Nothing to lose von ChogaRamirez (Arkham Origins) ================================================================================ Kapitel 17: Du bist Edwards Psychiater, wenn ich mich also an Jemanden wenden kann, dann ja wohl an dich. --------------------------------------------------------------------------------------------------------- Als ich wieder vor der Tür meines Büros stehe, zwinge ich mich dazu, einen möglichst mitfühlenden Gesichtsausdruck aufzulegen, auch wenn mir eigentlich mehr nach einem gehässigen Grinsen zumute ist. Es wird jetzt sicherlich sehr interessant werden, dir mitzuteilen, dass der gute Edward nicht mit dir reden will. Vielleicht bekomme ich so noch ein paar Informationen, was du eigentlich von ihm willst. Nachdem ich tief durchgeatmet habe, betrete ich mein Büro und sofort schnellt dein Kopf hoch und du siehst mich fragend an. Wirklich sehr interessant, dass du so begierig darauf bist, ihn wieder zu sehen. Mit einem entschuldigenden Lächeln gehe ich um meinen Schreibtisch und lasse mich auf meinem Sessel nieder, ehe ich dich wieder ansehe. "Tut mir Leid, Miss Gordon, aber er möchte Sie nicht sehen." Ich hole bereit Luft, um meinen Protest kundzutun, aber die Worte kommen nicht heraus. Es ist ja nicht deine Schuld. Alles Edwards Entscheidung. "Das ... das ist schade", presse ich traurig hervor und räuspere mich, weil meine Stimme belegt klingt. "Aber trotzdem danke." Gott, was mache ich denn jetzt? Es sein lassen und Eddie niemals erfahren lassen, dass er Vater wird? Es hartnäckig weiter versuchen? Keine der Optionen gefällt mir ... Ich sehe dich mitfühlend mit einem leichten Lächeln an. Anscheinend geht es dir wirklich nahe, dass dieser hoffnungslose Fall kein Interesse an dir hat. Obwohl ... So richtig sagen, dass er kein Interesse hat, kann man auch nicht. Irgendwas ist da, und das werde ich sicherlich demnächst aus ihm heraus kitzeln. "Aber ich soll Ihnen etwas ausrichten", sage ich und mache eine kurze Pause, als du mich tatsächlich hoffnungsvoll ansiehst. Ja, da läuft garantiert mehr, als dass er nur mit dir im Bett war. Ich würde sogar fast sagen, dass du verliebt bist. "Die kleine Klette soll ihn gefälligst ihn Ruhe lassen", sage ich in der Gewissheit, dass du jetzt entweder anfängst zu heulen oder ausrastet. Beide Varianten sind sehr reizvoll. "Seine Worte, nicht meine", füge ich entschuldigend hinzu und bin innerlich am grinsen. Alle meine Hoffnungen werden jäh zerstört, als du mir Edwards Worte ausrichtest. "Ja, so etwas sieht ihm ähnlich", flüstere ich, wische mir eine Träne aus dem Augenwinkel und lege die andere Hand auf meinem Bauch ab. Edward würde von diesem Kind doch gar nichts wissen wollen. "Wahrscheinlich ist es besser so", würge ich hervor und komme mit dem wegwischen gar nicht hinterher, weil die Tränen mir in beeindruckendem Tempo in den Schoß tropfen. "Er hätte sowieso nichts davon wissen wollen ..." Äußerst interessiert beobachte ich deine Reaktion und meine Augen bekommen einen verschlagenen und wissenden Ausdruck. Wenn ich mir deine Körperhaltung so ansehe, könnte man ja fast meinen, dass ... Nein, dass kann doch nicht sein?! Jetzt sag nicht, dass du es nicht nur geschafft hast, mit einem Freak im Bett zu landen, sondern sich auch noch von ihm schwängern zu lassen? Na, das sich ja mal sehr faszinierende Neuigkeiten! Augenblicklich mache ich mir meine entsprechende Notiz in der Akte und reiche dir ein Taschentuch über den Tisch. Ich bin sogar fast versucht, aufzustehen und dir mitfühlend die Hand zu tätscheln. "Miss Gordon ...", sage ich langsam, nehme mir dir Brille ab und lege sie neben mich auf den Schreibtisch. "Würden Sie mir verraten, um was es genau geht? Vielleicht kann ich ja zwischen Ihnen und Edward ein wenig vermitteln." Mit einem leisen Schniefen blinzle ich dich an und tupfe mir die Tränen von den Wangen. Nicht, dass das irgendwas bringen würde, solange immer noch Nachschub kommt. "Das würden Sie tun?", frage ich hoffnungsvoll. Ja, warum eigentlich nicht? Du bist Edwards Psychiater, wenn ich mich also an Jemanden wenden kann, dann ja wohl an dich. Ich rutsche auf dem Stuhl weiter nach vorn und beuge mich näher zu dir. "Aber Sie müssen mir versprechen, dass davon Niemand sonst erfährt, in Ordnung?" Die Hand, die auf meinem Bauch liegt, beginnt, kleine Kreise zu malen, als müsse ich das Kind beruhigen und nicht mich selbst. "Ich bin schwanger, Dr. Crane", verkünde ich ernst. "Und bevor Sie fragen - ja, ich bin sicher, dass Edward der Vater ist." "Oh, keine Sorge", sage ich mit einem leichten Lächeln und einem verschlagenen Funkeln in den Augen. "Solange es Edward betrifft, stehe ich unter ärztlicher Schweigepflicht. Da müssen Sie sich absolut keine Sorgen machen." Mit dem gezückten Stift höre ich dir aufmerksam zu, und mache mir entsprechende Notizen. Ein leichtes Nicken begleitet meine Gedankengänge. Hier tun sich ja richtige Abgründe auf. Damit werden die nächsten Therapiesitzungen auf jeden Fall sehr unterhaltsam – für mich. "Verstehe …", murmle ich leise, während ich immer noch schreibe. Dann sehe ich auf und bedenke dich mit einem ernsten Blick. "Anscheinend macht Ihnen diese schwierige Situation zu schaffen. Der Vater Ihres Kindes hat ernste psychische Probleme und momentan sehe ich nicht viel Land am Horizont, um ehrlich zu sein." Ich mache eine kurze Pause und fahre dann mit meinem typischen Psychiater-Tonfall fort. "Verstehen Sie mich nicht falsch, Miss Gordon. Aber Sie, als Tochter des Polizeichefs, und ein Krimineller …" Ein wenig tadelnd schüttle ich andeutungsweise den Kopf. Natürlich musst du nicht wissen, dass ich meine sorgsam ausgesuchten Worte mit voller Absicht übertreibe. So verrückt, wie ich ihn gerade darstelle, ist Edward gar nicht. Zumindest nicht verrückter als ich selber. Aber wenn ich dir so unter dem Mantel der Verschwiegenheit noch weitere Informationen entlocken kann, spiele ich gerne mit gezinkten Karten. Beschämt senke ich bei deinen Worten den Blick. Eigentlich mache ich mir schon selbst genug Vorwürfe - ganz zu schweigen von Bruce' tadelnden Worten und dem, was durch Dad noch auf mich zukommt. Dass du mir jetzt auch noch mit der moralischen Keule kommst, macht mich sogar ein bisschen wütend. Obwohl ich natürlich weiß, wie Recht du hast. "Glauben Sie mir, ich weiß sehr wohl, wie dumm das von mir war. Ich habe die Beziehung ja auch beendet." Seufzend zucke ich mit den Schultern. "Aber die Schwangerschaft ändert natürlich Alles. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Edward von der Sache zu erzählen wäre vielleicht falsch in seinem Zustand ..." Ich schniefe leise. Durch deine Worte male ich mir das Schlimmste aus. Wie geht es Edward, seit unserer letzten Begegnung? Und wie viel davon habe ich zu verschulden? Bei der Erwähnung, dass du es warst, die diese Beziehung beendet hat, blitzt es kurz in meinen Augen auf. Wenn ich jetzt noch Edwards Verhalten in meine Überlegungen miteinbeziehe, formt sich langsam ein klares Bild. Er schien dieser Beziehung nicht gänzlich abgeneigt gewesen zu sein, weswegen es ihn anscheinend ziemlich tief getroffen hat, dass du die Sache beendet hast. Mit einem dünnen Lächeln notiere ich mir das in der Akte. Die nächsten Sitzungen werden auf jeden Fall sehr amüsant. Was ich hier für Informationen bekomme, ist kaum noch zu toppen. Wer hätte gestern noch gedacht, dass ausgerechnet du mir so perfekt die richtigen Karten in die Hand spielst. "Wenn Sie es selbst wissen, dann ist das für Sie wohl schon Strafe genug", sage ich mit mitfühlender Stimme. "Momentan würde ich davon absehen, ihm etwas über Ihre Situation mitzuteilen." Ich mache eine Pause, als mir eine Idee kommt. Es könnte sehr interessant werden, wenn Edward deswegen wieder ausrastet. "Aber wissen Sie was? Vielleicht geht es ihm in ein oder zwei Wochen wieder besser und Sie können es ihm sagen. Es sei denn, Sie wollen lieber einen Brief schrieben?" Über den Tisch hinweg werfe ich dir ein dünnes Lächeln zu. Du bist so freundlich zu mir, auch wenn es nur aus Mitleid ist. Wenn ich nicht so ein elendes Bild abgeben würde, dann würdest du wahrscheinlich strenger mit mir sein. "Ich möchte es ihm lieber persönlich sagen", entscheide ich. Zwar klingt es verlockend, mich mit einem Brief aus der Affäre zu ziehen, aber Edward verdient einen anderen Umgang. Womöglich würde es ihn aufregen, wenn er nicht mehr als ein Blatt Papier bekommt. "Danke, Dr. Crane. Ich weiß zu schätzen, dass Sie mir helfen wollen." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)