Nothing to lose von ChogaRamirez (Arkham Origins) ================================================================================ Kapitel 65: Was ist mit der großen Klappe passiert? Den Provokationen? Wird ja richtig langweilig ohne das Alles. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das ist der Moment, in dem ich die Tasche wieder sinken lasse. Es wird spannend. "Du kennst den guten Jim ja inzwischen recht gut, was? Wo wir gerade von ihm reden, meine ich ..." Betont unschuldig schlendere ich zu dir und setze mich mit meinem Fürsorglicher-Doktor-Gesicht neben dich. "Liegt das an deinem Vater? Du bist doch sicher froh, dass du jetzt einen neuen Daddy hast, der dich ganz arg doll lieb hat, hm?" Ich mustere dich eingehend. Mir ist noch nicht ganz klar, was du hier provozieren willst. Ich werde dich sicher nicht küssen oder mich ausziehen, um dir hier irgendwas zu beweisen. "Dabei stehst du doch so auf jungfräuliche Schulmädchen", erinnere ich dich. Mein Grinsen verblasst nur minimal, während ich fast schon misstrauisch eine Augenbraue anhebe, als du dich neben mich setzt. Nur mit äußerster Selbstbeherrschung kann ich es verhindern, ein Stück zur Seite zu rücken. Aber ein kleiner Schauer läuft mir trotzdem über den Rücken. "Gordon ist ganz sicher nicht mein neuer Vater", erwidere ich mit deutlich mehr Ernst in der Stimme. "Aber wenn er sich dafür halten will, lasse ich ihn in dem Glauben." Betont desinteressiert zucke ich mit den Schultern und lasse zum wiederholten Mal die noch glühende Zigarette auf den hässlichen Teppich fallen, damit ein weiterer Brandfleck entsteht. "Es schadet ja nicht, sich mit dem Chef der Polizei gut zu stellen." Ich schlage lässig die Beine übereinander und drehe dir ein Stück den Oberkörper zu. "Tja, das liegt daran, dass ich im Gegensatz zu dir bei dieser Bevölkerungsgruppe Chancen habe. Aber ich könnte dir vielleicht ein paar Tipps geben, wie du auch mal zum Zug kommst." Ob du Gordon tatsächlich als Mittel zum Zweck siehst, kann ich nicht vollkommen beurteilen. Aber mein Gefühl sagt mir, dass da mehr dahinter steckt. Freiwillig zugeben würdest du das natürlich niemals. Aber wozu habe ich dich denn als neue Versuchsperson übernommen? Das wird sich alles noch finden. "Da hast du allerdings Recht." Ich nicke zustimmend. "Übrigens schadet es auch nicht, sich mit dem leitenden Psychiater gutzustellen. Aber das hast du leider nicht rechtzeitig kapiert. Schade, schade. Gut für mich." Ich zwinkere dir verheißungsvoll zu. "Oh, deine Tipps zu dieser Bevölkerungsgruppe kannst du stecken lassen. Meine pädophilen Anwandlungen halten sich stark in Grenzen. Ich persönlich bevorzuge Frauen, die nicht mehr mit Puppen spielen." Als du wie beiläufig erwähnst, dass ich mich lieber rechtzeitig mit dir gutgestellt hätte, erstirbt mein selbstsicheres Grinsen schneller, als ich etwas dagegen unternehmen kann. Mit einem Schlag ist sie wieder da, die bis eben erfolgreich verdrängte Erinnerung an das, was in deinem Büro geschehen ist. Ich muss richtig mit mir kämpfen, um wieder ein Grinsen auf meine Lippen zu packen, auch wenn es jetzt deutlich unsicherer ist. Diese Andeutung und dein Zwinkern gefallen mir nicht. Ganz und gar nicht. Es war der wenig dezente Hinweis, dass ich ab jetzt richtig aufpassen muss, was ich sage und tue, um nicht wieder dein Versuchskaninchen zu werden. "Der Joker", sage ich unvermittelt um meine Unsicherheit zu überspielen und um das Thema zu wechseln. "Willst du ihn nun haben oder nicht?" Bevor ich dir auf deinen billigen Versuch, dich wieder einzuschleimen, antworte, lache ich erst einmal laut und schallend. "Schon besser, Edward. Viel besser, um genau zu sein." Es fühlt sich herrlich an, am längeren Hebel zu sitzen. Vor allem weil man dir anmerkt, wir sehr dir das auf den Senkel geht. "Ja, ich hätte ihn gerne. Gratis und mit einer hübschen Schleife auf dem Kopf, hier auf meiner Liege. Wenn du das also bitte einrichten würdest." Unwillkürlich zucke ich sichtbar zusammen, als du plötzlich zu lachen anfängst. Mit zusammengebissenen Zähnen und zugekniffenen Augen wende ich den Kopf von dir ab. Diese ganze Situation ist furchtbar demütigend für mich und ich bin mir sicher, dass dir das mehr als bewusst ist. Es fällt mir gerade unsagbar schwer, hier sitzen zu bleiben und nicht aufzuspringen, um so viel Raum wie möglich zwischen uns zu bringen. Ich hasse dich. Ich hasse dich so sehr, dass es mir fast schon körperliche Schmerzen bereitet, dass du genau weißt, dass ich in solchen Momenten absolut nichts gegen dich ausrichten kann. Und ich fühle mich erniedrigt. Verletzlich. Fast genauso wie damals bei meinem Vater. Ich schlucke schwer und öffne langsam wieder die Augen, nur um festzustellen, dass meine Hände zittern. Um das vor dir zu verbergen, schiebe ich sie in die Hosentaschen und starre die Wand an. "Meine Informationen sind nicht umsonst ...", murmle ich bei Weitem nicht so selbstsicher, wie ich es gerne hätte und am liebsten würde ich mir dafür eine kräftige Ohrfeige geben. Gott, wie sehr ich es hasse, dass du genau weißt, welche Worte du beiläufig fallen lassen musst, um mich genau dorthin zu manövrieren, wo du mich gern hättest. Grandios. Wunderbar, wie leicht du dich heute in die Knie zwingen lässt. Vor unserem kleinen Stelldichein in meinem Büro hättest du mir noch stundenlang kontra bieten können. Aber scheinbar habe ich mit nur einer Sitzung anständig Eindruck bei dir hinterlassen. Du hast Angst davor, den Bogen mit mir zu überspannen. Gut ... "Ich weiß." Beiläufig zucke ich mit den Schultern und erhebe mich. "Glücklicherweise weiß ich aber auch, dass ich dich nicht mehr um Informationen bitten muss. Wir haben immerhin einen hübschen Weg gefunden, wie die Worte förmlich aus dir heraus sprudeln." Grinsend nehme ich wieder die Tasche auf und deute auf den unordentlichen Haufen Anstaltskleidung. "Denk doch mal drüber nach, während du dich umziehst. Und Edward ..." Ich sehe dich eindringlich an. "Keine Spielchen mehr. Dann konnten wir beide uns eventuell vertragen." Schweigend lausche ich deinen Worten und wie du darauf hin grinsend den Raum verlässt. Ich hasse dieses Wissen, dass du recht hast. Du bist wirklich nicht auf meine Kooperation angewiesen, um Informationen von mir zu bekommen. Fast noch schlimmer ist es, dass du genau weißt, dass ich das weiß. Du hast es mir ja eindrucksvoll demonstriert. Auch wenn es mir widerstrebt, habe ich gar keine andere Wahl, als mich zu fügen. Mit immer noch zitternden Fingern leiste ich deiner Aufforderung folge und tausche meine Kleidung gegen die Sachen der Anstalt. Ich glaube, ich habe mich noch nie so mit dem Umziehen beeilt wie jetzt, denn schließlich kannst du jederzeit wieder reinkommen. Als du dann ein paar Minuten später wieder auftauchst, habe ich mich zum Glück wieder ein wenig gefangen. Ich bin zwar noch lange nicht wieder so selbstsicher, wie es mir lieb wäre, aber wenigstens hat das Zittern aufgehört. "Du kannst den Joker bekommen. Aber nicht ohne Gegenleistung", sage ich und versuche den Anschein zu erwecken, dass ich keine Angst vor möglichen Repressalien von dir habe. Als ich wieder zurück komme stelle ich zufrieden fest, dass du meiner Anweisung Folge geleistet und dich umgezogen hast. Scheinbar hast du beschlossen, erst einmal brav zu sein. Gut. Wenn auch ein bisschen schade. Die Diskussionen werden mir wahrscheinlich sogar fehlen. "Da ich heute meinen sozialen Tag habe, werde ich darüber nachdenken", entgegne ich gönnerhaft. Du kannst ruhig wissen, dass es ein großzügiges Geschenk ist, wenn du von mir irgendetwas bekommst. Im Moment bin ich in der Position, mir die Informationen, die ich will, auch zu nehmen. "Dann werde ich dich mal in deine Zelle begleiten. Die Sachen kannst du hier lassen. Und die Zigaretten auch. Die bekommst du wieder, wenn du dich gut benimmst." Bei der Erwähnung der Zigaretten werfe ich der Schachtel, die auf dem Stapel Kleidung liegt, einen kurzen Blick zu. Es ist zwar irgendwie komisch, aber es macht mir gerade nicht mal etwas aus, dir meine Kippen zu überlassen. Ich verspüre momentan nicht das geringste Bedürfnis nach einer Zigarette. Sicher wird das morgen schon wieder anders sein, trotzdem nicke ich knapp und folge dir schließlich zurück zu meiner Zelle. Dort warten schon zwei Sicherheitskräfte, die mich auf dein Signal hin dazu zwingen, mich mit den Händen an der Wand abzustützen, damit sie mich wirklich gründlich abtasten können. Gezwungenermaßen muss ich das über mich ergehen lassen, auch wenn sich alles in mir dagegen sträubt. Mit einem "Er ist sauber" rücken sie schließlich wieder von mir ab. Ich nicke den Wachen zu, als Zeichen, dass sie verschwinden können. Den Beiden scheint es nicht zu gefallen, dass ich sie nicht dabei haben will. Aber das Folgende möchte ich doch lieber in trauter Zweisamkeit mit dir erleben. Beschwingt öffne ich die Tür deiner Zelle und halte sie dir grinsend auf. "Nach Ihnen, der Herr", sage ich mit einer einladenden Handbewegung. Meine Laune wird wirklich jede Sekunde besser, zumal sich jetzt auch noch Vorfreude dazu mischt. Am liebsten würde ich mir aufgeregt die Hände reiben. "Ich hoffe, es ist Alles zu deiner Zufriedenheit." Auf den ersten Blick sieht meine Zelle noch genauso aus, wie ich sie verlassen habe. Die Bücher, die mein Anwalt regelmäßig mitbringt und die ich erstaunlicherweise sogar behalten durfte, stehen noch in Reih und Glied. Alles wirkt unauffällig, trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass hier etwas nicht stimmt. Dein fast raubtierhaftes Lächeln verstärkt meinen Eindruck. Ich traue dir auf jeden Fall zu, dass du in meiner Abwesenheit hier Alles auf den Kopf gestellt hast. Aber noch habe ich kein Indiz dafür gefunden, dass du es wirklich getan hast. "Du hast es dir ja schon sehr gemütlich hier gemacht", plaudere ich los, während ich die Tür hinter dir schließe. Noch ist nicht abzusehen, wie du reagieren wirst. Und für alle Fälle ist es wohl besser, auf der anderen Seite der Zelle zu stehen. "Mir gefällt dein Literaturgeschmack." Lässig lehne ich mich mit einer Schulter gegen die Tür. "Shakespeare zählt zu meinen liebsten Autoren, musst du wissen." Das ungute und flaue Gefühl in meinem Magen wird stärker, als mein Blick von dir zu den Büchern hinüber flackert und dann wieder zu dir zurück. Der Blick, mit dem du mich ansiehst, gefällt mir nicht, denn er verheißt mit Sicherheit nichts Gutes. "Shakespeare hat ein paar gute Stücke geschrieben ...", erwidere ich unsicher. Du wirst doch wohl nicht ...? Mein Blick huscht wieder zu den Büchern und bleibt einen Moment am Buchrücken von Hamlet kleben. Meine Hände fangen wieder leicht an zu zittern. "Oh, das hat er tatsächlich", erwidere ich in selben unverfänglichen Tonfall. Das verschmitzte Grinsen auf meinen Lippen wird immer breiter. "Sie sind so vielseitig und voller Überraschungen. Ich vage zu behaupten, jedes Mal, wenn man eines dieser Bücher aufschlägt, entdeckt man etwas Neues." Deine Worte fühlen sich an wie ein Schlag in die Magengrube. So unverfänglich sie auch klingen, sie verdeutlichen mir, dass du geschnüffelt hast. Und dass du es gefunden hast. Bei dieser sehr unheilvollen Erkenntnis spüre ich, wie ich blass werde. Der Drang, sofort zu den Büchern zu stürzen, ist so stark, dass ich ihn nur sehr mühsam unterdrücken kann. Wenn ich das jetzt mache, würde ich dir nur bestätigen, dass du einen wunden Punkt getroffen hast. Und diese Genugtuung darf ich dir nicht geben. Du hast schon auch so schon genug gegen mich in der Hand. Dir ist anzusehen, dass meine Worte gesessen haben, auch wenn du es nicht zeigen willst. Betont unschuldig lasse ich eine Hand in die Innentasche meines Kittels wandern. Ich mache extra langsam, um den Blick auszukosten, mit dem du mich ansiehst. "Und manchmal ... da findet man sogar etwas, das sicher nicht von Shakespeare ist." Ich ziehe das Bild hervor, das ich inzwischen schon zu genüge betrachtet habe, und tue so, als würde ich es eingehend studieren. Man erkennt noch nicht viel, immerhin ist Gordons Kleine noch am Anfang der Schwangerschaft. Aber es reicht aus, um zu erkennen, dass sie definitiv die Wahrheit gesagt hat. Als du betont langsam in deinen Kittel greifst und das Bild heraus holst, zieht es mir endgültig den Boden unter den Füßen weg. Das Bedürfnis, mich hinzusetzen, ist stark, doch ich kann es im letzten Moment vermeiden, dir dieses Zeichen der Schwäche zu zeigen. Stattdessen stolpere ich zurück und lehne mich an die Wand. Zwar ist das auch nicht viel besser, aber hoffentlich nicht ganz so verfänglich. Ich kann dich in diesem Moment nur sprachlos anstarren, obwohl ich gern sagen würde, dass ich das Bild wieder haben will. Aber mir ist mit einem Schlag klar, dass du es als Druckmittel einsetzen willst und es vollkommen egal ist, was ich dazu sage. Und dass du jedes Wort, was ich sage, gegen mich verwenden wirst. Feixend schiele ich von dem Bild nach oben und mustere dich, wie du zur Wand zurückweichst. "Willst du mir jetzt weiter vorlügen, dass dich die ganze Sache nicht interessiert?", frage ich amüsiert. "Mir erzählen, dass das hier nur ein ausgefallenes Lesezeichen ist? Oder ... reden wir gleich mal Klartext." Mit einem gespielt freundlichen Lächeln lasse ich die Hand sinken und sehe dich direkt an. "Du bekommst das hier wieder, sobald ich den Clown auf meiner Couch habe." Ich habe bis zu diesem Moment nie gedacht, dass ich wirklich mal in eine Situation komme, in der ich so offensichtlich erpressbar bin. Aber genau das bin ich gerade. Und weil du das ganz genau weißt, nutzt du es natürlich gnadenlos aus. Und du weißt auch, dass ich durch dieses Ultraschallbild, was ich hüte wie einen Schatz, seitdem ich es habe, verwundbar bin. Dir ist deutlich anzusehen, dass du es genießt, am längeren Hebel zu sitzen. Mir bleibt ganz offensichtlich keine andere Wahl, als auf diesen Deal einzugeben, weswegen ich zögerlich nicke. Wohl fühle ich mich dabei nicht, aber wenn ich dieses Bild wieder haben will, muss ich es tun. Ein leises Lachen entweicht mir. "So sprachlos, Edward?" Triumphierend lasse ich das Ultraschallbild in dieselbe Tasche wandern wie den Umschlag mit dem Geld. "Was ist mit der großen Klappe passiert? Den Provokationen? Wird ja richtig langweilig ohne das Alles." Ich senke kurz den Kopf, schließe für einen Moment die Augen und atme tief durch. Als ich dich wieder ansehe, bin ich zwar noch kein Bisschen selbstsicherer als zuvor, aber das ist mir sogar gerade egal. "Glückwunsch ...", sage ich leise und schüttle andeutungsweise den Kopf. "Du hast mich in der Hand. Aber irgendwann werde ich dir das heimzahlen ..." Der mörderische Blick, mit dem du mich betrachtest, ist köstlich. "Das, mein lieber Edward, werden wir noch sehen", zische ich dir zu, dann mache ich auf dem Absatz kehrt und stapfe erhobenen Hauptes davon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)