Lost Angel von Remy (WerwolfXVampir - Über 100 Favos. ôô) ================================================================================ Vergangenheit und seltsamer Geruch ---------------------------------- Lost Angel Kapitel 31 – Vergangenheit und seltsamer Geruch Jesko’s PoV Es musste mich die ganze Zeit im Arm gehabt haben. Sonst wäre ich wohl da draußen aber auch erfroren. Doch was hätte ich in diesem Moment anderes tun sollen? Dieses Fledermaus-Vieh wollte auf ihn losgehen. Da war es doch meine Pflicht in zu beschützen. Und auch nur das hatte ich getan. Mehr nicht. Nur dieses Vieh von ihm weggelockt. Dass es auch so stark sein könnte, hätte ich doch nicht ahnen können. Ich strich dem jungen Vampir über die Wange. Er lag mit dem Kopf auf meinem Schoss und schlief. Das war aber wohl gerade auch das Beste für ihn. Bis in die frühen Morgenstunden hatte er hohes Fieber gehabt. Was glaubte er eigentlich, was ich mir für Sorgen gemacht hatte? Um ihn. Meinen kleinen, blonden Vampir. Wahrscheinlich hatte er sich dabei gar nichts gedacht und nur versucht mich zu wärmen. Dabei auf seine eigene Gesundheit überhaupt nicht mehr geachtet. Sich selbst einfach vernachlässigt. Dass hätte er nicht tun müssen. Ich hätte es sicher besser überstanden, als er. Devin hatte mir doch damals gesagt, wie leicht er krank wurde. Und das war auch so. Oft genug hatte ich es jetzt schon mitbekommen und er wusste es mit Sicherheit auch. Ich seufzte. Wieso machte er so etwas nur gerade wegen mir? Ich war doch nur sein kleiner, dummer Werwolf. „Dummkopf“, murmelte ich, „merkst du denn nicht, was ich für dich empfinde?“ Wenn er wach gewesen wäre, hätte ich mir das wohl nie sagen trauen. Aber so kam es mir ganz leicht über die Lippen. Neben mir regte sich etwas. Gähnte herzhaft. „Na Felix, wieder wach?“ Der kleine Hybride blickte mich verschlafen an. Sah dann auf der Jemil, der immer noch friedlich – mit dem Kopf auf meinem Schoss – schlief. „Geht es Onkel Jemil gut?“, fragte der Kleine. Seine Augen drückten so etwas Trauriges aus. „So lange er schläft“, erwiderte ich nur. Fuhr mit den Fingern durch das blonde Haar des Vampirs, der vielleicht deswegen leicht die Nase rümpfte. „Ich glaube wirklich, dass er dich ganz doll lieb hat“, meinte Felix auf einmal. Wieder lag etwas Trauriges in seinem Blick. „Was schaust du mich denn deswegen so an? Darüber solltest du dich doch eigentlich freuen!“ Ich wuschelte dem Kleinen durchs Haar. Dadurch hellte sich sein Gesichtsausdruck aber auch nicht auf. „Weil ihr gar nicht zusammen sein dürft. Es ist mit Vampiren und Werwölfen, wie bei Romeo und Julia. Und deren Ende kennst du wohl.“ Er seufzte Herz zerreißend. Natürlich wusste ich, wie es mit Romeo Montague und Julia Capulet ausging. Immerhin war das doch, das wohl bekannteste Liebespaar. Aber wieso sollte es mit uns auch so enden? Wir waren doch kein Paar aus einer Tragödie von Shakespeare. „Red nicht so einen Mist, Felix!“, murmelte ich. Es würde nie so weit mit uns kommen. Dafür würde ich schon sorgen. Jemil durfte ganz einfach nicht sterben. Lieber würde ich das übernehmen und wenn es sein müsste, mich sogar für ihn opfern. Etwas regte sich jetzt auch von meinem Schoss her. Wie es aussah wurde auch Jemil langsam wieder wach. Im ersten Moment rollte er sich aber nur andersherum. Blickte starr gerade aus, bevor er sich zaghaft aufrichtete. Verschlafen sah er sich um, bis sich unsere Blickte trafen. Seine Mundwinkel zuckten, als ob er lächeln wollte, es sich aber scheinbar doch noch einmal anders überlegte. Wir blickten uns einige Minuten nur schweigend an. Eigentlich wollte ich auch gar nichts sagen. Mehr als Vorwürfe wären ohnehin nicht dabei herausgekommen und die wollte ich ihm überhaupt nicht machen. „Hey“, entfuhr es ihm da fast lautlos, was ich auch nur genauso erwiderte. Viel mehr viel mir gerade auch gar nicht ein. Doch Jemil unterband es auch, dass ich weiter sprechen hätte können in dem er sich leicht an mich kuschelte. Leise kicherte da schon Felix. Mit einem knappen, bösen Blick brachte ich ihn aber schon wieder dazu, dass er ruhig war. Schweigend saß der kleine Hybride neben uns und sah dabei zu, wie ich immer wieder an Jemils Rücken auf und ab strich. Ein weiteres Mal verging Minute um Minute. Eigentlich hätte ich nicht gedacht, dass Felix so lange ruhig sein konnte. Mir wäre wohl in seinem Alter längst langweilig geworden. Dabei wusste ich gar nicht, wie alt er überhaupt war. Einen Moment überlegte ich noch. Dann fragte ich einfach: „Wie alt bist du, Felix?“ Der Kleine sah abrupt zu mir. „Sieben“, meinte er dann nur knapp. Senkte langsam den Kopf wieder. „Ah“, erwiderte ich schließlich. Wendete mich für einen Augenblick wieder Jemil zu. Immer noch lag er eng an mich gedrückt. „Und was ist mit deinen Eltern?“ Eigentlich sollte man ja nicht einfach Fragen stellen. Gerade nicht sollte. Aber es interessierte mich, da ich schon lange einmal wissen wollte, was mit den Verwandten des Kleinen war. „Die sind vor drei Jahren gestorben“, antwortete Felix, als ob er es schon hunderte Male erzählt hätte. Er verzog dabei noch nicht einmal die kleinste Miene. Und trotzdem – obwohl es so aussah, als ob es ihm nichts ausmachte – blickte ich ihn mitleidig an. Damals war ich genauso alt wie er, als ich allein gelassen wurde. Meine Mutter starb schon kurz nach meiner Geburt. So wie ich es als Kind mitbekommen hatte, war ihr Körper einfach noch zu Jung um ein Kind zur Welt zu bringen. Und mein Vater wurde von Vampiren getötet, als ich vier Jahre alt war. Eigentlich müsste ich diese Blutsauger dafür hassen. Dafür, dass sie mir den Letzten genommen hatten, dem ich noch wichtig war. Doch ich konnte nicht. Der erste halbe Jahr über hatte ich bei einem wirklich grausamen Herrn gelebt. Die älteren Werwölfe – vielleicht ab 12 oder 13 – hatte er einfach vergewaltigen lassen. So waren sie bald für jede Arbeit gefügig geworden. Ich war wohl einfach noch zu klein, als das ich nicht einfach alles für etwas zum Essen getan hätte. Immer wieder war ich nachts vor lauter Hunger wach gelegen. Jedes Mal hatte ich auf diese älteren Werwölfe gewartet, die immer etwas zum Fressen dabei hatten. Zwar wollten sie mir oft nichts abgeben. Doch wenn sie meinen hungrigen Blick gesehen hatten, bekam ich immer etwas ab. So hatte ich mich ein halbes Jahr durchgekämpft. Dann wurde ich wohl meinem Herrn zu sinnlos und er hatte mich verkauft. An Jemils Vater. An den eisigen Blick des Vampirs konnte ich mich heute noch erinnern. Ich wusste auch noch, dass Jemil dabei war. Verstollen hatte er mich angegrinst. Und dennoch hatte er sich da schon genauso edle, wie sein Vater, bewegt. In Erinnerungen versunken blickte ich auf den Vampir hinunter, der mit dem Kopf wieder auf meinen Schoss gesunken war. Scheinbar war er auch erneut eingeschlafen. „Und wie ist es mit dir?“ Felix lächelte mich etwas schüchtern an. Noch einmal warf ich einen kurzen Blick auf Jemil. Seufzte leise. „Mit meinen Eltern sieht es wohl genauso aus, wie bei dir“, meinte ich schließlich. Lange hatte ich sie nicht und meine Mutter erst recht nicht. Das ich überhaupt so verdammt warmherzig geworden war. „Und wie sieht es mit Onkel Jemil aus? Und wie alt seit ihr überhaupt?“, bohrte da der Kleine schon weiter. Im ersten Moment hob ich aber nur eine Augenbraue. „Wieso ist er eigentlich immer noch ‚Onkel Jemil’, aber mich duzt du schon?“, erwiderte ich mit einer Gegenfrage. Felix Blickte schweifte abrupt zu Boden. „Ist halt so“, murmelte er dann einfach, „beantwortest du jetzt meine Frage?“ Ich seufzte erst nur knapp. „Jemil hat zumindest noch einen Vater. … Aber der kann ihn wohl nicht sehr gut ausstehen..“ – Ich seufzte erneut. – „Na ja, und in Sachen Alter bin ich 16 und Jemil 17.“ Und ein weiteres Mal schweifte mein Blick zu dem jungen Vampir hinunter. Sein Gesichtsausdruck war völlig entspannt, also träumte er entweder gar nichts oder einmal etwas Schönes. Letzteres wäre wohl auch endlich einmal nett für ihn. Denn so wie ich es bis jetzt mitbekommen hatte, litt er häufig unter Albträumen. Immer wieder wälzte er sich im Schlaf hin und her. Dabei konnte er sich doch nie im Leben erholen. Ein eisiger Wind traf mich mitten ins Gesicht. Sofort sah ich auf. „Sotuganai will dich sprechen, Jesko“, schnaubte ein Werwolf, der gerade das Zelt betrete hatte. Knapp nickte ich und schob Jemil vorsichtig von meinem Schoss. „Passt du auf ihn auf?“, fragte ich noch Felix, der das sofort bejahte, bevor ich mit dem anderen Werwolf mitging. Ohne auch nur ein Wort verloren zu haben, kamen wir bei Sotuganai an. Genauso wortkarg verschwand der andere Wolf auch, aber nicht ohne mir einen viel sagenden Blick zuzuwerfen. Sotuganai wischte sich eine dunkle Haarsträne aus dem Gesicht, bevor er zu sprechen begann. Seine Stimm klang einfach nur kalt. „Wie seit ihr beiden Idioten eigentlich auf die Idee gekommen ohne ein Wort zu sagen euch einfach aus dem Staub zu machen?“ - Ich senkte nur reumütig den Kopf. - „Wir hätte euch gut und gerne brauchen können!“ - Abrupt hob ich den Blick wieder. Scheinbar bemerkte Sotuganai wie verwirrt ich war. - „Dein kleiner Vampir wird wohl noch von ein paar mehr seiner Sippschaft verfolgt“ - Mila hatten wir schon gesehen. - „und von denen haben sich einige an meinen Werwölfen und Hybriden vergriffen!“ Meine Augen weiteten sich. Ich konnte mir vorstellen, was er meinte. „Es tut mir leid, aber ... Jemil ist plötzlich in die andere Richtung gelaufen. Da musste ich ihm hinterher, immerhin ... konnte ich ihn nicht ... allein lassen.“ Wieder hatte ich den Kopf gesenkt. Sotuganai sah zu mir auf. Er hatte sich auf eine Decke auf dem Boden in den Schneidersitz gesetzt. Gab ein Seufzen von sich, das für mich so klang, als würde diese Entschuldigung für ihn reichen. „Wie geht es ihm?“, fragte der ältere Werwolf, als wir uns einige Sekunden angeschwiegen hatten. Etwas kam es mir so vor, als ob er mich gerade deswegen eigentlich holen hatte lassen. Ich überlegte für einen Moment meine Antwort. „Ganz gut“, erwiderte ich dann schließlich. Leicht bildeten meine Lippen ein Lächeln. Mehr wollte ich gar nicht von der Freude preis geben, die sich dadurch in mir ausbreitete, dass es Jemil besser ging. „Na dann geh wieder, bevor der kleine Felix noch denkt, ich hätte dir sonst etwas angetan.“ Irritiert blickte ich ihn an. Sotuganai lackte knapp auf. „Er hatte mir schon damit gedroht, dass er mir etwas antut, wenn ich dich zu sehr zusammen scheiße“, klärte er mich auf. Ich grinste nur verstohlen. So war der kleine Hybride also drauf. Ich marschierte kurz darauf zurück zu meinem und Jemils Zelt. Wahrscheinlich hatte Felix, wie versprochen, auf den jungen Vampir aufgepasst. Etwas anderes konnte ich aber wohl auch nicht von dem kleinen erwarten. „Jesko!“ Kaum hatte ich das geräumige Zelt betreten, stürmte der Hybride schon auf mich zu. Ich blickte aber an ihm vorbei. Jemil hatte sich aufgesetzt und sah mich intensiv an. Um seine Beine war eine warme Decke gewickelt und eine zweite bedeckte seine schmalen Schultern. Ich löste Felix Umarmung um meine Hüfte. Meine Augen waren starr auf den Vampir gerichtet. Nahm jede seiner auch nur ach so kleinen Bewegungen war. „Geht die Sonne schon unter?“ Damit riss Felix mich aus meiner Trance. „Äh, ich glaube schon“, erwiderte ich knapp. Der kleine Hybride konnte wegen seinem Vampirteil in sich genauso wenig wie Jemil ins Sonnenlicht. „Ok, dann lass ich euch allein“, meinte der Kleine freudig und lief nach draußen. Ich tapste auf Jemil zu. Blickte ihm dabei in die Augen, die eine seltsame leichten goldene Schimmer angenommen hatten. Vielleicht bildete ich mir das aber auch nur ein. Als ich mich neben ihn setzte stieg mir ein eigenartiger Geruch in die Nase. Wie der Duft von Mensch und Vampir, wobei der menschliche extrem überwiegte. Einen Moment schaute ich mich um, um herauszufinden woher dieses Aroma kam. Doch es wirkte, als ob es von Jemil ausgehen würde. Aber das ging eigentlich gar nicht. Sonst nahm ich bei ihm immer nur den Vampirgeruch war. Somit bildete ich mir das sicher nur ein. Ich schlang die Arme um den Blonden, der sich sofort an mich klammerte. Leicht zitterte er. Was aber schon binnen weniger Sekunden nachließ. „Ich schätze mal Sotunagai wird jetzt bald los wollen, also sollten wir uns wohl auch fertig machen.“ Jemil nickte darauf nur langsam. Vergrub aber trotzdem erst einmal das Gesicht in meiner Halsbeuge. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)