Lost Angel von Remy (WerwolfXVampir - Über 100 Favos. ôô) ================================================================================ Unaussprechliche Empfindungen ----------------------------- Lost Angel Kapitel 32 – Unaussprechliche Empfindungen Jemil’s PoV Ich wusste nicht, ob er es wahrgenommen hatte. Doch etwas änderte sich bei mir. Oder wohl eher an mir. Zu gut wusste ich auch an was das lag. Die Wintersonnenwende kam näher. Von Nacht zu Nacht. Bald würden wir den kürzesten Tag des Jahres haben. Doch für mich würde es nur der gefährlichste im ganzen Jahr sein. Ich war mir sicher, dass Pio sich dem auch im Klaren war. Viel zu oft hatte er gerade diese 24 Stunden genutzt, um wie ein Raubtier über mich herzufallen. Wahrscheinlich würde er es in diesem Jahr ganz anders ausnützen. Auch wenn ich genau genommen ja meinen Beschützer hatte. Und der würde es sich nicht nehmen lassen Pio den Hals umzudrehen, wenn er mich noch einmal anrührte. So kam mir der junge Wolf zumindest vor. Eigentlich sollte ich es wohl Jesko auch sagen. Damit er sich darauf einstellen könnte. Doch etwas hinderte mich daran. Vielleicht weil ich mir nicht im Klaren sein konnte, wie er darauf reagieren würde. Einen Tag lang könnte ich für ihn nur ein Klotz am Bein sein. Ich könnte mich weder gegen Vampire noch gegen Werwölfe wehren. Wie ein Mensch. Und mehr würde ich wohl auch nicht sein. Nur das Futter der Wesen der Nacht. Jedes Jahr war es an diesem einen Tag das Gleiche. Ich musste mir dann meines schwachen Teiles bewusst werden. Einfach dem Klar werden was ich war. Halb Vampir und halb Mensch. Doch gerade das konnte ich so einfach nicht ändern. Egal wie sehr ich es vielleicht wollte. Wie sehr ich doch lieber ein vollblütiger Vampir wäre. Aber es ging einfach nicht. Nicht einmal die kleinste Möglichkeit gab es für mich. Ein Seufzen verließ gerade meine trockene Kehle, als Sotunagai ein – für mich – erlösendes Wort aussprach. „Pause!“ Jetzt könnte ich mich zumindest einmal hinsetzen und meinen Füßen etwas Ruhe gönnen. Doch Jesko hatte mich noch im gleichen Moment am Arm gepackt und hinter sich her in den naheliegenden Wald gezogen. Richtig realisierte ich nicht einmal, wo er ich genau hinbrachte. Dafür war mir das Unterholz hier aber wohl auch zu unbekannt. „Hier haben wir unsere Ruhe“, meinte der Werwolf, als er sich vor mir in den Schnee setzte. Ich blieb einige Sekunden wie gebannt stehen und blickte ihn nur an. Bis er auf seinen Schoss klopfte. „Kannst dich schon zu mir setzen.“ Ein breites Grinsen bildete sich auf seinen Lippen, als ich mich endlich neben ihm auf den eisigen Waldboden niederließ. Immer aber darauf bedacht, dass etwas von meinem Mantel auch wirklich unter meinem Hintern landete. Ich wagte es nicht ihn anzusehen. Mit ziemlicher Sicherheit konnte ich sagen, dass ihm schon jemand gesagt hatte, wie ich ihn im Arm gehalten hatte. Vielleicht wäre es besser für mich gewesen, wenn ich es nicht getan hätte. So würde es mir jetzt wohl um einiges besser gehen. Das Fieber der vergangenen Nacht hatte ganz schön an meinem Körper gezehrt. Doch jetzt ging es eigentlich wieder. Ich spürte einen von Jeskos Armen um meine Schultern. Kniff auf einmal die Augen zusammen, als ob die Berührung mir unangenehm wäre. Doch eigentlich war sie das genaue Gegenteil. Sie fühlte sich gut an. Und egal wie kalt mir zuvor war, jetzt wurde mir auf alle Fälle richtig warm. Bei ihm wurde mir das aber auch immer. Völlig unbewusst kuschelte ich mich an Jesko. Sog jedes bisschen seiner Nähe in mir auf. Empfand alles als so verdammt gut. Es war wohl doch nur das Einzige was ich wirklich brauchte. Nur etwas Nähe und Zuwendung. Und gerade das konnte mir der junge Wolf so gut geben. Ich fühlte die Nase des Werwolfes an meinem Hals. Selbst nahm ich den extremen Menschengeruch, der den des Vampires langsam überdeckte, schon längst war. Vielleicht würde ich jetzt erfahren, wie das bei ihm war. Doch eigentlich müsste seine feine Wolfsnase den Geruch schon längst erschnüffeln können. Viel mehr würde es mich schon wundern, wenn es nicht so wäre. „Du riechst so seltsam“, flüsterte der junge Wolf. Immer noch mit der Nase an meinem Hals, an den auch sein warmer Atem schlug. Doch der ließ mir jetzt eine Gänsehaut auflaufen. Ein leises Seufzen gab ich von mir. Somit roch er es also. Ich sollte es ihm dann wohl auch sagen. Es wäre wohl das beste. Doch gerade als ich zum Reden ansetzen wollte, zog Jesko mich auf seinen Schoss. Schlang die Arme eng um mich. Sanft mit den Fingern über meinen Rücken glitt. „Wieso?“, hauchte er mir ins Ohr. Also erwartete er erst jetzt eine Erklärung von mir. Doch jetzt konnte ich nicht mehr. Schmiegte mich nur an ihn und genoss seine Wärme. Mehr brauchte ich überhaupt nicht. „Du willst es wohl nicht sagen.“ Da verstand er dann doch sehr schnell. Nur bei meinen Empfindungen war er scheinbar langsam. Und dabei wollte ich, dass er gerade die anfing zu spüren. Leider tat er das wohl nicht. Noch nicht. Ein Schauer fuhr mir durch jedes Glied, als Jeskos Lippen meinen Hals berührten und er seine Hände über meine Schultern gleiten ließ. Ganz langsam entspannte ich mich bei seinen Berührungen. Wie sollte es aber auch anders sein, wenn er schon so sanft zu mir war? Ich gab einen erschöpften Laut von mir. Drückte meinen Kopf gegen die Brust des Werwolfes, der mir nun schon die ganze Zeit über leise Liebkosungen ins Ohr flüsterte. Immer und immer wieder. Wiederholte dabei aber wohl nie ein einziges Wort. Langsam hievte Jesko mich hoch. Ich schwankte im ersten Moment leicht. Konnte mich dann aber an dem Dunkelhaarigen abstützen. Der gab mir genug Halt. „Geht es dir auch wirklich gut?“ Die Frage kam für mich eigentlich ganz unverhofft. Nickte aber schließlich doch kurz. Ich müsste nur alles schön langsam angehen lassen. Dann würde mir das schon insgesamt nicht zu schwer werden. Aber ich war eigentlich nicht der Typ, der irgendetwas langsam machte. „Weißt du eigentlich wo Sotunagai hin will?“ Ich blickte Jesko fragend an. Der zuckte aber nur mit den Schultern. „Irgendwas von Transsilvanien hat Felix gestern erwähnt, als du noch geschlafen hast“, meinte der Werwolf schließlich. Seine Arme lagen jetzt um meine Schultern und seine Hände glitten langsam über meinen Rücken. Transsilvanien, das Land meiner Ur-Väter. Was sollten dort Werwölfe und Hybride wollen. Eigentlich war es der völlig falsche Ort für sie. So würden sie nur noch mehr zur Zielscheibe von Vampiren. Obwohl gerade die in Transsilvanien wohl anders auf sie eingestellt waren. „Dracula nannte Werwölfe 'Kinder der Nacht'.“ Ich sah zu Jesko auf. Eigentlich wusste ich gar nicht, dass er den ältesten aller Vampire kannte. „Woher weißt du das?“, fragte ich. Suchte weiter die Nähe und Wärme des Wolfes. Und die gab er mir sogar. Ganz freiwillig. „Ich hab mal ein paar Vampiren zugehört, wie sie über ihn geredet haben. Klang ziemlich herablassend.“ Etwas Irritiertes lag in seiner Stimme. Er konnte sich wohl nicht vorstellen, wie man so über seinen ältesten Verwandten reden konnte. „Seit fast jeder weiß, dass er eine Menschenfrau geliebt hatte und sogar von ihr getötet wurde, wird er nicht mehr sehr edel erwähnt. Dabei sind die meisten geborenen Vampire Nachkommen von ihm.“ Jetzt blickte er mich erst recht verwirrt an. Es ist aber auch nicht gerade einfach zu verstehen, wie es bei einem einzigen Vampir noch reinblütige Nachfahren geben kann. „Inzest“, meinte ich nur. Vorstellbar war das wohl fast nicht. Doch das wurde nur getan und eben die Reinheit des Vampirblutes zu bewahren. Auch wenn es anfänglich öfters auch vorgekommen sein musste, dass Kinder mit Menschen, die vorher gebissen worden waren, gezeugt wurden. Pio war – so weit ich es wusste – ein solches Kind. Bei seiner Mutter hatte mein Vater eben noch alles richtig gemacht, was er bei meiner vergessen hatte. „Das Vampire so etwas tun würden.“ Jesko schüttelte langsam den Kopf. Drehte mich schließlich herum und schob mich etwas voran. Doch ich stemmte mich schon im selben Augenblick gegen ihn. „Ich möchte noch ein bisschen mit dir allein sein.“ Den flehenden Unterton hörte sogar ich selbst aus meiner Stimme heraus. Wie weit war ich jetzt nur schon? Jeskos Hände glitten über meine Schultern und an meiner Brust hinunter. Zärtlich küsste er meinen Hals. Leckt über mein Schlüsselbein. Ich unterdrücke ein unnötiges Keuchen, obwohl mein Körper vor Erregung bebt. Ein weiteres Mal streifte die Nase des Werwolfes meine Kehle. Ich wusste, dass er den Geruch wahrnahm. Er wollte aber wohl nur von mir hören, wieso ich so duftete. Doch ich brauchte es nicht über die Lippen. Schwäche gestand ich mir einfach nicht gerne ein. Und immerhin würde er es von selbst auch noch merken. Wer wusste aber auch schon, wie viele von den anderen es schon bemerkt hatten? „Lass uns wieder zurück gehen“, flüsterte mir Jesko ins Ohr. Jeder Gedanke an meine Veränderung zu jeder Wintersonnenwende verflog abrupt. Rein bei der ruhigen Stimme des jungen Werwolfe. Für einen Moment konnte ich noch mit den Fingern über die seinen fahren, die immer noch auf meiner Brust lagen, unter der mein Herz wie wild schlug. Das spürte er sicherlich. „Sag mir erst, was du für mich empfindest!“ Es klang von mir so sehr wie ein Befehl. Dabei sollte es das gar nicht. Ich wollte es doch nur hören. Aus seinem Mund. „Ich bin mir irgendwie noch nicht so sicher.“ Das war doch nur eine Lüge von ihm. Er wusste es. Traute er es sich etwa auch nicht aussprechen. Eigentlich waren es doch nur drei kleine, einfache Worte. Und gerade die waren nicht so einfach. „Und wie sieht es bei dir aus?“ Seine Finger waren bis zu meinem Bauch hinunter gewandert. Vorsichtig streichelte er darüber. Für eine Sekunde ließ ich das einfach nur auf mich wirken. Ich atmete einmal tief durch. Wenn er damit nicht anfangen wollte, dann sollte ich das vielleicht tun. So schwer konnte das doch eigentlich gar nicht sein. „Ich ... ich ... ich ... na ja ...“ - Verlegen kratzte ich mich am Handgelenk. - „... ich glaube, dass ich ... ... ... wie soll ich sagen ... ich ...“ Er unterbrach mich einfach in dem er seine Wange an die meine drückte. „Wenn du nicht kannst, musst du es mir nicht sagen.“ Sanft klang seine Stimme in meinen Ohren. Ließ mein Herz höher schlagen. Schneller. Ich fühlte mich erleichtert, dass ich es nicht unbedingt aussprechen musste. Er zwang mich wohl zu gar nichts. „Tu es einfach, wenn du kannst.“ Das er beim Sprechen ein sanftes Lächeln auf den Lippen hatte, musste ich nicht einmal sehen. Man hörte es fast schon aus seiner Stimme heraus. Leicht drehte ich den Kopf zu ihm. Vielleicht verstand er mich ja doch auch so. Ganz ohne Worte. Möglicherweise waren wir uns ganz einfach auch schon so nahe, dass ich es nicht einmal selbst merkte, was er fühlte. „Jetzt gehen wir aber wirklich zurück“, flüsterte er. Und ich nickte auch zustimmend. Was hätte ich aber auch anderes tun sollen. Mich weigern? Wäre wohl eine dumme Idee. Behutsam hob Jesko mich hoch. Wie mir die Röte ins Gesicht stieg spürte ich nur im Ansatz. Ich würde doch selbst laufen können. Da brauchte ich doch nicht so sehr seine Hilfe. „Das muss doch nicht sein“, murmelte ich. So schwach war ich nun nach meinem Fieber über die letzte Nacht hinweg auch wieder nicht. Eigentlich erholte ich mich von so etwas aber auch schnell. Zumindest kam es mir selbst so vor. „Ich mach es aber gerne“, säuselte Jesko. Das sanfte Lächeln, das sich dabei auf seinen Lippen bildete, ließ mich nur noch mehr erröten. Eigentlich war ich mir noch nicht mal darüber bewusst, dass sich so viel Blut in meinem Körper befand. Wie konnte ich überhaupt dann so rot werden? „Felix wird sich ohnehin um dich Sorgen machen. Also ist es besser.“ Irritiert blickte ich auf. Mochte mich denn der kleine Hybride auch so sehr? Ich war mir dem die ganze Zeit gar nicht bewusst. Dass sich Jesko überhaupt um mich sorgte reichte mir eigentlich schon völlig. Früher war es immerhin so gut wie niemand, dem ich einmal etwas wert gewesen wäre. Die Einsamkeit hat mich damals manchmal so sehr zerfressen. Jesko konnte diese Wunden schon heilen. Und Felix ist nur noch das Balsam, das noch zusätzlich aufgetragen wird, damit keine zu sehren Narben entstehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)