Last Desire von Sky- (L x BB) ================================================================================ Prolog: Angeschossen -------------------- Es regnete in Strömen und der Regen begann sich langsam mit seinem Blut zu vermischen. Erschöpft war er zusammengebrochen, fühlte nichts außer der Kälte, bedingt durch den hohen Blutverlust und dem schneidenden Wind. Seltsamerweise spürte er aber keine Schmerzen, nur die Erschöpfung und Müdigkeit. Beyond wusste, was das für ihn bedeutete. Immerhin hatte er es unzählige Male bei seinen Opfern beobachtet, als er sie getötet hatte. Er lag in den letzten Zügen, wenn nicht ein Wunder geschah. Welch bittere Ironie. Er, der BB-Mörder und der Schrecken von Los Angeles würde sterben. Und dann noch durch die Hand eines anderen Serienmörders. Ja, das war wirklich die blanke Ironie. Irgendwie hatte er aber auch wirklich Pech gehabt, ausgerechnet Sam Leens über den Weg gelaufen zu sein. Sam, der ihm schon immer ein Rätsel gewesen war und den er als einzigen Menschen wirklich fürchtete. Ein Mal durch die Tatsache, dass dieser Mensch überhaupt keine Gefühle besaß und weil Beyonds Augenlicht bei ihm versagte. Und das war ihm nie passiert. Zwar war er fähig, seine Lebenszeit zu erkennen, nicht aber seinen Namen. Und das war absolut unmöglich. Er hatte versucht, diesen Sam zu durchschauen, von dem es rein gar nichts gab. Weder Emotionen, noch einen Namen oder überhaupt Geburtsurkunden und andere Dokumente. Insgeheim war er fasziniert von ihm gewesen. Eben weil er selbst vor Beyond Birthday seinen wahren Namen verbergen konnte. Denn „Sam Leens“ war nichts Weiteres als bloß ein Anagramm für „Nameless“, was „namenlos“ bedeutete. Beyond hatte ihn verfolgt und beobachtet. Und irgendwie hatte er wohl heute seine Deckung ein klein wenig vernachlässigt. Kein Wunder, immerhin war er sowieso schon etwas angeschlagen gewesen. Deshalb hatte er es nicht geschafft, diesen Kerl umzubringen, sondern nur schwer zu verletzen. Und auch er selbst war nicht ohne weiteres davongekommen. Dieser Sam hatte ihm wirklich übel mitgespielt. Drei Kugeln hatten ihn getroffen und es war ein Wunder gewesen, dass er überhaupt noch hatte laufen können. Aber im Grunde war seine Flucht ja auch nicht wirklich sinnvoll gewesen, wenn er so darüber nachdachte. Denn er würde hier sterben, so viel stand fest. Zumindest… wenn nicht schnell ein Wunder geschah. Ein Wunder? Pah, er brauchte kein Wunder. Er glaubte nicht daran, denn die Welt war zu grausam, als dass so etwas wirklich passieren könnte. Wunder waren nur irgendwelche Hirngespinste, die in den Köpfen von dummen und naiven Menschen zusammengesponnen wurden. Eine Illusion, ein Wunschdenken und weiter nichts. Der Regen tropfte von seinen Haarspitzen hinunter und er wischte sich den Regen aus seinen Augen. Dieser Mistkerl hatte ihn in der Schulter, in der Hüfte und am linken Bein erwischt und außerdem hatte er am rechten Oberarm einen Streifschuss abgekriegt. Gut zielen konnte der Bastard auf jeden Fall, das hatte der BB-Mörder mehr als deutlich zu spüren bekommen. Langsam begann alles um ihn herum zu verschwimmen, was aber vielleicht auch vom Regen herrühren konnte. So sollte sein Tod also aussehen: Niedergeschossen und verblutet bei strömenden Regen in einer schmutzigen Gasse. Was für ein Ende… Aber womöglich genau das Ende, was er eigentlich verdient hatte. Er starb, wie er gelebt hatte: als ein dreckiger Mörder. Er bereute seine Taten nicht, nicht eine davon. Denn dazu müsste er Mitleid mit seinen Opfern oder deren Angehörige haben, aber das war nicht der Fall. Dazu war er einfach viel zu verbittert und misanthropisch. Ja, er war ein Menschenhasser, das leugnete er auch nicht. Seit die anderen Kinder gespürt hatten, dass er anders war und ihn deswegen gemobbt und ausgeschlossen hatten, fühlte er nur Abneigung oder sogar Verachtung für diese scheußliche Teufelsschöpfung, die sich Homo Sapiens schimpfte. Er hasste die Menschen einfach für ihre Dummheit, ihre Ignoranz, ihre Voreingenommenheit und für ihre Grausamkeiten. Aber… er hatte nicht jeden gehasst. In diesem Moment musste er an A denken. Und als er ihn vor sich sah mit seinem warmherzigen Lächeln und seinem aufgeweckten Blick, da schnürte sich seine Brust zusammen und Tränen vermischten sich mit dem Regen. A… so also sahen seine letzten Gedanken aus. Eigentlich hätte er sich das ja denken können. Obwohl es zehn Jahre her war, tat es immer noch so weh. Er erinnerte sich an damals, als er ganz alleine war und die anderen Kinder ihm Schimpfnamen gaben, oder vor ihm wegrannten. Aber A war nicht so gewesen. Er hatte ihm die Hand gereicht und einfach gefragt „Wollen wir Freunde sein?“ Warum nur? Warum hast du dich damals umgebracht? Wieso nur hast du nicht mit mir geredet? Das alles war nur seine Schuld. Dieser verdammte L war an allem Schuld! Wenn er nicht gewesen wäre, dann wärst du damals nicht vom Dach in den Tod gesprungen. Tut mir Leid, dass ich es letzten Endes nicht geschafft habe, deinen Tod zu rächen. Bitte verzeih mir, dass ich L nicht getötet habe. Letzten Endes ist mein Leben doch nur ein einziger Scherbenhaufen. Ein Witz… eine Tragödie… ein einziger Fehlschlag… Langsam fielen seine Augen zu und er wurde sehr schläfrig. Diesen Zustand kannte er. Gleich würde er bewusstlos werden und wenig später hörte sein Herz auf zu schlagen. Aber wenigstens konnte er noch den Regen hören… Es beruhigte ihn so sehr und ließ ihn diese ganze Scheiße vergessen. Wenn er etwas wirklich liebte, dann war es das beruhigende Geräusch des Regens, durch den er seine ganzen Gedanken für kurze Zeit loslassen konnte. Plötzlich hörte er Schritte und der Regen um ihn herum schien zu stoppen. Mit letzter Kraft sah er auf, erkannte aber nichts mehr, als nur schattenhafte Konturen und Umrisse. Jemand hielt einen Regenschirm. Ihm wurde entsetzlich kalt, aber gleichzeitig fühlte sich sein Körper seltsam schwerelos und leicht an. Irgendjemand sprach zu ihm und er glaubte, diese Stimme schon mal gehört zu haben. Aber er verstand sie nicht und sie klang wie aus weiter Ferne. Und er hatte nicht einmal die Kraft, überhaupt noch etwas zu sagen. Seine Augen schlossen sich und er sank in eine erlösende Ohnmacht. Eine Ohnmacht, die hoffentlich den ebenso erlösenden Tod mit sich brachte. Wenigstens konnte er dann A in der Hölle wieder sehen und ihm sagen, dass ihm alles so unendlich Leid tat. Er hatte auf ganzer Linie versagt… Sein ganzes Leben, seine gesamte Existenz… … war nichts Weiteres, als ein einziger Fehler. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)