Gefährliche DNA 1.1 von Mireille_01 (Was tun, wenn Biowaffen nicht töten, sondern zwei Jungs das Herz stehlen?) ================================================================================ Kapitel 10: Zwei gegen eine --------------------------- Lily stand ruhig da, und wartete ab. Obwohl purer Hass durch ihre Adern wanderte und ihr Blut sich zu erhitzen begann. Ihre Hand krampfte sich stärker um den Griff des langen Schwertes und man konnte durch den Druck sehen, wie ihre Sehnen hervortraten. Der Hass brodelte noch stärker und vor allem eine unsagbare Wut mischte sich dem anderen Gefühl bei. „AWOOOO!“ jaulte der größere der beiden ohnehin gigantischen Wölfe und sprintete los. Die Lefzen gefährlich hochgezogen, die spitzen, dicken Zähne zur Schau gestellt, und kalte, eisblaue Augen, die glänzten, als das Mondlicht hineinschien. „AWOOO!“ sprang der Wolf auf Lily zu, die machte innerhalb einer halben Hundertstelsekunde einen Schritt nach hinten und hob das Schwert und schlug den Wolf fest in sein gewaltiges Hinterbein, was ihr am nächsten war. Jaulend flog der Wolf weiter und kam schlitternd zu stand und Blut rannte von der Wund hinab in die Erde, in den frischen Schnee. Lily stand immer noch vor der Leiche ihres Bruders und sah abwechselnd zwischen dem bereits angegriffenen Wolf und der Wölfin hin und her. „War das schon alles?“ fragte sie leise. Nun griff die Wölfin an. Sie schlug ihre Zähne in Lilys Schwert und verbiss sich darin. Lily hatte nur dank ihrer eigenen gewaltigen Kräfte, die Gelegenheit die Wölfin abzuschütteln und schleuderte sie so fest es ging zurück. Doch die Wölfin griff erneut an und biss wieder zu. Da spürte Lily hinter sich einen Schatten und duckte sich. Über ihr segelte nur wenige Millimeter von ihrem Kopf entfernt der große, verletzte Wolf drüber und schlug eine Rolle und landete wieder sicher auf den vier Pfoten. Dann machte er eine plötzliche Bremsung und drehte um und griff erneut an. Die Wölfin hatte sich bereits in Lilys Schwert verbissen und Lily versuchte diese abzuwehren. Doch der Biss dieser Wölfe war viel gewaltiger, kräftiger und roher als der Angriff der anderen Wölfe. Lily hatte große Probleme den Druck auszugleichen und merkte wie sie im Schnee keinen sicheren Halt hatte und immer weiter nach hinten geschoben wurde. „Ihr seid stark, aber das bringt euch auch nichts!“ knurrte Lily zornig und konnte sich gekonnt wie eine Limbo-Tänzerin in einer 90° Biegung nach hinten strecken und sah wie das weit aufgerissene Kiefer des zweiten Wolfs erneut über sie drüber flog. „Okay, jetzt nervt es langsam!“ dachte sie und verstärkte den Griff. Sie riss mit einer gewaltigen rohen Energie das Schwert aus dem Maul der Wölfin, die vor Schmerz aufjaulte, als das Schwert ihre Lefzen zerschnitt. Jaulend vor Pein warf sie sich mit geöffnetem Kiefer in einen Schneehaufen, zerbiss diesen geradezu und der Schnee verfärbte sich blutrot. „Ups – hat das etwa wehgetan?“ fragte Lily grinsend. Da spürte sie wie hinter ihr erneut ein Schatten auftauchte, doch nun war sie zu spät und der Wolf sprang sie um. Er drückte sie zu Boden und Lily konnte ihn mittels Schwert auf Abstand halten, als er immer wieder versuchte ihr die Kehle durchzubeißen. „AWOO!“ jaulte der zweite, und die Wölfin griff wieder an. Sie biss erneut ins Schwert und dieses konnte dem erneuten heftigen Druck nicht mehr standhalten. Es zerbrach in der Mitte und die Scherben schnitten sich noch tiefer in die ohnehin blutende Wunde der Wölfin. Laut jaulend wich diese wieder zurück und schüttelte immer wieder den Kopf. Lily hatte die Chance genützt und hatte sich unter dem Wolf hervorgezogen und schlug eine Rolle und einen Salto nach hinten und brachte sich mit dem nutzlosen leeren Griff des ehemaligen Schwertes in Sicherheit. Sie landete auf ihren Knien und blieb in einer Hocke-Position. Sie blickte auf und sah auf den Griff, den sie immer noch in der Hand hielt. „Mhm… kräftiges Kieferchen, Lady!“ sagte Lily. Sie wartete dieses Mal nicht ab, sondern rannte auf den großen Wolf zu und sprang über ihn weg, trat ihm dabei viermal fest gegen den Kopf und im Landeanflug, zehn Zentimeter neben der Wölfin, schlug sie den Griff so fest es ging in die bereits schwer verletzten Lefzen, der Wölfin. Laut aufjaulend wich sie erneut zurück, da griff Lily erneut an und schlug so fest es ging auf die Wölfin mit ihren bloßen Fäusten ein. Der Wolf hatte sich inzwischen erholt und jagte auf Lily zu. Diese war so blind vor Wut und Hass über den Tod ihres geliebten Bruders Erik, dass sie den erneuten Angriff nicht spürte und ihn erst dann realisierte, als sie die gewaltigen Krallend es Wolfs mittels Schlag in ihren rechten Oberarme und rechte Hüfte spürte. „AHHH!“ schrie sie gequält auf und spürte nur wie sie weggeschleudert wurde und im Schnee zu liegen kam. „AWOOO!“ jaulte der Wolf und stupste die Wölfin an. Diese regte sich nur schwach und jaulte fast unhörbar zurück. Der Wolf stieß einen zornigen Schrei aus und knurrte. Er richtete seinen Kopf Richtung Lily und sprang in gewaltigen Sätzen auf sie zu. Lily lag noch immer im Schnee und als sie aufsah, sah sie bereits die Silhouette des Wolfs im Mondschein auf sie zu jagen. Sie rollte sich nur einen halben Augenschlag vor dem Angriff, weg und blieb abwartend im Schnee. Der Wolf biss in den Schnee, doch er hatte Lily gleich wieder gesehen und griff erneut ein, doch nun hatte sie einen Plan. Lily wartete noch länger, und vielleicht eine Tausendste Sekunde bevor sich die Zähne in ihre Kehle gebohrt hätten, sprang sie hoch und landete im Reitersitz auf dem Wolf. Wütend sprang und jault er und versuchte alles um sie abzuwerfen. Doch Lily blieb standhaft. Sie spürte zwar wie ihr Blut aus ihren Wunden strömte und ihre Sicht begann bereits zu schwinden, doch sie blickte noch einmal auf die Leiche ihres Bruders. Als ob er ihr Kraft geben würde, schlug Lily mit aller Kraft und mit auf einmal sehr viel längeren Fingernägeln – die Krallen von Wölfen gleichkamen – in den Nacken des Wolfs. Sein abgetrennter Kopf fiel zu Boden und es gab einen beinahe dumpfen, banalen Aufschlag. Der Körper fiel um und Lily sprang herab. Die Wölfin jaulte laut vor Schmerz, doch Lily hatte zwei ihrer Beine so stark verletzt, dass sie sich nicht wieder aufrichten konnte. Lily ging näher und hob auf ihrem Weg eine längere Scherbe des zerbrochenen Schwertes auf und kniete sich vor der Wölfin in den blutroten Schnee. „Warum?“ fragte Lily heißer. „Warum?“ jaulte die Wölfin zurück. „Warum tut AEVIN das? Wieso hat sie mich und Erik infiziert?“ fragte Lily leise. Die Wölfin bellte stockend und es hörte sich an wie hustendes Lachen. Sie sah Lily fest in die Augen und sagte knurrend: „Frag sie selbst!“ Lily hob die Scherbe und stach sie fest in die Kehle der Wölfin. Diese jaulte noch einmal auf, und viel dann tot mit dem Kopf zu Boden. „Das werde ich…“ sagte Lily leise. Lange Zeit kniete Lily neben der Leiche ihres Bruders, hielt ihm im Arm und weinte leise ohne einen Laut vor sich hin. Da hörte sie leise Schritte hinter sich und ein stöhnendes Aufkeuchen. Dann hörte sie Schritte, knirschend im Schnee, auf sich zukommen und spürte wie eine Hand sich auf ihre Schulter legte. „Lily….“ Sagte Bill leise. Lily weinte stumm weiter und drückte Eriks Leiche noch stärker an sich. Bill ließ sich neben sie in den Schnee sinken. Sein Bruder Tom stand mit Damian und Aidan, der Tess auf dem Rücken trug, hinter ihm und beobachtete ihn. Lily sah über ihre rechte Schulter zunächst lange in Bills Augen, und dann in die Augen der anderen. „Wie sieht es in der Stadt aus, Tess?“ fragte sie leise. „Schlecht – es gibt kaum noch einen Menschen, der nicht infiziert ist. Absalom und Lisenka haben sich gemeinsam im größeren Schloss verbarrikadiert und warten auf die Hilfe der Bundeswehr.“ Sagte Tess. „Die Bundeswehr wird nicht viel ausrichten können!“ sagte Lily und strich sanft über Eriks übel zugerichtetes Gesicht. Man konnte den einst hübschen, jungen Mann nur noch erahnen. Lily stand auf und legte Eriks Hände übereinander und sagte: „Wir müssen nach Lisenka.“ „Warum?“ fragte Aidan verblüfft. „Ich gönne AEVIN keinen Triumpf – wir werden die Überlebenden aus der Gefahrenzone bringen. Lisenka wird diese Wölfe nicht lange aufhalten.“ Sagte Lily. Bill sah sich um und begann größere Steine zu einem länglichen Rechteck um Eriks Leiche zu legen. Tom und Lily halfen. Aidan und Damian stützten die immer noch angeschlagene Tess. Schließlich deckten sie seine Leiche mit Steinen zu und legten noch Tannenzweige darüber. Lily sah Bill an und verzog ihre Lippen zu einem schmalen Lächeln:“ Danke!“ Bill nickte nur. „Also auf nach Lisenka?“ fragte Tom. Lily nickte: „Auf nach Lisenka!“ „Na dann los! Die Sonne geht bereits auf!“ sagte Damian und tatsächlich schob sich die Sonne bereits über den Horizont nach oben. Rötliches, helles Morgenlicht fiel auf den frisch gefallenen Schnee. Die beiden Leichen der Probanden 1 und Probanden 2, ließen sie einfach im Schnee liegen. „Gehen wir!“ sagte Lily. Als sie einen letzten Blick auf Eriks Grab warf, war ihr bewusst, dass sie nun endgültig alle aus ihrer Familie verloren hatte. Schuld daran trug, laut ihrem Bruder AEVIN und Lily gab sich im orangen Licht der aufgehenden Sonne ein Versprechen. Sie würde alle AEVIN vernichten und wenn es das letzte war, was sie tun würde. Inzwischen herrschte pure Angst in Schloss Lisenka. „AHHHH!“ schrie Selma voller Angst. Sie rannte gemeinsam mit Kathrin die Gänge entlang und schließlich erreichten sie den Hauptsaal, gleich hinter den gewaltigen Eingangstüren. „Selma! Kathrin!“ schrie Frau Sonnental und Herr Hanasaki knallte sofort die Türen zu, als er einen gewaltigen Wolf heranspringen sah. Mit voller Wucht vielen sie zu und sofort verriegelten die Computergesteuerten Sensoren die Tür. Man hörte das laute Knurren und Schnappen, sowie lautes Jaulen. „Oh Gott…“ zitterte Selma ängstlich. „Keine Panik – hier seid ihr sicher!“ beruhigte Herr Hanasaki die zitternden jungen Studentinnen. „Hier sind alle Türen verriegelt, der Computer wurde von uns neu programmiert. Wir sehen die Wölfe hier auf den Überwachungskameras der Schulgänge!“ sagte Frau Sonnental mit zittriger Stimme. „Sind wir eingekreist?“ flüsterte Kathrin, die einer Panikattacke nahe war. „Ja…“ hauchte Frau Sonnental zurück. Sich den Magen haltend, als wäre ihr schlecht, ließ sich Kathrin auf den Boden sinken und stöhnte leise vor sich hin. „Was heißt das, wir sind eingekreist?“ fragte Selma scharf. „Sieh selbst, Selma!“ sagte Sonnental traurig und deutete auf die Bildschirme der Überwachungskameras, die sie auf ihrem Laptop angezeigt hatte. Auf jedem Bild waren mehrere Wölfe zu sehen, die knurrend versuchten in das Innere des Raums zu kommen. Sie preschten gegen die Türe, warfen sich gegen das feste Material, fielen jaulend zurück, versuchten es erneut. Immer weiter, immer wieder. „Oh Gott…“ stöhnte nun auch Selma heißer. Kathrin sah auf und blickte in die geschockten Gesichter: „Was ist mit den anderen Studentinnen? Wir sind gerade mal an die zwanzig. Hier studieren aber an die dreihundert Studentinnen…“ Sonnental sah weg. „Nein, sagen Sie dass das nicht wahr ist? Sie sind alle…“ Kathrins Stimme erstarb. Selma starrte ängstlich zu Hanasaki, doch als Sonnental nicht antwortete, nickte er und sagte nur dünn: „Ja…“ „Oh Gott…“ heulte nun Kathrin los und die Tränen fielen ungebremst zu Boden. „Kathrin, bitte beruhige dich doch!“ sagte Selma ängstlich, Kathrin begann zu schluchzen, zu husten und nach Luft zu ringen. Hanasaki ging zu ihr, nahm sie in den Arm und hielt sie fest. „Ruhig, Kathrin – ganz ruhig atmen.“ Kathrin brauchte mehrere Minuten bis sie sich wieder beruhigt hatte, dann sah sie auf und sagte würgend: „Warum kommt uns niemand zu Hilfe? Sagen Sie bitte, dass die Bundeswehr kommt – oder die Kavallerie oder… einfach irgendwer!“ „Wir konnten vor wenigen Minuten die Bundesregierung in Wien erreichen und der Krisenstab tagt gerade. Sie schicken die besten Soldaten hierher.“ Sagte Sonnental. Kathrins Miene wurde etwas heller: „Dann überleben wir vielleicht!“ „Vielleicht…. Immerhin-“ Sonnental sah langsam auf: „…werden es jede Stunde mehr. Es werden immer mehr Wölfe, sie haben bereits die gesamte Stadt lahm gelegt und viele Beschäftigten der Cobra Einheit erledigt.“ „Oh Gott….“ Flüsterte Kathrin wieder. „Wieso passiert das alles nur?“ fragte Selma ungläubig, wie gelähmt. „Das weiß niemand…“ sagte Hanasaki tonlos. Kathrin blickte noch einmal auf den Bildschirm des Laptops und sagte weinerlich: „Wir werden alle ster-!“ „Nein!“ unterbrach Selma sie wütend und zerrte sie wieder auf die Beine. „Sag so etwas nicht!“ Kathrin nickte halb in Trance und sie umarmten sich fest. „Ich hoffe, dass es alles gut ausgeht.“ Sagte Sonnental leise. Hanasaki sah sich um und erkannte auch die betroffene Stille an seinen Studenten. Sie waren wegen der Tanzstunden zu Lisenka gegangen – er mochte sich gar nicht vorstellen, was aus den anderen Studenten geworden war. Absalom war seit Stunden nicht mehr erreichbar. Alex saß wenige Meter entfernt und schien zu beten. „Ich wünschte, dass Beten etwas bringen würde…“ seufzte Hanasaki leise. „Das wird es!“ sagte Sonnental und drückte seine Hand: „Das wird es – ganz bestimmt!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)