Lost Angel von Remy (WerwolfXVampir - Über 100 Favos. ôô) ================================================================================ Anfang der Veränderung ---------------------- Lost Angel Kapitel 17 – Anfang der Veränderung Jesko’s PoV Wie gebannt starrte ich auf meine Hände. Sie waren noch immer Blut verschmiert. Ich hatte wirklich einen Vampir getötet. Einfach so. Mein Körper hatte mir nicht gehorcht. Nur der Geruch von Jemil hatte mich einen Moment wieder unter Kontrolle gebracht. Doch dann war da der Geruch seines warmen Lebenssaftes. Der ließ meine Sinne wieder aus den Rudern geraten. Ich war wieder wütend geworden. Dieser verfluchte Victor hatte ihm weggetan und dann tötete ich ihn. Ja, ich war ein Mörder. Ich hatte einen Vampirältesten getötet. „Wasch dir die Hände!“ Ich hob den Blick Sah zu Jemil. Er hatte sich gerade einen langen, schwarzen Mantel mit Kapuze übergeworfen. Dann wollte er wirklich mit mir von hier weg. Knapp nickte ich. Marschierte ins Bad. Minuten lang ließ ich das lauwarme Wasser über meine Finger laufen. Viel half es nicht. Dieses verdammte Rot ging nicht ab. Es wollte wohl gar nicht. Zwei Arme legten sich um mich. „Du musst Seife nehmen“, flüsterte Jemil. Ich hm-te nur. Nahm besagtes Stück. So ging es wirklich einfacher. „Dann können wir?“ Er zitterte ganz leicht. War er sich seiner Sache doch nicht so sicher? Das sah aber noch vor einigen Minuten anders aus. Ich nickte. Trocknete mir nur noch schnell die Hände ab, bevor ich ihn mit einem leichten Ruck einfach hinter mir herzog. Wir sollten so bald wie möglich weg sein. Das ganze Haus würde bald in Aufruhe sein. Spätestens wenn Joe ihn gefunden hätte. Jemil stolperte nur hinter mir her durch die Gänge. Den Haupteingang würden wir nicht nehmen um raus zu kommen. Einer der unendlichen Hinterausgänge würde wohl besser hinkommen. „Mach mal ein bisschen langsamer“, flehte der Vampir. Aber flehte er wirklich? Irgendwie kam mir das bekannt vor. Es war doch erst vor ein paar Tagen genau anders herum. „Zieh dir die Kapuze über“, trug ich dem Blonden auf, als wir durch einen kleinen Gang liefen. Ich wusste, dass an dessen Ende eine Tür nach draußen war und dass es wohl noch hell sein würde. Wie ich es ihm auftrug tat er es. Zog sich die Kapuze tief ins Gesicht. Nicht einmal mehr seine Augen konnte ich sehen. Ohne große Vorwarnung riss ich die Tür auf. Natürlich strahlte die Sonne noch vom Himmel, aber in seiner Montur sollte sie ihm – hoffentlich – nicht viel anhaben können. Bis jetzt wimmerte oder schrie er auch noch nicht vor Schmerzen. „Nehmen wir die Pferde?“, fragte Jemil. Hob nicht einmal den Kopf. Wäre aber wohl auch zu gefährlich gewesen. Ich nickte langsam. Auch wenn ich diese Tiere überhaupt nicht mochte. Einmal hatte mich schon eins getreten. Und halb zertrampelt bin ich von ihnen auch schon geworden. Nutzloses Viehzeug. Ich schlich durch den Stall. Versuchte mich so weit wie möglich von irgendwelchen Hufen fern zu halten. Die Pferde hatten schon wütend zu schnauben begonnen, als ich nur die Tür geöffnet hatte und jetzt hatte sich daran nicht viel geändert. Das ‚nicht mögen’ beruhte sich wohl auf Gegenseitigkeit. „Die hassen mich“, flüsterte ich. Jemil hatte sich einem Rappen zugewendet. Das schwarze Tier ließ sich genüsslich die Nüstern streicheln. Doch als ich näher zu dem Vampir trat schnaubte auch es nur wütend. „Ganz hinten müsste ein Schimmel stehen. Der ist ganz lieb.“ Der Blonde wies nach hinten und ich marschierte in die Richtung. Versuchte einfach mal das Hufekratzen der Pferde nicht zu beachten. Die würden mich wohl wirklich liebend gerne zertreten sehen. Am hinteren Ende des Stalles stand wirklich ein fast weißes Pferd. Und es blickte mich auch nicht so wütend an, wie die anderen. Beinahe erleichtert atmete ich auf, als ich näher zu ihm ging. Doch es wich zurück. Etwas verwirrt wendete ich mich um. Jemil war immer noch im vorderen Teil und um Hilfe bitten wollte ich ihn gar nicht. Diesen ängstlichen Gaul würde ich schon irgendwie erwischen. „Na komm her, Pferdchen“, flüsterte ich und trat wieder einen Schritt näher auf es zu. Aber es ging wieder zurück. Blickte mich mit großen Augen an. Große Lust, das noch lange zu machen hatte ich nicht. „Blöder Gaul, komm her!“, zischte ich. Jedoch verängstigte es das wohl nur noch mehr. Immer weiter versuchte es sich von mir zu entfernen. Irgendwann würde es schon gegen eine der Boxenwände laufen. Passierte sogar recht bald. Ich tapste wieder etwas weiter auf es zu und das – dumme – Pferd ließ sich von mir in eine Ecke treiben. „Jesko! Was brauchst du denn so lange?“, hörte ich Jemil hinter mir fragen. Das Tier vor mir blieb abrupt stehen. Blickte den Vampir fast schon freudig an. Trabte dann einfach an mir vorbei auf ihn zu. Ließ sich von Jemil streicheln. „Mich hassen Pferd“, murrte ich. „Sie spüren wohl eher, dass du Angst vor ihnen hast.“ Ich wirbelte zu dem Blonden herum. „Angst?“ Ich verzog mein Gesicht zu einem Schmollen. Angst gegenüber solchen Huftieren war für mich ein chinesisches Fremdwort. Jemil nahm das Zaumzeug, das an einem Hacken an der Wand hing und legte es dem Pferd an. Er ging mit dem Tier fast schon fürsorglich um. Das lag doch nicht nur daran, dass ich dabei war. Wieder im vorderen Teil angekommen stand dort auch schon der Rappe – auch gezäumt. Es schien aber, als ob mich das Tier böse anschauen würde. Richtig schauderhaft. Etwas unsicher sah ich zu dem Schimmel, der neben mir stand. „Und damit wollen wir jetzt wirklich abhauen. Zu Fuß wären wir sicher schneller“, meinte ich. Er war doch auf alle Fälle um einiges schneller als jedes Pferd in diesem Stall. Auch wenn das wohl auf mich nicht zutreffen würde. „Du aber nicht“, säuselte Jemil. Ließ die Zügel – die er eigentlich jetzt von beiden Pferden in Händen gehalten hatte – auf den Boden sinken. Legte die Arme um meine Schultern. Diese wirklich eigentlich winzigkleine Berührung fühlte sich plötzlich so seltsam an. Ich verstand nicht mehr, was ich fühlte. Ich näherte mich mit meinen Lippen seinem Ohr. „Willst du denn anderen Grund wissen, wieso ich das alles mit mir machen lassen?“, flüsterte ich. Langsam nickte er. Schluckte auch gleich. Irgendwie wirkte er aufgeregt. Ich schlag leicht die Arme um ihn um ihn etwas näher zu mir zu ziehen. „Weil ich dich … lie … lie …“ Ich konnte es einfach nicht aussprechen. Es blieb mir Wort wörtlich im Halse stecken und als ob es gar nicht heraus wollte. „Was denn jetzt? Du ‚lie’ mich?“ Er löste sich aus meiner Umarmung sah mich verwirrt an. Das löste sich aber bald wieder auf. „Na ja, du kannst es wohl immer noch nicht sagen.“ Leicht kratze er sich am Ohr. Beugte sich dann nach unten um die Zügel wieder aufzuheben und mir einen davon in die Hand zu drücken. „Wir sollten los“, meinte er bestimmend und zog sich auch gleich wieder die Kapuze über den Kopf. Seine schönen Augen verschwanden fast darunter. Seufzend tapste ich hinter ihm her nach draußen. Ein kalter Wind schlug ihm ins Gesicht, als er nach draußen trat. Der Schnee knirschte unter seinen Schritt, als er ein Stück weiter ins Freie ging. Sich leicht umsah, was ich ihm auch sofort gleichtat. Es war noch immer ziemlich hell. Erst in ein paar Stunden würde die Sonne untergehen. Bis dahin sollten wir weit genug weg sein. Jedoch machte ich mir Sorgen um ihn. Wenn nur einmal eine Böe im die Kapuze vom Kopf reißen würde, dann könnte er sich auf einen kurzen, aber schmerzvollen Tod einstellen. Zumindest wenn er direkt von der Sonne erwischt werden würde. Zwar sah es momentan eher danach aus, dass es bald wieder zu schneien anfangen könnte – die Wolken hatten einen Großteil des Himmels bedeckt – aber das würde nicht immer so bleiben. Im Sommer wird ihn die Hitze sicherlich noch umbringen. Doch bis dahin war es noch lange hin. Ich legte meine Hände auf seine Hüften. Nur für einen Moment. Spürte wie er leicht zusammen zuckte. „Was ist denn?“, fragte er. Drehte sich leicht zu mir. Ich drückte meinen Kopf gegen seinen Hals. Sein Herz begann schneller zu schlagen. Ich fühlte nämlich wie das Blut auch um einiges schneller durch seine Halsschlagader floss. Unbewusst biss ich mir leicht auf die Zunge. „Wir müssen los!“, meinte er ruhig, aber bestimmend. Löste sich wieder von mir. Eins ganz leichtes, kleines Lächeln hatte sich auf seinen Lippen gebildet. Mein Körper wurde schlagartig etwas wärmer. Nur weil er ganz kurz die Mundwinkel etwas hochgezogen hatte. Er wirkte so … niedlich. Und dennoch hatte ich ihn noch nicht richtig lachen sehen. Das wollte ich doch eigentlich. Also war das doch schon ein Schritt in die richtige Richtung. Nur noch ein bisschen mehr. Ein kleines Bisschen. Das würde ich doch noch mit Leichtigkeit schaffen. Langsam tapste ich hinter ihm her. Mit den Zügeln des Pferdes in der Hand. Anmutig stieg er auf das seinige auf. „Komm! Beeil dich!“ Jemil warf mir einen kurzen Blick zu. Unsicher wendete ich den meinem zu dem Tier neben mir. Es scharrte nervös mit den Hufen, als ich versuchte hochzukommen. Da trat es aber plötzlich einen Schritt auf die Seite und ich verlor das Gleichgewicht. Landete im kalten Schnee. „Drecksvieh!“, brüllte ich. Bekam jedoch auch gleich mit, dass Jemil nur den Kopf schüttelte. „Du wirst doch auf ein Pferd kommen?“, meinte er mit gehobener Augenbraue. „Als Werwolf hat man das leider nicht gelernt“, zischte ich wütend. Bereute es aber schon im nächsten Moment. „Tut mir leid.“ Verwirrt blickte ich auf. Hatte er sich gerade bei mir entschuldigt? Das klang irgendwie seltsam. Rein sein Tonfall. War das sein wirkliches Ich? War er so wirklich? Schüchtern? Zurückhaltend? Zerbrechlich? So wirkte er zumindest gerade. Und irgendwie mochte ich es sogar. Dieser kalte Charakter war einfach nur grausam. Er tötete doch damit nur seine ganzen Gefühle ab. Nach meinem zweiten Versuch schaffte ich es auch auf das Pferd zu kommen. Etwas nervös sah ich zu Jemil. Ich hatte wohl doch Angst vor diesen Tieren. Doch wieso fand ich auch gleich darauf heraus. Plötzlich stellte sich das Pferd des Vampirs auf die Hinterbeine. Wieherte verängstigt. Ich wusste im ersten Moment nicht einmal was los war. Bis das Tier ganz umstürzte. Meine Augen weiteten sich. Aus Angst sprang ich vom meinigen wieder ab. Aber nur um nach Jemil zu sehen. Er hatte wohl Glück im Unglück. Das Huftier war genau neben ihm zu liegen gekommen und jetzt sah ich auch, von was es so verschreckt worden war. Eine riesige Fledermaus hing an seinem Hals. Als diese die Zähne wieder aus dem Pferd zog schweifte sein Blick über die Umgebung. „Es sieht uns nicht“, flüsterte Jemil. „Was ist das?“, fragte ich. Es wirkte wie irgendeine mutierte Fledermaus. Zumindest sah dieses Ding so aus. Nur viel zu groß. Und Eckzähnen, die bis über das Maul herausragten. Und das was ich zuerst für Augen gehalten hatte waren nur Felllappen. Etwas wie Augen hatte es wohl gar nicht. „Ein kleines Gen-Experiment“, gab der Vampir leise zurück. Ich schluckte. Das wäre wohl das, dem es am nächsten kam. „Wenn wir nicht zu laut sind, kann es uns nicht einmal hören.“ Zaghaft rappelte Jemil sich auf. Ging langsam um das ‚Tier’ herum. Sein Pferd war wohl nicht mehr am Leben, weswegen er sich gleich dem meinen zuwendete. „Ruhig“, flüsterte er, als auch dieses sich gerade aufbäumen wollte. Dieses Etwas kroch auf mich zu. Fletschte die Zähne. Mir entfuhr ein Schlucken, als ich auch wieder aufstand. Es konnte mich gar nicht sehen, hatte er gesagt. Ich hoffte doch mal, er hatte Recht. Schnellen Schrittes bewegte ich mich zu Jemil, der schon auf meinem Pferd saß. Mit einem Ruck hatte ich hinter ihm Platz genommen. „Runter“, meinte ich und griff über ihm hinweg nach den Zügeln. „Was soll das?“, fragte er, als ich mich fast ganz über ihn beugte. „So trifft dich die Sonne noch weniger“, erwiderte ich. Legte einen Arm um seinen Bauch und gab den Tier die Sporen. Es wieherte kurz auf, bevor es los lief. Dieses seltsame Fledermaus-Vieh hatte das wohl auch gehört und drehte sich langsam um. Doch es blieb dennoch auf dem Boden sitzen. Im kalten Schnee würde es wohl bald erfrieren. „Da hinten geht ein Weg durch den Wald zum nächsten Dorf. Gegen Abend könnten wir dort sein“, meinte der Blonde. Versuchte sich leicht wieder aufzurichten, doch ich drückte ihn wieder auf den Rücken des Pferdes. „Ich weiß“, erwiderte ich, „und du bleibst schön unten!“ Durch den Lauf des Pferdes wurde der Schnee aufgewirbelt. Etwas machte ich mir Sorgen, dass uns jemand folgen würde. Wir waren momentan auch die einzigen die für den Mord am Ältesten Victor in Frage kommen würden. Für einen Moment presste ich die Augen zusammen. Ich zog ihn da doch nur mit rein. Aber er wollte wieder rum doch davor von hier weg. Und ich war wohl erst ein Grund um es wirklich zu tun. Davor wäre er zu Victor sicher auch gar nicht gegangen. Doch es war ein Fehler mich mit zunehmen. Hätte er sich nur nicht an die Regeln gehalten. Ich beugte mich etwas tiefer über ihn. Ganz leicht zitterte er. Minusgrade mussten wir wohl schon längst haben und sein Körper konnte sich doch ohnehin nicht richtig selbst wärmen. Dann würde einfach ich diese Arbeit übernehmen. „Was wird jetzt mit Pio?“, fragte ich irgendwann. Ob er überhaupt über dieses Thema reden wollte, wusste ich eigentlich nicht. Aber zumindest versuchen konnte ich es. „Was soll mit ihm sein? Das er auf die verdammte Idee kommt, mich zurückholen zu wollen, kann ich mir schon vorstellen. Das werden sie alle, wenn erst einmal herauskommt, wer Victor getötet hat. ... Nur wird sich dann Pio einen Spaß daraus machen mich zu quälen, wenn sie mich erst einmal wieder eingesammelt haben.“ Kein Funken Gefühl lag in seiner Stimme. Ich schmiegte mich etwas an ihn. Er fror doch immer noch. Es würde wohl auch so bald nicht aufhören. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)