Nothing to lose von ChogaRamirez (Arkham Origins) ================================================================================ Kapitel 52: Edward, wenn ich es ihm nicht verboten hätte, wäre der Kerl längst mit einem verdammten Carepaket bei dir in Arkham aufgetaucht. -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Tausend Gedanken gehen mir durch den Kopf, als ich die Flucht auf eure Terrasse antrete. Ich wusste doch von Anfang an, dass es eine selten dämliche Idee ist, mich schon wieder auf dich einzulassen. Egal, wie angenehm es sich auch angefühlt hat, es ändert nichts an der Tatsache, dass die ganze Sache von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Und ich Vollidiot gebe dem Drängen meines Herzens, diesem miesen kleinen Verräter, auch noch nach. Klar tut es weh, dass ich nicht einfach das haben kann, was ich möchte, aber damit komme ich klar. Irgendwie. Ich muss einfach Alles, was auch nur entfernt mit Gefühlen zu tun hat, ganz weit auf Abstand halten und dann funktioniert das. Ziemlich abrupt werde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich plötzlich, nur wenige Schritte von der Hintertür entfernt, gegen etwas Nachgebendes stoße. Irritiert mache ich wieder einen Schritt zurück und hebe den Kopf, den ich bisher gesenkt gehalten habe. Verwirrt, sprachlos und irgendwo auch verängstigt sehe ich in dein grinsendes Gesicht und mit einem Schlag wird mir klar, dass du die ganze peinliche Szene mit angesehen hast. "Naaaaa?", frage ich und kann mir mein fröhliches Grinsen kaum verkneifen. Und da sag noch einer, ich wäre ein schlechter Kuppler. Was ich da gerade zwischen euch beiden angesehen habe, war überaus zufriedenstellend. Ein bisschen bedenklich ist es natürlich, dass ihr beiden scheinbar nur dann in Stimmung kommt, wenn ihr euch vorher anschreien könnt, aber sei's drum. Auf jeden Fall scheint zwischen euch nach wie vor noch etwas zu sein und das holt meine Hoffnungen, dass ihr und das Kind doch noch eine ganz normale Familie werden könnt, natürlich zurück. "Wieder vertragen?" Im ersten Moment bin ich absolut unfähig, irgendetwas zu erwidern. Was auch immer du gesehen hast, dein Grinsen verrät überdeutlich, dass es deine Hoffnung, dass Barbara und ich so etwas wie eine normale Beziehung führen können und sollen, bestärkt hat. Ich brauche einige Sekunden, ehe ich mich wieder weit genug unter Kontrolle habe, dass ich auf dich reagieren kann. "Ja ... - Nein ... - Ich ...", stammle ich und drückte mich gleichzeitig an dir vorbei, wobei ich tunlichst darauf achte, dir möglichst nicht zu nahe zu kommen. Kaum dass ich auch diese Herausforderung gemeistert habe, schnappe ich mir meine Zigarettenschachtel und rette mich in den Garten. Lächelnd verdrehe ich die Augen. Scheinbar fühlst du dich ein bisschen ertappt. Inzwischen habe ich mich allerdings daran gewöhnt, dass du und meine Tochter gelegentlich auf Tuchfühlung gehen. Das wird sich wohl nicht verhindern lassen, wenn ich will, dass ihr eine Familie werdet. Um dich nicht weiter zu bedrängen beschließe ich aber, das Thema für heute Abend ruhen zu lassen. Ich folge dir in den Garten und gehe an dir vorbei ins Gartenhäuschen, um einen Sack Holzkohle für unseren Grill zu holen. "Harvey hat sich zum Grillen eingeladen, weil er einen Blick auf »unser Sorgenkind«, wie er dich nennt, werfen will. Ich hab gesagt, es wäre in Ordnung, er lässt sich eh nicht abwimmeln." Ich schaffe den Sack auf die Terrasse und betrachte nachdenklich den Grill. "Barbara hat übrigens weise geschlossen, dass du Vegetarier bist, also will Harvey dir Käse für den Grill mitbringen. Und dein Grünzeug kann man da doch auch draufpacken, oder?" Fast lasse ich die Zigarette fallen, die ich mir mühsam und fahrig gerade angezündet habe. Okay, entweder hast du nicht so viel mitbekommen, wie ich denke, oder du willst einfach so tun, als wäre nichts gewesen. Seltsamerweise bin ich mir nicht sicher, welche von beiden Varianten die Bessere ist. "Harvey Bullock?", frage ich mit immer noch dünner Stimme und sehe dich reichlich schockiert an, wie du mit dem Sack Holzkohle herum hantierst. Grillen? Hier? Jetzt? Verwirrt blinzle ich ein paar Mal und vergesse fast die Zigarette in meiner Hand. Unsicher komme ich zu dir an die Terrasse und werde das blöde Gefühl nicht los, dass ich im falschen Film bin. "Ähm ... ja ...", murmle ich immer noch irritiert. "Ich bin Vegetarier, aber ..." Zerstreut mache ich eine wegwerfende Handbewegung und ziehe an der Zigarette, in der Hoffnung, einen klaren Gedanken fassen zu können. "Ich meine ... Wieso?" "Ebendieser", sage ich beiläufig, während ich den Sack aufschneide und das Grillrost herunter nehme. Ich lehne es gegen die Hauswand und schütte Kohle in den Grill. "Was wieso?" Verwirrt werfe ich dir einen Blick über die Schulter zu und stelle fest, dass du ein bisschen verloren wirkst. "Wieso er kommt oder wieso du Vegetarier bist?", versuche ich auszuhelfen. "Harvey ist der Meinung, dass sowohl du als auch ich mit einer schwangeren Barbara ziemlich viel Stress haben und dass jeder anständige Kerl einen Männerabend verdient." Ich zucke mit den Schultern. "Warum du freiwillig auf Steaks und Buletten verzichtest, kann ich dir allerdings nicht beantworten." Als genug Kohle im Grill ist, gieße ich etwas Grillanzünder darüber, den ich schon bereitgestellt habe, und ziehe mein eigenes Feuerzeug aus der Hosentasche. Ich zünde ein Stückchen Zeitungspapier an und werfe es in den Grill. "Ich meinte Harvey", erwidere ich leise und fühle mich total fehl am Platz. Es fühlt sich seltsam an, gerade jetzt mit dir diese Diskussion zu führen. Schon alleine das Wort »Männerabend« bewirkt, dass mir ein Schauer über den Rücken läuft. Du erwartest wirklich, dass ich mit dir und Harvey den ganzen Nachmittag und Abend rumsitze und flache Gespräche führe? Und meine Begeisterung für das Grillen ist ungefähr dort einzuordnen, wo auch Angeln rangiert. Aber mit einem Blick in dein Gesicht, was deutlich zeigt, wie toll du diese Idee findest, verkneife ich es mir, irgendwas Gegenteiliges zu sagen. "Ich bin kein Fan davon, etwas zu essen, was Augen hat", sage ich dann wahrheitsgemäß. "Und mit einem Mord will ich nichts zu tun haben." Fast hätte ich mir auf die Zunge gebissen, aber im letzten Moment kann ich mich von dieser verräterischen Reaktion abhalten. "Und ja, das Grünzeug ist für den Grill geeignet." Zögerlich komme ich noch ein Stück näher. "Dir ist aber hoffentlich klar, dass Harvey und ich ... nun ja ..." Ich zucke unschlüssig mit den Schultern. "Ich denke, er ist nicht gerade gut auf mich zu sprechen." Ich mache schon den Mund auf, um deine Abneigung gegen Fleisch zu kommentieren, zucke dann aber nur mit den Schultern. "Jedem das seine, schätze ich. Es stört dich doch nicht, wenn wir trotzdem Fleisch essen, oder? Ich glaube nämlich nicht, dass ich mit einer Möhre über die Runden kommen würde ... und Harv jagt dich sonst um den Grill." Überrascht runzle ich die Stirn, als du von Harvey sprichst. "Bitte?" Ich lache amüsiert auf. "Edward, wenn ich es ihm nicht verboten hätte, wäre der Kerl längst mit einem verdammten Carepaket bei dir in Arkham aufgetaucht. Harvey war genau wie ich von Anfang an mit dabei. Damals auf der Intensivstation. Und ... na ja. Das zweite Mal auf der Intensivstation. Er hat auch schon mit Barbara über alles gesprochen. Glaub's oder nicht, der Mann findet dich in Ordnung." Ich bin ehrlich erstaunt darüber, dass Harvey anscheinend mir gegenüber so positiv eingestellt ist, denn damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Als ich noch im GCPD gearbeitet habe, sind wir uns höchstens mal über den Weg gelaufen, wenn mal wieder einer der inkompetenten und korrupten Stümper, die sich Polizeibeamte nennen, ein Problem mit seinem Computer hatte. Dafür war ich immer gut genug gewesen. Und auch später, als ich die Chance zur Flucht genutzt habe, war ich nicht gerade die Freundlichkeit in Person. Verwirrt schüttle ich den Kopf. "Ich kapier's nicht ...", sage ich. "Harvey kennt mich doch so gut wie gar nicht, aber er wollte mich ernsthaft in Arkham besuchen kommen? Das ist mir zu hoch …" Kopfschüttelnd lasse ich mich auf die Bank sinken und sehe dir zu, wie du mit dem Grill hantierst. "Kann ich dir bei irgendwas helfen?", frage ich und deute auf den Grill. "Ich kannte dich auch so gut wie gar nicht und hab mich mit dir angefreundet." Ich zucke mit den Schultern. "Ich hatte einfach nur das Vorrecht, weil meine Tochter in dich verliebt ist. Harvey hing in deinem Fall ansonsten genauso drinnen wie ich und hat sich dieselben Sorgen gemacht." Ein Lächeln umspielt meine Lippen. "Also falls er sich gleich aufführt wie deine Mutter, sei nicht schockiert." Dein Hilfsangebot nehme ich an und schicke dich in die Küche, um dein Gemüse zu holen. Ich habe keine Ahnung, wie man das Zeug grillfertig macht. Gerade als du mit deinem Grünzeug wieder nach draußen kommst, biegt ein fröhlicher Harvey um die Hausecke, der eine eher leidend aussehende Barbara im Schlepptau hat. Er winkt mit einem Packen Grillfleisch. "Na, Harv? Wie geht's?", grüße ich und drücke ihm freundlich die Schulter. Barbara ringt sich ein Lächeln ab. Scheinbar ist sie immer noch etwas schüchtern, von den Geschehnissen in der Küche. Oder sie hat Angst, du könntest mit dem Besuch überfordert sein. Mit einem knappen und leicht verwirrten Kopfschütteln verkneife ich mir einen Kommentar bezüglich Harvey, dir und wie ihr euch mir gegenüber benehmt. Wenn Harv sich gleich aufführt wie meine Mutter, dann hast du dich die letzten Wochen eindeutig wie mein Vater benommen. Was irgendwie doppelt seltsam ist, wenn ich jetzt so darüber nachdenke. Als ich auf deinen Wink zurück in die Küche gehe, um das Gemüse zu holen und schon mal für den Grill vorzubereiten, bin ich sehr erleichtert, dass Barbara nirgendwo zu sehen ist. Allerdings habe ich das Gefühl, dass sie nicht weit weg ist und jeden Moment um die Ecke kommt. Ich sehe sie aber erst wieder, als ich mit einem Teller auf Grillspieße aufgespießtes Gemüse und zwei Tupperdosen mit geschnittenem Gemüse wieder auf die Terrasse komme. Denn genau in diesem Moment stiefelt Harvey mit einem breiten Grinsen um die Ecke, während Barbara eher unglücklich wirkt. "Hey Jim, altes Haus!", grüßt Harvey strahlend zurück und klopft dir auf den Rücken, ehe er sich dem Grillfleisch entledigt und es auf den Tisch packt. Er sieht mich einen Moment unschlüssig an und legt den versprochenen Grillkäse daneben, ehe er mir die Dosen abnimmt, sie ebenfalls auf den Tisch legt und mir dann ein wenig zu enthusiastisch einen Arm um die Schultern legt und mich drückt. "Na, Sportsfreund?" Anscheinend ist es noch nicht zu ihm durchgedrungen, dass ich nicht besonders viel davon halte, Körperkontakt mit anderen Personen herzustellen, weswegen ich dir einen leidenden Blick zuwerfe. Amüsiert lache ich auf, als Harvey dich so an sich heranzieht. "Lass den Jungen ganz, Harv", schmunzle ich, als ich deinen leidenden Blick bemerke. "Er ist nicht so ein robuster Kerl wie du." Neben mir schnaubt Barbara unfreundlich und stiefelt an uns vorbei zum Tisch, wo sie sich hinsetzt und mit missmutigem Blick ein Stückchen Paprika aus einer der Dosen nimmt. Sie kaut darauf herum, als würde sie dir damit irgendwas heimzahlen wollen und verschränkt die Arme vor der Brust. Ich verkneife mir ein Lachen. Sieht aus, als wäre die Gute beleidigt. Kaum, dass Harvey mich wieder losgelassen hat, rette ich mich zu dir an den Grill, während Harv versucht, Barbara in ein Gespräch zu verwickeln. Es sieht allerdings nicht so aus, als ob sie besonders viel Interesse daran hat, sich mit ihm zu unterhalten, weswegen Harvey es nach ein paar Minuten aufgibt und zu uns an den Grill kommt. "Was ist den der Kleinen für eine Laus über die Leber gelaufen?", fragt er, lässt dich aber gar nicht erst zu Wort kommen. "Ich kümmere mich dann mal um das Bier", verkündet er, als du gerade den Mund aufmachst, um zu antworten. Und damit verschwindet Harvey ins Haus und lässt uns reichlich verwirrt zurück. Auch Barbara zieht es dann vor, sich mit der Ausrede, dass sie noch ein bisschen lernen möchte und wir sie rufen sollen, wenn das Essen fertig ist, zurück. Auf mich wirkt es eher so, als ob sie die Flucht ergreift. Na ja, verdenken kann ich es ihr nicht, denn auch ich fühle mich nicht gerade wohl in meiner Haut. Und dieses Gefühl intensiviert sich, als Harvey wieder da ist und dieses Mal versucht, mit mir Konversation zu betreiben. Harvey gibt sich wirklich die größte Mühe, hier anständig für Stimmung zu sorgen. Allerdings muss ich gestehen, dass sowohl du als auch Barbara sich da ziemlich widerspenstig anstellen. Nachdem Babs abgehauen ist, bleiben nur noch wir drei zurück. Um dich ein bisschen zu entlasten, bitte ich Harv, schon mal drei Flaschen für uns zu öffnen. Er geht der Aufgabe ganz eifrig nach. "Entspann dich ein bisschen", flüstere ich dir zu, als er gerade mit dem Flaschenöffner beschäftigt ist. "Er versucht nur, die Stimmung zu lockern." Ich schenke dir ein schiefes Lächeln und versuche dann tatsächlich, mich zu entspannen. Allerdings ist das einfacher gesagt, als getan. Kaum, dass Harvey mit den Bierflaschen ankommt, nehme ich erst einmal ein paar Schlucke, ehe ich tief durchatme und mich dann auf das Gespräch mit ihm einlasse, während du schon mal anfängst, die Steaks auf den Grillrost zu packen. Eine gefühlte Ewigkeit später, als du fröhlich verkündest, dass das erste Fleisch gut durch ist und die Bierflaschen bereits leer sind, finde ich tatsächlich Gefallen daran, mit Harvey zu reden. "Geht einer von euch beiden mal Madame nach unten holen?" Harvey geht freiwillig. Wahrscheinlich will er Barbara ein bisschen ausquetschen, warum sie so bockig ist. Hoffentlich macht sie ihm nicht die Hölle heiß mit ihren Launen. Ich beginne, das Fleisch vom Grill zu nehmen und schenke dir dabei ein Lächeln. "Alles gut?", frage ich. Nachdem ich gestern nichts mitbekommen habe, sichere ich mich heute lieber doppelt ab, dass bei dir alles okay ist. "Könnte nicht besser sein ...", erwidere ich zögernd und schenke dir erneut ein schiefes Lächeln. "Es ist nur ... Na ja ..." Ich zucke knapp mit den Schultern. "Um ehrlich zu sein, fühle ich mich ein wenig unwohl hier zwischen euch ...", gebe ich dann zu und reiche dir einen der Teller, die Harvey und ich zuvor geholt haben. "Es fühlt sich irgendwie seltsam an ..." "Seltsam?" Stirnrunzelnd staple ich die Steaks auf den Teller und lasse mir von dir den Teller mit den Spießen geben, um einige davon auf den Grill zu legen. "Warum das denn?" Das letzte, was ich will, ist, dass du dich unwohl fühlst. "Woran liegt es Edward? Sind wir zu forsch? Oder weil Babs wieder so zickig ist? Das sind die Hormone, mach dir nichts draus." "Es ist generell die ganze Situation", sage ich und mache eine ausschweifende Handbewegung, die sowohl dich, den Garten und das Haus mit einschließt, ehe ich dir den Teller abnehme und auf den Tisch stelle. "Ich werde das Gefühl nicht los, dass ihr alle von mir erwartet, dass ich sofort hellauf begeistert davon bin, was ihr hier veranstaltet. Versteh mich jetzt nicht falsch, ich weiß durchaus zu schätzen, was ihr für mich tut, aber ich kapiere einfach nicht, warum ihr euch wegen mir so eine Mühe gebt." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)