte er. Harry beugte sich über Draco und gab ihm einen Kuss, bevor er leise flüsterte: "Verzeih mir, Drac! Du würdest es nicht verstehen...aber ich kann nicht anders...Ich will nicht, dass du leidest...es ist genug, wenn ich meine Seele verkaufe...und das könnte ich nicht, wenn du bei mir bist...Verzeih mir...und vergiss..." Draco schmeckte salzige Tränen, als er Harry davon hetzen hörte und wünschte sich verzweifelt, nicht mit diesem Abwehrzauber belegt zu sein, denn in dem Moment, als er zu ahnen begann, was Harry vor hatte, wurde der Schmerz in seiner Brust unerträglich. Er würde gegen Voldemort antreten, und er wusste, was ihn das kosten konnte. Tränen rannen unaufhaltsam aus seinen Augen und wollten gar nicht mehr versiegen. Der Schmerz wütete in ihm, wie ein loderndes Feuer, das seine Seele verbrannte. Bitter wurde ihm klar, dass Harry Unrecht hatte. Nicht nur er verkaufte seine Seele. Auch seine eigene würde verloren gehen, wenn Harry nicht zurückkam. Unterm Laufen warf Harry sich den Umhang, den er sich gegriffen hatte, um die Schultern und baute mit jedem weiteren Schritt, der ihn fort trug, eine Mauer um sich herum auf. Es war der einzige Weg. Nur er konnte es. Nur er war verrückt genug es zu tun. Nur er war im Augenblick dazu in der Lage. Alle anderen hatten bis jetzt genug Zeit gehabt, etwas zu tun, doch nichts war geschehen. Jetzt war er dran und das hieß, dass er alles andere hinter sich lassen musste. Das redete er sich immer wieder ein, doch die Tränen, die noch immer in seinen Augen brannten, beeindruckte das nicht. Sie wollten einfach nicht aufhören zu fließen. Harry hetzte die Treppen in die Küche hinunter und schaffte es auf halbem Weg endlich, das Brennen in seinen Augen aus seinem Bewusstsein zu verdrängen. Eine Sache gab es noch, die er erledigen musste. Dann würde er Snape holen. Dass ihm das gelingen würde bezweifelte er nicht. Von Tag zu Tag wurde seine magische Kraft größer. Doch zuerst musste er jemanden zurückholen, der sich um Draco kümmerte. Harry wusste nicht, was er tun würde, wenn er Morgen wieder aufwachen würde, doch er wollte sicher gehen, dass er nicht völlig auf sich gestellt war, selbst wenn er in Hogwarts bleiben würde. Er wusste, dass es nur einen gab, dem er Draco anvertrauen konnte und darum war er auf dem Weg in die Küche, um Dobby zurückzuholen. Die Hauselfen hatten wohl gespürt, das etwas gefährliches vor sich ging, denn sie hatten damals alles stehen und liegen lassen und sich alle in einem Nebenraum versammelt, doch Harry hatte trotzdem keine Mühe Dobby zu finden. Immerhin war er der einzige, der einen Teewärmer als Mütze auf dem Kopf trug. Er murmelte den Zauberspruch und verfluchte, während er wartete, dass Dobby erwachte, wieder einmal die Tatsache, dass er es nicht geschafft hatte, Lebewesen in die Zeitfalle zu versetzen, denn das wäre der sicherste Ort für Draco gewesen. Nach ein paar Minuten öffnete der Hauself seine großen Augen. "Harry Potter, Sir!", fassungslos starrte Dobby ihn an, als er sich zu ihm umwandte, doch er fing sich schnell und wurde offenbar von der Panik erfasst, die ihn ergriffen hatte, als ihm klar wurde, was vor sich ging. "Harry Potter muss hier verschwinden, schnell...ganz schnell....ganz gefährlich hier! Der Unnennbare sein gekommen...schnell fort!" Harry lächelte müde. "Keine Sorge, Dobby, er ist fort!...Schon lange!" "Aber er sein doch gerade erst...Was ist hier passiert?" Dobby hatte sich umgeschaut und bemerkt, dass die Hauselfen alle erstarrt waren. Harry ging vor ihm in die Knie. "Ein Zeitzauber, Dobby! Voldemort war vor acht Monaten hier!" Dobby keuchte und sah ihn fassungslos aus seinen großen Augen an, doch dann fiel ihm wohl etwas anders auf. "Harry Potter, Sir?...Was sein los mit euch?" Harry lächelte erneut und ignorierte die Frage. "Du musst mir helfen, Dobby!" "Alles und jeder Zeit, Sir!" "Du musst auf Draco aufpassen und dich um ihn kümmern!" "Waaaasss?...Aber..." Die Augen des Hauselfs wurden noch größer, falls das möglich war. "Ich weiß...du glaubst, er sei böse, aber das ist nicht wahr. Sein Vater wollte ihn töten, darum ist er hier...bitte Dobby, gib auf ihn Acht und kümmere dich ums essen! Kochen kann er nämlich nicht!...und wenn er von hier fortgeht, geh mit ihm...bis du etwas anderes von mir hörst, ja! Und sag ihm nie, dass ich dich beauftrag habe, denn dann könnte es sein, dass er sauer wird!" Harry wusste nicht, wie Draco auf den Hauselfen reagieren würde, nachdem er sein Gedächtnis verändert hatte, doch er hoffte, dass er es trotzdem akzeptierte. "Aber...wieso? Wo geht Ihr hin?" "Das ist unwichtig!...Wichtig ist, dass ich dir vertrauen kann!.. Es ist mir sehr wichtig, dass jemand auf Draco acht gibt!" "Dobby nicht glauben kann, dass Sohn vom alten Meister nicht böse!" "Glaub mir, Dobby! Er hat zwar gelegentlich seine Macken, aber dann ignorier ihn einfach!...Er ist nicht böse!...Glaub mir!" Dobby tippte mit einem seiner langen Finger gegen Harrys Schulter. Überdeutlich spürte er dessen Verzweiflung und Müdigkeit und verpasste ihm einen seiner Heilzauber, doch den Schmerz in seiner Seele konnte er nicht heilen. Das wusste er. "Was habt Ihr vor, Harry Potter Sir?...Lasst Dobby mit euch gegen!...Dobby will euch beschützen!" "Nein, Dobby!...Beschütze Draco, für mich!...Versprich es mir!" "Also gut!...aber wenn Sohn von altem Meister böse zu Dobby ist, dann geht Dobby!" "Nein, Dobby...bitte nicht!...Pass auf ihn auf!...Er meint es nicht so!" Dobby verzog das Gesicht. Harry konnte sehen, wie er mit sich rang und gab schon fast die Hoffnung auf. Er wusste wie sehr Dobby seine alten Herrschaften verabscheute, doch er wusste nicht, wen er sonst bitten könnte. "Wo sein er?" "Oben in meinem Schlafsaal!" "Bei den Gryffindors?" Jetzt war Dobby wirklich fassungslos. "Das hat nichts zu sagen!...Hogwarts ist nicht mehr in der Zeit! Alle sind erstarrt, wie die anderen Hauselfen! Nur Draco und ich waren noch hier! Ihr seid dann allein!" Dobby ließ den Kopf hängen. "Gut...versprochen!...Dobby wartet, bis Harry Potter Sir ihn entlässt!" "Danke Dobby!...Danke!" Harry fiel ein Stein vom Herzen. "...Ich muss jetzt gehen!...Pass gut auf dich auf, Dobby!" Harry stand auf, doch Dobby griff nach seinem Umhang. "Wohin?" "Unwichtig, Dobby!...Unwichtig! Wichtig ist nur, dass du auf Drac acht gibst!" Dobby sah ihm nach, als er sich umwandte und einen Augenblick später apparierte. Die Tatsache, dass Harry Potter den Sohn seiner alten Herrschaften liebte, befremdete ihn völlig, doch irgendwie musste dann wohl stimmen, was er sagte. Draco Malfoy konnte dann nicht so schlecht sein, wie er glaubte und er musste Harry Potters Bitte erfüllen. Er spürte nämlich ganz deutlich, dass es Harry sehr wehtun würde, sollte Draco Malfoy etwas passieren. End of Part II Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)