Der Herr der Zeit von KimRay (Part IV: Über dem Abgrund) ================================================================================ Kapitel 15: Außer Kontrolle --------------------------- Hab's doch noch geschafft! Dank Feary, die das Chap noch ganz fix beta gelesen hat! *dankbar verbeugt und happy ist* Ich mach hier nicht viel Worte, sonst sprengt es das Limit, falls es eins gibt! Ein riesen Dankeschön an alle, die ein Kommi geschrieben haben! Ich bin absolut begeistert! Dachte schon Ihr hättet mich vergessen, aber nein! Ihr denkt an mich - Danke! Und an alle Draco Fans: auf den müsst ihr noch ein bisschen warten! Aber er kommt, garantiert! Na dann mal viel Spaß beim Lesen! Kapitel 15 Außer Kontrolle Zwei Stunden später checkten sie erneut als Vater und Sohn in einem kleinen Muggelhotel ein, diesmal in Oslo, nicht weit entfernt vom norwegischen Zaubereiministerium, doch an Schlafen war nicht zu denken. Snape ließ Harry nicht aus den Augen. Er wusste nicht, was es war, doch etwas irritierte ihn gewaltig. Harry hatte nichts erwidert auf seine barsche Äußerung in Little Hampton. Er hatte nur einen Moment lang völlig verwirrt ausgesehen, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte. Sie hatten nicht viel zusammenpacken müssen. Harry hatte nur, was er auf dem Leib trug und Snape schrumpfte lediglich seine Tasche, bevor sie auscheckten und sich einen sicheren Platz zum Disapparieren suchten. Keine halbe Stunde nach seiner Rückkehr waren sie schon verschwunden, ohne, dass Harry auch nur eine einzige Frage gestellt, oder sich in irgendeiner Form widersetzt hatte und doch hatte Snape das deutliche Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Harry war nervös und Snape fragte sich inzwischen, wobei er ihn unterbrochen hatte. Potter hatte eine Entscheidung getroffen, Augenblicke bevor er im Hotelzimmer aufgetaucht war. Das war ihm nachträglich klar geworden, doch er war nicht mehr dazu gekommen, etwas zu sagen, denn Snapes eigenes Anliegen war ihm wichtiger gewesen und hatte für ihn absolute Priorität gehabt. Nachdem Potter einmal gewusst hatte, worum es ging, war alles andere in seinem Kopf ausgelöscht worden und dumpfe Leere zurück geblieben, während er sich sofort darauf vorzubereiten begann, wieder einmal Voldemort entgegen zu treten. Auf dem Weg zum Hotel hatte Snape ihm dann erzählt, was er in Erfahrung gebracht hatte und Harry hatte sich immer mehr in sich selbst verkrochen, so weit, bis kein Gefühl mehr von ihm zu empfangen war. In diesem Zustand war er auch jetzt noch. Das einzige, was ihm anzumerken war, war seine Nervosität. Immer wieder wechselte er seinen Platz. Vom Fenster zum Sessel, von da zu einem Bild an der Wand, wieder zum Fenster und dann erneut zum Sessel. "Kannst du damit aufhören?!" Langsam ging es Snape auf die Nerven. Harry aus seiner Konzentration gerissen, wandte ihm den Blick zu, ließ sich in den Sessel fallen und begann mit den Fingern auf der Lehne zu trommeln. Snapes Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Und daran änderte auch der Sonnenaufgang nichts. "Es ist noch etwas Zeit! Wir sollten etwas frühstücken und ich weiß nicht, vielleicht solltest du einen Versuch machen, Du-weißt-schon-wen zu finden!" "Wann fangen Sie endlich an, ihn bei seinem Namen zu nennen, Professor?...Sie waren sein Gefolgsmann, haben Sie ihn da auch mit Du-weißt-schon-wer angesprochen? Der Mann heißt Voldemort, und falls Ihnen das nicht gefällt können Sie es ja mit Tom Riddle versuchen!" Snapes Blick wurde noch düsterer, falls das möglich war, doch Harrys kalte Augen hielten dem problemlos stand. "Ich entscheide, wen ich wie nenne!" Es war eine Ausflucht und erinnerte ihn an diese alte Angst, der er heute Nacht wieder begegnet war. , bei diesem Gedanken wich er Potters Blick aus. "Egal, wie Sie Ihn nennen, an seiner Grausamkeit ändern Sie damit nichts!" Harry schloss die Augen. Snape zweifelte nicht daran, dass er sich auf die Suche nach Voldemort machte. "Es wäre besser, wenn du zuerst etwas essen würdest!" Potter hatte schon seit mehr als vierundzwanzig Stunden nichts mehr gegessen. Er hatte überhaupt nicht viel gegessen in den letzten Tagen und unerwartet machte ihm das Sorgen. "Ich habe keinen Hunger!", kam es emotionslos zurück und er sah ihn nicht noch einmal an, bevor er sich auf die Suche nach Voldemort machte. Es dauerte jedoch nicht lange, bis er die Augen wieder öffnete: "Ich kann ihn im Moment nicht finden!...Wann sagten Sie, solle er ins Ministerium kommen?" "Die Vertragsunterzeichnung ist für zehn Uhr vorgesehen!... Er wird sicher nicht eher dort auftauchen und es wäre gut, wenn wir es im voraus wüssten!" Harry wusste, dass Snape Recht hatte, doch im Moment spürte er das Pulsieren der Dunkelheit in seiner Seele überdeutlich. Es war nicht gut, sich zu sehr in Voldemort hineinzuversetzen, denn das verstärkte dieses Gefühl noch. Er bekam den dumpfen Eindruck, dass ihm das die Kontrolle über sich raubte und das durfte auf keinen Fall passieren. Noch etwas anderes war ihm in den letzten Stunden klar geworden. Sobald er emotional aus dem Gleichgewicht geriet, begann es in seinem Kopf zu dröhnen und er hatte das Gefühl in verschiedene Richtungen gezerrt zu werden. Einzig der Gedanke daran, das Voldemort vernichtet werden musste, brachte ihn dann wieder auf eine Linie. Es waren inzwischen zwei weitere Persönlichkeiten in seinem Kopf und es schien ganz so, als seien sie die meiste Zeit unterschiedlicher Meinung. Er konzentrierte sich wieder auf sich selbst, um nicht noch weiter abzudriften. "Wie kommen wir ins Ministerium?" Der Themenwechsel überraschte Snape, der damit beschäftigt gewesen war, zu analysieren, was im Moment von Potters Seele zu erspüren war. Hatte er diesen Umstand zuerst verflucht, wusste er jetzt, dass ihm nichts Besseres hatte passieren können, denn wenn er Potters Seele spürte, egal, wie beherrscht sie gerade war, war er er selbst. Snape fragte sich, wie lange das noch so eindeutig der Fall sein würde, denn inzwischen hatte er zweifellos Probleme damit den verschieden Bereichen in seinem Kopf Herr zu werden. Die Nebenwirkungen des Homorfus waren einfach zu gravierend. "Besucherpass! Wir werden nach der Öffnung des Ministeriums ganz offiziell durch den Besuchereingang gehen, uns Pässe geben lassen und Asyl beantragen!...Wo wir gerade dabei sind, hier ist ein anderer Zauberstab! Du musst ihn abgeben vor Betreten des Sicherheitsbereiches!", Snape hatte in seiner Tasche gekramt und hielt Harry nun einen abgegriffenen Zauberstab hin. "Ich schätze, deinen kannst du mit Reducio verschwinden lassen!" Harry berührte den Zauberstab und wusste sofort, dass er damit niemals etwas anfangen können würde. "Einhornhaar!" "Wie...!" Snape brach schon nach dem ersten Wort ab. Natürlich wusste er es. Professor Dippet war ein altgedienter Schulleiter. Er musste wissen, mit welchem Stoff seine Schüler zauberten. Harry schob den Zauberstab inzwischen mit spitzen Fingern in die Innentasche des Umhangs und zog seinen eigenen aus dem Bund seiner Jeans. Ohne zu zögern richtete er ihn auf seinen Lehrer: "Reducio veritae persona!...nein...Reducio totalis!" Severus Snape spürte die Sensation eines erschreckend mächtigen Zaubers über sich hinwegrauschen und schloss den Mund wieder. Er hatte fragen wollen, was das sollte, als Harry mit dem Zauberstab auf ihn deutete und kam sich plötzlich ziemlich dumm vor. "So weiß er nicht, dass sie es sind! Falls etwas schief geht!...Es ist besser, wenn das keiner weiß!...Man würde uns mit Hogwarts in Verbindung bringen! Und ich will auch nicht, dass jemand erfährt, wer ich bin!" Snape wandte sich ab. "Ruh dich aus!" Harrys Blick flackerte kurz über Snapes düstere Gestalt, wie er zum Tisch und zu seiner Tasche hinüber ging. Das schien zum Standartsatz für seinen Lehrer zu werden, wenn er nichts mehr zu sagen hatte und einen kurzen, unangenehmen Moment lang fragte er sich, wieso Snape so genau wusste, wie müde er war - nicht körperlich, seelisch - doch er vergaß das schnell wieder und konzentrierte sich erneut darauf, nach Voldemort zu suchen. * * * "Zauberstab, bitte!" Harry zog den falschen Zauberstab aus der Innentasche von Dracos Umhang und reichte ihn dem Wachmann. Sie waren mit Vielsafttrank getarnt. Snape besaß falsche Pässe für alle Identitäten, deren Haare er besaß und so war es nahe liegend auch Harry zu tarnen. Harry, der befürchtet hatte, die dreckig blonden Haare und die Hakennase abzubekommen, war fast ein wenig dankbar in einen dunkelhaarigen Jungen verwandelt worden zu sein, gerade mal zwölf und wieder Snapes Sohn. Er hatte schon daran gedacht, seinen Lehrer zu fragen, ob das eine Manie von ihm war, hielt es aber für besser, das zu lassen. Der Wachmann hielt ihm einen Zettel unter die Nase, die Bescheinigung für seinen Zauberstab und er murmelte ein artiges Danke, bevor er Snape folgte. Der Professor sah diesmal um einiges besser aus und die Ähnlichkeit zwischen Vater und Sohn war nicht zu übersehen. Es währte aber nicht lange. Schon eine Viertelstunde später, nachdem sie in einer Besenkammer verschwunden waren, setzte die Wirkung des Vielsafttrankes aus und sie waren wieder sie selbst. Snape ging nicht davon aus, dass sie das Ministerium auf dem üblichen Weg verlassen mussten und hatte darum jeweils nur eine sehr kleine Menge Trank präpariert. Sie hatten zwar für den absoluten Notfall jeder noch eine kleine Phiole davon, doch Harry hoffte, die Sache so über die Bühne zu bekommen, dass es endgültig vorbei war. Je eher, desto besser. "Versuch' ihn zu finden!", nuschelte Snape. Er studierte einen Lageplan im Licht eines schwachen Lumos-Zaubers, denn die Besenkammer war stockdunkel. Harry schloss die Augen und machte sich wieder auf die Suche nach Voldemort. Langsam bekam er Übung darin und nur einen Augenblick später fand er sich in den schon vertrauten Räumen mit den kargen steinernen Wänden wieder. Snape hatte ihm schon nach der ersten Beschreibung dieser Räume gesagt, dass es die besten in Durmstrang waren und sicher von Voldemort als Quartier beansprucht wurden. Es waren im Moment Voldemorts persönliche Räume und er hatte heute schon einige seiner Gefolgsleute abgefertigt, soweit Harry das mitbekommen hatte. Harry konzentrierte sich auf das, was er sah. Im Moment schien er ganz ruhig und überhaupt nicht in Eile, obwohl es schon fast neun Uhr war. >>..."Komm her!" Ein Geräusch war zu hören, so als würde eine Tür sehr zaghaft aufgeschoben. "Ich sagte: komm her!", diesmal brüllte Voldemort und eine Gestalt wuselte hastig in sein Blickfeld.<< Harry zuckte zusammen und erregte Snapes Aufmerksamkeit, doch er hielt die Augen geschlossen und blieb, wo er war. >>Wurmschwanz kroch fast auf dem Boden und zeigte seinem Herrn nur seinen kahlen Schädel. Inzwischen hatte er gar keine Haare mehr und war noch magerer, als nach seiner Enttarnung durch Sirius. "Ihr wünscht, Meister!", winselte er ohne aufzusehen. "Ich wünsche meine Kleider, die richtigen Kleider!" Wurmschwanz zuckte zusammen. Der Ton des Lords ließ keine Fragen offen, doch es schien ganz so, als ob Wurmschwanz nicht wusste, welche Kleider die richtigen waren. "Gewiss, Meister, gewiss!" Dienstbeflissen huschte er davon und Spinnenfinger trommelten auf einer Tischplatte, bevor er Augenblicke später zurückkam und Voldemort ein Ensemble präsentierte, das der jedoch kaum betrachtete, bevor er einen Fluch brüllte, Wurmschwanz sich am Boden wand und dann ein erneutes Brüllen zu hören war. "Das sind die falschen!" "Gewiss...Meister, gewiss!", war ein Wimmern zu hören und Voldemort starrte auf ein Bild, dass eine düstere Kriegsszene darstellte. Im Hintergrund war zu hören, wie Wurmschwanz sich aufrappelte und davon machte, um einen weiteren Versuch zu machen, seinen Herrn zufrieden zu stellen.<< Harry riss sich aus der Trance, in die er geglitten war. "Er hat üble Laune!...Ich kann mir nicht vorstellen, dass er pünktlich ist!" "Das wäre auch das erste Mal!...Es ist eines seiner Machtspielchen! Die, die sich mit ihm einlassen, lässt er immer warten!... Es kann hier nur einen Raum geben, in dem dieses Abkommen unterzeichnet wird. Der große Empfangssaal liegt drei Stockwerke höher, am Ende dieses Ganges! Wir müssen in die Nähe!" Snape hörte Harry etwas murmeln und sah ihn irritiert an. "Was war das?" "Ein Tarnzauber!...Oder wollen sie gesehen werden, Professor?" Snape ließ seinen Lumos erlöschen und folgte Harry aus der Besenkammer. Er hatte gar keine andere Wahl, denn Harry hatte einen Zipfel seines Umhangs in der Hand. "Was soll das? Hängst du mir jetzt am Rockzipfel?" "Wollen Sie mich sehen, oder wollen Sie mich suchen?" Harry ließ den Zipfel los und war verschwunden. Snape ließ einige nicht gerade zaghafte Flüche hören, als Potter wieder nach dem Stoff seines Umhangs tastete. "Das ist ein Malfoy-Familienzauber!" Er sah Harry nur mit den Schultern zucken, während er den Gang hinunter ging und ihn hinter sich her zerrte. "Dass der Bengel das schon kann, beweist all meine schlimmen Befürchtungen, was Lucius angeht!" Snape erwartete nicht, dass Harry darauf reagierte, doch dieser meinte überraschend. "Packen Sie noch ein paar schlimme Befürchtungen drauf und Sie wissen, was Sie wirklich von Lucius Malfoy halten müssen!" Es war eher ein Gedanke als eine Aussage und Snape kam der Verdacht, dass das auch der einzige Grund war, dass er es gehört hatte. Potter hatte es nicht sagen wollen. Er hatte laut gedacht. * * * Zehn Uhr war vorbei und Harrys Geduld neigte sich dem Ende, als er, inzwischen direkt neben dem Empfangssaal in einem kleinen Nebenzimmer, einen weiteren Trip in Voldemorts Hirn riskierte. Die Sicherheitsvorkehrungen waren beachtlich und ohne Reducio und Tarnzauber hätten sie es nie bis hierher geschafft. Dazu kam noch Snapes Talent magische Barrieren aufzuspüren. Der Kerkermeister hatte Harry überrascht. Er wäre zwar genauso in der Lage gewesen, diese Bannkreise aufzuspüren, doch er wäre nicht mal auf die Idee gekommen. Ihm war es bloß überlassen geblieben, einen Weg hindurch zu finden und das hatte sie auf ihrem relativ kurzen Weg ziemlich aufgehalten. Zum Glück! Ansonsten hätte Harry schon lange die Nerven verloren. Snapes beobachtete ihn und schloss aus seinem Verhalten, dass er noch einmal nach Voldemort suchte. Sie mussten sich ruhig verhalten, denn immer wieder kamen Wachleute herein, nahmen sich Kaffee, oder machten kurz Pause. Zigarettenrauch lag in der Luft und zum ersten Mal in seinem Leben als Zauberer verspürte er den Drang nach einem dieser Glimmstengel auch in seiner eigenen Welt, etwas völlig Neues für ihn, doch was war nicht neu in seinem Leben, seit Potter ihn auserkoren hatte, ihn auf seinem Feldzug gegen den mächtigsten Schwarzmagier der Gegenwart zu unterstürzen. Er wusste nicht, zum wievielten Mal er sich fragte, wie er sich darauf hatte einlassen können. Unwillig konzentrierte er sich wieder auf Potter. Harrys Gesicht wirkte, als schliefe er, doch Snape wusste, dass er mit seinem Bewusstsein in Voldemorts Kopf war und beobachtete, was dieser sah und tat. Er fragte sich, ob der Lord eine Ahnung davon hatte, wie anfällig er gegenüber dem Jungen wirklich war. Mit Sicherheit würde diese Technik auch umgekehrt funktionieren, doch da es Voldemort scheinbar nicht bewusst war, versuchte er es auch nicht. "Er kommt!" Harry schoss hoch. "Sicher?" "Er hat das ,Bereit' für die Apparation gegeben!" Es war typisch für Voldemort, von außen ein Apparationsfenster in die Schutzbanne des Ministeriums zu sprengen. "Deine Narbe, wie fühlt sie sich an?" Harry hatte begonnen auf und ab zu gehen. "Darauf kann ich mich nicht verlassen, wenn ich mit ihm in Kontakt war. Dann brennt sie immer wie Feuer!", er hielt mitten im Schritt inne. "Ob die Zeit reicht?... Wenn er es mitbekommt disapparieren sie!" "Der Bann braucht ein wenig Zeit! Sprich ihn! Bis dahin ist er hier! Was sollte ihn aufhalten?" Harry schloss noch einmal die Augen, doch er war zu aufgewühlt und erreichte nichts. Wenn sie doch nur sicher sein könnten, doch in den Empfangssaal kamen sie nur durch die Türen und die wurden auf die ganze Breite von Wachen versperrt. Entschlossen begann er die Formel für den Zeitbann zu sprechen. Er wusste, dass er keine andere Wahl hatte. Wenige Minuten später erstarben die Geräusche um sie herum. Snape, links hinter Harry, mit der rechten Hand auf seiner Schulter sah sich um. "Ist er schon komplett?" Harry hatte den Kopf gesenkt und hielt den Zauberstab noch fest umklammert, während er seine Linke hob um das Siegel zu legen. "Moment noch!" Snape ließ ihn nicht aus den Augen. Er wirkte angespannt. "Okay!" Mit hastigen Schritten stürmte Snape als erster aus dem Nebenraum. Die Wachleute vor der großen Flügeltür und auf dem Gang rührten sich nicht mehr und die Stille war erdrückend. Noch bevor Harry ihm nach draußen und in den Empfangssaal gefolgt war hörte er ihn fluchen. Snape zog alle Register und war sich für keinen Fluch zu schade, und Harry begann zu ahnen, dass es schief gegangen war. Der Saal war prunkvoll geschmückt, eine lange Tafel reich gedeckt und an einem runden Tisch saßen zwölf sichtlich ungeduldige Männer, darunter der, den Harry in Durmstrang gesehen hatte, doch die andere Seite des Tisches war leer. Voldemort war noch nicht da gewesen. Harry spürte, wie sich Frustration in ihm breit machte und vernichtete mit einem einzigen Zauber die ganze liebevoll hergerichtete Tafel, so das Teller, Platten, Etageren und Besteck wie Geschosse durch den Raum flogen. Snape fuhr überrascht zu ihm herum, den eigenen Frust deutlich ins Gesicht geschrieben, doch er kam nicht dazu etwas zu bemerken. Das laute Plobb von apparierenden Zauberern unterbrach die drückende Stille und ein spöttischer Voldemort ließ sich vernehmen. "Nun, Halström, ihr Apparartionsschild ist wirklich beeindruckend, aber...wie...sie...sehen...!" Der Satz zog sich immer weiter auseinander, bis er ganz verebbte und Voldemort mit offenem Mund auf die sich bietende Szenerie starrte. In Harrys Kopf machte etwas Klick - und dieses Klick schaltete seinen Verstand komplett ab. Snape apparierte neben ihn. "Wir verschwinden!" Er wollte ihn am Ärmel nehmen und tun, was er gesagt hatte, denn der Lord war in Begleitung von fünf Ratsmitgliedern und einer ganzen Einheit seiner Leibgarde, doch Harry stieß ihn weg. In diesem Moment hatten sich zumindest die ersten aus Voldemorts Leibgarde gefangen und Flüche rasten auf sie zu. Harry riss den Zauberstab hoch, den er noch immer in der Hand hatte und sprach einen Protego-Bann. Die Flüche schossen kreuz und quer durch den Raum und Harry richtete den Zauberstab auf Snape, der hinter einer Säule in Deckung gegangen war. Im nächsten Augenblick konnte der Zaubertränkelehrer spüren, wie ihn ein Bannkreis einhüllte. Zweifellos war Potter entschlossen, gegen den schwarzen Lord anzutreten, und es gab genauso wenig Zweifel daran, dass er ihn dabei in Sicherheit wissen wollte. Snape verspürte einen Anflug von Panik. "Hör auf!...Das ist Schwachsinn!" Harry ignorierte ihn und löste seine eigenen Protego, während er ebenfalls in Deckung apparierte. Die Leibgarde hatte eine Angriffslinie gebildet und ein Teil davon drängte Voldemort in Richtung der breiten Flügeltüren. Harry schickte einen Fluch vor, der jeden schwachen Schutzbann aushebelte und setzte mit einem Schockzauber nach, bevor er wieder apparierte, diesmal hinaus auf den Gang, direkt in Voldemorts Weg. Voldemort hob die Hand, als die Leibgarde erneut versuchte, ihn zu decken und die Männer wichen zurück. Harry hob den Zauberstab und sprach einen weiteren leisen Fluch, doch er erntete nur ein verzerrtes Grinsen, als Voldemort den Fluch abwehrte, ohne sich auch nur zu rühren. Snape erschien neben ihm. "Er spielt mit dir!...Wir müssen hier verschwinden, lass den Blödsinn!" Ein eisiger Blick traf ihn und Snape zuckte unwillkürlich zurück, denn nun zeigte der Zauberstab schon wieder auf ihn, während erneute Angriffe von der Leibgarde, an einem weiteren Schutzbann abprallten. Ein mächtiger Fluch ließ sie taumeln und Harry wandte den Blick wieder Voldemort zu. Der Lord hatte versucht, seinen Schutzbann auszuhebeln. Harry jagte einen altgriechischen Fluch in seine Richtung und disapparierte aus Snapes Reichweite. Er wusste, dass der Zaubertränkelehrer ihn aufhalten wollte, doch er wollte sich nicht aufhalten lassen. Er würde sich nicht aufhalten lassen. Das war seine Chance es zu beenden und die musste er nutzen. Harry konzentrierte sich auf die Finsternis in seiner Seele, suchte nach einem Bann, der Voldemort am disapparieren hindern konnte. Wenig später begann Snape zu verzweifeln. Es war unmöglich Potter zu erwischen und es war offensichtlich genauso unmöglich, ihm zu entwischen, denn die Ratsmitglieder, die es versuchten, wurden zurück geschleudert und landeten ziemlich unzeremoniell auf ihren Hintern. Er hatte sie eingeschlossen und das schien Voldemort gar nicht zu passen, genau wie der Umstand, dass er weder ihn noch Harry irgendwie erwischen konnte. Gerade eben ließ er einen seiner gefürchteten Wutschreie los und attackierte einen der Leibgardisten, die Harry schon wieder verfehlt hatten, doch einen Moment später rauschte, ein violetter Fluch knapp an Potter vorbei und zerfetzte seinen Umhang. Augenblicklich ging eine Welle eisiger Wut von ihm aus und Snapes Verbindung zu seiner Seele ging verloren. Die Finsternis hatte das Kommando übernommen. Noch während der Lehrer sich fragte, was vor sich ging, begann Potter zu toben. Drei Leibgardisten wurden innerhalb weniger Sekunden außer Gefecht gesetzt, zwei Ratsmitglieder nagelte er mit Flüchen an die Wand und knallte ihnen einen Zeitzauber entgegen, doch in diesem Moment wurde es Voldemort zu bunt. "Du wagst es?...Du wagst es, mir entgegen zu treten?" Harry wich einem weiteren Angriff der Leibgarde aus und landete in der Hocke, die Linke am Boden abgestürzt. Schockiert sah Snape, dass er im Schatten seiner Kapuze noch immer grinste, so als gefiele ihm, was hier geschah, doch nur einen kurzen Augenblick, denn der nächste Fluch schleuderte ihn über den Boden. Voldemort war so wütend, dass er wahllos Flüche durch den Raum jagte, auf Harry, auf Snape, die erstarrten Regierungsmitglieder und auch auf seine eigenen Leute. Er brüllte unartikuliert und wirkte dadurch noch weniger menschlich. Harry hatte er mit einem Schleuderfluch erwischt. Er hatte offensichtlich mehr Glück als Verstand. Snape erschien neben ihm, als er gerade versuchte sich wieder aufzuraffen und an der Kapuze zerrte, um seine Tarnung aufrecht zu erhalten. "Jetzt ist Schluss! Ist das klar!" Ein protestierendes Nein war zu hören, doch Harry kam nicht mehr dazu, etwas zu unternehmen. Snape disapparierte augenblicklich direkt in ihr Hotelzimmer, auch auf das Risiko hin, enttarnt zu werden. "Nein!!!!" Es war mehr ein heiseres Keuchen, als ein Aufschrei und Harry stieß ihn mit solcher Kraft von sich, dass er rückwärts taumelte. "Du weißt nicht, wenn Schluss ist, oder? Den Unnennbaren in einem direkten Kampf zu stellen ist Schwachsinn! Seine Schutzbanne sind undurchdringlich!...Er hätte dich erledigt...." Snape hätte Harry noch weiter zusammen gebrüllt, doch plötzlich brachte er keinen Ton mehr heraus, schlimmer noch, er konnte sich nicht mehr rühren und fiel wie ein Stein zu Boden. Noch bevor er realisierte, dass Potter ihn mit einem Petrificus totalus ausgeschaltet hatte, war Harry schon wieder verschwunden. * * * Harry erschien erneut im großen Empfangssaal des norwegischen Zaubereiministeriums, doch obwohl nur wenige Augenblicke vergangen waren, seit Snape ihn weggebracht hatte, war doch niemand mehr da. Langsam ging er ein paar Schritte in den Saal, doch nichts geschah. Es herrschte absolute Stille, kein Geräusch war mehr zu vernehmen. Voldemort hatte seine Leibgardisten eingesammelt, die verbliebenen Ratsmitglieder geschnappt und war verschwunden. Ungläubig schüttelte Harry den Kopf. Er konnte nicht fassen, dass ihm diese Chance, den Lord zu vernichten entgangen war und wieder raste ein wütender Fluch durch den Raum, bevor er sich den beiden Ratsmitgliedern zuwandte, die noch immer an der Wand klebten, gefangen in der Zeit. Harry hatte keine Ahnung, wer sie waren, doch er war entschlossen es heraus zu bekommen. Mit einem Wisch seines Zauberstabes löste er den ersten von der Wand und holte ihn in die Zeit zurück, um den Homorfus-Zauber auf ihn anzuwenden. Es dauerte nicht sehr lange, bis ihm klar wurde, dass Voldemort seine Diktatur sehr genau durchdacht hatte. Diese beiden waren nichts weiter, als Mitglieder der Oberschicht, Reinblüter, gemäßigt, aber nicht daran interessiert, wer das Kommando hatte. Sie waren Mitläufer. Wütend legte er sie wieder unter Zeitbann und kehrte ins Hotelzimmer zurück. Snape lag noch immer wie ein gefällter Baum am Boden und nur sein Blick funkelte Harry voller brodelnder Wut entgegen. Harry zielte mit seinem Zauberstab auf seine Stirn und murmelte: "Finite incantatem!" Es dauerte einen Moment, bis sein Opfer realisierte, dass es nur den Kopf bewegen konnte. Sofort ergoss sich ein Schwall wütender Flüche über ihn, den Harry jedoch ignorierte. Er wartete nur geduldig, bis Snape die Luft ausging. "Bist du jetzt fertig?...Wie finde ich das finnische Zaubereiministerium?" "Wie bitte?", Snape hatte eigentlich die Absicht gehabt, seine Wut weiterhin an ihm auszulassen, doch diese Frage und die plötzliche Respektlosigkeit brachten ihn vollkommen aus dem Konzept. "Ich will von dir wissen, wie ich das finnische Zaubereiministerium finde und wie ich da rein komme, ohne großen Ärger zu kriegen!" Die Bilder waren in seinem Kopf, doch der Weg dahin war nicht zu finden, weil er sich bei seinem Humorfus vor allem auf Snapes magische Kenntnisse konzentriert hatte. Snape runzelte die Stirn und betrachtete ihn genauer. Noch immer war sein Blick eisig, seine Stimme leise und heiser und seine Haltung starr. Er fühlte in sich hinein und begriff, dass von Potters Seele weiterhin nichts zu spüren war. Er war noch nicht wieder er selbst. Snapes Blick wurde fassungslos. Er war einem mächtigen Magier ausgeliefert, der möglicherweise nicht einmal genau wusste, wen er vor sich hatte. Das übertraf jeden einzelnen Schock, den er in den letzten Tagen über sich hatte ergehen lassen müssen, doch bis jetzt blieb Potter vor ihm offenbar ganz ruhig. "Sag. Es. Mir.", ließ er sich gerade nachdrücklich vernehmen. "Das werde ich nicht! Mach mich los! Du musst zu Sinnen kommen, sonst verbrauchst du deine ganze Kraft!" Er wusste nicht, ob es etwas brachte, an seine Vernunft zu appellieren, doch er musste es versuchen. Bisher hatte es Potter nie gut getan, wenn er seine dunkle Seite einsetzte. Harry hatte nicht die Absicht vernünftig zu sein. "Imperio!" Das letzte, was Severus Snape bewusst wahrnahm, war, wie sein Kopf vollkommen leer geblasen wurde. * * * Nur ein paar Stunden später, am späten Nachmittag, standen sie vor dem offiziellen Eingang des Enshage-Palais. Harry betrachtete aufmerksam den Eingangsbereich und versuchte die Sicherheitsvorkehrungen zu analysieren. Snape stand neben ihm und grinste friedlich vor sich hin. Nachdem Harry ihn dreimal mit dem Imperius-Zauber traktiert hatte, war sein Wille zum Widerstand im Augenblick gebrochen. Er hatte Harry in den magischen Distrikt von Helsinki gebracht, denn von dort aus war es am einfachsten, in den Regierungspalast einzudringen. Ohne Ärger würde das aber nicht ablaufen. Dazu waren die meisten Regierungsgebäude zu gut gesichert. Harry musste sich mit Gewalt Zugang verschaffen. "Komm!", entschlossen begann er sich auf den pompösen Eingang zu zu bewegen und sein Lehrer folgte ihm ohne ein Anzeichen von Widerstand. Einmal im Gebäude, denn die Wachen am Portal sahen keinen Grund ihn zu hindern einzutreten, sprach er seinen ersten Bann. Er würde verhindern, dass ihm jemand aus diesem Gebäude entkam. Er brauchte Rhys Hakonen und die Wache hatte ihm versichert, dass der Minister im Gebäude war. Wie es der Zufall wollte, hielt der Minister heute öffentlich Audienz. Plötzlich änderte sich die Stimmung im Gebäude. Sie hatten den Zauber registriert, doch noch wurde kein Alarm ausgelöst. Harry ging ohne zu zögern zur ersten Sicherheitsschleuse. "Ihren Zauberstab und ihre Pässe bitte!" Die Hexe neben der Tür hielt ihm die Hand entgegen, um das gewünschte entgegen zu nehmen und Harry bemerkte aus dem Augenwinkel, wie ein zweiter Zauberer sich näherte. "Imperio!" "Was...", gelang es ihr noch heraus zu bringen, doch die Kraft, mit der Harrys Imperius über sie hinwegrauschte, gab ihr keine Chance zum Widerstand. Snapes erfolgreiche Versuche, seinen Imperius zu brechen, hatten ihn vorsichtig gemacht und er setzte eine große Menge Kraft ein. Ohne ein weiteres Wort ließ die Hexe ihn und Snape passieren und handelte sich dafür einen verwunderten Blick ihres Kollegen ein. Nur Augenblicke später wurde Alarm gegeben, doch Harry hatte sich und Snape schon unter dem Tarnzauber verborgen. "Lass meinen Umhang nicht los!" ,befahl er dem Lehrer und der tat was ihm gesagt wurde. Das Ministerium war in hektische Betriebsamkeit verfallen. Zusätzliche Wachen marschierten auf und besetzten alle Türen. Sie wussten, dass jemand eingedrungen war, doch sie fanden Harry und seinen Begleiter natürlich nicht. Harry stand bewegungslos an der Wand und beobachtete das Treiben. Er fragte sich, ob sie versuchen würden den Minister raus zubringen, oder seine Bewachung verstärkten. Sein Problem war, dass er im Moment noch nicht wusste, wo er Hakonen finden konnte. Ein lautes Rattern erregte seine Aufmerksamkeit und am Ende des Ganges ging eine Tür auf. Offenbar gab es hier eine Art Aufzug. Eine Gruppe Zauberer, ganz gewöhnlich gekleidet und mit Zauberstäben bewaffnet traten heraus. Der Zauberer, den Harry schon an der Sicherheitsschleuse gesehen hatte, ging auf sie zu. "Wir haben zwei Eindringlinge!...Zwei Männer in Kapuzenumhängen! Einer davon wahrscheinlich wirklich gefährlich, denn er hat Ann Martens unter Imperius gesetzt. Sie sind im Moment verschwunden! Möglicherweise besitzen sie Tarnumhänge!...Die Scan-Zauber finden sie auch nicht! Sieht ganz nach einer Menge schwarzer Magie aus!... Möglicherweise stattet uns unser neuer Freund einen Besuch ab, doch wir sollten trotzdem auf Nummer sicher gehen!" Ein älterer Zauberer aus der Gruppe nickte. "Fünf von euch zu Minister Hakonen! Getarnt! Der Rest teilt sich auf und sucht die Gänge ab! Gebt die Befehle weiter! Wir werden keine Sicherheitslücken zeigen. Nutzt den Spell-Breaker. Möglicherweise können wir damit die Tarnung aufheben." , ging es Harry durch den Kopf. "Komm!" Harry hängte sich an die Gruppe, die der ältere Zauberer zum Minister geschickt hatte. Es war ein grober Fehler gewesen, doch offenbar hatte sie keine andere Möglichkeit, nachdem sie erst jetzt gekommen waren. Der Apparationsschild im Gebäude war genauso stabil, wie der in Hogwarts. Minuten später erreichten sie das oberste Geschoß des Enshage-Palais und mit jedem Stockwerk war die Bewachung stärker geworden. Harry machte sich jedoch keine Gedanken. Er war nur wenige Schritte hinter den Auroren und wurde nicht behellig, denn die anderen arbeiteten sich von unten nach oben durch und so drohte ihm von den Spell-Breakern keine Gefahr. "Geht es dem Minister gut!" Der führende Auror wandte sich an eine der Wachen. "Minister Hakonen ist nervös, doch unbesorgt! Er geht von einem Test aus!" "Nun, da muss ich Sie enttäuschen, meine Damen und Herren! Sie haben es nicht mit Lord Voldemort zu tun!... Sie haben es mit mir zu tun!" Harry hatte den Tarnzauber für sich aufgelöst, nachdem er das Amtszimmer des Ministers mit einem undurchdringlichen Schild umgeben und Snape in einer Nische abgestellt hatte. Flüche schossen durch den Gang und wurden wahllos von Harrys obligatorischen Protegobann reflektiert. Eine dieser Reflektionen erwischte sogar den Wachmann neben der Tür zu Hakonens Amtszimmer und der Mann brach besinnungslos zusammen. Harrys Grinsen wurde breiter, als die Auroren sich aufteilten. Drei verschwanden in der Tür und zwei weitere gingen in Deckung, genau, wie der Rest der Wachen, doch Harry hatte nicht die Absicht, sich lange aufzuhalten. Er sprach einen partiellen Zeitbann über den Gang und trat ohne großes Prozedere ein. Rhys Hakonen war nicht zu sehen, offenbar hatten ihn die Auroren getarnt. Entkommen konnte er nicht. "Zeigen sie sich!... Sie können nicht entkommen!... Mein eigener Appartionsschild ist undurchdringlich für sie!" "Wer sind Sie? Wer, verdammt noch mal, sind Sie?" Der Auror, der zuvor schon die Wache angesprochen hatte, trat Harry entgegen. "Hören Sie auf, Lasse! Ich werde mit unserem Besucher sprechen!" Hakonen erschien aus dem nichts. "Kluge Entscheidung, Herr Minister! "Wer sind Sie und was soll dieser brutale Angriff?" "Brutal?...Ich war doch nett!", Harry klang amüsiert, "Glauben Sie wirklich, der Lord wäre so nachsichtig mit Ihren unfähigen Auroren umgegangen?" Der Mann namens Lasse wollte vorstürmen, doch ein Wink des Ministers hielt ihn auf. "Was also soll der Angriff?" "Nun! Ich will sie eindringlich davor warnen, denselben Fehler zu machen, wie ihr Kollege Halström!" Daraufhin schluckte Hakonen und schwieg. Zweifellos hatte es die Runde gemacht, was am Vormittag in Oslo passiert war. "Haben Sie die norwegische Regierung ausgelöscht?" "Ich habe niemanden ausgelöscht!...Sie sind nur außer Gefecht gesetzt, so lange, bis ich dieser Plage namens Voldemort Herr geworden bin!" "Lord Voldemort hat uns in diesem Abkommen hervorragende Konditionen zugestanden und ich werde das nicht rückgängig machen, schon gar nicht, wenn ich es mit Leuten, wie Ihnen zu tun habe!" "Sie bevorzugen also die Gesellschaft eines brutalen Mörders?" Bei diesen Worten zuckte Hakonen kaum merklich zusammen. "Die Interessen des dunkeln Lords decken sich mit unseren! Auch wenn ich nicht alle seine Methoden gut heiße!" "Die Interessen! Reinblüter, Selektion, Unterdrückung der nicht magischen?..." Wut machte Harrys Stimme noch heiserer, doch Hakonen merkte es nicht. "Keine weitere Vermischung! Das muss beendet werden! Nichtmagische haben in der Welt der Zauberer nichts zu suchen! Auch die nicht, die einen geringfügigen Anteil magischer Kraft zeigen! Sie sind und bleiben Schlammblüter!" "Sie sind so dumm!", überraschend flackerte ein Bild von Hermione durch seinen Verstand und fachte die Wut noch ein wenig mehr an. "Treten sie von diesem Abkommen zurück, oder Sie und Ihr Land tragen die Konsequenzen!" Die Auroren und die Wachen rückten um Hakonen zusammen. Harrys Grinsen wurde erneut breiter. "Ich bin doch nicht lebensmüde!", blaffte Hakonen, ohne Zweifel verunsichert, denn die Nachrichten aus Oslo waren erschreckend. Im Moment herrschte in der norwegischen Zaubererwelt Chaos, nachdem dieser Magier die Regierung ausgeschaltet hatte, doch Hakonen hoffte, dass sein neuer Verbündeter rechtzeitig auftauchen würde, um diese Konsequenz auszuschließen. Er konnte nicht wissen, dass sein Abgesandter an Harrys Bann gescheitert war. "Ich sage es noch einmal! Sehen Sie von diesem Abkommen ab!" "Was, wenn nicht?" Hakonens Hände schlugen hart auf den Tisch und er wirkte selbstzufrieden. Harry platze der Kragen und seine Stimme wurde eisig. "Dann wird dieses Gebäude aus der Zeit verschwinden und Finnland keine Regierung mehr haben!" Draußen auf dem Gang war Rumoren zu hören und noch einmal richtete sich Hakonen selbstgefällig auf. Harry richtete den Zauberstab auf die Tür und murmelte einen Zeitzauber. "Passt auf...er...", einer der Auroren versuchte seine Kameraden zu warnen. "Vergeude deine Puste nicht! Euch hört da draußen keiner!" Es dauerte nicht lange und das Rumoren draußen verstummte, genau, wie alle anderen Geräusche, die bisher schwach aus dem Gebäude zu hören gewesen waren. "Ihre Wahl! Hakonen!" "Niemals werde ich mich ihrer Erpressung ergeben! Der Lord wird uns befreien!" "Er kann Sie nicht befreien!...Das ist meine Magie! Magie von meiner Hand!...Ich bin der Herr über Ihre Zeit! Nur ich kann sie Ihnen nehmen, oder zurückgeben, wenn ich es will!" "So mächtig ist niemand!...Niemand kann die Zeit beherrschen!" "Ich kann es!...Ihre Entscheidung!" Hakonen war bis an die Wand zurück gewichen und jeder im Raum hatte alle Farbe verloren, bei seinen Worten. Einer der Auroren, eine junge Frau, zitterte. "Nein!", spuckte Hakonen und der blaue Bannkreis glitt durch die Wände. Die junge Frau schrie auf und verstummte. Hakonen war der letzte, den der Zeitbann einschloss und Fassungslosigkeit machte sich auf seinem Gesicht breit, Fassungslosigkeit darüber, dass jemand so mächtig war, und dass ihm niemand zu Hilfe gekommen war. Harry legte das Siegel und ließ dann den Zauberstab sinken. Er schwankte leicht, doch er ignorierte es, als er den Zauberstab auf drei der Wachen richtete, um sie zurückzuholen. Wenig später rührten sie sich wieder und wichen entsetzt zurück bei dem Anblick, der sich ihnen bot. Harry saß in Hakonens Sessel und ihre Kameraden waren in Entsetzten erstarrt. "Wa...wa...wa...wa...haben...haben Sie...getan?" "Meine Drohung wahr gemacht!", kam heiser die Antwort. "Verschwindet!...und sagt jedem, der es wissen will, dass dieses Schicksal alle ereilen wird, die mit Lord Voldemort gemeinsame Sache machen!" Die drei Männer rührten sich nicht vom Fleck. "Ich sagte, ihr sollt verschwinden!", und mit einem Zauber hexte er sie aus dem Gebäude. Es blieb zu hoffen, dass die Botschaft diesmal verstanden wurde. Müde ließ er den Zauberstab sinken. Er musste Snape noch zurückholen. Den konnte er nicht einfach hier lassen! Er kannte sich zu gut aus. Nun deutlich schwankend torkelte er auf den Gang hinaus. Severus Snape stand noch immer am selben Fleck. Er war wegen des Tarnzaubers nicht zu sehen, doch Harry wusste, wo er steckte. Stockend begann er den Zauber zu murmeln, der den Lehrer zurückholen würde. Es war ihm diesmal nicht rechtzeitig gelungen, ihn vor dem Zeitbann zu schützen. Wieder schwankte er bedenklich. Die Finsternis in seiner Seele hatte keine Antwort auf diese Frage. Als Severus Snape in die Zeit zurückkehrte lag Harry Potter besinnungslos zu seinen Füßen und der Imperius war verschwunden, doch deswegen wusste er trotzdem nicht, wie es weiter gehen sollte. * * * "Was hat das zu bedeuten! Sag mir das, Wurmschwanz!...Sag es mir!" Voldemorts dürre, hoch gewachsene Gestalt wirkte angespannt. Er saß in einem großen Ohrensessel in seinen Gemächern in Durmstrang und Wurmschwanz kauerte vor ihm am Boden. Die Laune seines Herrn war schlecht, sehr schlecht. Schlecht war schon fast kein Ausdruck mehr dafür. Was Wurmschwanz in den Stunden seit der Rückkehr seines Herrn aus Oslo durchgemacht hatte, wollte er am liebsten schnell vergessen. Voldemort hatte seine Wut gnadenlos an ihm und einigen anderen seiner Gefolgsleute ausgelassen und Wurmschwanz wusste, ganz gleich, welche Antwort er ihm jetzt geben würde, einen Fluch würde er dafür auf jeden Fall bekommen. Schon lange wusste er, dass es besser gewesen wäre, weiter unter Ratten zu leben, als den Fehler zu machen, zum schwarzen Lord zurückzukehren, doch es war zu spät. Er konnte ihm nicht mehr entkommen. Dafür hatte Voldemort gesorgt, nachdem er einmal wieder im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen war. Wurmschwanz war dankbar für jede Mission, bei der er ihn zurück ließ, doch leider war das nur dann der Fall, wenn Voldemort Harry Potter auf den Fersen war, denn dank eines Homorfus-Memorabilis-Zaubers wusste sein Herr, dass er in Potter Schuld stand. "Ich weiß es nicht, Meister, ich weiß es nicht...bitte vergebt mir, aber ich weiß es nicht...ich flehe euch an, verschont mich...biiiitttteeeeee!" Seine Worte endeten in einem Wimmern, doch das interessierte Voldemort nicht. Mit einem hässlichen Fauchen, sprach er einen weiteren Fluch. Wurmschwanz heulte schrill auf, bevor er zusammensackte und bewegungslos liegen blieb. "McNaaaiiiiiirrrr!" Brendon McNair beeilte sich, dem Ruf seines Herrn nachzukommen und fiel vor ihm auf die Knie. Heute hatte auch er zum ersten Mal die volle Wut seines Meisters zu spüren bekommen und entschieden, dass er das nie wieder erleben wollte. "Schicke einen Boten zu Alexander!...Ich will sie alle hier haben! Morgen! Jeder, der zu spät kommt, verliert sein Leben!...Lass Rockwoods Leute einen Portkey-Verbindung zum Ministerium einrichten! Keiner soll es wagen Ausflüchte zu bringen!...Keiner!" , ging es McNair durch den Kopf, als er aufsprang, "Gewiss, Mylord!", und sich beeilte, den Raum zu verlassen, bevor Voldemort auf die Idee kam, ihn noch ein wenig zu drangsalieren. Er hatte Glück und kam diesmal ungeschoren davon, denn der Lord war nun tief in Gedanken. Die Tatsache, dass es ein Zauberer wagte, sich derart in seinen Weg zu stellen, machte ihn nachdenklich. Doch der Umstand, dass es diesem Zauberer gelungen war seine Pläne so gekonnt zu durchkreuzen trieb ihn in die Raserei. Er wusste jedoch, dass das nichts nützte, so lange er diesen Zauberer nicht in seinen Fingern hatte und etwas sagte ihm, dass das nicht so einfach würde. Der Zauberer unter diesem Umhang war ohne Zweifel mächtig, wenn er solche Zeitbanne sprechen konnte, doch er war auch hitzköpfig, zornig und unerfahren, wenn er es fertig brachte, eine direkte Auseinandersetzung mit ihm - ihm, Lord Voldemort, dem mächtigsten Zauberer der Gegenwart - zu provozieren, doch leider besaß er einen Schatten. Einen Schatten, den Voldemort fast nicht beachtet hätte, wäre er nicht dazwischen gegangen, um seinen Herrn zu retten. Voldemort war der Meinung gewesen, dass gewöhnliche Zauberer es nicht wagen würden ihm entgegen zu treten. Es war ein Irrtum gewesen. Er war auch der Meinung gewesen, nur noch ein lebender Zauberer kannte den Zauber, der das Wesen eines Magiers komplett verbarg. Ein weiterer Irrtum, denn nachdem Dumbledore durch den Hogwartsbann gefangen war, musste es einen weiteren Zauberer gegen, der den Reducio kannte und verwenden konnte. Und das war das Problem. Er hatte versucht, das Wesen der beiden Zauberer zu erspüren, doch wenn es danach ging waren sie keine Zauberer. Sie besaßen keine magische Aura. Ein Fluch riss das hässliche Bild mit der Kriegsszene von der Wand und ließ es in Flammen aufgehen. "Egal, wie clever du bist - du wirst mir nicht noch mal in die Quere kommen und falls doch - dann bis du tot!" * * * Das Erwachen war die seltsamste Erfahrung, die Harry je in seinem Leben gemacht hatte. Es war, als trete er aus absoluter Nacht in das grelle Licht des Tages und er fühlte sich furchtbar schwach dabei, denn er hatte sich gegen einen Schlafbann ins Bewusstsein zurück kämpfen müssen - einem Schlafbann von Severus Snape. Es war somit nicht wirklich verwunderlich, dass er in Snapes Schlafzimmer war, doch er fragte sich, wo sein Lehrer abgeblieben war. In Harrys Kopf herrschte dumpfe Leere. Er fühlte sich schwach und ausgelaugt, obwohl er mehrere Tage durchgeschlafen hatte und als er versuchte aufzustehen, waren seine Knie noch immer wackelig. Harry konzentrierte sich mit aller Macht darauf, festen Stand zu haben und es gelang ihm. Er las seine Sachen neben dem Bett zusammen und zog sich an. Sie lagen überall verstreut und Harry ahnte, das Snape nichts weiter getan hatte, als ihn aufs Bett fallen zu lassen und unter den Bann zu legen. Er wusste aus Erfahrung, dass er es sich auch im Schlaf irgendwann so bequem machte, wie er es brauchte. Schlafwandeln war nicht mehr neu für ihn, seitdem es zu Angewohnheit geworden war, sich regelmäßig so zu überanstrengen, dass er Tage brauchte, um ausgeruht zu sein. Heute war er nicht ausgeruht. Er war noch immer müde. Müde und leer. Entschlossen ging er nach nebenan. Er wusste, dass Snape immer einen Vorrat an Stärkungstränken da hatte und fand das Kästchen mit den Phiolen ohne suchen zu müssen. Er leerte eine davon in einem Zug und wartete die Wirkung ab. Noch nicht zufrieden nahm er sich eine weitere, bevor er das Kästchen an seinen Platz zurück stellte. Harry schluckte auch noch den Inhalt der zweiten Phiole, bevor er seinen Umhang fester um die Schultern zog und es sich in dem einen Sessel bequem machte, den Snapes karges Wohnzimmer hergab. Das vertraute Plobb riss Harry aus dem leichten Dämmerschlaf, in den er erneut geglitten war und fast im selben Moment hatte er seinen Zauberstab in der Hand, wenn auch gut unter seinem Umhang verboten. Snape war erschienen und sein Verhalten ließ darauf schließen, dass er nicht davon ausging, Harry wach vorzufinden. "Tu das nie wieder!" Harrys Stimme war noch immer leise, heiser - und respektlos. Snape fuhr herum und seine Augen wurden groß, als er ihn in den Umhang gehüllt, mit der Kapuze tief ins Gesicht gezogen im Sessel sitzen sah. Es war noch nicht vorbei. "Potter!...Es ist an der Zeit, dass du wieder zu dir kommst!" Sein Ton war neutral. Er wusste, dass es besser war Potter nicht weiter zu provozieren. Die Tatsache, dass er sich von dem Schlafbann hatte befreien können, schockierte Snape, doch eigentlich wunderte ihn nichts mehr. Was in Oslo und Helsinki passiert war, hatte die magische Welt in Aufruhr versetzt und die Ursache für diesen Aufruhr saß in seinem Sessel. Warum also wunderte es ihn, dass Potter einen Schlafbann brechen konnte? Das Problem war, dass das da im Sessel nicht wirklich Potter war. Es war die Fiktion, die ganz Europa seit einer Woche fast genauso sehr fürchtete, wie den schwarzen Lord - allgemein hin bekannt unter dem Namen "Herr der Zeit". Das war der Titel, der mit dem Namen des schwarzen Lords im selben Atemzug genannt wurde. Der Titel, den hirnverbrannte, angsterfüllte Zauberer Harry Potter gegeben hatten, bloß, weil er zwei komplette Zaubereiministerien aus dem Zeitstrom gerissen hatte. Es gab sogar verrückte, die behaupteten er habe auch Hogwarts in seiner Gewalt und Snape war sicher, dass Voldemort vor Wut tobte, wenn er solche Gerüchte hörte. Es war Potter ohne Zweifel gelungen, Europa wach zu rütteln mit diesen Aktionen in Skandinavien. Seinem Ziel war er dabei aber leider keinen Schritt näher gekommen. Er hatte nur erreicht, dass man jetzt davon ausging, zwei mächtige Gegner der Gerechtigkeit im Spiel zu haben und der wirklich einzig positive Effekt der Sache war, dass man die Bedrohung durch Voldemort endlich überall zu Kenntnis genommen hatte. Die drei Leute, die er in Helsinki entkommen lassen hatte, hatten ganze Arbeit geleistet. Niemand würde mehr einen Versuch machen, ein Abkommen mit Voldemort zu schließen, denn das Chaos, das in Finnland und Norwegen herrschte, seit es dort keine Regierungen mehr gab, war unbeschreiblich. Snape konzentrierte sich wieder auf Potter, denn der ließ sich endlich dazu herab, ihm zu antworten: "Ich bin ich selbst!" "Das bist du nicht!...Aber ich habe das Gefühl, dass dir das nicht klar ist!...Potter sei vernünftig! Lass mich ein Abbild deiner Seele übertragen, dann kapierst du, was ich meine!" Er hatte zwischenzeitlich leichte Konfusion von diesem Abbild gespürt, doch es wurde immer schwächer. Was auch immer versucht hatte, vernünftig auf ihn einzuwirken, es wurde von der Finsternis verdrängt. "Du wirst mit Sicherheit keinen Zauber mit mir durchführen!...Garantiert nicht!" Harry stand auf. "Wir haben Arbeit!...Ich muss Voldemort finden!" "Und was dann?" Snape fragte sich, ob er noch wusste, was er wollte. "Den schwarzen Lord vernichten!", kam es automatisch. "Und was dann?" Schweigen. "Potter, sein vernünftig! Du bist nicht in dem Zustand, etwas zu unternehmen! Mach noch ein paar Tage Pause, setzt dich mit deinem Selbst auseinander und dann können wir weiter sehen! So schaffst du es nicht! Wenn du nicht mal genug Verstand hast, zu wissen, dass Du ihn in einer direkten Konfrontation nicht schaffen kannst, hat es keinen Sinn ihm weiter nachzujagen, denn beim nächsten Mal unterschätzt er dich nicht mehr und du bist tot!" Ein Blick aus den eisig grünen Augen brachte ihn zum Schweigen und schockiert riss er die Augen auf, als er Potters nächstes Worte hörte. "Du gehst mir auf den Nerv...Severus!...Imperio!" Und wieder wurde Severus Snapes Blick leer, als er ergeben das Haupt senkte und auf seine Befehle wartete. Nur wenig später waren sie auf dem Weg nach Durmstrang. * * * "Mylord, wir haben ihn!" Lucius Malfoy ging vor dem Podest, das Gergorius Immanuel, der Direktor von Durmstrang, für Lord Voldemort in der Haupthalle errichten lassen hatte, auf die Knie und senkte den Blick. Voldemorts Augen leuchteten ein wenig intensiver, bei Malfoys Worten. Bei der letzten Ratssitzung war die Entscheidung gefallen zuerst einmal alles über diesen Zauberer, der überall nur noch der Herr der Zeit genannt wurde, in Erfahrung zu bringen. Sehr schnell hatten sie aber begreifen müssen, dass niemand eine Ahnung hatte, wo er herkam oder wer er war. Das einzige, was seine Spione in Erfahrungen bringen konnten, war der Umstand, dass dieser Herr der Zeit Zeugen für seine Aktion in Helsinki zurück gelassen hatte. Die Arroganz dieser Geste, rang sogar Voldemort eine gewisse Achtung ab, doch er ging davon aus, dass es sein Genickbruch war. "So, mein lieber Lucius, ist es dir endlich gelungen, mal wieder einen meiner Aufträge erfolgreich zu Ende zu bringen?" Er hatte drei Kommandos losgeschickt, Malfoys, Brendon McNairs und Aidan Lestranges. Es waren seine besten Jäger, die er nach einem dieser Zeugen ausgesandt hatte. Malfoys Kopf war inzwischen noch ein wenig tiefer gesunken. Es war nicht der erste Auftrag, den er erfolgreich für seinen Herrn ausgeführt hatte, doch seit der Sache mit Draco und Potter, war nichts, was er tat genug. Unbändiger Hass machte sich bei diesem Gedanken in ihm breit. Irgendwann würde er die beiden erwischen und bei lebendigem Leibe rösten, für die Schmach, die sie ihm angetan hatten. "Nun, es ist sehr erfreulich zu wissen, dass ich mich noch immer auf dich verlassen kann, Lucius!" "Zu euren Diensten, Mylord! Immer!" "Lass ihn herein bringen!" Lucius Malfoy erhob sich und gab dem Mann am Hauptportal einen Wink, woraufhin zwei seiner Männer einen Mann hereinführten. Der junge Finne war groß, hatte weißblondes Haar und graue Augen. Es war Lucius schwer gefallen, dem Befehl, ihn unversehrt abzuliefern, zu befolgen, denn Mika Kyus erinnerte ihn gefährlich an Draco. Seine Leute zwangen Kyus vor Voldemorts provisorischem Thron auf die Knie. Er zitterte inzwischen am ganzen Leib, denn ihm war wohl klar geworden, was ihm bevor stand. Als sie ihn gestern Nacht aus einer Kneipe gezerrt hatten, sturzbetrunken und völlig neben sich, hatte er wohl nicht mehr mitgeschnitten, dass sein Schicksal besiegelt war. "Dein Name!" Die Stimme des Lords war beängstigend ruhig. "Kyus. Mika Kyus!" Der Mann auf Knien flüsterte beinahe, doch im Saal herrschte absolute Stille und jedes Wort war zu verstehen. "Du gehörst zu den Sicherheitsleuten des finnischen Ministeriums?" "Ja!" Er sah nicht auf. Er wollte nicht aufsehen. Die Grausamkeit dieser Kreatur war allgemein bekannt und auch in Finnland hatte man gewusst, dass man sich mit dem Teufel einließ, doch solange der Teufel einen nicht tötete war das gleich. Heute wusste Mika Kyus, dass es immer falsch war mit dem Teufel gemeinsame Sache zu machen. Das hatte der Herr der Zeit bewiesen. "Nun, Mika Kyus, dann schildere mir einmal, was meinem guten Freund Rhys zugestoßen ist!" Seine Stimme triefte vor Hohn und Kyus begann leise und stockend zu erzählen. * * * "Hast du diesmal etwas erreicht?" "Ja!" Snapes Stimme war ausdruckslos. Harry hatte inzwischen zwei leere Phiolen aus Snapes Vorrat genommen und füllte sie mit Vielsafttrank aus der großen Flasche. Sie mussten einen neuen Vorrat anlegen, denn ihr Verbrauch war zu hoch. Er musste daran denken Snape diesen Befehl zu geben. Snape hatte mittlerweile ebenfalls zwei kleine Glasröhrchen aus seinem Umhang geholt. "Wo sind sie?" "Im Keller!" "Wo hast du sie gefunden?" "In der Kneipe!...Sie wollten wie üblich Wodka besorgen. Es war Zufall, dass ich sie erwischt habe!" "Dann müssen wir uns beeilen!...Mach hier weiter...ich kümmere mich um unsere Gäste." Der Meister der Zaubertränke, unvorteilhafter Weise noch immer unter Imperius, tat, was Harry ihm gesagt hatte, während Harry in den Keller ging, um die beiden Männer unter Zeitzauber zu legen. Sie waren in Narodnaja, einem winziger Zaubererkaff auf der Bäreninsel, wo es außer Durmstrang ansonsten nicht viel gab. Es war die einzige Quelle für Wodka, Frauen und was man sonst noch so alles brauchte als Söldner. Obwohl der strikte Befehl bestand, dass niemand mehr Durmstrang unerlaubt zu verlassen hatte, riskierten es immer wieder Söldner hierher zu kommen und sich Nachschub zu besorgen. Snape hatte herausbekommen, dass es immer andere waren und stets nur Leute niedrigsten Ranges kamen. Sie taten das nicht freiwillig, da war er sicher. Sie wurden von ihren Offizieren geschickt und besorgten alles, was ihnen aufgetragen war. Die Rechnung war einfach. Wurden sie erwischt waren sie tot, taten sie nicht, was man ihnen befahl waren sie ebenfalls tot. Befolgten sie ihre Befehle hatten sie wenigstens die Chance, zu überleben. Es hatte Wochen gedauert, bis Snape das herausgefunden hatte, denn diese Aktionen hatten keinen Rhythmus und fanden nur nach Bedarf statt. Snape musste sich in der kleinen Kneipe des Ortes herumtreiben und die Söldner abfangen. Heute war es ihm endlich gelungen, zwei der Männer zu erwischen. Harry hatte zu Anfang versucht, sich mit ihm abzuwechseln, doch er wurde nur misstrauisch beäugt, denn er weigerte sich, seine Kapuze abzunehmen. Seit den Vorkommnissen in Norwegen und Finnland war das Mistrauen gegenüber Leuten mit Kapuze jedoch ziemlich groß und er erreichte gar nichts. Von da an blieb er in der kleinen Hütte, die sie sich gemietet hatten und schickte Snape. Harry betrachtete die beiden Männer im Keller mit leeren Augen. Sie waren eher große Jungs als Männer und das erinnerte ihn an irgendetwas, doch er verdrängte es wie immer erfolgreich. Eine Fähigkeit, die ihm schon mehr als einmal geholfen hatte mit schwierigen Situationen fertig zu werden, hatte ihn nun vollkommen im Griff. Harry war schon lange nicht mehr er selbst. Er wechselte zwischen den Personen, deren Wissen er mit Homorfus übernommen hatte, beiden war es zum Glück eigen Voldemort als Feind zu betrachten und darum verfolgte er noch immer seinen Plan, doch seine Methoden grenzten gelegentlich an Brutalität. Die Tatsache, das Snape nun schon seit Wochen unter Imperius lebte gehörte dazu. Severus Snape starrte auf die beiden Phiolen und wartete, bis Potter hinausgegangen war. Es war unmöglich diesen verdammten Imperius abzuschütteln. Potters Befehle waren Gesetz, doch wenn er sich nicht in seiner Gegenwart befand, konnte er wenigstens ansatzweise denken und eins hatte er begriffen: Potter war nicht er selbst. Er wechselte zwischen seiner, Snapes Persönlichkeit und Dippet, und das war ein Umstand, für den Snape dankbar war, denn Dippet war ein geduldiger Mann und Potter dadurch einigermaßen erträglich. Gefährlich wurde es, wenn die dunkle Seite das Kommando übernahm. Das hatte er bei den wenigen Gelegenheiten begriffen, in denen sie ihren Standpunkt nachdrücklicher vertreten mussten. Dann kam schon auch mal die Drohung, den Cruciatus anzuwenden. Das genügte zum Glück meistens. Das Problem an der Sache war, dass Snape nicht wusste, wie er sich befreien sollte. Die Vorstellung, dass es Potter gelungen war, mehrere Imperius-Zauber Voldemorts zu durchbrechen wurde für ihn immer mysteriöser, denn er fand nicht einmal einen Ansatz, sich Potter zu widersetzen. "Bist du fertig?" Der Nebel in seinem Kopf wurde wieder dichter. "Ja!", kam die gehorsame Antwort. "Dann lass uns gehen!...Wo sind die Sachen, die sie holen sollten?" "In meiner Tasche!" "Gut! Geh voran!" Snape tat, wie ihm geheißen und Harry folgte ihm. Er hatte gerade noch einmal überprüft, ob der Lord auch wirklich noch in Durmstrang war, um ja keinen erneuten Fehlschlag zu erleiden. Es war zu schwer gewesen einen Weg nach Durmstrang zu finden, als das er einen weiteren Misserfolg akzeptieren würde. Durmstrang war eigentlich eine Schule - zumindest offiziell, doch einmal hier, auf der Bäreninsel hatten sie begreifen müssen, dass es eher Voldemorts Festung war, obwohl Schüler dort waren und unterrichtet wurden. Seit der Bedrohung durch den Herrn der Zeit waren die Sicherheitsvorkehrungen ähnlich denen von Askaban. Auch Dementoren bewachten die riesige Burganlage. Es war für jemanden, der nicht zur Burg gehörte unmöglich einzudringen und bei dem einen Versuch, den sie gemacht hatten, wären sie beinahe drauf gegangen. Dank Harry waren sie entkommen, doch ihnen war klar geworden, dass sie sich etwas einfallen lassen mussten. Es war ihnen sehr zu Pass gekommen, dass immer wieder Leute herausgeschmuggelt wurden, um für die Truppen Alkohol und ähnliches zu holen. Harry blieb stehen. Sie waren kurz vor dem ersten Bannkreis. "Warte!" Snape stoppte mitten in der Bewegung und Harry hob den Zauberstab. "Ich muss einen Schild legen! Niemand darf entkommen!" Harry wusste, dass es ein Risiko war, denn falls jemand die Burg verlassen wollte, wüsste man, dass etwas nicht stimmte und Voldemort wäre gewarnt, doch er wollte nicht das Risiko eingehen, dass der Lord erneut entkam. Wenig später lag ein weiterer Bannkreis über der Burg. Er würde jede Disapparation verhindern. Harry verließ sich darauf, dass Snape Recht hatte, wenn er meinte, das dies die einzige Art der Fortbewegung war, die Voldemort verwendete und einmal in seiner Gegenwart konnte er die Kamine schnell genug zerstören. Blieb nur noch der Portkey, doch der musste erstmal initialisiert werden und das brauchte Zeit. "So, das hätten wir! Diesmal entkommt er mir nicht." Ohne Aufforderung hielt Snape ihm daraufhin eine der Phiolen mit dem Vielsafttrank hin und Harry nahm einen Schluck davon. Sie warteten die Verwandlung ab und Snape beschwor einen winzigen Lumos. Das war die Prozedur, die er beobachtet hatte. Sobald dieses Zeichen kam, erschien das gleiche Signal auf der anderen Seite und markierte den sicheren Durchgang. Einmal innerhalb des Bannes, war es leichter. Sie mussten den Dementoren, die wie dunkle Säulen einen Ring um die Burg bildeten ausweichen und den sicheren Übergang über eine bodenlose Spalte finden (Geklaut bei Cassandra Claire Draco Dormiens! Ich geb's zu! Keine Ahnung, ob noch jemand Rechte daran hat^^° Falls ja bitte melden!), doch das war alles halb so schlimm, denn ungeduldige Kameraden erwarteten sie schon und brachten sie sicher in die Burg. Als die Sachen, die sie mitgebracht hatten alle verteilt waren, graute schon fast der Morgen und Snape, im Moment, Danilo Petrowitsch, fielen die Augen zu. Harry, mit dem Aussehen eines gewissen Fjodor Rischkin getarnt verpasste ihm einen Zauber. "Wach bleiben!...Wir haben Dienst!" Snape erlaubte sich den Gedanken, dass er seit mehr als achtundvierzig Stunden auf den Beinen war und begriff, dass Harry abgelenkt war. , ging es ihm durch den Kopf, bevor Harry sich wieder auf ihn konzentrierte. "Rischkin und Petrowitsch gehören zur Wache auf dem Gang zur Haupthalle! Das ist ein glücklicher Zufall, denn der Lord hält dort Audienz! Er muss in der Nähe sein, wenn ich meinen Zauber spreche!...Er muss!" Rischkins blassblaue Augen glitzerten fanatisch und wieder kam Snapes Verstand ein wenig zurück. Potter steigerte sich in etwas hinein. Das stand fest. Er konzentrierte alles, was er hatte auf seinen Plan und lockerte seinen Zugriff auf ihn, Snape begann sich gegen den Imperius zu wehren. Er fragte sich, ob Potter einen Homorfus mit den beiden Wachen durchgeführt hatte. Wo sonst sollte er all sein Wissen herhaben? Langsam schien er den Verstand zu verlieren. Nachdenklich nahm er einen kleinen Schluck Vielsafttrank aus seiner Phiole und sah, wie Harry dasselbe tat. Viel war nicht mehr übrig. Bald würden sie sich zurück verwandeln. Vielleicht noch zwei, maximal drei Stunden, wenn sie sparsam waren. Plötzlich hoffte Snape nur noch, diesen Tag zu überleben, denn als Severus Snape in den Händen des Lords hatte er schlechte Karten. Da war ihm sogar Potters Imperius lieber. * * * "Komm!" Die Zeit war um. Sie hatten sich zurück verwandelt und bis jetzt hatte sich Voldemort noch nicht Blicken lassen. Harry belegte Snape und sich mit Dracos Tarnzauber und befahl Snape wie üblich, sich an seinem Umhang fest zu halten. Snape tat, was er sagte, obwohl er es inzwischen fast geschafft hatte, sich dem Imperius zu entziehen. Sollte Potter ruhig weiter glauben, er habe das Kommando. Er war in Aufruhr. Sie standen jetzt seit zwei Stunden auf ihrem Posten und die Nervosität war Harry anzumerken. Sie beruhte wohl auf dem ungeduldigen Wunsch, es endlich zu Ende zu bringen, denn wie nun schon seit Wochen, gab es keinerlei Signale von Potter Seele. Sie erreichten das Portal zur Haupthalle und warteten, dass es geöffnet wurde. Die Regeln für die Schüler von Durmstrang waren anders, als in Hogwarts. Es gab kein gemeinsames Frühstück. Die Schüler waren in Alterstufen unterteilt und diese Altersstufen wiederum noch einmal in Güteklassen. Danach richtete es sich hier auch, wie man behandelt wurde. Weniger gute Schüler hatten es schwer, hier zu überleben. Sie bekamen, was die Besseren für sie übrig ließen oder suchten sich stärkere Beschützer. Es war ein System, das zu Voldemorts Vorstellungen passte. Das wusste Snape und es war das, was den Zaubererkindern in England drohte, falls es niemandem gelang, Voldemort aufzuhalten. Das Portal öffnete sich und eine Gruppe Männer kam heraus. Potter prallte zurück und rannte Snape beinahe um. Snape ahnte, warum. Terence Goyle war bei dieser Gruppe, doch sie hatten keine Zeit darüber nachzudenken und Snape gab Harry einen Schubs, der ihn in die Halle beförderte und sich gleichzeitig irritiert zu seinem Lehrer umsehen ließ, die Augen zu schmalen Schlitzen verengt. Snape bemühte sich unterwürfig auszusehen, doch es war unnötig, denn eine schrille Stimme erregte fast im selben Moment ihre Aufmerksamkeit. Sie hatten gefunden, was sie suchten. Voldemort saß auf seinem provisorischen Thron und brüllte gerade Brendon McNair zusammen, der ihm offenbar die Mitteilung gemacht hatte, dass sie den Herrn der Zeit noch immer nicht finden konnten. Er musste wohl auf einem anderen Weg in die Halle gelangt sein. Harry entspannte sich und Snape spürte, wie der Imperius wieder stärker wurde. Er hatte erneut Mühe, sich auf seine eigenen Gedanken zu konzentrieren und fragte sich, wie Potter sich so sicher sein konnte. Harry richtete seinen Zauberstab auf den ersten der Kamine, um ihn für eine Flucht untauglich zu machen. Der Zauber gelang und er war gerade dabei, sich den zweiten vorzunehmen, als das Gebrüll verstummte. Voldemort starrte in den Raum. Auch der zweite Kamin würde keinem mehr zur Flucht verhelfen. "Was ist hier los?", fragte Voldemort in die Stille. "Mylord?" Lucius Malfoy war von der Frage seines Herrn genauso irritiert, wie alle anderen. "Jemand ist hier! Ich spüre es! Jemand hext hier herum!" Harry gab seine Tarnung auf und sie erschienen aus dem nichts. Fassungslos riss Voldemort den Mund auf: "Duuuuuuuuu!" Der Spruch ging Harry federleicht von den Lippen und der Zeitzauber schoss auf Voldemort zu, doch er prallte an einem Schutzschild ab und ließ einen anderen erstarren. "Ergreift ihn!", kreischte der Unnennbare voller Wut und sofort herrschte Chaos. Aus allen Türen stürmten Wachleute und Flüche knallten durch den Raum. Harry belegte Snape und sich mit seinem Protego-Bannkreis und begann seinen Zeitzauber zu sprechen. Er tobte. Er brüllte herum wie von Sinnen, als er sah, wie die Wachen, seine Leibgarde und auch Malfoys Kommando versuchten, den Schutzbannkreis zu durchbrechen und kläglich scheiterten. Harry setzte alle Kraft die er hatte entgegen. Der Zeitzauber musste gelingen. Noch fühlten sie sich scheinbar absolut sicher. Hatten sie ihn denn wirklich noch nicht durchschaut? Voldemort inzwischen puschte seine Leute weiter nach vorn. "Was soll das?...Wie stellt ihr euch an! Er ist allein, macht ihn fertig...muss man hier alles alleine machen?....Wird eine ganze Horde meiner besten Männer nicht mit einem verdammten Zauberer fertig!" Er riss den Zauberstab aus seinem Umhang und begann mit langen Schritten auf Harry und Snape zuzugehen. Immer wieder leuchtete der Bannkreis, den Harry gelegt hatte in schrillen Farben auf, wenn er von besonders starken Flüchen getroffen wurde, doch er hielt und unter dem Rand seiner Kapuze sah Harry Voldemort entgegen. , ging es ihm durch den Kopf. Er wusste, dass es nur noch wenige Augenblicke dauern würde, bis der Bann zu wirken begann. In diesem Moment erschien Wurmschwanz vor Angst bebend auf der Bildfläche: "Meister...Meister vergebt! Wir müssen weg hier!...Immanuel hat es gesagt... er hat einen Bann gesprochen!...Seinen Zeitbann!...Wir haben keine Zeit mehr...und disapparieren kann man nicht mehr!" Voldemort hässlich rote Augen wurden groß. "Waaassss?...Ich habe die Festung gegen Zeitzauber geschützt!" "Meister vergebt... nur von außen!... Nur von außen... Nicht von innen!" Es schien, als würde Wurmschwanz am liebsten auf die Knie fallen, so sehr zitterte er. Voldemorts Blick flog durch die Halle und blieb an der drei Fuß hohen kleinen Säule hängen, auf der noch immer der kristallene Portkey zum Ministerium ruhte. "Weg hier!", fauchte er und nur ein paar wenige seiner Leute, darunter Lucius Malfoy und Aidan Lestrange hörten seinen Befehl. "Raus hier!", brüllte er nun lauter, schnappte Wurmschwanz am Umhang und zerrte ihn hinter sich her. "Ein Portkey!... Er hat einen Portkey!", blaffte Snape, dem Voldemorts plötzlicher Rückzug aufgefallen war. "WAS?" Harry schoss zu ihm herum und starrte ihn ungläubig um, bevor er nach Voldemort zu suchen begann. Er sah ihn und ein paar andere in eine bestimmte Richtung hetzen, konnte jedoch den Portkey nicht ausmachen. Augenblicklich brach der Bannkreis zusammen und Harry hetzte durch die Menge ohne auf die Angriffe zu achten. Wie durch ein Wunder traf ihn kein einziger Fluch. Nicht mehr als ein Dutzend Leute hatte sich inzwischen um die Säule versammelt. Alle anderen hatten noch nicht bemerkt, dass der Lord die Flucht ergriff. Snape sah Gregorius Immanuel durch die Menge hasten, doch er bezweifelte, dass der Direktor es noch schaffte. Harry war stehen geblieben und es sah ganz so aus, als spreche er einen weiteren Zauber, doch es war zu spät. In diesem Augenblick berührten die Männer den Portkey und verschwanden samt der Kristallkugel, die schon seit Wochen als dauerhafter Portkey zum Ministerium initialisiert war. Snapes Blick flog zu Harry. Er stand mitten in der Menge, deren Bewegungen langsam erstarben. Stille breitete sich aus, als der Zeitbann seine Vollendung erreichte. Das war der absolut größte Nachteil dieser Art von Zauber. Er brauchte zu lange. Es dauerte einfach zu lange, bis die Wirkung komplett war. Snape wusste, dass Harry darum versucht hatte, zuerst Voldemort allein zu bannen. Leider war er gescheitert. Harry rührte sich wieder. Snape sah, wie er sich mit den Händen übers Gesicht wischte, so als könnte er damit alles ungeschehen machen. Er ahnte, was diese erneute Niederlage für ihn bedeutete. Im Grunde konnte er nur hoffen, dass er langsam wieder zu Verstand kam. Immerhin hatte er ihn, diesmal mit Protego tempus belegt und er war nicht wie in Finnland ebenfalls Opfer des Zeitbanns geworden, als Harry dann jedoch begann auf Gregorius Immanuel zu ging, begann er zu ahnen, dass diese Hoffnung vergebens war. Harrys Kopf war im Moment vollkommen leer. Er konnte nicht darüber nachdenken, dass er schon wieder gescheitert war, sonst würde er die Kontrolle über sich verlieren vor lauter Wut. "Überprüfe alle, ob sie ein Dunkles Mal tragen. Die muss ich ausschalten!" Snape brauchte einen Moment um zu begreifen, was er meinte und fragte sich, wie er sie ausschalten würde. "Potter...es ist ein Fehler, einen weiteren Homorfus durchzuführen!" Ein eisiger Blick traf ihn und er spürte, wie der Druck auf sein Bewusstsein wieder stärker wurde. Er war noch immer viel zu stark und Snape hatte keine andere Wahl, als zu tun, was er befohlen hatte. Er schaffte es nicht einmal mehr, darüber nach zu denken. * * * Voldemort erschien mit den neun Männern, denen es gelungen war, zum Portkey vorzudringen in dem Konferenzraum des Ministeriums, in dem das Gegenstück des Portkeys stand. Mit einem heftigen Fluch zerstörte er den Portkey und seine Leute sprangen entsetzt zurück, als Kristallsplitter durch den Raum stoben, doch keiner wagte es einen Laut von sich zu geben. Sie wussten, dass der Lord innerlich tobte, und keiner von ihnen wollte das Opfer sein, an dem er seine Wut ausließ. "Wie ist das möglich... wie ist es möglich, dass dieser verdammte Bastard weiß, wo ich bin und was ich tue?...Wer ist der Verräter!...Findet ihn, oder jeder einzelne von euch verliert sein Leben!...Ich will diesen Zauberer...ich will ihn haben und dann werde ich ihn ganz langsam Stück für Stück auseinander nehmen!...Er wird einen qualvollen Tod sterben!...Findet ihn, findet den Herrn der Zeit!" * * * Es war geschafft. Snape war es gelungen, alle Söldner in Durmstrang aufzutreiben. Es waren weniger, als erwartet. Voldemort hatte ihnen Schüler entgegen gehetzt und er wusste, dass das Potter enorm aus der Fassung brachte. Harry selbst hatte niemanden getötet, doch die Flüche, die unkontrolliert von ihrem Protego abgeprallt waren hatten einige erwischt. Im Moment war er dabei, die Anhänger Voldemorts ihrer Zauberkraft zu berauben. Snape hatte nicht einmal gewusst, dass es möglich war, doch der Homorfus an Immanuel hatte ihn dazu befähigt und er nutzte dieses Wissen gnadenlos. Kein Voldemort-Anhänger würde jemals mehr zaubern - und sie würden sich auch nie mehr erinnern. Potters Zauberkraft begann Snapes Vorstellungsvermögen zu übersteigen. Im Moment agierte er vollkommen ruhig, doch von seinem eigenen Bewusstsein war noch immer nichts zu spüren. Harry begann gerade auch noch den Rest der Schule in die Zeit zurück zu holen, um deren Gedächtnis ebenfalls zu verändern. Snape fragte sich, warum er das tat. Sie hatten doch verdient zu wissen, was sie anderen angetan hatte, doch irgendwie war es typisch Potter. Er wurde schwächer und etwas sagte Snape, dass er nicht mehr lange durchhalten würde. Er verbrauchte unnötig viel Kraft mit diesen Aktionen. Der Druck des Imperius ließ immer mehr nach. Zehn Minuten später, als alles wieder sicher unter einem mächtigen Zeitbann verborgen war, blieb Harrys Blick an Terence Goyle hängen. Er war der einzige, den Harry zu Snapes Irritation noch nicht in der Mangel gehabt hatte und inzwischen fragte er sich, warum. Harry ging auf Goyle zu. Der große Mann hatte fassungslos beobachtet, wie sein Meister und sein Kumpan Lucius Malfoy sich aus dem Staub machten. Er hatte nicht mal den Zauberstab in der Hand. Harry holte ihn in die Zeit zurück und plötzlich spürte Snape grenzenlosen Aufruhr in seinem Innern. Das Abbild seiner Seele reagierte wieder, doch die Reaktionen, die Snape spürte, waren alles andere als gut. Er hatte Angst, grenzenlose Angst und es war nicht zu ergründen, wo diese Angst herrührte. Harry stand im Moment nur da und starrte den großen Mann an. Er versuchte seine Reaktionen zu ergründen, zu begreifen, war er von Goyle wollen könnte. Goyle erinnerte ihn an etwas - an jemanden. Es gab etwas, das Terence Goyle möglicherweise wusste. Harrys Verstand weigerte sich vehement zu akzeptieren, was im Moment mit ihm geschah und war vor Wochen in der Finsternis seiner Seele untergegangen, doch die Frage, was mit Dracos Mutter geschehen war, hatte sich in den Vordergrund seines Bewusstseins gedrängt, als er Goyle gesehen hatte. Draco hatte gesagt, dass Gregory Goyles Mutter verschwunden war. Möglichweise war mit Narcissa Malfoy dasselbe geschehen und Goyle wusste darüber Bescheid. Dieser Gedanke war es, der Harry in die Realität zurück zwang und die vielfältigen Möglichkeiten, die es da gab, machten ihm solche Angst. Er wollte Dracos Mutter nicht sterben sehen, doch das musste er möglicherweise, wenn er Terence Goyles Kopf nach dieser Wahrheit durchsuchte. Harry betrachtete es als seine Pflicht gegenüber Draco zu erfahren, was Narcissa Malfoy zugestoßen war und deshalb bekämpfte er seine Angst entschlossen und trat näher an sein Opfer heran. Terence Goyles Blick zeigte grenzenlose Panik, als er ihm entgegen blickte. Er dachte gar nicht daran sich zu rühren, bevor Harry ihn mit Petrificus totalus belegte. Er stürzte zu Boden und Harry ging neben ihm auf die Knie. Voller Angst folgten Goyles Augen jeder seiner Bewegungen. Verzweifelt schloss er sie, als der Herr der Zeit ihm die Hand auf die Stirn legte. Den Rest bekam er nicht mehr mit, nur das fürchterliche Gefühl, absolut bloßgestellt zu werden, als der Zauberer in seinen Verstand eindrang und seine schrecklichsten Geheimnisse ans Licht zerrte. Nur Augenblicke später prallte Harry zurück, wie von einem Stromschlag getroffen. Die Kapuze flog ihm vom Kopf. In seinem Blick spiegelte sich fassungslose Qual. Goyle riss die Augen auf und starrte entgeistert in Harry Potters Gesicht, doch er konnte nicht darüber nachdenken, denn im nächsten Moment traf ihn der Cruciatus-Fluch mitten in die Brust. Unbeschreibliche Schmerzen schienen seinen Körper zu zerfetzen, doch er konnte nicht einmal schreien. Er war noch immer gelähmt, und der Schmerz raubte ihm fast das Bewusstsein, doch nur einen Augenblick später war es vorbei. Snape, kurzfristig vollkommen gelähmt von dieser alles verzehrenden Qual, die von Harry ausging, stürzte auf ihn zu, als im klar wurde, was er tat, doch er hörte schon wieder auf, bevor er ihn erreichte. Noch einmal zwang er sich unter Kontrolle, doch in seinem Inneren herrschte solches Chaos, dass es Snape überraschte, dass er überhaupt noch etwas auf die Reihe brachte. Äußerlich ganz ruhig nahm er Terence Goyle seine Zauberkraft und seine Erinnerungen als Gefolgsmann Voldemorts, bevor er ihn wieder aus der Zeit nahm. Danach war es vorbei. Er stand da, atmete schwer und versuchte sich wieder in den Griff zu kriegen, aber es war unmöglich. Snape spürte, wie jeder Versuch, sein Bewusstsein zurück zu drängen, ihn nur noch mehr die Kontrolle verlieren ließ. Harry Verstand schien komplett auszusetzen und Snape fragte sich, was er in Goyles Kopf gesehen hatte, dass ihn so aus der Fassung brachte. Harry hob die Hände und presste sie gegen seine Schläfen. In seinem Kopf hörte er die Schreie von Eleanor Goyle, misshandelt, missbraucht und abscheulich gequält von ihrem eigenen Mann und dessen Kumpanen - und es hörte nicht wieder auf. Es wurde immer schlimmer. Harry wankte, als das Gesicht von Gregorys Goyles Mutter zu dem von Dracos Mutter wurde. Er spürte eine Hand an der Schulter und schlug sie weg. Ohne es zu wissen begann er zu schreien, als auch die anderen Bilder auf ihn einstürzten - Snapes Erinnerungen an Grausamkeiten des Lords und vor allem die Bilder aus Gregorius Immanuels Kopf. Dieser Mann hatte ohne Zweifel seinen Lebensinhalt darin gesehen, andere zu quälen und das, was er getan hatte, reichte problemlos an das heran, was Voldemort ihm in Hogwarts vorgegaukelt hatte. Es war zu viel, zu viel Blut, zu viel Schmerz, zu viel Qual und Harry konnte es nicht mehr ertragen, auch nur davon zu wissen. Sein Bewusstsein mischte sich mit dem seiner Homorfus-Opfer und die Vorstellung, dass er selbst es war, der so grausame Dinge tat, ließ ihn jeden Bezug zur Realität verlieren. Harry begann zu toben. Er brüllte einen Fluch nach dem anderen und die Luft begann vor magischer Energie zu knistern. Snape blieb nichts anderes übrig, als in Deckung zu gehen. Alle Barrieren in Harrys Kopf waren eingestürzt und er konnte nicht mehr trennen, welche Erinnerungen ihm, und welche anderen gehörten. Er wollte es nur noch loswerden. Gegenstände flogen durch die Halle. Irrlichter begannen zu tanzen und die Wände begannen zu brennen. Energie floss ungehindert. Zauber gerieten durcheinander, die Luft flimmerte. Illusionen erschienen und verschwanden in schneller Folge, zuerst so grausam, das Snape zurück zuckte, dann immer wirrer, irgendwann nur noch surreal, strahlend voller Hoffnung und Sehnsucht. , ging es ihm durch den Kopf. , doch es war einfach zu riskant, ihm zu nahe zu kommen. Die Luft um Harry herum kochte. Er wankte inzwischen bedenklich, doch er hörte nicht auf. Aus dem Steinboden begannen Blumen zu sprießen und Snape klappte die Kinnlade herunter, als die Halle von Durmstrang sich in eine Wiese verwandelte. Was um Himmels Willen war da alles in Potters Kopf? "Stupor!" brüllte er, doch genau in dem Moment ging Potter zu Boden und entging dem Fluch, den Zauberstab noch immer in der Hand. Er war auf eine kleine gelbe Blume gerichtet und wieder machte er einen Zauber. Die Blüte verwandelte sich in einen Schmetterling, der sich in die Luft erhob und fröhlich davon flatterte. Harrys Augen folgten ihm leer, bevor sie zu fielen und er das Bewusstsein verlor. Hoffnung auf Freiheit war vergebens und das einzige, was ihm blieb, war die Illusion. Snape stürzte auf ihn zu und fühlte seinen Puls. Flach und unregelmäßig schlug er gegen seine Fingerkuppen und hastig durchsuchte er seinen Umhang nach einem Stärkungstrank. Als er ihn gefunden hatte, schnippte er den Korken von der Phiole und flößte Harry die bläulich Flüssigkeit ein. Er erreichte damit, dass sein Puls sich ein wenig stabilisierte. Das war alles. Er hatte sich vollkommen verausgabt und war mehr tot, als lebendig. In Snapes Augen war es ein Wunder, dass ihn dieser Ausbruch nicht umgebracht hatte und er fragte sich, ob das nicht möglicherweise sogar besser gewesen wäre. Die Kräfte, die er beherrschte, waren beeindruckend und er hatte sich lange Zeit beachtlich unter Kontrolle gehalten, doch trotzdem bezweifelte Severus Snape nicht mehr, dass Harry es nicht schaffen würde, den Auswirkungen des Homurfus Herr zu werden. Die Finsternis verstörte ihn zu sehr und er versuchte ihr zu entfliehen. Genau das wurde aber immer unmöglicher, denn mit jedem Homorfus schwächte er sein eigenes Bewusstsein und gab der Finsternis, die ihm der Unnennbare mit seinem Avadar Kedavra eingepflanzt hatte, mehr Raum. Irgendwann würde er die Kontrolle verlieren und dann war nicht mehr absehbar, was er tun würde. Etwas sagte Snape ganz deutlich, dass genau das Harrys größte Angst war. Er musste ihn aufhalten, irgendwie. Es war seine Pflicht als Lehrer seinen Schüler zu beschützen und es war seine Pflicht als Gefolgsmann Dumbledores zu verhindern, dass ein weiterer Zauber auferstand, der es möglicherweise irgendwann an Macht und Finsternis mit Tom Marvolo Riddle aufnehmen konnte. Im Augenblick gab es für Snape keine Zweifel mehr daran, dass Harry dazu in der Lage war. Er musste es beenden. Entschlossen stand er auf und zauberte eine Trage herbei. Es war ein surreales Bild, wie er da lag, leichenblass, mit seinem nachtschwarzen Haar und Malfoys ebenso schwarzem Umhang, inmitten all der schillernd bunten Illusionen, die er geschaffen hatte. Snape begann die Trage in Richtung Portal zu dirigieren um aus der Burg heraus zu kommen. Potters Bannzauber hielten, so schwach er auch war und darum machte er keinen Versuch, mit ihm zu disapparieren. Erst außerhalb seines Bannkreises würde das wieder klappen. Es war ein beschwerlicher Weg, denn auch wenn die Fallen und Dementoren draußen keine Wirkung mehr hatten, musste er über das Gelände und das war anstrengend mit Potters Trage im Schlepptau. Es hatte zu schneien begonnen und das machte es nicht leichter. Snape wollte so schnell wie möglich weg von diesem Ort. Kaum hinter Harrys Bann apparierte er mit ihm in die Hütte, in der sie gewesen waren, ließ all ihre Besitztümer in seine Tasche schwirren, schrumpfte sie, schnappte sich Potter erneut und disapparierte in sein Zuhause nach Sky. Potter musste zu Verstand kommen und das würde ihm nur gelingen, wenn er sich selbst wieder richtig bewusst wurde und genug Kraft hatte, damit fertig zu werden - und dann musste er dieser Sache ein Ende machen. * * * "Und?...Jetzt endlich wieder du selbst?" Harrys Augenlider flatterten und dann sah er ihn an - verständnislos, verschlafen und irgendwie völlig neben sich. Snape schaute noch grimmiger drein, als sonst, denn diese plötzliche Wiederkehr des Bengels, den er so sehr verabscheute, irritierte ihn. Die Tatsache, dass ihm das lieber war, als die emotionslose Hülle, die er in den letzten Wochen gewesen war, kam einem Schock ziemlichen nahe. Das war der Potter, den er kannte und es gefiel ihm gar nicht, dass er irgendwo froh darüber war, ihn doch noch wieder zu Sinnen gebracht zu haben. Harry hatte acht Tage durchgeschlafen, ohne Schlafbann diesmal. Gleich zu Anfang hatte Snape ihm ein Abbild seiner Seele zurück übertragen, um nicht den gleichen Fehler noch einmal zu machen, wie nach seinem letzten Zusammenbruch. Er war immer wieder mal durch die Gegend getapst. Auch seiner Sachen hatte er sich selbst entledigt. Nur Malfoys Mantel war anfänglich verschwunden gewesen. Erst gestern hatte er entdeckt, dass Harry darin eingerollt schlief. Diese Tatsache bestätigte ihm nur, was er seit Durmstrang wusste. Er versuchte verzweifelt vor der Wirklichkeit zu fliehen und war nicht stark genug, mit dem, was auf ihn einstürzte, fertig zu werden. Es war richtig gewesen Kontakt zu Anatoli Dimitrenko, dem Präsidenten der magischen Gesellschaft Russlands, aufzunehmen. Mit den Russen war er schon immer hervorragend klar gekommen und er war inzwischen sicher, dass sie dort einen Weg finden würden, um Potter wieder ein erträgliches Leben zu verschaffen. Dimitrenko war ganz scharf darauf den Herrn der Zeit zu treffen und darum hatte Snape heute beschlossen, Harry ins Bewusstsein zurück zu holen. Er hatte ihm zu diesem Zweck einen Trank verpasst, der sein eigenes Bewusstsein stärken sollte, etwas, was normalerweise nur bei Schizophrenie angewendet wurde. Er konnte nur hoffen, dass Harry wirklich richtig klar war. "Was ist passiert?" Er sprach leise, doch keineswegs so heiser und ausdruckslos, wie zuvor. Snape ließ sich die Erleichterung darüber nicht anmerken und knurrte: "Na endlich!" "Was...?", Harry runzelte verständnislos die Stirn. "Endlich bist du wieder du selbst!...Denk mal drüber nach, Potter...und frag dich, was dein Ziel ist!...Es ist Zeit, dass dir das wieder bewusst wird!" Mürrisch stand der Lehrer auf und verließ den Raum. Harry sah ihm verständnislos nach und versuchte zu tun, was Snape von ihm verlangt hatte. Snape verließ das Haus. Er brauchte frische Luft, wenn man das so nennen konnte. Schon seit sie zurück waren, konnte er trotz der Tatsache, dass er nicht als Muggel agierte, dem Drang nach einer Zigarette nicht mehr widerstehen. Inzwischen hatte er begriffen, was die Muggel für Probleme mit diesem Zeug hatten. Er nahm sich vor demnächst einen Willenstärkenden Trank zu brauen, der ihm half, diese Angewohnheit wieder los zu werden, doch nicht heute. Heute musste er erst Mal verkraften, dass Potter doch noch er selbst sein konnte und noch nicht ganz den Verstand verloren zu haben schien. Er war Voldemort verdammt ähnlich und Snape fragte sich, ob er das wusste. Der einzig wirkliche Unterschied bestand darin, dass Potter seine Macht bis jetzt nicht für sich selbst nutzte, sondern nur im Interesse seines Zieles einsetzte. Das hatte er zum Glück auch dann nicht abgelegt, als er komplett weggetreten war, doch das war nicht das, was Snape vorrangig beschäftigte. Er hatte nie wirklich bezweifelt, dass Potter alles für seine Freunde und für Albus Dumbledore tun würde. Das war schon immer so gewesen. Egoismus war dem Bengel leider völlig fremd. Snape beschäftigte schon seit Tagen die Frage, wie viel von dieser Kraft, die er in Durmstrang gezeigt hatte, ihm selbst inne wohnte und wie viel davon von Voldemort kam. Dimitrenko hatte ihn danach gefragt, denn wenn er zu stark war, konnte es sein, das es unmöglich war, ihm noch zu helfen, wenn er es nicht wollte. Die Frage war, in wie weit der Homorfus schon von seinem Verstand Besitz ergriffen hatte. Snape war immer davon ausgegangen, dass es unmöglich war diesen Zauber in irgendeiner Weise rückgängig zu machen, doch Iwan Michailowitsch, mit dem er zu erst Kontakt aufgenommen hatte, hatte ihm Schriftrollen geschickt, die das Gegenteil bewiesen. Der Homorfus stammte aus der griechischen Antike und hatte seine Form kaum wirklich verändert. Die Russen hatten gute Kontakte nach Griechenland und Michailowitsch hatte ihm gesagt, dass es ein unerfahrener Zauberer viel falsch machen konnte, im guten, wie im schlechten Sinne. Sie brauchten Harry in Moskau, um zu erfahren, was bei ihm der Fall war. Im besten Fall bestand die Chance, dass er wenigstens ein normales Leben führen konnte und Snape war entschlossen alles daran zu setzten, ihm diese Chance zu verschaffen. Es wurde schon dunkel, als Snape wieder zu Harry kam. Er war nicht mehr im Bett, sondern saß fast völlig in Malfoys Umhang verborgen mit angezogenen Knien an der Wand und hatte den Kopf in den Armen verborgen. Ein Blick genügte dem Lehrer zu begreifen, dass ihn die Realität eingeholt hatte. Im Moment verspürte er nichts, als blanken Horror. "Weißt du jetzt, was ich meine?" Er hob den Kopf nicht, doch Snape konnte seine gemurmelte Antwort hören. "Ja!" Harry zog den Kapuzenumhang noch ein wenig fester um die schmalen Schultern. Er war völlig abgemagert. Snapes Sorge wuchs bei dieser Geste. So konnte es nicht weiter gehen. "Potter, es hat keinen Sinn, du schaffst es nicht!" "Ich muss!", noch immer murmelte er in den Umhang. "Verdammt noch mal!...Es geht nicht!" Potters Uneinsichtigkeit machte ihn sofort wieder wütend. Begriff er denn nicht, dass es nur zu seinem Besten war? Wie konnte man nur so stur sein. "Es wird nicht wieder passieren!...Ich weiß es jetzt! Ich bin dagegen gefeit!" Harry sah Snape noch immer nicht an. Der Gedanke, dass er seinen Lehrer wochenlang unter Imperius gehalten hatte, verursachte ihm eine Gänsehaut. Snapes Verbindung zu Harrys Seele sagte ihm inzwischen genau das Gegenteil von dem, was er gerade behauptet hatte. Er hatte fürchterliche Angst und klammerte sich verzweifelt an seinen wenigen guten Erinnerungen fest. Dazu gehörte dieser verdammte Umhang. "Ist dir bewusst, warum du im Moment relativ klar bist?" Vielleicht half die Wahrheit. Irritiert hob Harry den Kopf, doch er schwieg und starrte ins Leere. Snape sprach weiter, "Ich habe dir den Conscientia-Trank verpasst! Sonst wärst du nicht in der Lage, dein Bewusstsein von den anderen in deinem Kopf zu unterscheiden!...Das ist die Nebenwirkung des Homorfus und inzwischen ist auch das Bewusstsein eines Todessers dabei!...Oder glaubst du, dass du sonst einfach so in der Lage gewesen wärst, einen Cruciatus auf Goyle anzuwenden?" "Das ist nicht wahr!" Harrys Blick traf starrköpfig Snapes, doch er glaubte selber nicht wirklich, was er sagte. Das konnte Snape spüren. "Doch, Potter, es ist wahr!...Du schaffst es nicht! Der Homorfus treibt dich in die Schizophrenie und dein eigener Wille ist nicht stark genug, sich dagegen durchzusetzen!" Potter starrte ins Leere und Snape spürte, wie er seine Konfusion bekämpfte. Er konnte nicht umhin, ihn dafür zu bewundern, obwohl er wusste, dass er die Kraft dafür nur diesem Trank verdankte, der ihn auf Dauer abhängig machen konnte, denn er enthielt eine große Menge Rauschmittel. "Wie lange wirkt der Trank...ich meine, wie lange kann ich ihn einnehmen, ohne dass seine Wirkung nachlässt!" Er brachte Snape vollkommen aus der Fassung, doch das sah er nicht mal. Er starrte wieder ins Leere. "Das kann nicht dein Ernst sein!" Die Entschlossenheit in Potters Blick, sagte ihm genau das Gegenteil. Potter würde jeden Preis zahlen, um sein Ziel zu erreichen. "Ich...ich weiß es nicht!" "Machen sie einen Vorrat davon!...wir müssen ihn finden! Im Moment erreiche ich nichts!...Sie müssen sich umhören!" Er stand auf und hielt sich dabei an der Wand fest. Snape beobachtete, wie er sich an der Wand abstützend zu dem Stuhl ging, auf dem seine Sachen lagen. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass die Stelle an der Wand, wo er gesessen hatte, etwa auf halber Strecke zwischen Bett und Stuhl lag. Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, sprach Snape einen Somnus-Zauber und noch bevor Harry am Boden landete, hatte Snape ihn aufgefangen Er hob ihn auf seine Arme und brachte ihn ins Bett zurück, bevor er den Umhang holte und ihn damit zudeckte. "Solange du nicht mal stehen kannst, wirst du gar nichts tun!" Er holte eine Phiole des neuen Kräftigungstrankes, den er gebraut hatte, flößte sie ihm ein und deckte ihn dann auch noch mit dem Federbett zu. Es war stürmisch und kalt hier oben im Norden, kaum, dass der September begonnen hatte, doch das war nicht der Hauptgrund. Potter war eiskalt und schien sich einfach nicht mehr erwärmen zu wollen. Snape versuchte es abzuschütteln, doch es gelang ihm nicht. Er machte sich ernsthafte Sorgen. Es war zuviel einen Jungen, der nur noch Haut und Knochen war, sich kaum auf den Beinen halten konnte und ohne Hexerei so gut wie tot war, aufstehen zu sehen, um weiter zu kämpfen. Das überschritt die Grenze des Erträglichen. Soviel Dummheit konnte er nicht zulassen und Snape war entschlossen genau das zu tun. * * * Als Harry das nächste Mal erwachte, hatte er keine Ahnung, wo er sich befand. Sein Kopf war genauso klar, wie beim letzten Mal, doch er gab sich nicht der Illusion hin, dass er das aus eigener Kraft schaffte. Etwas puschte sein Bewusstsein in den Vordergrund und er bezweifelte nicht, dass es Snapes Conscientia-Trank war. "Nun, junggerr Man! Endlich wach?" Harry fuhr hoch, wie von einer Tarantel gestochen und stürzte sofort wieder um, denn alles drehte sich in seinem Kopf. Ein Gesicht erschien über ihm, alt und faltig, umgeben von weißen Haaren und mit einem mächtigen weißen Schnauzer. "Laangsam, laangsam, Jungge!...Du hast zwei Wochen geschlaafen!...nircht soo hastigg!" Der seltsame Dialekt irritierte Harry, doch er kam nicht darauf, zu welcher Sprache er gehörte. "Wo ist Professor Snape?" Harry begann langsam zu begreifen, dass Snape ihn hier her gebracht haben musste. Er konnte nicht fassen, dass er weitere zwei Wochen flach gelegen hatte, noch immer fühlte er sich schwach. Das hatte ihm sein Versuch sich aufzurichten gezeigt. "Bei Anatoli!" "Anatoli?" "Prräsident Dimitrenko!" Sie waren in Russland. Warum hatte Snape ihn nach Russland gebracht? Er musste Voldemort finden. War Voldemort in Russland? Hatte er Russland angegriffen? "Ist Voldemort hier?" Selbst der alte Russe schreckte zurück, als er diesen Namen nannte. "Nein, nein!...Prrofessorr verhandelt mit Anatoli!" "Wer sind sie?" "Ich...Ich bin Iwan! Bin ein Heiler!...Bist immerr noch nircht fit, Jungge!...Nimm das!" Harry zögerte und Iwan grinste. "Ist nix zum Schlaafen!...Gibt deinem Körrper Krraaft zurrück!" Harry weigerte sich noch immer. "Nimm es, Potter! Iwan Michailowitsch ist der beste Heiler Russlands, Präsident Dimitrenkos persönlicher Arzt!" Snape war in der goldverzierten Flügeltür erschienen. Harry stellte fest, dass ihn das erleichterte. Er nahm den offenbar goldenen Becher aus der Hand des Heilers und der lächelte wohlwollend. "Störrischer, kleiner Benggel, den du da mit hast, Severius!" "Du hast ihn noch nicht in Aktion erlebt, Iwan! Im Moment ist er doch brav!" Harry versuchte diesen Dialog zu ignorieren und sah sich um. Das Zimmer, in dem er war, strotzte vor Gold, Brokat und teurem Samt. Kristallgefäße und filigrane Porzellanfiguren standen auf dem Kamineinfass. Die Möbel waren teils komplett vergoldet. So etwas hatte er noch nie gesehen und er stellte fest, dass er sich unwohl fühlte. Entschlossen machte er einen weiteren Versuch, aufzustehen und diesmal klappte es einigermaßen. "Na, siehst du!", ließ Iwan sich vernehmen und nun strahlte er übers ganze Gesicht. Harry murmelte ein Danke und suchte nach seinen Sachen. "Nadjeschda!...Wo sind Miesterr Potterrs Sachen?" Ein junges Mädchen in Zofenkleidern kam herein gehuscht und brachte Harrys Kleider. Harry wechselte die Farbe, denn er trug nur seine Unterwäsche, doch das Mädchen sah ihn gar nicht an. Hastig begann er sich anzuziehen. "Warum haben Sie mich hier her gebracht, Professor!" Harry lenkte Snapes Aufmerksamkeit auf sich. Bis jetzt hatte sich sein Lehrer leise mit Michailowitsch auf russisch unterhalten. Snape sah ihn an. Er wusste, dass er vorsichtig vorgehen musste. Michailowitsch und zwei weitere hervorragende russische Zauberer hatten gleich nach ihrer Ankunft umfangreiche Tests mit Harry durchgeführt und ihm danach versichert, dass ihm noch zu helfen war. Sie würden sich heute mit Anatoli Dimitrenko unter einem Vorwand treffen und seine Leute würden den Zauber durchführen. Potter musste dazu wach sein, etwas, was Snape gar nicht gefiel, doch es ging nicht anders. Er hatte nur dafür zu sorgen, dass er es nicht mitbekam. Snape hoffte, dass dieser Plan aufging. Es wäre ihm lieber gewesen, er hätte Dumbledore hier, denn ein gewisses Misstrauen blieb, doch dann würde Potter begreifen, was vor sich ging und das wollte er nicht riskieren. Er war ganz einfach zu gefährlich. "Anatoli Dimitrenko ist einverstanden, dich zu treffen! Wir haben im Moment große Unruhe in Europa! Sie wollen deinen Kopf genauso, wie Voldemorts! Es kann nur von Vorteil sein, wenigstens vor der östlichen Allianz Ruhe zu haben! Und außerdem weiß ich, dass Dimitrenko uns nicht an Voldemort verraten wird. Er nicht! Bei den Leuten der westeuropäischen Union bin ich mir da nicht so sicher!" Das war die Geschichte, auf die sie sich geeinigt hatten. Harry schluckte den Köder. Das konnte er spüren. Iwan Michailowitsch hatte den Blick gesenkt bei dieser Rede und einen kurzen Moment fragte sich Snape, warum. "Ihrr brraucht mich ja nircht mehr, oderr?" "Danke!", kam es leise von Harry und er kam damit Snape bevor. Noch einen Augenblick lang starrte der Heiler den Jungen an, dann wandte er sich ab und ging. "Viel Glückk! Euch beiden!", murmelte er, als er den Raum verließ. "Wann treffe ich ihn?" "Er empfängt uns um 11 Uhr!...Es ist also noch Zeit!" Harry nickte abwesend. Er war in Gedanken versunken und spielte mit den Verschlüssen des Umhangs. Potter dachte an Malfoy. Daran hatte Snape keine Zweifel, bei den intensiven Gefühlen, die von ihm ausgingen. * * * Dimitrenko machte Smalltalk und die beiden Zauberer, die dem Gespräch beiwohnten hielten sich im Hintergrund. Eigentlich sollten sie den Zauber durchführen, doch bis jetzt geschah nichts und Potter wurde ungeduldig. Snape schwieg und wartete ab, was er tun würde. Weitere zehn Minuten später fiel Harry dem russischen Präsidenten dann ins Wort und Snape hätte zu gern gewusst, ob sie Vorkehrungen gegen Harrys Zeitbanne getroffen hatten, denn inzwischen war er ärgerlich. Er verstand nicht, was Dimitrenko bezweckte und hatte ein schlechtes Gefühl deswegen. Warum machten seinen Leute den Zauber nicht? Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen hier her zu kommen, auch wenn er sich in seinen Jahren als Spion auf die Russen immer am besten verlassen hatte können. Harry äußerte inzwischen seinen Unmut in sehr klaren Worten. "Präsident Dimitrenko, das mag ja alles ganz interessant sein, doch ich habe keine Zeit zu verschwenden! Ich war lange genug außer Gefecht! Kommen Sie zur Sache!" Nun lächelte Dimitrenko nichts sagend. "Gut, wenn das Ihr Wunsch ist, Mister Potter! Das würde ich jedoch gern mit Ihnen unter vier Augen besprechen!" Sofort standen die beiden anderen Zauberer auf und verließen den Raum. Snape schlechtes Gefühl verstärkte sich. Hier stimmte etwas nicht, doch er konnte nichts ausrichten, ohne Potter misstrauisch zu machen. Das wusste er. "Professor?" Harry sah ihn erwartungsvoll an. Snape begriff, dass er auch ihn hinausschickte. "Bei aller Hochachtung, Herr Präsident, das hatten wir anders besprochen!", sagte er auf russisch zu Dimitrenko und dieser antwortete englisch, um Harry nicht noch argwöhnischer zu machen: "Ich möchte allein mit ihm reden, das ist alles!" Snape Bedenken wurden zur Gewissheit und er begann zu ahnen, dass Anatoli Dimitrenko andere Pläne gemacht hatte. Nur Potter konnte jetzt noch verhindern, dass er gehen musste, doch der dachte natürlich gar nicht daran. Er wollte diese Sache hinter sich bringen und dazu brauchte er Snape nicht. Resigniert tat der Lehrer, was von ihm erwartet wurde und verließ den Raum. Es lag nicht mehr in seiner Hand, doch es war gewiss das letzte Mal, dass er sich auf andere verließ. Als die Tür hinter ihm zugefallen war, änderte sich Dimitrenkos Gesichtsausdruck und Harry bezweifelte nicht mehr, dass der Russe sein eigenes Süppchen kochte. Er fragte sich, was als nächste kommen würde. "Wissen Sie, warum Severus Snape Sie hergebracht hat?" Harrys Gesicht wurde verschlossen, als er antwortete. "Ich denke, nein!" Was auch immer Snape ausgeheckt hatte, es war nicht das, was er gesagt hatte. "Ihr Professor ist mit Ihnen zu mir gekommen, um Sie von den Auswirkungen des Homorfus zu befreien, so weit das noch möglich ist! Deswegen sind Sie hier!...Ist es das, was Sie wollen?" Warum überraschte ihn das nicht? Es war eigentlich so untypisch für seinen Zaubertränkelehrer, dass es ihn überraschen müsste, doch es war nicht so. Etwas sagte ihm, das Snape ihn sehr viel besser durchschaut hatte, als ihm lieb war. Er hatte schon mehr als einmal den Eindruck gehabt, dass Snape wusste, was in ihm vorging. Snapes Ansinnen war edelmütig, doch es war seine, Harrys Entscheidung, was er tat und dabei würde es bleiben. Er war mit dem Bewusstsein in diesen Krieg gezogen, dass er sich selbst dabei verlieren würde. "Mich interessiert eher, was Sie wollen, Anatoli!" Seine Stimme war nun eisig. Harry zog sich zurück. Der Russe wollte etwas von ihm und er würde mit ihm verhandeln, doch andere konnten das besser, als er. Anatoli Dimitrenkos Gesicht wurde noch ein Spur kälter. Er hatte den Wechsel gespürt. Der nette Junge war gegangen und hatte jemanden anderen vorgeschickt. Dieser Homorfus-Zauber war wirklich teuflisch. "Nun, als aller erstes will ich Ihnen sagen, dass es mich ungemein beeindruckt, was sie bisher erreicht haben! Keiner ist dem Unnennbaren bisher so dicht auf den Leib gerückt, gut, möglicherweise hat es auch keiner versucht, aber trotzdem! Was sonst sollte man von Harry Potter erwarten, nicht wahr?" "Hören Sie auf Süßholz zu raspeln und kommen Sie zur Sache. Ich sage es nicht noch einmal! Ansonsten sehe ich keine Veranlassung noch zu bleiben!" Der Präsident lehnte sich mit nun verschlossenem Gesicht zurück. "Ich gehe davon aus, dass Professor Snape Ihnen von diesem fiktiven Abkommen erzählt hat!...Sonst wären Sie nicht hier erschienen!...Es muss nicht so fiktiv bleiben, wie es war!...Ich habe es vorliegen! Es kann für Sie nur von Vorteil sein, wenigstens vor der östlichen Allianz, meiner Allianz, Ruhe zu haben!" "Und was bekomme ich dafür, dass ich Sie und Ihre Mitstreiter vor Voldemort beschütze?" Seine Augen blickten amüsiert, spöttisch amüsiert, auch wenn er sonst keine Miene verzog. So hatte Dimitrenko sich die Sache offensichtlich nicht vorgestellt. Sein Blick zeigte eine Spur Unruhe. Potter war nicht beeindruckt, und er hielt es nicht für nötig sich Rückendeckung zu verschaffen. Für wie gut hielt sich dieser Bengel? "Nun...Sie brauchen unsere Rückendeckung! Wir fürchten keinen Angriff des Lords mehr, nachdem er in Skandinavien gescheitert ist!" Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er würde sich nicht in die Defensive drängen lassen, nicht von einem Fünfzehnjährigen, der bald Probleme haben würde, seinen Verstand unter Kontrolle zu behalten. "Warum bin ich dann hier?" Harry blieb ganz ruhig. "Sie haben mich nicht uneigennütziger Weise kommen lassen!...Was haben Sie zu bieten, dafür dass ich Ihnen als Schutzschild diene! Glauben Sie wirklich, dass Voldemort sich allein von einem Abkommen beeindrucke lassen wird?" Dimitrenkos Augen verengten sich zu Schlitzen. Potter war zu desinteressiert und Dimitrenko wusste, dass er sich das leisten konnte. Das Prinzip, nach dem er vorging, war so ziemlich perfekt. Niemand würde davon ausgehen, dass zwei einzelne Leute gegen Voldemort antreten würden. Sie fielen keinem auf und wechselten schnell und unauffällig ihren Standort. Niemand würde auf die Idee kommen, dass sich hinter dem Herrn der Zeit nur ein Junge und ein Ex-Todesser verbargen. Er konnte jetzt Druck machen und versuchen, ihn zu erpressen, denn es würde sehr schnell anders aussehen, wenn alle Welt wüsste, das Harry Potter der Herr der Zeit war, doch etwas sagte dem Präsidenten, dass das der falsche Weg war. Mit der Wahrheit würde er wohl bei diesem Jungen besser vorankommen. Er musste in die Offensive gehen. "Ihnen ist nicht klar, was ihr Auftauchen ausgelöst hat?...Sie wissen nicht, was es heißt, wenn eine Festung wie Durmstrang fällt, oder! Sicher kann sich die östliche Allianz gegen die Übergriffe des Lords verteidigen! Doch mir geht es darum meine Völker zu beschützen und wenn mir dafür ein Name genügt, dann will ich diesen Namen!...Ihren Namen! Der Unnennbare wird vorsichtig sein! Egal, was sie glauben! Er ist es nicht gewöhnt auf Widerstand zu stoßen und darum wird er es sich zweimal überlegen die Allianz anzugreifen, wenn sie einen Pakt mit dem Herrn der Zeit hat!" Harry schwieg eine ganze Weile. Es überraschte ihn, das Dimitrenko so überzeugt davon war, das sein neuer Titel allein reichen würde, Voldemort zögern zu lassen, doch wenn er es so wollte, sollte er es haben. Ihn kostete es nichts. "Was also hätten sie als Gegenleistung anzubieten?" "Karkaroffs Kopf." Das überraschte Harry nun doch. "Was soll ich mit dem Kopf eines feigen Ex-Todessers?" "Wer sagt, dass er ein Ex-Todesser ist?...Glauben Sie, dass es dem Unnennbaren so leicht gefallen wäre Durmstrang unter seine Kontrolle zu bekommen, wenn er nicht tatkräftige Unterstützung gehabt hätte? Es war Karkaroffs Pech, dass wir ihn in der Ralska-Schule erwischt haben, als er versucht hat, dort die Stimmung zu sondieren!...Er war ein Vertrauter von Sie-wissen-schon-wem!" "Wie lange ist er in Ihrer Gefangenschaft?" "Zwei Monate!" Harry wog das Für und Wider ab. Für seinen Verstand war es nur eine weitere Belastung und es mochte sein, dass er von Karkaroff nichts Aktuelles erfuhr, doch möglicherweise wusste er über Schlupflöcher Voldemorts Bescheid, die ihn auf seine Spur bringen konnten. Er hatte das Risiko von vorn herein gekannt und akzeptiert und er musste jede Chance nutzen, Voldemort zu finden. Snapes Trank würde seinen Verstand schon lange genug klar halten. "Einverstanden!" Nun wurde Dimitrenkos falsches Lächeln wieder etwas selbstzufriedener. Er läutete eine kleine Glocke und ein Uniformierter kam durch eine Seitentür, die nicht von den mit Brokat tapezierten Wänden zu unterscheiden war. "Sie wünschen, Herr Präsident!" "Lass Karkaroff holen!" "Zu Befehl!" Der Mann verschwand auf demselben Weg und Harry fragte sich inzwischen, was Snape von seinem Ansinnen halten würde. Etwas sagte ihm, dass er gar nicht begeistert sein würde. "Zeigen Sie mir ihr Abkommen!" Dimitrenko reichte ihm eine Pergamentrolle und Harry begann sie durch zu lesen. Schon nach kurzer Zeit ließ er sie sinken. "Das reicht mir nicht!" Der Russe war irritiert. Das war nicht zu übersehen. "Was soll das heißen?" "Ich will, dass Sie mit ihrem Leben dafür einstehen, dass die östliche Allianz weder mit Voldemort, noch mit der westeuropäischen Union Schritte gegen mich unternimmt! Und der Name Harry Potter kommt heraus aus diesem Vertrag! Er wird mit einem meiner Geheimniszauber geschützt!" "Das können Sie nicht erwarten!", entgegnete der Dimitrenko völlig fassungslos, als ihm klar wurde, was Harry damit sagen wollte. "Ich werde nicht mit meinem Leben für die Allianz einstehen!" Harry stand auf und ging zur Tür, ohne ein weiteres Wort. Er hatte die Hand schon auf der Klinke, als der Präsident ihn aufhielt: "Warten Sie!...Also gut!...Gut! Sie haben gewonnen!" Harry sah sich zu ihm um und beobachtete, wie er mit einem Wisch seines Zauberstabes den Vertrag abänderte und ihm erneut hinhielt. Das erste Mal zeigte dieser Mann auch nur einen Hauch von Ehre. Immerhin schienen ihm die Völker, über die er herrschte wichtiger zu sein, als er selbst. Harry las sich das Pergament zum zweiten Mal aufmerksam durch. "Nun, zufrieden?" "Ja!" Harry ließ eine Feder erscheinen und setzte seine Unterschrift unter das Abkommen, doch er unterschrieb nicht mit seinem Namen, sondern mit ,Herr der Zeit', so albern das auch klang. Die magische Bindung blieb. Er reichte seine Feder an Dimitrenko weiter, der schon nach seiner eigenen gegriffen hatte. Unwillig nahm er sie entgegen und ein Zauber zeigte ihm, was diese Feder tat. Sie band sein Leben an die Einhaltung seiner Zusagen und kopfschüttelnd leistete er seine Unterschrift. "Wer auch immer gerade in Ihrem Kopf das Kommando führt, ich hoffe ich habe nie wieder mit ihm zu tun!" Harry schwieg auf diese Bemerkung. Er hätte es nicht sagen können. "Der Geheimniswahrer!" "Nun ich habe genügend vertrauenswürdige Leute! Ich kann jemanden kommen lassen, oder wir nehmen Ihren Schatten!" "Ich will Iwan Michailowitsch!" Wieder verblüffte er sein Gegenüber, doch Dimitrenko läutete erneut seine Glocke und die Wache erschien. Er gab die entsprechenden Befehle und nur Augenblicke später erschien der Heiler. Der Präsident setzte ihm auf Russisch die Lage auseinander. Kaum, dass Iwan erfuhr, das Harry einen weiteren Homorfus durchführen wollte, versuchte er ihn davon abzubringen. Harry lächelte nur müde: "Es ist schon lange zu spät, und das wissen Sie wahrscheinlich am Besten!" Der Geheimniszauber brauchte nur ein paar Minuten und auch Harrys Homorfus bei Karkaroff brauchte nicht viel länger. Karkaroff waren die Augen verbunden. Er hatte keine Ahnung, mit wem er es zu tun hatte. Kaum, dass Harry den Zauber durchgeführt hatte, wurde er wieder hinausgebracht. Danach war er wieder am Ende. Iwan Michailowitsch war es, der Snape holte. "Was haben Sie getan?", blaffte Snape Anatoli Dimitrenko an. Er hatte das Auf und Ab in Harrys Seele mitbekommen, doch er hatte es nicht deuten können. Als er dann wieder am Rande der Bewusstlosigkeit angelangt war, hatte er eindringen wollen, doch die Wachen hatten ihn daran gehindert. Schnell wurde Snape klar, dass Harry einen weiteren Homorfus durchgeführt hatte. "Wie konnten Sie das zulassen, Dimitrenko! Sie haben mir zugesagt, dass Sie ihm helfen würden!" "Ich habe ihm geholfen! Er hat den Rücken frei von den Ländern der östlichen Allianz! In jeder Beziehung! Und er kennt noch ein paar Geheimnisse mehr, die er vielleicht brauchen kann!" "Und sein Verstand kommt an die Grenzen der Belastbarkeit!" "Ich gehe nicht davon aus, dass er so schnell unterzukriegen ist! Seinen Zweck wird er gewiss erfüllen!" "Das war alles, worauf Sie aus waren! Er soll den Unnennbaren vernichten! Koste es was es wolle!" "Das ist sein Ziel! Und es ist ein edles Ziel!" "Ja, und er ist der einzige, der dafür bezahlt!" "Das war seine Entscheidung!...Und was immer Sie denken, Snape, für diesen Jungen gab es kein zurück mehr! Dafür war es von Anfang an zu spät!...Er ist...er ist ganz einfach zu gut!" Snapes Blick flog zu Michailowitsch, doch der senkte nur den Blick. Sie hatten es von Anfang an gewusst. Sie hatten von Anfang an gewusst, das Potters Homorfus' einwandfrei durchgeführt worden waren und es nichts gab, was man daran ändern konnte. Es gab für Harry Potter nur noch einen Weg. "Öffnen Sie ein Apparationsfenster!" Es gab nichts mehr zu sagen. Snapes Illusionen zerplatzen wie Seifenblasen. Potter war verloren. Der Präsident gab seiner Wache, die mit Snape hereingekommen war, einen Wink und ein Mann verschwand, um den Befehl zu befolgen. Snape klopfte mit seinem Zauberstab auf dem Tisch und seine Tasche erschien aus dem nichts. Er schrumpfte sie und ließ sie in seinem Umhang verschwinden. Dann zog er den halb bewusstlosen Harry auf die Beine und legte sich seinen Arm um die Schultern. Noch immer wurde er nicht damit fertig, dass er alles nur noch schlimmer gemacht hatte und Potter in dem gleichen miserablen Zustand war, wie zu dem Zeitpunkt, als sie hergekommen waren. Er konnte nicht fassen, dass Iwan Michailowitsch bei dieser Farce mitgespielt hatte. Der Mann war immer ein großes Vorbild für ihn gewesen, denn nicht viele beherrschten ihr Handwerk als Giftmischer und Heiler so wie er. Wie hatte er nur vergessen können, dass man niemandem vertrauen durfte? Offenbar machte Hoffnung blind. "Das Fenster ist offen!" Die Wache hatte den Raum wieder betreten. Ohne ein weiteres Wort disapparierte der Kerkermeister mit seinem Schützling und ließ Dimitrenko, Michailowitsch und die Wachen zurück. "Das war der hässlichste Winkelzug, den du je gemacht hast, Anatoli!", bemerkte der Heiler leise, als sie verschwunden waren. "Dieser Winkelzug hält uns den Rücken frei! Er sichert das Überleben der östlichen Allianz!" "Aber dieser Junge bezahlt den Preis!" "Er hat ihn vorher schon bezahlt, das hast DU mir bestätigt!" "Ja!...Leider!" Müde wandte sich Michailowitsch um und verließ den Raum. So, ich denke Mal das reicht vorerst! Das nächste Chap kommt wahrscheinlich nicht so pünktlich und alle, die über das Update eine Info wollen, schickt mir bitte eine Mail an KimRay@gmx.de. Ist einfacher als per ENS Vergesste die Kommis nicht! Bis bald, KimRay Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)